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Eternal Mind

Lass mich nie mehr los
von

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Brant

Es war seit langem das erste Mal, dass Landis es schaffte, wirklich auszuschlafen, ohne von Ruputna geweckt zu werden. Ein äußerst angenehmes Gefühl, wie er zugeben musste. Besonders hatte er vergessen, wie es war, in einem weichen Bett und nicht einem Futon zu schlafen.

Er streckte sich ausgiebig, bevor er wieder einen Blick aus dem Fenster hinaus warf. Viele Menschen, die Landis allesamt nicht erkannte, liefen gelassen hin und her. Keiner schien es wirklich eilig oder gar ein Ziel zu haben.

Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er doch noch eine der Personen draußen erkannte. Das silberne Haar und die vornehme Kleidung war eindeutig zuzuordnen.

Hastig öffnete Landis das Fenster und lehnte sich hinaus. „Brant!“

Die Person hob den Kopf, so dass auch die Augenklappe, die sein rechtes Auge verdeckte, zu erkennen war. Diese Klappe trug er bereits bei seiner ersten Begegnung mit Landis, hatte aber nie ein Wort darüber verloren, warum. Daher wusste der Junge nicht, ob es notwendig oder nur ein Zeichen der Exzentrik war – vielleicht sollte er endlich die Frage danach nachholen.

Selbst auf diese Entfernung war das Schmunzeln auf seinem Gesicht deutlich zu sehen. Er hob den Arm, um Landis zuzuwinken. „Guten Morgen, Lan! Auch mal wieder hier?“

„Warte, ich komme runter!“, rief er zurück.

So schnell er konnte, verließ der Junge sein Bett und zog sich hastig an. Er stürmte die Treppe hinunter, verlor nur einen kurzen Gruß an Kalea und traf vor dem Haus schließlich auf Brant. Der Silberhaarige lächelte, sein braunes Auge glitzerte amüsiert. „Wie schön, dich zu sehen. Lin hat sich schon Sorgen um dich gemacht.“

„Du dir nicht?“

Landis erwartete ein zögerliches Nicken, doch stattdessen bekam er ein entschiedenes Kopfschütteln. „Ich wusste, dir würde nichts passieren, du kannst gut auf dich selbst aufpassen.“

Damit hatte er wirklich nicht gerechnet, doch es gefiel ihm. Wenigstens eine Person, die ihn noch ernstnahm. „Na ja, ich hatte ein bisschen Hilfe.“

Warum sollte er das nicht zugeben? Immerhin war es die Wahrheit.

„Oh, wirklich?“, fragte Brant.

Er legte eine Hand an sein Kinn. „Von wem?“

„Von netten Leuten.“

Allzuviel wollte er noch nicht sagen. Immerhin würde Lin die Geschichte ebenfalls interessieren und er wollte sie nicht zweimal erzählen. Brant schien das deutlich zu bemerken, denn er wechselte das Thema, indem er auf Monobe deutete. „Hast du Lust, herauszufinden, was es damit auf sich hat?“

Landis betrachtete den riesigen Wanderwal eine Weile, als müsste er erst überlegen, wo er diesen schon einmal gesehen hatte. Doch schließlich schüttelte er den Kopf. „Das ist nicht nötig. Ich weiß, was das ist.“

Brant sah ihn interessiert an. „Oh? Und was ist das?“

„Ein Shugo Shinjuu namens Monobe, es ist ein Wanderwal.“

Es war in seiner Welt durchaus bekannt, was ein Shinken und ein Shinjuu waren, weswegen er sich glücklicherweise jede weitere Erklärung sparen konnte. Allerdings hatte keiner von beiden früher je einen Shinkenträger in echt gesehen. Es gab zwar Geschichten über diese in ihrer Welt, aber wirklich verbreitet waren sie dennoch nicht gewesen.

„Ich habe noch nie ein Shinjuu mit eigenen Augen gesehen“, sagte Brant fasziniert. „Können wir näher rangehen?“

War es wirklich eine gute Idee, den jungen Mann in die Nähe der Brigade zu bringen? Ein schlechtes Gefühl überkam Landis allein bei dem Gedanken daran, doch er wusste, dass Brant gegebenenfalls auch ohne ihn zu Monobe gehen würde. Unter diesem Umstand war es vielleicht besser, wenn Landis ihn doch begleitete. Also nickte er. „Natürlich können wir.“

„Dann lass uns gehen~“

Begeistert setzte Brant sich in Bewegung, Landis folgte ihm weniger enthusiastisch. Das unangenehme Gefühl in seinem Inneren verstärkte sich noch einmal. Normalerweise fürchtete er keinerlei Abenteuer mit seinem besten Freund, aber im Moment war ihm nicht wirklich danach zumute. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass er nicht wollte, dass Brant und die Brigade sich begegneten, möglicherweise fürchtete er, dass er selbst dabei vergessen werden würde.

Sicher war er sich allerdings nicht, ob es wirklich das war, was er befürchtete.

Er würde es wohl erst wissen, wenn er dort war und das Befürchtete eintrat.
 

Das Frühstück der Brigade wurde an diesem Tag in einer ungewöhnlichen Stille eingenommen. Ruputna schlang enorm viel hinunter, offenbar hauptsächlich damit beschäftigt, die Gedanken an Landis zu verdrängen, die anderen waren müde von den Erklärungen, die sie den normalen Schülern die ganze Nacht gegeben hatten.

Jeder hatte wissen wollen, warum die Ankunft in dieser Welt so hart gewesen war, warum sie Monobe nicht verlassen durften und wo genau sie überhaupt waren.

Die Shinkenträger hatten ihr Bestes getan, um alles zu erklären und hofften, sie waren dabei erfolgreich gewesen und hatten zur Aufklärung, statt zur Verwirrung beigetragen.

Zumindest Nozomu war sich sicher, dass Letzteres eher der Fall war. Nach all den Erklärungen fühlte er sich selbst ebenfalls verwirrt und müde, weswegen er hauptsächlich damit beschäftigt war, den anderen beim Essen zuzusehen, statt selbst zu frühstücken.

Sorluska griff nach dem letzten Brötchen, allerdings war Ruputna schneller und schnappte es ihm direkt unter den Fingerspitzen weg, während sie sich jenes, das sie noch in der anderen Hand hielt, eilig in den Mund stopfte.

„Oy, Ruputna!“, durchbrach Sorluska die Stille. „Was soll ich jetzt essen!?“

Sie ignorierte ihn und konzentrierte sich weiter auf ihr eigenes Essen.

Bevor er sich lautstark darüber beschweren konnte, seufzte Jatzieta, die ausnahmsweise ebenfalls mit am Tisch saß und griff in ihre Tasche. „Lass sie in Ruhe, sie ist leicht angeschlagen. Hier, iss das.“

Sie förderte den Apfel zutage und warf Sorluska diesen über den Tisch zu. Geistesgegenwärtig fing er ihn auf. „Danke, alte Frau. Wenigstens eine, auf die man sich verlassen kann.“

„Eigentlich gehörte der mal Ruputna“, erwiderte Jatzieta schmunzelnd.

Die Gruppe sah das Mädchen überrascht an. Sie hatte tatsächlich ihren Apfel aufgegeben, etwas zu essen, einfach so?

Schließlich zuckte Sorluska mit den Schultern und biss in die Frucht.

Nicht lange danach sprang Ruputna auf, kaum, dass sie den letzten Bissen hinuntergeschluckt hatte und rannte eilig davon. Jatzieta wollte ihr gerade hinterherrufen, dass sie das Mädchen begleiten würde und sie daher warten wollte, als Sorluska plötzlich zu husten begann.

Thalia seufzte schwer. „Komm schon, Sor, ich habe dir schon zigmal gesagt, dass du endlich kauen lernen musst. Das hast du nun davon.“

Er griff sich an den Hals, als würde er etwas sagen wollen, könnte aber keinen Ton hervorbringen.

„Uhm, Thalia“, brachte Satsuki hervor, „ich glaube nicht, dass er sich nur verschluckt hat.“

Sie deutete auf seinen Mund, aus dem deutlich sichtbar Schaum hervorzutreten begann. Im nächsten Moment kippte er bereits seitlich von seinem Stuhl herunter. Thalia sprang erschrocken auf. „Sor!“

Jatzieta erhob sich ebenfalls und huschte um den Tisch herum, um sich neben Sorluska zu knien.

Sie betrachtete ihn nicht lange, bevor sie sich den anderen erschrockenen Shinkenträgern zuwandte. „Nozomu! Subaru! Steht nicht so dumm herum, bringt ihn auf die Krankenstation! Naya, geh Salles holen, ich brauche seine Hilfe! Schnell!“

Ihr ungewohnter Kommandoton sorgte dafür, dass alle sofort reagierten und ihren Befehlen folgten.

Wenngleich zumindest eine von ihnen dabei nicht erfolgreich sein würde.
 

Auf dem Weg zum Raum mit dem Teleportmechanismus rannte Ruputna direkt in eine Person hinein und fiel mit einem erschrockenen Quietschen zu Boden. Hätte ihr durch den Sturz nicht ihr Hintern wehgetan, hätte sie sich nun beschwert, aber so war sie damit beschäftigt, leise über die Schmerzen zu jammern.

„Sei ein wenig vorsichtiger“, wies die Person sie zurecht, bevor er genauer hinsah. „Ah, du bist es, Ruputna, genau zu dir wollte ich gerade.“

Fragend hob sie den Blick. „Salles-sama? Was ist los? Ich habs eilig.“

Wer wusste schon, was für Entscheidungen ihr Freund in der Zwischenzeit treffen würde?

„Das merke ich“, sagte er, als er seine Brille zurechtrückte. „Du willst bestimmt zu Landis.“

Sie nickte heftig. Er reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. „Das trifft sich gut, ich wollte auch mit ihm reden.“

Sie fragte gar nicht, worüber er mit ihm reden wollte, es interessierte sie auch gar nicht, solange sie ihren Landis bald wiedersehen würde.

„Gehen wir, gehen wir!“, rief sie enthusiastisch.

Salles lachte amüsiert, während er dem Mädchen folgte.

Keiner von beiden ahnte auch nur im Geringsten etwas von dem, was gerade im Speisesaal vor sich ging, sonst hätte zumindest der Brigadeführer seine Pläne geändert. So aber begaben sich beide zum Teleportmechanismus, ohne sich noch einmal nach den anderen zu erkundigen.
 

Als sie bei dem Wanderwal ankamen, fiel Landis auf, dass er seit seiner Ankunft den Wal nicht auf herkömmliche Methode betreten oder verlassen hatte, weswegen er im Augenblick nicht wusste, wo genau der Teleportmechanismus diesmal versteckt war.

„Es ist wirklich riesig“, sagte Brant anerkennend, während er Monobes Bauch betrachtete.

Landis nickte. „Das ist wahr.“

Er mochte den kleinen Monobe um einiges lieber, als das riesige Ungetüm, das bedrohlich über ihnen aufragte. Würde er in dieser Welt bleiben, würde er gar nichts von beidem wiedersehen. Doch auch hier wusste er nicht, ob er das gut oder schlecht finden sollte. Sicherlich würde ihm selbst dieser bedrohliche Anblick irgendwie fehlen.

Aber noch hatte er ja keine Entscheidung gefällt.

„Gehört das den netten Leuten, von denen du gesprochen hast?“, fragte Brant.

„Einer davon, ja“, antwortete Landis.

Beim Gedanken an Nozomi dachte er automatisch auch an ihr Essen. Das würde ihm auf jeden Fall fehlen, wenn er nicht mehr bei der Gruppe wäre.

Brant stemmte seine Hände in die Hüften. „Unglaublich, was für Formen so ein Shinjuu annehmen kann, nicht wahr?“

Landis fragte sich, welche Form das Biest seines Vaters wohl angenommen hatte – und ob dieser es überhaupt je selbst hatte sehen können. Wenn dieser Eternal wirklich sein Vater gewesen war, was er wohl nie erfahren würde. Aber es war angenehm, das zumindest zu denken, das erklärte immerhin eine riesige Lücke in seinem Leben und anzunehmen, dass sein Vater es war, der ihm das Leben gerettet hatte, war ein weitaus familiärer Gedanke, als von einem Fremden gerettet worden zu sein.

Außerdem war diese Person gestorben, um ihn zu retten – es musste also mindestens jemand sein, der ihm nahegestanden hatte.

„Hast du noch mehr Shinjuu gesehen?“, fragte Brant und riss ihn damit aus seinen Gedanken.

Erschrocken sah Landis ihn an. „J-ja, klar. Auch mein eigenes.“

Nachdenklich legte Brant einen Finger an sein Kinn. „Du hast auch ein Shinjuu?“

Der Junge nickte. „Es ist aber nicht so eindrucksvoll wie das hier.“

Er vollführte eine ausholende Handbewegung, die Monobe einschloss. Allerdings würde er Eneko jederzeit diesem Wanderwal vorziehen, nicht nur weil sie sein eigenes Shinjuu war, sondern auch weil sie einfach... er konnte es nicht erklären, aber er würde Eneko jederzeit allem vorziehen.

„Kann ich es sehen?“

„Klar.“

Er konzentrierte sich, bis die Nekomata neben ihm erschien. Fragend blickte sie ihn an und wartete auf einen Befehl ihres Meisters.

„Brant, das ist Eneko, mein Shinjuu.“

Der Silberhaarige musterte das Wesen genau, sie erwiderte den Blick mit gesträubtem Fell. So führte sie sich sonst nie auf, außer wenn eine Bedrohung in der Nähe war. Aber hier gab es doch keine, oder?

Landis neigte den Kopf.

Was ist los, Eneko?

„Er ist gefährlich!“

Irritiert sah Landis zwischen dem Shinjuu und Brant hin und her. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Brant – der immerhin seit Jahren sein bester Freund gewesen war – gefährlich sein könnte, egal, wie man es betrachtete.

Was meinst du damit?

Eneko schwieg auf seine Frage, offenbar merkte sie, dass er ihr nicht glaubte und das gefiel ihr gar nicht – oder sie konnte selbst keinen genauen Grund dafür nennen.

Er wollte ihr nicht glauben, aber er wusste auch, dass sie eigentlich recht haben müsste. Bislang war sie stets im Recht gewesen, warum sollte es nun anders sein?

Aber er wollte es dennoch nicht akzeptieren. Brant durfte einfach nicht böse sein, das ging nicht.

Schmollend verschwand die Nekomata wieder.

„Stimmt etwas nicht mir ihr?“, fragte der Silberhaarige.

„Nichts weiter“, antwortete Landis kurzangebunden.

Ehe noch einer der beiden etwas sagen konnte, konnte man hören, wie jemand durch das Unterholz auf sie zukam. Brant ging direkt in Abwehrhaltung, doch Landis, der bereits wusste, wer es war, lächelte nur, als die beiden Personen endlich in Erscheinung traten. „Guten Morgen, Ruputna, guten Morgen, Salles-sama.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LeanaCole
2010-07-19T10:34:13+00:00 19.07.2010 12:34
Hastig öffnete Landis das Fenster und lehnte sich hinaus.
Und dann fiel er raus und brach sich das Genick. Ende~
Kleiner Scherz XD

Wenigstens eine Person, die ihn noch ernstnahm.
Wir tun das ja nicht *lach*

Sicher war er sich allerdings nicht, ob es wirklich das war, was er befürchtete.
Gibs zu, Lan. Ruputna ist dir peinlich XDDD

Sorluska griff nach dem letzten Brötchen, allerdings war Ruputna schneller und schnappte es ihm direkt unter den Fingerspitzen weg, während sie sich jenes, das sie noch in der anderen Hand hielt, eilig in den Mund stopfte.
Fressmaschine XD

Die Gruppe sah das Mädchen überrascht an. Sie hatte tatsächlich ihren Apfel aufgegeben, etwas zu essen, einfach so?
Er war ihr wohl zu gesund XDDD

Sie deutete auf seinen Mund, aus dem deutlich sichtbar Schaum hervorzutreten begann. Im nächsten Moment kippte er bereits seitlich von seinem Stuhl herunter.
Hah! Ich wusste von Anfang an, dass der Apfel vergiftet war! XD
Aber wieso hat es Sor getroffen und net Narukana? Oder Ruputna? XDDDDDD

Wer wusste schon, was für Entscheidungen ihr Freund in der Zwischenzeit treffen würde?
Vielleicht wird er endlich mal vernünftig und sucht sich ne Freundin mit Hirn. Kannste dir im Item-Shop besorgen, Rupu XD

solange sie ihren Landis bald wiedersehen würde.
Sie ist so besitzergreifend XD

„Es ist wirklich riesig“, sagte Brant anerkennend, während er Monobes Bauch
Monobe ist auch ne Fressmaschine XD

Das Kapitel hat mir ganz gut gefallen. Ich mag Brant irgendwie und bin schon sehr auf Lin gespannt. Mal sehen, wie es weitergeht~


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