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Prinzessin Serenity

Usagi X Mamoru (Gegenwart)
von

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Auf der Flucht

Es erschien wie der böse Scherz einer höheren Macht, dass ausgerechnet jener Tag, der sich als der bis dahin mit Abstand Schlimmste in Mamorus Leben entpuppen sollte, mit einem derart wunderschönen Morgen begann.

Ein kleiner Strahl angenehm warmen Sonnenlichts fiel durch die Baumwipfel in sein Fenster und schließlich auf sein Gesicht. Anfangs sträubte er sich noch das Land der Träume zu verlassen. Er war gerade mit einem riesigen Puddingbecher über einen See aus Schokolade gepaddelt um auf der Kokosnussinsel in deren Mitte die geheimnisvolle Prinzessin auf ihn wartete um einen Kuss zu bitten, als ihm bewusst wurde, dass die Wirklichkeit weitaus größere Freuden für ihn bereithielt.

Langsam öffnete er die Augen und blickte zur Seite. Mit einem leisen Stöhnen, wehrte sich Usagi erfolgreich gegen das Erwachen und kuschelte sich enger an ihn. Lächelnd betrachtete Mamoru ihr Gesicht und drückte sie ganz sanft noch ein wenig enger an sich.

Er war schon oft morgens neben einer schönen Frau erwacht. Sein Freund Motoki sagte einmal nicht ohne Neid, Mamoru wäre vielleicht mit der schönsten Frau der Welt verheiratet. Vielleicht stimmte das sogar. Rei gehörte zu jenen Frauen, nach denen Männer sich auf der Straße umdrehten und dann gegen Laternenpfähle stießen oder in Baugruben stürzten. Aber so hübsch wie Rei auch aussehen mochte, neben Usagi konnte sie nur verblassen. Was Mamoru hier in den Armen hielt war nicht weniger als eine Göttin mit einer so engelhaften Schönheit, dass sie alles andere überstrahlte. Mamoru fand auch ganz und gar nicht, dass er eventuell übertrieb.

Einige weitere Sekunden, vielleicht waren es auch mehrere Minuten, denn die Zeit hatte ihre Bedeutung verloren, betrachtete er einfach die schlafende Usagi, genoss ihre Nähe und prägte sich jedes einzelne Detail ein. Hin und wieder strich er ihr mit den Fingern zart über das Gesicht. Sie lächelte dann immer leicht, wachte aber nicht auf. Mamoru fand, sie strahlte eine wunderbare Unschuld aus, wirkte stark aber doch zerbrechlich.

Als sie langsam ihre Augen öffnete und ihn ansah, schenkte sie ihm ein liebevolles Lächeln. Mamorus Herz machte einen gehörigen Hüpfer, und für einen kurzen Moment verschlug es ihm die Sprache. Anstatt etwas zu sagen, erwiderte er einfach ihr Lächeln und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Guten Morgen“, sagte er leise.

Usagi sagte nichts, sondern antwortete ihm indem sie sich stöhnend streckte und daraufhin gleich wieder ihren Kopf auf seine Brust legte.

„Hast du gut geschlafen?“

„Ich glaube so gut habe ich schon seit langer Zeit nicht mehr geschlafen. Vielleicht noch nie. Ich weiß auch nicht, wann ich mich zuletzt so wohl gefühlt habe“, sagte sie.

Mamoru lächelte.

„Dann geht es dir ja wie mir“, sagte er und strich mit der Hand über ihr Haar. Sie hatte am Abend ihre Haarknoten nicht geöffnet, in der Nacht hatte sich dann einer davon gelockert, weshalb nun mehrere Strähnen wild von ihrem Kopf abstanden. Er fand, sie sah so eigentlich ganz süß aus.

Mamoru hob leicht den Kopf und küsste sie erneut auf die Stirn, dann auf die Nase, auf die Wange. Usagi schob sich ein wenig hoch, und endlich konnte er auch ihre Lippen erreichen. Es war einer der Küsse, die scheinbar die Zeit zum Stillstand bringen konnten. Während er seine Arme weiter um sie schlang, führte sie ihre Hand zu seinem Kopf und zog Mamoru näher zu sich heran.

Das Einzige, was schöner war als gemeinsam Arm in Arm einzuschlafen, nachdem man sich geliebt hatte, war das Erwachen mit der Liebsten im Arm am nächsten Morgen und sich daraufhin erneut zu lieben.

Als sie einige Minuten später eng umschlungen und verschwitzt in den Kissen lagen, horchte Usagi mit einem breiten Lächeln und den Kopf auf seine Brust gelegt.

„Ich höre dein Herz schlagen“, sagte sie lächelnd ohne aufzusehen.

„Das tut es nur wegen dir.“

„Und außer Atem bist du auch.“

„Ja, auch das nur wegen dir“, sagte Mamoru und drückte sie. „Du aber auch.“

„Mhm“, antwortete sie verträumt. „Und mein Herz klopft auch wie verrückt. Schau nur.“

Plötzlich ergriff sie seine Hand und legte diese auf ihre Brust. Mamoru spürte die zarte Haut unter seinen Fingern, die Wölbung, derer er nicht müde wurde sie anzusehen oder zu berühren und natürlich ihr Herz. Bei jedem Schlag brachte es ihre Brust zum erbeben.

„Spürst du wie es schlägt?“

„Ja, ich spüre es ganz genau. Es ist so stark, so kraftvoll.“

„Und jetzt deines.“

Lächelnd nahm Usagi etwas umständlich seine linke Hand und legte sie auf seine eigene Brust, während sie seine Rechte Hand an die ihre drückte.

„Spürst du es?“

„Was denn, mein Herz?“

„Ja, aber spürst du es?“

Mamoru schwieg und überlegte, was Usagi wohl meinte.

„Was meinst du?“

„Sie schlagen gleich“, sagte Usagi sanft lächelnd und schloss wieder die Augen.

Mamoru tat es ihr gleich und konzentrierte sich auf ihrer beider Herzen. Sie hatte recht. Er hatte nicht gewusst, dass so etwas überhaupt möglich war, aber dennoch konnte er genau spüren, wie ihre beider Herzen im absoluten Einklang miteinander schlugen.
 

Er hatte nicht gemerkt, wie er eingeschlafen war, aber als er die Augen öffnete, war er alleine in der kleinen Hütte. Erschrocken fuhr er hoch, als ihm bewusst wurde, dass Usagi nicht mehr neben ihm lag. Irritiert sah er sich um. Der Raum war sauber und aufgeräumt, die Eingangstür stand ein wenig offen.

Mamoru schlug die Decke beiseite und stand auf. Bevor er die Hütte verließ nahm er noch ein frisches T-Shirt und eine neue Boxershorts aus dem Schrank und zog sich hastig an. Er eilte vor die Tür und sah sich suchend nach Usagi um. Zwar konnte er sie nirgendwo sehen, aber er hörte das leise Rauschen von Wasser. Als er um die Ecke bog, sah er gerade noch wie Usagi bibbernd aus der provisorischen Dusche trat. Ihre Lippen waren blau, ihre Nippel stahlhart und sie zitterte am ganzen Leib. Als sie das weiße Handtuch um sich schlang warf sie Mamoru ein zartes Lächeln zu.

Offenbar hatte sie es nur wenige Augenblicke unter der eiskalten Dusche ausgehalten. So früh am morgen hatte das Wasser kaum Zeit sich zu erwärmen, was Mamoru selbst auch bereits einige Male am eigenen Leib hatte erfahren müssen.

„Da bist du ja. Ich hatte schon Angst, du wärst fort“, sagte er erleichtert während Usagi auf ihn zu kam.

„Ich wollte dich nicht stören,“ sagte sie liebevoll lächelnd. „Du hattest so friedlich ausgesehen, als du wieder eingeschlafen warst. Und ich habe die Chance für eine Dusche genutzt, du glaubst gar nicht wie kalt das war, aber ich war doch ganz verschwitzt.“

„Ich war auch nur etwas erschrocken, als ich dich nicht gesehen hatte.“

Usagi verknotete das Handtuch und kam auf Mamoru zu.

„Nur keine Angst“, sagte sie und kam mit einem breiten Lächeln auf ihn zu. Sie legte ihre Hände an sein Gesicht, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn flüchtig. „Ich laufe schon nicht ohne dich weg.“

Dann wurde sie plötzlich ernst, und das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht um einem sorgenvollen Ausdruck zu weichen.

„Ist es wirklich das, was du willst? Willst du noch immer mit mir gehen?“

Mamoru atmete seufzend aus und legte seine Hände um ihre Taille. Er zog sie sachte zu sich heran und drückte dann mit einer Hand vorsichtig ihren Kopf an seine Brust.

„Ich würde überall mit dir hingehen, niemals mehr möchte ich ohne dich sein. Wo du hingehst, will auch ich sein.“

Usagi schwieg und drückte sich stattdessen enger an ihn.

„Aber bedenke, was du zurücklässt. Ich meine, hast du es dir wirklich überlegt? Was ist mit deiner Frau? Mit Rei? Hast du daran gedacht, was es für sie bedeutet? Kannst du mit deiner Entscheidung leben? Weißt du ganz sicher, dass du es später nicht bereuen wirst?“

Langsam lockerte Mamoru ein wenig seinen Griff um sie und schaute ihr direkt in die Augen. Er lächelte zaghaft und verspürte einen dicken Kloß im Hals. Er musste mehrmals schlucken, bis er mit leicht brüchiger Stimme sprechen konnte.

„Es ist vielleicht die leichteste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Aber zugleich auch die Schwerste. Ja, ich will bei dir sein, mit dir gehen, nur mit dir zusammen sein. Alles andere wird daneben bedeutungslos. Aber ich versuche nicht an Rei und mein früheres Leben zu denken.“

Er ließ seine Arme sinken und ergriff Usagis Hände. Er umschloss sie beide mit den seinen und drückte sie sanft. Seinen Blick hatte er auf den Boden gerichtet und verzog den Mund zu einem gequälten Lächeln.

„Aber es ist auch eine schwere Entscheidung“, fuhr er schließlich nach einigen Momenten leise fort. „Ich schäme mich dafür, was ich in Begriff bin zu tun. Du weißt, ich liebe meine Frau, ja wirklich. Aber nicht so, wie ein Mann seine Ehefrau lieben sollte, sondern eher wie eine gute Freundin, vielleicht wie eine Schwester. Und dennoch zögere ich nicht, sie einfach zurück zu lassen. Es erschrickt mich mit welcher Leichtigkeit ich dazu bereit bin.“

Beide schwiegen sie, und nach einigen Momenten fügte er noch hinzu: „Nein, ich werde es nicht bereuen mit dir zu gehen und alles zurückzulassen. Es wird vielleicht an mir nagen, aber bereuen werde ich es nicht. Ich würde es bis an mein Lebensende bereuen, wenn ich nicht mit dir gehen würde.“

Als er wieder aufblickte, sah er ihren sorgenvollen Blick und dass sich ihre Augen mit Tränen gefüllt hatten. Sie nickte leicht bevor sie sprach.

„Dann sollten wir es tun. Was glaubst du, wann wir aufbrechen können?“

„So schnell wie möglich,“ sagte Mamoru und küsste sie erneut.
 

Ihr Aufbruch erfolgte rasch. Es dauerte keine halbe Stunde, dass sie aufgeräumt, das Nötigste eingepackt und die Hütte hinter sich gelassen hatten. Sie nahmen den Weg, der sie über die Berge führte, vorbei an der Quelle. Anders als am Tag zuvor gingen sie zügig und kamen sehr schnell voran. Wenn Usagi Hilfe brauchte, half er ihr beim Klettern, was allerdings zum Glück nur selten vorkam. Sie redeten nur wenig, und wenn dann ging es hauptsächlich darum den weiteren Weg zu planen.

Usagi bemühte sich das Tempo zu halten, aber Mamoru bemerkte etwa eine Stunde nachdem sie aufgebrochen waren, dass es ihr immer schwerer fiel weiter zu gehen. Man musste kein Fachmann sein um zu erkennen, dass sie eine derartige Anstrengung nicht gewohnt war, und Mamoru bewunderte ihren Willen sich nichts anmerken zu lassen. Dennoch zwang er sie nur kurze Zeit später zu einer Pause. Zwar stritt sie vehement ab diese nötig zu haben, aber Mamoru sah auch wie sehr sie es insgeheim genoss ihre offensichtlich schmerzenden Füße für einige Minuten ausruhen zu können.

Er reichte ihr eine Flasche Wasser, die sie gierig trank und bis zur Hälfte leerte. Unter dem Vorwand die Gegend kurz zu erkunden, ging er ein Stück des Weges entlang und ließ Usagi weiter ausruhen. Sie glaubte ihm kein Stück, dass sah er in ihren Augen, verstand ihn aber und war sichtlich dankbar für diese zusätzlichen Minuten, in denen sie ihre schmerzenden Füße schonen konnte.

„Du gehst aber nicht weit weg, oder?“ Ihre Stimme klang besorgt und er glaubte ein leichtes Zittern darin zu hören.

„Ich bin gleich wieder zurück“, versprach er. „Warte hier auf mich, es wird nicht lange dauern.“

Mir diesen Worten drehte er sich um und verschwand im Wald. Schon bald war sie hinter ihm verschwunden und zwischen den Bäumen nicht mehr zu sehen, obwohl die Vegetation dort oben bereits sehr viel lichter war.

Mamoru lief weiter, auf der Suche nach einem Anhaltspunkt um sich zu orientieren. Schon seit einiger Zeit beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Er wollte wissen, ob sie wenigstens ungefähr auf dem richtigen Weg waren, oder ob sie sich hoffnungslos verirrt hatten. Letzteres wäre riskant und konnte womöglich ihr ganzes Vorhaben gefährden.

Er trat aus dem Wald und erreichte den Felsvorsprung einer Klippe. Unter sich konnte er den herrlichen Bergsee erblicken, diesmal ignorierte er jedoch die Aussicht, während er sich umschaute. Offensichtlich waren sie gut vorangekommen und hatten auch mehr Strecke hinter sich gebracht, als er vermutet hätte.

Beunruhigt ließ er seinen Blick schweifen. Schon seit geraumer Zeit war ihm ein permanentes Geräusch auf, das er jedoch nicht hatte einordnen können. Aber ihm war klar, dass es nichts gutes Bedeutete. Aus diesem Grund hatte er auch Usagi nichts davon erzählt.

In der Ferne hatte etwas seine Aufmerksamkeit erregt. Neugierig betrachtete er einen Kleinen Punkt, der knapp über dem Wald zu schweben schien. Und dann wusste Mamoru, was er dort gehört hatte. Sein Innerstes schien zu Eis zu gefrieren, eine böse Vorahnung stieg in ihm auf. Er kniff die Augen zusammen und versuchte so besser zu sehen, während er den Umstand verfluchte kein Fernglas dabei zu haben. Nein, er hatte sich nicht getäuscht.

Es war ein Hubschrauber, der dort seine kleinen Kreise zog, und Mamoru brauchte kein Fernglas um zu wissen, dass dieser genau dort schwebte, wo er und Usagi sich noch am Morgen befunden hatten. Bei der kleinen Hütte am See.

Er hatte damit gerechnet, dass es passieren könnte, aber jetzt wo es geschehen war, wirkte es auf ihn so unwirklich. Man hatte sie gefunden, wie wusste er nicht, aber das war in diesem Moment bedeutungslos. Sie waren da, und wären Usagi und er nur wenig später aufgebrochen, hätte man sie vielleicht bereits erwischt. Er hätte nie gedacht, dass diese Bedrohung derart akut war.

Die Hütte war leer, aber nun wussten sie, dass er dort war. Wie um alles in der Welt hatte man sie hier nur finden können? Es sollte doch eigentlich unmöglich sein.

Sie mussten sich bereits seit einiger Zeit bei der Hütte befinden. Möglicherweise hatten Usagi und er es nur dem puren Zufall zu verdanken, dass sie rechtzeitig aufgebrochen waren. Doch das bedeutete, dass man nun auch über ihre Flucht Bescheid wusste. Das war auch der Grund, weshalb der Hubschrauber dort war. Man wusste, das Usagi und er sich in den Wäldern befanden, andernfalls hätten sie niemals riskiert, dass sie durch dem Lärm des Hubschraubers gewarnt wurden.

Vermutlich hatte man das Auto bereits gefunden. Zwar hatte er ihre Spuren verwischt, aber dennoch würde man überall Hinweise vorfinden, dass Usagi bei ihm war, und dass sie beide nun fort waren. Mamoru hatte gehofft, sie würden mehr Zeit haben, doch nun wusste man, dass sie hier waren. Noch waren er und Usagi im Vorteil, denn das Gebiet um den See war riesig, und niemand konnte genau wissen, wo sie sich gerade genau aufhielten. Diesen Vorteil musste er ausnutzen solange es ihm möglich war.

Seine Beine waren schwer wie Blei, als er losrannte. Es war als würde er kaum von der Stelle kommen, dabei lief er so schnell er nur konnte. Nach wenigen Augenblicken erreichte er Usagi, die noch immer dort saß, wo er sie zurückgelassen hatte.

„Wir müssen weiter. Sie sind hier!“, schrie er ihr entgegen und hoffte, dass außer ihr niemand in der Nähe war, der es hätte hören können.

In endlos erscheinenden Sekunden sah er sie erschrocken hochfahren, die stumme Frage auf ihren Lippen, und die Erkenntnis in ihrem Blick. Und ihre Angst.

Mamoru ergriff ihre Hand und zog sie hoch. Gemeinsam rannten sie weiter den Berg entlang.

„Wo sind sie?“, fragte Usagi irgendwann völlig außer Atem aber nicht bereit das Tempo zu verlangsamen.

„Als ich sie sah, waren sie bei der Hütte. Aber sie wissen, dass wir dort waren und suchen jetzt mit einem Hubschrauber.“

„Werden sie uns kriegen?“, fragte sie besorgt.

Mamoru sah sie kurz zurück und erkannte mehr als nur Angst in ihren Augen. Was er sah, war das pure Entsetzen, blanke Panik.

„Ich lasse nicht zu, dass sie dich kriegen. Hörst du? Ich lasse es nicht zu.“

Usagi nickte beinahe unmerklich. In den nächsten Minuten gab niemand auch nur einen Ton von sich. Sie schlugen sich in die Büsche und rannten abseits des Weges weiter, wo es noch mehr Bäume gab, die ihnen Deckung geben konnten. Sie mussten weiter nach unten laufen, bis die Vegetation wieder dichter wurde. Dort konnten sie Schutz finden und würden zumindest aus der Luft nur noch schwer zu entdecken sein. Usagi folgte ihm dicht auf und ließ seine Hand während der ganzen Zeit nicht los.

Plötzlich wurde ihm bewusst, dass sich das Geräusch des Hubschraubers verändert hatte. Es schien nun sehr viel näher zu sein. Erschrocken drehte er sich um. Zwar konnte er ihn nicht sehen, aber Mamoru wusste, dass er nicht fern war. Offenbar suchte man die Gegend nach ihnen ab, aber konnten ihre Verfolger bereits wissen, wo sie sich befanden?

„Komm hier her!“, rief Mamoru und zog Usagi zu einer kleinen Baumgruppe um darunter Schutz zu suchen.

Sie hockten sich dicht an einen Stamm und Usagi klammerte sich eng an Mamoru, während dieser verzweifelt Ausschau hielt.

Dem Geräusch zufolge war der Hubschrauber ganz nah, aber noch konnte Mamoru ihn nicht entdecken. Irgendwo über ihren Köpfen zog jemand seine Kreise und suchte nach Auffälligkeiten.

Und dann sah Mamoru ihn, aber nicht aus der Richtung, die er im Auge behalten hatte. Ein zweiter Hubschrauber war aus der anderen Richtung aufgetaucht und schwebte nun direkt über ihnen. Hatte man sie entdeckt? Gespannt hielt Mamoru den Atem an und wartete darauf, dass er weiterflog. Sie konnten sie hier nicht entdeckt haben, das war absolut unmöglich. Aber je länger er dort oben kreiste, desto größer wurden Mamorus Zweifel. Sollten sie ihr Versteck, von dem Mamoru noch nicht einmal wusste, ob es nicht schon aufgeflogen war, verlassen, würde man sofort auf sie aufmerksam werden.

Und was war, wenn jemand anderes sie entdeckte, während sie sich hier versteckt hielten? Mamoru war sich sicher, dass der Hubschrauber nicht alleine war. Sicherlich war man bereits dabei mit Hunden den Wald zu durchkämmen. Demnach wäre es nur eine Frage der Zeit, bis man sie beide hier finden würde.

Das Geräusch war ohrenbetäubend, als die Maschine direkt über ihnen schwebte und eine gefühlte Ewigkeit dort verweilte. Sie warteten eine gefühlte Ewigkeit darauf, dass der Hubschrauber endlich seinen Weg fortsetzte, doch dieser blieb weiterhin an Ort und stelle und verharrte bedrohlich über ihren Köpfen.

Flieg endlich weiter, dachte Mamoru und biss so stark die Zähne aufeinander, dass sie knirschten.

Neben ihm hatte Usagi ihren Blick panisch in den Himmel gerichtet. Erst jetzt bemerkte er, dass sie seine Hand so fest drückte, dass ihre Nägel blutige Halbmonde in sein Fleisch gebohrt hatten.

Aus den Augenwinkeln sah er eine Bewegung. Zuerst glaubte er sich geirrt zu haben, doch dann sah er es wieder. Sie waren da. Keine zweihundert Meter von ihnen bewegten sich dunkel gekleidete Männer direkt auf sie zu. Selbst wenn sie sie bisher noch nicht entdeckt haben sollten, würden sie sie schon bald erreicht haben. Sie saßen hier in der Falle, und es gab keine Möglichkeit ungesehen von hier zu entkommen. Sobald sie sich rührten, würde man sie sehen können.

Alles in Mamoru zog sich zusammen und er spürte wie sein Herz schwer wurde. Er schluckte und griff dann zu der Geldbörse in seiner Hosentasche. Usagi sah ihn verwirrt an, als er die Börse überreichte.

„Was ist?“, fragte sie irritiert.

„Du bleibst hier und hältst dich versteckt, mach dich so klein, wie es nur irgendwie geht. Solange bis es ruhig wird und du der Meinung bist, dass niemand mehr hier ist. Dann wartest du noch ein paar Minuten länger, erst dann läufst du los. In diese Richtung.“

Er deutete mit dem Finger nach Süden.

„Lauf weiter runter, dann bieten dir die Bäume mehr Schutz. Schlag so viele Haken wir möglich. Irgendwann kommst du zu einem kleinen Ort. Mit dem Geld kannst du dir eine Zugfahrkarte kaufen. Wenn du es zur Küste schaffst, benutze den Rest um jemanden mit einem Boot zu bestechen.“

Er stand auf, aber Usagi hielt ihn eisern fest. Panik zeichnete sich in ihrem Gesicht ab, ihre Augen waren voller Tränen. Mit eisernen Griff umklammerte sie seine Hand.

„Nein!“, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. „Mamo-chan, tu das nicht! Das darfst du nicht!“

Er schluckte und ging auf sie zu. Mit seiner freien Hand strich er ihr sanft über das Gesicht, dann küsste er sie, lang und ausgiebig. Jede Sekunde davon kostete er bis zum Letzten aus.

„Du bist das Beste, was mir in meinem Leben widerfahren ist“, sagte er dann. „Und ich will, dass du glücklich bist. Du wirst es schaffen und dein Leben so führen können, wie du es möchtest.“

„Aber ich will mein Leben mit dir führen“, sagte sie mit tränenerfüllter Stimme.

„Ich werde nachkommen, ganz ehrlich. Ich komme nach und werde dich finden, und dann werden wir gemeinsam leben können.“

„Lügner“, sagte sie bevor ihre Stimme versagte.

„Ich liebe dich“, sagte Mamoru und befreite seine Hand mit einem kräftigen Ruck. Er lief los, immer weiter und weiter. Er sah sich nicht um, denn sonst hätte ihm die Kraft dazu gefehlt das zu tun, was zu tun war. Er wusste auch so, was er sonst gesehen hätte. Eine verzweifelte Usagi, die mit den Armen nach ihm ausgestreckt versuchte ihm zu folgen, während die Tränen ihr über das Gesicht liefen und ihr die Sicht nahmen. Während er immer weiter lief, hörte er noch ihre Stimme, die zunehmend leiser wurde und letztendlich völlig abbrach.
 

Mamoru blieb keine Zeit zu überlegen. Er durfte nicht darüber nachdenken, denn sonst würde er es nicht schaffen. Er lief immer weiter, genau in die entgegengesetzte Richtung von Usagi. Seine einzige Hoffnung war, dass man ihm folgen würde und so Usagi eine Chance hatte unentdeckt zu bleiben und später entkommen konnte. Als er feststellte, dass der Hubschrauber ihm tatsächlich folgte, hätte er mit Angst reagieren sollen, aber tatsächlich fühlte er sich erleichtert. Es bedeutete, dass man zwar ihn aber nicht Usagi entdeckt hatte. Sie würde es schaffen, da war Mamoru sich sicher.

Sein Weg führte ihn wieder zum Wasser. Am Ufer des Sees befanden sich mehrere Häuser und kleinere Hütten. Dort würde er sie hinführen.

Während der ganzen Zeit, die er lief, achtete er sorgsam darauf, genau das richtige Maß an Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Es war ein riskantes Manöver so auszusehen, als sei er auf der Flucht. Er musste immer wieder in Deckung gehen, aber auch darauf achten, dass man ihn nicht aus den Augen verlor. Sollte jemand verdacht schöpfen und merken, dass er sie nur von Usagi ablenken wollte, wäre alles vergebens.

Schon bald brannten seine Lungen und seine Beine wurden schwer. Schwer atmend lehnte er sich an einen Baum und überlegte seine nächsten Schritte. Wie lange war er nun schon auf der Flucht? Waren es erst wenige Minuten? Eine halbe Stunde? Vielleicht eine Stunde? Er wusste es nicht, Zeit hatte jegliche Bedeutung verloren, und es war ihm unmöglich sie richtig einzuschätzen.

Während er nach Atem rang, hörte er plötzlich ein Geräusch. Trotz der donnernden Rotorblätter des Hubschraubers, der irgendwo über ihm seine Kreise zog, glaubte Mamoru das wütende Gebell von Hunden zu hören. Wenn er sie tatsächlich schon hören konnte, waren sie ihm bereits sehr dicht auf den Fersen.

Mamoru sprang auf und setzte seinen Weg fort. Jeder Atemzug schmerzte und bei jedem Schritt glaubte er keinen weiteren mehr zu schaffen. Keuchend und mit zusammengebissenen Zähnen quälte er sich weiter, bis er einige Minuten später erschöpft zu Boden sank.

Das Hundegebell wurde lauter, Mamoru war sich bewusst, dass seine Flucht bald ein Ende finden würde. Wie lange konnte er wohl noch weiterlaufen bis auch seine letzten Reserven aufgebraucht waren?

Noch einmal riss er sich zusammen und rannte weiter. Dabei ließ er den Blick durch den Wald schweifen. Vor sich konnte er das Wasser des Sees erkennen. Das Ufer war nicht mehr weit entfernt. Ob er versuchen sollte ins Wasser zu springen um auf die andere Seite zu schwimmen und dort ans Ufer zu klettern? Sofort verwarf er diesen Gedanken wieder. Er hätte keine Chance und in seinem Zustand würde er ertrinken, noch bevor er auch nur die Hälfte der Strecke geschafft hatte.

Plötzlich verlor er den Halt unter den Füßen. Er hatte einen Abhang nicht gesehen und war ins Leere getreten. Mamoru ruderte mit den Armen, suchte verzweifelt nach Halt, fand aber keinen. Es war kein langer Sturz, aber Mamoru kam er wie eine Ewigkeit vor. Dass er dabei geschrien hatte, wurde ihm erst bewusst, als er auf dem Boden landete und der Aufprall ihm die Luft aus den Lungen trieb.

Für einige Sekunden bekam er keine Luft, so sehr er es auch versuchte. Er glaubte schon zu ersticken, als sich die verkrampfte Muskulatur endlich lockerte und er laut keuchend einen tiefen Atemzug nahm.

Viel Zeit blieb ihm nicht. Neben ihm hörte er Äste knacken und Zweige brechen. Noch bevor er in der Lage war weiterzulaufen, sah er zwei Männer aus dem Unterholz kommen. Auf dem ersten Blick erkannte er, dass sie einem Einsatzkommando der Polizei angehörten. Statt gewöhnlicher Uniformen trugen sie schwere Kampfanzüge mit entsprechender Panzerung. Außerdem waren sie schwer bewaffnet. Einer sprach in ein Funkgerät, aber Mamoru achtete nicht auf die Worte. Er war zu sehr mit der Überlegung beschäftigt zu fliehen, sich zu ergeben oder die beiden anzugreifen.

Auf das, was dann geschah schien er keinen Einfluss mehr zu haben. Als sich ihm die beiden näherten, schien sein Körper völlig automatisch zu reagieren und seinem Willen nicht mehr zu gehorchen. Die beiden Polizisten kamen auf ihm zu und versuchten ihn zu überwältigen. Vermutlich war es eine reine Schutzreaktion als Mamoru dem ersten Beamten die Waffe beiseite schlug und ihm einen Tritt gegen die Brust verpasste.

Als er jünger war, hatte er viel Kampfsport betrieben. Er war zwar nie schlecht, gehörte aber auch nicht unbedingt zu den Besten. Dennoch malte er sich keine großartigen Chancen gegen die beiden Polizisten aus, zumal er sein Training in den letzten Jahren doch ein wenig vernachlässigt hatte.

Es war seinem Adrenalinstoß und dem Überraschungsmoment zu verdanken, dass er sich derart gut behaupten konnte. Der Polizist war durch seine Schutzkleidung nicht wirklich verletzt worden, Mamoru bezweifelte sogar, dass der Tritt ihm wirklich geschmerzt hatte, aber zumindest konnte er ihn dadurch zu Boden bringen.

Dem anderen Angreifer wich er geschickt aus und schaffte es irgendwie ihn von hinten zu umklammern. Selbst in seinen besten Jahren hätte er nicht gedacht zu derartigen Aktionen fähig zu sein. In dem folgenden Gerangel verlor der zweite Angreifer seinen Helm mit dem durchsichtigen Schutzvisier und Mamoru schaffte es seinen Arm um dessen Hals zu legen. Er wollte ihn nicht erwürgen oder gar Schaden zufügen, aber er wusste, wenn er es schaffte nur für wenige Sekunden die Blutzufuhr zum Gehirn zu unterbinden, konnte er die Oberhand gewinnen. Der Polizist setzte sich heftig zur Wehr, aber er hatte einen ungünstigen Stand. Immer wieder musste er um sein Gleichgewicht kämpfen, während Mamoru in der eindeutig besseren Position war. Plötzlich erschlaffte der Körper in seinen Armen und Mamoru ließ ihn einfach vor sich zu Boden sinken. Er hoffte ihm keinen ernsthaften Schaden zugefügt zu haben.

Ein harter Stoß traf ihm am Rücken. Mamoru schrie und fiel taumelnd nach vorne. Er hätte wissen müssen, dass die beiden nicht alleine waren, aber er hatte versäumt auf seine Umgebung zu achten. Irgendjemand hatte ihn gepackt und nach vorne gerissen. Er spürte jemand anderen an seinem Arm. Mamoru wehrte sich nach Leibeskräften, schrie und brüllte, aber gegen die Übermacht kam er nicht an. Es mussten zwei oder drei Männer gewesen sein, er wusste es nicht, und konnte sie auch nicht sehen. Eigentlich rechnete er damit, dass ihm jeden Augenblick jemand einen Gewehrkolben ins Gesicht schlagen würde, so wie er es aus Filmen her kannte, aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen zwangen sie ihm zu Boden und fixierten ihn. Seine Hände wurde ihm hinter dem Rücken mit Handschellen gefesselt.

Fortan galten seine Gedanken nur noch der Frage, ob Usagi es geschafft hatte zu entkommen, und ob er sie jemals wiedersehen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dragonohzora
2010-10-17T14:02:05+00:00 17.10.2010 16:02
Man könnte auch sagen der Anfang vom Ende..der Tag begann wunderschön....und Endete in einer Katastrophe. Wieso nur muss man es ihnen so cshwer machen? Liebe erwzuuingen wo keine ist? WEnn die wahre Liebe doch in so greifbarer Nähe ist. Mamoru auf dre Flucht...zuminedst kann man sagen er würde wirklich alles tun für seine usako!

Nur was passiert jertzt ? Was wird Mamoru seinen Verfolgern auftischen? Er kriegt bestimmt ärger, schließlich hat er vorsätzlich die Kerle da angegriffen, das gibt ärger, wobei ich mir nur schwer vorstellen kann das Usagi Mamoru im stich gealssen hat um fliehen zu können, das wäre ja eher untypisch für sie.

Da stellt sich nur die frage, was apssiert? werden sie nun gewaltsam getrennt werden? odre kann Usagi sich durchsetzen, schließlich ist sie ja eine Prinzessin? Was wird Rei zu Mamorus Seitensprung sagen?

Das Kapitel war spannend und am ende voller Dramatik, wobei es doch so schön anfing, menno-_-

Aber wie immer genial geschriebenXD

Bis zum nächsten Kapitel denn

Liebe Grüße:)
Von:  AvalonsHexe
2010-10-16T14:03:10+00:00 16.10.2010 16:03
Wow ... Spannung ist ja nen ... dagegen :D ich hab richtig mitgefiebert ... aber die stelle an der du aufgehört hast finde ich nicht nett ^^ jetzt muss ich ja aufs nächste kappi warten um zu wissen wie es weiter geht ... nicht sehr nett ... husch husch weiter schreiben ... schreib weiter so ... und bitte ganz schnell ... xD

LG Ava


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