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The middle of nowhere

In the end, there's nothin' to worry bout, right?
von

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In einer Frühlingsnacht...

Ich musterte teilnahmslos das Gesicht, das mir aus dem Spiegel entgegen sah. Berechnende Augen in einem kalten Blauton, der eine Spur zu hell war um noch als Meerblau durchzugehen. Dunkelrote Haare die einen grausamen Kontrast dazu und zu der schneeweißen Haut darstellten. Schneeweiß. Schnee, immer wieder Schnee. Sollte mich das wundern? Es war schließlich erst Anfang März. Zugegeben, der meiste Schnee hatte sich längst in gräulichen Matsch am Straßenrand verwandelt, aber das spielte keine Rolle. Nicht wirklich. Ich wusste nicht wie Kälte sich anfühlte, aber das was ich seit dem Tag spürte, an dem ich beschlossen hatte niicht in die Welt zurückzukehren, kam meiner Vorstellung davon sehr nahe. Hatte ich nicht alles getan, was von mir verlangt werden konnte? Hatte ich nicht fast zu lange gekämpft, wenn man bedachte, dass ich nichts wusste? Da waren nur die Träume... Ich schob den Gedanken beiseite, wandte mich ab und ließ mich auf das pechschwarze Sofa auf der anderen Seite des Raumes fallen. Die Träume waren unerheblich. Ich wusste nicht genau, was mein Unterbewusstsein mir damit sagen wollte, aber wenn es so wichtig war, würde ich den Sinn schon noch früh genug erkennen. Zumindest hoffte ich das. In Wirklichkeit war das die einzige Möglichkeit mich vor den Gedanken zu schützen, aber ich redete mir ein, dass auch die aufhören würden. All das spielte keine Rolle. Woher ich kam. Wer gut war und wer böse. Mein Schicksal. Ich existierte, und nach allem was Vallerie mir erzählt hatte, würde sich das auch nicht allzu bald ändern. Es gab keine Bestimmung, für Halbblüter, für Kinder der Ewigkeit. Wir waren im großen Buch des Lebens nicht vorgesehen. Da wo ich mich befand, stand die Zeit noch immer still. Während Vallerie und die Anderen nur für menschliche Begriffe 'unsterblich' waren, traf das auf mich völlig zu. Ich würde niemals sterben, wenn ich ihren Worten glauben schenken konnte. Was also tun? Vor mir lag keine Zukunft, ich lebte kein Leben... Die Ewigkeit war nur ein langer Augenblick, ehe ich mich versah würde ein Jäger den so unantastbar wirkenden Joanathan töten, und gefühlte Tage darauf auch Vallerie. Menschen waren nicht mehr als Nahrung. Notwendig... nicht mehr. Sie konnten mir nicht gefährlich werden. Keiner konnte das. Dieses Gefühl einzigartig zu sein... lähmte mich. Welchen Sinn hatte es zu existieren, wenn es nichts gab, wofür ich mich opfern konnte, keinen Sinn hinter all den Lügen und Geheimnissen, nichts wonach zu streben sich lohnen würde.

Bis ich Daniel traf. Sein Erscheinen war das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels.
 

Die Tage waren längst zu einer Einheit verschmolze, ich hätte nicht sagen können, was für ein Wochentag es war. Selbst was den Monat anging war ich mir nicht sicher. Die Firma summte geschäftig wie ein Bienenstock, was um diese späte Zeit schon ungewöhnlich war. Oder auch diese frühe Zeit, ganz wie es beliebt. Aber ich hatte mit meinen eigenen Problemen zu kämpfen. Genau genommen war es nur ein Problem. Die neue Leiterin der Forschungsabteilung redete ununterbrochen auf mich ein, und ihr Vorschlag lief geradezu über vor Fachausdrücken die ich niemals hätte aussprechen können. Irgendwann hob ich unwillig den Blick von meiner Teetasse, ihre Stimme war längst zu kaum mehr als einem beiläufigen Hintergrundgeräusch geworden, und sah über ihre Schulter. Da saß er, gelassen zurückgelehnt, mit überschlagenen Beinen, offensichtlich gerade dabei einen Artikel in einer Zeitung zu lesen, die er in aufgeschlagen hatte. Aber etwas stimmte nicht. Seine Augen blieben fest auf einen Punkt des Textes gerichtet, und ich hatte ihn nie zuvor gesehen. Es dauerte eine Weile, aber in gena dem Moment, in dem ich enrschied, dass mein Gefühl mich getäuscht haben musste, sah er auf. Ich kannte diese Augen. Ich entschuldigte mich bei der fahrigen Frau die mir gegenüber saß, stand abrupt auf, und ging in die Richtung des jungen Mannes, der anscheinend wieder in seinen Zeitung vertieft war. Unsicher blieb ich, die Hände tief in meinen Hosentaschen vergraben, vor dem Sofa stehen. Schweigen setzte ein, und es waren sicher einige Minuten verstrichen, als seine leise Stimme zu mir wehte, die so gar nichts mit der Person vor mir zu tun zu haben schien. "Schön dass du da bist, Jess. Möchtest du dich setzen?"

Die Zeitung wurde gesenkt, und ich sah zum ersten Mal in meinem Leben, Daniels breites Ladykiller-Grinsen. Ich würde es noch oft zu Gesicht bekommen. Kommentarlos tat ich was er sagte und atmete tief durch, Was tat ich eigentlich gerade? Was hatte ich hier zu suchen? Meine Frage wurde beantwortet- wenn auch auf recht unerwartete Art und Weise.

"Du bist sicher neugierig, was ich von dir wollen könnte, nicht wahr, Chacho?" Hatte nicht ich ihn angesprochen? Aber dieses Wort... kam mir bekannt vor. "Wieso nennst du mich so?"

Der Dunkelhaarige lachte auf und einige Leute drehten sich interessiert in unsere Richtung. Das kümmerte mich nicht. "Chacho? Aber bist du das nicht? Der Chacho, der Boss, Il Rochè für eine Menge Leute? Komm schon, du bist Jess Valentine! Die Welt liegt dir zu Füßen! Die Zeit liegt dir zu Füßen. Das hätte dein Mummy wohl nicht erwartet." Anscheinend war ich sehr schwer von Begriff, denn es dauert bis die Bedeutung seiner Worte in mein Bewusstsein sickerte. Ohne Vorwarnung sprang ich auf und zerrte den den Vampir an seinem Hemdkragen hoch, der erstaunlich stabil war, wenn man bedachte wie dünn der Stoff zu sein schien. Weißes Hemd. Das musste ich mir merken. Wie einfach. Jetzt war uns zumindest die Aufmerksamkeit sicher. "Was weißt du über meine..." Ich brachte das letzte Wort einfach nicht über die Lippen, zu lange war es belanglos für mich gewesen. Konnte dieser Fremde, dieses Nichts mehr über meine Familie wissen als ich? Und wie er mich nun wieder nannte. Valentine... "Calm down, Chacho..." Abwehrend hob er die Hände und befreite sich vorsichtig aus meinem Griff. "Beruhige dich und wir reden. Irgendwo... anders." Aufgebracht sah ich mich um, und bemerkte, dass alle im Raum ihre Tätigkeiten unterbrochen hatten, bloß um uns anzugaffen. Der Fremde beobachtete mich ebenfalls, wirkte aber eher amüsiert und schien auf eine Reaktion zu warten. Ich drehte auf den Absätzen um und wandte mich zu Tür. Auch ohne zurücksehen zu müssen, wusste ich dass er mir folgte.
 

Der Sternenhimmel spannte sich hoch über uns; trotz der Tatsache dass wir auf dem Dach standen. So weit entfernt... Danny streckte sich müßig und gähnte herzhaft. Dann wandte er sich wieder schwungvoll in meine Richtung. "So, Chacho, hier wären wir. Und was hast du jetz vor? Willst du mich folter? Mich übers Geländer schubsen? Mich bei lebendigem Leibe köpfen? Mir das Herz aus der Brust reissen? Nun guck nicht so! Ich bin mir sicher du könntest das!" Er grinste unbekümmert.

Angestrengt versuchte ich ihn nicht zu schlagen, oder ihm anderweitig weh zu tun, und dieses Verlagen war offenbar noch deutlich in mein Gesicht geschrieben. "Ich will nur wissen was du weißt", erwiderte ich mühsam beherrscht und knirrschte mit den Zähnen. Anscheinend machte es ihm Spaß zu spielen, der er starrte mich gespielt erstaunt an. "Ach? So ein Temperament... Dafür wird ein Abend aber nicht reichen! Ich hatte eine Menge Zeit mir eine Menge Wissen anzueignen. Aber wenn du..."

Dieses Mal ließ ich ihn nicht ausreden, sondern versetzte ihm einen derben Stoß gegen die Brust. Dann schien ihn ehrlich zu überraschen. "Nanu? So grob? In Ordnung." Ein tiefes Seufzen. Dann Stille. "In Ordnung! Die Sache ist nicht allzu mis..." In diesem Moment, in dem mich nichts mehr interessierte als die Worte, die die Stille durchbrachen, sprang mit einem Knall wie ein Gewehrschuss die Tür zum Treppenhaus auf.

Die Sillhouette eines schlanken Mädchens mit langem glattem Haar war alles was mich vorwarnte, ehe ich die volle Kraft von Vallerie Desmonds vampirischer Aura zu spüren bekam. Die Energie die von ihr ausging, heizte die eben noch beinahe unangenehm kühle Nacht schlagartig auf... Und kurz darauf, noch ehe ich überhaupt verstanden hatte was da vor sich ging, war sie weg. Einen Augenblick später brach sie mit der Wucht einer Abrissbirne gegen die Wand des kleinen Glashauses, das ich völlig übersehen hatte. Der Boden bebte dumpf. Die nächste Tatsache die ich begriff war, dass es nicht ihre Energie war, die die Luft beinahe elektrisch knistern ließ. Als dunkler Schattenriss gegen das Licht das aus dem Treppenhaus strömte, richtete Daniel sich langsam auf. Er lächelte. Noch ehe ich blinzeln konnte fühlte ich einen heftigen Stoß der mich erzittern ließ... und dann tauschten der Sternenhimmel, der sich am Horizont bereits grau färbte, und das Teerdach, das nur aus Dunkelheit zu bestehen schien die Plätze. Und ich fiel...



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