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Master of disguise

-Wird nach und nach korrektur gelesen-
von

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Kazuhiro starrte das riesige Gartentor lange an, während er den richtigen Schlüssel anhand der Gravierung suchte. Er war Yoshiki so nah gewesen wie noch nie. Wahrscheinlich wusste Yoshiki es auch, aber das war ihm egal, sie würden einander niemals wieder sehen. So viel stand fest. Sein Boss ließ ihn nicht gehen; nur, wenn er niemals wieder von Yoshikis Seite weichen würde und immer erreichbar wäre - und demnach müsste er Yoshiki einweihen: das würde heißen, dass Yoshiki sich ausgenutzt fühlen würde; und ihn anschließend verlassen würde.

Kurz: Es war aussichtslos, wenn er sich für ein Leben mit Yoshiki endgültig aussprechen würde.

"KAZUHIRO!", sein Vater stand vor ihm und sah ihn vernichtend an. Kazuhiro hob unsicher den Blick und wusste, dass er Ärger hatte, immerhin war er später als geplant. Und er hatte eine kleine Meinungsverschiedenheit mit seinem Boss gehabt.

"Watanabe-san ist hier. Er möchte mit dir sprechen."

"Oh.", mehr brachte er nicht heraus. Das war gar nicht gut. Er folgte seinem Vater durch den inzwischen strömenden Regen in die riesige Villa. Der Alte war hier, das hieß, sie hatten bereits die Todesart für ihn bestimmt - und ihm wurde nun die letzte Ehre erwiesen und der Boss persönlich würde ihn verabschieden. Er musste schlucken - nur in wenigen Zeilen hatte er sich von Yoshiki verabschiedet. Er hatte ihm nicht mal die ganze Wahrheit gesagt - kein Wort hatte er über die Mafia verloren. Kein Wort darüber, dass alles nur eine große Lüge war.

"Kazuhiro... wie schön dich zu sehen", der dicke, alte Mann grinste sadistisch und sein Gesicht war vom Rauch seiner Zigarre umhüllt. Der Spion wusste, dass er nicht husten durfte, es war ein Zeichen der Unhöflichkeit, deswegen ging er wortlos vor ihm auf die Knie und verbeugte sich, seine Nase schien fast den Boden zu berühren.

"Wir haben lange besprochen, was nun zu tun ist" Die Stimme des Bosses hallte in Kazuhiros Kopf. Er fürchtete sich inzwischen vor seinem eigenen Namen - er wäre viel lieber nur noch Hideto Matsumoto, hide, wie ihn seine unwissenden Freunde nannten; sie akzeptierten ihn, weil sie ihn nicht kannten.

Kazuhiro nickte daraufhin lediglich und erhob sich nicht, wollte seine Angst verdrängen, aber es wollte nicht klappen. Nur seine Muskeln gehorchten ihm noch und waren angespannt.

"Du wirst gehen, sodass du das beenden kannst, was du für uns angefangen hast." nun hob Kazuhiro das schwarz verschmierte Gesicht, die Einwegfarbe in seinen Haaren hatte sich gelöst und verteilte sich auf seiner Haut.

"I-ich darf... gehen? Einfach so?" Kazuhiro begriff nicht, wie das möglich sein würde, senkte den Blick deshalb wieder. Er wollte nicht zu lange in diese dunklen, hasserfüllten Augen sehen, die bereits den Tod und das Leiden so vieler Menschen in sich aufgesogen hatten.

"Ja, an die Öffentlichkeit wird die Nachricht deines Todes gelangen. ABER", es entstand eine unerträgliche, schier ewige Pause - wie wollten sie das einfädeln? Brachten sie ihn um und warfen ihn dann vor ein Polizeipräsidium? Kazuhiro schluckte erneut und hob vorsichtig den Blick. "...aber...?", seine Stimme war so dünn und schwach wie noch nie zuvor. Sie erklang auch ein wenig höher als sonst, so sehr schnürte ihm die Angst die Kehle zu.

"Aber du wirst gezeichnet sein, an einer Stelle die wohl nur derjenige sehen wird, mit dem du dein Leben teilen willst: dort, wo dein Herz schlägt"

Kazuhiro erstarrte - Gezeichnet?

"Inwiefern...", er brach ab und wischte etwas schwarze Farbe von seiner Stirn, "... gezeichnet?"

"So, wie es der Brauch ist, und so, wie es deinem Bruder widerfuhr." Das Grinsen auf dem alten, faltigen Gesicht wurde nur noch breiter und Kazuhiro war klar, dass er sich regelrecht darauf freute, den zweiten Takara zu verstümmeln - sofern eine derartige Gefühlsregung bei diesem alten Mann überhaupt möglich war.

Angst packte den Gitarristen. Kazuhiro Takara war tot - nun gab es nur noch Hideto Matsumoto. Und der war völlig entstellt, wenn sie mit ihm fertig waren. Seine Hände begannten zu zittern und er hatte Mühe, nicht schreiend weg zu rennen oder einfach schluchzend zusammen zu brechen.

Obwohl es nahezu eine Gnade schien, dass er die Stelle der Zeichnung verbergen konnte - sein Bruder trug sie immerhin im Gesicht.
 

Nun war es soweit. Er war festgebunden auf einem kalten, eisernen Tisch. Er konnte genau in das Gesicht seiner Peiniger sehen, sein älterer Bruder hatte die Ehre, ER durfte dem Verräter das Wappen auf die Brust brennen, versetzt mit einem Gift, einer Säure, das die Schmerzen länger anhalten ließ, das es ihm unmöglich machen würde, klar zu denken - sein Bruder hatte ihm genug von der Grausamkeit dieser Substanz erzählt, auch wenn er selbst nicht wirklich intelligent genug war, um auch nur ihre Zusammensetzung aufzuschreiben.

Und genau vor ihm stand der andere, sein kleiner Bruder, inzwischen war auch er nahezu erwachsen, immer noch sah Kazuhiro alle Vorwürfe der letzten Jahre in den tiefbraunen Augen. Immer noch warfen sie ihm Feigheit vor. Er hatte sich nicht getraut, den Kleinen zu schützen, es auf irgendjemand sonst zu schieben, nein, er hatte einfach nur zugesehen, als dieses heiße Eisen auf die rechte Gesichtshälfte des Jungen gedrückt worden war. Er hatte einfach nur zugehört, als die Schreie schier durch ganz Japan zu hallen schienen. Nein - schlimmer noch, er hatte versucht, Augen und Ohren zu schließen.

"Hideki... verzieh mir alles, was je passiert ist...", bat er den Jungen mit Tränen in den Augen. Doch es kam keine Antwort. Der Hass in den jungen Augen schien nur noch stärker zu werden, Hideki würde seine Augen nicht verschließen, er würde sich innerlich wünschen, dass Kazuhiro die Hölle selbst durchschritt, auch wenn er auch den ältesten von ihnen gern auf dem Tisch sehen würde.

Wahrscheinlich würde er für ihn sterben müssen. Kazuhiro biss sich auf die Lippe und senkte den Kopf. Alles war nun vorbei. Er würde seinen kleinen Bruder nun endgültig verlieren. Niemals wieder würde er die Chance bekommen, sich zu entschuldigen, und dies waren die letzten, wirklich schmerzfreien Momente seines noch so jungen Lebens.

Die Angst stieg noch mehr in ihm auf, als sein Bruder das giftgetränkte Eisen in die Glut legte.

"Der zweite Bruder, den ICH persönlich zeichnen darf.", sagte er teuflisch grinsend und funkelte seinen Bruder an; es erinnerte Kazuhiro an das bösartige Funkeln in den Augen seines Vaters oder in denen des Mafiabosses. Kazuhiro kämpfte mit den Tränen der Angst; er wollte sich diese Blöße nicht vor seiner Familie geben. So viel Ehre steckte selbst in ihm noch, obwohl er DER Verräter war, er wollte die Mafia aufgeben, wollte seine Identität aufgeben, nur um auf ewig Hideto Matsumoto zu sein, mit einer falschen Geschichte und ohne jegliche Verwandtschaft. Nie mehr wäre er der Meister der Verkleidung, in keinem Fach war er nun noch ein Meister mehr, nun war er nur noch ein niemand.

Das hell glühende Eisen wurde aus der Glut erhoben. Triumphierend grinste der älteste der drei Brüder. Der Boss nickte anerkennend und bestätigend und quälend langsam kam dieses heiße Elend auf den ehemaligen Meister der Verkleidungen zu.

Schweißperlen der Angst und der Hitze traten auf seiner Stirn hervor und liefen seine Schläfen entlang. und dann schossen Flammen durch seinen ganzen Körper, so schien es ihm. Mit Gewalt drückte sein älterer Bruder das Eisen in seine Brust.

All diese Flammen wollte er herausschreien. Und er tat es, er schrie, wie er es noch nie getan hatte, doch auch das verschaffte ihm keine Erlösung, immer weiter brannte sich das Mal in seinen Körper, der Geruch verbrannten Fleisches stieg in seine Nase. Am liebsten hätte er sich übergeben, wollte einfach nur noch fliehen, am besten in Yoshikis Arme, und als er in Gedanken nun in Tateyama war, erschlaffte sein ganzer Körper. Das Eisen war entfernt, ein paar der Anzugträger jubelten. Doch Kazuhiros Bewusstsein schwand, er war verlassen von aller Kraft.

Mit letzter Kraft öffnete er noch ein einziges Mal die Augen und sah seinen kleinen Bruder lächelnd an, nun hatten sie endlich etwas gemeinsam, dennoch wussten sie beide auch, dass der Kleine so gut wie tot war.
 

Schreien? Oder sich übergeben?

Kazuhiro wusste nicht, wo er war, geschweige denn, wie er dort hingekommen war, oder was passiert war, als sein Bruder mit der Spritze auf ihn zu gegangen war. Doch nun erhob er sich, da er fürchtete, sonst an seinem Mageninhalt zu ersticken. Er vernahm einen entsetzten Aufschrei, als bereits die ersten Halbverdauten Reste seine Mundhöhle verließen. Er hustete und sah auf, es war Yoshiki. Verzweifelt schloss Kazuhiro die Augen und versuchte, einen weiteren Schwall zu unterdrücken, als ihm bereits eine Papiertüte hingehalten wurde.

"Tut mir Leid...", murmelte Kazuhiro, ehe er sich ein weiteres Mal übergab. Nun kamen auch die Schmerzen in der Brust deutlicher wieder. Er starrte ins Leere und fasste auf seine Brust, da war ein Shirt, unter dem Shirt war ein Verband, das spürte er deutlich.

"Yoshiki... Schmerztabletten, bitte....", keuchte er und wischte sich grob den Mund ab. Dann ließ er sich zurück fallen und kniff die Augen zusammen, versuchte einen Schrei zu unterdrücken, doch es klappte nicht, der Schrei schlich sich den Weg aus seiner Kehle und er krümmte sich, diese Schmerzen, sie brannten jeden Gedanken aus seinem Kopf. Auch, als Yoshiki wieder das Zimmer betrat.

"Ich geb dir zwei, okay? Das ist die Höchstdosis", murmelte er dann und schob Kazuhiro zwei Kapseln in den Mund, die er mit Wasser herunterspülte.

"Danke....", keuchte Kazuhiro, wohlwissend, dass die Kapseln nur einen kleinen Teil der Schmerzen lindern würden. "Wie... wie komme ich hierher?", fragte er dann.

"Heute Morgen hast du halb nackt vor meiner Haustür gelegen, warst nicht wach zu bekommen, deine Brust war da schon eingebunden... Der Verband war auch ziemlich... verfärbt, und du hast bestialisch nach verbranntem Fleisch gestunken..."

"Hast du den Verband gewechselt?", fragte Kazuhiro sofort panisch, wenn es so weit kommen musste, wollte er selbst Yoshiki einweihen.

"Ja. Darunter war irgendne Wunde abgeklebt, das hab ich aber nicht gewechselt, dafür fehlt mir das Material. Was ist da? Oder erinnerst du dich nicht daran?", fragte Yoshiki vorsichtig und nahm das feuchte Handtuch von dem kleinen Tisch neben dem Bett und tupfte Kazuhiros Gesicht vorsichtig ab, wischte den Rest Erbrochenes von den Lippen.

"Ich war nicht betrunken, oder high, als das passiert ist, auch wenn es für dich so wirken mag - ich wurde nunmal direkt danach... betäubt... keine Ahnung...." Kazuhiro spürte, wie etwas schmerzhaft über die Wunden lief - Eiter? Er musste innehalten, die Augen zusammenkneifen.

Er konnte den Aufschrei nicht mehr zurückhalten und krallte sich in der Decke fest, die über seinen Beinen lag.

"YOSHIKI! Hör SOFORT auf, solchen Lärm zu machen!", schrie eine Frauenstimme von unten. Yoshiki fuhr durch Kazuhiros Haare und musterte ihn besorgt.

"Kann ich dir nicht irgendwie helfen?" Kazuhiro hatte sich unterdessen endlich wieder beruhigt.

"Ich muss diese Wunde behandeln... Kannst du das entsprechende Verbandszeug besorgen?" Erschöpft ließ er sich zurück fallen. Er wusste ja, was er jetzt durchleben würde - zumindest in der Theorie, praktisch sah es eigentlich anders aus, er hätte sich solche Schmerzen niemals vorstellen können, aber von den Krämpfen hatte er schon gehört.

Erschöpft rieb Kazuhiro seine Augen und spürte erneut die Nachwirkungen der Narkose. Er war unendlich müde, sich jedoch nicht sicher, ob diese Schmerzen ihm wirklich Ruhe gönnen würden, er musste wirklich dringend mit Yoshiki über all das reden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  RedSky
2010-02-13T23:56:22+00:00 14.02.2010 00:56
So! Nachdem das Internet vorhin abgeschmiert war, hier nochmal:
Man, das geht ja jetzt richtig heftig zur Sache! Und auch wenn es zynisch klingen mag, aber die Folterszene fand ich mit am besten beschrieben! Ueberhaupt ist das hier, glaube ich, eines der besten Kapitel die ich bisher von dir gelesen habe! Es wirkt alles so verdammt authentisch und glaubhaft! Mir schwirren die Szenen immernoch so lebendig im Kopf rum, obwohl es schon Stunden her ist dass ich's gelesen hab.


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