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Vampire's Kiss

Wenn Liebe tödlich ist
von

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Sidestory

Die Jäger
 

Damals war es genauso. Dem Tod in die Augen zu blicken, trotz der eigenen Unschuld. Das Gefühl kannte ich... nur zu gut.
 

Es war kurz nach meiner Prüfung zu einem richtigen Jäger vor fünf Jahren. Ich war so stolz auf mich, wie ein kleines Kind stolz ist, sich ein Bonbon verdient zu haben. Sogar mein Lehrer lobte mich für meine herausragenden Leistungen.

Mein Lehrer war einer der besten: Er vergaß nie seine Pflicht und ihm entkam noch nie ein Vampir. Unter den Jägern war er als Jonathan bekannt. Ich sah zu ihm auf, wie zu einem Vater. Allerdings war er auch sehr streng. Er duldete keine Missachtung der Regeln, keine Disziplinlosigkeit und vor allem keine Schwäche.

Er sagte mir immer und immer wieder:

„Wenn du dein Zielobjekt verfolgst, denke immer daran, dass dein eigenes Leben dabei auf dem Spiel steht. Eine falsche Entscheidung und du bist tot. Es ist tödlich Emotionen mit auf deine Arbeit zu nehmen.“

Als Lehrling hatte ich mit diese Worte am besten eingeprägt und konnte sie im Schlaf aufsagen. Ich nahm sie als gegeben hin und zweifelte nicht an ihnen. Sie kamen immerhin vom Besten.

Doch wie schwer es tatsächlich war sie zu befolgen, fiel mir erst viel später auf.
 

Ich hatte bereits mehrere Missionen erfolgreich abgeschlossen und kannte die Tricks mancher Vampire. Mein Ego wuchs dadurch stetig. Das merkten vor allem die Mädchen in meinem Umfeld. Ich flirtete mit jeder und hatte natürlich Erfolg. Bis mir dieses eine Mädchen über den Weg lief. Im wahrsten Sinne des Wortes.
 

„Au! Passen Sie doch auf!“

„Ah, entschuldigen Sie vielmals, ich –.“

Und das war sie. Eine Schönheit wie ich sie noch nie gesehen hatte. Eine Porzellanpuppe mit eiskalten Augen und Haare schwarz wie die Nacht. Eine Art modernes Schneewittchen, nur mit kurzen Haaren.

„Ich wurde von ihrer Schönheit so geblendet, dass ich meinen Weg nicht mehr sah. Es tut mir wirklich leid. Darf ich Ihnen aufhelfen und Sie als Entschädigung zum Kaffee einladen?“

Jede andere hätte sofort eingewilligt, aber ihre Reaktion überraschte mich.

„Nein danke, aber einen Möchtegern-Casanova brauche ich nicht.“

Und damit ging sie auch wieder. Das war die erste Abfuhr meines Lebens. Von dem ersten Mädchen, in das ich mich wirklich verliebt hatte.
 

Natürlich ließ ich die Sache nicht auf sich beruhen. Ich traf sie öfters und mein Glück verließ mich immer wieder. Irgendwann schaffte ich es dann doch zumindest ihren Namen herauszufinden: Serena.

Von da an ging es bergauf. Es kam ein Date nach dem anderen und irgendwann waren wir auch zusammen.

Doch zu spät bemerkte ich meinen Fehler...

Als Vampirjäger hätte es mir auffallen sollen, doch ich war geblendet von ihr. Von dem ältesten Trick aller Vampire: ihre Anziehungskraft.
 

Ich starrte entgeistert auf das Blatt, dass vor mir lag. Darauf zu sehen war unsere nächste Zielperson: Serena.

„Aber Meister, das ist -!“

„Das ist?“

Ich zögerte zu antworten; ich wusste, dass mein Verhalten gegen seine Lehren ging. Doch auch mein Zögern konnte Jonathan verstehen.

„Kennst du sie etwa?“ Ich bemerkte sofort die Bedrohung, die von ihm ausging.

Mein Verhalten war unerwünscht, das wusste ich. Ich schaute auf den Boden und hoffte, er würde nicht weiter nachhaken, aber ich hoffte erfolglos. Er fuhr in einem aggressiveren Ton fort.

„Fenrir, kennst du dieses Mädchen?!“

Ich nickte stumm.

„Woher?“ Ich zögerte nur kurz, aber schon das provozierte ihn. Er nahm mein Kinn und riss es grob in die Höhe, sodass ich ihn ansehen musste.

„Schau mich an, wenn ich mit dir rede. Woher kennst du sie?!“

Ich schwieg immer noch und fing mir dadurch eine Ohrfeige ein. Er erwartete eine Antwort und ich hatte Angst ihn weiterhin zu reizen.

„Ich habe sie getroffen...vor einigen Monaten...“

Mit einem prüfenden Blick sah er mich an und wusste sofort, was ich meinte. Mit einem abfälligen Ton fuhr er herum und wollte gehen. Gehen um sie zu töten. Gezwungenermaßen ging ich mit.
 

Es war wie jede andere Mission. Nichts war anders, nichts außergewöhnlich. Nur für mich. Ich war dabei meine Liebe umzubringen.

Nun hockte sie da und sah nicht zu mir auf. Aber ich wusste, dass sie mich nicht hasste und das erweckte meine Schuldgefühle. Ich konnte sie nicht sterben lassen...

Jonathan zückte sein Schwert und machte sich bereit sie zu köpfen. Doch ich ließ es nicht zu.

Ohne nachzudenken stellte ich mich schützend vor Serena und das Schwert, das ihr Leben nehmen sollte, traf mich stattdessen. Ob es nun Glück war oder ob Jonathan tatsächlich noch die Richtung ändern konnte weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur, dass sich meine Sicht rot färbte von dem Blut, das aus meinem linken Auge kam und Serena schrie hinter mir erschreckt auf. Schmerz durchfuhr mich und ich fiel auf die Knie, doch ich weigerte mich mein Bewusstsein zu verlieren.

Ich sah wutentbrannt zu Jonathan auf und er sah mich mit Verwunderung an. Diese Verwunderung änderte sich schlagartig in Wut.

„Was sollte das Fenrir?! Hast du vor dich für dieses Monster zu opfern?!“

„Sie ist kein Monster! Und sie wird es nie sein! Es war nicht ihre Schuld, dass sie ein Vampir ist!“

Hinter mir versuchte Serena mich zu beruhigen, doch ich schüttelte sie ab.

„Warum sollten wir sie töten, wenn sie keine Schuld hat?“

„Weil sie ein Vampir ist, du Spatzenhirn! Vampire töten Menschen und wir töten Vampire. Damit beschützen wir die Menschen!“

„Sie war einst ein Mensch! Und sie wollte ganz bestimmt nie ein Vampir werden! Warum sollten wir sie also bestrafen für etwas, was sie sowieso nie wollte?!“

Ich konnte nicht weitersprechen, denn meine Wut und meine Wunde raubten mir jegliche Kraft. Schwer atmend hockte ich auf dem Boden und wartete auf eine Antwort meines ehemaligen Lehrers. Doch es kam nichts. Ich befürchtete schon er würde mich zusammen mit Serena töten. Aber stattdessen steckte er sein Schwert zurück und drehte sich um. Kurz bevor ich dann doch ohnmächtig wurde hörte ich ihn noch:

„Und deswegen sollte man keine Emotionen bei der Arbeit zeigen.“
 

Wenig später wachte ich auf und mein Kopf ruhte auf Serenas Schoß. Sie hatte meine Wunde versorgt, doch mein Auge blieb blind und auch die Narbe würde die verschwinden. Doch das war mir egal, denn ich hatte mein Ziel erreicht. Sie lebte.

Seitdem haben wir uns versprochen Vampire gerecht zu verurteilen. Denn auch sie waren einmal Menschen.
 

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  kitty-Sakura
2012-06-28T18:42:08+00:00 28.06.2012 20:42
ich find deine ff echt gut gelungen
^^
richtig süß, das ende


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