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Blond, Braunäugig und völlig aufgedreht

von

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Er war zufrieden mit sich. Er hatte nun Rain Voltere auf seiner Seite. Gut, nicht unbedingt verwunderlich. Vermutlich hätte jeder Vampir seine Hilfe angeboten und mit Minore zusammengearbeitet, wenn es um solch ein Problem geht. Er lehnte sich zurück und dachte nach. Er hatte nun einem Artgenossen seinen Unterschlupf verraten. Diese Verstecke sind nicht mehr von Nöten, da die Menschen schon seit dem Mittelalter aufgehört haben an Vampire zu glauben und sie zu jagen, aber bei seinen Artgenossen ist er trotzdem nicht gerade beliebt und nur in seinem Labyrinth konnte er wirklich Ruhe finden. Nun ließ er jemanden in seine heiligen Hallen. Aber noch ist er im Vorteil. Nur weil er gerne Unsinn trieb, heißt das nicht, dass er unvorsichtig ist. Er hat immerhin nicht 532 Jahre überlebt indem er einfach durch die Gegend gerannt ist und dumme Dinge getan hat, die ihm den Tod bringen könnten. Gut, so was hat er wirklich gemacht, aber immer in einem für ihn vernünftigen Maße. Er grinste. Ja, dass waren wirklich witzige und interessante Zeiten. Aber nun zum eigentlichen Problem. Jemand sucht gezielt Frauen, die mit einem Vampir verbunden sind. Also muss er Kenntnis davon haben, wie man diese Frauen erkennt und muss sie ausspionieren, wann sie alleine sind. Denn der mit ihnen verbundene Vampir würde nie zulassen, dass sie getötet werden. Er gähnte. Also hatte jemand viel Zeit und eine menge Wut im Bauch um die Frauen zu töten. Er würde bis Abend warten müssen um die Jugendlichen zu fragen was sie wissen und natürlich würde er abwarten, wie das Gespräch mit Rain läuft. Er wollte gerade aufstehen und sich noch eine Mütze voll Schlaf holen, um für dieses Gespräch gewappnet zu sein, als sich seine Nackenhaare aufstellten und sein Muttermal fing an zu kribbeln. Das war nicht gut, gar nicht gut. Er kannte dieses Gefühl zwar nicht, hatte aber schon viel davon gehört. Dieses angenehme Gefühl bedeutete, dass eine Gefährtin in der Nähe war. Aber nicht irgendeine, sondern seine. Die Angelegenheit wurde schlimmer als gedacht. Und er konnte nicht mal raus gehen um zu sehen wer es war. Sie war in der Nähe, zwar nicht unmittelbar aber nach der Intensität des Gefühls ca. in einem Radius von 100 m. Was gab es hier in der Nähe? Soweit er weiß nur die anderen Villen und die Polizeidienststelle. „Die Polizeidienststelle.“ flüsterte er. Woanders konnte sie grad nicht sein. Da er sie noch nie zuvor gespürt hatte, konnte sie nicht hier wohnen, also blieb nichts anderes übrig. Er beugte sich sofort über seine Tastatur und rief die Bilder der Überwachungskameras auf. Gut, dass er die Seite der Polizei noch nicht geschlossen hatte. Er suchte die vom Eingangsbereich und sah sich die Personen auf seinem Bildschirm an. Selbst durch die schlechte Qualität des Bildes konnte man eine wunderschöne Frau mit braunen, langen Haaren erkennen, die sich gerade mit einem Beamten unterhielt. Das sie die einzige Zivilistin im Raum war, tippte er, dass sie dieses Gefühl bei ihm hervorrief. Er fluchte und raufte sich die Haare um sie noch mehr in Unordnung zu bringen, als sie ohnehin vom Schlafen waren. Er beobachtete sie aufmerksam und folgte jede ihrer Bewegungen auf dem Bildschirm. Sie war also sein. Wenn sie das wollte natürlich, aber erst mal waren sie verbunden. Sollte sie das nicht wollen, müssten sie ein Ritual durchführen, dass sie voneinander trennt. Das wär allerdings sehr schade. Sie war hübsch. Die langen, braunen Haare, die bei jedem Schritt leicht wippten, die langen, grazilen Beine, welche sie unter einer blauen Jeans verbarg und ihr Oberkörper war auch nicht zu verachten. Die Konturen ihres Gesichtes waren weich und es wurde durch ihre Haare umschmeichelt. Exquisit würde man sie nennen. Er drückte auf den „Druck S-Abf“ Knopf, als sie grad das Gesicht zur Kamera drehte um ein Bild von ihr zu bekommen. Ein bisschen fühlte er sich als ein Stalker. Wenn er die Jugendlichen nach Informationen befragte, was den Fall betrifft, wird gleich mal fragen, ob einer sie kennt und wenn ja würde er ihr vielleicht auch einen kleinen Besuch abstatten. Sie über ihre Rolle in der Vampirwelt müsste er sie auf alle fälle informieren.
 

Sie redete schon seit einer Ewigkeit auf den Beamten ein, aber er schien sie nicht ernst zu nehmen. Die Beschreibung, die sie ihm von dem Jungen gegeben hatte, den sie in der Gasse gesehen hatte, hatte er sich zwar aufgeschrieben, aber es war offensichtlich, dass er ihr nicht glaubte. „Warum haben sie nicht schon gestern Nacht die Polizei gerufen, Miss Kore?“ „Das hab ich doch schon gesagt, ich besitze kein Handy und ich befand es als zu gefährlich, allein bis zum anderen Ende der Stadt zu laufen, um den Mord zu melden. Ich wollte ihn heute früh melden, aber da war die Polizei schon vor Ort.“ Sie war sichtlich genervt und seit geraumer Zeit kribbelte ihr Muttermal so angenehm. Sie wurde noch verrückt. „Sie besitzen also kein Handy. Okay. Warum sind sie nicht wenigstens zur nächsten Telefonzelle gegangen, die wohlgemerkt nur 20 m entfernt ist?“ Sie seufzte. „Tut mir Leid, dass ich nicht rational gehandelt habe, aber zuvor habe ich auch noch nie einen Mord oder so etwas beobachtet. Ich stand etwas neben mir.“ Der Polizist zog die Augenbraue in die Höhe. „Aha. Meinetwegen. Wenn wir noch weitere Einzelheiten brauchen rufen wir sie an. Auf wiedersehen.“ Und damit ließ er sie stehen. Nur weil sie sich nicht ganz zur Idiotin machen wollte, sah sie davon ab, vor Wut mit dem Bein auf den Boden zu stampfen. Das war ja wohl eine Frechheit. So viel Selbstgefälligkeit und Arroganz hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht erlebt.
 

Da er keine Zeit verlieren wollte, schnappte er sich sein Telefon und rief einen „Freund“ an. Als dieser abnahm, hörte er sich, wie grad aus dem Bett gefallen an. „Was ist denn? Nur weil du gestern so für gegangen bist musste ich deine Portion Bier mit trinken und jetzt lässt du mich nicht mal meinen Rausch ausschlafen. Ich hoffe es ist wichtig.“ Ups, da klang jemand ziemlich wütend. „Hör zu Luc, ich mach es wieder gut, aber es ist wichtig. Ich hab dir ne Mail geschickt mit nem Foto einer Frau. Kannst du mal bitte einen Blick drauf werfen und sagen ob du sie kennst?“ Stille am anderen Ende. „DU WÄCHST MICH WEGEN EINER FRAU?“ Minore musste sich den Hörer sofort vom Ohr weg halten, sonst wär er, auch ohne seinem ausgezeichnetem Gehör, sofort taub geworden. „Schrei nicht so. Das ist verdammt wichtig für mich. Tu mir den Gefallen und guck dir das Bild an.“ „Gott, du musst ja echt verzweifelt sein. Moment.“ Minore hörte wie am anderen Ende ein Computer hochgefahren wurde und dann mindestens 4 Anläufe gebraucht wurden, um das Passwort einzugeben. Nach guten 15 Minuten Warten, kam endlich eine Reaktion. Ein Pfiff und ein „O ha“. „Und?“ Minore wurde ungeduldig. „Mensch du musst echt verrückt nach ihr sein, ich meine sie ist nicht von schlechten Eltern, aber sonst brauchst du doch auch keine Hilfe.“ Der Kerl treibt ihn noch mal in den Wahnsinn. „Muss ich erst auf den Knien gehen, oder hilfst du mir jetzt und sagst ob du sie kennst?“ „Ruhig Blut, Mino.“ Ein Kichern. „Du hast Glück, dass du so ein guter Kumpel bist. Ich kenne sie. Du hast wirklich Geschmack. Sie ist ne Wissenschaftlerin, aber frag mich nicht was für eine, da bin ich überfragt. Sie heißt, ämm....“ Kurze Pause. „Ah, Mia Kore. Wie konnte ich das nur vergessen. Aber Vorsicht. Die gute ist unnahbar.“ „Lass das mal meine Sorge sein. Du weißt nicht zufällig noch ihre Adresse?“ Ein Schuss ins Blaue, nur weil er sie kennt, heißt es nicht, ob er auch die Adresse kennt. „Du hast mehr Glück als Verstand Junge. Ja ich kenne die Adresse.“ Er gab sie ihm durch. „Luc, ich schulde dir was.“ „Nee, Mino, lass mal stecken. Du hast mir letztens erst aus der Patsche geholfen. Sagen wir, wir sind Quit, dann ist alles ok?“ „Du weißt gar nicht wie sehr du mir geholfen hast, wir sind Quit.“ Er hatte ihm vielleicht das Leben gerettet. „Mino. Sehen wir uns heute Abend?“ „Nee, ich bekomme Besuch und dann wollte ich Mia auch noch einen Besuch abstatten.“ „Gott du musst ja schwer verknallt sein.“ „Ich bin nicht verknallt.“ „Was dann? Liebe auf den ersten Blick?“ Er knurrte. „Versprich mir einfach, dass das unser kleines Geheimnis bleibt, mit der Frau, ok?“ „Oh man, einverstanden. Ich will aber wissen ob es geklappt hat und wenn nicht, wie sie dich hat abblitzen lassen ok?“ Er überlegte. Unwillig meinte er: „Meinetwegen.“ „Nicht vergessen ja!“ Und damit war die Verbindung unterbrochen.
 

Er hatte zwar den ganzen Tag herum telefonieren müssen, aber er hatte den Fall übertragen bekommen. Er hielt also die Abmachung mit Minore. Schon ein schräger Typ. Ruft hier an und will mit ihm zusammenarbeiten. Die Situation war zwar wirklich beschissen, aber noch lange kein Grund jemanden in sein Versteck einzuladen. Und das hatte Minore zweifellos getan. Für Vampire war ihr Versteck oder Heim so was wie ein Zufluchtsort. Er fühlte sich gegen seinen Willen geehrt. Um auf alles vorbereitet zu sein, legte er auf dem Weg zu Minore noch einen Zwischenstop im Polizeirevier ein um die Unterlagen zum Fall zu holen. Kurze Zeit später stand er auch schon vor den Toren von Minores zu Hause. Da sich die Tore für ihn scheinbar Automatisch öffneten, nahm er an das Minore ihn, seit er vor dem Tor angekommen war, beobachtet hatte. Er ging die lange Auffahrt hinauf und wurde an der Tür von einem jungen, ein bisschen verrückt aussehenden, Mann erwartet. „Rain Voltere?“ „Ja, ich nehme an du bist Minore Mare.“ Der Junge grinste. „Richtig angenommen. Komm rein.“ Er trat einen Schritt zur Seite und ließ ihn ein. Sie schwiegen bis sie in der Computerzentrale im unterirdischen Labyrinth waren. Minore warf sich in seinen Computerstuhl und bot Rain mit einer Handbewegung einen Stuhl an dem Tisch an, auf dem schon einige Unterlagen von den Verbrechen lagen. Rain zog eine Augenbraue nach oben, als er fragte: „Will ich wissen woher du die hast?“ „Ich glaube nicht. Und was hast du da hübsches mitgebracht?“ „Die offiziellen Unterlagen zum Fall.“ Er breitete auch diese auf dem Tisch aus und ordnete sie zu den Vorhandenen. Erst danach setzte er sich. „Also, damit unsere Zusammenarbeit funktioniert sollten wir vielleicht erst mal Informationen austauschen. Wie viel weißt du schon?“ Das grinsen, welches die ganze Zeit Minores Gesicht geziert hatte verschwand sofort. „Um ehrlich zu sein nicht viel. Das meiste stammt von den Autopsieberichten und aus dem Fernsehen. Aber für mich ist im laufe des Tages, die ganze Sache sehr persönlich geworden.“ „Inwiefern?“ „Meine Gefährtin hat den letzten Mord bei der Polizei gemeldet. Aber anscheinend ist sie nicht wirklich ernst genommen worden.“ „Verstehe. Wo ist deine Gefährtin jetzt? Da du über die Situation bescheid weißt, wirst du sie doch sicher nicht der Gefahr aussetzen, aber ich habe sie noch nicht gesehen.“ Die Gefährtinnen lebten immer, wenn sie sich für eine Beziehung mit dem Vampir entschlossen, bei ihm und in solch einer Situation würde der Beschützerinstinkt des Vampirs anschlagen, denn seine Gefährtin hat immer Vorrang. Auch vor dem eigenem Leben. Minore kicherte verlegen. „Na ja, da fängt mein Problem schon an. Ich habe sie heute Mittag das erste Mal gespürt. Bis dahin wusste ich nichts von ihr.“ Er legte das Bild der Überwachungskamera auf den Tisch. „Ich habe sie live noch nie gesehen. Das ist alles was ich habe. Ich weiß außerdem das sie Mia Kore heißt.“ „Das ist allerdings ein Problem. Du solltest sie schnellstmöglich kontaktieren, sonst könnte es passieren, dass du bald in Rauch aufgehst, weil sie eins der Opfer wird.“ Minore knurrte. „Das wird nie passieren.“ Rain überging die Aggressivität Minores und lenkte das Thema wieder auf die bereits vorhandenen Opfer. „Wie auch immer. Da es alles Gefährtinnen von Vampiren waren, können wir diese nicht mehr fragen, wo sich die Opfer vor der Tat aufhielten oder ob sie erwähnt haben, dass sie das Gefühl haben beobachtet zu werden. Was die Aussage deiner Gefährtin angeht,...“ Er blätterte durch die Akten. „... kann ich ihre Aussage nicht finden. Als ob sie nie bei der Polizei gewesen wäre.“ „Sie war aber da. Woher sollte ich denn sonst das Foto haben?“ Rain nahm das Foto noch mal zur Hand. „Das ist ohne Zweifel die Polizeistation und die Uhrzeit und das Datum weisen auf heute Mittag hin.“ Er überlegte einen Augenblick. „Ich werde den Polizisten fragen, der sie vernommen hat.“ Er tippte mit dem Finger auf die Person neben Mia. „Ich kenne ihn.Tüchtig, aber sehr von sich überzeugt. Ein typischer Neuling bei der Polizei.“ Damit erhob er sich. „Ich werde die Unterlagen hier lassen.“ Minore erhob sich ebenfalls. „Meinetwegen. Ruf an wenn du etwas in Erfahrung bringst.“ Er zog sich die Jacke über und rollte neben Rain her, während sie nach draußen gingen. „Was wirst du jetzt machen?“ fragte Rain als sie vor der Tür ankamen. „Nicht das es dich was angeht, aber ich werde Mia einen Besuch abstatten. Wenn ich da keinen Erfolg habe, werde ich ein paar Informationen bei meinen Freunden sammeln.“ Mit diesen Worten drehte sich Minore um und verschwand in der Nacht.



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