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Inferna

von

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Verfolgt

Das schrille Geräusch ihres Weckers riss Faith aus ihren Träumen. Sie öffnete die Augen und blinzelte in das Tageslicht, welches in ihr Gesicht schien. Nachdem der Wecker ausgeschaltet war, stand sie auf und streckte sich kurz. Wenig Schlaf war das Mädchen gewohnt, schließlich verbrachte sie nicht erst seit gestern ihre Nächte auf den Dächern der Stadt.

Faith ging ins Bad, um erstmal ausgiebig zu duschen. Das kühle Wasser vertrieb den letzten Rest Müdigkeit aus ihrem Körper. Sie trocknete sich ab und zog die Klamotten an, die sie am Abend zuvor für die Schule raus gelegt hatte, ein rotes T-Shirt, Jeans und eine Sweatjacke. Mit handtuchtrockenen Haaren ging sie schließlich in die Küche, um zu frühstücken. Am Kühlschrank klebte eine Notiz von ihrem Stiefvater:

Faith, ich bin schon ins Büro gefahren.

Bin zum Essen wieder da.

Pass auf dich auf!

Faith schüttelte lächelnd den Kopf. Ihr Stiefvater, Nathan, war etwas, das man als Teilzeit-Arbeitstier beschreiben konnte. Manchmal hatte er unglaublich viel Freizeit, aber wenn sie in der Firma an etwas Neuem arbeiteten, bekam sie ihn selten zu Gesicht. Sie fischte eine Schüssel aus dem Regal und schüttete Milch und Cornflakes hinein. Diese aß sie dann in Ruhe, als sie es sich auf der Arbeitsfläche bequem gemacht hatte. Währenddessen schaute sie aus dem Fenster. Es war ein schöner Tag, sonnig aber nicht zu heiß – genau richtig. Nach einigen Minuten merkte sie, dass sie die Zeit vollkommen vergessen hatte. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie spät dran war. Schnell sprang Faith von der Arbeitsplatte, stellte die Schüssel in die Spüle und holte ihre Schultasche. Ihre Haare waren inzwischen fast trocken.

Sie verließ das Haus und lief mit schnellem Schritt die Treppen des Hauses hinunter, als sie wieder das Gefühl hatte, im oberen Treppenhaus einen Schatten zu sehen. Abrupt blieb sie stehen und schaute nach oben – nichts. Mit einem etwas mulmigen Gefühl ging sie langsam weiter, bevor ihre Schritte sich wieder beschleunigten.

Bild dir doch nichts ein... , dachte sie sich, als sie die Tür auf stieß und die Stadtluft einatmete.

Zügig lief Faith in Richtung Schule, welche nicht weit entfernt war. Doch sie wurde das ungute Gefühl nicht los, dass sie jemand verfolgte. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. Vielleicht sollte sie doch mal mehr schlafen, sonst würde sie eines Tages noch unter Verfolgungswahn leiden.
 

Ein Blick auf ihre Uhr verriet Faith, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte. Sie konnte zwar ihre Fertigkeiten von den Dächern auch auf dem Boden anwenden, doch wollte sie keine Aufmerksamkeit erregen, weshalb sie sich mit einem Sprint und ein paar kleinen Sprüngen begnügte und so noch rechtzeitig zur ersten Stunde kam. Die anderen Schüler waren schon da, doch Faith wurde kaum beachtet, als sie zu ihrem Platz ging und sich auf ihren Stuhl fallen ließ. Den Schatten hatte sie schon fast wieder vergessen.

Während des Unterrichts starrte Faith aus dem Fenster. Sie war mit ihren Gedanken schon wieder ganz woanders. Plötzlich bemerkte sie eine Bewegung aus den Augenwinkeln. Schnell schaute sie zu den Büschen, die sich in der Nähe des Fensters befanden, doch alles was sie sah, waren ein paar zu Boden gefallene Blätter. Wurde sie jetzt wirklich allmählich verrückt?

„Faith!“, ertönte eine Stimme aus dem vorderen Bereich des Klassenzimmers. „Aufpassen!“

Faith drehte sich zu ihrem Lehrer und murmelte nur ein „Mhm.“, als Antwort. Sie war viel zu abgelenkt und unkonzentriert um eine schlagfertige Antwort zu geben.

Den restlichen Unterricht verbrachte sie damit gedankenverloren auf die Tafel zu starren oder hin und wieder nach draußen zu schielen. Sie befand es so wie so nicht für nötig sich auf den Unterricht zu konzentrieren, denn ihre Noten waren ganz passabel und wenn sie das mal nicht waren, dann lag das an puren Desinteresse.

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, war die Schule zu Ende und Faith begab sich auch den Weg nach draußen.
 

„Hey, Faith! Warte mal!“, rief jemand, als sie das Schultor passierte. Die Gerufene wandte sich um und sah eine Gruppe Mitschüler, die auf sie zu kam. Na toll...

„Faith, ähm, ich...wir dachten du hättest vielleicht Lust etwas mit uns zu unternehmen. Also-“, stammelte ein Junge, dessen Name sie vergessen hatte, bevor er von Faith unterbrochen wurde, „Nein.“

„Was? Aber wieso nicht? Du bist doch immer alleine!“, meinte ein Mädchen.

„Das hat vielleicht auch seine Gründe.“, sagte Faith schlicht und wandte sich zum Gehen.
 

„Siehst du, ich hab dir doch gesagt, dass sie Nein sagt.“, hörte Faith jemanden hinter sich flüstern. „Aber ich dachte, sie ist vielleicht einfach nur schüchtern.“ - „Ach was, die will sich nur nicht mit uns abgeben.“

Faith ignorierte sie einfach, auch wenn sie wahrscheinlich sogar Recht hatten. Es war nicht so, dass sie keine Freunde hatte und immer alleine war, ihre Freunde waren einfach anders. Es waren die unterschiedlichsten Leute. Zum Beispiel Joe, zu dem sie jetzt ging um für sich und ihren Stiefvater Mittagessen zu besorgen. Joe war der Besitzer eines kleinen Restaurants, zu dem Faith jetzt gemütlich schlenderte.

Joe hatte das gemütliche italienische Restaurant vor einigen Jahren von seinem Vater übernommen und machte seine Arbeit ziemlich gut, wie Faith fand. Seine Eltern stammten aus Italien, aber da er selbst hier geboren und aufgewachsen war, hatte er kaum Akzent.

Als Faith das Restaurant betrat, sah sie aus dem Augenwinkel wieder diesen dunklen Schatten vorbei huschen. Aber kaum hatte sie sich umgedreht, um nachzusehen ob sie vielleicht sehen konnte, was es war, kam auch schon Joe um sie überschwänglich zu begrüßen.

„Faith meine Liebe! Wie lang habe ich dich nicht mehr gesehen? Wie geht es dir und Nathan?“, schoss er gleich los. Er begrüßte einen immer, als wäre man monatelang fort gewesen.

Faith, noch ein wenig mit den Gedanken bei dem mysteriösen Schatten, musste darüber lächeln und antwortete: „Hey Joe! Uns geht’s gut, danke. Nathan arbeitet wohl wieder an einer neuen Software oder so, jedenfalls ist er heute schon aus dem Haus gewesen, bevor ich aufgestanden bin.“

Joe schüttelte verständnislos seinen braunen Lockenkopf. „Wie man nur so früh schon aufstehen und arbeiten kann..“, meinte er, woraufhin Faith ihn neckte: „Kann ja nicht jeder erst mittags um Elf Uhr aufmachen.“

Während die beiden noch ein wenig quatschten, machte Joe's Cousin das Essen für Faith und Nathan fertig. Doch im Hinterkopf dachte Faith immer noch an diesen ominösen Schatten. Sie hatte irgendwie das Gefühl, beobachtet zu werden, und das konnte ja langsam kein Zufall mehr sein. Doch beim besten Willen kam sie nicht zu einem rationalen Ergebnis. Nach einer halben Stunde verabschiedete sie sich von Joe, welcher ihr sagte, sie solle sich bald mal wieder melden. Faith winkte ihm zum Abschied noch einmal zu und verstaute das Essen in ihrer Schultasche.

Nachdem sie eine Weile die Straße entlang gelaufen war, lies eine plötzliche Brise sie erschaudern. Dann spürte sie ein Kribbeln im Nacken, ein Gefühl, als würde ihr Rücken bald von Blicken durchbohrt werden. Sie verlangsamte ihr Tempo und drehte sich schließlich mit einem unguten Gefühl um. Sie hatte erwartet, dass sie sich geirrt hatte, dass da gar nichts war, aber da täuschte sie sich. Ein paar Meter weiter die Straße hinunter stand ein düster wirkender Typ mit schwarzen Haaren und einem langen, schwarzen Mantel. Und er starrte sie genau an. Er stand einfach in dieser hektischen Menschenmenge und starrte sie aus seinen dunklen, geheimnisvollen Augen an. Niemand schien sich um ihn zu scheren.

Etwas in seinen Augen blitzte auf, doch Faith konnte nicht benennen, was es war. Vielleicht hatte sie es sich auch nur eingebildet. Völlig verdutzt blinzelte sie, und als sie die Auge wieder öffnete, war der mysteriöse Mann verschwunden. Er war einfach weg, so als wäre er nie da gewesen.

Das ungute Gefühl jedoch blieb und wollte auch den ganzen restlichen Weg nicht verschwinden.



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