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The middle of nowhere

In the end, there's nothin' to worry bout, right?
von

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Das Prinzip der Wahrheit 3

Ich träumte. Mir war klar, dass ich träumte. Was auch sonst? Immerhin war ich plötzlich zu Hause, im Wohnzimmer, und... es brannte. Ich spürte die Hitze der Flammen in meinem Gesicht und kniff die Augen zusammen. Die Luft war schwer von Ruß, der mich kaum Atmen ließ. Außerdem war mir schlecht. Panische Angst machte sich auf einen Schlag in mir breit, obwohl ich wusste, dass das hier nur ein Traum war. Ich versuchte etwas zu erkennen, vielleicht eine Lücke durch die ich entwischen konnte, aber alles stand in Flammen. Die riesigen Pappkartons und die uralten Bücher hatten scheinbat gute Nahrung abgegeben, genauso wie das morsche Dachgestühl. Kaum hatte ich zu Ende gedacht, hörte ich ein ohrenbetäubendes Splittern und vielleicht einen Meter vor mir landete ein brennender Dachbalken auf dem Boden. Funken stoben auf, als hätten sie nur darauf gewartet in die Unendlichkeit geschleudert zu werden. Die Hitze war unerträglich. Aber das war unmöglich. In diesem Stockwerk gab es keine Dachbalken! "Alles ist möglich..." Ich schnappte nach Luft und fuhr mit aufgerissenen Augen die sofort wieder zu tränen begannen herum. Es war niemand da. Dabei hatte ich die Stimme ganz deutlich gehört, und die Person konnte nicht hinter der Flammenwand stehen, dann hätte ich bei der Lautstärke durch das Prasseln des Feuers nicht verstanden. Niemand. Wieder. Nichts. Stille, seit drei Monaten und drei Tagen. Stille und das Wissen um die Ewigkeit. Unbegrenzte Traurigkeit und Erinnerung... Erinnerungen... Keine Erinnerungen? War es vielleicht so lange her? Vor meinen Augen verschwamm wieder alles. War das hier das Ende? Das Ende meines Lebens, dieses Traumes, das Ende? Das Ende des Unendlichen? "Das Ende der Ewigkeit? das Ende von allem? Spielt das eine Rolle? Du träumst." Ein Traum. Ja. Und trotzdem. "Wer bist du?!" Nach einer Weile vollkommener Geräuschlosigkeit bekam ich ein Lachen zur Antwort. Ja, kein Geräusch... Ich war nicht mehr in diesem Zimmer, ich stand nicht mehr in mitten der Flammen. Weit und breit sah ich nichts als ewige, samtene Dunkelheit. Über mir glitzerte kein einziger Stern, und unter meinen Füßen spürte ich keinen Boden. Die plötzliche Freiheit war atemberaubend nach der Beklemmung in den Flammen. Men Herz schlug ein paar Augenblicke lang immer langsamer, als würde es dickflüssigen Sirup anstatt Blut pumpen, dann begann es zu rasen, mir war als würde ich plötzlich alles verstehe. Weite, Ausdehnung, Nähe. All das war eine Erfindung. In Wahrheit gab es nur mich, mich und die Dunkelheit und... die Stimme. "Wo bin ich?", entfuhr es mir und bei dem belustigten Ton der darauf folgte, durchlief es mich heiß und kalt. "So viele Fragen, und die Antworten spielen nicht die geringste Rolle. Du träumst, Chacho, und daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Alles was hier zählt bist du. Du und ich, wenn ich das bei aller Bescheidenheit hinzufügen darf. Schließlich bist du nur meinetwegen hier!"

"Aber wo..." "Ah." Der Ausruf schien ein merkwürdig hohles Echo nach sich zu ziehen, das nur unwillig verblasste. "Ich habe dich also beeindruckt, Chacho? Sieh dich um, was siehst du? Ich verrate es dir. Nichts. Stille. Unendlichkeit. Frieden und Leere. Das hier ist das, worum du dir mehr Gedanken machst als um alles andere, habe ich nicht Recht? Das ist der Ort, an dem du die Schrecken der Zukunft, und die Geister der Vergangenheit findest, wenn du mutig genug bist, um zu suchen. Hilf mir!"

Die ganze Zeit über hatte ich den Atem angehalten, um kein Wort meines merkwürdigen Gastgebers zu verpassen, aber jetzt fuhr ich zusammen. Wellen schienen durch die Wirklichkeit, diese Wirklichkeit zu laufen und ich spürte wie die Luft um mich herum vibrierte, nur dass es nicht die Luft war, es war... war... "Was?"

"Hilf mir, kleiner Valentine. Bettelst du nicht um Vergebung für das, was du getan hast? Vor drei Monaten und siebzehn Tagen? Ist das nicht der Grund für die Kälte und den unendlichen Hunger nach der Hitze fremder Kraft? Schuld ist nicht deine Abstammung, schuld bist nur du. Aber es gibt eine Möglichkeit..." Haltlos hatte ich begonnen zu zittern. Befand ich mich vielleicht nur auf einem schmalen Brett? Würde ich bis in die Ewigkeit stürzen und darüber hinaus, wenn ich einen falschen Schritt tat? Wer war er, wem gehörte diese Stimme?... Woher kam diese Macht...? "Weiter."

"Jess." Wieder fuhr ich herum, ohne wirklich zu erwarten etwas zu sehen. Weit gefehlt. Rauchig grüne Augen, durchzogen von schwarzen und roten Linien wie die Krater eines Vulkans. Glühende Lava in tiefer, trügerischer Düsternis. "Hilf mir. Ich kann dich retten. Du musst das Richtige tun. Hilf mir."

Und dann war ich zurück. Feuer überall. Stand ich in Flammen? Vielleicht. Vielleicht. Vielleicht verbrannte ich. Spielte das eine Rolle? Ich träumte. Mein Leben war nur ein Traum, und all der Schmerz würde vergebens bleiben.
 

Ich sah nicht auf, als Vallerie zurück kam. Ich saß noch auf dem schmale Bett auf dem ich aufgewacht war und dachte an nichts. Nichts. Wieder nichts. Das war gut. Kommentarlos setzte das Mädchen sich neben mich und hielt mir ein Glas hin. Ich ignorierte das und starrte weiterhin auf die Bettdecke. Nach einer Weile begriff ich erst, dass sie so lange nicht gehen würde, bis das Glas leer war, und ich es ihr zumindest abgenommen hatte. Wie konnte ich auch etwas anderes denken? Also nahm ich ihr das Glas aus der Hand, weiterhin ließ ich den Blick gesenkt, aber allein der Geruch der nun wieder im Raum hing reichte, um den Druck auf meinen Schläfen zurück zu holen. Irgendwann starrte ich die dunkle Flüssigkeit gelassen an. Es musste draußen bereits Nachmittag sein, aber hier drin war es immernoch recht dämmerig."Würdest du dafür sterben?"

Zwar zuckte sich nicht zurück, so wie ich ein paar Stunden zuvor, aber ich spürte trotzdem, dass ich Vallerie aus ihren Gedanken gerissen hatte. "Was redest du da?" Auch die Schärfe in ihrer Stimme war zweifelsohne ungewollt. Davon ließ ich mich nicht im Geringsten beeindrucken, und obwohl ich mir ihrer Gegenwart unwahrscheinlich bewusst war, hätte ich genausogut Selbstgespräche führen können. "Das worauf ihr aus seid. Wärst du bereit dafür zu sterben? Würdest du das tun? Ich...weiß nicht was du willst, aber es interessiert mich, ob es Dinge gibt die so..." Der Rest dees Satzes schien irgendwo verloren zu gehen, aber das spielte keine Rolle. Vallerie abtwortete ohnehin nicht. Nun herrschte wieder Schweigen, aber nicht spannungsgeladen wie zuvor. Dieses Mal hing ich nicht als einziger meinen Gedanken nach. Ohne es zu bemerken leerte ich das Glas bis auf den letzten Tropfen, behielt es aber weiter in der Hand. Konnte ich weiter fragen, ohne Valleries Argwohn zu wecken? Und war das überhaupt noch wichtig? Ich konnte nicht behaupten etwas anderes zu sein als ein Entführter, gefangen von einer Organisation die ich nicht kannte, und deren Sinn mir einfach nicht klar werden wollte. "Jess?!" Mir wurde auf einmal klar, dass ich beinahe wieder eingeschlafen wäre. Vallerie sah mich tadelnd an. Es war wie ein Deja vù. Aber ihre Augen... sie hatten die Falsche Farbe. Und trotzdem. Feuer. Hitze. Dunkelheit. Angst. Schwäche. Und diese unmögliche Leere. Ich spürte dass ich wieder zitterte und zwang mich tief durchzuatmen. Die Vampirin neben mir musterte mich aufmerksam und in mir keimte wieder dieses unheimliche Gefühle auf, dass sie viel wichtiger war, als ich mir jemals vorstellen konnte. Sie war nicht das kleine Mädchen, in dessen Körper sie sich versteckte. "Wann komme ich hier raus?"

Sofort verschwand ihre Aufmerksamkeit wieder hinter einer lauernden, lächelnden Maske, die absolut nicht zu ihr passen wollte. "Bald, Jessi-boy. Sobald wir wissen wer du bist." Sobald wir wissen wer du bist...



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