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Gladiator

Ein Halbdämon und das Imperium
von

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Der Imperator

Seeing clearer what I´ve done, I refuse to let things go,

I could never once admit I´m wrong and what do I had to show.

Seeing clearer what `s at stake and the things I have to change

I just hope I can, it's not too late to get a chance to end this pain
 

Hammerfall: Last man standing
 

Die Gladiatoren der Senatorin Higurashi genossen das Bad und die Massagen in den Thermen des Imperators, in die sie nach den Kämpfen eingeladen worden waren, ebenso wie die Senatoren und hohen Beamten den illustren Empfang im Palast.

Inuyasha kam gerade aus der kundigen Behandlung eines Masseurs und hatte folglich nur ein Handtuch umgewickelt, als er erkannte, wer vor ihm stand: „Kagome!“

Er wurde tatsächlich rot, was sie eine unglaublich niedliche Reaktion fand: „Schon gut. Ich bin gleich wieder weg. Hier darf ich nämlich eigentlich nicht sein, sondern soll auf diesem Empfang lächeln…Macht wenig Spaß, muss ich zugeben, aber Mama hofft, dass ich so einen Ehemann finde, der mich versorgen kann. Du warst wirklich unglaublich in der Arena. Ich hatte solche Angst um dich, als Kouga da zustach….aber das war ja alles geplant, oder?“

„Äh, ja.“ Warum sollte er ihr in die strahlenden Augen sagen, dass das eine Panne gewesen war? Außerdem war da etwas Wichtigeres: „Du willst heiraten?“

„Ich muss. Ich meine, Priesterin zu werden deckt kaum den Lebensunterhalt. Und Mama hätte mich gern besser versorgt.“

„Ja, schon klar.“ Natürlich. Das war die Tochter einer Senatorin und er nur ein Gladiator. Warum sollte sie ihn auch nur in Betracht ziehen? Und warum tat es dennoch so im Herzen weh?

Sie betrachtete ihn. So unbekleidet hatte sie ihn nie zuvor gesehen. Ja, er war kein Mensch. Dazu war er zu stark, dazu waren die niedlichen Öhrchen zu hundeartig…Und doch sah er einfach nur unverschämt gut aus. Sie wurde rot, als sie begriff, dass sie ihn wohl genauso angaffte, wie die dämlichen Zuschauer heute morgen beim Essen der Gladiatoren, was sie aus irgendeinem Grund geärgert hatte: „Morgen sollst du übrigens zum Imperator, wenn du noch nichts davon weißt. Mama sagte, das werde wohl eine Belohnung. Kouga hat das auch schon einmal bekommen, einen ganzen Beutel Goldmünzen!“

„Oh.“ Dann würde er sich beim Feiern heute wohl etwas zurückhalten, um einen besseren Eindruck zu machen. „Danke für den Hinweis. Du, Kagome….“

„Ja?“

„Du solltest besser gehen. Da kommen Minari und Tino aus dem Wasser….“

Sie wollte schon fragen, woher er das wisse, begriff dann die Warnung, dass die beiden wohl komplett unbekleidet waren und floh hastig. Natürlich. Er war ein halber Dämon und deren Sinne übertrafen menschliche doch um einiges.
 

Am nächsten Morgen erwachte Inuyasha in seiner Unterkunft bei der Senatorin früh. Schade, dass es vorbei war, das war gestern ein wirklich perfekter Tag gewesen. Hoffentlich würde das sich noch einmal wiederholen. Er sah sich wieder im Sand stehen, hörte die jubelnden Zuschauer seinen Namen rufen – das war ein phantastisches Erlebnis gewesen. Er richtete sich auf und lauschte. Aha, die Kollegen schliefen noch, selbst Kouga. So stand er lautlos auf und schob sich Tessaiga ein. Die Massage gestern war wirklich toll gewesen. Er spürte überhaupt nichts mehr von seinen Kämpfen.

Als er draußen im Hof stand und sich umblickte, erkannte er etwas überrascht, dass die Hausherrin bereits arbeitete. Zumindest konnte er durch das Fenster ihres Arbeitszimmers die Senatorin erkennen, die mit jemandem sprach, der sich verneigte. Nur eine Minute später kam dieser Menschenmann in den Hof, auf ihn zu:

„Entschuldige, du bist doch der Gladiator Inuyasha?“

„Ja.“

„Im Namen des Imperators, er wünscht dich unverzüglich zu sprechen.“

„Ja, natürlich.“ Auch der Herrscher war schon so früh wach, obwohl der Empfang gestern doch sicher länger gedauert hatte? Aber nun gut, er war ja auch ein Dämon, ein recht starker wohl dazu und diese benötigten angeblich so gut wie nie Schlaf. „Bringst du mich hin?“

„So lautet mein Befehl.“ Der Mann verriet durch nichts, dass er eigentlich in der Kanzlei angestellt war und dort die Boten beaufsichtigte. Der Imperator war höchstpersönlich zu ihm gekommen und hatte ihm klare Anweisungen erteilt – da wäre es mehr als ungeschickt, diese nur halb zu befolgen oder gar durch andere ausführen zu lassen.
 

Inuyasha kannte den Weg in den Palast von gestern, war nur überrascht, dass sie heute abbogen, ehe er verstand. Gestern waren die Gladiatoren in die Thermen geführt worden, heute ging es wohl eher in den Verwaltungs- oder Regierungstrakt. Wie solch eine Audienz wohl ablaufen würde? Er sah einige andere Menschen oder Dämonen, die sich offenbar nicht auskannten, bei Angestellten nachfragten oder bei den Dämonenkriegern, die dort Wache standen. Manch einer von ihnen nickte ihm zu und ihm wurde klar, dass er eine Berühmtheit geworden war. Diese Krieger waren sicher gestern als Sicherheitspersonal in der Arena gewesen und hatten ihm zugesehen. Als jedoch einer auf sein Schwert deutete, es ihm wohl abfordern wollte, wehrte sein Begleiter ab: Befehl des Imperators.

Der Weg durch den Palast schien ewig zu dauern, bis sein Führer schließlich bei einem Schreibtisch stehen blieb, der quer über den Gang gestellt war, sich leise mit dem dort sitzenden Dämon unterhielt. Inuyasha entdeckte dahinter rechts und links drei offene Türen, hinter denen bereits Menschen und Dämonen saßen, die offenkundig warteten.

Sein Begleiter wandte sich um: „Komm.“

So folgte der junge Halbdämon weiter. Auch hier standen an jeder Tür Wachen und ihm wurde klar, dass es sich um das Herzstück des Imperiums handeln musste. „Diese Leute warten alle auf Audienz?“ erkundigte er sich leise.

„Ja. Wer eine Privataudienz wünscht, muss warten. Der Beamte dort teilt in die drei Räume zu, je nach Wichtigkeit, so, wie er sie einschätzt. Manche übernimmt auch Kanzler Myouga, je nach dem, eben. Hier ist die Kanzlei des Imperiums.“

„Ja, wie viele Audienzen gibt der Imperator denn am Tag?“ entfuhr es Inuyasha, der seine Annahme, ein Herrscher gebe abends Empfänge und lasse sich ansonsten feiern, als falsch erkannte.

„Ich weiß es nicht. Er beginnt bei Sonnenaufgang und endet bei Sonnenuntergang, außer es sind Senatsversammlungen, Staatsratsbesprechungen oder andere Termine.“

„Oh. – Und wohin bringst du mich eigentlich?“

„Mein Befehl lautet, dich unverzüglich zum Kanzler zu begleiten. Ohne Wartezeit. Was sehr ungewöhnlich ist. Du kannst dir darauf etwas einbilden. Selbst die Gesandten aus den Provinzen müssen warten, bis sie dran sind.“

„Kling ja echt gut.“

Dazu sagte der hohe Beamte lieber nichts: „Hier.“ Er nickte dem Wachposten vor der Tür zu: „Der Gladiator, wie es der Imperator wünscht.“

Dieser öffnete die Tür: „Kanzler Myouga, der Gladiator.“

„Er soll kommen.“

Der junge Halbdämon gehorchte, ein wenig überrascht über die Einrichtung des Zimmers. Zuvor war alles groß gewesen, prunkvoll, darauf ausgelegt, Reichtum und Macht des Imperators zu zeigen. Hier wirkte alles irgendwie winzig – was aber wohl an dem Besitzer dieses Arbeitszimmers lag. Er musterte erstaunt den kleinen Flohgeist, der auf einem seiner Größe angepassten Schreibtisch saß und offenbar Berichte las, nun aber aufblickte.

So legte er eilig die Faust an die Brust in der üblichen Grußformel eines Kriegers.

„Inuyasha.“ Myouga hatte ihn gestern nur von der Tribüne aus gesehen und betrachtete ihn nun genauer. Als sein Blick auf das Schwert in der Scheide fiel, schüttelte er den Kopf: „Die Wachen haben dich bewaffnet durchgelassen?“

„Es sei der Befehl des Imperators, sagte mein Führer.“

„Ach, der Herr…“ entfuhr es dem kleinen Kanzler: „Nun gut. Du warst noch nie in Audienz? Natürlich. Ich bringe dich hinüber. Du gehst hinein und kniest dich nach drei Schritten nieder. Der erhabene Imperator, Ruhm und Ehre sei ihm, wird dir dann schon sagen, was du tun sollst. Auf jeden Fall rede ihn nicht als erstes an. Beantworte Fragen kurz. Und die Anrede ist domine.“

Inuyasha musste ein Lächeln unterdrücken, als der Flohgeist aufsprang und zu einer anderen Tür eilte. Wie war der Imperator nur auf die Idee gekommen, diesen Winzling zum Kanzler zu ernennen? Dieser Myouga musste wirklich einiges im Kopf haben. Immerhin konnte er die anscheinend groß und schwer wirkende Tür öffnen – was aber wohl an irgendetwas anderem liegen mochte. Womöglich war ein Mechanismus für den Kanzler eingerichtet worden.

Dahinter zeigte sich ein dunkler Gang, nur erhellt von zwei Fackeln, an deren anderen Ende zwei weitere Dämonenkrieger standen, Hundedämonen, wie Inuyasha erkannte. Ganz bestimmt zählten sie zu der Elite der Leibwache. Sie musterten ihn ein wenig neugierig, soweit das für Dämonen möglich war, bewegten sich aber ansonsten nicht, sah man davon ab, dass einer die Tür für die Besucher öffnete. Offenbar hatte der Kanzler jederzeit Zutritt zum Imperator.

Aber dahinter zeigte sich kein Arbeitszimmer, sondern eher ein Vorraum. Neugierig sah sich Inuyasha um. Immerhin würde er kaum mehr hierher kommen. Drei Türen gingen von hier ab.

„Jetzt komm schon“, murrte Myouga: „Neugieriger Hund!“

„Ich wundere mich eben nur über diese ganzen Türen.“

„Das hier ist die Zimmerflucht des Imperators!“ Und da der Flohgeist den verständnislosen Blick bemerkte: „Dort, vor uns ist das Arbeitszimmer. Gewöhnliche Audienzbesucher kommen durch die Warteräume hinein. Dort links geht es in die privaten Gemächer. Und dort rechts hinaus.“

„Auch vor dieser Tür sind sicher Wachen.“

„Natürlich. Nicht, dass der Imperator sie benötigen würde, aber das ziemt sich eben so.“

Dann war der Herrscher eigentlich besser bewacht als so mancher Gefangener. Aber dazu sollte er wohl besser schweigen.

Myouga hatte unterdessen die Tür zum Arbeitszimmer geöffnet: „Domine….“

„Du kannst gehen. – Myouga, ich will später Toutousai sprechen. Der Junge soll hereinkommen“, antwortete eine tiefe Stimme unverzüglich.

Sie klang ein wenig wie Sesshoumarus, dachte Inuyasha prompt, aber natürlich, waren sie doch Vater und Sohn. Da Myouga winkte, trat er eilig näher und ging in das helle Arbeitszimmer, das bei weitem nicht so prunkvoll eingerichtet war, wie er vermutet hätte. Außer einem Schreibtisch voller Papiere und einem Stuhl war es leer. Für einen Moment wagte er es, den weißhaarigen Mann mit den blauen Markierungen im Gesicht zu betrachten, ehe er niederkniete und höflich zu Boden blickte, wie es ihm gesagt worden war. Der Imperator saß hinter seinem Schreibtisch, stand aber nun auf. Was er wohl von ihm wollte? Kagome hatte ja von einer Belobigung gesprochen…Geld? Mit dem gestrigen Tag war er seinem Wunsch nach einem Landgut schon einmal ein ganzes Stück näher gekommen. Die Senatorin hatte ihm ein Fach bei einer Bank eröffnet, wo er sein Vermögen sammeln sollte.

„Inuyasha, du hast in der Arena einen vorzüglichen Kampf gezeigt. Wo wurdest du ausgebildet?“

„In der Kampfschule von Hakudoshi zu Avenna, domine.“

„Wie kamst du dorthin?“

„Der Sklavenhändler Gaius…“

„Was? – Weiter.“

Irritiert blickte der Halbdämon auf, antwortete jedoch gehorsam: „Gaius verkaufte mich an Hakudoshi.“

„Du warst ein Sklave? Seit wann?“

„Die Menschen in dem Ort, in dem ich geboren wurde…nun, es gab Missernten, und sie vermuteten, ich sei Schuld dran.“

„Und sie überließen dich diesem Gaius? – Hattest du keine Verwandten mehr?“ Er stellte diese Frage fast angespannt.

Inuyasha hörte es und sah unerlaubt erneut auf: „Meine Mutter starb vor Jahren.“

Der Imperator atmete tief durch, sagte dann jedoch: „Hakudoshi kauft also Sklaven, um sie zu Gladiatoren auszubilden. Dann wurdest du freigelassen?“

„Äh, ja, als Senatorin Higurashi war so freundlich war, mich zu kaufen…“

„Erst dann.“ Er müsste diese Kampfschule einmal überprüfen lassen. „Und deine Mutter…woran starb sie?“

Inuyasha wurde langsam wirklich verwirrt. Das Interesse des mächtigsten Dämons des Imperiums an ihm hatte jedoch bestimmt Gründe. Hoffentlich gute für ihn: „Ich...ich weiß es nicht. Sie wurde immer schwächer und starb dann.“ Er wurde noch erstaunter, als der Imperator unter seine Kleidung griff.

„Ich habe etwas für dich, Inuyasha.“ Er reichte ihm ein kleines Medaillon.

„Äh, danke, domine.“ Das war sicher richtig, auch, wenn ihm ein Beutel Gold lieber gewesen wäre.

„Öffne es.“

Der Halbdämon gehorchte und betrachtete verblüfft das Büschel schwarzer Haare darin. Dann erst erkannte er die verblasste Witterung. Ruckartig blickte er auf und starrte widerrechtlich in goldfarbene Augen, die den seinen so ähnlich waren: „Das…das sind…“

„Das ist eine Strähne vom Haar deiner Mutter. Das war mein Abschiedswunsch an sie. So hatte ich immer etwas von ihr dabei. - Ich wusste nicht, dass sie ein Kind erwartete.“

„Do…“ Das war doch unmöglich.

„Ich bin dein Vater, Inuyasha.“ Er wartete einen Moment, ehe er erkannte, dass der vor ihm Kniende schlicht sprachlos war: „Steh auf, mein Junge. Ich erwarte nicht, dass du begeistert davon bist. Dein Leben war wohl alles andere als einfach. Ich hätte es dir einfacher machen können – aber ich habe wirklich nicht geglaubt, dass es möglich wäre…“

Dass ein Halbdämon entsteht, aber das brauchte er nicht auszusprechen.

Inuyasha erhob sich tatsächlich, mehr aus geübtem Gehorsam, als dass die Tatsache und ihre Folgen ihm schon bewusst gewesen wären.

Der Imperator betrachtete ihn erneut: „Ich kann nicht mehr tun, als dich um Entschuldigung bitten. Und dir zu versprechen, dass ich künftig besser für dich sorge. – Du hast dich bei Senatorin Higurashi auf zwölf Jahre verpflichtet?“

Das war vertrautes Gebiet: „Ja. Sie zahlte Hakudoshi Dreißigtausend für mich.“ Selbstredend ergänzte er: „Domine.“

„Dieses Geld wird sie natürlich ersetzt bekommen, sobald sie dich aus dem Vertrag entlässt. Denn mein Sohn kämpft nicht in einer Arena, ist kein Gladiator.“

Inuyasha suchte seine Gedanken ein wenig mühsam zusammen: „Ich…was soll ich denn dann machen?“ fragte er etwas hilflos.

„Kämpfst du so gern?“

„Ich habe seit Jahren nichts anderes getan.“

„Wenn wir uns besser kennen gelernt haben, werde ich sehen, was du für Aufgaben im Imperium übernehmen kannst. Ich werde dir Zimmer hier im Palast zuweisen lassen. Myouga soll ….Nein. Zuerst einmal: hast du eine Frage an mich?“

Trotz seiner fast panisch zu nennenden Überraschung wusste Inuyasha, was er seinen Vater immer hatte fragen wollen: „Du….du hast meine Mutter wirklich gern gehabt?“

„Ja. Und sie mich. Darum wollte ich auch ihre Haare bei mir haben. Mein Zuhause.“

„Und Sesshoumaru….?“

„Was ist mit ihm?“ Zum ersten Mal wurde der Imperator seinerseits verwirrt. Solche Einwände hatte er in seinen Vorstellungen, wie das Gespräch ablaufen sollte, nicht vorhergesehen.

„Ich meine, die domina?“

Der Junge dachte wirklich eher an diese beiden als an die Folgen für sich? „Dämonen und Menschen sind sehr unterschiedlich, das solltest du gerade wissen. – Keiner der beiden wird sich meinem Wunsch dich bei mir zu haben entgegenstellen.“

„Du willst wirklich…aber ich...du kennst mich nicht, domine.“

„Ich möchte dich aber kennen lernen.“

Es war der Wille des Imperators und so senkte der junge Gladiator gedrillt den Kopf: „Ja, domine.“

„Sesshoumaru spricht mich auch nicht so an, Inuyasha.“

„Ja….Vater.“ Wie ungewohnt das klang.

Der Imperator trat zu seinem Schreibtisch und zog an einer Schnur. Sofort eilte von draußen ein Diener herein und verneigte sich tief.

„Ich wünsche unverzüglich Sesshoumaru zu sprechen. - Du wartest, Inuyasha.“

Dieser wusste, dass ihm nichts anderes übrig blieb als zu gehorchen. Aber seine Gefühle waren zu aufgewühlt, als dass er einfach hätte stehen bleiben können, Ausbildung hin, Strafe her. So ging er zum Fenster und blickte hinaus auf das Häusermeer der Hauptstadt. Und wenn ihm jemand gesagt hätte, dass er dafür in fünf Minuten geköpft würde, es wäre ihm in diesem Moment gleich gewesen.

Einen Vater zu haben, und dann auch noch diesen….einen Bruder...eine Familie…
 

Der Imperator schwieg zu dieser Unhöflichkeit auch. Ihm war klar, dass das gesamte Weltbild des Jungen umgestürzt worden war, er sich fangen müsste. Und, dass es seine eigene, bislang sträflich vernachlässigte, Aufgabe als sein Vater wäre, ihn vor den Folgen dieser Umwälzung zu schützen, auch, wenn das für ihn selbst ein Risiko bedeutete. Bereits in der Nacht hatte er sich Pläne überlegt.
 

Als Sesshoumaru kam, stutzte er unmerklich, als er den jungen Gladiator am Fenster stehen sah, verneigte sich jedoch höflich gegen seinen Vater. Also war seine Vermutung richtig gewesen, schloss er daraus. Und nun?

Der Imperator sagte: „Sesshoumaru, schön, dass du so rasch gekommen bist. Darf ich dir deinen Halbbruder Inuyasha vorstellen?“
 

Dieser drehte sich abrupt um. Wie schon im Hof der Senatorin sah er sich außerstande, höflich den Kopf zu neigen, hatte eher das Gefühl in einen Spiegel zu blicken.
 

Sesshoumaru hatte dagegen den Eindruck, noch nie sei es ihm so schwer gefallen seine Selbstbeherrschung zu wahren. Was hatte Vater nun vor? Dass er den Bastard anerkennen wollte, war offensichtlich. Und dass er mitbekommen hatte, dass er selbst ihm einen tödlichen Unfall gegönnt hätte, auch. Kam jetzt eine Strafe? Verbannung in irgendeinen öden Ort am Rande des Imperiums? Oder wollte Vater gar seinen Bastard als Thronfolger einsetzen? Sollte alles vergeblich gewesen sein? Seine Bemühungen seine Wünsche zu erfüllen, seine Anstrengungen sein Wohlwollen zu erwerben?
 

Der Imperator setzte sich an seinen Schreibtisch: „Ich bin mir bewusst, dass zwei Söhne manche Konstellation in den Augen mancher ändern können. Darum habe ich bereits für die nächste Senatssitzung am Dienstag einen Beschluss eingebracht.“ Da ihn beide in derselben Weise geschult regungslos und schweigend anblickten, fuhr er fort: „Um die Sache zu klären: du, Sesshoumaru, erhältst den Titel eines Cäsar und wirst damit als offizieller Thronfolger anerkannt. Inuyasha bekommt keinen Titel, so wie du bislang. Wenn er sich eingearbeitet hat, eingelebt hat, werde ich sehen, wo seine Fähigkeiten liegen, im Militär oder in der Verwaltung, und es wird sich sicher eine Position finden.“ Das Riesenreich benötigte viel Personal, zumal welches, dem er vertrauen konnte.

Sesshoumaru atmete deutlich auf, so sehr, dass es auch für Inuyasha sichtbar war. Hielt ihn der denn wirklich für einen potentiellen Konkurrenten? Er war doch nur ein Halbdämon, das ein vollblütiger Hundedämon. Und wie hätte er je erwarten können, der neue Imperator zu werden? Das war ja geradezu unsinnig. Aber der Sohn des Imperators…stimmt, dachte er plötzlich. Das war alles gewesen, mit dem dieser bislang angesprochen worden war. Er hatte keinerlei Titel besessen. Und nun würde er der rechtmäßige Thronfolger werden.

„Ich danke dir, verehrter Vater“, sagte der ältere Halbbruder höfisch.

„Sobald du ernannt bist, wirst du offiziell an allen Audienzen und Besprechungen des Staatsrates teilnehmen, um dich einarbeiten zu können. – Und bis Dienstag würde ich dich bitten, dass du Inuyasha höfische Verhaltensweisen beibringst. Danach wird es Myouga übernehmen.“

Er und sollte diesem Bastard…Nein, korrigierte sich Sesshoumaru. Das war der zweite Sohn seines Vaters und, wie er dessen Gerechtigkeitssinn kannte, würde er beide gleich behandeln. Dass er sich bemühen würde, beiden gerecht zu werden, war schon an der Tatsache zu erkennen, dass er ihn endlich, endlich amtlich als Thronfolger einsetzen wollte, in aller Öffentlichkeit. Niemand konnte mehr daran zweifeln, dass er der neue Imperator werden würde. Und bis Dienstag war es schließlich keine Ewigkeit: „Wie du wünschst.“

„Gut. Inuyasha, gehe mit Sesshoumaru. Du wirst Bescheid erhalten, wo künftig deine Zimmer liegen.“

„Ja, do...Vater.“ Aber der junge Halbdämon zögerte etwas.

„Nun?“

„Senatorin Higurashi erwartet mich zurück…“

„Ich werde sie von den Veränderungen in Kenntnis setzen lassen.“

Seine beiden Söhne verneigten sich etwas vor ihm, ehe sie nebeneinander aus dem Audienzzimmer gingen.
 

Es war ungewohnt für Inuyasha, dass Menschen und Dämonen vor ihm beiseite wichen, sich verbeugten. Aber natürlich lag das nicht an ihm sondern an seinem Begleiter. Wohl niemand hatte es noch gewagt, dem Sohn…dem bislang einzigen Sohn des Imperators die Höflichkeit zu verweigern.

Dieser ging schweigend zu seinen eigenen Räumen, seinem Arbeitszimmer, wo sich ein kleiner, grüner Dämon hastig verneigte:

„Sesshoumaru-sama! – Und der...der komische Gladiator von gestern.“

Noch ehe Inuyasha eine Antwort gefunden hatte, die sicher kaum höflich geworden wäre, hatte sein Halbbruder bereits beiläufig zugetreten.

„Dies ist der Sohn meines mächtigen Vaters, Inuyasha, Jaken.“

Der Sohn meines Vaters, dachte der Halbdämon prompt: nicht mein Bruder oder wenigstens Halbbruder. Nun gut, was sollte er auch von jemandem erwarten, der ihn als Konkurrenten betrachtete. Und genau das tat Sesshoumaru, wenn er sich nicht schwer täuschte. Es war die mittlerweile jahrelange Erfahrung in Kämpfen, die ihm die Erkenntnis erlaubte. Der ach so mächtige Thronfolger beargwöhnte einen einfachen Gladiator.

„Geh.“

Während der kleine Dämon eilig gehorchte, sah sich Inuyasha kurz um. Ein Arbeitszimmer, auch nicht sehr prunkvoll eingerichtet. Aber er blickte zu seinem Halbbruder: „Wie soll ich dich anreden?“

Sesshoumaru ertappte sich tatsächlich bei dem Gedanken, dass der Bastard klüger war, als es den Anschein hatte: „Meinen Namen kennst du.“

„Also keinen Titel.“

„Ich habe keinen.“ Das klang etwas bitter: „Nun, bis Dienstag.“

„Wie du willst.“ Inuyasha hätte nicht sagen können, warum er plötzlich Mitleid mit dem Älteren empfand: „Ich…ich bin von dieser Lage ebenso überrascht wie du. Aber lass mich dir eines sagen: Imperator zu werden ist nicht mein Lebensziel. Und wird es sicher auch nie werden.“

Sesshoumaru musterte ihn. Er kannte höfische Intrigen zu gut, als dass er nicht gewusst hätte, dass das nur Worte waren. Aber da lag etwas in dem Blick dieses jungen Gladiators, das er nicht deuten konnte. Er war jedoch plötzlich sicher, dass dieser wusste, dass er ihn als Konkurrenten sah, dass er versucht hatte, ihn durch einen Unfall umkommen zu lassen – und keinerlei Rachegefühle hegte. Warum auch immer. So fragte er: „Was ist dein Lebensziel?“

„Ich wollte die Jahre als Gladiator durchkämpfen und dann ein Weingut kaufen. Aber jetzt….?“

„Wirst du vielleicht Verwalter einer Weinbauprovinz.“

„Damit konnte ich nicht rechnen.“

Das stimmte: „Ich soll dir etwas beibringen. Du begleitest mich in den nächsten Stunden.“
 

**************
 

Während der junge Gladiator von einem Familienleben träumt, bildet er im nächsten Kapitel das Thema zweier Gespräche zwischen Hakudoshi und dessen Vater sowie Sesshoumaru und dessen Mutter....
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (20)
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Von:  Tigerin
2010-07-26T16:23:38+00:00 26.07.2010 18:23
Also wirklich... Kagome ist ja böse. *g* Sie hält sich einfach nicht an die Regeln. Das ist schon das 2. Mal, dass sie mit Inu reden will, obwohl sie nicht da sein dürfte.. allerding schien sie kein Verlangen zu haben auch nur irgendetwas von den anderen Gladiatoren zu sehen..
Inus Situation liegt, was Kagome angeht, jetzt sehr viel besser. Er könnte es in Erwägung ziehen sie irgendwann zu heiraten. Aber daran wird er jetzt wohl kaum denken. Sein Weltbild sollte wirklich auf den Kopf gestellt sein. Das Gespräch mit ihm und dem Taishou war niedlich. Aber auch das "Gespräch" mit Sess hat mir gefallen. Vielleicht schaffen es die Beiden doch noch sich irgendwann zu vertrauen.. immerhin hat Inu klar gemacht, was er will.
Ich bin gespannt, was die domina von der ganzen Sache hält. Ich bezweifle, dass sie begeistert sein wird..

LG,
Tigerin
Von:  Schalmali
2010-07-14T11:59:03+00:00 14.07.2010 13:59
Von einem Provinzler, zum Sklaven, zum versklavten Gladiatos, zum Gladiator, zum gefeierten Gladiator und schlussendlich zum Sohn des Imperators. Gerade der letzte Sprung ist ja gewaltig und Inu no Taishou hat auch völlig recht: Das Weltbild ist jetzt natürlich auf den Kopf gestellt. Immerhin, erhält wohl Sesshoumaru durch diesen unehelichen Hanyou endlich den Titel des Thronfolgers, sozusagen, den er sich scheinbar schon so lange gewünscht hat. Trotz allem blieb der Imperator natürlich sachlicher, aber er ist der Herrscher und noch dazu ein Youkai, alles andere wäre wohl unangebracht, erst recht, wo die beiden sich noch kaum kennen. Schön geschrieben.
Von:  Minerva_Noctua
2010-04-27T21:15:19+00:00 27.04.2010 23:15
Tolles Kapitel.
Rundum gut.
Inu Taishous Verhalten hat mir sehr gut gefallen.
Ebenso Inu Yasha und Sesshoumaru.
Vielleicht verstehen sich die Brüder noch. Es bleibt Mutters Urteil abzuwarten.
Sesshoumaru tut mir auch leid.
Außer Misstrauen, Einsamkeit, Machtkämpfe und Intrigen wird er nicht sonderlich viel kennen.
Ich frage mich, ob Rin irgendwo herumrennt.
Das wäre ein kleiner Lichtblick für ihn.
Was wohl Kagome und die Kollegen sagen werden?
Eine gute Partie wäre er für sie dann auf jeden Fall.
Ich freue mich auf die nächsten Kapitel^^.
Gute Nacht!!

Bye

Minerva
Von:  inukimi
2010-04-14T22:23:20+00:00 15.04.2010 00:23
Da hat Inu Yasha mal interessante Neuigkeiten erfahren.^^
Das war für die Halbbrüder wohl ein schöner und heftiger Tag zugleich. Nun wird sich Sesshomaru um seinen Bruder kümmern... bin gespannt, wie das ausgeht und wie wohl die Domina darauf reagiert, einen Stiefsohn zu haben, der nicht mal reinblütig ist.
Was Hakudoshi angeht, hoffe ich, das der Imperator ihm und vor allem Naraku ordentlich eine einschenken wird!!!
Jedenfalls super geschrieben^^

hdl
inukimi

Von:  Tigerin
2010-04-14T21:17:28+00:00 14.04.2010 23:17
Wow. Erstmal muss ich sagen, dass du es Steph zu verdanken hast, dass ich jetzt schon gelesen habe. Sie hat so sehr geschwärmt, dass ich mich nicht beherrschen konnte... *g*
Ich habe jetzt alles auf einmal durchgelesen. Die Geschichte gefällt mir sehr gut. Es wirkt alles sehr echt, sehr durchdacht, also genau so gut geplant wie immer. Und es ist spannend. Richtig klasse^^
So. Es kommt später mal noch ein ausführlicherer Kommi, ich wollte nur erstmal erwähnen, dass ich wieder auf dem Laufenden bin.

LG,
Tigerin

Von:  Cistus
2010-04-13T17:05:04+00:00 13.04.2010 19:05
Der Papa wird schon richten... Warum glaube ich nur nicht, das es so einfach wird, wie der Herr Imperator sich das vorstellt? Ein Tennisball wird in einem Spiel nicht so oft hin und her geschlagen, wie Inuyasha vom Schicksal denn ein Ende ist bestimmt noch nicht in Sicht.
mfg
Cistus
Von:  Teilchenzoo
2010-04-13T15:34:47+00:00 13.04.2010 17:34
Hakudoshi kann einem bei der Ankündigung fast schon Leid tun.

So ... damit wurde Inuyashas Leben zum wievielten Mal umgekrempelt? Armes Kind ...
Trotzdem, das ist doch mal eine angenehme Wendung. Es wäre ja zu wünschen, dass nun alles gut für ihn läuft, aber 1. wäre das zu unwahrscheinlich und 2. käme dann spätestens im übernächsten Kapitel das Happy End, und das darf ruhig noch etwas warten, damit wir mehr zu lesen haben.

Ich bin wirklich auf die domina gespannt. Seit ich den Manga gelesen habe, kann ich den Taishou besser verstehen. Sie kam mir etwas neckisch vor, und wenn man das auf eine junge Dämonin zurückprojeziert ...

Kagome wird wohl fürs Erste nichts mehr von ihrem Krieger hören ... schade. Hoffentlich tut sich ein Heiratskandidat für sie auf.

Lg neko

P.S.: Kick the yaken!
Von:  Ayako_san
2010-04-12T18:04:12+00:00 12.04.2010 20:04
wow
ich glaub inu yasha wird noch etwas brauchen um das wirklich zu kapiern was ihm da passiert is
also ich wär eifach nur platt^^
genial war sesshomaru beiläufiger jaken kick XD
jetzt hat inuyasha viel zu lernen
ich bin gespannt wies weiter geht ^^
mfg
aya
Von:  ayakoshino
2010-04-11T17:26:34+00:00 11.04.2010 19:26
Der arme Inuyasha wurde ja wirklich total überrumpelt! Er hatt nie damit gerechnet seinen Vater je kennen zu lernen und jetzt bekommt er auch noch einen Bruder daszu. Auch wenn der ihn als Konkurenten sieht, aber das war klar. Aber die Tatsache das Sesshomaru jetzt auch öffentlich als Thronfolger eingesetzt wird dürfte ihn ja eigentlich etwas beruhigen.
Ich bin mal gespannt wie Sesshomaru mit Inuyasha jetzt weiter umgeht und wie er ihm "Benehmen beibringt"!^^ Freu mich schon auf das nächste Kap!
Lg ayako
Von:  dice70391
2010-04-08T20:57:55+00:00 08.04.2010 22:57
tja das Sesshomaru Inuyasha als Konkurrenz ansehen würde war wohl klar...
interessant wird jetzt natürlich noch die Haltung von Sesshomarus Mutter zu Inuyasha...ich glaube allerdings kaum das sie Inuyasha wohlgesonnener gegenüberstehen wird als es Sesshomaru im Moment schon tut...eher noch schlechter...

dice


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