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Die Sinne eines Jägers

Wer hat Angst vorm Haifischmann?
von

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Poesie

Tilya kickte die Türe hinter Hidan mit einem Fußtritt zu, und widmete sich wutschnaubend dem schmutzigen Geschirr, welches ihr Tobi brav in die fahrigen Hände drückte.

Die Alverliekin zitterte vor Anspannung.

Am liebsten hätte sie sich jetzt einfach auf den Boden geschmissen, und geheult, wie ein kleines Kind!

Ihre Emotionen drohten überzukochen.

Traurigkeit, Heimweh, Unsicherheit, verletzter Stolz, Angst, Zorn… alles vermischte sich zu einem Strudel der Verzweiflung…
 

„Tilya? Tilya? Tiiilyaaa? Du heißt doch Tilya, oder? Hallooo?“

„Entschuldigung – was hast du gesagt?“

In ihrer Grübelei hatte sie Tobis Stimme völlig ausgeblendet.

Der maskierte Akatsuki fuchtelte inzwischen wild mit seinem Arm vor Tilyas Augen herum, die gerade dabei war, den letzten Teller abzutrocknen.

„Tobi wollte wissen, ob du ein gutes alverliekisches Rezept mit Kaninchen kennst!“

„Kaninchen? Was ist Kaninchen?“

„Na, so ein kleines Tier. Flauschig, lange Ohren, springt über grüne Wiesen!“ Tobi winkelte die Arme an, hüpfte auf und ab, dass der morsche Holzboden unter seinen Füßen quietschte und knarrte. „So etwa! Kakuzu hat auf dem Fleischmarkt billig drei Pfund Kaninchengulasch ersteigert, ganz ohne Knochen! Das Zeug liegt jetzt im Gefrierfach, neben dem riesigen Fisch.“

Tilya grinste. „Oh. Ach, so. Ähm. Tja, ich glaube, so etwas wie Kaninchen gibt es auf unserer Insel nicht.“ erklärte sie dann verlegen. „Außerdem essen Alwen und Alverlieken kein Fleisch,- wir vertragen nur Fisch und Meeresfrüchte. Ich hab also keinen Schimmer, wie man so etwas wie ein Kaninchen zubereitet. Mein verliekischer Vater hat sich sein Zaronnenfilet immer selbst in einem Topf geschmort.“

„Zaronne?“ Nun war Tobi derjenige, der keinen Plan hatte.

„Das sind Paarhufer, mit einem seidigen, weißen Fell und die Männchen haben prächtige Geweihe. Ich glaube, sie gibt es nur auf unserer Insel. Sie rufen etwa so: …“

Tilya legte die Hände an den Mund und versuchte, das Blöken einer Zaronne zu imitieren.

„Was treibt ihre beiden da für perverse Spielchen?“ grölte Hidan aus dem Wohnzimmer. „Ihr sollt nicht ficken, ihr sollt kochen!“

Das Mädchen verstummte abrupt und runzelte die Stirn. „Ist der eigentlich immer so ekelig?“ fragte sie Tobi leise, während sie begann, Kartoffeln zu waschen und zu schälen.

Der zuckte erst ratlos mit den Schultern, nickte dann aber heftig. „Ja.“ gab er dann frei zu. „Doch. Das kann man eigentlich wirklich so sagen.“
 

Tobi setzte einen riesigen Pott auf die Herdplatte, brachte in ihm ein paar Tassen Wasser zum Sieden, und kippte dann das gefrorene Kaninchenfleisch hinein.

Dann hieß es Deckel draufsetzen, und warten.

Als das Fleisch halbwegs aufgetaut war, schmissen die beiden die Kartoffeln mit in den Topf und gaben ordentlich Salz dazu.

Gelegentlich wurde der Inhalt umgerührt, und als das Fleisch gar zu sein schien, und die Kartoffeln zu zerfallen begannen, schnitt Tilya noch Thymian und Rosmarin in die Brühe.

„Riecht gut, nicht wahr?“ fragte Tilya Tobi stolz.

Die Zeit, die sie an diesem Abend mit dem Maskierten verbringen musste, hatte ihren Argwohn ihm gegenüber deutlich gemildert.

Tobi war eigentlich wie ein großes Kind…

Er ließ sie vollkommen vergessen, dass sie sich mitten in einem Haufen verrückter, leicht reizbarer Männer befand, die sich Akatsuki schimpften.
 

Was die beiden in jedem Fall verband, war beispielsweise, dass das Kochen nicht zu ihren Stärken gehörte.

Aber dennoch,- dieses Mal schien das, was sie gemeinsam angerichtet hatten, sogar ausnahmsweise genießbar zu sein.

Gut, ein Geschmackserlebnis war dieser Eintopf nicht, Tobi hatte ihn am Boden des Topfes leicht anbrennen lassen, und mit den Kräutern hatte es Tilya vielleicht auch etwas zu gut gemeint, aber ansonsten…

Und tatsächlich,- als sich die Akatsuki schließlich um den gedeckten Tisch versammelten, fand zwar niemand außer Deidara ein Wort des Lobes für die Mahlzeit, aber es ließen sich auch keinerlei Beanstandungen hören, was wohl hieß, dass die der Eintopf allen Beteiligten mehr oder weniger zu munden schien.

„Und, wie schmeckt´s?“ wollte Tobi wissen.

„Es bleibt unten.“ antwortete Pein knapp.

Hidan rülpste bestätigend. „Essbar!“
 

Nur Kakuzu warf der Alverliekin hasserfüllte Blicke über den Tisch zu, doch das lag wohl weniger daran, dass ihm das Abendessen nicht schmeckte, als an der Tatsache, dass er sie schlicht und einfach immer noch tief verachtete, für das, was sie seinem wehrlosen Geld angetan hatte.

Damit konnte Tilya leben.

Trotzdem stocherte sie ohne jeden Appetit in ihren Kartoffeln herum.
 

Irgendetwas fehlte… vielleicht noch etwas Rosmarin? ...oder Salz… oder… ein wenig Kisame?

„Ey, Küken! Wenn du immer so wenig isst, dann wundert es mich nicht, dass deine Titten so klein sind!“ ätzte Hidan.

Tilya überhörte die dreiste Bemerkung des Jashinisten einfach geflissentlich.

Ihre Gedanken gingen auf Wanderschaft, durch die Wälder, über die Berge, durch fremde Straßen und Dörfer…

Wo ihr Meister jetzt wohl war?

Ob er auch gerade zu Abend aß?

Oder ob er sich vielleicht tatsächlich, so wie Hidan es prophezeit hatte, in einem Bordell herumtrieb, und sich dort das Vergnügen verschaffte, das Tilya ihm verwehrt hatte?

Irgendwie behagte diese Vorstellung der Alverliekin nicht so recht…

Nicht, dass sie eifersüchtig war…

Aber…
 

Irgendwann begann Kakuzu einen Streit mit dem leicht angetrunkenen Hidan anzufangen, und es wurde mit Kartoffeln und Gabeln durch die Gegend geworfen, bis der genervte Pein endlich Einhalt gebot.

Tilya bekam kaum etwas von dem Aufruhr mit.

Sie hob geistesabwesend ihren Kopf, als sich allmählich alle Akatsuki, außer Deidara, vom Tisch erhoben, und schließlich schimpfend, jammernd oder rülpsend ihrer Wege gingen.

„Was ist los mit dir, Tilya, hm?“ fragte der Blondschopf besorgt, und strich ihr die Federn aus der Stirn, um einen Blick auf den Bluterguss zu werfen, der sich aber überraschenderweise schon deutlich zurückgebildet hatte. „Warum isst du nicht, hm? Werd uns hier ja nicht krank, hm?“

„Nein, Deidara. Bestimmt nicht. Ich hab gerade nur einfach keinen Hunger.“

„Du vermisst ihn, hm?“

„Wen??“

„Kisame, hm.“

„Quatsch! Nein!“ Tilya stand ruckartig auf, und begann hektisch, das Geschirr einzusammeln, und in der Spüle zu stapeln. „Wie kommst du auf so einen Unsinn?“

„Nun, wenn man dich so sieht, wie du ständig auf Kisames freien Platz starrst und dabei melodramatische Seufzer von dir gibst, kann man doch eins und eins zusammenzählen, hm.“

„Blödsinn!“ murrte Tilya und drehte den Heißwasserhahn auf. „Warum sollte ich ihn vermissen? Dazu gibt es nicht den geringsten Anlass! Ich sollte sogar froh sein, dass er weg ist… Ich…ich habe nur ein schlechtes Gewissen, weil …ach, ich weiß auch nicht…“
 

Deidara ließ das Thema glücklicherweise damit auf sich beruhen, und begann, das gespülte Geschirr abzutrocknen.

Selbst bei dieser Tätigkeit behielt er diese seltsamen, fingerlosen Handschuhe an.

Die Akatsuki hatten eben alle so ihre Marotten, dachte Tilya bei sich.

Mit Deidara ließ es sich allerdings sehr gut aushalten.

Mehr als das sogar.

Der junge Mann war Tilya richtig sympathisch – und das, obwohl er ein Mensch war!

Er war einfühlsam, respektvoll, zuvorkommend und höflich.

Und er kümmerte sich um sie.
 

Die Alverliekin schenkte ihm ein dankbares Lächeln, als sie ihm eine frisch gespülte Schale reichte.

Er erwiderte es, als er das Geschirr annahm; ihre Hände berührten sich einen kurzen Moment, und unwillkürlich sprang ein kleiner Blitz von Tilyas Fingern, der den Blonden elektrisierte.

Seine grauen Augen weiteten sich überrascht, das Lächeln, welches sein hübsches Gesicht zierte, wurde jedoch nur noch breiter.

Die Schale fiel zu Boden, und zerbrach.

„Oh nein! Ich bitte vielmals um Verzeihung, Deidara!“

„Kein Problem, hm…“ grinste er nur amüsiert.

„Verdammt, Kakuzu bringt mich um!“ zischte Tilya unglücklich.

„Was Kakuzu nicht weiß, macht ihn nicht heiß, hm.“ flüsterte Deidara verschwörerisch, zwinkerte ihr schelmisch zu, kniete sich auf den Boden, und begann, die Scherben einzusammeln und in Küchenpapier zu wickeln.

Tilya half ihm dabei, und Bruchstück um Bruchstück wanderte in den Mülleimer.

Als beide gleichzeitig nach derselben Scherbe griffen, trafen sich ihre Finger ein zweites Mal, und schon wieder verpasste Tilya Deidara einen kleinen Stromschlag,- den er völlig gelassen einsteckte,- ohne vor ihrer Berührung zurückzuschrecken!

„Nein… Es tut mir so leid…“ piepste Tilya verzweifelt und senkte beschämt den Kopf, als Deidara zu ihr aufblickte. „Ich weiß wirklich nicht, warum das passiert!“

„Das braucht dir nicht leid zu tun, hm.“ meinte er leise, entwendete Tilya sanft die Scherbe aus den zitternden Fingern, um umfasste behutsam ihre Hände mit den seinen.

Der erwartete Funkenschlag blieb dieses Mal jedoch aus.
 

Verwundert schaute Tilya in sein fein geschnittenes Gesicht, und begegnete seinem frechen Grinsen.

Seine Züge waren jugendlich, leicht feminin und von einer nicht zu leugnenden Attraktivität.

Sie schluckte schwer, und spürte, wie das Blut in ihre Wangen schoss.

Außerdem merkte sie, wie kleinste Einheiten der unkontrollierbaren Energie ihres Talentes plötzlich von ihrem Herzen durch ihre Arme bis zu ihren Fingerspitzen flossen, und sich mit einem kaum merklichen Kribbeln auf Deidaras Hände entluden.

Ihm entging jedoch das unterschwellige Knistern nicht, und mit einem warmen Lächeln auf den Lippen und glänzenden Augen verstärkte er seinen Griff um Tilyas Finger ein wenig, und ließ sie erst wieder los, als der elektrische Schauer vollständig verebbt war.

Inzwischen glühte Tilyas Kopf in einem ungesunden rosaroten Farbton.

„Das war ja wie… Poesie, hm.“ murmelte Deidara begeistert.

„Äh… Naja…“ stammelte Tilya, und wischte die kleineren Scherben fahrig zusammen, um auch noch die letzten Überreste der zerbrochenen Schale in den Müll zu befördern.

„Das war… Kunst, hm!“ schwärmte der blonde Akatsuki weiter.

„Das war keine Kunst, das war ein Unfall!“ wehrte die Alverliekin betreten ab.

„Kunst ist eine Explosion,…ein Knall, hm!“ rief Deidara temperamentvoll aus. „Und DAS eben war eindeutig Kunst, hm… Ich muss gehen, Tilya, hm… eine Idee umsetzen, hm…, Du hast mich inspiriert, hm!“

Deidara drückte Tilya einen Kuss auf die Stirn, und rannte wie von der Tarantel gestochen aus der Küche.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-08-03T17:34:41+00:00 03.08.2010 19:34
Wenn Tilya Kisame nicht vermisst, ist Hidan Atheist! *ist mal sicher!*
Und wenn Deidei nicht auf sie steht, hör ich auf zu lesen. *droht*
Auch wenn das nicht funktioniert, die ff ist viel zu gut!^^
Weiter, bitte!^^
Von:  Judi-goes-RawR
2010-08-03T17:15:44+00:00 03.08.2010 19:15
ALSO! Woran kann ich mich noch erinnern? Mal zusammengefasst:
1) Tobi ist ein großes Kind.
2) Der Schrei von diesem hirschähnlichen Wesen (ich hab den Namen vergessen) hört sich für Hidan so an, als würden Tobi und Tilya unanständige Sachen machen.
3) Deidara ist eindeutig beknallt. (Ähm... Rechtfertigung: Er rennt 'Du hast mich inspiriert!' schreind aus der Küche?! Überzeugt?)
4) Ich weiß jetzt wie man Kaninchen macht.
5) Ich mag Hiiidaaan :D
6) Deine/Eure Pläne mit Deidara laufen in eine andere Richung, als wie ich das will! Er soll ein Freund beiben und dieses dumme Federvieh sendet schon Stromschläge aus?! 'Kay, ICH will, dass er (nur) EIN Freund bleibt. Und jaaa, man kann es Tilya nicht verübeln ;P Dein/Euer Dei ist zwar ein wenig OOC, aber so lieb und gut aussehen tut er ja eh.

Mein Gefasel hat iwie nichts gebrach... Was ich sagen wollte ist, dass ich dieses Kapitel sehr erheiternd (ich hab mich weggeschmissen) fand und dass ich nicht zufrieden mit der DeixTilya-Sache bin. (Ich weiß, dass ich manchmal ein wenig zu viel interpretiere, aber bei DER Sache übertreibe ich nicht!)
Schon wieder abgedriftet. Ich muss mich zurückhalten.
LG,
Judi


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