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Get Out Alive

von

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ωαѕ gєтαи ωєя∂єи мυѕѕ

Takeshi wünschte, er hätte eine Uhr. Er wusste weder, wie lange Gokudera schon weg war, noch konnte er einschätzen, wann Lambo... sich verändern würde.

Ich hätte ihn hierbehalten sollen, dachte er und sah den Regentropfen zu, wie sie auf das Laub fielen.

Er lehnte mit dem Rücken am Inneren des Baumes, das gesunde Bein angewinkelt und den Arm darauf gelegt. Vor dem Regen war er einigermaßen geschützt, allerdings kümmerte ihn das im Moment kaum. Seine Sorgen um Gokudera, dich und die anderen waren zu groß.

Was war, wenn-

Schritte. Takeshi meinte, welche zu hören, doch er war nicht sicher. Der Regen irritierte ihn und machte es schwer, überhaupt etwas aus dem Prasseln herauszuhören, das langsam zu einem Rauschen anhob.

War da jemand? Er wagte nicht, Gokuderas Namen zu rufen, aus Angst, statt seinem Freund einen Zombie anzulocken. Regungslos saß er da und lauschte. Er hatte nicht einmal daran gedacht, sich einen Ast oder ein paar Steine als Waffen parat zu legen. Alles, was er tun konnte, war hoffen, hoffen...

„Da bin ich wieder!“

Die Stimme von Gokudera, der auf einmal in der Öffnung zu seiner Rechten auftauchte, ließ Takeshi kaum merklich zusammenzucken.

„Wurde ja auch Zeit“, kam es munter von dem Schwarzhaarigen, der schon wieder sein altbekanntes Lächeln aufgesetzt hatte.

Gokudera verzog das Gesicht. „Beschwer' dich nicht, Idiot. Der Regen hat es schwer gemacht, die Orientierung wiederzufinden...“

Takeshi blinzelte zuerst fragend und begann dann zu grinsen, während Gokudera ihn nicht gerade sanft zur Seite schob, um sich ihm gegenüber zu setzen, zwei dicke, gerade Äste in den Händen. „Du hast dich verlaufen?“

Nein, hab ich nicht!“, zischte der andere beleidigt und legte die Äste versuchsweise links und rechts an Takeshis Bein, um zu sehen, ob sie passten. Das taten sie. „Deine Ärmel.“

„Bitte?“

Gokudera seufzte genervt und sah seinen Gegenüber ungeduldig an. „Dachtest du vielleicht, ich werde das ganze mit Blättern festmachen? Oder Spinnenfäden?“

Takeshi legte den Kopf schief und musterte Gokudera mit einem matten Lächeln. „Ich weiß nicht – würde das funktionieren?“

Gokudera stöhnte auf und legte eine Hand über seine Augen. „Reiß einfach die Ärmel von deinem Sweatshirt ab, damit ich sie benutzen kann, okay? Lieber eine Erkältung als dass du die Verletzung an deinem Bein noch verschlimmerst, wenn du es unnötig strapazierst.“

Das zumindest schien Takeshi verstanden zu haben, denn er nickte zustimmend und riss mit einem Ruck erst den linken und dann den rechten Ärmel seines Sweatshirts entlang der Naht ab. Bei ihrer Ankunft hatte er sie hochgekrempelt und sich gedacht, dass er lieber nur hätte ein T-Shirt anziehen sollen. Jetzt war er froh über die langen Ärmel.

Wortlos reichte er Gokudera den Stoff, der ihn ebenso wortlos entgegennahm und sich an einer provisorischen Beinschiene aus Ärmeln und Ästen zu versuchen.
 

Es wurden immer mehr.

Tsuna hätte wahrscheinlich schon längst verzweifelt die Händen über dem Kopf zusammengeschlagen und aufgegeben, wenn er nicht gewusst hätte, dass zumindest du in Sicherheit warst. Du warst mit Hibari zusammen – das bedeutete, die einzige akute Gefahr in einem Radius von vielleicht hundert Metern ging nur von ihm selbst aus. Und Tsuna sah dich definitiv lieber alleine mit Hibari als alleine mit einem hungrigen Zombie.

Das Problem, das Ryohei und Tsuna hatten, bestand vor allem darin, dass sie es nicht fertig brachten, sie endgültig auszuschalten. Tsuna mit seinem Holzbrett, das immer kürzer zu werden schien, konnte nicht hart genug zuschlagen, um das Einzige zu beschädigen, was die Schwachstelle dieser Wesen zu sein schien – nämlich ihr Gehirn. So viel Mühe Tsuna sich auch gab; das Brett in seinen Händen kam einfach nicht gegen eine menschliche Schädeldecke an.

Ryohei hingegen hatte nicht einmal eine Waffe. Und die Kraft seiner Fäuste genügte ebenfalls nicht, um einen Schädel einzuschlagen.

Es wäre erleichternd, sagen zu können, dass sich Tsuna und Ryohei bewusst immer weiter an der Wand entlang nach links vorarbeiteten, während sie die Zombies abwehrten, um letztendlich an der Hintertür des Hauses anzukommen. Tatsächlich aber waren sie selbst überrascht, als sie auf einmal einen Türrahmen im Rücken spürten.

„Was-?“, brachte Ryohei hervor, während er einen Zombie nach dem anderen niederschlug. Es war wirklich lästig, wie sie immer wieder aufstanden – wenn sie es denn konnten, denn ihre Mitzombies trampelten achtlos auf ihnen herum, sobald sie im Matsch lagen.

„Eine Tür“, informierte ihn Tsuna knapp, der inzwischen eher blindlings in die Menge der näherkommenden Wesen schlug, um sie fernzuhalten. „Sie“ - er drückte den Türknauf hinunter - „ist offen. Komm!“

Er stieß die Tür auf und ging rückwärts hinein, immer noch mit dem Holzbrett herumwedelnd. Ryohei tätigte noch einen letzten Schlag und drehte sich dann zur Türöffnung – nur, um das Brett mitten ins Gesicht zu bekommen.

„AU!“

„Oh – tut mir leid!“

„Schon okay, mach die Tür zu!“

Die beiden stemmten sich mit aller Kraft gegen die Tür, um sie zuzudrücken, während die Menge draußen mit aller Macht dagegen hielt. Tsuna schrie auf, als sich neben ihm eine Zombie-Hand durch den verbleibenden Spalt schob und ins Leere griff.

Ryohei schrie auch auf – allerdings war es bei ihm mehr ein Kampfschrei -, als er sich mit voller Wucht gegen die Tür warf, sie damit schloss und die Zombiehand von dem dazugehörigen Arm trennte.

Tsuna gab ein angewidertes Geräusch von sich, als die blassen Finger noch ein paar Mal zuckten, ehe sie erschlafften.

Merkwürdigerweise schien das Gebrüll durch das Schließen der Tür nicht besonders stark gedämpft worden zu sein. Es klang, als ob-

„Die Vordertür!“, rief Tsuna und lief durch den Raum und den Flur, um sie direkt vor der Nase einer knurrenden, einarmigen Frau zuzuknallen.

Sie begann, mit einem wütenden Heulen an die Tür zu hämmern. Tsuna lehnte sich mit dem Rücken dagegen und schloss die Augen, um kurz durchzuatmen. Jetzt, da beide Türen zu waren, lagen die Räume nur noch im Dämmerlicht. Die Fenster waren von innen mit Brettern vernagelt und Tsuna nahm an, dass sich seine Bewohner so vor ihren untoten Nachbarn hatten schützen wollen. Er dachte lieber nicht darüber nach, was wohl am Ende aus ihnen geworden war.

Er konnte Ryohei in dem Raum am anderen Ende des Flures sehen, wo er einen Schrank vor die Tür schob und lautstark vor sich hinfluchte. Sobald der schwere, dunkle Holzschrank einigermaßen sicher stand und die brüllenden und unerbittlich gegen die Tür hämmernden Zombies mit hoher Wahrscheinlichkeit fürs Erste draußen bleiben würden, durchquerte er den Raum und wischte sich das Blut von seinen Armen an der Hose ab.

„Dämliche Viecher“, beschwerte er sich übellaunig.

Tsuna, immer noch an die Vordertür gelehnt und das Heulen der Frau in den Ohren, zu der sich allmählich auch andere Zombies zu gesellen schienen, sah besorgt auf Ryoheis Arme.

„B-Bist du verletzt?“

Ryohei sah auf und sein Gesichtsausdruck wechselte so schnell von finster zu zuversichtlich, dass es unnatürlich schien. „Nein, Quatsch! Das ist nicht mein Blut. Das ist von diesen sabbernden Dingern da draußen.“

Tsuna versuchte ein erleichtertes Lächeln, als ein lauter Schlag und das Erzittern der Tür ihn daran erinnerte, dass ihn nur ein paar Zentimeter Holz von den 'sabbernden Dingern' trennten. „Ähm, könntest du mir hier... kurz helfen?“

„Na klar!“

Das Einzige, das groß und stabil genug schien, um die Tür zu verbarrikadieren, war der Kühlschrank, den Ryohei mit einiger Mühe aus der Küche in den Flur schon. Zwischendurch öffnete er ihn, doch er war leer.
 

„Hibari, nicht so schnell“, brachtest du atemlos hervor. „I-Ich kann nicht mehr...“

„Stell dich nicht so an.“

Oh, wie reizend er doch wieder war, während er dich schnellen Schrittes über die regennassen Dächer zog, nicht einmal innehaltend, wenn du ins Straucheln kamst. Die Abstände zwischen den Häusern waren so schmal, dass ihr mit ein wenig Mühe – und Überwindung - hinüberspringen konntet. Eben jene Überwindung hättest du zugegebenermaßen niemals aufbringen können, hätte Hibari dich nicht mit seinem Todesblick angetrieben.

Dank des Tempos dauerte es nicht lange, bis ihr bei dem Haus angekommen wart, in dem sich das Kind befinden musste. Na gut – noch befandet ihr euch nicht dort, sondern auf dem Dach des Hauses gegenüber.

Hibari sprang ohne zu zögern vom Dach auf den inzwischen matschigen Boden und sah dann erwartungsvoll zu dir hoch. „Komm.“

Du verzogst das Gesicht. „Sehr witzig. Das sind bestimmt drei Meter!“

„Es sind höchstens zweieinhalb“, erwiderte er ernst. „Jetzt spring.“

„Nein!“

„Mach.“

„Nein.“

Ein paar Sekunden erwiderte er stur deinen verärgerten Blick, dann musste den Kopf senken, weil er erstens Regentropfen in die Augen bekam und zweitens gerade ein Zombie um die Ecke gebogen war und armewedelnd auf ihn zulief. Hibari, der offenbar eine Vorliebe für Steine entwickelte, griff sich einen vom Boden und schlug dem Mann im mittleren Alter den Kopf ein.

Dann sah er wieder hoch.

„Beeile dich gefälligst.“

Du seufztest genervt, bemühtest sich aber, ruhig zu bleiben. Lambo in deinen Armen zitterte ein wenig. „_____, mir ist kalt...“

„Keine Sorgen, Lambo“, flüstertest du sanft. „Wir gehen gleich ins Trockene.“

Der Kleine blinzelte ein paar Mal, lächelte dir matt zu und schloss die Augen wieder.

Nach einem letzten prüfenden Blick auf ihn sahst du wieder zu Hibari hinunter. „Ich bin nicht du, Hibari. Wenn ich da runterspringe, brech' ich mir wahrscheinlich beide Beine.“

Er legte die Stirn in Falten, schien dein Problem aber nachvollziehen zu können. „Dann kletter die Regenrinne runter.“

Du lehntest dich ein wenig nach vorne und konntest tatsächlich ein wenig rechts von dir eine Regenrinne erkennen. Wahrscheinlich könntest du wirklich daran hinunterklettern, aber... „Was ist mit Lambo?“

„Wirf ihn runter“, erwiderte Hibari, ohne zu zögern.

Du sahst ihn entsetzt an. „Was?

Hibari schien allmählich die Geduld zu verlieren. Er starrte nur finster zu dir hoch und wartete darauf, dass du seine Anweisungen befolgtest. Wenn Hibari gar nichts mehr sagte, war das immer ein Zeichen von drohender Gefahr.

„Okay, okay“, murrtest du schließlich. „Aber sei vorsichtig, wenn du ihn fängst.“

Von Hibari kam keine Antwort, was nicht gerade ermutigend war. Er streckte nur stumm seine blutverschmierten Hände ein wenig vor sich aus, um zu zeigen, dass er bereit war.

„Keine Sorge, Lambo“, murmeltest du in das Ohr des Jungen und drücktest ihn tröstend an dich. „Es wird alles wieder gut.“

Und damit ließt du ihn fallen.

Sobald Hibari Lambo in seinen Armen hielt – was ein sehr befremdliches Bild abgab – begannst du, die Regenrinne hinabzuklettern. Zweimal rutschtest du ab und wärst fast gefallen, konntest dich aber noch rechtzeitig halten.

Endlich auf dem Boden angekommen, nahmst du zuerst Lambo wieder in deine Arme. Es war, als wärst du zu seinem selbsternannten Schutzpatron geworden.

Hibari verlor keine Zeit. Er ging zur Straße, sah sich kurz um, packte dann schon wieder deine Hand und zog dich rasch über die Straße, ohne dass einer der Untoten euch sah; was vor allem daran lag, dass die meisten immer noch an den Türen des Hauses klopften, in dem sich Tsuna und Ryohei verschanzt hatten.

Ein Blick die Straße hinunter teilte dir eben dies mit. Und obwohl du nicht sicher sein konntest, wolltest du glauben, dass Tsuna gesund und – nun ja, nicht gerade munter, aber zumindest nicht tot – in diesem Haus hockte und erst einmal in Sicherheit war.

Du wolltest geradewegs durch die Haustür reingehen, das Kind holen und dann wieder zurück zu Tsuna laufen, um mit ihm und allen anderen so weit wie möglich von diesem Ort wegzulaufen doch Hibari hielt dich schon vor der Haustür zurück, was dir in deinem Eifer einen kleiner Dämpfer verpasste.

„Was?“, fragtest du ein wenig zu unfreundlich. Hibaris Augen wurden gefährlich schmal, als er zu dir hinabsah.

„Da ist jemand.“

Du sahst ihn fragend an. Natürlich war da jemand. Das Kind war da. Das Kind, das ihr retten wolltet. Allerdings sagte dir sein angespannter Gesichtsausdruck, dass es nicht das Kind war, das er mit' jemand' gemeint hatte.

Er bedeutete dir mit einem Blick, ihm zu folgen, als er an der Außenseite des Hauses entlangging, um ein Fenster zu finden, durch das man hineinsehen konnte. Ihr wart gerade um die Ecke gebogen, als ein markerschütternder Schrei ertönte, der dich und Lambo heftig zusammenfahren ließ, während Hibaris Gesichtszüge nur ganz leicht zuckten, was du aber eh nicht sehen konntest, weil du ja hinter ihm gingst.

Deine Augen wurden groß, während Lambo vor Angst zu weinen anfing. Der Schrei kam aus dem Inneren des Hauses. Das Kind.

Du wolltest dich umdrehen und zum Hauseingang laufen, doch Hibari hielt dich gerade noch am Saum deiner Jacke fest. Im selben Moment brach der Schrei ab, nur um Sekunden später erneut und noch durchdringender durch den Regen zu schallen.

Dein erschütterter Blick galt jetzt Hibari, der offenbar ein Fenster gefunden hatte und mit seinem üblichen Gesichtsausdruck durch die Scheibe sah. Und obwohl er dich nicht anschaute, ließ er den Saum deiner Jacke nicht loß.

„Schhh...“, versuchtest du verzweifelt, den weinenden Lambo zu beruhigen, während zu vorsichtige Schritte in Hibaris Richtung machtest, um schließlich neben ihm durch das Fenster zu sehen.

Du wünschtest, du hättest das nicht getan.

Gerade, als deine weit aufgerissenen Augen den Raum hinter der Fensterscheibe erblickten, brach der Schrei des Kindes ein weiteres Mal ab. Stattdessen begann es – es war ein Mädchen, wie du jetzt sehen konntest -, schwächlich zu schluchzen, als hätte es nicht mehr genug Kraft zum Schreien.

Die Szene war grauenhaft. Das Mädchen lag auf dem Boden, sein langes, blondes Haar auf den Holzdielen ausgebreitet wie ein Fächer, das tränenfeuchte, vor Angst und Schmerzen verzogene Gesicht zur Decke gewandt. Zwei Untote, ein Mann und eine Frau, labten sich an den Innereien des Mädchens, während es noch lebte. Du konntest sehen, wie sie etwas Rotes, Schleimiges aus dem offenbar mit Zähnen aufgerissenen Bauch des Mädchens holten und es sich gierig in die Münder stopften.

„Oh Gott...“ Du legtest eine Hand auf deinen Mund und schluchztest leise auf. Das ganze Bild hattest du jedoch nur etwa zwei Sekunden vor Augen, ehe dich Hibari unsanft beiseite schob, sodass dir ein weiterer Blick durch das Fenster verwehrt – oder auch erspart – blieb.
 

Der richtige Augenblick. War er das? War das hier der richtige Augenblick?

Sie waren jetzt alleine und es wäre ein Leichtes, nun die Zahl der Lebenden in diesem kleinen unlustigen Spielchen zu verringern. Doch war es das wert? Vielleicht war es immer noch zu früh, um seine Tarnung aufzugeben. Er wollte den Moment eigentlich so lange wie möglich hinauszögern, aber die Gelegenheit war einfach zu günstig.

Nur – wenn er es jetzt tat, hatte er die Übrigen gegen sich.

Außer natürlich, er schaffte es, das Ganze wie einen Angriff der Infizierten aussehen zu lassen. Das müsste ja eigentlich zu machen sein. Doch wie sollte er es tun? Er hatte eine Schusswaffe, von der keiner was wusste, ja, aber einen Kopfschuss würden sogar sie verdächtig finden, auch wenn sie ansonsten nicht allzu helle waren.

Er durfte sein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Die Ringe. Ja, die Ringe. Deshalb war er hier.

Doch er konnte niemandem seinen Ring abnehmen, wenn derjenige nicht tot oder zumindest außer Gefecht gesetzt war.

Am Ende drehten sich seine Gedanken im Kreis. Jetzt schon töten oder noch nicht? Warten, auf Zeit spielen? Aber je mehr Zeit verstrich, desto länger war auch er selbst in Gefahr.

Warten oder nicht, warten oder nicht, warten oder nicht...?
 

„Hi-Hibari.“

Du schluchztest. Ihr hattet nichts mehr für das Mädchen tun können, das war dir klar, aber das machte den Gedanken keinesfalls erträglicher – eher das Gegenteil.

Hibari sah dich an. Ihr hattet euch in ein kleines Haus einige Meter weiter zurückgezogen, als die ersten Untoten, von den Schreien des Mädchens angelockt, in eure Richtung geschlurft waren.

Nachdem Hibari die Tür geschlossen hatte, warst du erschöpft auf die Knie gesunken, hattest leise vor dich hingeweint und Lambo auf dem Boden abgelegt.

Lambo. Irgendetwas schien mit ihm zu passieren. Dein Atem stockte und wieder brachtest du hervor, diesmal kaum noch hörbar: „Hibari.“

Du hattest es schon die ganze Zeit gewusst. Die zwei Stunden waren um. Riforma. Wandlung.

Hibari ging neben dir in die Hocke und betrachtete mit fast sachlichem Interesse, wie Lambo sich auf dem Boden wand und krümmte und schluchzte. „Es tut weh... alles tut weh. Macht, dass es aufhört...!“

Lambos Schluchzen vermischte sich mit deinem, als du beide Hände über deinen Mund legtest. Das kann nicht wahr sein. Das darf nicht wahr sein.

Doch die unvermeidliche Wahrheit lag vor dir auf dem dunkelgrünen Teppich, in Form eines kleinen, wimmernden Jungen.

„Er... Er verwandelt sich“, sagtest du leise, konntest nur mit Mühe den Blick von dem sich schüttelnden Jungen lösen und sahst zu Hibari auf. „Was sollen wir tun...?“

Auch Hibari hob den Blick. Langsam, ruhig. Und du wusstest, was er dachte, obwohl er kein Wort sprach.

„Wir können ihn nicht... nicht töten“, riefst du aus und ließt die Hände sinken.

Lambo weinte. „Mach, dass es aufhört! Es soll auf... hören... Bitte...“

Seine Stimme wurde schwächer.

Hibari schwieg. Er würde nicht derjenige sein, der dich überredete, ein Kind zu töten... zu erschießen. Denn er wusste, dass du die Waffe immer noch bei dir hattest.

Er wirkte kein bisschen überrascht, als du sie mit zitternden Händen aus der Jackentasche zogst und er machte auch keine Anstalten, sie dir abzunehmen. Vielleicht wollte er auch nur sehen, ob du es tun konntest.

„_____... Es tut weh...“

„Alles wird gut, Lambo“, flüstertest du heiser und schlucktest, als du den Blick wieder senktest. Lambo hatte vor Schmerzen die Augen zusammengekniffen und sah nicht, wie die Pistole unheilvoll über seinem Kopf schwebte. „Es tut bald nicht mehr weh...“

Und dann wurde er still.

Er atmete flach und ungleichmäßig, doch er wimmerte nicht mehr. Du warst dir ziemlich sicher, dass es nur noch Sekunden dauern konnte, bis er einer von ihnen wurde. Die Waffe in deinen Händen zitterte, als du sie anhobst, entsichertest und auf Lambo richtetest. Du musstest es jetzt tun, solange er noch er selbst war. Damit er nicht so eine Kreatur wurde, damit du ihn so in Erinnerung behalten konntest, wie er gewesen war. Und nicht als... als...

„Ich kann das nicht.“ Die Worte kamen im selben Moment über deine Lippen, als du die Waffe sinken ließt und Lambos Atmung wieder schneller zu werden begann. Ein heiseres, ganz und gar nicht menschliches Knurren kam von ihm und du schnapptest nach Luft-

Da nahm Hibari dir die Waffe aus der Hand, zielte und schoss Lambo mitten in die Stirn, bevor er sich aufrichten konnte.

Der schallende Knall war unter dem Rauschen des Regens kaum zu hören.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  CelestieSara
2010-06-10T15:24:37+00:00 10.06.2010 17:24
Was wenn der Leser am allen schuld wäre? Wäre ein echt böser plot twist aba ich hab keine beweise...und plausibel isses auch nicht~ Von daher...nächste Theorie.

Warum denke ich, das Gokudera verdächtig ist, auch wenn seine entschuldigungen plausibel klingen? Ich will niemanden verdächtigen, und schließlich hat er ja was für Yamamotos Bein gefunden. ...sind die Äste trocken oder nass...? (Seit der Hetalia-Fanfiction, die ja auch im mord- und Totschlag unter den Nationen ging, werd ich immer von mir selbst genötigt, detektiv zu psielen...bei einem Mörder von den Sieben in der Fanfiction lag ich sogar richtig – beim rest weiß man es noch nicht/haben die Autorinnen noch nicht genug hinweise geliefert, aber das ist jetzt egal) *SHOT* ...es macht sowieso noch keinen sinn, diese verdächtigung, da Gokudera Tsuna niemals zurücklassen würde, was der Täter aber anscheinend mit allen, inklusive Tsuna, vorhat...ICH BIN VERWIRRT ;_; Vielleicht isses ja Mukuro.................nein warte, der täter ist unter der Gruppe....ach verdammt. Als Chromes Mörder kämen halt nur die in frage, die alleine unterwegs waren, aka Hibari, Gokudera und Ryohei. Hm…

Tsuna ist so süß...;_;

> Ryohei tätigte noch einen letzten Schlag und drehte sich dann zur Türöffnung – nur, um das Brett mitten ins Gesicht zu bekommen.
>„AU!“
> Oh – tut mir leid!“

Ich glaub, ich sollte eine Ansammlung von den geilsten Szenen dieser story machen. Jedes Kapitel hat mindestens drei~

Oh, kleiner Tippfehler hier, glaub ich

> Das Einzige, das groß und stabil genug schien, um die Tür zu verbarrikadieren, war der Kühlschrank, den Ryohei mit einiger Mühe aus der Küche in den Flur schon.

"schob" statt "schon" wolltest du schreiben, schätze ich :D

>„Stell dich nicht so an.“

Er klingt wie 'ne Freundin von mir...äh, egal. Unwichtige info ist unwichtig.

> Sobald Hibari Lambo in seinen Armen hielt – was ein sehr befremdliches Bild abgab –

Ich glaub allein für diese Szene würde ich dabei sein wollen...(und sobald ich dabei wäre, würde ich es bereuen...)

....uhhh, die Idee ist echt grausig...das mit dem armen Mädchen ;_;

...uhm, nö, auch wenn der Monologteil des Täters so klingt, als ob der Leser der Täter sien könnte, ihr ist ja klar, dass Hibari weiß, dass sie ne Waffe hat. Rückschließend kann es nicht Hibari sein, sonst würder er nicht 'einzige Schusswaffe' sagen (es sei denn, das was der Leser hat ist unbrauchbar). Bleiben noch Gokudera, Ryohei, Tsuna und Yamamoto....kann es nicht eine weitere person X sein...?! ....und die Ringe hab ich total vergessen *fails* Also, da aich aber Yamamoto und Tsuan schon vorheir ausgeschlossen habe, bleiben nur noch Gokudera und Ryohei….

..............nein, ich fang jetzt nicht an darüber nachzusinnen wie grausam es ist, Lambo erschießen zu müssen. UND WEITER GEHTS~

Von:  Sherry-Yumi
2010-04-03T19:21:41+00:00 03.04.2010 21:21
Zu diesem Kap will grad gar nicht viel schreiben, weil ich ja noch eins vor mir hab! *freu*
Nur meine gedankliche Zusammenfassung im Moment:
Das mit dem Mädchen war so derbe ekelhaft und erschüttert. Sie tat mir so leid.
Lambo ist tot! ;_; Ich bin aber sehr froh, dass ich ihn nicht getöt habe sondern Hibari!
jaaah das war alles irgendwie verstörend! xDD
ich les gleich mal weiter!^^
Von: abgemeldet
2010-04-02T22:36:54+00:00 03.04.2010 00:36
T__T
Lambooo >__<
Oh man das Kapitel war wieder super! :D
Aber das mit Lambo is traurig :'(
Und das mit dem Mädchen O.o
Bin total gespannt auf das nächste Kap!
Bitte, bitte schreib schnell weiter :)


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