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Incomplete - Bis(s) in den Tod

The Bella & Edward Story geht in die dritte Runde!
von

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Schmerzende Wahrheit

danke für eure tollen reviews immer !!!!! :):):) freue mich immer mega^^

@elena-mcgrey

wow, soooo schön lang ^^ hihi^^

ach quark das macht nix^^ so ein super kommi entschädigt doch alles^^

das was du zu nela sagst, finde ich alles total treffen und super interpretiert! :) du machst das echt gut^^

"Um sich lebendig zu fühlen", das finde ich toll^^ eine klasse beschreibung. sie bricht aus ihrem goldenen käfig aus^^ ich glaube aber für sinnfragen naja nicht dass sie zu jung ist, aber ich glaube das ist nicht so passend jetzt...

was vermutest du denn? ^^

dank dir =)=)=)^^
 

Musiktipps:

Dan Wilson - Breathless http://www.youtube.com/watch?v=qSaoSBcCpM8&feature=fvst

Paramore - the only exception http://www.youtube.com/watch?v=yz8uvwzHtxk

Das erste Lied liebe ich... wahh, wow, .... *schwärm*

*räusper* :blush: ^^
 

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Edward
 

Wie nur? Wie nur?

Wie konnte ich ihr das Glück, dass sie verspürte nehmen, um ernste Themen anzusprechen, ohne, dass sie daraufhin unglücklich war?

Ich war mir bewusst, dass sich das gänzlich widersprach und doch musste ich es irgendwie lösen…

Ich konnte sie einfach nicht ansprechen. Immer wieder versuchte ich es, begann, machte Andeutungen, irgendetwas… ich konnte nicht über meinen Schatten springen. Denn ein weiterer, vom puren Egoismus herrührend, Grund war, dass ich mich schäbig fühlen würde, ihr ihre momentane Zufriedenheit genommen zu haben (sie war gerade darüber hinweg, dass sie sich von Lion eine Woche getrennt hatte) und ich würde auch leiden. Wenn sie es tat, tat ich es auch. Dass ich das Wort „Nela“ nicht über die Lippen brachte, war Selbstschutz – doch genauso falsch wie widerwärtig egoistisch. Ich wusste allerdings, wo meine Verpflichtungen lagen- Aber ich wollte es gar nicht wissen!

Wie nur sag ich es ihr… sodass sie versteht, sich nicht überfahren, gedemütigt und kritisiert fühlt… und genau diese Reaktion ihrerseits sehe ich vor meinem geistigen Auge. Aber ich musste es tun, für Nela, ich musste es tun.

Ich seufzte innerlich. Ich kannte das Gegenargument:

Nach allem, was geschehen ist… wie kann ich ihr das Glück nehmen?

Und es war sehr überzeugend bislang gewesen.
 

***
 

Ein Tag verstrich und hinterließ nichts als Freude und Helligkeit in mir. Der Ort hier musste verzaubert sein. Ich konnte stundenlang einfach nur im Sand liegen oder mich in Edwards Armen wiegen oder einfach nur aufs Wasser sehen. Es hatte eine beruhigende, melancholische Wirkung auf mich – und ich war mir sicher, dass sich Edward dessen bewusst war.

„So Schneewittchen“, sagte Edward zu mir, als ich mit den Füßen im Wasser am Fluss herumdümpelte.

„Lass uns doch ein Spaziergang am Wasser machen“, schlug er vor. „Wir haben uns bisher die Gegend kaum angesehen.“

„Na gut, hast Recht“, meinte ich und stellte mich auf. Es war ein herrlicher Morgen und etwas am Fluss entlang zu gehen, war bestimmt angenehm.

„Ja? Was ist? Können wir?“, fragte ich ihn, als er nicht hinter mir her kam, nachdem ich schon einige Schritte getätigt hatte.

„Vielleicht ziehst du dir noch eine Hose und Schuhe an?“, lachte Edward mich aus. Ich hatte vergessen, dass ich nur in T-Shirt und Bikinihose da gegessen hatte. Jetzt fiel mir auf, dass Edward sich komplett gekleidet hatte (und dabei fand ich, dass ihm lediglich eine Badehose so gut stand). Ich seufzte und zog rasch etwas über. Edward war schon ein paar Meter am Ufer längs geschlendert. Ich flitzte hinterher und umschlang seinen Arm ein wenig später; die Hand in seine gelegt.

„Kennst du die Gegend hier schon? Wo gehen wir hin?“, fragte ich. Ich war mir sicher, dass er die ganzen Nächte nicht still schweigend im Zelt bzw. bei mir gehockt hatte.

„Ich habe keine Ahnung. Ich hatte keine Zeit großartig durch die Wälder zu streifen“, gestand er Schulter zuckend.

Ich sah ihn fragend, mit hochgezogenen Augenbrauen, an.

„Hatten wir nicht zu tun?“, fragte er und küsste mich kurz.

Ich grinste und wollte gerade etwas erwidern, als Edwards Handy in die natürliche Stille hinein erklang. Ich folgte seiner Bewegung mit den Augen und wartete, als er abnahm. Er nickte nur mehrmals und sagte so gut wie nichts, nichts verfängliches. Sein Gesichtsausdruck blieb konzentriert, allerdings nicht panisch oder ängstlich, was mich ein wenig beruhigte. Schweigend legte er auf und blieb stehen. Er sah mich lange an.

„Edward, es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder du sagst mir jetzt sofort was los ist oder ich rufe Alice selbst an“, verdeutlichte ich mahnend, nur ernst im Gesicht. Er sprach nicht, sondern schien zu überlegen. Ich brauchte keine rhetorische Glanzleistung, sondern Antworten. „Geht es um Lion? Ist er krank? Fühlt er sich nicht wohl?“ Das Drängeln in meiner Stimme brach durch.

Edward senkte kurz durchatmend den Blick, bevor er den Kopf schüttelte und sagte: „Nein, Lion ist kerngesund und wohlauf. Nein, es ging um Nela.“

„Noch eine Party?“, wollte ich wissen.

Edward sprach gedämpft und langsam. Es war zum Verrücktwerden. „Ja, so ungefähr. Aber das ist nicht das, was Alice mir mitgeteilt hat.“ Edward nahm meine Hand und wir gingen weiter – bzw. er schleppte mich mit. „Alice hat gesehen, dass Nela Drogen gekauft und auch genommen hat. Richtige Drogen, Bella“, verdeutlichte er, als ich zur Nachfrage ansetzen wollte.

„Da ich schätze, dass der Effekt ausbleibt, ist das doch nicht weiter beängstigend oder?“, fragte ich gemächlich und sah ihn ununterbrochen an, während er geradeaus blickte. „Ich meine, sie kann nicht krank oder high oder süchtig werden oder so was…“

„Hm“, machte Edward bloß und schwieg wieder einige Momente, ehe er mich aufklärte: „Aber die Sache ist doch viel eher, warum sie es dann macht? Auf einmal… ich meine, was nützt ihr das? Und das Emmett mitspielt und das nicht unterbindet, kann ich auch nicht gutheißen. Wir müssen warten, was passiert. Alice beobachtet alles weitere, spricht mit Emmett und ruft an, wenn sie etwas Neues sieht.“

„Ich denke Emmett wird nichts tun, was nicht in deinem Sinne ist“, versuchte ich zu schlichten.

„In unserem“, meinte Edward stattdessen mit einem bedeutungsvollen Blick zu mir.

Ich nickte ein wenig peinlich berührt, während wir unbehelligt weiter bummelten. Ein Gedanke drängte sich in mir auf, den ich bislang immer hinuntergeschluckt hatte: War Nela unser Kind? War sie auch meines? Und umgekehrt: War Lion unser Kind? War Lion auch Edwards Kind? Ich vermutete und befürchtete, dass sich vom Gefühl her alle Fragen verneinen ließen…

Edward wirkte angespannt und sein Griff, um meine Hand, war seltsam straff. Es schien aber nicht mit dem Telefonat von eben zusammenzuhängen… oder bildete ich mir das nur ein?

Ich sagte nichts dazu und genoss die Natur, weil ich nicht glaubte, ihn von seiner (welcher es auch immer war) Stimmung abzubringen. Es war merkwürdig. Einmal sprach er mich an und als ich fragte, was sei, überlegte er es sich anders und schüttelte nur den Kopf. Warum rückte er nicht mit der Sprache raus??

Wir stiefelten weiter. Zeitweise mussten wir auf den Wald ausweichen, weil der Weg in Steinklippen endete. Ich fand die Natur überwältigend und konnte mich nicht satt sehen. Ich schmeckte und spürte überall den Duft der Sonne und die Reinheit…

„Edward, sieh nur!“, entfuhr es mir. Wir waren an einem Felsvorsprung angekommen, der, nicht weit entfernt, einen kleinen Wasserfall offenbarte. Die Sonne stand genau im Zenit und ließ das Wasser glitzern und die Tropfen hell und schillernd leuchten.

Edward schritt unbeteiligt neben mich. Die Hände nun in den Hosentaschen versunken.

„Was ist los?“, rutschte es mir etwas zu hart heraus. „Du kannst doch nicht immer noch darüber grübeln. Ich finde es gibt erst mal keinen Grund. Nela ist bislang nichts passiert und was sie tut, ist zwar fragwürdig, aber sie ist ein Vampir. Das kann ihr nichts anhaben“, versuchte ich Überzeugungsarbeit zu leisten und seine Grimmigkeit fortzuscheuchen. Wenn ich mir Sorgen machen würde, dann eindeutig um Lion.

„Genau darum geht es…“, murmelte er mehr zu sich selber und ich verstand den Zusammenhang nicht. Es kann ihr als Vampir nichts anhaben, das war eine Tatsache. Das musste auch Edward verstehen. Ich blieb noch einen Augenblick stehen und als Edward sich dann immer noch nicht rührte, ging ich unbeeindruckt alleine hinab zu der kleinen Bucht am Wasserfall.

Nachdem Edward, sein Gesichtsausdruck war fast verbissen, mir nachgekommen war, verbrachten wir den restlichen Tag am Wasserfall. Ich konnte nicht behaupten, dass sich Edwards Gesprächigkeit gebessert hatte, aber seine Laune wurde um einiges angenehmer.

Bei beginnendem Sonnenuntergang, die Dunkelheit war längst nicht eingebrochen, stapften wir – beide mehr oder weniger nass von einer Wasserschlacht – durch das Dickicht zurück.

„Soll ich dich nicht wirklich tragen? Du erkältest dich“, fragte Edward besorgt, aber in mattem Tone.

„Nein, so kalt ist es nicht und so weit ist es nun wieder auch nicht“, antwortete ich. Wir waren bereits auf dem Endstück, das nur noch am Ufer vorbeiführte. Wald und Fels hatten wir hinter uns gelassen.

„Bella“, glitt es aus Edwards Lippen bestimmt. Ich zuckte zusammen, da ich so einen einschneidenden Tonfall nicht erwartet hatte. Ich fasste mich rasch und blickte hoch. Er schaute auf seine Hand in meiner und nahm meine beiden Hände nun in die seinigen. Er hatte zuvor die Plastiktüte mit Müll – es waren Verpackungen meines Mittagessens, welches Edward flugs aus der Stadt besorgt hatte – auf dem Boden abgelegt.

„Ich muss mit dir reden.“

„Sicher“, sagte ich vorsichtig und tastete mich an sein sonderbares Erscheinungsbild heran. Ich konnte nicht definieren, was für einen Eindruck er bei mir hinterließ.

„Es gibt noch einen Grund für diesen Urlaub“, begann er leise. Seine Augen wechselten immer wieder zwischen unseren Händen und meinem Gesicht. Ich hingegen sah ihm unentwegt in die Augen; erwartungsvoll, was kommen mochte. Ich hatte keinen blassen Schimmer, in welche Richtung es ging…

„Nicht nur, wegen deiner dringend notwendigen Erholung, sondern auch wegen eines Themas, dass ich mit dir besprechen möchte.“ Alles was er sagte klang steif und bedacht. Hatte er eine Rede den ganzen Tag über auswendig gelernt?, fragte ich mich kurz, lauschte dann aber weiter.

„Es geht um Nela- nein sag nichts“, bat er und hob die Hand kurz, als ich etwas einwenden wollte. „Bella…“, er atmete tief ein, „ich finde einfach keine Worte es dir zu sagen, ohne dass es schonungslos und hart klingt. Aber…“, nun blickte er mir fest in die Augen, „Nela geht es nicht gut. Und damit meine ich nicht, die Drogengeschichte oder sonst etwas in diesem Zusammenhang“, ich wartete, Edward atmete, „sondern wegen… dir“, ergänzte er leiser werdend.

„Mir?“, fragte ich nach und kippte den Kopf etwas nach vorn.

„Beantworte mir eine Frage ehrlich“, sprach er weiter und sein Blick, in die meinigen Augen gerichtet, war mehr als standhaft. „Wann hast du das letzte Mal ernsthaft Zeit mit ihr verbracht?“

Ich machte große Augen. Mir wurde schlagartig klar, worauf er hinauswollte. Ich hatte Mühe meinen schnellenden Atem geregelt zu kriegen und nicht sofort heftig auf seinen verdeckten Vorwurf anzuspringen. Er wollte behaupten, dass- wollte er etwa…? „Du- du- du willst mir-“ Ich atmete durch, um die Stimme wieder zu finden. „Sagst du jetzt etwa, dass ich sie vernachlässige?“ Mein Ton kletterte eine Oktave höher, obgleich ich ruhig sprach.

„Weißt du eine Antwort auf meine Frage?“ Edwards festem Gesichtsausdruck konnte ich nicht länger aushalten. War es- wollte er mir- Meine Gedanken kreisten abgehackt.

„Ich- ich hab mich um unseren Sohn gekümmert!“, sagte ich etwas zu laut. „Wirfst du mir das jetzt vor?! Wirft sie mir das vor?! Ging es Lion seit der Geburt nicht viel schlechter als ihr?“, rutschte es mir raus und ich biss mir sofort strafend auf die Zunge. Edwards Gesichtszüge entglitten ihm und verzerrten sich zum Schmerze. Ich wusste, dass ich zu weit gegangen war. Das war nicht fair.

„Edward, es tut-“

„Ich habe keine Antwort auf die Frage“, schnitt er mir das Wort ab. Er hatte sich unfassbar schnell gefangen, wie er es immer tat und immer schon gekonnt hatte, und schaute mich neutral und eindringlich wie zuvor an. „Sie hat dich siebzehn Jahre nicht gehabt und jetzt-“

„Aber das war doch nicht meine Schuld!“, rief ich dazwischen. „Ich wollte sie schützen! Und jetzt muss ich Lion-“

„Schützen? Vor mir?“, fragte Edward. Seine Traurigkeit schnitt mir tief ins tote Herz.

„Nein, verdammt!“, kreischte ich und konnte mir nicht erklären wie ich von jetzt auf gleich so ausflippen konnte. Vor wenigen Minuten noch, war alles so unbeschwert zwischen uns gewesen. „Wieso willst du mich nicht verstehen?! Nela hat doch Emmett und all die anderen, aber Lion braucht mich jetzt viel mehr!“ Ich musste eine Sekunde pausieren. „Deshalb sind wir hierher gefahren? Damit du mir Vorwürfe in Nelas Auftrag machen kannst?? LASS MICH LOS!“, schrie ich, als er meine Hände nicht freigeben wollte. Ich konnte nicht glauben, was er zu mir sagte. Natürlich hatte ich nicht so viel Zeit für Nela in diesen Tagen, aber Lion war doch noch viel aufmerksamkeitsbedürftiger. Nela erholte sich zusehends und Emmett tat ihr gut, immer mehr. Warum sollte ich mich aufdrängen und künstlich Zeit mit ihr verbringen, wenn es ihr gut erging und Lion mich viel nötiger hatte?

„Bella, ich weiß, was du vor hast“, sagte er leise.

„Schön, dann kannst du mich ja loslassen“, fauchte ich.

„Du verstehst mich falsch. Ich möchte dir keine Vorwürfe machen, aber-“

„-mir sagen, dass ich Nela ignoriere und Lion vorziehe?! Meinst du das?!“ Er gab meine Hände resigniert frei, sodass ich das tut konnte, was er antizipiert und ich auch wirklich gewollte hatte: Weglaufen.

Ich konnte es nicht fassen. Trug er das, diese Aussprache, den ganzen Tag mit sich herum?? Genau genommen den ganzen Urlaub?! Und die Zeit davor- Ich glaubte es nicht. War ihm Lion so unwichtig? So unwichtig, dass es ihm nicht recht war, wenn ich mich mehr um Lion, als um Nela kümmerte? Liebte er ihn nicht genauso wie ich? War Nela nicht alt genug, dass ich ihr nicht hinterher rennen musste? Was erwartete Edward?, geisterten mir tausend Fragen durch den Kopf.

Ich kam an unserem Zeltplatz an. Von Edward war weit und breit nichts zu sehen. Mein Appetit war mir vergangen und um nicht noch mal mit ihm an diesem, eigentlich so wunderschönen, Tag rumzuärgern, öffnete ich den Reißverschluss des Zeltes und ließ mich auf der Matratze nieder. Da ich vollkommen nass an manchen Stellen war, wechselte ich die Kleidung komplett und stieg dann in den Schlafsack. Plötzlich frierend nahm ich noch ein paar weitere Decken. Das Foto von Lion, welches ich gestern bereits in den Händen gehalten hatte, wurde zwischen den Decken hoch gewirbelt.

Natürlich hatte Edward gewusst, was ich vorhatte: Flucht. Wie immer, nichts Neues. Aber ich hatte es bei ihm nicht aushalten. Denn vielleicht… hatte er Recht?

Ich betrachtete meinen kleinen Sohn auf dem Foto. Strahlend und fröhlich. Ich vermisste ihn so schrecklich.

Ein Foto von Nela hatte ich wahrlich nicht dabei, fiel mir auf, während ich Lion weiter ansah.

Aber das war unfair… Lion war nun mal kleiner und brauchte mehr Zeit und Zuneigung. Warum konnte Edward das nicht verstehen? Oder eher: Warum verstand Nela das nicht? Hätte sie sich in Lions Alter nicht auch eine Mutter gewünscht? Sie hatte doch jetzt Emmett und- Warum redete sie eigentlich nicht mit mir?, kam es mir in den Sinn.

Ich fühlte mich widerlich. Aber nicht unbedingt, weil ich mich schuldig fühlte, sondern weil es gerade verfahren war und weil ich mich mit Edward gestritten hatte…

Ich legte das Foto neben meiner Stirn aufs Kissen und senkte die Lider. Eine Träne bahnte sich ihren Weg über meinen Nasenrücken.
 

Bella, Bella, Bella… hallte es, hauchte es von irgendwoher.

Alles dunkel. Wasser. Nass? Ich stand im Wasser. Schwarzes Wasser. Durchsichtig?

„Nein!“, schrie ich, als mich eine steinharte Hand hinab in das stille Gewässer zog. Ich schluckte Wasser, Erstickung. Ich starrte mit aufgerissenen Augen zur Oberfläche, die sich hell immer weiter entfernte. Unmöglich, dass ich hier lebend herauskam. Und doch versuchte ich zu schwimmen. Es zumindest versuchen. Die steinerne Hand drückte mir auf die Luftröhre – unangenehm, fest, schmerzend.

Im Wasser erschien Edward. Statuengleich, verwischt, mit den Wellen des Wassers. Esme, Emmett, dann Carlisle, Alice, Jasper folgten- Nela. Sie blieb. Sie schwebte vor mir. Wie auferstanden aus einem Gemälde. In ihren Händen hielt sie etwas in Lacken gewickeltes und zerdrückte es inbrünstig. Als sie die Hände öffnete war nichts darin. Nur Blut tropfte herab und verwischte mit dem Wasser um mich herum. Sie verschwand. Mein Hals würde weiter zusammengepresst und ich spürte alle Gliedmaßen schreiend in mir. Rufend, nach Sauerstoff, qualvoll, mich peinigend, quälend. Babygeschrei. Lion erschien.

Nicht mein Baby!!, kreischte ich panisch in Gedanken. Er war doch kein Vampir. Er würde ertrinken.

Zu spät. Denn ich tat es bereits.
 

Schweiß rannte meine Stirn hinab. Meine Kehle war trocken. Ich brauchte ein paar Atemzüge, um zu reagieren. Ich schreckte hoch, die Hand am Hals tastend, das Gesicht nass – von was auch immer. Ich stürzte zu meiner Tasche, nahm gar nicht wahr, was um mich herum war, und fand mein Handy. Abrupt hielt ich inne, als ich die Nummer von Jasper schon auf dem Display hatte.

Es war… ein Traum. Bella, es war ein Traum. Wie letztes Mal, wie damals…

Noch mal zuckte ich zusammen, als ich mit einem schweifenden Blick Edward wahrnahm, der neben mir lag; am Ellenbogen aufgestützt. In der Aufregung hatte ich ihn gar nicht vernommen. Heftig atmend sah ich ihn an. Ich hoffte nicht, dass mein Blick so angeekelt wirkte, wie ich mich fühlte, wenn ich ihn ansah. Es war ein widerspenstiges Gefühl, denn mit seiner Erscheinung wurde auch die starke Verbundenheit zu ihm geweckt – momentan jedoch nicht stark genug.

Denn er war schuld. Er hatte es provoziert.

„Bella, ich weiß, dass ich der Letzte bin, den du momentan bei dir haben willst“, sagte Edward bedächtig in die Stille, „aber ich musste bei dir sein.“

„Du- du-“, brachte ich müheselig hervor und fühlte mich dem Zusammenbruch nahe. „Du-“, ich rutschte näher zu ihm, „du bist schuld. DU BIST SCHULD!“, schrie ich ihn an und legte das verzerrte Gesicht auf die Hände. Zuvor hatte ich noch Edwards entsetzten Gesichtsausdruck gesehen. Nun schlangen sich seine Arme um mich.

„Er nimmt ihn mir immer weg! Beide! Er nimmt sie mir immer weg“, piepste ich mit schluchzender Stimme. Die Tränen rannten über meine Hände. „Er soll sie nehmen, damit dass alles ein Ende hat. Er soll mich nehmen! Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen?!“ Ich hustete nach Luft ringend und weinte laut weiter.

„Was du geträumt, Liebste?“, fragte Edward mit samtener Stimme nach.

„Du bist schuld!!“, kreischte ich. „Mir ging es gut und nichts ist passiert und wir waren doch glücklich und die Träume waren weg und es war alles so schön“, reihte ich wirsch auf. „Und dann hast du mit deinen haltlosen Anschuldigungen alles kaputt gemacht!!“, rief ich. Immer noch unverändert in gebeugter Haltung; nun jedoch an Edwards Brust angelehnt. So suspekt es klang, aber seine Nähe tat gut und weh zugleich.

„Wenn du dich an das letzte Mal erinnerst, als du schreckliches geträumt hast, zu der Zeit ging es dir auch sehr gut“, rief mir Edward ins Gedächtnis, doch ich hörte nicht auf seine Argumente und fiepte stattdessen: „Ich träume immer nur schlecht, wenn es mir auch schlecht geht. Das letzte Mal war eben einfach eine Ausnahme! Verstehst du!? Eine Ausnahme!! Warum tust du mir das an?“, steigerte ich mich immer mehr rein und konnte meine Ungerechtigkeit Edward gegenüber nicht mehr aufhalten.

Edward sagte nichts, ehe ich mich etwas beruhigt hatte. Er küsste meine Stirn, strich mir die Haare aus dem Gesicht und streichelte meinen Rücken andächtig. Ich verdiente das nicht, doch in meinem Kopf waren zu viele konfuse Gedankengänge, um irgendetwas Vernünftiges vordringen zu lassen.

„Ich wollte dich nicht kränken“, begann Edward sanft, als ich einigermaßen Atem wieder gefunden hatte und die Tränen lediglich vereinzelt sickerten. „Und ich weiß, dass ich das in Kauf genommen habe, aber ich musste das ansprechen.“

„Warum bestrafst du mich…“, ging ich mit schwacher Stimme dazwischen und musste hart schlucken. „Ich habe immer versucht alles zu tun, was unseren Kindern gut tut und selbst die- die Jahre-“ Ich schluchzte eine Träne fort. „Du gingst zu ihr, hast sie gesehen, ihr vorgelesen, sie in den Arm genommen… Jedes Mal bist du zu ihr gegangen und ich wusste das alles. Jede Minute, die du mit ihr erleben durftest und ich nicht. Ich saß irgendwo und tat irgendwas und zählte Sekunden, bis ich sie sehen durfte“, klagte ich und wischte in meinem nassen Gesicht herum. „Warum verstehst du denn einfach nicht, dass ich bei Lion sein will? Nela geht es gut und ich kann mich voll und ganz um Lion kümmern. Das ist unfair, ich hab doch nichts getan…“ Meine Lunge und mein Kopf taten von dem vielen schluchzen weh und ich fühlte mich kraftlos. Es schäumte alles in mir hoch und ich versuchte kläglich es zu ersticken.

Edward drückte mich fest an sich und küsste mein Haar. „Es tut mir so leid, dass ich dir das sagen musste, aber Nela war jede Nacht so niedergeschlagen und traurig. Ich musste ihr versprechen, mit dir zu reden. Du- du-“ Er pausierte. Stutzig hob ich erstmals seit Minuten den Kopf und schaute mit verquollenen Augen zu ihm. Ich verstand seine Mimik nicht. „Du warst ihr gegenüber kalt und abweisend und du hast es nicht einmal gemerkt. Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, Liebste. Bitte verstehe vor allem sie“, versuchte er mir die Augen zu öffnen. „Erst verlebt sie ihre ganze unschöne Kindheit ohne ihre tot geglaubte Mutter, dann lernt sie dich kennen und alles eskaliert und als es endlich durchgestanden ist, ist sie zu tief in ihrer Trauer, als dass ihr euch näher kommen könnt. Durch die Schwangerschaft habt ihr euch zwar besser verstanden, aber sobald Lion da war, hatte sie erstens, von vornherein, kein gutes Bild von ihrem Bruder – du warst für ihn ‚gestorben’ –“, betonte er verdeutlichend, „und zweitens drehte sich bei dir alles nur um ihn.“

Ich rang mit Worten. Edward schüttelte den Kopf und nahm mein Gesicht in beide Hände. „Ich möchte dir nicht wehtun und es schmerzt mir selbst, zu wissen, dass du wieder so geträumt hast. Ich verstehe dich, alles was du tust, aber bitte zeig Nela, dass du sie liebst“, wusch er mir den Kopf.

Eine Frage drängte sich in mir auf, während Edward und ich uns intensiv anschauten: Was wusste ich über mein Kind? Jeder der Cullens kannte sie um ein vielfaches besser als ich und ich hatte in letzter Zeit nicht dazu beigetragen, dass das besser wurde oder sich großartig änderte, wurde mir schlagartig klar. Genauso wie Edward es gesagt hatte.

Ein weiterer, fürchterlicher Gedanke kam mir ins Gedächtnis. Entsetzlich, dass ich das in Erwägung ziehen musste… aber…

„Ist- ist sie wegen mir ausgezogen?“, fragte ich mit kratziger Stimme.

„Bella, sie wollte-“

„Also ja“, antwortete ich mir selbst, da mir klar war, dass sonst nur Rechtfertigungen von Edward zu erwarten waren.

Edward sah mich entschuldigend an. „Liebste, ich denke wir besprechen das später“, meinte Edward zärtlich und strich mir mit der Hand übers Haar. „Bitte sprich mit mir über deinen Traum. Bitte erzähl ihn mir, soweit du dich erinnerst. Das ist jetzt wichtig.“

Ich hob den Kopf und sah ihn mit verweinten Augen an. „Warum liegt dir so viel daran?“, brachte ich über die vom Schluchzen noch zitternden Lippen.

„Mir liegt viel an dir, Bella“, verdeutlichte er. „Alles um genau zu sein. Ich möchte mich nicht mit dir streiten. Bitte berichte mir und danach schauen wir mal, ob wir etwas von den ersten Sonnenstrahlen nutzen können, was hältst du davon?“

Ich fand es komisch, dass er seine Vorwürfe weder ausdiskutieren noch überhaupt weiter ansprechen wollte. Das war nicht seine Art solch wichtige Dinge stehen zu lassen, gar zu übergehen.

Ich willigte nickend ein. Er nahm mich fester in den Arm und ich erzählte sehr langsam beginnend, von dem, was ich noch wusste oder mir zusammenreimen konnte.
 

Ich war irritiert, als ich noch mal die Augen öffnete. Ich erinnerte mich schwach, dass ich den Traum erzählt hatte, Edward mich getröstet und in den Arm genommen hatte. Aber, dass ich eingeschlafen war, wusste ich nicht mehr. Es war unglaublich heiß im Zelt geworden. Die Hitze staute sich. Und mir fiel auf, dass mein Kältepol fehlte. Ich kraxelte verschlafen aus dem Zelt und erblickte sofort Edwards breites Lächeln nicht weit vom Zelt entfernt.

„Frühstück“, sagte er freudig. „Mittagessen“, korrigierte er sich selbst. Er tat das Gemüse aus der Pfanne auf den Teller und hielt ihn mir hin.

„Danke“, murmelte ich ein klitzekleines bisschen aufgewühlt. Gestern, heute Morgen, jetzt… hm. Ich setzte mich im Schneidersitz auf das Gras und mümmelte an einer Paprika. Edward setzte sich ebenso hin und schob den Rest in der Pfanne von rechts nach links, um etwas zu tun zu haben und mich nicht anstarren zu müssen (wie ich vermutete).

Die Stimmung war komisch. Natürlich… etwas Unausgesprochenes lag zwischen uns. Edward war es heute früh übergangen, aber irgendwann mussten wir darüber reden. Ich war mir aber sicher, dass ich nicht diejenige sein würde, die es anspricht – obgleich ich die Notwendigkeit einsah. Aber es tat weh, sich solche Vorwürfe anhören zu müssen.

Edward schaltete das Gas aus, sonst wäre das Gemüse auch so langsam ungenießbar geworden, und legte sich auf den Rücken ins Gras. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte gen Himmel. Ich sah kurz mit den Augen hoch, doch ich entdeckte keine Wolken, sodass ich mich fragte, was er beobachtete. Sein Anblick allerdings war von solcher Vollkommenheit, dass es mich kurzzeitig das kauen vergessen ließ. Er lag so entspannt und wunderschön im Gras, dass diese einfach Geste mich zum schmelzen brachte. Das machte er mit Absicht, dachte ich grinsend und musste auch kurz kichern.

„Was ist so witzig?“, fragte Edward schmunzelnd und neigte den Kopf zu mir.

„Nichts.“ Ich schüttelte immer noch mit erhobenen Mundwinkeln den Kopf und schob mir ein Stück Möhre in den Mund.

„Ich hab mir was überlegt“, meinte Edward, nachdem er mich kurze Augenblicke danach gemustert hatte. Das Herz sank mir – im übertragenen Sinne – in die Hose. Es roch nach dem Thema von gestern. „Wie wär’s wenn ich uns ein Boot besorge und wir etwas den Fluss erkunden. Was hältst du davon?“

Ich war etwas perplex, denn damit hätte ich nicht gerecht, absolut gar nicht. „Jaah… ich meine, ja klar… scheint heute schön zu werden“, meinte ich dümmlich. Seit Tagen war es traumhaftes, aber nicht zu heißes, sondern angenehmes Wetter.

„Super“, Edward stand nun, „ich regele alles und werde auch in der Stadt noch etwas zu Essen besorgen. Ich denke in einer Stunde bin ich wieder da“, brabbelte er in eiliger Geschwindigkeit. „Ich kann dich alleine lassen?“

Ich sah zu ihm auf und war erleichtert, dass er das grinsend als Scherz meinte. Ich verdrehte ebenso grinsend die Augen und ergatterte einen Kuss von ihm, ehe er abrauschte.

Ich atmete tief durch und überlegte, was ich in dieser Stunde tat. Zuerst einmal zu Ende essen, sagte ich mir und kaute langsam weiter. Doch meine Gedanken beschäftigten etwas anderes. Das Thema von gestern konnte ich einfach nicht verdrängen, zu diesem war ich nicht im Stande. Es war zu einschneidend und präsent. Edward war eben so gelassen gewesen, obwohl wir uns gestern heftig gestritten hatten. Ich meine damit nicht, dass ich Auseinandersetzungen wollte, allerdings wunderte es mich schon etwas.

Ich kümmerte mich nicht genug um Nela… was wollte er mir damit sagen? Pflege und Erziehung war längst vorbei. Diese Phase hatte ich freiwillig aufgegeben. Was verlangte er? Eine richtige Mutter würde ich für sie nie sein. Vor der Schwangerschaft waren wir uns näher gekommen, doch ich konnte nie mehr für sie werden, als etwas zwischen Mutter und guter Freundin. Autorität Nela gegenüber würde für immer Edward uneingeschränkt innehaben. Das gewann ich nicht innerhalb weniger Monate bei meiner erwachsenen Tochter – und würde es auch in dieser Ewigkeit nicht mehr…

Aber sie vernachlässigen? Gut, ich hatte mich sehr viel um Lion gekümmert, aber war das nicht verständlich? Ich kapierte nicht, warum Edward sich auf Nelas Seite schlug und Nela sich von mir ungerecht behandelt fühlte. Andererseits… wie unangenehm wäre es für Nela, wenn Edward sich auf meine „Seite“ gestellt hätte… dann wäre sie mit Sicherheit noch frustrierter gewesen. Aber warum war sie es überhaupt?

Ich brauchte mehr Informationen von Edward. Dieses Thema war – bedingt durch mein Verschulden – so rasch beendet worden, dass abertausend Fragen über blieben. Aber ansprechen mochte ich dieses „Bauchwehthema“ auch nicht…

Was hatte ich mir bezogen auf Nela nur vorzuwerfen…
 

Nela
 

Ich achtete nicht auf die Zeit.

Nur Emmett machte mich irgendwann darauf aufmerksam, dass wir in ein paar Stunden Uni hatten und ich mich vielleicht noch umziehen wollte. Hatte ich zwar eigentlich nicht vor, sah aber ein, dass ich so „kühl angezogen“ unglaubwürdig in der Uni wirken würde.

So fuhren wir zu Wohnung, wechselten die Kleidung (ich behielt allerdings stur den Rock an, ich hatte mich irgendwie daran gewöhnt) und gingen zu den Seminaren. Emmett war erst verdutzt, als ich so in die Uni gehen wollte, meinte dann aber lässig, dass das sowieso viel besser aussähe und wir sowieso auffällig genug an der Uni wären. Da würde ein freizügigeres Outfit mehr oder weniger auch nicht mehr schaden. Er hatte dann den Arm um mich gelegt und kurz darauf die Hand gesenkt, um sie einer Po-Tasche meines Rocks verschwinden zu lassen. Ich konnte mir das Giggeln nicht verkneifen.
 

„Immer noch ‚Kopfschmerzen’?“, witzelte Emmett, der dies aus dem etwas zu festem Autortürknallen und meinem schmerzverzerrtem Gesicht schloss. „Jammerlappen“, feixte er.

„Sehr witzig“, meinte ich grummelig und ging vor in Richtung Nebengebäude.

Emmett holte auf und kam ganz nah mit den Lippen an mein Ohr (als ob das nötig wäre): „Wenn man auch so viele Drogen in sich hinein schiebt“, neckte er mich.

Ich zog eine Grimasse und grinste dann doch wieder. „Ableckt“, meinte ich in sein Ohr flüsternd und biss den Bruchteil einer Sekunde in sein Ohrläppchen.

„Hexe“, beschimpfte er mich spottend.

„Mal schauen, ob die Hexe dir einen Platz neben sich freihält“, wisperte ich noch und flitzte dann, so schnell wie eben menschlich vor zum Seminarraum.
 

„Alice“, murmelte Emmett, als wir in den Nachmittagskursen saßen. Er tippte auf dem Handy herum

„Was schreibt sie?“, wollte ich für Menschen unhörbar wissen. Ich hatte nicht mal mit vampirischen Augen eine Chance auf das Display zu sehen.

„Ich soll mal vorbeikommen“, nuschelte er und ließ das Handy in der Hosentasche verschwinden.

„Wegen…?“, fragte ich nach und schrieb unbeirrt auf meinem Block mit.

„Das übliche… deine Eltern, Lion…“, meinte Emmett betont unbemerkt im Tonfall. Betont.

„Gut“, erwiderte ich lediglich.

Ruckartig, als wäre er vom Blitz getroffen, wann er sich mit Kopf und Oberkörper zu mir um. „Wie wär’s, wenn wir heute Abend essen gehen? Ganz schick? Nachdem ich von den Anderen wiedergekommen bin?“, fragte er unerwartet.

„Öhm“, machte ich zunächst überrumpelt. Was sollte das Theater? Essen gehen?!

„Ja?“ Seine Stimme klang drängelnd.

„Meinetwegen, aber wieso? Was stand in der SMS?“ Meine Neugier war angesichts der Geheimniskrämerei geweckt.

„Heute Abend, ja?“ Er gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Ich fahre dann auch direkt los. Wann und wo schreibe ich dir noch. Bis heute Abend.“

Verdutzt sah ich nach. Nun ja, ein gutes hatte es: Ich würde mich heute Abend in Ruhe in Schale werfen können. Bei dem Gedanken grinste ich. Und so was aus meinem Hirn…

Unbehelligt widmete ich mich wieder dem Vortrag.
 

Gegen 18 Uhr verließ ich den Campus und fuhr, ich überlegte, ob Emmett dann die ganze Strecke zurück gelaufen war, zurück zur Wohnung.

Emmett hatte mir mittlerweile geschrieben, dass wir uns um 20 Uhr im „Golden“ in der Stadtmitte treffen würden. Er hätte Tisch sieben reserviert.

„Schön… was ziehen wir denn an…?“, sprach ich gedehnt mit mir selbst. Schwarz? Wohl eher nicht, dann sah ich aus wie eine wandelnde Leiche. Mir fiel ein fliederfarbenes Kleid ins Auge. Nicht schlecht, fand ich, als ich es raus nahm. Es war wadenlang und ohne jeglichen Träger. Daneben hatte Alice eine weiße, langärmlige Strickjacke gehängt. Ich war zufrieden mit der Auswahl (auch wenn das viel zu kalt war, aber ich glaubte nicht, dass das auffiel, da wir nicht großartig lang draußen verweilen würden) und duschte zuerst sehr lange, bevor ich meine Haare rekordartig trocknete, obwohl das gar nicht notwendig war, und schlüpfte sogleich ins Kleid. Ich fand, dass es mir stand. Ich zupfte ewig lang an meinen Haaren herum und korrigierte mein Make-up von gestern, ehe ich entschied loszufahren.

Im Flur sprach mich, ich schloss gerade ab, Jason an. Er trottete den Flur, auf die Wohnung neben meine zu, entlang. „Wohin des Weges? Du hast doch nicht etwa Geburtstag?“

„Nein, leider nicht. Wohl eher ein ‚ich lad dich zum essen ein und sage dir nicht warum’-Treffen“, meinte ich ehrlich und seufzte.

„Er hat ein schlechtes Gewissen“, witzelte Jason, während er an seinem Schlüssel herum nestelte.

„Wohl kaum“, meinte ich und ergänzte in Gedanken: Wir sind ja kein Paar.

„Na dann“, sagte er nach kurzer, zugegeben peinlicher, Stille. „Viel Spaß. Sieht übrigens großartig aus“, lobte er noch und öffnete die Tür.

„Danke“, sagte ich matt und begab mich herunter zum Auto.
 

Ich betrat das Restaurant und wurde zu dem reservierten Tisch geführt. Ich bestellte erst mal ein Glas Champagner. Mir war danach… vor allem angesichts dessen, dass das Gespräch nicht lustig werden würde. Schließlich lud Emmett mich zum Essen ein. Gar nicht seine Art. Ich dachte einfach gar nicht daran, welche Themen er wohl ansprechen wollte. Es würde sowieso nichts gutes sein…

Ich bestellte das zweite Glas. Eine Viertelstunde später ließ ich mir zwei kommen. Um Punkt neun gönnte ich mir eine Flasche. Ich ignorierte die Blicke hin und wieder – schließlich saß ich hier seelenruhig alleine und trank ein Glas Alkohol nach dem anderen. So langsam wurde ich wütend. Erst lotste er mich hierher und dann erschien er nicht. Bislang keine Nachricht auf meinem Handy, dachte ich grummelig und wollte es gerade erst wieder in die Handtasche stecken, als es kurz vibrierte.

Bin noch unterwegs, beeile mich.

Na toll. Das konnte er sich in die Haare schmieren, waren meine mürrischen Gedanken. Ich würde warten, ja das würde ich, aber ich würde dann auch direkt wortlos gehen. Was bildete er sich ein???

Ich trank ein weiteres Glas leer, bis die Flasche sich dem Ende neigte und ich eine weitere orderte.

Es wird noch dauern, aber ich komme auf jeden Fall.

Das ist ja freundlich, Emmett.

Gelangweilt ließ ich den Blick durch den Raum schweifen. Wenn ein Kopf sich in meine Richtung drehte, las ich darin sogleich Mitleid. Ich seufzte genervt. Lange würde ich nicht mehr warten. Wenn diese Flasche leer war würde ich gehen, entschied ich und nippte am vorletzten Glas. 22 Uhr. Es herrschte reges treiben. Einerseits gingen die ersten und die Personen zu den zugehörigen 22-Uhr-Reservierungen waren bereits erschienen.

Ich versuchte an nichts zu denken, da ich mir den Kopf über Unausgesprochenes von Seiten Emmetts zerbrechen wollte – doch dieses Dröhnen in meinem Kopf machte es mir nicht leicht. Allerdings war ich mir sicher, dass es sich mit zunehmender Gewöhnung an die Reizüberflutung, von den Menschen ausgehend, legen würde.

Ich füllte das letzte Glas und ließ die letzten Tropfen des Champagners ins Glas gleiten.

So Emmett… Schonfrist ist bald vorüber, kam es mir zerknirscht in den Sinn.

Ich bemerkte, wie der Kellner, nicht der, der mich bedient, aber einer der anderen, der immer mal wieder zu mir herüber gesehen hatte, an meinem Tisch stehen blieb. Ich hob den Kopf. Ich hatte ihn nicht heran gewunken und er machte keine Anstalten die leere Flasche wegzuräumen. Er stand einfach nur da.

„Versetzt?“, fragte er hämisch.

„Und? Schadenfroh oder was?“, gab ich zurück.

„Nein, aber ich hab nach meiner Schicht nichts zu tun – und Hunger.“ Er grinste schief und zog die Augenbrauen kurz hoch. Augenblicklich erkannte ich eine ganz andere Wendung dieses Abends. Er war hübsch, groß, hatte braune kurze Haare und ein länglicheres Gesicht.

„Das trifft sich gut, denn ich habe auch nichts zu tun, allerdings keinen Hunger“, wand ich ein und schob mich etwas aufrechter auf dem Stuhl hoch. „Meinst du es würde dir reichen, wenn ich einfach warte, bis du fertig gegessen hast?“

Er legte die weiße Schürze vor der ansonsten komplett in schwarz gehaltene Kleidung ab. „Ja, es würde mir reichen, wenn du mir zusiehst.“ Grinsend setzte er sich mir gegenüber.
 

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Freue mich über kommis =)



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  jennalynn
2011-10-20T22:58:06+00:00 21.10.2011 00:58
Bella ist wirklich wie ein kleines KInd.
Das gibt es doch nicht.
Sie hat eine erwachsene Tochter und wirft dieser vor das sie ihr das nicht gönnt oder kein verständnis hat.
HALLO BELLA du bist die Mutter, da ist es egal was das Kind denkt und einen Vorwürft man muss trotzdem für sie da sein.
Es kann doch nicht sein das in ihrer kleinen Wahnvorstellung alles nur um Lion geht.
MEIN KIND, SEIN KIND oder wie.
********
Und Nela dreht so langsam auch ganz durch.
Eindeutig ein Hilfe schrei, denn alle außer ihre eigene Mutter nicht versteht
Von: abgemeldet
2010-08-16T10:37:02+00:00 16.08.2010 12:37
sorry hattekeine zeit zu lesen und sorry das ich es jetzt erst gelesen habe !!!
suppa kap
LG Bella_Edward_
Von: abgemeldet
2010-08-06T03:54:40+00:00 06.08.2010 05:54
wow,
gefällt mri sehhhhhr gut dieses kapitel.. nicht wegen der situation... also di auch.. aber wie du geschirbene hats..
sehr gut ehrlich !!!!!


... ja zu bella...
was ist das denn für eien mutter?.. meinem kind gehts gut.. aber liebe nein danke?!

..und nela benimmts ich auch daneben.. kann cih aber verstehen... wobei sie shcon sehr krass ist...

...

na mal sehen was da noch kommt...

komme in 2 wochen aus neuseeland wieder... :)
ganz liebe grüße :)

melde dich nochmal wegen dem cover ;)
Von: abgemeldet
2010-08-04T17:47:31+00:00 04.08.2010 19:47
Himmel ich glaub Bella müsste man mal ihr Verhalten auf Video zeigen. Sie versteht ja noch gar nicht. Und was soll das jetzt mit Nela werden?
LG Kari
Von: abgemeldet
2010-08-04T17:13:09+00:00 04.08.2010 19:13
ich hoffe das bella jetztzur vernunft kommt sonst dreh ich der frau den hals um!!! einfach ein dummes weib

hoffe du schreibst schnell weiter war wieder ein super kapi!!!

lg kleine
Von:  vamgirly89
2010-08-04T14:50:57+00:00 04.08.2010 16:50
Tolles Kapitel. Hoffe Bella kümmert sich nach dem Urlaub um Nela. Edward kann sich ja dann mit Lion beschäftigen. Freue mich schon auf das nächste. Lass dir nicht so viel Zeit.
Von: abgemeldet
2010-08-04T10:41:11+00:00 04.08.2010 12:41
echt klasse kapi
freu mich schon sehr aufs nächste
Von:  Twilight-Nicki
2010-08-04T07:30:37+00:00 04.08.2010 09:30
Oh man, Bella versteht ja wohl mal gar nichts, bzw, WILL nichts verstehen!
Natürlich ist Nela aus dem gröbsten raus, aber das ändert doch nichts daran, das sie auch ihre Mutter braucht oder?
Hoffentlich sieht sie das bald ein!!

Und Emmett?
Er würde doch Nela nicht einfach so versetzten.
Ich glaube, Alice hat da ihre Finger im Spiel!
Und das NEla jetzt mit nem andern weg geht, also das find ich auch nicht gut!
Aber du wirst dir bestimmt was dabei denken!

Bin sehr gespannt, wie es weiter geht!
Grüsse


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