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Avatar - Aufbruch nach Pandora

Weg nach Pandora
von

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Erinnerungen

Hallu hallo, meine Lieben ;)

Ich melde mich zurück!

*grins*

Dieses Kapitel ist wohl bisher das längste, was ich je in meinem Leben geschrieben habe *schwitz*

Ursprügnliche sollte der Titel ja anders heißen, doch ich musste das Kapitel dann doch in zwei aufteilen, denn sonst wäre es wirklich zu viel geworden^^°

Ich hoffe sehr, dass die nächsten kapitel in einem schnelleren Takt hoch geladen werden können, denn ich habe noch etwas ganz besonderes vor, um genau zu sein; zwei ganz besodnere Sachen, die sich aber vorerst nur auf Norm und Lillian beziehen werden ;)

An die Gewinner des einen Kapitels: Keine Sorge, ich habe euch nicht vergessen! Eure Kapitel werden ebenfalls bald erscheinen, ich werde sie mit in den Verlauf der Hauptstory einflechten :D
 

Mehr gibt es von meiner Seite nicht zu sagen, außer: Ich LIEBE die Soundtrack-CD von AVATAR, sobald ich das höre, bekomme ich irre Lust an der FF weiter zu schreiben x33~

Die Musik im Hintergrund passt einfach Hammer dazu ;3~
 

Und ansonsten wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen ;)

*jedem einen Keks schenk*
 

Liebe Grüße

LadyNino

__________________________
 

Erinnerungen
 

Jake beugte sich etwas zu mir vor, streckte die Hände aus und legte sie sanft an meine Wangen. Zärtlich strich er mit dem Daumen über meine Haut, so als würde er sicher gehen wollen, dass auch wirklich ich ihm gegenüberstand. Oder zumindest meine Persönlichkeit im Avatar.

„I-Ich bin es wirklich...“, flüsterte ich und lächelte ihn schwach an.

Jakes Hände glitten weiter zu meinen Schultern und dann umarmte er mich plötzlich, drückte mich fest an sich. Ich fühlte, wie sich seine rechte Hand leicht in meinem Haar verkrampfte.

„Neunzehn ganze Jahre lang habe ich geglaubt, dass du tot wärst.“, sagte er mit zittriger Stimme und löste sich langsam von mir. Ich brachte kein Wort mehr heraus, stattdessen kullerten mir nun Tränen über die Wangen und ich sah meinen Bruder durch einen Schleier aus Nässe nur noch verschwommen vor mir. Ich glaubte ihn lächeln zu sehen. „Aber jetzt bist du endlich wieder bei mir.“

Ich spürte, wie jemand eine Hand auf meine Schulter legte, doch als ich einen kurzen Blick hinter mich warf, sah ich nichts. Ich blinzelte einmal und sah dann leichte Umrisse einer Person, eines Menschen. Die Hand ruhte wieder auf meiner Schulter und langsam wurden die Umrisse klarer. Es war ein Mann, doch sein ganzes Erscheinungsbild glich dem eines Geistes. Sein Körper war durchsichtig, sodass ich durch ihn hindurchschauen konnte, wie durch eine Glasscheibe. Obwohl mir das Aussehen der Person nicht bekannt vorkam, spürte ich doch etwas, was mir sagte, wer er war. Ein Lächeln bildete sich auf den blassen Lippen des Mannes. „Willkommen zurück in der Familie, Lillian.“

Danke dir, Tom. Jetzt sind wir ja alle wieder zusammen, sagte ich leise in Gedanken und sah, wie Tom nickte. Dann verschwamm seine Gestalt in einem leichten Windzug.

Ich wandte den Kopf wieder zu Jake und lächelte ihn glücklich an.

Plötzlich ertönte ein hoher, wütender Kampfesschrei und Jake packte mich blitzschnell an der Hüfte, hob mich hoch und wirbelte mich zu Norm herüber.

„Pass auf sie auf!“, rief er dem Wissenschaftler entgegen. „Neytiri, nicht! Du verstehst das falsch!“

Verwirrt warf ich einen schnellen Blick zu Norm, welcher nun meine Hand ergriff und mich zu sich zog. „Sie denkt, dass du sie ihm wegnehmen willst.“, flüsterte er jetzt leise, während sein Blick ein wenig beunruhigt auf mir lag.

„Was?“, fragte ich mit panischer Stimme und beobachtete dann, wie Jake mit aller Kraft versuchte, seine Frau davon abzuhalten, mir an die Kehle zu springen. In ihren Augen sah ich Zorn und Trauer aufflammen.

„Vrrtep! Faketuan!“, schrie sie mich an und fauchte wütend.

Ich krallte mich leicht an Norms Shirt fest, denn mein Vokabular reichte aus, damit ich mir dir Worte 'Vrrtep' und 'Faketuan' selbst übersetzen konnte.

„Sie nennt mich Dämon und Alien...“, murmelte ich leise vor mich hin und senkte den Blick zu Boden. Doch schon im nächsten Augenblick schaute ich wieder auf.

Jake knurrte laut, packte die Na'vi an den Schultern und schüttelte sie kurz, aber recht grob.

„Jetzt hör mir doch mal zu! Sie will dich mir nicht wegnehmen! Sie ist meine Schwester. So wie Sylwanin deine Schwester war. Bitte, glaub' mir doch!“, er blickte seiner Partnerin in die Augen. Neytiri hatte aufgehört, sich wie wild aus Jakes Griff befreien zu wollen. Langsam erloschen der Zorn und die Trauer in ihren Augen.

„Schon als du mit unseren Kriegern zu uns kamst, habe ich sofort die starke Bindung zwischen Jake und dir gespürt. Schon wie du ihn angeschaut hast, als er zu dir kam. Eywa wollte, dass ihr euch wieder findet. Sie hat uns ein Zeichen geschickt.“, mit diesen Worten hatte sich Mo'at nun eingeschaltet und Neytiri warf ihr einen kurzen Blick zu.

„Dann möchte ich ihre Geschichte erfahren und warum sie nicht mit Jake zusammen nach Pandora gekommen ist.“, sagte die Tsahik und schaute mich abwartend an.

Ich dachte kurz nach. Bisher hatte ich noch niemandem – außer Norm – von meiner Vergangenheit erzählt. Es fiel mir auch sehr schwer über sie zu erzählen, denn dann wurden immer wieder alte Wunden aufgerissen. Letztendlich entschied ich mich aber doch dafür, dem Clan von meiner Geschichte zu erzählen. Gerade als ich anfangen wollte, erklang Jakes Stimme:

„Nein. Sie soll uns nicht erzählen. Sie wir es uns zeigen. Am Baum der Seelen. Tsu'tey und einige der Ältesten kommen mit. Ebenso wie Neytiri und Mo'at. Der Rest bleibt hier.“

Die Na'vi warfen ihrem Oberhaupt leicht fragende Blicke zu, bis sich plötzlich ein Na'vi-Mädchen aus der Traube von Ureinwohnern löste. Auf dem Arm trug sie ein Na'vi-Kind.

Ich schätzte die ältere Na'vi auf sechs Jahre, den jüngeren Na'vi auf zwei Jahre.

„Sempul, wir wollen auch mit!“, rief das Mädchen und ich schaute meinen Bruder erstaunt an. Auch hier konnte ich mir das Wort recht leicht übersetzen, dank Norms Sprachtraining, was er fast alle fünf Stunden mit mir wiederholte.

„'Vater' heißt auf Na'vi Sempul, oder?“, fragte ich nun leise an meinen Freund gewandt, welcher meine Hand immer noch hielt und mir jetzt leicht zunickte.

„Du hast Kinder?“, platzte es dann aus mir heraus und ich starrte Jake ein wenig verdattert an. Immerhin war er derjenige gewesen, der immer laut rumgeprahlt hatte, dass er niemals Kinder haben würde. Ich grinste leicht in mich hinein.

Mein Bruder nickte nur knapp, dann ging er auf seine Tochter und seinen Sohn zu, kniete sich zu ihnen nieder und drückte sie kurz an sich.

„Ihr müsst hier bleiben. Dies ist eine Sache unter uns Älteren.“, meinte er und strich seiner Tochter über das, zu vielen kleinen Zöpfen, geflochtene Haar. „Pass auf deinen kleinen Bruder gut auf, ja?“

Die Na'vi nickte schnell, schaute ihren Vater aber mit leicht enttäuschtem Ausdruck in den Augen an. Jake stand auf und drehte sich wieder zu mir. „Ich habe gelernt, mehr Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur wegen meinen Kindern, auch wegen meinem Clan. Manche Entscheidungen zu treffen ist echt schwer, aber dafür habe ich ja Neytiri, dir mir dabei immer zur Seite steht.“, er schenkte seiner Frau ein Lächeln, welche ebenfalls mit einem Lächeln antwortete und dann zu ihren Kindern ging, um ihnen etwas zu sagen, was ich jedoch nicht mehr verstand.

„Wie heißen die Zwei?“, wollte ich jetzt wissen.

„Nylra und Eytu'can.“, er strich sich durch das Haar, dann schaute er zu Tsu'tey, der einige der Ältesten schon zusammen getrommelt hatte und nur noch auf uns zu warten schien. „Dann gehen wir mal los. Ist ja nicht weit, bis zum Baum der Seelen.“

Neytiri und Mo'at gesellten sich an Jakes Seite. Wir gingen los und verließen das Dorf.

Während dem ganzen Fußmarsch über, blieb ich dicht an Norms Seite. Ich wagte es nicht einen Blick hinter mich zu werfen, da ich wusste, dass Tsu'tey direkt hinter mir lief. Ich konnte förmlich spüren, wie sein Blick sich in meinen Rücken bohrte.

Zum Glück war der Weg eben und so war ich heilfroh, dass wir wenigstens dieses eine Mal nicht über metertiefe Abgründe gehen mussten. Immerhin konnte es ja mal passieren, dass man das Gleichgewicht verlor und dann in die Tiefe fiel.

Ich schüttelte schnell den Kopf, um mich von diesem schrecklichen Gedanken zu befreien, hielt jedoch inne, als ich sah, wo wir nun angekommen waren.

Einige Meter vor uns erschien ein großer Baum. Er erinnerte mich stark an einen Weidenbaum von der Erde. Seine Krone endete in langen, durchsichtig weißen, seilartigen Fortsätzen.

„Wow, wir schön.“, entwich es mir erstaunt und Norm lachte leise auf.

„Der heiligste Ort der Ureinwohner; Vitraya Ramunong. Hier beten sie auch zu ihrer Naturgöttin Eywa.“, erklärte er mir, während wir uns dem Baum näherten.

„Teile deine Erinnerungen mit uns. Mit uns und Eywa. Stelle das Band her, Traumwandlerin.“, befahl Mo'at nun ruhig und wenige Augenblicke später sah ich, wie die Na'vi und Norm ihre langen, kunstvoll geflochtenen Zöpfe in die Hand nahmen und ihre freiliegenden Nervenstränge - die ein recht ähnliches Aussehen wie Tentakeln oder Seegras hatten – mit jeweils einen der seilartigen Fortsätze verbanden.

Schnell folgte ich ihrem Beispiel und betrachtete fasziniert, wie sich die Tentakeln meines Zopfes um einen Fortsatz schlangen und schloss dann die Augen.

Sofort überrollte mich eine gewaltige Welle von Ereignissen; Bilder zogen in einem irrsinnigen Tempo an meinem inneren Auge vorbei, so dass ich kaum etwas erkennen konnte. In meinem Kopf hörte ich tausende von Stimmen, die wild durcheinander sprachen. Manche Stimmen waren ruhig und flüsternd, andere laut und kämpferisch.

Doch all das verblasste nach wenigen Sekunden, die Bilder verschwanden - ebenso wie die Stimmen. Jetzt wusste ich, dass die Na'vi meine Erinnerungen haben wollten. Ich sollte sie mit ihnen und mit Eywa teilen.

Ich atmete einmal tief durch, bevor ich etwas tiefer in mich ging, um mich an die Tage zu erinnern, die mein Leben für immer veränderten. Ich zeigte ihnen einen Teil meiner Vergangenheit...
 

Die hellen Sonnenstrahlen hatten mich geweckt. Verschlafen blinzelte ich, rieb mir müde über die Augen, bevor ich mich dann aufrichtete. Ich streckte mich und gähnte herzhaft. Dann stand ich auf und tapste langsam aus meinem Zimmer. An der Treppe, die zum Erdgeschoss führte, hielt ich kurz an und lauschte. Ich hörte das beinahe schon synchrone Schnarchen meiner beiden Brüder und musste leise kichern.

Ob ich wohl zu ihnen gehen sollte?

Für einen Moment hatte ich mit diesem Gedanken gespielt, doch war dieser schnell verworfen worden, als ich ein leises Poltern aus der Küche vernahm.

Schnell schritt ich die Treppe hinab und hielt an der Küchentür inne, welche angelehnt war. Meine Eltern unterhielten sich mit gedämpften Stimmen.

„Wie zum Teufel stellst du dir das vor, Ashley?“, fragte mein Vater mit beunruhigter Stimme.

„Mach dir mal darüber keine Sorgen, John. Ich habe schon alles nötige in die Wege geleitet.“, der Tonfall meiner Mutter jagte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken.

„Wir hätten das schon viel früher machen sollen. Die Beiden sind schon elf. Was willst du ihnen denn erzählen, wenn-!“; John wurde mitten im Satz von Ashley unterbrochen.

„Die zwei werden sie eh nach einigen Jahren wieder vergessen! So stark ist das Band zwischen ihnen nicht! Ich weiß ganz genau, dass aus meinen beiden Söhnen große Männer werden, die jeder kennen wird. Ich wollte nie eine Tochter haben! Wozu soll sie schon fähig sein? Wenn sie erwachsen ist, wird sie bestimmt nur eine Hausfrau an der Seite eines armen Mannes oder etwas Schlimmeres! Das werde ich mir sicher nicht mit ansehen!“

Obwohl ich damals erst vier Jahre alt gewesen war, hatte ich jedes einzelne Wort meiner Mutter doch irgendwie verstanden.

Tränen stiegen mir in die Augen und mit bebendem Körper lief ich wieder die Treppe hoch. Diesmal führte mich mein Weg gleich ins Zimmer meiner Brüder.

„Jake, Tom?“, fragte ich mit zittriger und weinerlicher Stimme. Tom schien wohl schon wach zu sein, denn er richtete sich auf und warf einen kurzen Blick zu mir herüber. Keine zwei Sekunden später war er aufgesprungen und sofort bei mir.

„Lilly, warum weinst du denn? Was ist passiert?“, wollte er besorgt wissen, während er mich umarmte und dann auf den Arm nahm.

Ich schluchzte leise und presste mein tränennasses Gesicht an die Schulter meines älteren Bruders. Tom strich mir sanft übers Haar und plötzlich spürte ich, wie Jake mich ebenfalls umarmte. Ich wurde leiser und blickte meine beiden Brüder traurig an.

„Mama sagte, dass ihr mich ganz ganz schnell wieder vergessen werden und das Band zwischen uns nicht stark genug ist! Stimmt das?“, fragte ich und sprach die einzelnen Worte meiner Mutter nach. Was sie mit dem 'Band' allerdings gemeint hatte, verstand ich erst sehr viel später.

Jake runzelte die Stirn. „Bist du verrückt? Wie könnten wir dich denn je vergessen? Du bist doch unsere Schwester und das Band zwischen uns dreien kann niemand trennen!“, sagte er dann und wischte mir mit dem Finger die Tränen weg. Tom nickte zustimmend und rieb mir dabei beruhigend über die Hüften.

Jake lächelte mich aufmunternd an, dann warf er seinem Bruder einen kurzen vielsagenden Blick zu und als dieser nur mit entschlossener Miene entgegnete, drehte sich Jake kurz um und schritt zum großen Schreibtisch, den er sich mit seinem Zwilling teilte.

Er öffnete eine kleine Schublade und kramte eine kleine Schatulle hervor, die er uns dann brachte.

„Wir wollten dir dieses kleine Geschenk zwar erst dann geben, wenn du mit der Schule anfängst, aber jetzt können wir es dir ebenso gut geben.“, mit diesen Worten öffnete er die Schatulle und offenbarte mir so den Inhalt. Mit leuchtenden Augen betrachtete ich das Schmuckstück; es war ein goldenes Herz, welches in drei Hälften zerteil war.

Als ich genauer hinsah, erblickte ich seltsame Symbole auf den Teilen.

„Auf jedem der Herzhälften stehe unsere Namen. Auf deinem Stück stehen die Namen von Tom und mir. Auf meinem und Toms die Namen von dir und dem jeweils anderen Bruder.“, erklärte Jake und nahm die linke Herzhälfte - welche wie die übrigen zwei Anhänger an goldenen, dünnen Ketten hingen - aus der Schatulle und legte sie mir um den Hals. Dann nahm er die Mitte des Herzens und legte sie Tom um. Als er nun nach der rechten Hälfte griff, schaltete ich mich ein:

„Ich will sie dir ummachen!“

Jake lachte leise auf und als Tom mich runtergelassen hatte, kniete sich der erst genannte vor mir nieder, so dass ich ihm die Kette ummachen konnte. „Vielen, vielen Dank, Prinzessin.“, sagte er und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich quietschte empört auf. „Du darfst eine Prinzessin nicht küssen!“, rief ich lachend, doch Jake hob mich nur hoch und wirbelte mich im Kreis herum, bis er plötzlich mitten in der Bewegung inne hielt und zur Tür starrte. Ich folgte seinem Blick und zuckte leicht zusammen; unsere Mutter stand mit mürrischer Miene am Türrahmen.

„Ihr seit ja schon wach! Dann hättet ihr ja gleich runter kommen können. Euer Vater und ich warten schon seit Ewigkeiten mit dem Frühstück.“, ihre Stimme war zornig und jetzt fiel ihr Blick auf mich. Und der war alles andere als freundlich. „Lillian! Das hätte ich mir ja denken können! Du lenkst deine beiden Brüder immer ab! Geh sofort in dein Zimmer und zieh dich an! Für dich wird es heute kein Frühstück geben! Jake, Tom ihr geht ins Bad und wascht euch Gesicht und Hände und kommt dann runter!“ Sie drehte sich um und verließ den Raum.

Mein Bruder ließ mich los, doch kaum hatten meine Füße den Boden berührt, sackte ich schluchzend und weinend zusammen. Jake versuchte mich an den Armen zu packen und wieder auf die Beine zu richten, doch ich schlug unter Tränen wild um mich.

„Geht weg! Ich lenke ab! Geht weg!“, schrie ich und schaffte es irgendwie meine letzte Kraft zu sammeln und stürzte an meinen Brüdern vorbei, in mein Zimmer. Dort angekommen, schlug ich die Tür zu und griff blind nach meiner Kleidung, die über einem kleinen Stuhl hing.

Zitternd zog ich mich irgendwie an und rannte dann die Treppe runter.

Anscheinend musste ich wohl recht lange Zeit zum Anziehen gebraucht haben, denn als ich an der Küche vorbei stürmte und einen kurzen Blick hinein warf, sah ich, wie meine Eltern und meine Brüder fertig angezogen am Tisch saßen und frühstückten.

Ich ließ unser Haus hinter mir und rannte bis zum Ende der Straße, wo ich mich dann auf den Asphalt setzte, die Beine anwinkelte und meine Arme um diese schlang. Das Gesicht vergrub ich auf den Armen. Es war Sonntag Mittag und daher wunderte es mich nicht, dass niemand auf mich aufmerksam wurde; zu diesen Stunden war kaum was los in unserem Viertel.

Doch nach einiger Zeit fühlte ich, wir mir jemand plötzlich eine Hand auf die Schulter legte. Erschrocken und mit verheulten Augen schaute ich auf. Jake und Tom hatten sich links und rechts neben mich gesetzt und blickten mich besorgt an.

„Mama mag mich nicht. Sie sagte, dass sie mich nie haben wollte, aber ich bin doch ihre Tochter...“, ein erneuter Weinkrampf überkam mich und sofort nahm mich Jake in den Arm, wiegte mich sanft hin und her, bis ich mich beruhigt hatte.

Tom strich mir derweil immer wieder durchs Haar, dann kramte er plötzlich einen kleinen Zettel aus der Hosentasche. Er wischte mir die Tränen weg und strich das Stück Papier in seiner Hand dann glatt.

„Jake und ich werden bald für einige Tage nicht da sein, deswegen habe ich mir etwas ausgedacht. Ach ja und hör nicht auf das, was Mama sagt. Sie ist in letzter Zeit immer so komisch. Also pass auf; ich habe mir einen kleinen Spruch für uns drei ausgedacht, damit wir uns, falls sich unsere Wege mal trennen sollten, an diesem Spruch immer wieder erkennen. Die Ketten dürfen wir natürlich auch nie abnehmen.“, Tom schaute mich prüfend an. „Hast du verstanden, was ich gerade gesagt habe?“

Ich nickte schnell, auch wenn ich von seinem Gerede wirklich nur das Ende kapiert hatte. Zufrieden lächelte er mich jetzt an und winkte Jake etwas nach vorne. Dieser beugte sich etwas über mich und blickte seinen Zwilling etwas skeptisch an, entspannte seine Gesichtszüge dann aber wieder und tätschelte mir leicht den Kopf.

Tom atmete kurz ein und aus und tat dann auf ganz geheimnisvoll, in dem er beim Vorlesen alles ganz langsam aussprach:

„Auch wenn wir voneinander getrennt sind, so sind wir in unseren Herzen doch immer vereint.“

Plötzlich lachte Jake laut auf. „Tom! Lilly ist erst vier Jahre alt! Wie soll sie sich denn bitte solch einen komplizierten Satz merken? Sogar ich habe schon die Hälfte wieder vergessen!“, meinte er nun, doch schenkte ihm sein Geschwisterkind nur einen tödlichen Blick.

„Du bist ja auch strohdoof in der Birne!“, keifte Tom wütend seinen Bruder an, beruhigte sich aber schnell wieder. „Da ich aber eh schon von Anfang an wusste, dass ihr zwei euch solch einen Satz nicht merken könnt, habe ich ihn für euch aufgeschrieben. Hebt ihn ja gut auf.“

Mit diesen Worten griff er erneut in seine Hosentasche und holte ein weiteres Stück Papier hervor, welches er mir in die Hand drückte. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Jake sein Papier in die Hosentasche stopfte. Ratlos schaute ich an mir herab, doch konnte ich nirgends einen Platz an meinem Kleid finden, wo ich den Zettel hätte befestigen oder einstecken können, bis mir etwas einfiel.

Grinsend zog ich meinen linken Schuh aus und legte den Zettel dann wie eine Sohle in den Schuh ein, danach zog ich ihn wieder an. „Jetzt kann ihn mir keiner mehr wegnehmen.“, sagte ich lachend und richtete mich auf.

Meine beiden Brüder erhoben sich ebenfalls. „Lasst uns in den Garten gehen, hm?“, schlug Jake nun vor. Begeistert nickte ich und folgte den Zweien dann, bis meine Aufmerksamkeit schlagartig auf etwas anderes gelenkt wurde.

Ich hockte mich zu einem kleinen Gänseblümchen und legte den Kopf etwas schief. Auf der Blume hatte sich ein bunter Schmetterling nieder gelassen, den ich jetzt interessiert musterte. Tom und Jake hatten sich derweil schon ein ganzes Stückchen von mir entfernt. Doch richtig klar wurde mir dieser Abstand erst, als ein kleiner schwarzer Transportwagen mit quietschenden Reifen vor mir hielt.

Verwirrt schaute ich zu dem Auto auf, aus dem wenige Sekunden später drei Männer ausstiegen; komplett in schwarze Kleidung gehüllt. Sie alle trugen dunkle Sonnenbrillen und ihr gesamtes Auftreten schon war völlig unheimlich. Die drei Gestalten schritten auf mich zu und ich nahm die wilden Schreie meiner Geschwister nur dumpf wahr. Wie gelähmt stand ich da und starrte den Mann an, der sich im nächsten Moment auch schon zu mir runter beugte und mich ein wenig unsanft hoch hob.

Erst jetzt begann ich zu realisieren, was hier wohl ablaufen sollte. Von einer Sekunde auf die andere begann ich, wie wild hin und her zu zappeln, schlug mit den Armen um mich und versuchte mich aus dem Griff des Mannes zu befreien.

„Jake, Tom! Helft mir doch!“, schrie ich panisch, doch konnte ich nur noch mit ansehen, wie meine beiden Brüder von den zwei anderen Männern aufgehalten wurden. Tom wurde zu Boden geworfen, während Jake mit verbissener Miene darum kämpfte, zu mir durchzukommen. Doch gegen diese zwei Riesen hatte er keine Chance und so kam es, dass auch er bald auf dem Boden lag. Noch bevor sich mein Bruder wieder aufrichten konnte, war der Mann, der mich in seinem Griff hatte zum Kofferraum gelaufen und hatte die Tür geöffnet.

Hilflos warf ich einen allerletzten Blick zu meinen Geschwistern, bevor ich brutal in den Kofferraum geworfen wurde und mir dort an etwas hartem den Kopf anstieß. Das Letzte, was ich noch mitbekam war, dass die Türen des Autos geschlossen wurden und der Wagen los fuhr, dann überkam mich die Ohnmacht.
 

Die nächsten zwei Wochen zogen einfach an mir vorbei. Die Männer brachten mich in eine andere Stadt, zu einem Ehepaar, welche mir erklärten, dass sie nun meine neue Familie sein würden. Anfangs sträubte ich mich noch sehr gegen das Pärchen, doch mit der Zeit schienen wir uns immer besser zu verstehen und bald sah ich sie auch als meine 'neue' Familie an.

Obwohl sich weder meine Eltern, noch meine Brüder meldeten, glaubte ich tief in mir daran, dass ich meine beiden Brüder irgendwann wieder sehen würde. Doch als mir meine Adoptivmutter nach knapp zwei Wochen befahl, die Kette abzunehmen, die ich von Jake und Tom geschenkt bekommen hatte, flippte ich aus.
 

„Lillian, jetzt nimm endlich diese verdammte Kette ab! Tom und Jake haben dich längst vergessen, wozu trägst du sie denn überhaupt noch?! Nimm sie jetzt sofort ab, oder ich werde es wohl mit Gewalt tun müssen!“, befahl Rose mir, doch ich funkelte sie nur wütend aus meinen kindlichen Augen an.

„Nein!“, schrie ich. „Ich werde sie nie nie wieder abnehmen! Ich weiß, dass Jake und Tom mich nicht vergessen haben!“

Rose strich sich angenervt durchs Haar. „Gut, dann werde ich sie dir eben vom Hals reißen, Kind! Du willst es ja nicht anders.“, mit diesen Worten, schritt sie auf mich zu und versuchte mich zu packen. Flink tauchte ich unter ihren Händen hindurch und rannte zur Tür.

„Wir sind jetzt deine Eltern und du wirst in meiner Gegenwart diese Kette nicht mehr tragen! Vergiss die beiden endlich!“

Ich schüttelte wild den Kopf.

„Nein! Ihr seit nicht meine Eltern und ich werde die beiden niemals vergessen!“, ich schrie jetzt unter Tränen, denn ihre Worten hatten mich doch irgendwie verletzt.

Wütend und mit bebender Unterlippe rannte ich nach draußen auf die Straße. Rose schien mir zu folgen, denn ich hörte ihre Rufe hinter mir.

Auch wenn es wie aus Eimern goss, rannte ich trotzdem. Ich rannte so lange, bis ich das laute Rufen und Brüllen meiner Adoptivmutter nicht mehr hören konnte und lehnte mich schwer keuchend gegen eine Hauswand.

Meine Kleidung war durchnässt und auch jetzt prasselte der Regen unaufhörlich auf mich nieder, doch das störte mich wenig. Ich senkte den Blick zu Boden und meine Hand glitt zum Anhänger. Sanft strich ich mit den Fingerspitzen über die Schrift. Ich wollte die Beiden einfach nicht vergessen, dafür liebte ich sie zu sehr. Jake hatte Recht gehabt, unser Band würde niemand trennen können, selbst unsere eigenen Eltern nicht.

Plötzlich hörte ich Schritte und ich schaute panisch auf. Hatte Rose mich etwa gefunden?

Doch es war nicht Rose, die unter einem Regenschirm einige Schritte von mir entfernt stand, sondern ein braunhaariger Junge. Er blickte mich einige Sekunden lang an und kam dann näher.

Ich warf ihm einen leicht ängstlichen Blick zu und rutschte an der Hauswand herunter. Der Junge blieb direkt vor mir stehen und schaute auf mich herab.

Er lächelte sanft. „Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten. Ich werde dir nichts tun.“

Ich zitterte am ganzen Körper, doch das zittern ließ langsam nach, als ich in die Augen der Person vor mir blickte. Sie strahlten Ruhe und Wärme aus. Noch bevor ich weiteres sagen konnte, stellte sich der Junge vor:

„Ich bin Norm. Norm Spellman.“, er hockte sich zu mir herunter, so dass wir auf Augenhöhe waren.

„Du bist ja klatschnass!“, sagte er jetzt lachend und rieb mir über die Schulter, dann richtete er sich auf und streckte mir langsam seine Hand entgegen. „Wie heißt du denn überhaupt?“

„Ich bin Lillian Su-“, ich brach ab. Nein, ich war keine der Sullys mehr. Jetzt gehörte ich einer neuen Familie an. „Ich bin Lillian Greek.“

Norms Gesicht hellte sich etwas auf. „Ah, dann wohnst du ja nur einige Häuser von mir entfernt! Ich werde dich zu deinen Eltern bringen, ja?!“

Ich schaute auf die ausgestreckte Hand von Norm und überlegte für einen Augenblick, ob ich sie nicht einfach wegschlagen und wieder davon rennen sollte, doch dann entschied ich mich doch anders. Ich ergriff seine Hand und Norm zog mich mich auf die Beine und direkt unter seinen Schirm.

„Dann lass uns mal gehen, Lillian.“, sagte er leise und drückte meine Hand etwas.

Ich atmete tief durch, dann nickte ich entschlossen.

Und mit diesem Nicken schloss ich dieses Kapitel meiner Vergangenheit ab und fügte ihm ein neues hinzu. Im Herzen würde ich meine Brüder aber immer tragen und ich wusste, dass ich sie eines Tages wieder sehen würde.

Mein neues Leben als Lillian Greek begann ... jetzt!
 

Ich öffnete die Augen und meiner Kehle entrann ein leiser Zischlaut.

Zögerlich löste ich Tsahaylu mit dem Baum der Seelen und blickte zu meinem Bruder. Dieser warf mir einen bestürzten Blick zu.

„Tom und mir wurde immer erzählt, dass du tot wärst. Vater und Mutter haben uns die ganze Zeit über also angelogen. Wenn ich gewusst hätte, dass du noch am Leben bist, dann hätte ich...“, flüsterte Jake leise und löste Tsahaylu ebenfalls. Ich schüttelte leicht den Kopf.

„Ist schon okay, immerhin hatte ich den Glauben daran, euch jemals wieder zu sehen, zwischenzeitlich auch wieder verloren. Doch dank Norm bin ich ja jetzt wieder bei dir.“, sagte ich jetzt und lächelte Norm dankbar an. Dieser erwiederte nur grinsend und erstarrte dann augenblicklich. Seine Hand glitt zu seinem Halsmikrofon, durch das er wohl gerade eine Nachricht empfing.

„Verdammt, die südliche Basis wurde von wilden Na'vi umzingelt.“, knurrte Norm plötzlich und warf einen hektischen Blick zu Jake.

„Wilde was?“, fragte ich nun verwirrt, doch anscheinend schien kaum jemand auf meine Frage zu achten.

„Alle sofort zurück zum Heimatbaum. Sobald wir dort sind gehen Lilly und du geradewegs zur südlichen Basis. Ich werde mit Tsu'tey und einigen weiteren Kriegern folgen!“, ordnete Jake jetzt an und kaum hatte er seine Worte ausgesprochen, ergriff Norm meine Hand und rannte los.

Ich selber musste mich ziemlich anstrengen, um überhaupt mit ihm Schritt halten zu können und um mir meinen Atem fürs Rennen zu sparen, beließ ich es vorerst mit den Fragen.

Als ich jedoch mal einen kurzen Blick hinter mich warf, sah ich, wie uns die anderen Na'vi folgten. Kaum waren wir am Heimatbaum angelangt, ließ Norm meine Hand los und stellte Tsahaylu mit einem der Schreckenspferde her. Er stieg schnell auf und streckte mir die Hand hin. Gerade als ich sie ergreifen wollte, verfing sich mein Oberteil in einem Strauch. Wütend packte ich mit der linken Hand nach dem Kleidungsstück und zog und zerrte daran, bis es sich von dem Strauch löste, dann ergriff ich die Hand von Norm, welcher mich auf das Tier zog und dann los ritt. Ich blickte noch einmal zu dem Strauch, in dem sich meine Kleidung verfangen hatte und sah nun, wie etwas im Sonnenlicht kurz golden aufblitzte.

Ich ahnte Schlimmes.
 

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Soo, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen :)

Hatte ja wirklich sehr viel mit der Vergangenheit der drei Sully-Geschwister zu tun :D

Würde mich wirklich sehr über Reviews schreiben, auch von den Lesern, die die Story nur lesen und meinen, kein Kommi abgeben zu müssen ;)

Ich beiße auch nicht, ich freue mich sogar, etwas von euch zu lesen! Sei es Kritik, Lob oder sonstwas!

Viele liebe Grüße an euch alle!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2011-06-22T12:39:50+00:00 22.06.2011 14:39
woah...was für eine ff!!!!! ich hoffe es geht bald weiter!!!!!

ich freu mich schon richtig!!!!!!! und ich bin wirklich gespannt was da noch alles passiert!!!!

schreib also gaaaaanz schnell weiter!!^^

lg
Von: abgemeldet
2010-04-10T11:06:06+00:00 10.04.2010 13:06
So jetzt hab ich die FF auch durch und ich muss sagen, dass du einen sehr schönen Schreibstil hast und du dir auch eine richtig gute Story ausgedacht hast. Ich fand es auch richtig interessant etwas aus der Kindheit der drei Geschwister zu erfahren.
Ich hoffe es geht bald weiter xD


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