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Braut wider Willen

FF zu Karmas Crossdressing-Wettbewerb
von

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Lady in Black

Joey starrte fassungslos auf sein Spiegelbild, das ihm aus dem mannshohen Spiegel in Yamis Schlafzimmer entgegensah, und schüttelte immer wieder mit dem Kopf. Er wollte nicht glauben, was er da vor sich sah. Das sollte er sein? Er musste einen Albtraum haben.

„Du siehst entzückend aus!“

Der enthusiastische Ausruf seines bunthaarigen Freundes belehrte ihn eines besseren. Die roten Lippen Joeys verzogen sich zu einem missmutigen Knurren.

„Ich kann mir schöneres vorstellen, als so durch die Gegend zu laufen. Können wir die Sache nicht einfach vergessen? Bitte, Yami, ich kann so nicht raus.“

„Wettschulden sind Ehrenschulden.“ Er klopfte ihm gönnerhaft auf die Schulter. „Trag es einfach wie ein Mann.“

„Aber sicher doch“, antwortete er giftig. „Ist ja auch so einfach, wenn man auf Acht-Zentimenter-Absätzen stehen soll und Weiberklamotten anhat!“

Er konnte nicht glauben, dass er so dämlich gewesen war, sich auf diese Wette mit Yami einzulassen – ausgerechnet mit dem König der Spiele! An jenem Abend vor zwei Wochen war er eindeutig lebensmüde gewesen oder zu betrunken, es kam auf das Gleiche heraus. Am Tag zuvor hatte sich sein Freund Valon überraschend nach über einem halben Jahr Beziehung von ihm getrennt. Der Blonde war aus allen Wolken gefallen. Um ihn auf andere Gedanken zu bringen, hatte Yami ihn am Freitagabend kurzerhand in einen netten kleinen Club verfrachtet, den ihm eine seiner Kolleginnen am Theater empfohlen hatte.

Der Barkeeper, groß, dunkelhaarig und überaus attraktiv, hatte es ihnen beiden auf den ersten Blick angetan und eine lebhafte Diskussion ausgelöst, ob er schwul sei oder nicht. Yami hatte dafür plädiert, Joey dagegen gehalten, bis der Bunthaarige eine Wette vorgeschlagen hatte. Sollte er es nicht schaffen, diesen Leckerbissen von Barkeeper abzuschleppen, wollte er sich die Haare rosa färben. Nun ... er hatte es geschafft – und somit war es an seinem Freund, seinen Einsatz zu bezahlen.

Der Blonde trug ein schwarzes, ausgeschnittenes Kleid (an den entsprechenden Stellen sorgfältig ausgestopft), das knapp bis an die Knie der rasierten Beine (darauf hatte Yami bestanden) reichte, und versuchte auf den für seinen Geschmack viel zu hohen Absatzschuhen das Gleichgewicht zu halten. Auf diesen Mörderteilen, wie er die Schuhe beschimpfte, überhaupt zu stehen, war für ihn schon Anstrengung genug. Yami erwartete doch wohl nicht ernsthaft, dass er damit lief?

„Jetzt hab dich nicht so“, flötete Yami und steckte ihm eine der mit dem Lockenstab bearbeiteten Haarsträhnen hinter dem Ohr fest. „Ich glaube, ich lobe mich nicht zu viel, wenn ich sage, dass mir mit dir ein kleines Meisterwerk gelungen ist.“

„Möchten der Herr Oberstylist vielleicht noch unterschreiben?“

„Was sind wir heute bissig. An deinem Benehmen müssen wir aber noch arbeiten, bevor wir uns mit Tristan treffen, sonst gehst du nie als Frau durch.“

„Das will ich auch nicht.“

„Aber so war der Einsatz.“

„Ja, ja, erinner mich nicht daran.“

„Hör auf, so brummig zu gucken und zieh deinen Mantel an, sonst kommen wir zu spät.“

Yami griff nach seiner Jacke und half Joey galant in den anthrazitfarbenen Damenmantel, den er sich wie das Kleid von seiner Kollegin Tea geborgt hatte. Der Blonde machte einige vorsichtige Schritte, angelte sich die Handtasche vom Bett und folgte ihm aus der Wohnung. Das würde er ihm noch heimzahlen, egal wie.
 

Sie stellten den Wagen in einer Nebenstraße nahe der Disko ab, vor der sie sich mit ihrem Freund verabredet hatten. Joey hatte sich während der ganzen Fahrt Ermahnungen anhören müssen, sich nicht dauernd ins Gesicht zu fassen und das Make-up zu verschmieren, das Yami mit viel Liebe aufgetragen hatte. Dabei hatte er dank der weichen Gesichtszüge seines Freundes noch nicht einmal wirklich viel tun müssen, was er ihm aber wohlweislich verschwieg. Joey würde ausrasten, bekäme er zu hören, er habe eine feminine Seite.

Der kurze Weg zu Fuß kam ihm heute um vieles länger vor als sonst und schon von den wenigen Schritten taten ihm die Füße weh. Wie er in diesen Folterinstrumenten einen ganzen Abend überstehen sollte, war ihm schleierhaft.

Tristan, der bereits ungeduldig auf sie wartete, musterte Joey von oben bis unten und begann nicht, wie von diesem erwartet, lauthals ob seiner Erscheinung zu lachen, sondern ließ ein bewunderndes Pfeifen hören.

„Wow! Yami, du hast dich mal wieder selbst übertroffen.“ Er grinste von einem Ohr zum anderen. „Wie heißt du denn, Schönheit?“

„Tristan, du –“

„Das hätte ich ja beinahe vergessen“, fiel Yami ihm ins Wort. „Heute Abend heißt du Joana.“

„Willst du mich auf den Arm nehmen?“

„Oh, mitnichten, meine Liebe. Das würde ich mir mit einer Dame ohne ihr Einverständnis niemals erlauben.“

„Du ...!“

„Immer schön freundlich lächeln, nicht knurren“, erwiderte Yami, dessen Lächeln Joey schon fast zur Weißglut brachte, und hakte ihn bei sich unter.

Mehr oder weniger elegant stolzierte die kleine Gruppe auf die Disko zu und an der langen Schlange, die sich davor gebildet hatte, vorbei. Der Türsteher warf ihnen nur einen kurzen Blick zu und winkte sie dann kommentarlos durch. Man kannte sich. Kurz nachdem sie das Tor passiert hatten, öffneten sich die Schleusen des Himmels und es begann wie aus Kübeln zu regnen.

Die drei setzten sich an einen Tisch etwas abseits der großen Tanzfläche und sahen eine Weile den sich dort tummelnden Tänzern zu. Über die Hälfte waren Jugendliche, die sich noch austobten, bevor sie in einer guten halben Stunde, um Punkt Mitternacht, die Disko verlassen mussten. Joey schnappte sich die Getränkekarte und versteckte sich dahinter, scheinbar sehr interessiert an dem Angebot. So wollte er nicht gesehen und schon gar nicht von irgendjemandem erkannt werden.

Yami schüttelte kichernd den Kopf und winkte einem der Kellner, ihre Bestellung aufzunehmen.

„Für uns zwei Cola – was möchtest du, Joana?“

„Ein Erdloch“, wurde hinter der Karte hervorgemurmelt.

„Also dann drei Cola“, bestellte er und zog ihm, sobald der Kellner davongeeilt war, um die Bestellung an die Bar weiterzugeben, die Karte weg.

„Hey, das ist meine!“

„Ich hatte nichts davon gesagt, dass du dich verstecken darfst. Versuch doch wenigstens, den Abend zu genießen.“

„Hmpf ...“

„Du hast die einmalige Chance, einen Abend aus der Sicht des andern Geschlechts zu erleben“, pflichtete Tristan Yami leise bei.

Joey seufzte und verschränkte die Arme vor seiner ausgestopften Brust. Auf die Erfahrung hätte er gut verzichten können. Der Kellner stellte ihre Colagläser auf dem kleinen Tisch zwischen ihnen ab und zwinkerte ihm zu. Seine Freunde bissen sich auf die Lippen, um nicht doch mit Lachen anzufangen. Der pikierte Ausdruck in seinem Gesicht war zu komisch.

Er stellte bald fest, dass dies noch die mit Abstand harmloseste Anmache gewesen war. Als sich Yami und Tristan auf die Tanzfläche verabschiedeten, nicht ohne ihm mehrmals gut zugeredet zu haben, mit ihnen zu kommen, setzte sich kurz darauf ein Mann zu ihm, der seinen dreißigsten Geburtstag eindeutig hinter sich hatte. Höflich, aber bestimmt lehnte er die angebotenen Getränke ab und beschränkte sich auf einsilbige Antworten, als der Mann versuchte, ein Gespräch mit ihm in Gang zu bringen, bis er enttäuscht aufstand und ging. Erleichtert, den aufdringlichen Kerl los zu sein, lehnte er sich für einen Augenblick gegen die Rückenlehne des Cocktailsessels, in dem er saß, und beschloss dann, doch seinen Freunden zum Tanzen zu folgen.

Noch auf dem Weg zu ihnen, den er sich durch die tanzende Menge bahnte, erkannte er, dass er vom Regen in die Traufe geraten war. Beinahe jedes Mal, wenn er an einem Jugendlichen oder Mann vorbei musste, spürte er fremde Finger an seinem Körper ... Arme, Rücken, Schulter, Taille, am Oberschenkel, überall. Er warf empörte Blicke nach allen Seiten um sich und war froh, als er bei Yami und Tristan ankam.

„Du siehst so gehetzt aus“, begrüßte der Brünette ihn und zog ihn neben sich.

„Wärst du auch nach einer Wanderung durch das Grabscherland“, brummte er und begann zu tanzen.

Das ungewohnte Schuhwerk schränkte seine Bewegungsfähigkeit ein, statt wie sonst über das Parkett zu hopsen, beschränkte er sich auf kleine Schritte und schielte gelegentlich unauffällig zu den Mädchen in seiner Umgebung, um sich ihren Bewegungen anzupassen. Mit der Zeit wurden seine Hüftschwünge von selbst weicher und passten sich an den Takt der Musik an. Als er das sah, gratulierte Yami sich selbst zu seinem genialen Einfall mit der Wette, ließ sie den Blonden doch ganz neue Tanzqualitäten bei sich entdecken.

Dass er damit die Aufmerksamkeit mehrerer Männer auf sich zog, die ihn anzutanzen versuchten, bemerkte Joey anfangs gar nicht. Er hatte die Augen zu drei Vierteln geschlossen und bewegte sich seinem Gefühl nach, wenigstens kurz vergessend, was er trug und wo er sich befand. Die Hand, die über seinen Hintern strich, und den sich an ihn schmiegenden männlichen Oberkörper konnte er jedoch nicht mehr ignorieren. Bevor sich der Arm des Unbekannten um ihn legen konnte, trat er ein paar Schritte nach vorn und fuhr herum, einen wütenden Kommentar wegen sexueller Belästigung schon halb auf den Lippen. Tristan schaltete sich rasch dazwischen.

„Entschuldige, das ist meine Freundin, die du da anbaggerst“, sagte er und sah sein Gegenüber warnend an. Gleichzeitig ergriff er Joeys Hand, zog ihn an seine Seite und legte ihm einen Arm um die Taille, was diesen überrascht stumm bleiben ließ.

„Sorry, konnt’ ich ja nicht wissen.“ Der Mann nickte ihm zu und verschwand in der Menge.

Joey machte sich von Tristan los und funkelte ihn und Yami abwechselnd böse an.

„Deine Freundin, Tris? Mir reicht’s, ich verschwinde. Du hattest deinen Spaß, Yami.“

„War das jetzt so schlimm?“, wunderte sich der Angesprochene.

„Ich wünsch euch einen schönen Abend.“

Es reichte ihm, er wollte raus. Raus aus allem, aus dieser Disko, dem Kleid, am besten gleich raus aus seinem Leben, wenn er schon dabei war. Seine Freunde auf der Tanzfläche stehen lassend, bahnte er sich einen Weg an deren Rand und durchquerte die Disko mit zwangsweise kleinen Trippelschritten, für größere Schritte war das Kleid unten zu eng geschnitten. Auf halbem Weg blieb er stehen und sah sich suchend nach dem Hinweisschild für die Toiletten um, die Cola machte sich bei ihm bemerkbar. Er hatte keine Ahnung, dass ihm die Blicke zweier Männer in dunklen Anzügen folgten, die sich kurz zunickten und ihm nachgingen.

Nach mehrmaligem Nachfragen und falsch eingeschlagenen Wegen, die ihn zu einer der Bars, der Tür zum Personalbereich und dem Raum geführt hatten, in dem Tabledance angeboten wurde, gelangte er endlich und gerade noch rechtzeitig zu den Toiletten. Aus Gewohnheit steuerte er die Herrentoilette an, aus der, wenige Schritte, bevor er die Tür erreichte, zwei Männer traten und ihn erst verwirrt ansahen, dann grinsten. Joey drehte auf dem Absatz um und marschierte zur Damentoilette, Yami zum hundertsten Mal für seine Idee verfluchend. Miss-mutig durfte er dort feststellen, dass vor ihm zwei Frauen standen und warteten, da alle Kabinen besetzt waren. Ein Problem, das er noch nie verstanden hatte, bei den Männern gab es so gut wie nie Warteschlangen. Ihm blieb nichts übrig, als die Beine zusammenzukneifen, bis er endlich an der Reihe war. In der Kabine sah er sich mit dem nächsten Problem konfrontiert, dieses Mal in Form seiner Kleidung und er begann zu begreifen, warum Frauen länger brauchten. Kleid oder Rock zu raffen, Strumpfhose und Slip herunterzuziehen und nach dem Toilettengang alles wieder an seinen Platz zu bringen, kostete viel mehr Zeit als das schnelle Aus- und Anziehen einer Hose. Auch das Händewaschen war nicht so einfach, wenn einem dabei eine Handtasche an der Schulter schlackerte und jederzeit zu fallen drohte.

In Grübeleien versunken, wie er am besten nach Hause kam, ob er ein teures Taxi nehmen oder es riskieren sollte, in seiner Aufmachung mit der U-Bahn zu fahren, verließ er die Toilettenräume und stieß gegen etwas, das sich wie eine Schrankwand anfühlte. Als er aufblickte, sah er sich zwei Anzug tragenden Männern gegenüber, die trotz der späten Stunde Sonnenbrillen trugen.

„Wir haben überall nach Ihnen gesucht“, sagte der eine und ergriff ihn am Arm.

„Hey, was –“

„Kommen Sie bitte mit, gnädiges Fräulein.“

„Das ist eine Verwechslung!“

Joey wehrte sich gegen den festen Griff so gut er konnte, während er von den beiden zum Ausgang geschleift wurde.

„Lassen Sie mich los oder ich schreie.“

„Machen Sie bitte keinen Ärger und kommen Sie. Ihr Vater wird sehr böse werden, wenn Sie nicht nach Hause kommen.“

„Was? Hören Sie, ich bin nicht die, für die Sie mich halten. Ich ...“

Ein Tuch wurde ihm vor Mund und Nase gehalten, ein ihm unbekannter Geruch stieg in seine Nase. Ihm wurde schwarz vor Augen und er sank in den Armen des Anzugträgers zusammen.

„Ich hasse es, das zu tun“, seufzte der eine und steckte das mit Chloroform getränkte Tuch in einen Plastikbeutel. „Aber sie lässt uns mal wieder keine Wahl.“

„Das gnädige Fräulein hat einen sehr eigenen Kopf. Wie ihr Vater.“

Sie durchsuchten Joeys Handtasche nach seiner Garderoben-Wertmarke, holten seinen Mantel und verließen mit ihm den Club unbemerkt durch einen Nebenausgang.

Irrungen und Wirrungen

In seinem Kopf pochte es dumpf. Seine Stirn lehnte an etwas Festem, Kühlem, einer Glasscheibe, wie er feststellte, als er die Augen einen Spalt weit öffnete. Im Sekundentakt blitzten die Lichter der Straßenbeleuchtung auf und blendeten ihn. Er hob die Hand vor die Augen, blinzelte mehrmals und drehte langsam den Kopf nach links. Ebenso überrascht wie erschrocken stellte er fest, dass er auf der breiten Rückbank einer Limousine saß, ihm gegenüber auf einer zweiten Bank hockten die beiden Anzugträger und unterhielten sich leise. Unter seinen Fingern fühlte er weiches, zweifellos teures Leder. Das Mädchen, mit dem sie ihn verwechselten, schien die Tochter eines reichen Mannes zu sein, vielleicht eines Politikers oder Industriellen. Dafür sprach auch die Gegend, durch die sie fuhren, eine Villa reihte sich an die nächste. Und spann er den Faden weiter, musste es sich bei den zwei Kleiderschränken um ihre Bodyguards handeln.

Seine Gedanken flatterten aufgeregt hin und her, er wusste nicht, was er tun sollte. Die Tür aufreißen und wie im Film aus dem fahrenden Wagen springen? Dafür fuhren sie zu schnell und er war nicht lebensmüde. Und wenn er sie ansprach und noch einmal versuchte, ihnen den Irrtum zu erklären ... Er schüttelte kaum merklich den Kopf, den beiden traute er zu, dass sie ihn aus dem Auto warfen, bevor es angehalten hatte.

Die Entscheidung darüber wurde ihm abgenommen, der Wagen wurde langsamer und hielt vor einem großen schmiedeeisernen Tor, wie er durch die getönten Scheiben erkannte. Es öffnete sich, ließ sie passieren und schloss sich direkt hinter ihnen. Sie fuhren eine breite Auffahrt entlang, um einen großen Springbrunnen herum und hielten vor einem erleuchteten Anwesen. Während der Chauffeur die Tür öffnete und erst die Bodyguards, danach Joey ausstiegen, bereitete er sich innerlich darauf vor, seinem vermeintlichen Vater die ganze Sache zu erklären. Blieb nur zu hoffen, dass er seinen darauf sicher folgenden Ärger über die offensichtliche Unfähigkeit seiner Untergebenen nicht an ihm ausließ.

Ein Hausmädchen öffnete ihnen die Tür. Joey bemühte sich, nicht den Mund angesichts der riesigen Eingangshalle aufzusperren, die von imposanten Kristalllüstern erhellt wurde. Allein hier passte seine kleine Wohnung mindestens zweimal rein.

„Ihr Herr Vater befindet sich im Wohnzimmer“, sagte das Hausmädchen und half Joey aus dem Mantel. „Er hat sich große Sorgen um Sie gemacht, gnädiges Fräulein.“

Sie ruckte mit dem Kopf in Richtung einer großen Doppeltür, der er sich zuwandte und, noch einmal tief Luft geholt, das Wohnzimmer betrat, das ganz in Brauntönen und Beige gehalten war. Lange, helle Vorhänge an den raumhohen Fenstern, sorgfältig platzierte Grünpflanzen und weich geschwungene Holzmöbel verliehen dem Raum Gemütlichkeit und Eleganz zugleich.

„Celia, meine Kleine, na endlich!“

Aus einem Sessel, der mit dem Rücken zur Tür stand, sprang ein Mann auf. Seine langen Haare, die ihm ungebändigt über die Schultern fielen, waren bereits grau, obwohl er vom Aussehen her eher wie dreißig wirkte. Trotz der späten Stunde trug er noch einen Anzug, nur sein dunkles Jackett hing ordentlich zusammengelegt über der Sessellehne.

„Wir dachten schon, du ...“ Er stockte, blinzelte und sah Joey von oben bis unten an. „Du siehst irgendwie anders aus.“

„Es tut mir leid, Sir, aber ich bin nicht Ihre Tochter.“

„Ah ... Und wer sind Sie? Wo ist meine Tochter?“

„Ihre Leute haben mich verwechselt“, sagte Joey mit Frauenstimme. Er hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht, diese höhere Tonlage zu üben und jetzt wollte er nicht auch noch das Gelächter von Maximilian Pegasus – denn kein anderer stand vor ihm – auf sich ziehen.

„Leo, Carl, reinkommen!“, dröhnte Pegasus’ Stimme bis in die Halle, wo die beiden Angesprochenen zusammenzuckten und verwirrt, was sie denn falsch gemacht hatten, hereinkamen. „Wen habt ihr mir da mitgebracht?“

„Ihre Tochter, Sir.“

Sie sahen sich verwundert an. Der eine kratzte sich am Hinterkopf, sein Kollege schob sich die Brille zurecht.

„Habt ihr Tomaten auf den Augen? Das ist nicht Celia! Sie hat zwar große Ähnlichkeit mit ihr, aber das ist nicht meine Tochter. Ihr habt eine fremde Frau entführt!“ Pegasus wandte sich an Joey. „Ich bitte um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten. Selbstverständlich lasse ich Sie umgehend nach Hause bringen. Und danach habe ich mit euch beiden noch ein Hühnchen zu rupfen!“

Die Wut, die sich in ihm aufgestaut hatte, prasselte auf die zwei herab, statt sich wie geplant als Standpauke über seiner Tochter zu entladen.

„Wo ist sie? Wo ist mein Liebling?“, schallte es da aus der Eingangshalle und nur Sekunden später kam eine blonde Frau in den Raum gestürmt, die dem überraschten Joey um den Hals fiel und ihn an sich zog. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht, einfach wegzulaufen. Was ist dir da nur eingefallen, mein Schatz?“

„Ähm, Liebling ...“, begann Pegasus und tippte ihr auf die Schulter. „Mai, das da ... ist nicht Celia.“

„Was redest du da, ich werde doch wohl meine Toch –“

Mai trat einen Schritt zurück, musterte die vermeintliche Celia und ließ sie los.

„Oh ... Tatsächlich. Aber die Ähnlichkeit ist verblüffend. Wie kommt sie zu uns?“

„Diese Trottel haben sie angeschleppt.“

„Wir dachten wirklich, sie ist es“, verteidigte sich Leo.

„Wir haben die ganze Stadt nach ihr abgesucht.“

„Dann werdet ihr jetzt eure Hinterteile ins Auto bewegen und noch mal alles absuchen. Ich will, dass ihr sie findet und das schnell.“ Seine Hand fuhr an seine Stirn und massierte diese, als hätte er Kopfschmerzen. „Ich sehe schon die Schlagzeilen vor mir ... Millionenerbin flieht vier Tage vor Hochzeit ... Feier des Jahres geplatzt ...“

„Das wäre ein gefundenes Fressen für die Presse“, seufzte Mai. „Wo steckt das Kind nur?“

Joey verbiss sich das belustigte Grinsen. So war das also. Yami, über den neuesten Klatsch stets auf dem Laufenden, hatte ihm letztens etwas darüber erzählt, dass Celia Pegasus, einzige Tochter des Besitzers von Industrial Illusions, in Kürze heiraten sollte ... Nur hatte sie offensichtlich keine Lust dazu, wenn sie ein paar Tage, bevor die Hochzeitsglocken läuteten, ausbüxte.

Es klopfte kurz an der Tür, gleich darauf trat ein Mann im Anzug ein, der so steif wirkte, als hätte er einen Besen verschluckt.

„Haben Sie was herausgefunden, Croquet?“, wandte sich Pegasus hoffnungsvoll an seinen Assistenten.

„Sie hat mit ihrer Kreditkarte drei Flugtickets gekauft, eines nach Rom, eines nach Oslo und eines nach New York.“

„Dieses raffinierte kleine Biest.“

Kurz huschte ein Lächeln über das Gesicht des Vaters. Setzte sie doch tatsächlich eine der Verwirrtaktiken, die er ihr für den späteren Umgang im Geschäftsleben beigebracht hatte, bei ihm ein. Sie konnte zu einem dieser Orte geflogen sein, aber sich ebenso gut sonst wo befinden. Lediglich den Zeitpunkt für die Erprobung ihres Wissens hatte sie absolut ungünstig gewählt.

„Suchen Sie sie weiter, wir müssen sie finden“, wies er Croquet an. „Wenn sie morgen nicht zum Essen mit ihren zukünftigen Schwiegereltern hier ist, haben wir ein Problem.“

Joey hatte der Unterhaltung schweigend zugehört, sich nicht getraut, sie zu unterbrechen. Nun aber hielt er es für angebracht, Pegasus noch einmal an sein Versprechen zu erinnern, ihn nach Hause zu bringen. Er war müde und wollte sich endlich aus diesen Kleidern schälen. Und noch mehr dieses unmögliche Schuhwerk loswerden.

„Ähm ... Ich würde dann ganz gerne“, begann er, verstummte jedoch, als sich Mai zu ihm umwandte und mit einem undefinierbaren Blick ansah.

„Mir kommt da so eine Idee“, murmelte sie und umkreiste ihn.

Sein Blick folgte ihr misstrauisch. Dieses Funkeln, das auf einmal in ihre Augen trat, jagte ihm Angst ein.

„Celia ist zwar weg, aber bis zur Hochzeit haben wir noch einen Berg von Terminen, die wir nicht absagen können“, sagte Mai. „Maxi-Darling, wäre es nicht möglich, sie solange von einem Double vertreten zu lassen, bis wir sie gefunden haben?“

„Und wo willst du auf die Schnelle eine Frau finden, die so aussieht wie sie und diskret genug ist, um das mitzumachen?“

„Sie steht vor uns.“ Mai deutete auf Joey. „Wir würden Sie natürlich entsprechend dafür entlohnen, keine Frage.“

„Äh ...“

Er fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen und sah ungläubig zwischen den beiden hin und her. Das war jetzt nicht wahr, oder?

„Jetzt wo du es sagst ... so schlecht ist die Idee gar nicht“, überlegte Pegasus.

„Ich halte das für keine gute Idee“, wich Joey aus.

„Wenn es am Geld liegt, ich zahle Ihnen, was Sie wollen –“

„Nein, daran liegt es nicht.“ Er wechselte zu seiner normalen Stimme zurück. „Sehen Sie ... ich bin ein Mann. Ich trage diese Sachen nur, weil ich eine Wette verloren habe. Meine Freunde haben mich gezwungen, einen Abend so mit ihnen auszugehen.“

In diesem Fall konnte er seine Farce einfach nicht länger aufrechterhalten. Sie hatten ein Recht darauf, zu erfahren, wer er war. Dieses Mal war es am Ehepaar Pegasus, ziemlich verdutzt aus der Wäsche zu schauen.

„Sie sind ...“ Pegasus taumelte zum nächsten Sessel hinüber und ließ sich darauf nieder. „Alle Achtung, das habe ich überhaupt nicht gemerkt.“

„Tut mir leid“, murmelte Joey, der sich auf einmal sehr geknickt fühlte. „Ich schätze, Sie müssen sich wen anders dafür suchen.“

„Nein, nein, warten Sie“, unterbrach ihn Mai. „Warum eigentlich nicht? Ich meine, wir haben nichts gemerkt, Leo und Carl haben nichts gemerkt ...“

„Weil sie Idioten sind“, brummte Pegasus. „Aber du hast Recht, Mai. Herr ... Wie heißen Sie?“

„Joey Wheeler.“

„Herr Wheeler, wenn Sie für ein paar Tage in die Rolle unserer Tochter schlüpfen, bis wir sie gefunden haben, biete ich ihnen, sagen wir, tausend Dollar pro Tag. Was sagen Sie?“

„T-tau ... tausend?“

„Gut, zweitausend.“

Joey schlug völlig entgeistert in die ihm dargebotene Hand ein. Damit würde er an einem Tag weit mehr verdienen als sonst in einem ganzen Monat.

„Schön, dann setzen wir doch gleich einen Vertrag auf und bringen die Sache unter Dach und Fach. Kommen Sie.“

Pegasus führte ihn in sein Büro, ließ ihn in einem bequemen Sessel Platz nehmen und begann seine Finger über die Tastatur des Laptops fliegen zu lassen. Wenige Minuten später legte er ihm die zweifache Ausfertigung eines Vertrages vor, ein einfacher Arbeitsvertrag, wie er ihn mit seinen Hausangestellten schloss, nur hatte er in diesem ein paar Modifikationen vorgenommen, um ihn an die besondere Situation anzupassen.

„Lesen Sie ihn sich aufmerksam durch, bevor Sie unterschreiben“, mahnte er. „Insbesondere die Verschwiegenheitsklausel. Sie werden niemandem von unserem Abkommen berichten. Wenn ein falsches Wort davon an die Presse dringt, werden Sie sich wünschen, nie geboren worden zu sein.“

Joey schluckte, nickte dann und setzte seine etwas zittrige Unterschrift neben die von Pegasus, nachdem er den Vertrag von vorne bis hinten gelesen hatte. Als er die vergoldete Kappe auf den geliehenen Füller schob, fiel ihm ein, dass er die eigentlich wichtigste Frage vergessen hatte.

„Wer ist denn nun der Verlobte Ihrer Tochter?“

Er war sich ziemlich sicher, dass Yami da etwas erwähnt hatte, aber er konnte sich nicht erinnern.

„Wie, das wissen Sie gar nicht?“, fragte er überrascht. „Es geht doch seit Monaten durch die Medien.“

Genau genommen konnten seine Frau und seine Tochter nicht mal eine Speisenverkostung für das Hochzeitsmenü machen, ohne dass darüber berichtet wurde.

„Am Sonnabend vereint sich Industrial Illusions mit seinem Konkurrenten Devlin Industries. Wenn Celia erst mal mit dem Erben Duke Devlin verheiratet ist, werden wir die Kaiba Corporation in Grund und Boden stampfen können.“

Man sah ihm den Stolz überdeutlich an. Joey dagegen wünschte sich, der Boden würde sich auftun und ihn verschlingen. Das konnte einfach nicht gut gehen.

Tochter auf Zeit

„Das wird eine Katastrophe ...“, flüsterte er.

„Haben Sie etwas gesagt?“

Der Blonde räusperte sich.

„Begegne ich ihm auch? Also, ihrem Verlobten.“

„Nein, das Essen morgen Abend ist nur mit Celias Schwiegereltern, ihr Sohn ist leider verhindert. Die beiden sehen sich erst zur Hochzeit wieder – und bis dahin haben wir sie längst gefunden. Keine Sorge, ich stelle Ihnen die besten Stylisten zur Seite und niemand wird etwas merken. Apropos, wem haben Sie dieses gute Aussehen zu verdanken?“

„Das war mein bester Freund Yami Muto. Er arbeitet am Theater.“

„Hmm ... Kann er schweigen?“

Joeys Miene verzog sich kurz belustigt. Yami konnte ein richtiges Plappermaul sein – aber er hatte nie ein Geheimnis weitererzählt, das er ihm anvertraut hatte, also nickte er.

„Ja, das kann er.“

„Geben Sie mir seine Nummer, ich werde ihn engagieren.“ Pegasus klatschte begeistert in die Hände. „Nun ... wir sollten uns daran gewöhnen, uns zu duzen, Joey ... Ich meine Celia.“

„Also dann ... Papa.“

„Es wird Zeit, dass du ins Bett kommst. Mai wird dir morgen ein paar Dinge zeigen, damit du dich wie Celia verhältst, und die Tagesplanung mit dir durchgehen.“ Er drückte auf einen Knopf am Telefon und rief Croquet herein. „Bring unsere Celia auf ihr Zimmer.“

„Ah ... Natürlich, Sir“, sagte er und die beiden verließen das Büro.

„Und was sind Sie?“, erkundigte sich Joey, während er hinter ihm durch die Gänge lief und versuchte, nicht über seine eigenen schmerzenden Füße zu stolpern.

„Kommt drauf an.“ Sein Blick war streng geradeaus gerichtet. „Sekretär für Herrn Pegasus, Chauffeur, Betreuer seiner Tochter, Bodyguard ...“

„Also das Mädchen für alles“, schlussfolgerte Joey und stolperte, weil Croquet abrupt vor einer Tür stehen geblieben war.

„Gewissermaßen. Ihr Zimmer ... gnädiges Fräulein.“

Joey ging mit einem kurzen Nicken an ihm vorbei und trat ein. Nach dem langen Abend fühlte er sich hundemüde und sehnte sich nur noch danach, in ein Bett zu fallen, und wenn es das Bett dieses Mädchens war, sollte ihm das auch recht sein. Er machte sich nicht mal die Mühe, das Licht anzuschalten, stolperte quer durch den Raum auf das Bett zu und ließ sich darauf fallen. Schon im Halbschlaf streifte er sich die Schuhe von den Füßen und das Kleid vom Körper und zog sich die Bettdecke über.
 

„Aufstehen!“

Eine schrille Stimme riss ihn aus dem – für seinen Geschmack viel zu kurzen – Schlaf. Unwillig zog er sich die Bettdecke über den Kopf und drehte sich um. Das erinnerte ihn an die Zeit, als ihn sein Vater morgens aus dem Bett geworfen hatte, damit er ihm vor der Schule noch neues Bier besorgte.

„Celia! Steh auf, wir haben viel zu tun.“

Joey blinzelte. Celia? Seit wann hieß er –

Ach, da war doch was. Pegasus hatte mit ihm einen Vertrag geschlossen, dass er seine Tochter doubelte. Hastig zählte er nach, wie viel er gestern Abend getrunken hatte. Aber nein, das war nur ein Cocktail gewesen, ansonsten hatte er sich an Wasser gehalten. So ein Mist, damit konnte er sich nicht mehr damit herausreden, er sei nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen, um den Vertrag für ungültig zu erklären.

„Celia Pegasus, steh endlich auf, oder muss ich nachhelfen?“

Die Bettdecke wurde ihm mit einem kräftigen Ruck weggezogen und entblößte seinen bis auf die zarte Spitzenunterwäsche (Yami hatte Wert aufs Detail gelegt) unbekleideten Körper. Gezwungenermaßen öffnete Joey die Augen und sah Mai an seiner Seite stehen, die ihm einen flauschigen rosa Bademantel hinhielt.

„Endlich wach, du Schlafmütze? Lektion Nummer Eins: Celia steht morgens pünktlich auf, wenn ihr Wecker klingelt. Hast du denn nichts gehört?“

Er erinnerte sich dunkel an ein Klingeln, nach dem er getastet hatte und das daraufhin verstummt war. Irgendwann heute Morgen, als es für ihn noch entschieden zu früh gewesen war.

„Sorry“, nuschelte er.

„Meine Tochter hat eine liebliche Stimme, nicht so einen Bass“, fuhr sie ihm dazwischen. „Du musst aufpassen, sonst wird man es sofort merken. Ich erwarte dich in fünf Minuten im Gartensalon zum Frühstück.“

„Wo bitte?“

„Die Treppe runter, links durch das Wohnzimmer“, sagte sie und war verschwunden, bevor er noch etwas erwidern konnte.

Joey warf einen skeptischen Blick auf den Bademantel, zog ihn dann aber doch an, um seine Gänsehaut zu vertreiben, und stand auf. Direkt neben dem Bett standen blassrosa Pantoffeln. Einer bösen Ahnung folgend, hob er den Blick ... und wünschte sich im nächsten Moment, er hätte es nicht getan.

Celias farbliche Vorliebe erschlug ihn praktisch von allen Seiten. Ob Vorhänge, Möbel, Tapete oder Dekoration – weiß und alle Abstufungen von Rosa dominierten das Bild. Auf einem Regal saßen, fein säuberlich aufgereiht, angekleidet und perfekt frisiert etwa zwei Dutzend Porzellanpuppen, die aussahen, als wären sie dort abgesetzt worden, direkt nachdem ihre Besitzerin sie ausgepackt hatte. Kein Vergleich zu jenen, die seiner Schwester gehört hatten, denen hatte man angesehen, dass gern und oft mit ihnen gespielt worden war. Andere Regale waren voller Bücher, darunter viele über Pferde, mehrere Fachbücher zu Ballett und Tennis. Joey schüttelte sich. Celia schien eine dieser perfekten höheren Töchter zu sein. Perfekt bis auf die Tatsache, dass sie getürmt war.

Sein Magen erinnerte ihn daran, dass es für ihn jetzt anderes zu tun gab als eine Zimmerbesichtigung oder sich Gedanken um das Verhalten eines verwöhnten Millionärstöchterlein zu machen. Nachdem er zunächst in die falsche Richtung gelaufen war, gelangte er zur Haupttreppe des Anwesens und überlegte, welche der vielen Türen, die vom Vestibül abgingen, zum Wohnzimmer führte. Es sollte nicht das letzte Mal an diesem Tag sein, dass er sich einen Lageplan der Villa wünschte. Erst die dritte Tür brachte ihn ins Wohnzimmer, an dessen anderem Ende eine Tür offen stand.

„Beeil dich, deine Schokolade wird kalt!“, rief Mai.

Da ließ sich Joey nicht zweimal bitten und trat ein. Mai saß an einem großen runden Tisch und zupfte ein Stück von ihrem Croissant ab. Joey setzte sich ihr gegenüber hin, griff nach einem Brötchen und ließ seine Augen über den Tisch schweifen. Bei dem reichhaltigen, sowohl süßen als auch herzhaften Angebot an Belägen konnte er sich nur schwer entscheiden, was er nehmen sollte. Er griff nach der zierlichen Gabel, die an der Aufschnittplatte lag.

„Heute keine Erdbeermarmelade wie sonst?“

Mai hob die Brauen und deutete auf einen Topf mit dem süßen Aufstrich.

„Nein, heute nicht“, sagte Joey entschieden und belud die erste Brötchenhälfte mit Wurst. Er hasste Marmelade zum Frühstück. Wenn Celia etwas anderes bevorzugte, war das ihr Pech. Er und Mai waren allein, wer sollte es da schon sehen, was er aß.

„Na schön ...“ Sie schob ihm eine Mappe zu. „Das ist Celias Lebenslauf, ihre Hobbys, ihre Freunde und alles, was du sonst noch über sie wissen musst. Du wirst dir das gut durchlesen und merken. Und bevor du dich weigerst, es ist Teil deines Vertrages.“

Joey, der gerade zu der Frage hatte ansetzen wollen, ob das wirklich vonnöten sei, seufzte ergeben und griff nach dem Machwerk. Auf der ersten Seite prangte ein Bild der Verschwundenen und er konnte nicht umhin, zuzugeben, dass ein gutes Stück Ähnlichkeit zwischen ihnen bestand.

„Du sitzt ja da wie ein Fragezeichen!“, unterbrach Mai ihn. „Setz dich gerade hin.“

Ein tiefes Seufzen kam aus ihrem Mund. Wie es aussah, musste sie bei ihm mit den Grundlagen des guten Benehmens anfangen.

„Was ist so schlimm daran?“, fragte er und biss von seinem Brötchen ab. „So sitz ich meistens.“

„Das nächste! Eine Dame spricht nicht mit vollem Mund. Hast du kein Benehmen gelernt?“

„Doch, schon ...“

„Dann benimm dich.“ Wieder seufzte sie. „Ich fürchte, ich werde dir noch einiges beibringen müssen, sonst wird das Treffen heute Abend ein Desaster.“

Während er von seinem Brötchen abbiss und gelegentlich an der heißen Schokolade nippte (nach einer eindringlichen Ermahnung von Seiten Mais, dass es sich nicht gehöre, Getränke zu schlürfen), vertiefte er sich in das Leben der Celia Pegasus. Croquet, der die Informationen zusammengetragen hatte, musste sich dafür die Nacht um die Ohren geschlagen haben. Selbst die Tage, an denen sie ihre ersten Schritte gemacht und das erste Wort gesprochen hatte, waren aufgelistet worden.

Nach den ersten drei Seiten fragte er sich, wie er sich das alles merken sollte und ob das nicht viel zu viel Aufwand war, wenn er sie nur für ein paar Tage vertreten sollte. Als er diese Frage Mai stellte, erntete er einen überaus bösen Blick von ihr.
 

„Du machst mir Sachen!“, empfing ihn der bunthaarige Stachelkopf in seinem bzw. Celias Zimmer. „Lässt dich entführen, also wirklich.“

„Was machst du hier?“

„Pegasus hat mich angeheuert, damit ich mich um dein Styling kümmere – was du nebenbei gesagt bitter nötig hast. Ab unter die Dusche mit dir, meine Süße.“

Er gab ihm einen Klaps auf den Hintern.

„Hey! Ich bin kein Mädchen, Yami.“

„Für die nächsten Tage schon. Also marsch, marsch!“, scheuchte er ihn ins Bad.

Das Duschgel mit Erdbeergeruch, das er dort vorfand, trug nicht gerade dazu bei, seine Laune zu heben und noch weniger die sich daran anschließende Dreiviertelstunde, die er an dem Schminktischchen verbrachte, auf dem Yami seine ganzen Utensilien ausgebreitet hatte. Joey wollte gar nicht wissen, wie viel Kilo Schminke er ihm ins Gesicht klatschte oder welche Tonnen Haarspray nötig waren, damit die Wellen in seinen Haaren saßen. Das fertige Ergebnis wurde einer skeptischen Musterung im Spiegel unterzogen.

„Muss ich so rumlaufen? Ich sehe aus wie –“

„Eine sehr hübsche junge Frau“, sagte Yami. „Du packst das schon. Keine Sorge.“

Sein Freund war sich da längst nicht so sicher. Pegasus war schon früh am Morgen in seine Firma gefahren, ein Großteil des Personals hatte seinen freien Tag, sodass Mai und er die Villa praktisch für sich hatten. Sie verbrachten den gesamten Vormittag im Speisesaal, wo sich Mai redlich Mühe gab, ihn in die vielen Regeln der Etikette einzuführen. Mit einem dicken Buch auf dem Kopf musste er durch den Raum spazieren, um anmutiges Gehen zu üben (die hohen Schuhe waren dabei nicht unbedingt hilfreich) und zeitgleich all die Informationen wiederholen, die Mai ihm vorbetete. Nach dem fünfzehnten oder sechzehnten Durchgang kannte er Celias Lebenslauf so gut wie auswendig.

Seine Freude über eine Atempause zum Mittagessen währte jedoch nur kurz. Passend zum Essen tischte ihm Mai einen Exkurs in Sachen Tischsitten auf. Die Funktionen der vielen verschiedenen Besteckteile und der Gläser, die jeweils zu einem anderen Gang gehörten, ließen Joey bald den Kopf schwirren, doch die Hausherrin fuhr in ihren Lektionen unbeirrt fort.

„Stell dich nicht so an“, sagte sie und packte ihm, kaum dass sie aufgestanden waren, wieder das Buch auf den Kopf. „Ich muss innerhalb weniger Stunden aus einem Kieselstein einen Diamanten schleifen.“

„Klingt, als würdest du bereuen, mich angestellt zu haben.“

„Von wegen, ich liebe Herausforderungen“, entgegnete sie. Dennoch hätte sie hundertmal lieber gewusst, wohin ihre Tochter verschwunden war, und noch mehr, warum.

Bitte zu Tisch

Am späten Nachmittag wurde Joey endlich von seiner Peinigerin entlassen. Es waren nur noch wenige Stunden bis zum Treffen mit Dukes Eltern, gerade genug Zeit, noch einmal die Unterlagen durchzugehen, damit er nichts vergaß, und sich fertig zu machen. Als er die Seiten durchgeblättert hatte, streckte er sich lang auf dem Bett aus und schloss die Augen. Ein paar Minuten Ruhe, ohne dass jemand an ihm herumkritisierte oder etwas von ihm wollte, waren ja wohl nicht zu viel verlangt. Sein Job war anstrengend. Die Füße taten ihm von den vielen Laufübungen weh, er wusste nicht, wie er den Abend überstehen sollte.

Er war froh, dass Duke nicht bei dem Essen heute dabei sein würde. Nach mehreren gemeinsamen Schuljahren war nicht auszuschließen, dass er ihn erkannte. Mit etwas Glück aber bekam er ihn gar nicht zu sehen, bis zur Hochzeit waren keine weiteren Treffen zwischen dem Brautpaar vorgesehen und die echte Braut hatte sich dann hoffentlich hier eingefunden. Die neueste Spur, die Croquet gefunden hatte, führte nach Hongkong, wo sie mit ihrer Kreditkarte ein paar Kleider gekauft hatte.

Zu gern hätte er gewusst, was im Kopf dieses Mädchens vorging. Sie führte hier ein Leben im Luxus, musste ihren Vater wahrscheinlich nur einmal lieb anschauen, um alles zu bekommen, was sie wollte (so wie er seine Tochter vergötterte), heiratete in ein paar Tagen einen der begehrtesten Junggesellen von Domino ... Joey schüttelte den Kopf. Verstehe einer die Launen eines Millionärskindes.

Es klopfte, gleich darauf wurde die Tür geöffnet.

„Du bist ja noch gar nicht umgezogen.“

Joey stemmte sich auf seinen Ellbogen vom Bett hoch und sah Yami im Türrahmen stehen, der ihn tadelnd ansah.

„Wieso, ist doch noch genug Zeit.“

Sein Freund kam leise lachend näher.

„Joeylein, du darfst das nicht mit uns vergleichen, wenn wir uns für eine Feier oder dergleichen fertig machen. Frauen brauchen nun mal etwas länger im Bad ... und noch länger, wenn es um ihre Kleiderwahl geht.“

„Das sagt der Richtige. Du hast neulich über eine Stunde vor deinem Kleiderschrank gestanden und konntest dich nicht entscheiden, was du anziehen willst“, konterte er.

„Siehst du, uns Männern kann es da genauso gehen.“

Er zog ihn vom Bett hoch und führte ihn in den begehbaren Kleiderschrank, den er sich bis dato aus Zeitmangel und Desinteresse noch nicht näher angesehen hatte. Joey fühlte sich erschlagen. In einem breiten Regal, das bis unter die Decke reichte, stapelten sich Schuhe, Schuhe und noch mehr Schuhe in allen möglichen Farben und Formen, ob Ballerinas, Highheels, Stiefel oder anderes. Ein weiterer Schrank beherbergte Hosen, ein anderer Pullover und Oberteile, auf den Stangen dazwischen hingen dicht an dicht Kleider und Röcke.

„G ... Gehört das alles Celia?“

„Davon dürfen wir ausgehen.“

Fröhlich pfeifend machte sich Yami daran, die Berge von Kleidern nach etwas Passendem für Joey zu durchwühlen. Er hielt ihm mehrere Kleider und Oberteile vor den Körper, schüttelte den Kopf und hängte sie wieder weg.

„Hmm ... Nein ... passt nicht ... zu schlicht ...“

„Yami, das wird nur ein Abendessen mit Dukes Eltern, kein Staatsempfang.“

„Hast du eine Ahnung! Das kommt aufs Gleiche raus.“ Er drückte ihm ein Stück blauen Stoff in die Hand. „Das hier passt. Zieh dich um, ich suche inzwischen Schuhe dazu. Himmel, jetzt steh hier nicht wie angewachsen, ich muss dich gleich noch schminken.“

„Aber ich bin doch schon geschminkt.“

„Dummchen.“ Yami versetzte ihm einen leichten Schlag gegen den Hinterkopf. „Das Make-up muss zum Kleid passen.“

Mit einem geseufzten „Ist das bei Frauen immer so kompliziert?“ begab sich Joey wieder ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen.
 

„Celia-Liebes, bist du fertig?“, tönte Mais kräftige Stimme durch den Flur, wenig nachdem Yami die letzten Korrekturen am Lidschatten beendet hatte.

„Wir sind soweit!“, antwortete dieser an Joeys Stelle und scheuchte ihn von seinem Hocker auf. „Und vergiss nicht, immer hübsch freundlich lächeln, das sind deine zukünftigen Schwiegereltern.“

„Celias.“

„Im Augenblick bist du Celia, also sind es deine.“

Joey trat in den Flur hinaus, wo ihm Mai in einem eleganten zartvioletten Kleid, die blonden Locken in einer Hochsteckfrisur gebändigt, entgegeneilte.

„Wir müssen uns beeilen, ihr Wagen hat gerade das Tor passiert. Sie sind zu früh dran.“

Joey kam sich albern vor, als er mit Mai am Arm im Trippelschritt zur Treppe ging und diese hinabstolzierte. Trotz ihrer gemurmelten Ermahnungen, nach vorn zu sehen, ging sein Blick immer wieder nach unten, zu groß war seine Angst, er könnte über seine eigenen Füße oder den Saum seines Kleides stolpern.

„Ihr zwei seht einfach hinreißend aus!“, rief Pegasus, der sich ebenfalls in der Eingangshalle eingefunden hatte, um ihre Gäste willkommen zu heißen. „Meine zwei Grazien.“

Immer schön lächeln, erinnerte sich Joey, als Mai von ihm mit einem Kuss begrüßt wurde, wich aber einen Schritt zur Seite, als er dies bei ihm ebenfalls tun wollte. Sie stellten sich links und rechts von Pegasus auf und mussten nicht lange warten, bis von draußen die Geräusche eines herannahenden Wagens zu hören waren. Butler und Hausmädchen liefen mit großen Schirmen nach draußen, um den Besuchern zu helfen, trockenen Fußes in die Villa zu gelangen. Den ganzen Nachmittag hatten die Wolken mit Regen gedroht, doch es war trocken geblieben. Erst vor ein paar Minuten waren die ersten Tropfen gefallen.

In Joey machte sich Nervosität breit. Yami hatte ihm eingeschärft, genau auf seine Manieren zu achten und sie nicht in irgendeiner Weise zu verärgern, denn am Ende würde Celia die Leidtragende bei der Sache sein.

„Christopher, Isabel, ich freue mich so, dass ihr da seid“, setzte Pegasus zu seiner Begrüßung an, stockte jedoch, als er hinter ihnen noch eine dritte Person unter dem Schirm auftauchen sah, die über die Schwelle schritt.

Der Blonde schluckte. Wenn es einen Gott, eine höhere Macht oder etwas in der Art gab, dann musste sie ihn hassen. Anders konnte es nicht sein. Ein Paar grüne Augen schweifte durch den Raum, blieb kurz an ihm hängen und wandte sich dann Pegasus zu, der die erste Überraschung rasch abgeschüttelt hatte.

„Welch freudige Überraschung, Duke, wir wussten nicht, dass du deine Eltern doch begleiten kannst.“

„Ich habe meinen Termin verschoben“, antwortete er mit einem Lächeln, das auf Joey für einen Augenblick gequält wirkte.

„Ich hoffe, das ist jetzt kein Problem“, schaltete sich Christopher Devlin ein. „Wir hätten euch Bescheid sagen müssen.“

„Ach, wie ich unsere Köchin kenne, hat sie genug gemacht, um eine ganze Kompanie zu versorgen“, winkte Mai ab und setzte ein kokettes Lächeln auf, als sie von ihm mit einem Handkuss begrüßt wurde.

Joey ließ die Prozedur schweigend über sich ergehen, zuckte jedoch bei der Berührung mit Dukes Hand leicht zusammen und musste sich zwingen, den Blick zu heben und ihn anzusehen.

„Wie schön, dass du doch kommen konntest.“

„Ein paar Terminänderungen, wie gesagt.“

„Gehen wir doch ins Wohnzimmer, bis das Essen angerichtet ist“, sagte Pegasus und bot Isabel, von der Duke das schwarze Haar geerbt hatte, den Arm; die anderen folgten ihnen.

Joey warf einen Seitenblick auf Duke, der sich ein Stück von ihm entfernt auf der Couch niedergelassen hatte. Wie ein glücklicher Bräutigam wirkte er nicht gerade. Auch was Croquet in seinen Bericht geschrieben hatte, wollte bisher nicht so wirklich ins Bild passen. Er hatte die Treffen, die zwischen den beiden Verlobten stattgefunden hatten, als stets sehr harmonisch geschildert, doch der Schwarzhaarige machte viel mehr einen höflich-distanzierten Eindruck, als gehe ihn die ganze Sache eigentlich gar nichts an.

Die Meldung des Butlers, das Essen sei serviert, erlöste ihn aus seinen Überlegungen, denn nun hatte er anderes zu tun, vor allem sich an die etlichen Regeln zu erinnern, die Mai ihm eingepaukt hatte. Den ersten Rüffel in Form eines bösen Blickes fing er sich ein, noch bevor er richtig von der Suppe gekostet hatte. Nicht nur, dass sie zu heiß war und er kurz pustete, bevor er sich den Löffel in den Mund schob – etliche Sekunden hatte er das Gefühl, sein Mund würde von innen verbrennen, bis er die kleinen Chilistückchen entdeckte, die in der Brühe zwischen den Nudeln schwammen. Mühsam schluckte er die Brühe herunter, sie auszuspucken wagte er nicht, und begann zu husten. Die Augen tränten ihm.

„Alles in Ordnung, Liebes?“, fragte Pegasus besorgt. „Hast du dich verschluckt?“

„Zu ... scharf ...“, krächzte er als Antwort und griff nach dem Wasserglas.

„Das würde ich an deiner Stelle nicht tun, Celia“, wandte sich Isabel an ihn. „Das verstärkt den Reiz nur, iss etwas von dem Brot.“

Erst jetzt bemerkte Joey die kleinen Weißbrotscheiben, die auf einem Teller links neben ihm lagen. Als er danach griff, um hineinzubeißen, und hörte er von Mai, die rechts von ihm saß, ein leises Räuspern. Seine Mundwinkel verzogen sich kurz ärgerlich, dass er selbst jetzt an die verdammte Etikette denken sollte, dann aber brach er ein kleines Stück ab, wie sie es ihm erklärt hatte, und schob es sich in den Mund.

Das Brennen ließ ein wenig nach.

„Hattest du nicht gesagt, diese Suppe sei eins deiner Lieblingsgerichte?“, hakte Duke nach.

„Sonst schon ...“

„Ich muss zugeben, sie ist etwas schärfer als sonst geworden“, sprang Pegasus seiner angeblichen Tochter zu Hilfe.

Der Reiz flaute allmählich ab, die Suppe aber rührte Joey nicht mehr an. Freiwillig wollte er sich den Hals nicht verätzen, da konnte Mai ihm unter dem Tisch noch so oft gegen das Schienbein treten. Pegasus lachte leise.

„Unsere Köchin fand es amüsant, unser heutiges Essen unter das Motto ‚Himmel und Hölle’ zu stellen“, erklärte er.

Joey war sich nicht sicher, ob er wissen wollte, was sie sich für die nächsten Gänge ausgedacht hatte, nur knurrte ihm der Magen mittlerweile zum Steinerweichen, nachdem er die Suppe hatte verschmähen müssen. Einigermaßen beruhigt sah er, dass es sich bei der Hauptspeise um Fisch handelte – Seeteufel. Den ersten Bissen probierte er skeptisch und machte sich erst richtig darüber her, nachdem er festgestellt hatte, dass er zwar dem Namen, nicht aber dem Geschmack nach in die Hölle gehörte.

Zu guter Letzt wurden als Dessert Windbeutel mit Sahnefüllung und Obst aufgetragen, die Joey ein freudiges Lächeln auf die Lippen zauberten. Nicht ohne Grund zog Yami ihn öfter damit auf, was für eine Naschkatze er war, besonders wenn es um Erdbeeren ging, mit denen der Windbeutel reichlich garniert war.

„Und, schon aufgeregt wegen der Hochzeit, ihr zwei?“, erkundigte sich Mr. Devlin. „Noch ein paar Tage, und wir sind eine große, glückliche Familie.“

„Sicher, Dad“, brummte Duke.

Joey schluckte hastig den Bissen hinunter, den er noch im Mund hatte, um brav ebenfalls zu antworten – und nicht den nächsten blauen Fleck am Bein zu kassieren – und saß im nächsten Moment kerzengerade auf seinem Stuhl. Nur Sekunden später krümmte er sich hustend zusammen, versuchte Luft in seine Lungen zu befördern und erkannte mit Schrecken, dass dieser der Zugang versperrt war. Panik machte sich in ihm breit.

„Celia?“

Mai klopfte ihm auf den Rücken, um das Erdbeerstückchen, das sich in seinem Hals festgesetzt hatte, so zu lösen.

„Du musst ordentlich husten.“

Was denkst du, was ich hier mache?!

Hatte ihm die Anstrengung anfangs noch die Röte ins Gesicht getrieben, begann sich dieses nun schon ungesund bläulich zu verfärben.

„Meine Güte, seht ihr nicht, dass sie am Ersticken ist?“

Dukes Stuhl fiel polternd zu Boden. Er zog Joey von seinem Sitz hoch und an sich, schlang ihm unterhalb der Rippen die Arme um den Bauch, eine Hand zur Faust geballt. Der Blonde konnte kaum so schnell gucken, wie ihm selbige gegen den Bauch gerammt wurde, einmal und noch einmal. Im hohen Bogen flog das rote Obststück, das ihm Qualen bereitet hatte, aus seinem Mund und landete in Pegasus’ Sektglas. Ein Gefühl von Befreiung machte sich in ihm breit, während er den Sauerstoff in tiefen Zügen einzog.

„Besser ...“, murmelte er. „Danke.“

Sein Kopf wandte sich langsam nach hinten, da Duke keine Anstalten machte, ihn loszulassen.

„Äh ... Es geht mir wieder gut.“

„Hattest du diese Narben letztes Mal schon, als wir uns gesehen haben?“, fragte Duke stattdessen.

Joey folgte seinem Blick zu seinem rechten Oberarm, über den sich quer drei feine, helle Linien zogen. Yami hatte vergessen, sie zu überschminken.

„Nein, die müssen neu sein“, mischte sich Mrs. Devlin ein. „Wo hast du sie her?“

„Mich hat eine ... Katze gekratzt“, antwortete Joey zögernd und ver-

suchte vergeblich, die Stelle mit dem kurzen Ärmel seines Kleides zu verdecken. Er löste Dukes Arme von sich und brachte etwas Abstand zwischen sie beide.

„Wollen wir den Kaffee im Salon einnehmen?“, lenkte Mai ihre Gäste rasch ab. „Mein lieber Duke, vielen Dank für deine Hilfe.“

„Gut gemacht, mein Sohn.“ Christopher klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Wäre da nicht ein kleiner Kuss als Dank angebracht, Celia?“

Der mit diesem Namen Angesprochene zuckte zusammen. Alles, nur nicht das.

„Das finde ich auch“, stimmte Pegasus zu, wofür Joey ihn hätte erwürgen können. „Na los, ihr zwei, nur nicht so schüchtern.“

Er gab ihm einen kurzen Stoß, der ihn gegen Duke beförderte. Dieser seufzte und Joey meinte zu hören, wie er murmelte: „Bringen wir es hinter uns.“

Die Berührung ihrer Lippen dauerte nur Sekunden, dann hatte sich der Schwarzhaarige auch schon wieder von ihm gelöst und marschierte in den Salon hinüber, gefolgt vom Rest der beiden Familien. Joeys Wangen fühlten sich immer noch glühend an, als er längst wieder auf seinem Platz auf der Couch saß und sich bemühte, in jede Richtung, nur nicht die von Duke zu sehen.

Er folgte nicht wirklich der Unterhaltung, welche die zukünftigen Schwiegerelternpaare führten. Die Dekoration, die Anlieferung der Hochzeitstorte und die ganze übrige Logistik der Hochzeit interessierten ihn nicht. Wenn es so weit war, hatte Celia wieder ihren Platz eingenommen und er konnte sich in seine Wohnung zurückziehen und das alles hier für einen bösen Traum halten ... Der ihm zugegeben ein dickes Plus auf dem Konto bescherte.

Dennoch war er alles andere als betrübt, als sich die Devlins schließlich verabschiedeten, um den Heimweg anzutreten, und er sich in sein Zimmer zurückziehen konnte.

Albtraum in Weiß

Am nächsten Morgen ging das ganze Prozedere von vorne los. Nach dem Frühstück, bei dem Joey weitere Benimmregeln von Mai eingepaukt bekam, wurde er in Yamis fähige Hände übergeben. Sehr zu seiner Erleichterung hatte dieser ihm für den heutigen Tag eine Hose und Ballerinas herausgelegt, eindeutig eine Erholung für seine geplagten Füße. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sich die ersten Blasen zeigten.

„Hey, du hast was vergessen!“, rief ihm Yami nach, als er das Zimmer verlassen wollte. Er drückte ihm einen großen Pappkarton in die Hand. Joey hob den Deckel ab.

„Nicht schon wieder Laufunterricht“, stöhnte er und sah auf das Paar schneeweißer Schuhe.

„Aber nicht doch, heute ist die Anprobe für das Brautkleid. Der Schneider möchte wissen, ob der Saum lang genug ist, dafür musst du es mit den Schuhen anprobieren.“

„Wieso soll ich das machen? Celia soll es tragen, nicht ich.“

„Aber sie ist nicht da und wenn was noch nicht sitzt, ist die Zeit sonst zu knapp, was zu ändern. Glaub mir, nichts ist schlimmer als ein gestresster Schneider, der in letzter Minute das ganze Kostüm ändern soll.“
 

Die Limousine hielt vor einem großen Hochhaus mit Glasfassade.

„Bleib sitzen“, sagte Mai, da Joey Anstalten machte, die Tür zu öffnen und auszusteigen. „Wir öffnen die Tür nicht selbst, wir lassen öffnen.“

Der Blonde sah sie einen Moment lang an, als sei sie verrückt geworden, ließ sich dann aber doch grummelnd in die Polster zurückfallen. Reich sein war viel komplizierter, als er gedacht hatte. So viele starre Regeln, die beachtet werden wollten, und immer dieses festgeklebte Lächeln, das er zur Schau tragen sollte. Alles mehr Schein als Sein.

Der Chauffeur lief in der Zwischenzeit um den Wagen herum, öffnete und hielt ihnen den Arm als Ausstiegshilfe hin. Joey folgte Mai durch das Foyer, das mit schwarz-weißen Fliesen im Schachbrettmuster ausgelegt war, zu einem Aufzug, der sie in Rekordgeschwindigkeit in die achte Etage des Gebäudes beförderte. Die Empfangsdame sprang von ihrem Stuhl auf und verbeugte sich tief vor ihnen.

„Guten Morgen, gnädige Frau Pegasus, gnädiges Fräulein. Ich informiere Mr. Graves sofort über Ihre Ankunft.“

„Nicht nötig!“

Ein breiter Vorhang aus rotem Samt, der den Schaffensbereich des Meisters abgrenzte, wurde in der Mitte geteilt und heraus trat ein junger Mann mit kurzen, rubinroten Haaren, der sich gerade ein schwarzes Tuch zurechtrückte, das er um den Hals geschlungen hatte.

„Willkommen, meine Damen“, ging er mit einladend ausgebreiteten Armen zu ihnen und gab Mai links und rechts ein Küsschen auf die Wange, was er im Anschluss auch bei Joey tat. „Ich freue mich, Sie zu sehen.“

„Die Freude ist ganz auf unserer Seite, Alister“, entgegnete Mai.

„Sie sehen wieder hinreißend aus, meine Teuerste. Sind Sie sicher, dass Sie Celias Mutter und nicht ihre Schwester sind?“

„Ach, Sie Schmeichler“, winkte Mai kichernd ab, „hören Sie auf.“

Und das bitte schnell, fügte Joey in Gedanken hinzu, bevor mir mein Frühstück wieder hochkommt.

„Wie steht es um das Kleid?“

„Es wartet auf unsere Principessa. Kommen Sie, gehen wir in mein Atelier für die Anprobe. Darf ich Ihnen ein Glas Champagner, einen Kaffee oder etwas anderes anbieten, während Sie warten, Mai?“

„Gerne einen Kaffee, mein Lieber. So früh am Morgen trinke ich noch keinen Alkohol.“

Alister schob den schweren Vorhang beiseite und ließ sie in sein Atelier treten. Als er es sich eingerichtet hatte, hatte er mehrere Wände herausreißen lassen, um sich einen großen, luftigen Raum zu schaffen. Das große Deckenlicht und die Glasfassaden sorgten für eine mehr als ausreichende Beleuchtung des Monstrums von einem Schreibtisch, auf dem sich Ordner, Mappen und Berge von Papieren mit den neuesten Entwürfen des Designers stapelten. Ein Tisch daneben war überladen mit Stoffmusterkatalogen und Stoffballen. Mai ließ sich in dem Sessel einer schwarzen Ledersitzgruppe nieder. Unweit von dieser befand sich ein kleines Podest mit drei mannshohen Spiegeln dahinter, so aufgestellt, dass sich die Person auf dem Podest bequem von allen Seiten betrachten konnte.

„Wenn Sie schon mal ablegen möchten, Celia, ich hole Ihr Kleid“, sagte Alister beflissen und ließ sie allein.

„Das kann doch nicht gut gehen“, beugte sich Joey zu Mai herüber. „Er muss nur einmal näher hinsehen und merkt, dass ich keine Frau bin.“

„Lass mich nur machen“, gab sie ebenso leise zurück und setzte ein strahlendes Lächeln auf, da Alister zurückkam, ein großes, unförmiges Etwas schiebend, das er mit einem riesigen weißen Tuch verhüllt hatte.

„Ich glaube, ich übertreibe nicht, wenn ich es ein Meisterwerk nenne.“

Mit einer Miene, die überdeutlich kundtat, wie stolz er auf sich und sein Können war, entfernte er das Tuch. Joey biss sich auf die Lippen, um einen Entsetzensschrei zu verhindern.

„D ... das ist ...“

„Ja, ich weiß, es ist fantastisch!“

Das war nun so gar nicht das Wort, nach dem Joey gesucht hatte.

„Ein wahrhaft herrliches Kleid, Alister.“ Mai räusperte sich. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, kurz hinauszugehen, während ich Celia hinein helfe? Meine Kleine geniert sich heute ein wenig ... Wahrscheinlich die Aufregung kurz vor der Hochzeit.“

„Nun ... natürlich.“

Dass er alles andere als erfreut darüber war, von seiner Kundin des eigenen Ateliers verwiesen zu werden, konnte man ihm ansehen.

„So, jetzt zu dir“, wandte sie sich Joey zu.
 

Der Blondschopf musste das Kleid mit beiden Händen raffen, um auf das Podest zu klettern, der Saum schleifte leicht über den Fußboden.

„Entzückend. Max wird so stolz sein“, zwitscherte Mai vergnügt.

Er drehte sich vorsichtig auf dem Podest, um sich von allen Richtungen zu betrachten, ohne über den Saum zu stolpern.

„Und, was sagen Sie, meine Liebe?“

„Ich bin ein Baisertörtchen“, kam von dem Blonden die schonungslos ehrliche Antwort. Da konnte ihn Mai noch so entsetzt ansehen.

Sie hatte ihm das Kleid auf der Hinfahrt als einen Traum in Weiß beschrieben. Seiner Ansicht nach traf Albtraum es viel besser. Der ausladende Rock wurde durch einen Reifrock mit Unterrock gestützt und war über und über mit Rüschen, Schleifen, Spitze und Stickereien verziert. Die Ärmel waren derart gebauscht, dass er sich an die Windbeutel von gestern Abend erinnert fühlte.

„Ich kann mich gar nicht erinnern, dass da so viel Schmuck dran sollte“, versuchte er möglichst dezent in Erfahrung zu bringen, wer die Idee dafür verbrochen hatte.

„Nein? Ihr Vater hat mich letzte Woche darum gebeten“, wunderte sich der Designer. „In Ihrem Auftrag.“

„Ach ja ...“

„Sie sollen an Ihrem großen Tag wie eine Prinzessin wirken, sagte er.“

Joey war dennoch der Meinung, dass es das Baisertörtchen weit besser traf, erst recht, nachdem Alister ihm den zugehörigen Schleier aufgesetzt und mit ein paar Haarklemmen befestigt hatte. Viel Bewegungsfreiheit ließen ihm die Berge von edlem Stoff nicht, den er für das Kleid verwendet hatte. Er war froh, dass er in die Schuhe einfach reinschlüpfen konnte und sie nicht wie seine Turnschuhe zubinden musste, so weit nach unten wäre er gar nicht gekommen.

„Wäre es zu spät, um noch ein paar kleine Änderungen vorzunehmen oder ginge das noch?“, fragte er.

„Änderungen?“ Mai schreckte aus ihrer Fantasie hoch, wie erst Celia in dem Kleid aussehen würde, und schüttelte alarmiert den Kopf. „Aber Kind, du heiratest in zwei Tagen und Alister hat das Kleid nach deinen Wünschen angefertigt, was willst du da noch ändern lassen?“

„Ja, also ...“

Da fiel ihm eine ganze Menge ein.

„Es käme darauf an, was geändert werden soll“, wandte Alister ein.

„Celia, komm bitte mal her“, forderte Mai streng und winkte Joey zu sich. Sie zog ihn am Arm zu sich herunter und senkte die Stimme. „Du wirst nicht einfach Änderungen am Kleid meiner Tochter vornehmen, ist das klar? Nicht du wirst es übermorgen tragen, sondern sie.“

„Wenn sie bis dahin zurück ist.“

„Das wird sie sein, verlass dich drauf.“

Mais Handy klingelte und ersparte ihm eine Fortsetzung ihrer Predigt.

„Entschuldigt mich kurz.“ Sie stand auf und verließ das Atelier.

Eine Hand legte sich auf Joeys Schulter.

„Ich weiß, es ist nicht ganz das Kleid, das du dir vorgestellt hast, Kleines. Aber du weißt ja, wie ... überzeugend dein Dad sein kann. Er möchte dich so groß wie möglich herausputzen.“

Er sah auf und in Alisters entschuldigend blickende Augen. Sein ganzes Verhalten hatte sich mit einem Schlag verändert, seit Mai den Raum verlassen hatte, er gab sich eher wie ein Freund. Nach einem letzten Blick zur Tür beschloss Joey, die Gelegenheit beim Schopf zu packen.

„Lässt sich da echt nichts mehr ändern? So ein paar Rüschen weniger, die würden doch nicht auffallen.“

„Hmm ... Stell dich noch mal auf das Podest und lass mich sehen.“

Joey tat wie geheißen und sah Alister dabei zu, wie dieser um ihn herumwuselte, hier eine Stecknadel in die Rüschen steckte und dort an einer Schleife zog.

„Doch ... Wenn ich es recht bedenke ... Da kann noch einiges ...“

Er hielt mitten im Satz inne und hob, da er gerade vor ihm kniete und eine Schleife zum Entfernen kennzeichnen wollte, den Blick, der Joey einen unbehaglichen Schauer über den Rücken rieseln ließ.

„Etwas ist heute anders an dir.“

„Es ist alles wie immer.“

„Ah ja ... Wann hast du dich operieren lassen?“

„Äh, wie bitte?“

Alister stand auf, trat einen Schritt von ihm zurück und verschränkte die Arme.

„Verkauf mich nicht für dumm, ich weiß, wann ich einen Kerl vor mir hab und wann eine Frau.“

Die Worte trafen ihn so unvermittelt wie eine Ohrfeige. Er war entlarvt.

„Aber wenn du nicht Celia bist ... Respekt, dann scheint sie es tatsächlich durchgezogen zu haben.“

„Du hast gewusst, dass sie weglaufen wollte?“, fragte er entgeistert.

„Wir sind befreundet, aber genaues hat sie mir auch nicht gesagt. Nur dass sie überlegte, von hier fortzugehen, alles hinter sich zu lassen.“

„Aber warum?“

„Entschuldige, aber das ist ihre Sache, ich mische mich da nicht ein. Und dich haben ihre Eltern angeheuert, damit du ihre Rolle spielst, oder wie darf ich das interpretieren?

„Ja, bis sie sie gefunden haben. Ich meine ... Ich kann ja schlecht an ihrer Stelle ihren Verlobten heiraten.“

„Dafür müssen sie Celia erst mal finden, und dass ihnen das gelingt, das bezweifle ich. Ich kenne sie gut, wenn sie sich was in den Kopf setzt, lässt sie sich nicht davon abbringen.“

„Dann muss die Hochzeit abgesagt werden.“

„Ich nehme an, du hast Mr. Pegasus kennen gelernt.“ Joey nickte. „Er wird die Hochzeit nicht absagen, daran glaube ich nicht. Also, was möchtest du noch alles an deinem Kleid geändert haben?“
 

Mai kam zurück, ein fröhliches Lächeln auf den Lippen. Sie hatten eine heiße Spur in Osaka aufgetan, offenbar hatte sie das Land gar nicht verlassen. Maximillian saß bereits in seinem Privatjet, um seine Tochter persönlich nach Hause zu bringen und ihr, Vaterliebe hin oder her, dieses Mal wirklich eine gepfefferte Standpauke zu halten, sie dermaßen in Verlegenheit zu bringen.

„So, das sollte dann alles sein“, verkündete Alister, nachdem er die letzte Notiz auf seiner Liste vervollständigt hatte, was alles geändert werden sollte. „Ich bringe das Kleid übermorgen selbstverständlich persönlich vorbei.“

Er verabschiedete sich überschwänglich von ihnen, nun wieder ganz der Designer, und geleitete sie bis zum Aufzug. Kaum hatten sich die Türen des Fahrstuhls geschlossen und sich dieser in Bewegung nach unten gesetzt, platzte Mai mit ihren guten Neuigkeiten los.

„Siehst du, ich hab es dir ja gesagt. In ein paar Stunden ist Celia wieder hier.“

Wie Mai es ihn gelehrt hatte, setzte Joey ein höfliches Lächeln auf und nickte. Dass sie allerdings Recht behielt, dessen war er sich nach der Unterhaltung mit Alister nicht mehr so hundertprozentig sicher. An Celias Rückkehr würde er erst glauben, wenn sie leibhaftig vor ihm stand.

Eine Braut, die Freundinnen hat ... braucht keine Feinde

Am liebsten wäre Mai sofort nach Hause gefahren, um dort auf Celia zu warten, aber es gab immer noch so viel vorzubereiten, dass sie nur Joey aufforderte, in den Wagen zu steigen, damit sie den Rest ihrer vielen heutigen Besorgungen erledigen konnten. Sie sahen beim Konditor vorbei, bei dem Floristen, der den Brautstrauß und die Blumengestecke liefern würde, aßen zwischendurch in einem kleinen, aber sehr feinen Restaurant zu Mittag und machten sich dann wieder daran, diverse andere Geschäfte aufzusuchen, wo Mai noch etwas abzuholen hatte.

Der Nachmittag raste dahin, weit schneller als Joey gucken konnte. Bei ihrer Ankunft vor der Villa Pegasus war die Dämmerung bereits nicht mehr fern. Er und Mai quollen mit einem Berg von Paketen, Taschen und Tüten aus dem Inneren des Wagens, die ihnen der Chauffeur abnahm und, schwer beladen wie er nun war, eher blind die Treppe hoch wankte.

Mai ging in einen der Salons, um Maximillian anzurufen und zu hören, wie der Stand der Dinge war. Joey machte es sich währenddessen im Wohnzimmer gemütlich und schaltete den Fernseher an. Er zappte durch die Kanäle, ohne etwas Sehenswertes zu finden, bis er bei dem Sender, wo er sonst Nachrichten sah, sofern er die Zeit fand, auf ein Promi-Magazin stieß.

„... Hochzeit, zu der alles, was in Domino Rang und Namen hat, erwartet wird. Bisher ist wenig über die Vorbereitungen nach außen gedrungen und besonders das Kleid der Braut wird gehütet wie ein Staatsgeheimnis.“

Der Blondschopf schüttelte sich bei dem Gedanken an selbiges und war froh, dass Alister in die Änderungen eingewilligt hatte. Ob nun er es tragen würde oder doch Celia – sie würde es ihm danken. Die beiden Männer hatten sich bemüht, zu einem Ergebnis zu kommen,

das mehr ihren Vorstellungen als denen ihres Vaters entsprach.

Nach einer Blende auf die Villa, in der er sich momentan befand, wurde auf die Nachrichtensprecherin zurückgeschaltet, die mit dem nächsten Thema fortfuhr.

„Sie ist WAS?“

Joey fuhr vor Schreck von seinem Sessel hoch, Mais Stimme musste in der gesamten Villa zu hören sein. Sekunden später stürmte sie herein, ließ sich auf die Couch fallen, sprang jedoch gleich wieder auf.

„Bitte reg dich nicht auf, Darling“, drang Maximillians Stimme aus dem Handy, das sie versehentlich auf Lautsprecher gestellt hatte.

„Ich soll mich nicht aufregen?“ Sie lief wie eine gehetzte Tigerin durch das Wohnzimmer. „Du sagtest, du hättest sie gefunden, müsstest sie nur noch abholen –“

„Sie wurde verwechselt ...“

„Verwechselt?“, fragte sie in einem Ton, als halte sie ihn für nicht ganz richtig im Kopf. „Wie schwer kann es bitte in Japan sein, ein Mädchen mit naturblonden Haaren zu verwechseln? Wir sind nicht in Europa.“

„Du hast mich nicht zu Ende erzählen lassen. Das Mädchen ist Schauspielerin, Celia hat sie engagiert und ihr ihre Kreditkarte gegeben.“

Mai schnappte hörbar nach Luft.

„Ich bin sprachlos.“

„Ein Wunder.“

„Sei du mal still und sieh zu, dass du unsere Tochter findest!“, keifte sie zurück. „Ansonsten wirst du nämlich Christopher und Duke erklären, warum es keine Hochzeit gibt, wenn sie nicht rechtzeitig hier ist.“

„Mach dir keine Sorgen, sie werden heiraten. Ich bin gleich am Flughafen, bis nachher!“

Mai schaltete das Handy aus. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie nicht allein im Raum war.

„Oh ... Du hast alles mitgehört.“

„Tut mir leid, ich wollte eben nicht stören. Celia ist also wieder weg.“

„Das Kind ist mir ein Rätsel.“ Mai setzte sich auf die Couch zurück und raufte sich, ganz undamenhaft für sie, die Haare. „Ich verstehe nicht, was sie hat, sie war doch mit allem einverstanden ... Und sie mag Duke, sie war ganz vernarrt in ihn.“

Wenn sie sich da mal nicht irrt, dachte Joey.

„Wie dem auch sei, anderthalb Tage haben wir noch – und wenn wir sie erst in letzter Minute in ihr Kleid stecken können“, fuhr sie fort, auf einmal wieder ganz kämpferisch. „Aber es ist schade ... Morgen ist ihr Junggesellinnenabschied und sie verpasst ihn. Dabei haben sich ihre Freundinnen so etwas schönes ausgedacht.“

Er horchte auf.

„Was denn?“

„Also ... ehrlich gesagt weiß ich das selbst nicht so genau. Miyu sagte nur, sie hätten einen tollen Tag geplant, damit sich Celia vor ihrem großen Tag noch mal richtig entspannen kann.“ Sie klopfte ihm auf die Schulter. „Du kriegst das schon hin, bisher hast du dich ja recht gut geschlagen.“
 

„Sie hat nichts gesagt, was ihr macht?“

„Nein, und das ändert sich auch nicht, wenn du mich noch mal hundertmal fragst“, beantwortete er genervt Yamis Frage.

„Ich meine nur, es wäre einfacher, dir passende Kleidung rauszusuchen.“

„Herrgott noch mal, es ist Vormittag, sie wollen mit mir sicher nicht in die Oper. Jetzt gib mir einfach eine Hose und ein Oberteil raus, diese Miyu muss bald da sein. Die soll eine extrem Pünktliche sein.“

Keine halbe Stunde später, sogar noch einige Minuten vor der Zeit, meldete eines der Hausmädchen, „das gnädige Fräulein Miyu“ sei eingetroffen und wartete, bis Joey ihr in die Eingangshalle folgte.

„Hi, Süße, ich bin hier, um dich abzuholen!“

Miyu war groß, schlank, trug ihre hüftlangen schwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und war nach der neuesten Mode gekleidet, die die exklusiven Geschäfte Dominos zu bieten hatten. Das Bild, das Joey bisher durch die Informationen Croquets von ihr gewonnen hatte, bestätigte sich. Sie war ein aufgedrehtes, ständig kicherndes Modepüppchen, die Tochter eines Diplomaten, die sich genau wie Celia keine Sorgen darum zu machen brauchte, wo das Geld für ihre ausgedehnten Shoppingtouren herkam.

Sie drückte Joey auf beiden Wangen ein Begrüßungsküsschen auf und hakte ihn bei sich unter.

„Na, schon aufgeregt wegen morgen? Ach, was sage ich, bestimmt! Du weißt ja, wie ich dich beneide, dass du dir diesen Traumtyp geangelt hast.“

Sie zog ihn aus dem Haus und zu ihrem Wagen, den sie in der Auffahrt geparkt hatte.

„Aber jetzt lass uns keine Zeit verlieren, wir haben ein volles Programm vor uns.“

„Und was?“

„Das siehst du bald, du willst dir doch nicht die Überraschung verderben“, lachte sie und startete den Wagen. „Wir holen noch Yui ab und dann können wir los.“

Celias beste Freundin erwartete sie zwei Straßen weiter schon vor den Toren des Anwesens ihrer Eltern, das in Sachen Protz mühelos mit dem der Familie Pegasus mithalten konnte.

„Hallöchen, ihr zwei!“, rief sie, kaum dass sie die hintere Beifahrertür geöffnet hatte, ließ sich auf die Rückbank fallen und schlang von hinten die Arme um Joey. „Dann mal los.“

Ihre Fahrt führte sie einmal quer durch die Innenstadt und Joey wurde mit jeder Minute mulmiger zumute. Die beiden jungen Frauen sagten kein Wort, sahen nur hin und wieder zu ihm und grinsten.

„Mach nicht so ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter“, tadelte Yui die vermeintliche Celia. „Wir sind ja schon da.“

Sie hielten auf einem Parkplatz, auf dem einige Wagen standen, die ausnahmslos der gehobenen Preisklasse angehörten. Yui deutete voll Freude auf ein weißes Gebäude, das im Stil der Jahrhundertwende erbaut worden war. Neben dem Eingang, der von kegelförmigen Buchsbäumen flankiert war, strahlte ihnen ein großes poliertes Messingschild entgegen, in das Beauty Palace eingraviert war. Joey seufzte nur innerlich, irgendwie hatte er schon geahnt, dass irgendwas in der Richtung auf ihn zukommen würde.

„Ich musste meine Beziehungen spielen lassen, um für uns alle einen gleichzeitigen Termin zu bekommen“, erklärte Yui gewichtig.

„Und was ... wollen wir da?“

„Natürlich das volle Programm, damit du morgen schön entspannt zum Altar schreiten kannst.“

Dass dem so sein würde, bezweifelte er stark. Miyu griff nach seiner Hand und zog ihn, dicht gefolgt von Yui, mit sich durch die gläserne Eingangstür zur Rezeption, wo sie sie anmeldete. Die Rezeptionistin, der nach Empfinden des Blonden ein paar Kilo weniger Schminke gut getan hätten, schlug in ihrem Terminbuch nach, nickte und bat sie lächelnd, schon einmal ihre Sachen in der Umkleide abzulegen und einzuschließen.

Joeys Magen zog sich zusammen, als er das Schließfach öffnete, das ihm die Frau zugewiesen hatte, und einen flauschigen weißen Bademantel und Pantoffeln daraus hervorholte.

„Worauf wartest du?“, fragte Miyu, die schon halb ausgezogen war. Sie streifte sich die Hose von den Beinen und stopfte sie mit Oberteil, Handtasche und Schuhen in ihren Spind. Sie und Yui sahen ihn auffordernd an.

„Geht doch schon mal und ich komme gleich nach“, schlug er ihnen vor. Solange sie im gleichen Raum waren, konnte er unmöglich seine Kleider ablegen, ohne sich als Mann zu erkennen zu geben. Ihm war ohnehin schleierhaft, wie er diesen Tag ohne Entdeckung überleben sollte.

„Pff ... Na, meinetwegen“, brummte Miyu. „Wenn du dich heute so anstellst. Aber wenn du in drei Minuten nicht bei uns bist, kommen wir und holen dich. Wir haben uns so viel Mühe gemacht, alles für heute zu organisieren.“

Nach einem warnenden Blick, dass sie diese Worte durchaus ernst meinten, fiel die Tür hinter ihnen zu. Joey machte sich in Windeseile daran, aus seinen Kleidern zu kommen und hüllte sich in den Bademantel ein. Er schloss seine Sachen ein und folgte den beiden jungen Frauen einen Gang entlang, der mit modernen Gemälden und Blumenarrangements geschmückt war.

„Womit fangen wir heute an?“, fragte Yui.

„Hmm ...“ Miyu blieb stehen und musterte Joey nachdenklich, bis ihr Blick an seinen Händen hängen blieb. Sie griff nach seiner linken Hand und schüttelte den Kopf. „Maniküre und Pediküre, ganz eindeutig. Süße, wann warst du das letzte Mal im Nagelstudio? Entschuldige, wenn ich das so sage, aber du siehst aus, als hättest du dich durch euren Garten gewühlt. Na ja, wir kriegen das schon hin, dafür sind wir ja hier.“

Sie schob Joey zu einer Tür und klopfte. Eine Frau Ende zwanzig öffnete ihnen, die ihr braunes Haar zu einem festen Dutt aufgesteckt und mit langen Nadeln fixiert hatte.

„Akiko, ich vertraue Ihnen unsere Braut an. Wenn du uns suchst, Celia, wir sind im Raum gegenüber. Wenn wir fertig sind, treffen wir uns wieder und gehen gemeinsam zur Massage.“

„Kommen Sie bitte.“ Akiko wies einladend auf einen gepolsterten Stuhl, der mitten im Raum stand. „Nehmen Sie Platz.“

Joey tat wie geheißen. Die Gerätschaften, die auf einem Rollwagen neben dem Stuhl aufgereiht waren, erinnerten ihn auf höchst unangenehme Weise an eine Zahnarztpraxis. Akiko verschwand in einem Nebenraum und kam kurze Zeit später mit einer kleinen Wanne zurück, die sie vor ihm auf den Boden stellte.

„Setzen Sie Ihre Füße bitte schon einmal in das warme Wasser, wir beginnen mit der Pediküre. Möchten Sie etwas trinken? Oder etwas zu lesen?“

Sie hielt ihm verschiedene Frauenzeitschriften hin, aus denen er sich wahllos eine herausgriff und darin zu blättern begann. Die Frau traf in der Zwischenzeit die letzten Vorbereitungen, denen Joey, nun doch etwas neugierig geworden, zusah. Nach einer Viertelstunde holte sie seinen ersten Fuß aus dem Wasser und begann mit der Arbeit, schnitt und feilte an seinen Nägeln herum und cremte ihm den Fuß, als sie damit fertig war, gründlich ein, bevor sie sich dem zweiten zuwandte. Zwischendurch sah er einige Male auf die Uhr und griff zur nächsten Zeitschrift, viel anderes konnte er nicht tun, bis sie von seinen Füßen abließ.

„So, das wäre es.“

„Endlich“, murmelte er. Dann kann ich ja gehen.

„Kommen wir als nächstes zur Maniküre.“
 

Eine gefühlte Ewigkeit später und mit zartrosa Nagellack angetan, den ihm Akiko angepriesen hatte, bis er entnervt eingewilligt hatte, verließ Joey den Raum und traf wieder mit Celias Freundinnen zusammen.

„Süß“, quietschte Miyu und hielt Joey ihre Hände hin. Auf ihre roten Nägel waren schwarze Ornamente aufgesetzt.

„Hübsch“, murmelte er und versuchte, nicht zu genervt dabei zu klingen.

„Kommt, Mädels. Unsere Massage wartet auf uns“, drängte Yui.

Aus der Sicherheit, mit der sie und Miyu sich durch die Gänge bewegten und die richtigen Räume für die Behandlungen fanden, schloss Joey, dass sie öfter in diesem Schönheitszentrum waren – wenn sie nicht gar als Stammgäste hier ein und aus gingen.

Der Massageraum, den Yui hatte reservieren lassen, war der größte des Zentrums und bot bequem Platz für drei nebeneinander stehende Massagebänke, abgetrennt durch hölzerne Trennwände, die mit bemaltem Papier bespannt waren. Für die Erfindung selbiger war Joey selten so dankbar gewesen wie heute, gestatteten sie ihm doch, sich des Bademantels zu entledigen, seinen Platz auf der Liege einzunehmen und sich das Tuch überzuwerfen, ohne dass Miyu oder Yui mehr sahen, als sie sollten.

Die Masseurinnen, drei junge Thailänderinnen, verbeugten sich kurz vor ihnen, als sie hereinkamen, und wandten sich dann ihrer jeweiligen Kundin zu, um ihnen die gewünschte Massage angedeihen zu lassen. Joeys anfängliche Skepsis löste sich mit der Zeit, ebenso wie die Verspannungen in seinem Nacken und Rücken. Hätte er gewusst, wie entspannend so eine Massage mit einem Öl war, das nach Orangen duftete – und hätte er es sich leisten können –, hätte er das schon früher gemacht, auch wenn er ein Mann war. Vielleicht war die Idee mit dem Schönheitszentrum ja doch nicht ganz so schlimm, wie er anfangs gedacht hatte.

In das Gespräch, das Yui und Miyu nebenbei führten, klinkte er sich nur hin und wieder ein, hauptsächlich, wenn sie ihn direkt ansprachen. Yami, so überlegte er, würde sich hervorragend mit diesen wandelnden Klatschblättern verstehen. Er dagegen genoss lieber die sanften Berührungen der Masseurin.

Als sie ihre Arbeit schließlich beendete, war er überrascht, dass fast eine Dreiviertelstunde vergangen war; ihm war die Zeit viel kürzer vorgekommen. Er gähnte herzhaft und streckte sich auf der Liege, um die Schläfrigkeit abzuschütteln. Mit dem Aufstehen wartete er, bis sich seine Masseurin zurückgezogen hatte, und schlüpfte dann schnell zurück in seinen Bademantel.

„Das war doch schön entspannend.“ Miyu tauchte hinter dem Paravent auf. „Bis zum Mittagessen sollten wir die Epilation noch schaffen, denke ich.“

Die unsichtbaren Rädchen in Joeys Kopf setzten sich ratternd in Bewegung. Wo hatte er dieses Wort nur schon mal gehört ... Möglich, dass seine Schwester es mal erwähnt hatte. Er konnte es jedenfalls gerade nicht einordnen.

„Wie schön. Worauf warten wir dann noch?“, sagte er und lächelte sie an.

Yui blickte ihn überrascht an.

„Ich denke, du hasst das?“

„Na ja ...“

„Ich weiß ehrlich nicht, warum du dich immer noch so anstellst“, mischte sich Miyu ein. „Je öfter man es macht, umso weniger tut es weh. Ich spüre jedenfalls kaum noch was davon. Aber jetzt lasst uns hier nicht dumm rumstehen, sonst krallt sich eine andere deinen Termin, Celia.“

Seinen entsetzten Gesichtsausdruck ignorierend, zog sie ihn aus dem Massageraum.

Ladies' Night

Kein Geld der Welt ist das wert! Ich will hier raus!!!

„So, beißen Sie wieder die Zähne zusammen, Fräulein Celia“, kommandierte die Kosmetikerin und riss mit einem kräftigen Ruck das Tuch von Joeys Bein, das sie zuvor auf das darauf verteilte Wachs gedrückt hatte. Die Finger des Blonden krallten sich in das schwarze Leder der Liege, auf der er lag. Mit den Beinen zappeln konnte er nicht. Nachdem er dies beim ersten Wachsstreifen getan hatte, hatte sich die Kosmetikerin so über ihn gebeugt, dass sie seine Beine mit einem Arm auf die Liege drücken konnte.

Dank ihrer kräftigen Statur schaffte sie es mühelos, ihn in Schach zu halten, während sie ihr Werk verrichtete und seine Beine Stück für Stück von den lästigen kleinen Härchen befreite. Zwischen zwei Wachsstreifen kam ihm ein Gedanke, der ihn beinahe zum Lachen brachte. Ich kann von Glück reden, dass sie hier nicht als Masseurin arbeitet.

Was ihm die Massage vorher an Ruhe verschafft hatte, war dank dieser Behandlung mit einem Schlag verpufft. Seine Beine waren gerötet und brannten auch Minuten, nachdem sie fertig waren, immer noch, trotz der beruhigenden Creme, die die Kosmetikerin darauf verteilte. Der eigentlich flauschige Stoff des Bademantels kam ihm mit einem Mal furchtbar kratzig vor.

„Sie stellen sich aber an, junge Frau“, lachte die Kosmetikerin. „Aber glauben Sie mir, das gibt sich mit der Zeit und spätestens morgen nach Ihrer Hochzeit, wenn Sie sich mit Ihrem Mann zurückziehen, sind die Schmerzen hier längst vergessen.“

Was als Aufmunterung gedacht gewesen war, jagte Joey einen noch größeren Schauer über den Rücken. Daran hatte er noch überhaupt nicht gedacht, was nach der Hochzeit passierte. Dass sich an die Trauung und die Feier üblicherweise die Hochzeitsnacht anschloss.

Ich muss Croquet Dampf unter seinem Allerwertesten machen. Das können sie unmöglich von mir verlangen – spätestens da würde alles auffliegen ... Da ginge es gar nicht mehr anders. Celia Pegasus, wo du auch bist – beweg deinen Hintern nach Domino, und zwar dalli!

Derart in seine Gedanken verstrickt, verließ er das Zimmer der Kosmetikerin und folgte seinen Begleiterinnen in das kleine Restaurant, das sich an das Schönheitszentrum für dessen Besucherinnen anschloss. Der Blick auf die Karte, die ihm ein Kellner reichte, genügte, um ihm ein weiteres Mal an diesem Tag Ernüchterung zu verschaffen.

Hier schien man auf ganzheitliche Körperpflege, auch von innen, zu setzen. Ein leckeres, saftiges Steak, auf das er jetzt Appetit hatte, suchte er auf der Karte vergebens, und auch sonst schien der Koch noch nie davon gehört zu haben, dass Fleisch durchaus essbar war. Stattdessen standen verschiedenste Salate, Suppen, Grünkernburger und andere „gesunde“ Speisen zur Wahl, die seinen Appetit fast schon wieder vergehen ließen.

Notgedrungen und um überhaupt etwas in den Magen zu bekommen, bestellte er sich einen Salat nach Art des Chefs, der mit gebratenen Tofuwürfeln garniert war. Als er die Gabel beiseite legte, war auf seinem Teller kein Blättchen mehr zu finden und er hätte gut und gern noch eine Portion verdrücken können. Miyu dagegen hatte nach der Hälfte ihres Salats behauptet, sie sei satt und bringe beim besten Willen nichts mehr herunter. Joey zog es vor zu schweigen, bevor ihm ein falsches Wort über die Lippen kommen konnte. Zwei oder drei Kilo mehr auf den Rippen konnte sie wenigstens vertragen.

Als sie beim Dessert, frischem Obstsalat, waren, fragte er vorsichtig, was als nächstes auf dem Programm stehe. Wenn es so weiterging wie bisher, ergriff er lieber die Flucht; irgendeine Ausrede würde er schon finden.

„Peeling und Gesichtsmassage“, sagte Yui. „Für unsere restliche Zeit hier ist nur noch Entspannen eingeplant.“

Joey atmete erleichtert auf und schob sich ein Stück Apfel in den Mund.
 

Nach der Gesichtsbehandlung, während der er Gott oder welche Macht auch immer für seine Existenz verantwortlich war, mindestens ein Dutzend Mal dafür gedankt hatte, zu den Männern zu gehören, die keinen Bartwuchs hatten (was ihn wieder verraten hätte), führte Miyu ihre Begleiter in das Untergeschoss des Instituts.

„Was wollen wir denn hier?“, wunderte sich Joey, der, nur mit seinem Bademantel bekleidet, in der kühlen Luft zu frösteln begann.

„Na, was wäre ein Besuch hier wohl ohne einen Aufenthalt in der Sauna?“

Er blieb abrupt stehen. Bisher war alles gut verlaufen und sie hatten nicht gemerkt, mit wem sie es zu tun hatten. Noch mehr wollte er sein Glück allerdings nicht herausfordern.

„Geht mal ohne mich.“

„Aber –“, begann Miyu.

„Ich hab heute keine Lust auf Sauna“, erklärte er, „aber lasst euch von mir nicht den Spaß verderben.“

„Los komm, sei kein Frosch. Was ist heute nur los mit dir?“

„Lass sie, wenn sie partout nicht will“, wandte Yui ein.

„Also dann ... bis nachher.“

Joey lächelte sie verzeihend an und ließ sie stehen. Als er um die erste Ecke gebogen war, wurden seine Schritte schneller, nicht dass sie auf die Idee kamen, ihm zu folgen und ihn zurückzuholen, damit er doch mit ihnen in die Sauna kam. Bei einer Masseurin, die an ihm vorbeilief, erkundigte er sich nach dem Weg zum Umkleideraum, um sich in dem Labyrinth von Gängen nicht zu verlaufen. Miyus und Yuis Aufenthalt in der Sauna verschaffte ihm den notwendigen zeitlichen Vorsprung, um ohne zu große Hetze seine Kleider wieder anzuziehen und den ausgestopften BH zurechtzurücken. Er war dabei, seine Haare zu einem Pferdeschwanz zu bändigen, als die beiden zur Tür hereinkamen, dicke weiße Turbane aus Handtüchern um die Köpfe geschlungen und die Gesichter von der Hitze der Sauna noch tief gerötet.

„Echt schade, dass du nicht mitgekommen bist.“ Miyu öffnete ihren Spind und begann sich anzuziehen. „Sie haben einen Neuen im Sau-nabereich, Will. Ein süßer Kerl. Ich glaube, ich muss wieder öfter hierherkommen.“

„Willst du nicht doch noch mal runter? Noch darfst du, vorbei mit dem Hinterhergucken ist es erst morgen.“

„Nee, lass mal.“

Er war froh, die Tore des Beauty Palace hinter sich zu lassen und sich auf der Rückfahrt von den Strapazen ihres Ausflugs zu erholen.

„Danke für diesen schönen Tag“, verabschiedete er sich mit einem vorgetäuschten Lächeln von ihnen, als sie vor dem Tor zur Einfahrt des Pegasus-Anwesens hielten.

„Der Tag ist doch noch nicht zu Ende, Süße!“, lachte Yui. „Wir haben dich nur hergebracht, damit du dich für heute Abend umziehen und mit deinen Eltern essen kannst, bevor wir dich wieder abholen.“

„Und dann machen wir was?“

„Wart’s einfach ab.“ Miyu stupste ihn an. „Es wird dir gefallen, das weiß ich.“

Das Grinsen, das ihre Antwort begleitete, gefiel ihm nicht, doch ihm blieb keine Zeit, sich weiter Gedanken darüber zu machen. Die gesamte Auffahrt bis zur Villa war mit Lieferwagen zugeparkt, zwischen denen Männer hin und her liefen. Auf dem Rasen stapelten sich Tische, Stühle, Zeltplanen ...

„Das große Zelt in die Mitte, das kann doch nicht so schwer sein! Au, und welcher Vollidiot hat die Stühle hier in den Weg gestellt?“

Hinter einem der Wagen tauchte ein Mann mit langen, rosa gefärbten Haaren auf. Sein Anzug war aus fliederfarbenem Stoff geschneidert, der in der Sonne leicht glänzte, und mit einer zarten Rose geschmückt. Joey rieb sich die Augen und fragte sich, was dieses bunte Knallbonbon bei ihnen zu suchen hatte und warum es sich wie der Chef persönlich aufführte.

„Celia, meine Teure, da sind Sie ja!“

Jetzt kam das Knallbonbon auf ihn zu und drückte ihm zur Begrüßung links und rechts ein Küsschen auf.

„Wie geht es Ihnen, schon nervös?“

„W-wer –“

Das Foto dieses Mannes hatte sich in der Liste von Celias Bekannten befunden, die Joey an seinem ersten Tag ausgehändigt worden war, das wusste er noch, im Gegensatz zu dem zugehörigen Namen.

„Du bist schon zurück, Kind?“ Mais Auftauchen erlöste ihn. „Wir hatten noch nicht mit dir gerechnet.“

„Nur zum Abendessen, danach geht es weiter“, seufzte Joey und flüsterte an sie gewandt: „Wer ist das?“

„Siegfried von Schröder, der Hochzeitsplaner. Er hat die Hochzeit von vorne bis hinten organisiert.“

„Hat er dieses Chaos auch organisiert?“

„Wir sind mitten in den Aufbauten für morgen, Liebes. Die ersten Zelte stehen schon und – Siegfried, was meinen Sie?“

„Bis heute Abend dürfte alles fertig sein, morgen früh werden die Blumen angeliefert und wir dekorieren. Das wird wunderbar.“

Siegfried klatschte vor Begeisterung – wahrscheinlich vor allem über sich selbst, wie Joey vermutete – in die Hände und eilte davon, um seine Helfer weiter zu kommandieren.

„Gibt es was Neues von Celia?“

„Bisher nicht, aber das sollten wir nicht hier draußen besprechen. Zu viele fremde Ohren. Abendessen gibt es um sieben, bis dahin kannst du tun, was du möchtest. Ich habe Yami erst für acht bestellt, um dich zurechtzumachen.“

„Okay, dann ... bin ich erst mal in meinem Zimmer.“

Im Augenblick wollte er nur noch eines … schlafen.
 

„Das ist nicht euer Ernst.“ Joey blickte erst zu Miyu, dann zu Yui, die ihn anlächelten, statt wie erhofft zu erklären, das sei nur ein Scherz gewesen.

„Was hast du erwartet? Dein letzter Abend in Freiheit muss voll ausgekostet werden. Los geht’s, Mädels!“

Sie hakten ihn an beiden Seiten unter und zogen ihn am Türsteher vorbei zum Eingang des Black Cat. An der Garderobe gaben sie ihre Mäntel bei einem jungen Mann mit türkisfarbenem Haar ab. Er beugte sich charmant lächelnd über den Tresen und händigte ihnen die Metallschildchen mit ihren Nummern aus.

„Zum ersten Mal hier, Ladies?“

Miyu und Joey nickten. Wenn der Garderobier schon so lecker aussah, was war dann erst mit den anderen Angestellten?

„Die Show wird euch gefallen. Aber beeilt euch, wenn ihr noch gute Plätze haben wollt, heute tritt unser Star auf.“

Im Hauptraum mit der großen Bühne angelangt, teilten sie sich auf. Miyu und Joey schlängelten sich durch die Reihen, auf der Suche nach einem freien Tisch, Yui organisierte derweil die Cocktails.

Das Glück schien ihnen hold, nahe der Bühne stand ein streitendes Pärchen auf, der Mann folgte seiner Frau wild gestikulierend. Miyu okkupierte den frei gewordenen Tisch augenblicklich. Joey ließ sich neben ihr nieder und versuchte den Blick nicht zur Bühne zu richten, auf der, wie auf den zwei kleinen, halbrunden Nebenbühnen, die davon abzweigten, eine lange Metallstange zwischen Boden und Decke fixiert war. Den Schönheitssalon mochte er überlebt haben, aber das hier, ein Stripclub für Frauen … Wenn das nicht in einem Desaster endete, wollte er nicht mehr Joey Wheeler heißen.

Kopf hoch, meldete sich sein inneres Stimmchen zu Wort. Freu dich doch auf das, was dir gleich geboten wird.

Spinnst du? Wenn die … also … ich bin auch nur ein Mann!

Du schaffst das schon. Augen zu und durch.

Ha, das ist überhaupt die Idee! Ich mach einfach die Augen zu, bis es vorbei ist.

Yui setzte sich zu ihnen, dicht gefolgt von einem Kellner, der ihnen die bestellten Cocktails servierte. Den Einwänden seiner Begleiterinnen zum Trotz hatte sich Joey etwas Nichtalkoholisches bestellt. Ob Hochzeit oder nicht, er hatte keine Lust, morgen mit einem Kater aufzuwachen.

Leise, orientalische Musik schwebte durch den Raum. Eine schlanke Frau mit bronzefarbener Haut und schwarzem Haar betrat die Bühne. Ihr Kleid, in Creme und Violett gehalten, glitzerte bei jeder Bewegung im Scheinwerferlicht. Joey schloss die Augen, entschlossen, sich das Folgende nicht anzusehen.

„Meine Damen und Herren, seien Sie herzlich willkommen im Black Cat. Es ist mir ein Vergnügen, Ihnen heute einen besonderen Gast ankündigen zu dürfen. Weit gereist aus dem Land der Pharaonen, ist er heute hier, um Sie mit seiner Darbietung zu erfreuen. Begrüßen Sie den Sohn der Wüste. Hier ist für Sie … Bakura …“

Allein die Art, wie sie seinen Namen betonte, ließ einen kurzen Schauer über Joeys Rücken laufen. Er blinzelte vorsichtig. Ganz kurz gucken konnte er ja – und dann die Augen natürlich gleich wieder schließen.

Ishizu Ishtar, die Besitzerin des Clubs, wie Yui flüsternd erklärte, verließ rasch die wieder dunkel werdende Bühne und zog sich an die Bar zurück, um sich die Vorstellung von dort aus anzusehen. Der Bühnenvorhang bewegte sich kurz und entließ jemanden nach draußen. Die leise Hintergrundmusik verstummte.

Die Scheinwerfer flammten auf und tauchten den Saal in Rot und Gold, wie bei einem Sonnenuntergang in der Wüste. Unweigerlich glitt Joeys Blick zu der Gestalt, die, in einen weiten, roten Beduinenmantel gehüllt, ruhig dastand und ihnen den Rücken zukehrte.

Langsam hoben sich die kräftigen Arme des Tänzers, um dann mit einer schnellen Bewegung die Kapuze vom Kopf zu streifen und sich umzudrehen. Weißes, kunstvoll zerwuscheltes Haar kam zum Vorschein, unter dem braune Augen hervorblitzten und die Zuschauer musterten. Joey fühlte sich, als Bakuras Blick ihn streifte, an ein Raubtier auf der Suche nach seiner Beute erinnert.

Ein kurzer Griff zum Halsausschnitt und der Mantel glitt ihm von den Schultern, zeitgleich mit dem Einsetzen der Musik. Für seinen heutigen Auftritt hatte er ein Stück aus dem Film From Dusk till Dawn gewählt, After Dark. Einige Frauen, darunter auch Miyu, kreischten kurz. Ob es aber aus Verzückung ob Bakuras eingeölten, athletischen Oberkörpers geschah oder wegen der Python, die sich um ihn schlängelte, war nicht zu sagen.

Er begann sich langsam im Takt der Musik zu bewegen, ließ die Hüften kreisen und spielte mit dem Tier, das sich zischelnd mit ihm wand. Sein Vorhaben, die Augen wieder zu schließen, hatte Joey vergessen. Wie gebannt starrte er auf den Tänzer, dessen Schenkel nur von einem ägyptischen Rock verhüllt wurden, wie er zur Zeit der Pharaonen getragen worden war. Um seinen rechten Oberarm lagen mehrere goldene Reifen. Der Schlangenschwanz strich langsam über Bakuras Hüfte, streifte kurz seine Schenkel … In Joeys Gedanken setzte er sich selbst an die Stelle des Tieres, spürte das heiße Fleisch unter seinen Fingern beben, während die Bewegungen des Tänzers schneller wurden.

Bakura hob die Schlange über seinen Kopf, drehte sich zweimal mit ihr und reichte sie schließlich an zwei Helfer hinter sich, die sie wegbrachten. Majestätisch, den Kopf hoch erhoben, schritt er über die Bühne zu der Stange und schwang sich, ein Bein darum schlingend, daran herum, rutschte an ihr herunter und ließ sich auf alle Viere nieder. Joeys Eindruck von einem Raubtier verstärkte sich dadurch nur noch.

Er rutschte unbehaglich auf seinem Platz hin und her und versuchte an irgendetwas anderes zu denken, das ihn von diesem Anblick abzulenken vermochte, damit seine wachsende Erregung nicht auch noch sichtbare Tatsachen schuf. Vor seinem geistigen Auge beschwor er Eis … Nein, keine Eiswürfel, wie sie auf Bakuras Brust schmolzen … Eisberge … Sein alter Erzfeind aus der Schule, Seto Kaiba … Kaiba mit rosa Schürze, egal was, wenn er nur nicht an Bakura dachte.

Dieser entledigte sich gerade seines Rockes, unter dem er einen Tanga, eigentlich nur ein winziges, das Nötigste verdeckendes Fetzchen schwarzen Stoff trug, gehalten von dünnen Bändern. Joeys Finger krallten sich in die kleine Handtasche, die in seinem Schoß lag. Der Weißhaarige stellte seine Selbstbeherrschung auf eine grausig harte Probe. Jetzt kroch er auch noch auf ihn zu …

Nein, bitte nicht!

Bakura blieb vor ihrem Tisch stehen, ging in die Hocke und strich Joey verführerisch grinsend über die Wange, bevor er sich wieder seinem eigenen Körper zuwandte. Von Yui kam ein lang gezogenes Seufzen. Unter den Rufen seiner begeisterten Zuschauerinnen begab er sich zum Zentrum der Bühne zurück, wo er noch einmal seine Hüften kreisen ließ, bevor die letzten Takte verklangen und er sich, die Arme über der Brust gekreuzt, kurz verbeugte.

„War das nicht fantastisch, Celia?“, wandte sich Miyu an die Braut. Joeys Platz war leer.
 

Die Kabinentür schloss sich mit einem Klacken hinter ihm. Schwer atmend ließ sich Joey auf den Toilettendeckel sinken und versuchte die Bilder von Bakura zu vertreiben, die sich in seinem Kopf festgesetzt hatten. Einen anderen Weg als zu fliehen hatte er nicht mehr gesehen, denn das, was sich da überdeutlich unter seinem Kleid abzeichnete, hätten sie nicht übersehen können, sobald das Licht wieder anging. Er fluchte leise, keine Hose angezogen zu haben. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er auf der Damentoilette alleine war, schob er den Stoff beiseite und machte sich, die Gedanken nun doch wieder auf Bakura richtend, daran, sein kleines Problem zu beseitigen. Danach sank er erschöpft in sich zusammen und schloss die Augen, um wieder zur Ruhe zu kommen. Sein Herzschlag raste.

„Bist du hier irgendwo, Celia?“, tönte Yuis Stimme von der Tür her.

Joey fuhr auf, die hatte er eben total vergessen. Hastig beseitigte er die letzten Spuren seines Tuns, richtete sich die Kleider und öffnete die Tür.

„Da bist du ja – Alles okay bei dir?“

„Ja, ich … mir ist eben schlecht geworden, hab vielleicht was Falsches gegessen“, log er.

„Arme Maus. Aber jetzt geht’s wieder?“

„Schon … trotzdem würde ich lieber nach Hause, wenn ihr mir nicht böse seid.“

„Nein, schon gut. Schließlich sollst du morgen nicht flachliegen.“

Dass Yui enttäuscht war, konnte er dennoch sehen. Sie hatte sich auf einen schönen langen Abend mit ihrer Freundin gefreut, was ihr nun verwehrt blieb.

„Holen wir Miyu und dann bringen wir dich nach Hause.“

Braut wider Willen

Der Vormittag war im Hause Pegasus von Hektik geprägt. Joey wurde von Yami um halb acht aus dem Bett gescheucht und erfuhr am Frühstückstisch zu seinem Entsetzen, dass von Celia mittlerweile jegliche Spur fehlte. Mai stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Sie schaffte es kaum, ihr Brötchen zu essen und sprang jedes Mal von ihrem Platz auf, sobald Croquet herein- oder auch nur in die Nähe des Esszimmers kam. Joey hatte keine Ahnung, wie er sie beruhigen sollte – davon abgesehen, dass ihm genug eigene Dinge im Kopf herumschwirrten, vor allem, ob Alister mit seiner Einschätzung bezüglich Pegasus Recht hatte.

„Miss Celia“, Croquet tauchte im Türrahmen auf, Mai schoss kerzengerade in die Höhe, „Ihr Vater wünscht Sie in seinem Arbeitszimmer zu sprechen, sobald Sie mit dem Frühstück fertig sind.“

Joey, den Mund voll Rührei, nickte zustimmend, Mai sank enttäuscht auf ihren Stuhl zurück.

Ein paar Minuten später klopfte es an Maximillians Bürotür.

„Du wolltest mich sehen?“

Er bedeutete ihm, die Tür zu schließen und gegenüber von ihm vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen. Durch die gekippten Fenster waren die Arbeiter zu hören, die unter dem Kommando des Hochzeitsplaners die restlichen Zelte aufstellten und einrichteten. Joey erschrak vor seinem „Vater“. Er hatte dicke Ringe unter den Augen, seine Haut war blass. Seine Erschöpfung schlug einem geradezu in dicken Wellen entgegen.

„Ich muss ehrlich zugeben“, begann er, nachdem er Joey eine Weile nur stumm angesehen hatte, „auf eine gewisse Weise bewundere ich meine Tochter. In meinem Leben als Geschäftsmann habe ich schon viel erlebt, musste so manche Krise meistern … Aber mich dieser Art in die Enge zu treiben, das hat niemand bisher geschafft. Endlich ist Celias großer Tag da … und ich habe keine Ahnung, wo meine Tochter sich herumtreibt.“

„Wäre es dann nicht besser, die Hochzeit abzusagen?“, fragte sein Gegenüber vorsichtig. „Noch ist es dafür nicht zu spät.“

Pegasus sah aus, als wäre ihm angeboten worden, seine Firma in die Luft zu jagen.

„Wie stellst du dir das vor, das ist unmöglich! Was soll ich unseren Gästen sagen? Was den Devlins? Und vor allem, was soll ich Duke sagen?! Dass seine Braut es sich kurzfristig anders überlegt hat und ihn am Altar stehen lässt? Nein, unmöglich. Unsere Familien wären beide blamiert bis auf die Knochen, unser guter Ruf in der Firmenwelt wäre dahin!“

„Aber was willst du sonst tun? Warte … wie wäre es, wenn Celia krank ist? Eine schlimme Grippe mit Fieber oder so, irgendwas, das sie für eine Weile ans Bett fesselt, und die Hochzeit wird eben verschoben. Das ist dann höhere Gewalt oder so. Und ihr hättet mehr Zeit zum Suchen.“

„Prinzipiell eine gute Idee, nur … als Dukes Cousine vor zwei Jahren geheiratet hat, hatte ihr Bräutigam am Tag vorher einen Autounfall und ein gebrochenes Bein. Sie hat so lange geweint, bis Christopher ihn im Rollstuhl aus dem Krankenhaus zur Kirche gebracht hat. Uns bleibt keine Wahl, diese Hochzeit wird heute stattfinden.“

„Und wie, wenn die Hauptperson fehlt?“

„Du hast meine Tochter die letzten Tage so wunderbar vertreten, ich bin sicher, wir bekommen nachher von dir auch ein schönes, klares ‚Ja, ich will’ zu hören, wenn ihr am Altar steht.“

„Ich soll Duke heiraten?“, krächzte Joey entsetzt. „Ab … a … aber …“

„Du musst nur dem Standesbeamten antworten und die Heiratsurkunde unterschreiben, das ist alles.“

„Aber das wäre Urkundenfälschung!“, platzte es aus ihm heraus. „Wenn das rauskommt – Ich will nicht ins Gefängnis.“

„Es wird nichts herauskommen, wenn du nichts sagst.“

„Vergessen Sie’s“, wechselte Joey plötzlich die Anrede. „Das mach ich nicht.“

„Du bekommst fünfzehntausend Dollar extra“, versuchte Pegasus ihn zu locken.

„Nein, danke. Ich mache mich nicht strafbar.“

„Gut, dann dreißigtausend.“

„Nicht für Geld und gute Worte.“

„Niemand wird davon erfahren. Fünfzigtausend und“, er hob die Hand, da Joey ihn unterbrechen wollte, „meine Garantie, dass deine Schwester ihr Stipendium behält.“

„Lassen Sie Serenity aus dem Spiel.“

„Das würde ich wirklich gerne, aber wenn du nicht freiwillig kooperieren willst … Ich kenne die Vorstandsmitglieder des Universitätsrates und den leitenden Dekan sehr gut. Du möchtest sicher nicht, dass sie ihr Studium aufgeben muss, nur weil ihr das Geld dazu fehlt.“

„Dreckskerl“, murmelte der Blonde so leise, dass nur er selbst es verstand. „Gut, ich werde Duke heiraten, Vater. Denk aber nicht, dass ich mit ihm auch die Hochzeitsnacht verbringe. Ich werde heute Abend rasende Kopfschmerzen haben.“

„Wenn du das sagst, Celia … Alister bringt in zwei Stunden dein Kleid. Ich an deiner Stelle würde bis dahin noch meine Unterschrift üben.“

Mit einem letzten wütenden Blick stürmte Joey davon.
 

Schön, dich wiederzusehen“, begrüßte Alister den Blonden grinsend, der an Celias Frisiertisch saß und sich die Haare von Yami auf große Lockenwickler drehen ließ. Er legte das Kleid, in einen großen Stoffsack zum Schonen gehüllt, auf dem Bett ab, zog sich einen Hocker heran und setzte sich zu ihnen.

„Mir wäre es lieber, hier säße jemand anders. Au, das zieht, Yami!“

„Darauf werden wir lange warten können. Ich habe es dir gesagt, wenn sie nicht gefunden werden will, wird sie es nicht. Da kann ihr Vater als Plüschhase verkleidet über die Wiesen hopsen.“

Die drei jungen Männer lachten bei der Vorstellung. Joey war froh, wenigstens noch ein paar fröhliche Sekunden zu haben, wenn dieser Tag schon sein persönlicher Weltuntergang werden sollte. Er hatte sich in den letzten Stunden vergeblich gemüht, die Unterschrift der Braut nachzuahmen. Von Celias fein gestochener Handschrift war er mit seiner Sauklaue noch meilenweit entfernt, ganz zu schweigen davon, dass ihm die Hand vom Üben wehtat.

Die Stunden bis zur Trauung vergingen wie im Flug. Nicht lange, nachdem Yami die Vorarbeiten für Joeys Frisur beendet hatte, wurde das etwas verfrühte Mittagessen aufgetragen, bevor sich der bunthaarige Stylist weiter an seinem Freund austobte. Joey wurden die gelockten Haare aufgesteckt, er wurde dezent geschminkt, während er sich weiter verzweifelt in der nötigen Unterschrift übte.

Alister und Yami halfen ihm in die Unterwäsche (wobei Joey befand, dass Reizwäsche völlig überbewertet wurde und er sich das blaue Strumpfband samt Strümpfen am liebsten gleich wieder ausgezogen hätte). Der Stylist biss sich die Unterlippe bei dem Versuch, nicht über ihn zu lachen, blutig.

„Dann mal zum wichtigsten Kleidungsstück“, lächelte Alister und öffnete den Reißverschluss des Schutzbeutels. Er hob das Kleid heraus und hielt es Joey vor die Nase. „Und?“

„Das ist … kein Baisertörtchen mehr“, grinste er „Was hast du damit gemacht?“

„Es in seinen Urzustand zurückversetzt. Wie ist es, ziehst du es an?“

„’ne große Wahl hab ich ja wohl nicht. Nee, das Kleid sieht hübsch aus. So hätte es Celia sicher gefallen.“

Rund zwanzig Minuten später trat Joey vor den großen Spiegel und betrachtete sich eingehend.

„Na, zufrieden mit dem Ergebnis?“, fragte Yami und zupfte ihm den langen Schleier zurecht, der an seinem Diadem befestigt war.

„Ja, ich denke schon.“

„Dann lächle mal, dass Pegasus eine glückliche Braut zum Altar führen kann.“

„Was ist, wenn ich bei der Hochzeit was vergeige? Wenn sie was merken und …“

Panik begann in ihm aufzusteigen. Selbst wenn er lediglich eine Rolle spielte, jemanden vertrat - Himmel, er würde gleich heiraten! Schlimmer noch, er würde Duke heiraten. Wenn durch irgendeinen blöden Zufall jemals Tristan und seine restlichen Freunde davon erfahren sollten (wie gut, dass Yami mittels Vertrag zur Geheimhaltung verpflichtet worden war), würden sie ihn bis an sein Lebensende damit aufziehen.

„Joey …“ Ein fester Griff um seine Oberarme ließ ihn wieder zu sich kommen. „Hey, ganz ruhig, Kleiner. Du hast keinen Grund, in Angst auszubrechen. Pegasus führt dich zum Altar und dann musst du bloß noch an der richtigen Stelle ‚Ja’ sagen. Und ansonsten nur lächeln und winken.“

Joey atmete kräftig durch, nickte dann aber und verließ, von Alister und Yami gefolgt, das Zimmer.

Maximillian wartete in der Eingangshalle auf sie, in der Hand ein großes Blumenbouquet aus Orchideen und roten Rosen. Den Saum seines Kleides hebend, schritt Joey hoheitsvoll, wie er hoffte, die Treppen hinab.

„Du siehst wunderhübsch aus. Aber …“, er stockte, gerade im Begriff, Joey die Blumen zu reichen, „das ist ja ein ganz anderes Kleid als das, was wir bestellt hatten. Alister, was ist mit Celias Kleid geschehen?“

„Ich habe nur das geliefert, was Ihre Tochter von Anfang an gewünscht hat: Ein schlichtes Kleid ohne Schnörkel, ohne Ärmel, dafür mit weitem Rock und etwas Spitze als Verzierung am Rocksaum.“

„Warum wurde das nicht mit mir abgesprochen?“

„Mit Verlaub, Mr. Pegasus.“ Alister räusperte sich. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Vorstellungen der Braut häufiger mit denen ihrer Verwandten differieren, aber es ist vor allem wichtig, dass diejenige, die das Kleid am Ende trägt, sich darin wohlfühlt.“

„Und das tue ich“, griff Joey ein. Davon abgesehen, dass ich nach dem heutigen Tag nie wieder ein Kleid tragen werde, aber das hier ist tausendmal besser als das Baisertörtchen.

„Jetzt ist es ohnehin zu spät“, knurrte Pegasus unwillig. „Unsere Gäste warten. Gehen Sie beide vor, Croquet wird Sie zu Ihren Plätzen bringen.“

Sie warfen Joey noch einen aufmunternden Blick zu und verschwanden. Pegasus und Joey folgten ihnen langsam Richtung Salon, von dem aus sie gleich in den Garten schreiten würden.

In den weitläufigen Gartenanlagen waren rund ein Dutzend weiße Zelte errichtet worden, unter denen die vielköpfige Hochzeitsgesellschaft nach der Trauzeremonie feiern würde. Ballons und große Blumengestecke rahmten alles ein. Die Gäste hatten mittlerweile fast alle auf den Stühlen Platz genommen, die in langen Reihen, einen breiten Mittelgang lassend, aufgestellt waren.

Der Blonde trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Gleich, ein paar Minuten noch und er würde seine – nein, Celias – Unterschrift unter ein Dokument setzen und damit wer weiß wie viele Gesetze brechen. Er konnte von Glück reden, dass es nur eine standesamtliche Hochzeit werden sollte. Einem Priester hätte er nicht in die Augen sehen können.

„Also dann … nimm deinen Strauß“, forderte Pegasus ihn auf. „Lassen wir Duke nicht länger warten.“

Sie stellten sich nebeneinander auf. Pegasus hob den Arm, um den Musikern das Signal für den Hochzeitsmarsch zu geben, als sein Handy lautstark klingelte. Da er nicht wusste, wann er endlich etwas von Celia hören würde, hatte er es die letzten Tage stets bei sich getragen und laut gelassen.

„Einen Moment.“

Er zog es aus der Innentasche seines Smokings hervor und öffnete die Videonachricht, die er soeben erhalten hatte. Joey spähte an ihm vorbei auf den Bildschirm und erstarrte. Synchron hielten die beiden Männer die Luft an und lauschten. Als das Video beendet war, stolperte Maximillian kreidebleich rückwärts und sank im Sessel, der ihm am nächsten stand, zusammen.

„D … das … das kann nicht sein“, stammelte er und starrte schockiert auf sein Handy. „Wie … wie konnte sie nur …“

Joey sah sich hastig um, entdeckte eine Karaffe und schenkte ihm ein Glas Wasser ein, das er ihm reichte. Er selbst schwankte noch zwischen Entsetzen und der Überlegung, ob er sich einem Lachanfall hingeben sollte. Er hatte mit vielem gerechnet, nicht aber damit!

„Nun …“, Joey biss sich auf die Lippen, um sich das Kichern zu verkneifen, „wer geht raus und sagt ihnen, dass die ganze Sache abgeblasen ist?“

Pegasus sah von seinem Glas auf.

„Hier wird überhaupt nichts abgeblasen. Damit kommt sie nicht durch.“

Er stellte das Wasser ab und straffte sich.

„Aber sie sagte doch, sie ist –“

„Das ist wieder eine ihrer Launen, nur um mir eins auszuwischen. Aber nicht so, Fräulein. Deinen Arm bitte.“

Er sah Joey auffordernd an. Dieser schüttelte nur in Gedanken seinen Kopf. Alle behaupteten, er wäre so ein Sturschädel, dann hatten sie aber noch nicht die Bekanntschaft mit Maximillian Pegasus gemacht.

An der Tür winkte Pegasus Croquet zu, der dem Streichquartett das Signal weitergab. Zu den Klängen des Hochzeitsmarsches schritten Joey und der Brautvater hinaus in den Sonnenschein des Spätnach-mittags, über den Rasen auf die Hochzeitsgesellschaft zu. Joey ließ den Blick zu beiden Seiten des Gangs streifen. Die Crème de la Crème war geladen worden, darunter der Bürgermeister und Seto Kaiba nebst Bruder. Duke stand mit dem Standesbeamten vor einem großen Blumenbogen und erwartete seine Zukünftige.

Joey konnte Pegasus nur seinen Respekt dafür zollen, wie ruhig er hier draußen trotz des eben Gesehenen blieb, auch als sie stehen blieben, er den Schleier zurückschlug, der das Gesicht des Blonden verhüllt hatte, und ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn drückte. Ganz so, wie es von dem liebenden Vater erwartet wurde, der seine einzige Tochter zum Altar führte.

„Na dann“, meinte Duke und griff nach der Hand seiner Braut, um mit ihr gemeinsam die letzten Meter vorzutreten. „Bringen wir es hinter uns.“

Der Standesbeamte hielt einen längeren Monolog über die Vorteile der Ehe und wie sich die Ehepartner zueinander verhalten sollten.

„So frage ich also dich“, kam er nach einer gefühlten Ewigkeit zum entscheidenden Punkt und sah Joey an, „willst du Duke Devlin zu deinem Mann nehmen?“

„Ja, ich will.“

Joey hätte sich die Zunge abbeißen können. Duke bejahte auf die Frage des Beamten ebenfalls und griff nach dem Ring, der ihm hingehalten wurde, um ihn Joey an den Finger zu stecken. Er musste etwas fester drücken, um ihn an seinen Platz zu bekommen, Celias Finger waren ein klein wenig schlanker als die ihres Vertreters. Dieser hätte Dukes Ring um ein Haar fallen lassen, schaffte es dann aber doch mit zitternder Hand, ihn ihm überzustreifen.

„Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau.“

Duke beugte sich vor und küsste Joey kurz. Dieser wusste nicht, wen er mehr bedauern sollte: Duke oder die echte Celia, dass sie mit jemandem verheiratet wurde, der nichts von ihr wissen wollte.

„Dann bitte ich nun um Ihre Unterschriften auf der Heiratsurkunde.“

„Ladies first“, sagte Duke.

„Danke, aber ich lasse dir gern den Vortritt“, erwiderte Joey, der extra umständlich versuchte, seinen Blumenstrauß so zu positionieren, dass er nicht im Wege war.

„Gib mal her, Liebes.“ Yui war plötzlich an seiner Seite und nahm ihm die Blumen ab. Duke hatte derweil unterschrieben und reichte nun den Füller weiter.

Joey zögerte kurz. Als Pegasus ihm heute Morgen die Pistole auf die Brust gesetzt hatte, war die Situation noch eine andere gewesen. Selbst wenn er mit ihrem Namen unterschrieb, würde es nichts nützen. Celia war volljährig. Der Füller kritzelte schwungvoll über das Papier und hinterließ als Namenszug Joseph Jay Devlin.

Der Beamte steckte die Urkunde ohne einen weiteren Blick darauf ein. Celias und Dukes Eltern drängten nach vorne, um ihnen zu gratulieren. Unter Reisschauern traten die beiden den Weg durch den Mittelgang und zu den Festzelten an, wo sie die Glückwünsche und Geschenke ihrer Gäste entgegennahmen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass noch der Tag kommt, wo du heiratest, Devlin“, sagte Kaiba, der, dicht von seinem Bruder Mokuba gefolgt, dem Brautpaar die Hände schüttelte.

„Wie man hört, soll es bei dir und Kisara ja auch bald soweit sein.“

„Das dauert noch bis Dezember.“

Joey unterdrückte ein erstauntes „Oh!“, als er das hörte. Er hätte nicht gedacht, dass dieser Eisklotz überhaupt zu einer Beziehung fähig war.
 

Am Ende wusste Joey nicht, wie viele Hände er geschüttelt hatte, nur dass ihm der Arm wehtat und ihm jemand halb die Hand zerquetscht hatte. Er war froh, sich auf seinen Platz an der Festtafel im Hauptzelt setzen zu können. Siegfried von Schröder, ganz in seinem Element, behielt die Kellner im Auge, die das sechsgängige Menü servierten und den Gästen die Weine einschenkten, die zu den verschiedenen Gängen gereicht wurden.

Die Väter von Braut und Bräutigam hielten jeweils eine Ansprache, in der sie wiederholt betonten, wie überaus glücklich sie über die Verbindung ihrer Familien seien. Joey machte sich bald nicht mehr die Mühe, zu genau hinzuhören. Das alles kam ihm zu geheuchelt vor. Als die Abenddämmerung einsetzte, wurden Kerzen und, außerhalb der Zelte, Fackeln entzündet.

„Celia“, Duke trank den letzten Rest seines Champagners aus, „ich denke, es wird Zeit für unseren Hochzeitstanz. Die Leute sehen aus, als wollten sie auf die Tanzfläche.“

„Sie sollen sich keinen Zwang antun, ich hindere sie nicht daran.“

„Doch, in gewisser Weise schon. Wir müssen den Tanz eröffnen.“

Joey verschluckte sich an seinem Wasser und hustete. Noch eine Sache mehr, die er nicht bedacht hatte. Duke erhob sich von seinem Stuhl und hielt ihm auffordernd die Hand hin. Der Blonde schickte ein Stoßgebet Richtung Himmel und versuchte sich an seinen Tanzkurs zu erinnern, den er vor dem Abschlussball seiner Schule mit Tristan und Yami gemacht hatte. Schicksalsergeben folgte er Duke aus dem Zelt zu einem großen, mit Fackeln beleuchteten Platz, an dessen Rand sich das Streichquartett stellte. Aus dem Augenwinkel bekam er mit, wie sich ihre Gäste erhoben und ihnen nachkamen.

Die Musiker begannen Second Waltz, einen Wiener Walzer, zu spielen. In der Mitte des Fackelkreises zog Duke ihn eng zu sich heran, wartete kurz, um den Takt richtig zu treffen, und machte die ersten Schritte. Joey kratzte zusammen, was er noch an Wissen zu diesem Tanz auftreiben konnte und versuchte sich seinen Bewegungen anzupassen. War der Beginn noch einigermaßen langsam, wurde die Musik bald schneller, bis die beiden nur so über den Rasen wirbelten und Joey seine ganze Konzentration darauf verwenden musste, Duke nicht auf die Füße zu trampeln. Ganz verhindern konnte er es dennoch nicht, einmal traf er ihn sogar mit dem Absatz seines Schuhs. Das Gesicht des Schwarzhaarigen verzog sich kurzzeitig vor Schmerz, er sagte jedoch nichts.

Als das Lied endete und sie sich voreinander verbeugten, war Joey schwindlig. Leicht auf Duke gestützt, verließ er die Tanzfläche und machte ihren Gästen Platz, die sich darauf drängten.

„Na also, war doch gar nicht so schlimm“, sagte Duke und rückte ihm den Stuhl zurecht.

„Wie man es nimmt. Tut mir leid wegen deinem Fuß.“

„Ach, kann doch mal passieren“, winkte er ab.

„Celia!“ Pegasus tauchte im Eingang des Hauptzeltes auf. „Erweist du deinem alten Herrn die Ehre eines Tanzes?“

In den folgenden Stunden kam Joey nicht viel zum Sitzen, der Großteil der männlichen Gäste wollte unbedingt mit der Braut tanzen und Duke ließ es sich nicht nehmen, seine „Frau“ noch einige Male auf die Tanzfläche zu ziehen. Irgendwann schaffte es auch Alister, ihn zu einem langsamen Walzer aufzufordern.

„Und, hast du dir schon was einfallen lassen, wie du die Hochzeitsnacht überstehen willst?“

„Ja, ich setz mich rechtzeitig mit der Begründung, ich hätte Kopfschmerzen, ab und verzieh mich in mein Zimmer.“

„Habt ihr noch was von Celia gehört?“

Das Lächeln auf Joeys Gesicht verwandelte sich zu einem immer breiter werdenden Grinsen.

„Jupp, haben wir. Mehr als gehört, sie hat uns ein hübsches Video geschickt.“

„Und, und?“

„Sie hat vor ein paar Stunden in Las Vegas geheiratet – zehn Minuten, bevor Pegasus mich zum Altar gebracht hat.“

Alister stoppte mitten im Tanz und starrte ihn an.

„Sie und Hayato haben es also doch getan.“ Nun begann auch er zu grinsen. „Ich bin stolz auf meine Kleine!“

Sie setzten ihren Tanz fort, um nicht aufzufallen.

„Wie lange sind die zwei schon zusammen?“

„Fast drei Jahre. Sie hat ihn nach den ersten Monaten Pegasus vorgestellt. Er hat dafür gesorgt, dass Hayatos Vater nach Amerika versetzt wurde, hat ihm nur nichts gebracht, die zwei sind heimlich trotzdem zusammengeblieben und haben sich so oft wie möglich getroffen. Ach, ich freu mich so für die beiden, sie haben es verdient. Aber was ist mit der Hochzeit von Duke und dir?“

„Ich hab mit meinem Namen unterschrieben und Celia ist schon verheiratet, also ist mein Ja-Wort ungültig. Und ich … ich werde zusehen, dass ich möglichst weit weg bin, wenn Pegasus es erfährt.“

„Das wäre besser, glaube ich“, lachte Alister.
 

Als es Mitternacht schlug, wurde die vierstöckige Hochzeitstorte, garniert mit Orchideenblüten, hereingeschoben. Siegfried reichte Duke ein großes Messer, um die Torte anzuschneiden. Dieser winkte Joey zu sich heran.

„Das machen wir zusammen, wie es sich gehört“, sagte er und wartete, bis Joey die Hand auf seine legte und sie den ersten Schnitt in die Sahnecreme setzten.

Siegfried reichte ihnen zwei Gabeln und einen Kuchenteller, auf den sie das abgeschnittene Stück mittels Tortenheber schoben und probierten.

„Köstlich.“ Duke lächelte Joey höflich zu. „Es wäre ja schön, wenn ich das gleiche über unsere Hochzeitsnacht sagen könnte.“

In Joey wuchs das Bedürfnis, den Schwarzhaarigen zu schlagen. Celia konnte so froh sein, dieser Ehe entkommen zu sein.

„Wann wirfst du denn deinen Strauß?“, rief Miyu von der anderen Seite des Zeltes zu ihnen herüber.

Ach, da war ja noch was.

Joey sah sich nach seinen Blumen um, die er vor Beginn des Essens beiseite gelegt hatte. Yuis Rufe schallten über das Festgelände und riefen die noch unverheirateten Damen unter den Gästen zusammen, die sich eng zusammenscharrten und begierig die Arme in die Luft reckten. Ein albernes Ritual, wie Joey fand, drehte sich aber brav um und warf den Brautstrauß. Kaum hatte er ihn losgelassen, drehte er sich um, um zu sehen, wo er landete. Die Blumen segelten über die Köpfe der Frauen und Mädchen hinweg und fielen Yami in die

Hände, der hinter ihnen gestanden hatte.

„Oh … ups“, machte der Stylist und sah verdattert auf die Blumen.

Joey kicherte leise, momentan war sein Freund nicht mal vergeben.

„Damit müsste dann ja alles erledigt sein.“ Er wandte sich Duke zu. „Ich fürchte nur, aus der Hochzeitsnacht wird nichts. Mir dröhnt der Kopf, ich hoffe, du bist mir nicht zu böse, wenn ich mich zurückziehe.“

„Wie du meinst, dann bringe ich dich noch kurz auf unser Zimmer.“

„Unser …“ Joey stockte.

„Hast du vergessen, dass dein Vater uns für heute eine seiner Gästesuiten hat herrichten lassen?“ Duke hakte ihn unter. „Du musst dir keine Sorgen machen, dass ich dir an die Wäsche gehe, Celia. Soweit ich gesehen habe, ist das Bett breit genug.“

Lass mich doch bitte endlich jemand aufwachen!, dachte Joey verzweifelt.

Im Schein der Fackeln fanden sie mühelos den Weg zum etwas weiter abseits gelegenen Gästetrakt der Villa. Duke zückte die Schlüssel, die ihm sein Schwiegervater ausgehändigt hatte, und öffnete die Tür zu ihrer Suite. Joey schaltete das Licht an und sah sich im Schlafzimmer um. Duke hatte Recht, das Bett war auf jeden Fall breit genug, dass sie genug Platz zwischen sich lassen konnten, ohne dass einer von ihnen aus dem Bett fiel.

„Tja, dann wünsche ich dir eine gute Nacht.“

Er drehte sich zu Duke um und erstarrte. Dieser drehte den Schlüssel im Türschloss um und lächelte ihn an.

„Du hast doch nicht ernsthaft gedacht, dass ich auf unsere Hochzeitsnacht verzichte.“

„Ehrlich, Duke, das ist keine gute Idee.“

Joey wich langsam vor ihm zurück, gar nicht so einfach, wenn er darauf achten musste, sich mit den Schuhen nicht im Kleid zu verheddern. Dukes Grinsen wurde mit jedem Schritt, den er auf ihn zumachte, breiter.

„Und warum nicht?“

„Ich sagte doch schon, ich habe Kopfschmerzen.“

„Warum glaube ich dir das nur nicht“, flötete er.

Joey stieß mit den Beinen gegen die Seitenkante des Bettes. Duke gab ihm einen Stoß gegen die Schulter und beförderte ihn damit auf die Bettdecke. Bevor er sich auch nur halbwegs aufrappeln konnte, war der Schwarzhaarige schon über ihm und hielt ihn fest. Mit der anderen Hand strich er sanft über Joeys Hals, was ihn scharf die Luft einziehen ließ.

„Lass mich in Ruhe!“

Er versuchte ihn von sich zu schieben. Duke packte seine Handgelenke und presste sie neben Joeys Kopf auf die Decke.

„Früher hast du dich nie so angestellt … Joey.“

Dieser starrte wie gelähmt zu ihm hoch.

„Du … wie hast du? Woher weißt du?“

Dukes Blick wanderte zu den Narben auf Joeys Oberarm.

„Ich erkenne meine Handschrift, wenn ich sie sehe. Du hast dich verraten, als du sagtest, du wärst von einer Katze gekratzt worden … oder eher gesagt einem Kater. Ich hätte dich damals nicht gehen lassen dürfen.“

„Aber weshalb das ganze Theater mit der Hochzeit, wenn du die ganze Zeit wusstest, dass ich es bin? Hast du dich nicht gefragt, was mit der echten Celia ist?“

„Sie hat mir gestern eine Mail geschrieben und mir alles erklärt. Und ehrlich gesagt, es hat Spaß gemacht, dich die letzten Tage zu beobachten.“

„Du bist doch …“ Joey lachte leise.

„Ich habe den Fehler einmal gemacht. Aber dieses Mal lasse ich dich nicht wieder gehen.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (22)
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Von: abgemeldet
2011-03-29T20:31:52+00:00 29.03.2011 22:31
wahahahaha *amBodenrollundvorlachenkrümm*
is das geil!!! Woher nimmst du nur immer diese genialen Ideen?!
Und Bakura... *loslach* allein die Vorstellung, wie er sich an einer Stange rekelt... einfach zum brüllen!
Und ich kanns nur immer wieder sagen, du schreibst einfach genial.
Freue mich schon auf die letzten Kapis.
lg Fox
Von:  trinithy
2011-01-25T18:56:14+00:00 25.01.2011 19:56
Also, endlich, endlich habe ich das hier auch mal nachgeholt..und mich einerseits gefragt wieso ich das nicht längst getan habe andererseits ists schade, dass es schon vorbei ist^^

Die Kapis waren echt super lustig, ich hab voll oft gelacht!
Dass Joey jetzt wirklich Duke geheiratet hat, aber mit seinem eigenen Namen unterschrieben hat...oh ha wenn Pegasus das rauskriegt....^^

Und das Ende ist natürlich echt super...ich bin versucht dir eine Pistole auf die Brust zu setzten und zu sagen "Schreib weiter"^^
Aber ich denke ich kann mich noch grad so gedulden...

Auch wenn ich das mit Joey und Duke jetzt genau wissen/lesen will :D

Ich freue mich auf jede weitere Zeile dieser FF.

LG
Von:  Noir10
2011-01-22T23:55:27+00:00 23.01.2011 00:55
Oh man ich bin mehrere tode alleine bei dem kappi schon gestorben aber dukesollte joey nun gut behandeln also echt jetzt!!
^^-^^

Von: Karma
2011-01-09T16:33:33+00:00 09.01.2011 17:33
So, da bin ich auch endlich. Und ich muss sagen, ich LIEBE dieses Kapitel. Aber das weisst Du ja schon. Du warst ja schliesslich dabei, als ich es gelesen hab.
^.~

Es ist von vorne bis hinten richtig schön stimmig. Die Hektik am Morgen, diese kleine Einlage mit Dukes Cousine (herrlich, diese Szene!) und dann erst Celias Videobotschaft ... Ich kringele mich hier gerade vor Lachen. Das Kapitel ist einfach toll. Mir tut nur der gute Max ein bisschen leid. Da macht ausgerechnet sein herzallerliebstes Töchterchen so was mit ihm.
*armen Max pat*
Dabei hat er's doch nur gut gemeint, auch mit dem Baisertörtchen und so.
*kicher*

Allerdings ist die Sache mit Serenity ein echter Schlag unter die Gürtellinie.
*Max dafür hau*
Joey so zu erpressen ist wirklich nicht die feine englische Art. Aber verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Maßnahmen, nicht wahr?
*trotzdem kichern muss*

Der Plüschhase, der Plüschhase! Die Vorstellung!
*vor Lachen zusammenbrech*

Hach ja, das Nicht-mehr-Baisertörtchen. Joey sieht sicher echt entzückend aus in diesem Kleid.
*schmacht*

Uh, ich liebe Maxis Reaktion nach dem Erhalt der Videobotschaft. Nein, Celia kommt ihm nicht damit durch. Und zack, wird mal eben die falsche Tochter verheiratet.
*lol*
Das ist herrlich, wirklich. Fast so herrlich wie Joeys Unterschrift unter dem Dokument. Ob ihm bewusst ist, dass das rechtsgültig ist? Ich bin echt gespannt, wer ihm das erklärt.
*kicher*
Ich kann mir Dukes süffisantes Grinsen dabei förmlich vorstellen. So kann Joey ihm definitiv nicht mehr aus den Krallen (XD) entkommen. Die Gesichter seiner Eltern stelle ich mir ZU geil vor.
*lach*

Ich LIEBE Joeys Unterschrift! Die ganze Szene ist so toll!
*wie ein peinliches vierzehnjähriges Fangirl rumquiek*
Sorry, ich konnte nicht anders.
^^°

Reisverschwendung, Reisverschwendung!
XD

Und ich mag die Erwähnung von Seto und Kisara. Die Zwei sind ein hübsches Paar.
*___*

Der Walzer ist toll. Armer Duke, da werden ihm glatt die Füße zertrampelt.
*grins*
Aber er wollte es ja so.

„Köstlich.“ Duke lächelte Joey höflich zu. „Es wäre ja schön, wenn ich das gleiche über unsere Hochzeitsnacht sagen könnte.“

Ich bin mir sicher, das wirst Du, mein Katerchen.
*schnurr*
*~*

Du musst übrigens noch eine Fortsetzung hierzu schreiben. Immerhin muss Yami ja jetzt auch noch unter die Haube, nachdem er schon den Brautstrauß gefangen hat*
*mächtig breit grins*

Ich LIIIIIIIIIEBE das Ende des Kapitels. Duke ist so toll.
„Früher hast du dich nie so angestellt … Joey.“
Hach ja, ich will wissen, was früher war. Details, bitte. Fotos, Videos. Her damit!
*an Dir rüttel*
XD

So, da hast Du Deinen Kommi. Und ich will meine Hochzeitsnacht - oder vielmehr die von Joey und Duke. Und dann will ich eine Fortsetzung. Und ein Prequel. Und überhaupt noch viiiiiiiel mehr!
*die Wörter aus Dir rausschüttel*
Und die Videos nicht vergessen, ja?
^.~
*hibbelig aufs nächste Kapitel wart*

Karma
Von:  Shanti
2011-01-08T09:57:02+00:00 08.01.2011 10:57
hiiiiiiiiiiiiiiii

das kappi is richtig geil geworden xD^^
bis zum nächsten kappi^^

lg

shanti
Von:  mu_chan
2011-01-07T22:29:24+00:00 07.01.2011 23:29
woa shit wie qail!xD
duke is der wahnsinn...wusste davon und sacht nüscht!
ich komm jetzt noch nich ausm lachen raus!
der hamma!
jetzt bin ich doppelt so neugierig wie es weiter geht weil offiziell sind se ja jetzt mann und mann!^-^
glg mu_chan
Von:  LeaGreywolf
2011-01-07T22:27:32+00:00 07.01.2011 23:27
Herrlich! Wirklich eine super FF geworden. =D
Das war ja sooo gemein von Duke, aber schon irgendwie typisch.
Ich werd sicher noch ne Weile vor mich her grinsen.
Von:  Toastviech
2011-01-07T22:27:05+00:00 07.01.2011 23:27
OOOHHHHHAAA
omG
DAS IST GEIL

..............................

Sorry, dass musste raus. Irgendwie hat es mich gepackt.
Das Kapitel war, wie du sicher gemerkt hast, wunderbar. Mir hat es sehr gut gefallen. Und du kannst dir sicher denken, dass ich auf die Fortsetzung brenne.

lg Toasty
Von:  mu_chan
2011-01-07T15:59:14+00:00 07.01.2011 16:59
so qailo!^-^
echt hamma...aba joeychen tut mir echt leid!
beine wachsen und dann so nen heißer auftritt...ich kann ihn verstehn!
da wird man gleich noch neugieriger wie die hochzeit wird!
und ob die richtige celia bis dahin da is!?
glg mu_chan
Von: Karma
2011-01-05T15:26:50+00:00 05.01.2011 16:26
*lol*
Uh, der Stripper ist toll!
*___________*
Genau wie das ganze Kapitel. Ich weiss ehrlich nicht, wo Joey mir mehr leid tut - am Anfang, als er die Beine gewachst kriegt, oder nachher beim Junggesellinnenabschied.
*kicher*
*arme "Celia" pat*

Der absolute Brüller war die Szene hier:

Vor seinem geistigen Auge beschwor er Eis … Nein, keine Eiswürfel, wie sie auf Bakuras Brust schmolzen … Eisberge … Sein alter Erzfeind aus der Schule, Seto Kaiba … Kaiba mit rosa Schürze, egal was, wenn er nur nicht an Bakura dachte.

*immer noch giggel*
Ich kann Joey ... äh, pardon, Celia ... so gut verstehen. Die Schlange hätte mich auch ganz wuschig gemacht. Und das hat natürlich rein gar nichts mit Bakura zu tun. Überhaupt nicht. Kein bisschen. Warum auch? Und wieso ist es hier eigentlich trotz offenem Fenster so heiss?
*mir Luft zufächel*

Jetzt bin ich nur noch gespannter auf die Hochzeit selbst, das Nicht-mehr-Baisertörtchen (XD) und auf Celias Grund für ihren Weggang.
*Dich stups, um ans nächste Kapitel zu kommen*
^.~
Ich will meeeeeeeeeeeeeeeeeeeehr!
*Suchti ist*

Karma


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