Zum Inhalt der Seite

Suddenly

Plötzlich sehe ich dich mit anderen Augen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Vorbereitung - Thalia

Kurz nachdem Peeta zurück zu Finnick gegangen ist, stehe ich leise auf und tu so als ob ich für kleine Mädchen müsste. Anschließend gesell ich mich zu den beiden und setze mich neben sie in den Sand.

„Du solltest schlafen“, meint Finnick.

„Kann ich genauso wenig wie du“, entgegne ich.

Fragend schaut er mich an.

„Ich muss doch darauf achten, dass du keine Dummheiten machst“, erkläre ich mich.

Seufzend schüttelt Finnick daraufhin seinen Kopf, steht auf, setzt sich ein paar Meter von uns entfernt wieder hin und schaut starr aufs Wasser. Ignoriert mich somit völlig. Macht klar, dass er möchte, dass ich mich wieder aufs Ohr lege.

„Hab ich irgendetwas falsch gemacht?“, frage ich dennoch Peeta.

Gutmütig lächelnd schüttelt er seinen Kopf. „Nein, er macht sich glaub ich nur sorgen um dich.“

„Muss er doch nicht. Ich bin alt genug, um für mich und meinen kleinen Bruder zu sorgen“, entgegne ich leicht entrüstet.

Daraufhin zuckt Peeta nur mit den Schultern. „Ich vermute es auch nur, wissen kann ich es nicht. Bin schließlich nicht Finnick! Kennen tu ich ihn ja auch kaum oder eher gar nicht?“

Auf meiner Unterlippe nagend wende ich meinen Blick von dem Blondschopf neben mir ab und lass ihn rüber zu Finnick wandern, der gedankenverloren mit seinem Finger im Sand malt.

Entschlossen stehe ich auf und gehe rüber zu ihm.

„Wenn ich verspreche, dass ich schlafe, darf ich dann wenigstens bei dir sein?“, frage ich schüchtern und schaue überall hin nur nicht ihm ins Gesicht.

Noch immer sind mir meine Gedanken von heute tagsüber gut im Gedächtnis geblieben. Auch jetzt noch habe ich ähnliche Gedanken. Obwohl ich seinen Momentanen Anblick genieße und nicht genug von seiner Nähe bekomme, möchte ich auf der anderen Seite gleichzeitig wieder zurück zu Luka und wäre am liebsten gar nicht erst aufgewacht.

„Warum?“, fragt Finnick nach einiger Zeit.

„Weil… weil… Weil ich mir so sicher sein kann, dass du immer noch da bist, wenn ich aufwache“, antworte ich stotternd und bin extrem stolz auf mich, dass ich überhaupt eine einigermaßen glaubwürdige Erklärung für die Suche nach seiner Nähe habe.

Warum muss ich mich jetzt eigentlich ihm gegenüber rechtfertigen, damit ich mein Gewissen beruhigen kann? Sonst konnte ich doch auch kuscheln mit ihm wann und wo ich wollte.

„Na dann komm schon her!“, sagt Finnick und breitet seine Arme einladend aus.

Dankbar lächelnd begebe ich mich in seine Arme und schmiege mich an seinen warmen starken Körper. Genießerisch schließe ich die Augen und atme seinen Duft ein.

„Gut Wache, Fin“, nuschel ich gegen seine Brust und bin schon bald darauf in seiner beschützenden und starken Umarmung eingeschlafen.

Ab jetzt kann er theoretisch mit mir machen, was er will, denn bei Finnick kann ich schlafen wie ein Stein, ohne dass ich von irgendetwas so leicht geweckt werden könnte.

Das war schon immer so. Warum, das weiß nur der Geier.
 

Als ich das nächste Mal aufwache steht die Sonne wieder am Himmel. Noch immer liege ich in Finnicks Armen, doch jetzt mehr in einer Haltung, die normalerweise ein Baby in den Armen seiner Mutter hat.

„Morgen“, begrüße ich ihn und richte mich auf. Während ich mich gähnend strecke begrüße ich auch Peeta.

Kurz nachdem ich aufgewacht bin, wachen nach einander die anderen auf.

Als Luka mich und Finnick so dicht beisammensitzen sieht schaut er uns kurz böse an, bevor er den Blick abwendet.

Fragend schaue ich zu Finnick rüber, der nur ratlos mit den Achseln zuckt.

Na toll! Selbst ein Mann versteht einen anderen Mann anscheinend nicht immer. Aber wir Frauen sollen sie immer verstehen. Ungerecht!

„Schaut mal!“, sagt Liam da leise und deutet auf etwas rundes, dass langsam von oben zu uns runter gesegelt kommt.

Wenn ich die Augen zusammenkneife erkenne ich, dass es sich bei dem Ding da am Himmel um einen Fallschirm und keine neue Gemeinheit der Spielmacher handelt.

Neugierig darauf, was wir dieses Mal geschickt bekommen steht ein Teil von uns auf. Im Näherkommen erkennt man, dass es sich wieder um eckige Brötchen handelt.

Als der Fallschirm gelandet ist, beginne ich damit die Anzahl der Brötchen zu zählen.

Exakt die gleiche Anzahl wie gestern. Somit haben wir insgesamt 30 Stück.

Diesmal nimmt sich jeder drei. Bleiben also nur noch drei übrig für den, der morgen noch lebt.

Wie lange können wir das Bündnis eigentlich noch aufrechterhalten, ohne, dass es verdächtig wirkt?

Neben Distrikt 2 leben nur noch wir neun sowie Chaff und Cole. Hoffentlich bringen die sechs sich jetzt nicht schon gegenseitig um, denn dann hätten wir ein Problem. Wie sollten wir dann unseren Plan aus der Arena zu fliehen unauffällig nur durchführen.

Ich hoffe wirklich, dass wir aus der Arena fliehen können, bevor die Tribute aus Distrikt 2 tot sind.

Nachdem Essen stehen Katniss und Peeta mit den Worten „Komm, ich bring dir Schwimmen bei, Peeta“ auf.

Während Finnick zusammen mit Luka aus Ranken neue Netze knüpft, Beetee mit seinem Draht spielt und Liam Aaron massiert beobachten Johanna und ich die beiden im Wasser.

Aus einem unbestimmten Grund traue ich ihnen nicht. Sie haben irgendetwas vor.

Aber was auch immer… Sie sind doch wohl nicht so blöd und wollen etwa jetzt, wo noch neben uns Cole, Chaff und Brutus und Co, dann auf sie jagt machen könnten. Nein so dumm sind die beiden nicht. Wären sie es, hätten sie niemals die 74. Hungerspiele gewonnen.

Seelenruhig stehe ich auf und schlendere rüber zu Johanna, die genau wie ich die beiden beobachtet.

„Was meinst du, wollen sie sich jetzt schon abseilen oder warten sie noch, bis Distrikt 2 beseitigt ist?“, frage ich die Kurzhaarige leise.

„Sie wären dumm, wenn sie es jetzt schon täten. Drei gegnerische Gruppen, das können sie niemals überleben. Wäre aber Glück für uns, wenn sie dann Brutus und Co in die Arme laufen“, antwortet sie und ich nicke zum Schein zustimmend.

Nein, das wäre die Katastrophe schlechthin. Schließlich machen wir ja den ganzen Scheiß nur wegen den beiden. Naja eigentlich für Katniss, den Spotttölpel.

„Komm lass uns mal schauen, ob wir uns noch irgendwie nützlich machen können“, schlägt nach einigen Minuten des stillen Beobachtens von den Distrikt 12 Tributen, Johanna vor.

„Ja, hast recht. Wenn sie meinen abhauen zu müssen sollen sie es tun. Dann müssen sie aber auch mit den Folgen leben können“, gehe ich mit eiskalter Stimme auf ihren Vorschlag ein.

Gott kann ich gnadenlos klingen.

Gemeinsam wenden wir uns vom Wasser ab und gehen zu den anderen. Von denen werden wir mit frischen Körben in den Wald zum Wasser zapfen geschickt.

Erst nachdem Finnick zu ins kommt und uns mitteilt, dass Beetee einen Plan für eine Falle gegen Distrikt 2 hat, hören wir auf mit dem Zapfen.

Gespannt hören wir uns dann an, was Beetee ausgeheckt hat. Erst einmal scheut Beetee uns ein Stück zurück und zeichnet dann rasch einen Kreis in den Sand und unterteilt ihn in zwölf Segmente. Also die Arena grob aufgezeichnet. „Wenn ihr Brutus, Enobaria, Suri und Kob wärt und nun über den Dschungel Bescheid wüsstet, wo würdet ihr euch am sichersten fühlen?“, fragt er uns.

„Wo wir sind, am Strand“, antwortet Peeta. „Das ist der sicherste Ort.“

Luka neben mir nickt zustimmend.

„Und warum sind sie dann nicht am Strand?“, fragt Beetee.

„Weil wir hier sind“, sagt Johanna ungeduldig.

„Exakt. Wir sind hier und beanspruchen den Strand für uns. Und wo würdet ihr dann hingehen?“, fragt Beetee.

Kurz denken wir alle nach, wo sie sich noch verstecken könnten.

„Ich würde mich am Rand des Dschungels verstecken. Dann könnte ich fliehen, wenn eine Attacke kommt. Und ich könnte uns ausspionieren“, antwortet schließlich Liam über die Schulter von Aaron hinweg.

„Auch um zu essen“, fügt Finnick hinzu. „Im Dschungel wimmelt es von unbekannten Tieren und Pflanzen. Aber wer uns beobachtet, weiß, dass die Nahrung aus dem Meer sicher ist.“

Beetee lächelt uns an, als hätten wir seine Erwartungen übertroffen. „Sehr gut, ihr habt’s begriffen. Jetzt hört euch meinen Vorschlag an: Wir schlagen um 12 Uhr zu. Was passiert genau um Mittag und um Mitternacht?“

„Der Blitz schlägt in den Baum ein“, antwortet Katniss.

„Genau. Deshalb schlage ich vor, dass wir nach dem nächsten Mittagsblitz und vor dem Mitternachtsblitz meinen Draht um diesen Baum bis ins Salzwasser spannen, das, wie ihr wisst ein guter Leiter ist. Wenn also der Blitz einschlägt, wird die Spannung über den Draht nicht nur ins Wasser geleitet, sondern auch in den umliegenden, von der Zehn-Uhr-Welle noch feuchten Sand. Jeder, der in diesem Augenblick Wasser oder Sand berührt, wird von dem Stromschlag getötet“, erklärt Beetee.

Eine längere Pause entsteht. Hart schluckend schaue ich Beete.

Das ist also ein Teil des Plans, wie wir aus der Arena fliehen können? Oder gehört das Ganze nicht dazu und ist nur ein Test, um herauszufinden, ob die Spannung reicht?

Ich bin im Gegensatz zu Finnick und Beetee nicht ganz in den Plan eingeweiht. Das einzige, was ich weiß, ist dass ich Peeta und Katniss beschützen muss und Beetee folge leisten soll.

Hält eigentlich dieser verdammte Draht die Spannung aus? Irgendwie glaube ich nicht so daran.

Peeta scheint ähnliches zu denken, denn er stellt fast dieselbe Frage, die auch mir durch den Kopf gegangen ist.

Doch Beetee versichert uns, dass alles glatt laufen wird.

„Woher weißt du das?“, fragt Johanna ärgerlich.

„Ist es denn nicht möglich, dass du dich irrst?“, hakt Liam genauso skeptisch nach.

Schon automatisch rolle ich mit den Augen. Das ist mal wieder typisch für die beiden Miesepeter. Glauben erst an etwas, wenn sie es mit eigenen Augen gesehen haben, trauen echt keinem. Aber das ist auch der Grund, warum sie damals gewonnen haben.

„Weil ich ihn erfunden habe“, sagt Beete und klingt minimal überrascht. Kommt ja auch wirklich selten vor, dass man einen Erfinder aus Distrikt 3 kritisiert. „Das ist kein herkömmlicher Draht. Genauso wenig, wie der Blitz ein natürlicher Blitz und der Baum ein natürlicher Baum ist. Du kennst dich am besten von uns allen mit Bäumen aus, Johanna. Er müsste doch inzwischen längst zerstört sein, oder?“

Mürrisch bejaht sie.

Wieder versichert Beetee uns, dass wir uns keine Sorgen machen sollen und dass schon alles nach Plan laufen wird.

„Und wo werden wir sein, wenn es passiert?“, fragt Finnick nach und stellt damit eine wirklich wichtige Frage.

„Tief genug im Dschungel, dass uns nichts passieren kann“, antwortet Beetee.

„Aber dann kann den Karrieros auch nichts passieren, es sei denn, sie halten sich in der Nähe des Wassers auf“, wirft Katniss ein.

Auch wieder war Mädchen, denke ich. Doch darum geht es ja eigentlich auch nicht. Die Karrieros sind ja auch nur ein Vorwand, um überhaupt unseren eigentlichen Plan in die Tat zu setzen.

„Aber das ganze Meeresgetier wird dabei doch gekocht“, bedenkt Peeta.

Darum geht es doch auch eigentlich nicht, würde ich am liebsten schreien.

Tief atme ich ein und aus. Ich muss mich beruhigen, damit ich nicht noch irgendetwas Unüberlegtes mache.

Da höre ich, wie sich Beetee bei Katniss nach ihren anderen essbaren Entdeckungen im Dschungel erkundigt.

„Ja. Nüsse und Ratten“, antwortet sie. „Und wir haben Sponsoren.“

„Auch noch Beeren“, füge ich hinzu und beteilige mich so das erste Mal an der Diskussion.

„Na, dann sehe ich darin kein Problem“, meint Beetee lächelnd. „Aber da wir Verbündete sind und dieser Plan unsere vereinten Kräfte erfordert, liegt die Entscheidung ob wir es versuchen wollen oder nicht, bei euch acht.“

Jeder überlegt kurz. Schließlich zeigen Katniss und Peeta, dass sie es versuchen wollen.

Fragend wende ich meinen Blick zu Finnick, Luka und Aaron, die ihrerseits zu Liam und Johanna und mir sehen.

Nicht wirklich entscheidungsfreudig zucke ich mit den Achseln. Gebe gleichzeitig mit meinem Blick zu verstehen, dass ich ihnen die Entscheidung überlasse.

Auch Finnick wartet mit hochgezogenen Augenbrauen, dass einer der anderen vier sich dazu äußert. Er ist genauso wie ich unentschlossen.

So unentschlossen sieht er wirklich heiß aus, auch wenn da nichts Erotisches im Gesichtsausdruck zu sehen ist und er noch immer so scheußlich graugrün ist. Obwohl irgendwie sieht die Salbe nur noch halb so schlimm aus. Irgendwas muss er mit seiner Haut getan haben, während ich mit Johanna im Dschungel war.

Verdammt! Jetzt hör schon auf wie eine verliebte Kapitoltussi zu denken! Das ist immer noch dein bester Freund, der es wieso schon nicht leiden kann, wenn die Weiber ihm sabbernd hinterher schauen, ermahne ich mich gedanklich.

Gerade noch rechtzeitig, denn da stimmt Johanna dem Plan zu.

Bei ihrem letzten Satz muss ich anfangen zu schmunzeln. Da hat sie wohl recht. Die Komplexität des Plans kapieren wir nicht wirklich.

Wir haben einfach nur nicht das technische Wissen von Beetee.

„Bevor ich an dem Baum rumbastel möchte ich ihn nochmal genauer in Augenschein nehmen. Also hat irgendjemand was dagegen, wenn wir zum 12 Uhr Sektor gehen?“, fragt Beetee.

Da wir wieso bald schon von hier hätten verschwinden müssen, hat keiner Einwände dagegen. Also packen wir unsere sieben Sachen zusammen.

Im Entenmarsch gehen wir hinüber zu dem Strand, der an den Gewittersektor grenzt und dringen in den Dschungel.

Da Beetee und Aaron noch immer nicht wirklich gut zu Fuß sind werden die beiden Abwechselnd von Luka, Finnick, Peeta und Liam getragen. Während Johanna an der Spitze geht und Katniss den Schluss bildet gehe ich wachsam an der linken Seite der Schlange. Jeder Zeit bereit den, die oder das zu töten, was uns gefährlich werden könnte.

Auf Grund der warmen feuchten Luft gehen wir nicht wirklich schnell durch das Unterholz Richtung Baum.

Als wir uns langsam diesem Nähern schlägt Finnick vor, dass Katniss die Führung übernehmen soll.

„Katniss kann das Kraftfeld hören“, erklärt er uns.

„Hören?“, fragen Beetee, Liam und ich gleichzeitig skeptisch.

„Nur mit dem Ohr, das im Kapitol wiederhergestellt wurde“, erklärt Katniss hastig.

Ich bin zwar noch immer nicht wirklich überzeugt, denn wer kann schon ein Kraftfeld hören. Da müsste man ja schon ein Gehör wie eine Fledermaus haben. Aber so was kann doch noch nicht mal das Kapitol herstellen.

Doch zu meinem Erstaunen sagt Beetee, dass Katniss vorgehen soll, da mit Kraftfeldern nicht zu Spaßen sei. Da stimme ich ihm zu, auch wenn ich selber noch keine Erfahrung mit diesen gemacht habe.

Also geht Katniss mit einem Büschel Nüsse langsam den Hang hoch und wirft diese vor sich her, während der Rest von uns ein Stück vor dem Baum hangabschüssig wartet.

Na so kann ich das auch hören, oder möchte sie uns anderen etwa zeigen, wo sich das Kraftfeld befindet.

„Haltet euch unter dem Gewitterbaum!“, ruft Katniss uns zu.

Wir befolgen ihren Rat uns bleiben dicht bei dem Gewitterbaum.

Dort verteilen wir die Aufgaben. Finnick und Luka decken Beetee, der den Baum untersucht, Johanna zapft Wasser, während Peeta und Aaron Nüsse sammeln gehen und Liam und Katniss sich auf die Jagd machen. Ich muss in der Zeit die Umgebung nach feindlichen Tributen Ausschau halten. Zu diesem Zweck durchstreife ich genau wie Liam und Katniss die Umgebung.

Erst durch die 10 Uhr-Welle werde ich daran erinnert, dass ich vielleicht zurück zu den anderen gehen sollte.

Als ich als letzte wieder zu unserem derzeitigen Lager komme sehe ich, wie unsere Jäger und Sammler einige Meter vor dem Kraftfeld sitzen und Nüsse sowie Fleisch gegen dieses schmeißen.

Zweifelnd beobachte ich ihre Tätigkeiten, während ich rüber zu meinen beiden Freunden und Beetee gehe.

„Warum machen die das?“, frage ich und deute mit dem Kopf zu den vier Sitzenden.

„Sie rösten so die Nüsse und braten das Fleisch. Wir verraten so unseren derzeitigen Standort nicht“, antwortet Finnick mir.

„Aha“, sage ich. „Na dann. Ich geh mal und schau, ob ich Johanna helfen kann.“

Doch der kann ich nicht helfen. Dies macht sie mir, wild mit der Axt fuchtelnd, unmissverständlich klar.

Also setze ich mich in der Nähe des sogenannten Gewitterbaum auf die Erde und beobachte von hier aus meine Umgebung.

Aber vor allem bemühe ich mich darum nicht Finnick anzustarren.

Mein Gott, warum läuft der scharfe Kerl auch nur in Unterhose rum! – Ach ja… andere Kleidung hat er ja nicht mehr.

Verdammt da sind sie schon wieder! Diese Gedanken, von denen ich mich frage, wieso ich sie habe oder eher, warum ich jetzt so über ihn denke.

Ich bekomme noch nicht mal mit, dass der Elf-Uhr-Sektor lebendig wird, sosehr versuche ich zu verstehen, warum sich meine Ansicht über Finnick geändert hat.

„Komm schon oder willst du gegrillt werden?“, reißt mich schließlich eine leicht rauchig tiefe und sanfte Stimme aus meiner Grübelei. Als ich hochschaue sehe ich Finnick direkt in die Augen.

Waren die schon immer so grün? War seine Stimme schon immer so… so… anziehen?

„Hallo, Erde an Tally!“, auffordernd wedelt Finnick mit einer seiner wunderschönen Hände vor meinem Gesicht..

„Hmm“

„Wo bist du grade nur mit deinen Gedanken“, fragt er mich. Dabei schüttelt er amüsiert seinen Kopf, sodass seine bronzefarbenen Haare nur so fliegen.

„Bei jemandem, der mich sehr interessiert“, antworte ich und sortiere dabei meine Waffen, damit ich ihm ja nicht nochmal in die Augen schauen muss.

„Was es gibt mal einen Mann, der dich nicht nur auf freundschaftliche Weise anzieht?“, werde ich erstaunt gefragt.

„Wer weiß?“, gebe ich nur zweideutig von mir und stehe auf. „Was sagtest du? Wir müssen los?“

Bestätigend nickt Finnick

Weit gehen wir nicht. Nur bis zu dem Zwillingsbaum im Blutregensektor. Wir lassen uns zu einer Art Picknick nieder, essen unsere Dschungelnahrung und warten auf den Blitz, der anzeigt, dass es Mittag ist. Als das Klicken nachlässt, klettert Katniss auf einen Baum.

Nach dem Blitzeinschlag erklärt Katniss Beetee ihre Beobachtung, scheinbar zu seiner Zufriedenheit, denn er nickt anerkennend.

Anschließend gehen wir in einem Bogen zurück zum Zehn-Uhr-Strand. Noch immer ist der Sand feucht und weich.

Zu meiner Freude bekommen wir von Beetee den Nachmittag sozusagen frei. In der Zeit hantiert er mit seinem Draht. Keiner mischt sich ein. Wie sollten wir auch. Uns fehlt das technische Wissen und Verständnis, dass der letzte Tribut aus Distrikt 3 hier in der Arena hat.

Also beschließen wir, uns abwechselnd hinzulegen und uns im Randschatten des Dschungels auszuruhen.

Doch am späten Nachmittag ist jeder von und ausgeruht und auf Hochspannung.

„Hey! Was haltet ihr davon, wenn wir noch einmal fischen?“, fragt Luka „Wer weiß, wie lange wir das noch so können.“

Also begeben wir uns ins Wasser und jagen mithilfe von Speeren und Netzen Fische, sammeln Muscheln und tauchen nach Austern.

Vor allem das Tauchen lässt mich einen klaren Kopf bekommen. Langsam wird mir klar, dass ich schon an dem Tag, bevor das Programm für die 75. Hungerspiele bekannt gegeben wurde, mehr als wie nur einen Bruder oder guten Freund angesehen habe.

Während Johanna, Aaron und ich Wache halten, säubern die andern unseren Fang.

Plötzlich lacht Peeta: „He, schaut euch das mal an!“ Er hält eine glänzende erbsengroße Perle so hoch, dass wir alle sie sehen können. „Du weißt ja, wenn man nur genug Druck auf die Kohle ausübt, werden daraus Perlen“, sagt er ganz ernst zu Finnick.

„Stimmt doch gar nicht“, erwidert dieser daraufhin abschätzig. Auch ich finde diese Aussage mehr als merkwürdig, doch bei Katniss Grinsen muss das wohl ein Insider sein.

Nachdem Peeta die Perle gewaschen hat reicht er sie Katniss. Sie tauschen Worte aus, die ich nicht verstehen kann.

Wahrscheinlich mal wieder irgendein Liebesgesülze für die Leute aus dem Kapitol.

Wann bin ich eigentlich Johanna so ähnlich geworden? So zynisch und genervt?

Als wir uns endlich über das Essen hermachen wollen segelt ein Fallschirm mit einem Topf Soße und wieder exakt vierundzwanzig Brötchen herab. Dies macht mit den restlichen drei siebenundzwanzig, die wir diesmal gerecht und vollständig aufteilen können.

Genießerisch lasse ich mir Fisch, Muscheln, Soße und Brot auf der Zunge zergehen. Es ist fast, als wenn wir ein kleines letztes Festmahl hier veranstalten würden, denn jeder schlägt ordentlich zu. Erst als keiner mehr von uns etwas von dem Fang essen kann, werfen wir den Rest zurück ins Wasser.

Schweigend – mit vollen Bäuchen – sitzen wir alle nun auf dem Sand und warten drauf, dass wir mit Beetees Plan beginnen können.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück