Zum Inhalt der Seite

Color of Twilight

Time of Death and Rebirth
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Übung macht den Meister

Jinmu hielt sein Wort. Jeden Tag, sobald das erste Anzeichen der Morgendämmerung zu sehen war, wurde Zetsu geweckt, um mit den Training anzufangen.

Wenngleich der Junge nicht verstand, was all die Dinge, die ihm aufgegeben wurden, mit dem Schwertkampf zu tun hatten.

Das Training begann morgens mit Holzhacken, ging weiter über den Transport schwerer Felsen, dem Versorgen des Haushalts und endete mit stundenlangem Stehen unter einem Wasserfall.

Letzteres, so Nanashi, sollte der Konzentration dienen, auch wenn Zetsu das nicht wirklich verstand, ihm war hauptsächlich kalt, sobald er eine Weile darunter stand und im Anschluss musste er vollkommen durchnässt ins Bett gehen.

Die Tage vergingen, ohne dass Zetsu das Gefühl hatte, irgendwie voranzukommen. Er verlor lediglich jegliches Gefühl in seinen Armen und Beinen, weswegen das Training jeden Tag schwerer für ihn wurde. Gleichzeitig spürte er immer öfter einen dumpfen Schmerz in seinem Kopf.

Er war in seinem ganzen Leben noch nie wirklich krank gewesen, aber er hatte kranke Menschen gesehen. Dennoch hoffte er, dass er nicht krank werden würde.

Zetsu wagte nicht, sich zu beschweren. Zu groß war die Angst, dass Jinmu ihn wegschicken und er wieder ohne jegliche Hilfe dastehen würde. So gab es wenigstens die Hoffnung, dass er über kurz oder lang zumindest annähernd auf demselben Level wie Jinmu sein würde und damit die Götter besiegen könnte. Manchmal war er nah daran, den Mann zu bitten, diese Aufgabe zu übernehmen oder ihm zumindest zu helfen – aber dann kehrte sein Stolz zurück.

Er musste die Götter alleine töten, das war er allen schuldig.

Das einzig Gute, was das Training erfüllte war die Tatsache, dass die Albträume ausblieben, von denen er bislang immer geplagt worden war. Am Ende des Tages war sein Körper immer viel zu müde und bleischwer, um überhaupt noch träumen oder sich hinterher daran erinnern zu können.

Nanashi beobachtete ihn bei seinem Training, wobei sie sich ebenfalls fragte, wohin das führen sollte. Noch nie hatte sie einen Shinken-Träger gesehen, der erst trainieren musste, normalerweise kam das von selbst, wie das Denken.

Aber Jinmu schien genau zu wissen, was er tat, deswegen fragte keiner von beiden weiter nach.

Während Zetsus Anwesenheit wurde Jinmu weiterhin von Lakaien heimgesucht, doch sie alle erlitten dasselbe Schicksal wie die ersten, die von Zetsu beobachtet worden waren. Seine Neugier wuchs und wuchs, aber es ergab sich keine Gelegenheit, den Mann zu fragen, warum er so hartnäckig angegriffen wurde.

Mehrere Wochen nach Beginn des Trainings, wurde es zu Zetsus Überraschung plötzlich kalt draußen, heftige Winde peitschten nachts um die Hütte. Es wurde Herbst, eine für den Jungen, der in einer Wüste aufgewachsen war, völlig unbekannte Jahreszeit.

Staunend betrachtete er die Blätter, die sich bunt verfärbten, nur um kurz darauf von den Bäumen zu fallen. Sein Training wurde daraufhin darauf ausgeweitet, das Laub wegzukehren, damit es nicht glitschig werden konnte, wenn es darauf regnete.

Am ersten Abend des Herbst wartete Zetsu darauf, dass sie zum Wasserfall gehen würden, doch als er Jinmu darauf ansprach, schüttelte dieser mit dem Kopf. „Es ist jetzt zu kalt. Du holst dir nur eine Erkältung, wenn du dich dort hinstellst.“

„Erkältung?“, fragte Zetsu verdutzt.

Der Mann nickte. „Das ist eine Krankheit, keine gefährliche zwar, aber sie sorgt dafür, dass du für eine Weile nicht viel tun kannst.“

Das klang für den Jungen tatsächlich bedrohlich. Er schluckte schwer.

„Aber ich habe schon eine Ausweich-Methode, um deine Konzentration zu steigern“, fuhr Jinmu fort.

Er ließ Zetsu an die Wand stehen, mit einem Brett, das er sich über den Kopf halten sollte.

„Halt es gerade“, wies der Mann ihn an.

Der Junge fragte sich weswegen, befolgte aber den Befehl widerstandslos. Im nächsten Moment wurde es ihm auch schon klar: Jinmu stellte einen randvoll gefüllten Eimer auf das Brett.

Das Gewicht zog sofort in Zetsus Arme und ließ ihn leise stöhnen.

„Wenn du auch nur einen Tropfen verschüttest, wirst du alles wieder saubermachen.“

Der Junge, zu beschäftigt damit, das Gleichgewicht des Bretts zu halten, blinzelte nur zur Bestätigung.

„Wie lange muss er das machen?“, fragte Nanashi.

„Solange ich es sage“, war die einzige Antwort.

Damit setzte Jinmu sich hin, wartete schweigend darauf, dass Zetsu nachgab. Während er wartete, nippte er an dem Tee, den der Junge zuvor für ihn gekocht hatte.

Wie von ihm erwartet dauerte es tatsächlich nicht lange, bis der Eimer umkippte und den Boden der Hütte unter Wasser setzte. Kommentarlos reichte er Zetsu den Mopp, während er sich selbst zurücklehnte, um dem Jungen genüsslich beim Aufwischen zu beobachten.

Das Spiel wiederholte sich die nächsten Tage, immer wieder mit demselben Ergebnis, ohne dass sich etwas an der Zeit änderte, die Zetsu durchhielt.

Langsam glaubte der Junge selbst, dass er nicht einmal im Ansatz stark genug werden würde, um irgendjemanden zu besiegen. Wie waren die anderen Shinken-Träger, denen er begegnet war, nur so stark und geschickt geworden?

Warum konnte er das nicht auch?

Während er wieder einmal Laub vor der Hütte zusammenfegte, sah er plötzlich Kitsuya zwischen den Bäumen hervortreten. Um den Hals des Fuchses war eine Tasche geschlungen, die ihm sofort von Jinmu abgenommen wurde.

„Was ist das?“, fragte Zetsu, er deutete auf die Tasche.

„Unser Essen“, antwortete der Mann. „Ich gehe nicht gern unter Menschen, deswegen schicke ich Kitsuya in die Stadt – und er bringt immer das richtige mit.“

„Und holt sich selbst auch etwas“, fügte Nanashi hinzu, den Blick auf das Brötchen im Maul des Fuchses gerichtet.

Jinmu nickte. „Die Stadtbewohner geben ihm auch immer etwas. Ich glaube, sie mögen ihn.“

Kitsuya setzte sich neben die Bank und kaute genussvoll auf seinem Brötchen herum.

„Warum gehst du nicht gern unter Menschen?“, fragte Zetsu.

Er selbst liebte es, unter vielen Menschen zu sein, weswegen ihm die Zeit in diesem Wald fast schon wie eine selbstauferlegte Strafe vorkam.

Jinmu sah Zetsu an, sparte sich allerdings eine Antwort. Stattdessen ging er wieder hinein.

„Ich glaube, er mag mich nicht“, meinte Zetsu geknickt.

„Das glaube ich nicht“, widersprach Nanashi. „Sonst hätte er Euch nicht als seinen Schüler aufgenommen.“

Er verzog sein Gesicht. „Eigentlich kommt es mir eher vor als sollte ich nur unliebsame Arbeiten für ihn abnehmen. Seit ich hier bin muss ich nur diese Hausarbeit machen.“

Tröstend tätschelte sie seinen Kopf. „Seid nicht so negativ, Meister. Bestimmt wird er Euch noch besser unterrichten. Ihr braucht nur ein wenig Geduld.“

Zetsu nickte, dann machte er sich wieder an die Arbeit.
 

Einige Wochen später wurde aus dem Herbst Winter. Dicke weiße Flocken fielen vom Himmel, blieben aber nicht auf dem Boden liegen, sondern schmolzen sofort wieder, obwohl es noch kälter geworden war.

Zetsu, der zehn Jahre nur die Temperaturen der Wüste gewohnt gewesen war, fror selbst tagsüber erbärmlich, egal wie hart er arbeitete, um sich selbst aufzuwärmen.

Doch wenn er sich in der warmen Hütte befand, saß er immer am Fenster und beobachtete die fallenden Flocken stundenlang. Sie alle hatten unterschiedliche Formen und glitzerten im Licht, hatten etwas Hypnotisches an sich, das ihn überaus faszinierte.

Sein bislang fruchtloses Konzentrationstraining wurde in einer alternativen Version fortgesetzt: Statt in der Hütte musste er nun nachts vor dem kleinen Gebäude stehen. Jinmu hoffte anscheinend, dass die Kälte dafür sorgen würde, dass Zetsus Konzentrationsfähigkeit zunahm. Zetsu hoffte es auch.

Während er wieder einmal draußen stand und den Wassereimer auf dem Brett über seinem Kopf balancierte, beobachtete Nanashi ihn von drinnen durch das Fenster.

Sie war auf seinen Wunsch in die Hütte gegangen, damit zumindest einer von ihnen es warm hatte.

Doch während sie ihn beobachtete, spürte sie selbst den Schmerz in den Armen und die Kälte, die einem in die Glieder kroch, sich dort beißend festsetzte und nie wieder gehen wollte.

Am Liebsten hätte sie ihm draußen Gesellschaft geleistet, doch sie wusste, dass ihm das auch nichts bringen würde. Es würde nur ihnen beiden kalt werden.

Jinmu trank wieder einmal seinen Tee und schien sich in keiner Weise um den frierenden Jungen draußen zu kümmern.

„Nanashi,“, begann der Mann plötzlich, „erzähl mir etwas über deinen Meister.“

Sie wandte sich ihm zu, überrascht über diese plötzliche Aufforderung. „Was willst du wissen?“

Er hob den Blick, um sie direkt anzusehen. „Warum will er Rache an Isbel und den verwaltenden Göttern nehmen? Welche Verbindung existiert zwischen ihnen und Zetsu?“

„Solltest du das nicht lieber ihn selbst fragen?“, erwiderte Nanashi mit einer Gegenfrage.

Jinmu schüttelte den Kopf. „Nein, ich will dich fragen. Ich denke, du verstehst den Zusammenhang um einiges besser als er.“

Dennoch wollte sie ablehnen, aber vielleicht würde das helfen, um ihn zu überreden, Zetsu besser zu trainieren, also nickte sie. „Als die Welt meines Meisters auf dem Stand dieser Welt war, wurde sie von einer Göttin – Isbel – auf Geheiß der verwaltenden Götter besucht, um den Untergang anzukündigen. Von da an verlor die Welt langsam ihr Mana und damit jegliches Leben.“

Jinmus Blick verfinsterte sich. Da er nichts sagte, fuhr sie fort: „Kurz vor dem Untergang, vor zehn Jahren, wurde das letzte Kind der Welt geboren – dieses Kind war Zetsu Akatsuki.“

Sie schwieg für einen Moment, aber als keine Reaktion folgte, sprach sie weiter: „Als er zehn war, fanden seine Eltern heraus, dass der Untergang ihrer Welt eine Laune der Götter und kein Schicksal war. Die Überlebenden verzweifelten an diesem Wissen und es kam zu Aufständen, denen Zetsus Eltern zum Opfer fielen.“

Gequält schloss er seine Augen. Auch Nanashi musste wieder schlucken, als sie sich an diesen Tag zurückerinnerte. „Zetsus Orichalcum-Name erwachte durch diesen Vorfall. Die Menschen, die dies sahen, schöpften neue Hoffnung. Aber nicht auf eine Rettung ihrer Welt, sondern auf Rache. Sie baten Zetsu, sie zu töten und ihr Mana in sich aufzunehmen, um Isbel und die verwaltenden Götter für das, was sie getan haben, zu bestrafen.“

„Ich verstehe“, sagte Jinmu leise.

Er sah zum Fenster hinaus, der Blick finster und nachdenklich. Nanashi fragte sich, was durch seinen Kopf ging und welche Schlüsse er daraus ziehen würde. Außerdem interessierte es sie, weswegen er auf den Namen Isbel reagierte. Kannte er die Göttin etwa?

Plötzlich stand er seufzend auf und ging hinaus. Zetsu wandte den Blick nicht, reagierte nicht einmal im Mindesten, sondern starrte konzentriert auf einen weit entfernten Punkt im Wald.

Erst als Jinmu ihm den immer noch vollen Eimer und das Brett wegnahm, sah der Junge ihn an.

In seinem Blick lag die stumme Bitte, ihn nicht wegzuschicken.

„Du kannst wieder reinkommen“, sagte Jinmu ungewohnt sanft.

„Aber was ist mit dem Training?“

Der Mann hielt ihm auffordernd die Tür auf. „Ab morgen werde ich dich richtig trainieren. Du wirst lernen, wie man kämpft, versprochen.“

Die Worte sickerten nur langsam in sein Bewusstsein, doch sie sorgten dafür, dass sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. Strahlend ging er wieder in die Hütte hinein, wo er bereits von einer fröhlichen Nanashi empfangen wurde: „Eine gute Nachricht, Meister, nicht wahr?“

Zetsu nickte zustimmend. Seine Euphorie verschlug ihm regelrecht die Sprache.

Jinmu deutete auf das Bett, das dem Jungen gehörte. „Du solltest dich hinlegen und schlafen, ab morgen wird es noch härter für dich.“

Obwohl das wie eine böse Drohung klang, tat nicht einmal das seiner unsäglichen Freude Abbruch.

Endlich würde er das Training bekommen, das er brauchte, er würde in der Lage sein, die Götter zu töten, die seiner Welt das angetan hatten.

Immer noch überschäumend vor Freude legte er sich hin, dabei war er sich völlig sicher, dass er im Moment nicht schlafen könnte. Doch sein Körper sagte da etwas anderes. Innerhalb kurzer Zeit schlief er tief und fest.

Nanashi beobachtete ihn lächelnd. Erst als er eingeschlafen war, wandte sie sich wieder Jinmu zu. „Vielen Dank. Meister schätzt das wirklich sehr.“

Er nickte. „Ich weiß. Man sieht es ihm an. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich ihm helfen kann. Etwas in ihm scheint zu verhindern, dass er wirklich kämpfen lernt, sonst könnte er es bereits selbst.“

Nachdenklich berichtete Nanashi ihm von den Geschehnissen in der Welt zuvor, dem Kampf gegen das Mädchen Ruputna. Er lauschte ihr schweigend, bis er schließlich verstehend nickte. „Dann muss es etwas in ihm geben, das seinen Körper für sich haben will.“

„Etwa Rutsuruji?“

Jinmu hob die Schultern. „Wer weiß? Niemand von uns weiß, ob noch mehr und wenn wieviele Leben zwischen dem jetzigen und unserer Götterinkarnationen lagen. Wir können uns immer nur an die stärkste aller Inkarnationen erinnern und das sind meist die der Götter in uns.“

„Woher kommt deine Erfahrung?“, fragte Nanashi erstaunt.

Ob Zetsu irgendwann auch so sein würde?

Jinmu antwortete darauf nicht. Er fuhr herum. „Ich gehe jetzt ins Bett. Gute Nacht.“

Damit löschte er das Licht und legte sich in sein eigenes Bett.

Nanashi blieb allein mit Kitsuya und der Glut im Kamin zurück. Der Fuchs rollte sich auf dem kleinen Stück Teppich vor dem Bett seines Meisters zusammen und schloss die Augen.

„Schlaf gut“, murmelte Nanashi halblaut.

Sie legte sich auf das Bett in dem Zetsu lag. Das gelöste Gesicht des Jungen sagte ihr, dass er wieder optimistischer dachte und nun alles gut werden würde. Mit dieser Erkenntnis schloss sie ebenfalls die Augen, um zu schlafen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  LeanaCole
2009-12-10T20:46:25+00:00 10.12.2009 21:46
Jinmu ist so fies. Armer Zetsu. Er ist doch keine Putze D:
Soll Nanashi putzen XD
Aber ich freue mich, dass Jinmu ihn nun richtig trainieren will :3

Ich frage mich, warum Jinmu so zurückgezogen lebt und mit niemanden was zutun haben will. Er muss ja was ganz schreckliches erlebt haben.

Mir sind in dem Kapitel die Beschreibungen zu Zetsus neuem Alltag aufgefallen. Sie haben mir richtig gefallen. Bist du besser geworden? ^^

Und ich finde es so süß, wie Zetsu die Schneeflocken beobachtet. Er ist einfach zu niedlich! :D


Zurück