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Apocalypse

Bevor Der Morgen Graut
von

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Glücklich sein

Aloha Freunde meiner kleinen, bescheidenen Story!
 

Ich will ehrlich zu euch sein! Ich bitte vielmals um Entschuldigung, dass es so lange gedauert hat! Natürlich habe ich mich zur Strafe selbst gegeißelt – drei Mal täglich!

Okay! Mal Spaß beiseite: Ich bedaure es wirklich sehr, dass ihr euch so lange gedulden musstet. Leider verheddert man sich nur allzu oft in die Fallstricke des alltäglichen Lebens. In diesem Fall waren es Prüfungen und ein anstrengendes Langzeitpraktikum in den Semesterferien. Ach ja, und dann war doch noch meine Obsession für die drei Rockgötter, denen ich mal wieder quer durch Europa hinterher gereist bin (muss auch mal sein :)).

Nichts desto trotz habe ich mich baldmöglich wieder an diese Geschichte gesetzt und ………bin verzweifelt! Ich hatte einen argen Durchhänger kombiniert mit einer saftigen Schreibblockade und als Sahnehäubchen auch noch mit dauernder Kritik dritter Personen an meinem Stil dekoriert. Tödliche Mischung, kann ich da nur sagen. Die Kirsche auf der Sahne fehlt allerdings noch und soll auch hübsch verwahrt im Obstfach des Kühlschrankes bleiben – bis zum Jüngsten Tag! Nachdem ich mich mittlerweile so halbwegs von diesem schweren, kalorienhaltigen „Du-kannst-nichts-also-sehe-es-endlich-ein-Eisbecher“ erholt habe, setze ich die Geschichte um Adam und Vic nun endlich fort (nachdem ich dieses Kapitel zwei Mal verworfen, neu geschrieben und zig mal umgeschrieben habe)!
 

An dieser Stelle also auch ein großes Dankeschön an alle geduldigen Leser und Reviewer! Konstruktives Feedback ist immer herzlich Willkommen! Also fühlt euch – neben dem kommentieren – auch so frei, mich mit persönlichen Nachrichten zu bombardieren! Ab diesem Kapitel werde ich ohnehin versuchen, wieder vermehrt persönlich auf eure Kritik einzugehen. Übrigens möchte ich an dieser Stelle bekannt geben, dass ich eine zuverlässige Beta suche, die mir mit Rat und Tat zur Seite steht (besonders im Bereich der Interpunktion). Also meldet euch doch bei mir, wenn ihr Lust habt.
 

Ein großes Dankeschön und viele Knutschis auch an meine „Aushilfsbeta“ und gute Freundin SummoningIsis, die sich kurzfristig auf meine Anfrage hin dazu bereit erklärt hat, Kapitel 7 beta zu lesen!
 

Aber nun endlich genug mit dem Autorengequatsche, lest selbst. :)
 


 

Kapitel 7: Glücklich sein
 

Glück? Ich seufze. Wenn ich jemals wirklich glücklich war, dann wohl in diesem Moment. Dabei tue ich gar nichts Besonderes. Ich beobachte nur verträumt einen Mann, der lediglich mit einer grauen ausgeleierten Jogginghose bekleidet, Spiegeleier und Speck brät. Den Kopf auf meiner linken Hand aufgestützt, die Augen auf Adams Kehrseite geheftet, nippe ich hin und wieder an meinem schwarzen, dampfenden Kaffee.
 

Es ist eine merkwürdige Empfindung, dieses Glück. Seit wann macht es einen Menschen glücklich einen anderen zu beobachten? Vor allem, wenn dieser nur eine Jogginghose trägt, die – nebenbei bemerkt – unverschämt tief auf den Hüften sitzt. Und dennoch: Ein großer Wirbel kleiner Schmetterling fliegt fröhlich durch meinen Bauch. Es kribbelt dort schon die ganze Zeit.
 

Adam dreht sich mit der Pfanne in der Hand um und gestattet mir so einen ausgiebigen Blick auf seine nackte, trainierte, von Narben gezeichnete und zart behaarte Brust. Ganz in meine Schwärmereien vertieft, registriere ich nur am Rande, dass er eine große Portion Eier und Speck auf meinen Teller häuft.

„Iss.“
 

Verdattert löse ich meine Augen von seinem Oberkörper und sehe ihn kurz fragend an, ehe meine Augen zum gedeckten Tisch und gefüllten Teller wandern.

Ein flüchtiges „Oh“ kommt über meine Lippen. Aus den Augenwinkeln erkenne ich, wie Adams Mund sich zu einem selbstgefälligen Grinsen verzieht. Ihm ist meine Gafferei anscheinend nicht entgangen. Ich spüre, wie meine Wangen sich langsam erwärmen. Um jeder weiteren Peinlichkeit zu entgehen, beginne ich zu essen. Wortlos starre ich währenddessen auf meinen Teller. Dankbarerweise zog auch Adam es vor beim Frühstück zu schweigen. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass er noch immer halbnackt in der Küche steht und mich damit um den Verstand bringt.
 

Glücklich sein. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Ich schätze, ich hatte bislang keine Ahnung, was Glück überhaupt ist. Natürlich hatte ich davon gehört, aber in meinem bisherigen Leben habe ich so etwas nie wirklich empfunden. So scheint es mir zumindest. Gut, in einer sehr weit zurückliegenden Vergangenheit vielleicht. Bevor meine Eltern starben und ich immer mehr in eine Dunkelheit aus Gewalt, Einsamkeit und Kriminalität abrutschte.

Aber dieses Gefühl jetzt…. So eigenartig berauschend und beflügelnd. Schmetterlinge. Als wäre der düstere Schleier über meinem Leben nie da gewesen. Ich lege meine Gabel beiseite und blicke auf.

„Danke, das war sehr gut.“

Adam lächelt mich nur – selbstsicher wie immer – an und isst weiter. Ich hingegen rutsche vom Küchenstuhl und schlendere hinüber in das Badezimmer, um mich ausgiebig zu waschen. Unweigerlich begegne ich meinem Spiegelbild und unterziehe es einer eingehenden Betrachtung.
 

………

„Deine Augen sind schon viel lebendiger, kleiner Victor.“

………
 

Graue Augen starren in ihre Reflexion. Stimmt es? Habe ich mich bereits verändert? Ich fühle mich anders, aber wirklich sehen kann ich es nicht. Ich erblicke denselben schlanken, blassen, unscheinbaren und blonden Jungen mit einer markanten Narbe auf der Wange wie auch Wochen zuvor. Irgendetwas in mir hat sich zweifelsohne verändert, aber es hat nicht mein äußeres Erscheinungsbild beeinflusst.
 

Es mag vielleicht kitschig klingen, aber Adam Wellert hat ein gleißenden Strahl Licht in meine Dunkelheit gebracht. Nichts ist mehr schwarz noch weiß. Die Farben und Grenzen verschwimmen immer mehr. Dadurch, dass ich Adam so nah an mich heran gelassen habe, bringe ich mich ganz schön in die Bredouille. Ich kann es nicht verhindern, nun fühle ich mich auch ihm verpflichtet. Weder will ich Adam enttäuschen, noch will ich Rick im Stich lassen. Ich weiß, es wird der Moment kommen, an dem ich mich werde entscheiden müssen und ich fürchte mich davor. Wahrscheinlich wird mir der Mut fehlen.
 

Ich schüttle den Kopf, will die unliebsamen Gedanken vertreiben und beginne deshalb mich zu waschen.
 

Als ich in die Küche zurückkehre, reinigt Adam an der Spüle Kaffeebecher. Ich bleibe in der Tür stehen, lehne mich an den Rahmen und gehe wieder dazu über Adam ausgiebig zu betrachten. Diese legere Jogginghose in Kombination mit dem nackten Oberkörper…bei jemandem wie Adam Wellert gehört ein solches „Outfit“ verboten. Zu sexy. Eindeutig. Eigentlich gilt dies für alles, was er trägt. Egal was es ist, er sieht einfach immer unverschämt gut aus. Unweigerlich schweifen meine Gedanken zur gestrigen Nacht zurück, als er gar nichts getragen hat; als ich…als wir…. Ich bemerke, dass sich abermals Hitze in meinen Wangen staut und meine untere Körperregion allmählich deutliche Signale sendet…
 

Wie festgenagelt verharre ich in der Tür und kann einfach nicht meinen Blick von ihm losreißen. Plötzlich dreht sich Adam um und sieht mich unverhohlen an, ein amüsiertes Lächeln auf seinen Lippen. Verflixt. Auf frischer Tat ertappt. Schon zum zweiten Mal an diesem Tag.

„Sag mal, Kleiner…hat dir eigentlich niemand beigebracht, das solch ungeniertes Starren extrem unhöflich ist?“

Mistkerl! Genau darauf hat er es doch angelegt! Mein Gehirn ist zu langsam an diesem Morgen, als dass ich eine schnelle und schlagfertige Antwort finde. Somit vergehen einige Sekunden und als ich antworte, belasse ich es einfach bei der Wahrheit:

„Wer würde nicht gucken, wenn ein absolut ansehnlicher Mensch in dieser Aufmachung in der Küche steht?“ Besonders selbstsicher klinge ich dabei allerdings nicht.

Als Reaktion ernte ich nur ein selbstgefälliges Grinsen. Bastard!

„Komm her, Kleiner.“
 

Ich überbrücke die quälende Distanz zwischen uns. Er sieht zu mir hinab als ich meine Arme um seine Taille lege, mich auf meine Zehenspitzen stelle und versuche ihn zu küssen. Aber Adam lässt es nicht zu und entzieht sein Kopf meinen Bemühungen. Er lächelt amüsiert.

„Auch auf die Gefahr hin, dich zu verunsichern: Heute probieren wir mal etwas anderes aus.“

Irritiert sehe ich ihn an. Gerade versuche ich mir zu überlegen, was er wohl vorhat, als Adam eine meiner Hände von seiner Taille löst und sie zu seinem Hintern führt.

„Na, war es nicht das, was du die ganze Zeit angestarrt hast?“

Ich lasse meine Hand einen Moment lang auf dem knackigen Stück Fleisch ruhen, ehe ich zaghaft anfange es durch die Hose hindurch zu streicheln. Ich werde immer mutiger: Aus Streicheln wird Kneten. Mit Zunahme der Intensität der Berührungen, wächst auch unser beider Erregung. Ich kann es deutlich spüren und hören. Unser Atem kommt schwer und beschleunigt sich immer stärker.

„Und jetzt…hier“, keucht Adam.

Während er das sagt, nimmt Adam meine auf seinem Po ruhende Hand und führt sie an seinen Schritt. Ich ziehe scharf die Luft ein als ich in Kontakt mit der scheuen Beule komme und schließe für wenige Sekunden meine Augen. Im selben Moment berührt er mich zwischen den Beinen. Ich stöhne und mein Kopf sinkt an seine nackte Schulter. Wäre es nicht so verdammt gut, hätte ich wahrscheinlich lachen müssen angesichts des Bildes das wir so abgeben: Zwei Männer; eng umschlungen in der Küche; sich gegenseitig durch den Stoff ihrer Hosen streichelnd.
 

Je mehr Zeit verstreicht, desto besser gefällt es mir Adam so zu berühren. Dieses Gefühl eine solche Wirkung auf ihn zu haben und ihn erregen zu können ist einfach unglaublich intensiv und schön. Scheinbar gewöhne ich mich an diese Art der Intimität. So als sei es ganz normal das zu tun.
 

Mein Herz schlägt mir bereits zum Hals als Adam mich plötzlich mit beiden Händen an der Taille greift und mich auf den Tisch setzt.

„Ein Glück habe ich den vorhin frei geräumt“, höre ich ihn mit vor Erregung rauer Stimme hauchen. Ich spüre wie seine Hände weiter nach oben wandern und unter mein T-Shirt gleiten. Sein Kopf beugt sich unterdessen zu meinem Bauch und küsst diesen zärtlich.

„Was wird das?“ Meine Frage ist nur ein heiseres Krächzen.

Adam hält einen Moment inne und sieht mich überaus amüsiert an.

„Ich will dich vernaschen, was sonst?“ Seine Aussage wird von einem frechen spitzbübischen Grinsen begeleitet.

Er beugt sich über meinen halb entblößten Oberkörper und küsst jede einzelne Stelle, die seinem Mund in die Quere kommt – Bandage hin oder her.

„Stopp!“

Adam sieht mich fragend an. Verlegen weiche ich seinem Blick aus und gucke stattdessen zur Seite auf die Tischplatte. Ich räuspere mich leise und flüstere: „Tut mir leid, aber…aber hier kann ich das nicht…“ Dennoch hören seine Hände nicht auf mich zu streicheln. Sein Gesicht kommt immer näher und dann spüre ich seine Lippen auf den meinen. Der Kuss beginnt zärtlich, gewinnt aber nach kurzer Zeit an Intensität als unsere Zungen aufeinander treffen. Im selben Moment pack Adam mich an der Taille und presst meinen Körper an seinen. Ich schlinge meine Beine um seine Hüften und lasse mich von ihm ins Schlafzimmer tragen.
 


 

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es bereits Nachmittag ist. Mein Blick schweift nach links. Adam hat sein Gesicht im Kissen vergraben, sein Atem kommt langsam und gleichmäßig – er ist vor Erschöpfung eingeschlafen. Ich kann noch die Schweißtropfen auf seiner Haut erkennen. Kraftlos starre ich die Decke an. Völlig verausgabt schließe ich die Augen und lasse mich von der Müdigkeit umfangen. Ich bin gerade am eindösen, als mich das Klingeln meines Handys aus der nahenden Traumwelt zurück in die Realität holt. Ohne mich aufzurichten fische ich nach meinem Mobiltelefon auf dem Nachttisch. Im dritten Anlauf bekomme ich es zu fassen, drücke auf die grüne Taste und führe es an mein Ohr. Ich brauche erst gar nicht auf das Display zu sehen, um zu wissen wer mich da anruft.
 

„Ja?“ Meine Stimme klingt träge und überaus gelangweilt.

„Wo bist du?“ Rick hingegen scheint wütend zu sein. Merkwürdigerweise tangiert mich das momentan aber überhaupt nicht.

„Weg“, ist meine überaus knappe Antwort. Bin ich von allen guten Geistern verlassen? Spreche ich wirklich so mit Rick? Ob ich meine Gedankenlosigkeit wohl noch bereuen werde?
 

Stille am anderen Ende der Leitung. Es kommt mir vor als vergingen ganze Minuten.

„Gedenkst du mit mir zu spaßen, Vic?“ Ein verächtliches Grinsen zeichnet jetzt mein Gesicht. Ich kann es einfach nicht unterdrücken. Darüber hinaus muss ich mich auch noch stark beherrschen, um nicht lauthals loszulachen. Was ist nur los mit mir?

„Wir werden uns eine Weile nicht sehen. Habe zu tun. Ich melde mich.“ Damit beende ich das Gespräch, schalte das Handy aus und schmeiße es achtlos auf den Boden. So plötzlich Ricks Anruf auch kam, so schnell ist er auch schon wieder vergessen.
 

Ich spüre die Bettdecke auf meiner nackten Haut und den warmen Körper neben mir. Ich drehe mich zur Seite und schaue den schlafenden Adam an. Der Anblick zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht. Er liegt jetzt auf dem Bauch, die Arme unter dem Kinn verschränkt, langsam atmend. Seine Haare sind ganz verwuschelt. Eine rare Ansicht. Ich habe Adam seit dem ersten Moment für eine Art schönen Übermenschen gehalten, der einfach immer perfekt aussieht. Verwuschelte Haare passen da so gar nicht ins Bild, sorgen dafür für umso stärkeres Herzflattern bei mir. Ich drehe mich ein wenig, um eine bessere Sicht auf Adam zu haben. Auch bei dieser Bewegung schmerzt und pocht meine Schulter noch immer unangenehm. Wahrscheinlich der langwidrige Heilungsprozess, der durch unsere Bettspielchen nicht gerade beschleunigt wird. Ich beuge mich hinüber zu ihm, spüre seine Haut an meiner, und küsse ihn sanft auf das Schulterblatt. Ein wohliges Kribbeln breitet sich in meiner Magengegend aus. Aber auch ein anderes Gefühl ist da: Begehren. Ich würde sofort wieder mit ihm schlafen.
 

Ich setze mich auf, meine Beine baumeln von der Bettkante und meine Füße berühren den flauschigen Boden. Unsere Kleidung liegt noch immer verstreut auf dem Boden – ein Grund zum Lächeln. Mein Herz schlägt schon wieder eine Spur schneller. Anstatt mich zu erheben und weiß sonst was zu machen, lege ich mich also lieber wieder zu Adam ins warme, weiche und überdimensionale Bett. Vorsichtig rücke ich näher an ihn heran, um ihn erstens nicht zu wecken und zweitens meine Schulter zu schonen. Ein Arm über seinen Oberkörper gelegt, hauche ich zarte Küsse auf Adams Rücken.
 

Die ansehnliche Rückseite, die ich mit Zärtlichkeiten übersehe, bewegt sich plötzlich und in der nächsten Sekunde blicke ich in tiefblaue, verpennte Saphire. Adams Lippen verziehen sich zu einem breiten Lächeln. Ich nutze den Moment und küsse ihn. Meine Hände verschwinden unterdessen unter der Bettdecke und wandern über seinen breiten Brustkorb. Adam seufzt genüsslich.
 

„Hast du denn immer noch nicht genug?“ Seine Augen sind geschlossen und er lächelt.

„Naja...ich habe ja viel nachzuholen…an positiven Erinnerungen“, gebe ich unsicher zu. Ich weiß nicht wonach ich suche, als ich mich langsam über Adams Oberkörper beuge und beginne ihn überall zu küssen. Nach kurzer Zeit werde ich mutiger und lasse dann und wann meine Zunge aus dem Mund gleiten. Adam liegt einfach da, ganz entspannt, und lässt meine Erkundungstour wortlos über sich ergehen, während eine seiner Hände immer wieder durch mein weizenblondes Haar fährt. Irgendwann spare ich mir die Küsse, ziehe nur noch feuchte Linien auf seiner Brust und dann seinen Bauch hinab. Mein Herz schlägt mir schon wieder bis zum Hals. Ich ziehe mich ein Stück zurück, um Adam im Gesamtbild zu betrachten und frage mich, ob…wie…ob ich wohl wirklich….? Die Bettdecke endet jetzt knapp über seiner Lendengegend. Ich sehe, dass sich bereits eine kleine Beule in dem Stoff abzeichnet.
 

Erschrocken über meine Gedanken halte ich einen Augenblick inne. Was ist nur los mit mir? So lange habe ich die Nähe zu anderen Menschen gemieden und jetzt übertreibe ich es gleich so maßlos. Einen Moment überdenke ich meine spontane Idee, die sich jede Sekunde stärker in meinem Kopf ausbreitet und versuche sie krampfhaft zu verdrängen. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto übermächtiger wird mein Einfall. Ich muss hart schlucken. Meinen schmutzigen Gedanken ergebend führe ich meine Lippen wieder zu Adams stahlhartem Bauch. Ich wandere mit meinen feuchten Küssen zu seiner Hüfte und beginne dort Kreise mit meiner Zunge zu ziehen. Hin und wieder blicke ich auf, um zu sehen wie er auf meine Liebkosungen reagiert. Seine Augen sind noch immer geschlossen. Ich registriere, dass er ab und an auf seiner Unterlippe kaut und diese ein wenig einzieht. Ich werte dies als gutes Zeichen. Mein Weg hat mich nun gefährlich nahe an den Rand der Bettdecke geführt. Ich spüre wie sich Adams Bauch anspannt. Der Gedanke, dass Adam mich nicht sehen kann, tröstet mich angesichts dessen, was ich vorhabe…. Zentimeter für Zentimeter schiebe ich unbemerkt die Bettdecke nach unten, bis ich auf das Gesuchte stoße.
 

Adams Beule ist nun unbedeckt und entfaltet ihre ganze Größe. Einen Moment zögere ich noch, dann setzte ich meine Kussspur fort und registriere, wie er sich sofort verkrampft als ich einen ersten zärtlichen Kuss an seiner Lendengegend platziere. Mein heißer Atem streift seinen Penis. Ich spüre seine Hände in meinem Haar als ich mit meiner Zunge einmal der Länge nach an ihm entlangfahre. Was für ein merkwürdiges Gefühl ist das? Eine Mischung aus Erregung und Ekel vor mir selbst erfüllt mich. Adams Hände greifen fester zu, ziehen an ihnen, während ich sein steifes Glied küsse. Sein Geruch steigt mir in die Nase und berauscht mich noch mehr. Mit jeder Sekunde, die ich mich länger in dieser Position befinde, werde ich mutiger. Der Ekel verschwindet allmählich und räumt somit dem starken Ziehen in meinem Lendenbereich mehr Platz ein. Ich pulsiere. Bis ich schließlich so weit gehe und seine Spitze ganz in den Mund nehme. Als ich beginne zu saugen stöhnt Adam laut auf.
 

„Halt!“

Er zieht meinen Kopf zurück, erhebt sich, sieht mir ganz kurz in die Augen und küsst mich dann wild. „Übertreib es nicht gleich, Kleiner.“ Ein wenig Atemlosigkeit schwingt in seiner aufgebrachten Stimme mit.
 

Aber…, aber was wenn ich es will, schießt es sofort durch meinen Kopf. Ich bekomme keine Chance meine Gedanken zu äußern, zu widersprechen und mit dem fortzufahren, wonach es mich mittlerweile mit unglaublicher Intensität verlangt. Verdammt! Ich habe doch tatsächlich Blut geleckt….
 

Adam hat mich unterdessen gepackt, unter sich begraben und meine Beine gespreizt. Meine Schulter hat in den letzten Minuten mehr als einmal lauthals Protest angemeldet. Sonderbarerweise ist der Schmerz allerdings ein wenig erträglicher, wenn mein Körper gleichzeitig von Lust gepeinigt wird.
 

Ich kann die Leidenschaft in Adams Augen erkennen als er meine Beine auf seinen Schultern platziert, um einen besseren Zugang zu meinem Eingang zu bekommen. Ich spüre seine Finger an meiner Rosette. Mit geschlossenen Augen erwarte ich das Unvermeidliche. Es ist immer noch unangenehm am Anfang: Das Dehnen und dann ausgefüllt zu werden von Adams mächtigem Stück Fleisch. Trotzdem sehne ich diesen Moment herbei, denn schon nach kurzer Zeit wird es immer wärmer in mir und das merkwürdige Gefühl macht einem unglaublich intensiven, lüsternen Empfinden Platz. Die Finger sind verschwunden, doch die gähnende Leere hält nicht lange an, denn ich registriere Adams Glied an meinem Eingang. Es ist viel größer als der kleine Muskelring, durch den es dringen will. Ich stöhne. Er hält inne, lässt mir Zeit mich an ihn zu gewöhnen und gleichzeitig das Gefühl zu genießen, gänzlich ausgefüllt zu sein – bereits zum zweiten Mal an diesem Tage. Seine Hände finden meine und verschlingen sich mit ihnen, während er beginnt sich in mir zu bewegen.

„Hgnnn!“
 

Es ist das insgesamt dritte Aufeinandertreffen unserer Haut. Und mit jedem Mal wird es besser. Ich ahne bereits, dass es nicht lange dauern wird bis Adam mich wieder über den Rand treibt. Dieses Mal ist er ganz zärtlich, sein Rhythmus ein quälend langsames Stoßen mit dem er jeden einzelnen Nerv in mir reizt. Und er trifft ganz sachte diesen süßen Punkt in mir – immer und immer wieder. Ich werde wahnsinnig!
 

Als ich meine Augen öffne ist er bei mir; küsst mich stürmisch bis mir die Sinne vergehen. Alles verschwimmt zu einem diffusen Ganzen. Unsere Hände verketten sich miteinander, während er immer und immer wieder sanft zustößt. Ich kann mich in seinen Augen erkennen, starre tief in beide Ozeane und verliere mich völlig in dem Moment. Sein Rhythmus treibt uns unaufhaltsam weiter voran.
 

Ich sehe das Ende, bevor es dir bewusst wird und schon haben wir den Rand überbrückt und fallen ins Bodenlose.

„Ahhhh!“ Dein Stöhnen ist ein einziger grunzender Laut, dann brichst du auf mir zusammen – wie beide Male zuvor.
 

Nur wenige Sekunden später verschwindet sein Gewicht von meinen Körper und das Bett neben mir bewegt sich. Ich drehe mich zu Adam, rolle mich vorsichtig – nach wie vor wegen meiner Schulter – zusammen, schließe die Augen und falle schon bald in einen festen Schlaf. Das letzte, was ich bemerke ist Adams Arm, der sich über meinen Oberkörper legt und sanft über mein Schlüsselbein streicht.
 

Haben wir unser Tempo beschleunigt? Von null auf hundert? Ja, so scheint es. Wie heißt es doch so schön im Volksmunde: Aller guten Dinge sind drei. Drei. Drei Mal. So oft haben wir mittlerweile miteinander geschlafen. Und das innerhalb von 24 Stunden. Ich weiß nicht genug über Beziehungen im Allgemeinen, als dass ich behaupten könnte, wir hätten einen neuen Rekord aufgestellt.
 

Beziehungen.
 

Sind wir in einer Beziehung? Zweifelsohne stehen wir in einer Beziehung zueinander, aber deshalb sind wir nicht zwangsläufig ein Pärchen. Will ich das? Ich weiß es nicht. Langsam kehrt der bedrückende Schatten zurück. Er flüstert mir ins Ohr, fragt mich, ob ich wirklich so weit sei. Ob ich alles bereinigt hätte. Ob ich frei bin für ein neues Leben. Am liebsten würde ich sofort „JA!“ schreien. Doch er hat Recht, wenn er meine Gefühle in Frage stellt. Ich sitze zwischen zwei Stühlen: Einem mit der Aufschrift „Rick“ und einem anderen, der den Namen „Adam“ trägt. Ich muss mich für einen entscheiden.
 

„Worüber denkst du so angestrengt nach, Kleiner?“

Ich blicke über meine Schulter und sehe Adam in die tiefblauen Augen. Er hält mich im Arm. Beide tragen wir wieder unsere bequemen Jogging-Outfits und gemeinsam in einer Decke eingehüllt, sehen wir fern.

„Hmm? Eigentlich gar nichts. Nichts Wichtiges zumindest.“ Adam sieht mich tadelnd an, umfasst sanft mein Kinn mit seinen Fingern und dreht meinen Kopf ein wenig weiter zu ihm.

„Na los! Spuck’s aus.“ Einen Augenblick zögere ich, versuche die aufwühlenden Gedanken in meinem Innern zu ordnen. „Naja, also…mir wurde nur gerade bewusst, wie unwirklich dies alles ist. Ich meine, wir kennen uns erst seit wenigen Monaten.“ Ich mache eine Gedankenpause, bevor ich wieder ansetze: „Also eigentlich kennen wir uns überhaupt nicht – nicht so richtig zumindest.“ Ich spüre seinen analytischen Blick auf meinem Gesicht. Adam scannt jede Kleinigkeit meiner Mimik. Zu meiner Überraschung höre ich ihn seufzen.

„Es ist alles viel zu schnell passiert, nicht wahr?“ Adam will mich mit diesem Satz sicherlich nicht für die Beschleunigung unseres Näherkommens tadeln, war ich es doch, der die Dinge vergangene Nacht ins Rollen gebracht hat.

„Ich weiß es nicht. Nicht wirklich.“ Ich spüre, wie ich erröte. Es ist nicht einfach, sich über so etwas zu unterhalten. Hinzu kommt, dass ich ihm auch nicht alles sagen will – noch nicht. Der Gedanke, erst einmal zu gehen, formt sich immer konkreter in meinem Kopf. Um meine Angelegenheiten ein für alle mal zu regeln. Ich spüre, dass er mich noch immer genau beobachtet, nicht aus den Augen lässt.

„Vielleicht sollten wir wirklich einen Gang zurückschalten und ausführlich miteinander sprechen. Was interessiert dich?“ Ich überlege einen Moment. Was wusste ich schon? Zum Beispiel, dass Adam im selben Viertel wie ich aufgewachsen ist und dass er meinen Stiefvater hinter Gitter gebracht hat.

„Hast du Familie?“

Adam nickt in Richtung seines Schrankes. Jenem, in dem die Fotos stehen, welche ich mir gestern angesehen hatte. „Vater, Mutter und einen Bruder. Wir sehen uns nicht oft, denn sie leben nicht in dieser Stadt. Allerdings telefonieren wir regelmäßig. Der Kontakt zu ihnen ist also nach wie vor vorhanden.“ Ich komme mir ein wenig dämlich vor. Solche Dinge erfährt man eigentlich während eines netten, unkomplizierten Small-Talks und nicht in so einem Frage-Antwort-Spiel, in dem beides dem jeweils anderen um die Ohren fliegt.
 

Die eigentliche Frage, die mir auf der Zunge brennt, ist die nach Adams scheinbarem Gemüts- oder besser gesagt Charakterwandel. Wenn ich genauer darüber nachdenke, irritiert mich das noch immer. Ich kannte ihn bislang nur als mysteriösen Polizisten mit einem Hang zum…mir fallen keine passenden Worte ein, um sein Verhalten in der Vergangenheit zu beschreiben. Diese zärtliche und sorgende Seite an Adam, die er mir in den vergangenen Stunden präsentiert hat, ist noch immer völlig neu für mich und es wird wahrscheinlich noch eine ganze Weile dauern, bis ich mich daran gewöhnt habe. Aber was habe ich erwartet? Dass Adam eine Art schlechter Mensch ist? Wohl eher nicht. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Wahrscheinlich gar nichts und ich zerbreche mir wie immer völlig für umsonst den Kopf. Dabei bin ich doch glücklich. Auch wenn dies ebenfalls ein abstruser Gedanke für mich ist.
 

Glücklich sein.
 

Was empfinde ich für Adam? Ich fühle mich wohl in seiner Gegenwart – zweifelsohne. Mein Körper kribbelt angenehm. Ich erwische mich öfter dabei wie ich lächle und ich vermisse ihn, wenn er nicht da ist. Und dies ist mir bereits in den letzten Wochen mehr als bewusst geworden.
 

Liebe ich ihn? Liebt er mich? Sind wir zusammen? Beziehung. Glücklich sein.

Verdammt! Diese Gedanken machen mich ganz konfus! Ich muss damit aufhören! Energisch versuche ich meinen Geist auszublenden und mich auf die Gegenwart zu konzentrieren. In dem Actionfilm, der gerade im Fernsehen läuft, stürzt sich der Held wagemutig vom höchsten Gebäude der Stadt.
 

„Na, keine Fragen mehr?“

Tausende. Aber ich stelle sie nicht. Es fühlt sich nicht richtig an, Adam so zu löchern. Es ist mir unangenehm und so belasse ich es bei dem Hier uns Jetzt. Ich muss ein Ablenkungsmanöver starten.

„Bekomme ich einen Kuss?“, frage ich zuckersüß. Die Betonung fühlt sich fremd in meinem Mund an. Ich höre mich an wie ein dämliches Schulmädchen. Dieses Verhalten wiederum passt auch nicht zu mir. Ich schätze einfach, wir alle wissen selbst nicht so genau wozu wir in bestimmten Situationen fähig sind. Gerade als ich mich wieder in meine Gedankenwelt hineinsteigere, ist zum Glück Adam da und beendet sie. Der Kuss ist zärtlich und sanft. Seine weichen Lippen pressen sich sachte auf meine. Es ist ein Kuss ohne Zungen, aber Adam neckt mich, indem er mit seiner Zunge ab und an über meine Unterlippe leckt. Ich kuschle mich enger in seine Arme und Wärme.
 

Eine Weile sehen wir uns einfach den Film an ohne miteinander zu sprechen – Arm in Arm. Als der Film durch die nächste Werbepause unterbrochen wird, bricht auch Adam das Schweigen:

„Ich habe mir überlegt, dass wir morgen essen gehen“, sagt er ohne Vorwarnung. Überrascht sehe ich ihn an. Abgesehen von diesem einen Frühstück, dass wir gemeinsam im Café hatten, haben wir noch nie etwas in dieser Richtung gemacht. Ich glaube man nennt das ein Date oder? Einen Augenblick muss ich grinsen: Wir haben das Pferd wohl wirklich von hinten aufgezäumt….

„Ähm…ich werde dann wohl noch vorher zu mir gehen müssen, um Geld zu holen. Ich glaube, dass was ich bei mir habe…“, aber weiter komme ich nicht, denn Adam unterbricht mich: „Natürlich führe ich dich aus, du Dummerchen!“ Ich kann förmlich spüren wie ich rot werde. Victor, das Schulmädchen, muss ich amüsiert denken.
 

„Du bist so nett zu mir. Was hat sich plötzlich geändert?“, schießt es aus mir heraus, ohne dass ich es verhindern kann. Ich hätte mich am liebsten selbst geschlagen für diese dumme Frage. Einen Moment Stille und dann bricht Adam in lautes Gelächter aus. Eine Gänsehaut kriecht meinen Rücken hinauf. Dieses Lachen entsprach schon eher dem alten Adam – eine Mischung aus Blasiertheit und Kälte.
 

„Das liegt daran, dass du versehrt bist und ich mich um dich kümmern muss. Sobald du wieder gesund bist, ziehe ich wieder andere Seiten mit dir auf.“ Eine Antwort habe ich eigentlich gar nicht erwartet, aber noch weniger diesen Gesichtsausdruck, der binnen weniger Sekunden von diabolisch zu spitzbübisch grinsend wechselte. Fehlte nur noch, dass Adam mir zum Ende seines Satzes zuzwinkert und dann die Zunge rausstreckt.
 

Irgendwo hat er ja Recht. Wir stehen noch immer auf zwei verschiedenen Seiten wie sie gegenseitiger nicht sein könnten: Wir sind Räuber und Gendarm, Katz und Maus, Licht und Schatten, Kriminalität und Gerechtigkeit. Es fühlt sich so an als sei die Zeit stehen geblieben. Für mich ist es so, als hätten wir uns ein paar Stunden kostbare Zeit gestohlen, die wir nun miteinander verbrachten, denn irgendwann würden wir wohl oder übel zur alten Tagesordnung übergehen müssen: Ich laufe vor Adam davon und er jagt mich. Können wir also überhaupt ein Paar sein, wenn wir eigentlich Feinde sind? Wie würde diese Geschichte ausgehen?
 


 

Adam ist extra zu meiner Wohnung gefahren, um mir einige Kleidungsstücke mitzubringen. Tagein und Tagaus nur in seinen überdimensionalen Joggingklamotten rum zulaufen, konnte einem auch irgendwann auf den Keks gehen. Außerdem hatten wir ja etwas vor und da sollte man auch angemessen gekleidet sein. Ich habe mich für ein schlichtes Outfit entschieden: Schwarze Jeans, rotes enges Shirt und meine alte schwarz-weiße Collegejacke. Meine Lederjacke hatte Adam ja entsorgt, weil sie völlig durchblutet war. Apropos Adam: Habe ich schon erwähnt, dass er auch heute wieder unverschämt gut aussieht – wie immer? Er trägt eine schwarze legere Stoffhose und dazu ein schwarzes Longsleeve, welches seinen Oberkörper umspielt und betont, ohne die Muskeln zu stark hervorzuheben.
 

„Bereit?“ Ich schlucke kurz, reiße mich von dem Anblick los und nicke dann schnell.
 

Die Fahrt zum Restaurant dauert nicht lange. Vielleicht zehn Minuten. Unsicher starre ich auf den Boden, während wir über den Parkplatz schlendern. Ein Date? Das ist das erste Mal für mich und auch wenn wir schon im Bett waren – Ich bin wirklich aufgeregt wie ein Schulmädchen. Schon seltsam wie meine Gefühlswelt Achterbahn fährt: Mal unsicher, dann wieder draufgängerisch und zurück zu Schüchternheit. Mein Gedankengang wird jäh unterbrochen als Adam meine Hand greift und sanft umschließt. Ich kann das Blut in meinen Ohren rauschen hören.
 

Die Bedienung führt uns an einen kleinen Tisch im ruhigeren Teil des Restaurants. Adam hat sich für ein traditionelles italienisches Restaurant entschieden. Damit kann man auch wirklich nichts falsch machen, denn Italienisch mag für gewöhnlich jeder. Und ich liebe diese Speisen.
 

Wir bekommen die Menükarten ausgehändigt und Adam bestellt der Einfachheit halber gleich eine Flasche Wein. „Möchtest du noch etwas anderes zu trinken?“

„Ein Wasser?“ Adam nickt der Bedienung zu und sie notiert die Bestellung.

„Falls du es nicht bei der obligatorischen Pasta belassen willst, empfehle ich dir das Lamm. Schmeckt wirklich wunderbar hier.“ Er macht eine kleine Pause. „Wie bereits erwähnt, dies ist ein traditionelles italienisches Restaurant.“ Entgegen der gesetzten Annahme es gebe nur Pasta und Pizza in der italienischen Küche, ist die Palette der Speisen sehr viel umfangreicher. Aber mein Problem ist einfach, dass ich Pasta liebe und so entscheide ich mich schnell für die Nudeln mit pikanter Tomatensauce und Hühnchen, während Adam das Lamm mit Rosmarinkartoffeln wählt. Zur Vorspeise gibt es Carpaccio garniert mit Olivenöl und gehobeltem Parmesan.

„Ich schlage vor, als Nachtisch nehmen wir nachher noch eine Panna Cotta.“
 

Bereits nach kurzer Zeit wird unsere Vorspeise serviert, mitsamt den Getränken. Ich erachte dieses Date als ausgesprochen gute Gelegenheit mit Adam zu reden. Denn da ist etwas, was ich unbedingt mit ihm besprechen muss….

„Fährst du mich später nach Hause?“, frage ich ganz beiläufig. Zumindest hoffe ich, dass es so klingt. Adam reagiert nicht auf meine Frage, sondern isst den Rest seines Carpaccio. Dann erst blickt er auf, sieht mich an und sagt: „Gehe ich richtig in der Annahme, dass du mit Zuhause dein Drecksloch meinst?“ Sein Tonfall ist zwar nüchtern und doch muss ich angesichts der Bezeichnung „Drecksloch“ verschämt schlucken.

„Nun ja“, erwidere ich verlegen, „ich weiß, dass es nicht sonderlich wohnlich ist, aber dennoch ist es irgendwie mein Zuhause.“

Geräuschvoll legt Adam seine Gabel auf den Tellerrand und guckt mich anmaßend an. „Jetzt nicht mehr“, stellt er nur überaus nüchtern fest. Völlig verdattert starre ich ihn an. Das meint er doch jetzt nicht ernst…? Ich versuche den Wahrheitsgehalt aus seinem Gesicht lesen, aber es ist mir nicht möglich, weil dort keine Gefühlsregung festzustellen ist. Meint er es etwa doch ernst? Ein bisschen klang das ja schon nach beschlossener Sache. Nur mich hat keiner gefragt.
 

„Du beliebst zu spaßen oder?“

„Was glaubst du denn Victor? Denkst du ich lasse dich mit dieser Verletzung alleine in deine Wohnung“ – er spuckt das Wort aus, als sei es die grundlegend falsche Bezeichnung für das, was er eigentlich meint – „ zurück, wo weiß Gott wie viele Bakterien sich zwischen den heruntergekommenen Sachen und Geziefer tummeln? Ganz sicher nicht, mein Kleiner.“ Er klingt schon wieder ganz nach dem „alten“ Adam. Mir fällt nämlich sofort die pikante Mischung seiner Aussage auf: Teils Beleidigung, teils Beschützerinstinkt. Gemischt mit einer Ausrede, mich nicht gehen zu lassen. Ich fühle mich trotzdem irgendwie geschmeichelt.
 

„Irgendwann wirst du mich gehen lassen müssen“, gebe ich eindrücklich zu bedenken.

Er grinst mich blasiert an. „Muss ich das?“ Seine Augen wandern zur Decke, er tut einen Moment lang so als würde er nachdenken. „Ich denke nicht, dass ich das muss. Wie ich bereits früher schon überdeutlich klar gemacht habe, gehörst du mir.“

„Du hast mich aber nicht gefragt, ob ich das auch will.“

Er lacht – leise und gefährlich. „Spielt das eine Rolle? Außerdem hat mir dein Enthusiasmus zwischen den Bettlaken zur Genüge bewiesen, dass du im Prinzip dasselbe willst wie ich.“

Ach ja? Wahrscheinlich war dem wirklich so. Aber Dinge sind nicht immer ganz so einfach wie sie scheinen.
 


 

„Ich kann nicht und das weißt du auch. Wir stehen noch lange nicht auf derselben Seite und ich kann dem Sumpf nicht so einfach entsteigen, denn ich stecke schon bis zu den Oberschenkeln im Morast.“ Es ist die blanke Wahrheit. Wie schön die gemeinsame Zeit mit Adam auch ist, wir sind immer noch zwei gänzlich verschiedene Menschen mit gegensätzlichen Verpflichtungen.
 

„Warum nicht? Nur eine einzige größere Kraftaufwendung ist dazu notwendig und die würde dich viel weniger Anstrengung kosten als für immer und alle Zeiten in der Scheiße zu stehen.“

„Und wie genau hast du dir das vorgestellt? Du glaubst anscheinend wirklich, dass das so einfach ist.“

„Natürlich ist es das. Du musst nur eine Entscheidung treffen; im besten Fall dann aufstehen und gehen.“

„Du glaubst wirklich, dass Rick mich einfach gehen lässt? Da täuscht du dich aber.“

„Und du scheinst zu vergessen, dass ich ja jetzt da bin.“ Da ist es schon wieder. Abermals ein verheißungsvolles Versprechen von Mister Adam Wellert.
 

Ständig reden wir um den Brei herum, anstatt uns unsere Gefühle füreinander einfach einzugestehen. Aber das haben wir nicht nötig, denn wir wissen es ja bereits. Hier sitzen wir: An einem ruhigen Tisch in einem italienischen Restaurant, sehen uns in die Augen und wissen es. Ich frage mich, seit wann ich es wohl gewusst habe….
 

„Weißt du, was ich mir überlegt habe?“, unterbricht Adam nach einigen Minuten das Schweigen. Ich sehe ihn einfach nur an, versinke in seinen tiefblauen Augen und lächle. Die Zeit siecht träge dahin.

Er baut einen wahnsinnigen Spannungsbogen auf, aber das ist mir egal. Diese Augen…. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, mich darin zu spiegeln.

„Wie wäre es, wenn du dich an der staatlichen Polizeiakademie einschreibst.“
 

WAS?!“ Die Worte schießen aus meinem Mund bevor ich sie verhindern kann, während ich gleichzeitig wie von selbst aufspringe. Meine Aussage ist vielmehr ein lauter schriller Aufschrei, der uns einige kritische und verständnislose Blicke der weiteren Gäste beschert. Peinlich berührt nehme ich wieder auf meinem Stuhl Platz und sehe Adam an als habe er nun endgültig den Verstand verloren. Er hingegen grinst mich bloß frech an.
 

„Ich meine es ernst, Victor. Jemanden wie dich kann die Polizei dieser Stadt wirklich gebrauchen. Du bist unglaublich schnell, wie ich bereits am Abend unseres Kennenlernens feststellen durfte. Hinzu kommt dein Insiderwissen gepaart mit schneller Auffassungsgabe und Intelligenz.“
 

Mein Blick fällt auf mein noch volles Glas Rotwein, dass ich jetzt in einem Schluck hinunterkippe um den Schock zu vertreiben. Die Flüssigkeit hinterlässt ein angenehm warmes Gefühl in Hals und Magen.
 

„Ich…ich…du willst mich an diesem Abend wohl wirklich vollkommen verarschen!“ Nicht die smarteste Aussage meinerseits gegenüber diesem wundervoll wahnsinnigen Mann.

„Nun gut, das mit der schnellen Auffassungsgabe nehme ich zurück“, murmelt er zu sich selbst. Adam nimmt nun seinerseits einen Schluck des tiefroten Getränkes und ich beobachte ihn dabei, bleibe an seinen Lippen hängen. Dieser Mann ist….unglaublich!
 

Nachdem er das Glas abgestellt hat, beugt Adam sich über den Tisch ein wenig zu mir hin. „Hör zu. Ich habe mir das wirklich gut überlegt und halte es für einen sinnvollen Weg. Du erfüllst die grundsätzlichen Voraussetzungen, um aufgenommen zu werden. Ich bin mir sogar sicher, dass du durch die Aufnahmeprüfung spazieren wirst. Außerdem kann ich zusätzlich meine Beziehungen spielen lassen. Wie ich bereits erwähnte, es ist nur ein Schritt und du bist auf der anderen Seite.“
 

Ich will gerade meinen Mund öffnen, um irgendetwas zu antworten, schließe ihn aber augenblicklich wieder, als die Bedienung an unseren Tisch tritt und unser Essen serviert. Adam gießt uns beiden Rotwein nach.
 

101 Fragen und Anklagen liegen auf meiner Zunge, die ich ihm jetzt nur zu gerne entgegen geschleudert hätte, aber er bedeutet mir mit seinem Blick lediglich zu essen und ich kann mich wieder einmal nicht des Eindruckes erwehren, dass er schon wieder kurzerhand nach seinem Ermessen etwas für mich beschlossen hat. Aber warum hinterlässt das plötzlich ein flaues Gefühl in meinem Magen, wenn Rick schon seit Jahren dasselbe mit mir tat, ohne dass ich mich dagegen gewehrt, geschweige denn es überhaupt registriert hätte. Anscheinend habe ich mich wirklich verändert. Allmählich kann ich dieses Empfinden meines Wandels an konkreten Reaktionen und Gedanken fest machen – wie in dieser Situation jetzt zum Beispiel.

Ich erinnere mich noch, was Adam zu mir sagte:
 

Tja und dann, dann kam Rick. Leider. Es war nicht schwer für ihn zu erkennen, was du brauchtest. Was braucht ein Kind, das so krasse Ablehnung und Verachtung erfahren hat? Nichts Weltbewegendes natürlich – ein bisschen Aufmerksamkeit, ein bisschen Liebe und das Gefühl gebraucht zu werden. Und so gelang es ihm, dich für seine Zwecke zu vereinnahmen. Es war ganz einfach. Dein devotes Wesen öffnete ihm Tür und Tor.

… Du hast Angst um deine Zukunft und diese Angst lähmt dich entsetzlich. Dir fehlt es an Mut aus dieser Situation auszubrechen. Und das ist der Punkt, an dem ich ins Spiel komme.

Ich biete dir eine Alternative, einen Weg zurück ins Licht. Du musst nur meine Hand ergreifen.
 

Mit anderen Worten: Ich nehme Ricks Platz ein und du tust ab jetzt, das was ich für dein Leben als richtig erachte. Ich mag es nicht glauben und doch kann ich meine Augen nicht davor verschließen!
 

Glücklich sein.
 

Ich hatte überreagiert. Maßlos. Blind meinen Verstand ausgeschaltet. Was hatte ich auch erwartet? Das es so einfach ist glücklich zu werden? Es gibt immer einen Haken. Diesen habe ich in meiner ungeheuerlichen Naivität und dem aufwühlenden Gefühlschaos allerdings übersehen. Beinahe hätte er mich aufgespießt.
 

Das flaue Gefühl im Magen wird stärker, breitet sich immer weiter aus. Ich nehme gleich mehrere Schlucke Rotwein, um es zu vertreiben. Der Alkohol hilft tatsächlich ein wenig und beginnt allmählich meine Sinne zu vernebeln.
 

Heute Nachmittag hatte sich der Gedanke in meinem Kopf gebildet: Zu gehen. Um meine Angelegenheiten zu regeln. Ich will ich sein. Frei sein. Weder von Adam noch von Rick abhängig sein. Ich will einen dritten Stuhl, einen der die Aufschrift Victor trägt. Ich will meine eigenen Entscheidungen treffen! Einfach nur ich selbst sein! Herausfinden, wer dieser Victor Saxtra, der seinen Weg mündig bestimmt, überhaupt ist. Dann kann ich auch vielleicht mit Adam Wellert zusammen sein.
 

Adam bemerkt meine Gedankengänge nicht. Viel zu sehr ist er in den Genuss seines Lammfleisches vertieft und das ist auch gut so. Seinem kritischen Analyseblick entgeht nur selten etwas. Mein Entschluss steht fest. Auch wenn ich damit natürlich Adams Beschluss bei ihm zu verweilen torpediere.
 

Ich erinnere mich an mein letztes Telefonat mit Rick: Ich hatte zum ersten Mal gegen ihn aufbegehrt. Die Konsequenzen sind noch nicht absehbar. Ich muss erst einmal dieses Kapitel abschließen, denn in einer Hinsicht hat Adam auf jeden Fall Recht: Drogen für den Rest meines Daseins zu verschieben ist eigentlich das Letzte, was ich aus meinem Leben machen möchte. Ich habe mich mit meinem Verhalten gegenüber Rick in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht. Und Adam vielleicht auch. Obwohl ich noch immer der festen Überzeugung bin, dass er sehr gut auf sich selbst aufpassen kann. Ich muss das klären und Rick klar machen, dass er nicht mehr lange mit mir rechnen kann….
 

Der Rest des Abends verläuft ohne weitere verbale Auseinandersetzungen: Wir genießen noch jeder ein Panna Cotta zum Nachtisch und trinken dazu einen passenden Dessertwein. Mittlerweile bin ich von dem ganzen Alkohol schon recht berauscht. Adam erzählt mir noch ein wenig von seiner Familie und Ausbildung an der Polizeiakademie und ich lausche nur mit halbem Ohr, da meine Aufmerksamkeit – durch den Wein bedingt – eher anderen Dingen gewidmet ist. Zum Beispiel Adams freigelegten Unterarmen, denn er hat die Ärmel seines Longsleeves schon vor einiger Zeit hochgekrempelt.
 

Ja, ich fühle mich immer noch zu ihm hingezogen. Das hat sich nicht geändert und das ist auch ganz richtig so. Gerade komme ich zu dem Schluss, dass er die wohl schönsten Arme hat, die ich je gesehen habe als er mich fragt, ob wir aufbrechen wollen. Ich räuspere mich kurz und nicke dann schnell.
 

Aua! Der Begriff und die Bedeutung sind da, nur das Gefühl hat sich davongeschlichen. Das Wort schwirrt noch in meinem Kopf umher als mein Körper es bereits vergessen hat. Adam hat mich stürmisch und rücksichtslos gegen die Haustür gepinnt, während unsere Zungen miteinander fechten. Es ist das vierte Mal. Zumindest wird es das sein, wenn wir endlich in diesem verdammten überdimensionalen und gemütlichen Bett landen. Ich habe nämlich heimlich mitgezählt. Das vierte und vorerst letzte Mal. Und deshalb gibt es dieses Mal auch keine scheue Zurückhaltung. Oh, nein!
 

Adam presst meine Handgelenke unbarmherzig über meinem Kopf gegen das Holz der Haustür. Ich muss nicht erklären, dass meine Schulter mit jeder unserer Bewegungen schmerzhaft aufschreit, aber momentan registriere ich den Schmerz kaum. Er vermischt sich vielmehr mit meiner Lust.
 

Adams rechtes Bein hält meine Schenkel in weitem Abstand zueinander gespreizt und reizt gleichzeitig meinen Schritt. Er quält mich – auf eine süße, verheißungsvolle Art. Ich beiße in seine Lippe und nutze den Überraschungseffekt um meine Hände zu befreien, was Adam natürlich missfällt.

„Vielleicht sollte ich sie mit Handschellen fixieren…“ Seine Worte lassen mich angenehm erschaudern, denn sie steigern meine Erregung zusätzlich.

„Vielleicht….“, hauche ich gegen seine feuchten Lippen, necke sie, indem ich einmal über die Unterseite lecke. Meine Hände finden unterdessen ihren Weg zum Bund der schwarzen Stoffhose, während Adams an meinem Reißverschluss fingern. Erneut küssen wir uns stürmisch und als der Kuss bricht, trennen sich unsere Münder mit einem feuchten, schmatzenden Geräusch. Unsere Hosen finden im selben Moment den Weg zum Boden – Boxershorts eingeschlossen.
 

„Schlafzimmer!“, keuche ich gegen seinen Kopf, während Adam damit beschäftigt ist, Spuren auf meinem Hals zu hinterlassen. Morgen werden sie schmerzliche, süße Erinnerungen sein, wenn ich ohne Adam sein werde. Ein Blick wird genügen und ich werde wissen, dass ich dies nicht nur geträumt habe. Ich bete, dass sie für Wochen auf meinem Körper sichtbar sein werden…
 

Ich stöhne – vollkommen losgelöst. Ein letztes Mal prallen unsere entblößten und steifen Erregungen aufeinander und reiben sich gegenseitig, bevor Adam rabiat meinen Arm ergreift und mich hinter sich her ins Schlafzimmer zieht. Auf dem Weg dorthin legen wir uns beinahe auf die Nase, weil wir es so eilig haben.
 

Er beißt unbarmherzig in meinen empfindlichen Hals als wir letztendlich auf allen Vieren auf dem Bett landen – Ich vorne und Adam hinter mir. Ich schreie auf, eine Mischung aus Schmerz und Lust. Seine Zähne verschwinden und stattdessen saugt er jetzt sanft an der gereizten Stelle.
 

Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, bevor ich endlich Adams Glied an meinem kleinen Muskelring spüre. Es dauert allerdings nicht lange bis er in mir ist. Lüstern schreie ich auf.
 

„Sooo eng“, höre ich ihn stöhnen. Mein Kopf schwebt. Ich bin noch immer berauscht vom Alkohol, gemischt mit dem unglaublich geilen Gefühl gefickt zu werden. Alle Scham dahin. Mein Haupt senkt sich automatisch zwischen meine Arme, während Adam sich in mir bewegt und immer wieder zustößt. Ein kurzer und harter Rhythmus. Und so dauert es nicht lange, bis wir beide kommen. Ich quer über die Bettwäsche und er tief in mir.
 

So etwas nennt man – glaube ich – einen Quickie.
 


 

Vorsichtig ziehe ich den Hoodie über meinen Oberkörper und verschließe leise die kleine Reisetasche gefüllt mit Kleidungsstücken, die Adam gestern aus meiner Wohnung mitgebracht hatte. Meine Schulter schmerzt noch immer von unserem stürmischen Sex. Sie pocht unaufhörlich. Noch ein Grund mehr zu gehen, denn würde ich bleiben, würde die Wunde wahrscheinlich niemals heilen.
 

Adam schläft noch. Welcher Augenblick wäre also geeigneter? Ich hole tief Luft, erhebe mich vom Sofa und drehe mich nach links. Als ich gerade zur Tasche greifen will, spüre ich plötzlich zwei Arme, die mich an einen warmen, nackten Oberkörper ziehen: Adam. Verdammt! So hatte ich das nicht geplant…..

Und so erwidere ich seine Zärtlichkeit nicht, sondern verharre einfach in der Umarmung. Adam entgeht dies natürlich nicht. Natürlich.
 

„Was ist los, Victor?“ Seine Stimme klingt so ernst und gleichzeitig herausfordernd. Er bemerkt die Reisetasche und dann dämmert es ihm….

„Ooooh, nein“, zischt Adam. Es klingt bedrohlich. Ich weiche seinem unheilvollen Blick nicht aus, sondern erwidere ihn seelenruhig. Er versteht die Botschaft. Dann greife ich nach der Tasche und drehe mich um.
 

Aber natürlich habe ich meine kleine, simple Rechnung ohne Adam gemacht. Ich spüre seine Hand an meiner Schulter. Ruckartig drehe ich mich um meine Achse und pralle gegen seine nackte Brust. „Auuuu!“, schreie ich. Meine Schulter empfindet seine grobe Art, die ihren Heilungsprozess unterbricht, als ganz und gar nicht angenehm.
 

„Sei Still!“ Die Eiseskälte in seiner Stimme verursacht eine unangenehme Gänsehaut bei mir. Er hält mich an meinen Handgelenken fest, fast schon brutal ist sein Griff. Ich spüre wie er mich ansieht, aber plötzlich bin ich zu feige seinen Blick zu erwidern.
 

„Sieh mich an!“ Ich reagiere nicht. „Sieh mich an!“ Er brüllt mir die Worte ins Gesicht. Ich zucke zusammen. Er fasst mich am Kinn und zwingt mich ihn anzusehen. Für einen Moment stockt mir der Atem als ich so etwas wie Verachtung in seinem Blick sehe. „Du läufst schon wieder davon“, entgegnet er hart.
 

„Ich…“
 

Dieses Mal hat er nicht zwingend Recht. Ich laufe nicht vor ihm davon und erst recht nicht für immer! Ich habe doch nur eine erste Entscheidung getroffen. Eine, die hoffentlich dazu führt, dass ich dies öfter tun werde und endlich Verantwortung für mein Leben übernehme. Am Ende dieses Prozesses werde ich vielleicht endlich ein selbst bestimmter Mensch sein, der dann mit Adam zusammen sein kann. Genau das sollte ich ihm sagen, stattdessen finden andere Wörter ihren Weg über meine Lippen und ich kann beim besten Willen nicht sagen woher sie kommen.
 

„Wir hatten nur Sex. Was hast du denn erwartet?“ Vernichtende Worte. Lässig dahingesagt. Ich mache alles nur noch schlimmer.
 

Im nächsten Moment finde ich mich an eine kühle Wand gepresst wieder. Unsere Körper berühren sich. Sein Gesicht ist meinem so unglaublich nahe. Seine Lippen nur eine Spur von meinen entfernt. Diese Situation hat wirklich etwas Bedrohliches und Erregendes zugleich.

„Nur Sex?“ Seine Verachtung ist kaum zu überhören. „Du weißt doch überhaupt nicht was ‚nur Sex’ ist. Du bist so ein Kind, Victor.“
 

Ich kann seine Herablassung in seinen Augen sehen und es schmerzt mich, doch ich kann nichts dagegen tun. Ich habe ihm die falschen Worte ins Gesicht geschleudert und nun ist es zu spät, sie Richtig zu stellen.
 

„Lass mich los! Ich bin nicht dein verdammtes Spielzeug!“

Spielzeug?“, fragt er ungläubig, während sein Griff kurzzeitig eine Spur härter wird. „So siehst du das also?“ Sein Tonfall ist eine einzige Ohrfeige.
 

„Ich…ich…“
 

Adam lässt abrupt von mir ab und würdigt mich keines Blickes mehr. „Verschwinde.“ Kälter als Eis und stahlhart sind seine Worte. Ich weiß, dass es keinen Sinn mehr hat es zu erklären. Ich habe es grundlegend vermasselt. So nehme ich einfach meine Tasche und verlasse fluchtartig Adam Wellerts geräumige und behagliche Wohnung. Sein Territorium.
 

Was ich nicht weiß, als ich die Straßen der tristen und hässlichen Großstadt entlang renne, ist, dass ich einen zermürbten Adam allein in seiner Wohnung zurückließ.
 

Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben einen Menschen zutiefst verletzt. Und ich hatte nicht die Spur einer Ahnung davon.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Priestly
2011-01-11T09:52:40+00:00 11.01.2011 10:52
Huhuuuuuuu
bin durch zufall auf deine FF gestoßen und muss sagen
ICH LIEBE SIE ^^
Das war Liebe auf den ersten Leser xD lol
wie du die Beiden ebschreibst und ihr Katz und Maus spiel *seufz*
Wunderbar umgesetzt und natürlich die beiden letzten Kapitel sind einfach nur klasse!!! Spannend und soooooooo süß haha
oh man und an der Stelle endest du nun :(
muss doch wissen wie es weiter geht *schluchts*

Er muss doch zurück kommen ... naja oder er muss ihm doch folgen !!!
Ich denke nämlich das Vic ärger bekommt -.- und es nicht schafft sich alleine da raus zu schaffen :/ und er ist doch noch angecshlagen und ahhhhh man :( ... schreibst du bald weiter ?!
Würde mich wirklich verdammt freuen!!!
Du kannst mich doch hier nicht so abhängig machen xD und dann
aufhören??? Jaaaaaaaaaaaa???
Bitteeeeeeeeeeeeeee!!!!
*anfleh*
Neues Jahr neues Glück ?!?!
Bitte Bitte Bitte!!!!!!!!

LG pries ^.^
Von:  mausischnuffiknuffi
2010-12-01T09:24:11+00:00 01.12.2010 10:24
Planst du eine Fortsetzung? Ich muss gestehen, dass ich immer wieder auf deine Story zurück komme, sie immer wieder lese und immer wieder Kleinigkeiten finde, welche mir vorher nicht aufgefallen sind. Das ist eine Kunst-sonst kenne ich dies nur von guten Filmen.
Von:  Tali
2010-10-21T17:54:05+00:00 21.10.2010 19:54
Ich dachte zuerst, ich seh nicht Recht, als mir ein neues Kapitel angezeigt wurde! ^^

Die Beziehnung der Beiden hat an Tiefe gewonnen. Zumindenst bis zu dem Punkt, als Victor verschwindet.
Adams zährtliches Verhalten hat mir sehr gefallen aber ich war genauso wie Viktor etwas verwundert und überlegte, wie lange es andauern würde. Anscheinend solange Viktor sich Adams Willen beugt.
Aber durch seine besitzergreifende Art zeigt er deutlich, wieviel ihm Viktor bedeutet.
Ich bin gespannt, wie es weiter geht!
Von:  wieprei
2010-10-21T05:47:27+00:00 21.10.2010 07:47
Tja, das ist ja kein schönes Ende. Am schlimsten ist, das Victor keine Ahnung hat, wie sehr er Adam verletzt hat. Hoffentlich läßt sich das irgendwann wieder ausbügeln, wenn er wieder zur Vernunft gekommen ist. Ich glaube, er kann sich einfach nicht vorstellen, dass ihn jemand um seiner selbst willen liebt. Die Gefühlswirrwar hast Du toll beschrieben. Ich leide richtig mit den Beiden mit.

Wenn Victor jetzt wieder auf Ric und seine alte Clique trifft, ob das so einfach zu regeln geht wie er sich das vorstellt, das wage ich zu bezweifeln.

Adams Idee, das er zur Polizei gehen soll, finde ich übrigends super.

Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht.

LG Ines


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