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Prinzessin Serenity

Usagi X Mamoru (Gegenwart)
von

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Der braune Umschlag

Nach der Hochzeit fühlte sich Mamoru elend. Die Welt war gegen ihn, er hatte seine Liebste verloren und musste dann auch noch erleben, wie sie einen anderen ehelichte. Ein ungeahnter Schmerz hatte ihn seitdem erfüllt, der nun permanent jede Minute des Tages an ihm nagte.

So lange Mamoru sich in seine Arbeit vertiefte, konnte er ihn für kurze Zeit verdrängen, aber nicht vergessen.

Sobald er den Punkt erreicht hatte, an dem er nicht mehr in der Lage war einen klaren Gedanken zu fassen, zog er sich stets Jogging-Kleidung an und begann zu laufen. Erst gemächlich, aber stets steigerte er schon nach wenigen Minuten das Tempo, wurde immer schneller bis er schließlich nur noch rannte. Er achtete weder auf seine brennenden Lungen, noch auf seine protestierenden Muskeln, sondern lief immer weiter bis er sich völlig verausgabt hatte und er vor Erschöpfung zusammenbrach. Meistens traf das immer genau dann zu, wenn er wieder daheim ankam.

Heute war er bis zum Stadtpark gekommen, bevor sein Körper jegliche weitere Mitarbeit verweigerte. Mühsam schleppte Mamoru sich einige Meter zu einer Bank und setzte sich. Seine nasse Kleidung klebte ihm am verschwitzten Leib und seine Beine waren kraftlos und schwer wie Blei.

Während er nach Atem rang, beobachtete er die Menschen um sich herum. Nicht weit entfernt spielten ein paar Kinder gemeinsam Fangen. Ein kleines Mädchen versuchte verzweifelt ihre größeren Schwestern zu erwischen und begann bald laut zu weinen, als diese ihre immer wieder lachend entwischten. Mamoru musste schmunzeln, als er ihre vergeblichen Bemühungen mit ansah und freute sich, als es ihr endlich mit einer kleinen List gelang sich an ihre ältere Schwester zu klammern, die zuerst versuchte sich zu befreien und sich dann lachend ihrem Schicksal ergab.

Er sah ihnen noch eine Weile amüsiert zu bis sie irgendwann weiterliefen und außer Sichtweite waren. Mit einem ausgedehnten Seufzen beugte er sich nach vorne und stützte den Kopf auf seine Hände. Seit er zu Ruhe gekommen war, hatte die Müdigkeit seinen ganzen Körper befallen und dafür gesorgt, dass sämtliche Muskeln ihren Dienst versagten. Selbst wenn er gewollt hätte, wäre Mamoru nicht in der Lage gewesen jetzt weiterzugehen.

Die Gedanken an Usagi, die er so erfolgreich hatte verdrängen können, während er sich einfach nur auf das Laufen konzentrierte, drangen nun wieder auf ihn ein. Er konnte und wollte sich nicht damit abfinden, dass sie nun völlig aus seinem Leben verschwunden sein sollte.

Wie eine Göttin hatte sie für kurze Zeit die Welt der Sterblichen aufgesucht, war ihm begegnet, hatte ihn geliebt und nun war sie wieder in die ihre Welt zurückgekehrt.

Mamoru konnte die Bilder ihrer Hochzeit nicht vergessen. Immerzu hatte er sich gefragt, ob sie noch an ihn denken würde, ob sie ihn noch immer in ihrem Herzen trug, und dann hatte er ihren Blick gesehen, als sie zusammen mit Seiya vor dem Altar stand.

Es war keine Einbildung, und auch wenn niemand außer ihm es verstand, weil sie alle die Hintergründe nicht kannten, so hatte er erkannt, was seine Usagi in diesem Moment hatte durchmachen müssen.

Seit Tagen schon nagte die Schuld an ihm, als er erkannte, dass er an diesem Tag für ihre Qual verantwortlich gewesen war. Er hatte sie im Stich gelassen und nichts unternommen um ihr zu helfen. All seine Vorbereitungen, Anrufe und Geschäfte, waren im Grunde genommen mehr Alibi-Handlungen für sein Gewissen als ernsthafte Versuche gewesen, wirklich etwas zu verändern. Was hatte er denn schon erreicht? Er wollte für den Fall der Fälle gewappnet sein, um sofort handeln zu können, wenn es vonnöten sein sollte, aber was half das denn wirklich? Es war als hätte er ein Haus gebaut und fertig eingerichtet, in dem niemals jemand wohnen würde.

Müde setzte er sich auf und dachte mit Unbehagen daran, wie unangenehm der Rückweg nun wieder sein würde. Er konnte ja kaum einen Fuß vor den anderen setzen. Mamoru überlegte kurz, sich ein Taxi zu nehmen, schob dieses Vorhaben aber nach einem prüfenden Griff zu seiner leeren Hosentasche sofort beiseite. Augenblicklich viel ihm wieder ein, wo er seine Brieftasche das letzte Mal gesehen hatte. Sie lag vermutlich noch immer dort, neben der Haustür auf der Ablage und würde ihn dort auch noch erwarten, wenn er nach Hause zurückkehrte. Immerhin würde er dadurch auch nicht in Versuchung geführt, sein anderes Vorhaben, nämlich sich auf höchst männliche Art und Weise tröstliches Vergessen in einer Kneipe zu suchen, in die Tat umzusetzen.

Als er nach einem mehrstündigen Fußmarsch dann dennoch wieder daheim ankam, dämmerte bereits der Abend. Mamoru trat ein, zog seine Schuhe aus und steuerte geradewegs auf die Couch im Wohnzimmer zu. Erleichtert versank er im Polster und war ernsthaft in Versuchung geführt, sich nie wieder von dort zu erheben. Matt ließ er den Kopf nach hinten sinken und schloss die Augen.

Es war angenehm ruhig. Erst jetzt viel ihm auf, dass Rei noch nicht zuhause war. In den letzten Tagen war sie immer spät nach hause gekommen, aber dies überraschte ihn nun doch.

Im Grunde war er sogar erleichtert, wenn sie nicht daheim war. Nach ihrem Gespräch während der Autofahrt, hatte er wiederholt versucht sich der Aufgabe zu stellen mit Rei über die Ereignisse am See zu reden. Sie musste es erfahren, und Mamoru wusste, dass er ihr die Wahrheit schuldete.

Sich selbst musste er aber auch eingestehen, dass er diesen Schritt fürchtete und es immer wieder unbewusst hinauszögerte. Es war auch weniger die Angst vor der direkten Auseinandersetzung, die unweigerlich Folgen würde, sondern viel mehr die Tatsache, dass er dennoch davor zurückscheute ihr weh zu tun. Auch wenn seine Gefühle für Rei niemals von der Art waren, die sie sich wünschte, empfand er sehr viel für sie.

Während seines Lebens war er nie sonderlich egoistisch gewesen. Wenn es darum ging zwischen dem Wohlbefinden eines anderen oder seinem eigenen zu entscheiden, hatte er meist zurückgesteckt.

Als es noch dunkler wurde, stand Mamoru auf und schaltete das Licht ein. Ein recht strenger Geruch, den er als seinen eigenen Identifizierte, stieg ihm in die Nase, und verleitete ihn dazu eine Dusche zu nehmen.

Als er Minuten später die heißen Wasserstrahlen der Duschbrause genoss, während sie zuerst auf seinen Kopf prasselten und dann an seinem Körper hinab liefen, legte er sich die Worte zusammen, mit denen er später am Abend seiner Frau alles gestehen wollte, was in jenen Tagen am See geschehen war. Die Frage war, wie viel er bereit war ihr mitzuteilen.

Die Drohung, die man gegen ihn ausgestoßen hatte, hatte er nicht vergessen. Im Gegenteil, sie war ihm bewusster denn je. Rei war tatsächlich auch einer der Gründe gewesen, dass er nicht sofort darauf gepfiffen und sich gleich nach seiner Rückkehr an die Öffentlichkeit gewandt hatte. Er wollte das Leben, für das sie gearbeitet, für das Rei soviel getan hatte, nicht gefährden. Sein eigenes Wohl war ihm da recht egal. Der andere Grund war der, dass Usagi ihn darum gebeten hatte, zu Rei zurückzukehren und mit ihr ein glückliches Leben zu führen.

Nachdem er das Wasser abgestellt und aus der Dusche getreten war, fühlte er sich angenehm erfrischt war aber noch immer ratlos bezüglich seiner bevorstehenden Aussprache mit Rei.

Mit einem frischen Handtuch um die Hüften gewickelt ging er ins Schlafzimmer und nahm sich frische Socken und Unterwäsche aus der Kommode.

Wie lange glaubte er denn, könne er noch so weitermachen? Er konnte Rei nicht sein ganzes Leben etwas vorspielen, was es nie gegeben hatte. Sie war nicht dumm, früher oder später würde sie doch dahinter kommen. Wenn sie nicht schon längst mehr wusste als sie zugab, dachte Mamoru.

Seinen Plan, sie schonungslos und direkt vor vollendete Tatsachen zu stellen, ähnlich einem Pflaster, das man mit einer einzigen schnellen Bewegung herunterzog, gab er genauso schnell auf, wie er gekommen war. Mamoru musste daran denken, wie er diesen Rat tatsächlich einmal bei einem Pflaster an seinem Oberarm befolgt und sich dabei an der Stelle mindestens zwei der obersten Hautschichten abgerissen hatte.

Nachdem er sich angekleidet hatte, setzte er sich in seinem Arbeitszimmer an den Laptop ohne recht zu wissen, was er dort eigentlich tun sollte.

Schließlich tat er das, was er oftmals zu tun pflegte, wenn eine Unannehmlichkeit bevorstand, die er so weit wie möglich vor sich herzuschieben suchte. Er begann seinen Schreibtisch aufzuräumen.

Rei ging niemals an seine Sachen, weshalb das Chaos aus Notizen, unterschiedlichen Unterlagen, gebrauchten Kaffeebechern und anderen Dingen einzig und allein auf ihn zurückzuführen war.

Mamoru musste sich eingestehen, dass er sich in der letzten Zeit mehr hatte gehen lassen als üblich, dennoch gelang es ihm in erstaunlich kurzer Zeit wieder für Ordnung zu sorgen.

Manchmal räumte er auf, wenn die Muse sich wieder einmal über ihn lustig machte und es vorzog das Weite zu suchen, während er selbst an einem wichtigen Kapitel arbeitete. Wenn Mamoru sich dann mit anderen Arbeiten auf andere Gedanken brachte, entschied sie sich manchmal doch nochmal für einen Kurzbesuch vorbeizuschauen, aus dem dann nicht selten doch ein längerer Aufenthalt wurde.

Mamoru sah zu wie der veraltete Drucker mit lautem Protest ein bedrucktes Blatt nach dem anderen ausspuckte. Schließlich nahm er den ganzen Stapel entgegen und stopfte ihn missmutig in einen der dicken Mappen, die er extra dafür zu nehmen pflegte.

Es war das verhasste Manuskript, dem er einst den Untergang seiner Karriere zugesprochen hatte. Selbstverständlich war das Manuskript, das er vor einer gefühlten Ewigkeit feierlich in Garten verbrannt hatte, nicht das einzige Exemplar gewesen und inzwischen war Mamoru froh darüber, dass er die Kopien auf seiner Festplatte nicht gelöscht hatte. So konnte er in den letzten Wochen die Zeit nutzen um unter anderen jene Änderungen einzubauen, von denen er alles andere als überzeugt war, die sein Verleger aber so sehnlichst erwünscht hatte. Er war nach wie vor nicht vom Inhalt überzeugt, aber zumindest konnte er damit eine Erklärung abliefern, weshalb er sich in den letzten Wochen derart zurückgezogen hatte.

Mamoru erhob sich und öffnete den grauen Schrank, in dem er Manuskripte, Nachschlagewerke und Dinge, an die er einfach aus den Augen haben wollte, die später aber einmal an Bedeutung gewinnen würden, aufbewahrte.

Sein Blick viel auf den dünnen braunen Umschlag, der zwischen zwei Ordnern hervorlugte. Sofort wusste er um was es sich dabei handelte, und zur selben Zeit wurde ihm auch wieder bewusst, weshalb er diesen dort verstaut hatte. Er erinnerte ihn an eine Zeit seines Lebens, die er aus gutem Grund hatte vergessen wollen.

Mamoru legte das Manuskript in den Schrank und zog den Umschlag hervor. Nachdenklich öffnete er ihn und las sich die Seiten durch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  AvalonsHexe
2010-11-11T20:18:15+00:00 11.11.2010 21:18
Huhuuuuuu xD

Wieder mal eine Glanzleistung das Kapi xD ich finde es wieder mal sehr spannend ... und dass mir Mamoru leid tut wird sich so schnell nicht ändern :P aber was in dem Umschlag drinnen ist würde mich auch ma interessieren ;-) ... dass Mamoru Rei sagen muss was los ist, ist klar ... aber wenn er es nicht bald tut dann tret ich ihm persönlich in den Hintern xD so macht er es doch schwerer für beide *seuftz*

Freu mich schon riesig auf das nächste Kapi xD

LG Ava

PS: Sorry dass ich bei den letzten Kapis kein Kommi geschrieben habe *drop* aber erst bin ich nicht so recht zu lesen gekommen und als ich dann fertig war wars nächste Kapi draussen xD aber alle Kapis waren tolle xD *nen Zusammenfassung mach* xD
Von:  Litu
2010-11-11T19:17:47+00:00 11.11.2010 20:17
Juhu, endlich ein neues Kapi ^^

Was wohl in dem Umschlag drinsteht o.O

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel :)


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