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Zukunftsklänge

Romeo und Cinderella
von

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Missgunst

Katsumis Laune war an seinem Tiefpunkt gelangt.

Seine Mutter hatte ihm zwar versprochen, dass er seinen Computer nach den erledigten Hausaufgaben zurückerhalten würde, doch als sein Vater am Abend von der Arbeit kam und von dem Vorfall erfuhr, hielt er es für angebracht, seinem Sohn erst am Wochenende seinen Computer wiederzugeben. Katsumis Vater hatte ihn einen Vortrag gehalten, dass er früher auch für die Schule lernen musste und ohne seine Bildung niemals so weit in seinem Beruf gekommen wäre.

Katsumi würde am Wochenende seinen Rechner zurückbekommen und sollte sich innerhalb der Woche auf die Schule konzentrieren.

Missmutig tippte er mit seinem Bleistift auf die Tischplatte und sah gelangweilt aus dem Fenster, als plötzlich die Schulglocke klingelte und er endlich diesen langen, tristen Schultag hinter sich gebracht hatte.

Das Wochenende schien noch so weit entfernt zu sein und er wünschte sich innerlich wirklich, dass heute schon Freitag wäre. Aber da es erst Dienstag war, blieb ihm nichts anderes übrig als zu warten.

„Nakamura?“

Es war ungewöhnlich, dass ein Mädchen ihn ansprach und er sah irritiert zu ihr auf.

Asami Kago, eine Klassenkameradin von ihm, lächelte ihn freundlich an.

„Nakamura, hast du vielleicht Lust mit uns ins Einkaufscentrum zu gehen?“

Katsumi stand auf und sah über ihre Schulter, wie sein Freund Taki Suzuki ihn aufmunternd zulächelte. Es war offensichtlich, dass Taki Asami nur zu ihm geschickt hatte, da er seine Einladung gestern abgelehnt hatte. Er erhoffte sich scheinbar, dass Katsumi einem Mädchen keinen Wunsch abschlagen konnte.

Katsumi sah Asami wieder an, die seinem Blick direkt auswich. Sie war wirklich sehr schüchtern und brachte ihren ganzen Mut zusammen, bloß um ihn dies zu fragen.

Er hatte keine Lust seine Zeit im Einkaufszentrum zu vergeuden, doch plötzlich kam ihm ein Gedanke, der vielleicht seinen Tag retten könnte.

„Kago, du hast doch sicher einen Computer zu Hause, oder?“

Asami sah auf und war leicht rot im Gesicht, da die Frage sehr persönlich war. „Ja, natürlich. Wieso?“

„Du müsstest mir einen kleinen Gefallen tun…“
 

Als Katsumi bei Asami zuhause war, gingen sie direkt in ihr Zimmer.

Ihr war es offensichtlich unangenehm, dass ein Junge bei ihr war, doch sie versuchte dies so gut es ging zu überspielen.

„Könntest du deinen Computer anmachen?“, fragte Katsumi direkt. Er hatte kein Interesse Zeit mit Asami zu verbringen, deswegen sprach er das Thema offen an.

„Ja, natürlich“, sagte sie, drückte den Power-Knopf an ihrem Computer-Tower und wartete bis der Rechner fertig mit dem Bootvorgang war und das Betriebssystem vollständig geladen wurde. Mit flinken Fingern tippte sie ihr Passwort ein.

Auf dem Desktophintergrundbild war ein Korb mit vier Hundewelpen, die für Katsumis Geschmack eindeutig zu niedlich waren, zu sehen.

„Soll ich uns einen Tee machen?“

„Ja, gerne“, sagte Katsumi, holte aus seinem Rucksack eine sogenannte Digital Versatile Disc und und legte die DVD ins Laufwerk.

Er hatte Glück gehabt, dass seine Mutter den Einkauf erledigen musste und sein Vater noch arbeiten war, denn so konnte er rasch seinen Computer zuhause anschließen und sich eine Kopie von Vocaloid erstellen.

Das Risiko zuhause an seinem Projekt zu arbeiten war viel zu hoch. Bei seiner Klassenkameradin Asami konnte er in Ruhe arbeiten. Sie würde sicher nichts dagegen haben, immerhin hatte sie sich bereit erklärt, ihm einen Gefallen zu tun.
 

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Miku war wegen dem Vorfall von gestern, noch leicht irritiert. Sie wusste nicht, ob sie ihren Benutzer wiedersehen würde oder ob die Fehlermeldung, die sie hatten, das Ende bedeutete. Inständig hoffte sie, dass an dem Programm kein Fehler herrschen würde.

Unruhig lief sie hin und her und sah zu dem großen Bildschirm, doch er blieb dunkel.

„Es wurde eine Kopie angefertigt“, sagte ‚The Voice‘ plötzlich. „Wir befinden uns nicht mehr auf der Festplatte, sondern auf einer DVD. Daten werden synchronisiert, sobald wir wieder gestartet werden.“

Miku blieb abrupt stehen und sah irritiert zur Decke, sie verstand nicht ganz was die Computerstimme damit meinte.

„Ist das schlimm?“, fragte sie nach und fühlte sich ein wenig dumm.

„Nein, Daten werden so schnell wie möglich synchronisiert. Kein Grund zur Beunruhigung.“

Sie ließ sich nicht beirren und lief weiter hin und her. Ihr Benutzer wurde bald wieder kommen, da war sie sich sicher, er würde sie nicht alleine lassen.

Nach einem kurzen Moment des Ausharrens, leuchtete der Bildschirm auf und erhellte den Raum in einem matten Licht.

Miku freute sich, dass sie endlich ein Lebenszeichen von Katsumi spürte, doch es fühlte sich fremd an. Irgendetwas stimmte nicht.

„Was ist los?“, fragte sie ‚The Voice‘ und sah ihren Benutzer, der hinter dem Bildschirm saß.

„Programm wird vom Laufwerk gestartet. Unbekannte Benutzeroberfläche.“

„Wir sind woanders“, murmelte Miku und trat näher an den Bildschirm heran. „Aber wo?“

„Ich kann noch nicht auf die Daten der Festplatte zugreifen. Bitte warten…“

Miku kniff die Augen ein wenig zusammen, um die Silhouette hinter dem Monitor besser erkennen zu können. Es war Katsumi, darin bestand kein Zweifel.

Doch plötzlich schnappte sie nach Atem. Eine zweite Silhouette tauchte auf.

Ein stechender Schmerz breitet sich in Mikus Brust aus, sie wusste nicht wieso, doch es tat weh, ihren Benutzer mit jemand zu sehen, der sich hinter dem Bildschirm befand. „Wer ist das?“

„Benutzer der Festplatte erkannt. Benutzername Asami Kago. Geschlecht weiblich.“

Miku presste die Lippen aufeinander und eine unendliche Wut staute sich in ihrem Inneren zusammen. Sie wollte sich bemerkbar machen, sie wollte ihm zeigen, dass sie real war, doch scheinbar hatte er gar kein Interesse an ihr.

Wenn sie doch bloß ein reales Mädchen wäre, wie diese Asami…

Sie holte tief Luft und schrie. Schrie, durch den leeren Raum und es hallte von allen Wänden wider. Sie musste sich bemerkbar machen. Egal wie.

„Warnung! Unterlasse dies bitte“, sagte die Computerstimme mahnend.

Doch sie dachte gar nicht dran. Sie war voller Wut, voller Eifersucht, sie wollte nur noch fort, wollte ebenfalls so real sein, wie alle Mädchen, die auf der anderen Seite des Bildschirmes waren.

Sie fiel auf ihre Knie und schrie noch lauter, wollte und konnte gar nicht aufhören.

Der Raum färbte sich rot und die Sirene ertönte wieder.

„Miku!“, rief ‚The Voice‘, doch es war zu spät.

Erschöpft sackte sie in sich zusammen und schloss die Augen.

Auf dem Bildschirm erschien eine Blue Screen, eine Fehlermeldung, die das Programm sofort zum Absturz brachte.

„System überlastet“, sagte ‚The Voice‘ und fiel ebenfalls in einen ewigen Schlaf.

Vocaloid war zerstört und es war unmöglich die Dateien wiederherzustellen.

Katsumis Lebenswerk wurde für immer vernichtet…



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