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Rising Like A Phoenix

In einer Welt für die man nicht geboren sondern geschaffen wurde
von

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About small and huge miracles

Atemu:

Rückblickend würde ich es als die falsche Entscheidung bezeichnen, Yuugi von meinem Leben erzählt zu haben. Nicht, dass es mir persönlich geschadet hätte, es hat gut getan, ihm etwas erzählen zu können und glücklicherweise hat er mich hinterher auch nicht wie ein rohes Ei behandelt, was ich schon befürchtet hatte. Ich bereue es viel mehr um Yuugis’ Willen. Er scheint nicht besonders gut mit diesem Wissen umgehen zu können, ich habe sein Entsetzen und seine Wut in seinen Augen gesehen und in der Art, wie er seine Hände zu Fäusten ballte. Dabei war das, was ich ihm erzählte, nur die Spitze des Eisbergs. Aber ich habe beschlossen, ihm nichts weiter zu erzählen, damit er nicht noch erschrockener ist. Ich selbst hatte viel Zeit, mich damit zu arrangieren und vor allem, seit ich mich ihm gegenüber ausgesprochen habe, bin ich ruhiger geworden. Damit er nun also nicht in seinem Seelenfrieden gestört wird, sage ich nichts weiter, nie wieder, so nehme ich es mir vor.

Damit scheine ich Recht zu haben, denn der nächste Tag wird sehr viel schöner ohne diese schlimmen Erinnerungen. Dieser Tag entschädigte mich auch ausreichend für die kommende Woche, in welcher ich Yuugi kaum zu Gesicht bekomme und mich entsprechend langweile und von den Erinnerungen an das vergangene Wochenende zehre. Lediglich Jono besucht mich an zwei Tagen und übt mit mir Lesen und Schreiben. Das geht mir leicht von der Hand und macht Spaß, sodass wir hinterher noch ein wenig reden – über Yuugi. Jono scheint ein reges Interesse an der Frage, wie ich zu ihm stünde, zu haben, was ich jedoch nicht ganz verstehe. Verwirrt erkläre ich ihm, dass ich ihn sehr mag, dass ich ihm vertraue, aber was genau er meinte, verstehe ich nicht und Jono bedrängt mich auch nicht weiter – lächelt aber die ganze Zeit vor sich hin.

Ich habe mich sehr auf das Wochenende gefreut, wo ich wieder mehr Zeit mit Yuugi verbringen kann, aber als ich zu diesem Zweck bereits um zehn Uhr geweckt werde, drehe ich mich grummelnd um und weigere mich, die warme Decke zurückzuschlagen, sodass Yuugi dies für mich übernimmt und mich unbarmherzig aus dem Bett scheucht. Um mich dafür zu revanchieren lasse ich mir extra viel Zeit unter der Dusche. Als ich jedoch zurück zu Yuugi in die Küche komme, bereue ich es fast, denn es riecht so verführerisch, dass ich vor Verzückung einen leisen Begeisterungsschrei von mir gebe und mich sofort an den Tisch setze und Yuugi erwartungsvoll ansehe. Der schmunzelt mal wieder über mein Verhalten, aber dann beginnen wir zu essen und ich bin selig. Das Frühstück lädt dazu ein, sich Zeit zu lassen um zu genießen, aber danach scheint Yuugi nicht der Sinn zu stehen, er hat es eilig. Murrend mache ich mich hinterher daran, den Tisch gemeinsam mit ihm abzuräumen, ich verstehe die Eile nicht. Yuugi aber drängt mich schon weiter, heißt mich, mir meine Jacke anzuziehen, was ich dann auch ziemlich verwirrt tue und automatisch meinen Schwanz in der Hose und die die Ohren unter einer Mütze verberge. So lasse ich mich von Yuugi nach draußen ziehen, durch den Schnee, in den ich mich am liebsten gleich wieder gestürzt hätte, aber Yuugi lässt mich nicht, muss mich am Arm festhalten, damit ich mich nicht bäuchlings in den Schnee stürze. Er zieht mich weiter, weswegen ich anfange herumzuquengeln und ihn zu fragen, wo wir denn nun hingingen. Aber er lächelt nur, verspricht mir eine Überraschung und weigert sich, mehr zu sagen. Aber so einfach gebe ich mich nicht geschlagen, ich sehe ihn flehend aus großen Augen an, klimpere mit den Wimpern und bitte ihn erneut, etwas zu sagen. Schnell bemerke ich, dass ich ihn damit aus der Fassung bringe, aber in diesem Moment nutze ich das schamlos aus. Dummerweise bringt es mir nichts.

Es bleibt mir also nichts übrig, als folgsam an seiner Hand durch die Straßen zu gehen. Dabei verdrehe ich beständig den Kopf um die vielen Eindrücke um mich herum in mich aufzunehmen. Ich war bisher nur im Park am Ende der Straße mit Yuugi und ansonsten habe ich die Stadt bloß bei meiner Flucht vor meinem Besitzer gesehen – und dabei habe ich kaum auf die Schönheit der Umgebung geachtet, vor allem, da ich die schönen Bezirke gemieden habe. Nun aber nehmen mich die vielen bunten Lichter so gefangen, dass Yuugi mich mehrfach davor bewahren muss, zu stolpern. Einmal muss er auch als Schutzschild herhalten, weil ich mich vor einem dicken, alten Mann in roter Kleidung erschreckt habe, aber Yuugi sagt, dass von ihm keine Gefahr ausginge. Ich glaube ihm, bin aber dennoch erleichtert, als wir den Mann hinter uns gelassen haben. Dann aber taucht plötzlich etwas vor meinen Augen auf, dass mich all‘ das vergessen lässt. Es ist groß, bunt, laut und riecht verführerisch – aber was genau das ist, weiß ich nicht. Eine Unmenge kleiner Buden, welche unterschiedliche Waren anbieten, tummeln sich unter einem großen, grotesk verzierten Baum. Dieser Baum sieht wirklich fürchterlich aus, aber umso interessanter dagegen ist ein großes, bunt leuchtendes Rad, welches sich bewegt. Dieses starre ich mit großen Augen an und vergesse einen Augenblick alles um mich herum. Als ich mich meiner Umwelt – und somit auch Yuugi – wieder bewusst werde, sehe ich ihn fragend an:„Was ist das?“, flüsterte ich.
 

Yuugi:

Atemu scheint dieses Frühstück wirklich sehr zu gefallen und auch sichtlich zu genießen.

Er selbst scheint es gar nicht zu bemerken, aber sein Schwanz schlenkert immer wieder von links nach rechts und ich habe das Gefühl, dass er gar nicht weiß, von was er zuerst kosten soll. Und so beschließe ich, das Frühstück doch etwas länger zu ziehen als geplant, da auch ich diese Zeit mit Atemu mehr als genieße. Doch als ich nach einer Weile auf die Uhr sehe, welche bereits 11:25 Uhr anzeigt, dränge ich ihn doch allmählich zur Eile und beginne schon einmal den Tisch abzuräumen. Und während er den letzten Bissen seines Brötchens kaut und ihn mit einem Schluck Kaffee herunter spült, lasse ich das Abwaschwasser ein. Nachdem wir die Küche zusammen wieder in Ordnung gebracht haben, war es an mir, meinen Mitbewohner dazu zu bringen, sich seine Winterkleidung anzuziehen ohne zu sagen, warum und wohin es gehen würde.

Ich muss zugeben es ist wirklich schwer, diesen großen und bittenden Augen zu widerstehen und doch lasse ich mich nicht beirren und sage ihm nicht, warum er sich dick einpacken soll. Einzig und allein dass wir erst sehr spät zurückkommen werden, verrate ich ihm um ihm auch verständlich zu machen, dass es sich nicht nur um einen kleinen Spaziergang handelt. Atemu ist so hibbelig, dass er fürs Anziehen länger als sonst braucht und so kommen wir erst um 12:15Uhr aus dem Haus.

Zu unserem Ziel müssen wir durch den Park, wo die Räumungsfahrzeuge kaum hinterher kommen mit dem Freiräumen der Gehwege, da es schon den ganzen Tag wie wild schneit. Ich nehme ihn an der Hand und ziehe ihn weiter Richtung U-Bahn.

Als wir dann in den Zug steigen, welcher wirklich voll ist, wird uns durch die enorme Hitze im Abteil auch schnell warm. Er schaut mich nach einer Weile sogar vorwurfvoll an. „Mir ist warm...!“, grummelt er und sein Blick sagt mir, dass er sich am liebsten aus diesen dicken Klamotten pellen würde. Doch das geht nicht. Meine Hand hebt sich und ich streichle ihm über die inzwischen vor Hitze geröteten Wangen. „Wir haben es gleich geschafft; noch drei Stationen.“ Er nickt und beschwert sich die restliche Fahrt auch nicht mehr.

Stattdessen geht er doch lieber wieder dazu über, mit süßem, bettelnden Blick und Schmollmund den Versuch zu starten, aus mir heraus zu bekommen, wohin es geht. Doch, bei Gott, auch wenn es mir wirklich schwer fällt, ihm zu widerstehen, ich sage nichts. Er soll es sehen. Ich will seinen Blick sehen, wenn er all die Lichter, Stände und das Riesenrad, die Wärme und Süße zwischen dem kalten Schnee zum ersten Mal zu Gesicht bekommt.

Ich möchte sehen, wie der Zauber, der mich jedes Jahr aufs Neue gefangen nimmt, sich auch in sein Herz schleicht und ausbreitet.
 

Als wir dann sechs Minuten später den U-Bahnhof verlassen und zurück an die Oberfläche treten, ist es endlich soweit.

Nicht weit vor uns ist bereits der große Baum und das Riesenrad zu erblicken.

Ich sage nichts, schaue nur zu Atemu, welcher wie gebannt scheint.

Schweigend ziehe ich ihn langsam weiter und umso näher wir kommen, je größer der Baum und das Riesenrad werden, desto größer werden auch die Augen meines Begleiters.

Als wir schließlich vor dem Tor stehen, welches den Eingang darstellt, bleibe ich stehen und lasse diese ersten Eindrücke und Gerüche auf ihn wirken.

Es dauert eine Weile, ehe ich ein, ja ich würde sagen, erstauntes und ehrfürchtiges Flüstern neben mir wahrnehme. „Was ist das?“

Ich schaue zu ihm, in seine Augen und nehme seine Hand, ehe ich ihm lächelnd antworte.

„Erinnerst du dich an mein Versprechen Atemu? Wenn es dir besser geht, du schnell wieder gesund wirst, dann gehe ich mit dir auf den Weihnachtsmarkt.“ Ich schaue geradeaus und ziehe mit meinem linken Armen einen Halbkreis. „Das ist der Weihnachtsmarkt. Ein Ort voller Zauber, Wunder und Leckereien. Es gibt Dinge die man nur auf dem Weihnachtsmarkt finden kann und danach werden wir Ausschau halten.“

Wieder schaue ich ihm in die Augen und drücke seine Hand, hoffe, dass die Worte auch das bewirken, was sie sollen. Kurz lasse ich sie wirken, bis Atemus‘ Blick sich wieder zum Weihnachtsmarkt wendet. „Na komm lass uns gehen!“

Und schon ziehe ich ihn, seine Hand fest umklammert, durch das Tor.
 

Atemu:

Mein Blick ist nach wie vor auf das große, bunte Gewusel vor mir gerichtet, ich bin unfähig, die Augen davon abzuwenden, aber ich nehme Yuugis‘ Stimme neben mir dennoch deutlich wahr. Er fragt, ob ich mich an sein Versprechen erinnern würde – natürlich tue ich das, ich erinnere mich an jedes einzelne Wort. Aber ich hatte ja nicht gewusst, was mir da versprochen worden war. Ich wende den Blick nun doch zu Yuugi, welcher weiterredet und versucht, mir zu erklären, was da vor mir liegt. Er strahlt von einem Ohr bis zum anderen, wirkt stolz und auch glücklich. Offenbar wird also eine positive Reaktion von mir erwartet. Aber das ist gar nicht so leicht, denn im Grunde genommen verstehe ich nichts von Yuugis‘ Worten. Er spricht von Wundern, von Zauber und von Leckereien. Nun gut, letzteres verstehe ich, aus jeder Ecke kommt ein anderer Geruch, einer verführerischer als der nächste, sodass man gar nicht weiß, wohin man zuerst laufen soll, um an allem zu schnuppern. Vor allem auf mich, mit meiner extrem empfindlichen Nase, schlägt das alles mit doppelter Wucht ein, sodass ich ein wenig brauche, ehe ich mich davon erholt habe. Jedoch haben Katzen bekanntlich nicht nur besonders gute Nasen – sondern auch Ohren. Ich bin somit wirklich dankbar für die Mütze, welche meine Ohren verbirgt, denn ansonsten müsste es bestimmt unerträglich laut sein.

Ich starre auf die Menschenmasse und finde weder Zauber noch Wunder darin. Den Glauben an solche Dinge hat man mir früh ausgetrieben. Ich habe nie in meinem Leben so viele Menschen auf nur einem Fleck gesehen und meine erste Reaktion darauf ist Angst. Ich habe nicht viele gute Erfahrungen mit Menschen gemacht und auch, wenn Yuugi vielleicht nicht so ist, dann bedeutete das ja nicht, dass jeder Mensch hier genauso denkt. Es ist sogar erwiesen, dass ich mit dieser These recht habe, denn an der einen oder anderen Ecke sieht man Menschen, welche meinesgleichen wie Tiere an einer Leine hinter sich her zerren. Der Anblick will mir schier das Herz zerreißen. Yuugi jedoch bemerkt all‘ das nicht, es ist offensichtlich, dass er diesen Ort sehr mag. Deswegen auch lasse ich mich nichts von meinen Ängsten anmerken, ich drücke mich nur an seine Hand und folge ihm schüchtern über den Markt. „Was für Wunder meinst du?“, frage ich ihn leise, denn das größte Wunder, welches mir widerfahren ist, war, ihn zu treffen und Freiheit zu erlangen – ich kann mir nicht vorstellen, dass es auf diesem Markt etwas geben könnte, dass eben so viel wert ist und käuflich zu erstehen ist. Dennoch wende ich den Kopf in alle Richtungen, immer auf der Suche nach etwas solchem, aber auch um zu ergründen, von wo die Gerüche stammen. Und schließlich auch, um nach den anderen meiner Art zu sehen, welchen ich so gerne beistehen würde. Aber das wäre eine Kamikaze-Mission. Außerdem scheint Yuugi dies hier so viel zu bedeuten, dass ich mich bemühe, mich für alles zu begeistern und stets zu lächeln.

In der Tat ist dies sicherlich nicht der schlechteste Ort, an dem man sich aufhalten kann, aber ich lasse Yuugis‘ Hand keine Sekunde los, zu groß ist meine Angst vor den Menschen und noch größer die Angst, von ihm getrennt zu werden. Ich werde erst ruhiger, als er mir eines jener duftenden Dinge kauft, er nennt es Crêpe, was mir zwar nichts sagt, dafür aber mundet. Irgendwie schafft der süße Geschmack auf meiner Zunge es, mich zu beruhigen und mehr zu sehen, als nur eine Masse Menschen. Der liebste unter diesen bleibt mir aber Yuugi, an den ich mich stets halte und ohne den ich mich keinen Schritt weit getrauen würde. Das ist aber auch nicht nötig, denn er führt mich überall herum, zeigt mir Dinge, welche als Dekoration verwendet werden und solche, welche nützlich sind und von Hand hergestellt wurde. Eine besondere Faszination üben natürlich die Gerüche auf mich aus und als es dunkel wird mehr und mehr auch das große, bunte Rad in der Mitte des Platzes, der einzige Ort, den wir uns noch nicht angesehen haben. Aber eine Frage brennt mir dabei noch auf der Zunge:„Wozu? Warum macht man all‘ das?“
 

Yuugi:

Es ist nicht schwer zu übersehen das Atemu schlichtweg überfordert ist von all den Eindrücken und den vielen Gerüchen, die seine besonders scharfen Sinne gerade entgegen prallen. Seine Augen, in welchen sich die vielen Lichter widerspiegeln, werden von Minute zu Minute größer. Mit einem Lächeln stelle ich fest, dass besonders das große Riesenrad ihn regelrecht zu fesseln scheint. Immer wieder wandert sein Blick zu diesem, scheint festzukleben, was mich schmunzel lässt.

Dennoch gibt es etwas, das mir nicht gefällt. Neben den wunderschönen Ständen, Gerüchen, Lichtern und dem Riesenrad zieht etwas anderes, wirklich unerfreuliches und nicht schön Anzusehendes seine Aufmerksamkeit wie einen Magneten an. Ich hatte es befürchtet, aber ich hätte nicht gedacht, dass es so viele sein würden. Unzählige aus der Oberschicht schlendern mit ihren PetPets an der Leine über den Weihnachtsmarkt. Man konnte die Schmach, die Erniedrigung und die Unterdrückung in ihren leeren Augen erkennen. Ich konnte verstehen, dass Atemu es verletzte, waren es doch seinesgleichen, er und ich wissen beide, dass diese Wesen genau so viel wert sind wie jeder, der sie an der Leine hinter sich her zog. Zumindest ich weiß es und ich hoffe doch, dass ich den Jungen neben mir in den wenigen Wochen, in denen er nun bei mir ist, von dieser, meiner Ansicht überzeugen konnte. Und auch, wenn dieses Bild noch so verletzend ist, möchte ich, dass Atemu an diesem Nachmittag den Zauber von der Vorweihnachtszeit erlebt. Er soll an diesen Nachmittag nicht an seine Schlimme Vergangenheit denken müssen.

Nein!

Heute nicht!

Und so ziehe ich ihn weiter in das Getümmel, spüre seine Hand, wie sie die meine fest umklammert und mit einem lieben Lächeln erwidere ich diesen Händedruck um ihm zu zeigen, dass er keine Angst haben muss, da ich ja bei ihm bin.

Da seit unserem verspäteten Frühstück nun doch schon zwei Stunden vergangen sind, mich diese vielen Gerüche hungrig gemacht haben und ich der Meinung bin, dass Atemu unbedingt einen Crêpe probieren muss, machen wir uns auf den Weg zu einer der Stände, wo diese verkauft werden. Nach einer kleinen Wartezeit bestelle ich für uns beide einen mit Erdbeeren, Schokoladensauce und mit extra Sahne. Bewaffnet mit dieser süßen Leckerei suchen wir uns eine der wenigen Sitzgelegenheiten, die zwischen einigen Ständen zu finden sind. Es ist ein kleines Eckchen, wo man etwas abseits von den Menschenmassen, jedoch mit einem herrlichen Blick auf das Riesenrad, schlemmen kann.

Meine Augen nicht von Atemu abwendend, nehme ich den ersten Bissen und ich weiß nicht wieso, aber in seinem Blick scheint Verwirrung zu liegen. Und noch ehe er von seinem Crêpe abgebissen hat, dreht er sich zu mir. „Wozu? Warum macht man all‘ das?“ fragt er und wendet sich dann zögerlich der Nascherei in seinen Händen zu, während er auf eine Antwort wartet. „Weißt du, diese Zeit, die näher rückt wenn das Jahr zu Ende geht, heißt Weihnachtszeit. Bei uns in Japan hat es nicht so eine große Bedeutung, aber in Europa und Amerika, wo meine Mutter geboren und aufgewachsen ist, und in einigen anderen Ländern dieses Planeten feiert man diese Zeit, um sich auf einen der wichtigsten Tage des liturgischen Jahres einzustimmen und vorzubereiten, weshalb es Weihnachten erst gibt. Und zwar den Heiligen Abend. Das ist der 24. Dezember. An diesem Tag wurde vor vielen Jahrhunderten der Überlieferung nach das Jesuskind geboren. Der Sohn Gottes, welcher geschickt wurde, um die Menschen von ihrem Leid zu erlösen. Die meisten Menschen, und auch ich glauben nicht an einen Gott oder einen Erlöser der Menschheit. Nein, dazu gibt es zu viel Leid auf der Welt, und dennoch erscheint einem in dieser Zeit alles leichter, die Herzen werden weit, man trifft sich mit jenen, die einem wichtig sind, sogar Menschen die man lange nicht gesehen hat und verbringt eine gemütliche Zeit mit ihnen. In dieser Zeit ist es üblich, den Menschen, die man mag, etwas zu schenken, um seine Zuneigung auszudrücken. Und selbst, wenn ich nicht an Gott glaube, so ist es doch schön, dass es dieses Wunder im Herzen der Menschen gibt.“, ende ich meine Erzählung.

Mittlerweile sind es 16 Uhr, wie die Kirchenglocke nicht weit entfernt verkündet. Es beginnt bereits zu dämmern und es hat aufgehört zu schneien. Während der ganzen Erzählung hatte mein Blick an dem Riesenrad gehaftet, welchen ich nun wieder Atemu zuwende, der gerade den letzten Bissen seines Crêpe verspeist. Seine Reaktion ist schwer zu deuten. Habe ich ihn überfordert? War es zu kompliziert?
 

Atemu:

Ein wenig beleidigt, weil er mir nicht erklärt hat, was für Wunder er eben meinte, lasse ich mich aber durch den Crêpe wieder versöhnen. Wir suchen uns dann einen ruhigen Platz, der aber einen wunderbaren Blick auf das große Rad, dessen Bedeutung Yuugi mir immer noch nicht erklärt hat, bietet. Ich rutsche so nah an ihn heran, dass ich beinahe auf seinem Schoß sitze – am liebsten würde ich das auch tun, aber ich kann mir nicht denken, dass ihm das gefallen würde. Zwar weiß ich, dass ich ihn errege, aber ich habe ja auch meinen Besitzer erregt und der tat in der Öffentlichkeit immer so, als sei ich nur etwas, womit man Geld mache und küsste vor laufenden Kameras lieber innig seine Ehefrau. Zwar hat Yuugi noch keine Ehefrau, aber ich glaube trotzdem nicht, dass er das gut heißen würde, wenn ich in der Öffentlichkeit meine Zuneigung zeigen würde – immerhin hat er mir gegenüber nie gesagt, dass er Männer Frauen vorziehen würde, sodass ich keine Veranlassung habe, dies anzunehmen. Und ich will ihn ja nicht verärgern…

Also sitze ich nur ruhig, aber nah, neben ihm und höre ihm mit schief gelegtem Kopf zu, wie er mir erklärt, weswegen man diese Märkte veranstaltet. Die Religion, von der er mir berichtet, klingt wirklich gut, nahezu als sei sie für Individuen wie mich geschaffen. Es geht um die Erlösung jener, die ganz unten sind und irgendwie fühle ich mich angesprochen. Umso mehr überraschter es mich, dass Yuugi erklärt, er würde nicht daran glauben. Dass er dann dennoch hier ist, überrascht mich sehr und verwundert frage ich ihn, wie es denn rechtens sein könne, dass er ein Fest zu Ehren eines Gottes feiern wolle, an den er gar nicht glaubt. Das scheint nicht die Frage gewesen zu sein, mit der er gerechnet hat und eine Sekunde wirkt er irritiert, aber dann steht er auf und wir gehen weiter, ohne, dass er meine Frage beantwortet hätte, was ich als höchst unbefriedigend empfinde. Das ist schon die zweite Frage für heute, auf die er mir nichts erwidert!

Nichtsdestotrotz schleicht sich meine Hand wieder schutzsuchend in die seine, ehe ich ihm folge. Er zieht mich durch die Menge, zu dem großen Rad, das ich bewundernd mustere. Es scheint wirklich interessant, doch dann sehe ich die kleinen Kabinen, aus denen Menschen treten – in diesem Augenblick ein älterer Herr mit einem Catboy, der mindestens zwei Jahre jünger ist als ich und einen furchtbar leidenden Gesichtsausdruck hat. Am liebsten wäre ich zu ihm gelaufen und hätte ihn umarmt, aber der Mann sieht furchtbar streng aus, schlägt in diesem Augenblick mit seinem Gehstock den Jungen, weil er nicht schnell genug gegangen ist. Ich bekomme in diesem Augenblick furchtbare Angst, dass in diesen Kabinen furchtbare Dinge mit Petpets geschehen, aber in diesem Augenblick steigen zwei junge Mädchen aus, die sich offenbar köstlich amüsieren und vergnügt lachen. Ich schalle mich einen Narren, denn in Begleitung von Yuugi kann mir ja gar nichts geschehen. Apropos Yuugi.. der scheint sich an meine Frage von eben zu erinnern, zumindest in Bruchstücken, denn er beantwortet meine Frage nicht, sondern spricht von etwas ganz anderem, nämlich, warum er nicht an Gott glaubt, was ich zwar ansatzweise verstehe – wenn ich es auch persönlich anders denke – aber es beantwortet meine Frage nicht, sondern lässt sie nur viel dringender werden. Doch ich mag nicht streiten… Kopfschüttelnd sage ich nichts dazu, sondern deute auf das große Rad. „Was ist das?“, frage ich Yuugi, während wir schon in der Schlange stehen, um gleich ebenfalls in eine dieser Kabinen zu steigen. Ich dränge mich besonders eng an Yuugi, denn grade hier stehen viele in edle Mäntel gehüllte Menschen mit Petpets und ich habe plötzlich Angst, dass man mir ansehen könnte, was ich wirklich bin. Es ist natürlich Schwachsinn, aber dennoch vermittelt Yuugis‘ Nähe mir Sicherheit und ich bin erleichtert, als wir in unsere Kabine des Riesenrads steigen…
 

Yuugi:

Während ich mir nun auch den Rest schmecken lasse, scheint Atemu zu überlegen und ich frage mich, was in seinem süßen Kopf drinnen vorgeht, denn er scheint seine Gedanken schweifen zu lassen. Schließlich schaut er mich an und fragt, warum ich trotz allem Weihnachten feiern würde. Verwirrt blinzle ich.

Schließlich stehe ich auf und deute an, dass wir nun gehen sollten. Sofort spüre ich seine Hand in meiner, was mich zufrieden und auch ein bisschen stolz lächeln lässt. Er scheint mir wirklich zu vertrauen und nicht nur das. Mir scheint so, als würde er gerne mehr Nähe mit mir teilen. Das war mir eben schon aufgefallen, als er sich, kaum dass wir gesessen hatten, eng an mich gelehnt hatte. Ich drücke seine Hand leicht, ehe ich ihn weiterziehe.

Doch ich schulde ihm ja noch eine Antwort, also bleibe ich stehen und deute mit der Hand auf eine ältere Frau, welche gerade ein junges Cat-girl, vielleicht dreizehn Jahre, mit den Füßen vor sich her tritt, wenn sie aber zu weit vorweg stolpert wieder an der Leine zurückzieht und ihr wirklich unschöne Dinge entgegen schreit. „Wenn... es Gott wirklich gibt Atemu, warum lässt er dann so etwas zu? Sie leiden doch. Warum kommt er dann nicht und erlöst deine Art von diesen Qualen, weist diesen widerlichen Abschaum in die Schranken und sorgt dafür, dass ihr nicht so leiden müsst.“ Mein Blick wendet sich von dieser Frau ab. Es macht mich so wütend. Am liebsten würde ich die Frau auch einmal mit Füßen treten, sie immer wieder an einer Leine ruckartig zurückziehen, dass sie denkt man würde ihr das Genick dabei brechen. Ich merke wie unbändige Wut in mir emporsteigt und so ziehe ich Atemu schnell weiter, denn ich will diesen Abend mit ihm einfach nur genießen. Ich will nicht, dass er traurig ist und dass ich wütend bin, ich möchte ihm zeigen, was es für schöne Sachen auf dieser Welt gibt und begebe mich mit ihm nun zum Riesenrad.

Die Schlange davor ist lang und ich ziehe Atemu fest an mich, denn auch hier gibt es einiges Leid zu sehen und ich spüre deutlich, dass er Angst hat, denn seine Hand zittert etwas, als er die verschieden Szenarien sieht, welche sich hier abspielen, ohne dass es jemanden zu kümmern zu scheint. Ich lege meinen Arm um ihn und halte weiter fest seine Hand, um ihm zu zeigen, dass ihm nichts passieren wird und ich da bin und es scheint zu wirken denn tatsächlich entspannt er sich etwas.

Jedoch kann ich seine Erleichterung spüren, als wir in die Gondel steigen und die Tür sich schließt und wir für die kommenden 15 Minuten diese Bilder vergessen können. Mittlerweile ist es dunkel und während über uns die Sterne leuchten setzt sich die Gondel in Bewegung. Irgendwie sitzt Atemu etwas verloren da und schaut immer wieder aus den Augenwinkeln zu mir herüber. Langsam rutscht er ein Stück näher zu mir und ich werd das Gefühl einfach nicht los, dass er gerade einfach nur ein wahnsinniges Bedürfnis nach Nähe hat. „Na komm kuscheln.“, sage ich schmunzelnd und klopfe auf meine Oberschenkel, zum Zeichen, dass er sich gerne auf meinen Schoß setzen darf, wenn er es möchte. Seine Augen beginnen mit den Lichtern und Sternen um die Wette zu leuchten, während er zu mir kommt und sich auf meinem Schoß niederlässt.

Schnell noch nehme ich die Wolldecke, welche in der Gondel ausliegt und decke uns beide damit zu, denn nun da wir eine gewisse Höhe erreicht haben, ist es ziemlich windig und kalt. Meine Arme um seinen Körper geschlungen sitzen wir da. „Atemu, wir stehen auf gleicher Stufe, hörst du, wenn du etwas möchtest, dann frag mich, ich... kuschle sehr gerne mit dir und freue mich, wenn zu meine Nähe suchst. Versprich mir, immer zu sagen was du möchtest.“, flüster ich ihm lieb zu und hauche ein Küsschen auf seine Wange. Anschließend deute ich aus der Gondel nach unten. „Schau!“, fordere ich ihn lieb auf, „Das ist eines der Wunder, das ich dir zeigen wollte.“

Und ich hoffe, dass ihm dir Anblick der Lichter unter uns ebenso gefällt wie mir.
 

Atemu:

Es ist irgendwie alles ein bisschen viel und vor allem ist es alles ein bisschen viel auf einmal. Eben noch befanden wir uns mitten im größten Trubel und nun auf einmal sind wir hier ganz für uns alleine, es ist ruhig, friedlich und nur ein wenig kalt. Aber auch die Kälte macht mir nicht wirklich etwas aus, denn ich sitze ja auf Yuugis‘ Schoß und die Decke wärmt uns zusätzlich. Aber ich schaue nicht nach draußen, ich habe den Kopf an Yuugis‘ Halsbeuge gelehnt, die Augen geschlossen und versuche all‘ die neuen Informationen und Eindrücke zu verarbeiten. So muss Yuugi mich aus dieser Starre reißen, denn ansonsten hätte ich etwas Wunderbares verpasst. Er deutet nach draußen und sagt mir, ich müsse mir das unbedingt anschauen. Wieder benutzt er den Vergleich eines Wunders, wieder verstehe ich ihn nicht und wieder bleibt er mir die Erklärung schuldig. Aber ich frage auch nicht danach, denn auch, wenn ich nicht verstehe, wieso dieser Ausblick ein Wunder sein soll, so muss ich doch zugeben, dass er schön, nein… atemberaubend ist.

Langsam stehe ich von Yuugis‘ Schoß auf, nehme die Decke schon beinahe unbewusst mit und stelle mich an den Rand der Gondel, um besser hinausblicken zu können. Der Anblick ist phantastisch, zu meinen Füßen erstreckt sich ein Lichtermeer, so weit, dass ich das Ende nicht sehen kann. Die Gondel steigt noch höher, aber dennoch scheint es unendlich zu sein, unglaublich viele Lichter in verschiedenen Farben, zumeist zwar gelblich, aber auch andere Farben sind auszumachen, von Werbetafeln. Manche Lichter scheinen große Häuser mit einem Turm an, ich weiß nicht, was das ist, aber aus dem Turm dringen Glockenschläge, es klingt wie Musik. „Es ist toll!“, wispere ich überwältigt. Ich bin regelrecht ergriffen, Yuugi steht neben mir, aber sein Blick gilt eher mir als dem wunderbaren Ausblick. Ich wende mich ihm zu. „Vielen Dank.“, sage ich aufrichtig, beuge mich vor, und gebe ihm einen schüchternen Kuss auf die Wange. Einen Moment scheint er wie erstarrt, sieht mich an und es ist unmöglich zu sagen, was er denkt. Ich frage mich, ob ich etwas falsch gemacht habe, denn es sollte doch nur eine unschuldige Geste sein, die ihn meiner Zuneigung versichert. Schüchtern umschlingen meine Arme seine Hüften und ich drücke ihn fest an mich, umarme ihn liebevoll. „Ich hab dich wirklich schrecklich gern, Yuugi.“, murmle ich in dem Bedürfnis, ihm klar zu machen, dass ich den Kuss nicht böse gemeint habe und dass er mir wirklich wichtig ist. Und dann, endlich, legt er seine Arme um mich und hält mich fest. Durch meine halbgeschlossenen Lider noch kann ich die Lichter der Stadt sehen und der Klang der Glocken dringt zu uns herauf.

Es ist so perfekt… und ich bin so glücklich, dass ich nicht weiß, wie ich es in Worte fassen könnte oder wie ein Körper so viel Glück überhaupt aushält, ohne, dass es ihn zerreißt. Aber es geht. Und ich drücke mich noch fester an Yuugi.
 

Yuugi:

Es ist eine Freude ihm zuzuschauen. Mit großen Augen schaut er aus der Gondel, die Nase an die Scheibe gepresst und scheint gar nicht zu wissen wohin er zuerst schauen soll. Ich trete neben ihn um nicht eine Sekunde dieses schon fast kindlich erstaunten und verträumten Gesichts zu verpassen. Jede noch so kleine Geste, das Leuchten in seinen Augen, den leichten Spalt, den seine Lippen sich öffnen, und die Augen, welche immer größer werden, lassen mein Herz höher und viel lauter schlagen.

Ich kann mich nicht satt sehen an diesem Bild, was sich mir bietet, und doch überwinde ich mich nach einiger Zeit und werfe nun selbst auch einen Blick aus der Gondel nach unten. Jedes Jahr aufs Neue ist es unbeschreiblich.

Einfach wunderschön.

Und doch steht das größte Wunder, welches mir in diesem Jahr, nein in meinem ganzen Leben begegnet ist, direkt neben mir.

Während ich dieses wunderbare, wunderschöne Lichtermeer betrachte, erinnere ich mich noch einmal an jenen Tag, an welchen mir ein Engel mit Katzenohren und Schwanz begegnete. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als ich spüre wie die Kälte aus meinem Körper weicht und einer angenehmen Wärme Platz macht.

Es gibt wirklich keinen Zweifel.

Ich habe mich in Atemu verliebt und das bis über beide Ohren.

Wenn ich es so bedenke, hatte nicht einmal mein Ex solche Gefühle in mir hervorgerufen.

Ein paar warme und weiche Lippen, welche meine Wange plötzlich mit einem gehauchten „Vielen Dank“ berühren und mich augenblicklich noch ein Stück höher in den Himmel befördern, sorgen dafür, dass ich aus meinen Gedanken gerissen werde und erstarrt in zwei rubinrote Augen schaue. Unsicherheit ist etwas, dass ich erkennen kann, ehe Atemu sich in einer Umarmung an mich kuschelt und ich brauche einen Augenblick, bis ich begreife, was er mir mit dieser Geste sagen will. Gerne erwidere ich diese zärtliche Geste und schließe ihn in meine Arme.

Er hält mich.

Ich halte ihn.

Einfach nur so.

Und grade als ich denke, dass es nichts gibt, was diesen Moment noch schöner machen könnte werde ich eines besseren belehrt.

„Ich hab dich wirklich schrecklich gern, Yuugi.“, dringt es zuckersüß in mein Ohr und meine Umarmung wird augenblicklich etwas fester.

„Ich dich auch, Atemu, du weißt gar nicht, wie sehr.“, flüstere ich zurück und hauche ein Kuss auf sein Haar.

Niemand wird jemals solche Gefühle in mir entfachen können, wird es mir bewusst, als die Gondel längst wieder tiefer steigt.
 

Als wir uns zehn Minuten später auf den Heimweg machen, sind unsere Hände fest miteinander verbunden. Wir genießen diesen Moment einfach, der in meinen Augen ein großer Schritt für unser Verhältnis zueinander ist.

Glaubte Atemu bisher, mir etwas zurückgeben zu müssen weil er es als wichtig empfand, so ist er nun bei mir weil er mich mag, als Menschen und nicht als den, der ihn gerettet hat.

Diese Tatsache macht mich so unendlich glücklich, dass ich die ganze Welt umarmen möchte.

Kurz bevor wir das große Tor vom Weihnachtsmarkt erreichen, bleibt Atemu auf einmal abrupt stehen und als ich seinem Blick folge, sehe ich wie er auf einen der Stände schaut.

Gebannt blicken seine Augen auf einen Stand in welchem die verschiedensten Schneekugeln verkauft werden. Ich komme nicht umhin als zu lächeln, ehe ich ihn einfach zu besagtem Stand ziehe, wo seine Augen noch größer werden.

„Hast du dein Wunder gefunden, Atemu?“, frage ich ihn mit einem Lächeln auf den Lippen und nehme eine der Schneekugeln zur Hand, schüttle sie und gebe sie an ihn weiter.
 

Atemu:

Selbst der schönste Moment muss einmal ein Ende haben und so dauert auch unsere Gondelfahrt nicht ewig und ein wenig schwindelig steigen wir aus der Gondel. Es ist sehr kalt hier, sobald man wieder festen Boden unter den Füßen hat und so bitte ich Yuugi, nach Hause zu gehen, denn mittlerweile bin ich ohnehin müde und die Kälte tut das Ihrige dazu, meinen Wunsch zu verstärken. Yuugi hat auch nichts dagegen, sodass wir den Ausgang des Weihnachtsmarktes ansteuern. Allein, noch verschwinden wir nicht von selbigem, vielmehr entdecke ich am vorletzten Stand des Marktes etwas, das meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Es handel sich um kleine Kugeln, in denen etwas verborgen zu sein scheint und ich frage mich, was es ist. Yuugi bemerkt es und kurzerhand gehen wie zu jenem Stand hinüber. Fasziniert besehe ich mir die Ausstellungsstücke, frage mich, wie man so kleine Dinge so detailliert und kunstfertig herstellen kann. Auch weiß ich nicht, wie man sie anschließen in diese Kugeln bekommt, aber ich möchte keine anfassen, denn dann glaubt der Verkäufer sicher, ich wollte diese Kugel auch kaufen und nachher bekomme ich noch Ärger. Yuugi kennt dagegen weniger Hemmungen, schnappt sich einfach eine der Kugeln und schüttelt sie, sodass ich sehen kann, dass offensichtlich noch etwas in ihnen steckt, nämlich eine Schnee nachempfundenen Substanz. Die Kugel in Yuugis‘ Hand zeigt das Motiv eines Riesenrades und die Buden, welche sich darum gruppieren, sollen, so glaube ich, diesen Markt symbolisieren. Es ist sieht schön aus. „Hast du dein Wunder gefunden, Atemu?“, fragt mich Yuugi, während er mir die Kugel reicht. Ich nehme sie entgegen, sie ist, schwerer, als ich dachte, sehe aber nicht sie sondern Yuugi an. „Hä?“, mache ich verwirrt, „Das ist doch bloß eine Glaskugel, wieso soll die denn ein Wunder sein?“ Er hat schon bei unserer Ankunft auf dem Weihnachtsmarkt ständig von Wundern gequatscht und auch da habe ich kein Wort verstanden. Ich betrachte die Kugel von nahem, finde es belustigend, wie der Schnee darin herumwirbelt, aber dann stelle ich sie wieder zurück, denn der Verkäufer steht schon diensteifrig daneben und ich will ihn nun wirklich nicht enttäuschen, denn kaufen kann ich sie ja nicht, immerhin habe ich kein Geld und heute habe ich wirklich keine Lust, dem Mann anzubieten, sie mir zu geben, wenn ich dafür mit ihm schlafe – wer weiß, ob der überhaupt auf sowas steht! „Hübsch.“, sage ich und wende mich von dem Stand ab. „Ich nehme sie.“, höre ich da aber eine Stimme hinter mir. Erstaunt drehe ich mich um und sehe, wie Yuugi dem Mann hinter dem Tresen einige Scheine reicht und dafür eine kleine Pappschachtel bekommt, auf der ich das Wort „Schneekugel“ entziffern kann. „Nein, das ist nicht nötig, Yuugi, das ist viel zu teuer und überhaupt…“ Überhaupt koste ich ihn schon so viel Geld. Ich weiß, dass er nicht so reich ist wie mein Besitzer, dass er auch nicht so reich ist wie Seto – um genau zu sein ist er der in materieller Hinsicht ärmste Mensch, den ich kenne, auch, wenn ich von Geld keine Ahnung habe, nicht weiß, ob das nun für ihn bedeutet, dass er so viel Geld besitzt wie normale Menschen oder weniger. Aber er geht nebenher arbeiten, also kann er nicht sonderlich reich sein und nun, da er auch noch für mich sorgen muss, wird das sicherlich nicht besser. Ich habe einmal erwogen heimlich, während er an der Uni ist, zu arbeiten – in dem einzigen Gewerbe, in dem ich mich auskenne, versteht sich – aber dabei ist die Gefahr, dass man mich finden und zu meinem Besitzer zurückbringen könnte zu groß. Wie dem auch sei, Yuugi nimmt die Schachtel an sich und sagt mir, dass das in Ordnung ginge. Ich fühle mich deswegen ziemlich schlecht. Aber er muntert mich wieder auf, hält meine Hand und zeigt mir die Lichter, die in den Fenstern leuchten.

So quäle ich mich erneut durch die U-Bahn – ich kann nicht verstehen, wie Menschen so etwas gut finden, da geht es ja enger zu als auf den Orgien meines Besitzers! – und genieße dann den Weg durch den Schnee. Yuugis‘ Haus kommt viel zu schnell in Sichtweite, ich mag den Schnee doch so, doch andererseits freue ich mich auch auf die wohlige Wärme, die uns im Inneren erwarten wird. Da dringt plötzlich etwas an mein Ohr, ich habe nicht einmal richtig realisiert, was genau es ist, was ich da höre, als ich auch schon begreife, was es für mich bedeutet. Eine Sekunde bleibt mir, eine Sekunde nur, um das ganze Entsetzen über mir zusammenschwappen zu lassen, darin zu ertrinken, dann geht das Schicksal seinen unausweichlichen, grausamen Lauf und überrollt mich mit anderen Gefühlen, als da wären Verlangen und Lust. Von einer Sekunde auf die andere wird meine Hose schmerzhaft eng und meine Beine drohen nachzugeben. „Ohh…“, mache ich, halb gequält, halb lustvoll. Ich schlinge meine Arme um Yuugi, der überhaupt nicht weiß, wie ihm geschieht, drücke mich fest an ihn, schlinge den rechten Fuß um seine Hüfte und reibe mich eng an seinen Körper, während ich gleichzeitig beginne, seinen Hals zu küssen. Ich bin verloren… „Oh, bitte…“, hauche ich an Yuugis‘ Ohr und presse mich fester an ihn, versuche, ihn und mich auszuziehen, nestle schon an dem Reisverschluss seines Anoraks, will ihn, jetzt, sofort….



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2011-04-07T10:03:49+00:00 07.04.2011 12:03
Ich freue mich über das neue Kapitel sehr <3
Klasse geschrieben, wie immer und es ist einfach nur süß mitanzusehen, wie Atemu mit der Erfahrung seines ersten Weihnachtsmarkt´s fertig wird.
Der Trip mit dem Riesenrad hat aber auch etwas gaaaanz romantisches an sich. Genau das, was ich so gerne lese ^-^
Über das Ende bin ich dann doch ein bisschen überrascht, aber ich kann es kaum erwarten, wie Yuugi auf Atemu´s Verhalten reagiert. Denn so ein, fast schon geiles Verhalten, hatte Atemu bisher noch nie an den Tag gelegt
Immer weiter so!!!
Von:  viky
2011-03-23T07:44:47+00:00 23.03.2011 08:44
hi ihr zwei^^

schönes pitel, wirklich, hat mir super gefallen.
finds schön mitanzulesen, wie atemu "groß" wird, und yugi isch immmer mehr in ihn verliebt.
auch, das Atmeu die liebe erst mal kennen lernen muss, find ich toll.

also,s chriebt ja fleißig weiter, ich freue mich auf jedenfall, aufs nächste pitel

knuff
Von:  star-angel
2011-03-23T00:02:37+00:00 23.03.2011 01:02
ui ein neues kapitel, toll. echt niedlich wie yami seinen ersten weihnachtsmarkt erlebt und wie toll er es in dem riesenrad findet, obwohl er ja vorher am liebsten abgehauen wär, aber wer kann es ihm verübeln nachdem was er hat sehen müssen.
und er kann froh sein das yugi nix von seiner idee des geldverdienens weiß, der würde ihm seine hübschen katzenohren langziehen.
freu mich schon auf nachschub und bin echt gespannt wie es weiter geht. was ist eigentlich am ende des kapitels in yami gefahren das er sich so an seinen retter schmeißt?
lg


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