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Birthday Origins

Beyond Birthdays ganze Geschichte
von

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Die Schlange

Am nächsten Morgen schien noch niemand etwas von dem Mord an Naomi Stone bemerkt zu haben. Man ging einfach davon aus, dass sie blau machte, um ihren Onkel in Kingston zu besuchen. Alles schien noch in Ordnung zu sein. Auch gut, dachte Beyond, während er seine Sachen packte und sich zu den Chemiesälen begab. Er fand den trockenen Theorieunterricht jeden Donnerstag echt langweilig, weil er sowieso schon alles wusste, was sie ihm da eintrichterten. Doch er brauchte einen Abschluss an diesem Institut, wenn er eines Tages im Bereich der Pathologie arbeiten wollte. Nun ja, wenn sein Notenschnitt so weiter blieb, dann würde er es schnell hinter sich bringen können.

Als alle im Chemiesaal versammelt waren, betrat die Professorin, eine hübsche junge Frau mit einer sehr charismatischen Ausstrahlung den Saal und ging zum Pult. Ihr Name war Leena Jona, sie war die derzeit jüngste Chemieprofessorin und obwohl sie sehr jung war, so schaffte sie es durch geschickte Rhetorik, Strenge und ihrem Charme, sich die nötige Autorität zu verschaffen. Dass sie andere gerne und oft mit Erfolg alle um den Finger wickeln konnte wie es sie beliebte, hatte Beyond schon am ersten Tag erkannt. Auch ihr durchschauender Blick, der Überlegenheit wie auch eine gewisse Gefahr ausstrahlte, war nicht an ihm vorbei gegangen und sie erinnerte ihn an eine Schlange, die ihre Beute mit ihrem Blick hypnotisierte und dann zupackte. Vor so einer Frau musste man sich in Acht nehmen.

„Guten Tag, ich hoffe Sie haben alle Ihre Hausarbeiten gemacht, denn heute werde ich einen kleinen Test machen.“ Ein gequältes Stöhnen und Flüstern ging durch die Runde und manche protestierten kleinlaut. Es wurde ein Fragebogen ausgeteilt, bei denen man keine Antworten zur Auswahl hatte, sondern selbst hineinschreiben musste. Der Test war jedoch keine Herausforderung für Beyond. Alles war reine Wiederholungssache. „Frage 1: Nennen Sie die Molekulare Masse von Phosphorsäure und den PKs-Wert (Mehrere Werte möglich).“ Alles eine Wiederholungssache. Nach weniger als fünf Minuten war er fertig und gab seinen Fragebogen wieder ab. Während Miss Jona die Tests korrigierte, bearbeiteten die anderen ein paar Aufgaben. Beyond, für den diese Aufgaben keine große Herausforderung darstellten, schrieb schnell die Antworten in sein Heft und musste an letzten Abend denken. Er hatte tatsächlich einen Menschen ermordet. Nun gut, damals hatte er seinen Vater durchlöchert, aber da hatte er eine Pistole in der Hand gehalten und auch keine Frau mit einer Knochensäge zerteilt. Es war ein unglaubliches Gefühl gewesen. Und das Beste war: Niemand konnte ihm was anhängen. Er hatte keinerlei Spuren hinterlassen und auch so kam er unmöglich in Verdacht. Wer würde denn schon die einzige Freundin umbringen, wenn dieser in den Augen aller anderen noch nicht einmal wusste, dass er von ihr verarscht worden war? Sein Plan war perfekt. „Rue Ryuzaki“, rief Miss Jona laut. „Sie mögen zwar der der Beste Ihres Jahrgangs sein, aber trotzdem sollten Sie besser aufpassen. Nennen Sie mir den ATC-Code der Salzsäure!“

Amüsierte Gesichter und ein Kichern gingen durch die Menge. Es war eine Frage, die man nur dann beantworten konnte, wenn man tagtäglich sieben Wikipediaseiten studierte. Der ATC-Code war das Anatomisch-Therapeutisch-Chemische Klassifikationssystem und die offiziell herausgegebene internationale Klassifikation für Arzneistoffe. Verdammt, dachte Beyond angstrengt. Du weißt es! Du hast dich doch immer von Andrew abfragen lassen. Dann fiel es ihm wieder ein. „A09AB03, B05XA13“

„Richtig, noch mal Glück gehabt, aber an Ihrer Stelle würde ich trotzdem aufpassen!“ Erleichtert atmete Beyond aus und war dankbar, dass er ein so gutes Gedächtnis hatte. Die Anwesenden waren fassungslos und meinten, dass er irgendwo gespickt hätte, was natürlich nicht ging, weil es eine spontane Frage war und die auch nicht auf eine der Seiten stand. Am Ende des Unterrichts wurden die korrigierten Tests wieder zurückgegeben. Beyond hatte wie immer die beste Note, was ihn auch nicht weiter verwunderte. Auf dem Test stand im Bleistift und mit der Handschrift der Professorin geschrieben „Bitte melden Sie sich nach dem Unterricht bei mir.“ Was sie wohl von ihm wollte?
 

Als der Unterricht vorbei war, verschwanden alle schnellstmöglich aus dem Chemiesaal, nur Beyond blieb übrig, der seine Sachen packte und sich zum Lehrerpult begab. Miss Jona kam gerade aus dem Labor und empfing ihn mit einem charmanten wie etwas schüchternen Lächeln, das die meisten als reizvoll und anziehend empfanden. Er empfand es jedoch als eine Maskerade dieser hübschen blonden Frau, nur konnte er im Moment noch nicht sagen, was hinter dieser Maske steckte. „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie duze?“ Beyond schüttelte den Kopf. „Ist mir auch lieber so. Sie wollten mich sprechen, Professor?“

Sie nickte, verschränkte die Arme und lehnte sich gegen den Tisch. Eine sehr attraktive Frau, das musste Beyond zugeben. Sie trug eine weiße Bluse mit einer dazu passenden Kette, eine schwarze enge Jeans und schwarze Stiefel mit Absätzen. Zudem trug sie noch eine Strickjacke und jeder Single hätte sich nach ihr umgedreht. Nicht aber Beyond, der kein Interesse an Frauen hatte. An Männern übrigens auch nicht.

Sie sah sich um, um sicher zu gehen, dass sie beide allein waren und ihr Blick hatte etwas Giftiges und Gefährliches. „Du weißt nicht zufällig, wo sich Naomi Stone zurzeit befindet?“ Sie weiß es, dachte er und wenn er nicht so einen kühlen Kopf hätte, dann wäre er nervös geworden. Sie weiß von dem Mord, das spürte er mit jeder Faser seines Körpers. „Nein, seit gestern Nachmittag, als wir uns im Park trafen nicht.“

„Komm schon Ryuzaki, ich weiß, dass du etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hast. Ich habe gefunden, was du im Müllcontainer entsorgt hast: Eine blutverschmierte Knochensäge und ebenso blutige Handschuhe. Seit du im Park diesen Müllsack vergraben hast, wo eindeutig ein Teil eines Leichnams drin verpackt war, weiß ich, was los ist: Du hast sie umgebracht und zerstückelt!“ Am liebsten hätte Beyond sonst etwas mit ihr angestellt. Er wollte sie töten, nicht nur weil sie ihn beobachtet hatte, sondern weil sie ihn in der Hand hielt. Sie konnte ihn jederzeit verraten und ihn nach Belieben erpressen. Seine Freiheit hing von ihrer Laune ab und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Doch diesen Triumph würde er ihr sicher nicht gönnen. „Und was wollen Sie nun?“

Ein Lächeln schlich sich auf ihren rot geschminkten Mund und sie kicherte leise. „Rue Ryuzaki, du bist ein sehr faszinierender Junge. Hochintelligent, hast ein vorbildliches Allgemeinwissen und deine Auffassungsgabe ist erstklassig. Du bist zwar kein besonders gut aussehender Junge, aber deine verschrobene Erscheinung hat wirklich ihre Reize…“ Beyond verstand langsam, worauf sie hinaus wollte. Sie war wirklich eine widerwärtige Schlange. „Ryuzaki, ich will weder Geld sonst noch irgendetwas. Ich will dich!“ Sie kam ihm näher und als sie so vor ihm stand, da erinnerte sie ihn an eine Sirene aus der Odyssee, die Seemänner mit ihrem Gesang ins Verderben lockten. Nur in ihrem Fall war es ihre Grazie, Intelligenz und Schönheit. Da Beyond keine andere Wahl hatte, willigte er ein und unterdrückte eisern seine Mordgedanken. „Fein“, antwortete die Professorin und ging ganz nah an sein Ohr, um ihm etwas zuzuflüstern. „Heute Abend kommst du zu mir in die Main Street Nummer 49. Sollte ich merken, dass du ein falsches Spielchen treiben solltest, dann werde ich mit meinem Handy eine eingespeicherte SMS an die Polizei senden, in der alles drin steht, was ich weiß. Mach dir übrigens keine Mühe mein Handy zu stehlen. Ich besitze mehr als nur eines.“ Nicht schlecht, dachte Beyond, während er ohne jegliche Gefühlsregung einen Kuss von Miss Jona bekam und dann den Chemiesaal verließ. Sie ist wirklich clever, aber das bin ich auch. Ohne es zu wollen, hatte die 26-jährige Chemieprofessorin ihre größte Schwäche preisgegeben und somit ihr Schicksal besiegelt. Alles, was Beyond noch zu tun hatte war, ihre Schwäche auszunutzen und augenscheinlich nach ihrer Pfeife zu tanzen. Er würde dem hypnotischen Blick dieser Schlange standhalten und ihr die Giftzähne ausreißen.
 

Auf dem Weg in seine Wohnung sah er einen Streifenwagen vor dem Haus stehen und blieb wie vom Blitz getroffen stehen. Haben sie etwa die Leichenteile von Naomi Stone gefunden? „Was zum Kuckuck suchen die hier?“ fragte er, tat aber so als wäre nichts und ging auf die Polizisten zu, die gerade mit seinen beiden Mitbewohnern redeten. „Entschuldigung? Ist irgendetwas passiert?“ Ein übergewichtiger Inspektor, wahrscheinlich südamerikanischer Abstammung, sah ihn an und sein Aussehen verriet, dass er niemals Spaß machte und ihm sämtliche Zähne herausschlagen könnte, wenn er frech werden würde. „Sind Sie Rue Ryuzaki?“ Beyond nickte und bemühte sich, einen unwissenden Eindruck zu machen. „Ich muss Sie bitten, mit aufs Revier zu kommen, es gibt da einige Fragen bezüglich des Verschwindens von Naomi Stone.“

Beyond gehorchte und stieg mit in den Wagen ein. Ganz ruhig, dachte er und sah vor seinem inneren Auge, wie er den dicken Inspektor von hinten mit einer Schnur erdrosselte. Verwirf deine Mordgedanken auf später! Jetzt ist nicht die richtige Zeit dazu. Doch zu gerne hätte er diesen Inspektor getötet, aber während einer Fahrt in einem Polizeistreifen den Fahrer zu erdrosseln wäre äußerst unklug gewesen, weil da auch sein eigenes Leben auf dem Spiel stand. Er musste die aufsteigende Mordlust bekämpfen und ging aufs Präsidium, um dort die üblichen Fragen zu stellen. „Wann haben Sie Naomi Stone zum letzten Mal gesehen?“ Beyond tat so, als müsse er überlegen. „Das war an dem Tag wo sie verschwunden ist… Wir haben uns so um drei Uhr im Park getroffen und sind um fünf Uhr wieder gegangen.“

„Weshalb ist sie gegangen?“ „Nun, es war schon spät und sie ist zu Marvins Imbiss gegangen. Ich musste noch ein paar Hausaufgaben für Chemie und Mathematik erledigen und so gingen wir getrennte Wege. Für heute waren wir in der Disko verabredet, aber da sie verschwunden ist…“ Sein Blick wurde niedergeschlagen und er ließ den Satz unbeendet. Schon immer hatte er großes schauspielerisches Talent besessen, um sein Umfeld manipulieren und täuschen zu können. Und das Beste war: Diese Trottel glaubten ihm auch noch. Er hielt sich haargenau an seine durchgeplante Story: Er war nach dem Treffen im Park kurz in seine Wohnung zurückgegangen und blieb dann den Rest des Tages in seinem Zimmer. Seine Rolle als besorgten Freund spielte er bravourös. „Glauben Sie, ihr ist etwas zugestoßen?“ Inspektor Steven Wallace atmete tief aus und faltete die Hände. Sein Atem stank nach Zigaretten. „Bis jetzt können wir noch nichts sagen. Wir haben ihr Motorrad in der Nähe der Bar „Sunday Place“ gefunden und in einer Gasse Rückstände von Blut, das vermutlich von ihr stammt. Zwar wollen wir noch keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber wir vermuten, dass sie eventuell bereits tot ist.“ Die falschen verzweifelten Tränen gaben den krönenden Beweis, dass Beyond augenscheinlich unschuldig war. Auch wenn dies nicht hundertprozentig für seine Unschuld sprach, so konnte man von seiner Körpersprache und seiner Reaktion heraus schließen, dass er nichts mit ihrem Verschwinden zu tun hatte. Wenig später wurde er entlassen und freundlicherweise zurückgefahren.

Es war bereits halb sechs Uhr abends und langsam musste er sich auf den Weg in die Main Street machen. Er hatte ja noch ein Rendezvous mit Leena Jona, seinem nächsten Opfer.

Diesmal jedoch kam er unbewaffnet, denn er wollte kein Risiko eingehen. Er klingelte drei Male, bis die 26-jährige Blondine ihm öffnete und ihn mit einem verführerischen Lächeln begrüßte. „Bist aber früh heute… konntest es wohl kaum erwarten, nicht wahr?“ Sie trug ein kurzes Kleid aus schwarzem Satin und hatte sich herausgeputzt. Kein Mann, der sich für Frauen interessierte, konnte an ihr vorbei sehen. Beyond jedoch schenkte ihrem Aussehen wenig Beachtung. Er wollte es schnell hinter sich bringen und sie endlich töten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-03-05T00:18:12+00:00 05.03.2010 01:18
Da bin ich wieder=)
Die Idee mit der Chemieprofessorin ist echt gut, vor allem,
mit was sie ihn erpresst. Mal sehen, wie lange sie das überlebt.
Ich denke, dass BB es definitiv schwer haben wird.
Die wird sich nicht so einfach killen lassen.
So geil, dass BB ständig Lust hat Menschen zu töten.
Was kann ihn eigentlich davon abhalten, die Professorin zu töten?
Wenn er sie getötet hat, dann kann sie auch keine SMS mehr verschicken.
Bestimmt hat sie vorgesorgt, aber wie?
Das werde ich wohl hoffentlich bald erfahren xD

LG


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