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Avatar - Aufbruch nach Pandora

Weg nach Pandora
von

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Prolog

So, das ist der Prolog xD

Ich weiß, ist nicht gerade viel, aber ist ja auch nur der Prolog ;)

Im ersten Kapitel wird es dann mehr zu lesen geben :D
 

Viel Spaß beim Lesen~

Liebe Grüße

LadyNino

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Prolog
 

Von einem Mann geliebt zu werden, den ich selbst nicht liebte,

in einen Na'vi verliebt, der mich kaum beachtete,

von einem Menschen geliebt, den ich selbst eigentlich nur als besten Freund ansah.
 

Entscheidungen zu treffen ist schwer.

Besonders, wenn man sich zwischen zwei Wesen entscheiden muss, die man eigentlich über alles liebt und keinen der beiden gehen lassen will.
 

Die einzigen beiden Gründe, weshalb ich eigentlich nach Pandora gekommen war, waren zu einem der, dass ich meinen Bruder nach all den Jahren, in denen wir getrennt waren, endlich wieder sehen konnte und um meinen besten Freund zu sehen, welchen ich ebenfalls schon seit langer Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte.

Aber, dass ich nun in solcher Gefahr stecken würde, hätte ich mir nie im Leben erträumen lassen. Und dann war da noch dieser Na'vi-Krieger, der zwar ab und zu einige Worte mit mir wechselte, mich aber ansonsten nie beachtete.

Zitternd und an die Wand gepresst schaute ich zu meinem Peiniger herüber. Ein lüsternes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. Ich wusste, was er vorhatte. Er war hier, um mich nun endgültig aus dem Weg zu räumen. Er war hier um mich zu töten. Und das nur, weil ich seinen Befehle nicht gefolgt war. Ohne jegliche Eile kam er auf mich zu, denn er wusste, dass ich mich in meinem jetzigen Zustand nicht zur Wehr setzen würde, viel zu schwach war ich dafür.

Verzweifelt wandte ich den Blick zur Seite. Wo waren Freunde bloß, wenn man sie mal brauchte?

Draußen hörte ich ein leises Rascheln.

Hell's Gate

Hallöchen an alle :)

*jedem einen Keks schenk*

Und hier ist auch schon das erste Kapitel zu der Fanfiction :3~

Ich hoffe, dass es für euch lang genug ist, normalerweise schreib ich mehr. Bzw. die Wörterzahl hält sich meistens so im 1000 bis 2000 Wörterbereich, manchmal aber noch viel mehr :D
 

Ich bitte um konstruktive Kritik, aber Lob etc, sind hier natürlich auch gerne gesehen ;)
 

Viele liebe Grüße

LadyNino

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Hell's Gate
 

Erstaunt betrachtete ich die verschiedensten Arten von Fahrzeugen, die hier und dort meinen Weg kreuzten, als ich mich ins Innere der Hell's Gate begab. Hier würde ich also für die nächste Zeit leben und arbeiten. Kaum war ich angekommen, befreite ich mich mich von der Maske, die mich mit Sauerstoff am Leben hielt, denn nun brauchte ich sie nicht mehr. Meine doch recht große Tasche hatte ich geschultert, während mein Blick total fasziniert über die ganzen mobilen Kampfanzüge glitt.

„Hey du da, Mädchen!“, ertönte plötzlich eine kräftige Männerstimme und ich fuhr herum. Hatte man mich gerufen? Ein kräftig gebauter Mann mit sehr durchtrainiertem Körper trat auf mich zu. Er hatte dunkelblondes kurzes Haar, grüne Augen und recht markante Gesichtszüge. Außerdem schien er an die eins neunzig Meter groß zu sein. Eine lange Narbe, welche sich von seiner linken Stirnseite aus, über sein linkes Auge und bis zu seinem linken Wangenknochen zog, zeichnete sein Gesicht. Der Blonde trug eine Armeehose und ein recht eng anliegendes weißes Hemd, welches seine Muskeln noch mehr zur Geltung brachten. Ich schätzte ihn so auf die fünfunddreißig Jahre. „Wer bist du?“, fragte er und stellte sich nun direkt vor mich, verschränkte die Arme und warf mir einen herablassenden Blick zu, den ich nur etwas eingeschüchtert erwidern konnte.

„Ich bin Lillian Greek.“, meinte ich nun, während mein Blick weiterhin auf dem Mann ruhte. Doch dieser ließ nur ein verachtendes Schnauben hören. „Und was macht so ein Mädchen wie du hier?“, erneut eine Frage, wobei er sich jetzt etwas zu mir herunter beugte und kurz meinen Körper musterte. Ich war knappe eins sechsundsechzig groß und damit recht klein für eine Frau im Alter von dreiundzwanzig Jahren. Ich hatte hellbraune Augen, welche mit einem leichten grauen Ton gemischt waren und schwarzes Haar. Mit meinen körperlichen Rundungen war ich eigentlich recht zufrieden, wobei ich fand, dass ich an der Oberweite vielleicht noch etwas mehr haben könnte. Dann bemerkte ich plötzlich, wie sich ein leicht belustigtes Lächeln auf die Lippen des Mannes vor mich legten. Ich antwortete also nicht auf seine Frage, sondern hob nur fragend eine Augenbraue in die Höhe. Was sollte dieses Lächeln?

Gerade als ich mich dazu durchgedrungen hatte, etwas zu sagen und meinen Mund öffnen wollte, um etwas zu sagen, erklang eine weitere Stimme:

„Matthew Craig! Lass das Mädchen sofort in Ruhe Sie gehört zu uns!“

Matthew und ich schauten fast schon zeitgleich zur Seite, um die Person sehen zu können, welche Matthew zur Ordnung gewiesen hatte. Aber es waren nicht nur eine Person sondern zwei, wobei die zweite Person sich eher noch hinter der ersten versteckt hielt. Ich ordnete die Stimme einer Frau zu, welche kurzes hellbraunes Haar hatte, blaue Augen, einen weißen Kittel trug und so um die 55 Jahre alt sein musste.

„Doktor Amy Whatley.“, Matthews Stimme klang ironisch erstaunt. „Wie darf ich das verstehen?“ Seine Frage bezog sich wohl auf das 'sie gehört zu uns'.

„Du darfst das so verstehen, wie ich es meinte. Lillian wird ab heute in das Avatar-Programm mit eingeschlossen. Sie wird die Stelle von Jake Sully einnehmen.“ Ich horchte bei dem Namen meines Vorgängers auf. „Lebt Jake Sully noch?“, kam es nun von mir, eher etwas stockend und ich schluckte schwer. Wenn es ihn nicht mehr gab, war meine ganze reise nach Pandora völlig umsonst gewesen. Jemand lachte leise auf. „Natürlich lebt Jake noch! Wäre ja schlimm, wenn er es nicht mehr tun würde.“, jetzt trat ein junger Mann hinter der Frau hervor. Ich kannte ihn nur zu gut, obwohl ich ihn seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen hatte.

„Norm!“, stieß ich überglücklich aus, ließ meine Tasche zu Boden fallen und stürmte auf den jungen Mann zu, ehe ich ihm dann um den Hals fiel. Lachend drückte er mich an sich und strich mir durchs schulterlange, schwarze Haar. „Wie schön, dich endlich wieder zu sehen, Liebes.“, flüsterte er und löste dann die Umarmung, um mich anzuschauen. Er grinste auf. „Himmel, bist du hübsch geworden!“, meinte Norm nun und fuhr gleich darauf wieder fort: „So ein Mädchen wie du hat doch bestimmt schon einen Freund, oder?“

Ich schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, ich bin nicht vergeben.“

Norm hob skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Anscheinend wollte er mir nicht so recht glauben. Amy räusperte sich leise. „Wenn die zwei Turteltauben denn jetzt fertig wären. Lillian komm mit. Ich werde dir nun deinen Avatar zeigen.“, sagte sie und wandte sich dann zum Gehen um. Ich schaute kurz zu Matthew, wobei mein Blick plötzlich auf meine Tasche fiel, die ich fallen gelassen hatte, als ich Norm gesehen hatte. Schnell huschte ich an dem Mann vorbei - wobei ich genau spürte, dass er mich beobachtete - schnappte mir meine Tasche und ging dann zurück zu Amy und Norm.

„Ich erwarte dich zu meinem Training. Morgen um acht Uhr. Und komm mir ja nicht zu spät.“, erklang Craigs Stimme noch, bevor ich meinen beiden neuen Kollegen zu den Räumen folgte, wo die Avatare untergebracht waren.

„Das hier ist das Biolabor, welches ebenfalls noch die Verbindungsstation beinhaltet. Und das dort sind die Fruchtwasserbecken.“, Amy deutete auf einige lange durchsichtige Röhren von knapp vier Meter Länge und zwei Meter Durchmesser. Zögernd trat ich auf eine von ihnen zu. „Dein Avatar ist dort drüben.“, hörte ich plötzlich Norms Stimme dicht hinter mir. Ich zuckte zusammen und fuhr herum.

„Erschreck' mich doch nicht so!“, japste ich und boxte ihm leicht in den Arm. Der Blonde grinste nur, dann deutete er mit einer Kopfbewegung auf eine Andere während er sich nebenbei den schmerzenden Arm rieb. Mit schnellen Schritten war ich bei der besagten Röhre. Ich wollte nur einen kurzen Blick wagen, doch ich war sofort fasziniert von dem Wesen, was dort drinnen schwamm. Langes schwarzes Haar bewegte sich in sachten Wellen im Wasser und ein leichtes Lächeln huschte über meine Lippen, als ich sah, wie sich mein Avatar bewegte und zuckte. Es war ein wundervolles Gefühl zu sehen, dass es lebte.

„Entschuldige bitte, wenn ich dich in deiner Faszination störe, aber du musst noch einen Bericht abliefern.“, riss mich Norm plötzlich aus meiner Starre und ich warf ihm einen verwirrten Blick zu. „Bericht? Was für einen Bricht?“, fragte ich nun, doch der Mann schüttelte nur schmunzelnd den Kopf.

„Komm, ich erkläre es dir.“, mir diesen Worten deutete er mir an, ihm zu folgen. Schnell schaute ich nochmal zu meinem Avatar, bevor ich mich dann seufzend von der Gestalt los riss und dem Wissenschaftler folgte.
 

Ich wälzte mich unruhig in meinem Bett hin und her. Obwohl es so groß war, dass locker zwei Personen drin schlafen konnten, tat ich kein Auge zu. Viel zu sehr musste ich an den heutigen Tag denken. Es war recht amüsant gewesen, als Norm mir erklärt hatte, wie ich meine Berichte mit der Kamera aufnehmen musste, oder wie wir dann alle zusammen, Amy natürlich mit eingeschlossen, zum Abendessen gegangen waren. Doch jetzt konnte ich einfach nicht schlafen. Viel zu viele Fragen spugten noch in meinem Kopf herum, besonders Fragen, die ich über Jake Sully hatte. Ich schaute auf die Uhr. Halb eins.

Seufzend stand ich auf und tapste über den kalten Fußboden zu Norms Zimmer herüber. Irgendwie hatte er es organisiert gehabt, dass ich mit ihm zusammen in einem Zimmer wohnte, welches jedoch durch eine nicht tragende Wand und einer Tür getrennt war. Genau genommen, konnte ich also sagen, dass es auch zwei Zimmer waren, welche jedoch nur miteinander verbunden waren. Zum Glück brannte noch ein kleines Licht in seinem Zimmer, welches mir etwas mehr Sicht spendete und ich mir so den Weg zu seinem Bett langsam ertastete.

„Hey, Spellman. Wach auf, du Schlafmütze!“, flüsterte ich leise und schüttelte den Mann an der Schulter. Er gab einen murrenden Laut von sich und öffnete dann die Augen, um sich nach mir umzusehen. „Was ist denn?“, fragte er nun und seine Hand tastete nach dem Lichtschalter, damit er seine kleine Lampe, welche über seinem Bett angebracht war, anmachen konnte. Er richtete sich auf, blinzelte einige Momente lang, um sich an das plötzlich helle Licht gewöhnen zu können und warf mir dann einen skeptischen Blick zu. „Also, was ist?“

Ich schaute beschämt zu Boden. „Ich kann nicht einschlafen.“, murmelte ich nun und warf ihm einen kurzen Blick zu. Norm seufzte leise auf. „Ich wette, als nächstes willst du fragen, ob du bei mir schlafen kannst, richtig?“

Ich schaute auf.

„Woher?“, wollte ich fragen, doch er grinste nur.

„Hey, dass hast du früher immer so gemacht, erinnerst du dich etwa nicht mehr? Ich kenne dich seitdem du vier Jahre alt warst. Wir sind immernoch beste Freunde.“, er lachte leise auf. Okay, es stimmte. Ich sah Norm immer noch als meinen besten Freund an, auch wenn wir uns über viele Jahre hinweg nicht gesehen hatten. Immerhin musste ich ihm dankbar sein, denn nur durch seine Hilfe war es mir gelungen, nach Pandora zu kommen.

Plötzlich fiel mir wieder ein, dass ich ja noch aus einem anderen Grund heute bei ihm schlafen wollte. „Du sollst mir von meinem Bruder erzählen!“, sagte ich nun, schob meinen besten Freund etwas zur Seite und schlüpfte unter seine Decke. Ein schelmisches Lächeln glitt über meine Lippen. „Und keine Widerrede, du weißt, dass das bei mir nichts nützt.“

Er ließ einen erneuten Seufzer los, dann legte er sich auf den Rücken. Doch jetzt konnte ich ihm nicht ins Gesicht sehen, denn auch ich lag schon - wenn auch auf dem Bauch – in seinem Bett. Etwas mühsam robbte ich auf meinen Ellenbogen auf ihn zu, überkreuzte meine Arme auf seiner Brust und stützte dann mein Kinn darauf.

„So, jetzt kann ich dich wenigstens auch sehen, wenn du sprichst.“

Ich lächelte leicht, bemerkte dabei jedoch nicht den leichten Anflug von Röte in seinem Gesicht, welches kurz darauf aber wieder verschwand. Norm räusperte sich leise. „Was möchtest du denn über deinen Bruder wissen?“

Ich brauchte nicht lange, um ihm zu antworten. „Erzähl mir einfach alles, was du über Jake Sully weißt! Und wenn es auch nur das kleinste Detail ist.“, sagte ich und schaute ihn abwartend an.

Der Blonde überlegte kurz, dann fing er an, von Jake zu erzählen. Sowohl von seinen großartigen Taten die er als Mensch und auch als Avatar vollbracht hatte.

Training mit Matthew und Norms Geständnis

Hallihallu meine lieben Leser :3~
 

Hier wieder ein neues Kapitel meiner FF :D

Ich bin begeistert, dass so viele die FF überhaupt lesen!

*gerührt sei*
 

Nun denn, ich wünsche euch jetzt erstmal viel Spaß beim Lesen!

Freu mich schon, eure Meinung zu diesem Kapitel zu hören! Und seit ruhig erhlich zu mir ;)
 

Liebe Grüße

LadyNino

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Training mit Matthew und Norms Geständnis
 

Ich erwachte, als das Klingeln meines Weckers in meinem Zimmer immer lauter wurde. Obwohl ich noch recht müde war, beeilte ich mich in mein Zimmer zu kommen, denn ich wollte Norm nicht wecken. Grummelnd schaltete ich den Wecker ab. Dann kramte ich eine einfache graue Jogginghose und ein dunkelblaues Top aus meiner Reisetasche und schlurfte zurück, an Norms Bett vorbei, und ins Badezimmer. Sehnsüchtig warf ich einen kurzen Blick zur Dusche, aber dafür hatte ich jetzt noch kaum Zeit. Also musste ich mich wohl oder übel mit der Katzenwäsche zufrieden geben.

Fertig angezogen tapste ich nun wieder zu Norm ins Zimmer zurück, um zu schauen, ob er immer noch schlief, oder vielleicht schon wach war. Er stöhnte gequält auf. „Ich glaube, dass irgendjemand dich im Traum verfolgt hat, wie?“, fragte er plötzlich und setzte sich auf. Ich schaute ihn verwirrt an. „Du hast die ganze Zeit über irgendein wirres Zeug gesagt, dass ich echt geglaubt hatte, du wärst wirklich wach...“, der Junge strich sich durch das blonde Haar und warf mir einen leicht bösen Blick zu. „Das nächste Mal warnst du mich vorher aber, ja?!“

Ich kratzte mich verlegen am Hals. „Entschuldige, kommt nicht wieder vor, versprochen.“

Auf seinen Lippen bildete sich ein Lächeln, dann winkte er ab. Doch dann veränderte sich Norms Mimik schlagartig und er schaute mich besorgt an.

„Willst du wirklich zu Craigs Training gehen?“

Ich nickte.

„Dann pass' aber gut auf dich auf. Und lass dich nicht von ihm unterkriegen. Matthew ist so etwas wie ein zweiter Quaritch.“

Jetzt wurde mein Blick fragend.

„Quaritch war der Kerl, der den Kampf zwischen den Na'vi und den Himmelsmenschen angezettelt hat. Auch ist durch ihn Grace gestorben.“

Ich senkte den Blick. Von Graces Tod hatte Norm mir natürlich auch erzählt gehabt, jedoch hatte er nicht erwähnt, durch wen die ehemalige Leiterin gestorben war. Jetzt wusste ich es zumindest.

„Was ist mit Quaritch passiert?“, wollte ich nun wissen.

„Er hat seine gerechte Strafe verdient. Er wurde von Neytiri mit zwei Pfeilen durch den Brustkorb getötet, als er gerade Jake erledigen wollte.“

Meine Lippen verließ ein leiser zischender Laut, doch ich erschrak, als ich einen Seitenblick auf den Wecker neben Norms Bett warf. Zehn Minuten vor acht!

„Ich muss los!“, stieß ich hervor, verabschiedete mich mit einer kurzen Umarmung schnell von meinem besten Freund und eilte dann zum besagten Trainingsraum. Den Weg dorthin hatte mir Norm gestern zum Glück erklärt gehabt, sonst wäre ich wohl aufgeschmissen gewesen.

Als ich um die Ecke stürmte, sah ich wie Matthew schon mit verschränkten Armen vor der Brust auf mich zu warten schien. Kurz vor ihm wollte ich zum Stehen kommen, doch hatte ich die eine unebene Stelle im Boden kurz vor ihm nicht miteinbezogen – über die ich dann auch stolperte, das Gleichgewicht verlor und beinahe nach vorne übergekippt wäre. Jedoch wurde ich von zwei starken Männerarmen aufgefangen. Verdattert blickte ich auf und sah in das leicht mürrische Gesicht vom Colonel. „Du bist zu spät. Es ist acht Uhr zwei. Multipliziere die zwei mit zehn. Und so viele Runden wirst du extra rennen müssen. Ich wünsche jetzt schon viel Vergnügen.“, ein leicht fieses Lächeln umspielte jetzt seine Lippen, während er seine Hände auf meine Schultern legte und mich von sich weg schob. Dann schritt er unberührt durch die Tür, welche anscheinend zum Trainingsraum führte.

Ich folgte ihm und betrachtete dabei dabei die ganzen anderen Räume, an denen wir vorbei gingen. Umkleidekabinen, Druckkabinen, Fitnessräume und eine kleine Schwimmhalle. Nun traten wir vor eine große Eingangstür. „Willkommen in unserer Sporthalle.“, sagte der Mann und stieß die große, schwere Tür mit Leichtigkeit auf. Mir entwich ein erstaunter Laut.

Vor mir erstreckte sich eine riesige Halle, welche allerlei Möglichkeiten bot, seinen Körper fit zu halten oder Kondition, Zielgenauigkeit und Überlebensfähigkeiten zu trainieren. Seile und Turnringe hingen von der Decke herab, die Wand gegenüber der Eingangstür war sogar mit einer ganzen Reihe von Zielscheiben versehen. Erst jetzt bemerkte ich die Gruppe von knapp fünzehn Männern, welche am Ende der Halle in einer geraden Reihe standen. Ähnlich wie bei der Armee. Matthew stieß mich in Richtung der Gruppe. Zwar warf ich ihm einen wütenden Blick zu, doch stellte ich mich dann auch zu den Männern. Der Colonel stellte sich einige Meter von der Gruppe entfernt hin, aber so, dass jeder ihn noch sehen konnte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und schien jedem der Männer einen warnenden Blick zu zu schicken – so als wollte er ihnen sagen, dass sie die Finger von mir lassen und nicht auf falsche Gedanken kommen sollten.

Dann begann er zu sprechen:

„Herzlich Willkommen zu meinem speziellen Training, meine Herren und die Dame.“ er blickte kurz zu mir. „Ich habe dieses besondere Training eingeführt, um denjenigen, die daran Interesse haben, dort draußen auf Pandora nicht sofort nach fünf Minuten umgebracht zu werden, ein kleine Überlebenschance zu geben. Heißt im Endeffekt: Ihr seit ihr, damit ihr lernt, doch etwas länger am leben zu bleiben, wie vielleicht manch andere. Ob mein Training dann bei euch Früchte trägt, werde ich ja spätestens dann mitbekommen, wenn ihr erfolgreich zurück nach Hell's Gate gekommen seit - oder auch nicht.“, er machte eine kleine Pause. „Zum Aufwärmen rennt ihr erstmal zehn Runden. Und los!“

Matthew hatte das Startsignal gegeben.

Sofort setzten sich die Männer in Bewegung, ich natürlich auch. Aber die jungen herrschen schienen wohl eher darauf bedacht zu sein, wer am Schnellsten die zehn Runden absolvierte, anstatt ihr Tempo gleichmäßig zu halten. Vorteil für mich, denn ich hatte gelernt, sich seinem Tempo immer treu zu bleiben und nie darauf zu achten, ob man als Schnellster durch Ziel kam, oder nicht.

Links, recht. Links, rechts. Eins und zwei und eins und zwei, ich zählte in Gedanken mit, konzentrierte mich ganz auf mein eigenes Tempo. Und irgendwann hatte ich dann auch die zehn Runden beschafft. Gerade, als ich mich erneut zu der Runde von Männern gesellen wollte, schüttelte Matthew den Kopf. „Hast du etwa deine Strafe wieder vergessen? Los, zwanzig Runden extra!“

Ich schaute ihn fassungslos an. „Aber, aber...“, versuchte ich nun nach einer passenden Ausrede zu suchen, doch der Colonel schaute mich nun mit einem stechenden Blick an, der mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Craig schnaubte kurz, dann fing er plötzlich zu joggen an. „Wenn es sein muss, lauf ich auch neben dir her, wie bei einem kleinen Kind.“, sagte er nun und griff nach meinem Handgelenk, zog mich mit sich, bis ich mich aus seinem Griff entwand und selber zu laufen anfing. „Ist ja schon gut...“, murrte ich nun und passte mich seinem Tempo an. Wie ich feststellte, schienen wir beide fast die gleiche Taktik zu haben, oder besser gesagt. Das gleiche Lauftempo, auch wenn er etwas schneller war, als ich. Aber das machte mir nicht viel aus.

„Sag mal, hast du irgendeine Sportart trainiert?“, fragte mich dann. Ich nickte knapp. „Ja. Dreizehn Jahre lang Kung Fu. Ich besitze den braunen Gürtel. Ansonsten hab ich nebenbei noch andere Sportarten wie Schwimmen oder Leichtathletik betrieben. Das meist aber nur einige Monate,“

Er lachte leise auf. „Ganz schön sportlich, die junge Dame. Mal sehen, ob du auch gut schießen kannst.“

Ich schaute ihn aus großen Augen an.

„Was?“, fragte ich dann, etwas heiser, da mir plötzlich die Stimme versagt hatte und räusperte mich kurz. Matthew schmunzelte leicht. „Na, auch wenn du in diesem Avatar steckst, wirst trotzdem mit einer Waffe umgehen müssen, Kleines. Oder denkst du etwa, dass dir alle Tiere auf Pandora gut gesinnt sind? Dort draußen herrscht nur ein Gesetz: Töten oder getötet werden.“ der Blonde schaute mich kurz an, dann richtete er seinen Blick wieder auf den Weg vor sich. Ich hatte im Kopf aufgehört mit zu zählen, denn jetzt drehten sich meine Gedanken um das 'Gesetz', welches der Colonel mir gerade offenbart hatte. Ich hatte zuvor noch nie jemanden oder etwas getötet gehabt und jetzt wurde von mir verlangt, dass ich das so einfach konnte? „Nein.“, meinte ich nun laut und schüttelte den Kopf. „Ich werde ganz sicher niemanden dort draußen auf Pandora umbringen!“

Matthew lachte lauter. „Schön, dann bin ich gespannt darauf, wie Norm dich vollkommen blutverschmiert und mit offenen Wunden zurück bringt. Wenn dich die Tiere dort draußen nicht schon gefressen haben. Und ich meine mit allem drum und dran.“

Ich schluckte schwer und senkte den Blick. Aus den Augenwinkeln bekam ich mit, wie der Blonde nun plötzlich wieder zur Gruppe zurück ging. „Deine zwanzig Runden sind vorbei! Komm!“ Wie benommen folgte ich dem Mann und stellte mich dann neben ihn. Zwar bekam ich noch mit, wie er einigen anderen Männern die Anweisung gab, die Scharfschützengewehre zu holen, doch schien ich plötzlich weit weg zu sein. Erst als mich Matthew an den Schultern packte und leicht rüttelte, schien ich aus meiner Trance zu erwachen. Ich blinzelte verwirrt.

„Ist alles okay mit dir?“, fragte Matthew, wobei sein Blick trotzdem neutral blieb. Ich nickte schwach. „Ja, alles in Ordnung.“, ich zwang mich zu einem leichten Lächeln. Der Colonel schmunzelte etwas, dann ließ er mich los. In der Zwischenzeit schienen die Männer die Gewehre geholt zu haben und verteilten sie nun. Auch ich bekam eins in die Hand gedrückt. Wie die Anderen stellte ich mich in einiger Entfernung vor den Zielscheiben auf und legte das Gewehr an. Doch ich zitterte zu sehr. Außerdem schien ich mich ziemlich blöd anzustellen, denn plötzlich erklang Craigs Stimme hinter mir. „Du hast wohl noch nie eine Waffe in der Hand gehalten, was? Schau mal, dass musst du so machen Schätzchen.“, es schien beinahe so, als würde er mich von hinten umarmen wollen, doch als seine Hände zu meinen Armen wanderten, atmete ich beruhigt aus, denn nun half er mir, die Waffe richtig anzulegen und genauer zu zielen. „Abdrücken.“, befahl er leise und ich tat, wie mir befohlen. Der Schuss ging ziemlich an den äußersten Rand der Zielscheibe. „Noch einmal.“, hörte ich ihn sagen und ich nickte. Eigentlich wollte ich es jetzt mal ganz ohne seine Hilfe probieren. aber Matthew schien gar nicht daran zu denken, mich jetzt alleine üben zu lassen. Im Gegenteil, er blieb sogar das ganze restliche Training über hinter mir stehen und half mir dabei, der Mitte der Zielscheibe immer näher zu kommen. Zwar empfand ich anfangs als recht ablenkend, wenn er seinem Körper so dicht an meinen Rücken hatte, doch nach einer Zeit war es eigentlich recht ... angenehm.

Das Training endete um zehn Uhr. Ich war recht zufrieden mit meiner heutigen Leistung und Matthew anscheinend auch. Eher aus reiner Höflichkeit half ich ihm dann noch, die restlichen Waffen weg zu bringen und kam so mit ihm in ein kleines Gespräch. Während er die Waffen fein säuberlich wieder an ihrem Platz legte, versuchte ich einen guten Anfang für meine Frage zu finden.„Sagen Sie -“, fing ich an, doch der Mann unterbrach mich. „Du brauchst mich nicht zu siezen, du kannst mich ruhig duzen. Immerhin duze ich dich ja auch.“, er grinste mich an. Ich lachte leise auf. „In Ordnung. Wenn du es so möchtest. Ich habe eine Frage: Warum ist die RDA wieder auf Pandora?“

Der Colonel, welcher zudem auch noch der Sicherheitschef war, hielt kurz inne und schien zu überlegen. „Ich schätze mal, dass dir Norm von dem Krieg erzählt hatte, den die Himmelsmenschen und die Na'vi hatten. Nun, das Unobtanium, welches in großen Mengen auf ganz Pandora zu finden ist, ist für uns recht wichtig. Wir haben eine Art Friedensvertrag mit den Na'vi geschlossen. Wir dürfen das Unobtanium abbauen, solange wir keine ihrer ach so heiligen Orte zerstören und wir den Na'vi nichts antun. Da sich der Heimatbaum in den Jahren wieder langsam aufzubauen scheint, schöpfen die

Na'vi wieder Hoffnung, doch solange sich der Baum noch nicht vollkommen regeneriert hat, dürfen wir dort das Unobtanium abbauen. Und damit du es weißt: Wir halten uns an die Regeln in dem Vertrag, aber ob die Affen das tun werden, ist bedenklich. Fühle dich bitte nicht angegriffen, du bist ja nicht direkt einer von ihnen.“ er tätschelte mir den Kopf, so als wäre ich ein Hund. Ich schlug wütend seine Hand weg. „Ich glaube, dass es wohl anders herum sein wird. Ihr werdet euch nicht an den Vertrag halten können! Und ich finde es eine Frechheit, dass ihr dem Heimatbaum auch noch Steine in den Weg legt! Wie soll es denn wachsen können, wenn ihr dort das Unobtanium abbaut?!“, meine Stimme wurde lauter. Matthew atmete beherrschend aus. „Wir wissen schon, was wir tun. Und außerdem Kleines“, er legte die letzte Waffe bei Seite, drehte sich um und kam auf mich zu. Dann drückte er mich plötzlich gegen die nächste Wand. Sein Gesicht kam meinem immer näher. Wenige Millimeter – unsere Nasen berührten sich fast schon – hielt er inne. Sein stechender Blick drückte etwas sehr bedrohliches und gefährliches aus. Mein Blick wurde ängstlich. „wir legen dem Heimatbaum keine Steine in den Weg. Wenn wir das tun würden, dann würde der Baum wohl kaum wachsen, nicht? Und vergiss nicht. Du bist immer noch ein Mensch, egal ob du in deinem Avatar steckst, oder nicht!“

Matthew ließ von mir ab und schritt zurück zur Eingangstür der Halle. „Und jetzt komm endlich! Oder willst du, dass ich dich hier einschließe?!“

Ich setzte mich in Bewegung, doch schritt ich gleich an dem Colonel vorbei und direkt zurück in mein Zimmer. Auf solch einen Menschen konnte ich wirklich verzichten!
 

Wütend schlug ich die Zimmertür zu und ließ einen wütenden kurzen Schrei los. Die Badezimmertür öffnete sich schlagartig und Norm kam mit einem „Was ist passiert?“ aus dem Bad gestolpert, bekleidet nur mit einem Handtuch um die Hüften. Ich stieß ein quietschenden Laut aus und drehte ihm sofort den Rücken zu. „Ich schau nicht hin!“, rief ich nun und hielt mir zum Beweis auch noch die Hände vor die Augen. Norm lachte kurz auf. „Keine Sorge, da wird schon nichts verrutschen Liebes. Was ist passiert?“, am Ende war er ernster geworden. Zaghaft drehte ich mich um, hatte den Blick aber auf sein Gesicht geheftet. Ich hatte nicht bemerkt, wie sich leichte Tränen in meinen Augen gebildet hatten – er schon. Mit einem besorgten Gesichtsausdruck kam Norm auf mich zu und drückte mich an seine Brust. Obwohl er nass war konnte ich nicht anders und legte meine Arme ebenfalls um ihn. „Also, was ist passiert?“, fragte er nun, während sich seine Stimme etwas verfinsterte. Ich schluckte die Träne runter und atmete dann tief ein und aus. Meine Stirn hatte ich für kurze Zeit an seine Brust gelegt, doch jetzt schaute ich zu ihm auf. Meine Hände wanderten nun an Stelle meiner Stirn zu seiner Brust und ballten sich dort zu Fäusten. „Warum hat Jake zugelassen, dass die Menschen wieder nach Pandora kommen durften? Sie werden die ganzen heiligen Orte zerstören, nur um an das Unobtanium zu kommen!“, ich schaute ihn verzweifelt an. Er strich mir beruhigend durchs Haar, dann nahm er mein Gesicht in seine Hände und legte seine Stirn gegen meine. „Sei unbesorgt, Jake wusste, was er tat. Und glaube mir, wenn er mitbekommen sollte, dass die RDA gegen seinen Friedensvertrag verstößt, wird er alles mögliche in die Wege leiten, damit diejenigen, die sich nicht den Na'vi anschließen erneut in die sterbliche Welt zurück geschickt werden und dann dort auch für immer bleiben.“, er lächelte mich leicht an, doch dann wurde er wieder ernst. „Und hat Craig dir etwa angetan?“

Ich versuchte den Blick zu senken, doch es schien unmöglich. „N-Nein, nicht direkt. Er hat mich nur gegen die Wand gedrückt und mir besser sagen zu können, dass die Menschen dem Heimatbaum trotz des Unobtaniumabbaus nichts anhaben, da dieser ja trotzdem wächst. Und das ich trotzdem noch ein Mensch bin, auch wenn ich die nächste Zeit ab und an in dem Avatar verbringen werde.“ Auch wenn ich es versucht hatte, ich konnte meinen besten Freund einfach nicht anlügen. Dafür kannte er mich einfach zu gut. Norm seufzte leise auf. „So ganz Unrecht hat er ja nicht. Dem Heimatbaum wird wirklich nichts getan, er wächst weiter. Und das auch in einem recht guten Tempo. Auch hat er recht, was die Sache mit dem Menschen anbelangt. Diejenigen, von uns die den Avatar lediglich nur steuern, sind Menschen. Aber Jake, welcher seine ganze Persönlichkeit in seinen Avatar übertragen konnte, ist nun ein richtiger Na'vi... aber mach dir um die Worte von Matthew keinen Kopf. Der Kerl spinnt ein bisschen. Ich hoffe, dass er dir sonst nichts weiteres angetan hat?“

Ich schüttelte sacht den Kopf, um ihn zu beruhigen.

„Gut so, denn niemand wird dir je etwas antun, nicht solange ich dich beschützen werde. Wenn es auch mit meinem eigenen Leben sein muss.“, seine Worte kamen leise und hauchend. Als er mir so tief in die Augen blickte spürte ich etwas. Ein Kribbeln. In meinem Bauch, aber es war nicht unangenehm, sondern wunderschön. Es machte mich glücklich. Ich öffnete leicht den Mund, um etwas sagen zu können, doch da unterbrach er mich mit den wundervollsten Worten, die ich je gehört hatte:

„Ich liebe dich, seitdem ich sechs Jahre alt war.“

Mein Herz pochte, wild und schnell, als sich seine Lippen auf meine legten. Der Kuss war sanft, zärtlich und ich konnte einfach nicht anders, als ihn zu erwidern. Meine Augen schlossen sich, als seine Lippen sich ein weiteres Mal auf meine legten, und auch hier erwiderte ich. Ich wusste nicht, wer sich zuerst von wem löste, doch sagte ich ihm die drei schönsten Worte:

„Ich dich auch.“

Anscheinend währte Liebe wohl über Jahre hinweg, denn schon als ich klein war, war ich in Norm verliebt gewesen. Doch, dass er diese gleichen Gefühle auch für mich empfunden hatte, kam jetzt erst raus. Aber ich war glücklich darüber, denn jetzt schien ich meinen Partner endlich gefunden zu haben.

Avatar

Hallöchen meine lieben Leser x3~
 

Erstmal eine gute Nachricht an alle: Es geht weiter mit der FF xD

Die schlechte: Ich werde bis zu den Sommerferien 2010 nicht wirklich die Zeit haben, neue Kapis zu schreiben, da die Schule ziemlich stresst und meine Leistungen dieses Halbjahr echt gut sein müssen ^^°

Falls irgendwer gut in Mathe ist, besonders in Parablen(ist das jetzt richtig geschrieben?) soll er/ sie sich doch bitte bei mir melden, ich bräucht die Hilfe unbedingt xD
 

Naja, genug gelabert :D

Ich hoffe, dass ich wenigstens noch das nächste Kapitel in den folgenden Wochen hochladen kann, denn da wirds dann die erste Begegnug mit Tsu'tey geben ;)
 

Jetzt wünsche ich euch aber erstmal viel Spaß beim Lesen und möchte mich nochmals herzlichst bei alllen meiner lieben Kommi-Schreibern bedanken, ihr seit die Besten

*euch allen mal nen fetten Kuss geb*
 

Liebe Grüße

LadyNino

__________________________
 


 

Avatar
 

Verträumt blickte ich aus dem Fenster und betrachtete die beinahe schon regenwaldartige Umgebung. Irgendwie wollte ich nicht wahr haben, dass dort draußen solche große Gefahren wie ein Thanator oder Natterwolf umherstreiften. Natürlich waren dies nicht die einzigsten Kreaturen, auf die ich Acht geben musste, aber mit die Gefährlichsten. Ich seufzte leise und blickte zu Norm, der gerade an seinem Schreibtisch saß und irgendein wissenschaftlichen Papierkram erledigte. Ich hatte davon nicht gerade viel Ahnung, war ja immerhin nur durch Zufall hergekommen. Oder sollte ich besser sagen, durch eine kleine Lüge? Ich musste kurz schmunzeln. „Norm, was hast du Parker Selfridge eigentlich erzählt, damit er dir die Erlaubnis dafür gab, dass ich nach Pandora kommen konnte?“, fragte ich nun und ging zu ihm.

Der Blonde schaute auf und grinste mich an. „Nun ja, wie soll ich am Besten anfangen? Nachdem Parker den Friedensvertrag mit Jake geschlossen hatte und die Himmelsmenschen wieder zurück nach Pandora kommen durften, habe ich die Chance natürlich sofort genutzt und ihm erzählt, dass ich eine gute Freundin auf der Erde hätte, die uns in Sachen Avatar-Programm und Sicherheit zwischen Na'vi und Himmelsmenschen sehr gut helfen könnte. Immerhin hattest du schon früher einen Drang danach, anderen zu helfen und für Gerechtigkeit und Ordnung zwischen verschiedenen Gruppen zu sorgen.“, er wartete kurz ab, wahrscheinlich um zu sehen, ob ich irgendeine Reaktion zeigen würde, doch ich schaute ihn nur unberührt an. So etwas in der Art hatte ich mir eigentlich schon gedacht, immerhin hatten die Betreuer, wie ich sie gerne nannte, der ISV Venture Star, öfters solche ähnlichen Sachen erzählt.

Ich ging noch tiefer in meine Vergangenheit. Mit achtzehn Jahren hatte ich die dreijährige Ausbildung für das Avatar-Programm angefangen - auf der ISV Venture Star. Das war seit dem Krieg, welcher auf Pandora ausgebrochen war und von den Einwohnern erfolgreich gewonnen worden war, keine Seltenheit mehr. Man hatte wohl beschlossen gehabt, drei Jahre während des knapp sechs Jährigen Fluges von der Erde nach Pandora, für die Ausbildung zu nutzen. Eine recht kluge Idee – wie ich zumindest fand. So war es nicht ganz so langweilig geworden und ich hatte wenigstens die nötigen Vorbereitungen gehabt. Und obwohl fast immer von dem Friedensvertrag die Rede gewesen war, so hatte ich dieses kleine, wenn aber auch sehr wirksame Ereignis, verdrängt gehabt. Anscheinend wohl so sehr, dass ich es mir nicht mal mehr in den Sinn gekommen war, als mir Matthew davon erzählt gehabt hatte.

Jetzt kam alles wieder zurück.

„Ich bin so bescheuert!“, stieß ich nun aus und strich mir seufzend über das Gesicht.

„Das du bescheuert bist, ist mir nicht neu, Liebes.“, hörte ich nun Norm lachend sagen, welcher sich aber sofort einen tödlichen Blick von mir einfing und sofort wieder verstummte.

Plötzlich hielt Norm inne. „Wie spät ist es?“, fragte er dann und schaute sich schon etwas hektisch nach einer Uhr um. Ich schaute auf meine Armbanduhr. „Halb zwölf, wieso?“

Der Junge fuhr so plötzlich von seinem Stuhl hoch, dass ich die Angst hatte, der Stuhl würde nach hinten umkippen. „Scheiße! Genau jetzt müssten wir im Labor sein!“, ohne länger nachzudenken ergriff er meine Hand und schleifte mich zum Labor. Besser gesagt zum Kernstück des Raumes; der Verbindungsstation.

Dort angekommen erwartete uns schon eine leicht angenervte Amy.

„Und ich dachte schon, ihr würdet nie kommen!“, begrüßte sie uns und achtete erst gar nicht auf die Entschuldigung, die Norm ihr vergeblich versuchte zu erklären. Ihr Blick ruhte für einen kurzen Moment auf mir. „Wir fangen mit dir an, Lillian.“, sagte sie nun und deutete mir an, ihr zu folgen. Die Wissenschaftlerin führte mich zu den so genannten Verbindungskammern. Es war eine graue, sargähnliche Kammer. Amy betätigte einen kleinen Knopf, was zur Folge hatte, dass sich der Deckel des Sargs langsam öffnete. Ich trat näher heran und betrachtete das Innere der Kammer. Wie es aussah musste ich mich wohl in die Körperform grob angepasste Bettung legen. Zum Glück leidete ich nicht an Platzangst, was wohl recht ungünstig gewesen wäre.

Ich piekste leicht in das grüne gummiartige Material. Norm lachte auf. „Genauso hat Jake auch reagiert.“, meinte er nun schmunzelnd und ich schaute ihn erstaunt an.

„Ehrlich?“, fragte ich nun musste innerlich doch etwas lächeln. Anscheinend hatten mein Bruder und ich wohl doch einige Gemeinsamkeiten, auch wenn ich ihn gerade nur mal vier Jahre meines Lebens mit ihm verbracht hatte, fühlte ich doch eine Art tiefe Verbindung. Aber das konnte auch nur an der Halskette liegen, die wir drei Geschwister uns einst geschenkt hatten. Besser gesagt; Tom und Jake hatten sie für uns drei extra anfertigen lassen, als Zeichen unserer Geschwisterliebe. Es war ein Herz, angefertigt aus reinem Gold und in drei Teilen aufgeteilt. Ich besaß die linke Hälfte des Herzes. Jake die rechte Herzhälfte und Tom besaß die goldene Mitte. Aber damit nicht genug, damit wir auch immer erkennen sollten, dass dies unsere Kette war, hatten wir die jeweils anderen Namen der Geschwister auf die Vorderseite eingravieren lassen. Damals war ich vier Jahre alt gewesen, als ich meinen Teil des Anhängers bekommen hatte, doch die Vereinbarung, die wir getroffen hatten, war bis heute in meinem Kopf verankert geblieben – und sie würde es auch weiterhin tun.

Das leise Räuspern von Doktorin Whatley riss mich aus meinen Gedanken. „Würdest du dich jetzt bitte in die Bettung legen, Lilly? Ich möchte nicht noch Jahre warten müssen.“

Ich zuckte leicht zusammen und murmelte ein leises „Entschuldigung“, dann legte ich mich, teils mit einem mulmigen Gefühl, teils mit einem recht aufgeregten Gefühl in die Bettung. Bevor die Wissenschaftlerin nochmals zu Wort kommen konnte, richtete ich mich kurz nochmals auf und nahm die Halskette ab. „Bitte geben sie mir das, wenn ich in meinem Avatar bin, es ist mir sehr wichtig.“

Die Frau nickte knapp, dann gab sie mir Anweisungen:

„Schließe einfach die Augen, bewege dich nicht und denk an rein gar nichts.“, waren die letzten Worte, die mir Amy noch auf den Weg gab, bevor sie den Deckel zuklappte. Aufgrund der herrschenden Dunkelheit in der Kammer und dem Nachteil, dass ich kaum was hören konnte, da diese Anlage anscheinen Schalldicht sein musste, schloss ich langsam die Augen. Ich atmete tief ein und aus und versuchte an nichts zu denken, so wie es mit Whatley befohlen hatte. Nach einiger Zeit schien es sogar zu klappen.

Ohne es wirklich mitzubekommen, schien mich plötzlich die Müdigkeit zu packen. Seltsam, denn eigentlich war ich doch total ausgeruht. Ich versuchte gegen die Müdigkeit anzukämpfen, doch schon nach kurzer Zeit musste ich aufgeben und gab mich leise seufzend dem Schlaf, welcher sanft über mich hinweg wog, nach und gleite in eine Art traumlosen Schlaf, oder war es doch etwas anderes? Eine Art Verbindung. Eine Verbindung mit mir und einem, mir jetzt noch fremden Körper...
 

Ich horchte.

Stimmen. Irgendwo. Sie mussten recht weit weg sein, denn ich hörte sie kaum, so als würde eine Art dichter Nebel sie verschlucken.

Und wieso kann ich nichts sehen?

Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch meine Lider waren zu schwer. Ja, schwer wie Blei. Dunkelheit umgab mich, bis ich plötzlich einen gleißenden und hellen Lichtpunkt sehe, der mir direkt in die Augen gehalten wird. Ein leises Fauchen entwich mir. Wenigstens Laute konnte ich noch von mir geben.

Und auf einmal schien es mir so, als könnte auch etwas sehen. Zuerst zwar nur sehr schemenhaft, dann aber immer deutlicher. Die vorerst sehr verzerrten Gestalten fügten sich langsam zusammen, sodass ich zuerst eine und dann zwei Personen erkannte. Ich befand mich auf der Aufwachstation für die Avatare. Genauer genommen lag ich noch auf einer Aufwachliege, an meinem Körper waren Überwachungssensoren befestigt. Langsam setzte ich mich auf.

„Immer schön langsam, Miss Greek. Und herzlich Willkommen in Ihrem Avatar.“, hörte ich nun eine der beiden Personen sagen, welche in einem weißen, astronautenähnlichem Anzug stecke. Ich schaute an meinem Körper herunter – und ließ zischend die Luft zwischen meinen Zähnen ausströmen. Ich war tatsächlich in meinem Avatar!

Plötzlich hörte ich etwas leises durch die Luft schlagen. Meine Ohren zuckten und ich war einen Blick über meine Schulter – meine Augen weiteten sich vor Erstaunen. Ich hatte einen Schwanz bekommen! Einen richtigen Schwanz, wie bei einem Löwen!

Auf meinen Lippen breitete sich ein Grinsen aus.

„Wie fühlen Sie sich, Miss? Haben sie Taubheitsgefühle oder sonstige Beschwerden?“, fragte mich nun der Mann, welcher in einem gleichen Anzug wie die Frau steckte. Ich schüttelte sacht den Kopf. Wow, es klappte ja!

Ich lachte laut auf. „Ist das irre!“, meinte ich dann und bewegte Finger und Zehen. Die Frau lächelte mich an. „Bevor Sie jedoch einige Aktivitäten starten können, müssen wir vorerst noch einige Übungen mit Ihnen durchgehen. Das dient dazu, dass Sie sich schneller an ihren Avatar anpassen können.“, gab mir die Frau nun Auskunft und ich nickte kurz. Meinetwegen sollten sie doch mit mir diese Übungen durchgehen. Ich befolgte also die weiteren Anweisungen, die mir gegeben wurden: Mit den Fingerspitzen die Daumen berühren, die Zehen erneut bewegen, mit dem Schwanz einige Bewegungsübungen ausführen und einige Atemübungen machen. Dann wurden mit mir noch einige verwandte Arten von Seh- und Hörtest gemacht, bevor mir der Mann Kleidung brachte und meine Halskette. Doch bei meinem Avatar passte diese Kette nicht mehr um meinen Hals, also entschied ich mich, ihn mir um das Handgelenk zu binden. Dort sah es doch auch ganz gut aus.

Ich zog mich um, verließ die Aufwachstation und betrat dann eine Art riesigen Übungsplatz, auf dem sich schon viele andere Avatare zusammen gefunden hatten. Ich blickte mich um und war sofort fasziniert. Hier konnte man ja alles mögliche machen! Basketball spielen, rennen, an Wänden klettern und, und und.

Ich lachte erneut auf, diesmal aber vor Begeisterung.

„Na, gefällt es dir?“, erklang plötzlich eine Stimme von der Seite und ich fuhr herum. Meine Augen weiteten sich, als ich die Person, oder besser gesagt, den Avatar vor mir ohne weitere Probleme erkannte.

„Norm!“, rief ich glücklich und betrachtete ihn kurz. Ich konnte mir ein breites Grinsen jedoch nicht verkneifen. Sein Avatar und er als Mensch hatte recht große Ähnlichkeiten. „Deine Augen.“, kicherte ich und trat auf ihn zu. „Wie süß. Du hättest den Dackelblick bestimmt perfekt drauf.“

Er blinzelte mich verwirrt an. „Wie bitte?“, fragte er und ich musste jetzt richtig loslachen.

Es sah einfach zu niedlich aus, wenn er mich aus so verwirrten Augen ansah.

„En-Entschuldige bitte...“, prustete ich nun und krümmte mich beinahe schon vor Lachen. Wenn er jetzt noch einen schmollenden Blick aufsetzte, wäre ich wohl explodiert, doch zum Glück tat er es nicht und warf mir nur solange einen verärgerten Blick zu, bis ich verstummt war.

Seine Gesichtszüge wurden wieder weicher. „Willst du mal sehen, wie du aussiehst?“, fragte er und ergriff meine Hand. Norm brachte mich zu einer Hütte, in denen wir noch anderen Avataren begegneten, welche mir jedoch nur leicht erschrockene Blicke zuwarfen. Ich schaute meinen Freund fragend an. „Warum schauen sie so erschrocken, als wäre ich ein Alien?“

Er antwortete nicht sofort, sondern führte mich zuerst zu einem großen Spiegel. „Weil du anders bist.“, meinte er nur knapp und schob mich vor den Spiegel. Ich stieß einen leisen erstaunten Ton aus. Ich war tatsächlich anders als die Anderen!

Zwar hatte ich eine ebenso weiche, cyanblaue Haut, wie die meisten Avatare, doch war meine Haut mit dunklen kobaltblauen Wellen durchzogen. Die dunklen Wellen wurden hier und da von einigen ganz dünnen und hellblauen Wellen durchzogen. Meine Augen erstrahlten in einem Apfelgrün, während um meine Pupille die Farbe in einen goldbraunen Ton überging. Auch glaubte ich rote kleine Punkte in dem goldbraunen Bereich um meine Pupillen herum sehen zu können. Meine Haare hatten eine tiefschwarze Farbe und fielen mir ein Stückchen weiter bis unter die Schulterblätter. Die Frisur war eher einfach gehalten; ich hatte einen Seitenscheitel und einen leichten Pony, der mir etwas über das rechte Auge fiel und leicht angeschrägt war.

Meine Kleidung bestand aus einem beige farbenem Top und einer dunkelgrünen Stoffhose.

Ich schaute etwas genauer in den Spiegel, denn nun hatten die kleinen weißen Lichtpunkte, welche auf meinem ganzen Körper verteilt waren, meine Aufmerksamkeit geweckt. Ich trat näher an den Spiegel heran und kniff die Augen leicht zusammen, um besser und genauer sehen zu können. Auf meiner Nase waren die meisten Pünktchen, doch besonders die Punkte unter meinen Augen hatten mein Interesse auf sich gezogen. Fünf gleichmäßig voneinander entfernte Punkte befanden sich unter meinem linken Auge; auf der rechten Seite waren es nur drei. Ich lächelte leicht und blickte dann an mir herunter. An meinem Bauch lagen die Pünktchen in einer wellenartigen Form auf meinem Körper an, Ansonsten verteilten sich die weißen Lichtflecken eher ungeordnet an Armen, Beinen, Hals, Brust und Rücken an, wobei sie im Gesamtbild trotzdem noch einmaliges und recht außergewöhnliches Muster ergaben.

Ich drehte mich zu Norm um. „Diese Sache mit den Avataren ist echt fantastisch!“, gab ich total begeistert von mir. „Wann können wir zu Jake?“

Norm lächelte mich kurz an, dann legte er beruhigend eine Hand auf meine Schulter. „Immer schön langsam mit den jungen Pferden. Bis wir zu den Omaticaya können, wird es wohl noch einen Tag dauern. Zuerst musst du deine Kenntnisse in Sachen Sprache, Kultur und Verhaltensweise der Na'vi wieder auffrischen. Ich bezweifle, dass du noch alles weißt.“

Ich fühlte mich etwas ertappt und biss mir kurz verlegen auf die Unterlippe. „Ja, ich geb's ja zu, dass ich einiges vergessen habe, aber nur das zu lernen wird ja wohl nicht den ganzen Tag dauern, oder?“, sagte ich und schaute ihn etwas gequält an. Ich hatte wirklich keine Lust, noch einen ganzen Tag zu warten, bis ich endlich zu meinem Bruder konnte. Aber mein Freund schüttelte nur schmunzelnd den Kopf. „Dann können wir trotzdem nicht zu Jake. Heute wirst du dich noch einigen Anpassungstest unterziehen müssen.“ Ein leises Murren entwich mir. Aber nun gut, wenn es eben so sein musste, hatte ich wohl keine andere Wahl.

Gemeinsam setzten wir uns auf dem Trainingsplatz ins Gras.

„Zum Anfang sag mir mal, was 'Hallo' und 'Tschüss' in der Sprache der Na'vi heißt.“, begann Norm und schien dann geduldig auf eine Antwort von mir zu warten, doch ich brauchte nicht sehr lange zum Nachdenken. Diese Ar von Vokabeln war mir zum Glück noch im Gedächtnis hängen geblieben. Ich atmete kurz tief durch und antwortete dann:

„Also gut. 'Hallo' heißt kaltxì und 'Tschüss' heißt kìyeváme.“

Norm nickte knapp. „Richtig. Und was sagst du, wenn du dich bedankst oder um etwas bittest?“

„Iráyo für 'Danke' und ruxté für 'Bitte'.“

Erneut ein Nicken den dem jungen Mann im Avatar-Körper. In diesem Schema fuhr er fort; Norm sagte mir die Wörter oder Sätze in unserer Muttersprache und ich musste sie dann in die Sprache der Ureinwohner Pandoras übersetzen – auch wenn es mir nicht immer gelang. Aber mein Freund schien dafür Verständnis zu haben denn er half mir sehr gerne weiter, wenn ich nicht weiter wusste oder erzählte mal zwischendurch etwas über die Kultur und Verhaltensweisen der Na'vi – und dafür war ich ihm sehr dankbar.

„Ich sehe dich.“, sagte er nun und ich grinste.

„Ich sehe dich auch.“, meinte ich, beugte mich zu ihm vor und küsste ihn. Norm erwiderte zwar, doch löste er den Kuss schnell wieder.

„Skxawng! Ich wollte von dir hören, wie man 'Ich sehe dich' in der Sprache der Na'vi sagt.“, er schien leicht verärgert zu klingen.

„Ach so meintest du das!“ rief ich nun und lachte leise auf. „Oel ngati kameie.“

Jetzt war es Norm der sich überraschender Weise zu mir vorbeugte und mir einen leidenschaftlichen Kuss gab. In meinem Körper schien ein Feuerwerk der Gefühle zu explodieren. Wärme, Glück und vollste Zufriedenheit schien mich wie eine große Welle zu überrollen. Obwohl ich in meinem Avatar-Körper steckte, fühlte und erlebte ich die ganzen Ereignisse und Berührungen so, als wenn ich in meinem menschlichen Körper sein würde. Wir lösten uns erst nach einiger Zeit voneinander, doch am Liebsten hätte ich nie aufgehört. Verträumt seufzte ich auf und ließ meine Stirn gegen seine Schulter sinken. Ich hörte Norm leise lachen und dann wie er mir über den Kopf strich. In dieser Position verharrten wir einige Minuten, während ich nebenbei den Geräuschen der Natur lauschte. Viele unbekannte Geräusche waren dabei, doch mein Gehör nahm sie alle auf und speicherte sie ab, damit sie mir nicht mehr so unbekannt vorkamen, sollte ich sie irgendwann noch ein weiteres Mal hören.

„Na los komm! Lass uns die Anpassungstest machen. Umso schneller wir fertig sind können wir zu Jake.“ der junge Mann schob mich sanft von sich weg, dann stand er auf und half mir ebenfalls auf die Beine.

Die Anpassungstests bestanden eigentlich nur aus ganz normalen Sportübungen. Ich kletterte an Wänden hoch, hangelte mich an Seilen empor, rannte kurze und weite Strecken und sprang über niedrige Zäune. Und ich wurde erneut mit Schusswaffen konfrontiert, doch diesmal gelang es mir viel leichter, das Ziel zu finden und genau zu schießen. Ob es nun an dem Training mit Craig gelegen hatte, oder weil ich nun mit Norm zusammen geübt hatte – ich wusste es nicht so genau.

Auch wenn mir die Test recht kurz vorgekommen waren, so dämmerte es doch schon, als ich mich in eines der vielen betten legte, welche für die Avatare in der Hütte bereit gestellt waren.

Norm beugte sich plötzlich über mich. „Wir sehen uns gleich beim Abendessen, Liebes.“ hauchte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ein Lächeln huschte mir über meine blauen Lippen. Er entfernte sich von mir und schritt dann zu einem anderen Avatar. Ich sah, wie die beiden einige Worte wechselten und hörte dann, wie Norm etwas von Amy erzählte, oder sprach er diesen Avatar etwa gerade mit dem Namen Amy an? Ich wollte aufstehen und zu den Beiden gehen, doch mein Körper war schwer wie Blei. Keinen Millimeter konnte ich mich bewegen. Seufzend gab ich schließlich auf und schloss langsam die Augen. Ich wurde nur wenige Sekunden später von einer geräuschlosen Schwärze umgeben.
 

Der Sargdeckel öffnete sich. Ich schlug die Augen auf und spürte, wir mir irgendjemand aufhalf, da ich selbst noch vollkommen orientierungslos war und alles total verschwommen wahr nahm. Nach einigen Minuten jedoch schienen meine Sinne sich wieder richtig eingeordnet zu haben und ich erkannte, wer mir aufgeholfen hatte. „Doktor Whatley?“, fragte ich etwas heiser und schloss kurz die Augen. Mir war für einen kurzen Augenblick schwindelig geworden. Amy reichte mir ein Glas Wasser, als ich meine Augen wieder öffnete. Dankend nahm ich das Getränk und leerte es in einem Zug. „Du machst dich ganz schön gut in deinem Avatar.“, meinte die Frau nun und ich warf ihr einen erstaunten Blick zu. „Woher wissen Sie, wie Norm mit mir geübt hat?“, fragte ich, doch die Wissenschaftlerin lächelte mich nur an, bis sie dann – nach einigen Sekunden – mit der Antwort raus rückte:

„Ich besitze ebenfalls einen Avatar.“

Das erklärte für mich alles. Also musste Amy es in dem Avatar gewesen sein, mit dem Norm vorhin gesprochen hatte. Ich musste schmunzeln. Mein erster Tag in meinem anderen Körper und schon ein Lob von der wissenschaftlichen Leiterin. Das fing ja schon mal gut an.

Plötzlich fiel mir wieder etwas ein. „Ist das Abendessen schon fertig?“, fragte ich jetzt und Amy lachte laut los. Sie brauchte einige Sekunden, bis sie sich beruhigt hatte und wischte sich kichernd eine Lachträne von der Wange.

„Du stellst Fragen!“, meinte sie nun etwas schwer atmend und fing sich dann. „Das Abendessen fällt aus. Wir haben zu wenig 'Jagd' gemacht. Alles schon von den Na'vi erledigt und außerdem waren die Köche zu faul, um etwas anderes zu kochen. Aber ich habe etwas anderes für dich.“

Sie lief kurz davon und kam dann mit einem Teller wieder. Einzig und allein ein kleiner Kunststoffplastikbeutel befand sich auf dem runden Ding. „Was ist das?“, fragte ich nun, während mir die Wissenschaftlerin den Teller und einen Löffel in die Hand drückte.

„Astronauten-Fraß. Morgen gibt es hoffentlich wieder etwas normaleres Essen, wobei ich dies dennoch bezweifle. In letzter Zeit müssen wir uns immer öfters von dem Zeug ernähren. Ignoriere einfach den Geruch und den etwas komisches Geschmack.“, erklärte sie und ich öffnete den Beutel. Dampfend stieg mir ein süßliche-sauerer Geruch entgegen und ich rümpfte die Nase. Vorsichtig tastete ich mich mit meinem Löffel an das breiartige Essen heran und begann darin herumzustochern.

„Spiel nicht mit dem Essen, Schätzchen.“, ertönte plötzlich Matthews Stimme und ich fuhr zusammen. Ich schaute mich um, konnte den Mann aber nirgends erkennen. Erst als ich einen Blick zu Amy warf, erblickte ich den Colonel. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt – so langsam glaubte ich wirklich, dass dies seine absolute Lieblingspose war – und warf mir einen leicht amüsierten aber auch neutralen Blick zu. Ich wandte den Blick von ihm ab und belud den Löffel. Dann führte ich den nur halbgefüllten Löffel an die geöffneten Lippen, schob ihn in den Mund und schluckte den Bissen ohne zu kauen hinunter. Ich schüttelte mich kräftig. Der Geschmack war wirklich etwas eigenartig und nicht wirklich zu beschreiben. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Matthew und Amy mich zu beobachten schienen. Tapfer und ohne wirklich auf die beiden Zuschauer zu achten würgte ich das Mahl hinunter, bis ich alles aufgegessen hatte. Erstaunt blickte ich auf den geleerten Plastikbeutel auf meinem Teller und lächelte dann stolz. War ja doch nicht so schlimm gewesen.

Craig seufzte auf. „Wenn du immer so lange mit dem Essen brauchst, na dann halleluja!“, gab er nun von sich und fing sich gleich darauf einen wütenden Blick von mir ein, den er aber nur fies lächelnd erwiderte.

„Wieso sind Sie hier?“, fragte nun Amy und warf dem Sicherheitschef einen skeptischen Blick zu. Matthew schwieg kurz, dann entschied er sich aber doch zu reden, wobei er seinen Blick auf mich gerichtet hatte:

„Morgen sollen Norm und du mit zum ehemaligen Heimatbaum der Omaticaya kommen. Damit das junge Fräulein auch sieht, dass wir dem Bäumchen nichts antun und es wächst.“, er wurde am Satz etwas ironischer. Die Wissenschaftlerin schnaubte leise. „Einfach so? Parker erlaubt Lillian und Norm einfach so, dass sie zum Heimatbaum dürfen?“, gab sie nun von sich, wobei ihr Unterton leicht ungläubig war. Der Mann nickte kurz.

„Frag nicht wieso. Also. Morgen um acht Uhr. Sag Norm Bescheid, er wird wissen, wo ihr abgeholt werdet.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und schritt aus dem Labor.

Auf meinen Lippen breitete sich ein Grinsen aus.

Whatley seufzte leise auf. „Nun gut. Norm wird dir morgen sicherlich alles weitere erklären. Geh jetzt in dein Zimmer. Es ist schon spät.“, sagte sie nun und nahm mir den Teller und Löffel ab.

„Wo ist Norm eigentlich?“, fragte ich jetzt und richtete mich auf. Ich hatte meinen Freund nachdem ich aus der Verbindungskammer gekommen war, nicht mehr gesehen.

„Der ist noch in seinem Avatar. Wollte noch etwas erledigen, kommt aber bald. Wie ich schon sagte: Geh du schon mal schlafen. Morgen wirst du all deine Kraft brauchen.“

Sie machte wegscheuchende Handbewegungen und ich lachte leise auf. „Ist ja gut. Bin schon weg.“

Ich verabschiedete mich schnell von der Wissenschaftlerin, dann ging ich schnurstracks auf mein Zimmer. Ein wenig Sorgen machte ich mir schon um Norm, als ich auf mein Zimmer kam und begann mich umzuziehen. Hoffentlich kam er bald wieder.

Ich legte mich in mein Bett und deckte mich zu. Dann schloss ich die Augen.

Ich wusste zwar nicht wie spät es war, aber es kam mir wie Stunden vor, als ich Norms Stimme hörte. Ich blinzelte und sah nur schemenhaft, wie er sich über mich beugte und mir kurz über die Wange strich. „Schlaf weiter, Liebes. Ich wollte nur mal eben schauen, ob du auch heil im Bett angekommen bist“, flüsterte er liebevoll und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich lächelte glücklich und nickte dann leicht. „Natürlich bin ich heil im Bett angekommen.“, säuselte ich nun etwas schlaftrunken und schloss wieder die Augen.

Der Schlaf holte mich ein und ließ mich eine warme, angenehme Schwärze eintauchen.
 

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Ein kleines Nachwort, und ein kleines Rätsel für euch :D
 

So könnt ihr euch Lillians Frisur in ihrem Avatar-Körper vorstellen(ohne diese Spange im Haar):

http://th07.deviantart.net/fs71/300W/f/2009/353/b/5/My_Na__vi_Avatar_by_VanEvil.jpg
 

Nun zum Rätsel:

Wer mir als Erstes in einer Mail sagen kann, wohin Norm gegangen sein könnte, nachdem er sich von Lillian verabschiedet hatte, darf sich ein Extra-Kapitel von mir wünschen ;)

Dabei ist es mir vollkommen egal, welche Personen (nur von Avatar und meiner Geschichte natürlich) und welche Handlungen in diesem Kapitel vorkommen sollen, ihr dürft eurer Fantasie also freien Lauf lassen x3~

Alles weitere werde ich dann mit dem/der Ersten/Erste absprechen, die mir die Mail geschickt hat, mit der richtigen Lösung geschickt hat!

Kleiner Tipp: Lilly und Norm haben, kurz bevor sie mit dem Training angenfangen haben, noch über eine bestimmte Person gesprochen ;)

Mehr wird aber nicht verraten xD
 

Viel Spaß beim Grübeln~

Wiedersehen

Hallöchen meine lieben Leser und Leserinnen!

Erneut gibt es ein neues Kapitel von mir, auch wenn es immer etwas länger dauert >.<

Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen!
 

Auch dieses Mal möchte ich all' meinen Reviewschreibern danken, ihr baut mich mit euren Kommentaren immer wieder auf und gebt mir den Mut weiter zu schreiben! euch alle mal gaaaaaanz dolle drück*
 

Jetzt wünsche ich euch erstmal viel Spaß beim lesen und freue mich schon auf eure Reviews :3~
 

Liebe Grüße

LadyNino

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Wiedersehen
 

„Bist du dir wirklich sicher, dass uns das Ding da beide tragen kann?“, meine Stimme klang unsicher, als Norm und ich uns dem helikopterähnlichen Fluggerät näherten. Doch Norm nickte nur. „Übrigens: Das 'Ding' hat auch einen Namen. SA-2 Samson. Und es wurde extra dafür gebaut um Avatare oder andere größere und schwere Transportgüter von Punkt A nach Punkt B zu bringen. Und jetzt los! Der Pilot hat nicht ewig Zeit!“, nachdem er seine Erklärung beendet hatte, machte er eine scheuchende Handbewegung Richtung des Samsons. Misstrauisch bestieg ich das Fluggerät.

Es war überhaupt schon ein Wunder, dass Norm und ich gemeinsam in das Ding passten, immerhin waren wir beide in unseren Avatar-Körpern.

Seufzend setzte ich mich auf den Boden, winkelte die Beine an und machte mich so klein wie möglich, um meinem Freund und dem anderen Soldat, welcher ebenfalls mit uns flog, Platz zu machen.

Der Samson hob ab. Ängstlich krallte ich mich jetzt an Norms Arm. Plötzlich hörte ich den Piloten lachen.

„Flugangst ist hier fehl am Platz!“, meinte er dann, während er sein Fluggerät mit Leichtigkeit von Hell's Gate wegzulenken schien. Ich stieß ein leises Murren aus und schenkte dem Piloten einen tödlichen Blick. Vielleicht wäre ich dem Mann auch an die Kehle gesprungen, denn er ließ den ganzen Flug über einen Spruch nach dem anderen los. Und die waren nicht gerade Frauenfreundlich. Doch zum Glück war mein persönlicher Ruhepol ebenfalls mit an Bord. Ich spürte, wie Norm mir beruhigend über den Arm strich, bis er plötzlich inne hielt und mich an der Hand packte.

„Schau!“, sagte er und deutete mit dem Kopf auf den Waldboden des Urwaldes unter uns. Obwohl das Blätterdach meine Sicht etwas behinderte, sah ich die Herde der Schreckenspferde, welche unter unserem Samson entlang galoppierte, nur zu gut. „Wie schön...“ murmelte ich nun leise und schaute Norm mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen an.

„Und dort ist der alte Heimatbaum der Omaticaya.“, mit diesen Worten zeigte er auf einen gigantischen, knapp hundertachtzig Meter hohen Baum ,

Mir fehlten die Worte. Dieser Anblick, der sich mir dort bot, war einfach unbeschreiblich.

Doch als sich der Samson dem Baum immer mehr näherte und schließlich auch in einiger Entfernung auf einem Helilandeplatz landete, blieb mir endgültig die Luft weg.

Die RDA hatte mehrere kleine Tagebauten rund um den Heimatbaum erschaffen. Planierraupen, Bagger und andere riesige Fahrzeuge zogen an mir vorbei.

Ich schluckte schwer und wandte mich zu Norm.

„Und jetzt erkläre mir mal, wie der Baum trotz der ganzen Fahrzeuge und Menschen weiterwachsen soll.“, meine Stimme klang brüchig. Ich war geschockt. Zwar hatte ich mich auf solch einen Anblick schon vorbereitet gehabt, doch das Ganze dann wirklich real vor mir zu sehen, war einfach nur schrecklich. Mein Freund seufzte kurz, dann ergriff er mein linkes Handgelenk und führte mich an eine der drei großen Säulen, die den Baum 'stützten'.

Menschen und diejenigen von ihnen welche in den MPAs steckten, wichen zur Seite, als wir uns einen Weg zum Baum bahnten.

„Leg' deine Hände an die Rinde.“, befahl Norm mit leiser Stimme und ließ mein Handgelenk los. „Was?“, fragte ich jetzt verwirrt, aber als er auffordernd nickte, legte ich ganz behutsam meine Hände an die Rinde und schloss automatisch die Augen. Ich hielt den Atem an, als ich ein leises Pochen unter meinen Handflächen vernahm. Kam das etwa vom Baum?

Ich spürte, wie der Mega-Baum unterhalb des Erdreichs all' seine Nährstoffe aufnahm und sie in seinem Inneren abspeicherte, ohne sich vom dem, was oberhalb des Erdbodens passierte, beeinflussen zu lassen. Der Heimatbaum wusch wirklich.

Ich seufzte erleichtert aus. „Dann hat mich Matthew also doch nicht angelogen...“, sagte ich nun und bis mir verlegen auf die Unterlippe. Jetzt war ich ihm um eine Entschuldigung fällig.

Plötzlich herrschte eine leichte Unruhe in dem Getümmel von Menschen.

„Fünf unbekannte Objekte nähern sich dem Baum.“ hörte ich einen Soldaten sagen, welcher einen kurzen Blick auf sein elektronisches Beobachtungssystem warf und sich in seinem MPA dann in Kampfposition begab. Das Gewehr gezückt und in die Richtung haltend, aus der die unbekannten Objekte kommen mussten.

„Hammerköpfe?“, fragte ich leise an Norm gewandt und krallte mich etwas ängstlich an seinem Shirt fest.

„Nein, das glaube ich weniger...“, meinte er nun nachdenklich und verstummte dann, bis er – wenige Sekunden später zusammen zuckte, so als wäre ihm etwas eingefallen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, stürmte er plötzlich los. An der ersten Front von Soldaten blieb er stehen und wandte sich zu den Menschen, welche schon angriffsbereit da standen und nur darauf warteten, bis die unbekannten Objekte sich zu erkennen gaben, um sie dann mit ihren Waffen niederzuschießen.

„Niemand von euch schießt, verstanden?! Das sind keine Hammerköpfe, sondern einige Krieger der Omaticaya!“, rief Norm aufgebracht und wie aufs Stichwort galoppierten fünf Schreckenspferde aus dem Dickicht des Waldes und blieben direkt hinter dem Avatar stehen.

Ich spannte augenblicklich jeden Muskel an, als ich sah, wie manche Soldaten und MPAs die Waffen nicht senkten, sondern sie immer noch auf die fünf Krieger gerichtet hatten. Für einige Sekunden schien sich eine bedrückende Stille über die Menschen gelegt zu haben, jeder kleinster Klick einer Waffe konnte einen Kampf ausbrechen lassen. Einige Soldaten waren noch am Überlegen, ob sie die Waffen senken sollten, oder lieber nicht. Doch schlussendlich entschieden sie sich doch fürs Erste.

Mein Körper entspannte sich langsam wieder. Langsam schritt ich auf die Na'vi zu, dem Krieger, der am Weitesten vorne stand dabei immer ins Gesicht blickend, wobei ich direkten Augenkontakt vermied. Aber ich spürte, wie er mich ebenfalls anschaute, den Blick jedoch an meinem Körper entlang wandern ließ, so als würde er alles an mir studieren wollen.

Ich blieb neben Norm stehen, doch dieser knurrte plötzlich verärgert auf:

„Ihr könnt gehen! Das geht euch jetzt nichts mehr an. Avatar-Sache!“

Mit diesen Worten lösten sich die Menschen wieder aus ihren Angriffspositionen und gingen ihrer Arbeit nach, beäugten die fünf Krieger trotzdem misstrauisch.

„Olo'eyktan will dich sehen!“, meinte einer der Na'vi und deutete auf Norm. Dieser nickte nur.

„Sie wird aber auch mitkommen müssen.“, jetzt zeigte meine Freund auf mich.

„Wieso?“, fragte der Krieger nun, den ich vorhin angeschaut hatte.

„Weil sie meine Freundin ist, Tsu'tey! Außerdem wird sie uns dabei helfen, die Sicherheit zwischen Na'vi und Himmelsmenschen zu verstärken.“

Tsu'tey .stieß einen schnaubenden Laut aus, so als würde Norms Worten keinen richtigen Glauben schenken, dann schien er zu überlegen. „In Ordnung. Norm, du reitest bei Le'tan mit. Alienmädchen bei mir.“, ordnete der Krieger nun an und warf mir einen schnellen Blick zu.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich mein Freund auf Le'tan und sein Reittier zu bewegte und dann mit Leichtigkeit hinter ihm auf das Tier stieg.

Ich näherte mich zögerlich dem Schreckenspferd, auf dem der Tsu'tey saß.

Zwar wusste ich, wie man auf so pferdeähnliche Wesen aufstieg – aber nur, wenn ich alleine darauf reiten sollte. Das Schreckenspferd tänzelte leicht, als ich mich ihm noch etwas näherte und schnaubte leicht. Ich wich erneut etwas zurück.

„Dummes Himmelsmädchen.“, meinte Tsu'tey nun lachend. Jetzt hieß ich plötzlich 'Himmelsmädchen' zuvor war es noch 'Alienmädchen' gewesen. Ich senkte die Augen beschämt zu Boden, bis sein Lachen plötzlich verebbte und ich dann seine Hand sah, welche er mir entgegen hielt. Ohne lange nachzudenken ergriff ich seine Hand und er zog mich ohne große Mühe auf den Rücken des Pferdes. Ich ließ seine Hand los und versuchte mich irgendwo an dem Tier festzuhalten. Auf einmal spürte ich, wie er nach meinen Handgelenken griff und meine Hände dann an seinen Hüften platzierte. „Du musst dich hier festhalten, Himmelsmädchen,“, sagte Tsu'tey und drückte meine Hände etwas gegen seine Hüften. Ich warf ihm einen verstohlenen Blick zu, doch er hatte seinen schon längst wieder nach vorne gerichtet.

Der Na'vi stieß einen kurzen, hohen Laut aus und umklammerte seinen Bogen etwas fester, dann setzte sich sein Reittier plötzlich in Bewegung. Von diesem plötzlichen Schub rutschte ich etwas näher zu dem Krieger heran, doch als ich ein leises Knurren und das leicht wütende Funkeln in seinen Augen sah, als er über die Schulter hinweg kurz zu mir schaute, machte ich mich gleich daran, wieder etwas Abstand zu seinem und meinem Körper zu schaffen.

Er blickte wieder nach vorne.

Ich seufzte leise in mich hinein und entschied mich nun für etwas anderes. Mit großen Augen betrachtete ich die wunderschöne und faszinierende Flora, welche an mir vorbeizog. Manche dieser Pflanzen hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen. Mein Blick wanderte zu Norm, als dieser plötzlich auch zu mir schaute und unsere Blicke sich trafen. Automatisch musste ich anfangen zu lächeln. Er lächelte mich ebenfalls an, dann wandte ich mich jedoch wieder ab und schloss die Augen, um die Geräusche und Gerüche Pandoras intensiver wahr nehmen zu können. Ich horchte dem Schnauben des Schreckenpferdes, den Geräuschen der Erde, wenn es unter die Hufen des Tieres kam, spürte jede Bewegung des Wesens unter mir und die des Na'vi vor mir.

Irgendwann wurden wir dann langsamer und das Schreckenspferd verfiel in den Schritt. Ich schlug meine Augen wieder auf und schaute nach unten. Gerade jetzt ritten wir über eine Art schmalen, aber dennoch recht massive aussehenden Ast. Unter uns war erst vierzig Meter freier Fall, bis dann endlich der Waldboden zu sehen war. Schon bei dem bloßen Augenblick dieses riesigen Abstandes überkam mich eine Gänsehaut. Das Tier jedoch schien mit einer Leichtigkeit über dieses Hindernis hinweg zu kommen, dass ich vor Erstaunen beinahe zu atmen vergessen hatte.

Erleichtert warf ich einen Blick über die Schulter, um mich zu vergewissern, dass es Norm auch heil auf den sicheren Boden geschafft hatte.

Wir ritten weiter.

Plötzlich schienen die fächerartigen Zweige und Blätter zurückzugleiten und gaben den Blick auf ein Dorf frei. Aber keine Art Dörfer wie ich sie von der Erde aus kannte, nein, es war ein Dorf aus mächtigen Bäumen. Meterdicke Stämme schraubten sich wie Spiralen in die Höhe und bildeten regelrechte Treppen, Hohlräume und Terrassen. Hängebrücken aus Wurzeln und Ranken verbanden einige der Baumkronen, welche in einer kreisförmigen Anordnung zueinander wuchsen. Im Zentrum des Dorfes ragte ein besonders großer Baum in die Höhe. Sein Stamm schien mindestens hundertfünfzig Meter breit zu sein und führte wie eine verwilderte Treppe in die Höhe. Auch von der Länge des Baumes übertraf dieses Exemplar alle anderen; ich schätze ihn auf gute vierhundertachtzig Meter.

Von überall strömten plötzlich Na'vi zusammen. Viele Augenpaare waren auf mich geheftet, einige wütend, andere wiederum ängstlich. Tsu'tey hielt sein Reittier an und ohne das er etwas sagen musste, stieg ich ab. Sofort spürte ich Norm an meiner Seite. Der Krieger steig ebenfalls ab und aus dem Augenwinkel sah ich, wie er Tsahaylu zwischen sich und dem Tier löste und dann an den Na'vi vorbei schritt, die sofort Platz machten und ihm einen Weg zwischen sich schafften. Norm setzte sich ebenfalls in Bewegung. Schnell folgte ich ihm. Die Ureinwohner wichen auch bei uns zur Seite, doch stießen sie jetzt eher eigenartige, teilweise auch schon angsteinflößende Laute aus und versuchten mich zu berühren. Obwohl ich mir dabei recht komisch vor kam und am Liebsten geflüchtet wäre, ließ ich es stumm zu. Jetzt kamen wir an dem gigantischen Baum an.

„Dies ist der neue Heimatbaum der Na'vi. Er befindet sich nur wenige Kilometer vom Baum der Seelen - auch Vitraya Ramunong genannt. Und jetzt haben sie auch eine Art Schutz um den Heimatbaum geschaffen, ein Dorf aus Bäumen.“, erklärte mir mein Freund nun. „Ich bin nicht blind. Das sehe ich selbst.“, erwiderte ich nun und rollte leicht mit den Augen. Er grinste leicht auf.

„Olo'eyktan Jake Sully und Tsahik Neytiri Dis'kahan Mo'at'itey.“, hörte ich Norm plötzlich sagen. Ich schaute mich um und sah dann, wie zwei Na'vi den Stamm des Heimatbaumes herunter kamen. Meine Augen leuchteten auf, als ich den männlichen Na'vi erblickte.

Jake und Neytiri blieben direkt vor uns stehen. Die Tsahik warf mir einen kurzen Blick zu, dann schaute sie zu Norm. Dieser, Jake und Neytiri begrüßten sich auf die übliche Art des Stammes, dann spürte ich plötzlich den Blick meines Bruders auf mich gerichtet. Plötzlich war alles total still geworden.

„Ist dass das Mädchen, von dem du mir gestern erzählt hast?“, fragte er nun an Norm gerichtet, ohne dabei die Augen von mir zu wenden.

Ich erstarrte. Was zum Teufel hatte er über mich erzählt? Und wie kam er überhaupt darauf meinem Bruder etwas über mich zu erzählen? Innerlich kochte ich vor Wut, ließ mir aber Äußerlich so gut wie nichts anmerken. Am Liebsten hätte ich meinem Freund jetzt den Hals umgedreht, aber damit musste ich wohl noch etwas warten.

Norm nickte kurz. „Ganz genau, das ist sie.“

„Da du mit Norm zusammenarbeitest nehme ich mal stark an, dass du eher auf unseren Seiten für Sicherheit sorgen wirst, oder?“, Jake blickte mir in die Augen.

Ich schluckte und erwiderte seinen Blick kurz. Seine Seelenspiegel waren unergründlich und in diesem Moment wusste ich noch nicht einmal mehr, ob er mich in meinem menschlichen Körper als seine Schwester identifizieren könnte. Dieser Gedanke stimmte mich irgendwie traurig, aber den leichten Rippenstoß von dem Wissenschaftler holte mich wieder aus den Gedanken. „Wenn du erlaubst würde ich gerne vor dem Clan sprechen...“, sagte ich nun leise und schaute zu Boden.

„Das ist dir nicht erlaubt!“, hörte ich plötzlich die Stimme Tsu'teys und mein Blick schnellte zu ihm. Verachtung flackerte jetzt in den Augen des Na'vi auf und er bleckte leicht die Zähne. Ich wollte gerade etwas sagen, als sich Jake einmischte:

„Lass sie ruhig sprechen. Ich möchte wissen, was sie zu sagen hat.“

„Aber-!“, doch weiter kam der Krieger nicht, denn nun warf ihm der Olo'eyktan einen warnenden Blick zu.

„Fnu!“, meinte mein Bruder jetzt mit herrischer Stimme und Tsu'tey verstummte. Jake drehte sich wieder zu mir. Mit einer kleinen Handbewegung, die wie ein Wink aussah, deutete er mir an, dass ich vor dem Clan jetzt sprechen dürfte.

Ich nickte ihm dankbar zu, dann räusperte ich mich leise und drehte mich zum übrigen Volk der Omaticaya um, was sich mittlerweile vor dem Stamm des Heimatbaumes in einer Art Halbkreis versammelt hatte. Ich sammelte mich und ordnete noch einmal meine Gedanken, bevor ich anfing zu reden:

„Wir Himmelsmenschen haben euch allen damals großes Leid zugefügt. Es war falsch was wir mit eurem Heimatbaum angestellt haben. Doch nicht nur diese Wunden haben wir euch zugefügt. Wir haben Familien und Paare zerstört...“, ich machte eine kurze Pause und blickte zu Neytiri. Neben ihr war eine ältere Na'vi aufgetaucht. Das musste Mo'at sein, Norm hatte mir von ihr erzählt. Sie war die ehemalige Tsahik des Clans, jedoch hatte sie ihre Clanführerschaft an ihre Tochter abgegeben, nachdem Jake zum Olo'eyktan wurde. Trotzdem leitete sie immer noch die Rituale und Zeremonien innerhalb des Clans.

Jetzt drehte ich mich ganz zu den beiden um und schaute ihnen für einige Augenblicke ins Gesicht.

„Bei euch Beiden möchte ich mich besonders entschuldigen. Auch wenn ich nicht direkt am Krieg damals beteiligt war, so fühle ich mich doch dafür verantwortlich, dass wir gleich Vater, Partner und Clanführer von euch genommen haben.“, ich verbeugte mich tief vor den Beiden, um ihnen meinen tiefsten Respekt zu zollen. Leise hörte ich das Gemurmel und Getuschel im Clan, doch als ich mich zu ihnen drehte, verstummten sie sofort. „Aber jetzt möchte ich dabei helfen, die Sicherheit zwischen Na'vi und Himmelsmenschen zu verstärken, sodass solch ein Krieg nicht wieder ausbricht. Doch falls es wieder einen Krieg geben sollte, werde ich an eurer Seite kämpfen. Das schwöre ich bei meinem leben!“

meine Hand ballte sich zur Faust, als ich meine kleine rede beendet hatte und presste sie Lippen fest aufeinander. Noch zeigte niemand eine Reaktion, alles war vollkommen still. Hatte meine Ansprache etwa nicht gewirkt? War sie nach hinten losgegangen und hatte ich jetzt eher den ganzen Hass des Stammes auf mich gezogen, als das Gegenteil zu bewirken.

Plötzlich hörte ich, wie jemand in die Hände klatschte. „Eine großartige Rede, Lillian Greek.“, meinte Jake nun und ich schaute verwundert zu ihm. Er lächelte mich aufmunternd an. „Und ich habe deine Ehrlichkeit in jedem deiner Worte gespürt. Du warst wirklich ehrlich und ich muss sagen, dass ich sehr begeistert bin. Ich würde mich freuen dich an unserer Seite kämpfen zu sehen, wenn es es zu einem erneuten Krieg kommt.“

Er streckte mir die Hand hin.

Mir entwich ein erleichtertes Lachen. „Darauf kannst du wetten. Und wie ich an eurer Seite kämpfen werde!“, meine Stimme hatte einen festen Klang angenommen und nun ergriff ich seine Hand und drückte sie kurz.

Lautes Gejubel ertönte nun hinter mir und ich sah, wie mich Neytiri anlächelte. Norm klopfte mir leicht auf die Schulter. „Gut gemacht.“, flüsterte er nun in mein Ohr und ich konnte mir ein stolzes Grinsen nicht verkneifen. Doch das Grinsen verblasste, als mein Blick über Tsu'tey striff. Er schaute mich wütend an, Hass flammte in seinen Augen auf und er zeigte die Zähne ein weiteres Mal.

Ich wich etwas zurück.

Das Gejubel verebbte langsam.

Plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel, wie mein Anhänger im Sonnenlicht kurz leuchtete und sich Jakes Aufmerksamkeit darauf lenkte. In seinen Augen blitzte die Neugier auf. „Sag mal Lillian, was für eine Kette hast du da?“, fragte er mich und ich fuhr zu ihm herum. Schnell verdeckte ich mein linkes Handgelenk - dort wo die Kette hing – mit meiner anderen Hand.

„Ach ist egal...“, meinte ich und lächelte nervös. Erneut war es still geworden und jetzt spürte ich neugierige Blicke auf mich gerichtet.

„Zeig mir mal bitte die Kette.“, forderte der Ex-Marine jetzt nochmals, doch ich schüttelte nur den Kopf. Gerade als ich meine Hände hinter dem Rücken verstecken wollte, spürte ich, wie jemand nicht gerade sanft nach meinem linke Handgelenk griff und meine Hand dem Oberhaupt entgegenstreckte.

„Wenn er es sehen will, hast du auch zu folgen, Himmelsmädchen!“, knurrte Tsu'tey nun und schaute mir tief in die Augen. Sein Blick war stechend und gefährlich. Mir wurde etwas mulmig zu Mute, als er mich so ansah.

Auf einmal ging ein leises Raunen durch die Menge und ich hörte, wie jemand etwas von „Atokirina“ sagte. Der Blick des Kriegers glitt nach oben und als ich seinem Blick folgte, erstarrte ich augenblicklich.

Zwei Samen vom Baum der Seelen stiegen direkt auf Tsu'tey und mich herab, schwebten umeinander herum, so als würden sie einen Tanz vollführen wollen. Mit stockendem Atem beobachtete ich, wie sich jeweils eines der kleinen Organismen auf Tsu'teys und meinem Handrücken niederließen. Dort verharrten sie dann einige Sekunden und stießen sich dann wieder ab, flogen erneut zum Himmel empor und verschwammen dann dort mit den Farben des Urwaldes. Der Na'vi ließ mit einem leisen Zischen mein Handgelenk los und entfernte sich dann von mir.

Anscheinend schien Jake die Chance genutzt zu haben, in der ich vollkommen von der Schönheit der Samen eingenommen war, denn jetzt ergriff er sanft meine ausgestreckte Hand und zog mich etwas in seine Richtung. Ich hielt für einige Sekunden den Atem an, als er den Anhänger näher betrachtete und dann inne hielt. Ich spürte, wie er mich anstarrte und ich konnte nicht anders, als ihn ebenfalls anzuschauen. Unsere Blicke trafen sich. In seinen Augen sah ich etwas aufblitzen, aber ich wusste nicht, ob ich es als Erstaunen oder Unglaubwürdigkeit einordnen sollte.

Ich beobachtete, wie er seine Hände zitternd zu seinem Hals führte und dann dir drei prächtig mit bunten Holzperlen geschmückten Ketten abnahm. Ich schnappte nach Luft, als ich sah, was unter den drei Ketten zum Vorschein kam; seine Hälfte des Herzens!

Und nicht nur seine, denn neben der rechten Herzhälfte glänzte der goldene Mittelteil von Tom im hellen Licht.

„Das kann nicht möglich sein. Meine Schwester kann unmöglich noch am Leben sein...“, flüsterte Jake nun leise und strich etwas gedankenverloren mit dem Zeigefinger über die Eingravierungen unserer Namen auf den beiden Anhängern. „Es sei denn...“, der Na'vi verstummte kurz, dann öffnete er wieder seine Lippen, um etwas zu sagen und blickte mir dabei tief in die Augen:

„Auch wenn wir voneinander getrennt sind...“

„...so sind wir in unseren Herzen doch immer vereint.“, beendete ich seinen Satz lächelnd.

Erneut hielt er inne, dann stieß er stoßweise ein leises Lachen aus. Ich sah leichte Tränen in seinen Augen glitzern. Jake richtete den Blick plötzlich gen Himmel, während sich seine Hand um die Anhänger schloss und sich dort leicht verkrampfte. Dann sagte er halblaut und mit zittriger Stimme:

„Hörst du das Tom? Wir haben sie endlich wieder. Wir haben unsere kleine Lillian wieder.“

Erinnerungen

Hallu hallo, meine Lieben ;)

Ich melde mich zurück!

*grins*

Dieses Kapitel ist wohl bisher das längste, was ich je in meinem Leben geschrieben habe *schwitz*

Ursprügnliche sollte der Titel ja anders heißen, doch ich musste das Kapitel dann doch in zwei aufteilen, denn sonst wäre es wirklich zu viel geworden^^°

Ich hoffe sehr, dass die nächsten kapitel in einem schnelleren Takt hoch geladen werden können, denn ich habe noch etwas ganz besonderes vor, um genau zu sein; zwei ganz besodnere Sachen, die sich aber vorerst nur auf Norm und Lillian beziehen werden ;)

An die Gewinner des einen Kapitels: Keine Sorge, ich habe euch nicht vergessen! Eure Kapitel werden ebenfalls bald erscheinen, ich werde sie mit in den Verlauf der Hauptstory einflechten :D
 

Mehr gibt es von meiner Seite nicht zu sagen, außer: Ich LIEBE die Soundtrack-CD von AVATAR, sobald ich das höre, bekomme ich irre Lust an der FF weiter zu schreiben x33~

Die Musik im Hintergrund passt einfach Hammer dazu ;3~
 

Und ansonsten wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen ;)

*jedem einen Keks schenk*
 

Liebe Grüße

LadyNino

__________________________
 

Erinnerungen
 

Jake beugte sich etwas zu mir vor, streckte die Hände aus und legte sie sanft an meine Wangen. Zärtlich strich er mit dem Daumen über meine Haut, so als würde er sicher gehen wollen, dass auch wirklich ich ihm gegenüberstand. Oder zumindest meine Persönlichkeit im Avatar.

„I-Ich bin es wirklich...“, flüsterte ich und lächelte ihn schwach an.

Jakes Hände glitten weiter zu meinen Schultern und dann umarmte er mich plötzlich, drückte mich fest an sich. Ich fühlte, wie sich seine rechte Hand leicht in meinem Haar verkrampfte.

„Neunzehn ganze Jahre lang habe ich geglaubt, dass du tot wärst.“, sagte er mit zittriger Stimme und löste sich langsam von mir. Ich brachte kein Wort mehr heraus, stattdessen kullerten mir nun Tränen über die Wangen und ich sah meinen Bruder durch einen Schleier aus Nässe nur noch verschwommen vor mir. Ich glaubte ihn lächeln zu sehen. „Aber jetzt bist du endlich wieder bei mir.“

Ich spürte, wie jemand eine Hand auf meine Schulter legte, doch als ich einen kurzen Blick hinter mich warf, sah ich nichts. Ich blinzelte einmal und sah dann leichte Umrisse einer Person, eines Menschen. Die Hand ruhte wieder auf meiner Schulter und langsam wurden die Umrisse klarer. Es war ein Mann, doch sein ganzes Erscheinungsbild glich dem eines Geistes. Sein Körper war durchsichtig, sodass ich durch ihn hindurchschauen konnte, wie durch eine Glasscheibe. Obwohl mir das Aussehen der Person nicht bekannt vorkam, spürte ich doch etwas, was mir sagte, wer er war. Ein Lächeln bildete sich auf den blassen Lippen des Mannes. „Willkommen zurück in der Familie, Lillian.“

Danke dir, Tom. Jetzt sind wir ja alle wieder zusammen, sagte ich leise in Gedanken und sah, wie Tom nickte. Dann verschwamm seine Gestalt in einem leichten Windzug.

Ich wandte den Kopf wieder zu Jake und lächelte ihn glücklich an.

Plötzlich ertönte ein hoher, wütender Kampfesschrei und Jake packte mich blitzschnell an der Hüfte, hob mich hoch und wirbelte mich zu Norm herüber.

„Pass auf sie auf!“, rief er dem Wissenschaftler entgegen. „Neytiri, nicht! Du verstehst das falsch!“

Verwirrt warf ich einen schnellen Blick zu Norm, welcher nun meine Hand ergriff und mich zu sich zog. „Sie denkt, dass du sie ihm wegnehmen willst.“, flüsterte er jetzt leise, während sein Blick ein wenig beunruhigt auf mir lag.

„Was?“, fragte ich mit panischer Stimme und beobachtete dann, wie Jake mit aller Kraft versuchte, seine Frau davon abzuhalten, mir an die Kehle zu springen. In ihren Augen sah ich Zorn und Trauer aufflammen.

„Vrrtep! Faketuan!“, schrie sie mich an und fauchte wütend.

Ich krallte mich leicht an Norms Shirt fest, denn mein Vokabular reichte aus, damit ich mir dir Worte 'Vrrtep' und 'Faketuan' selbst übersetzen konnte.

„Sie nennt mich Dämon und Alien...“, murmelte ich leise vor mich hin und senkte den Blick zu Boden. Doch schon im nächsten Augenblick schaute ich wieder auf.

Jake knurrte laut, packte die Na'vi an den Schultern und schüttelte sie kurz, aber recht grob.

„Jetzt hör mir doch mal zu! Sie will dich mir nicht wegnehmen! Sie ist meine Schwester. So wie Sylwanin deine Schwester war. Bitte, glaub' mir doch!“, er blickte seiner Partnerin in die Augen. Neytiri hatte aufgehört, sich wie wild aus Jakes Griff befreien zu wollen. Langsam erloschen der Zorn und die Trauer in ihren Augen.

„Schon als du mit unseren Kriegern zu uns kamst, habe ich sofort die starke Bindung zwischen Jake und dir gespürt. Schon wie du ihn angeschaut hast, als er zu dir kam. Eywa wollte, dass ihr euch wieder findet. Sie hat uns ein Zeichen geschickt.“, mit diesen Worten hatte sich Mo'at nun eingeschaltet und Neytiri warf ihr einen kurzen Blick zu.

„Dann möchte ich ihre Geschichte erfahren und warum sie nicht mit Jake zusammen nach Pandora gekommen ist.“, sagte die Tsahik und schaute mich abwartend an.

Ich dachte kurz nach. Bisher hatte ich noch niemandem – außer Norm – von meiner Vergangenheit erzählt. Es fiel mir auch sehr schwer über sie zu erzählen, denn dann wurden immer wieder alte Wunden aufgerissen. Letztendlich entschied ich mich aber doch dafür, dem Clan von meiner Geschichte zu erzählen. Gerade als ich anfangen wollte, erklang Jakes Stimme:

„Nein. Sie soll uns nicht erzählen. Sie wir es uns zeigen. Am Baum der Seelen. Tsu'tey und einige der Ältesten kommen mit. Ebenso wie Neytiri und Mo'at. Der Rest bleibt hier.“

Die Na'vi warfen ihrem Oberhaupt leicht fragende Blicke zu, bis sich plötzlich ein Na'vi-Mädchen aus der Traube von Ureinwohnern löste. Auf dem Arm trug sie ein Na'vi-Kind.

Ich schätzte die ältere Na'vi auf sechs Jahre, den jüngeren Na'vi auf zwei Jahre.

„Sempul, wir wollen auch mit!“, rief das Mädchen und ich schaute meinen Bruder erstaunt an. Auch hier konnte ich mir das Wort recht leicht übersetzen, dank Norms Sprachtraining, was er fast alle fünf Stunden mit mir wiederholte.

„'Vater' heißt auf Na'vi Sempul, oder?“, fragte ich nun leise an meinen Freund gewandt, welcher meine Hand immer noch hielt und mir jetzt leicht zunickte.

„Du hast Kinder?“, platzte es dann aus mir heraus und ich starrte Jake ein wenig verdattert an. Immerhin war er derjenige gewesen, der immer laut rumgeprahlt hatte, dass er niemals Kinder haben würde. Ich grinste leicht in mich hinein.

Mein Bruder nickte nur knapp, dann ging er auf seine Tochter und seinen Sohn zu, kniete sich zu ihnen nieder und drückte sie kurz an sich.

„Ihr müsst hier bleiben. Dies ist eine Sache unter uns Älteren.“, meinte er und strich seiner Tochter über das, zu vielen kleinen Zöpfen, geflochtene Haar. „Pass auf deinen kleinen Bruder gut auf, ja?“

Die Na'vi nickte schnell, schaute ihren Vater aber mit leicht enttäuschtem Ausdruck in den Augen an. Jake stand auf und drehte sich wieder zu mir. „Ich habe gelernt, mehr Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur wegen meinen Kindern, auch wegen meinem Clan. Manche Entscheidungen zu treffen ist echt schwer, aber dafür habe ich ja Neytiri, dir mir dabei immer zur Seite steht.“, er schenkte seiner Frau ein Lächeln, welche ebenfalls mit einem Lächeln antwortete und dann zu ihren Kindern ging, um ihnen etwas zu sagen, was ich jedoch nicht mehr verstand.

„Wie heißen die Zwei?“, wollte ich jetzt wissen.

„Nylra und Eytu'can.“, er strich sich durch das Haar, dann schaute er zu Tsu'tey, der einige der Ältesten schon zusammen getrommelt hatte und nur noch auf uns zu warten schien. „Dann gehen wir mal los. Ist ja nicht weit, bis zum Baum der Seelen.“

Neytiri und Mo'at gesellten sich an Jakes Seite. Wir gingen los und verließen das Dorf.

Während dem ganzen Fußmarsch über, blieb ich dicht an Norms Seite. Ich wagte es nicht einen Blick hinter mich zu werfen, da ich wusste, dass Tsu'tey direkt hinter mir lief. Ich konnte förmlich spüren, wie sein Blick sich in meinen Rücken bohrte.

Zum Glück war der Weg eben und so war ich heilfroh, dass wir wenigstens dieses eine Mal nicht über metertiefe Abgründe gehen mussten. Immerhin konnte es ja mal passieren, dass man das Gleichgewicht verlor und dann in die Tiefe fiel.

Ich schüttelte schnell den Kopf, um mich von diesem schrecklichen Gedanken zu befreien, hielt jedoch inne, als ich sah, wo wir nun angekommen waren.

Einige Meter vor uns erschien ein großer Baum. Er erinnerte mich stark an einen Weidenbaum von der Erde. Seine Krone endete in langen, durchsichtig weißen, seilartigen Fortsätzen.

„Wow, wir schön.“, entwich es mir erstaunt und Norm lachte leise auf.

„Der heiligste Ort der Ureinwohner; Vitraya Ramunong. Hier beten sie auch zu ihrer Naturgöttin Eywa.“, erklärte er mir, während wir uns dem Baum näherten.

„Teile deine Erinnerungen mit uns. Mit uns und Eywa. Stelle das Band her, Traumwandlerin.“, befahl Mo'at nun ruhig und wenige Augenblicke später sah ich, wie die Na'vi und Norm ihre langen, kunstvoll geflochtenen Zöpfe in die Hand nahmen und ihre freiliegenden Nervenstränge - die ein recht ähnliches Aussehen wie Tentakeln oder Seegras hatten – mit jeweils einen der seilartigen Fortsätze verbanden.

Schnell folgte ich ihrem Beispiel und betrachtete fasziniert, wie sich die Tentakeln meines Zopfes um einen Fortsatz schlangen und schloss dann die Augen.

Sofort überrollte mich eine gewaltige Welle von Ereignissen; Bilder zogen in einem irrsinnigen Tempo an meinem inneren Auge vorbei, so dass ich kaum etwas erkennen konnte. In meinem Kopf hörte ich tausende von Stimmen, die wild durcheinander sprachen. Manche Stimmen waren ruhig und flüsternd, andere laut und kämpferisch.

Doch all das verblasste nach wenigen Sekunden, die Bilder verschwanden - ebenso wie die Stimmen. Jetzt wusste ich, dass die Na'vi meine Erinnerungen haben wollten. Ich sollte sie mit ihnen und mit Eywa teilen.

Ich atmete einmal tief durch, bevor ich etwas tiefer in mich ging, um mich an die Tage zu erinnern, die mein Leben für immer veränderten. Ich zeigte ihnen einen Teil meiner Vergangenheit...
 

Die hellen Sonnenstrahlen hatten mich geweckt. Verschlafen blinzelte ich, rieb mir müde über die Augen, bevor ich mich dann aufrichtete. Ich streckte mich und gähnte herzhaft. Dann stand ich auf und tapste langsam aus meinem Zimmer. An der Treppe, die zum Erdgeschoss führte, hielt ich kurz an und lauschte. Ich hörte das beinahe schon synchrone Schnarchen meiner beiden Brüder und musste leise kichern.

Ob ich wohl zu ihnen gehen sollte?

Für einen Moment hatte ich mit diesem Gedanken gespielt, doch war dieser schnell verworfen worden, als ich ein leises Poltern aus der Küche vernahm.

Schnell schritt ich die Treppe hinab und hielt an der Küchentür inne, welche angelehnt war. Meine Eltern unterhielten sich mit gedämpften Stimmen.

„Wie zum Teufel stellst du dir das vor, Ashley?“, fragte mein Vater mit beunruhigter Stimme.

„Mach dir mal darüber keine Sorgen, John. Ich habe schon alles nötige in die Wege geleitet.“, der Tonfall meiner Mutter jagte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken.

„Wir hätten das schon viel früher machen sollen. Die Beiden sind schon elf. Was willst du ihnen denn erzählen, wenn-!“; John wurde mitten im Satz von Ashley unterbrochen.

„Die zwei werden sie eh nach einigen Jahren wieder vergessen! So stark ist das Band zwischen ihnen nicht! Ich weiß ganz genau, dass aus meinen beiden Söhnen große Männer werden, die jeder kennen wird. Ich wollte nie eine Tochter haben! Wozu soll sie schon fähig sein? Wenn sie erwachsen ist, wird sie bestimmt nur eine Hausfrau an der Seite eines armen Mannes oder etwas Schlimmeres! Das werde ich mir sicher nicht mit ansehen!“

Obwohl ich damals erst vier Jahre alt gewesen war, hatte ich jedes einzelne Wort meiner Mutter doch irgendwie verstanden.

Tränen stiegen mir in die Augen und mit bebendem Körper lief ich wieder die Treppe hoch. Diesmal führte mich mein Weg gleich ins Zimmer meiner Brüder.

„Jake, Tom?“, fragte ich mit zittriger und weinerlicher Stimme. Tom schien wohl schon wach zu sein, denn er richtete sich auf und warf einen kurzen Blick zu mir herüber. Keine zwei Sekunden später war er aufgesprungen und sofort bei mir.

„Lilly, warum weinst du denn? Was ist passiert?“, wollte er besorgt wissen, während er mich umarmte und dann auf den Arm nahm.

Ich schluchzte leise und presste mein tränennasses Gesicht an die Schulter meines älteren Bruders. Tom strich mir sanft übers Haar und plötzlich spürte ich, wie Jake mich ebenfalls umarmte. Ich wurde leiser und blickte meine beiden Brüder traurig an.

„Mama sagte, dass ihr mich ganz ganz schnell wieder vergessen werden und das Band zwischen uns nicht stark genug ist! Stimmt das?“, fragte ich und sprach die einzelnen Worte meiner Mutter nach. Was sie mit dem 'Band' allerdings gemeint hatte, verstand ich erst sehr viel später.

Jake runzelte die Stirn. „Bist du verrückt? Wie könnten wir dich denn je vergessen? Du bist doch unsere Schwester und das Band zwischen uns dreien kann niemand trennen!“, sagte er dann und wischte mir mit dem Finger die Tränen weg. Tom nickte zustimmend und rieb mir dabei beruhigend über die Hüften.

Jake lächelte mich aufmunternd an, dann warf er seinem Bruder einen kurzen vielsagenden Blick zu und als dieser nur mit entschlossener Miene entgegnete, drehte sich Jake kurz um und schritt zum großen Schreibtisch, den er sich mit seinem Zwilling teilte.

Er öffnete eine kleine Schublade und kramte eine kleine Schatulle hervor, die er uns dann brachte.

„Wir wollten dir dieses kleine Geschenk zwar erst dann geben, wenn du mit der Schule anfängst, aber jetzt können wir es dir ebenso gut geben.“, mit diesen Worten öffnete er die Schatulle und offenbarte mir so den Inhalt. Mit leuchtenden Augen betrachtete ich das Schmuckstück; es war ein goldenes Herz, welches in drei Hälften zerteil war.

Als ich genauer hinsah, erblickte ich seltsame Symbole auf den Teilen.

„Auf jedem der Herzhälften stehe unsere Namen. Auf deinem Stück stehen die Namen von Tom und mir. Auf meinem und Toms die Namen von dir und dem jeweils anderen Bruder.“, erklärte Jake und nahm die linke Herzhälfte - welche wie die übrigen zwei Anhänger an goldenen, dünnen Ketten hingen - aus der Schatulle und legte sie mir um den Hals. Dann nahm er die Mitte des Herzens und legte sie Tom um. Als er nun nach der rechten Hälfte griff, schaltete ich mich ein:

„Ich will sie dir ummachen!“

Jake lachte leise auf und als Tom mich runtergelassen hatte, kniete sich der erst genannte vor mir nieder, so dass ich ihm die Kette ummachen konnte. „Vielen, vielen Dank, Prinzessin.“, sagte er und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich quietschte empört auf. „Du darfst eine Prinzessin nicht küssen!“, rief ich lachend, doch Jake hob mich nur hoch und wirbelte mich im Kreis herum, bis er plötzlich mitten in der Bewegung inne hielt und zur Tür starrte. Ich folgte seinem Blick und zuckte leicht zusammen; unsere Mutter stand mit mürrischer Miene am Türrahmen.

„Ihr seit ja schon wach! Dann hättet ihr ja gleich runter kommen können. Euer Vater und ich warten schon seit Ewigkeiten mit dem Frühstück.“, ihre Stimme war zornig und jetzt fiel ihr Blick auf mich. Und der war alles andere als freundlich. „Lillian! Das hätte ich mir ja denken können! Du lenkst deine beiden Brüder immer ab! Geh sofort in dein Zimmer und zieh dich an! Für dich wird es heute kein Frühstück geben! Jake, Tom ihr geht ins Bad und wascht euch Gesicht und Hände und kommt dann runter!“ Sie drehte sich um und verließ den Raum.

Mein Bruder ließ mich los, doch kaum hatten meine Füße den Boden berührt, sackte ich schluchzend und weinend zusammen. Jake versuchte mich an den Armen zu packen und wieder auf die Beine zu richten, doch ich schlug unter Tränen wild um mich.

„Geht weg! Ich lenke ab! Geht weg!“, schrie ich und schaffte es irgendwie meine letzte Kraft zu sammeln und stürzte an meinen Brüdern vorbei, in mein Zimmer. Dort angekommen, schlug ich die Tür zu und griff blind nach meiner Kleidung, die über einem kleinen Stuhl hing.

Zitternd zog ich mich irgendwie an und rannte dann die Treppe runter.

Anscheinend musste ich wohl recht lange Zeit zum Anziehen gebraucht haben, denn als ich an der Küche vorbei stürmte und einen kurzen Blick hinein warf, sah ich, wie meine Eltern und meine Brüder fertig angezogen am Tisch saßen und frühstückten.

Ich ließ unser Haus hinter mir und rannte bis zum Ende der Straße, wo ich mich dann auf den Asphalt setzte, die Beine anwinkelte und meine Arme um diese schlang. Das Gesicht vergrub ich auf den Armen. Es war Sonntag Mittag und daher wunderte es mich nicht, dass niemand auf mich aufmerksam wurde; zu diesen Stunden war kaum was los in unserem Viertel.

Doch nach einiger Zeit fühlte ich, wir mir jemand plötzlich eine Hand auf die Schulter legte. Erschrocken und mit verheulten Augen schaute ich auf. Jake und Tom hatten sich links und rechts neben mich gesetzt und blickten mich besorgt an.

„Mama mag mich nicht. Sie sagte, dass sie mich nie haben wollte, aber ich bin doch ihre Tochter...“, ein erneuter Weinkrampf überkam mich und sofort nahm mich Jake in den Arm, wiegte mich sanft hin und her, bis ich mich beruhigt hatte.

Tom strich mir derweil immer wieder durchs Haar, dann kramte er plötzlich einen kleinen Zettel aus der Hosentasche. Er wischte mir die Tränen weg und strich das Stück Papier in seiner Hand dann glatt.

„Jake und ich werden bald für einige Tage nicht da sein, deswegen habe ich mir etwas ausgedacht. Ach ja und hör nicht auf das, was Mama sagt. Sie ist in letzter Zeit immer so komisch. Also pass auf; ich habe mir einen kleinen Spruch für uns drei ausgedacht, damit wir uns, falls sich unsere Wege mal trennen sollten, an diesem Spruch immer wieder erkennen. Die Ketten dürfen wir natürlich auch nie abnehmen.“, Tom schaute mich prüfend an. „Hast du verstanden, was ich gerade gesagt habe?“

Ich nickte schnell, auch wenn ich von seinem Gerede wirklich nur das Ende kapiert hatte. Zufrieden lächelte er mich jetzt an und winkte Jake etwas nach vorne. Dieser beugte sich etwas über mich und blickte seinen Zwilling etwas skeptisch an, entspannte seine Gesichtszüge dann aber wieder und tätschelte mir leicht den Kopf.

Tom atmete kurz ein und aus und tat dann auf ganz geheimnisvoll, in dem er beim Vorlesen alles ganz langsam aussprach:

„Auch wenn wir voneinander getrennt sind, so sind wir in unseren Herzen doch immer vereint.“

Plötzlich lachte Jake laut auf. „Tom! Lilly ist erst vier Jahre alt! Wie soll sie sich denn bitte solch einen komplizierten Satz merken? Sogar ich habe schon die Hälfte wieder vergessen!“, meinte er nun, doch schenkte ihm sein Geschwisterkind nur einen tödlichen Blick.

„Du bist ja auch strohdoof in der Birne!“, keifte Tom wütend seinen Bruder an, beruhigte sich aber schnell wieder. „Da ich aber eh schon von Anfang an wusste, dass ihr zwei euch solch einen Satz nicht merken könnt, habe ich ihn für euch aufgeschrieben. Hebt ihn ja gut auf.“

Mit diesen Worten griff er erneut in seine Hosentasche und holte ein weiteres Stück Papier hervor, welches er mir in die Hand drückte. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Jake sein Papier in die Hosentasche stopfte. Ratlos schaute ich an mir herab, doch konnte ich nirgends einen Platz an meinem Kleid finden, wo ich den Zettel hätte befestigen oder einstecken können, bis mir etwas einfiel.

Grinsend zog ich meinen linken Schuh aus und legte den Zettel dann wie eine Sohle in den Schuh ein, danach zog ich ihn wieder an. „Jetzt kann ihn mir keiner mehr wegnehmen.“, sagte ich lachend und richtete mich auf.

Meine beiden Brüder erhoben sich ebenfalls. „Lasst uns in den Garten gehen, hm?“, schlug Jake nun vor. Begeistert nickte ich und folgte den Zweien dann, bis meine Aufmerksamkeit schlagartig auf etwas anderes gelenkt wurde.

Ich hockte mich zu einem kleinen Gänseblümchen und legte den Kopf etwas schief. Auf der Blume hatte sich ein bunter Schmetterling nieder gelassen, den ich jetzt interessiert musterte. Tom und Jake hatten sich derweil schon ein ganzes Stückchen von mir entfernt. Doch richtig klar wurde mir dieser Abstand erst, als ein kleiner schwarzer Transportwagen mit quietschenden Reifen vor mir hielt.

Verwirrt schaute ich zu dem Auto auf, aus dem wenige Sekunden später drei Männer ausstiegen; komplett in schwarze Kleidung gehüllt. Sie alle trugen dunkle Sonnenbrillen und ihr gesamtes Auftreten schon war völlig unheimlich. Die drei Gestalten schritten auf mich zu und ich nahm die wilden Schreie meiner Geschwister nur dumpf wahr. Wie gelähmt stand ich da und starrte den Mann an, der sich im nächsten Moment auch schon zu mir runter beugte und mich ein wenig unsanft hoch hob.

Erst jetzt begann ich zu realisieren, was hier wohl ablaufen sollte. Von einer Sekunde auf die andere begann ich, wie wild hin und her zu zappeln, schlug mit den Armen um mich und versuchte mich aus dem Griff des Mannes zu befreien.

„Jake, Tom! Helft mir doch!“, schrie ich panisch, doch konnte ich nur noch mit ansehen, wie meine beiden Brüder von den zwei anderen Männern aufgehalten wurden. Tom wurde zu Boden geworfen, während Jake mit verbissener Miene darum kämpfte, zu mir durchzukommen. Doch gegen diese zwei Riesen hatte er keine Chance und so kam es, dass auch er bald auf dem Boden lag. Noch bevor sich mein Bruder wieder aufrichten konnte, war der Mann, der mich in seinem Griff hatte zum Kofferraum gelaufen und hatte die Tür geöffnet.

Hilflos warf ich einen allerletzten Blick zu meinen Geschwistern, bevor ich brutal in den Kofferraum geworfen wurde und mir dort an etwas hartem den Kopf anstieß. Das Letzte, was ich noch mitbekam war, dass die Türen des Autos geschlossen wurden und der Wagen los fuhr, dann überkam mich die Ohnmacht.
 

Die nächsten zwei Wochen zogen einfach an mir vorbei. Die Männer brachten mich in eine andere Stadt, zu einem Ehepaar, welche mir erklärten, dass sie nun meine neue Familie sein würden. Anfangs sträubte ich mich noch sehr gegen das Pärchen, doch mit der Zeit schienen wir uns immer besser zu verstehen und bald sah ich sie auch als meine 'neue' Familie an.

Obwohl sich weder meine Eltern, noch meine Brüder meldeten, glaubte ich tief in mir daran, dass ich meine beiden Brüder irgendwann wieder sehen würde. Doch als mir meine Adoptivmutter nach knapp zwei Wochen befahl, die Kette abzunehmen, die ich von Jake und Tom geschenkt bekommen hatte, flippte ich aus.
 

„Lillian, jetzt nimm endlich diese verdammte Kette ab! Tom und Jake haben dich längst vergessen, wozu trägst du sie denn überhaupt noch?! Nimm sie jetzt sofort ab, oder ich werde es wohl mit Gewalt tun müssen!“, befahl Rose mir, doch ich funkelte sie nur wütend aus meinen kindlichen Augen an.

„Nein!“, schrie ich. „Ich werde sie nie nie wieder abnehmen! Ich weiß, dass Jake und Tom mich nicht vergessen haben!“

Rose strich sich angenervt durchs Haar. „Gut, dann werde ich sie dir eben vom Hals reißen, Kind! Du willst es ja nicht anders.“, mit diesen Worten, schritt sie auf mich zu und versuchte mich zu packen. Flink tauchte ich unter ihren Händen hindurch und rannte zur Tür.

„Wir sind jetzt deine Eltern und du wirst in meiner Gegenwart diese Kette nicht mehr tragen! Vergiss die beiden endlich!“

Ich schüttelte wild den Kopf.

„Nein! Ihr seit nicht meine Eltern und ich werde die beiden niemals vergessen!“, ich schrie jetzt unter Tränen, denn ihre Worten hatten mich doch irgendwie verletzt.

Wütend und mit bebender Unterlippe rannte ich nach draußen auf die Straße. Rose schien mir zu folgen, denn ich hörte ihre Rufe hinter mir.

Auch wenn es wie aus Eimern goss, rannte ich trotzdem. Ich rannte so lange, bis ich das laute Rufen und Brüllen meiner Adoptivmutter nicht mehr hören konnte und lehnte mich schwer keuchend gegen eine Hauswand.

Meine Kleidung war durchnässt und auch jetzt prasselte der Regen unaufhörlich auf mich nieder, doch das störte mich wenig. Ich senkte den Blick zu Boden und meine Hand glitt zum Anhänger. Sanft strich ich mit den Fingerspitzen über die Schrift. Ich wollte die Beiden einfach nicht vergessen, dafür liebte ich sie zu sehr. Jake hatte Recht gehabt, unser Band würde niemand trennen können, selbst unsere eigenen Eltern nicht.

Plötzlich hörte ich Schritte und ich schaute panisch auf. Hatte Rose mich etwa gefunden?

Doch es war nicht Rose, die unter einem Regenschirm einige Schritte von mir entfernt stand, sondern ein braunhaariger Junge. Er blickte mich einige Sekunden lang an und kam dann näher.

Ich warf ihm einen leicht ängstlichen Blick zu und rutschte an der Hauswand herunter. Der Junge blieb direkt vor mir stehen und schaute auf mich herab.

Er lächelte sanft. „Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten. Ich werde dir nichts tun.“

Ich zitterte am ganzen Körper, doch das zittern ließ langsam nach, als ich in die Augen der Person vor mir blickte. Sie strahlten Ruhe und Wärme aus. Noch bevor ich weiteres sagen konnte, stellte sich der Junge vor:

„Ich bin Norm. Norm Spellman.“, er hockte sich zu mir herunter, so dass wir auf Augenhöhe waren.

„Du bist ja klatschnass!“, sagte er jetzt lachend und rieb mir über die Schulter, dann richtete er sich auf und streckte mir langsam seine Hand entgegen. „Wie heißt du denn überhaupt?“

„Ich bin Lillian Su-“, ich brach ab. Nein, ich war keine der Sullys mehr. Jetzt gehörte ich einer neuen Familie an. „Ich bin Lillian Greek.“

Norms Gesicht hellte sich etwas auf. „Ah, dann wohnst du ja nur einige Häuser von mir entfernt! Ich werde dich zu deinen Eltern bringen, ja?!“

Ich schaute auf die ausgestreckte Hand von Norm und überlegte für einen Augenblick, ob ich sie nicht einfach wegschlagen und wieder davon rennen sollte, doch dann entschied ich mich doch anders. Ich ergriff seine Hand und Norm zog mich mich auf die Beine und direkt unter seinen Schirm.

„Dann lass uns mal gehen, Lillian.“, sagte er leise und drückte meine Hand etwas.

Ich atmete tief durch, dann nickte ich entschlossen.

Und mit diesem Nicken schloss ich dieses Kapitel meiner Vergangenheit ab und fügte ihm ein neues hinzu. Im Herzen würde ich meine Brüder aber immer tragen und ich wusste, dass ich sie eines Tages wieder sehen würde.

Mein neues Leben als Lillian Greek begann ... jetzt!
 

Ich öffnete die Augen und meiner Kehle entrann ein leiser Zischlaut.

Zögerlich löste ich Tsahaylu mit dem Baum der Seelen und blickte zu meinem Bruder. Dieser warf mir einen bestürzten Blick zu.

„Tom und mir wurde immer erzählt, dass du tot wärst. Vater und Mutter haben uns die ganze Zeit über also angelogen. Wenn ich gewusst hätte, dass du noch am Leben bist, dann hätte ich...“, flüsterte Jake leise und löste Tsahaylu ebenfalls. Ich schüttelte leicht den Kopf.

„Ist schon okay, immerhin hatte ich den Glauben daran, euch jemals wieder zu sehen, zwischenzeitlich auch wieder verloren. Doch dank Norm bin ich ja jetzt wieder bei dir.“, sagte ich jetzt und lächelte Norm dankbar an. Dieser erwiederte nur grinsend und erstarrte dann augenblicklich. Seine Hand glitt zu seinem Halsmikrofon, durch das er wohl gerade eine Nachricht empfing.

„Verdammt, die südliche Basis wurde von wilden Na'vi umzingelt.“, knurrte Norm plötzlich und warf einen hektischen Blick zu Jake.

„Wilde was?“, fragte ich nun verwirrt, doch anscheinend schien kaum jemand auf meine Frage zu achten.

„Alle sofort zurück zum Heimatbaum. Sobald wir dort sind gehen Lilly und du geradewegs zur südlichen Basis. Ich werde mit Tsu'tey und einigen weiteren Kriegern folgen!“, ordnete Jake jetzt an und kaum hatte er seine Worte ausgesprochen, ergriff Norm meine Hand und rannte los.

Ich selber musste mich ziemlich anstrengen, um überhaupt mit ihm Schritt halten zu können und um mir meinen Atem fürs Rennen zu sparen, beließ ich es vorerst mit den Fragen.

Als ich jedoch mal einen kurzen Blick hinter mich warf, sah ich, wie uns die anderen Na'vi folgten. Kaum waren wir am Heimatbaum angelangt, ließ Norm meine Hand los und stellte Tsahaylu mit einem der Schreckenspferde her. Er stieg schnell auf und streckte mir die Hand hin. Gerade als ich sie ergreifen wollte, verfing sich mein Oberteil in einem Strauch. Wütend packte ich mit der linken Hand nach dem Kleidungsstück und zog und zerrte daran, bis es sich von dem Strauch löste, dann ergriff ich die Hand von Norm, welcher mich auf das Tier zog und dann los ritt. Ich blickte noch einmal zu dem Strauch, in dem sich meine Kleidung verfangen hatte und sah nun, wie etwas im Sonnenlicht kurz golden aufblitzte.

Ich ahnte Schlimmes.
 

________________________________
 

Soo, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen :)

Hatte ja wirklich sehr viel mit der Vergangenheit der drei Sully-Geschwister zu tun :D

Würde mich wirklich sehr über Reviews schreiben, auch von den Lesern, die die Story nur lesen und meinen, kein Kommi abgeben zu müssen ;)

Ich beiße auch nicht, ich freue mich sogar, etwas von euch zu lesen! Sei es Kritik, Lob oder sonstwas!

Viele liebe Grüße an euch alle!



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von: abgemeldet
2011-06-22T12:39:50+00:00 22.06.2011 14:39
woah...was für eine ff!!!!! ich hoffe es geht bald weiter!!!!!

ich freu mich schon richtig!!!!!!! und ich bin wirklich gespannt was da noch alles passiert!!!!

schreib also gaaaaanz schnell weiter!!^^

lg
Von: abgemeldet
2010-04-10T11:06:06+00:00 10.04.2010 13:06
So jetzt hab ich die FF auch durch und ich muss sagen, dass du einen sehr schönen Schreibstil hast und du dir auch eine richtig gute Story ausgedacht hast. Ich fand es auch richtig interessant etwas aus der Kindheit der drei Geschwister zu erfahren.
Ich hoffe es geht bald weiter xD
Von:  James_Moriarty
2010-03-15T09:22:01+00:00 15.03.2010 10:22
Was soll ich dazu sagen...
Es ist toll geworden *schnief*
Ja ich hatte bei den letzten Sätzen auch einige Tränen in den Augen, du hast die Stimmung echt gut rüber gebracht
Wow...

Und Tsu'tey is so lustig...ich bin schon gespannt was es mit den beiden noch gibt
hihihihi

Freu mich auf weitere Kapitel von dir

LG Nad
Von:  James_Moriarty
2010-02-27T16:02:47+00:00 27.02.2010 17:02
Heyho
Also ich würde ja sagen das er zu Jake gegangen ist um ihm zu sagen das seine Sis am nächsten Tag kommt ^3^

Ich mag sie, der Film ist toll und deine Story auch
Ich freue mich darauf ein weiteres Kapitel zu lesen ^^
Sehr schöner Stil, man kann sich alles recht gut vorstellen
Von:  vorsicht_bissig
2010-02-21T23:59:53+00:00 22.02.2010 00:59
Echt toll!
Da kriegt man richtig Lust, sich den Film nocheinmal anzuschauen. ^^
Von:  Mogelbaum
2010-02-12T18:09:00+00:00 12.02.2010 19:09
Wieder mal ein gelungendes Kapitel!
Das einzigste was mich stört ist die Überschrift.
Da weiss man sofort was passieren wird und kriegt nicht so einen "Flash" wenn zb. sowas von Norm kommt..^^
You know? ; )
Von:  GodOfMischief
2010-02-07T17:47:12+00:00 07.02.2010 18:47
Eine klasse FF zu Avatar.
Es macht echt Spaß sie zu lesen, auch wenn der Anfang jetzt ziemlich an den Film erinnert, mit der Ankunft und so weiter.
Aber die Charaktere sind mir schon symphatisch und deinen Stil mag ich ebenfalls.
Ich hoffe du bleibst dran :)
fg
Heather
Von:  Mogelbaum
2010-02-05T20:57:51+00:00 05.02.2010 21:57
Ich bin wieder mal hin ung weg. ^^
Deine Schreibweise ist echt sehr gut und die Geschichte bis jetzt erst recht ^___^
Schön weiter so, ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.<3
Von:  Leonya
2010-02-05T18:43:46+00:00 05.02.2010 19:43
Du hast echt die kunst da aufzuhören wo's intressant wird :-( voll fies
los los kleine Lady schreib fleißig weiter will wissen was die kleine lillian alles so erlebt :-)
stell Dir einfach vor ich sei ne Muse und würde hinter dir stehen und mit der Peitsche drohen.
Bis auf ein paar rechtschreibfehlerchen ist auch der Text soweit flüssig gschrieben
Von:  Mogelbaum
2010-02-02T19:53:28+00:00 02.02.2010 20:53
Ein Avatar Fanfic <3
Schön, dass sich einer das mal traut! ^___^
*In favoliste pack*

Ich freu mich schon ! *_*


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