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Serenity

Eine Prinzessin auf Abwegen
von

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5. Tage voller Spannung und Liebe

Endymion erwachte. Heute war der letzte Tag, der ihnen noch blieb, bevor die übrigen Mädchen kommen würden. Er erinnerte sich gerne an die letzten 4. Tage zurück. Sie waren wie ein Traum gewesen, obwohl der Mondprinzessin etwas auf der Seele zu lasten schien. Gott sei dank hatte ihn sein Vater während dieser Zeit nicht belästigt.

Am dritten Tag hatten sie erneut den angrenzenden Wald erkundet und anschließend hatten sie sich auf dem feuchten Waldboden geliebt. Es war wunderschön gewesen und Serenity schien zum ersten Mal in den vergangenen Stunden wirklich glücklich. Der Schwarzhaarige hatte, trotz der Versuche der Prinzessin ihn zu täuschen sofort bemerkt, dass etwas nicht mir ihr in Ordnung war. Doch hatte sie immer abgeblockt, wenn er gefragt habe, was denn mir ihr los sei.

In der Mitte der Woche hatte er ihr zum ersten Mal ein Dorf der Erde gezeigt. Frühmorgens waren sie zu Fuß aufgebrochen.
 

Rückblick
 

Endymion blickte sich um, nur um auch wirklich sicher zu gehen, dass seine Liebste direkt hinter ihm lief. Vorsicht, so hatte er schmerzvoll gelernt, war besser als Nachsicht.

Die Thronerbin des SilberMillenniums war mit ihren Gedanken so weit entfernt, dass es ihr gar nicht auffiel, wo sie lang ging. Prompt büßte sie diese Unaufmerksamkeit, indem sie fast mit dem feuchten und harten Boden Bekanntschaft gemacht hätte. Jedoch wurde sie gerade noch rechtzeitig von ihrem Prinzen aufgefangen.

„Huch, sei vorsichtig, Liebste. Sonst muss ich dich noch die ganze Strecke tragen, damit ich auch sicher gehen kann, dass du dir nicht ernsthaft weh tust.“

Serenity schaute ihn nur dankbar an und wollte dann ihren Weg vorsetzen. Aber Endymion musste endlich wissen, was mit ihr los war. Er machte sie große Sorgen um sie und hoffte innerlich, sie würde nun endlich mit der Sprache herausrücken. Doch auch diesmal konnte er sie nicht dazu bewegen, ihm zu erzählen, was sie so bedrückte.

Dieser Dickkopf, dachte sich der Erdenprinz bloß. Stur wie ein bockiger Esel, was er aber nicht wusste, war, dass ihre Verbindung mittlerweile so intensiv war, sodass sie sich nicht einmal mehr bewusst miteinander mental vernetzen mussten. Es geschah schon ganz automatisch und dieser sehr unschmeichelhafte Vergleich ihrer Person betreffend, war nicht gerade förderlich für ihr Wohlbefinden.

Sie redete kein Wort mehr mit ihm und ignorierte ihn völlig, bis sie das Dorf nach halbstündiger Wanderung erreicht hatten. Doch ihre Wut war noch nicht vergessen. Im Gegenteil, sie hatte sich sogar noch, während sie dahin gestapft war im Wald, verdoppelt.

Da versuchte sie ihr bestes, um diesen Traum wieder zu vergessen und er hatte nichts Besseres zu tun, als sie mit derart netten Tieren zu vergleichen! Man sah an ihrer Miene deutlich ihren Gemütszustand. Auch der Anblick des friedlichen Dorfes konnte daran nicht viel ändern. Trotzdem musste sie sich zusammen reißen, ansonsten würde ihr Geliebter, auch wenn sie ihn jetzt gerade zum Teufel wünschte, noch darauf bestehen, dass sie ihm Rede und Antwort stand wegen ihrem Verhalten.

Plötzlich hörte sie das liebliche Lachen von fröhlichen Kinderstimmen. Sie beobachtete, wie diese ausgelassen auf dem Dorfplatz in der Mitte herum tollten und sich einen Spaß daraus machten die Hühner, welche überall herumliefen und nach etwas fressbarem suchten, aufschreckten und umher jagten. Das wütende Gegacker ertönte von ihnen bis zu ihrem Standort am Waldrand, von wo sie beide nicht zu sehen waren.

Die Frauen, welche verschiedenen Aufgaben nachgingen wie dem Waschen der Wäsche am Brunnen an der Seite oder dem Flicken von kaputten Kleidungsstücken, schauten still lächelnd ihrem übereifrigem Nachwuchs zu, was dieser für allerlei Unsinn anstellte. Nur einmal mussten sie mahnend eingreifen, weil sich eines der Kleinen doch an die Küken einer Henne heran schlich und dies garantiert weder für das Kind, noch für die das Huhn positiv ausgegangen wäre.

Die Mondprinzessin fasste sich unbewusst an ihren Unterleib. Dort wuchs noch sicher und beschützt ihr Eigenes heran, aber es würde in diesem Leben nie die Chance haben, das Licht der Welt zu erblicken. Tränen benetzen die zarten Wangen der Blondine, aber sie wischte sie nicht weg. Sie fielen auf ihr unscheinbares braunes Kleid mit weißer Schürzte, welche sie als Tarnung trug wie Endymion die einfache Tracht eines normalen Bauern an hatte.

Bestürzt über diese Reaktion nahm der unwissende Vater des Ungeborenen sie in seine starken und haltversprechenden Arme. Zärtlich wiegte er sie hin und her und ließ sich dann in das weiche Grün des Grases nieder. So saßen sie eine Weile und Serenity trauerte mit schmerzerfülltem Gesicht über den nicht abwendbaren Ausgang des Kampfes.

Der Schwarzhaarige fühlte sich völlig hilflos angesichts des großen Schmerzes und der großen Trauer, die er durch die Verbindung zu ihr fühlte. Es war geradezu erdrückend.
 

Doch nicht nur der Erdenprinz nahm die schiere Verzweiflung von Serenity war, auch die Unsterblichen nahmen ihn wahr. Ratlosigkeit herrschte unter ihnen, wussten sie doch nichts von dem Inhalt des Gespräches, was die Reinkarnation von Cosmos mit ihrer zukünftigen Tochter geführt hatte. Nur Kronos kannte den genauen Wortlaut und er schwieg trotzdem beharrlich weiter. Jedoch spürte er wie alle anderen die Gefühle seiner Mutter, welche sie innerlich fast zu zerreißen drohten.

So beschloss er sie aufzusuchen.
 

Serenity blickte verwirrt um sich. Kein Geräusch war mehr zu hören, weder das Lärmen vom nicht weit entfernten Dorf, noch die des Waldes und auch nicht die kräftigen und beruhigenden Atemgeräusche von Endymion. Sie wand sich aus seinen Armen und erlebte eine Überraschung. Er schien fest gefroren zu sein. Erstarrt.

„Guten Tag, Mutter.“

Schnell suchte die Blondine nach der Quelle dieser sanften Stimme und fand sie. Ein Mann, der ständig seine Gestalt zu verändern schien, war der Urheber. In einem Moment war er ein junger dynamischer Mann und im nächsten ein alter und weiser Greis.

Die Mondprinzessin erinnerte sich, wer da vor ihr stand. Er war ihr erstes Kind gewesen und sie hatte ihn als Zuverlässigstem ihrer Söhne die Zeit selbst anvertraut, über die vorher sie persönlich gewacht hatte.

Vor Freude über dieses unverhoffte Wiedersehen sprang die gerade einmal 150 cm große Blondine regelrecht auf und stürmte energisch auf ihn zu.

„Es so schön dich wieder zu sehen!“, murmelte sie in sein überirdisch weißes Gewand hinein. Ganz fest hatte sie ihre zierlichen Arme um den großen Gott geschlungen.

Freudig überrascht antwortete Kronos: „Ja, das finde ich auch.“

Nach kurzer Zeit schaute Serenity auf, um ihn genauer zu mustern. Er hatte sich äußerlich kein bisschen verändert, so wie es bei unsterblichen Wesen gesetzmäßig der Fall war. Dennoch strahlte er nach den langen Jahrtausenden, die er schon existierte, eine Würde und für seine gemeißelten jungen Züge verbotene Reife aus. Nur seine Augen zeugten von der langen Zeit, die vergangen war. „Wieso bist du hier?“, fragte sie, nachdem sie ihn betrachtet hatte.

„Wegen dir!“ Sofort verschloss sich ihre Miene und ihr Gesicht wurde ausdruckslos.

Kronos lächelte nur nachsichtig. Sie mag sich zwar wieder an ihr früheres Leben erinnern können, aber nicht an alle Details, sonst hätte sie gewusst, dass sie an diesem speziellem Ort, wo sie die Zukunft erfahren hatte, nicht ohne seine Zustimmung hingelangt wäre.

„Ich weiß es!“, gab er schlicht sein Wissen preis.

Die emotionslose Maske bröckelte und fiel langsam von ihr ab. Unendlicher Schmerz spiegelte sich in ihr wieder. „Wie soll ich das schaffen!“, flüsterte sie mit gebrochener Stimme. „Wie?“

Kronos konnte ihr darauf keine Antwort geben, denn diese würde sie nur tief in sich selbst finden. Aber er konnte ihr eine Pause davon verschaffen, so tun zu müssen, als wäre alles in Ordnung und sie glaube an ihren Sieg über das Chaos.

Stunden vergingen, ohne das auch nur eine kostbare Sekunde der Zeit verschwendet wurde. Er blieb an ihrer Seite und ließ sie mit dieser Bürde nicht allein. Trotzdem konnte er nur durch seine Anwesenheit für sie da sein. Alles andere musste sie selbst schaffen, denn von ihr hing es ab, ob es trotz der Niederlage weiterhin Hoffnung geben oder der Feind endgültig gewinnen würde.

Die Thronerbin von SilberMillennium war so dankbar für diese kurze Ruhe. Sie suchte gedanklich nach ihrer Macht über den Silberkristall und seine Gegenwart war genauso tröstlich wie die ihres ältesten Sohnes. Kein Wort sagte er mehr und es war auch nicht nötig.

Serenity versetzte sich in eine Art Trance, um so mit ihrem Herz und der Kristallblume im Einklang zu kommen und ein Gleichgewicht zwischen diesen Komponenten herzustellen. Die Luft füllte in regelmäßigen Abständen ihre Lungen und so perfektionierte sie diesen Zustand.

Ob Stunden, Tage oder sogar Jahre vergingen wusste das Mädchen nicht, aber sie nutzte diesen Augenblick um all ihre Verzweiflung durch Zuversicht zu ersetzen und ihren Schmerz mit wunderbaren und wertvollen Erinnerungen zum Verstummen zu bringen. Es gelang ihr.

Schließlich öffnete sie die Augen und in ihnen konnte man nur noch inneren Frieden lesen. Sie hatte ihr Schicksal für dieses Leben akzeptiert, hoffte aber gleichzeitig auf eine bessere und sichere Zukunft für sie alle.

Mit Stolz erfüllter Brust, besah sich Kronos die Reinkarnation Cosmos. Sie hatte etwas vollbracht, wozu andere ihr ganzes Leben lang nicht in der Lage waren.

Noch einmal ging er auf sie zu und zog sie in seine Arme. „Du wirst es schaffen, ich glaube an dich. Du wirst uns alle retten, so wie du es schon einmal getan hast, Mutter.“

„Ich danke dir!“

Noch ehe die Prinzessin es sich versah, lief die Zeit weiter und ein vollkommen panischer Endymion sah sich nach allen Seiten suchend nach seiner Liebsten um, die einfach so aus seinen Armen entschwunden war.

Sie schien in den Augen des Erdenprinzen wie ausgewechselt zu sein, war soeben noch zutiefst verstört und voller Traurigkeit, so strahlte sie jetzt stattdessen Ruhe und innere Zufriedenheit aus. Sie wirkte, wie so da so stand, wunderschön und auf eine Art Weise, die nicht ihrem zarten Alter entsprach.

Er ging langsam auf sie zu und konnte diesen extremen Umschwung in ihrem Gemüt immer noch nicht richtig fassen. Er hob einen Arm und strich ihr eine verirrte Strähne ihrer goldblonden Mähne zurück hinter ihr Ohr. Diese Frau, denn das war sie für ihn mittlerweile, war für ihn ein komplettes Rätzel, was er wohl nie ganz ergründen würde.

„Was war vorhin mit dir los?“ Er wollte dies wirklich wissen, denn sie hatte ihm einen großen Schrecken eingejagt, als sie einfach angefangen hatte zu weinen ohne ersichtlichen Grund und sie sich auch nicht mehr beruhigen ließ. Ihr zarter Körper hatte Wellen des Schmerzes in sein Bewusstsein gelenkt, die dann auch durch den seinen gezogen waren und Schaden hinterlassen hatten.

„Es hat keine Bedeutung mehr und bitte frage mich nicht mehr danach, denn ich möchte dich nicht anlügen müssen.“ Über diese mysteriöse Auskunft machte sich Endymion seine Gedanken, dennoch akzeptierte er ihre Bitte, weil er ihr vertraute und sie aus ganzem Herzen liebte.
 

Rückblickende
 

Der Tag wurde dann doch noch sehr schön. Wie immer hatte die Mondprinzessin alle mit ihrem Liebreiz und ihrer warmen Ausstrahlung in den Bann gezogen. Die Dorfbewohner waren ihr von Anfang verfallen. Als sie sich genähert hatten, hatte schlagartig jede Bewegung aufgehört und alle hatten das ungleiche Paar angestarrt.

Die Hauptaufmerksamkeit hatte allerdings seine wundervolle Gefährtin gehabt. Sie war von ihnen umgarnt und bewundert worden. Zu seinem Leidwesen hatte mal wieder besonders das männliche Geschlecht nicht die Finger von ihr lassen können. Dies allerdings wurde durch die furchterregenden Blicke Endymions unterbunden.

Nach ein paar Stunden hatten sie sich schließlich auf den Weg zurück ins Schloss gemacht. Unbemerkt waren sie in sein Gemach geschlüpft und nach einer kleinen Mahlzeit waren sie beide direkt ins Land der Träume entschwunden.

Der nächste Tag verlief ähnlich wie der vorherige mit dem Unterschied, dass Serenity diesmal frei von Tränen blieb. Sie besuchten dasselbe Dorf und wieder hatte eine regelrechte Verzückung über die Ankunft des Paares geherrscht.

Am vorletzten zogen sie es beide vor, ihn im Bett zu verbringen. Sie genossen ihre traute Zweisamkeit und verwöhnten sich gegenseitig. Für die Mondprinzessin war dieser Tag äußerst wichtig, denn die körperliche Nähe zu ihrem Seelenverwandten half ihr dabei, auch weiterhin ihre innere Balance zu halten. Aber auch dieser ging zu Ende.

Immer noch lag der Erdenprinz neben seiner Geliebten, während er sich die vergangenen Tage ins Gedächtnis zurück gerufen hatte und betrachtete ihr schlafendes Profil. Sie hatte sich in der Nacht wegen der angestauten Hitze des Sommers von ihm weggedreht. Nun lag seitlich und ihr Haar verteilte sich fächerartig um ihr ebenmäßiges elfenbeinfarbiges Gesicht. Sie wirkte gelöst und ihre Miene zierte sogar ein kleines glückliches Lächeln. Ihre verführerischen Lippen waren halb geöffnet und ihr Mund wurde einladend durch das hereinfallende Sonnenlicht des Fensterglases beschienen. Sie war unglaublich schön in diesem Moment und Endymion spürte mal wieder, wie sehr er dieses Wesen liebte, welches so rein in ihrem Charakter war und gleichzeitig so viel innerliche Stärke besaß. Diese Frau, die neben ihm lag, bedeutete ihn unendlich fiel. Für sie wäre er sogar bereit, noch einmal sein Leben zu geben.

„Ich liebe dich, kleiner blonder Engel!“ Diese Worte hauchte er ihr sanft zu. Serenity regte sich und dann veränderte sie ihre Haltung so, dass ihr Kopf auf seiner muskulösen nackten Brust wieder zur Ruhe kam. Jedoch erwachte sie nicht, sondern schlief nach dem Positionswechsel einfach weiter.

Der Schwarzhaarige war wunschlos glücklich. Er atmete auch ganz flach, aus angst ansonsten die kleine zierliche Blondine zu wecken.

Am Stand der Sonne bemerkte er schließlich, dass es schon die Mittagszeit war. Auch der Magen der Mondprinzessin kündete lautstark seinen Appetit an. Dennoch blieben die Augen des Fünfzehnjährigen weiterhin geschlossen und an ihrem regelmäßigem Hoch – und Absenken ihrer Brust erkannte er, dass sie noch träumte. Von was wohl?, fragte er sich.

Endymion erhob sich bald vorsichtig, um sie nicht unnötig aus ihrem Schlummer zu reißen. Denn er kannte mittlerweile seine Schlafmütze ganz genau. Wenn sie jetzt wach werden würde, ohne das er etwas zu Essen parat hätte, dann wäre hier wahrscheinlich die Höhle los gebrochen. Serenity konnte sehr launisch sein, wenn sie hunger hatte und er wollte sich dieser, so sehr er sie auch liebte und verehrte, doch nicht unbedingt aussetzen.

Zu seiner Erleichterung hatte er das Kunststück fertig gebracht. Auf leisen Sohlen schlich er sich ins Badezimmer und zog sich dort an. Fertig zu Recht gemacht, wie es sich für einen Mann von Adel ziemte, kehrte er in das Gemach zurück. Mit größter Sorgfalt bahnte er sich erneut einen Weg diesmal zur Tür, die hinaus zum Korridor führte. Geräuschlos schloss er sie dann.

Ein Seufzer der Erleichterung entrang sich seinem Mund. Er hatte es tatsächlich geschafft ohne seine Liebste zu wecken, sein Zimmer zu verlassen. Doch er wollte sein Glück nicht heraus fordern, denn wenn die Thronerbin von SilberMillennium erwachen würde und er wäre nicht da, dann konnte er nur auf einen schnellen und barmherzigen Tod durch sie hoffen. Also spurtete er durch die Flure bis zur Schlossküche und verlangte den dort dienenden Mägden und Köchen einiges ab. Aber innerhalb von zehn Minuten war alles zur vollsten Zufriedenheit des Prinzen erledigt. Schon nahm der den Rückweg in Angriff und hastete schnellstmöglich mit dem vollbeladenen Tablett die Gänge entlang.

Er öffnete die gekonnt ohne ein Quietschen die Tür und lugte in höchster Alarmbereitschaft auf das Bett. Aber die Glücksfee war ihm holt, denn die goldgelockte Schönheit hielt noch immer ihren Dornröschenschlaf.

Er durchquerte, nachdem er die Tür zu seinem Gemach wieder mit dem Ellenbogen geschlossen hatte, das Zimmer und stellte das schwere Essenstablett auf dem Schreibtisch ab. Nun musste er warten, denn er wollte nicht das Risiko eingehen, dass seine Geliebte doch noch einen Grund hatte, um ihn zur Schnecke zu machen.

In letzten Tagen hatte sie sehr starke Stimmungsschwankungen gehabt. Ständig war sie wegen Nichtigkeiten in seinen Augen, aber unverzeihliche Fehler in ihren, an die Decke gegangen. Jedoch hatte sie sich stets schnell wieder beruhigt und sich hinterher entschuldigt.

Aber eines war Endymion nicht entgangen. Von Tag zu Tag strahlte sie mehr und mehr. Ihre Aura war noch wärmer und außerdem fand er in ihren Augen immer noch den gleichen inneren Frieden, wie sie ihn seit ihrem Zusammenbruch vor dem Dorf am Waldrand hatte.

Natürlich machten ihre Launen ihm etwas angst, wenn er richtig zu gab, aber dennoch wirkte sie erhaben und reif, selbst noch in ihren Stimmungsschwankungen. Das brauchte wohl kein Mensch zu Stande außer ihr. Doch wenn er es recht bedachte, war sie, genau wie er, kein richtiger Mensch. Zusätzlich war das Volk des Mondes den Göttern ähnlicher, als den Menschen, so musste er sich widerwillig eingestehen.

Praktisch hieß das, dass sie ihm überlegen war. Trotzdem besaß auch er große Macht. Er war genauso wie sie in seinem früheren Leben ein mächtiges Wesen gewesen. So konnte er wohl dennoch mit ihrer Kraft mithalten.

Endymion wurde in seinen weiteren Überlegungen unterbrochen, als er das Rascheln der Bettdecke bemerkte. Interessiert schaute er sich zu der sich von der Matratze soeben erhebenden Mondprinzessin um. Völlig unbekleidet und ohne dass es sie auch nur in irgendeiner Weise kümmerte, stolzierte sie zum Schreibtisch.

Es war ein Ritual geworden, dass er vor ihr aufstand, um das Frühstück für sie zu besorgen und sie sich zuallererst dem Essen widmete. An zweiter Stelle schenkte sie dann ihm ihre Aufmerksamkeit, sobald ihr Magen ausreichend gefüllt war. Wie immer ließ sie sich nicht von ihm stören und langte ordentlich zu. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass es sogar von Tag zu Tag mehr wurde. Aber trotz all der Nahrung, die in dem kleinen Körper verschwand, blieb sie rank und schlank.

Serenity indessen begab sich anschließend, nachdem sie fertig war, zu Endymion. Sie setzte sich provokant auf seinen Schoss, was dem jungen Mann nur Recht war. Es faszinierte ihn ungemein in ihre meeresblauen Tiefen zu versinken, während er mit seinen großen und schwielenbesetzten Händen die Konturen ihres weiblichen Körpers nach fuhr.

Er bekam hunger, aber nicht auf gewöhnliche Nahrung, sondern nach seinem Schleckermäulchen. Dennoch beherrschte er sich und hielt sich zurück. Er wollte den letzten gemeinsamen Tag mit ihr nutzen und genießen, aber nicht in seinem Zimmer. So schob er sie dann sanft, aber bestimmt von seinen Beinen.

Verwirrt blickte die Blondine ihn an. Er grinste spitzbübisch. „Nun schau mich nicht so verwundert an, mein Schatz. Wenn du auch nur noch eine Minute länger auf meinen Schoss gesessen hättest, wären wir wieder im Bett gelandet und sicherlich nicht vor Sonnenaufgang wieder hinaus gekommen. Aber ich möchte dir heute noch etwas Besonderes zeigen, deswegen solltest du dich jetzt ins Bad begeben und dich anziehen. Wir wollen doch nicht, dass dir sämtliche Männer auf diesem Schloss hinterher laufen, weil sie wie magisch von deinem wunderschönen Körper angezogen werden. Außerdem würde es ihnen nicht willkommen, wenn sie dir nach steigen wie läufige Köter. Ich würde jedem einzelnen von ihnen die Augen ausstechen lassen müssen und ihnen die Zunge heraus schneiden lassen, damit sie nie wieder in den Genuss deines Anblickes kommen und auch nicht mit anderen Männern über dich und deine Schönheit reden können.“

Entsetzt von seinen barbarischen Worten betrachtete die Mondprinzessin ihren Geliebten genauer. Zu ihrer Erleichterung fand sie in seinen Augen ein schalkhaftes Funkeln, was die Sätze ein wenig entschärfte. Sichtlich mit ihrer Wirkung auf Endymion zu frieden, drehte sie sich um und schlenderte mit wiegenden Hüften zum Badezimmer. Mit voller Absicht brachte sie ihre Kehrseite sehr vorteilhaft zur Geltung, denn nicht nur er hatte Hunger auf ihren Körper, ihr ging es genauso. Sie wollte ihn jetzt. Sie wollte nicht warten und diese Überraschung hatte sie zwar neugierig gemacht, dennoch überwog ihr Verlangen nach ihm.

Der Schwarzhaarige konnte sie bei diesen verführerischen Wiegen des weiblichen Körpers von Serenity bei jedem Schritt auch nicht länger zurück halten. Blitzschnell war die minimale Entfernung überwunden. Er beugte sich hinunter und presste seine Lippen besitzergreifend auf ihre. Sie wehrte sich nicht im Geringsten. Im Gegenteil, sie kam ihm entgegen und seufzte wollig in diesen stürmischen Kuss hinein.

Noch während sie sich küssten, hob er sie hoch und trug sie zum Bett. Dort legte er sie sanft nieder. Schneller als Serenity schauen konnte, hatte er sich entkleidet und war schon wieder bei ihr. Fordernd drückte er sie mit dem Gewicht seines schweren Körpers in die Matratze.

Sie liebten sich diesmal wild und leidenschaftlich. Sie gaben sich vollkommen ihrer Lust hin.

Ihre goldenen Haare waren noch zerzauster als zuvor und aber sie fühlte sich großartig. Sie genoss diesen Moment in vollen Zügen. Sie hatte zwar ihr Schicksaal akzeptiert, dennoch war sie nicht glücklich darüber, deswegen genoss sie das Hier und Jetzt. Sie würde sich Gedanken um den Kampf machen, wenn er soweit war.

Die Blondine schmiegte sich noch näher an Endymions Körper und ließ sich von seiner warmen und starken Ausstrahlung einhüllen. Bei ihm war sie sicher. Sie und ihr Ungeborenes. Dass er sich auch gar keine Gedanken um Verhütung zu machen schien, verwunderte sie etwas.

Eigentlich müsste ihm schon sein gesunder Menschenverstand sagen, dass ihre körperlichen Vereinigungen nicht ohne Folgen sein würden. Aber dennoch war es besser, wenn er es nicht wüsste. Für sie beide. Sie wollte ihm nicht noch eine Last aufbürden.

Doch schließlich bestand Endymion darauf, ihr noch seine Überraschung zu zeigen. So zogen sie sich an. Der Erdenprinz trug wieder die höfischen Gewänder eines Prinzen, sowie auch Serenity diesmal ein Kleid einer Prinzessin würdig überstreifte. Die Kleidung kennzeichnete sie beide mit der weißen Farbe als Paar und das sie zusammengehörten.

Der unwissende Vater konnte sich nicht satt sehen an der Schönheit von seiner Gefährtin. Mit Stolz führte er seine Begleiterin durch die Gänge, nahm aber die schmachtenden Blicke mit sehr großem Widerwillen zu Kenntnis. Als er vorhin die Aussage über Serenitys Verehrer geäußert hatte, war dies kein Scherz gewesen. Er hatte dies ernst gemeint, aber er wusste um die sanfte und Gewalt verabscheuende Seite von ihr. Deshalb würde er das niemals tun. Er würde sich damit nur selber und vor allem ihr schaden.

Aber sie konnte ihn nicht davon abhalten wie immer jedes Wesen männlichen Geschlechtes mit totbringenden Blicken zu verscheuchen und sie vor Angst zittern zu lassen. Mit Genugtuung nahm er die Frucht seiner Rivalen wahr. Feiglinge!

Auch dieses Mal verdeckte ein blütenweißes Kopftuch das Insignium der königlichen Herrscherfamilie über den Mond.

Fast hatten sie ihr Ziel erreicht, als Endymion die vor Neugier Platzende zurückhielt. Missmutig erließ die junge Frau es über sich ergehen, dass er ihr mit einem Schal die Augen verband. Sie machte ihren Protest mit einem genervten Seufzer öffentlich. Trotzdem änderte das nicht das Geringste.

Vorsichtig führte er die Blondine durch den letzten Korridor und positionierte sie richtig, bevor er den Schal wieder entfernte.

Der Mondprinzessin stockte der Atem, als sie mit ihren meeresblauen Augen das malerische Bild vor ihr betrachtete.

Vor ihr war ein Garten. Überall waren Blumen zu sehen. Aber sie gehörten nur einer einzigen Gattung an. In allen Farben und Formen waren sie vertreten. Große und Kleine. Dicke und Dünne. Ja selbst Blüten von zarterem und kräftigerem Wuchs. Sie erstreckten sich über das gesamte Areal. Sie waren so verschieden wie die Wesen, die das Universum bevölkertem. Keine war identisch mit der anderen. Und doch hatten sie alle einen gemeinsamen Ursprung.

Endymion umfasste ihre Taille von hinten und hielt vor ihr direkt vor ihr Gesicht ein rotes Exemplar.

„Sie heißen Rosen und bei uns auf der Erde, schenkt man dem Menschen, den man liebt, eine Rote.“ Sachte und behutsam legte er sie in ihre Rechte. Aber ein Dorn durchschnitt dennoch ihre zarte Haut. Ein einzelner Tropfen des roten Lebenssaftes, genannt Blut, entrang sich der kleinen Schnittwunde. Verwundert beobachtete die Verletzte, wie sich der Tropfen seinen Weg hinab bahnte. Als er auf ihr Kleid aufzukommen drohte, nahm der Erdenprinz ihre Hand und führte sie an seinen Mund.

„Wie kann etwas so schönes Dornen haben?“

Der junge Mann lächelte nachsichtig. „Genau dieselbe Frage habe ich meiner Mutter gestellt, als ich 5 war und hier mit ihr einen Strauß pflügte, wobei ich mich selbst auch stach. Sie sagte, dass niemand perfekt ist und dass auch das Schöne seine Dornen hat. Weiß man aber, wie man mit ihr umgeht, so können einen die Dornen nicht mehr verletzten.“

Gerührt besah sich Serenity die rote Rose erneut. „Dankeschön, Endymion.“

Salzige Tränen bahnten sich nun wie zuvor der Blutstropfen ihren Weg über die Haut. Doch auch diesmal wischte sie ihr Gegenüber, jedoch nicht mit seinem Mund, ab.

„Warum weinst du eigentlich immer gleich?“, fragte der junge Mann an ihrer Seite sanft.

„Weil du mir ein so schönes Geschenk gemacht hast. Das sind Freudentränen.“

Endymion lächelte sie glücklich an. „Aber, wenn du jedes Mal weinst, wenn ich dir ein Geschenk mache, dann musste du ja es ab sofort jeden Tag tun, denn ich habe vor, dir jeden Morgen mit einer kleinen Aufmerksamkeit zu versüßen.“

Die Mondprinzessin ging auf sein Spiel ein. „Na da bin ich ja gespannt, ob du das auch schaffst.“ Sie alberten noch eine Weile herum, bis schließlich die Sonne unterging.

Es war ein Farbenspiel, wie sie es noch nie gesehen hatte. Die Strahlen des hellen Feuerballs ließen die Rosen in den verschiedensten Spektren leuchten. Es war wunderschön.

Aber auch dieser Moment ging zu Ende und so begab sich das Paar wieder in die Gemächer des Prinzen. Bald lagen sie wieder im Bett und jeder hing seinen Gedanken nach.

„Was meinst du, wann sie morgen ankommen werden?“

„Ich weiß nicht!“, sagte er schlicht.

„Ich denke sie sind so um die Mittagszeit da. Werden sie vom König ihrem Stand entsprechend empfangen werden?“ Das Mädchen wusste bereits, dass der Vater von Endymion durch das Chaos kontrolliert wurde. Sie hatte es durch ihre mentale Verbindung, genauso wie seine Vergangenheit heraus gefunden. Aber er konnte nicht so tief in sie hinein sehen, dafür hatte sie zusammen mit Kronos gesorgt.

„Ich werde dafür sorgen, immerhin sind die unsere Verbündeten. Außerdem werde ich auch dann deine wahre Identität preis geben. Ich bin gespannt, wie das Chaos darauf reagiert!“

„Ich bin dagegen. Vielleicht kommt es dann schon zu einem Kampf und wir hatten noch gar nicht die Gelegenheit, die anderen kennenzulernen. Wie wollen wir da mit ihnen zusammen kämpfen?“

Endymion war beschämt von sich selbst. Serenity hatte mit ihrer Aussage absolut Recht, obwohl sie die Jüngere von ihnen war und die bevorstehende Schlacht verabscheute, dachte sie logisch und kühn, wie sie am besten gewinnen konnten, dabei war er der ausgebildete Krieger und nicht sie.

„Du hast recht. Am besten wir lassen sie bei dem Dorf landen, dass wir besucht haben. Dort können wir uns die nächsten Tage besser kennenlernen und gemeinsam trainieren.“

So wurde es festgelegt. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend schlief die Prinzessin ein. Was der nächste Tag wohl bringen würde? War es bereits der Letzte für sie alle?



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