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Color of Twilight

Time of Death and Rebirth
von

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Ein „Held“ kehrt heim – oder auch nicht

Genüsslich räkelte Zetsu sich in dem weichen Bett, in das er am Abend zuvor gefallen war. Nach dem wohltuenden Schlaf fühlte er sich wie neugeboren, seine gesamten Kraftreserven waren wieder vollständig aufgeladen, seine geringen Verletzungen verheilt.

Warme Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster und luden ein, die Welt zu erkunden.

Dennoch stand ihm der Sinn ganz und gar nicht danach, dieses Bett zu verlassen. Stattdessen kuschelte er sich noch ein wenig tiefer hinein. Ah~ Das ist so angenehm.

Nanashi erschien direkt neben seinem Gesicht. „Meister, wollt Ihr heute den ganzen Tag verschlafen? Ihr habt doch noch etwas vor.“

„Eigentlich schon, aber... ich bin müde. Der Kampf war ziemlich anstrengend.“

Im Gegensatz zu seinen bisherigen Kämpfen, die er oft mit einem einzigen Hieb hatte gewinnen können. Cain hatte wirklich heftigen Widerstand geleistet. Insgeheim hoffte er, dass es bei seinen zukünftigen Feinden nicht auch so laufen würde.

Unwillkürlich hielt er in seinen Gedanken inne. Zukünftige Feinde? Für ihn gab es nur noch Rache als Ziel. Sobald er Jinmus Mörder getötet hätte, würden nur noch die verwaltenden Götter fehlen, denen er die Schuld am Tod seiner Welt gab. Und danach... war nichts mehr.

In all den Jahren seiner Reise waren seine Gedanken, seine Träume, seine Wünsche nur auf die Rache gerichtet gewesen. Für das Danach existierten keine Pläne, keine Vorstellungen. Er war sich sogar sicher, dass es kein Danach geben würde.

Nanashi tippte ihm gegen die Stirn. „Meister, was denkt Ihr da?“

Er entschuldigte sich leise und richtete sich auf. Sein Blick wanderte zum Fenster, durch das immer noch helles Sonnenlicht fiel. Die Vorhänge musste er am Abend zuvor zu schließen vergessen haben. Doch das sanfte Sonnenlicht störte ihn nicht weiter, es war längst nicht so aggressiv wie in seiner Wüstenheimat.

Zetsu schwang die Beine aus dem Bett und erhob sich. Er zog sich seine Kleidung wieder an, die auf wundersamer Weise nichts von dem gestrigen Kampf abbekommen hatte. Mit Nanashi auf den Schultern verließ er den Raum, wo er von lächelnden Mitarbeitern des kleinen Gasthauses begrüßt wurde. Zumindest glaubte er, gemeint zu sein, auch wenn er dabei immer Sir West genannt wurde. Anfangs hatte er noch versucht, den Irrtum aufzuklären, doch die Angesprochenen hatten immer nur wissend geblinzelt und dann weitergemacht.

Entweder sah er wieder irgendjemandem dermaßen ähnlich oder es gab sonst irgendeine andere der Verwechslung. Zetsu hatte versucht, sie aufzuklären und war gescheitert. Also genoss er die Vorteile, die er dadurch erhielt: Ein kostenloses Zimmer und ein leckeres Frühstück, das ihn bereits im Speisesaal erwartete.

Immerhin wurde er in dieser Welt nicht gefürchtet, sondern wie ein Held behandelt, was Zetsu durchaus gefiel – auch wenn nicht er damit gemeint war.

Während er gemeinsam mit Nanashi sein Frühstück – bestehend aus warmen Brötchen, fruchtiger Marmelade und frischem Kaffee – zu sich nahm, trat plötzlich jemand an seinen Tisch. „Sir West?“

Die Stimme kam Zetsu ganz und gar nicht bekannt vor, es war also entweder kein Angestellter oder zumindest keiner, den er kannte. Er hob den Kopf und musterte den schmächtigen Mann mit dem hellen Haar, das ihm langsam auszugehen schien. „Sir West, Ihr seid es wirklich? Ich habe gehört, Ihr seid getötet worden. Ich bin erleichtert, dass es nur Gerüchte gewesen sind.“

„Von wem soll ich getötet worden sein?“, fragte Zetsu, während er die Rolle weiterspielte.

Der Mann senkte die Stimme. „Von Sir Bahadur. Diesen Lichtbringern war doch von Anfang an nicht zu trauen.“

Ertappt zuckte der Mann zusammen. Hastig warf er einen Blick umher als befürchtete er, dass jemand hervorspringen, ihn ergreifen und mit sich in die Dunkelheit zerren würde. Kaum war er damit fertig, verbeugte er sich vor Zetsu. „Verzeiht, Sir West.“

„Ist schon in Ordnung“, erwiderte der Silberhaarige. „Nun, wie Ihr seht, lebe ich noch. Aber wisst Ihr zufällig, wo ich Sir Bahadur finden kann?“

Als der Mann erwähnt hatte, dass dieser Bahadur zu den Bringern des Lichts gehörte, waren sofort sämtliche Alarmglocken losgegangen. Er würde diesen Mann aufsuchen und auch ihn töten, komme was wolle. Wenn sein Glück in diesem Ausmaß anhalten würde, würde sich dieser Kerl vielleicht sogar als Mörder von Jinmu herausstellen.

Der Mann neigte den Kopf. „Ich nehme an, Sir Bahadur wird sich wie üblich im Regierungsgebäude in der Hauptstadt, nicht weit von hier, aufhalten. Wollt Ihr es denn noch einmal versuchen?“

Zetsu wusste nicht, worüber er redete, nickte aber. „Sicher will ich das. Was spricht dagegen?“

Erneut zuckte der Mann zusammen, als ob er sich für das Gesagte schämte. Zetsu war sich sicher, dass er am liebsten im Erdboden versunken wäre.

Er verabschiedete sich hastig von Zetsu und ging davon. Der Silberhaarige blickte zu seinem Shinjuu. „Was sagst du dazu?“

„Ich bin mir nicht sicher wofür Euch die Menschen hier halten...“

„Immerhin nicht für einen Mörder“, meinte er. „Das ist schon mal ein Fortschritt.“

Sie nickte kauend. „Ich frage mich nur, weswegen wir immer in Welten landen, wo jemand lebt, der Euch ähnlich sieht.“

„Das frage ich mich auch. Bislang dachte ich, ich wäre einzigartig.“

Er seufzte leise, fast schon genervt. Nanashi tätschelte seine Hand. „In diesen Zeiten ist wohl niemand mehr einzigartig. Macht Euch keine Gedanken darum.“

„Ja, sehen wir lieber zu, dass wir zu dieser Hauptstadt kommen und Bahadur treffen. Ich bin mal gespannt, ob er der Gesuchte ist.“

Das Shinjuu nickte zustimmend. Die beiden beendeten ihr Frühstück, verabschiedeten sich von dem Personal und verließen das Gasthaus. Die Sonne war inzwischen weit vorangeschritten, in weniger als zwei Stunden wäre es bereits Zeit für das Mittagessen. Aber Zetsus Gedanken richteten sich bereits auf die Hauptstadt.

Dieses Gasthaus befand sich buchstäblich mitten im Nirgendwo, eine willkommene Ruhestätte für die zerschundenen Knochen der Wanderer und Abenteurer – falls es solche in dieser Welt überhaupt gab.

Allerdings konnte man von diesem Zwischenstopp über die weiten Felder sehen, bis zu dem, was Zetsu als Stadt einordnete. Ein bedrohliches, riesiges Gebilde, unter dunklem Himmel. Er fragte sich nicht nur, woher dieser seltsame Himmel über dem Gebilde kam, sondern auch warum es mehr nach einer riesigen Käseglocke aussah. Die ganze Stadt schien unter einer Kuppel zu sein.

Er seufzte noch einmal. Antworten würde er nur bekommen, wenn er weiter herumstand, andere Leute fragte und damit Misstrauen erregte oder wenn er näherging. Also entschied er sich für Letzteres und ging weiter.

Je näher er der Kuppel kam desto schwerer fiel ihm das Atmen, sämtliche Vegetation war abgestorben, keine Tiere waren zu sehen. Was verursachte diese tote Zone? Es war keinesfalls normal, nicht einmal für einen Jungen, der in der Wüste aufgewachsen war.

Direkt vor der Kuppel und dem, was der Eingang dazu zu sein schien, blieb Zetsu wieder stehen. Am Liebsten hätte er sich übergeben, doch er bezwang den Drang mühevoll. Sein Blick ging suchend an der metallenen Vorrichtung entlang, um herauszufinden, wie man die Tür öffnete. Natürlich hätte er sie einfach mit seinem Shinken aufschneiden können, doch schien ihm das eine schlechte Idee zu sein. Er wollte nur in die Stadt, nicht ins Gefängnis.

Nanashi deutete schließlich auf eine Konsole. „Ich glaube, hier muss man irgendetwas eingeben. Fragt sich nur, was...“

Zetsu zuckte mit den Schultern. Er tippte einige beliebige Ziffern ein, bevor er die grüne „Eingabe“-Taste betätigte. Ein Surren erklang, während der Computer offensichtlich nachzuvollziehen versuchte, ob die Zahlenfolge korrekt war.

Plötzlich erwachte in Zetsu die Frage, was wohl geschehen würde, wenn die Kombination nicht richtig war. Würde dann einfach nur eine Fehlermeldung kommen oder möglicherweise etwas Gefährliches?

Hastig schob er den Gedanken beiseite und hoffte einfach, dass die Zahlen durch irgendeinen faszinierenden Zufall – oder durch Glück – tatsächlich korrekt waren.

Tatsächlich erklang ein beruhigendes Klingeln, wie bei dem Aufzug in der Welt zuvor, dann sprang ein grünes Licht an der Konsole an und die Tür öffnete sich.

Ohne jede Verzögerung huschte Zetsu gemeinsam mit Nanashi hinein, hinter ihm schloss sich die Tür wieder. Im Inneren des Ganges fiel ihm das Atmen um einiges leichter, die Luft wirkte abgestanden, aber nicht ätzend, durch die Glaswände konnte er in die Trostlosigkeit hinaussehen. Was war an dieser Stadt, was die Umgebung so sehr vergiftete?

Am Ende des Ganges gab es nur zwei weitere Gänge, einen nach rechts und und einen nach links. An der Wand der Abzweigung hingen zwei Schilder, die von Sektoren redeten. Zetsu konnte weder etwas mit „1-A“ noch mit „1-C“ etwas anfangen, weswegen er schulterzuckend den linken Gang zu Sektor 1-A nahm.

Die rechte Wand des Ganges war durch ein Aquarium ersetzt worden, das einen scharfen Kontrast zu der Szenerie außerhalb der Kuppel bot. In der Decke waren weiße Leuchten installiert. Das sanfte blaue Licht aus dem Aquarium wirkte beruhigend auf Zetsu, der im Laufen die farbenfrohen Fische beobachtete, die sich im Wasser tummelten. Je mehr er diese Tiere beobachtete desto mehr vergaß er, weswegen er eigentlich gekommen war, in ihm erwachte der Wunsch, für immer hier zu bleiben, nie mehr diesen Ganz zu verlassen und -

„Meister!“

Nanashi riss ihn wieder aus seinen Gedanken. Fragend wandte er sich ihr zu. Sie schwebte hinter ihm in der Luft und deutete auf eine Tür direkt neben sich, an der Zetsu in Gedanken versunken vorbeigelaufen war. Ihm war nicht einmal aufgefallen, dass das Aquarium für einen kurzen Moment unterbrochen worden war.

Das Shinjuu neigte den Kopf. „Diese Fische und das Licht scheinen eine seltsame Macht auf Euch zu haben, Meister.“

Er schmunzelte. „Oh ja. So kann man sich auch vor Leuten schützen, die sich bei einem beschweren wollen – man lässt sie einfach vergessen, weswegen sie gekommen sind.“

„Das ist unheimlich“, urteilte Nanashi. „Lasst uns weitergehen. Je eher wir hier fertig sind desto besser, glaubt Ihr nicht.“

Er nickte zustimmend. Glücklicherweise musste er an dieser Tür keine Kombination eingeben. Sie öffnete sich, als er einen einfachen Schalter betätigte und ließ ihn hindurch. Ein trostloser kleiner Raum, dessen beide Wände das Aquarium stellten, empfing ihn. Im Gegensatz zum Gang zuvor, gab es hier keinerlei Licht außer das aus dem Aquarium. Dafür erklang eine beruhigende Frauenstimme aus einem Lautsprecher: „Herzlich Willkommen in Ilan Oren, der Stadt der Zukunft. Sie befinden sich in Sektor 1-A, dem Unterhaltungssektor von Ilan Oren. Geben Sie Ihr Geld gut aus für einen Nachmittag voller Spaß für die ganze Familie.“

Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen, doch bevor Zetsu etwas sagen konnte, erklang die Stimme noch einmal, um etwas hinzuzufügen: „Leider ist der Unterhaltungssektor gerade außer Betrieb. Wir bitten um Ihr Verständnis und wünschen Ihnen dennoch einen wundervollen Tag.“

Zetsu warf Nanashi einen Blick zu. Beruhigt stellte er fest, dass sie genauso verwirrt zu sein schien wie er. Beide verzichteten darauf, diese Sache zu kommentieren.

Mit einem Zischen öffnete sich die Tür gegenüber. Zetsu lief weiter. Diesmal endete er in einem Gang, dessen Wände mit Bildschirmen bestückt waren.

Auf jedem Bildschirm lief eine Nachrichtensendung, die von einem Anschlag in Sektor 1-A sprach. Zetsu blieb stehen und neigte den Kopf. Noch immer war er fasziniert von diesen sich bewegenden Bildern, hinter deren Geheimnis er einfach nicht kommen konnte, weswegen er fast automatisch immer stehenbleiben musste, sobald er einen solchen Bildschirm sah.

Die Nachrichten zeigten Bilder von eingestürzten oder brennenden Gebäuden und panischen Menschen. Zetsus Augen weiteten sich, als plötzlich ein Bild von ihm erschien. Der Name darunter lautete -

„Jacob West!“, entfuhr es Zetsu. „Das muss der Kerl sein, für den mich alle halten.“

Nanashi nickte zustimmend. „Anscheinend gehört er zu einer Untergrundbewegung, die gegen die Herrscher dieser Stadt vorgeht. Und da er seit der Explosion in Sektor 1-A vermisst wird, wird vermutet, dass er tot ist.“

Zetsu runzelte seine Stirn. „Denkst du, das kann ich zu meinem Vorteil benutzen?“

Sie schüttelte mit dem Kopf. „Diesmal nicht – zumindest nicht öffentlich. Das Volk hält ihn zwar für einen Helden, aber anscheinend sind die städtischen Organe nicht dieser Meinung. Sie werden angehalten, ihn sofort zu verhaften, wenn sie ihn sehen.“

„Kann ich mir vorstellen.“

Zetsu vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen, während er wieder in Gedanken versank. Dieser Jacob West wurde als Held gesehen, nur weil er etwas tat, woran er anscheinend glaubte. Ob irgendjemand ihn auch einmal als Held sehen würde?

Aber wer sollte das schon tun?

Selbst die, für die er das alles tat, waren bereits tot. Sie würden ihn nie wieder als Helden ansehen können, wenn sie das überhaupt je getan hatten.

Im Grunde beneidete er diesen Jacob um seinen Status – und warum sollte er ihn nicht einfach ausnutzen, solange der echte nicht da war?

Richtig, es gab keinen Grund dagegen, wenngleich Zetsu auch nicht wirklich darüber nachdachte.

Er lächelte Nanashi zu. „Na, wollen wir weiter?“

Sie erwiderte das Lächeln nickend.

Zetsu wandte sich von dem Bildschirm ab und lief auf die – hoffentlich – letzte Tür zu. Als er sich näherte, erklang erneut ein Zischen. Die Tür öffnete sich, lud ihn ein, die Stadt zu betreten.

Er zögerte nicht mehr länger und ging hindurch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LeanaCole
2009-12-17T18:34:11+00:00 17.12.2009 19:34
*lol*
Ich habe erwartet, dass Zetsu die richtige Kombination eingibt. Das Glück des Gary Stus XD

Ich muss sagen, dass ich es schade finde, dass Zetsu nicht weiß, was danach ist, weil er glaubt da nicht mehr zu leben. Also sein trostloses Leben will ich sicher nicht führen o_O
Zum Glück hat er Nozomu und Lea-chan gefunden, sonst wäre er echt arm dran.

Schon wieder jemand, der wie Zetsu aussieht. Der arme Kerl ist nicht einzigartig *lach*
Nicht das Zetsu wieder so einen trifft und Lea ihn dann verwechselt o.o

Ich weiß gar net, was ich sonst noch schreiben soll. Ich warte einfach mal ab, wie es im nächsten Kapi weitergeht XD


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