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Wenn eine Begegnung alles verändert

Jake, Edward oder keinen der Beiden?
von

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Wahrheit und Ungerechtigkeit

Kapitel 15:

Wahrheit und Ungerechtigkeit
 

Das Wochenende verging sehr rasch. Kaum hatte man sich versehen, stand auch schon der Montag wieder vor der Tür und wir mussten zu Schule. Alice hatte sich nicht mehr bei mir gemeldet, aber heute würde ich um ein erneutes Gespräch nicht herum kommen. Ich richtete mich wie jeden morgen und ging dann nach unten in die Küche. Emmett war natürlich schon da und kräftig am Essen.

„Guten Morgen. Na schmeckts?“, begrüßte ich ihn.

„Mhhm, mhhm ...“, bekam ich kauend und nickend zur Antwort.

„Pass auf, dass du nicht zu viel sagst.“, sagte ich neckisch.

„Nein, da pass ich schon auf.“, scherzte er zurück. „Aber jetzt sollten wir dann auch langsam los, dann sind wir vielleicht mal nicht die Letzten, die an der Schule ankommen.“, fügte er hinzu.

Gesagt, getan. Wir fuhren zur Schule und auf dem Parkplatz angekommen, waren wir doch tatsächlich vor den anderen da. Lange mussten wir aber nicht warten, da kamen dann auch schon Edward und Alice. Er parkte den Wagen direkt neben Emmetts und sie stiegen beide aus. Alice sah mich durchdringend an und machte eine merkwürdige Kopfbewegung. Sie wollte wohl, dass ich ihr folgte, denn sie drehte sich um und lief Richtung Turnhalle.

„Guten Morgen Edward, wo will denn deine Schwester hin?“, begrüßte mein Bruder seinen Kumpel.

„Hi Alter, keine Ahnung! Aber du kannst ja deine Schwester fragen, die läuft schließlich hinter ihr her.“

Hörte ich noch Edwards Stimme, als ich Alice folgte. Jetzt wollte sie wohl unser Gespräch von Samstag weiterführen, anders konnte ich mir ihr Verhalten nicht erklären. Wir waren fast schon an der Turnhalle angekommen und der Parkplatz war nicht mehr zu sehen, als Alice anhielt und sich zu mir umdrehte.
 

„So jetzt erzähl mir bitte mal, warum du den Scheiß gemacht hast?“, fing sie an und zeigte auf meine Unterarme.

„Alice, ich hab dir doch am Samstag schon gesagt, dass ich einfach keinen anderen Ausweg gesehen hab.“, versuchte ich es ihr zu erklären.

„Aber Bella, dass ist doch keine Lösung für Probleme. Warum hast du es also dann gemacht?“, fragte sie entsetzt.

„Ich weiß doch, dass es keine Lösung ist.“, sagte ich. „Aber es hat mir einfach geholfen.“, gab ich klein laut zu.

„Bella, bist du noch ganz bei Trost? Was wenn du zu tief geschnitten hättest und dich aus versehen getötet hättest?“, schrie sie schon fast.

„Alice, ich wollte mich doch nicht umbringen. Wie kommst du da drauf?“, entgegnete ich entsetzt.

„Ich versteh immer noch nicht, wie du das tun konntest. Bella, du hast doch uns. Wir helfen dir doch, wir sind für dich da.“, sagte sie nun und hielt meine Hände fest.

„Dabei kann mir keiner helfen. Ihr wisst zwar bescheid, aber helfen kann keiner. Ihr kennt diese Gefühle einfach nicht! Ich bin doch selbst schuld daran und jetzt muss ich damit zu recht kommen. Da muss ich alleine durch. Ich kann euch diese Last nicht auf bürden.“, versuchte ich Alice zu erklären.

„Bella, das ist keine Last für uns. Wir helfen dir sehr gerne, das musst du wissen. Auch wenn Edward und ich noch nicht lange hier sind, haben wir doch schon eine innige Freundschaft mit euch aufgebaut. Also bitte mach so was nie wieder und sag es den anderen. Du musst mit uns reden, sonst können wir dir nicht helfen.“, sagte sie voll überzeugt.

„Alice, bitte zwing mich nicht es den anderen zu sagen. Für mich war es schon schwer, euch zu sagen was passiert ist. Also bitte, bitte sag es keinem und über lass es mir, wann ich es ihnen sage.“, flehte ich sie schon fast an.

„Na gut, ich sag es keinem. Aber nur, wenn du mir hoch und heilig versprichst, dass du es nie, niemals wieder machst.“, antwortete sie ernst.

„Danke Alice, danke, danke, danke. Ich verspreche dir, dass ich es nicht mehr mache.“, fiel ich ihr um den Hals.

Wir haben nicht bemerkt wir lange wir uns dort unterhalten hatten, als plötzlich Rose auftauchte. „Mädels, was macht ihr hier? Wir müssen rein, der Unterricht fängt gleich an.“, rief sie aus einiger Entfernung.

„Was, ist es wirklich schon so spät? Wir kommen Rose.“, erwiderte ich ihr und lief gemeinsam mit Alice in ihre Richtung. Wir gingen gemeinsam ins Schulgebäude und ergaben uns dem langweiligen Bio Unterricht bei Mr Burner. Jedoch war er heute gar nicht mal so langweilig, wir schauten einen Film an, über die Vererbungslehre von Mendel, der echt interessant gemacht war. Dieser Umstand hinderte Rose daran, mich über Briefe auszufragen, was ich mit Alice zu bereden hatte vor der Turnhalle. Worüber ich sehr froh war. Mein Glück hielt nur leider nicht wirklich lange an, denn in Geschichte hatte sie genug Zeit um Fragen zu stellen:
 

Süße, was hast du denn mit Alice vor der Schule geredet?

Ach nichts wichtiges. Sie wollte nur wissen, was ich mit Edward auf der Fahrt zum Kino geredet habe.

Na, dass würde mich auch interessieren.

Warum seid ihr da immer so scharf drauf?

Tja, das liegt wohl daran, dass wir wissen was Edward für dich empfindet. Und ich weiß, dass dich seine Gegenwart auch nicht kalt lässt. Also erzähl.

Wir haben nur über ganz belanglose Sachen geredet. Wir müssen uns schließlich erst mal richtig kennen lernen. Außerdem werd ich mich so schnell nicht mehr auf jemanden einlassen.

Bella, Schatz du weißt das Edward ganz anders ist als Jacob. Er würde so was nie tun.

Ja das ist mir schon klar. Aber ich brauche erst mal Zeit um alles zu verarbeiten, bevor ich wieder jemanden an mich heran lasse.

Das versteh ich ja, aber bitte warte nicht zu lange. Eddy ist ein toller Typ und das werden wohl auch bald die Tussis hier herausfinden.

Wenn er wirklich so viel für mich empfindet, wie ihr immer behauptet, dann sind ihm andere Mädels egal. Aber das wird sich ja herausstellen.

Bist du echt so blind? Der ist total verrückt nach dir.
 

In diesem Moment erlöste mich die Klingel vor weiteren Fragen und Erklärungen. Wir gingen gemeinsam mit Alice in die Cafeteria und setzten uns an den übrigen Platz. Kurze Zeit später kamen dann auch Emmett und Edward. Mein Bruder setzte sich neben Rose, wie immer und Edward konnte nur noch neben mich sitzen, da Alice und Jasper neben mir frei gelassen hatte. Als er sich gerade setzen wollte, streifte er mit seinem Knie aus versehen an meinem Oberschenkel entlang. Diese Berührung lies meine Gefühle wieder verrückt spielen. Ich konzentrierte mich und versuchte sie zu unterdrücken, aber es gelang mir nicht wirklich. Als Edward merkte, dass er mich berührte drehte er sein Bein so, dass die Berührung ein Ende hatte. Dann begann er mit mir zu reden: „Na, hattest du ein schönes Gespräch mit meiner Schwester?“

„Was interessiert euch das eigentlich alle? Darf man sich nicht mal mit einer Freundin unterhalten, ohne gleich ausgequetscht zu werden?“, giftete ich schon fast.

„Bella, was ist heute los mit dir?“, mischte sich Rose ein.

„Mit mir ist nichts los, alles ist okay.“, versuchte ich sie zu beruhigen, was mir aber nicht wirklich gelang.

„Ja genau, erst bist du total unfreundlich zu mir und jetzt pflaumst du Edward an. Irgendwas stimmt da doch nicht.“, sagte sie verwundert.

„Quatsch, ich bin einfach nur nicht so gut drauf heute.“, erklärte ich.

„Bella, jetzt sag es doch endlich. Das hat so keinen Sinn, sie müssen es wissen. Wenn du es nicht sagst, dann mach ich es. Egal was wir vorhin gesprochen haben.“, kam es jetzt von Alice.

„Nein Alice, dass kannst du mir nicht antun. Du hast es versprochen.“, erinnerte ich sie.

„Ich weiß was ich gemacht hab, aber ich lass nicht zu, dass du deswegen deine Freundschaften aufs Spiel setzt.“, sagte sie energisch.

„Was soll uns Alice nicht sagen? Bella rede mit mir.“, mischte sich nun auch mein Bruder ins Gespräch mit ein.

„Nichts Emmett, dass ist nicht wichtig.“, winkte ich ab.

„Mir reicht es jetzt Bella!“, sagte Alice sehr ernst. Sie schnappte meinen Arm und schob meinen Ärmel hoch. So schnell wie das ging, konnte ich sie nicht einmal daran hindern. Alle starrten jetzt auf mein meinen entblößten Unterarm, ich entriss Alice meinen Arm und bedeckte die Narben wieder.
 

Edwards Sicht:

Das Gespräch lief total aus dem Ruder. Eigentlich wollte ich mich nur ganz normal mit Bella unterhalten, so wie am Samstag auf dem Weg ins Kino. Aber erst flippte Bella fast aus und jetzt sprach Alice nur noch in rätseln, ich verstand nur noch Bahnhof. Dann wie aus dem Nichts, schnappte sich meine Schwester Bellas Arm und schob ihren Ärmel hoch. Mir stockte der Atem, als ich die Narben auf Bellas Unterarmen sah. Es war ganz still an unserem Tisch keiner wagte es auch nur zu Atmen. In der Zwischenzeit hatte Bella ihren Arm befreit und die Narben wieder bedeckt.

„Isabella Marie Swan, was sind das für Narben?“, fragte Emmett wütend. Doch Bella antwortete ihm nicht. Sie sprang von ihrem Stuhl auf und rannte aus der Cafeteria. Emmett wollte ihr gerade hinterher, doch ich stand auf und meinte nur zu ihm: „Bleib du hier. So wütend wie du gerade bist, bekommst du keine Antworten. Lass mich gehen.“

„Ich hab ja wohl jeden Grund wütend zu sein.“, schrie er mich an.

„Schatz, beruhig dich. Edward hat recht, so hat das keinen Sinn. Du musst erst mal wieder runter kommen.“, sagte Rose zu ihm. „Aber meinst du es bringt was, wenn du mit ihr redest?“, wendete sie sich dann an mich.

„Ich weiß es nicht, aber ein Versuch ist es wert. Wenn es nichts bringt, kann es ja immer noch einer von euch versuchen.“, entgegnete ich ihr. Rose nickte nur und hielt Emmett fest. Ich drehte mich um und verließ schnellen Schrittes die Cafeteria, jetzt war nur noch die Frage, wo ich Bella finden würde. Ich lief gerade an der Damentoilette vorbei, als ich jemanden schluchzten hörte. Langsam öffnete ich die Tür und sah Bella in einer Ecke sitzen, sie hatte das Gesicht in die Hände gelegt und bemerkte mich gar nicht. Bei ihr angekommen, strich ich ihr übers Haar. Sie schreckte auf und als sie mich sah, drehte sie sich mit dem Gesicht zur Ecke. „Verschwinde, ich möchte alleine sein.“, sagte sie wütend.

„Ich werde dich jetzt ganz sicher nicht alleine lassen! Möchtest du mir nicht erklären, was eigentlich los ist?“, fragte ich sie sanft aber energisch.

„Nein, eigentlich nicht. Aber mir wird wohl nichts mehr anderes übrig bleiben, dank deiner dummen Schwester.“, brachte sie unter ihren Tränen hervor.

„Bella, ich finde die Aktion von meiner Schwester total scheiße. Jetzt ist die Katze aber aus dem Sack und es wäre besser wenn du darüber redest.“, erklärte ich ihr.

„Ich … ich kann jetzt einfach nicht da … darüber reden. Versteh das doch bitte. Ich kann das einfach nicht.“, stotterte sie.

„Ich versteh dich, aber Bella, können wir bitte nach der Schule darüber reden?“, wollte ich von ihr wissen.

„Ed … Edward ich kann so … so nicht in den Unterricht. Könntest du mich bitte … bitte nach Hause fahren?“, bat sie mich schluchzend.

„Klar, ist kein Problem. Ich muss nur kurz einem der anderen sagen, dass wir nicht mehr zum Unterricht kommen und wo wir sind.“ Ich wollte gerade aufstehen, um zu den anderen zu gehen, als mich Bella am Arm festhielt.

„Lass mich bitte nicht allein. Schreib einfach eine SMS.“, flehte sie schon fast.

„Okay, dann lass uns gehen, bevor noch jemand hier her kommt.“, sagte ich zu ihr und stand auf. Sie erhob sich ebenfalls und wir verließen gemeinsam das Schulgebäude. An meinem Wagen angekommen stiegen wir beide ein, doch bevor ich los fuhr schrieb ich noch eine SMS an Alice:
 

Schwesterchen,

ich bring Bella nach Hause.

Wir kommen nicht mehr zum Unterricht.

Könntest du uns bitte entschuldigen?

Edward
 

Als ich sie abgeschickt hatte, drehte ich den Zündschlüssel und fuhr vom Parkplatz. Im Rückspiegel sah ich noch, wie Emmett in der Eingangstür vom Gebäude stand, Jasper hielt in von hinten fest und Rose stellte sich vor ihn. Keine Ahnung wie sie das schafften, aber kurze Zeit später verschwanden sie wieder in der Schule. Wir fuhren die ganze Zeit schweigend, nur ab und zu war ein Schluchzen von Bella zu vernehmen. Bei ihr zu Hause angekommen blieben wir erst noch in meinem Auto sitzen, bis sie das Wort ergriff:

„Edward, kommst du noch mit rein? Ich möchte jetzt nicht alleine sein. Wer weiß, was ich sonst für Dummheiten anstelle.“, flüsterte sie schon fast.

„Klar, wenn du das möchtest bleib ich hier, bis Emmett heim kommt.“, antwortete ich. „Können wir dann auch darüber reden was eigentlich los war? Oder willst du nicht darüber sprechen?“, fragte ich sie noch.

„Mal sehen, dass kann ich dir jetzt noch nicht sagen, ob ich darüber reden möchte oder kann.“, sagte sie und stieg aus. Ich tat es ihr gleich und wir gingen gemeinsam in ihr Zimmer. Dort angekommen schmiss sie sich gleich auf ihr Bett und brach erneut in Tränen aus. Ich hingegen setzte mich auf den Schreibtischstuhl und lies sie einfach nur weinen. Es fiel mir verdammt schwer sie nicht in den Arm zu nehmen und zu trösten, aber das wäre in diesem Fall sicher kontraproduktiv gewesen. Also lies ich sie einfach, bis sie von sich aus mit mir zu reden begann:

„Edward, warum bist du so nett? Emmett ist fast aus gerastet aber du, dich interessiert es gar nicht wirklich.“, kam es gedämpft durch die Kissen.

„Das liegt in meiner Natur, ich kann einfach nicht sehen, wenn jemand traurig ist. Außerdem würde es mich sehr wohl interessieren, aber es bringt nichts dich deswegen an zu schreien.“, erwiderte ich wahrheitsgemäß.

„Ich … ich hab so … so gute Freunde gar nicht ver … verdient.“, schluchzte sie.

„Bella, sag so was nicht. Du hast noch viel bessere Freunde verdient, als wir es sind oder je sein könnten.“, sagte ich und nun hielt es mich nicht mehr auf dem Stuhl. Ich ging zu ihr, setzte mich auf den Bettrand, und strich ihr über den Rücken. Bei meiner Berührung zuckte sie wieder kurz zusammen, aber dann drehte sie sich um, schlang ihre Arme um meine Mitte und verbarg ihr Gesicht an meiner Brust. Sie weinte immer noch, denn mein T-Shirt wurde allmählich feucht, was mir jedoch egal war. Ich hielt Bella im Arm, das hatte ich mir schon seit unserer ersten Begegnung gewünscht. Es war zwar wegen etwas anderem als ich gerne hätte, aber das war mir im Moment egal. Ich hielt sie nur fest, strich ihr über den Rücken und wartete bis sie sich beruhigt hatte.
 

Bellas Sicht:

Ich stellte mir die ganze Zeit die selbe Frage, während Edward mich einfach nur im Arm hielt. Warum hatte mir Alice das angetan? Sie hatte es doch versprochen keinem zu sagen. Wie konnte sie mir also so in den Rücken fallen? Ich verstand es einfach nicht. Aber noch viel weniger verstand ich es, dass Edward trotz allem hier war und mich tröstete. Er war so nett, wobei ich anderes verdient hätte. Emmett hatte schon recht sauer auf mich zu sein, schließlich hatte ich ihn angelogen, als er die Gedichte entdeckt hatte. Edward hingegen war so verständnisvoll und dazu noch Gentleman, er setzte sich erst mal nicht auf mein Bett sondern auf den Stuhl. Erst als ich unter Tränen sagte, dass ich so gute Freunde gar nicht verdient hätte, kam er zu mir und streichelte über meinen Rücken. Bei dieser Berührung zuckte ich zusammen, hatte mich aber gleich wieder gefangen. Ich drehte mich zu ihm und umarmte seinen Oberkörper, um mein Gesicht an seiner Brust zu verbergen. Er erwiderte meine Umarmung, sagte nichts und fuhr einfach nur tröstend meinen Rücken auf und ab.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, die wir so da saßen, löste ich meine Umarmung und hob meinen Kopf leicht an. Ich sah ihm in die Augen, er sah besorgt aus, aber zugleich verständnisvoll. Ohne ein Wort zu sagen, stand ich auf und ging ins Bad. Dort wusch ich mir erst mal das Gesicht mit kaltem Wasser, um meine geröteten Augen etwas zu entspannen. Als ich zurück ins Zimmer wollte, stand Edward in der Tür und sah mich nur fragend an. Ich gab ihm keine Antwort sondern ging an im vorbei zu meinem Schreibtisch, schloss das Fach auf, in dem die Gedichte lagen. Diese nahm ich heraus und streckte sie ihm entgegen. Er zögerte einen Moment, nahm sie jedoch an, setzte sich auf mein Bett und begann zu lesen. Eins nach dem andern las er, legte die gelesen Blätter neben sich auf einen Haufen. Sein Gesicht nahm bei jedem weiteren Gedicht, dass er las einen traurigeren Ausdruck an. Als er dann das letzte Blatt neben sich legte schaute er zu mir auf und hatte Tränen in den Augen.

„Bella, ich wusste nicht, dass es so schwer für dich war. Aber warum hast du mit keinem von uns geredet? Wir hätten dir doch geholfen.“, kam es über seine Lippen. Währenddessen stand er auf, kam auf mich zu und kniete sich vor mir auf den Boden. Er nahm meine Hand und umschloss sie mit seinen, dabei schaute er mich an und wartete auf eine Antwort.

„Ich … ich konnte es nicht. Ich wollte euch diese Last nicht auch noch auf die Schultern laden. Es war meine Schuld und ich musste alleine mit ihr fertig werden.“, schaffte ich schließlich zu antworten.

„Nein Bella, damit muss niemand alleine fertig werden. Besonders nicht, wenn es einen so belastet wie dich. Überleg doch mal, du hast dich selbst verletzt und alles wegen ihm? Du musst dich immer fragen, ob er es wert ist, sich selbst so etwas anzutun.“, sagte er mit ruhiger und sanfter Stimme. „Kein Mann auf der Welt wäre es wert, dass du dir seinetwegen solche Schmerzen zufügst. Besonders nicht, nach dem was er dir angetan hat. Bella, du bist eine wundervolle, schöne junge Frau. Du darfst dich dadurch nicht zerstören lassen, du musst kämpfen.“, fügte er mit ernsterer Stimme hinzu.

„Wofür denn kämpfen? Es hat doch alles keinen Sinn mehr. Diese Schmerzen und diese Pein, die er mir zugefügt hat, werde ich nicht mehr vergessen können. Und falls doch, brauch ich etwas, dass mich daran erinnert und diese Narben werden das immer tun.“, antwortete ich ihm. Ich befreite meine Hand, stand auf und ging zum Fenster. Dort fuhr ich mit einer Hand über meinen Unterarm und es liefen wieder Tränen über meine Wangen.

„Bella, ich kann nicht nachempfinden wie es in dir Aussieht. Das kann keiner von uns, außer du redest mit uns darüber.“, ertönte Edwards Stimme nah bei meinem Ohr.

„Es … es ist so … so schwer für mich.“, stotterte ich während ich mich zu ihm drehte und wieder mein Gesicht an seiner Brust verbarg. Er sagte wieder nichts, sondern fuhr mir nur mit den Fingerspitzen durchs Haar. Verdammt, warum war er nur so lieb, verständnisvoll und nett. Ich hatte das alles gar nicht verdient. Bei diesen Gedanken schossen mir noch mehr Tränen in die Augen und ich lies ihnen einfach freie Bahn. Wir standen noch immer so da, als plötzlich meine Zimmertür auf ging und Emmett im Raum stand.

„Isabella M...“, setzte er an, wurde jedoch von Edward unterbrochen: „Emmett, halt dich zurück. Hör dir erst mal an, was deine Schwester zu sagen hat, bevor du sie zur Schnecke machen willst.“

„Edward, sie hat sich geritzt! Das ist unverantwortlich, was wenn etwas passiert wäre? Sie hat sich immer eingeschlossen und wenn sie eine Arterie erwischt hätte, wäre sie hier verblutet und wir hätten es nicht einmal mitbekommen.“, schrie er Edward an. Ich löste mich aus seiner Umarmung und rannte auf meinen Bruder zu: „Hör auf Edward an zu schreien! Er hat nichts gemacht, ich bin diejenige auf die du wütend sein solltest!“, schrie ich und prügelte dabei auf ihn ein. Es machte ihm jedoch nichts aus, er hielt meine Hände in der Bewegung fest. Als ich nicht mehr auf ihn einschlagen konnte, wurde vor meinen Augen plötzlich alles schwarz.
 

„Bella, mach doch bitte die Augen wieder auf.“, hörte ich eine Stimme von sehr weit weg.

„Schwesterchen, bitte es tut mir Leid. Hätte ich gewusst, das es dich so fertig macht, hätte ich nichts gesagt.“, erklang nun Emmetts Stimme nahe an meinem Ohr.

Langsam öffnete ich die Augen und sah in die Besorgten Gesichter meiner Freunde und meiner Familie. Sie standen alle um mein Bett herum, nur Emmett saß neben mir und hielt meine Hand. Ich versuchte mich auf zu setzten, aber Emmett drückte mich zurück ins Kissen.

„Nichts da, du bleibst liegen.“, sagte er streng.

„Warum? Was ist passiert?“, fragte ich verwirrt.

„Du hattest einen Nervenzusammenbruch. Mein Dad hat dir eine Beruhigungsspritze gegeben, daher wäre es besser, wenn du erst mal liegen bleibst.“, vernahm ich Edwards Stimme, aber sehen konnte ich ihn nicht. „Wir sollten sie jetzt auch alleine lassen, sie braucht jetzt Ruhe.“, erklärte er weiter. Die anderen erhoben sich und gingen Richtung Tür. Ich suchte nach Edward, konnte ihn aber nicht entdecken. Wo war er nur? Emmett war der letzte der aus der Tür ging und sie hinter sich schloss. Irgendwie war ich verwirrt, es war Edwards Stimme, die ich gehört hatte, aber er war nicht da. Er war nicht unter den Menschen die mein Zimmer verlassen hatten. Ich wollte mich aufsetzten, als mich etwas zurück hielt. Erschrocken schaute ich auf die andere Seite, da saß Edward und hielt mich an der Schulter fest.

„Nichts da, ich hab gesagt du musst liegen bleiben. Anweisung von meinem Vater.“

„Was, warum bist du noch hier?“, fragte ich völlig perplex.

„Einer muss dafür sorgen, dass du dich an die ärztlichen Regeln hältst. Deine Eltern und Emmett waren der Meinung, dass sollte ich machen, da ich der einzige bin dem du dich seid … seid der Vergewaltigung wirklich anvertraut hast.“, erklärte er mir mit seiner honigsüßen Stimme.

„Du musst nicht hier bleiben, ich werd brav sein und nicht aufstehen.“, sagte ich zu ihm.

„Ich möchte aber gerne hier bleiben, außer du willst das ich gehe?“, antwortete er mir. Ich schüttelte nur den Kopf, schließlich wollte ich nicht alleine sein und er war der einzige, der mich nicht verurteilte.

Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein, denn am nächsten Morgen wurde ich vom nervtötenden Geräusch meines Weckers geweckt. Ich wollte ihn gerade aus machen, als mir jemand zuvor kam. Wie von der Tarantel gestochen, sprang ich auf und stand vor meinem Bett.

„Entschuldige Bella, ich wollte dich nicht erschrecken.“, sagte Edward, der auf meinem Schreibtischstuhl saß.

„Warum bist du noch hier? Du hättest ruhig nach Hause können, als ich eingeschlafen war. Das war doch sicher total unbequem für dich.“, ratterte ich los. Mein Herz pochte wie wild in meiner Brust und mir wurde leicht schwindelig. Als meine Knie gerade nachgeben wollten, setzte ich mich wieder auf mein Bett und hielt meinen Kopf fest.

„Bella, alles okay?“, fragte er besorgt.

„Ja, mir ist nur schwindelig geworden, weil ich zu schnell aufgestanden bin. Aber beantworte jetzt bitte meine Frage. Warum bist du nicht nach Hause?“, entgegnete ich ihm ernst.

„Ich weiß es nicht so genau, irgendwie wollte ich dich nicht alleine lassen. Ich hatte Angst, dass du dich wieder selbst verletzten würdest, wenn ich geh.“, sagte er leise.

„Das ist lieb von dir. Aber es wäre nicht nötig gewesen, so schnell werde ich das wohl nicht mehr tun.“, antwortete ich ihm.

„Okay, dann werd ich dich mal alleine lassen, dass du dich für die Schule richten kannst.“, erwiderte er und verließ mein Zimmer. Als ich im Bad fertig war, ging ich nach unten in die Küche. Dort saßen mein Dad, Emmett und auch Edward beim Frühstück. Sobald sie bemerkten, dass ich in der Tür stand hörten sie auf zu reden. „Was ist denn los? Habt ihr Geheimnisse vor mir?“, fragte ich scherzhaft. Doch durch die Reaktion von meinem Vater merkte ich, dass ich genau ins Schwarze getroffen hatte. „Was? Was soll ich nicht erfahren?“, kam es nun leicht hysterisch.

„Bella, setzt dich doch bitte erst mal hin. Gestern kamen die Ergebnisse der Untersuchungen und der Gewebeproben.“, fing mein Dad an zu erzählen.

„Oh, und was kam raus?“, entgegnete ich lediglich mit lebloser Stimme.

„Es ist so, man konnte leider keine wirklichen Beweise sichern die Jacob belasten würden. An den Kleidern waren zu viele Verunreinigungen und da du geduscht hattest, konnten auch keine Sperma Spuren sicher gestellt werden. Es tut mir Leid Schatz, aber wir können leider nichts machen.“, erklärte mir mein Dad und nahm mich in den Arm.

„Nein, das kann nicht sein. Bitte sag mir nicht das er ungeschoren davon kommt!“, schrie ich ihn an.

„Doch leider mein Schatz. Es sei denn, du willst trotz allem vor Gericht gehen.“, sagte er nun.

„Das … das kann doch nicht wahr sein. Nein, nein, nein.“, schrie ich riss mich los und rannte die Treppen hinauf in mein Zimmer und schloss mich ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-02-22T14:20:48+00:00 22.02.2010 15:20
Voll süüß ^^ immer der Retter auf dem Weißen Ross unser Edward xD aber so kennen wir diesen doch immer. :D Ich mag das Kapitel. Mal schauen was noch so alles passiert.
Von: abgemeldet
2010-02-21T21:20:23+00:00 21.02.2010 22:20
schön, dass sich die beiden endlich näher kommen!
wenn nur jeder so jemanden hätte, der auf einen aufpasst...

war ein wirklich wunderschönes kap und cih freue mich schon, zu hören, wie das ganze weiter geht ;)

lg vicky
Von: abgemeldet
2010-02-21T20:01:48+00:00 21.02.2010 21:01
WOW edward ist echt imma für bella da das ist so süßßß!!!!!!!!!!
arme bella wiso hatt sie es denn nicht gleich gesagt ??ß
aber ich bing glücklich das sie sich edward gegenüber öffnet


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