Alpträume
An dieser Geschichte gehört mir niemand.
Viel Spaß beim Lesen!
Alpträume
"Du siehst gar nicht gut aus."
"Danke, Yuji." Takeru konnte sich wirklich eine freundlichere Begrüßung vorstellen.
"Hast du nicht geschlafen, oder was ist los?"
"Schon, aber..." Er brach ab. Wollte er seinem besten Freund wirklich sagen, was ihn erst wach gehalten hatte? Und was für schreckliche Sachen er geträumt hatte?
"Alpträume?" Yuji berührte ihn sanft am Arm. "Schon wieder?"
"Woher weißt du davon?" Wenn Yuji es bereits wusste, war es zwecklos, zu leugnen.
"Keru, wir schlafen auf Tour im selben Zimmer oder im Bus - ich höre dich, wenn du wach wirst und manchmal redest du im Schlaf."
"Wirklich?" Er setzte sich auf das Sofa neben ihnen. "Tut mir leid, ich nehm dann besser ein Einzelzimmer, dann störe ich euch nicht." Das wäre auch für ihn besser, er konnte sich nicht mehr ein Zimmer mit Yuji teilen.
"Quatsch mit Soße!" Yuji setzte sich neben ihn. "Es stört mich nicht, ich mach mir nur Sorgen um dich. Alle paar Wochen hast du solche Phasen. Vorgestern abend bist du todmüde heim und gestern hast du ausgesehn, als hättest du die ganze Nacht nicht geschlafen. Und heute... willst du mir nicht sagen, was du träumst?"
"Das ist nicht so leicht." Takeru wusste nicht, wie er seine brutalen Träume in Worte fassen sollte. Zumal sie nur einen Teil seines Problems darstellten. Der andere saß hier vor ihm und lächelte ihn so lieb an, dass er kaum an sich halten konnte, ihm nicht um den Hals zu fallen.
"Versuch es einfach," forderte Yuji ihn auf, just in dem Moment, in dem der Rest von Sug den Raum betrat.
"Hey morgen!" Shinpei ließ sich an Takerus andere Seite fallen. Somit war er nicht mehr mit Yuji allein, was eines seiner Probleme schon mal löste.
"Takeru wollte mir gerade erzählen, was mit ihm nicht stimmt."
"Yuji! Mit mir ist alles in Ordnung."
"Ist es nicht," schüttelte Masato den Kopf. "Wir machen uns alle Sorgen um dich."
"Warum denn?"
"Schwer zu sagen," gab Chiyu zu, während er sich eine Zigarette an zündete. Takeru dachte eine Sekunde lang nach, beschloss dann, dass das Gespräch schwer werden würde und klaute sich eine von Chiyus Zigaretten. Dieser zog die Augenbrauen hoch. "Doch so wenig in Ordnung, was?"
"Es ist nicht ganz einfach zu erklären," fing Takeru an, während er sich von Chiyu Feuer geben ließ. "Was macht euch denn Sorgen?"
"Wenn du so bist wie heute. Du schläfst oft schlecht und dir scheint was auf der Seele zu liegen." Chiyu steckte sein Feuerzeug wieder ein. "Und wenn du rauchst, geht es dir meist entweder gar nicht gut, oder wir feiern."
"Ich träume schlecht, das ist alles," wich er aus. Er wollte nicht auch noch erklären, dass er zuvor manchmal stundenlang wach lag und an Yuji dachte.
"Und was träumst du?" Shinpei rückte dichter an ihn ran.
"Das ist... nicht ganz einfach," wiederholte er. "Ich träume immer fast denselben Traum." Bisher hatte er noch nie darüber gesprochen. "In diesem Traum kann ich nicht eigenständig handeln, ich werde gelenkt. Und mein Körper tut etwas schreckliches."
"Was denn?" Masato sah ihn fragend an. "So schlimm kann es nicht sein, erzähl es uns."
"Oh doch." Sie würde ihn für verrückt halten, ganz eindeutig."Ich finde es widerlich und... okay."
Takeru nahm noch eine Zug, dann begann er. "In diesen Träumen gehe ich durch die Straßen und suche Männer. Ich schlafe mit ihnen und dann... ich bringe sie um. In meinen Träumen bin ich ein Mörder, versteht ihr? Ich nehme ihnen das Herz heraus, ich bringe sie um."
"Das sind nur Träume." Yuji strich ihm über die Wange. Erst dabei merkte Takeru, dass ihm eine Träne darüber gelaufen war.
"Der erste Traum ist immer am schlimmsten." Jetzt, wo er am Reden war, wollte er nicht mehr aufhören. "Ich hab immer ein paar Wochen, da ist nichts davon und dann kommt so ein Traum, der der absolute Horror ist, so realitisch und widerlich und dann ein paar Nächte, wo er sich immer wieder wiederholt, nur schwächer. Und dann ist es vorbei. Bis zum nächsten Horror-Traum."
"Bestimmt schaust du nur zuviele Nachrichten," warf Chiyu ein. "Da geht doch gerade dieser Irre rum und bringt die Männer um. Das mit den Herzen hast du sicher daher."
"Meinst du?" Takeru sah ihn hoffnungsvoll an.
"Garantiert!" Chiyu nickte. "Du siehst es und nimmst es mit ins Bett und dann träumst du davon."
"Aber warum bin ich es, der das tut? Also, ich meine im Traum?"
"Bin ich Freud?" Chiyu zuckte die Schultern. "Das sind nur Träume, wie Yuji gesagt hat. Irgendwie müssen dich diese Morde so treffen, dass sie dich im Schlaf beschäftigen. Es ist doch gerade wieder einer aufgefunden worden, kein Wunder, dass du wieder träumst."
"Vermutlich." Takeru lächelte. Das war eine erklärung. Er nahm die Geschichten mit ins Bett und träumt darum so schlecht.
"Siehst du?" Yuji drückte ihn. "Es wird alles wieder gut. Spätestens, wenn sie diesen Irren gefasst haben, träumst du auch wieder schöne Dinge!" Dabei küsste er Takeru auf die Wange. Wie gern würde Takeru das glauben. Wie gern würde er von Yuji träumen, schöne Dinge von ihm. Und noch lieber würde er diese Dinge im echten Leben mit Yuji tun.
Zu seiner Freude verlief die Probe wunderbar und er fand auch zu seiner üblichen guten Laune zurück. Er wusste, die Träume würden heute Nacht schon schwächer sein und morgen Nacht wären sie vollkommen verschwunden. So war es immer, bis er wieder von einem solchen Mord hörte.
Erst, als er sich am Abend ins Bett legte und das Foto der Band auf seinem Nachttisch anlächelte um sich vorzustellen, er könnte Yuji gute Nacht sagen, während dieser neben ihm lag, fielen ihm zwei Dinge ein.
Er sah nicht annährend so regelmäßig Nachrichten, wie seine Träume kamen.
Und von dem letzten Leichenfund war erst am Tag zuvor berichtet worden. Nachdem er davon geträumt hatte.
Fortsetzung folgt...