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Verdrehte Welt

Hier die Vorschau auf Kapitel 11 (Toki):
von

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Rückblick 1

Soooo,

nun kommt mein erstes richtiges Kapitel.

Ich weiß, dass es am Anfang noch sehr verwirrend sein wird. Aber ich verspreche, dass ihr ab dem 2. Kapitel schlauer seid.

;)
 

also dann wünsche ich viel Spaß beim Lesen
 

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Mira

 

Kennt ihr das auch?

Dieses unbeschreibliche Gefühl wenn eure Welt plötzlich Kopf steh?

Wenn ihr ganz plötzlich von Neuem anfangen müsst, obwohl euch das alte Leben gefallen hat?

Seinen ganzen Charakter umkrempeln zu müssen und ab einem bestimmten Zeitpunk nie wieder auf die Vergangenheit zurückblicken zu dürfen?

Nun ja ich nehme niemanden übel, wenn er dieses Gefühl nicht kennt.

Denn ich kannte es bis vor einem Jahr auch noch nicht.

 
 

 

In den letzten Monaten ist viel passiert.

Viel zu viel meiner Meinung nach.

Alles was ich mir bis dahin angewöhnt hatte oder erlernt habe, durfte ich nun über Bord werfen. Mein Kleidungsstil änderte sich von langweilig und nichts sagend zu dunkel und geheimnisvoll. Im großen und ganzen ist dieser Punkt meiner kleinen Schwester Sumi zu verdanken.

Sie ist ab jetzt meine Stylisten. Wie sie sich selbst einfach mal so bezeichnet.

Von meinen Klamotten bis hin zu meinen Hobbys hat sie alles gut durchgeplant. Sie lässt mir kaum Raum für eigene Entscheidungen.

Natürlich meint sie es nicht böse. Sie will mir nur helfen mich in meinem neuem Leben zurecht zu finden. Also nimmt sie alles selbst in die Hand, da ich ja Null Durchblick habe was gerade angesagt und "In" ist.

Doch was bleibt mir anderes übrig als es so hinzunehmen wie es jetzt ist.

Meine Eltern sind von dem neuen Mira begeistert.

Endlich mal ein Junge in der Familie. Das war der erste Satz den meine Mutter mir gegenüber äußerte.

Damals, vor einem Jahr, war das vielleicht lieb und aufmunternd gemeint. Trotzdem fand ich es eher deprimierend.

Noch immer hatte ich mich nicht an meinen neuen Körper gewöhnt. Aber ich hoffe, dass sich das mit der Zeit ändern wird.

Und Hikari? Sie ist schon immer eher wie eine süße kleine Schwester gewesen.

Im Gegensatz zu Sumi, die eher ihr eigenes Ding macht, ist Hikari der anhängliche Typ.

Oft kommt sie in meine Arme gekrabbelt, wenn sie der Kummer plagt oder wenn sie einfach das Bedürfnis nach körperlicher Nähe verspürt.

Dabei gibt es natürlich auch eine andere Hikari. Eine die um jeden Preis versucht mich mit einem Jungen zu verkuppeln.

Na hallo, geht’s noch?

Trotzdem kann ich ihr einfach nicht böse sein.

 
 

 

Jetzt sitze ich hier in meinem Umzugswagen und blicke aus dem Fenster. Wir beginnen alle ein neues Leben in einer neuen Stadt.

Ja ich denke ich bin nicht der einzige der sich verändert hat oder noch verändern wird.

Die Bäume rasen nur so an uns vorbei. Etwas anderes kann ich nicht wahrnehmen.

Mein Vater liebt schnelle Autos. Also drückt er so richtig auf die Tube.

Nur mein Magen spielt da nicht wirklich mit.

Die Übelkeit macht sich unaufhaltsam bemerkbar. Doch ich weiß, dass wir bald angekommen sind.

Also Zähne zusammenbeißen und durch!

 
 

 

Quietschend kommt das Auto vor unserem neuen Anwesen zum stehen.

Ein schmuckes kleines Haus lächelt mir einladend entgegen.

Freudige Erwartung breitet sich in mir aus.

Doch zuerst brauche ich frische Luft!

Meine wackeligen Beine kämpfen um ihre Standhaftigkeit. Kurz schließe ich meine Augen, um die Morgenluft einzuatmen.

Die frische Brise weht mir ins Gesicht und erfrischt mein Gemüt.

Mit neuem Tatendrang mache ich mich also an die Arbeit mein Zimmer einzuräumen. Vollgepackt mit einer großen Kiste in den Händen laufe ich zur Tür.

Meine Mutter ist bereits vor 2 Wochen mit meinen Schwestern angereist.

Sumi und Hikari kommen mir beide kreischend entgegen und umarmen mich ohne Rücksicht auf mein Gleichgewicht.

„Man, Mira bist du schmächtig!“ mault Sumi mich gleich an.

„Ich merke sofort, wenn du dein Training auslässt. Aber keine Angst. Ich habe dich bereits beim Karateclub deiner neuen Schule angemeldet. Der Lehrer freut sich schon auf dich.“

Freudestrahlend verkündet sie mir natürlich diese gute Nachricht.

Doch mehr als ein kleinlautes Dankeschön kann ich mir dann doch nicht abringen.

„Ich habe auch gleich mal die Gegend sondiert.“ verkündet Hikari.

„Es gibt echt heiße Typen hier in der Nähe.“ zwinkernd macht sie sich von dannen.

Keine der beiden würde mir auch nur eine Chance des Widerspruchs gönnen.

Seufzend mach ich mich an die Arbeit.

Früher hätte ich die schweren Kisten niemals alleine tragen können. Doch dank Sumi´s Training gelingt es mir jetzt mit Leichtigkeit.

Selbst meine Zimmereinrichtung hat sich vollständig verändert.

Ein großer schwarzer Kleiderschrank mit Spiegel steht nun in der Ecke und platzt fast vor Klamotten.

Mein Nachtschrank wird lediglich von einer Lampe und einem Wecker dekoriert und mein Bett ist ebenfalls gänzlich in schwarz bezogen.

Früher hätte ich es wesentlich bunter vorgezogen. Mir fehlen die vielen kleinen Details. Doch auch das gehört nun zu meinem Leben als Mira.

Als endlich die letzte Hose verstaut ist, atme ich erleichtert auf.

Mittlerweile ist bereits später Nachmittag. Mein Magen hängt in den Kniekehlen.

„Mira! Essen!“

Das ist mein Stichwort.

Meine Mutter ist die beste Köchin des Landes. Das ist auch kein Wunder immerhin war sie die Leiterin eines 4 Sterne Restaurants in unserer alten Stadt.

Hier versucht sie sich an einem Café und hat alle Hände damit zu tun es herzurichten.

Darum sind sie und meine Schwestern bereits so früh angereist. Zusammen haben sie alles nötige vorbereitet.

Den Laden in Empfang genommen und schon erste Einstellungsgespräche geführt.

Natürlich wollte Hikari ausschließlich männliches Personal als Bedienung, doch Sumi kann sich sehr gut durchsetzen. Und so teilten sie mir fröhlich schwatzend mit, dass 2 Kellnerinnen und ein Kellner, sowie ein Koch und eine Küchenhilfe eingestellt werden.

Allesamt Schüler. Wobei der Koch seine Lehre bei meiner Mutter beginnen wird, sobald das Caffee eröffnet ist.

Der Eröffnungstermin steht nächsten Samstag.

Mein Vater hat sich extra stark ins Zeug gelegt für die Gestaltung des Cafés. Als relativ Bekannter Architekt kümmert er sich um den Umbau und die Werbung.

Jeder einzelne meiner Familie berichtet von seinen Plänen für die kommenden Tage.

Nur meine Wenigkeit hatte rein gar nichts geplant.

Sumi beschloss es bei dem Karateclub zu belassen, damit ich genug Zeit habe mir eine Freundin zu suchen.

Natürlich besteht Hikari auf einen männlichen Freund.

Doch Schwul werde ich nicht. Das habe ich mir geschworen. Auch wenn das heißt, dass ich mich dem weiblichen Geschlecht zuwenden muss.

Schon bei dem Gedanken bereitet mir das Kopfschmerzen.

Ich hoffe nur, dass ich mich schnell an diesen Gedanken gewöhnen werde.

 
 

 
 

 

Nach dem Mittagessen, dass eigentlich auch eine Art verfrühtes Abendbrot sein konnte, verziehe ich mich lieber.

Am Besten mache ich mich schon mal mit der Umgebung vertraut.

Vielleicht entdecke ich ja ein nettes Plätzchen, dass mir hilft mich von dem Trubel zu Hause zu erholen.

Also schnappe ich mir meine Jacke und meine Schuhe und laufe wahllos nach links.

Die Gegend ist recht nett. Eine Reihe von Einfamilienhäusern säumen die Straße. Ihre freundliche Fassade sagt nichts über deren Bewohner aus.

Die Gärten sind alle langweilig gestaltet.

Was für eine Verschwendung.

Dennoch ist dies die Gegend in der ich ab jetzt leben werde.

Wirklich berauschend.

Gemütlich schlendere ich an der Straße entlang.

Ein hohes Gebäude in der Ferne erregt meine Aufmerksamkeit.

Ich liebe hohe Gebäude. Generell ziehen mich hochgelegene Orte magisch an.

Höhenangst? Ha, darüber lache ich nur!

Windige Höhen sind fast wie mein zweites zu Hause.

Also mache ich mich auf den Weg zu dem hohen Gebäude.

Nach ungefähr einer halben Stunde komme ich endlich an. Die Stadt ist recht groß und unübersichtlich.

Tokyo eben.

Nun denn? Wie komme ich da jetzt hoch?

Immerhin hat nicht jeder Zutritt zu einem Apartmentgebäude, dass 14 Stockwerke in den Himmel reicht.

Da bemerke ich einen Passanten, der scheinbar dort wohnt.

Auf an die Verfolgung!

 
 

 

Geschickt schmuggle ich mich ins Haus und fahre direkt mit dem Fahrstuhl in die oberste Etage.

Dort angekommen suche ich nach einem Weg der mich zum Dach führt.

Die großen Korridore zeigen mir, dass hier nur die hohen Tiere der Geschäftswelt wohnen können. Weiße Wände beobachten jeden meiner Schritte.

Beinahe erinnert mich dieses Apartment an ein Krankenhaus. Doch der verräterische Duft nach Desinfektionsmitteln fehlt komplett.

Beim Gedanken an die krankenhäusliche Atmosphäre überkommt mich eine Gänsehaut.

Ich bin froh endlich diesem Gefängnis von täglichen Visiten und endlosen Tablettenzufuhren entkommen zu sein.

 
 

 

Endlich finde ich die Treppe zu meinem persönlichen Paradies.

Frischer Wind weht mir entgegen und lockt mich weiter hochzusteigen. Der Vorsprung hinter der Umzäunung scheint mir breit genug, um darauf Platz zu nehmen.

Genüsslich atme ich den Duft nach Freiheit ein. Meine Beine baumeln in die Tiefe herab.

Ich liebe diese Freiheit.

Die Waghalsigkeit und den Frieden, der mich in windigen Höhen empfängt.

Seufzend verharre ich hier bis mein Hunger nach Ruhe befriedigt ist.

 
 

 

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Toki

 

Elegant steige ich die Stufen meines Apartments hoch. Gleitend setzte ich einen Fuß vor den anderen.

Jedem dem ich hier begegne zeige ich mein strahlenstes Lächeln.

Auf diese Art und Weise gelingt es mir meine Maske aufrecht zu erhalten.

Eine lebensnotwendige Maskerade.

Seit drei Jahren lebe ich hier und verstecke mich.

Es ist nicht so als hätte ich Angst.

Nein Vielmehr zwingt mich die Überlegenheit und die Macht meines Feindes zu diesem Leben.

Ich darf auf keinen Fall negativ auffallen und muss mit der Masse mitschwimmen.

Ich gebe zu, dass ich ein Perfektionist bin. Alles muss nach meinem Plan verlaufen.

Darum sitzt meine Maske auch steinfest.

Nicht einmal in meinen eigenen 4 Wänden gebe ich meine Deckung auf.

Der größte Beweis hierfür sind meine beiden Katzen.

Gleich nachdem ich die Tür öffne mauzen sie mich gierig an.

Die eine giert nach Aufmerksamkeit, während die andere nur ihren leeren Futternapf im Kopf hat.

Milk und Honey.

Das steht auf ihren Fressnäpfen mit dicken Buchstaben gedruck, damit sie ja jeder lesen kann.

Nie im Leben würde ich mir Katzen anlegen, geschweige denn ihnen diese widerlich süßen Namen geben.

Doch wie gesagt meine Tarnung ist perfekt.

Seufzend fülle ich ihre Näpfe.

Danach setze ich mich in meine Couch und gehe noch einmal den Vergangenen Tag durch.

Ich kann mir keine Fehler leisten.

Deshalb versuche ich mir alle Gespräch ins Gedächtnis zurück zu rufen, um mich ja nie selbst zu widersprechen.

 
 

 
 

 

Nachdem ich eine Stunde damit verbracht hatte meine Haare zu frisieren, machte ich mich auf den Weg in die Schule.

Jeden Passanten lächelte ich freundlich und gewinnbringend an, um das Bild eines zerbrechlichen Engels aufrecht zu erhalten.

In der Schule angekommen begab ich mich direkt in mein Klassenzimmer.

Die Hausaufgaben hatte ich natürlich vorbildlichst und fehlerfrei erfüllt.

Im Laufe des Tages unterhielt ich mich mit verschiedenen Lehrern. Biete ihnen meine Hilfe an.

Ich versuchte mich natürlich mit meinen Klassenkameraden gut zu stellen. Doch sie hatten schnell bemerkt, dass ich keine engeren Kontakte knüpfe.

Auch die Jungs an der Schule neigten am Anfang dazu, mir unangenehm auf die Pelle zu rücken. Doch eine Träne hier und ein verängstigter Blick da half mir, sie auf Abstand zu halten.

Perfekt.

Der Beschützerinstinkt siegte.

Nach dem Tennisclub machte ich mich wieder auf den Heimweg.

Der Tag neigte sich wie immer unendlich langsam seinem Ende zu.

Wie ein stetiger Fluss der in einem unendlich tiefen See gleitet, schwappte die Langeweile in mich hinein.

 
 

 
 

 

Nun, der Tag ist also so gelaufen wie immer.

Keines meiner Gespräche war in irgendeiner Weise Auffällig gewesen.

Gut gemacht Toki.

Ja ich weiß Eigenlob stinkt, aber sonst lobt mich ja nie einer für mein Versteckspiel.

Ein ziehen in der Lunge verdeutlicht mir, dass es mal wieder an der Zeit ist eine zu Rauchen.

Gemächlich mache ich mich auf den Weg zum Balkon.

Die Fenster glänzen vor Sauberkeit. Ich habe mir gestern richtig Mühe gegeben den Staub und das Regenwasser abzuwaschen.

Draußen weht eine kühle Brise die meine blonden Locken tanzen lassen. Lange habe ich gebraucht, um sie mir bis knapp über die Hüften wachsen zu lassen.

Zufrieden mit mir stecke ich eine Malboro an und ziehe genüsslich daran.

Der Rauch breitet sich wohltuend in meinen Lungen aus und verschafft mir eine gewisse Befriedigung.

Beim ausatmen öffne ich wieder meine Augen und schaue in Richtung Himmel.

Der Wolkenlose Abendhimmel gähnt mir gelangweilt entgegen.

Also gähne ich zurück.

Was würde ich dafür geben endlich mal wieder etwas aufregendes zu erleben.

Mir fehlt der Nervenkitzel des Unbekannten.

Ich lasse meinen Blick schweifen und hefte ihn an etwas Dunklem mir gegenüber.

Der Fleck nimmt die Form eines Jungen an.

Seine kurzen schwarzen Haare werden kräftig von dem Wind durchgewirbelt.

Seine Augen sind geschlossen und scheinen die Ruhe zu genießen.

Fast wie ein dunkler Engel sitzt er auf dem Vordach des Apartments.

Mein Herz fängt an wie wild zu rasen.

Merkwürdig.

Doch mich beunruhigt etwas ganz anderes.

Wie kann ein Junge auf einem 14 stöckigen Apartment seelenruhig vor einem Abgrund sitzen?

Nur ein Lebensmüder oder absolut verblödeter würde sich dort hoch wagen.

Ein Gedanke macht sich blitzschnell in mir breit.

Der wird doch nicht....

Plötzlich breitet er seine Arme aus.

Geschockt lasse ich meine Kippe vom Balkon fallen und renne los.

Um Himmelswillen, hoffentlich erreiche ich ihn noch rechtzeitig, bevor er springt!

 
 

 

Ich rase regelrecht die Treppen runter, die Straße entlang und komme, bereits außer Atem, an dem Apartment an.

Hastig drücke ich wahllos auf den Klingelknöpfen herum und rufe so etwas wie „Päckchen“ in die Sprechanlage.

Ungeduldig warte ich darauf, dass mir jemand die Tür öffnet.

Endlich das Summen der Anlage.

Es dauert für mich eine halbe Ewigkeit bis der Fahrstuhl endlich die oberste Etage erreicht. Schnell steige ich auf das Dach und blicke mich um.

Keiner zu sehen.

Nervös blinzle ich.

Vom Dach aus habe ich einen guten Ausblick auf meinen Balkon. Die Gardinen werden vom Wind nach draußen gezogen.

Ich haste an den Rand der Brüstung und starre entsetzt nach unten.

Bin ich zu spät?

Doch egal wie sehr ich mich anstrenge. Ich kann keine Blutlache entdecken oder herum schreiende Menschenmassen hören.

Der schwarze Engel ist verschwunden.

Habe ich mir das nur eingebildet?

Nochmals drehe ich eine Runde auf dem Dach, doch außer mir ist keine Menschenseele zu sehen.

 
 

 

Frustriert mache ich mich auf den Heimweg.

Dabei lausche ich den Gesprächen der anderen Fußgänger.

Doch keiner scheint diesen dunklen Engel gesehen zu haben.

Unterwegs nehme ich weder die gierigen Blicke der Männer wahr, noch den kalten Boden unter meinen nackten Füßen.

Der Rock meiner Schuluniform flattert leicht um meine Beine.

Doch selbst das bemerke ich kaum.

Wer war bloß dieser Junge und was hatte er da zu suchen?

Doch viel wichtiger ist: warum macht es mich so fertig , dass er so plötzlich verschwunden ist?

 
 

 

Zu Hause angekommen gönne ich mir erst einmal eine warme Dusche, um mir den Schweiß vom Körper zu waschen.

Unter dem Wasserstrahl schließe ich meine Augen. Da erscheint mir wieder der Junge.

Mein Herz fängt an wie wild zu rasen.

Das kann nur an dem ungewohnten Rennen liegen. Das ist der einzige Grund warum ich so aufgeregt und außer Atem bin.

Um mich abzulenken widme ich mich meiner Körperpflege. Es ist mal wieder Zeit, meine sämtliche Behaarung zu vernichten.

Lästig dieser Modetrend.

Fast 3 Mal die Woche muss ich mich an einer anderen Stelle rasieren.

Genervt entledige ich mich der feinen Häärchen auf den Beinen und unter den Armen.

Routiniert greife ich danach zu meinen verschiedenen Cremes und Tuben.

Meine seidenweiche Haut kommt nicht von alleine.

Früher hatte ich es nicht notwendig meinen Körper auf diese Art und Weise zu pflegen.

Doch was tue ich nicht alles für meine Tarnung.

Nach einer Stunde im Bad mache ich mir noch eine Kleinigkeit zu essen und lege mich mit einem guten Buch ins Bett.

 
 

 

Am nächsten Tag binde ich mir meine Haare zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammen.

Die ganze Nacht konnte ich an nichts anderes mehr denken, als an meinen dunklen Engel.

Übermüdet lege ich nur ein leichtes Make up auf und mache mich auf den Weg in die Schule.

Als ich, nach einer endlosen U-Bahnfahrt endlich in der Schule ankomme, begebe ich mich gleich in das Klassenzimmer.

Wie jeden Morgen begrüße ich meine Mitschüler.

Doch heute verrät mir die Atmosphäre, dass etwas ganz und gar nicht ist wie jeden Morgen.

Hana unsere persönliche Schulschönheit, nach mir natürlich die Zweitschönste, redet sich gerade bei ihren Freundinnen warm.

„Ich bin verliebt! Das war Schicksal als sich unsere Blicke trafen. Glaubt mir den werde ich mir angeln und heiraten.“

Neidisches Gemurmel macht sich breit.

Verwundert runzel ich meine Stirn.

Normaler Weise ist Hana für ihre prüde Art bekannt. Nie hat sie einen Jungen auch nur eines zweiten Blickes gewürdigt.

Trotzdem scheint dieser Fremde sie im Sturm erobert zu haben.

Gelassen setze ich mich auf meinen Platz und warte auf das Einläuten der Stunde.

 
 

 

Dann kommt Frau Ando in den Raum.

An ihrer Seite erblicke ich meinen dunklen Engel.

Mein Herz beginnt wie wild zu rasen. Ein eiskalter Schauer durchfährt mein Blut, als sich unsere Blicke treffen.

Sein Lächeln lässt meine Knochen erweichen und in diesem Moment beschließe ich all meine Prinzipien über Bord zu werfen und mich mit ihm anzufreunden.

Ich meine Kennenlernen schadet ja nicht. Oder?

 
 

 

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Mira

 

Leise stöhne ich vor mich hin. Diese verflixte Röhrenjeans! Sie zwickt überall da, wo eine Jeans eigentlich angenehm sitzen sollte.

Ich frage mich was sich meine Schwester dabei bloß gedacht hat?

Wie zum Henker soll ich denn bitte so sitzen? Ich meine auf diesem Weg verliere ich meine gerade erst gewonnene Männlichkeit.

Ich glaube kaum, dass das in ihrem Sinne wäre.

 
 

 

Heute Morgen hatte mich Sumi wiedereinmal zurecht gemacht. Währenddessen kaute mir Hikari ein Ohr ab. Von wegen männliche „Freundschaften“ schließen und so.

Ja wer es glaubt....

Schon beim betreten der Schule beschleicht mich ein ungutes Gefühl.

Nachdem ich mich gestern Abend auf dem Dach etwas erholen konnte, stürmen sämtliche Eindrücke auf mich ein.

Also beschließe ich, mich heute Abend wieder auf das Dach zu begeben.

Dann kommt mir dieser merkwürdig dümmlich grinsende Direkter meiner neuen Schule entgegen. Händeringend stellt er mir meine neue Klassenlehrerin vor.

Seine Augen mustern mich gierig.

Igitt!

Frau Ando führt mich gleich darauf direkt in das Klassenzimmer. Neugierige Blicke verfolgen mich. Kurz sehe ich in ein Paar rehbraune Augen und lächle ihnen freundlich entgegen.

Ich meine, man muss es sich ja nicht gleich am ersten Tag mit jedem verscherzen.

 
 

 

Nun bin ich in meinem neuen Klassenzimmer gelandet.

Ich komme mir vor wie ein gestrandeter Wal.

Auch hier gaffen mich alle an, aber niemand traut sich mir zu helfen, damit ich in diesem Meer mitschwimmen kann.

„Das ist Mira. Er wird ab heute in eure Klasse gehen. Ich hoffe ihr werdet ihn gut bei euch aufnehmen.“

Ich verbeuge mich und nutze die Gelegenheit mich genauer umzusehen.

Alle Gesichter sind mir fremd.

Na was anderes hatte ich auch nicht erwartet.

Doch mein Blick bleibt unweigerlich stehen.

Ein strahlender Engel blinzelt mir entgegen.

Solch ein liebliches Geschöpf habe ich noch nie gesehen.

Freundlich lächle ich sie an.

Ein Aufblitzen zeigt sich in ihren wundervollen himmelblauen Augen.

Doch irgendetwas an diesem Aufblitzen erinnert mich eher an an Raubtier, dass seine nächste Beute anvisiert.

Auffordernd schaut mich meine Lehrerin von oben herab an.

„Nun dann stell dich mal vor.“ fordert sie.

Ich rolle mit den Augen, um meine Missbilligung kund zu tun. Doch das nützt bei ihr anscheinend nichts.

„Mein Name ist Mira Himitsu. Ich habe 6 Jahre in Deutschland gelebt und bin jetzt mit meiner Familie wieder nach Tokyo gezogen.“

Mehr werde ich sicher nicht erzählen.

Als Frau Ando das auch endlich rafft teilt sie mir einen Sitzplatz zu.

Genau vor dem Engel darf ich meine Sachen auspacken.

Doch die ganze Stunde über habe ich das Gefühl als ob ich von hinten durchlöchert werde.

Mehrmals rutsche ich unruhig auf dem Stuhl herum, um diesem Blick zu entkommen.

Doch vergebens.

 
 

 

Am Ende der dritten Stunde bin ich fix und fertig.

Gerade als ich mich erheben will, um mein Essen auszupacken, verdunkelt ein Schatten meine Sicht.

Als ich Aufblicke mustern mich zwei rehbraune Augen.

Doch anders als der Blick in den Stunden schien mich ihr Blick nicht förmlich auszuziehen, obwohl verschlingen wollen mich die Augen wohl doch.

Ich räuspere mich, um die Stille zu unterbrechen.

Peinlich berührt senkt mein Gegenüber den Blick und schaut zu Boden.

„Ähm, hallo,“ begrüßt mich eine piepsige Stimme.

„Mein Name ist Hana Nakano. Freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin stellvertretende Klassensprecherin und würde mich freuen, wenn ich dich etwas herumführen könnte.“

„Klar. Danke.“

Gesagt getan.

Schon machen wir uns auf den Weg zu einer persönlichen Führung durch die Schule.

Die Mensa ist ganz nach meinem Geschmack. Groß und Geräumig. Die Essensangebote scheinen auch zu stimmen, wenn man die vielen Besucher hier betrachtet.

Von allen Seiten werde ich schräg angesehen.

Teils spüre ich begehrende Blicke auf mir, teils neidische oder missbilligende.

Die einzelnen Fachräume sind eher spärlich eingerichtet.

Die Flure veraltet und irgendwie wirken sie recht schmutzig.

Ich bitte Hana mir den Karateclub zu zeigen.

Seine Ausstattung macht die wenige Einrichtung in den anderen Räumen wieder gut.

Sandsäcke, Strohpuppen und eine Große Matte dienen zum üben.

Auch der Lehrer scheint recht freundlich zu sein.

 
 

 

Am Ende der Pause angelangt konnte ich mir einen recht guten Überblick über die Schule verschaffen.

Auch Hana konnte ich dadurch besser Kennenlernen. Sie ist sehr nett und höflich. Ihr anhimmelnder Blick schmeichelt mir.

Ich habe erfahren, dass sie gerne zur Schule kommt und hier den Tanzclub leitet. Sie hat sich dem Hip Hop verschrieben.

Eine weitere gute Eigenschaft an ihr.

Die Leidenschaft zum Tanz erklärt ihren sehr sportlichen Körper. Wobei ihre weiblichen Reize trotzdem nicht gelitten haben.

Vielleicht sollte ich sie mir als potentielle Freundin vormerken.

 
 

 

Zurück im Klassenzimmer setzte ich mich auf meinen Platz.

Der Engel ist auch schon da.

Seine strahlend blauen Augen erblicken mich und ein liebliches Lächeln legt sich auf ihre zarten Lippen.

„Hallo.“ Ihre Stimme passt perfekt zu ihrem Aussehen. Federleicht streichelt sie meine Ohren und zieht mich sofort in ihren Bann.

Mein Herz fängt an Saltos zu springen.

 
 

 

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Toki

 

Endlich ist er hier.

Die ganze Pause habe ich Hana verflucht, weil sie mir meinen Plan zunichte gemacht hat.

Heute war das erste Mal, dass ich mich nicht auf den Unterricht konzentrieren konnte.

Sein zierlicher Nacken hat all meiner Aufmerksamkeit bedurft.

Mein Gott wie konnte ich nur so die Beherrschung verlieren?

Egal.

Jetzt steht er vor mir und blickt mich mit diesem leicht scheuen aber auch leicht selbstsicheren Augen an.

Begierde blitzen in ihnen auf.

Noch nie habe ich mich so sehr über die Begierde eines Jungen gefreut.

Lächelnd bllinzel ich ihm entgegen.

„Hallo.“ Meine zuckersüße Stimmer verfehlt ihre Wirkung nicht.

„Ich heiße Toki Ume. Freut mich dich kennenzulernen.“

„Hi.“ grinsend setzt er sich hin. Dabei weht mir wieder dieser süßliche Geruch entgegen der mich meiner Sinne beraubt.

Am liebsten würde ich hier und jetzt über ihn herfallen.

Verdammt reiß dich zusammen!

„Ich hoffe dir hat unsere Schule gefallen.“

„Naja die Mensa ist cool und der Karateclub ebenfalls. Doch der Rest scheint mir sehr veraltet zu sein.“

„Du hast ein gutes Auge.“ schmeichel ich ihn.

Er besucht also den Karateclub. Wie interessant.

„Wie lange bist du schon wieder in Tokyo?“ will ich wissen.

„Naja seit Gestern. Doch meine Schwestern und meine Mutter sind schon vor 2 Wochen angereist.“

„Aha.“

Doch bevor ich ihn weiter befragen kann läutet es wieder zur Stunde.

Innerlich fluchend verabschiede ich mich vorerst von der Gelegenheit ihn genauer kennenzulernen.

Mit einem letzten Lächeln dreht er sich um.

 
 

 

In der Stunde gelingt es mir wieder nicht meine Augen von ihm zu lassen.

Was ist nur mit mir los?

Eigentlich stehe ich eher auf Mädchen mit beachtlichem Vorbau. Doch dieser zierliche Junge stellt meine Vernunft auf eine harte Probe.

Bevor ich mich verstecken musste, habe ich fast täglich eine Andere in mein Bett gelockt. Die Umstellung von täglichem Sex auf gar keinen viel mir am schwersten.

Trotzdem habe ich mich wacker geschlagen.

Mit meinen 16 Jahren kann ich sagen, dass ich einen beachtlich starken Willen besitze.

Doch dieser Junge bringt mich durcheinander.

Die bloße Anwesenheit dieses Jungen vor mir beansprucht all meine Sinne.

Die unzähligen neuen Eindrücke fluten über mich hinweg, wie eine riesige erbarmungslose Welle. Sie reist all meine Barrieren nieder.

Seufzend muss ich mir eingestehen, dass ich ihn will.

Diesen fremden dunklen Engel.

Diesen unbekannten Jüngling.

Ich will ihn!

Seinen Körper.

Seine Seele.

Sein Herz.

Einfach alles soll mir gehören.

Erschrocken ziehe ich meinen Kopf ein.

Das kenne ich gar nicht von mir und es gefällt mir nicht.

Ich könnte alles verlieren wofür ich 3 lange Jahre gearbeitet habe. Doch anderer Seits habe ich mich schon ewig nicht mehr nach etwas dermaßen gesehnt.

Naja aber anfreunden schadet ja nicht. Oder?



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
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Von:  Mimmy-chan
2010-07-03T13:37:00+00:00 03.07.2010 15:37
+freu freu freu+
hehe endlich ist dein erstes kapitel on *jubel*
hätte nie damit gerechnet, dass du gleich 16 Seiten schreibst *greins* aber ich bin voll stolz auf dich *hihi*

Dein Anfang gefällt mir, weil ich es geil finde, wenn man die Sicht des Betrachters öfters mal ändert. Außerdem finde ich die vielen kleinen Andeutungen auf die Vergangenheit der beiden Personen, die du zwischen die Zeilen schreibst scht aufregend, da sich einiges Wiederspricht (lacht sich ins Fäustchen aufgrund existentem Vorworwissen)
XDDDDD

Dennoch hätte ich 2 Fragen an dich:
1) Wenn Tokijetzt 16 ist und vopr drei Jahren mit ihrem Versteckspiel
angefangen hat, dann war sie 13 als sie täglich Sex hatte????(Ö.Ö)
*staun*
2) Warum nennt Toki Mira auch Engel? wäre ein anderer Kosaname nicht
sinnvoller????
Zugegebener maßen fehlt mir bis jetzt ein wenig die Komik in der Geschichte, doch ich bin sicher die kommt noch (^.-)

chuchu mimmy-chan
Von:  hanabi_2001
2010-07-03T12:49:20+00:00 03.07.2010 14:49
Deine Geschichte klingt sehr geheimnisvoll. Bitte weiter so
Von:  Herbstwind
2010-07-02T21:21:37+00:00 02.07.2010 23:21
Also das klingt doch schonmal alles sehr interessant^^ Bin gespannt wie es weitergeht!
Dein Schribstil ist flüssig zu lesen und schön modern. Das einzige was mir aufefallen ist, ist dass du manchmal innerhalb des Textes in den Zeiten springst...also nicht nur beabsichtigt nehme ich an..denn oft tust dus ja beabsichtigt ^^
Ansonsten interessante ff *favo*
lG
Herbstwind


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