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Get Out Alive

von

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єιиєя νσи єυ¢н

„Wer von euch ist es?!“

Deine Stimme hallte schrill durch die heruntergekommene Scheune.

„Beruhige dich“, sagte Tsuna und ging sachte, mit langsamen Schritten auf dich zu. „Sie werden dich hören...“

„Wir gehen doch sowieso alle drauf“, zischtest du, jedoch mit wesentlich leiserer Stimme. Die Pistole in deiner Hand zitterte. Wenn sie kamen, würdest du bei weitem nicht genug Kugeln haben, um sie alle fernzuhalten. Ganz abgesehen davon, dass du schlecht zielen konntest.

„Das werden wir nicht“, erwiderte Tsuna ernst und näherte sich dir weiterhin langsam. Dein Blick war auf sein Gesicht gerichtet, die Waffe auf sein Herz. „Wir werden das hier überleben.“

Ihm lagen noch weitere Worte auf der Zunge, 'Wenigstens wir.', doch er konnte es nicht sagen. Er schluckte.

„Bleib stehen.“

Tsuna gehorchte, hielt etwa zwei Meter vor dir mit wie zur Abwehr gehobenen Händen inne.

Eine Träne lief über deine Wange.

Du zittertest, während die anderen reglos dastanden. Die untergehende Sonne in deinem Rücken, die durch das Scheunentor fiel, zog deinen Schatten in die Länge.

„Es kann nur einer von euch sein.“

Und jetzt zitterte auch deine Stimme.

„Ihr habt es selbst in dem Raum gesehen; wir sind die Einzigen hier, die noch wirklich am Leben sind. Und irgendjemand hat... Lambos Ring genommen.“

Es fiel dir schwer, den Namen des armen Kleinen auszusprechen.

„Und ich bin mir sicher, dass diese Person auch... Chrome...“

Deine Stimme versagte. Tsuna und auch die anderen sahen dich entsetzt an.

„Keiner von uns könnte so etwas tun“, sagte Takeshi und trat einen Schritt vor, zuckte aber vor Schmerzen zusammen. Die provisorische Beinschiene half nicht viel.

„Sei still!“, riefst du und richtetest die Waffe jetzt auf ihn. „Einer von euch ist es. Ich weiß es!“

Doch dieser Ausruf war zu laut.

Links neben dir drehte sich Hibari um und spähte hinaus. Seine Worte ließen dir förmlich das Blut in den Adern gefrieren.

„Sie kommen.“

∂єя мєтαℓℓєиє zαυи

Man hatte ihnen gesagt, es sei harmlos.

Nur ein paar Tests ohne bemerkbare Auswirkungen.

Die Elektrozäune um die Gemeinde herum seien nur aus formalen Gründen aufgestellt worden. In Wirklichkeit könne ihnen natürlich gar nichts passieren. Das endgültige Schließen der Tore würde niemals nötig sein.

Und man hatte ihnen Geld angeboten. Es war ein abgeschiedenes, kleines Dorf, vielleicht hundert Kilometer von Rom entfernt. Die Leute waren arm, hatten es dankend angenommen und die Konsequenzen akzeptiert.

Konsequenzen, die angeblich niemals sichtbar sein sollten.

Man hatte ihnen gesagt, es sei harmlos.

Doch es gab Konsequenzen. Die Ersten wurden krank, es herrschte Verwirrung, man wollte fragen, was denn jetzt zu tun sei. Dann wurden die Tore geschlossen, die Elektrozäune eingeschaltet.

Und dann starben sie. Immer mehr starben, steckten sich an, bald war fast das ganze Dorf befallen – doch sie blieben nicht tot. Sie standen wieder auf. Hungrig und emotionslos machten sie Jagd auf ihre Freunde und Verwandten, die schrien, weinten, es nicht über sich brachten, sich zu wehren...

Wer angefallen wurde und sich retten konnte, verwandelte sich bald auch in einen von ihnen und machte sich über die Letzten her.

Und die Tore waren geschlossen; von innen konnte und von außen wollte sie keiner öffnen. Ein paar liefen in die Zäune und starben binnen weniger Sekunden – endgültig.

Nach und nach verklangen die Schreie. Doch sie waren noch da. Und sie waren hungrig.

Man hatte ihnen gesagt, es sei harmlos.
 

„Stellt euch nicht so an!“, riefst du aufgebracht und fuchteltest vielleicht etwas zu energisch mit den Händen. „Und tut nicht so als hätte einer von euch unbedingt alleine in Japan zurückbleiben wollen...“

„Aber _____!“ Tsunas Stimme klang erschöpft. „Du bist nicht eingeladen!“

Mit einem beleidigten Schnauben ließt du dich in einen der freien Sitze des Privatjets fallen.

„Und? Ich hab auch nicht vor, zu eurem Mafia-Treff-Dings zu gehen... Ich wollte nur auch Europa sehen, wenn sich schon die Chance bietet.“

Du wandtest den Kopf und sahst aus dem Fenster, um deinem Trotz Ausdruck zu verleihen. Unter euch glitten Wolken dahin. Ein paar mal konntest du darunter einen grünen Landstrich erkennen. Es würde nicht mehr lange bis zu eurer Landung in Rom dauern.

Tsuna vergrub mit resigniertem Stöhnen das Gesicht in den Händen, ließ sich in den Sitz neben dir sinken und sagte nichts mehr.

„Hey, _____!“, rief Lambo jetzt aufgeregt und sprang von Takeshis Schoß, um zu dir zu laufen. „War es nicht ungemütlich da hinten? Und musstest du zwischendurch pinkeln? Hast du in die Ecke gemacht?“

Du verzogst das Gesicht. „Nein, Lambo. Ich habe nicht in die Ecke des Laderaums gepinkelt. Und nein, es war nicht ungemütlich.“

Anfangs war es dir schwer gefallen, normal mit diesem Jungen umzugehen, weil er so unglaublich frech und anstrengend war, aber mittlerweile hattest du dir einfach angewöhnt, ihn ganz nüchtern zu behandeln, weshalb er dich schnell als langweilig abgestempelt hatte.

Und die Sache mit dem Laderaum – nun ja. Wie Tsuna schon gesagt hatte: Du warst nicht eingeladen. Und deshalb hatte er dich zu Hause lassen wollen. Dich! Seine feste Freundin, die sowieso alles über seine Mafia-Angelegenheiten wusste und für die daher ein Treffen des zukünftigen zehnten Bosses der Vongola Famiglia und seiner Guardians mit dem gegenwärtigen neunten Boss etwas ganz Normales zu sein schien.

Sie waren also in diesen Privatjet eingestiegen; Tsuna, Takeshi, Gokudera, Ryohei, Hibari (wenn auch widerwillig, aber man hatte ihm versprochen, er würde sich mit ein paar Mafiosi prügeln dürfen, die der Vongola eh ein Dorn im Auge waren) und Lambo. Und dich hatten sie zurücklassen wollen.

Das konntest du dir natürlich nicht gefallen lassen. Du warst ihnen gefolgt und hattest es tatsächlich geschafft, dich im Laderaum bei den Koffern zu verstecken – bis Ryohei dich nach mehreren Stunden fand, weil er einen Energy Drink aus seiner Tasche hatte holen wollen. Nicht, dass dieser Junge noch mehr Energie brauchte.

Tsuna fand das gar nicht lustig – dir war klar, dass er dich eigentlich nur so gut es ging aus allem, was mit der Mafia zu tun hatte, raushalten wollte –, aber dich zurückschicken konnte er jetzt nicht mehr.

„Sieh es doch einfach als eine Art Urlaub an“, versuchtest du ihn nach ein paar Minuten des Schweigens aufzumuntern. Es tat dir immer leid, wenn jemand etwas gegen seinen Willen tat – selbst wenn du es warst –, weil er sich so schlecht durchsetzen konnte.

„Wir können alle einfach eine schöne Zeit in Italien haben, okay?“ Du legtest eine Hand auf sein Knie und sahst, wie sein Gesicht eine Spur dunkler wurde. Rasch zogst du sie wieder zurück.

„Ich weiß nicht, ob uns das gelingen wird“, antwortete er nach kurzem Zögern. „Wenn man bedenkt, warum wir dorthin fliegen...“

„Wenn Reborn jetzt hier wäre, würde er dich wahrscheinlich für deinen Pessimismus treten“, kam es etwas mürrisch von dir.

Tsuna gab einen hohen Laut von sich und brachte dich damit zum Lachen.

Reborn war nur einen Tag vor Tsuna und den anderen nach Italien gerufen worden – allerdings im Gegensatz zu ihnen in den Süden des Landes. Die Briefe, die Tsuna, Gokudera, Takeshi, Ryohei, Lambo und Hibari kurz drauf bekommen hatten, wiesen sie an, sich schnellstmöglich samt Gepäck am Flughafen einzufinden, um wegen eines dringenden Notfalls nach Rom zu fliegen.

Freilich hatte Tsuna zuerst gar nicht gehen wollen, doch Gokudera hatte ihn mit dem Argumenten überredet, dass er doch eine Pflicht zu erfüllen habe und der neunte Boss vielleicht Hilfe brauchte.

Warum sie dann nach Rom fliegen sollten – wo sich das Vongola-Hauptquartier doch in Sizilien befand – blieb ungeklärt.

„Ich glaub, wir sind bald da“, sagte Takeshi munter und just in diesem Moment machte der Pilot eine Durchsage und bat sie, auf ihren Plätzen zu bleiben.

Im hinteren Abschnitt hörte man Hibari gähnen und sich strecken. Er hatte so ziemlich den ganzen Flug verschlafen. Nur als du und Ryohei aus dem Laderaum gepoltert gekommen wart, hatte er kurz geblinzelt und zu dir geschaut. Eure Blicke hatten sich getroffen – zwei Sekunden lang höchstens – und ein Schauer war dir über den Rücken gelaufen; wie jedes Mal, wenn Hibari dir in die Augen sah. Du sagtest dir dann immer, dass es wohl jedem so erging.

„EXTREMER LANDEANFLUG!“, rief Ryohei auf einmal und alle im Flugzeug – außer Hibari – zuckten heftig zusammen. Du sahst den Schwarzhaarigen seine Tonfas zücken und lehntest dich rasch zu Ryohei herüber, der auf der anderen Seite des Ganges saß.

„Ich glaube, der Pilot muss sich jetzt extrem konzentrieren“, erklärtest du ihm freundlich, aber bestimmt. „Und daher ist es wohl besser, wenn wir extrem leise sind! Okay?“

Wenn man selbst ab und zu das Wort 'extrem' in die Sätze einfließen ließ, konnte man beinahe normal mit ihm reden, wie du vor einiger Zeit herausgefunden hattest. Er formte lautlos mit den Lippen das Wort 'Okay' und reckte den Daumen. Lächelnd nicktest du ihm zu.

Zum Glück war Lambo so fasziniert davon, wie sich das Flugzeug der Erde näherte, dass auch er leise blieb.
 

In der Halle des Flughafens befand sich eine große Uhr, die mit ihren dunklen, langen Zeigern verkündete, dass es Mittag war. Darunter wartete Chrome auf euch, da sie sich sowieso schon in Italien aufgehalten hatte.

„Guten Tag, Boss“, begrüßte sie Tsuna höflich und verzichtete diesmal aus Rücksicht auf dich darauf, ihm ein Küsschen auf die Wange zu geben. Ihr zwei wart erst kurz nach dem Ring-Konflikt ein Paar geworden. Und mit 'ihr zwei' seid du und Tsuna gemeint. Nicht du und Chrome.

Anschließend begrüßte sie die anderen, wobei sie bei Gokudera innehielt und ihn einige Sekunden lang ansah, als wäre ihr plötzlich eingefallen, dass sie etwas vergessen hatte. Du musstest ein wenig schmunzeln. Gokudera und Chrome. Du hattest dir schon während der Kämpfe mit der Varia deinen Teil über die beiden gedacht.

Doch dann war der Moment vorbei und sie begrüßte als Lambo als Letzten.

„Hyahahaha, Ananas-Mädchen, Ananas-Mädchen!“, lachte dieser prompt Chrome aus, die das aber erstaunlich gelassen hinnahm.

„Ähm... Boss, im Brief stand ja, unsere Sachen werden später abgeholt“, sagte sie und wies zum Ausgang. „Und das Taxi steht schon dort.“

„Oh, gut“, sagte Tsuna, der etwas verunsichert wirkte, weil alle darauf warteten, dass er das Startsignal gab. Du nahmst seine Hand und drücktest sie ein wenig. „Dann... gehen wir.“

Natürlich war ein Taxi nicht groß genug und am Ende musstet ihr drei nehmen. Eines, in dem du, Tsuna und Gokudera saßt, eines für Takeshi, Chrome, Lambo und Ryohei und dann war da noch das, in dem Hibari alleine mitfuhr. Der Gedanke wollte dich die ganze Fahrt über nicht loslassen und ab und zu warfst du Blicke über die Schulter, wie um zu kontrollieren, ob sein Taxi auch wirklich noch da war.

Auf der Fahrt wurde nicht viel geredet. Ihr wart alle dem Jetlag erlegen und dementsprechend erschöpft; auch wenn es in dem Taxi, in dem Ryohei und Lambo fuhren, doch ziemlich chaotisch zuzugehen schien.

„Wo fahren wir eigentlich genau hin?“, fragtest du Tsuna nach einer Weile.

Er schien darüber nachzudenken, zuckte aber dann mit den Schultern. „Ich... weiß nicht genau.“

Du verkniffst dir eine Antwort. Warum überraschte dich das jetzt nicht?

Während der Fahrt wurden die Straßen immer leerer und holpriger. Letztendlich fuhrt ihr sogar durch einen Wald.

„Yaiy, wir gehen campen“, meintest du scherzhaft und hattest Spaß an der Vorstellung, mit Tsuna und den anderen am Lagerfeuer zu sitzen. Mit Marshmallows... Ob Hibari wohl Marshmallows aß? Deine Gedanken schweiften ab und du schütteltest den Kopf. Du solltest wirklich nicht so viel über ihn nachdenken, nur weil sein Einzelgänger-Gebaren ihn so mysteriös machte. Wahrscheinlich war es sogar seine Absicht, sich interessant zu machen. Aber darauf durftest du nicht hereinfallen.

„Ich frage mich wirklich, was wir hier sollen...“, murmelte Tsuna, der sich eindeutig unwohl fühlte. „Gokudera, hast du eine Idee?“

Gokudera, der auf dem Beifahrersitz saß, drehte sich langsam zu ihm um. „Hm? Nein, leider nicht, Juudaime... Aber ich bin mir sicher, es gibt einen guten Grund!“

Und mit einem aufmunternden Lächeln wandte er sich wieder ab.

„Und wissen Sie es?“ Tsuna wandte sich nun an den Fahrer. „Ich meine... man wird Ihnen doch ein Ziel angegeben haben?“

Der Mann hinter dem Steuer lächelte schief, als er Tsuna im Rückspiegel betrachtete, den Wagen anhielt und die Handbremse anzog. „Sicher. Wir sind da.“

Ihr saht aus dem Fenster. Noch immer befandet ihr euch mitten im Wald; umgeben von hohen Bäumen. Vor euch führte ein schmaler Weg zu einem großen Zaun in etwa zwanzig Metern Entfernung, in den ein Tor eingelassen war.

„Ich soll euch sagen, dass man das Tor für euch öffnen wird“, sagte der Fahrer. „Dort drinnen wird man euch alles erklären.“

Hinter euch war das Geräusch von zuschlagenden Türen zu hören. Die anderen stiegen bereits aus.

Du konntest Lambo jauchzen und Ryohei viel zu laut reden hören. „Das ist EXTREM MYSTERIÖS!“

„Auf jeden Fall!“, stimmte Takeshi heiter zu. „Wird bestimmt lustig.“

Doch das würde es nicht werden. Für keinen von euch.

Als die Autos schließlich verschwunden waren und ihr alle vor dem Tor standet, konntest du deutlich sehen, wie sich Tsunas Nackenhaare aufstellten. Du wolltest ihm etwas Aufmunterndes sagen, doch dir fiel beim besten Willen nichts ein.

Irgendetwas stimmte hier nicht. Irgendetwas war nicht richtig.

Der große metallene Zaun vor euch erstreckte sich nach links und rechts, so weit das Auge sehen konnte. Das Gebiet, das er eingrenzte, musste riesig sein – vielleicht diente er dem Naturschutz Aber es schien nicht so. Du konntest keine entsprechenden Schilder entdecken.

An diesem Ort war es still. Nicht einfach leise – wirklich still. Tonlos. Als hätte jemand den ganzen Wald auf stumm geschaltet. Keine Vögel waren zu hören, kein Rascheln irgendwelcher anderer Tiere im Geäst. Gar nichts. Nicht einmal der Wind wehte.

Wie schon zuvor griffst du nach Tsunas Hand; doch diesmal wolltest du damit nicht ihn sondern dich selbst beruhigen.

Der Zaun musste mindestens dreineinhalb Meter hoch sein, vielleicht sogar vier. Was hatte man hier aussperren (oder einsperren) wollen? Hinter dem Tor ging der Waldweg noch ein gutes Stück weiter, wobei er sich mehrmals gabelte, schlang sich zwischen den Bäumen hindurch. Von hier aus schien es unmöglich, zu sagen, wo seine Verästelungen enden würden.

„L-Lambo hat keine Angst!“, verkündete der kleine Junge mit zittriger Stimme und hielt sich an Chrome fest. Er war jedoch derjenige, der am lautesten Aufschrie, als sich plötzlich wie von Geisterhand das Tor zu öffnen begann.

„Wie...?“, begann Tsuna, doch Takeshi deutete auf die metallenen Pfeiler rechts und links.

„Da sind Kameras. Irgendjemand erwartet uns.“

Er sagte es mit seinem üblichen Lächeln, aber die Worte klangen dennoch unheilvoll. Du fühltest dich unwillkürlich an einen Horrorfilm erinnert.

Das Tor stand offen, doch niemand ging hindurch.

„Also... Dann wollen wir wohl mal...“, begann Tsuna, doch da war Hibari schon an ihm vorbei marschiert, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.

„Ja, wollen wir mal“, fügtest du eifrig hinzu und zogst Tsuna hinter Hibari her. Die anderen folgten mit skeptischen Blicken.

Ihr saht euch aufmerksam um, allerdings nur in die Richtung, die vor euch lag. Daher überraschte es alle, als Gokudera sich umdrehte und sagte: „Leute. Das Tor hat sich wieder geschlossen.“

Zu dem Zeitpunkt konntet ihr nicht ahnen, dass sich mit dem Tor auch euer Fluchtweg verschlossen hatte.

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„D-Das kann doch nicht wahr sein!“

Tsuna fuhr herum und wollte zu dem jetzt verschlossenen Metalltor laufen, doch du hieltest seine Hand fest und wiest auf die Schilder, die an jedem dritten Pfeiler angebracht waren – merkwürdigerweise nur an den Innenseiten des riesigen Zauns. ACHTUNG – Hochspannung.

Er sah dich erschrocken an. „Was, aber du glaubst doch nicht wirklich, dass...“

„Ich würde es lieber nicht ausprobieren, Boss...“, murmelte Chrome beklommen. Rückblickend konnte man es fast als Ironie bezeichnen.

Tsuna schluckte und nickte. „Stimmt.“ Er wandte sich nur widerwillig vom Zaun ab, um seine Freunde anzusehen. „Sollen wir weitergehen oder...?“

„Da sind mehrere Wege“, merkte Takeshi an, indem er auf den sandigen Pfad zeigte, der sich zwischen den kahlen, hohen Bäumen hindurchschlängelte und sich alle paar Meter zu gabeln schien. „Welchen sollen wir nehmen?“

„Ene mene mu...“, fing Lambo bereits an, wurde jedoch von Gokudera übertönt. „Juudaime, vielleicht sollten wir uns aufteilen? So finden wir unser Ziel bestimmt schneller.“

„Eigentlich sollte man doch meinen, dass uns hier mal jemand abholt, oder...?“, warfst du ein, doch die anderen zuckten nur die Schultern und sahen sich wieder um.

Ja, es war merkwürdig. Und ja, euch allen war klar, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Doch ihr wart ahnungslos und unbeholfen.

Hibari schien das alles herzlich egal zu sein. Er drehte sich mit einem Mal auf dem Absatz um, als hätte er plötzlich zu Lust verloren, und begann, gemächlich aber festen Schrittes den Weg hinab zu gehen, um bei der ersten Gabelung rechts weiter zu gehen.

„Hey, warte“, riefst du ihm verwirrt hinterher, doch er reagierte gar nicht erst.

„Hibari...“ Tsunas Protest war schwächlich und wurde von dem Schwarzhaarigen wahrscheinlich nicht mal mehr gehört. „Ich weiß nicht, ob es eine sehr gute Idee ist, sich zu trennen...“

„Aber wir müssen doch die Umgebung erkunden!!“, rief Ryohei und fügte zusammenhangslos hinzu: „EXTREM!“

„A-Aber...“

„Ich nehme diesen Weg!!“

Und weg war er.

Lambo, nach wie vor auf Takeshis Schulter sitzend, hüpfte bereits ungeduldig auf und ab. „Ja, ja! Wir spielen Forscher!“

„Tun wir nicht!“, rief Tsuna verzweifelt, doch Lambo und Takeshi lachten nur.

„Wird schon okay sein, Tsuna“, beruhigte der Größere ihn. „Sobald wir etwas Merkwürdiges sehen., rufen wir einfach. Es ist recht still hier und so groß kann der Wald doch nicht sein...“

Tsuna besah sich zweifelnd die Menge an Bäumen, die sich zu eurer Rechten und Linken erstreckte. Schließlich seufzte er und kratzte sich am Kopf. „Na gut... Je schneller wir jemanden finden, der uns helfen kann, desto besser.“

„Okay. Lambo und ich gehen hier lang.“

„Jaah, die Forscher nehmen diesen Weg! Hyahahaha!“

„G-Gut, Boss, dann gehe ich dort entlang und nehme die nächste Abzweigung nach links...“

„Ich nehm' die daneben, Juudaime! Bis gleich!“

Auf einmal erinnerte die diese Situation mehr an das systematische Ausschwärmen einer Sucheinheit des Militärs.

„Passt auf euch auf“, rief Tsuna ihnen nach nach, ehe auch Gokudera mit einem zuversichtlichen Winken im Geäst verschwunden war. Du und er bliebt alleine zurück.

„Wir gehen doch zusammen, oder...?“, fragtest du unsicher. Es war ja schön und gut, dass die anderen es sich anscheinend locker zutrauten, alleine durch einen dichten, fremden Wald zu streifen, aber auf dich traf das nun mal nicht zu. Zu deiner Rechtfertigung sollte man vielleicht sagen, dass du im Gegensatz zu ihnen keinerlei Kampferfahrung oder dergleichen besaßt.

Tsuna jedenfalls schien eh gerade drauf und dran gewesen zu sein, dich das Gleiche zu fragen. Er lächelte sanft und bejahte mit einem Nicken.
 

Der Wald war immer noch unnatürlich still.

Ab und zu war ein Knacken zu hören, oft klang es weit entfernt, jedoch manchmal auch ganz nah und du warst nie sicher, ob es von Tsunas und deinen Schritten herrührte oder... von etwas anderem. Was auch immer das sein sollte.

Es war schwül. In Japan war das Wetter warm, aber durchaus angenehm gewesen. Hier jedoch schien die Luftfeuchtigkeit mindestens doppelt so hoch und die grauen Wolken, die die Sonne fast durchgehend bedeckten, trugen nicht gerade zu einer heiteren Atmosphäre bei.

„Ich hoffe, wir finden die anderen überhaupt wieder...“, murmeltest du, während du den Reißverschluss deiner Jacke abwechselnd öffnetest und schlosst. Du wolltest sie ausziehen, hattest aber Angst vor Mückenstichen. Das Geräusch wirkte unnatürlich laut in der Stille.

Tsuna sah dich verunsichert an und stolperte beinahe über eine Baumwurzel. Der Wald wurde immer dichter und der Pfad schmaler. Wenn es so weiterging, würde er wohl im Nichts enden. „Sag doch nicht sowas...! Wir müssen sie wiederfinden! Sicher finden wir bald ein Hütte oder...“

„Oder ein Lebkuchenhäuschen“, schlugst du trocken vor.

Er verzog das Gesicht. „Es wird sicher einen Grund geben, weshalb wir hier gelandet sind.“ Es war unüberhörbar, dass er damit vor allem sich selbst überzeugen wollte.

„Ja, vielleicht hat er einen komischen Sinn für Humor und schaut gerne zu, wie sich unschuldige Jugendliche durch einen unheimlichen, leblosen Wald schlagen... Oder vielleicht ist das eine Falle und wir werden hier alle sterben.“

Kurze Stille. Eigentlich sollte das ein Scherz sein – wenn auch ein schlechter -, aber nachdem du die Worte laut ausgesprochen hattest, kamen sie dir gar nicht mehr so lächerlich vor.

„Ich...“, begannst du, nachdem ihr eine Weile schweigend weitergegangen wart, doch Tsuna hob auf einmal die Hand. „Pscht.“

Ihr bliebt stehen und du sahst ihn zuerst verärgert, dann fragend an. Er starrte ins Leere, schien sich auf etwas zu konzentrieren-

Dann konntest auch du es hören. Ein Geräusch. Kein Knacken diesmal. Es klang mehr wie ein Schleifen. Als würde etwas über die Blätter am Boden kriechen... Vielleicht ein Tier. Ein Tier, das sich euch langsam, aber stetig zu nähern schien.

Du sahst dich um, versuchtest die Richtung auszumachen, aus dem es – was auch immer es war – kam. Rechts. Nein, von vorne. Du hieltest inne, lauschtest noch einmal angestrengt. Es sind mehrere?

Mit vor Angst aufgerissenen Augen griffst du nach Tsunas Arm und hieltest dich daran fest.

„Was ist das?“ Deine Stimme war leise.

„Vielleicht die anderen...?“ Tsuna klang nicht überzeugt. Und du warst es auch nicht. Den Geräuschen nach zu urteilen mussten die anderen, wenn sie es denn waren, sich fortbewegen, indem sie über den Boden krochen. Und das würden sie wohl kaum tun. Außer, sie waren verletzt. Aber dass sie dann von zwei Seiten auf euch zukamen, war sehr unwahrscheinlich...

Ein lauter, überraschter Aufschrei unterbrach deinen Gedankenstrom. Er gellte kurz auf und erstarb dann abrupt, gefolgt von seinem eigenen, schwächer werdenden Echo.

Tsuna und du saht euch alarmiert an. Ihr beide wusstet sofort, wem diese Stimme gehörte. „Chrome!“

Der Schrei war von links gekommen. Ohne weiter darüber nachzudenken, wandet ihr euch sofort um und verließt den Pfad, um euch durch den Wald zu schlagen.
 

- Wenige Minuten zuvor -

Chrome sah sich aufmerksam um, versuchte ihre Gedanken beisammen zu halten. Irgendetwas stimmte nicht. Und das Gefühl hatte sie nicht nur, weil sie in einem abgelegenen, von einem Elektrozaun eingeschlossenen Wald gefangen waren. Noch etwas anderes störte sie.

Ein Rascheln hinter ihr.

Chrome fuhr herum. Nichts. Vielleicht ein Tier.

Sie ging weiter und bemühte sich, ruhig zu bleiben. Es kam ihr in den Sinn, Mukuros Namen zu murmeln, ihn um Unterstützung zu bitten... Doch sie tat es nicht. Sie hatte Angst, ja, aber konnte sich nicht immer auf ihn verlassen. Egal was hier noch auf sie wartete, sie würde alleine damit fertig werden; sogar mit einem... Zaun?

Das Mädchen blinzelte und blieb stehen. Chrome war durchgehend dem schmalen Pfad zwischen den Bäumen hindurch gefolgt, doch jetzt stand sie auf einmal vor dem mit Elektrizität geladenen Gittermattenzaun, der ihr den Weg abschnitt. Wer zieht denn einen Zaun quer über einen Weg...? Sie sah unbeholfen nach links und nach rechts.

Gerade überlegte sie, ob sie einfach nach rechts weiter am Gitter entlanggehen sollte, als sie abermals ein Rascheln hinter sich vernahm. Wieder fuhr sie herum und wieder sah sie nichts.

Jedoch konnte sie mehr spüren als hören, dass da doch jemand war. „H-Hallo? … Ist da jemand?“

Stille, dann wieder das Rascheln. Jemand kam auf sie zu.

Sie spannte sich an und wünschte sich verzweifelt, wenigstens ihren Trident zur Hand zu haben – dann trat eine ihr bekannte Person hinter einem Baum hervor, ein undefinierbares Lächeln auf dem Gesicht.

Chrome atmete aus, ließ ihren Gegenüber jedoch nicht aus den Augen. „Oh... Was machst du hier? Ich dachte-“

Sie kam nie dazu, diesen Satz zu beenden.

Er schnellte auf einmal vor und schubste sie nach hinten. Chrome, völlig unvorbereitet, konnte nicht ausweichen und stolperte rückwärts, prallte hart gegen den Metallzaun. Ihre Augen waren weit aufgerissen und einen kurzen Moment lang schien die Welt still zu stehen – dann öffnete sich ihr Mund und ein durchdringender Schrei entfuhr ihrer Kehle, als der Strom durch jede Zelle in ihrem Körper jagte.

Der Schrei hielt nur zwei Sekunden an, dann stoppte er so plötzlich wie er begonnen hatte und der leblose, rauchende Körper Chromes sank zu Boden.

Er – der Täter, der Mörder, der Böse, der Hinterhältige, wie immer man ihn auch nennen mochte – zuckte nicht mit der Wimper. Er sah sich nur kurz um, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand wieder im Wald.

Eine, vielleicht zwei Minuten später war wieder lautes Knacken und Rascheln im Geäst zu hören, außerdem das schwere Atmen zweier Jugendlicher, die definitiv nicht zu den Sportlichsten gehörten. Besagte Jugendliche waren und du und Tsuna.

Dein Freund war der Erste, der die Leiche erblickte. Er blieb abrupt stehen und starrte; brauchte einen Moment, um die Situation zu begreifen. Wenn er eben diesen Moment nicht gebraucht hätte, hätte er sich wohl umgedreht und versucht, dich aufzuhalten, damit dir der Anblick des verkohlten Leichnams erspart geblieben wäre – aber als er endlich seinen weit offen stehenden Mund geschlossen hatte, warst du schon neben ihm zum Stehen gekommen und hattest entsetzt aufgekeucht.

Was dir später von dieser Szene im Gedächtnis hängen bleiben würde, waren nicht die halb zerfallenen und an den Säumen noch glühenden Klamotten Chromes; nicht ihre verkokelte Haut, nicht der entstellte Ausdruck auf dem, was noch von ihrem Gesicht zu erkennen war; auch nicht der Rauch, der von ihrem Körper aufstieg und sich ganz sanft nach links bewegte, von einer unspürbaren Brise getrieben... Nein, all dies würde verblassen, verschwimmen, und mit der Zeit verfälscht werden. An was du dich jedoch immer genau so erinnern würdest, das war der Gestank. Der süßliche Geruch nach verbranntem Menschenfleisch. Nie hattest du etwas so Übelkeiterregendes wahrgenommen.

„Mein Gott“, war alles, was Tsuna mit zittriger Stimme hervorbrachte – immer noch mehr als du, die einige Schritte zur Seite wankte, sich an dem nächsten Baum abstützte und sich übergab.

Tsuna drehte sich zu dir um. Er war leichenblass. „A-Alles okay?“

Du wischtest dir mit dem Handrücken über den Mund und hobst den Kopf. Wahrscheinlich sahst du schlimmer aus als er. „Nein.“ Deine Stimme war schwach. „Nein, gar nichts ist okay.“

„Hallo?!“, rief Ryoheis Stimme aus dem Unterholz. Wenig später tauchte er stolpernd neben euch auf. „HEY! Habt ihr auch-“

Er stockte, als er Chrome sah. All die Energie schien von ihm zu weichen wie Luft, die aus einem Ballon gelassen wird. „Ist das Chrome?“

Tsuna nickte, während du auf den Boden spucktest, um den Geschmack deines eigenen Erbrochenen in deinem Mund loszuwerden. Ryohei sah so aus, als würde sein Frühstück sich gleich zu deinem gesellen wollen.

„Wie ist das...?“

„Keine Ahnung, wir sind auch gerade erst angekommen“, erklärtest du matt. Aus den Augenwinkeln sahst du, wie Tsuna sich mit vorsichtigen, kleinen Schritten Chrome näherte. Du selbst brachtest es nicht mehr über dich, direkt hinzusehen.

„Ist sie tot?“ Die Frage, in einem völlig ungewohnten Ton gesprochen, kam von Ryohei.

Tsuna sank neben Chrome auf die Knie. „Ja.“

Auch seine Stimme klang anders. Ernster. Und viel erwachsener. Er zog seine Jacke aus und legte sie über das Mädchen. Kurz blieb er dort und betretenes Schweigen überkam euch. Dann stand er wieder auf und drehte sich zu euch um. „Wir müssen die anderen finden.“

Du sahst dich zweifelnd um. „Sollen wir sie etwa rufen? Wer auch immer das getan hat, wird auch irgendwo hier drinnen sein... Denn sie ist ja wohl kaum aus freiem Willen gegen den Zaun gelaufen.“

Es schockierte dich ein wenig, wie sachlich deine Worte waren. Du hattest ein merkwürdig dumpfes Gefühl, als würde das ganze Geschehen nur durch einen dichten Nebel zu dir dringen und alle Eindrücke abschwächen.

„Derjenige beobachtet wahrscheinlich sowieso jeden unserer Schritte“, gab Tsuna zu bedenken und sah sich ebenfalls um.

Ein Schauer lief dir über den Rücken und ohne es zu wollen, entfuhr dir ein Name. „Timoteo.“

Fast augenblicklich schüttelte Tsuna den Kopf. „Nein. Das würde er nicht tun.“

Du verzogst das Gesicht. „Dann schon wieder jemand, der sich als er ausgegeben hat? Das ist nicht gerade originell...“ Aber offenbar wirksam.

„Wer ist Timoteo?“, warf Ryohei plötzlich ein.

Tsuna erklärte ihm, dass Timoteo der neunte Boss der Vongola Famiglia und derjenige war, der euch – na gut, dich eigentlich nicht – hierher bestellt hatte. Angeblich. Du warst nicht ganz sicher, wie viel Ryohei von dem Verstand, was Tsuna sagte, aber er nickte mit ernster Miene.

„Wenn es ein Hinterhalt ist, macht es auch Sinn, dass wir unsere Waffen nicht mitnehmen durften!“, rief er erbost aus.

Deine Kinnlade klappte runter. Keine Waffen? „Was soll das heißen?“

„In den Briefen stand, dass wir unsere Waffen in den Koffern mitnehmen können, sie aber nicht zum ersten Treffen bei uns haben sollen, weil das... unhöflich wäre...“ Mit jedem weiteren Wort schien Tsuna selbst aufzufallen, wie fadenscheinig diese Begründung war, wenn man darüber nachdachte. Und wieder einmal zeigte sich die Naivität des Mafiabosses in Spe.

Du bemühtest dich, nicht panisch zu werden und atmetest tief ein – woraufhin dich wieder ein Brechreiz überkam. „Können wir... uns ein wenig von ihr entfernen?“

Chromes Körper hatte inzwischen aufgehört zu rauchen, doch der Gestank war noch penetranter als zuvor.

Ryohei und Tsuna nickten fast dankbar und ihr gingt ein Stück weit nach rechts am Zaun entlang. Dann holte Ryohei einmal Luft und rief: „HEY LEUTE! KOMMT SOFORT HER, WENN IHR MICH HÖREN KÖNNT!“

Ihr beiden anderen zucktet heftig zusammen, hattet jedoch keine Zeit, euch zu beschweren, weil aus dem Wald ein Knacken und das schleifende Geräusch zu hören waren, das ihr schon zuvor vernommen hattet. Ein paar Sekunden lang wart ihr still und lauschtet, dann erhob Ryohei wieder die Stimme. „HALLO? Yamamoto? Gokudera? Hibari?“

Keine Antwort.

Wenig später konntest du zwischen den Bäumen etwas erkennen. Eine Gestalt, die sich wankend und mit merkwürdig plumpen Schritten auf euch zubewegte. Auf diese Entfernung war es schwer zu sagen, aber irgendetwas schien nicht zu stimmen. Nicht nur, dass diese Person keinem eurer Freunde auch nur im Entferntesten ähnlich sah; sie wirkte auch irgendwie... seitlastig. Ihr Körper war stets ein Stück nach links geneigt.

„H-Hallo?“, rief Tsuna unsicher und trat einen Schritt vor.

Die Gestalt blieb nicht stehen und antwortete auch nicht. Und als sie noch ein paar Schritte gegangen war und ihr sie deutlich röchelnd atmen hören konnten, was fast wie ein Knurren klang, konntest du endlich erkennen, was mit diesem Menschen nicht stimme.

„Scheiße“, entfuhr es dir und deine Augen, eben noch schmal, weiteten sich entsetzt.

Der Person – die du ziemlich sicher als Mann identifizieren konntest – fehlte der rechte Arm. Und nicht nur das; die komplette Rechte Körperhälfte des Mannes war blutüberströmt. Wie kann er sich denn noch auf den Beinen halten?

Doch das sollte eure geringste Sorge sein.

„Können wir Ihnen helfen?“, rief Tsuna, der sich der Gefahr – genau wie du und Ryohei – noch gar nicht bewusst war.

„O-Oder vielleicht können Sie uns helfen“, fügtest du in der beinahe lächerlichen Hoffnung hinzu, dass das vermeintliche 'Blut' nur Farbe war, dass der Arm des Mannes schon länger fehlte, dass er hierher kam, weil er tatsächlich helfen wollte.

Besagte Hoffnung schwand allerdings rasch, als der Mann weiter wortlos auf euch zuhumpelte und nun auch noch andere Menschen hinter ihm auftauchten, die sich euch mit ähnlich stockenden Bewegungen näherten.

„HEY!“, rief Ryohei laut und trat einige Schritte vor. „HABEN SIE UNS GEHÖRT?“

„Vielleicht verstehen sie einfach kein Japanisch...?“, kam es kleinlaut von dir. Immerhin befandet ihr euch in Italien und man konnte nicht erwarten, dass jeder hier fließend Japanisch sprach, nur weil das auf jeden Italiener zutraf, den du je getroffen hattest.

„Du hast Recht“, sagte Tsuna und blickte wieder zu den Gestalten, die jetzt nur noch wenige Meter entfernt waren. „Ähm... Scusi?

Damit schien sein Wortschatz auch schon erschöpft.

Allerdings hätten die Leute vor euch auch nicht darauf reagiert, wenn ihr ihnen mit perfektem Italienisch entgegengekommen wärt.

Der Mann war inzwischen so nahe, dass du sein Gesicht erkennen konntest. Seine Haut war aschfahl, sein blutverschmierter Mund stand halb offen, sein Blick war starr und... hungrig.

„I-Ich finde, wir sollten gehen“, murmeltest du, während sich deine Hand um Tsunas Arm schloss. „Ernsthaft, lasst uns abhauen...“

„Warum denn?“, fragte Ryohei über die Schulter und ging dem Mann entgegen, dessen Kleidung zerfetzt und dunkel von getrocknetem Blut war. „Wir können nicht- WAAH!“

Er schrie erschrocken auf, als sich der Mann auf einmal auf ihn stürzte und versuchte, ihn in den Arm zu beißen. „Was zur Hölle-?!“ Ryohei schüttelte den Fremden mit einiger Mühe ab, der zu Boden fiel und sich dabei das Bein ganz merkwürdig verdrehte – es schien ihm nicht einmal aufzufallen. Er stand einfach wieder auf, gab ein unartikuliertes Brüllen von sich und humpelte abermals auf Ryohei zu.

Die Menschen – wenn es denn wirklich Menschen waren, was du allmählich bezweifeltest – hinter ihm stimmten in sein Brüllen ein, kamen nun schneller auf euch zu.

Und nun konntest du sehen, dass sie alle so blass wie er waren, dass auch an ihren Mündern und Kleidern Blut klebte, ihnen Gliedmaßen fehlten... und dass auch sie hungrig aussahen.

Ryohei zögerte keine Sekunde. Er schlug dem Wesen vor sich mit der Faust gegen die rechte Gesichtshälfte, sodass es zur Seite flog. Dann drehte er sich zu euch um. „Einverstanden, wir gehen.“

Offenbar war ihm bewusst geworden, dass er mit so vielen von ihnen nicht fertig werden würde.

Tsuna nickte sofort und nahm dich am Handgelenk, um dich fortzuziehen, doch – in welche Richtung?!

Erst jetzt sahst du, dass sie nicht nur von vorne sondern auch von rechts und links kamen, wobei sie darauf zu achten schienen, den Zaun nicht zu berühren. Einer zu eurer Rechten berührte Chrome; der Strom, durch ihren Körper weitergeleitet, schien ihn für einen Moment aufleuchten zu lassen, dann sackte er zu Boden, verkohlt und rauchend wie zuvor Chrome.

Wieder dieser Gestank. Du hieltest den Atem an.

Die anderen kümmerten sich gar nicht darum; sie gingen einfach weiter auf euch zu und stöhnten, sabberten, streckten ihre Hände nach euch aus.

Ihr wart eingekesselt. Und eure Italienischkenntnisse reichten nicht mal aus, um um Hilfe zu schreien.

ѕтєнαυғмäии¢нєи

„Mir ist waaarm“, beschwerte sich Lambo und schlug Takeshi mit der flachen Hand auf den Kopf. „Geh schneller! Ich will ein Eis!“

Takeshi lächelte unbeeindruckt über das Kind auf seinen Schultern. „Ich beeile mich ja schon. Nur glaube ich, wir haben uns verlaufen...“

Sie waren weit gegangen, hatten bei jeder Gabelung oder Kreuzung ihren Weg per Zufallsprinzip gewählt und jetzt hatte er keine Ahnung mehr, aus welcher Richtung sie gekommen waren.

„Zum Glück weiß ich den Weg!“, posaunte Lambo selbstbewusst heraus und machte Anstalten, von dem Schultern des Schwarzhaarigen zu springen.

Takeshi setzte ihn mit fragendem Blick auf dem Boden ab. „Wirklich?“

„Na klar! Folge mir!“ Und damit marschierte der Kleine auch schon drauf los. „Links zwo drei vier, links zwo drei vier...“

Eine Weile folgte Takeshi ihm mit abwesendem Lächeln und hinter dem Kopf verschränkten Armen, dann meinte er, etwas zu hinter sich hören. Er ließ die Arme sinken und blieb stehen, lauschte – war da was? Er war nicht sicher.

Lambo ging indes weiter, völlig unempfänglich für jegliche äußerliche Einflüsse außerhalb eines Radius von einem Meter. „Links zwo... Hiyaaa, was ist das?!“

Der entsetzte Unterton in Lambos Stimme lenkte Takeshi ab, ließ ihn herumfahren und zu dem Kind laufen, das er zwischen den Bäumen kaum noch sehen konnte. „Was-“

Er lief mitten in einen Schwarm von Fliegen hinein. Mit zusammengekniffenen Augen ging er langsamer vorwärts, zu Lambo und zu dem, was da vor ihm am Boden lag und auf dem sich noch mehr Fliegen tummelten...

Der beißende Geruch von Verwesung stieg ihm in die Nase und in demselben Moment, in dem er sich eine Hand vor den Mund hielt, erkannte er, was dieses Etwas zu seinen und Lambos Füßen war.

Ein Mensch. Ob diese Person männlich oder weiblich gewesen war, konnte er nicht mehr sagen. Jedoch war eines sicher. Sie war tot. Das hätte Takeshi auch ohne die Fliegen und den Verwesungsgeruch, auch ohne die Blutlache und die weit aufgerissenen Augen gewusst. Denn dieser Mensch war förmlich ausgehöhlt worden; es schien, als hätte man mit Gewalt seine Bauchdecke aufgerissen und dann die Innereien herausgezerrt.

All dies nahm Takeshi nur im Bruchteil einer Sekunde wahr. Sobald er begriffen hatte, was er hier vor sich sah, schnappte er sich Lambo und legte die Hand über dessen Augen.

„Wir müssen die anderen finden“, sagte er entschieden und wollte Lambo von dem Leichnam wegtragen, doch der Kleine wehrte sich heftig. „Nein! Ich will das sehen! Was soll das, lass mich looos!“

Takeshi hatte einige Mühe ihn festzuhalten und ließ schließlich widerwillig los, als er spürte, wie sich kleine Zähne in seine Hand bohrten. „Au! Lambo!“

Lambo lief trotzig zu dem Körper zurück, blieb dann aber stolpernd stehen, als jemand vor ihm hinter einem Baum hervortrat. Dieser Jemand war blass, rollte wie ihm Wahn mit den Augen und stolperte stöhnend auf Lambo zu. Der kleine Junge starrte zu dem Mann im mittleren Alter hoch, aus dessen Mundwinkel etwas Dunkles tropfte und war wie versteinert. Seine Augen begannen sich vor Angst mit Tränen zu füllen.

Das deutliche Gefühl, dass sie in Gefahr waren, kam für Takeshi gut eine halbe Minute zu spät. „Komm von ihm weg!“, rief er Lambo zu und wollte ihm zu Hilfe eilen, doch etwas hielt fest. Er fuhr herum. Eine junge Frau mit verdrehtem Bein und blutverschmiertem Kleid zerrte an seinem Arm und versuchte, hineinzubeißen.

„Was-“, begann er, erkannte jedoch schnell, dass es keinen Sinn hatte, mit diesen Leuten zu reden. Stattdessen murmelte er „Entschuldigung!“, als er die Frau unsanft von sich schubste, um Lambo zu helfen, während immer mehr von diesen Menschen oder was-auch-immer-sie-waren aus den tiefen des Waldes auf sie zukamen.

„Lambo...!“ Ein Mann griff nach Takeshis Ellenbogen. Er schlug ihm mit einer weiteren Entschuldigung ins Gesicht und stürzte auf Lambo zu, der sich jetzt gegen zwei Männer zu wehren versuchte, die sich über ihn beugten. Ein gellender Schrei aus dem Mund des Kleinen ließ Takeshis Nackenhaare sich aufstellen. Er riss die Männer gewaltsam am Kragen nach hinten. Lambo blutete stark. Offenbar hatte einer des Männer versucht, ihm das Bein abzubeißen.

Takeshi blieb erstaunlich ruhig. Hinter ihm kamen sie humpelnd und stolpernd näher; auch die beiden Männer richteten sich jetzt wieder auf und wollten sich erneut hungrig auf ihre 'Beute' stürzen. Neben Lambo lag ein Ast. Er hatte in etwa die Länge und Dicke eines Baseballschlägers. Takeshi hob ihn auf, wandte sich um und hoffte, dass dieses Stück Holz auch genau so stabil war.
 

Wir werden sterben, fuhr es dir durch den Kopf. Entweder, die kriegen uns, oder wir werden gegen den Zaun gedrängt...

Ryohei hatte mit einem Kampfschrei begonnen, die unaufhörlich auf euch zuwankenden Gestalten niederzuschlagen, doch das schien sie herzlich wenig zu kümmern. Sobald sie zu Boden fielen, erhoben sie sich wieder, als sei nichts gewesen. Einmal schlug Ryohei, der nun immer verzweifelter wurde, so hart zu, dass der Kopf des älteren Mannes vor ihm mit einem lauten Knacken viel zu weit zur Seite gedreht wurde. Sein Genick musste gebrochen sein. Doch er blieb stehen. Er legte beide Hände an den Kopf, drehte ihn mit einem erneuten knackenden Geräusch wieder in die richtige Position und grinste dümmlich.

„Oh mein-“, stammelte Ryohei entgeistert, als du plötzlich und in einem Ton, als würde das irgendetwas ändern, ausriefst: „Das sind Zombies!“

Tsuna starrte dich an. Ryohei wagte jedoch nicht, sich von seinen Gegnern abzuwenden und schlug sie weiter nacheinander zu Boden, während er antwortete: „Du meinst – Tote? Tote, die wieder auferstanden sind?!“

„Ja!“

„_-_____, jetzt ist wirklich nicht die Zeit für solche Scherze...“, fiepte Tsuna. Ihr beide hattet ohne Waffen keine Chance, euch zu verteidigen und konntet deshalb nur immer weiter zurückweichen, während der Kreis in dem ihr euch befandet, trotz Ryoheis Bemühen immer kleiner wurde.

„Ich mein's ernst“, brachtest du zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Guck sie dir doch an – die sind tot!“

„L-Lieber nicht“, erwiderte Tsuna leise, hob einen Stock vom Boden auf und versuchte, euch die Zombies damit vom Hals zu halten. Einer von ihnen packte allerdings das andere Ende und zog energisch daran, sodass Tsuna loslassen musste.

Mindestens genau so viel Angst wie die offenbar hungrigen Wesen vor euch machte dir der elektrische Zaun hinter euch, von dem ihr nur noch gut einen Meter entfernt wart.

„Ich kann sie nicht mehr lange zurückhalten!!“, verkündete Ryohei gerade, als vom hinteren Ende der Zombiemasse Kampfgeräusche zu hören waren.

Sogar die Untoten selbst schienen abgelenkt und drehten sich erstaunt um, während sich ein gewisser schwarzhaariger Jemand zu euch vorkämpfte und dabei einen nach dem anderen von ihnen niederschlug – und zwar in einer Weise, die es ihnen nicht ermöglichte, wieder aufzustehen.

Dein Gesicht hellte sich auf, als du ihn erkanntest. „Hibari!“

„Unglaublich, wie dumm ihr seid“, waren seine Begrüßungsworte. Erst jetzt konntest du sehen, dass er in jeder seiner Hände einen Stein hielt und den Zombies damit die Köpfe einschlug. Das erklärte auch das glibberige Zeug, mit dem sich das Blut an seinen Händen vermischt hatte... Gehirnmasse.

„WER IST HIER DUMM?!“, kam es sofort lautstark von Ryohei, der vor Wut zwei Zombies auf einmal attackierte.

„Ihr alle“, erwiderte Hibari kühl, als er endlich bei ihnen war und die zwei endgültig erledigte, die nach Ryoheis Schlag gerade wieder aufstanden. „Zielt auf die Köpfe, dann bleiben sie am Boden.“

„Was – wo sind die anderen?“, fragte Tsuna, der es offenbar nicht schaffte, seine weit aufgerissenen Augen von Hibaris blutverschmierten Händen abzuwenden.

Hibari zuckte nur mit den Schultern und vermöbelte weiter Untote.

Er arbeitete sich recht schnell vor und du, Tsuna und Ryohei folgtet ihm, während er sich einen Weg durch die Zombies bahnte. Allerdings schienen es selbst für ihn zu viele zu sein und sobald ihr euch aus der Menge hattet befreien können, begannt ihr zu laufen. Die Zombies waren penetrant, aber zum Glück nicht allzu schnell.
 

Takeshi holte aus und schlug einem von ihnen mit dem Ast in den Magen. Er sackte zusammen. Hinter ihm wimmerte Lambo; Takeshi wusste, dass es jetzt am wichtigsten war, den Kleinen in Sicherheit zu bringen und sich um ihn zu kümmern – aber zuerst musste er diese Leute aus dem Weg schaffen.

Wieder schlug er zu. Und wieder. Und wieder. Nie zielte er auf Kopf oder Nacken – er wollte schließlich niemanden töten. Oh, welch Ironie.

Er hörte, wie ihre Knochen brachen, wie sie vor Schmerzen stöhnten... Doch egal, wie hart er zuschlug oder wie oft sie zu Boden gingen – sie standen immer wieder auf.

Takeshi bemerkte, dass er immer erschöpfter wurde. So wurde das nichts. Er musste mit Lambo fliehen und darauf setzen, dass diese Menschen sich vergleichsweise langsam fortbewegten.

„Keine Sorge, wir kommen hier raus“, murmelte er dem Kind zu, als er es auf den linken Arm nahm, sich wieder zu ihren Angreifern umwandte und hier und da mit dem Ast nach ihnen schlug, um allmählich vorwärts zu kommen.

Mit nur einem Arm stellte sich Ganze aber als um einiges schwieriger heraus als gedacht. Takeshi arbeitete sich nach vorne vor, hatte kaum Zeit, seine Rückseite zu verteidigen.

„Yamamoto!“

Takeshi fuhr herum und sah Gokudera in einiger Entfernung auf sie zulaufen. „Gokude-“

Er unterbrach sich und schlug mit aller Kraft mit dem Ast nach hinten aus, als er spürte, wie etwas an seinem Sweatshirt zerrte. Ein weiterer Untoter ging zu Boden. Gokudera sammelte derweil Steine auf und warf sie nach den Menschen, die sich jetzt nach und nach zu ihm umwandten.

Dank der Ablenkung gelang Takeshi der Durchbruch. Er schubste noch einige von ihnen beiseite – inzwischen hatte er es aufgegeben, sich bei ihnen allen zu entschuldigen – und rannte dann mit Lambo im Arm auf Gokudera zu. „Lass uns abhauen!“

Gokudera ließ sich das nicht zweimal sagen. Er warf seine letzten zwei Steine, von denen einer im Auge eines Mädchens steckenblieb, drehte sich um und flüchtete mit Takeshi und Lambo durch das Geäst.
 

Du warst die Erste, die vor Erschöpfung stehen blieb und sich keuchend mit den Händen auf den Knien abstützte. „Ich glaub... wir haben sie... abgehängt.“

Tsuna, Ryohei und Hibari drehten sich zu dir um.

„Kann gut sein, schließlich sind wir EXTREM SCHNELL geflüchtet!“

„Wir sind nicht geflüchtet“, murmelte Hibari, wahrscheinlich um seines eigenen Stolzes willen.

„Wie auch immer“, sagtest du rasch, ehe Ryohei etwas erwidern konnte. Ihr hattet auch so schon genug Probleme, ohne dass er und Hibari sich prügelten. „Also... Leute. Was ist hier los?“

Sie erwiderten deinen fragenden Blick mit schierer Ratlosigkeit.

Du seufztest leise, fuhrst dir mit der Hand durch die Haare und sahst dich um. Noch immer wart ihr mitten im Wald und durch eure überstürzte Flucht – denn egal, was Hibari sagte; es war eine Flucht – hattet ihr vollkommen die Orientierung verloren. Du hättest in diesem Moment nicht mal mehr sagen können, in welcher Richtung sich der Zaun befand und wie weit er entfernt war.

Da niemand etwas sagte, beschlosst du, Hibari etwas zu fragen, was dir gerade in den Kopf gekommen war. „Du, sag mal... Warum hast du uns eigentlich gerettet?“

Die Frage war berechtigt. Er sagte doch immer, er könne keinen von euch ausstehen.

Kurz meintest du zu sehen, wie seine Augen, die dich durchdringend musterten, schmaler wurden, als würde er abwägen, wie viel Wahrheit er in seine Antwort stecken sollte.

„... Weil ich gehofft hatte, dass ihr wisst, was das Ganze hier soll“, entgegnete er schließlich kühl und mit herablassendem Blick. „Da dem offenbar nicht so ist, seid ihr das nächste Mal auf euch allein gestellt.“

Du antwortetest nicht und sahst ihm nur weiter in die Augen, bis Rufe euren spontanen In-die-Augen-starr-Wettbewerb unterbrachen.

„Tsuna?“

„Ryohei...? Hibari?“

„Chrome? _____?““

„Könnt ihr uns hören?“

Deine Augen weiteten sich. Takeshi und Gokudera!

„Wir sind hier!!“, rief Tsuna und wandte sich in die Richtung, aus der die Rufe gekommen waren, um schon bald zwischen den Bäumen Gokudera und Takeshi mit Lambo im Arm auftauchen zu sehen.

Ihr lieft auf sie zu, wobei Hibari nur widerwillig folgte und einigen Abstand hielt.

„Was... Was ist mit euch passiert?“, fragte Tsuna und keuchte entsetzt auf, als er Lambos blutüberströmtes Bein sah. Der kleine Junge selbst war blass und zitterte stark.

„Da waren Menschen...“, begann Takeshi, während er Lambo vorsichtig auf dem mit Laub bedeckten Boden ablegte.

„Zombies“, warfst du ein. Takeshi und Gokudera hoben die Köpfe und sahen dich ungläubig an, doch du zucktest nur mit den Schultern.

Takeshi schluckte. Von seinem heiteren Lächeln war jetzt bei Weitem nichts mehr zu sehen. „Ja. Sie haben uns angegriffen und... einer hat Lambo erwischt.“

„Das kriegen wir wieder hin!“, rief Ryohei zuversichtlich aus und wühlte in seinen Hosentaschen, um Verbandszeug daraus hervorzukramen.

„Warum hast du...“, begann Tsuna verwirrt.

„Colonello hat mir beigebracht, dass es immer gut ist, so etwas dabei zu haben!!“

„Schlauer Junge, dieser Colonello“, murmeltest du und sahst zu, wie Ryohei mit einer ungeahnten Geschicklichkeit Lambo den Verband anlegte. Keiner von euch dachte daran, die Wunde zu desinfizieren – hier draußen, auf dem Waldboden -, aber im Nachhinein hätte das auch nichts gebracht. Zu diesem Zeitpunkt hätte gar nicht mehr etwas gebracht.
 

Sie mussten sterben, das wusste er.

Vielleicht hätte er sie ihrem Schicksal überlassen sollen. Aber er konnte nicht riskieren, dass sie das verloren, weshalb er hier war.

Dieses ganze Unterfangen war verdammt waghalsig, auch das war ihm klar. Er musste aufpassen. Er musste auf der Hut sein. Er würde es so weit wie möglich hinauszögern, bis er seine wahren Absichten zu erkennen gab. Bis dahin konnte er sie benutzen, um sein eigenes Leben zu schützen. Trotz der Vorkehrungen würde er hier alleine nicht lange überleben.

Doch am Ende würde er diesen Ort verlassen. Und sie würden alle tot sein.
 

Als Ryohei mit dem Verband an Lambos Bein fertig war, sah Takeshi sich um und stellte erstmals die Frage, vor der du dich schon gefürchtet hattest. „Wo ist eigentlich Chrome?“

Dein Blick schnellte zu Boden; du wolltest nicht diejenige sein, die ihm sagte, dass Chrome nicht mehr da war. Dass sie fort war; für immer.

Tsuna räusperte sich und antwortete mit belegter Stimme. „Sie ist... tot. Sie ist wohl gegen den Zaun... gekommen...“

„Jemand hat sie geschubst“, brachtest du leise hervor. „Chrome wäre nie so dumm gewesen...“

Das Rascheln von Kleidung ließ dich aufblicken. Gokudera war aufgestanden und hatte sich abgewandt. „... Wer?“, fragte er schließlich.

Du sahst verwirrt zu ihm hoch. „Wer... was?“

„Wer hat sie geschubst?“

Seine Stimme war bedrohlich, seine Hände zu Fäusten geballt.

„Wir wissen es nicht. Wir haben sie nur am Zaun liegend gefunden...“

Jetzt blicktet ihr alle zu Gokudera, der Mühe zu haben schien, sich unter Kontrolle zu halten – daher bemerktet ihr den Zombie hinter euch auch erst, als er hungrig aufstöhnte.

Ihr fuhrt herum. Der junge Mann, dem offenbar das rechte Ohr abgerissen worden war, gab einen wütenden Laut von sich und wankte auf euch zu; aber immerhin war er alleine. Takeshi hatte sofort seinen Ast in der Hand und schlug ihm damit in die Seite – was dem Untoten nicht allzu viel auszumachen schien.

„Auf den Kopf!“, riefst du fast panisch, als Takeshi erneut ausholte. „Schlag ihm den Schädel ein!!“

Takeshi befolgte deinen Rat. Blut und was man sonst noch Flüssiges im menschlichen Kopf findet spritzte zu allen Seiten, der Schädel des Mannes barst und der dicke Ast auch.

Der Mann fiel zu Boden und rührte sich nicht mehr.

Stumm sahst du auf die Spritzer auf deiner Kleidung hinab, Tsuna gab ein würgendes Geräusch von sich und Takeshi ließ langsam den Ast aus seiner Hand gleiten und zu Boden fallen – dann verkündete Ryohei das Statement schlechthin: „Das war ja mal EXTREM EKLIG!!!“

Wie zur Unterstreichung seiner Worte ertönte hoch über euch ein Donnergrollen, als sich die Wolken zusammenschoben und die Sonne fast vollkommen verdeckten.

Das Grollen war ungewöhnlich laut und ließ dich zusammenfahren. Du gingst in die Hocke und nahmst Lambo in deine Arme, sahst die anderen an, die an dir vorbei starrten – und unter das Grollen mischte sich noch etwas anderes. Langsam drehtest du dich um, folgtest den Blicken der anderen.

Sofort war dir klar, was dieses andere Etwas war, was du unter dem Donnern gehört hattest Es war das Stöhnen und Schreien einer ganzen Horde von Untoten, die durch das Unterholz auf euch zumarschierten.

Einige Sekunden lang warst du wie erstarrt. Dann rief Tsuna „LAUFT!“, nahm deine Hand und zerrte dich mit sich. Und wieder ranntet ihr euer Leben.

Euch allen war klar, dass das nicht lange so weitergehen konnte. Auf diese Weise würden sie euch früher oder später erwischen.

„Ich – kann nicht – so schnell!“, riefst du verzweifelt. Nicht nur dass du einfach nicht mehr die Kraft hattest, noch viel weiter zu laufen; Lambo auf deinem Arm, immer noch leise wimmerte und sich an deinem Shirt festkrallte, erleichterte dir die Sache auch nicht gerade.

„Doch, komm weiter.“ Tsuna zog dich durch das Geäst; den Waldpfad hattet ihr schon lange verlassen.

„Da ist etwas!“, rief auf einmal Ryohei, der ganz vorne lief. „Ein Gebäude!“

Er hatte Recht. Durch die dicht nebeneinander stehenden Baumstämme konntest du die dreckig-braune Fassade eines einstöckigen Reetdachhauses erkennen. Das war besser als nichts. Oder?

Die Aussicht auf vier Wände, innerhalb deren ihr erst einmal sicher wart, ließ dich deine Beine wieder schneller bewegen.

Bei dem kleinen Haus angekommen, das tatsächlich einsam mitten im Wald stand, begannen Ryohei, Takeshi und Gokudera sofort, heftig gegen die Holztür zu pochen.

„Hey, Hilfe! Aufmachen! Machen Sie bitte auf!“

Doch keine Reaktion.

„Lasst mich mal“, knurrte Hibari mit einem Blick zurück auf die sich stetig nähernden Zombies – auch wenn ihr inzwischen ein gutes Stück zwischen euch und sie gebracht hattet -, schob die drei Jungs zur Seite und trat ohne viel Federlesens dir Tür ein.

Sogar in dieser Situation konntest du nicht umhin zu lächeln. So geht's auch.

Ihr betratet nacheinander hastig die Hütte und mit jedem weiteren Menschen dort drinnen wurde Hibaris Blick tödlicher, doch er hielt sich zurück.

Offenbar lebte hier niemand. Der Boden war staubig und verdreckt und wer auch immer irgendwann hier gewohnt hatte, schien nur das Mobiliar zurückgelassen zu haben.

Takeshi und Ryohei schoben einen leeren Schrank vor die Türöffnung, da man die Tür dank Hibari nicht mehr schließen konnte. Die Fenster waren zu klein, als dass ein ausgewachsener Mensch sich hätte hindurchzwängen können.

Ja, hier wart ihr erst einmal sicher.

Oder auch nicht – denn diese hungrigen Wesen dort draußen hatten Ausdauer. Sie waren bei Weitem in der Überzahl. Und ihr hattet euch gerade selbst jegliche Fluchtmöglichkeiten abgeschnitten.

∂єя ωєιѕѕє яαυм

Hektisch presstest du dir deine Hand auf den Mund. Der Verwesungsgestank ließ dich nicht so sehr würgen wie zuvor der Geruch, der von Chromes verbranntem Körper aufgestiegen war, aber es war immer noch bei Weitem genug.

Vor dir, am Boden des kleinen Badezimmers der Hütte, in der ihr euch verbarrikadiert hattet, lag die Leiche eines Mannes. Maden wandten sich in offenen Stellen auf seinem Gesicht, in seinen Augenhöhlen und dem Mund. Der stand definitiv nicht mehr auf. Offenbar war er durch einen Kopfschuss gestorben.

Mit verengten Augen sahst du zu seiner Hand hinab, die schlaff eine Pistole hielt...

„Alles okay mit dir?“

Tsuna tauchte im Türrahmen auf, als du die Waffe gerade in deiner Jackentasche hattest verschwinden lassen. Er wich sofort zurück und hielt sich eine Hand vor den Mund, als er den Mann sah. „Oh mein Gott...“

„Der ist schon länger tot“, sagtest du und begabst dich zur Tür. Wenn du nur noch einige Sekunden mehr diesem Gestank aufgesetzt warst, würdest du dich wieder übergeben müssen. „Hat sich umgebracht, schätze ich...“

Zum Glück war Tsuna zu verstört, um zu bemerken, dass die Waffe fehlte.

Du wolltest sie behalten. Nach Lambo warst du die Person, die den Zombies am wenigsten entgegenzusetzen hatte und du dachtest, die anderen würden sie dir wegnehmen, wenn du sie ihnen zeigtest. Egoismus ist ein Überlebensinstinkt.

Gokudera schob sich durch den schmalen Flur an dir vorbei. „Was ist, Juudaime? Uh...“

Der angeekelte Laut, den er von sich gab, sagte dir, dass auch er die Leiche gesehen hatte. Die anderen folgten, kamen mit angewiderten und besorgten Gesichtern wieder aus dem Bad heraus und kehrten in den Raum zurück, der wohl mal ein Wohnzimmer gewesen war.

Lambo lag auf dem Tisch, gegen den du dich lehntest und zusahst, wie sie zurückkamen. Der Kleine schien sich inzwischen in einer Art Wachschlaf zu befinden, zitterte heftig und weinte ab und zu kläglich. Keiner von euch konnte etwas für ihn tun.

Takeshi sah vorsichtig zum Fenster hinaus. „Sie laufen da draußen überall herum. Offenbar haben sie nicht mitgekriegt, dass wir hier drinnen sind.“

„Dann sollten wir bloß leise sein“, sagtest du mit Blick auf Ryohei, der daraufhin schon empört den Mund öffnete, jedoch von Hibari unterbrochen wurde, der gerade als Letzter von dem Badezimmer zurückkehrte.

„Die Waffe fehlt.“

Alle anderen sahen ihn an. Du blicktest zu Boden. Du warst schon immer schlecht darin gewesen, etwas zu verheimlichen.

„W-Was meinst du...?“, fragte Tsuna nervös.

„Die Waffe, mit der sich der Mann das Leben genommen hat“, erklärte Hibari, dessen Geduldsfaden (wie immer) kurz davor schien, zu reißen. „Sie ist nicht da. Jemand muss sie nach seinem Tod genommen haben.“

Du hobst den Kopf und deine Augen trafen Hibaris. Er weiß es. Doch er sagte nichts.

„Vielleicht war ja vor uns schon jemand hier“, mutmaßte Ryohei mit angenehm leiser Stimme, „und hat das Gleiche durchgemacht.“

Takeshi schüttelte den Kopf, wie um eine lästige Fliege zu verscheuchen. „Und was genau machen wir hier durch?“

„Eine Zombie-Invasion“, warfst du ein und erntetest mahnende Blicke von fast allen anderen.

„_____, du machst es nur unheimlicher, wenn du sie als Zombies bezeichnest...“, begann Tsuna.

„Aber das sind sie doch“, beharrtest du. „Ich meine – sie scheinen ziemlich dumm zu sein, sie versuchen uns zu fressen und sie hören erst auf sich zu bewegen, wenn man ihnen den Kopf einschlägt. Was für Beweise braucht ihr denn noch?“

„Das tut hier eh nichts zur Sache“, brummte Gokudera aus einer Ecke.

„Stimmt.“ Takeshi nickte. „Wichtig ist, wie wir hier wieder rauskommen.“

Du seufztest und sahst zu Lambo hinab. „Das Tor ist zu. Wenn das ganze Gebiet umzäunt ist, sitzen wir in der Falle.“

„Wir müssen wieder zum Zaun gehen“, sagte Tsuna und klang dabei eher wie ein kleines Kind, das sich an eine letzte verzweifelte Hoffnung klammert, als wie ein zukünftiger Mafiaboss. „Wir müssen an ihm entlanggehen und nach einer Lücke suchen.“

„Ich glaube nicht, dass das viel bringt, Juudaime“, merkte Gokudera an. „Offenbar hat jemand den Zaun aufgestellt, damit keines dieser Dinger rauskommt.“

„Aber wer sollte so etwas tun? Wer sollte-“

„WHOA!“

Ryoheis Ausruf ließ euch herumfahren.

„Bist du verrückt?!“, zischte Gokudera ihn an. „Wenn die da draußen dich gehört haben...“

„Haben sie“, sagte Takeshi und schluckte hörbar.

Du sahst zum Fenster; doch das wäre gar nicht nötig gewesen, denn das Gebrüll, das die Zombies auszustoßen begannen, als sie euch durch die verdreckten Fensterscheiben erblickten, war unüberhörbar.

Während ihr noch entgeistert zum Fenster starrtet, begannen schon die Fäuste der Untoten gegen die Wände und die Tür zu hämmern. Ihr Gebrüll kam nun von allen Seiten.

Von dem plötzlichen Ansturm abgelenkt, schenktet ihr Ryohei erst wieder Beachtung, als aus seiner Richtung ein langgezogenes Quietschen und ein dumpfer Aufschlag zu hören waren.

Deine Augen weiteten sich. „Was zur...?“

„Hier ist ein Gang“, verkündete Ryohei und steckte den Kopf in das Loch im Holzboden, das er gerade durch Anheben einer bisher unbemerkten Falltür geöffnet hatte.

„Wo führt er hin?“, fragte Tsuna.

„Dorthin“, erwiderte Ryohei, richtete sich wieder auf und wies in die Richtung, die der Tür entgegengesetzt war.

Ein Klirren ertönte, als eine ältere, sabbernde Zombie-Frau ein Fenster einschlug und die Hand nach dem Tisch ausstreckte, auf dem Lambo lag. Hastig nahmst du ihn in die Arme und wichst vom Fenster zurück. „I-Ich bin dafür, dass wir runtergehen.“

„Was?!“, rief Tsuna aus. „Aber was ist, wenn dort unten auch welche sind? Wir wären in der Falle-“

„Nicht mehr, als wir es sowieso schon sind“, warf Hibari übellaunig ein, ging an Ryohei vorbei und sprang ohne zu zögern in das Loch.

Das leise widerhallende Geräusch von Schuhen auf dreckigem Boden sagte euch, dass er heil angekommen war.

Jetzt wurde das Brüllen und Stöhnen um euch herum lauter. Noch mehr Scheiben wurden eingeschlagen; blasse, blutverschmierte Hände langten nach euch und der Schrank vor der Tür schob sich Stück für Stück mehr in den Raum.

„Er hat Recht“, gab Takeshi zu und wies zur Falltür. „Wir sollten dort hinunter flüchten, solange wir können. _____, geh du vor.“

Du sahst fragend von ihm zu Tsuna, der nickte. Mit einem kurzen Durchatmen gingst du zum Loch, drücktest Lambo an dich und sprangst in die Dunkelheit.

Der Boden kam schneller als erwartet und deine Beine schmerzten noch vom plötzlich Aufprall, während du vorwärts stolpertest, um den anderen nicht im Weg zu sein. Du konntest nichts sehen. „Hibari...?“

„Ja.“ Seine Stimme war viel näher als gedacht – direkt rechts von dir. Du zucktest zusammen und wanktest nach links, richtetest deine Augen auf den Punkt, an dem du sein Gesicht vermutetest.

„Ähm – hi“, murmeltest du, einfach nur um irgendwas zu sagen.

„Das ist nicht witzig“, erwiderte er kühl.

„Sollte es auch nicht sein“, kam es beleidigt von dir.

Das Rascheln von Kleidung war zu hören. Irritiert strecktest du die Hand aus. „Hibari!“

„Was?“ Seine Stimme klang fast gelangweilt.

Deine Hand fand seinen Ärmel und hielt ihn fest. „Lass mich hier nicht alleine im Dunkeln stehen.“

„... Hatte ich nicht vor.“

Dir blieb nicht viel Zeit, um verlegen zu werden, da du jetzt hören konntest, wie Tsuna, Gokudera, Ryohei und Takeshi rasch nacheinander zu euch in den Gang sprangen. Der schwache Schimmer, der zuvor nacheinander von ihren Schatten verdeckt worden war, verschwand nun ganz, als Takeshi die Falltür zuzog.

Jetzt standet ihr in völliger Finsternis da.

„_-_____...?“ Das war Tsunas Stimme. Du ließt Hibaris Ärmel los – wegen der Dunkelheit konntest du nicht sehen, wie sich seine Augen deutlich verengten – und bewegtest dich vorsichtig in seine Richtung.

„Hier bin ich...“

Tsunas ausgestreckte Arme fanden schnell deine Schultern und er umarmte dich flüchtig, wobei er darauf achtete, Lambo nicht wehzutun. „Alles in Ordnung?“

„Ja... Was habt ihr da oben noch gemacht?“

Ein dumpfes Krachen war zu hören, als offenbar der Schrank vor der Tür umgeworfen wurde.

„Wir haben den Griff an der Falltür abgeschlagen“, antwortete Takeshi von etwas weiter hinten. „Damit sie uns nicht folgen können.“

„Wird aber wohl trotzdem nicht allzu lange dauern...“, murmelte Gokudera unheilvoll. Oh ja, er war schon ein Optimist, der gute Hayato.

„Dann lasst uns gehen!“ Unglaublicher Weise schien Ryohei irgendwoher neue Energie geschöpft zu haben und schien jetzt um einiges agiler als noch im Wald. „Ich hoffe nur, wir verlieren uns nicht in dieser extremen Dunkelheit!“

„Vielleicht sollten wir uns alle an den Händen halten, damit wir uns nicht verlieren?“, schlug Takeshi vor.

Gokudera murmelte etwas Unverständliches, doch Tsuna sagte: „Das halte ich für eine gute Idee. Wir müssen jetzt unbedingt zusammen bleiben. _____, könntest du... Hibaris...“ Es hörte sich an, als sähe sein Gesichtsausdruck gerade sehr verunsichert aus. „Hi-Hibari, könntest du _____s Hand...?“

Ein genervtes Seufzen ertönte, dann spürtest du, wie sich eine angenehm warme Hand, etwas größer als Tsunas, um deine schloss. Dein Gesicht brannte. Du schlucktest. „O-Okay. Tsuna, legst du die Hand auf meine Schulter oder so...? Ich hab Lambo hier...“

„Ja, kein Problem.“

Die Jungs hinten brauchten recht lange, um einander zu finden und sich dann auch noch dazu durchzuringen, Händchen zu halten. Besonders Gokudera und Ryohei hatten so ihre Probleme damit. Am Ende konnte Gokudera seinen Willen durchsetzen und hinter Tsuna gehen, dann folgte Takeshi und dann Ryohei.

Als Hibari dann endlich abrupt losging und du deshalb fast gestolpert wärst, konntet ihr die Untoten über euch trampeln und brüllen hören. Wieder hallte ein abgeschwächtes Knallen durch den Gang, das wohl von einem weiteren zerstörten Möbelstück herrührte. Vor Angst verstärktest du den Druck um Hibaris Hand – und warst überrascht, als er diesen erwiderte. Es hatte etwas Beruhigendes und du lächeltest dankbar, auch wenn es niemand sehen konnte.

Nach einiger Zeit – es hätten zwei, aber auch fünf oder zehn Minuten sein können – blieb Hibari plötzlich stehen und du konntest gerade noch rechtzeitig anhalten, um nicht in ihn hineinzulaufen. Allerdings tat Tsuna eben dies dann bei dir und, dem folgenden Fluchen nach zu urteilen, Gokudera bei Tsuna, Takeshi bei Gokudera und Ryohei bei Takeshi.

„Was ist?“, fragtest du Hibari, die Beschwerden der anderen ignorierend.

Er ließ deine Hand los. „Hier ist eine Tür.“

„Kannst du sie öffnen?“, fragte Tsuna.

Kurz war es still bis auf ein paar undefinierbare Geräusche, die von Hibaris Versuchen herrührten, die Tür zu öffnen; dann ertönte ein lautes Krachen, das euch sagte, dass er nun auf Gewalt zurückgriff, und anschließend war ein Strahl hellen Lichts zu erkennen, der durch einen Türspalt fiel und rasch breiter wurde.

„... Wow“, brachtest du atemlos hervor, nachdem ihr eine Weile einfach nur mit wegen der plötzlichen Helligkeit verengten Augen in den großen Raum vor euch gestarrt hattet.

Dieser Ort hatte absolut nichts mit der Hütte oder dem Gang gemein, aus dem ihr gerade gekommen wart. Der Boden und die Wände leuchteten förmlich in einem unnatürlichen Krankenhausweiß, reflektierten den Schein der großen Neonlampen an der Decke. An der rechten Wand befand sich etwas, das wie große, metallene Aktenschränke aussah, während die linke komplett von einer riesigen Computeranlage verdeckt wurde, die insgesamt neun Monitore hatte. Einige der Bildschirme waren eingeschaltet.

Ryohei war der Erste, der den Raum betrat. Um genau zu sein, stolperte er hastig an euch vorbei und starrte mit großen Augen die Monitore an. „Ist das... der Wald?“

Ihr folgtet ihm, du und Tsuna mit unsicheren Blicken, und Takeshi schloss umsichtig die Tür hinter euch – so gut es eben ging, denn Hibari hatte das Schloss zerstört.

Tatsächlich konnte man auf dreien der neun Bildschirme Bäume sehen, die so aussahen, als könnten sie gut in dem Wald stehen, durch den ihr gerade um euer Leben gerannt wart – zumal auf einem auch das Eingangstor des Zauns zu sehen war. Der mittlere Bildschirm, welcher der größte war, zeigte ein kleines Reetdachhaus, um das Menschen herumschlurften und missmutig gestikulierten. Es war das Haus, aus dem ihr gerade erst gekommen wart.

„Was...“

Dein Blick wanderte über die restlichen Bildschirme. Da waren mehr Häuser; es sah nach einem kleinen Dorf aus, in dessen Hintergrund man den Wald sehen konnte. Auf den kleinen Schotterstraßen zwischen den Häusern lagen Leichen, die förmlich auseinandergerupft worden sein mussten. Überall waren Blut, abgerissene Körperteile und Fliegen zu sehen, so viele Fliegen. Sie saßen in dem aufgebrochenen Schädel eines Kindes, auf dem blutigen halben Arm, der mitten auf der Straße lag, in den Lachen von Blut vor den Haustüren... Du wandtest dich ab.

„Was ist hier nur passiert?“, fragte Tsuna leise. Er und die anderen vier starrten immer noch auf die Monitore; dir war es schleierhaft, wie sie dem standhalten konnten.

Mit Lambo auf dem Arm begannst du, in den Schubladen des Aktenschranks zu wühlen, um dich abzulenken. Papiere. Jede Menge davon. Ab und zu zogst du eines davon heraus und last ein paar Worte, in der Hoffnung, etwas zu finden, das euch weiterhalf.

„Die haben dem da das Herz rausgerissen...“, murmelte Ryohei und klang fast beeindruckt.

„Das ist eine Leber und kein Herz“, konntest du Hibari genervt sagen hören und widerstandest dem Drang, dich umzudrehen. Leber oder Herz – du wolltest es wirklich nicht sehen.

„Was ist das?“, fragte Takeshi plötzlich. „Da bewegt sich jemand.“

„Nur ein Zombie“, sagte Gokudera. „Guck, jetzt isst er die Leber von dem Typen.“

Du hörtest, wie Tsuna ein angewidertes Geräusch machte, sich umdrehte und zu dir ging.

„Hast du etwas Brauchbares gefunden?“

„Ich denke schon“, antwortetest du langsam und sahst von der Mappe auf, deren Inhalt du gerade überflogen hattest, ohne viel davon zu verstehen. Allerdings waren einige Passagen mit einem Textmarker hervorgehoben worden, was dir den Inhalt wichtig erscheinen ließ. „Seht euch das an.“

Die anderen drehten sich zu euch um und du gabst Tsuna die Mappe, weil es allmählich zu schwer für dich wurde, Lambo nur in einem Arm zu halten.

„Ähm...“ Tsuna räusperte sich. „Das ist Italienisch. Gokudera?“

Er hielt Gokudera die Mappe hin, der sie mit einem Stirnrunzeln entgegennahm und las.

„Das ist...“, begann er quälend langsam, als wolle er den Moment herauszögern, in dem er euch mit der erschreckenden Wahrheit konfrontierte.

„Ein Virus“, ergänzte Hibari, als Gokudera eine Pause machte, um durchzuatmen.

Ihr saht ihn überrascht an und du stelltest die große Frage als Erstes. „Du kannst Italienisch?“

Hibari zuckte nur mit den Schultern, als sei das doch eh nicht weiter wichtig – was es in diesem Augenblick auch gar nicht war.

Gokudera sah Hibari beinahe verstört an, räusperte sich und wandte sich wieder der Mappe zu. „Ja... Ein Virus. Hier steht, wenn man infiziert ist, dauert es zwei Stunden bis zur... riforma, äh, Wandlung.“ Er wirkte nervös. Aber das war in dieser Lage wohl normal. „Offenbar wurde es hier hergestellt und... getestet. Es gibt keine Möglichkeit der Heilung, wenn man erst einmal infiziert ist. Das Virus scheint...“ - er blätterte um und las auf der nächsten Seite weiter - „Gehirnzellen abzutöten. Daher kein Gegenmittel.“

Er las noch weiter, während ihr nur angespannt schwiegt, darauf wartend, noch mehr zu erfahren. Doch er sagte nichts.

„... Und?“, fragte Takeshi nach einer Weile.

Gokudera sah mit ernstem Blick zu ihm auf, ohne zu antworten, woraufhin ihm Hibari mit einem genervten Seufzen die Mappe auf den Händen nahm.

„Übertragung erfolgt durch Körperflüssigkeiten“, murmelte er und schaute zu dir, dann zu Lambo in deinen Armen.

Du schlucktest. Das kann nicht sein. Das kann einfach nicht sein. Es muss ein Heilmittel geben.

Die anderen folgten seinem Blick und ihr alle wusstet, was es bedeutete.

Nein, nein...

Ihre Blicke waren wie Messerstiche in deine Brust. Du wolltest zurückweichen, standest jedoch schon mit dem Rücken zum Schrank.

Schaut ihn nicht so an. Es wird alles gut werden. Lambo wird nicht...

„Wir kriegen das schon hin.“ Tsunas Stimme klang sanft, doch sie zitterte ein wenig. „Jetzt wissen wir immerhin ein wenig mehr.“

„Es sind Menschenexperimente“, brachtest du fast hysterisch hervor. „Das Virus wurde an den Dorfbewohnern getestet und hat sie alle in... in Zombies verwandelt! Verdammt, wer macht so eine Scheiße? Und warum? Und wer zur Hölle stellt ein Virus ohne Gegenmittel her?!“

Natürlich konnten sie dir keine deiner Fragen beantworten.

„Vielleicht ist es aus dem Ruder gelaufen“, mutmaßte Takeshi, während Hibari sich zurückzog, um weiter die Papiere durchzulesen. „Vielleicht bestand die Möglichkeit eines Ausbruchs und deshalb hat man den Zaun aufgestellt... Und vielleicht ist deshalb niemand hier in diesem Raum. Was, wenn jeder Mensch hier außer uns infiziert ist?

Du hättest nie gedacht, dass Takeshis Worte dir jemals einen eiskalten Schauer über den Rücken jagen könnten. Aber eben dies war gerade geschehen. Seine Worte machten dir Angst.

Mit ungläubigem Blick sahst du zu Lambo hinab. „Das kann doch alles nicht wahr sein...“

Erst solltet ihr Chrome verlieren und dann auch noch Lambo? Und wozu? Warum wart ihr hier?

Tsuna sah Takeshi beinahe empört an, dann legte er eine Hand auf deine Schulter. „Keine Sorge, _____. Wir kommen hier irgendwie raus.“

Du nicktest stumm, obwohl du nicht mehr daran glauben konntest.

„Was machst du da, Hibari?!“, fragte Ryohei, der ganz froh darüber schien, sich von eurem äußerst düsteren Gespräch ablenken zu können.

Hibari antwortete nicht, drückte nur weiter auf der Tastatur herum und änderte offenbar irgendwelche Einstellungen, denn nach wenigen Sekunden schienen die Kameras in einen Wärmebild-Modus zu wechseln.

Dann änderte er alle paar Sekunden das Bild auf dem großen Monitor, wechselte offenbar zwischen den verschiedenen Kameras und schien nach etwas Ausschau zu halten.

„Was soll das werden?“, fragte Gokudera argwöhnisch, doch Hibari drückte ihm nur die aufgeschlagene Mappe in die Hände, ohne ihn anzusehen. Gokudera schien sich zuerst lautstark beschweren zu wollen, überlegte es sich aber anders, als er die Seite sah, die Hibari offenbar gerade gelesen haben musste.

„Zweiunddreißig Grad...“, murmelte er und sah wieder zum Bildschirm auf.

„Was ist mit zweiunddreißig Grad?“, fragte Tsuna.

„Die Körpertemperatur der Infizierten beträgt höchstens zweiunddreißig Grad“, erklärte der Halbitaliener in wies auf die entsprechende Zeile auf der Seite. „Bei einem gesunden Menschen sind es aber sechsunddreißig.“

„Das heißt, er sucht nach Leuten, deren Temperatur normal ist?“, fragte Ryohei und sah ebenfalls auf den Bildschirm.

Hibari ignorierte sie alle, suchte nur weiter jeden von den Kameras eingefangenen Winkel nach gesunden Menschen ab. Du legtest eine Hand an Lambos Wange. Sie fühlte sich unnatürlich kühl an.

Nach einigen Minuten wurde er fündig. Hibari fand den einzigen Menschen innerhalb des Elektrozauns außer euch, der noch wirklich am Leben war. Er hielt inne uns musterte den Bildschirm.

Deine Aufmerksamkeit wurde erst darauf gelenkt, als Tsuna entsetzt aufkeuchte. „Ein... Kind?“

Er hatte wohl Recht. Auf dem Monitor war, rot und orange im Wärmebild-Modus leuchtend, die Gestalt eines kleinen Menschen zu erkennen, der mit angewinkelten Knien auf der Seite lag und sich nicht rührte. Nur wenige Meter entfernt schlurften größere Gestalten, deren Farben eine Temperatur von etwa dreißig Grad anzeigten, schwerfällig an ihr vorbei.

Hibari schaltete in den normalen Modus um und jetzt konntet ihr sehen, dass dort, wo man gerade noch die Farben des Kindes gesehen hatte, ein hölzerner Kleiderschrank stand. Die Untoten, die an ihm vorbeiwankten, gingen gerade zur Tür hinaus. Offenbar hatten sie sich auf der Suche nach etwas Essbarem in dem Haus umgesehen und das Kind nicht entdeckt.

Nach und nach wanderten eure Blicke von dem Bildschirm zu Tsuna. Er würde entscheiden. Er war der Boss.

Tsunas Hände waren zu Fäusten geballt, sein Blick war starr. „Wir gehen dorthin. Wir müssen dem Kind helfen.“

Ja, dachtest du mit Blick auf Lambo, wenigstens ihm.

gєн иιємαℓѕ ιи єιи zσмвιє-∂σяғ

[A/N: Wer das unvermeidbare Plothole mit dem Zaun findet, kriegt 'nen Keks. Nicht. (Jetzt sucht nicht danach, ich sag ja nur, dass ich weiß, dass es da ist!)]
 

So ärgerlich eure Situation auch war – ein wenig Glück wurde euch dennoch gegönnt. Der 'weiße Raum' hatte eine weitere Tür außer der, durch die ihr ihn betreten hattet. Eine Tür, auf dessen anderer Seite keine hungrigen Zombies auf euch warteten. Zumindest nicht unmittelbar.

Der Gang hinter dieser anderen Tür wurde durch schwache Deckenlampen erleuchtet und endete in einer unauffälligen Hütte nur wenige hundert Meter von den Häusern und Straßen des Dorfes entfernt, das ihr auf den Bildschirmen gesehen hattet.

„Scheint, als wäre die Luft rein“, verkündete Gokudera, der vorsichtig die Tür geöffnet und hinausgespäht hatte.

Ein plötzlicher Knall ließ euch zusammenzucken und herumfahren.

„Sorry“, kam es sofort von Ryohei, der die Falltür, die der in dem Reetdachhaus glich, einfach losgelassen hatte, nachdem er als letzter hinausgestiegen war. Die bösen Blicke seiner Freunde nahm er gelassen hin. „Gehen wir dann raus? Es ist extrem eng hier drinnen!“

Recht hatte er. Die Hütte war so klein, dass selbst du sie mit drei, vielleicht vier großen Schritten komplett durchqueren konntest.

„Ist doch romantisch“, warfst du mit einem matten Lächeln ein. „Schön kuschelig.“

In dem Moment schubste Hibari Gokudera beiseite und trat nach draußen. Du warst dir ziemlich sicher, dass er das selbst dann getan hätte, wenn draußen zwanzig Zombies auf ihn gewartet hätten.

Gokudera warf Hibari ein wütendes „Vaffanculo!“ an den Kopf, welches dieser aber schlicht ignorierte. Du wolltest lieber gar nicht wissen, was das bedeutete – obwohl dir klar war, dass Hibari es wohl verstanden hatte.

Nach kurzem Zögern tratet ihr auch hinaus zwischen die Bäume. Du hattest das Gefühl, dass es noch schwüler als zuvor war. Ein Blick zum Himmel verriet dir, dass die Wolkendecke über euch sich noch mehr verdichtet hatte.

„Welche Richtung...?“, fragte Yamamoto, doch Tsuna machte sich schon daran, Hibari zu folgen, wobei er deine Hand festhielt, um dich nicht zu verlieren.

Es hatte nicht lange zur Debatte gestanden, ob du und Lambo dort unten bleiben solltet. Ihr kanntet euch hier nicht aus und hattet keine Ahnung, was euch noch erwartete. Außerdem hattet ihr ja bereits zu Anfang gesehen, was passierte, wenn ihr euch trenntet.

„Vielleicht kann das Kind uns helfen, von hier wegzukommen“, sagte Takeshi mit seinem naiven Optimismus, als er euch aufholte und neben euch ging. Im Gegensatz zu dir und Tsuna wirkte er fast entspannt. Er schaute geradeaus, während ihr euch die ganze Zeit hektisch umsaht.

„Wenn es das könnte, wäre es nicht mehr hier“, erwiderte Gokudera hinter euch übellaunig. Er war von Anfang an gegen die Rettungsaktion gewesen, konnte sich aber natürlich nicht direkt weigern; schließlich kam der 'Befehl' von seinem Juudaime persönlich.

Takeshis Schritte wurden ein wenig langsamer, als er sich zu Gokudera umdrehte, der wiederum neben Ryohei ging. (Nicht, dass er das freiwillig getan hätte.)

„Vielleicht traut es sich nur-“, begann Takeshi, brachte den Satz aber nie zu Ende.

Tsuna sah es vielleicht eine halbe Sekunde vor ihm. Eine halbe Sekunde, die niemandem was nützte.

Etwas. In dem Baum über ihnen. Es bewegte sich. Es stürzte sich aus einer Höhe von vielleicht zweieinhalb Metern auf Takeshi hinab.

„Yama-“, brachte Tsuna noch atemlos hervor, da hatte es den ahnungslosen Takeshi schon zu Boden gerissen. Takeshi schrie überrascht auf, streckte reflexartig Arme aus, um seinen Angreifer von sich wegzuschubsen; was ihm vermutlich – vorerst – das Leben rettete, denn die Zähne des Zombies trafen nur wenige Zentimeter über seiner Kehle aufeinander. Der ältere Mann mit blutunterlaufenen Augen, aus dessen Mund Spucke tropfte, knurrte und versuchte erneut, Takeshi zu beißen.

Ryohei reagierte am schnellsten. Er riss den Mann an den Schultern zurück und schlug ihm gekonnt gegen die Schläfe, sobald er sich aufrichtete. Der Zombie ging zu Boden und stöhnte leise, richtete sich erneut auf.

„Stirb endlich“, fuhr Ryohei ihn beinahe verärgert an und schlug ihn ein zweites Mal nieder. Nach drei weiteren Versuchen war es Gokudera, der einen Stein nahm, von hinten an den Zombie heranging und ihm damit wortwörtlich den Schädel einschlug. Gokuderas ganzer rechter Ärmel war blutgetränkt, als er den Stein fallen ließ.

„Danke“, sagte Ryohei knapp. Gokudera sah ihn an, nickte aber nicht mal. Mit einem äußerst verstimmten Gesichtsausdruck wandte er sich ab und begann, mit dem Laub vom Boden seine Hand abzuwischen.

„Y-Yamamoto“, stotterte Tsuna und durchbrach damit die kurze unbeholfene Stille nach dem Zombieangriff. „Hat er dich...“

„Ich glaube nicht“, sagte Takeshi erstaunlich ruhig und tastete – immer noch am Boden – Hals, Schultern und Arme ab. „Nein, hat er nicht“, verkündete er schließlich, „aber ich fürchte, mit meinem Bein stimmt was nicht...“

„Was meinst du...?“, fragte Tsuna und ging neben ihm in die Hocke, während du stehen bliebst und dich immer wieder umsahst. Natürlich war das mit Takeshi besorgniserregend, aber der Gedanke an weitere Zombies, die womöglich in den Bäumen auf euch lauerten, ließen sein verletztes Bein fast nichtig erscheinen.

Du konntest sehen, dass Hibari, der den Angriff nur mit teilnahmslosem Blick verfolgt hatte, sich ebenfalls wachsam umsah. Nebenbei fragtest du dich, ob er gewusst hatte, dass Ryohei rechtzeitig helfen würde - oder ob es ihm einfach nur egal war, ob Takeshi lebte oder starb. Die zweite Möglichkeit gefiel dir nicht besonders.

Inzwischen hatte sich auch Ryohei neben Tsuna gehockt und kam schnell und mit einer ungewohnten Kompetenz zu dem Schluss, dass Takeshis Bein gebrochen war.

Takeshi sagte, das sei nicht so schlimm und versuchte, aufzustehen. Allerdings konnte er sich nur auf den Beinen halten, wenn er sich an einen Baum klammerte.

„Was machen wir denn jetzt...?“, fragte Tsuna und kratzte sich unbehaglich am Hinterkopf. Die Sache war eindeutig, auch wenn sie keiner aussprechen wollte: Ihr konntet Takeshi nicht mit ins Dorf nehmen. Es würde nicht nur ihn sondern auch euch mehr gefährden als ihr es ohnehin schon wart, wenn ihn ständig jemand stützen musste.

„Geht ohne mich weiter.“ Diesen heldenhaften Satz musste Takeshi natürlich sagen. Eigentlich hattest du nur darauf gewartet, dass er es tat, um mit den folgenden – ebenfalls vorhersehbaren – Worten zu antworten: „Wir können dich nicht einfach zurücklassen!“

Tsuna nickte heftig. „_____ hat Recht. Das kommt gar nicht infrage. Wir müssen zusammen bleiben.“

„Wegen solcher Sachen gebe ich mich nicht mit anderen ab“, konntest du Hibari murmeln hören.

„Ich werde mich verstecken“, beteuerte Takeshi geduldig. „Diese Dinger scheinen nicht besonders intelligent zu sein. Wenn ich mich ruhig verhalte, werden sie mich nicht-“

„Und wenn doch?!“, unterbrach ihn Tsuna nun mit deutlicher Panik in der Stimme. „Du könntest nicht mal weglaufen, Yamamoto!“

„Ich könnte bei ihm bleiben“, warfst du plötzlich ein. Der Gedanke hatte dich selbst überrascht, doch eigentlich war es fast logisch. „Mit Lambo im Arm würde ich euch auch nur aufhalten, aber-“

Nein.“ Tsunas Stimme hatte selten so fest geklungen. „Du bleibst bei mir, _____.“

Dieser plötzliche Anfall von Männlichkeit deines Freundes ließ dein Gesicht ein wenig warm werden. Du schütteltest hastig den Kopf. „Aber wenn jemand bei ihm bleibt, können die anderen gehen, das Kind holen und dann zurückkommen...“

Einen Moment lang dachten die anderen über deine Worte nach, dann erhob Gokudera die Stimme. „Ich bleibe.“

Die Gesichter von dir und Tsuna zeigten wohl in etwa den gleichen irritierten Ausdruck. „Du?!

„Ja, ich“, erwiderte Gokudera kühl, wobei er nur dich ansah – so dreist würde er sich dem Juudaime direkt gegenüber natürlich niemals geben. „Ich versteck' mich mit ihm irgendwo und wir warten, bis ihr wiederkommt. Okay?“

Jetzt galt sein Blick Tsuna, der schluckte. „Gokudera, bist du sicher, dass du das willst?“

„Irgendjemand muss es ja tun“, erwiderte der Halbitaliener gezwungen freundlich. „Außerdem würde Hibari wahrscheinlich einfach weggehen und den Baseball-Freak alleine lassen, der Schreihals würde diese Zombies eher anlocken und du... du bist der Anführer. Du kannst nicht zurückbleiben.“

„Wer ist hier ein Schreihals?“, rief Ryohei in einer Lautstärke aus, die die Bezeichnung nur zu gut bestätigte. Du begannst wieder, dich nervös umzusehen. In deinen Armen wimmerte Lambo leise vor sich hin.

„Du hast nicht zufällig noch Verbandszeug?“, fragte Takeshi an Ryohei gewandt, während Gokudera, der den Boxer großzügig ignoriert hatte, offenbar begann, nach einem brauchbaren Versteck zu suchen.

Ryohei hörte auf, Gokudera wütend anzustarren und schüttelte den Kopf. „Nein. Ist alles für Lambo draufgegangen.“

Ein paar Blicke huschten zu dir.

„Ja... Na wenigstens hattest du etwas für ihn“, antwortete Takeshi etwas lahm und stützte sich gegen den Baum.

Du wünschtest, du hättest eine Uhr. Es war dir aufgefallen, kurz nachdem ihr den weißen Raum verlassen hattet. Die anderen sahen immer wieder unruhig zu Lambo. Wegen der ständigen Anspannung, der Angriffe und eurer Konzentration darauf, einen Ausweg zu finden, hattet ihr jegliches Zeitgefühl verloren. Waren bereits zwei Stunden vergangen? War Lambo vielleicht gar nicht infiziert?

Wunschdenken. Ihr wusstet, dass etwas getan werden musste, aber niemand wollte es ansprechen. Tsuna schien immer unruhiger zu werden, denn wenn Lambo dich plötzlich angriff...

„Ich hab einen hohlen Baum gefunden“, kam es von Gokudera, der sich zwischen Ästen hindurch seinen Weg zu euch zurück kämpfte. „Gleich da vorne, nur wenige Meter entfernt.“

Er ging zu Takeshi und legte mit einem säuerlichen Ausdruck im Gesicht dessen Arm um seine Schultern, während er seinen eigenen um die Hüfte des Größeren schlang.

„Komm mit, Baseball-Freak.“

Ihr folgtet ihnen noch bis zu besagtem Baum. Er war groß und alt, hatte einen Durchmesser von mindestens zwei Metern und war, wie Gokudera gesagt hatte, tatsächlich von innen hohl. Es war, als hätte jemand, anstatt einfach um ihn herum zu gehen, den Stamm unten gespalten, um hindurch zu gelangen. Tiere hatten dann wahrscheinlich das Innere abgefressen, sodass sich daraus eine Art kreisrunder Raum mit zwei Öffnungen gebildet hatte.

„Gemütlich“, scherzte Takeshi, als Gokudera ihn nicht sehr rücksichtsvoll zu Boden sinken ließ, damit er sich in dem Versteck hinsetzen konnte.

Gokudera schien einen Moment zu zögern, ehe er sich zu euch umwandte. „Also los. Geht schon.“

Hibari ließ sich das nicht zweimal sagen. Abrupt wandte er sich ab und ging in die Richtung, in der sich, wie ihr wegen der Kameras wusstet, das Dorf befand.

Ryohei war ähnlich konsequent. „Gut. Bleibt am Leben, ihr beiden! Bis später!“, rief er ihnen zu, obwohl sie nur wenige Schritte von ihm entfernt waren, hob noch die Hand zum Abschied und ging Hibari hinterher.

Du und Tsuna allerdings wart nicht ganz so schnell bei solchen Sachen.

„Passt gut auf euch auf“, sagte Tsuna ernst und blickte vor allem Gokudera an, da er in erster Linie das Aufpassen übernehmen musste. „Wir werden uns beeilen.“

„Kein Problem, Juudaime“, erwiderte Gokudera und winkte lässig ab. „Wir werden einfach nur ruhig sein und dann passiert schon nichts.“

Takeshi nickte zustimmend. „Genau. Aber passt ihr auch gut auf euch auf, ja? Ehrlich gesagt mache ich mir um euch mehr Sorgen als um uns. Immerhin seid ihr diejenigen, die in das Zombie-Dorf gehen, haha!“

Du konntest aus den Augenwinkeln sehen, wie Tsunas Gesichtsausdruck sich versteifte und seufztest leise. Danke, Takeshi. Wirklich super gemacht.

„Komm Tsuna“, sagtest du und zupftest ungeduldig an seinem Ärmel, bevor Takeshi noch mehr sagen konnte, um Tsuna zu verunsichern. Nicht, dass Takeshi das absichtlich getan hätte - aber eigentlich war es sogar noch schlimmer, dass er seinem Freund unwissentlich Angst einjagte. „Viel Glück, ihr beiden.“

Gokudera nickte nur mit dem finsteren Gesichtsausdruck, den er schon den ganzen Tag zur Schau gestellt hatte, während Takeshi milde lächelte und winkte. Allerdings meintest du zu sehen, dass auch die Miene des Schwarzhaarigen ernst wurde, sobald ihr euch abwandtet.

„... Was meinst du, wie lange Lambo noch hat?“, fragte Takeshi leise, als ihr außer Hörweite wart. Gokudera wandte die Augen nicht von euren Rücken ab, als er antwortete.

„Zwanzig Minuten höchstens.“

„Vielleicht hätten wir ihn hier behalten sollen...“

„_____ hätte ihn wahrscheinlich eh nicht allein lassen wollen“, erwiderte Gokudera sachlich, ohne auch nur im Geringsten auf den schuldbewussten Ton in Takeshis Stimme einzugehen. Ihm war klar, dass Takeshi sich schuldig fühlte, weil Lambo infiziert war – und das zurecht. Schließlich war es Takeshis Schuld. Er hätte eben besser auf den Kleinen aufpassen müssen.

„Ist es okay, wenn ich etwas suchen gehe, um irgendwie eine Beinschiene für dich hinzukriegen?“, fragte Gokudera auf einmal abrupt und drehte sich jetzt um. „Immerhin solltest du laufen können, wenn sie wiederkommen.“

Takeshi blinzelte kurz verwirrt, dann lächelte er. „Das wäre gut, ja. Aber geh nicht zu weit weg, okay?“

Ein angedeutetes Lächeln umspielte Gokudera Lippen, als er kurz nickte und dann nach – von Takeshi aus gesehen – rechts von der Öffnung verschwand.

Der Schwarzhaarige seufzte leise, lehnte den Kopf gegen das Holz und lauschte den sich entfernenden Schritten auf dem Laub. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn Gokudera geblieben wäre, aber das konnte er nicht sagen.

Er hatte ohnehin das Gefühl, nicht einmal Schutz verdient zu haben, weil er für Lambos Infektion verantwortlich war.
 

Über euch donnerte es erneut. Dir gefiel das nicht, denn dadurch fiel es dir schwerer, zu bestimmen, aus welchen Richtungen das Stöhnen der Zombies kam.

Ihr – das heißt du mit Lambo im Arm, Tsuna, Hibari und Ryohei – nähertet euch nur langsam dem Dorf. Es war klar, dass wenn auch nur einer der Untoten euch sah, er durch sein Brüllen auch sofort alle anderen im Umkreis von mindestens hundert Metern auf den Plan rufen würde. Und das waren höchstwahrscheinlich sehr viele.

Selbst Hibari, der sogar beim Anschleichen einen fast schon beleidigenden Abstand von euch hielt, schien umsichtig genug, nicht einfach mitten auf die Hauptstraße des kleinen Dorfes zu springen und damit die Aufmerksamkeit aller Zombies weit und breit auf sich zu ziehen. Du bezweifeltest, dass es jemals ein Mensch gewagt hatte, Kyouya Hibari zu beißen, nahmst aber an, dass auch er die Gefahr erkannte, die von dieser Möglichkeit ausging.

Hibari als Lebender war schon furchteinflößend genug, da wolltest du an einen Hibari als Untoten lieber gar nicht denken.

Ihr standet jetzt hinter einer Holzhütte und wartetet, dass eine alte Frau, deren linke Hand so aussah, als hätte ihr jemand drei Finger abgebissen, vorbeischlurfte. Das Haus, in das ihr eindringen wolltet (oder musstet) war noch ein gutes Stück entfernt und befand sich auf der anderen Straßenseite, was bedeutete, dass ihr sie früher oder später würdet überqueren müssen. Und dass ihr dabei nicht gesehen wurdet, war so gut wie unmöglich.

Zwar hattet ihr bislang wenige Zombies gesehen – im Vergleich zu den Massen, die euch im Wald angegriffen hatten, jedenfalls -, allerdings tauchten sie dafür stetig auf und schienen recht gleichmäßig über das ganze Dorf verteilt zu sein. Und das bedeutete eben, dass es schon sehr wahrscheinlich war, dass euch einer von ihnen sah, wenn ihr die sandige Straße überquertet.

Erneutes Donnergrollen über euch. Du hobst den Kopf und konntest die ersten Regentropfen auf deinem Gesicht spüren. Sie waren angenehm kühl.

„Weiter“, zischte Tsuna leise, als die Frau in einer Türöffnung verschwunden war. Er zog dich ein Stück weiter, hinter das nächste Haus, und dann noch eins weiter, weil kein Untoter in der Nähe zu sein schien. Ryohei und Hibari kamen hinter euch zum Stehen. Ihr standet jetzt vor einem kleinen Schuppen, dessen Dach etwa auf deiner Augenhöhe lag und auf dem sich die Überreste einen menschliches Körpers befanden. Du rümpftest die Nase, als ein paar Fliegen emporstiegen und wandtest dich ab. Vielleicht würde der Regen sie verscheuchen.

Tsuna sah um die Ecke zur Straße, zog aber den Kopf hastig wieder zurück.

„Was ist?“, fragte Ryohei in einem extremen Flüsterton, während Hibari, selbstständig wie er war, sich einfach an euch vorbeischob, um selbst nachzusehen.

„Da sind drei- Hibari, nicht!“, flüsterte Tsuna panisch, doch – zu spät.

Ein unartikuliertes Brüllen war zu hören, als einer der drei Untoten Hibari erblickt haben musste. Dieser drehte sich zu euch um, nur um eure vorwurfsvollen Blicke mit einem vernichtenden zu erwidern. „Was?!“

„Darum ist Sawada der Anführer und nicht du!“, fuhr ihn Ryohei an. Wenn man genau darüber nachdachte, machte diese Aussage nicht allzu viel Sinn, aber zum genauen Nachdenken war jetzt wirklich keine Zeit.

„Wir müssen abhauen“, verkündete Tsuna überflüssigerweise, als auch schon der erste der drei Zombies - ein Jugendlicher, der mal recht attraktiv gewesen sein musste, als er noch lebte - um die Ecke gebogen kam. Hibari riss ohne zu Zögern ein ohnehin schon lockeres Brett aus der Wand des Holzschuppens und schlug es seinem Gegenüber brutal ins Gesicht. Von den ehemals attraktiven Zügen war nichts mehr zu sehen, als er zu Boden ging.

Es schien fast, als hätten sie nur darauf gewartet, dass ein paar Opfer sich in ihr Dorf verirrten. Auf einmal kamen sie aus allen Richtungen auf euch zu, aus den Häusern, den Büschen, den Seitenstraßen... Und ihr standet mit den Rücken zur Wand. Wortwörtlich.

Ryohei, Hibari und Tsuna, der sich ebenfalls ein Brett geschnappt hatte, gaben ihr Bestes, um die Angreifer fernzuhalten, kamen jedoch nicht voran. Alles, was sie tun konnten, war, die Stellung zu halten. Nur kamen immer mehr Zombies auf sie zu und es schienen nicht weniger zu werden, egal wie vielen man die Köpfe einschlug.

Es spritzte Blut und du versuchtest, Lambo vor ihnen abzuschirmen, als würde das irgendetwas ändern.

„SCHEISSE! NIMM DAS!“, schrie Ryohei und schlug mit aller Kraft zu. Während sein Arm noch ausgestreckt war, stürzte sich eine Frau in einem zerrissenen Kleid mit wildem Heulen auf ihn und versuchte, ihn zu beißen. Unter erneutem Fluchen schüttelte er sie ab und trat nach ihr, um sie fernzuhalten. Ryohei hätte niemals gedacht, dass er mal ernsthaft gewalttätig gegenüber einer Frau werden würde. Allerdings hielt seine Bestürzung nur kurz an – ehe er beschloss, die Untoten ab jetzt als geschlechtslos zu betrachten.

Hibari hingegen schien das Geschlecht seiner Opfer vollkommen egal zu sein, als er einfach nur einem Zombie nach dem anderen den Kopf einschlug.

Tsuna schien mit Abstand die meisten Probleme mit der Abwehr eurer Angreifer zu haben – er tat nämlich zuweilen so, als würde er die Frauen und Kinder einfach gar nicht sehen und schlug mit seinem Holzbrett nur nach den Männern, was Ryohei und Hibari, die links und rechts von ihm standen, die übrigen weiblichen und minderjährigen Kandidaten überließ.

Ein Kind allerdings schaffte es, unter Ryoheis Arm hindurch zu dir vorzustürzen. Es war ein kleiner Junge mit großen, braunen, hungrigen Augen und er streckte gierig die blutverschmierten Hände nach dir aus. Du hattest kaum Gelegenheit zu schreien, als Tsuna dich beiseite schubste und den Jungen mit all seiner Kraft niederschlug.

Du stolpertest in Hibaris Rücken, der zum Glück das Gleichgewicht halten konnte und nur einen kurzen Blick zurück warf, ehe er dich wortlos hinter sich schob und weiterkämpfte.

„Tsuna!“, riefst du verzweifelt, denn die nun zwischen euch entstandene Lücke wurde prompt von hungrigen Untoten gefüllt und machte es dir unmöglich, nach seiner Hand zu greifen.

Er und Ryohei wurden weiter zur Seite gedrängt, von dem Schuppen weg, während sie weiter versuchten, sich die Zombies vom Leib zu halten.

Bald konntest du kaum noch Tsunas braunen Haarschopf erkennen und seine Stimme war durch all das Gebrüll schwerlich zu vernehmen, als er rief: „_____, halt dich an Hibari! Klettert auf den Schuppen und geht das Kind suchen!“

„Was – nein!“ Du warst entsetzt über diesen Vorschlag. Tsuna und Ryohei alleine lassen? In einer einzigen Masse von Zombies?!

„Wir kommen dann nach“, rief Tsuna über Ryoheis erneutes Fluchen hinweg. „Macht euch keine...“

Entweder, er sprach das letzte Wort nicht aus oder du konntest es nur nicht hören.

Der Regen wurde stärker – was eure Lage nicht gerade verbesserte.

„Hibari!“ Du legtest eine Hand auf seine Schulter und hieltest mit der anderen Lambo umso fester. „Hibari, wir müssen zu Tsuna und-“

In diesem Moment spürtest du einen Arm um deine Hüfte und der Boden schien unter dir wegzusacken – dann fiel dir auf, dass du gerade mit einem Schwung auf das Dach des Holzschuppens befördert wurdest. Der Aufprall auf dem Holz schmerzte, aber das kümmerte dich im Moment kaum.

„Tsuna!“

Du richtetest dich auf und konntest ihn und Ryohei sehen, wie sie inzwischen an der Ecke des Hauses ankamen. Die Holzbretter unter dir Bogen leicht durch, als Hibari neben dir auf dem Dach auftauchte. Du sahst auf und musstest feststellen, dass er voller Blut war. Seine Kleidung, seine Arme, sein Gesicht – alles. Er wischte sich mit der Hand über das Gesicht, als du ihn anstarrtest, was die Sache irgendwie nur noch schlimmer machte.

„Komm“, sagte er unwirsch und packte dein Handgelenk, um dich zum Hausdach zu zerren, auf das man über den Schuppen relativ leicht gelangen konnte.

„Aber Tsuna-“

„Er kommt klar“, unterbrach Hibari dich mit schneidender Stimme und zog dich weiter. Der Regen war inzwischen so stark, dass er das Blut ein wenig abwusch.

„Aber ich muss...!“ Du wolltest ihn zumindest noch einmal sehen, dich vergewissern, dass er es wirklich schaffen würde, aber Hibari zerrte dich unbarmherzig über das Dach, das zwar flach, aber durch den zunehmenden Regen geworden rutschig war. Einmal hättest du fast Lambo fallen lassen, konntest ihn aber rechtzeitig festhalten.

Die Zombies folgten euch nicht auf das Dach, weil sie sich gegenseitig beim Hochklettern behinderten - was auf einem TV-Bildschirm ein lustiges Bild abgegeben hätte, in der Realität jedoch alles andere als zum Lachen war. Diese Kreaturen waren grausam und primitiv. Falls wir hier jemals lebend rauskommen, dachtest du bitter, schaue ich mir nie wieder einen Zombiefilm an.

ωαѕ gєтαи ωєя∂єи мυѕѕ

Takeshi wünschte, er hätte eine Uhr. Er wusste weder, wie lange Gokudera schon weg war, noch konnte er einschätzen, wann Lambo... sich verändern würde.

Ich hätte ihn hierbehalten sollen, dachte er und sah den Regentropfen zu, wie sie auf das Laub fielen.

Er lehnte mit dem Rücken am Inneren des Baumes, das gesunde Bein angewinkelt und den Arm darauf gelegt. Vor dem Regen war er einigermaßen geschützt, allerdings kümmerte ihn das im Moment kaum. Seine Sorgen um Gokudera, dich und die anderen waren zu groß.

Was war, wenn-

Schritte. Takeshi meinte, welche zu hören, doch er war nicht sicher. Der Regen irritierte ihn und machte es schwer, überhaupt etwas aus dem Prasseln herauszuhören, das langsam zu einem Rauschen anhob.

War da jemand? Er wagte nicht, Gokuderas Namen zu rufen, aus Angst, statt seinem Freund einen Zombie anzulocken. Regungslos saß er da und lauschte. Er hatte nicht einmal daran gedacht, sich einen Ast oder ein paar Steine als Waffen parat zu legen. Alles, was er tun konnte, war hoffen, hoffen...

„Da bin ich wieder!“

Die Stimme von Gokudera, der auf einmal in der Öffnung zu seiner Rechten auftauchte, ließ Takeshi kaum merklich zusammenzucken.

„Wurde ja auch Zeit“, kam es munter von dem Schwarzhaarigen, der schon wieder sein altbekanntes Lächeln aufgesetzt hatte.

Gokudera verzog das Gesicht. „Beschwer' dich nicht, Idiot. Der Regen hat es schwer gemacht, die Orientierung wiederzufinden...“

Takeshi blinzelte zuerst fragend und begann dann zu grinsen, während Gokudera ihn nicht gerade sanft zur Seite schob, um sich ihm gegenüber zu setzen, zwei dicke, gerade Äste in den Händen. „Du hast dich verlaufen?“

Nein, hab ich nicht!“, zischte der andere beleidigt und legte die Äste versuchsweise links und rechts an Takeshis Bein, um zu sehen, ob sie passten. Das taten sie. „Deine Ärmel.“

„Bitte?“

Gokudera seufzte genervt und sah seinen Gegenüber ungeduldig an. „Dachtest du vielleicht, ich werde das ganze mit Blättern festmachen? Oder Spinnenfäden?“

Takeshi legte den Kopf schief und musterte Gokudera mit einem matten Lächeln. „Ich weiß nicht – würde das funktionieren?“

Gokudera stöhnte auf und legte eine Hand über seine Augen. „Reiß einfach die Ärmel von deinem Sweatshirt ab, damit ich sie benutzen kann, okay? Lieber eine Erkältung als dass du die Verletzung an deinem Bein noch verschlimmerst, wenn du es unnötig strapazierst.“

Das zumindest schien Takeshi verstanden zu haben, denn er nickte zustimmend und riss mit einem Ruck erst den linken und dann den rechten Ärmel seines Sweatshirts entlang der Naht ab. Bei ihrer Ankunft hatte er sie hochgekrempelt und sich gedacht, dass er lieber nur hätte ein T-Shirt anziehen sollen. Jetzt war er froh über die langen Ärmel.

Wortlos reichte er Gokudera den Stoff, der ihn ebenso wortlos entgegennahm und sich an einer provisorischen Beinschiene aus Ärmeln und Ästen zu versuchen.
 

Es wurden immer mehr.

Tsuna hätte wahrscheinlich schon längst verzweifelt die Händen über dem Kopf zusammengeschlagen und aufgegeben, wenn er nicht gewusst hätte, dass zumindest du in Sicherheit warst. Du warst mit Hibari zusammen – das bedeutete, die einzige akute Gefahr in einem Radius von vielleicht hundert Metern ging nur von ihm selbst aus. Und Tsuna sah dich definitiv lieber alleine mit Hibari als alleine mit einem hungrigen Zombie.

Das Problem, das Ryohei und Tsuna hatten, bestand vor allem darin, dass sie es nicht fertig brachten, sie endgültig auszuschalten. Tsuna mit seinem Holzbrett, das immer kürzer zu werden schien, konnte nicht hart genug zuschlagen, um das Einzige zu beschädigen, was die Schwachstelle dieser Wesen zu sein schien – nämlich ihr Gehirn. So viel Mühe Tsuna sich auch gab; das Brett in seinen Händen kam einfach nicht gegen eine menschliche Schädeldecke an.

Ryohei hingegen hatte nicht einmal eine Waffe. Und die Kraft seiner Fäuste genügte ebenfalls nicht, um einen Schädel einzuschlagen.

Es wäre erleichternd, sagen zu können, dass sich Tsuna und Ryohei bewusst immer weiter an der Wand entlang nach links vorarbeiteten, während sie die Zombies abwehrten, um letztendlich an der Hintertür des Hauses anzukommen. Tatsächlich aber waren sie selbst überrascht, als sie auf einmal einen Türrahmen im Rücken spürten.

„Was-?“, brachte Ryohei hervor, während er einen Zombie nach dem anderen niederschlug. Es war wirklich lästig, wie sie immer wieder aufstanden – wenn sie es denn konnten, denn ihre Mitzombies trampelten achtlos auf ihnen herum, sobald sie im Matsch lagen.

„Eine Tür“, informierte ihn Tsuna knapp, der inzwischen eher blindlings in die Menge der näherkommenden Wesen schlug, um sie fernzuhalten. „Sie“ - er drückte den Türknauf hinunter - „ist offen. Komm!“

Er stieß die Tür auf und ging rückwärts hinein, immer noch mit dem Holzbrett herumwedelnd. Ryohei tätigte noch einen letzten Schlag und drehte sich dann zur Türöffnung – nur, um das Brett mitten ins Gesicht zu bekommen.

„AU!“

„Oh – tut mir leid!“

„Schon okay, mach die Tür zu!“

Die beiden stemmten sich mit aller Kraft gegen die Tür, um sie zuzudrücken, während die Menge draußen mit aller Macht dagegen hielt. Tsuna schrie auf, als sich neben ihm eine Zombie-Hand durch den verbleibenden Spalt schob und ins Leere griff.

Ryohei schrie auch auf – allerdings war es bei ihm mehr ein Kampfschrei -, als er sich mit voller Wucht gegen die Tür warf, sie damit schloss und die Zombiehand von dem dazugehörigen Arm trennte.

Tsuna gab ein angewidertes Geräusch von sich, als die blassen Finger noch ein paar Mal zuckten, ehe sie erschlafften.

Merkwürdigerweise schien das Gebrüll durch das Schließen der Tür nicht besonders stark gedämpft worden zu sein. Es klang, als ob-

„Die Vordertür!“, rief Tsuna und lief durch den Raum und den Flur, um sie direkt vor der Nase einer knurrenden, einarmigen Frau zuzuknallen.

Sie begann, mit einem wütenden Heulen an die Tür zu hämmern. Tsuna lehnte sich mit dem Rücken dagegen und schloss die Augen, um kurz durchzuatmen. Jetzt, da beide Türen zu waren, lagen die Räume nur noch im Dämmerlicht. Die Fenster waren von innen mit Brettern vernagelt und Tsuna nahm an, dass sich seine Bewohner so vor ihren untoten Nachbarn hatten schützen wollen. Er dachte lieber nicht darüber nach, was wohl am Ende aus ihnen geworden war.

Er konnte Ryohei in dem Raum am anderen Ende des Flures sehen, wo er einen Schrank vor die Tür schob und lautstark vor sich hinfluchte. Sobald der schwere, dunkle Holzschrank einigermaßen sicher stand und die brüllenden und unerbittlich gegen die Tür hämmernden Zombies mit hoher Wahrscheinlichkeit fürs Erste draußen bleiben würden, durchquerte er den Raum und wischte sich das Blut von seinen Armen an der Hose ab.

„Dämliche Viecher“, beschwerte er sich übellaunig.

Tsuna, immer noch an die Vordertür gelehnt und das Heulen der Frau in den Ohren, zu der sich allmählich auch andere Zombies zu gesellen schienen, sah besorgt auf Ryoheis Arme.

„B-Bist du verletzt?“

Ryohei sah auf und sein Gesichtsausdruck wechselte so schnell von finster zu zuversichtlich, dass es unnatürlich schien. „Nein, Quatsch! Das ist nicht mein Blut. Das ist von diesen sabbernden Dingern da draußen.“

Tsuna versuchte ein erleichtertes Lächeln, als ein lauter Schlag und das Erzittern der Tür ihn daran erinnerte, dass ihn nur ein paar Zentimeter Holz von den 'sabbernden Dingern' trennten. „Ähm, könntest du mir hier... kurz helfen?“

„Na klar!“

Das Einzige, das groß und stabil genug schien, um die Tür zu verbarrikadieren, war der Kühlschrank, den Ryohei mit einiger Mühe aus der Küche in den Flur schon. Zwischendurch öffnete er ihn, doch er war leer.
 

„Hibari, nicht so schnell“, brachtest du atemlos hervor. „I-Ich kann nicht mehr...“

„Stell dich nicht so an.“

Oh, wie reizend er doch wieder war, während er dich schnellen Schrittes über die regennassen Dächer zog, nicht einmal innehaltend, wenn du ins Straucheln kamst. Die Abstände zwischen den Häusern waren so schmal, dass ihr mit ein wenig Mühe – und Überwindung - hinüberspringen konntet. Eben jene Überwindung hättest du zugegebenermaßen niemals aufbringen können, hätte Hibari dich nicht mit seinem Todesblick angetrieben.

Dank des Tempos dauerte es nicht lange, bis ihr bei dem Haus angekommen wart, in dem sich das Kind befinden musste. Na gut – noch befandet ihr euch nicht dort, sondern auf dem Dach des Hauses gegenüber.

Hibari sprang ohne zu zögern vom Dach auf den inzwischen matschigen Boden und sah dann erwartungsvoll zu dir hoch. „Komm.“

Du verzogst das Gesicht. „Sehr witzig. Das sind bestimmt drei Meter!“

„Es sind höchstens zweieinhalb“, erwiderte er ernst. „Jetzt spring.“

„Nein!“

„Mach.“

„Nein.“

Ein paar Sekunden erwiderte er stur deinen verärgerten Blick, dann musste den Kopf senken, weil er erstens Regentropfen in die Augen bekam und zweitens gerade ein Zombie um die Ecke gebogen war und armewedelnd auf ihn zulief. Hibari, der offenbar eine Vorliebe für Steine entwickelte, griff sich einen vom Boden und schlug dem Mann im mittleren Alter den Kopf ein.

Dann sah er wieder hoch.

„Beeile dich gefälligst.“

Du seufztest genervt, bemühtest sich aber, ruhig zu bleiben. Lambo in deinen Armen zitterte ein wenig. „_____, mir ist kalt...“

„Keine Sorgen, Lambo“, flüstertest du sanft. „Wir gehen gleich ins Trockene.“

Der Kleine blinzelte ein paar Mal, lächelte dir matt zu und schloss die Augen wieder.

Nach einem letzten prüfenden Blick auf ihn sahst du wieder zu Hibari hinunter. „Ich bin nicht du, Hibari. Wenn ich da runterspringe, brech' ich mir wahrscheinlich beide Beine.“

Er legte die Stirn in Falten, schien dein Problem aber nachvollziehen zu können. „Dann kletter die Regenrinne runter.“

Du lehntest dich ein wenig nach vorne und konntest tatsächlich ein wenig rechts von dir eine Regenrinne erkennen. Wahrscheinlich könntest du wirklich daran hinunterklettern, aber... „Was ist mit Lambo?“

„Wirf ihn runter“, erwiderte Hibari, ohne zu zögern.

Du sahst ihn entsetzt an. „Was?

Hibari schien allmählich die Geduld zu verlieren. Er starrte nur finster zu dir hoch und wartete darauf, dass du seine Anweisungen befolgtest. Wenn Hibari gar nichts mehr sagte, war das immer ein Zeichen von drohender Gefahr.

„Okay, okay“, murrtest du schließlich. „Aber sei vorsichtig, wenn du ihn fängst.“

Von Hibari kam keine Antwort, was nicht gerade ermutigend war. Er streckte nur stumm seine blutverschmierten Hände ein wenig vor sich aus, um zu zeigen, dass er bereit war.

„Keine Sorge, Lambo“, murmeltest du in das Ohr des Jungen und drücktest ihn tröstend an dich. „Es wird alles wieder gut.“

Und damit ließt du ihn fallen.

Sobald Hibari Lambo in seinen Armen hielt – was ein sehr befremdliches Bild abgab – begannst du, die Regenrinne hinabzuklettern. Zweimal rutschtest du ab und wärst fast gefallen, konntest dich aber noch rechtzeitig halten.

Endlich auf dem Boden angekommen, nahmst du zuerst Lambo wieder in deine Arme. Es war, als wärst du zu seinem selbsternannten Schutzpatron geworden.

Hibari verlor keine Zeit. Er ging zur Straße, sah sich kurz um, packte dann schon wieder deine Hand und zog dich rasch über die Straße, ohne dass einer der Untoten euch sah; was vor allem daran lag, dass die meisten immer noch an den Türen des Hauses klopften, in dem sich Tsuna und Ryohei verschanzt hatten.

Ein Blick die Straße hinunter teilte dir eben dies mit. Und obwohl du nicht sicher sein konntest, wolltest du glauben, dass Tsuna gesund und – nun ja, nicht gerade munter, aber zumindest nicht tot – in diesem Haus hockte und erst einmal in Sicherheit war.

Du wolltest geradewegs durch die Haustür reingehen, das Kind holen und dann wieder zurück zu Tsuna laufen, um mit ihm und allen anderen so weit wie möglich von diesem Ort wegzulaufen doch Hibari hielt dich schon vor der Haustür zurück, was dir in deinem Eifer einen kleiner Dämpfer verpasste.

„Was?“, fragtest du ein wenig zu unfreundlich. Hibaris Augen wurden gefährlich schmal, als er zu dir hinabsah.

„Da ist jemand.“

Du sahst ihn fragend an. Natürlich war da jemand. Das Kind war da. Das Kind, das ihr retten wolltet. Allerdings sagte dir sein angespannter Gesichtsausdruck, dass es nicht das Kind war, das er mit' jemand' gemeint hatte.

Er bedeutete dir mit einem Blick, ihm zu folgen, als er an der Außenseite des Hauses entlangging, um ein Fenster zu finden, durch das man hineinsehen konnte. Ihr wart gerade um die Ecke gebogen, als ein markerschütternder Schrei ertönte, der dich und Lambo heftig zusammenfahren ließ, während Hibaris Gesichtszüge nur ganz leicht zuckten, was du aber eh nicht sehen konntest, weil du ja hinter ihm gingst.

Deine Augen wurden groß, während Lambo vor Angst zu weinen anfing. Der Schrei kam aus dem Inneren des Hauses. Das Kind.

Du wolltest dich umdrehen und zum Hauseingang laufen, doch Hibari hielt dich gerade noch am Saum deiner Jacke fest. Im selben Moment brach der Schrei ab, nur um Sekunden später erneut und noch durchdringender durch den Regen zu schallen.

Dein erschütterter Blick galt jetzt Hibari, der offenbar ein Fenster gefunden hatte und mit seinem üblichen Gesichtsausdruck durch die Scheibe sah. Und obwohl er dich nicht anschaute, ließ er den Saum deiner Jacke nicht loß.

„Schhh...“, versuchtest du verzweifelt, den weinenden Lambo zu beruhigen, während zu vorsichtige Schritte in Hibaris Richtung machtest, um schließlich neben ihm durch das Fenster zu sehen.

Du wünschtest, du hättest das nicht getan.

Gerade, als deine weit aufgerissenen Augen den Raum hinter der Fensterscheibe erblickten, brach der Schrei des Kindes ein weiteres Mal ab. Stattdessen begann es – es war ein Mädchen, wie du jetzt sehen konntest -, schwächlich zu schluchzen, als hätte es nicht mehr genug Kraft zum Schreien.

Die Szene war grauenhaft. Das Mädchen lag auf dem Boden, sein langes, blondes Haar auf den Holzdielen ausgebreitet wie ein Fächer, das tränenfeuchte, vor Angst und Schmerzen verzogene Gesicht zur Decke gewandt. Zwei Untote, ein Mann und eine Frau, labten sich an den Innereien des Mädchens, während es noch lebte. Du konntest sehen, wie sie etwas Rotes, Schleimiges aus dem offenbar mit Zähnen aufgerissenen Bauch des Mädchens holten und es sich gierig in die Münder stopften.

„Oh Gott...“ Du legtest eine Hand auf deinen Mund und schluchztest leise auf. Das ganze Bild hattest du jedoch nur etwa zwei Sekunden vor Augen, ehe dich Hibari unsanft beiseite schob, sodass dir ein weiterer Blick durch das Fenster verwehrt – oder auch erspart – blieb.
 

Der richtige Augenblick. War er das? War das hier der richtige Augenblick?

Sie waren jetzt alleine und es wäre ein Leichtes, nun die Zahl der Lebenden in diesem kleinen unlustigen Spielchen zu verringern. Doch war es das wert? Vielleicht war es immer noch zu früh, um seine Tarnung aufzugeben. Er wollte den Moment eigentlich so lange wie möglich hinauszögern, aber die Gelegenheit war einfach zu günstig.

Nur – wenn er es jetzt tat, hatte er die Übrigen gegen sich.

Außer natürlich, er schaffte es, das Ganze wie einen Angriff der Infizierten aussehen zu lassen. Das müsste ja eigentlich zu machen sein. Doch wie sollte er es tun? Er hatte eine Schusswaffe, von der keiner was wusste, ja, aber einen Kopfschuss würden sogar sie verdächtig finden, auch wenn sie ansonsten nicht allzu helle waren.

Er durfte sein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Die Ringe. Ja, die Ringe. Deshalb war er hier.

Doch er konnte niemandem seinen Ring abnehmen, wenn derjenige nicht tot oder zumindest außer Gefecht gesetzt war.

Am Ende drehten sich seine Gedanken im Kreis. Jetzt schon töten oder noch nicht? Warten, auf Zeit spielen? Aber je mehr Zeit verstrich, desto länger war auch er selbst in Gefahr.

Warten oder nicht, warten oder nicht, warten oder nicht...?
 

„Hi-Hibari.“

Du schluchztest. Ihr hattet nichts mehr für das Mädchen tun können, das war dir klar, aber das machte den Gedanken keinesfalls erträglicher – eher das Gegenteil.

Hibari sah dich an. Ihr hattet euch in ein kleines Haus einige Meter weiter zurückgezogen, als die ersten Untoten, von den Schreien des Mädchens angelockt, in eure Richtung geschlurft waren.

Nachdem Hibari die Tür geschlossen hatte, warst du erschöpft auf die Knie gesunken, hattest leise vor dich hingeweint und Lambo auf dem Boden abgelegt.

Lambo. Irgendetwas schien mit ihm zu passieren. Dein Atem stockte und wieder brachtest du hervor, diesmal kaum noch hörbar: „Hibari.“

Du hattest es schon die ganze Zeit gewusst. Die zwei Stunden waren um. Riforma. Wandlung.

Hibari ging neben dir in die Hocke und betrachtete mit fast sachlichem Interesse, wie Lambo sich auf dem Boden wand und krümmte und schluchzte. „Es tut weh... alles tut weh. Macht, dass es aufhört...!“

Lambos Schluchzen vermischte sich mit deinem, als du beide Hände über deinen Mund legtest. Das kann nicht wahr sein. Das darf nicht wahr sein.

Doch die unvermeidliche Wahrheit lag vor dir auf dem dunkelgrünen Teppich, in Form eines kleinen, wimmernden Jungen.

„Er... Er verwandelt sich“, sagtest du leise, konntest nur mit Mühe den Blick von dem sich schüttelnden Jungen lösen und sahst zu Hibari auf. „Was sollen wir tun...?“

Auch Hibari hob den Blick. Langsam, ruhig. Und du wusstest, was er dachte, obwohl er kein Wort sprach.

„Wir können ihn nicht... nicht töten“, riefst du aus und ließt die Hände sinken.

Lambo weinte. „Mach, dass es aufhört! Es soll auf... hören... Bitte...“

Seine Stimme wurde schwächer.

Hibari schwieg. Er würde nicht derjenige sein, der dich überredete, ein Kind zu töten... zu erschießen. Denn er wusste, dass du die Waffe immer noch bei dir hattest.

Er wirkte kein bisschen überrascht, als du sie mit zitternden Händen aus der Jackentasche zogst und er machte auch keine Anstalten, sie dir abzunehmen. Vielleicht wollte er auch nur sehen, ob du es tun konntest.

„_____... Es tut weh...“

„Alles wird gut, Lambo“, flüstertest du heiser und schlucktest, als du den Blick wieder senktest. Lambo hatte vor Schmerzen die Augen zusammengekniffen und sah nicht, wie die Pistole unheilvoll über seinem Kopf schwebte. „Es tut bald nicht mehr weh...“

Und dann wurde er still.

Er atmete flach und ungleichmäßig, doch er wimmerte nicht mehr. Du warst dir ziemlich sicher, dass es nur noch Sekunden dauern konnte, bis er einer von ihnen wurde. Die Waffe in deinen Händen zitterte, als du sie anhobst, entsichertest und auf Lambo richtetest. Du musstest es jetzt tun, solange er noch er selbst war. Damit er nicht so eine Kreatur wurde, damit du ihn so in Erinnerung behalten konntest, wie er gewesen war. Und nicht als... als...

„Ich kann das nicht.“ Die Worte kamen im selben Moment über deine Lippen, als du die Waffe sinken ließt und Lambos Atmung wieder schneller zu werden begann. Ein heiseres, ganz und gar nicht menschliches Knurren kam von ihm und du schnapptest nach Luft-

Da nahm Hibari dir die Waffe aus der Hand, zielte und schoss Lambo mitten in die Stirn, bevor er sich aufrichten konnte.

Der schallende Knall war unter dem Rauschen des Regens kaum zu hören.

иα¢н ∂єм яєgєи

Der Regen ließ nach, als auch deine Tränen verebbten.

Hibari hatte die Waffe zu Boden gelegt und dich in Ruhe gelassen. Entweder dachte er, es sei das Beste für dich, wenn du Zeit hattest, Lambos Tod alleine einigermaßen zu verarbeiten - oder er hatte einfach keine Lust, sich dein Geheule weiter anzuhören. Jedenfalls hatte er sich in den Flur zurückgezogen, dort mit dem Gesicht zur Tür auf den Boden gesetzt und gewartet. Dir wäre es lieber gewesen, wenn er bei dir geblieben wäre.

Nach einer Zeit, die dir wie eine Ewigkeit vorkam, nahmst du schließlich die Waffe und stecktest sie wieder in deine Tasche, den Blick auf Lambos leblosen Körper vermeidend.

Du wolltest ihn mit irgendetwas zudecken, konntest dich aber nicht aufraffen, etwas Entsprechendes zu suchen. Auf einmal, sobald du aufgestanden warst, meintest du, es nicht länger mit ihm in einem Raum aushalten zu können.

Strauchelnd betratest du den Flur, in dem Hibari saß und immer noch abwesend die Tür ansah. Er machte keine Anstalten, aufzustehen, also gingst du zu ihm und ließt dich neben ihm an der Wand zu Boden sinken.

Draußen war ab und zu unverständliches Brüllen und Keifen zu hören, doch bis jetzt hatte sich keiner der Zombies in euer Haus verirrt.

Du schnieftest leise und lehntest deinen Kopf an Hibaris Schulter. In der Zeit, die du vor Lambos Leiche verbracht hattest, hatte sich etwas in dir verändert. Es war, als hätte jemand einen Schalter in deinem Kopf umgelegt. Erst dieser Vorfall hatte dir unmissverständlich vor Augen geführt, wie aussichtslos eure Lage war. Und in dieser Lage war die Angst vor Hibari kaum noch präsent, weil sie von zu vielem anderen überschattet wurde.

Hibari selbst schien sich nicht daran zu stören, dass du so dicht bei ihm warst. Jedenfalls zeigte sein Gesicht nach wie vor keine Regung.

„Ich... Danke“, brachtest du schließlich leise hervor.

„Wofür?“, fragte er gleichgültig, ohne den Blick von der Tür abzuwenden.

„Dass du das getan hast, was ich nicht konnte. Es war richtig. Es war nötig. Aber ich habe mich nicht dazu überwinden können.“ Du begannst, langsam den Reißverschluss deiner Jacke zu öffnen und zu schließen, nur um irgendetwas zu tun zu haben. „Hätte ich früher reagiert, wären ihm die Schmerzen erspart geblieben.“

Hibari sagte nichts. Und eigentlich gab es auch nichts, was er hätte sagen können, damit du dich besser fühltest.
 

„Sie sind jetzt bestimmt schon eine Stunde weg“, sagte Takeshi. Er stellte das einfach fest, ohne irgendetwas Bestimmtes mit seiner Tonlage zu suggerieren, doch Gokudera schien dieser Satz eine Art Ansporn zu geben, denn er räusperte sich und wandte den Blick endlich von der Öffnung ab, durch die er mit beinahe leerem Blick die letzten Tropfen beobachtet hatte, die aus dem Geäst fielen, obwohl der Regen schon vor einiger Zeit aufgehört haben musste.

„Du hast Recht. Hoffentlich geht es ihnen gut.“

Wieder schwiegen sie.

Schließlich war es Gokudera, der wieder die Stimme erhob. „Vielleicht sollte ich nach ihnen schauen gehen... Sie könnten Hilfe gebrauchen.“

Ein verstimmter Ausdruck huschte über Takeshis Gesicht, der wohl davon herrührte, dass er sich selbst als Last für seine Freunde empfand.

„Ich glaube, ich kann gehen“, sagte er auf einmal und machte sich schon daran, sich mit den Armen aufzustützen. „Die Schiene scheint immerhin ganz stabil.“

„Du sollst nicht-“, begann Gokudera, machte aber auch keinen Versuch, seinen Freund aufzuhalten. Wenn Takeshi wirklich gehen konnte, würden sie die anderen suchen können.

„Geht schon.“ Takeshi zeigte ein tapferes Lächeln, als er vor dem Baum stand, das ihnen bislang als Versteck gedient hatte. Kurz sah er sich nach eventuellen Angreifern um – er suchte auch die Baumkronen ab -, fand aber keine. Er hob die Hände, wie um sich zu präsentieren und stand bemerkenswert aufrecht für jemanden mit einem gebrochenen Bein. „Siehst du? Tut gar nicht mehr weh.“

Natürlich war das gelogen und Takeshi war ziemlich sicher, dass das Gokudera auch klar war, jedoch war er dankbar, als der andere nur mit einem grimmigen Lächeln nickte und sich neben ihn stellte. „Wenn du wirklich meinst, dass es geht...“

„Meine ich“, erwiderte Takeshi nachdrücklich. Er würde das schaffen. Er musste das schaffen.

Gokudera beäugte ihn kurz misstrauisch und seufzte dann kaum hörbar. „Na gut. Gehen wir zum Dorf.“
 

„Ich hoffe, _____ geht es gut“, murmelte Tsuna vor sich hin und starrte auf seine Knie. Er saß auf einem der beiden Stühle in der Küche und knetete unruhig seine Hände.

Die Zombies draußen hatten allmählich von den Türen abgelassen; allerdings war Tsuna nicht sicher, ob sie das aus Erschöpfung oder Hinterhalt getan hatten - oder weil sie mit der Zeit einfach vergessen hatten, was sich noch mal in diesem Haus befand.

„Bestimmt“, sagte Ryohei zuversichtlich. Er hatte nicht die Geduld, auf einem Stuhl sitzen zu bleiben wie Tsuna, und lief daher unruhig hin und her. „Immerhin ist sie mit Hibari zusammen. Wahrscheinlich ist sie sicherer als wir gerade.“

Tsuna nickte nur. Er wusste, dass es stimmte, doch auch diese Gewissheit trug nicht dazu bei, den Knoten in seinem Inneren zu lösen.

Ryohei ging zu den vernagelten Fenstern hinüber und lugte durch einen Spalt hinaus auf die Straße. „Die Sonne scheint.“

„Was?“ Tsuna hob den Kopf, erhob sich dann schwerfällig und stellte sich neben den Älteren, um ebenfalls hinauszuspähen. Tatsächlich. Nach dem Regenschauer hatten sich die Wolken offenbar verzogen und die Sonne schien jetzt beinahe höhnisch auf das Dorf hinab, wobei sie das Blut und die Innereien auf dem noch matschigen Boden glitzern ließ.

Tsuna erwartete fast, Vögel zwitschern zu hören, war aber froh, dass das nicht der Fall war. Der Sonnenschein war schon frustrierend genug. In dem sanften Licht wirkten sogar die dumpf durch die Gegend schlurfenden Zombies friedlich.

Einen Augenblick lang musste Tsuna daran denken, wie idyllisch das alles ohne die Leichen, das Blut und die Untoten gewirkt hätte, allerdings schüttelte er den Gedanken schnell wieder ab. Wunschdenken und Was-wäre-wenn-Spiele würden niemandem helfen.

„Wir sollten versuchen, zu dem Haus zu kommen, in dem das Kind war“, sagte er und wandte sich mit einem Ruck vom Fenster ab. „Vielleicht schaffen wir es irgendwie unbemerkt raus... Und es wäre ja möglich, dass Hibari, _____ und Lambo dort mit dem Kind nur auf uns wart-“

Tsuna unterbrach sich und einen Moment lang wurden seine Augen glasig. Lambo. Er war sich absolut sicher, dass jetzt zwei Stunden vergangen sein mussten, seit Lambo und Yamamoto angegriffen worden waren. Weit über zwei Stunden.

Lambo musste sich schon längst verwandelt haben. Was war, wenn er dich erwischt hatte? Oh Gott...

Wieder schüttelte Tsuna hastig den Kopf. Er musste unbedingt aufhören, so pessimistisch zu sein. Es war doch möglich, dass Lambo wie durch ein Wunder gar nicht infiziert worden war. Ja, genau. Und vielleicht war Hibari mit dir und Lambo auf auf einem rosa Pony davongeritten.

Wieder schüttelte er den Kopf. Gokuderas Sarkasmus färbte auf ihn ab.

„He, Sawada. He! Tsuna! Was hast du?“

Erst jetzt bemerkte er, dass Ryohei wie wild mit einer noch immer vom Blut rot gefärbten Hand vor seinem Gesicht herumwedelte.

„I-Ich...“ Tsuna dachte kurz nach. Es brachte nichts, Ryohei jetzt auch noch in Panik zu versetzen. „Ich habe nur nachgedacht. Also, schleichen wir uns... raus?“

„Alles klar!“, erwiderte Ryohei eine Spur zu laut.

Tsuna zuckte zusammen und sah rasch wieder durch die Bretter hinaus, doch die Stimme des anderen schien die Aufmerksamkeit der Zombies nicht auf sie gelenkt zu haben. Noch nicht.

Es war wirklich schwer, nicht gleich wieder pessimistisch zu werden bei der Aussicht, sich ausgerechnet mit Ryohei Sasagawa durch ein Dorf voller mordlustiger Zombies zu schleichen.
 

„Wir sollten nach Tsuna und Ryohei sehen“, sagtest du leise und richtetest dich ein wenig auf. Auf der Seite, mit der du dich an Hibari gelehnt hattest, machte sich jetzt eine unangenehme Kälte breit. Und aus irgendeinem Grund hattest du auf einmal ein schlechtes Gewissen gegenüber Tsuna.

Die ganze Zeit hattest du zum naheliegenden Fenster gesehen, als würden dein Freund und Ryohei einfach vorbeispazieren, sobald sie die Menge an Zombies beseitigt hatten. Allmählich wurde dir aber klar, wie lächerlich dieser Gedanke war. Dir blieb nur die Hoffnung, dass sie es irgendwie geschafft hatten, zu entkommen.

Hibari bewegte sich ein wenig und sah zum ersten Mal seit gefühlten Stunden zu dir hinunter. Sein Blick war unergründlich und mit einem Schlag wurde dir bewusst, wie nah eure Gesichter einander waren. Hastig rutschtest du von ihm weg. „A-Also, was meinst du? Irgendetwas müssen wir-“

Er unterbrach dich mit einer Handbewegung, die dich tatsächlich zum Schweigen brachte.

Sein Kopf neigte sich leicht, als er offenbar lauschte. Einen Moment lang sahst du ihn irritiert an, dann konntest auch du es hören.

Ganz gedämpft und leise waren Stimmen zu hören. Auf deinem Gesicht breitete sich ganz langsam ein erleichtertes Lächeln aus, als du sie erkanntest.

„Noch ein paar Häuser weiter, oder?“

„Ja. Jetzt versuch bitte, leise zu sein.“

„Okay! Ich werde extrem leise sein!“

„...“

„Können wir nicht schneller gehen?“

„Pscht.“

„Was?“

„...“

„Tsuna?“

Du konntest ihre Gesichtsausdrücke vor deinem geistigen Augen sehen. Ryohei war irritiert, weil Tsuna offenbar nicht mit ihm reden wollte und Tsuna selbst schwankte zwischen Angst und Missmut, was immer sehr lustig in seinem Gesicht aussah.

Dem Klang der Stimmen nach befanden sie sich an der Hinterseite des Hauses. Ohne zu zögern standest du auf, durchquertest schnellen Schrittes den Flur, betratest die Küche, die sich hinter der letzten Tür befand und gingst zum Fenster, um es fast überschwänglich zu öffnen.

Das war vielleicht nicht deine beste Idee, denn Tsuna bekam den Fensterrahmen ins Gesicht.

„Auuu!“

„Scht!“, machtest du sofort hastig und wedeltest mit den Händen, während Hibari hinter dir auftauchte und ein übellauniges „Wenn die das gehört haben, bring ich euch alle um“ murmelte.

„_____!“, sagte Ryohei heiter und lächelte fröhlich, als hättet ihr euch gerade zufällig auf der Straße in Namimori getroffen. „Und Hibari! Schön, dass es euch gut geht! Was ma-“

Seine Stimme wurde in seinem Plauderton immer lauter, sodass du dich gezwungen sahst, ihm eine Hand auf den Mund zu pressen, um ihn zum Schweigen zu bringen.

„Sei bitte leise“, flüstertest und ernst und er nickte mit großen Augen, während Tsuna sich leise wimmernd die Stirn rieb. „Kommt rein.“

Du tratest zurück, sodass die beiden durch das Fenster hineinklettern konnten. Tsuna hatte einige Mühe dabei. Als er aber letztendlich wieder auf seinen Beinen stand und das Fenster geschlossen war, machte sich auch in seinem Gesicht endlich Erleichterung breit.

„Ein Glück, dass es euch gut geht“, brachte er etwas stockend hervor, als du dich auch schon in seine Arme warfst.

„Dasselbe wollte ich auch gerade sagen...!“

Tsuna wurde rot und erwiderte zögernd deine Umarmung. „Ahaha... Dann ist das wohl... doppeltes Glück...“

Du konntest Hibari murren hören, als er den Raum verließ, vermutlich, um sich wieder im Flur auf seinem Posten niederzulassen.

„Wo ist das Kind?“, fragte Ryohei interessiert und sah sich um. „Und wo ist Lambo?“

Langsam löstest du dich aus der Umarmung und sahst dich den fragenden Blicken Tsunas und Ryoheis gegenüber. Du wünschtest, Hibari hätte den Raum noch nicht verlassen. Die letzte Spur von Freude verschwand aus deinem Gesicht, als du einmal kurz durchatmetest und dann langsam antwortetest: „Sie sind tot. Beide.“

Tsuna und Ryohei schnappten synchron nach Luft, was du in einer anderen Situation vielleicht lustig gefunden hättest.

„Wie... ist das...?“, begann Tsuna schwach und lehnte sich gegen die Spüle, um den Halt nicht zu verlieren.

„Das Kind... es war ein Mädchen“, erklärtest du langsam, „es wurde angegriffen, bevor wir etwas tun konnten. Wir waren zu spät. Und Lambo hat sich... er hat... hat sich...“ Du schlucktest. „Er war dabei, einer von ihnen zu werden und Hibari hat... hat es beendet. Er liegt im Wohnzimmer.“

„Oh nein.“

Diesmal war es Tsuna, der dich in eine tröstende Umarmung zog, während Ryohei sich mit einem verstörten Ausdruck im Gesicht an den Kopf fasste und in den Flur ging. Den Schritten nach zu urteilen hatte er das Zimmer betreten, in dem Lambo lag. Einen Moment war es still, dann kehrte er offenbar in den Flur zurück.

Nach ein paar weiteren stillen Sekunden ließ Tsuna dich los, ging mit dir in den Flur und betrat selbst das Wohnzimmer, blieb aber nicht allzu lange dort.

Das war es also. Euer kleiner Ausflug in das Dorf war absolut sinnlos gewesen. Du wolltest Lambos Schicksal auch gerne darauf schieben, wusstest aber, dass er so oder so infiziert gewesen wäre.

Ryohei, der an der Wand neben der Tür lehnte, räusperte sich. „Ähm... Woher hattest du denn eine Waffe, Hibari?“

Tsunas Blick schnellte zu dem Schwarzhaarigen, der wieder auf dem Boden hockte und die Tür anstarrte.

„Das war nicht meine.“

Ryohei hob die Augenbrauen. „Wessen denn?“

Du standest ihm gegenüber neben Tsuna an der Wand und hobst die Hand, als würdest du dich in der Schule melden. „Meine.“

„D-Deine?“ Tsuna sah dich entsetzt an. „Aber woher hast du die denn?“

„Die lag bei dem Typen, der sich umgebracht hat. In dem Reetdachhaus.“

Wieder Stille. Da Ryohei und Tsuna dich nur weiter ungläubig anstarrten, fuhrst du fort. „Ich hab sie für Notfälle eingesteckt.“

„Warum hast du nichts davon gesagt?“ Tsunas Stimme klang vorwurfsvoll.

„Weil...“ Du wichst seinem und Ryoheis Blicken aus. Hibari änderte seine Sitzposition ein wenig. „Weil ich dachte, ihr nehmt sie mir weg und dann wäre ich völlig... schutzlos.“

Ryohei schnaubte vernehmbar und murmelte dann etwas Unverständliches, während Tsuna dich mit halboffenem Mund anstarrte, offenbar darüber nachdenkend, ob er das wirklich getan hätte. Oder einer von den anderen. Er schien zu keinem befriedigenden Schluss zu kommen, denn er wechselte abrupt das Thema. „Jedenfalls sollten wir zu Yamamoto und Gokudera zurückgehen. Die machen sich bestimmt schon Sorgen.“

Erstaunlicherweise schien euch das Schicksal schnell wieder zusammenführen zu wollen. So etwas würde man, wenn man denn wollte, wohl als 'Macht der Freundschaft' bezeichnen.

Jedenfalls ereignete es sich, dass just in diesem Moment Gokudera und Takeshi zur Tür hineinplatzten, offenbar in der Annahme, ein leeres Haus vorzufinden. Umso überraschter schienen sie, als du, Tsuna, Hibari und Ryohei ihnen überrascht entgegenblicktet. Zumindest war Gokudera noch so geistesgegenwärtig, die Tür hinter sich zu schließen, damit ihr von den Untoten unentdeckt bliebt. Erst dann erhob er die Stimme. „Was macht ihr denn hier?“

„Wir verstecken uns vor den Viechern da draußen“, erwiderte Ryohei überraschend sachlich. „Was macht ihr hier? Ihr solltet doch im Wald warten.“

„Wir haben uns Sorgen gemacht, weil ihr so lange gebraucht habt“, erklärte Takeshi und stützte sich am Türknauf ab. Offenbar hatte er Schwierigkeiten, gerade zu stehen. Du konntest sehen, dass er und Gokudera ihm eine Stütze für sein Bein ge... bastelt haben mussten. Sehr professionell sah das nicht aus, aber es war wahrscheinlich besser als gar nichts.

Gokudera sah sich um. „Wo ist das Kind? Das hier ist doch das Haus, in dem es sich versteckt hat?“

Du verzogst das Gesicht. „Nein, das ist ein paar Häuser weiter. Aber das Kind ist eh tot.“

Es ein zweites Mal jemandem mitzuteilen, war irgendwie viel einfacher, daher fuhrst du gleich fort, ehe einer der beiden fragen konnte. „Und Lambo ist auch tot. Er liegt dort.“

Mit einem beinahe desinteressierten Gesichtsausdruck gestikuliertest du zur Tür des Wohnzimmers hin. Gokudera ging ohne zu zögern hinein, während Takeshi unbehaglich an der Tür stehen blieb.

Die Schuld war in seinem Gesicht abzulesen. „Wie ist er...?“, fragte er langsam. Von seiner gewohnten Heiterkeit war nichts mehr zu sehen.

„Ich habe ihn erschossen“, erklärte Hibari kühl.

Yamamoto blinzelte und sah ihn an. „Erschossen? Wie... Woher...?“ Er wurde immer blasser.

Tsuna ging zu ihm hin, anscheinend in dem Versuch, irgendwie Trost zu spenden. Keinem außer ihm und Gokudera war wirklich bewusst, dass Takeshi sich selbst die Schuld an Lambos Tod gab.

„_____ hat eine Waffe gefunden und Hibari hat sie benutzt“, erklärte er behutsam. „Er muss jetzt zumindest nicht mehr leiden.“

Das war ein schwacher Trost, wenn man bedachte, dass er kurz vor seinem Tod schreckliche Schmerzen gehabt haben musste und dass er jetzt noch immer glücklich umherrennen könnte, wenn ihr gar nicht erst hierher gekommen wärt.

єяωαятє ∂αѕ υиєяωαятєтє

Nachdem ihr euch alle wiedergefunden hattet, war klar, was als Nächstes zu tun war. Ihr musstet dieses Dorf so schnell wie möglich verlassen, denn hier wart ihr nicht sicher. Zwar wart ihr nirgendwo innerhalb des eingezäunten Gebiets wirklich sicher, aber alles war besser als diese Anlaufstelle für Untote.

„Wenn wir uns hinter den Häusern halten, müssten wir es unbemerkt aus dem Dorf schaffen“, sagte Tsuna unbehaglich. Wahrscheinlich hätte er sich lieber weiterhin in diesem Haus versteckt und einfach gehofft, dass jemand kam, um euch zu retten, oder dass die Zombies sich mit der Zeit schlicht in Luft auslösten – aber beides erschien dir recht unwahrscheinlich.

In dem Flur war es inzwischen eng geworden, als Takeshi aus dem Wohnzimmer zurückgekehrt war, in dem er einen kurzen, bestürzten Blick auf Lambo geworfen hatte. Hibari hatte sich daher in die Küche zurückgezogen.

„Na dann“, sagte Ryohei in seinem typischen Eifer (du hattest keine Ahnung, wie er den nach all den Geschehnissen noch aufrecht erhalten konnte), „gehen wir los!“

Er schlug mit der rechten Faust in die linke Hand und zuckte kaum merklich zusammen. Du sahst ihn aufmerksam an. „Bist du verletzt?“

„Was?“ Sein Blick schnellte hoch und er ließ die Hände hinter seinem Rücken verschwinden, was ungewohnt bei ihm aussah. „Nein. Ich hab mir nur das Handgelenk ver... oder angestaucht. Keine Ahnung. Ist nicht weiter schlimm. Ich bin extrem hart im Nehmen!!“

Du blinzeltest. „Oookay?“

Solange er keine offenen Wunden hatte, in die das Blut oder der Speichel oder sonst irgendeine Körperflüssigkeit der Untoten gelangt sein konnte, war alles gut. Zwar waren seine Hände und Arme noch voll Blut, doch wenn es nicht sein eigenes war, gab es nichts zu befürchten. Und er hatte gesagt, er habe sich nur das Handgelenk angestaucht. Keine offene Wunde. Keine offene Wunde bedeutete keine Infektion.

Kurz fragtest du dich, ob du selbst es den anderen sagen würdest, wenn du wüsstest, dass du infiziert bist. Sicher würdest du. … Oder? Oder?

„Und wie kommen wir hier raus?“, fragte Takeshi und unterbrach damit deine immer beklommener werdenden Gedanken. Ihr saht ihn an. „Aus dem Haus, meine ich.“

Niemand wollte ansprechen, dass ihr immer noch keinen Plan hattet, wie ihr aus der ganzen Situation herauskommen solltet.

„Es war fast unmöglich für Gokudera und mich gewesen, reinzukommen. Rauszugehen – auch noch mit so vielen – wird durch Vordertür fast unmöglich sein.“

„In der Küche gibt es ein Fenster“, antwortetest du. „Tsuna und Ryohei sind dadurch reingekommen.“

Tsuna nickte und fuhr sich wieder mit der Hand über die Stirn, als er sich an den unvorbereiteten Kontakt mit dem Fensterrahmen erinnerte. Du warst ihm ein entschuldigendes Lächeln zu. Er erwiderte es halbherzig und sagte: „Dann müssen wir wohl durch das Fenster, ja. Ähm, was ist mit...“ Er sah unglücklich zum Türrahmen, durch den man ins Wohnzimmer gelangte.

„Ihn mitzunehmen, würde uns nur unnötig aufhalten, Juudaime“, warf Gokudera unvermittelt, aber bemüht ruhig ein. „Es würde ihm eh nicht mehr, helfen...“

Tsuna schluckte und sah zu dir. Du wusstest natürlich, dass Gokudera Recht hatte. Eine Kinderleiche mit sich herumzuschleppen, wenn man auf der Flucht vor unbarmherzigen menschenfressenden Zombies war, war alles andere als hilfreich.

Du konntest sehen, wie Takeshi unbehaglich das Gewicht von seinem gesunden Bein auf das geschiente verlagerte, nur um heftig zusammenzuzucken und das Gesicht zu verziehen.

Er und Ryohei schienen sich gänzlich aus der Sache raushalten zu wollen und du spürtest, dass die Entscheidung letztendlich an dir hängen blieb, auch wenn jeder im Raum wusste, dass sie eigentlich schon längst gefallen war.

„Lasst mich nur... lasst mich ihn nur noch einmal sehen“, murmeltest du, schobst dich an Tsuna vorbei, der zwar die Hand hob und den Mund öffnete, dich aber dann doch passieren ließ. Er konnte dir nicht das Recht nehmen, den Kleinen zumindest ein letztes Mal zu sehen.
 

Sein Kopf schmerzte. Verdammt, wo war er...?

Grummelnd richtete er sich auf. Anscheinend befand er sich in einem Raum... bei sich zu Hause. Okay, das war beruhigend. Nein, Moment – das war es nicht. Warum hatte er in seinem eigenen Heim offenbar bewusstlos auf dem Boden gelegen?

Irgendetwas war passiert, irgendetwas...

Und dann kam die Erinnerung zurück. Der Angriff. Er war niedergeschlagen worden.

„Scheiße“, entfuhr es ihm. Seine eigene Stimme dröhnte in seinen Ohren und ließ seinen Kopf schmerzen. „Fuck“, fluchte er, jetzt leiser.

Er fuhr sich unruhig durch die Haare und griff nach dem Telefon.
 

Du wusstest nicht, was du davon halten solltest.

Es war einfacher gewesen als gedacht, durch das Fenster und dann hinter den Häusern entlang aus dem Dorf zu kommen. Inzwischen lag es einige hundert Meter hinter euch, und zu eurer Linken befand sich der Zaun. Ihr hattet beschlossen, an ihm entlang zu gehen und zu hoffen, ein zweites Tor oder irgendetwas anderes zu finden, was euch weiterhalf. Die Landschaft hier sah nicht aus wie die, die ihr bei eurer Ankunft durchquert hattet. Vor euch befanden sich kaum noch Bäume; nur weite, grüne Felder, deren hohes Gras in einer Brise wehte. Die Sonne stand tiefer, es musste bereits Nachmittag sein.

Wieder hattest du das trügerische Bild einer idyllischen, friedlichen Gegend vor Augen – dann tratest du aus Versehen auf den Arm eines toten Mannes, der im Gras lag. Fliegen stoben auseinander und mit einem angeekelten Laut sprangst du zur Seite.

„Alles okay?“, fragte Tsuna besorgt, der neben dir ging.

Du schütteltest den Kopf und sagtest: „Ja.“

Tsuna sagte nichts zu diesem Gegensatz und zog dich stumm von der Leiche weg.

Hibari ging ganz vorne, in so großer Entfernung, dass du Angst hattest, ihr könntet ihn zwischen den teils hüfthohen Gräsern aus den Augen verlieren. Als Nächstes kamen du und Tsuna, Gokudera, Takeshi und ganz hinten Ryohei. Er hatte etwas von extremer Rückendeckung gesagt.

Je mehr du darüber nachdachtest, desto undurchsichtiger schien es zu werden. Du warst bei Lambo gewesen und hattest eine Decke über ihn gelegt, in der Hoffnung, dass er so nicht von den Untoten gefunden wurde und es ihm erspart blieb, dass sie seinem Körper etwas antaten. Und da war dir etwas aufgefallen. Der Vongola-Ring, der sonst immer aus dem Wirrwarr seiner Haare hervorgeragt hatte, war weg.

Widerwillig und mit zitternden Fingern hattest du danach gesucht. Da waren Bonbons gewesen, Kekse, eine Figur aus einem Überraschungsei. Aber kein Ring. Jemand hatte den Vongola-Ring an sich genommen.

Und du wusstest nicht, was das bedeutete.
 

Zwei Ringe hatte er. Das war nicht gerade zufriedenstellend, wenn man bedachte, dass es sein Auftrag war, alle sieben zu beschaffen. Er hätte wirklich nicht gedacht, dass sie alle so lange durchhalten würden.

Er hätte es doch tun sollen. Als er überlegt hatte, einen von ihnen eigenhändig loszuwerden, hätte er nicht zögern dürfen. Wenn er sich jetzt verriet, hatte er sie alle auf einmal gegen sich und das konnte er nicht zulassen.

Sterbt doch endlich, dachte er wütend, doch seine Miene verriet nichts. Sterbt, damit ich von hier abhauen kann.

Er würde auf einen günstigen Moment warten und dann seine Maske fallen lassen. Seine Geduld war am Ende.
 

Ganz allmählich schien sich der Himmel orange zu färben. Fast alle Wolken waren verschwunden und es wurde kühler. Du konntest sehen, wie Tsuna neben dir ein wenig fröstelte. Seine Jacke lag ja wahrscheinlich immer noch auf Chromes Leiche.

Chrome. Jetzt, da du über sie nachdachtest, wurde es immer deutlicher. Jedoch wolltest du es einfach nicht glauben. Du weigertest dich. Keiner deiner Freunde könnte so etwas tun.

Dennoch.

Ihr wart die Einzigen 'lebenden' Menschen hier. Wenn man davon ausging, dass jemand Chrome absichtlich gegen den Zaun geschubst hatte, musste dieser Jemand einer von...

Du schütteltest den Kopf und sahst dich um. Hibari war jetzt kaum noch zu sehen. Tsuna blickte sich unruhig um, erwartete wahrscheinlich jede Sekunde einen weiteren Angriff. Gokudera und Takeshi sahen dich an, als du dich zu ihnen umdrehtest. Gokudera hob die Augenbrauen, während Takeshi sich Mühe gab, dir ein aufmunterndes Lächeln zuzuwerfen. Es klappte ganz gut. Und Ryohei... Er schien abwesend, als sei er in Gedanken an einem völlig anderen Ort.

Als er und Tsuna durch das Fenster hineingekommen waren, war er kurz mit Lambo alleine im Wohnzimmer gewesen. Anschließend war Tsuna hineingegangen. Kurz darauf Gokudera und dann Takeshi. Alle alleine. Außer Hibari hatte jeder die Möglichkeit gehabt, den Ring an sich zu nehmen.

Nein, nein. Wieder schütteltest du den Kopf und sahst wieder stur nach vorne. Keiner von ihnen würde so etwas tun.

Aber die Fakten sprachen für sich.
 

Nach diversen Telefonaten spürte er seine Kopfschmerzen kaum noch.

Italien. Was zur Hölle taten sie dort? Irgendetwas stimme da nicht. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.

Das Freizeichen unterbrach sich mit einem knackenden Geräusch und eine Stimme sagte: „Ciaossu.“

„Reborn!“, rief er erleichtert aus, was prompt seine Kopfschmerzen deutlich verschlimmerte. Egal. Wenigstens Reborn hatte er erreichen können. Hastig begann er, dem Arcobaleno die Situation zu schildern.
 

„Da vorne ist eine Scheune“, verkündete Tsuna mit heiserer Stimme. Er räusperte sich und streckte den Arm aus, um auf ein hölzernes Gebäude vor euch auf der rechten Seite zu zeigen. „Seht ihr?“

„Ja“, kam es von den anderen.

„... Und?“, fragtest du nach einer Weile zögernd.

Tsuna kratzte sich an der Wange. „Na ja, ich dachte, vielleicht könnten wir eine Pause einlegen... Wir sind immerhin bestimmt schon eine Stunde unterwegs.“

Er warf einen Blick über die Schulter und du warst sicher, dass er diesen Vorschlag vor allem wegen Takeshi gemacht hatte, dem das Gehen immer schwerer zu fallen schien, auch wenn er sich nicht beschwerte.

Gokudera zuckte mit den Schultern. „Meinetwegen.“

„Eine Pause klingt extrem gut!“, rief Ryohei.

Yamamoto sagte nichts, lächelte aber dankbar.

„Ich gehe es Hibari sagen“, sagtest du und liefst los, ohne auf Tsunas Proteste zu achten. Du wusstest nicht warum, aber Hibari war der Einzige, dem du nicht zutrautest, dass er der Verräter war. Wahrscheinlich lag es daran, dass er ohnehin nicht das geringste Interesse an den Ringen hatte und er würde niemals jemanden töten, indem er ihn in einen Elektrozaun schubste. Wo blieb denn da dann der Spaß?

Er drehte sich nicht einmal um, als du ihn aufholtest und schließlich keuchend neben ihm zum Stehen kamst. „Wir gehen... in die Scheune...“, brachtest du schwer atmend hervor und stützest dich mit den Händen auf deinen Oberschenkeln ab.

Hibari hob fragend die Augenbrauen, woraufhin du mit einer Hand auf das besagte Gebäude wiest. „Die anderen brauchen ein Pause. Besonders Takeshi. Kommst du?“

Einen Moment lang dachtest du, er würde sich einfach abwenden und weitergehen, aber dann schlug er stattdessen den direkten Weg zur Scheune ein und ließ dich damit alleine mitten im Feld stehen.

„Hey – warte!“, riefst du verärgert und stolpertest hinterher.

„Ich würde nicht so laut sein“, merkte er kühl an. „Sonst lockst du sie an. Und ich hasse es, wie sie immer plötzlich in Mengen auftauchen.“

Deine Mundwinkel zuckten. Das war ja wieder klar. Hibari hatte nicht etwa etwas gegen die Zombies, weil sie Menschen töteten und sie fraßen – er hatte etwas gegen sie, weil die 'Herdentiere' waren.

Allerdings ließt du dir selbst nicht die Zeit, dich darüber zu amüsieren. Ihr würdet vielleicht zwei Minuten lang alleine sein, bevor ihr gleichzeitig mit den anderen in der Scheune ankamt.

„Jemand hat Lambos Ring geklaut“, begannst du ohne Umschweife. „Und das mit Chrome war bestimmt kein Unfall. Ich glaube...“ Du atmetest tief durch. „Ich glaube, einer von den anderen macht uns etwas vor.“

Die Vermutung schien auf einmal viel durchdringender, viel greifbarer, nachdem du sie laut ausgesprochen hattest. Du schaudertest. Hibaris Blick war wie immer undefinierbar.

„... Und wer?“, fragte er schließlich, mit Blick auf Tsuna, Gokudera, Yamamoto und Ryohei, die in einigen Metern Entfernung parallel zu euch durch das Gras zur Scheune gingen.

Du sahst ihn ein wenig überrascht an. Was hattest du erwartet? Dass er dir widersprach? Dass er dir sagte, dass du deinen Freunden vertrauen solltest? Oh ja, das klang wirklich nach etwas, was Hibari sagen würde.

„Ich weiß es nicht“, gabst du zu.

„Ich auch nicht“, gab er zurück, den Blick immer noch nicht von ihnen abwendend. „Für mich sehen sie aus wie immer, aber es sind deine Freunde.“

Du hobst die Augenbrauen ein wenig, als er hinzufügte: „Also musst du wissen, wer sich anders verhält.“

Er schien besonders interessiert an der ganzen Sache. Wahrscheinlich war es ihm tatsächlich relativ egal.

„Ryohei war auf dem Rückweg merkwürdig-“, setztest du an.

Hibari, heute anscheinend ungewöhnlich gesprächig, unterbrach dich mit tonloser Stimme. „Er ist infiziert.“

Deine Augen weiteten sich. „Was?“

Aber Hibari sagte nichts mehr dazu und du hattest keine Zeit mehr, nachzufragen, denn ihr hattet das große, weit offenstehende Tor der Scheune erreicht.

„Sind nicht mal Leichen hi-“, begann Ryohei, verstummte aber, als er im Matsch rechts neben dem Eingang etwas liegen sah, was wohl mal zwei Kinder gewesen waren. Viel war von ihnen nicht übrig. Ihr saht euch um, in der Erwartung, ihre Angreifer gleich irgendwo zu sehen, doch diese waren wahrscheinlich nach ihrem kleinen Snack ins Dorf zurückgekehrt.

Hibari war mal wieder derjenige, der voranging. Er betrat die Scheune ohne Zögern, sah sich kurz um und verschwand dann nach links ins Innere aus deinem Blickfeld.

Du sahst zu, wie Ryohei, Gokudera und Takeshi folgten und beobachtetest jede ihrer Bewegungen genau. Einer von ihnen... Einer von... ihnen...

„_____?“ Tsuna legte eine Hand auf die Schulter und du gabst einen erschrockenen Laut von dir.

„Tsuna! Ich – äh – lass uns auch reingehen.“

Obwohl sein Blick besorgt war, nickte er und betrat die Scheune. Du folgtest langsamer.

Er konnte es nicht sein. Du hattest dir ins Gedächtnis gerufen, dass er bei dir gewesen war, als ihr Chrome gehört hattet. Ihr hattet sie gemeinsam gefunden. Er konnte es nicht sein. Er konnte nicht.

Aber etwas schien von innen gegen deine Schädeldecke zu pochen und dich fast wahnsinnig zu machen. Zu viele Gedanken, zu viele Ängste, Verwirrung... Chaos.

Einer von ihnen hat Chrome getötet. Einer von ihnen hat Lambos Ring genommen. Wahrscheinlich ist derjenige dafür verantwortlich, dass wir hier sind. Dass Lambo... Nein. Nein, nein, nein, nein, „Nein!“

Ehe du dich versahst, hattest du die Waffe aus deiner Jackentasche gezogen.

Die Szene vor dir schien einzufrieren.

Hibari, der es sich links von dir auf einem Heuballen gemütlich gemacht hatte, hob nur die Augenbrauen ein Stück. Tsuna war bei deinem Ausruf herumgefahren und stand jetzt vor dir, starrte dich mit großen Augen an. Takeshi stand ein Stück hinter ihm und stützte sich an der Wand ab. Auf seinem Gesicht war jetzt nicht die Spur eines Lächelns zu sehen. Gokudera rechts neben ihm wirkte entgeistert; Ryohei, der noch weiter rechts und näher an dir stand, klappte die Kinnlade herunter.

„_____, was...“, begann Tsuna vorsichtig.

„Wir haben einen Verräter unter uns“, sagtest du laut und warst überrascht über deine eigenen Worte. Sie kamen aus deinem Mund, ohne dass du über sie nachdachtest. „Also. Wer von euch ist es?!“

Deine Stimme hallte schrill durch die heruntergekommene Scheune.

„Beruhige dich“, sagte Tsuna und ging sachte, mit langsamen Schritten auf dich zu. „Sie werden dich hören...“

„Wir gehen doch sowieso alle drauf“, zischtest du, jedoch mit wesentlich leiserer Stimme. Die Pistole in deiner Hand zitterte, als du sie drohend anhobst. Wenn die Untoten kamen, würdest du bei weitem nicht genug Kugeln haben, um sie alle fernzuhalten. Ganz abgesehen davon, dass du schlecht zielen konntest. Wahrscheinlich hättest du es eh wieder nicht über dich gebracht, tatsächlich auf einen Menschen zu schießen.

„Das werden wir nicht“, erwiderte Tsuna ernst und näherte sich dir weiterhin langsam. Dein Blick war auf sein Gesicht gerichtet, die Waffe auf sein Herz. „Wir werden das hier überleben.“

Ihm lagen noch weitere Worte auf der Zunge, 'Wenigstens wir.', doch er konnte es nicht sagen. Er schluckte.

„Bleib stehen.“

Tsuna gehorchte, hielt etwa zwei Meter vor dir inne, die Hände wie zur Abwehr gehoben.

Eine Träne lief über deine Wange, obwohl du dich nicht wirklich traurig fühltest. In diesem Moment fühltest du gar nichts. Nur diese... Verwirrung.

Du zittertest, während die anderen noch immer regungslos dastanden. Die untergehende Sonne in deinem Rücken, die durch das Scheunentor fiel, zog deinen Schatten in die Länge.

„Es kann nur einer von euch sein.“

Und jetzt zitterte auch deine Stimme.

„Ihr habt es selbst in dem Raum gesehen; wir sind die Einzigen hier, die noch wirklich am Leben sind. Und irgendjemand hat... Lambos Ring genommen.“

Du sahst die verwirrten Blicke der anderen. Einer von ihnen tat nur so. Doch wer?

„Und ich bin mir sicher, dass diese Person auch... Chrome...“

Deine Stimme versagte. Tsuna, Takeshi, Ryohei und Gokudera sahen dich entsetzt an. Hibari beobachtete das Ganze, als hätte er absolut nichts damit zu tun.

„Keiner von uns könnte so etwas tun“, sagte Takeshi und trat einen Schritt vor, zuckte wieder aber vor Schmerzen zusammen.

„Sei still!“, riefst du und richtetest die Waffe jetzt auf ihn. „Einer von euch ist es. Ich weiß es!“

Doch dieser Ausruf war zu laut.

Links neben dir drehte sich Hibari auf seinem Heuballen um und spähte hinaus. Seine Worte ließen dir förmlich das Blut in den Adern gefrieren. „Sie kommen.“

„Scheiße“, fluchte Gokudera leise. „Siehst du, was du angerichtet hast?“

Schon war die Waffe in deiner Hand auf ihn gerichtet. Du wolltest dich nicht umdrehen, konntest aber das entfernte Brüllen und Heulen der hungrigen Untoten hören.

„I-Ist mir egal“, erwidertest du in einem Anfall von Sturheit.

Tsuna setzte erneut an, etwas zu sagen, um dich zu beruhigen – und davon abzuhalten mit einer geladenen Schusswaffe herumzufuchteln -, kam aber nicht zu Wort, weil Ryohei plötzlich einen Schmerzensschrei von sich gab und auf die Knie sank.

Deine Augen huschten zu Hibari, dann wieder zu Ryohei zurück. Er hatte Recht gehabt. Ryohei musste infiziert worden sein, als ihr ihn mit Tsuna alleine gelassen hattet. Hoffentlich war Tsuna nicht auch... Aber nein. Tsuna sah im Gegensatz zu Ryohei recht gesund aus, obwohl seine Augen vor Grauen weit aufgerissen waren. Sein Blick sagte dir, dass auch er wusste, was mit dem Älteren geschah.

Ryohei. Fluchte, hustete und schlug mit der Faust auf den heubedeckten Boden. Du gingst vorsichtig ein paar Schritte näher an ihn ran.

„Nicht“, sagte Tsuna leise, schien aber selbst zu verängstigt, um sich auch nur zu regen.

„Ich muss“, murmeltest du.

Das Brüllen im Hintergrund wurde lauter.

Wir gehen alle drauf. Wenn du es schon nicht bei Lambo geschafft hattest, wolltest du zumindest Ryohei diese Qualen ersparen. Du richtetest die Waffe auf seinen Kopf, doch er wand sich jetzt vor Schmerzen. Du konntest nicht zielen. Deine Hände zitterten. Takeshi wich zurück, während Gokudera stocksteif stehen blieb und euch beide anstarrte.

Du zieltest auf Ryoheis Brust, da stöhnte er wieder vor Schmerzen auf, hob den Kopf und sah dich an. „Mach schon! Beeil dich!“

„I-Ich...“ Tränen liefen über deine Wangen. Deine Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern. „Ich kann nicht...“

Wieder schrie er auf, dann sackte er zusammen.

Die Zombies kamen näher.

Dein Kopf fuhr herum, du sahst zu Hibari, doch er saß immer noch auf dem Heuballen, zu weit weg, um dir die Waffe abzunehmen und es für dich zu tun. Wieder sahst du auf Ryohei hinab. Du hattest nur noch Sekunden, bevor er wieder aufstand, ohne Persönlichkeit und hungrig.

Du musstest es jetzt tun. Du hattest es schon einmal nicht tun können, doch wenigstens jetzt... Dein Finger um den Abzug rührte sich nicht. Ich kann nicht.

Ein tiefes, bedrohliches Knurren erfüllte die Scheune, und langsam richtete sich das, was einmal Ryohei gewesen war, auf. Seine Augen waren blutunterlaufen, der Blick starr. Das da war nicht mehr dein Freund und Schulkamerad.

„Schieß!“, rief Tsuna verzweifelt.

„Tu es!“, sagte Takeshi laut. „Du musst!“

Der Klang seiner Stimme ließ den Ryohei-Zombie, der sich jetzt aufgerichtet hatte, den Kopf nach rechts drehen – wo Gokudera stand.

Mit einem angriffslustigen Brüllen stürzte er sich auf Gokudera. Mehrere panische Rufe erfüllten die Scheune, Hayato schien etwas aus seiner Tasche zu ziehen und dann – ein Knall. Etwas spritzte in dein Gesicht und du hattest auf einmal einen metallischen Geschmack im Mund. Ryoheis Körper fiel abermals zu Boden, diesmal endgültig. Er hatte eine Schusswunde im Kopf.

Tsuna und Takeshi sahen zu dir, doch du blicktest nur kurz auf die Waffe in deinen Händen und dann auf Gokudera. Du hattest nicht abgedrückt.

Langsam wanderten die Blicke der beiden anderen ebenfalls zu Gokudera. Tsuna schnappte nach Luft, als er sah, dass sein Freund eine Pistole in Händen hielt.

Eine unbehagliche Stille hätte die Scheune erfüllt, wären da nicht die näherkommenden Zombies gewesen.

„W-Woher hast du eine Waffe?“, fragte Tsuna entgeistert und starrte Gokudera an.

Für dich jedoch stellte sich diese Frage nicht. „Er ist es“, sagtest du zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. Du bemühtest dich, nicht auf den Boden zu sehen, wo Ryohei lag. Du hattest das Gefühl, vollkommen den Verstand zu verlieren, wenn du auch nur einen Blick auf ihn riskiertest.

Erst jetzt wurde dir bewusst, dass das, was dir da gerade ins Gesicht gespritzt war, Ryoheis Blut gewesen sein musste. Der Gedanke ließ dich würgen und du hattest wieder diesen metallenen Geschmack auf der Zunge. Dein Mund war halb geöffnet gewesen, als das Blut in dein Gesicht gespritzt war.

Keine Zeit, darüber nachzudenken.

„Er ist der Verräter“, sagtest du und hobst die Handfeuerwaffe ein Stück, um sie auf seine Brust zu richten, obwohl es dir fast lächerlich vorkam. Alle hier wussten, dass du es niemals über dich bringen würdest, abzudrücken.

Gokuderas Mund war zu einem schiefen Grinsen verzogen, als er seinerseits die Waffe hob und auf dich richtete. „So sieht's aus“, sagte er höhnisch. „Ich bin der große Bösewicht. Ich habe Chrome in den Zaun geschubst und ihren und Lambos Ring genommen. Und jetzt“ Er ging langsam, fast lässig zu Ryoheis leblosem Körper, „nehme ich mir auch seinen Ring.“

Dir hatte es glatt die Sprache verschlagen. Ja, du warst diejenige gewesen, die überhaupt erst darauf gekommen war, dass es einen Verräter unter euch geben musste. Ja, du hattest ihn eben sogar selbst als solchen bezeichnet. Aber dennoch wolltest du es nicht glauben. Gokudera? Ausgerechnet Gokudera?

„Warum?“ Tsunas Stimme war absolut ruhig, als er fragte. Seine Kopf war gesenkt und seine Augen unter seinem Pony nicht erkennbar. „Warum tust du das, Gokudera?“

Gokudera blieb stehen und schnaubte. „Wegen des Geldes.“

Er beobachtete interessiert, wie Tsuna dir mit langsamen, aber zielstrebigen Bewegungen die Waffe aus den Händen nahm. Du ließt ihn gewähren, zu verstört, um es überhaupt richtig wahrzunehmen.

„Und was kommt jetzt?“, fragte Gokudera spöttisch.

Tsuna hob die Waffe, dann den Kopf. Der Blick in seinen Augen erinnerte stark an den Dying Will Mode.

Gokudera lachte auf. „Was, willst du etwa auf mich schießen? Auf deinen besten Freund? Komm schon, wir wissen beide, dass du das nicht kannst.“

„Geh von ihm weg“, erwiderte Tsuna, ohne auf seine Worte einzugehen. Er hielt die Waffe jetzt einhändig im Anschlag und zielte auf Gokuderas Brust.

Sein Gegenüber zog die Augenbrauen zusammen. „Du meinst es ernst, hm? Egal, ich hab keine Zeit, mich mit solchem Kinderkram zu beschäftigen-“

Du sahst, wie sich Gokuderas Zeigefinger um den Abzug anspannte hörtest einen Knall. Doch es war nicht Tsuna, der zu Boden ging. Es war Gokudera. Er blickte ungläubig, sank auf die Knie und starrte auf seine Brust, wo sich der Stoff seines Shirts langsam rot färbte. Er öffnete den Mund, blieb aber stumm und kippte vornüber.

Als du Tsuna ansahst, bemerktest du, dass er sich so stark auf die Unterlippe biss, dass sie zu bluten anfing. Vorsichtig legtest du eine Hand auf seinen rechten Arm. Er begann zu zittern und ließ die Pistole fallen.

Gokudera lag neben Ryohei am Boden.

Takeshi stand noch immer reglos einige Meter entfernt und starrte die beiden Körper an, schien sie aber nicht wirklich zu sehen.

„Ich hätte nie gedacht, dass Gokudera...“, murmeltest du leise.

„Das war nicht Gokudera“, erwiderte Tsuna. Seine Stimme klang merkwürdig hart. Als würde er sich sehr anstrengen, sie so klingen zu lassen.

Deine Augen weiteten sich. Du wolltest fragen, was er meinte, doch dann sahst du aus den Augenwinkeln, dass sich Gokudera – oder der, den du für ihn hieltest – zu verändern begann. Es war, als würde sich Nebel auflösen und nach ein paar Sekunden lag dort am Boden an Gokuderas Stelle ein junger Mann mit braunem, kurzen Haar. Er lag zwar auf dem Bauch, aber sein Gesicht war zu euch gewandt und du warst dir sicher, dass du es noch nie in deinem Leben gesehen hattest. Du blicktest in die glasigen, leeren Augen eines Mannes, den du noch nie zuvor gesehen hattest.

„Was geht hier vor?“, fragte Takeshi leise, doch diese Frage konnte ihm niemand beantworten. Im Gegenteil. Je länger du darüber nachdachtest, desto mehr Fragen taten sich in deinem Kopf auf.

Wo war der echte Gokudera? Warum war dieser Mann hier gewesen und warum hatte er sich als Gokudera ausgegeben?

Jedenfalls war dir jetzt klar, warum Chrome ihn am Flughafen so zögernd begrüßt hatte. Wenn er nur durch eine Illusion getarnt gewesen war, hatte sie es wahrscheinlich gespürt.

Aber damit kamen wieder neue Fragen auf. War der Mann selbst ein Illusionist? Oder hatte jemand anders für ihn sein Äußeres verändert?

Erst, nachdem die Anspannung innerhalb der Scheune ganz allmählich nachzulassen schien, fiel es dir wieder ein – Die Zombies!

Sofort fuhrst du herum, beinahe in der Erwartung, einen von ihnen direkt vor der Nase zu haben, der nur darauf gewartet hatte, dass du ihm deine Aufmerksamkeit schenkst – was du allerdings tatsächlich sahst, war fast schon noch verstörender als die Zombies.

Du hattest das unzusammenhängende Geschrei im Hintergrund bis gerade eben den Untoten zugeordnet. Doch eben da lagst du falsch. Es gab noch andere menschliche Wesen, die sich offenbar nur brüllend verständigen konnten.

„VOOOOOIII!“

Deine Kinnlade klappte runter, als du die Szenerie vor dir sahst. Das gesamte Feld vor dir war voller Zombies. Allerdings fielen diese nacheinander und in einer beeindruckenden Geschwindigkeit zu Boden, während sich die Mitglieder der Varia... austobten. Sie schienen wirklich Spaß dabei zu haben, die ganzen Untoten abzuschlachten, daher fandest du diesen Begriff sehr passend.

Während Squalo, Belphegor, Leviathan und Lussuria (der Boss war wohl zu Hause geblieben) also munter Menschen enthaupteten oder direkt zerstückelten und sich dabei ab und zu gegenseitig in den Weg kamen und sich dann anschrien („VOOOI! Aus dem Weg!“ - „Der Prinz hat diesen Bereich für sich beansprucht, Trottel. Geh woanders hin.“ - „Geh du doch woanders hin!“ - „... Nein.“ - „VOOOOII!“ - „Halt die Klappe.“ etc.), kam Reborn mit einer Art Minihubschrauber über die Köpfe der brüllenden Menge hinweg auf euch zugeflogen.

„Reborn!“

Du warst überrascht zu hören, wie brüchig Tsunas Stimme auf einmal klang und als du ihn ansahst, musstest du feststellen, dass er Tränen in den Augen hatte. Anscheinend dachte er, dass jetzt, da Reborn da war, alles gut werden würde. Hoffentlich hatte er Recht.

Reborn lächelte nicht, als er vor euch auf dem Boden landete. „Zum Glück haben wir euch gefunden“, sagte er ernst. „Wo sind die anderen?“

Takeshi war inzwischen auch zum Eingangstor gekommen, Hibari beobachtete euch von seinem Platz aus.

Kurz antwortete keiner, dann war es Tsuna, der die Stimme erhob. „Lambo ist tot. Chrome auch. Und Ryohei... auch. Wir wissen nicht, wo Gokudera ist. Da ist ein Mann, der war als er getarnt...“

Reborn, dessen Gesicht mit jedem Satz, den Tsuna sprach, finsterer geworden war, hielt ein Mobiltelefon hoch. „Gokudera ist hier. Am Telefon.“

Erstaunt nahm Tsuna das Handy entgegen und hielt es sich ans Ohr. „H-Hallo?“

„Juudaime!!“

Selbst ohne Lautsprecherfunktion und trotz des Lärms, den die Varia und die Zombies machten, konntest du Gokuderas aufgeregte Stimme hören. Es war merkwürdig, wo du ihn doch gerade noch für tot gehalten hattest.

„Juudaime, oh mein Gott, zum Glück geht’s dir gut! Dir geht’s doch gut?“

Tsuna hielt den Hörer ein Stück von seinem Ohr weg, weil Gokudera so laut war. Dennoch war der Anflug eines erleichterten Lächelns auf seinem Gesicht zu sehen. „Ja... Ja, mir geht’s gut. Wo bist du?“

„In Namimori!“ Gokuderas Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. „Man hat mich in meiner eigenen Wohnung niedergeschlagen! Und als ich aufgewacht bin, musste ich feststellen, dass ihr alle nach Italien geflogen seid, wegen solcher komischen Briefe – die waren gefälscht, Juudaime! Zum Glück konnte ich dann Reborn erreichen, er hat alles rausgefunden und die Varia mitgenommen, um euch zu retten und Verde müsste jetzt gerade schon von den Leuten von dem Vindice abgeführt werden-“

„Moment, Moment, Moment“, unterbrach ihn Tsuna, als Gokudera Luft holte, um weiterzureden. „Wer hat die Briefe gefälscht? Und – was hat Verde damit zu tun? Was hat Reborn rausgefunden?“

Ein lautes „VOI!“ war zu hören, als Squalo den letzten zwei Zombies gleichzeitig die Köpfe abschlug. Er und die anderen drei Varia-Mitglieder standen jetzt inmitten eines wahren Meers von Leichen und waren mit Blut bespritzt – und du musstest zugeben, dass sie einfach cool aussahen, wie sie dort im Licht der untergehenden Sonne standen. Na ja, zumindest so lange, bis Belphegor Levi einen Zombie-Arm an den Kopf warf, weil ihm langweilig wurde.

Gokudera redete indes schon wieder weiter. „Also das Dorf, in dem ihr seid, da wurden so Experimente durchgeführt. Mit irgendeinem Virus. Dann ist es aber außer Kontrolle geraten und man hat alles abgesperrt, damit sie nicht rauskommen. Das ganze war illegal und lief unter Verdes Aufsicht, der den fertigen Erreger des Virus' wohl ans Militär verkaufen wollte oder so.“

Tsuna runzelte die Stirn und drückte die Lautsprechertaste, weil Gokudera sich allmählich zu beruhigen schien und seine Stimme leiser wurde.

„Und irgendjemand aus der Mafia-Welt hat ihm den Auftrag gegeben, dich und deine Famiglia zu beseitigen, Juudaime... Und zwar, indem ihr mit den Infizierten eingesperrt werdet. Derjenige ist anonym geblieben, hat das Ganze aber wohl durch Kameras verfolgt.“

Du erinnertest dich an den weißen Raum. Wer konnte nur so pervers sein, sich das freiwillig ansehen zu wollen?

„Ich sollte im Voraus ausgeschaltet werden, damit jemand meinen Platz einnehmen kann, der für Verde die Ringe stiehlt. Die wollte er anscheinend für sich behalten. Aber sie haben ihre Arbeit nicht richtig gemacht – ich lebe noch! Ha! Oh und Reborn wurde auch im Zuge dieses Plans nach Süditalien gerufen, damit er nicht die Briefe sieht und erkennt, dass sie gefälscht sind. Ziemlich blöd eigentlich, denn so konnte er, sobald ich ihn kontaktiert hatte, die Varia mobilisieren. Ach und der Typ, der meinen Platz eingenommen hat – anscheinend hat Mammon ihn per Illusion verkleidet. Gegen Geld, natürlich. Apropos, was ist mit dem Typen? Du hast ihn doch sicher schnell durchschaut, oder, Juudaime?“

Tsuna blickte zu Boden, das Gesicht ausdruckslos. „Ich habe ihn erschossen.“

Eine Weile war es still am anderen Ende der Leitung. Ein Rascheln war zu hören, als würde Gokudera sich unruhig bewegen.

Du sahst zu den Varias hinüber, sie sich inzwischen lautstark auf Italienisch stritten. Du hattest keine Ahnung, worum es ging, aber ihre Blicke waren mörderisch – was jedoch nichts Neues war.

„Ich nehme an, du hast getan, was getan werden musste“, erklang Gokuderas Stimme schließlich aus dem Mobiltelefon. „Übrigens, wie geht es den anderen? Ich höre gar nicht diesen idiotischen Schreihals im Hintergrund.“

Du nahmst Tsunas freie Hand und strichst mit dem Daumen über seinen Handrücken. Es war alles, was du jetzt tun konntest, wenn er ein weiteres Mal das Unvermeidliche aussprechen musste.
 

Verde wurde binnen der nächsten halben Stunde von den Leuten der Vindice verhaftet, wie Reborn euch wissen ließ, nachdem er ein paar Telefonate geführt hatte. Der Unbekannte, der das Ganze in Auftrag gegeben hatte, blieb bislang unbehelligt, aber Reborn war zuversichtlich, dass er ihn bald ausfindig machen würde. Es war erstaunlich, wie viele Quellen Reborn zu haben schien, dass er euch so schnell finden und Verdes Plan hatte aufdecken können.

Mammon übrigens war entkommen.

Tsuna schien das alles egal zu sein.

Nachdem er Gokudera die schlechten Nachrichten übermittelt hatte, schienen ihn all seine Kräfte zu verlassen. Sein Blick war starr und leer, als er wenig später in einen der beiden Hubschrauber stieg, die gekommen waren, um euch und die Varia abzuholen. Während es in dem Helikopter der Varia recht chaotisch zuzugehen schien, war es in eurem beinahe totenstill.

Niemand wollte reden. Was hättet ihr auch sagen sollen? Alles, was ihr jetzt noch von euren Freunden hattet, waren die Ringe, die ihr dem Mann abgenommen hattet, der sich als Gokudera ausgegeben hatte.

Nach einer Flugzeit, die dir wie eine Ewigkeit vorkam, wurdet ihr bei einem Hotel abgesetzt, in dem ihr euch waschen und andere Kleidung anziehen konntet.

Einige Passanten starrten euch an, doch keiner von euch achtete darauf. Es war egal. Alles war egal.

Nachdem ihr wieder einigermaßen sauber und umgezogen wart, traft ihr euch in der Lobby wieder.

Die anderen waren schon da, als du sie betratest. Du sahst Tsuna auf dem Sofa und setztest dich neben ihn.

„Hey.“ Es war ein schwächlicher Versuch, fröhlich zu klingen. Du fühltest dich schlecht und dir war kalt, aber du führtest das auf deinen mentalen Zustand zurück.

Tsuna sah auf, sagte aber nichts. Seine Augen waren trüb.

Yamamoto, der auf dem Sofa gegenüber saß und endlich einen vernünftigen Gips um sein Bein bekommen hatte, hatte einen ganz ähnlichen, leeren Blick.

Zwar war Hibaris Blick auch leer, aber das war normal. Du fragtest dich, wie er sich wohl wirklich fühlte. Schließlich war es selbst bei ihm unmöglich, dass ihn die Geschehnisse des heutigen Tages vollkommen kalt gelassen hatten.

„Will irgendjemand was trinken?“, fragtest du leise in die Runde.

„Ich hätte gern ein Glas Wasser“, erwiderte Takeshi und schaffte es tatsächlich, zu lächeln. Du bewundertest ihn dafür. Hibari reagierte gar nicht erst und Tsuna schüttelte kaum merklich den Kopf.

Du seufztest und standest auf. „Okay, bin gleich wieder da.“

An der Rezeption angekommen batest du um zwei Gläser Wasser und wurdest an die Bar verwiesen, die sich hinter einer Glastür befand.

Während du dort am Tresen standest und wartetest, sahst du dich um. Ein paar wenige Leute saßen da, redeten friedlich mit einander...

Der Schmerz kam ganz plötzlich. Er durchzuckte dich wie ein Blitz und ließ dich reflexartig die Beine anziehen, sodass du zu Boden fielst. Du schriest auf und nahmst nur am Rande wahr, wie Menschen auf dich zugelaufen kamen, besorgt fragten, was mit dir los sei.

Du konntest nicht antworten. Dein ganzer Körper fühlte sich an, als würden tausende glühend heiße Nadeln in deinen Muskeln stecken.

Ich sterbe, dachtest du, wandtest dich am Boden und schmisst einen Stuhl um. Die Leute wichen zurück. Ich werde sterben.

Doch gleichzeitig wusstest du, dass es nicht so war. Wenn die Schmerzen aufhörten, würdest du nicht tot sein – sondern untot.

Körperflüssigkeiten. Blut. Der Schuss. Ryoheis Blut in deinem Mund.

Du hattest es gewusst.

Noch ein letzter, langgezogener Schrei entfuhr deiner Kehle, brach dann abrupt ab und hinterließ dröhnende Stille in der Bar.

Dein Körper erschlaffte. Langsam näherten sich die Menschen dir wieder, vorsichtig und mit besorgten Blicken.

Sie waren erleichtert, als du die Augen wieder öffnetest.

Du hingegen fühltest dich nicht erleichtert. Du fühltest dich hungrig.



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Kommentare zu dieser Fanfic (38)
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Von:  caty
2010-06-11T01:35:33+00:00 11.06.2010 03:35
OMG... das mit ryohei hat mich fertig gemacht Q_____Q
bei allem anderen war ich schon von celly gespoilert, das mit chrome und lambo, yamamotos bein und dem falschen gokudera, aber das mit ryohei hat sie mir verschwiegen *heul*
hab mich ja schon gewundert wie der kerl die ganze zeit auf die einschlagen kann, ohne sich ma an nem zahn zu schneiden oder so, aber da celly nichts gesagt hatte, hab ich einfach mal gehofft, dass die ganzen andeutungen nichts zu bedeuten hatten und er überlebt *seufz*
nach yamamoto ist er mein zweitliebling und in dieser fanfic hab ich ihn sogar noch lieber gewonnen als ohnehin schon xDD

aber wirklich tolle geschichte, hab morgen schule aber es war so spannend, dass ichs jetzt trotzdem noch bis halb vier fertig lesen musste xDD

hach, auch wenn das ende bedrückend ist, wirklich toll und ergreifend geschrieben
Von:  caty
2010-06-10T23:10:40+00:00 11.06.2010 01:10
„Du hast Recht“, sagte Tsuna und blickte wieder zu den Gestalten, die jetzt nur noch wenige Meter entfernt waren. „Ähm... Scusi?“
Damit schien sein Wortschatz auch schon erschöpft.

das ist einfach zu genial xDDDD
lach mich grad schlapp und bin froh dass mich hier in meinem stillen kämmerchen niemand sieht^^

wirklich tolle geschichte
hab von der lieben celestial davon erzählt bekommen und bin neugierig geworden (bin ja ebenfalls reborn-fan)
und ich find die geschichte einfach richtig klasse :D
werd nun mal mit freuden weiter lesen ^.^

Von:  CelestieSara
2010-06-10T15:27:25+00:00 10.06.2010 17:27
....oh, vielleicht isses doch Mukuro...? Hm...HMMMM....oder ne unbeteiligte person, die hinter den ringen her ist? HMMMMMMM....

...am ende ist Tsuna der falsche. ARGH, ICH HASSE DIESE WAGEN ANDEUTUNGEN ;_;

Mal sehen, in dem Moment wo Chrome...naja, da waren nur Gokudera und Ryohei alleine. Ryohei ist jetzt infiziert. HMMMMMMMMMMMMM.....

(Wie du siehst, schreibe ich manche kommentare, während ich mit dem Kapitel noch gar nicht fertig bin *shot*)

HAH ICH HATTE RECHT, es war Gokudera. (Jup, bin endlich zu der Szene gekommen xD) beziehungsweise jemand der wie er aussah. Hmmmmm....

Ah, geil, der Auftritt der Varia, einfach genial *A*

> bis Belphegor Levi einen Zombie-Arm an den Kopf warf, weil ihm langweilig wurde

Noch so ne Szene, die ich gerne hautnahm miterlebt hätte. Oh die Vorstellung XDDDDD

Verde...Verde...Verde....verdammt, and die Arcobaleno hab ich NICHT DIE BOHNE gedacht...dash heißt, Mammon...ah ja.

.........eh, da ist es so ein bittersüßes Ende, das weder gut noch sclecht ist und dann stürzt du es in Kategorie GENIAL KATASTROPHAL UND GRAUSAM........mir fallen grade keine gescheiten worte ein. Egal. Tolle story, gruselig, grausam, böse, dramatisch, tragisch. Ich liebe und hasse solche stories, ganz im ernst. *seufz*

Bilanz der Geschichte: 3 Guardians tot, Hintermann noch nicht gefasst, Tsunas Freundin verloren und das Virus aus der Quarantänezone geschleppt. HOLY SHIT ;_;

Naja, jetzt hab ich es wie versprochen endlich fertiglesen können :D WEITER SO~

Von:  CelestieSara
2010-06-10T15:25:28+00:00 10.06.2010 17:25
...irgendwie...habe ich keine worte hierfür. Auch wenn die Aktion 'Durch ein Zombiedorf mit Ryohei' ziemlich anstrengend sein muss. Armer Tsuna.

Kurzer kommentar...ist kurz, weiß nicht, hab grade nichts zu sagen ;_;

Von:  CelestieSara
2010-06-10T15:24:37+00:00 10.06.2010 17:24
Was wenn der Leser am allen schuld wäre? Wäre ein echt böser plot twist aba ich hab keine beweise...und plausibel isses auch nicht~ Von daher...nächste Theorie.

Warum denke ich, das Gokudera verdächtig ist, auch wenn seine entschuldigungen plausibel klingen? Ich will niemanden verdächtigen, und schließlich hat er ja was für Yamamotos Bein gefunden. ...sind die Äste trocken oder nass...? (Seit der Hetalia-Fanfiction, die ja auch im mord- und Totschlag unter den Nationen ging, werd ich immer von mir selbst genötigt, detektiv zu psielen...bei einem Mörder von den Sieben in der Fanfiction lag ich sogar richtig – beim rest weiß man es noch nicht/haben die Autorinnen noch nicht genug hinweise geliefert, aber das ist jetzt egal) *SHOT* ...es macht sowieso noch keinen sinn, diese verdächtigung, da Gokudera Tsuna niemals zurücklassen würde, was der Täter aber anscheinend mit allen, inklusive Tsuna, vorhat...ICH BIN VERWIRRT ;_; Vielleicht isses ja Mukuro.................nein warte, der täter ist unter der Gruppe....ach verdammt. Als Chromes Mörder kämen halt nur die in frage, die alleine unterwegs waren, aka Hibari, Gokudera und Ryohei. Hm…

Tsuna ist so süß...;_;

> Ryohei tätigte noch einen letzten Schlag und drehte sich dann zur Türöffnung – nur, um das Brett mitten ins Gesicht zu bekommen.
>„AU!“
> Oh – tut mir leid!“

Ich glaub, ich sollte eine Ansammlung von den geilsten Szenen dieser story machen. Jedes Kapitel hat mindestens drei~

Oh, kleiner Tippfehler hier, glaub ich

> Das Einzige, das groß und stabil genug schien, um die Tür zu verbarrikadieren, war der Kühlschrank, den Ryohei mit einiger Mühe aus der Küche in den Flur schon.

"schob" statt "schon" wolltest du schreiben, schätze ich :D

>„Stell dich nicht so an.“

Er klingt wie 'ne Freundin von mir...äh, egal. Unwichtige info ist unwichtig.

> Sobald Hibari Lambo in seinen Armen hielt – was ein sehr befremdliches Bild abgab –

Ich glaub allein für diese Szene würde ich dabei sein wollen...(und sobald ich dabei wäre, würde ich es bereuen...)

....uhhh, die Idee ist echt grausig...das mit dem armen Mädchen ;_;

...uhm, nö, auch wenn der Monologteil des Täters so klingt, als ob der Leser der Täter sien könnte, ihr ist ja klar, dass Hibari weiß, dass sie ne Waffe hat. Rückschließend kann es nicht Hibari sein, sonst würder er nicht 'einzige Schusswaffe' sagen (es sei denn, das was der Leser hat ist unbrauchbar). Bleiben noch Gokudera, Ryohei, Tsuna und Yamamoto....kann es nicht eine weitere person X sein...?! ....und die Ringe hab ich total vergessen *fails* Also, da aich aber Yamamoto und Tsuan schon vorheir ausgeschlossen habe, bleiben nur noch Gokudera und Ryohei….

..............nein, ich fang jetzt nicht an darüber nachzusinnen wie grausam es ist, Lambo erschießen zu müssen. UND WEITER GEHTS~

Von:  CelestieSara
2010-06-10T09:20:10+00:00 10.06.2010 11:20
>Du sahst auf und musstest feststellen, dass er voller Blut war. Seine Kleidung, seine Arme, sein Gesicht – alles. Er wischte sich mit der Hand über das Gesicht, als du ihn anstarrtest, was die Sache irgendwie nur noch schlimmer machte.

RAIL TRACER!!!! *shot*

Aw, Tsuna ist so süß *A* [s]Ich will auch so einen fürsorglichen Freund haben! Wie der Leser nur eine gewisse Zuneigung zu Hibari entwickeln kann, während sie doch Tsuna hat....*jealous desu*[/s]

> was auf einem TV-Bildschirm ein lustiges Bild abgegeben hätte

Ich frag mich gerade, wie es ist, Resident Evil oder alle anderen Zombiefilme mit den neuen 3D-Techniken zu schauen...gruselig. Da ist man bei manchen doch ganz glücklich, dass es 2D ist und dass ein Bildschirm zwischen dem Gesehenen und sich selbst ist.

Onwards!
Von:  CelestieSara
2010-06-10T08:59:42+00:00 10.06.2010 10:59
Hahaha, in jeder anderen Situation hätte ich die Zwiespalt, in der der Leser wegen ihrer Gefühle steckte, als süß und äußerst lustig empfunden...hier ist es sowohl fehl am platz (in einem ganz natürlichen sinne, soll nicht negative sein xD) als auch irgendwie wunderbar ablenkend...für den moment. Wäre schön, wenn das ihr einziges problem wäre...;_;

Ich kann mir absolut keinen Reim auf alles machen, wer der täter ist, warum er das macht udn alles. KEINE AHNUNG, weil es mitten in der nacht ist und ich nicht zu rationalen gedanken fähig bin, obwohl ich jetzt noch für sportklausur lernen müsste. ABER EGAL XD

>„Die haben dem da das Herz rausgerissen...“, murmelte Ryohei und klang fast beeindruckt.
>„Das ist eine Leber und kein Herz“, konntest du Hibari genervt sagen hören und widerstandest dem Drang, dich umzudrehen. Leber oder Herz – du wolltest es wirklich nicht sehen.

Best scene EVA xD Naja, weiter!
Von:  CelestieSara
2010-06-10T08:38:36+00:00 10.06.2010 10:38
Ähm, es gab etwas, das ich kommentieren wollte...habs aber wieder vergessen, wie es scheint *fail*

Ach ja...LAMBOOOOO!!! 'nuff said...

Wer zum Teufel kommt den auch auf die Idee, dass der Schwachpunkt aller Zombies deren Hirn ist?! Würde ich RE nicht bereits kennen, wäre ich nie im leben darauf gekommen. Aber gut, wir reden hier von Hibari, der muss es früher oder später herausfinden (wenn nicht er, wer sonst? Nur er würde meist früher als später irgendeinem Zombie, die so gesehen Herdentiere sind, den Kopf einschlagen – oh Hibari xD)

...weiß echt nicht mehr, wasich noch sagen wollte, also weiter...
Von:  CelestieSara
2010-06-10T08:30:14+00:00 10.06.2010 10:30
...du hast Chrome gekillt ;_; ARME CHROME D:

Gruselig, eigentlich könnte ich jetzt Resident Evil Apocalypse, den ich zwar schon gesehen hab, ihn mir aber erst jetzt geholt hab, schauen, aber irgendwie ist die story auch ohne schon gruselig genug. UND DU HAST CHROME ABGEMURKST T_T

Awww, Zweisamkeit ist so süß...wäre da nicht die unpassende Umgebung. Gruselig, gruselig...

Sidenote: In Italien kann es nicht schwüler sein als in Japan, Japan hat eine sehr schwüle Atmosphere. Mein Gruppenleiter hat uns gesagt, dass im Sommer in Japan über 90% Luftfeuchtigkeit herrscht (mein Gedanke? Schlimemr als wie in Vietnam kann es eh nicht sein), also wird Italein nicht üer dem wert liegen. ABER EGAL, passtt besser zur Gesamtatmosphere...und ich hab schon wieder den besserwisser raushängen lassen. Sorry, musste sein, ist nicht so wichtig. Ich persönlich hab die ganze zeit im Glauben gelebt, dass Japans Atmosphäre ähnlich trocken wie unsere in Deutschland ist...bis mein Gruppenleiter kam. Ach ja...

Naja, auf zum nächsten Kapitel *A*
Von:  Mii-
2010-05-22T19:21:19+00:00 22.05.2010 21:21
Woa fett, ich werde auch ein Zombie!! XDDDDDDDDDDDDDD
Ne verdammt, das war vllt spannend oO sowas hab ich im Leben noch nie gelesen! XDDDDD
Ich war zuerst voll geschockt, dass der Verräter angeblich einer von 'uns' war O_____o
Und dann auch noch Hayato??? Dx das war vllt fies!! XDDDDDDDDDDD
Fast musste ich heuln, als Tsuna dann Hayato erschossen hatte D: da dachte ich fast schon wirklich, dass er der Verräter is, dann aber so "Das kann doch nich wahr sein! Vorallem nicht Hayato!" XDDD ich hätte eher gedacht, es wäre Hibari /D'
Woaa, aber Ryohei, Lambo und Chrome sind tot!! ><''' du bist so fies ;_____; XD
Ich fands fast schon niedlich wie aufgeregt Hayato am Telefon war XD'
Ach gott... aber am Besten war immer noch die letzten Sätze XD

>Sie waren erleichtert, als du die Augen wieder öffnetest.
>Du hingegen fühltest dich nicht erleichtert. Du fühltest dich hungrig.

Sau cooles Ende XD ich wüsste nur gern, ob ich dann alle töte, oder ob ich dann getötet werde~ ... wohl eher das zweite XD

Ach jaaa~ ich freu mich schon auf den Kouki-Os <33
Tihiii, ach und viel spaß auf der Dokomi, [obwohls dafür schon viel zu spät is, aber egal XDDD]


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