Zum Inhalt der Seite

silhouette target

Akatsuki alle(in) zu Haus
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

fucked up dreams

Heißer Schmerz durchfuhr seinen Rücken, die Beine knickten ihm weg und er fiel auf die Knie. Sekundenlang konnte er nicht atmen. Seine Lunge brannte wie Feuer. Und in diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er verloren hatte. Er konnte sich kaum mehr bewegen, die Münder in seinen Handflächen hatten Dreck geschluckt, seine Lage war aussichtslos. Er hatte keinen Ton mehr.

Gerade wollte er sich aufrichten, da spürte er einen harten Tritt zwischen den Schulterblättern. Die Wucht des Aufpralls riss ihn nach vorne und er fiel mit dem Gesicht voran in den Dreck. Feuchter Schlamm drang in seine Nasenlöcher und sickerte zwischen seinen Lippen hindurch. Der Geschmack von Fäulnis und Moder füllte seinen Mund. Er schaffte es kaum, den Brechreiz zu unterdrücken, stemmte sich aber mit dem Mut der Verzweiflung noch einmal hoch, nur, um sich keuchend auf den Rücken zu rollen. Er konnte sich kaum mehr bewegen, das Atmen fiel ihm schwer und ein grober, pulsierender Schmerz durchströmte seinen Körper von Kopf bis Fuß. Die Welt verschwamm vor seinen Augen. Wie hatte das passieren können? Er hatte sich nicht zurückgehalten, er hatte nicht einmal den Fehler gemacht, seinen Gegner zu unterschätzen. Und dennoch war er zu Boden gegangen, ohne ihm irgendeine Form von Schaden zufügen zu können. Mühsam öffnete er die Augen – der Dreck hatte die Wimpern völlig verklebt – und starrte in ein paar blutrote Augen. Das Sharingan.

Das letzte, was er sah, war eine Faust, die auf sein Gesicht zuraste, dann verschwamm die Welt vor seinen Augen. Ein hässliches Knacken gab ihm zu verstehen, dass sein Nasenbein gebrochen war. Das Geräusch hallte in seinen Ohren wieder, noch als er in eine tiefe Ohnmacht sank.
 

Hektisch riss Deidara die Augen auf und krallte keuchend die Hände in die Laken. Es dauerte eine ganze Weile, bis er begriff, dass er in Sicherheit war.

Fahles Mondlicht schien durch das kleine Fenster, die Sterne verblassten bereits. Bald würde die Sonne aufgehen. Vorsichtig tastete Deidara seinen Nasenrücken ab. Er wusste, dass er nicht verletzt war, aber er konnte nicht anders, als sich zu vergewissern. Der Traum war zu real gewesen.

Wie oft hatte er ihn schon gehabt? Beinahe jede Nacht, seit Tagen. Der Inhalt, insbesondere die Details des Kampfes variierten. Die einzige Konstante blieb seine demütigende Niederlage gegen Itachi Uchihas Sharingan. Itachi hatte ihn so problemlos besiegt, dass es eine Schande war. Damals hatte er ihn nicht einmal angefasst. Er war sich vorgekommen wie ein unerfahrenes Kind, das versuchte, einen leibhaftigen Dämon in die Knie zu zwingen: hilflos.

Der Gedanke trieb Deidara fast in den Wahnsinn. Es war nun Monate her, dass er besiegt und gezwungen worden war, den Akatsuki beizutreten und er war immer noch nicht darüber hinweg. Das Sharingan war ihm unheimlich, es war sein ganz persönlicher Alptraum geworden – schön und gut – aber so konnte es nicht weitergehen. Beim besten Willen nicht. Er gehörte zu den Akatsuki und hatte Missionen zu erfüllen. Er konnte sich keine Fehler leisten.

Als sich seine Atmung wieder beruhigt hatte, richtete er sich vorsichtig auf und lehnte sich gegen die kalte Wand. Im Halbdunkel des Zimmers konnte er die Konturen des Bettes an der gegenüberliegenden Wand kaum ausmachen, er konnte nicht sagen, ob sein Partner überhaupt da war.

Akasuna no Sasori schien niemals zu schlafen, wenn Deidara wach war. Vielleicht schlief er überhaupt nicht, Deidara konnte es nicht sagen.

In den letzten zwei Monaten hatte er nicht herausragend viel Zeit im Hauptquartier der Akatsuki verbracht. Der Leader hatte ihm gar nicht erst Zeit gelassen, sich einzugewöhnen und ihn stattdessen mit seinem Partner auf Missionen geschickt. Informationsbeschaffung lautete die Devise. Deidara sollte so schnell wie möglich lernen, was es bedeutete ein Mitglied der Akatsuki zu sein, hatte es geheißen, und eigentlich war es ihm nicht unrecht. Es gab keinen anderen Ort, an den er gehen konnte, keine andere Gemeinschaft, die ihn aufnehmen würde. Als gesuchter S-Rang Nuke-nin konnte er das kaum erwarten.

Im Grunde war Deidara wirklich dankbar, eine Aufgabe gefunden zu haben, der er sein Leben widmen konnte, zumal sie die ideale Bühne für seine 'Kunst' zu bieten schien. Und trotzdem konnte er nicht umhin, sich ein bisschen unwohl zu fühlen.

Der Mann, dem er als Teampartner zugeteilt worden war, nannte sich Sasori, Akasuna no Sasori um genau zu sein, und Deidara wusste so gut wie nichts über ihn. Er konnte so schweigsam sein, dass einem die Stille mit der Zeit in den Ohren weh tat, und wenn man einmal so ausdauernd nachhakte, dass man es tatsächlich schaffte, eine Reaktion zu provozieren, dann bekam man allenfalls ein monotones „Sei endlich still, du dummes Gör!“ zu hören. Immerhin hatte Deidara inzwischen herausgefunden, dass die hässliche Gestalt, in der ihm sein Partner gegenüber trat, nichts weiter war, als eine Puppe.

Nicht, dass Sasori ihm das gesagt hätte, nein. Zetsu hatte es ihm ein paar Tage zuvor beim Frühstück erzählt, als seine weiße Hälfte wohl gute Laune gehabt hatte. Seitdem war Deidara unheilbar neugierig auf den wahren Körper seines Partners.

Als Puppenspieler war Akasuna no Sasori genauso ein Künstler wie er selbst und Deidara respektierte seine Arbeit bedingungslos, auch, wenn ihre persönliches Verständnis von Kunst gegensätzlicher nicht hätte sein können. Sasoris Puppen waren ein Abbild der Ewigkeit , vielleicht sogar ewiger Schönheit, und obwohl Deidaras Kunst ihre Erfüllung in einem einzigen flüchtigen Augenblick fand, hatte er ihn von Anfang an akzeptiert. Als seinen Meister und Mentor.

Umso mehr störte es ihn, dass er nicht das geringste über ihn wusste, nicht einmal, wie er aussah. Und das, obwohl sie sich sogar das Zimmer teilten. Wenn sie sich auf einer Mission befanden, verließ er den Puppenkörper nie, das hatte er inzwischen begriffen, aber seit sie am vorigen Abend in das Hauptquartier zurückgekehrt waren, hatte er neue Hoffnung geschöpft.

Zetsu hatte gewusst, dass sich Sasori in einer Puppe versteckte und die anderen Mitglieder der Akatsuki wussten es wohl auch. Das bedeutete, dass er sie von Zeit zu Zeit verließ. Und wenn er es auf Missionen nicht tat, dann doch bestimmt in der Sicherheit der eigenen vier Wände. Über kurz oder lang würde er ihn zu Gesicht bekommen.

Müde schob Deidara die Bettdecke zurück und stand auf. Er fröstelte, denn der steinerne Boden war unangenehm kalt, und tapste auf nackten Sohlen zum Fenster. Vorsichtig warf er einen Blick auf das Bett seines Partners. Es war unberührt. Allem Anschein nach hatte Sasori das Zimmer in dieser Nacht nicht einmal betreten.

Ein klein wenig enttäuscht wandte sich Deidara wieder ab. Nur kurz erwägte er, sich noch einmal ins Bett zu legen und die wenigen freien Tage, die ihm bis zum Beginn der nächsten Mission verblieben zu nutzen, aber er nahm schnell Abstand von dem Gedanken. Er war wach. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Er konnte genauso gut in die Küche gehen, sich einen Kaffee machen und versuchen, die Erinnerung an seinen demütigenden Traum in den Tiefen seines Unterbewusstseins zu vergraben.

Geistesabwesend griff er nach seinem Mantel und warf ihn über die nackten Schultern, verzichtete allerdings auf Schuhe. Noch fühlte er sich an diesem Ort nicht so recht zu Hause und so würde er das Zimmer nicht verlassen, bevor er nicht halbwegs ordentlich angezogen war. Soviel er wusste war das Haus zur Zeit voll. Nur Itachi – der Mann, der ihn mit dem Gesicht in den Staub gezwungen hatte – und sein Partner befanden sich noch auf Mission.

Er selbst gehörte noch nicht lange genug zu den Akatsuki, um sich ein allgemeingültiges Urteil über die Gepflogenheiten der Organisation bilden zu können, aber er wusste doch immerhin, dass es eine Seltenheit war, alle Akatsuki zur selben Zeit am selben Ort anzutreffen.

Deidara war froh, jeden einzelnen von ihnen bereits kennengelernt zu haben. So hatte er sich wenigstens schonend an die kleinen 'Eigenheiten' seiner Kollegen gewöhnen zu können. All diese Irren auf einem Haufen ertragen zu müssen war wohl eine Klasse für sich...

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er das erreichte, was sich in diesem Männerhaushalt Küche schimpfte. Zu seiner Überraschung sickerte Licht durch den schmalen Spalt zwischen Türe und Boden und gab ihm zu verstehen, dass er nicht der einzige war, der die Nacht nicht unbedingt zum Schlafen nutzte. So leise wie möglich legte er das letzte Stück Weg zurück und legte ein Ohr an das warme Holz. Er musste sich konzentrieren, um die Stimmen verstehen zu können, so gut schluckten die Wände das Geräusch.

„Ach, halt doch dein geficktes Maul, du dreckiger Bastard!“ Hidan, unverkennbar. Seine Wortwahl verriet ihn. „Es ist verdammt nochmal mitten in der Nacht! Was in Jashins Namen hat dich auf die beschissene Idee gebracht, mich aus dem Schlaf zu reißen, nur, um mir zu sagen, dass du hirnverbranntes Arschloch wieder zurück bist?!“

Wieder zurück? Da kamen nicht viele in Frage. Deidara und Sasori waren bereits am Abend zuvor zurückgekehrt, womit Sasori ausschied. Folglich kamen nur Kisame und Itachi in Frage, von denen man nicht so recht gewusst hatte, ob oder wann sie ihre Mission beendet hatten.

„Genau genommen hat er dich nicht geweckt.“ Deidara sah sich bestätigt. Das war Kisame. Er konnte sein Grinsen förmlich hören. „Er hat dich im Flur aufgesammelt, weil Kakuzu dich wieder mal vor die Tür gesetzt hat.“

„Dieser verdammte Scheißkerl hat mir das Genick gebrochen!“

„Wäre nicht das erste Mal“, lachte Kisame vergnügt. „Er wird schon seine Gründe gehabt haben.“

„Einen Scheiß hat er gehabt!“, fauchte Hidan wütend. „Ein paar Tropfen Blut auf dem Teppich und dieser elende Hurensohn rastet aus, als hätt' ich ihm die Eier abgeschnitten! Jetzt mal ehrlich – was soll die Scheiße?! Geld, immer nur sein verdammtes Geld, verfluchte Scheiße nochmal! Das kotzt mich ja so an! FUCK!“

„Eifersüchtig?“ Itachi. Der tiefe, ruhige Klang seiner Stimme bescherte Deidara eine Gänsehaut und ein wütendes Stechen brannte in seiner Brust. War er tatsächlich wegen Itachi aufgewacht, nur, um ihm gleich wieder über den Weg zu laufen? Wenn es Gott gab oder Jashin oder wen auch immer – er musste eine persönliche Abneigung gegen ihn hegen.

„ITACHI!“ Hidan schien kurz davor, zu explodieren. „Hast du dein Hirn zum Sondermüll gegeben oder wie kommst du auf den Mist? Soll der Bastard doch sein gottverdammtes Geld ficken, geht mich ja nichts an!“

„Du bist eifersüchtig.“

Deidara nahm das Ohr von der Türe, um Hidans Schimpftirade, die unweigerlich folgen musste, nicht anhören zu müssen. Langsam dämmerte ihm, warum die Mauern des Hauptquartiers weitestgehend schalldicht waren... Hidan hatte wirklich ein gewöhnungsbedürftiges Vokabular.

Er wartete gute drei Minuten, dann erst wagte er wieder, zu lauschen.

„... alle wieder da“, beendete Kisame einen Satz, dessen Anfang Deidara schlichtweg verpasst hatte. „Sowas ist seit Ewigkeiten nicht mehr vorgekommen. Vielleicht sollten wir's feiern.“ Er lachte.

„In dem gefickten Laden hier kannst du alleine feiern, Fischkopf!“, gab Hidan höflich zu bedenken. Kisame ließ sich nicht entmutigen.

„Wieso? Du machst bestimmt mit und unser Blondchen kann man auch für jeden Mist begeistern.“

Deidara musste sich sehr beherrschen, um nicht die Türe wegzusprengen und Kisame an die Gurgel zu gehen. Wer bitteschön hatte ihm erlaubt, so abfällig über ihn zu sprechen? Er war weder ein Blondchen – auch wenn er zugeben musste, dass sich seine Haarfarbe nicht wegdiskutieren ließ, wehrte er sich vehement gegen das Anhängsel -chen – und er war auch nicht für jeden Mist zu begeistern. Dafür war er neugierig. Und genau deshalb konnte er Kisame jetzt nicht den Hals umdrehen. Nicht, bevor er noch etwas mehr gehört hatte...

„Behalt' den verdammten Fuck für dich, wenn du's sowieso am Arsch nich' ernst meinst! Kein Wunder, dass diese Schlaftablette von Sasori endgültig abgetaucht ist. Bei Jashin, du kannst einem sowas von krass auf den Sack gehen, Kisame!“

„Mag sein“, erwiderte Kisame gelassen. „Trotzdem ist es kaum meine Schuld, dass sich Sasori nicht mehr blicken lässt.“ Deidara horchte auf. „Wahrscheinlich wird er langsam paranoid, weil ihr eure Finger nicht bei euch behalten könnt, du und Itachi.“

„Lass mich da raus, Kisame“, befahl Itachi gewohnt gelangweilt.

Ein ungesund lautes Klirren ließ Deidara vermuten, dass Hidan Itachis Worte nicht amüsant gefunden, das Geschirr vom Tisch gefegt und den Uchiha am Kragen gepackt hatte.

„Tu nich' so cool, du abgefuckter Scheißkerl!“, riet er äußerst charmant. „Du kannst doch bloß nicht ab, dass er's nich' nötig hat, sich von einem arroganten Arsch wie dir betatschen zu lassen!“

„Ganz im Gegensatz zu dir“, entgegnete Itachi gelassen. Und wieder entfernte sich Deidara sicherheitshalber ein paar Schritte von der Türe. Gespräche zu belauschen, an denen Hidan aktiv teilnahm, grenzte an akustische Körperverletzung. Wenn es darum ging, seine Umwelt zu beschimpfen, schienen seiner Fantasie keine Grenzen gesetzt zu sein und Deidara musste sich eingestehen, dass er sich noch nicht hundertprozentig an diesen Umgangston gewöhnt hatte.

Außerdem hatte er genug gehört. So früh am Morgen war das beinahe schon mehr, als er verdauen konnte.

Er zuckte erschrocken zusammen, als die Küchentüre mit einem Knall aufgestoßen wurde und Hidan wutschnaubend auf den Flur trat. Im Gegensatz zu Deidara schien er es nicht für nötig zu halten, sich anständig anzuziehen, bevor er sein Zimmer verließ. Er trug kein Hemd, keine Hose, nicht einmal Schuhe – von seinem Mantel ganz zu schweigen, nur schwarze Boxershorts und für einen kurzen Moment blieb Deidaras Blick an seiner ausgeprägten Bauchmuskulatur hängen. Gerade so lange, bis auch Itachi und sein Partner den Raum verließen und sich grußlos an ihm vorbeidrängten. Er kam sich übergangen vor, zumal er sich geradezu an die Wand pressen musste, um nicht umgerannt zu werden.

Vielleicht war es ein Glücksfall für Itachi, vielleicht für Deidara selbst, dass er zu müde und zu verwirrt war, um sich ernsthaft darüber aufzuregen. Jedenfalls verzichtete er darauf, noch einmal zu versuchen, ihn in die Luft zu jagen und versuchte, sich stattdessen ohne viel Aufsehens in die Küche zu schleichen. Er hatte das Gefühl, ganz dringend ein paar Minuten alleine sein zu müssen, um das Gehörte sorgsam zu verarbeiten. Allerdings hatte er die Rechnung ohne Hidan gemacht. Anders als Itachi und Kisame schien er nicht der Typ Mensch zu sein, der seine Umwelt ignorieren konnte und so fand sich Deidara Sekunden später im festen Griff des Silberhaarigen wieder, der ihn unsanft gegen die kalte Wand drückte.

„Hidan, was soll das, hn?“, grummelte er missgelaunt und versuchte vergeblich, sich freizustrampeln. Anscheinend war er nicht nur jünger, sondern auch erheblich schwächer als er. „Lass mich los, hn!“

Hidan ging nicht darauf ein. „Bei Jashin, ich hätt' nicht erwartet, dass du so gottverdammt früh schon deinen süßen Arsch aus dem Bett schiebst, Blondchen“, grüßte er geistreich wie immer. Langsam aber sicher wurde es Deidara zu viel. „Muss ja echt 'n verdammtes Gruselkabinett sein bei euch, wenn dieser Schlappschwanz Sasori zu feige ist, seine kotzhässliche Puppe zu verlassen!“ Er kicherte böse. „Was ist, Blondchen? Hast du Angst? Kannst du nicht schlafen?“

Deidara spürte die blanke Wut in sich hochkochen und ärgerte sich maßlos, als er feststellen musste, dass er überhaupt keinen Ton bei sich hatte. Noch einmal würde ihm das sicher nicht passieren! „Halt dein blödes Maul, hn!“, knurrte er verärgert. „Und halt dich gefälligst aus Dingen 'raus, die dich nichts angehen, hn!“

Eigentlich hätte er sich denken können, dass es keinen Wert hatte, mit Hidan zu reden. Statt der wohl gemeinten Aufforderung Folge zu leisten, festigte er seinen Griff und kam seinem Gesicht gefährlich nahe. Als er weitersprach, war seine Stimme nicht mehr, als ein anzügliches Flüstern.

„Was geht mich nichts an?“, erkundigte er sich so unschuldig wie nur irgend möglich. „Dein Arsch?“ Und bevor Deidara sich auch nur beschweren konnte, lag Hidans Hand besitzergreifend auf seinem Allerwertesten. „Das ist schade. Fühlt sich nämlich verdammt gut an.“

Deidara registrierte kaum, dass sein linker Arm wieder frei war, da hatte er Hidan auch schon eine Ohrfeige verpasst, die sich gewaschen hatte. Der Kopf des Silberhaarigen flog zur Seite und ein glühend roter Handabdruck entstellte seine Wange, aber sein Grinsen wurde nur breiter. Genüsslich leckte er sich über die Lippen.

„Du schlägst zu wie'n verfluchtes Mädchen“, bemerkte er amüsiert. Deidara hatte das Gefühl, bald vor Wut explodieren zu müssen. „Aber ich steh' drauf. Echt 'ne verfluchte Scheiße, dass du mit der verdammten Puppe das Zimmer teilen musst...“

Was zu viel war, war zu viel. „Wer hat dir erlaubt, so abwertend von Meister Sasori zu sprechen, du Dreckskerl, hn!“, fauchte Deidara und rammte Hidan mit Wucht ein Knie zwischen die Beine. Er war wieder frei. In einem spontanen Anfall ungezügelter Wut schlug er Hidan mit der Faust ins Gesicht, zupfte demonstrativ seinen Mantel zurecht und stapfte wütend davon. Hidans Gefluche ignorierte er gekonnt.
 

Als Deidara die Türe des Hauptquartiers der Uhrzeit unangemessen laut ins Schloss fallen ließ, fühlte er sich schon ein klein wenig besser. Er hätte nicht aufstehen sollen, definitiv. Dann wäre er nicht schon halb zu Tode genervt gewesen, noch bevor die Sonne aufgegangen war. Aber da er die Zeit schwerlich zurückdrehen konnte, musste er wohl oder übel versuchen sich wieder zu beruhigen und Abstand von dem durchaus attraktiven Gedanken zu nehmen, einfach alles und jeden in die Luft zu jagen. Er hatte doch sowieso keinen Ton mehr. Und wenn er ehrlich war, war es gerade dieser traurige Fakt, der ihn beinahe in den Wahnsinn trieb. Eine kleine, winzige Explosion hätte sicher entspannend auf ihn gewirkt. Aber es war müßig, sich danach zu sehnen.

Seufzend ließ sich Deidara zu Boden sinken, lehnte sich gegen einen Baumstamm und schloss die Augen. Verdammter Hidan. Verdammter Itachi. Verdammter Kisame. Er hätte sie besser nicht belauschen sollen, dann würde er jetzt nicht über Dinge Bescheid wissen, von denen er nichts hatte erfahren wollen. Dass Hidan mit Itachi ins Bett ging - anders war das Gehörte wohl kaum zu deuten -, interessierte ihn nur mäßig, auch wenn er es begrüßen würde, in Zukunft nicht mit hinein gezogen zu werden, aber immerhin wusste er jetzt, dass Sasori gute Gründe hatte, sich bedeckt zu halten. Nicht, dass er deshalb weniger neugierig gewesen wäre, ganz im Gegenteil! Bedeutete das Interesse an seinem Partner, dass er schön war? Der Gedanke lag mehr als nahe. Umso seltsamer, dass er sein Gesicht hinter einer dermaßen hässlichen Fratze versteckte.

Deidara war gerne bereit, zuzugeben, dass Sasoris Puppen meisterlich gearbeitet waren, aber schön musste er sie deshalb noch lange nicht finden. Ob es möglich war, sie irgendwie zu zerstören und so einen Blick auf seinen Partner zu werfen? Er war zu ungeduldig, um stillschweigend auf seine Chance zu warten, also musste er nachhelfen. Wenn er allerdings versuchte, die Marionette in die Luft zu sprengen, dann bestand durchaus die Gefahr, seinen Partner irreparabel zu schädigen. Und abgesehen davon, dass er nicht sicher war, ob er das wirklich wollte, könnte es für ihn selbst gefährlich werden. Akasuna no Sasori war kein Mann, der sich so eine Unverschämtheit kommentarlos gefallen ließ, davon konnte er getrost ausgehen.

Erschwerend kam hinzu, dass er nicht den Schimmer einer Ahnung hatte, wohin sein Partner verschwunden war. Wenn er ihr gemeinsames Zimmer nicht betreten hatte, konnte er praktisch überall sein. Dementsprechend wenig Sinn hatte es, nach ihm zu suchen.

Mit einem zutiefst enttäuschten Seufzen schlug er die Augen wieder auf und ließ den Blick ziellos über den nachtschwarzen Himmel gleiten. Der Mond strahlte ihm voll und befremdlich rot entgegen. Eine Mondfinsternis? Er hatte keine Ahnung von Astronomie, aber er konnte nicht leugnen, dass ihm der Anblick gefiel. Zum ersten Mal in Wochen hatte er das Gefühl, endlich wieder ein bisschen zur Ruhe zu kommen, so ganz ohne anstrengende Missionen. Und langsam aber sicher ließ die Wut auf Hidan nach.

Es war wirklich nicht nötig, sich lange über ihn aufzuregen, schließlich hatte Deidara ihm wenigstens unmissverständlich klar machen können, dass er nicht viel davon hielt, wenn man ihm ungebeten an den Arsch fasste. Und er konnte sich nicht daran erinnern, jemals irgendwen darum gebeten zu haben. Wen denn auch? So unbeliebt wie er in seiner Heimatstadt gewesen war, hatte er froh sein können, wenn ihn die Leute nur beschimpft und nicht einfach mit Missachtung gestraft oder gleich gesteinigt hatten. An so etwas wie... körperliche Nähe war da gar nicht erst zu denken gewesen. Deidara konnte nicht einmal sagen, ob er das vermisst hatte. Konnte man etwas vermissen, das man überhaupt nicht kannte?

Nachdenklich tastete er mit der rechten Hand nach seinem linken Ohr, ließ sie dann über Schulter und Oberarm hinab gleiten, bis sie schwer und warm auf seinem Beckenknochen ruhte. Hatte ihm Hidans Berührung gefallen? Seltsamerweise konnte er sich nicht erinnern. Wahrscheinlich hatte er tatsächlich nichts weiter gefühlt, als nackte, ungeschminkte Wut. Schade eigentlich. Schließlich war es eine Art Premiere gewesen. Nie zuvor hatte jemand Interesse an ihm gezeigt; zumindest nicht auf diese Art und Weise. Und selbst, wenn er Hidan zu seinem eigenen Wohl sowohl auf Abstand halten, als auch nicht zu ernst nehmen sollte, war das nicht unbedingt zu verachten.

Deidara hatte keine Ahnung von Sex, aber das hieß nicht, dass er nicht neugierig war. Nun, da der Ärger abgeklungen war, wünschte er sich wirklich, er könnte sich genauer daran erinnern, wie es sich angefühlt hatte. Die leisen Worte, der warme Atem an seinem Ohr, Hidans Finger. So wie es aussah, hatte er eine Chance vertan.

Er seufzte abermals. Vielleicht sollte er das ganze besser vergessen. Hatte er nicht gerade noch behauptet, dass er nicht in irgendwelche Akatsuki-internen Bettgeschichten verwickelt werden wollte? Nun ja, er war schon immer ein wenig inkonsequent gewesen...

fucked up punches

Hallo, und herzlich willkommen zu Kapitel 2.^^

Langsam aber sicher kommen die Dinge ins Rollen. Das bedeutet allerdings nicht, dass offene Fragen sogleich geklärt werden - da muss Deidara seine Kollegen schon noch ein bisschen besser kennen lernen.

Ich wünsche jedenfalls viel Spaß beim Lesen!
 

Es war schon weit nach Mittag, als Deidara zum Hauptquartier zurückkehrte. Irgendwie hatte er es geschafft, noch einmal einzuschlafen. Jetzt hatte er Gras im Mantelkragen stecken und er konnte nicht behaupten, dass es angenehm war. Er würde sich umziehen müssen. Sofort.

In den dunklen Gängen war von der glühenden Mittagshitze nichts mehr zu spüren und doch konnte Deidara nicht aufhören zu schwitzen. Ihm war schwindlig, er fühlte sich nicht gut. Seine Gesichtshaut glühte. So lange, wie er in der blanken Sonne gelegen hatte, konnte er froh sein, wenn sich die Haut nicht abschälte. Aber das störte ihn momentan weniger als das verwünschte Gras, das in seinem Nacken kratzte und kitzelte wie eine Kompanie Feuerameisen. Er hatte die eigenen vier Wände noch nicht erreicht, als er es beim besten Willen nicht mehr aushielt, den schweren Mantel hektisch von den Schultern streifte und versuchte, das Grünzeug irgendwie loszuwerden. Ein erleichtertes Seufzen verließ seine Lippen, als das Jucken etwas nachließ. Er hätte definitiv im Bett bleiben sollen. Definitiv.

Als Deidara das gemeinsame Zimmer betrat, war es unerwartet kühl und dunkel, das offene Fenster mit dünnen Brettern vernagelt. Skeptisch blickte er sich um. Während er von der Sonne kräftig durchgebraten worden war, musste Sasori zurückgekehrt sein. Seltsam. Er konnte seine sperrige Puppengestalt nirgends entdecken.

Er blinzelte ein paar Mal, um seine Augen an das Dämmerlicht zu gewöhnen, bevor er vorsichtig auf sein Bett zutapste und den Mantel zu Boden gleiten ließ. Ob es in Ordnung war, wenn er das Fenster öffnete? Nein, das war wohl keine gute Idee. Er wollte Sasori nicht verärgern. Außerdem war es wohl besser, wenn er sich selbst für unbestimmte Zeit von direkter Sonneneinstrahlung fern hielt. Ihm war ohnehin noch schlecht.

Deidara überlegte gerade, ob er sich noch einmal hinlegen und schlafen sollte, bis es ihm wieder besser ging, als sein Blick auf das Bett seines Partners fiel und ihm zu verstehen gab, dass es klug gewesen war, das Fenster so zu lassen, wie es war. Er konnte einen wuscheligen Haarschopf unter der Bettdecke hervorragen sehen und schlanke Finger, die sich fest in den Bezug des Kopfkissens gekrallt hatten.

Sekundenlang war Deidara wie erstarrt. Dann sickerte die Erkenntnis zu ihm durch. Er musste nicht länger auf eine wie auch immer geartete Chance warten und er musste auch nicht zu so drastischen Mitteln wie explodierenden Kleintieren greifen: Sasori lag direkt vor seiner Nase. Schlafend und in seiner wahren Gestalt.

Seine Knie zitterten leicht, als er sich so leise wie möglich auf seinen Partner zubewegte. Es war kindisch, aber er war doch tatsächlich aufgeregt wie ein kleiner Junge am Weihnachtsmorgen. Nach dem Gespräch, das er am Morgen belauscht hatte, nur umso mehr. So vorsichtig wie möglich schob er die Bettdecke zurück. Sasori seufzte leise und drehte sich auf den Rücken. Aber er wachte nicht auf.

Deidaras Herz schlug unnatürlich schnell. Wenn er ihn geweckt hätte, wäre er erledigt gewesen. Jetzt aber sah es ganz so aus, als hätte er geradezu übernatürliches Glück gehabt. Sein Partner musste total übermüdet sein, wenn er nicht auf diese Annäherung reagierte. Er hätte ihn töten können, wenn er das gewollt hätte. Doch der Gedanke verschwand so schnell, wie er gekommen war.

Sasori war wirklich attraktiv, soweit er das beurteilen konnte. Dabei konnte er nicht einmal viel mehr von ihm sehen, als sein Gesicht. Seine Haare waren kurz und rot, die Haut sehr hell. Sasoris weiche, jugendliche Gesichtszüge irritierten ihn. Er hatte ihm nicht gesagt, wie alt er war, aber Deidara hatte ihn sich nicht so jung vorgestellt. Nein, falsch. Er hatte ihn sich überhaupt nicht vorstellen können. Wie denn auch, wenn er sich ständig in diesem hölzernen Ungetüm versteckte? Aber jetzt konnte er immerhin verstehen, dass sowohl Itachi, als auch Hidan hinter ihm her waren. Er konnte nur schwerlich dem Drang widerstehen, die Decke ein noch Stückchen weiter hinunterzuziehen, er sollte sein Glück nicht über Gebühr strapazieren. Auch wenn er allem Anschein nach sterbensmüde war – Sasori war ein Nuke-nin erster Klasse. Würde er ihn anfassen, wäre Deidara einen Kopf kürzer. Es grenzte ohnehin an ein Wunder, dass er überhaupt so weit gekommen war. Wo war sein Partner gewesen und was hatte er getan, dass er so fertig war? Deidara konnte sich keinen Reim darauf machen. Vor allem begriff er nicht, warum Sasori es vorzog, tagsüber zu schlafen. Nur, weil er nicht da gewesen war? Nein, das machte keinen Sinn. Er hatte wohl schlecht davon ausgehen können, dass er nicht mehr zurückkam.

Vielleicht machte sich Deidara aber auch Gedanken um nichts und wieder nichts. Wie kam er denn dazu zu glauben, dass sich sein Partner vor seinen Mit-Akatsuki versteckte? Glaubte er das, nur, weil Kisame so etwas gesagt hatte? Das war lächerlich! Natürlich musste er für bare Münze nehmen, dass Sasori seine liebe Mühe damit hatte, sich aufdringliche Verehrer vom Leib zu halten, denn dass solche Aktionen im Hauptquartier zur Tagesordnung gehörten, hatte Hidan ihm ja unmissverständlich klar gemacht. Aber das bedeutete nicht zwangsläufig, dass er vor ihnen davonlief, wie ein verängstigtes Kind. Deidara beschloss, von dieser Vorstellung Abstand zu nehmen.

An und für sich war es ziemlich egal, ob hinter Sasoris Verhalten ein tieferer Sinn steckte oder nicht – die Hauptsache war, dass Deidara nun endlich das wahre Gesicht seines Partners kannte. Ziel erreicht, Neugier gebannt. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Sollte er es nicht doch wagen? Wenn das tatsächlich sein Glückstag war, warum sollte er dann nicht versuchen, einen Blick auf ein etwas größeres Stück Sasori zu erhaschen? Es würde bestimmt gutgehen, wenn er nur ganz, ganz vorsichtig war...

Wider jeder Vernunft näherte er langsam eine Hand dem Hals seines Partners und griff abermals nach dem oberen Ende der Bettdecke. Der weiße Stoff raschelte leise, als er ihn behutsam zurückrollte. Obwohl selbst in dem abgedunkelten Zimmer eindeutig sommerliche Temperaturen herrschten, trug Sasori seinen Akatsuki-Mantel. Milde überrascht wollte Deidara seine Hand zurückziehen und bekam einen Heidenschreck, als er am Handgelenk gepackt und festgehalten wurde. Durch den Stoff von Sasoris Mantel konnte er seine Finger spüren, und sekundenlang irritierte ihn das Gefühl. Nicht lange genug, als dass er hätte begreifen können, was genau ihn daran störte, aber lange genug, um zu begreifen, dass an den Fingern seines Partners irgendetwas falsch war. Dann überkam ihn nackte Angst.

Ein prüfender Blick in das Gesicht seines Partners verriet ihm, dass der worst case auch diesmal nicht eingetreten war. Er schlief noch immer und hatte wohl aus einem Reflex heraus nach seiner Hand gegriffen, aber auch das machte es Deidara nicht unbedingt leichter.

Vorsichtig versuchte er, sein Handgelenk zu befreien, doch gegen Sasoris eisernen Griff hatte er nicht den Hauch einer Chance, solange er keine Gewalt anwandte, und das konnte er nicht riskieren, wenn er ihn nicht wecken wollte. Möglicherweise hatte er sein Glück doch etwas überstrapaziert.

Resigniert ergab er sich Sasoris Griff, der prompt darauf reagierte und die Hand fest an sich drückte. Er konnte nichts tun, nur hoffen, dass er über kurz oder lang wieder losließ.

Ein Klopfen an der Türe ließ Deidara heftig zusammenfahren.

„Wenn nich' offen ist, tret' ich die beschissene Türe ein, Blondchen!“, ertönte Hidans charmante Stimme und noch bevor Deidara protestieren konnte, wurde die Türe so kräftig aufgestoßen – möglicherweise auch tatsächlich eingetreten – dass sie mit einem lauten Knall gegen die Wand krachte. Mit Deidaras Glück war es wohl endgültig vorbei. Diesen Krach hatte Sasori selbst in seiner beinahe komatösen Verfassung nicht überhören können und er war so abrupt aus dem Schlaf geschreckt, dass Deidara nicht rechtzeitig zurückweichen konnte. Er spürte einen plötzlichen, stichartigen Schmerz, als ihre Köpfe zusammenstießen, gerade so, als wäre er gegen eine Wand gerannt, dann verlor er das Gleichgewicht und setzte sich wenig elegant auf den Hintern. Im selben Augenblick meldete sich sein Sonnenbrand wieder zu Wort und zwar in einem Maße, das dem Wortteil 'Brand' alle Ehre machte. Ebenso verwirrt wie erschreckt starrte er abwechselnd Hidan, Sasori und das Blut an, dass zäh und rot aus seiner Nase quoll und vor ihm auf den Boden tropfte. Sein Partner schien einen Augenblick lang orientierungslos zu sein, dann wich jeglicher Ausdruck aus seinem Gesicht. Was er allerdings unglücklicherweise übersah, war, dass er Deidaras Handgelenk noch immer fest umklammert hielt.

Hidan begriff es dafür umso schneller.

„Nur keine falsche Scheu, ihr beiden.“ Er setzte dasselbe anzügliche Grinsen auf, das Deidara schon am Morgen zur Weißglut getrieben hatte. „Du musst ihn nicht blutig schlagen, damit ich nicht merke, was hier abgeht, Sasori, das hat keinen verdammten Wert, solange ihr Händchen haltet.“ Er lachte. „Scheiße Mann, das glaubt mir kein Aas!“

Sichtlich verwirrt folgte Sasori Hidans Blick und musste feststellen, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Deidara hingegen war zu beschäftigt damit, sein kostbares Blut dabei zu beobachten, wie es langsam und beständig einen kleinen, roten Teich zwischen seinen ausgestreckten Beinen bildete, als dass er die gefährliche Veränderung in der Mimik seines Partners hätte bemerken können. So wurde er sich des drohenden Unheils erst bewusst, als es bereits zu spät war.

Abrupt ließ Sasori ihn los, stieß ihn so heftig von sich, als wäre er der Teufel persönlich, und bevor Deidara sich auch nur zu der Sachlage äußern konnte, verpasste er ihm einen ziemlich kräftigen Faustschlag mitten ins Gesicht. Deidara überkam spontan das wenig angenehme Gefühl, mit Höchstgeschwindigkeit frontal gegen einen Baum gerast zu sein. Hatte das denn unbedingt sein müssen? Seine Nase hatte er schon blutig geschlagen – mehr Beschädigung war eindeutig unangemessen – und außerdem konnte er objektiv betrachtet nichts dafür, dass Sasori im Schlaf nach seinem Arm gegriffen hatte. Darüber hinaus übertrieb Hidan wie immer maßlos und Deidara tat sich schwer damit zu begreifen, warum Sasori ganz entgegen seiner Gewohnheiten tatsächlich auf seine primitiven Sticheleien einging.

Wobei – vielleicht waren es überhaupt nicht Hidans Worte, die ihn in den Augen seines Partners die Strafe verdienen ließen, sondern der Fakt, dass er ihm so nahe gewesen war, dass er ihn ohne weiteres zu fassen bekommen hatte.

Etwas ratlos befühlte Deidara sein Gesicht, mit dem etwas zweifelhaften Erfolg, dass sein Blut langsam über Finger und Handrücken ran und seinen Unterarm hinablief. Sasori schien das nicht sonderlich zu beeindrucken.

„Ich mag es nicht, wenn man mir ungefragt zu nahe kommt“, erklärte er monoton und sah Deidara direkt in die Augen. Er glaubte, ein wütendes Leuchten in seinem Blick ausmachen zu können, und als er weitersprach, klang er ehrlich verärgert. „Und jetzt raus hier, du dummes Gör! Ich will dich so schnell nicht wieder sehen!“, befahl er mit Nachdruck, und in Anbetracht der Umstände hielt Deidara es für das Beste, widerstandslos zu gehorchen.

Hastig rappelte er sich auf und wischte sich mit dem Ärmel das Blut aus dem Gesicht, bevor er sich an Hidan vorbeischieben und kleinlaut das Zimmer verlassen wollte. Natürlich konnte Hidan das unmöglich kommentarlos geschehen lassen.

„Da bist du aber sauber abgeblitzt, Blondchen“, meinte er grinsend und packte Deidara am Arm, um ihn aufzuhalten. „Würde dir nicht passieren, wenn du zu mir kommen würdest. Tu' dir doch den Gefallen, sonst bleibt dein Arsch für immer Jungfrau.“

Deidara war nicht die heilige Mutter Gottes und seine Geduld somit auch nicht unerschöpflich. Mit aller Gewalt riss er sich los, spuckte Hidan eine Ladung Blut ins Gesicht und erinnerte sich gerade noch rechtzeitig daran, dass es nicht übergeordnet viel Sinn hatte, ihn zu schlagen, um die Hand sinken zu lassen, ohne dieselbe Reaktion zu provozieren wie wenige Stunden zuvor.

„Fick' dich, Hidan,hm!“, knurrte er wütend, schnappte sich im Vorbeigehen eine Tasche Ton und seinen Hut, um einen zweiten Sonnenstich wenn möglich zu vermeiden, und rauschte ziemlich beleidigt hinaus. Er hatte die Nase gestrichen voll.

„Du gehst mir genauso auf die Nerven wie die kleine Mistgöre, Hidan“, hörte er Sasori sagen. „Sag, was du zu sagen hast, und hau' ab!“ Dann war er außer Hörweite.

Deidara ließ die Türe so laut ins Schloss knallen, dass ein paar verirrte Singvögel aufschreckten und hektisch davonflatterten. Nicht laut genug für seinen Geschmack. So langsam konnte er verstehen, warum Kakuzu noch immer versuchte, Hidan den Hals umzudrehen, obwohl er nur allzu gut wusste, dass der Kerl unsterblich war. Wenn Hidan nicht gewesen wäre, hätte es an sich ein schöner Tag werden können. Ohne Hidan hätte er weder einen Sonnenbrand, noch ein blau geschlagenes Gesicht und ärgern müsste er sich auch nicht.

Frustriert verzog er sich in den Schatten eines großen Baumes, fütterte die Münder in seinen Handflächen mit Ton und formte einen kleinen Vogel. Die Routine in seinen Bewegungen gab ihm ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit, das Andere vielleicht in Gegenwart ihrer Freunde oder engsten Familienangehörigen gespürt hätten. Mit einem beinahe liebevollen Lächeln betrachtete er, wie die Figur ihre Flügel entfaltete und davonflatterte. Er ließ sie auf der Krone eines etwas weiter entfernten, groß gewachsenen Baumes landen und formte mit den Händen ein altbekanntes Zeichen. „Katsu!“

Ein lauter Knall zerriss die Stille, Holz splitterte, die Druckwelle der Detonation ergriff ihn und ließ seine Haare fliegen. Glühende Blätter schwebten langsam zu Boden und verbrannten mit einem leisen Zischen zu Asche. Deidara stand still und sog die Eindrücke begierig in sich auf. Für einen kurzen Augenblick fühlte er sich gut, richtig gut. Dann kehrte die Wut zurück.

Hidan. Kakuzu sollte aufhören, ihn wieder und wieder zu töten und ihm den Mund zunähen, das würde es allen leichter machen. Deidara ahnte, dass ihm nichts besseres hätte passieren können, als die ersten Monate als Akatsuki hauptsächlich auf Missionen zu verbringen. Im Nachhinein betrachtet war es eine Art Gnadenfrist gewesen, ohne die er vermutlich längst den Verstand verloren hätte. Aber was hatte er auch erwartet? In einer WG halb wahnsinniger S-Rang-Verbrecher konnte es einfach nicht zugehen wie bei der Königin von England, erst recht nicht, wenn sie sich geschlagene sieben Tage lang auf der Pelle hockten. Sieben Tage, von denen der erste nicht einmal richtig begonnen hatte. Wie sollte er das nur überstehen?

Gedankenverloren formte er einen weiteren Vogel, dann ein paar übergroße Krabbeltiere und schickte sie einige weitere bemitleidenswerte Bäume hinauf. „Katsu!“ Der Boden erzitterte unter der ungeheuren Wucht der Explosionen und einen Augenblick lang wünschte sich Deidara, es wäre Nacht gewesen. In der Dunkelheit wäre der gleißende Schein des Feuers besser zur Geltung gekommen.

„Nur ein kurzer Augenblick, hn“, sagte er zu sich selbst und spürte, wie er wieder zur Ruhe kam. Die Welt war vergänglich, alles hatte einmal ein Ende. So auch der Aufenthalt im Hauptquartier. Er atmete noch einmal tief durch und zog sich den sperrigen Hut vom Kopf. Immerhin hatte seine Nase aufgehört zu bluten, und es würde wohl noch eine Weile dauern, bis sich blaue Flecken abzeichneten. Alles in allem kein Drama. Er hätte eben doch vernünftig sein und Sasori nicht zu nahe treten sollen. Das würde er ihm aller Wahrscheinlichkeit nach nicht so schnell verzeihen, zumal Deidara ohnehin nicht das Gefühl hatte, dass sein Partner ihn übermäßig gut leiden konnte. Wie sonst sollte er sich den ruppigen Umgangston erklären? Und Schläge waren bei den Akatsuki wohl sowieso eine allgemein anerkannte Form von nonverbaler Kommunikation.

fucked up kisses

Guten Abend, werte Leser!^^

Da wären wir auch schon bei Kapitel 3. Eigentlich wollte ich es erst morgen hochladen, aber da ich kurzfristig beschlossen habe, mir bis Ende der Woche einen Kurzurlaub in München zu gönnen, dachte ich, es könnte nichts schaden.

Es freut mich, dass meine kleine Fanfic ein bisschen Anklang zu finden scheint und hoffe, dass euch das neue Kapitel gefällt. Ach ja: das nächste wird übrigens adult...

Genug der Vorrede, her mit dem Text!;)
 

„Wenn du den ganzen Wald niederbrennst, können wir gleich ein Firmenschild am Hauptquartier anbringen oder den Anbu unsere Adresse geben.“

Der Klang von Itachis ruhiger Stimme ließ Deidara frösteln. Sekundenlang fühlte er sich wie in einem seiner Alpträume gefangen und empfand die Schmerzen beinahe körperlich. Doch als er aufsah und in harmlose, braune Augen blickte, schwand die Angst. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber gleich wieder. Was sollte er auch erwidern? Dass er auch lieber Hidan in die Luft gesprengt hätte, weil er ihm das Leben unnötig schwer gemacht hatte? Haha, guter Witz. Abgesehen davon war Itachi bestimmt der Letzte, den seine Stimmungsschwankungen interessierten. Gnädigerweise übernahm der Uchiha das Reden.

„Du siehst ein bisschen kaputt aus“, bemerkte er nach kurzer Musterung. Deidara konnte den Blick auf seinem Körper spüren und fühlte sich seltsam nackt. Unangenehm berührt stellte er fest, dass er vergessen hatte, seinen Mantel wieder anzuziehen. „Hast du Sasori verärgert?“

Deidara war sich nicht sicher, ob die Frage ernst gemeint war oder ob Itachi ihn nur provozieren wollte – sein gleichgültig kalter Blick verriet wie üblich nichts – aber ins Schwarze getroffen hatte er jedenfalls.

„Das geht dich nichts an, hm!“, fauchte er und bestätigte Itachi damit nur, dass er Recht hatte. Als es ihm auffiel, war es bereits zu spät und ihm blieb wieder nichts anderes übrig, als sich über sich selbst zu ärgern. Itachis Gleichgültigkeit und diese herablassende Art, die er an den Tag legte – gerade so, als könnte ihn nichts und niemand beeindrucken – ging ihm nicht nur wahnsinnig auf die Nerven, er empfand sie geradezu als demütigend. In seiner Nähe fühlte er sich automatisch unterlegen. Damals, als die Akatsuki ihn rekrutiert hatten, war er von Anfang an ein Gefangener von Itachis Sharingan gewesen – vollkommen hilflos. War er jetzt schon soweit, dass es nicht einmal mehr das Sharingan brauchte, um ihn klein zu kriegen?

Deidara wurde schon bald darauf schmerzlich bewusst, dass er selbst wohl nicht ganz unschuldig daran war, denn er schreckte erst aus seinen wenig amüsanten Gedanken auf, als Itachi eine Hand nach ihm ausstreckte, um mit kalten Fingern das halb getrocknete Blut aus seinem Gesicht zu wischen. Automatisch zuckte er zurück.

„Nimm' deine Griffel da weg, hm!“, befahl er, klang aber dummerweise genauso verunsichert wie er war. Selbstverständlich leistete Itachi der Aufforderung nicht Folge. „Hörst du schlecht?“, versuchte er es noch einmal ebenso vergeblich und wollte nach Itachis Handgelenk greifen, um ihn aufzuhalten – doch soweit kam er nicht mehr. Deidara hielt erschrocken die Luft an, als er mit einem Finger seine Unterlippe berührte und begann, sie mit sanftem Druck sauber zu wischen. Das war... zu viel. Zu nah. Zu intim. Er errötete heftig und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Was war denn heute nur los? Wenn ihn in der Vergangenheit jemand angefasst hatte, dann mit der festen Absicht, ihn zu schlagen oder sogar zu töten, aber niemals so... zärtlich. Wie paralysiert starrte er Itachi an, doch seine Miene war so kalt und ausdruckslos wie immer.

„Du kannst ja doch still sein“, bemerkte er wohlwollend. Deidara hatte das unbestimmte Gefühl, dass er etwas dazu hätte sagen sollen, aber er konnte keinen einzigen Muskel bewegen. „Steht dir nicht schlecht. Vielleicht solltest du das häufiger mal versuchen.“

Deidara wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er den Finger von seinen Lippen nahm. Die Berührung irritierte ihn, er konnte sich nicht einmal gegen Itachis Sticheleien wehren. Probeweise öffnete er den Mund, brachte wie erwartet kein Wort heraus, und schloss ihn wieder, um nicht auszusehen wie ein Fisch auf dem Trockenen. Wie demütigend. Er schämte sich für sich selbst.

Sekundenlang kam wieder etwas Leben in ihn, als Itachi die Hand aus seinem Gesicht nahm und stattdessen in seinen Haaren vergrub, dann war es vollends um ihn geschehen. Es dauerte eine Weile, bis er überhaupt begriff, was geschah, so irreal kam es ihm vor. Itachi küsste ihn. Mit sanftem Druck bewegte er die Lippen gegen seine und voller Unbehagen bemerkte Deidara, dass er zitterte. Seine Beine fühlten sich an wie Gummi und drohten nachzugeben, und irgendwo tief in seinem Inneren manifestierte sich eine vollkommen irrationale Angst vor dem Sharingan.

Spielerisch leckte Itachi über seine Lippen und beinahe automatisch öffnete er den Mund. Itachi nahm die Einladung nur allzu gerne an und und zwang ihm einen Kuss auf, der so erbarmungslos leidenschaftlich war, wie er es einem Uchiha niemals zugetraut hätte, und wieder fühlte er sich unterlegen. Trotzdem empfand er nicht die übliche Abneigung, die ihn sonst überkam, wenn er Itachi gegenüberstand. Etwas unsicher schlang er einen Arm um Itachis Schultern und begann, den Kuss zu erwidern. Sein Gesicht glühte und er konnte kaum atmen. Er keuchte leise in den Kuss hinein, als Itachi sanft über seinen Rücken streichelte, die Wirbelsäule nachfuhr und schließlich die Hände auf seinen Beckenknochen ruhen ließ. War es denn normal, dass er so heftig auf Itachis Berührungen reagierte? Er fühlte sich schwach und fiebrig und sein Körper zitterte unkontrolliert. Jeder rationale Gedanke versank in einem giftigen Gefühlscocktail aus Angst, Hass und einer Empfindung, die ihm bisher gänzlich unbekannt gewesen war. Deidara war fast ein bisschen enttäuscht, als Itachi völlig unvermittelt von ihm abließ und ihn widersinnig grob von sich stieß. „Pain erwartet uns“, erklärte er knapp und wandte sich zum Gehen, ohne ihn auch nur noch eines Blickes zu würdigen.

Zu sagen, dass Deidara verwirrt war, wäre untertrieben gewesen. Er verstand die Welt nicht mehr. Ziemlich perplex legte er eine Hand auf seinen Mund und leckte geistesabwesend über seine Lippen. Schmeckte er jetzt nach Itachi? Falls ja, fiel es nicht sonderlich auf. Moment mal... Hatte er gerade eben tatsächlich Itachi Uchiha geküsst? Sicher, nach all dem Gerede heute Morgen war er neugierig gewesen. Und er hatte ihn damit ziemlich überrascht. Aber das war verdammt nochmal keine Rechtfertigung! Erst ließ er zu, dass Itachi seinen Geist mit dem Sharingan beherrschte und dann ließ er sich einfach so von ihm betatschen? War er eigentlich noch ganz bei Trost?! Hatte er denn überhaupt keinen Funken Ehre mehr im Leib? Was sollte Meister Sasori nur dazu sagen?

„Deidara! Beweg dich!“, befahl Itachi. Und erst in diesem Augenblick wurde ihm bewusst, dass er wie angewurzelt stehen geblieben und das nicht unbedingt empfehlenswert war, wenn der Leader wartete. Also schön. Ein letztes Mal noch würde er gehorchen. Ein allerletztes Mal. Zum ungefähr hundertsten Mal an diesem Tage bis aufs Blut verärgert folgte er Itachi zurück zum Hauptquartier und gab sich die allergrößte Mühe, ihn nicht anzusehen. Hätte er nicht schon längst damit begonnen sein linkes Auge gegen das Sharingan zu trainieren, dann hätte er spätestens jetzt damit angefangen. Irgendwann würde der Tag kommen, an dem er Itachi überlegen war und dann würde es seine Kunst sein, die triumphierte! Er lachte laut auf. Ja, Explosionen waren seine Kunst, die Perfektion selbst! Und über kurz oder lang würden alle seine Überlegenheit anerkennen müssen!

„Bist du jetzt total verrückt geworden, Blondchen?“ Überrascht fuhr er herum und blickte direkt in Kisames blaues Gesicht. Sein hämisches Grinsen sorgte dafür, dass Deidara das Lachen sofort wieder verging.

„Was bringt dich drauf, Fischgesicht?!“, knurrte er aggressiv. Vielleicht hätte er besser nicht fragen sollen.

„Gegenfrage: Was bringt dich drauf, dass es normal wirkt, halbnackt mit einem blau geschlagenen Gesicht durch die Gänge zu schleichen und deine Akatsuki-Kollegen mit psychopathischem Gelächter zu erfreuen?“ Kisame musterte ihn herausfordernd und Deidara fühlte sich einmal mehr in die Defensive gedrängt. Mehr als ein wütendes Fauchen fiel ihm dazu nicht ein.

Zu seinem Glück hatten sie inzwischen Pains Büro erreicht und das bewahrte ihn vor der schier unlösbaren Aufgabe, sich irgendwie gegen den Haimenschen durchsetzen zu müssen. Abgrundtief schlecht gelaunt betrat er den Raum und setzte sich an den Konferenztisch. Alle anderen Mitglieder der Organisation waren bereits anwesend, auch Sasori, der in seiner Funktion als Deidaras Partner eigentlich neben ihm sitzen sollte, dieses Mal aber demonstrativ zwischen Zetsu und Konan Platz genommen hatte. Deidara konnte nicht sagen, dass er besonders erfreut darüber war, schließlich hatte er nun Hidan neben sich, aber wenigstens konnte er in Anbetracht der Umstände davon ausgehen, dass der Tag seinen absoluten Tiefpunkt erreicht hatte. Schlimmer konnte es nun wirklich nicht mehr werden.

Es kostete ihn wirklich einige Mühe, Hidan und seine üblichen niveaulosen Bemerkungen zu ignorieren, aber irgendwie brachte er es tatsächlich fertig, nicht schon wieder auszurasten, bis endlich Pain die Bühne betrat und sich ohne große Umschweife am Kopfende niederließ. Augenblicklich herrschte Stille. Ein wenig beneidete Deidara ihn um die dominante Aura, die ihn umgab und mit deren Hilfe er sogar einen Haufen geistesgestörter Massenmörder in Sekundenschnelle zum Verstummen bringen konnte. Warum nur konnte er nicht dieselbe Autorität ausstrahlen wie der Leader? Alles könnte so einfach sein...

„Guten Nachmittag, alle zusammen“, eröffnete Pain die Sitzung. Obgleich seine Gesichtszüge vollkommen unbewegt blieben, wirkte er auffällig gut gelaunt. „Schön, dass sich alle hier eingefunden haben. Erfreulicherweise sind die Vorbereitungen abgeschlossen, es fehlen uns allerdings noch einige wichtige Informationen. Ihr werdet folglich noch einmal auf Mission gehen müssen, bevor wir in die heiße Phase übergehen.“ Er faltete entspannt die Hände und ließ den Blick durch die Runde gleiten. Nur Konan unterstützte ihn mit einem bestätigenden Nicken. „Jedes Team weiß, für welchen Jinchuuriki es zuständig ist. Dennoch möchte ich dieses Mal die Zuständigkeiten neu vergeben. Zetsu, du bleibst hier, Tobi ebenso. Hidan und Kakuzu gehen zusammen mit Kisame und Itachi nach Konoha – ich habe Gerüchte über einen bevorstehenden Angriff Orochimarus auf das Dorf gehört. Seht euch um und bestätigt mir das. Solltet ihr auf Orochimaru treffen, eliminiert ihn. Hidan, Kakuzu – ihr versucht, die Spur dieses Verräters aufzunehmen, Itachi und Kisame sondieren die Lage im Dorf. Bitte versucht, nicht unnötig Aufsehen zu erregen.“

„Also geht es uns nicht um den Kyuubi?“, erkundigte Kisame sich überflüssigerweise.

„Nein“, bestätigte Pain. „Dieses Mal nicht. Zetsu hat mir mitgeteilt, dass der Kyuubi das Dorf verlassen hat. Möglicherweise in der Begleitung von Kakashi Hatake. Ich möchte nicht, dass wir ihn aus den Augen verlieren. Sasori und Deidara werden ihm folgen.“

„Warum nicht wir?“, hakte Kisame erneut nach.

„Das wüsste ich auch gerne“, pflichtete Sasori bei. Deidara senkte unangenehm berührt den Kopf. Sasori hatte wohl nicht übertrieben – er würdigte ihn tatsächlich keines Blickes. War er so wütend auf ihn, dass er nicht einmal mehr mit ihm auf Mission gehen wollte? Gut – normalerweise schien er ihn auch eher für eine Last zu halten, als für eine Bereicherung, aber niemals zuvor hatte er sich auch nur andeutungsweise gegen Pains Befehle gerichtet. Und das hier war eindeutig eine kritische Bemerkung gewesen.

Pain allerdings schien das nicht sonderlich zu missfallen. „Es ist möglich, dass sich Itachis kleiner Bruder in ihrer Nähe aufhält“, erklärte er ruhig. „Ich möchte möglichst jeden Zwischenfall vermeiden. Wo wir gerade beim Thema sind: Versuche bitte, nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen, Deidara. Halte dich zurück.“

Unangenehm berührt stellte Deidara fest, dass er mit einem Mal im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stand und hielt es für angebracht, den Befehl schnell mit kleinlautem Nicken zur Kenntnis zu nehmen, um weder Hidan, noch Kisame Gelegenheit zu einem Kommentar zu geben, den er mit Sicherheit nicht hören wollte.

„Gut“, bestimmte der Leader zufrieden. „Ich denke, damit ist alles klar. Brecht nicht vor Beginn der nächsten Woche auf. Sollte es tatsächlich Unruhen in Konoha geben, möchte ich nicht, dass ihr darin verwickelt werdet. Wenn wir jetzt zu viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen, erschwert das unsere Aufgabe nur unnötig. Noch Fragen?“

Grinsend meldete Hidan sich zu Wort. „Können wir gehen?“, erkundigte er sich, lässig in seinem Stuhl zurückgelehnt. Kakuzus Mundwinkel zuckten gefährlich, doch er ignorierte es gekonnt.

„Ja, Hidan, ihr könnt gehen“, meinte Pain und seufzte leise. Vermutlich ahnte er, dass Hidan sich an diesem Tage wohl noch einige Male den Hals brechen würde. Und so genervt wie Kakuzu aussah, lag er damit bestimmt nicht falsch. Nun ja, Deidara würde es jedenfalls begrüßen, wenn er nicht der Einzige blieb, der ständig mit irgendwelchen Fäusten Bekanntschaft schließen durfte...

Er wartete, bis der Leader gefolgt von Tobi und Konan den Raum verlassen hatte, dann erst erhob er sich. Sasori war bereits verschwunden. Und wenn er ehrlich war, hatte er auch nichts anderes erwartet. Irgendwie musste er das wieder gut machen... Er konnte sich nicht so recht für die Vorstellung begeistern, zusammen mit einem verärgerten Partner einen Auftrag zu erledigen. Wahrscheinlich würde er nur wieder Prügel beziehen. Schon wenn Sasori gut gelaunt war – Deidara ging inzwischen tatsächlich so weit, seine übliche indifferente Miene als gute Laune zu bezeichnen – bestand das Höchstmaß an Kommunikation zwischen ihnen aus anhaltenden Streitereien über die wahre Bedeutung von Kunst. Er stritt recht gerne mit Sasori, das konnte er nicht leugnen, aber an für sich hätte er auch nichts dagegen, sich ein Mal, nur ein einziges Mal, wirklich gut mit ihm zu verstehen. Wahrscheinlich würde er Zeit seines Lebens nicht mehr auf einen so beeindruckenden Mann treffen. Er wollte nicht von ihm zurückgewiesen werden.

Wieder einmal in Gedanken versunken, bemerkte er erst, dass Hidan hinter ihm stand, als er von hinten die Arme um ihn schlang.

„Da diese abgefuckte Konferenz jetzt endlich zu Ende ist..“, begann er, „..hast du bestimmt ein bisschen Zeit für mich, Blondchen.“

Reflexartig versuchte Deidara, sich freizustrampeln, doch dieses Mal ließ Hidan nicht so leicht locker. So wie die Dinge standen, konnte er nicht einmal problemlos nach ihm treten. Seine Arme hatte er mit festem Griff fixiert, die Beine brauchte er zum Stehen. Und da er Pains Büro nach Möglichkeit nicht in die Luft sprengen sollte, blieb ihm nur noch die Möglichkeit einer verbalen Attacke.

„Sicher hab' ich Zeit, hn“, erklärte er in einem betont abweisenden Tonfall. „Aber die ist eindeutig zu schade, um sie an dich zu verschwenden, hn!“

Hidan lachte amüsiert. „Du schlägst nicht nur zu, wie ein verfluchtes Mädchen – du benimmst dich auch so gottverdammt zickig!“, stellte er gut gelaunt fest. „Mit Typen wie dir kenn' ich mich verdammt gut aus. Die größten Schlampen zieren sich immer am längsten!“

Deidara schrie erschrocken auf, als Hidan ihm ohne jede Vorwarnung kräftig in den Nacken biss. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Wenn ihm nicht bald etwas einfiel, wurde er diesen Kerl überhaupt nicht mehr los! Abgesehen von so unbedeutenden Nebensächlichkeiten, wie dass sie sich nicht einmal alleine im Raum befanden, gab es für ihn zwei ziemlich gute Gründe, sich nicht auf ihn einzulassen: Erstens kochte immer wieder die blanke Wut in ihm hoch, wenn Hidan meinte, ihn beleidigen zu müssen und zweitens würde es noch eine ganze Weile dauern, bis er die Sache mit Itachi verdaut hatte.

Schließlich war es Kakuzu, der ihm zu Hilfe kam. Er packte Hidan mit einer Hand am Kragen und riss ihn so hart zurück, dass er mit dem Kopf gegen die gegenüberliegende Wand krachte. Deidara atmete erleichtert auf. Nicht genug damit, dass er den Silberhaarigen vorerst los war und seine Bewegungsfreiheit wiederhatte – er konnte jetzt auch mit Gewissheit sagen, dass es Teams gab, in denen sich der allgemeine Umgangston noch etwas rauer gestaltete, als bei Sasori und ihm.

„Hidan, es reicht!“, erklärte Kakuzu seinem gefallenen Partner mit Nachdruck. „Wenn hier einer keine Zeit hat, dann du. Du musst noch unter den Betten putzen und anschließend Sasoris Zimmertüre reparieren. Außerdem solltest du dir Gedanken darüber machen, wie du die vier Gläser und den Spiegel ersetzen willst, die heut' Vormittag zu Bruch gegangen sind.“

Hidan schien davon nicht übermäßig viel zu halten. Fluchend rappelte er sich wieder auf und hielt sich den Kopf. „Das tut beschissen weh, verdammt!“, beschwerte er sich. „Was fällt dir ein mich zu schlagen, Narbenfresse?! Außerdem hab' ich schon den ganzen verfluchten Morgen geputzt! Das muss langsam reichen, verdammte Scheiße nochmal!“

Die Antwort darauf war ein augenscheinlich recht schmerzhafter Tritt in den Magen, der Hidan abermals gegen die Wand schleuderte. „Du sollst putzen, Hidan, nicht motzen!“, wies er ihn an. „Noch Einwände?“ Sicherheitshalber trat er noch einmal nach, bevor sein Partner auch nur den Mund aufmachen konnte. Dann packte er ihn am Arm, zog ihn auf die Beine und schleifte ihn aus dem Raum.

Deidara konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. Das war seiner Meinung nach längst überfällig gewesen. Und die Vorstellung, dass Hidan seine Freizeit damit verbringen musste, mit Putzlappen und Eimer auf dem Boden herumzukriechen, gefiel ihm ausnehmend gut. So wie es aussah, führte Kakuzu ein strenges Regiment.

Was ihm weniger gefiel, war die Tatsache, dass auch Kisame und Zetsu den Raum verlassen hatten und er so alleine mit Itachi zurückgeblieben war.

fucked up itachi ~zensiert~

Mit gemischten Gefühlen beobachtete Deidara, wie Itachi sorgsam die Türe verschloss und ihn dann mit gewohnt leerem Blick fixierte. Er fühlte sich ganz und gar nicht wohl in seiner Haut. Beinahe hätte er angefangen, sich nach einem Fluchtweg umzusehen, obwohl er nur allzu genau wusste, dass es keinen gab. Der einzige Weg in die Freiheit war die Türe – und zwischen ihm und der Türe stand Itachi, der soeben nonchalant den Schlüssel in der Innentasche seines Mantels verschwinden ließ.

„Ich hoffe, du hattest nichts wichtiges vor?“, sagte Itachi und ließ den Blick etwas tiefer wandern, um Deidaras noch immer weitestgehend unbekleideten Körper noch einmal genauer in Augenschein zu nehmen. „Ich werde dich nämlich so schnell nicht gehen lassen.“

Mit sicheren, langsamen Schritten bewegte er sich auf ihn zu. Das Geräusch hallte unnatürlich laut in Deidaras Ohren wieder und automatisch wich er vor ihm zurück. Weit kam er nicht. Schon nach wenigen Schritten spürte er die harte Kante des Konferenztisches im Rücken. Er wollte hier raus, sofort! Sein Herz schlug so aufgeregt und unregelmäßig, als wollte es aus der Brust springen und wieder fühlte er sich schwach. Fest grub er die Finger in die Tischplatte. Er ahnte, was Itachi vorhatte und ein leises Stimmchen in seinem Hinterkopf flüsterte ihm zu, dass jetzt der rechte Zeitpunkt war, ein Loch in die Wand zu sprengen und die Beine unter den Arm zu nehmen. Pains Büro hin oder her. Aber er konnte nicht. Sein Körper erinnerte sich so intensiv an Itachis Kuss, dass er spontan errötete. Er konnte unmöglich hierbleiben. Wo war sein Stolz, wenn er ihn einmal brauchte? Und woher nahm Itachi die Macht, die er ganz offensichtlich über ihn hatte?

Einen Moment lang glaubte er, in einer Illusion gefangen zu sein, doch ein Blick in die dunklen Augen des Uchiha machte ihm klar, dass sein geschwächter Zustand nicht das geringste mit dem Sharingan zu tun hatte.

„Nein, hn“, protestierte er mit zittriger Stimme, als Itachi fest die Arme um ihn schlang und registrierte kaum, dass er damit eine Antwort auf seine Frage gegeben hatte, die er niemals hätte geben wollen.

Itachis Körper war schlank und warm, selbst durch den Mantel hindurch konnte er seine Hitze spüren. Es passte nicht zu der undurchdringlichen Kälte, die er üblicherweise ausstrahlte und irritierte ihn sehr. Er spürte ihn überall. Sein Haar kitzelte ihn im Gesicht, er roch intensiv nach irgendetwas, das Deidara niemals zuvor gerochen hatte und wohl sein Eigengeruch war. Durch den schwarzen Stoff hindurch fühlte er, wie sich seine Brust mit jedem Atemzug hob und senkte und ehe er begreifen konnte, was er tat, hatte er sich auch schon Halt suchend an die Rückseite von Itachis Mantel geklammert. Langes, weiches Haar quoll zwischen seinen Fingern hervor. Das Gefühl war... unbeschreiblich.

„Das ist gut“, erklärte Itachi, in Deidaras Augen scheinbar zusammenhanglos. Und wieder fand seine Hand den Weg in sein blondes Haar.

Deidara bemerkte erst, dass er den Mund nicht wieder geschlossen hatte, als er Itachis Zunge an seiner fühlte. Ein fiebriges Glühen grub sich in seine Glieder und mit einem Mal hatte er das Gefühl, nicht länger selbstständig stehen zu können. Seine Beine wollten ihn nicht mehr tragen.

Er seufzte dankbar auf, als Itachi ihn beinahe brutal zurückstieß, sodass er hintenüber auf die Tischplatte kippte wie ein nasser Sack. Im Bruchteil einer Sekunde, war Itachi über ihm und küsste ihn verlangend. Er ergab sich so widerstandslos, dass er sich nur noch mehr für das verachten musste, was er hier tat, und wie von selbst drifteten seine Augen zu. Er bewegte sich nicht, als Itachi von ihm abließ, um seinen Mantel und das Netzshirt, das er darunter trug, auszuziehen und vertat so unbewusst die letzte Chance davonzulaufen. Mit klopfendem Herzen, die fein geschwungenen Lippen einladend geöffnet und die Augen fest verschlossen, wartete er ab.

Er zuckte heftig zusammen, als Itachi sich wieder auf ihn legte und ein paar flüchtige Küsse auf seinem Hals platzierte. Das ungewohnte Gefühl von nackter Haut machte ihn ein bisschen benommen und er quittierte es mit einem leisen Keuchen. Unruhig glitten seine Hände über das glatte Holz des Tisches, während sich Itachis Lippen warm und weich auf seine Kehle senkten. Vorsichtig schnappte er nach Deidaras feiner Haut und knabberte daran. Er genoss zu sehen, wie der Blonde unterwürfig den Kopf zurückbog und ihm die empfindliche Stelle vollkommen schutzlos präsentierte. Es wäre undankbar gewesen, dieses Angebot nicht anzunehmen und so leckte er spielerisch über den glatten Hals, biss an einer anderen Stelle etwas fester hinein und wurde mit einem erregten Stöhnen belohnt. Ein süffisantes Grinsen schlich sich auf seine Lippen und er rutschte etwas tiefer, küsste seine sonnenverbrannten Schultern, versenkte hier und da die Zähne in dem nackten, durchtrainierten Oberkörper und ließ seine Zunge heilend über die geröteten Stellen gleiten, während er eine Hand unter ihn schob und etwas mühsam seinen Rücken entlangfuhr, um schließlich die Finger unter dem Hosenbund hindurch zu schieben und mit einem Ruck in seinen festen Hintern zu graben.

Deidara versteifte sich augenblicklich und ohne dass er so recht wusste, was er tat, schlang er ein Bein um Itachis Hüften, um ihn enger an sich zu pressen. Mit einem Mal empfand er seine Hose als störend und viel zu eng und gerade so, als hätte er seine Gedanken gelesen, schob Itachi eine zweite Hand unter seinen Hosenbund, um ihm das Kleidungsstück mit Gewalt und quälend langsam bis zu den Knien hinabzuziehen. Die kalten Finger streiften die Außenseiten seiner Oberschenkel und jagten ihm heiße Schauer durch den ganzen Körper.

„Weißt du...“, flüsterte Itachi und seine Stimme klang eine Nuance dunkler als gewöhnlich. „Ich mag dich wirklich gerne, wenn du mal die Klappe hältst.“
 

~ Breiten wir den Mantel der Stille über das folgende Geschehen, bis Deidara vor lauter Erschöpfung den Geist aufgibt ~
 

„...dara! Deidara!“

Etwas zog an seinen Haaren. Sein Nacken bog sich durch und ein brennender Schmerz auf seiner Kopfhaut brachte ihn wieder zu Bewusstsein. Müsahm öffnete er die Augen, nur einen Spalt, mehr wollte ihm nicht gelingen. Etwas verwirrt registrierte er, dass sein Kopf ein paar Zentimeter über der Tischplatte schwebte. Eine ekelhafte Mischung aus Speichel und Schweiß tropfte von seinem Kinn und es dauerte eine ganze Weile, bis er begriff, dass Itachi nicht mehr in ihm war.

Vorsichtig stützte er sich mit den Händen ab und richtete sich mit einem schmerzerfüllten Stöhnen auf. Er konnte nicht sagen, was genau ihm weh tat. Sein ganzer Körper war ein einziger, pulsierender Schmerz, seine Muskeln zitterten, als hätte er einen schweren Kampf hinter sich. Und mit einem Mal begriff er, wie sehr er sich hatte demütigen lassen. Vollkommen freiwillig.

Sein Gesicht wurde leichenblass, als sein Blick auf Itachi fiel, der vollständig bekleidet vor ihm stand, die Hand noch immer in seinen Haaren. Ihm war so schlecht, er hätte kotzen können! Die Art wie Itachi ihn betrachtete, so kalt und gleichgültig, als wäre nie etwas gewesen, machte ihn wütend, aber nicht so sehr, wie er es vielleicht hätte sein sollen. Sein Kopf war so voll von widerstreitenden Emotionen, dass es weh tat. Er konnte es nicht unterdrücken, so sehr er sich auch darum bemühte. Seine Hose war an den Fußknöcheln hängen geblieben und machte es ihm unmöglich, die Beine anständig zu bewegen. Wie erniedrigend.

Nach einer gefühlten Ewigkeit zog Itachi die Hand zurück, nahm etwas vom Fensterbrett und warf es ihm zu. Er konnte es gerade noch fangen, bevor es ihm ins Gesicht klatschte. Kalte Wassertropfen spritzen ihm entgegen. Ein nasser Lappen. Ein Putzlappen.

Er musste sehr verwirrt ausgesehen haben, denn Itachi sah sich tatsächlich bemüßigt, seine Aktion näher zu erläutern.

„Mach' sauber und verschwinde“, erklärte er knapp und ließ den Zimmerschlüssel klirrend neben ihm auf die Tischplatte fallen. Dann wandte er sich zum Gehen.

Perplex starrte Deidara ihm nach, doch als sich das Gefühl glühender Wut endlich in ihm durchgesetzt hatte, war die Türe auch schon hinter ihm ins Schloss gefallen.

Das durfte doch alles nicht wahr sein, verdammt! Was glaubte dieser verdammte Bastard eigentlich, wer er war?! Deidara hatte gerade noch genug Verstand, um einzusehen, dass er ihm nicht in seinem Zustand und schon gar nicht nackt hinterherrennen konnte, um ihm ein für alle Mal das Maul zu stopfen. Auch kam erschwerend der Umstand hinzu, dass die Türe unweigerlich offen sein musste, wenn Itachi den Raum hatte verlassen können und jederzeit jemand das Büro betreten konnte.

Geistesgegenwärtig strampelte er sich die Hose von den Füßen und hastete zur Tür, um sie wieder sorgsam zu verschließen. Er drehte den Schlüssel ganze drei Mal im Schloss, bevor er sich mit einem erleichterten Seufzen abwandte und sich widerwillig daran machte, Itachis Befehl Folge zu leisten.

Der einzige positive Aspekt, den er im unangemessen abweisenden Verhalten des Uchiha erkennen konnte, war, dass er ihn wenigstens geweckt hatte, bevor er gegangen war. Vermutlich war nicht einmal das selbstverständlich und möglicherweise hatte es etwas damit zu tun, dass das hier nicht irgendein Zimmer, sondern Pains Büro, der Raum, in dem Versammlungen der Akatsuki stattfanden und somit auch öffentlich zugänglich war.

Als er den Putzlappen schließlich angeekelt aus dem Fenster beförderte, war nicht nur er selbst, sondern auch der Konferenztisch peinlichst sauber. Mehr noch: Deidara wagte ernsthaft zu bezweifeln, dass das sperrige Möbelstück jemals zuvor so porentief rein gewesen war. In Windeseile hatte er sich wieder angezogen, das Büro verlassen und den Schlüssel von außen im Schloss stecken lassen, wie es üblich war. Er war froh, dass ihm auf den Fluren niemand begegnete – sein Gang erinnerte ihn doch stark an ein neugeborenes Kälbchen, so stark zitterten seine Beine. War es denn normal, dass ein Nuke-nin seines Kalibers nicht mit ein bisschen Sex fertig wurde, erstes Mal hin oder her? Gut, es ließ sich nicht leugnen, dass Itachi nicht gerade sanft mit ihm umgegangen war, aber ebenso wenig konnte er sich vormachen, dass es ihm nicht gefallen hatte. Wie sonst ließ sich erklären, dass er sich so widerwärtig unterwürfig hingegeben hatte?

Wenn er nur daran dachte, wurde ihm übel. Das war Itachi, verdammte Scheiße! Er hasste Itachi von ganzem Herzen dafür, dass er ihn damals besiegt hatte! Wenn er sich einfach so zwischen Tür und Angel von ihm ficken ließ, war das nicht gerade ein großer Sieg. Allenfalls ein eindrucksvoller Beweis für seine eigene Inkonsequenz.

Als Deidara mit zittrigen Händen die Türe zu seinem – ihrem – Zimmer aufstieß, hoffte etwas in ihm inständig, dass Sasori nicht da war. Er wollte nicht, dass sein Partner ihn in diesem Zustand zu Gesicht bekam und möglicherweise begriff, was vorgefallen war. Eigentlich wollte er sich nur noch ins Bett legen und schlafen. Nur nicht unnötig bewegen. Dann ließen Schmerz und Erschöpfung vielleicht nach.

Natürlich wurde er enttäuscht. Sasori saß in der vollen Pracht seiner wahren Gestalt auf seinem Bett und reparierte konzentriert den Arm einer seiner vielen Marionetten. Er sah auf, als Deidara die Türe hinter sich ins Schloss fallen ließ und musterte ihn prüfend. Eine zarte Röte schlich sich auf Deidaras Wangen. Normalerweise schenkte ihm sein Partner keinerlei Beachtung. Warum musste er ausgerechnet jetzt damit anfangen? Er fühlte sich seltsam durchschaut...

„Wo warst du?“ Sasoris Frage – so monoton sein Tonfall auch gewesen sein mochte – wirkte fast ein bisschen misstrauisch. Immerhin schien er kurzzeitig vergessen zu haben, dass er eigentlich wütend auf den Blonden war.

„Hier und da, hn“, erwiderte Deidara knapp, um ihm zu verstehen zu geben, dass er nicht gewillt war, ihm die ganze Wahrheit zu erzählen. An für sich war es nicht seine Art, ihn mit so kurzen und ungenau gehaltenen Antworten abzuspeisen, erst recht nicht, wenn der seltene Fall eintrat, dass Sasori sich tatsächlich für das interessierte, was er tat. Es war nicht angenehm, den unerwarteten Frieden zwischen ihnen wissentlich aufs Spiel setzen zu müssen.

Aber Sasori ließ nicht locker. „Etwas genauer bitte“, forderte er gnadenlos.

Deidaras Hände wurden schwitzig und er musste den Kopf abwenden. Er konnte den stechenden Blick seines Partners nicht ertragen. „Das...“ Er zögerte einen Augenblick, unschlüssig, ob es tatsächlich angebracht war so unhöflich zu werden, entschied aber schlussendlich, dass ihm nichts anderes übrig blieb. „Das geht Sie nichts an, Meister Sasori, hn!“, bestimmte er, doch sein Partner reagierte darauf weder zornig, noch ließ er sich davon abbringen, weiter nachzuhaken.

„Das ist keine Antwort auf meine Frage“, stellte er nüchtern fest, während er mit größter Sorgfalt einen Finger der Marionette bearbeitete.

„Ich habe damit gemeint, dass ich die Frage überhaupt nicht beantworten will, hn!“, erwiderte Deidara mit Trotz in der Stimme. Streit vermeiden gut und schön – aber wenn er nicht reden wollte, dann sollte sein Partner das schon akzeptieren. „Sie sind nicht meine Mutter, hn. Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig, Meister Sasori.“

„Wenn ich deine Mutter wäre, würde hier einiges anders laufen, du dumme Rotzgöre“, erklärte Sasori ungewöhnlich redselig. Es kam selten vor, dass er gleich so viele Wörter aneinander reihte. „Du wirst es mir trotzdem sagen.“

„Und warum, wenn ich fragen darf?“, erkundigte Deidara sich und versuchte nicht einmal, das angriffslustige Grinsen auf seinen Lippen einzudämmen. „Ich hab' keine große Lust darauf, hn.“

Sasori begegnete der Herausforderung mit tiefer Ruhe. „Du wirst es mir sagen.“ Er sagte das, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Vermutlich dachte er, dass Deidara ihn nur hinhalten wollte, um die Sache wie üblich interessanter zu machen, als sie tatsächlich war. Aber dieses Mal, nur dieses eine einzige Mal biss er auf Granit.

Als Deidara sah, dass er mit Worten nicht weiter kam, beschloss er kurzerhand, die einzige Ausflucht zu wählen, die ihm noch blieb. Ignorieren. Einfach ignorieren. Seine Beine zitterten so gefährlich, dass er es für besser hielt, später den geballten Zorn seines Partners zu ertragen, anstatt noch länger herumzustehen und Diskussionen zu führen, die am Ende ja doch zu keinem Ergebnis führen würden.

Er überhörte ein warnendes „Überleg' dir gut, was du jetzt tust, Mistgöre!“, schlug die Bettdecke zurück und ließ sich müde auf die Matratze fallen. Er versuchte gar nicht erst, sich auf den Rücken zu drehen – so wie sich seine Kehrseite anfühlte wäre das nur vergebliche Liebesmüh' gewesen.

„Deidara!“, versuchte Sasori es noch einmal, doch der Blonde ließ nur demonstrativ die Augen zudriften und drehte das Gesicht zur Wand. Es konnte nicht schaden, wenn sein Partner einmal am eigenen Leib erfuhr, dass es unangenehm war, nicht beachtet zu werden. Er selbst hatte damit ja reichlich Erfahrung. Manchmal war es allen Ernstes angenehmer mit einer Topfpflanze zu sprechen, als zu versuchen, eine Konversation mit Sasori ins Leben zu rufen. Zumal er in seiner Puppengestalt stets um einiges abweisender gewirkt hatte als jetzt.

Wenn er den Tag unter dem Gesichtspunkt 'Sasori' betrachtete, war er gar nicht so schlecht verlaufen. Immerhin hatte er die ein oder andere Seite an seinem Partner kennengelernt, die ihm bislang unbekannt gewesen war. Darunter fiel nicht zuletzt seine wahre Gestalt. Das bisschen Nasenbluten war kein allzu hoher Preis für diesen Anblick gewesen.

Betrachtete er den Tag jedoch unter dem Gesichtspunkt 'Itachi', dann fand er ihn nicht mehr sonderlich amüsant. Sicher – der Sex an sich war nicht zu verachten gewesen und er war weit davon entfernt, für den Rest seines Lebens Enthaltsamkeit zu schwören, aber er würde wohl nie begreifen, welcher Teufel ihn geritten hatte, dass er nicht einmal andeutungsweise versucht hatte, sich gegen diesen arroganten Bastard zu wehren. Mister Ich-bin-viel-zu-gut-für-diese-Welt sollte bloß nicht glauben, dass er ihn jetzt weniger hasste als zuvor. Ganz im Gegenteil! Deidara konnte sich nicht erinnern, dass er ihn jemals zuvor so sehr verabscheut hatte, auch wenn er eine Steigerung des Hassgefühls, dass er ihm gegenüber so liebevoll gehegt und gepflegt hatte, niemals für möglich gehalten hätte.

Aber der Sex... Kunst war wie eine Blume, die ihre volle Pracht entfaltete und noch im selben Augenblick verblühte. Mit Sex verhielt es sich ähnlich. Jedes Gefühl steigerte sich bis hin zu einem Moment blanker Ekstase – dann war es vorbei. Wie perfekt musste es sein, wenn man es mit einem Künstler tat? Wenn Sasori doch nur nicht so kalt und distanziert gewesen wäre...

Der Gedanke hatte etwas verlockendes und Deidara hätte ihn gerne weiter verfolgt, doch da war er schon in einen leichten, unruhigen Halbschlaf gefallen.

fucked up partners

Einen guten Abend allerseits!

Kapitel 5 lässt sich wohl am besten als 'Brückenkapitel' beschreiben, was bedeuten soll, dass es nicht allzu viel Handlung, dafür aber ein paar mehr oder weniger klärende Gespräche beinhaltet.

Vorab möchte ich noch anmerken, dass ich nicht den Schimmer einer Ahnung habe, was für ein Teufel mich geritten hat, dass ich Itachi ausgerechnet dieses Buch in die Hand gedrückt habe. Seht es als... Schleichwerbung.^^

Zu Sasori bleibt wohl nur noch zu sagen: "Meine Meinung steht fest. Bitte verwirren sie mich nicht mit Tatsachen."

Ich bitte auch sehr darum, nichts von dem zu Hause nachzumachen, was Kakuzu mit Hidan anstellt. Normale Menschen könnten daran sterben...

Und jetzt genug Blabla, viel Spaß beim Lesen!^^
 

Sasori dachte nicht daran, einfach so hinzunehmen, dass Deidara ihm die kalte Schulter zeigte. Früher oder später würde er herausfinden, wer für den durch und durch instabilen Zustand seines Partners verantwortlich war. Nach dem Was musste er gar nicht erst fragen, die Zeichen waren klar zu deuten.

Vielleicht hätte er nach der Konferenz nicht ganz so schnell verschwinden sollen. Schließlich kannte er Deidara lange genug, um zu wissen, dass er ein hoffnungsloser Dummkopf und somit für jeden Scheiß zu haben war. Meistens war es ihm egal. Aber er war nun auch schon lange genug Mitglied der Akatsuki, um zu wissen, dass es nichts als Ärger brachte, sich auf seine Kollegen einzulassen. Ärger, unter dem auch er früher oder später zu leiden haben würde.

Wenn er einen Auftrag zu erledigen hatte, begrüßte er es doch sehr, wenn sein Partner wenigstens anständig laufen konnte, wenn er sonst schon zu nichts zu gebrauchen war. Schließlich war er nicht von der Caritas und somit auch nicht gewillt außer sich selbst auch noch diese unfähige Rotznase durchs Leben zu schleppen.

Deidaras ruhige, regelmäßige Atemzüge verrieten, dass er eingeschlafen war. Sasori sah darin seine einzige Chance, doch noch etwas aus ihm herauszubekommen, mit dem er etwas anfangen konnte. Auf vergangenen Missionen hatte er leidvoll erfahren müssen, dass sein Partner dazu neigte, im Schlaf zu sprechen und ihm damit unendlich auf die Nerven zu gehen. Jetzt konnte sich dieser Umstand ausnahmsweise einmal als nützlich erweisen.

Vorsichtig legte er den hölzernen Arm beiseite, an dem er zuvor gearbeitet hatte und erhob sich, um möglichst nahe an das Bett des Blonden heranzuschleichen. So wie es aussah hatte er Glück.

„Das ist KEINE Kunst...“, deklarierte Deidara befremdlich laut und verständlich für einen Schlafenden. „KEINE Kunst, hm...“ Dann herrschte eine ganze Weile Stille.

Sasori verdrehte genervt die Augen. Er hasste es wie die Pest, wenn man ihn warten ließ. Dass Deidara ihn ausnahmsweise nicht bewusst hinhielt änderte nicht das geringste. Wehe, wenn er sich hier die Beine in den Bauch stand, nur um sich seine verqueren Ansichten von Kunst anhören zu müssen! 'Kunst ist wie eine Blume, die ihre volle Pracht entfaltet und noch im selben Augenblick verblüht.' So ein haarsträubender Unsinn! Kunst war für die Ewigkeit, das hatte er schon Jahre zuvor begriffen. Es lohnte sich gar nicht erst, darüber zu diskutieren. Seine Meinung stand fest.

Deidara seufzte leise im Schlaf und drehte ihm unvermittelt den Kopf zu. Seine linke Wange war ein einziger blauer Fleck, das ließ sich selbst im Dämmerlicht des abgedunkelten Raumes deutlich erkennen, doch Sasori fühlte nicht das kleinste Bisschen Mitleid. Abgesehen davon, dass er – wie er glaubte und hoffte - ohnehin nicht in der Lage war, irgendeine Form von Mitgefühl zu empfinden, hatte er es verdient. Er musste endlich einsehen, dass es gewisse Regeln gab, an die er sich zu halten hatte und Grenzen, die er niemals und unter keinen Umständen überschreiten durfte. Wer nicht hören wollte, musste eben fühlen. Die nächsten sechs Tage über hatten sie keine Aufträge zu erledigen und so war es weitestgehend egal, ob sein Partner körperlich auf der Höhe war oder nicht...

In Gedanken legte sich Sasori bereits die kleine Zurechtweisung und die damit verbundene Strafe zurecht, die er Deidara zuteil werden lassen würde, sobald er wieder auf den Beinen war und hätte dadurch beinahe die Worte verpasst, auf die er seit geschlagenen zweieinhalb Minuten wartete.

„Das wirst du mir büßen, hn...“, nuschelte Deidara so leise in sein Kissen, dass Sasori ernsthafte Probleme damit hatte, ihn zu verstehen. „Itachi...“

Itachi Uchiha. Sasori konnte nicht behaupten, dass er sonderlich überrascht war. Sekundenlang empfand er sogar so etwas wie Freude bei dem Gedanken, dass er wieder einmal einen Grund gefunden hatte, diesem aufdringlichen Kerl die Leviten zu lesen. Niemand – abgesehen von ihm selbst – war autorisiert, seinen Partner willkürlich und ohne guten Grund zu beschädigen, das würde er ihm wohl in aller Deutlichkeit vor Augen führen müssen. Er selbst hielt sich schließlich mit peinlichster Genauigkeit an diese ungeschriebene Regel.

Er warf einen letzten Blick auf den unfertigen Marionettenarm und trug sich kurzzeitig mit dem Gedanken, doch erst die Reperaturen fertigzustellen. Dann verließ er mit einem leisen, bedauernden Seufzen das Zimmer. Es gab Dinge, die man nicht unnötig lange hinausschieben sollte.
 

„Was liest du da?“ Eigentlich interessierte Kisame sich herzlich wenig für das Buch, hinter dem sein Partner verschwunden war, gleich nachdem er zurückgekehrt war. Der Grund, aus dem er fragte, war viel profaner: Ihm war langweilig. Oder um präziser zu sein: Er langweilte sich zu Tode. Wie immer, wenn es nichts zu tun gab. Warum nur war ausgerechnet er mit einem dermaßen schweigsamen Partner gestraft? Was immer auch passierte – Itachi verzog keine Miene. Es war unmöglich, aus seinem unbewegten Gesicht zu lesen, was er dachte. Und was noch viel schlimmer war: In all der Zeit, die sie nun schon zusammenarbeiteten, war ihm nicht ein einziger Fehler unterlaufen. Auf dieser Welt gab es nichts, wirklich absolut nichts, das seine makellose Fassade zum Bröckeln bringen konnte. Er sprach aus Erfahrung. Schließlich hatte er oft genug versucht, irgendeine Form von Emotion aus ihm herauszupressen.

Auch jetzt schien Itachi es nicht für nötig zu halten, sich zu Kisames Frage zu äußern. Dennoch hatte er augenscheinlich gute Laune, denn er hob das Buch an und rückte es gerade, sodass Kisame den Titel lesen konnte.

'Martin Heidegger - Sein und Zeit'. Kisames Interesse sank ins Bodenlose. Natürlich war ihm klar gewesen, dass ein Itachi Uchiha nichts las, das nicht mindestens als Klassiker galt, aber das bedeutete nicht, dass er verstand, wie man seine Zeit mit so langweiligen und unbedeutenden Dingen verplempern konnte. Noch dazu freiwillig. Das letzte Mal, dass er ein Buch von innen gesehen hatte, war in der Schule gewesen. Und schon damals hatte er das Lesen bestenfalls als lästig empfunden.

Nun ja, an für sich konnte ihm egal sein womit Itachi sein bisschen Freizeit verschwendete. Sein Partner hatte Heidegger und er hatte Samehada. Jedem das Seine. Wenn er ehrlich war, hätte er Itachi auch nicht gegen einen der anderen Akatsuki eintauschen wollen, so es denn möglich gewesen wäre. Mit Hidan oder Deidara wäre ihm bestimmt nicht langweilig geworden, aber seine Nerven hätten mit der Zeit sicherlich den Dienst quittiert. Kakuzu war noch langweiliger als Itachi – schließlich galt sein Interesse hauptsächlich Geld und Geldeswert und der Frage wie er Pain am besten erklären konnte, dass er schon wieder einen Partner auf dem Gewissen hatte. Tobi stand außer Diskussion, Zetsus shizophrenes Gerede wollte er sich nicht länger anhören, als unbedingt notwendig, und Sasori schien ihm charakterlich noch belangloser zu sein als Kakuzu. So betrachtet hatte er es mit Itachi vergleichsweise gut getroffen. Trotzdem hätte es ihm nicht geschadet, sich ein bisschen lebendiger zu zeigen...

Als es leise, aber bestimmt an der Türe klopfte, schöpfte Kisame Hoffnung. Hoffnung, die er etwas vorschnell als enttäuscht abtat, als Sasoris roter Haarschopf im Türrahmen erschien. Noch so ein Stoiker. Er bezweifelte doch sehr, dass ausgerechnet er ein bisschen Leben in die Bude bringen konnte.

Itachi schien das anders zu sehen. Ohne dass ihn irgendjemand auch nur nonverbal dazu augefordert hätte, legte er sein Buch beiseite. Natürlich nicht, ohne zuvor ein altes Haarband als Lesezeichen zweckzuentfremden.

„Was willst du?“, erkundigte er sich und allein der seltene Fakt, dass er ein Gespräch begann, ließ Kisame schweigen. Hinzu kam noch, dass es ebenso selten war, dass Sasori sich ohne Hirukos schützende Hülle in die Nähe seines Partners wagte. Vielleicht war es tatsächlich interessanter, zunächst einmal die Klappe zu halten und sich anzuhören, was er zu sagen hatte.

„Ich habe ein Wörtchen mit dir zu reden, Itachi“, erklärte er gefährlich ruhig und allein seine Wortwahl verriet, dass er es ernst meinte. Und wenn Akasuna no Sasori etwas ernst meinte, war es nicht unbedingt angebracht ihn zu reizen, es sei denn man war ausgebildeter Mediziner und kannte sich mit exotischen Gegengiften aus.

Itachi allerdings gab sich nicht sonderlich beeindruckt. „Ich denke nicht, dass das auf Gegenseitigkeit beruht“, erwiderte er schroff und einen Augenblick lang befürchtete Kisame, dass die Konversation damit ein frühes Ende gefunden hatte, wie es nur allzu oft der Fall war. Dieses Mal jedoch gab Sasori sich so einfach nicht geschlagen.

„Und ich denke, dass gerade das der Fall ist“, meinte er unberührt. „Es sei denn, du hast Lust auf eine lange und schmerzvolle Fahrt zur Hölle.“

„Und ich frage noch einmal: was willst du?“

In Sasoris Blick glomm ein feindseliges Funkeln auf. Wenn Itachi nicht vollkommen verblödet war – und das war er bestimmt nicht – dann wusste er ziemlich genau, was er von ihm wollte und wollte auf diese Weise nur die Missachtung zum Ausdruck bringen, die er für gewöhnlich allem und jedem entgegen brachte. Normalerweise war Sasori seine Zeit zu schade, um sich mit der geradezu haarsträubenden Arroganz des Uchiha herumzuschlagen, aber was sein musste, musste eben sein. Und wenn Itachi darauf bestand, würde er sich seinen Spielregeln unterwerfen und ihm notfalls schriftlich geben, dass er die Finger nicht nur von ihm, sondern auch von seinem Partner zu lassen hatte.

„Ich will dir nahe legen, künftig einen großen Bogen um Deidara zu machen“, erklärte er sich mit der Gelassenheit eines Schulmeisters am Tag vor der Pensionierung. „Ich würde es begrüßen, wenn er während unserer Missionen wenigstens halbwegs zurechnungsfähig wäre.“

Itachi hob eine Augenbraue. Eine geradezu beeindruckende Gefühlsäußerung. Kisame gefiel die Unterhaltung von Sekunde zu Sekunde besser.

„So?“, kommentierte Itachi mit der Ausdruckskraft einer Blumenvase und griff wieder nach Heideggers 'Sein und Zeit'. Allem Anschein nach ging sein Interesse an Sasoris Anliegen gegen Null.

„Das war eine Warnung“, stellte der Puppenspieler betont sachlich fest. „An deiner Stelle würde ich sie ernst nehmen.“

Die Worte verhallten weitestgehend ungehört, was Sasori dazu motivierte, sich noch etwas verständlicher auszudrücken.

„Wenn jemand das Recht hat meinen Partner zu beschädigen, dann bin das ich. Halt' dich an Hidan, wenn es denn unbedingt sein muss.“

„..., als dass je sein Sein als seiniges zu sein hat, ist für dieses Seiende der Begriff Dasein gewählt.“ Itachi hatte sich darauf verlegt, den unverständlichen Text laut vorzulesen und signalisierte damit eine Art von Desinteresse, die jedem Gesprächspartner klar machen musste, dass man ihm zwar zugehört hatte, die Unterredung an sich aber für beendet hielt.

Kisame hingegen wollte diesem Gedanken gar nicht erst die Gelegenheit geben sich durchzusetzen. Es war wohl an der Zeit, dass er die Rolle des stummen Beobachters aufgab und sich aktiv am Geschehen beteiligte. Sein Partner sollte bloß nicht glauben, dass er sich einfach so hinter irgendwelchen angestaubten Philosophen verstecken konnte, wenn er es ein Mal wert war, dass man ihm seine Aufmerksamkeit schenkte.

„Meinen Respekt, Itachi“, erklärte er mit einem vergnügten Grinsen. „Du hast keine 24 Stunden gebraucht, um unser Blodchen 'rumzukriegen. Und das, obwohl er dich hasst wie die Pest. Wahrscheinlich wird er dir jetzt ewige Rache schwören!“ Er ließ ein schadenfrohes Lachen hören.

„Halt dich da raus, Kisame!“, knurrte Sasori missgelaunt und besah sowohl ihn, als auch Itachi, der in aller Gemütsruhe eine Seite umblätterte, mit einem mehr als bösen Blick. „Das geht dich nichts an!“

„Möglich“, entgegnete er und grinste nur noch breiter. Dass ihn etwas nichts anging, hatte ihn noch nie davon abgehalten, seinen Senf dazuzugeben, das war allgemein bekannt. „Aber wo du davon sprichst, Sasori – was geht dich das Ganze an? Wenn du dein Blondchen nicht ordentlich durchvögeln willst, musst du dich auch nicht wundern, wenn andere das für dich übernehmen. Sag' bloß, du bist noch immer nicht über Orochimaru hinweg. Du solltest langsam einsehen, dass er nicht zurückkommt. Findest du es nicht auch ein bisschen erbärmlich, einem Verräter nachzutrauern?“

Er musste gar nicht hinsehen, um zu wissen, dass er es geschafft hatte, Sasori ernsthaft wütend zu machen. Zu seinem Leidwesen gab sich der Rotschopf aber nicht die Blöße, ihm dafür an die Gurgel zu gehen. Wahrscheinlich hielt er das für unter seiner Würde.

„Du solltest besser auf dein vorlautes Mundwerk achten, bevor jemand auf die Idee kommt, es dir zu stopfen. Für immer.“

Kisame konnte nicht behaupten, dass er sich diesen Ratschlag besonders zu Herzen nahm. Eigentlich wäre es ihm überhaupt nicht unrecht, wenn es tatsächlich jemand versuchen würde. Er würde sich das ganz bestimmt nicht ohne weiteres gefallen lassen. Und ein kleiner Kampf würde endlich ein bisschen Schwung in den müden Laden bringen. Leider, leider war er da bei Sasori an der falschen Adresse, denn bevor er ihn weiter an den Rand der Beherrschung treiben konnte, hatte er ihm auch schon den Rücken gekehrt und ihn mit Itachi und Heideggers vielen 'seins' allein gelassen.

Wenn es etwas gab, das Sasori vergleichbar abgrundtief hasste wie Deidaras nervtötend laute Art und Hidans niveaulose Flüche, dann war es Kisames unverblümte Unverschämtheit. Er schien immer genau zu wissen, wo Tabuthemen lagen und welche Worte absolut nicht angebracht waren. Und genau das sagte er. Er war schlichtweg unausstehlich. Genau wie Itachi. Man musste kein diplomierter Psychoanalytiker sein, um zu wissen, dass Itachi Sasoris Drohung nicht ernst genommen hatte. Aber das war nicht weiter tragisch. Er hatte ihn gewarnt – es lag nicht mehr in seiner Hand, ob er sich eine lebensbedrohliche Vergiftung zuzog oder nicht. Langsam aber sicher war er mit seiner Geduld am Ende.

Sasori liebte die Stille. Erst in der Stille konnte er sich auf das wirklich Wesentliche konzentrieren: die Kunst. Und damit meinte er eine Kunst, die für die Ewigkeit gemacht war, makellos und perfekt, nicht das sinnlose Geknalle, das sein idiotischer Partner als Kunst bezeichnete. Und eben diese kreative Stille schien ihm an diesem Tage einfach nicht vergönnt zu sein.

Die Nacht hindurch hatte er noch ungestört arbeiten können, was er wohl hauptsächlich dem glücklichen Umstand zu verdanken hatte, dass Deidara todmüde ins Bett gefallen war, sobald sie das Hauptquartier erreicht hatten. Später war es kontinuierlich bergab gegangen. Andauernd platzte irgendjemand herein – regelmäßig ohne auch nur anzuklopfen – und belästigte ihn mit Nichtigkeiten. Dabei hatte Hiruko die Reperaturarbeiten bitter nötig. Während der letzten Kämpfe war sie deutlich stärker beschädigt worden, als er zunächst angenommen hatte und er musste gestehen, dass es ihm mehr als einfach nur unangenehm war, auf die schützende Umhüllung des Marionettenkörpers zu verzichten, und sei es auch nur für kurze Zeit.

Neben ihm wurde kraftvoll eine Türe aufgestoßen und ein fullballgroßes, blutiges Etwas flog auf ihn zu. Reflexartig wich er aus, ließ es an sich vorbei rauschen und geräuschvoll gegen die Wand klatschen.

„Das tut verdammt nochmal WEH, du Wichser!“, brüllte das Etwas und schon das wenig sozialverträgliche Vokabular verriet ihm, dass es Hidans Kopf gewesen sein musste. Wie auf Kommando trat Kakuzu hinaus auf den Gang.

„Du bist selber schuld, wenn du dich nicht anständig benehmen kannst“, meinte er und zuckte gleichgültig mit den Schultern, während er das zornige Körperteil von oben herab voller Verachtung betrachtete.

„Ach!“, motzte Hidans Kopf verärgert. „Und du benimmst dich anständig, du wandelnder Totalschaden, oder was?! Hat dir jemand ins Gehirn geschissen, Arschloch, oder warum schlägst du mir aus irgendeiner scheiß Laune heraus den Kopf vom Hals?! Hast du auch nur den Schimmer einer Ahnung wie verdammt WEH das tut?!“

Kakuzu ignorierte ihn gekonnt. Für ihn war das Thema Hidan vorerst erledigt, denn ohne Körper war er kaum in der Lage in das gemeinsame Zimmer zurückzukehren und weiterhin Unruhe zu stiften. Was er allerdings nicht ignorieren konnte, war die vergiftete Nadel, die Sasori in einem Anfall spontaner Wut nach ihm geworfen hatte. Er registrierte das winzige Geschoss gerade noch rechtzeitig, um geistesgegenwärtig aus der Flugbahn zu hechten. Mit einem leisen Klacken bohrte sich die Nadel in den Türrahmen und er beobachtete mit leisem Schaudern, wie das Gift in Sekundenschnelle tiefe Kerben in das dunkle Holz brannte. Was das wieder kosten würde!

„Kannst du nicht aufpassen, wo du hinwirfst? Du hättest mich um ein Haar getroffen!“, fauchte der Puppenspieler, bevor Kakuzu sich nach dem Grund für den spontanen Mordanschlag erkundigen konnte. An sich eine gute Frage. Eigentlich war ihm weitestgehend egal gewesen, wo Hidans Kopf landete, so lange er nur außer Hörweite war. Ihm lag nicht das geringste daran, diesen ausgemachten Störenfried ausgerechnet Sasori an den Hals zu schmeißen. Zwar war es ihm lieber, wenn andere sich mit seinem Partner herumschlagen mussten, als dass er sich seine schier endlosen Schimpftiraden anhören musste, aber im Grunde hielt er es für unangemessen, Sasori damit zu belästigen. Zu behaupten, dass er den rothaarigen Künstler auf seine ganz eigene Art und Weise bevorzugte, wäre sicher nicht zu viel gesagt. Er mochte ihn nicht unbedingt – derartige Empfindungen waren ihm gänzlich fremd – doch von allen Akatsuki, die er jemals kennengelernt hatte, war er mit Abstand der erträglichste. Seine ruhige, vernünftige Art hatte wahrlich Respekt verdient. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass er sich entschuldigen musste.

„Das nächste Mal fliegt er zum Fenster raus“, erklärte er schlussendlich. Das klang nach einem annehmbaren Kompromiss.

Annehmbar für alle außer Hidan. „Hey, Arschgesicht!“, beschwerte er sich lautstark. „Was in Jashins Namen soll der Mist?! Du gefickter Hurensohn wirst mich überhaupt nirgendwo mehr hinschmeißen, schreib' dir das hinter die Ohren! Und jetzt gib' mir endlich meinen Körper zurück, verdammt nochmal!“

Kakuzu fand eine einfache, aber praktikable Lösung für das Problem. Zielsicher platzierte er einen Fuß auf Hidans Mund und brachte ihn zum Schweigen.

„Es ist eine Schande, dass ich das mit Deidara nicht machen kann“, meinte Sasori bedauernd. Allem Anschein nach war seine Wut wieder abgeklungen. Dann fiel sein Blick auf das verätzte Stück Holz in Kakuzus Rücken. „Ach, wegen der Türe...“

Kulant wie es sonst so gar nicht seine Art war winkte Kakuzu ab. „Das kann Hidan später ersetzen“, bestimmte er. Sein Fuß erstickte jeden Widerspruch im Keim.

Sasori nickte verstehend und wandte sich zum Gehen. Auf einen Abschiedsgruß verzichtete er. Höflichkeit und Etikette gehörten zu den Dingen, die bei den Akatsuki keinen allzu hohen Stellenwert einnahmen.

fucked up feelings

Hallo und herzlich wilkommen zu Kapitel 6!^^

Ich möchte darauf hinweisen, dass Hidans Gedankengänge nicht unbedingt die einzig wahre Wahrheit beinhalten, wenn er seine Kollegen analysiert. Ebenso wenig wie die der anderen.

In diesem Kapitel erfüllt sich auch ein Wunsch, den Deidara vor einiger Zeit einmal wütend gehegt hat. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere daran.
 

@ diamondgirl: Auch Sasori kann sich nicht alles gefallen lassen.^^ Und weil der Gebrauch von Puppen in engen Hausfluren wohl etwas unpraktisch ist, kommt hier seine zweite durchschlagende Waffe zum Tragen. ... Oder so ähnlich.^^ Vielen Dank für die lieben Kommentare. Und jetzt weiter im Text!
 

Mit Dingen wie Höflichkeit und Etikette hatte sich auch Hidan bisher nicht übermäßig ausdauernd beschäftigt. Tatsächlich lagen ihm Umgangsformen wie diese eher fern. Dennoch empfand er etwas, das erschreckend an Dankbarkeit erinnerte, als Kakuzu eine gute Stunde später die Höflichkeit besaß, seinen Kopf wieder an dem dazugehörigen Körper zu befestigen. Das bedeutete nicht, dass er ihn nicht trotzdem gerne für die unangemessen grobe Behandlung zur Sau gemacht hätte, wenn es denn möglich gewesen wäre. Leider hatte das Leben seinen Partner aber wohl auch gelehrt, dass unerwarteter Friede nicht selten die Ruhe vor dem Sturm bedeutete und so hatte er ihm – vorausschauend wie er war – zuallererst den Mund zugenäht. Wenn er sich viel Mühe gab, brachte er noch das ein oder andere missbilligende Knurren heraus, aber halbwegs verständlich artikulierte Verwünschungen lagen im Bereich des Unmöglichen. Irgendjemand würde für diese ganze Scheiße büßen müssen! Und aller Wahrscheinlichkeit nach würde dieser jemand nicht sein Partner sein.

Hidan war nicht unbedingt lernfähig, und doch hatte er es bis zu der Einsicht gebracht, dass er versuchen konnte, was er wollte – Kakuzu stand außer Reichweite. Worte tangierten ihn erst, wenn sie so laut und vernehmlich wurden, dass sie ihn von der Arbeit abhielten und mit Gewalt war ihm erst recht nicht beizukommen. Er war nicht nur um einiges stärker, sondern auch wesentlich schneller als Hidan selbst. Folglich musste er jemand anderen finden, an dem er seinen Frust auslassen konnte. Und wer war für diese Rolle besser geeignet als Deidara? Das Blondchen hatte genau zwei Vorteile: Er war schwächer als Hidan und er ging mit hundertprotzentiger Sicherheit auf jede noch so dämliche Provokation ein, die man ihm vorwarf. Auf diesem Gebiet war er ungeschlagen.

„Fertig“, bestimmte Kakuzu und stellte Hidan etwas unsanft wieder auf die Füße. „Jetzt verzieh' dich, ich will dich heute nicht mehr sehen! Und beweg' den Kopf nicht zu viel, sonst fällt er gleich wieder ab!“ Mit diesen Worten schien alles gesagt zu sein, denn er wandte sich ab und vertiefte sich in eine der vielen Abrechnungen, die er in seinen Schränken und Schubladen gebunkert hatte, ohne seinen Partner auch nur noch eines Blickes zu würdigen.

Hidan grummelte etwas, das ursprünglich „Fick' dich, Narbenfresse“ hatte heißen sollen, durch ein paar Nähte hindurch jedoch erschreckend harmlos klang. Dann tat er etwas, das er für gewöhnlich auf das Tunlichste vermied: Er gehorchte. Hier gab es für ihn nichts mehr zu tun.

Mürrisch schlurfte er den Flur entlang und hielt einen Augenblick lang inne, als er das Zimmer seines Lieblingsopfers passierte. Er hatte schon den Fuß erhoben, um auf seine ganz eigene Art zu klopfen, als ihm der Gedanke kam, dass es wenig sinnvoll war, sich mit zugenähtem Mund dort sehen zu lassen. Verfluchte Scheiße aber auch!

Wenn er genauer darüber nachdachte, konnte er sich so überhaupt nirgendwo blicken lassen, wenn er nicht zum Gespött der ganzen Organisation werden wollte. Wobei fraglich war, ob sich das auf Dauer überhaupt vermeiden ließ. So schlecht wie Kakuzu allgemein auf ihn zu sprechen war, konnte er froh sein, wenn er ihn irgendwann wieder von diesen widerlich juckenden Fäden befreite und ihn nicht bis in alle Ewigkeit stumm vor sich hin vegetieren ließ. Wahrscheinlich war es am besten, wenn er das Zeug einfach selbst entfernte. Sobald sein Kopf wieder fest und sicher auf dem Hals saß. Mit etwas Glück dauerte das nicht lange.

Resigniert ließ er sich schließlich an dem einzigen Ort nieder, der einem Akatsuki immer und zu jeder Uhrzeit offen stand: die Küche. Zwar konnte er mit zugenähtem Mund weder Kaffee trinken, noch sonst irgendetwas zu sich nehmen, aber am Fenster sitzen und sich langweilen konnte er allemal. Mit einem Partner wie Kakuzu gehörte das zur üblichen Freizeitgestaltung. Ständig verbot er ihm den Mund, ließ ihn im Hauptquartier zurück, weil er bei finanziellen Transaktionen angeblich nur stören würde oder er schlug ihn so krass zusammen, dass er minutenlang nur regungslos in irgendeiner Ecke liegen konnte – in Kakuzus Augen wohl sein Idealzustand. Er konnte nicht in Worte fassen, wie sehr er das hasste. Da versagte sogar sein sonst so farbenprächtiges Vokabular.

Kakuzu war mit Abstand der dämlichste Wichser, der ihm je untergekommen war. Er missachtete seine Religion, verspottete seinen Gott, sprach ihm jede Form von Lebenserfahrung ab, verbot seine Rituale, erklärte ihm gute sieben Mal am Tag wie sehr er ihn doch verachtete und ignorierte ihn komplett, wenn ihm das zu langweilig wurde, vergrub sich in Arbeit und machte ihm auch sonst das Leben zur Hölle, wo er nur konnte. Dieser Mann war eine Strafe. Hidan hätte viel dafür gegeben, dass er spurlos aus seinem Leben verschwand. So spurlos, dass er sich nicht an ihn erinnern musste. Aber Kakuzu würde erst verschwinden, wenn er starb – und Hidan würde sich an ihn erinnern. Eine sehr, sehr lange Zeit.

Er widerstand nur mühsam dem Drang, sich ein Küchenmesser zwischen die Augen zu rammen, um den Gedanken wieder loszuwerden. Er dachte viel zu oft an Kakuzu. Er dachte NUR an ihn. An ein verdammtes, tausend Mal verfluchtes Arschloch, das ihn verachtete und misshandelte und garantiert der Einzige auf dieser abgefuckten Welt war, der in der Lage war, ihm eine Art von Schmerzen zuzufügen, die ihm nicht gefiel. Kein körperlicher Schmerz. Etwas, das bedeutend mehr weh tat.

Wenn Kakuzu ihn schlug, ihn würgte, bis ihm schwarz vor Augen wurde oder ihm die Knochen brach, war das etwas anderes. Was er dabei fühlte, war eine altbekannte Form von Schmerz, ohne die er weder sein konnte noch wollte, und allein der Fakt, dass es sein Partner war, der ihn verursachte, machte ihn auf eine seltsame Art und Weise glücklich. Es waren Augenblicke, in denen er ihn nicht ignorierte. Und schon allein das war ein Grund sie zu mögen.

Womit Hidan nicht umgehen konnte, war die Verachtung, die er ihm entgegenbrachte. Wahrscheinlich war er in Kakuzus Augen tatsächlich nicht mehr als ein wertloses Stück Dreck, das allenfalls deshalb beachtenswert war, weil man es nicht so einfach zertreten konnte. Wäre er nicht unsterblich gewesen, hätte er ihn längst unter die Erde gebracht. Das konnte er nicht schön reden.

Anfangs hatte es ihm Genugtuung bereitet, nach jedem von Kakuzus Mordanschlägen wieder aufzustehen und ihm ins Gesicht zu lachen, weil er wusste, dass er sich maßlos darüber ärgerte. Anfangs hatte er Kakuzu genauso sehr verachtet wie er ihn. Und es wäre besser gewesen, wenn er es noch immer getan hätte. Allein dafür, dass er sich standhaft weigerte, Jashin den gebührenden Respekt zu zollen. Und noch mehr dafür, dass er darüber hinaus die Frechheit besaß, seinen Gott zu diffamieren und zu beleidigen. Aber er brachte es einfach nicht fertig.

Wenn Jashin ihn auf die Probe hatte stellen wollen, indem er ihn diesen Mann hatte treffen lassen, dann war er mehr als kläglich gescheitert.

Frustriert riss er an den Fäden, die seine Lippen versiegelten, bis sie locker wurden und seine Haut an einigen Stellen brach. Er entfernte sie mit dem Feingefühl eines Mähdreschers. Die frische Naht an seinem Hals ziepte gefährlich, aber sie hielt.

„So eine verfluchte Scheiße!“, fauchte er den Küchentisch an, der zwar nicht unbedingt verantwortlich für die Misere, momentan aber der einzige Ansprechpartner war. „Bei Jashin, das wirst du mir büßen, Kakuzu!“ Wären Blicke Messerstiche gewesen, dann hätte sich eine unschuldige Kaffeetasse, die zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war, nach einem neuen Job umsehen müssen. Irgendwann sah Hidan ein, dass es ihn nicht wesentlich beruhigte, Löcher in Geschirr zu starren und er fegte das Ding mit Schwung vom Tisch. Laut klirrend brach das Porzellan. Wahrscheinlich würde Kakuzu ihm dafür wieder irgendeine Sklavenarbeit aufhalsen. Wegen mutwilligen Zerstörens von Akatsuki-Eigentum. Und weil er den wahren Wert des Geldes immer noch nicht begriffen hatte. Geld, Geld, Geld, immer nur Geld! Das war doch zum kotzen! Wie oft hatte Hidan schon mit dem Gedanken gespielt, Kakuzus Barschaft einfach zu verbrennen, damit er sah, dass man sich darauf nicht verlassen konnte. Jashin konnte man nicht zerstören. Selbst er als sein treuer Anhänger war unsterblich. Aber er hatte immer wieder Abstand von der Idee genommen.

Nicht etwa, weil er sich vor dem glühenden Hass seines Partners fürchtete, der unweigerlich auf ihn fallen würde, sollte er etwas derartiges tatsächlich tun, nein. Hass wäre eine deutliche Verbesserung des momentanen Standards, denn Kakuzu verachtete ihn so sehr, dass er ihn nicht einmal für würdig hielt, gehasst zu werden. Er unterließ es aus einem Grund, der ihm selbst weitestgehend unverständlich geblieben war. Wenn das verdammte Geld Kakuzu auch nur annähernd so viel bedeutete, wie er ihm, dann wollte er es ihm allein deshalb nicht nehmen, weil er wusste, wie sehr in der Verlust verletzen musste. Es würde derselbe Schmerz sein, den er tagtäglich durchlebte und den er jedem, wirklich jedem außer seinem Partner von ganzem Herzen wünschte. Ganz besonders Deidara.

Das Blondchen war so voller Leben, so echt und unverfälscht, dass er hätte kotzen können. Man konnte in seinem Gesicht lesen wie in einem Bilderbuch für Kinder unter drei Jahren, jede noch so kleine emotionale Regung spiegelte sich so klar in seinen Augen, dass es unmöglich war, sie zu übersehen. Und das in einer Organisation von mehrfachen Mördern, die allesamt im Bingo-Buch aufgeführt waren. Es war unangemessen. Verdammt nochmal ekelhaft!

Hidan konnte nicht verstehen, warum Sasori ihn wieder und wieder in Schutz nahm. Die verfluchte scheiß Puppe gab sich genauso stoisch wie Itachi und war praktisch unberührbar. Für alle außer Deidara. Das Blondchen hatte ihn angefasst – ohne vorher um Erlaubnis gefragt zu haben, wenn er es recht verstanden hatte – und alles, was er davongetragen hatte, war ein bisschen Nasenbluten. Alle Zeichen deuteten darauf hin, dass Sasori ihn tatsächlich akzeptiert hatte, obwohl alle – ausgenommen vielleicht der Leader – felsenfest davon überzeugt gewesen waren, dass er außer Orochimaru keinen Partner dulden würde. Und das schlimmste war, dass Deidara die offenkundige Zuneigung seines 'Meisters' nicht einmal erkannte, geschweige denn zu schätzen wusste.

Dieser kleine Idiot hielt es wohl für selbstverständlich, dass er nicht schon lange einer plötzlichen Vergiftung erlegen war! Er hatte es nicht verdient, so einfach davonzukommen! Er würde leiden müssen, mehr als Hidan selbst. Er würde so sehr leiden, dass er nur noch sterben wollte. Und im Gegensatz zu ihm war Deidara so sterblich wie ein beschissenes Glühwürmchen.

Wenn es erst jemanden gab, dem es schlechter ging als Hidan, dann nahm die widerlich verzweifelte Leere in ihm vielleicht wieder ab. Und wenn er Kakuzu nicht richtig hassen konnte, dann hasste er eben das Blondchen. Oh, er würde sein Leben zu etwas machen, gegen das die Hölle ein Paradies sein würde! Die Hauptsache war, dass er nicht mehr so viel an Kakuzu denken musste. Er wollte das nicht. Er konnte es schlichtweg nicht mehr ertragen. Und seine Fassade begann zu bröckeln. Hidan war sich sicher, dass Itachi sein wohl gehütetes Geheimnis durchschaut hatte. Er machte in letzter Zeit eindeutig zu viele Andeutungen. Wahrscheinlich hatte er Bescheid gewusst, bevor er selbst es begriffen hatte, und er konnte nicht behaupten, dass er glücklich darüber war. Wenn ein Shinobi wie Itachi seine Umwelt erst einmal durchschaut hatte, dann war das höchst gefährlich. Vor allem, weil er selbst zu undurchschaubar war, um etwas über ihn zu erfahren, das sich notfalls gegen ihn verwenden ließ.

Shinobi hatten keine Gefühle, so lautete die Regel. Es gab viele, die sie perfekt beherrschten. Itachi, Konan, Zetsu und Kakuzu gehörten dazu. Kisame auch, falls man Schadenfreude als Eigenschaft ansah. Vielleicht auch der Leader.

Deidara beherrschte sie nicht. Aber er beherrschte sie auf eine Art und Weise nicht, die ihm kaum gefährlich werden konnte.

Bei Hidan lag die Sache anders. In einem Anfall spontaner Verzweiflung ließ er den Kopf auf die Tischplatte knallen. Er wusste nicht, woher er es wusste – schließlich hatte er keine anderweitigen Erfahrungen gemacht, die er zu Vergleichszwecken hätte heranziehen können – aber er war sicher, dass das, was er für seinen Partner empfand, reine, unverfälschte Liebe war. Keine Hassliebe, keine freundschaftliche oder platonische Liebe oder auch Faszination, sondern Liebe in einer Form, die viel eher zu Miss XY aus einem Groschenroman, als zu einem S-Rang Nuke-nin gepasst hätte. Und dabei war es so völlig an den Haaren herbeigezogen! Er hatte Zeit seines Lebens noch keine Liebe für irgendeinen Menschen empfunden, nicht einmal für die Menschheit als Ganzes. Und ausgerechnet jetzt hatte es ihn erwischt. Wie ein Virus, der ihn völlig lahm gelegt hatte. Warum ausgerechnet Kakuzu? Nicht, dass er jemals ein großer Freund und Verfechter von Logik gewesen war, aber DAS war in einem Maße unlogisch, das selbst ihm zu viel war. So sehr er sich auch bemühte, er konnte nichts an ihm finden, das irgendwie positiv zu bewerten gewesen wäre. Er war und blieb ein gottverdammtes Arschloch. Wie konnte es sein, dass er sich trotzdem keinen perfekteren Menschen vorstellen konnte? Es war so beschissen sinnlos!

Hidan schrak zusammen, als jemand die Türe auf und ihn damit aus seinen Gedanken riss. Er sprang so hektisch auf, dass er weitere zwei Tassen vom Tisch fegte und ihnen ungewollt ein frühes Ende bereitete.

Als er sah, wem er den Schrecken zu verdanken hatte, sank seine Laune dermaßen weit unter den Nullpunkt, dass endgültig nichts mehr zu retten war. Dieser kleine Scheißkerl hatte ihm gerade noch gefehlt.

„Verpiss' dich, Tobi!“, befahl er grob, allerdings wenig erfolgreich.

„Das ist die Küche, Hidan“, erinnerte ihn der Störenfried, während er sich eine der wenigen unversehrten Tassen schnappte und Kaffeewasser aufsetzte. „Die Küche ist ein öffentlich zugänglicher Raum. Tobi darf die Küche betreten, wann immer er will. Außerdem ist es bald Zeit zum Abendessen, Hidan.“

Hidan tat durch ein Meer von Scherben hindurch ein paar Schritte auf ihn zu und setzte ein ebenso irres wie bedrohliches Grinsen auf, bevor er seinerseits etwas klarstellte: „Auch wenn du es mit deinem beschränkten Horizont wahrscheinlich nie begreifst, Tobi“, säuselte er in vollendet aufgesetzter Freundlichkeit „Wir sind die Akatsuki! Keine beschissene große, glückliche Familie mit Hund und zwei Kindern! Hier gibt es kein verdammtes gemeinsames Abendessen!“

Tobi zeigte sich weitestgehend unbeeindruckt. „Das ist sehr schade, Hidan“, meinte er bedauernd. „Tobi wird Pain bitten, das zu ändern.“

„Der Leader ist doch kein verschissenes Kleinkind wie du!“ Hidan lachte schadenfroh. „Der schmeißt dich raus, bevor du überhaupt deine vorlaute Klappe aufreißen kannst!“

„Tobi wird es trotzdem versuchen“, beharrte der Maskenträger auf seiner Idee und fast glaubte Hidan, so etwas wie Belustigung in seiner Stimme ausmachen zu können. „Tobi ist sicher, dass Sie es mögen würden, auch wenn Sie sich so sehr dagegen sperren. Es würde das Miteinander verbessern.“ In aller Seelenruhe goss er den fertigen Kaffee in seine Tasse.

„Willst du es nicht begreifen oder bist du wirklich so verdammt dumm?!“ Scherben knirschten unter Hidans nackten Fußsohlen, doch er schien sich nicht daran zu stören, dass ihm die scharfen Kanten wie Klingen die Haut zerschnitten, denn er machte keinerlei Anstalten, sich einen anderen Standort zu suchen. „Hier wird es niemals irgendein scheiß kitschiges Miteinander geben! Ich habe jedenfalls kein verdammtes Interesse daran, diese Arschgesichter häufiger zu sehen, als unbedingt notwendig.“

„Das glaubt Tobi Ihnen nicht, Hidan“, erwiderte Tobi ruhig. „Tobi hätte gerne Deidara nach seiner Meinung gefragt, aber Sasori hat ihn weggeschickt.“

„Was zum Teufel hast du denn erwartet, du kleiner Scheißer?!“, kommentierte Hidan belustigt. Egal, an welche Tür er klopfte, offene Ablehnung war das Einzige, was Tobi ernten würde. Ein Vorschlag, der darauf abzielte, die Beziehungen innerhalb der Organisation zu vertiefen und zu verbessern, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Für glückliches Miteinander verriet niemand sein Dorf.

Tobi ging nicht auf seine Bemerkung ein. „Tobi wird das alleine schaffen“, erklärte er stattdessen im Brustton der Überzeugung. „Tobi ist ein guter Junge. Pain wird ihm diesen Wusch nicht abschlagen.“ Dann wandte er sich zum Gehen.

„Von mir aus kannst du das gerne versuchen“, rief Hidan ihm lachend nach. „Dann wirst du schon sehen, dass du mit der Scheiße keinen Blumentopf gewinnst!“ Natürlich würde der Leader diese absurde Bitte ablehnen. Er konnte gar nicht anders. Außer dem Blondchen war mit Sicherheit keiner hohl genug, um sich über eine gemeinsame Abendgestaltung zu freuen. Wenn überhaupt, dann brachten sich die Akatsuki Respekt entgegen, wirklich mögen würden sie sich nie. Zumindest, wenn man von einer einzigen, unglückseligen Ausnahme absah. Um etwas so nutzloses wie Freundschaften aufzubauen, brauchte es eine Grundlage des Vertrauens. Und wer allen Ernstes einem S-Rang Nuke-nin vertraute, der war... selber schuld.

Hidan beschloss, noch ein Weilchen in der Küche zu bleiben. Vielleicht würde er gegen später die Scherben und seine eigenen, blutigen Fußabdrücke vom Boden entfernen, damit Kakuzu nicht gleich wieder ausrasten musste. Dass er ihm den Kopf abgeschlagen hatte, war mehr als genug für einen Tag. Sich jetzt wieder mit ihm anzulegen, würde vermutlich darauf hinauslaufen, dass Kakuzu ihn für längere Zeit aus dem Weg schaffte, und das wollte er nicht.

Trübsinnig schlurfte Hidan zurück zum Fenster und ließ sich davor auf einen Stuhl fallen. Es hatte angefangen zu regnen und große Tropfen klatschten gegen die Scheibe. Das monotone Prasseln machte ihn nervös. Hoffentlich ließ Kakuzu ihn später in der Nacht wieder ins Zimmer. Dann konnte er sich die Bettdecke über den Kopf ziehen und den ganzen Scheißdreck wenigstens ein paar Stunden lang ignorieren...

fucked up decisions

Hallo zusammen!

Das neue Semester hat begonnen, die Kapitel kommen nicht mehr ganz so schnell. Daher möchte ich folgendes Angebot unterbreiten: Falls Interesse besteht, werde ich eine ENS-Liste anlegen und euch benachrichtigen, sobald es weiter geht. Einfach per Kommentar oder ENS Bescheid sagen, wenn ihr aufgenommen werden wollt.^^

In diesem Kapitel erwartet die Akatsuki eine kleine Neuerung, mit der Hidan im Leben nicht gerechnet hätte und Deidara darf wieder ein bisschen mitspielen, wenn sein Auftritt auch wieder nicht besonders gloreich ausfällt.^^ Willkommen zu Tag 2!
 

Irgendwann in der Nacht musste Hidan eingeschlafen sein, denn als er die Augen aufschlug lag er mit dem Gesicht auf dem Boden, einen Fuß zwischen den Schulterblättern, der ihn so fest herunter drückte, dass sich die Scherben der zerschlagenen Kaffeetassen tief in seinen nackten Oberkörper gruben. Bevor er den Schmerz überhaupt so recht registrierte, wusste er, dass es Kakuzu gewesen sein musste, der ihn auf diese wenig zuvorkommende Art geweckt hatte und ein ekelhaft warmes Glücksgefühl ergriff von ihm Besitz. Sekundenlang bewegte er sich nicht und genoss stumm seine Anwesenheit und den bekannten, pochenden Schmerz, der von den verwundeten Stellen ausgehend heiße Wellen durch seinen Körper sandte. Dann wurde sein Kopf wieder klar.

Kraftvoll stieß er sich vom Boden ab, rollte zur Seite weg, um zu verhindern, dass Kakuzus Fuß ihn noch einmal erwischte und richtete sich auf.

„Was soll die Scheiße, Narbenfresse?!“, beschwerte er sich und funkelte seinen Partner wütend an. „Das ist verdammt nochmal keine Art jemanden zu wecken! Wenn du schon so verflucht schlau bist, solltest du wissen, dass das beschissen WEH tut!“

Kakuzu gab ein leises, resigniertes Seufzen von sich, ehe er Hidan den Rücken kehrte und sich genau auf dem Stuhl niederließ, auf dem bis vor Sekunden noch sein Partner gesessen hatte. „Und ich hätte geschworen, dass dir das gefällt“, bemerkte er kühl, doch hinter seiner Maske verzog er die Lippen zu einem gemeinen Grinsen. Hidan musste es nicht sehen, um zu wissen, dass es da war.

„Verarsch' mich nicht!“, knurrte er, bemüht, seiner Stimme einen möglichst bedrohlichen Klang zu verleihen, auch wenn es mehr als unwahrscheinlich war, dass Kakuzu sich tatsächlich von ihm einschüchtern ließ. „Ich hab' dich gefragt, was in drei Teufels Namen dieser beschissene Scheißdreck sollte! Erst schlägst du mir den Kopf ab und dann schmeißt du mich ohne jede Vorwarnung in einen gottverdammten Scherbenhaufen! Du hast sie doch nicht mehr alle!“

Kakuzu hielt es nicht einmal für notwendig, ihn anzusehen. „Niemand außer dir ist so daneben, aus einer Laune heraus unser Geschirr zu zerschlagen“, erklärte er ruhig. „Du kannst dich kaum beschweren, wenn du dich an Scherben schneidest, die es ohne dich gar nicht geben würde. Dummheit tut weh, das war schon immer so und wird auch immer so bleiben.“

Er hatte den Mund noch nicht geschlossen, als Hidan siedend heiß einfiel, dass er völlig vergessen hatte, das Chaos zu beseitigen, das er in seiner Wut angerichtet hatte. Gleißend fielen die Strahlen der frühen Morgensonne auf getrocknete Blutlachen und verklebte Scherben, seine Fußspuren zogen sich quer durch den ganzen Raum. Er konnte nicht leugnen, dass die Küche schon einmal besser ausgesehen hatte und dass es unter den gegebenen Umständen die einzig natürliche Konsequenz war, dass Kakuzu ihm kundtat, wie sehr ihm die Unordnung missfiel. So betrachtet musste sein Partner außergewöhnlich gut gelaunt sein, wenn er es tatsächlich bei diesem einen halbherzigen Angriff beließ. Trotzdem konnte Hidan diese Beleidigung nicht einfach so hinnehmen. Er wollte gerade zu einer bissigen Erwiderung ansetzen, als ihm jemand ins Wort fiel, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte.

„Du musst zugeben, dass Kakuzu nicht ganz unrecht hat.“ Konans blaues Haar schimmerte in der Sonne wie die karibische See und sie lächelte ein dermaßen beschwichtigendes Lächeln, dass es allenfalls dazu geeignet war, Hidan zur Weißglut zu treiben.

„Ach, wirklich?“ Hidan lachte bitter, wagte es aber nicht sie anzugreifen – nicht einmal verbal – da nicht nur Zetsu und Tobi, sondern auch der Leader unmittelbar hinter ihr standen. Nicht, dass er Tobi in irgendeiner Form für gefährlich gehalten hätte, doch mit den anderen beiden war im Zweifel nicht zu Spaßen. Und selbst für Hidan hatte die Vorstellung nichts angenehmes, Zetsu als Frühstück zu dienen.

Konan nickte sanft. „Ja, Hidan“, bestätigte sie überflüssigerweise und ließ demonstrativ den Blick über den unappetitlichen Bodenbelag gleiten. „Du solltest in Zukunft tatsächlich davon absehen, das Hauptquartier zu beschädigen. Damit tust du dir selbst nichts Gutes.“

Hidan ließ ein abfälliges Schnauben hören. „Tse! Das ist doch-“

„Hidan wird das sofort wieder saubermachen, Konan, keine Sorge“, bestimmte Kakuzu und griff so unvermittelt nach dem Arm seines Partners, dass Hidan überhaupt nicht auf die Idee kam, auszuweichen und sich somit erneut in seinem eisernen Griff gefangen sah. „Nicht wahr?“ Ohne große Mühe verdrehte er seinen Arm so weit, dass er es nicht aushielt und mit einem schmerzerfüllten Keuchen in die Knie ging.

„Das ist das verdammte letzte Mal, dass ich einen Lappen in die Hand nehme, Arschgesicht!“, erklärte Hidan und versuchte vergeblich, das Zittern zu unterdrücken, das seine Finger ergriffen hatte, um seiner Niederlage wenigstens diese letzte demütigende Offensichtlichkeit zu nehmen. „Darauf kannst du Gift nehmen!“ Er sog harsch die Luft ein, als Kakuzu ihn daraufhin noch etwas weiter Richtung Boden zwang. Dann erst fiel ihm auf, was ihm eigentlich schon längst hätte auffallen können, wäre er nicht wieder so ausdauernd mit seinem Partner beschäftigt gewesen. „Was in Jashins Namen soll überhaupt der ganze Auflauf?“, fasste er seine Frage in Worte.

Mit der Anmut einer Heiligen schwebte Konan auf ihn zu und hockte sich vor ihm auf den Boden, was ihn nur unnötig auf seine erniedrigende Lage aufmerksam machte. Beiläufig pflückte sie ein paar Scherben aus seiner nackten Brust, bevor sie antwortete. „Das war Tobis Idee“, erläuterte sie lächelnd und Hidan wurde blass. Übelkeit stieg in ihm auf, so klar war ihm geworden, was das zu bedeuten hatte.

„Du willst doch nicht behaupten, dass...“

Die Blauhaarige nickte bestätigend. „Von heute an werden wir alle zusammen Essen. Das betrifft Frühstück und Abendessen. Eine schöne Idee. Ich denke, dass wird auch euer Verhältnis zueinander verbessern.“ Sie warf Kakuzu einen vielsagenden Blick zu, dann löste sie sanft und völlig gewaltlos seinen Griff.

Hidan taumelte. Das konnte nicht wahr sein. Das DURFTE nicht wahr sein! Wie hatte Pain das zulassen können?! Schlimm genug, dass er sich Tobis Hirngespinste überhaupt anhörte – jetzt setzte er seine idiotische Idee auch noch in die Tat um! Und wie auf Kommando schlappte die kleine Pest auch schon auf ihn zu und musterte ihn intensiv. Hidan hätte gerne nach ihm geschlagen, aber der Schock saß wohl zu tief. Er konnte keinen Finger rühren.

„Tobi hat Ihnen doch gesagt, dass alle begeistert sein werden“, meinte er vergnügt. „Sie werden es auch mögen, da ist Tobi sicher. Wenn Kakuzu Sie nicht mehr so schlecht behandelt, sind Sie wenigstens nicht mehr so traurig und müssen nicht mehr so aggressiv sein. Tobi weiß, dass Sie Kakuzu gern haben.“

Allein der Fakt, dass Tobi unverschämt geworden war, hätte vielleicht nicht ausgereicht, um Hidan aus seiner Starre zu befreien, doch dass er mit seinen Worten darüber hinaus gefährlich direkt den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, tat sein übriges.

Hidans Gesicht verzog sich zu einer zornigen Grimasse und ehe Tobi es sich so recht versah, wurde er von einem gezielten Tritt gegen die Wand geschleudert. „Halt die Fresse, du kleine Ratte!“, brüllte er in einer Lautstärke, die selbst die weitestgehend schalldichten Wände des Hauptquartiers durchdrungen haben musste. „Ich werde in den gottverdammten nächsten tausend Jahren nichts positives an diesem geldgeilen Zombie finden und ein unverschämter Vorgartenzwerg wie du wird daran bestimmt nichts ändern! Wenn du mich fragst, hast du beschissenes Glück, dass ich mir zu schade dafür bin, einem Wicht wie dir den Hals umzudrehen!“

„Tobi versteht nicht, warum Sie so wütend sind“, keuchte der Maskenträger und kam mehr schlecht als recht wieder auf die Füße. „Warum sind Sie so gemein zu Tobi? Tobi hat Ihnen überhaupt nichts getan. Und...“

Der Rest von Tobis weinerlich vorgetragenem Lamento ging in Pains Worten unter. „Damit ist alles geklärt, denke ich“, bestimmte er mit einem etwas zu nervösen Lächeln. „Tobi, Hidan, setzt euch bitte. Wir werden noch auf die anderen vier warten, Konan hat alle informiert.“ Für den Bruchteil einer Sekunde schloss er die Augen, um zu sich selbst zurück zu finden, und als er weitersprach umgab ihn wieder jene erdrückende Aura von Dominanz und Autorität, die einen guten Leader ausmachte. „Es ist mir egal, was ihr im einzelnen von dieser Neuerung haltet – es wird keine Diskussionen geben. Wie sollen wir vernünftig arbeiten, wenn ihr euch untereinander an den Kragen geht?“

Hidan seufzte abgrundtief, als er realisierte, dass er diesem morgendlichen Event nicht mehr entkommen konnte, leistete der Aufforderung aber Folge. Wenn er nur nicht in der Küche eingeschlafen wäre! Dann hätte er vielleicht noch rechtzeitig verschwinden können. Was für ein durch und durch beschissener Morgen! Er hatte überhaupt nicht vor, sich mit irgendjemandem besser zu verstehen. Und er würde den Teufel tun!

Etwas in ihm hoffte darauf, dass Deidara sich bald sehen ließ. Für seine Wut war er das ideale Ventil.
 

Erleichterung durchströmte Sasori von Kopf bis Fuß, als Hiruko endlich wieder vollkommen intakt war. Perfekt bis ins letzte Detail. Die ganze Nacht hatte er an den Reperaturen gesessen – nun war es an der Zeit dem Befehl des Leaders nachzukommen und sich in die Küche zu begeben. Gemeinsames Frühstück. Eine gnadenlos absurde Idee. Aber er war nicht in der Position, sich dagegen aufzulehnen. Was der Leader sagte, wurde gemacht. Er hatte vollkommenes Vertrauen in seine Entscheidungen. Wie sonst hätte er einen Grünschnabel wie Deidara als Partner akzeptieren können?

Der Blonde schlief noch immer tief und fest. Fast bedauerte er, ihn wecken zu müssen. Er war bei weitem erträglicher, wenn er einmal still war und keine Dummheiten anstellte. Apropos Dummheit – vor dem Frühstück musste er ihm unbedingt noch nahe bringen, dass er jedwedes Verhältnis zu anderen Akatsuki-Mitgliedern unter keinen Umständen tolerieren würde. Kurz und schmerzlos. Wenn er den Leader nicht verärgern wollte, blieb ihm nicht mehr viel Zeit für eine Zurechtweisung.

Hirukos Schwanz schnellte vor und wickelte sich fest um die Fußgelenke seines Partners. Mit einem Ruck riss er ihn hoch und ließ ihn kopfüber unter der Decke baumeln. Ein leiser, überraschter Schrei verriet ihm, dass seine Weckaktion von Erfolg gekrönt gewesen war.

Im ersten Augenblick begriff Deidara nicht, wo er sich befand. Seine ganze Haltung fühlte sich falsch an und das letzte, an das er sich erinnerte, war Kälte. Eine Kälte, vor der er nicht hatte fliehen können, der er vollkommen schutzlos ausgeliefert gewesen war. Ein Traum?

Desorientiert versuchte er, seine Beine zu bewegen und scheiterte. War er gefesselt? Warum hing er in der Luft? Erst als sein Blick auf Hirukos hässliche, gebückte Gestalt fiel, begriff er.

„Lassen Sie mich runter, Meister Sasori, hn!“ Es war weniger ein Befehl als eine Bitte, doch sein Partner schien nicht gewillt zu sein, seiner Aufforderung nachzukommen. Was ging hier vor? Natürlich kam es vor, dass Sasori ihm gegenüber handgreiflich wurde, aber niemals aus heiterem Himmel und ohne, dass er irgendetwas gesagt oder getan hätte, dass ihn wütend gemacht haben könnte.

„Da wir nicht viel Zeit haben, mache ich es kurz“, erklärte Sasori sachlich. Der Klang seiner Stimme jagte Deidara kalte Schauer über den Rücken. Hatte er sich schon so sehr daran gewöhnt, ihn außerhalb seiner Puppengestalt zu sehen, dass ihn selbst die Veränderung seiner Stimmlage erschreckte? Er hatte diesen hässlichen und unförmigen Körper noch nie gemocht. Warum konnte Sasori denn nicht wenigstens im Hauptquartier er selbst sein? Deidara registrierte verwirrt, dass er ehrlich enttäuscht war, wieder nur eine leblose Hülle präsentiert zu bekommen. Dieses Monstrum machte es ihm so unendlich schwer zu begreifen, was in seinem Partner vorging und worauf er hinaus wollte. Auch wenn das kaum möglich gewesen war, als er sich nicht in dieser klobigen Gestalt verborgen gehalten hatte, so war es doch wesentlich einfacher gewesen. Er hatte menschlicher gewirkt. Nicht so verteufelt unnahbar und bedrohlich.

„Ich verlange, dass du dich von Itachi fernhältst“, fuhr Sasori fort und Deidara stockte der Atem. Wie konnte sein Meister davon wissen? Er hatte ihn bewusst im Unklaren gelassen, um sich selbst die Schande zu ersparen. Hatte der Uchiha ihm davon erzählt? Nein, das war mehr als unwahrscheinlich. Und dennoch... „Es liegt nicht in meinem Interesse, mich mit einem Partner herumzuschlagen, der mit den Gedanken sonstwo ist.“ Er hätte schwören können, dass Sasoris Tonfall noch ein bisschen kälter geworden war. „Du bist schon unter normalen Umständen kaum zu gebrauchen, also sorge wenigstens dafür, dass dein Körper intakt bleibt.“

„M-Meister Sasori-“, stotterte Deidara, unschlüssig, was er dazu sagen sollte, und stellte unangenehm berührt fest, dass seine Wangen glühten. Schlimmer hätte es kaum kommen können. Sasori hätte niemals erfahren dürfen, dass er mit Itachi geschlafen hatte, ausgerechnet mit Itachi. Sein Hass auf den Uchiha war kein Geheimnis und Sasori wusste besser, wie sehr er ihn verabscheute, als jeder andere. Wie glaubhaft wirkten seine Wutanfälle, wenn er so etwas zuließ? Über all seinem Unbehagen vergaß er sogar, sich darüber zu ärgern, dass ihn sein Meister tatsächlich als nutzlos bezeichnet hatte.

„Keine Widerrede!“ Hirukos Schwanz riss ihn in einem weiten Bogen herum und sekundenlang wurde Deidara schwarz vor Augen, so heftig war das Schwindelgefühl, das von ihm Besitz ergriffen hatte. „Du wirst mir jetzt versprechen, dass du das nie wieder tust!“

Für den Bruchteil einer Sekunde verfinsterten sich Deidaras Gesichtszüge. Wie kam sein Partner dazu, ihm zu sagen, was er zu tun und was er zu lassen hatte?! Dass er ihn respektierte bedeutete nicht, dass er sich selbst zu einer Marionette degradiert hatte, die hilflos an seinen Fäden baumelte. „Das geht sie nichts an, Meister Sasori, hn!“, bestimmte er trotzig. Er war ein erwachsener Mann und Sasori darüber hinaus nicht sein Erziehungsberechtigter. Im Grunde waren sie gleichberechtigte Partner. Befehle, die keine Mission betrafen, musste er nicht entgegennehmen. „Sie haben kein Recht, sich in meine Privatangelegenheiten einzumischen, hm.“

Vielleicht hätte er nichts sagen sollen, solange ihn der Schwanz der skorpionähnlichen Puppe noch in der Luft hielt, denn sobald er den Satz beendet hatte, rauschte er mit dem Kopf voran auf den harten Boden zu. Erst kurz bevor er aufschlug, wurde er zurück gerissen.

„Das ist nicht deine Privatangelegenheit!“, belehrte ihn sein Partner kalt. „So kaputt wie du bist, bringst du uns beide in Gefahr. Wenn du unbedingt sterben willst, dann tu' das alleine. Hast du das verstanden, Rotzgöre?“

„Und ich sage, es ist eine Privatangelegenheit“, widersprach Deidara. Langsam wurde es ihm zu bunt. Er war kein Kind, er konnte ohne weiteres auf sich selbst aufpassen. Zwar konnte er nicht leugnen, dass er sich immer noch ein bisschen kaputt fühlte, aber daran war auch sein Partner nicht unbedingt unschuldig. Schließlich hatte er ihn geschlagen. Außerdem hatten sie noch ganze sechs Tage frei, bevor sie sich wieder auf einen Auftrag konzentrieren mussten. Wie er es auch drehte und wendete, Sasoris Anklage stand auf recht wackligen Beinen. „Mischen Sie sich nicht in Dinge ein, die sie nichts angehen, hn!“

„Also hast du es nicht verstanden“, stellte Sasori nüchtern fest. „Dann muss ich es wohl etwas deutlicher formulieren.“

Die deutlichere Formulierung war nonverbaler Art. Bevor Deidara auch nur protestieren konnte, hatte er ihn wieder hochgehoben und mit Schwung gegen die Wand geschleudert. Als er Hirukos Schwanz zurückzog, sackte er reglos zu Boden. So wie es aussah, war der Aufprall härter gewesen als erwartet, denn Sasori hatte im Grunde nicht beabsichtigt, ihn bewusstlos zu schlagen. Schließlich bedeutete das, dass er ihn wohl oder übel zum Frühstückstisch schleppen musste, da der Leader ausdrücklich vollzähliges Erscheinen gefordert hatte. Und dieser unnötige Aufwand verärgerte ihn. Hoffentlich hatte er wenigstens seinen Standpunkt deutlich genug dargelegt.

Schlecht gelaunt sammelte er Deidaras Mantel vom Boden auf und zog ihm das schwere Kleidungsstück über. Es hatte sich ja gezeigt, dass es keine gute Idee war, ihn halb nackt durch die Gänge spazieren zu lassen. Anschließend wickelte er Hirukos Schwanz um den erschlafften Körper und machte sich auf den Weg. Die kleine Unterredung hatte länger gedauert, als befürchtet. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte er den Leader warten lassen. Und diese Erkenntnis trug nicht gerade dazu bei, seine Laune zu heben.

fucked up bets

Sodala, hier ist Kapitel 8.^^

Das ging schneller, als ich ursprünglich erwartet hatte, aber dafür ist es auch ein bisschen kürzer als der Durchschnitt. Eigentlich hatte ich vor, die Szene noch zu Kapitel 7 zu packen, aber das wäre dann wiederum ein bisschen zu lang geworden. Ist ja auch egal. Ich wünsche jedenfalls viel Spaß damit!

Mein Angebot steht noch: falls jemand per ENS benachrichtigt werden möchte, sobald ein neuer Teil on ist, braucht er mir das nur mitzuteilen.
 

@ diamondgirl: Wenn mir überhaupt irgendeiner von den Kerlen leid tut, dann IST das Hidan. So viel wie er bekommt sonst keiner ab. Wobei... Wenn ich mir die Storyline so ansehe, dann ist das auch schon wieder Ansichtssache... ;)
 

@ Das_tote_Dei: Tjaja, die Akatsuki sind ja kein Wohlfahrtsverband.^^ Freut mich natürlich, wenn's dir gefällt. Und danke für die 'Glückwünsche zum Semesterbeginn', kann ich immer gut gebrauchen.
 

„Was hast du denn mit unserem Blondchen angestellt?“, erkundigte Kisame sich vergnügt, als Sasori seinen bewusstlosen Partner etwas umständlich auf einen Stuhl – möglichst weit entfernt von Itachi – bugsierte. Was für ein Glück, dass er noch vor dem Künstler-Team eingetroffen war. Diesen Anblick hätte er ungern verpasst.

Deidara kippte vornüber, kaum dass Sasori ihn freigegeben hatte und schlug mit der Stirn gegen die Kante eines Tellers. Das Geschirr knackste gefährlich, überstand den Aufprall wider Erwarten jedoch unbeschadet. Kakuzu, der rechts von ihm saß, atmete erleichtert auf.

„Das würde mich allerdings auch interessieren“, warf Pain weitgehend gelassen ein. Der strenge Unterton, den er seinen Worten verliehen hatte, war dennoch nicht zu überhören. „Mir scheint, dass Tobis Einwand durchaus einiges für sich hatte.“ Er nickte dem Maskenträger anerkennend zu, was eben jenem ein weiteres, triumphierendes „Tobi hat es Ihnen von Anfang an gesagt, Hidan“ entlockte. Dann wandte er sich erneut dem Puppenspieler zu. „Wie ich das sehe, ist es tatsächlich notwendig die Bindungen unter euch zu stärken. Ich wüsste nicht, womit Deidara diese Behandlung verdient hätte.“

Sasori wusste es. Nichtsdestotrotz nickte er ergeben. „Wie Sie wünschen“, erklärte er und ignorierte dabei gekonnt sowohl Hidans, als auch Kisames süffisantes Grinsen. Zu seinem großen Bedauern war er allem Anschein nach nach wie vor einer der einzigen, die sich den Anweisungen des Leaders widerspruchlos fügten.

„Da nun alle versammelt sind...“ Konan ließ den Blick aufmerksam über die kleine Runde gleiten „...können wir frühstücken. Nicht wahr, Nagato?“

Pain gab ein sonores Brummen von sich, das ohne weiteres als Bestätigung gedeutet werden konnte.

„Nun denn!“ Sie klatschte aufmunternd in die Hände – ein kläglicher Versuch so etwas wie Begeisterung bei ihren Mit-Akatsuki zu wecken. „Weckt Deidara, dann gibt es Kaffee!“

Hidan reagierte sofort. „Überlass' das mir“, bestimmte er und kicherte leise vor sich hin, während er nach einer bereits gefüllten Kaffeetasse griff, die nicht unweit von ihm entfernt stand, ursprünglich aber seinem Partner zugedacht gewesen war. Bevor ihn auch nur irgendjemand hätte aufhalten können, war er auf die Sitzfläche seines Stuhls gesprungen und hatte sich – mit einem Fuß auf der Tischkante abgestützt – über die Tafel gebeugt und das Gefäß gefährlich zur Seite geneigt, um den blonden Künstler mit einer brühend heißen Kaffeedusche wieder zu sich zu bringen. Hölle, ja, er freute sich auf die schmerzerfüllten Schreie dieses kleinen Versagers! Er sollte es bloß nicht wagen, den ganzen Tag bewusstlos auf seinem Stuhl zu hängen. Was für ein himmelschreiend langweiliger Zustand! Solange er bewusstlos war, konnte er nicht leiden. Und Hidan wollte, dass er litt!

Zu seinem Erstaunen aber unterblieb die erhoffte Reaktion. Stattdessen spürte er, wie heißer, flammender Schmerz sein eigenes Handgelenk ergriff. Irritiert betrachtete er die Tasse in seiner Hand, die nun nicht länger eine Tasse war. Nur eine weitere blutige Ansammlung winziger Bruchstücke.

Bevor Hidan hatte begreifen können, was geschah, war Hirukos giftige Schwanzspitze vorgeschnellt und hatte das empfindliche Porzellan zwischen seinen Fingern zerschlagen. Seine Handfläche war eine einzige, klaffende Wunde.

„Sasori, du elender-“ Die Worte blieben ihm im Halse stecken. Mit einem Mal war sein ganzer Körper taub und zittrig und Hirukos scheußliche Fratze verschwamm vor seinen Augen. Nur am Rande nahm er wahr, dass Kakuzu ihm irgendetwas androhte, für den Fall, dass er noch mehr Geschirr zerschlug, dann kippte er hintenüber, riss seinen Stuhl mit sich und versank in Dunkelheit, noch bevor er auf dem Boden aufschlug.

„Ich hasse es, mich wiederholen zu müssen, aber Hidan lässt mir keine Wahl“, grummelte Sasori missgelaunt. „Niemand außer mir legt Hand an meinen Partner! Nicht ohne guten Grund!“ Hirukos Schwanz schlang sich besitzergreifend um Deidaras Oberkörper und richtete ihn auf. Der Kopf seines Partners sackte leblos auf die Brust. Auf seiner Stirn zeichnete sich deutlich der Abdruck des Tellerrandes ab. „Ich hoffe, das haben alle begriffen.“

Sasori ließ sich durch das allgemein vorherrschende Desinteresse nicht beirren. Es wäre geradezu naiv gewesen zu erwarten, dass sich einer der Anwesenden – von Tobi einmal abgesehen – tatsächlich von ihm einschüchtern ließ. Dennoch gab es Dinge, die nicht unausgesprochen bleiben konnten. Itachi hatte er die simple Regel bereits am Tag zuvor erklärt – nun war sie allgemeingültig und offiziell geworden.

Um zu demonstrieren, wie ernst es ihm war, zog er Hirukos Schwanz nicht zurück, als er sich mit einer angedeuteten, entschuldigenden Verbeugung zunächst an den Leader und dann an Kakuzu wandte.

„Schon gut“, bestimmte Kakuzu gelassen und musterte seinen Partner abfällig von oben herab. Ein kleines Rinnsal Blut sickerte aus Hidans Mundwinkel und auch der Rest seines Körpers hatte eindeutig schon bessere Tage gesehen. „Er kann das vertragen.“ Vermutlich hätte er dem Jashinisten selbst einen Denkzettel verpasst, wenn Sasori ihm nicht zuvorgekommen wäre. Vier zerstörte Tassen innerhalb von weniger als zwölf Stunden waren eindeutig zu viel. Der Schaden bewegte sich weit außerhalb der Toleranzgrenze.

Pain hingegen seufzte resigniert. „Also gut. Weckt Deidara UND Hidan auf, dann gibt es Kaffee“, korrigierte er Konans Befehl den Umständen entsprechend. „Im übrigen wäre ich euch sehr verbunden, wenn ihr es künftig unterlassen würdet, die Inneneinrichtung nachhaltig zu beschädigen.“

Damit war alles gesagt. Etwas widerwillig überließ Sasori Kakuzu ein entsprechendes Gegengift, ehe er sich daran machte, seinen eigenen Partner wieder zu sich zu bringen. Am effektivsten war es wohl, ihm ohne viel Federlesens ein Glas Wasser über den Kopf zu kippen. Möglicherweise nicht die netteste Methode, aber um Klassen besser, als kochend heißer Kaffee.

Er gab Deidara erst wieder frei, als er hustend zu sich kam und begann, in Hirukos Umarmung zu zappeln wie ein Fisch auf dem Trockenen.

„Lang genug geschlafen, Mistgöre!“, schnauzte er ihn der Gewohnheit halber an, bevor er augenscheinlich das Interesse verlor und sich dem Geschehen am Frühstückstisch zuwandte. Ihm fiel nicht auf, dass Kisames Grinsen ein gutes Stückchen breiter geworden war.
 

„Was meinst du, Kakuzu?“ Kisame war die etwas zweifelhafte Ehre zuteil geworden, die erste Schicht des neu eingeführten Küchendienstes zu übernehmen und schrubbte nun etwas lieblos Teller und Tassen sauber. Am Grade der Verschmutzung ließ sich unschwer erkennen, wem welche Stücke zuzuordnen waren – er hätte sich damit problemlos bei Wetten, dass bewerben können. Hidans Teller war ein einziges Schlachtfeld, selbst wenn man das frisch eingeritzte Jashin-Symbol übersah, Deidaras Teller sah aus, als wäre irgendetwas darauf explodiert, was wundersamerweise nicht den Tatsachen entsprach, Tobis sah man an, dass er lieber mit seinem Essen spielte, als tatsächlich etwas zu sich zu nehmen, wogegen Itachis so blitzblank und sauber wirkte, dass er beinahe vergessen hätte, ihn zu spülen. Nun, Geschirrbesitzer zu erraten war alles in allem ein netter Zeitvertreib, aber nicht ganz das, womit Kisame sich dauerhaft beschäftigen wollte. „Sag schon – was denkst du?“, wandte er sich erneut an Kakuzu, der geblieben war, um seinen Partner beim Putzen zu beaufsichtigen. Hidan hatte Übung darin, das war nicht zu übersehen. Aber ebenso klar ersichtlich war, dass er nicht eine Sekunde länger mit Lappen auf dem Boden herumrutschen würde, als er dazu gezwungen wurde.

„Was soll ich denn denken?“, erkundigte Kakuzu sich desinteressiert, während er Hidan kurz, aber heftig auf die Hand trat, weil er es gewagt hatte, mit dem kaum gebrauchten Putzlappen über einen kleineren Scherbenhaufen zu wischen und ihn dadurch schwer zu beschädigen. Hidans wütende Beschwerde fand keinerlei Gehör. „Worüber überhaupt?“

Kisame grinste stillvergnügt vor sich hin. „Ich spreche von Deidara“, erläuterte er. „Findest du nicht auch, dass Sasori ihn auffällig intensiv in Schutz nimmt?“

Kakuzu zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. „Was ist daran so seltsam?“, beantwortete er die Frage mit einer Gegenfrage. „Ich kann es auch nicht leiden, wenn andere mein Eigentum beschädigen.“

„Also betrachtest du deinen Partner als dein Eigentum?“ Kisame lachte amüsiert. Er konnte sich kaum vorstellen, dass auch nur ein einziger der anderen Akatsuki diese Vorstellung teilte, nicht einmal Sasori. Allein, weil sich kein halbwegs normaler Nuke-nin freiwillig so weit erniedrigen ließ. Bei Team Zombie lag die Sache möglicherweise anders. Hidan konnte sich zwar nonstop beschweren, aber wirklich etwas gegen Kakuzu ausrichten konnte er nicht, da half ihm auch seine Unsterblichkeit nicht weiter. Schon die Tatsache, dass er den Großteil seiner Freizeit mit besseren Sklavenarbeiten verbringen musste, sprach Bände.

„So in der Art“, bestätigte Kakuzu und wich gerade noch rechtzeitig einem Shuriken aus, den Hidan kochend vor Zorn nach ihm geworfen hatte. Er konnte nicht in Worte fassen, wie sehr er es hasste, wenn Kakuzu von ihm sprach, als wäre er irgendein gottverdammter Einrichtungsgegenstand, ein Haustier im besten Fall. Und das auch noch in seinem Beisein. Nachdem er ihm völlig grundlos die Knöchel der rechten Hand gebrochen hatte. Das war wieder einmal mehr, als er ertragen konnte.

„Sonst geht’s noch, Narbenfresse?!“, fauchte er und verfluchte seine Stimme dafür, dass sie so fürchterlich brüchig klang. Er hoffte, dass Kakuzu diese kleine Zurschaustellung von Schwäche als wütende Fassungslosigkeit oder auch berechtigtes Entsetzen auffassen würde und nicht begriff, dass er tatsächlich kurz davor war, in Tränen auszubrechen. Seit sie ins Hauptquartier zurückgekehrt waren, war alles nur noch Scheiße. Er kam nicht einmal an Deidara heran, ohne Schläge einstecken zu müssen. Während des Frühstücks hatte Sasori so gut wie jede auch nur ansatzweise provokante Bemerkung bitter gerächt, diesbezüglich hatte Kisame unbestritten Recht. Kakuzu hingegen war weit davon entfernt, auch nur daran zu denken, ihn in irgendeiner Form in Schutz zu nehmen. Wenn Hidan am Boden lag, trat er lieber noch einmal nach, um sicherzugehen, dass er seine Lektion auch wirklich gelernt hatte und ihm nicht so bald wieder auf die Nerven ging. Und wenn der Silberhaarige ehrlich war, wünschte er sich das auch überhaupt nicht. Es würde ihn nur weiter von dem Punkt entfernen, tatsächlich respektiert zu werden. Als gleichwertiger und gleichberechtigter Partner.

„Mir war entgangen, dass irgendjemand das Wort an dich gerichtet hat, Hidan“, durchbrach Kakuzu sein geradezu utopisches Wunschdenken auf eine Weise, die verletzender nicht hätte sein sein können. Und mit 'verletzend' war in diesem Falle nicht gemeint, dass er seinen Fuß erneut auf Hidans rechter Hand platziert hatte und somit unversehens die Fraktur in einen komplizierten Splitterbruch umgestaltete. „Sei still und putz' weiter!“

Hidan wollte dazu ansetzen, seinem Partner höflich und charmant wie immer zu erklären, dass er ja wohl ein Wörtchen mitzureden hatte, wenn dermaßen abfällig über ihn gesprochen wurde, doch Kakuzu durchschaute seine Absicht schnell, riss seine Kiefer gewaltsam auseinander und stopfte ihm irgendetwas in den Mund, das er im ersten Augenblick nicht einmal zuordnen konnte. Erst, als sich der Geschmack von klebrig-nassem Papier ausbreitete, begriff er, dass es eine kleine Rolle Küchenpapier war, die dieser Geizkragen aller Sparsamkeit zum Trotz als Knebel zweckentfremdet hatte.

Übelkeit stieg in ihm auf. Das war genug. Bis hierher und nicht weiter! Mit einem trotzigen Funkeln in den Augen kam Hidan auf die Füße, riss sich das ekelhaft fusselnde Zeug aus dem Mund und schleuderte Kakuzu die Rolle, gefolgt von seinem blutdurchtränkten Lappen, mit Schwung vor die Füße. Ohne auch nur ein einziges weiteres Wort an diesen kaltherzigen Bastard zu verschwenden, stapfte er aus der Küche und knallte lautstark die Türe zu. Natürlich gab es Dinge, die er ihm in diesem Moment nur allzu gerne an den Kopf geworfen hätte. Doch die eine Hälfte davon würde er nicht einmal aussprechen, wenn Kakuzu im Sterben lag, und für die andere Hälfte gab es schlichtweg keine Worte. Kein Fluch, keine Beleidigung, war ausdrucksstark genug, um auch nur ansatzweise zu vermitteln, was er fühlte.

„Hidan!“ Kakuzus wütender Schrei wurde fast vollständig von den dicken Mauern des Hauptquartiers geschluckt. Sollte er sich doch aufregen, weil sein gottverdammter scheiß Boden immer noch nicht ganz sauber war! Hidan würde keinen einzigen Finger mehr rühren. Sehr viel schlimmer konnte ihr Verhältnis zueinander ohnehin nicht mehr werden. So viel zu Tobi und seiner ach so tollen Idee...
 

„Dieser sture Holzkopf!“, schimpfte Kakuzu aufgebracht und musste sich ernsthaft zusammenreißen, um nicht vor lauter Wut Kisames frisch gespültes Geschirr kaputt zu schlagen. Schlimm genug, dass ihm Hidan tagein tagaus pausenlos auf die Nerven ging – jetzt hatte er ihn schon so weit, dass er tatsächlich drauf und dran war etwas zu zerstören, das einmal teures Geld gekostet hatte! Woher nahm der uneinsichtige Idiot das Recht einfach wegzulaufen, bevor er es ihm erlaubt hatte?! Das würde er noch einmal bitter bereuen!

„Rebelliert das liebe Eigentum jetzt gegen seinen Herrn?“ Kisame hatte sich lässig neben dem Fenster gegen die Wand gelehnt und betrachtete Kakuzus schwelenden Zorn mit unverhohlenem Vergnügen. „Vielleicht hättest du ihn besser erziehen sollen?“ Er wusste, dass er ihn unnötig provozierte. Und insgeheim hoffte er, dass wenigstens Kakuzu darauf ansprang, wenn ihm Sasori am Abend zuvor schon nicht den Gefallen getan hatte. Aber auch dieses Mal wurde er enttäuscht.

Sekundenlang bebte Kakuzus Körper vor unterdrückter Wut, dann wurde er schlagartig ruhig. Als er sich schließlich wieder zu Kisame umwandte, war sein Gesicht so kalt und ausdruckslos, dass er Itachi ernsthaft Konkurrenz machte.

„Sag', was du mir vorhin sagen wolltest und dann geh' mir aus den Augen!“, befahl er monoton. „Ich habe besseres zu tun, als mich mit dir zu streiten.“

Kisame zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass dieses 'bessere Vorhaben' etwas mit neuen Disziplinarmaßnahmen gegen Hidan zu tun hatte, aber er verzichtete gnädig auf einen entsprechenden Kommentar. Wenn Kakuzu ihn so nett darum bat, würde er ihn nicht enttäuschen. Vielleicht kam nun doch endlich ein bisschen Leben in die Bude.

„Also gut“, lenkte Kisame ein. „Was hältst du von einer kleinen Wette?“

Kakuzu schüttelte vehement den Kopf. Glücksspiele waren ihm gänzlich zuwider. Und Wetten, von denen er nicht schon im Voraus wusste, dass er sie gewann, waren eindeutig unter diesen Begriff zu subsumieren.

Kisame überging die ablehnende Reaktion vollkommen. Natürlich war ihm bewusst gewesen, dass Kakuzu den Vorschlag zunächst in den Wind schießen würde, dazu kannte er ihn wahrlich gut genug. Aber sobald er die genauen Bedingungen gehört hatte, würde er sich darauf einlassen, da war Kisame sich sicher. So wie er ihn einschätzte, würde er das Ergebnis für klarer halten, als es tatsächlich war, denn auch wenn Kakuzu es in der Regel übersah – er ließ sich unterschwellig gern einmal von Vorurteilen leiten.

„Eine Wette zu folgenden Konditionen“, fuhr Kisame gut gelaunt fort. „Die Laufzeit beträgt zwei Wochen – zu diesem Zeitpunkt müssten alle Missionen beendet sein, sodass die Auswertung kaum Probleme bereiten wird. Der Einsatz sollte nicht zu gering bemessen sein. Vielleicht 300?“

„Und um WAS soll ich mit dir wetten?“, hakte Kakuzu ungnädig nach. Ihm war deutlich anzusehen, dass er die ganze Unterhaltung für einen schweren Fall von Zeitverschwendung hielt.

„Oh, natürlich! Das hätte ich ja fast vergessen!“ Hätte er selbstverständlich nicht. Schließlich hatte er sich schon den ganzen Morgen über wie ein Kind darauf gefreut, das endlich sagen zu können. Und zu sehen, wie Kakuzu den Köder schluckte, obwohl er ihn bereits indirekt davor gewarnt hatte.

„Ich sage, Sasori wird sich noch in diesen zwei Wochen in Deidara verlieben. Du hältst dagegen. Gilt die Wette?“ Er sagte es, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, obwohl es ihm unglaublich schwer fiel über dem geradezu lächerlichen Anblick, den Kakuzu ihm bot, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Es lief alles wie geplant.

Tatsächlich hatte Kakuzu mit vielem gerechnet, aber nicht mit einer dermaßen verdrehten Idee. Kisame musste auf den Kopf gefallen sein, anders ließ sich das nicht erklären. Hatte er vergessen, von wem er hier sprach? Sasori konnte Deidara auf den Tod nicht ausstehen und duldete ihn allenfalls, weil Tobi die einzige Alternative darstellte. Außerdem hatte ihn die Zeit mit Orochimaru unmissverständlich gelehrt, dass es ein fataler Fehler war, sich auf seinen Partner einzulassen. Eine Entwicklung, die in Kakuzus Augen nur vernünftig und unbedingt zu begrüßen war. Erschwerend kam hinzu, dass Sasori während der vergangenen Monate ganz offensichtlich auch den letzten Rest von menschlichem Gefühlsbalast erfolgreich losgeworden war. Wenn es eine Wette gab, die er unmöglich verlieren konnte, dann diese.

„Topp, die Wette gilt!“, bestätigte er rasch, um zu verhindern, dass Kisame doch noch zur Besinnung kam und sein Angebot in letzter Sekunde zurückzog. 'Wenn Dummheit einmal nicht weh tut, dann ist sie bares Geld wert', dachte er vergnügt. Er konnte nicht ahnen, dass es derselbe Gedanke war, der im gleichen Augenblick ein verschlagenes Grinsen auf Kisames blaues Gesicht zauberte.

fucked up rebels

Hallo, alle zusammen!
 

Diesmal hat das neue Kapitel lange auf sich warten lassen - dafür muss ich mich entschuldigen. Leider wird es in nächster Zeit nicht besser werden. -.- Nähere Infos zum aktuellen Status meiner FFs finden sich auf meinem Steckbrief.

Ein herzliches Dankeschön an alle, die mir trotz allem treu bleiben!

Zu diesem Kapitel gibt es nicht wirklich viel zu sagen, da es nicht überdurchschnittlich viel Handlung enthält. Ein bisschen Hidan, ein bisschen Deidara, ein bisschen Sasori.

Das nächste dürfte wieder interessanter werden. Ich muss allerding vorwarnen, dass es sich hauptsächlich um eine Rückblende handeln wird. Gaststar: Orochimaru.^^

Viel Spaß beim Lesen! Über Kommentare und Favos habe ich mich natürlich wieder einmal sehr gefreut.^^
 

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Hidan endlich auch die letzten Papierkrümel losgeworden war und sein Mund sich nicht mehr trocken und taub anfühlte. Auch seine rechte Hand konnte er wieder anständig bewegen. Seine Wunden heilten schnell. Zumindest die, die an der Oberfläche lagen. In seinem Inneren sah es etwas anders aus.

Kakuzu hatte ihn schon immer behandelt wie ein Stück Dreck, das war nichts neues, doch seit sie ins Hauptquartier zurückgekehrt waren, hatten seine Misshandlungen eine völlig neue Qualität angenommen. Fast schien es, als wollte er dem Rest der Akatsuki beweisen, dass er nach wie vor weit davon entfernt war, in Hidan mehr als ein notwendiges Übel zu sehen, das ihm der Leader völlig gegen seinen Willen aufgedrängt hatte. Als ob das nötig gewesen wäre!

Außer Hidan selbst interessierte es vermutlich überhaupt niemanden, ob sie sich gut verstanden oder nicht. Nun gut, Tobi und den Leader möglicherweise schon, schließlich hatten die plötzlich ihre Begeisterung für harmonische Zusammenarbeit entdeckt, aber das wiederum war für ihn nicht von Interesse. Fakt war jedenfalls, dass Hidan gut das Doppelte an Schlägen und herabwürdigenden Bemerkungen einstecken musste, wenn einer der anderen anwesend war und langsam aber sicher hatte er es satt. Mittlerweile musste er Kakuzu nicht einmal mehr nennenswert auf die Nerven gehen, um im wahrsten Sinne des Wortes an die Wand geklatscht zu werden. Ihn ernsthaft wütend zu machen schaffte er ohnehin selten, denn dazu musste Kakuzu sich erst einmal wirklich mit ihm auseinandersetzen und solange er stark genug war, um ihn mit ein paar gezielten Schlägen zum Schweigen zu bringen, sah er dazu wohl keine Veranlassung. Unter diesen Umständen hatte er nicht einmal mehr Zeit, seine Religion anständig auszuüben. Wann denn auch, wenn er den ganzen Tag mit putzen, reparieren und sonstigem Kram beschäftigt war?

Hidan war vieles, aber ganz bestimmt kein Dienstmädchen. Er hatte wirklich lange genug nach Kakuzus Pfeife getanzt, damit musste Schluss sein. Ein für alle Mal. Er hatte schlichtweg nicht die Kraft, noch lange so weiterzumachen wie bisher. Wenn er sich Kakuzu nicht widersetzte, konnte er sich gleich auf dem Sklavenmarkt verkaufen lassen; sein Ego hielt diese ewigen Demütigungen nicht mehr aus. Irgendwie musste er es schaffen, seinem Partner endlich Respekt beizubringen, so aussichtslos das im ersten Moment auch erschien. Im Grunde war Kakuzu nur ein verbitterter alter Mann, der sich auf nichts und niemanden verlassen wollte, außer auf sich selbst und sein verfluchtes Geld. Teamarbeit war ihm ein Graus. Und Hidan konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum. So wie er das sah, waren sie wie füreinander geschaffen – wenn dieser kitschige Gedanke einmal erlaubt war. Nicht nur im Kampf ergänzten sich ihre Fähigkeiten perfekt, auch dass sie so unterschiedliche Vorstellungen vom Leben hatten, war nicht zwangsläufig negativ zu bewerten. Wenigstens musste Kakuzu nicht befürchten, dass er sich in seine finanziellen Transaktionen einmischte. Ja, wahrscheinlich könnten sie das beste Team aller Zeiten sein, wäre Kakuzu nicht so stur darauf bedacht, ihn zu verachten und sich so gut es ging von ihm zu distanzieren. Was zum Teufel war denn nur so schwer daran, die Einsamkeit aufzugeben und einen anderen Menschen in seinem Leben zu tolerieren, der KEIN willenloser Untergebener war?! Sogar Sasori und Itachi kamen irgendwie damit zurecht und ihnen war bislang noch kein Zacken aus der Krone gefallen!

Resigniert schlug Hidan den Kopf gegen die hell geflieste Wand des Badezimmers. Eigentlich war es müßig, derartige Vergleiche anzustellen. Schließlich hatte das Blondchen sich freiwillig untergeordnet, indem er angefangen hatte, Sasori als seinen Meister zu betrachten, auch wenn ihm das wohl selbst nicht so richtig bewusst war; und Itachi war geübt darin, Kisame einfach auszublenden, wenn er keine Lust auf menschliche Interaktion hatte, was so ziemlich immer der Fall war. Am wenigsten Spannungen wies vermutlich Konans und Pains Verhältnis zueinander auf, aber das bewegte sich nun endgültig nicht mehr im Rahmen des Vergleichbaren. Er sollte sich besser auf seine eigenen Probleme konzentrieren, wenn er nicht wieder den Küchenboden schrubben wollte, sobald Kisame seinen Partner nicht mehr mit seinem belanglosen Gerede belästigte. Und nichts lag ihm ferner, als das.

Er putzte doch sowieso nur, weil er sich dazu zwingen ließ. Was konnte Kakuzu ihm schon großartig anhaben? Hidan war unsterblich – egal wie oft er versuchte ihn um die Ecke zu bringen, er würde es überstehen. Und schlechter, als er es ohnehin schon tat, konnte sein Partner sowieso nicht mehr von ihm denken. Wie man es auch drehte und wendete - er hatte nichts zu verlieren. Hoffentlich besaß er auch die nötige Willenskraft, Kakuzus geballte Ablehnung zu ertragen ohne gleich wieder einzuknicken. Hidan wusste, dass es ihm nicht leicht fallen würde, aber er wusste auch, dass er über kurz oder lang völlig zusammenbrechen würde, wenn er nicht wenigstens versuchte, seine Situation zu ändern. Ab sofort würde Kakuzu nur noch auf Granit beißen, wenn er ihm irgendetwas absurdes befehlen wollte, das hatte Hidan sich geschworen! Von wegen Eigentum! Von wegen „das kann Hidan sauber machen“! Damit war ein für allemal Schluss!

Entschlossen hob er den Kopf und starrte seinem eigenen Spiegelbild so fest und unbewegt in die Augen, als wollte er sich selbst von der Gültigkeit seiner Worte überzeugen. Dann verließ er das Badezimmer.

Der Tag war noch jung und es war an der Zeit, seinem Gott zu opfern. Das altbekannte Ritual würde ihm mit Sicherheit genügend Kraft geben, um Kakuzu die Stirn zu bieten.
 

„Katsu!“

Ein paar angekokelte Singvögel rasten im Sturzflug Richtung Erde. Deidara betrachtete sie mit einem irren Grinsen. Was war so ein Vogel schon wert? Ihre erbärmliche Existenz bestand nur aus drei Dingen: Fressen, Scheißen und Ficken; zu ihrem nervtötenden Gepiepse wollte er sich gar nicht erst äußern. Trotzdem hatte er sie im Augenblick ihres Todes zu einem unvergleichlichen Kunstwerk erhoben. Erst in der Vergänglichkeit entfaltete sich wahre Schönheit, das hatte er sich selbst soeben aufs Neue bewiesen.

Einmal mehr griff er in seine Tasche und ließ seine Hände den feuchten, frischen Ton verschlucken, um ein paar weitere explosive Tierchen zu formen. Unmittelbar nach dieser Totalkatastrophe von Frühstück hatte er die alten Bretter, mit denen das Fenster des Künstler-Teams vernagelt gewesen war, entfernt und es sich auf dem Fensterbrett gemütlich gemacht. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, hatte der zweite Tag im Hauptquartier nicht weniger beschissen angefangen, als der erste geendet hatte und er hatte einfach nicht anders gekonnt, als sich ein bisschen abzulenken.

Ob aus Hidan auch ein Kunstwerk werden würde, wenn es ihn in tausend kleine Teile zerriss? Deidara gefiel der Gedanke nach wie vor erstaunlich gut. Wenn Kakuzu nicht gerade Weltmeister im Zusammensetzen äußerst kleinteiliger Puzzles war, würde er ihn nicht einmal wieder zusammensetzen können und Deidara hätte ein Problem weniger.

Vielleicht wäre Hidan zu ermorden nicht ganz das, was der Leader unter einer Verbesserung des Miteinanders verstand, aber davon träumen konnte er allemal. Er begriff überhaupt nicht, warum es dieser Mistkerl ausgerechnet auf ihn abgesehen hatte. Seines Wissens nach hatte er nichts getan, was Hidan dazu veranlasst haben könnte ihn zu hassen, aber wenn Hidan unbedingt Krieg wollte, dann konnte er ihn haben!

Ein kleiner Tonvogel erhob sich von seiner Handfläche, schwang sich auf in den strahlend blauen Himmel, um dort eine vollkommen ahnungslose Amsel zu umkreisen. Der kleine schwarze Vogel stimmte ein letztes Liedchen an. Dann verschwand er in einer Wolke aus Rauch und Feuer. Deidara lachte befreit. Langsam aber sicher wurde sein Kopf wieder klar, die Wut, die zuvor seine Sinne getrübt hatte, war verschwunden. Die optimale Voraussetzung, um Rachepläne zu schmieden, die nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt waren. Schließlich hatte er nicht nur mit Hidan, sondern auch mit Itachi noch eine Rechnung offen. Und möglicherweise sollte er auch darüber nachdenken, wie er Sasori wieder besänftigen konnte. Es war mehr als seltsam: Einerseits schien sein Partner schlechter auf ihn zu sprechen zu sein, als jemals zuvor, was wohl an der Sache mit Itachi lag, und andererseits hatte er ihn zuverlässig gegen Hidans Attacken verteidigt, ohne dass er auch nur darum gebeten hätte. Tatsächlich war ihm diese Einmischung alles andere als willkommen, denn schließlich ließ sie ihn unnötig schwach und unselbstständig wirken. Davon abgesehen konnte Deidara nach wie vor nicht verstehen, warum sich sein Partner so wahnsinnig darüber aufregte, dass er mit Itachi geschlafen hatte. Die Gründe, die er ihm genannt hatte, erschienen ihm wenig glaubhaft. Wenn jemand ein Problem mit diesem Umstand haben sollte, dann er selbst. Und er hatte ein Problem damit. Ein ganz gewaltiges. Und er würde nicht eher ruhen, als bis der verdammte Uchiha hilflos vor ihm im Staub kniete!

So unerreichbar fern dieses Szenario auch schien – Deidara wusste, dass es möglich war. Niemand war unbesiegbar, jeder hatte eine Schwachstelle und wer nicht erst versuchte zu kämpfen, der konnte nur verlieren. Und wenn er mit Itachi fertig war, war Hidan an der Reihe. Innerhalb seiner eigenen Wertungsmaßstäbe war der Jashinist das eindeutig kleinere Übel, so ätzend seine ewigen Beleidigungen und tätlichen Übergriffe auch sein mochten, aber das bedeutete nicht, dass er ihn ungeschoren damit davonkommen ließ. Fünf Tage im Hauptquartier standen noch bevor. Fünfeinhalb, genauer gesagt. Wenn er Hidan seine Unverschämtheiten heimzahlen wollte, musste er es innerhalb dieser Frist tun, da nicht ersichtlich war, wann sich das nächste Mal die Gelegenheit dazu ergeben würde. Wie Pain es am Vortag so treffend formuliert hatte, ging ihre „Arbeit“ langsam in die „heiße Phase“ über, was unweigerlich weniger Freizeit und mehr Missionen bedeutete. Das Hauptquartier würde er vermutlich eine ganze Weile nicht zu Gesicht bekommen und wenn, dann war nicht unbedingt davon auszugehen, dass Hidan und Kakuzu sich zur selben Zeit dort aufhielten. Mit einem Hologramm zu streiten war reichlich sinnentleert. Deidara konnte es sich nicht leisten, unnötig lange zu warten.

Entschlossen ließ er ein weiteres Tonvögelchen aufsteigen und explodieren. Der bloße Anblick des gleißenden Funkenregens erfüllte ihn mit einem seltsamen Glücksgefühl, von dem er nicht so recht wusste woher es kam und was es zu bedeuten hatte. Es gehörte nicht zu der Kategorie „tiefe Zufriedenheit“, die ihm durchaus bekannt gewesen wäre, sondern hatte viel eher einen Beigeschmack freudiger Erwartung.

Kurzzeitig schweiften seine Gedanken ab und begaben sich auf einen etwas unkoordinierten Streifzug durch seine Vergangenheit. Dann fand der Frieden ein jähes Ende.

Deidara hatte nicht bemerkt, dass Sasori zurückgekehrt war und war entsprechend überrascht, als er ihm ohne jede Vorwarnung in die Kniekehlen trat und ihn somit erfolgreich zu Fall brachte. Ehe er auch nur begreifen konnte, was nun wieder mit ihm geschehen war, hatte sein Partner mit eisernem Griff seine Handgelenke gepackt, ihn auf den Rücken gedreht und zu Boden gedrückt. In seinen Augen spiegelte sich blanke, ungeschminkte Wut.

„Deidara, du blödes Gör!“, brüllte er ihm zornig ins Gesicht, doch obwohl es recht selten war, dass er vergleichbar laut wurde, erschrak Deidara nicht. Es schien, als konnte ein Teil von ihm nicht so recht begreifen, dass die Situation, in der er sich befand, alles andere als ungefährlich war. Auf eine seltsame Art und Weise faszinierte ihn Sasoris Ausbruch sogar. Er hatte ihn nie zuvor so wütend gesehen, nicht in dieser, seiner wahren Gestalt. Und so konnte er nicht anders, als reglos dazuliegen und zu starren. Wo war Hiruko? Wieso hatte Sasori abermals auf ihren Schutz verzichtet? Deidara wusste nicht recht, was er davon zu halten hatte. Und selbst wenn er es gewusst hätte, wäre ihm dadurch nicht klarer geworden, wodurch er seine Wut heraufbeschworen hatte.

„Du bist eine wandelnde Katastrophe!“, schrie Sasori und versetze ihm in Rage einen der inzwischen unangenehm vertrauten Faustschläge ins Gesicht. „Du machst nur Probleme! Zu was bist du eigentlich zu gebrauchen?! Ich hab' es so satt! Bin ich dein Vater?! Ich kann dir nicht den ganzen Tag auf die Finger schauen, also reiß' dich verdammt nochmal zusammen und versuche, wenigstens zehn Minuten keinen Ärger zu machen!“

Deidara leckte sich das Blut von seiner aufgeplatzten Lippe und... starrte. Was hatte er getan? Er war sich keiner Schuld bewusst. Zumindest keiner, für die Sasori ihn nicht schon längst zur Rechenschaft gezogen hätte. Sein Griff war so fest. Seine Finger fühlten sich an wie Handschellen aus nacktem Stahl. Das passte nicht in sein Weltbild. Irgendetwas stimmte nicht.

„Du schläfst mit Itachi, du legst dich ständig mit Hidan an, und jetzt hetzt du uns mit deinen verfluchten Explosionen die ganze Umgebung auf den Hals! Ich glaube das einfach nicht!“ Sasori wirkte befremdlich erschöpft, als er von seinem Partner abließ und sich schwer atmend in seine Zimmerhälfte zurückzog. Er musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass er Deidara ziemlich verwirrt hatte, und er verwünschte sich dafür, dass er die Kontrolle über sich selbst verloren hatte, nur, weil er mit den Nerven am Ende war. Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Niemals hatte er sich so sehr auf eine Mission gewünscht wie in diesem Augenblick, auch wenn das bedeutete, dass er Tagelang alleine mit seinem nervtötenden Partner durch die Wildnis wandern musste. Der Gedanke mit Deidara allein zu sein war weitaus angenehmer, als mit ihm im Hauptquartier festzustecken. Deidara alleine war schlimm, doch Deidara in Interaktion mit anderen Akatsuki war schlichtweg unerträglich. Auf diese blonde Totalkatastrophe war einfach kein Verlass! Er hatte von Anfang an gewusst, dass Deidara nicht mehr sein würde, als eine Plage. Eine Last, die er gezwungenermaßen mit sich herumtragen würde, ein junger Mann, der seiner Einschätzung nach ohnehin nicht lange genug am Leben bleiben würde, um das, was von seinem eigenen, erbärmlichen Leben noch geblieben war, zu einer vollkommenen Hölle zu machen. Wenn ihm jemand gesagt hätte, dass er für ebendieses wandelnde Ärgernis das Kindermädchen spielen würde, hätte er entweder gelacht oder Deidaras Leben auf der Stelle ein unschönes Ende bereitet. Dennoch war es genau das, was er getan hatte. Er hatte seinen Partner in Schutz genommen, ihn zurechtgewiesen und versucht, ihn zur Vernunft zu bringen, und alles, was er im Austausch für seine Bemühungen erhielt, war blanke Enttäuschung.

Welcher Teufel hatte ihn nur geritten, dass er allen Ernstes damit begonnen hatte, seinen inkompetenten Partner zu akzeptieren? Sasori konnte es sich nicht erklären. Abgesehen davon, dass seine ewige Undankbarkeit gewaltig an seinen Nerven zehrte, wusste er nur allzu gut, dass es ein grober Fehler war, andere Menschen an seinem Leben teilhaben zu lassen. Vertrauen wurde immer missbraucht, Schwächen immer ausgenutzt. Erbarmungslos. Erst recht von denjenigen, die einem am nächsten standen. Und wer konnte einem Akatsuki näher stehen als sein Teampartner?

Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er, wie Deidara wieder auf die Füße kam und sich unnatürlich langsam in die andere Hälfte des Zimmers zurückzog ohne den Blick auch nur für den Bruchteil einer Sekunde von ihm abzuwenden. Er wirkte lächerlich schockiert. Wie ein Kind, das nicht begreifen konnte, warum man etwas härtere erzieherische Maßnahmen ergriffen hatte. Natürlich war Deidara kein Kind mehr; Sasori war sich dessen vollauf bewusst, auch wenn er ihn von Zeit zu Zeit recht gerne so bezeichnete. Allerdings fehlte ihm einiges an Erfahrung – ein Defizit, das seine große Klappe unmöglich kompensieren konnte. Wahrscheinlich verstand er wirklich nicht, was Sasori so wütend gemacht hatte. Er war zu sorglos und naiv. Er war so voller Leben, und doch konnte Sasori nicht umhin zu glauben, dass er ebenso zu der Sorte Mensch gehörte, die einen frühen und sinnlosen Tod sterben würden. Anders als Orochimaru.

Eine lange Zeit über hatte er geglaubt, dass er sich auf Orochimaru verlassen konnte. Umso bitterer war am Ende die Enttäuschung gewesen. Er hätte ihm niemals Vertrauen schenken dürfen. Jetzt konnte er es nicht mehr ungeschehen machen. Aber es war nicht seine Art, Fehler wieder und wieder zu wiederholen – er durfte Deidara nicht weiterhin so nahe an sich heranlassen, wenn er nicht wollte, dass sich die Katastrophe wiederholte...

fucked up memories

Und wieder einmal ein herzliches Hallo an alle Leser!^^
 

Ich habe gerade ein sehr interessantes, aber leider auch langes und somit ermüdendes Blockseminar hinter mir und dachte, dass es nicht schaden könnte zur Entspannung noch schnell das neue Kapitel fertig zu schreiben.

Wie bereits angekündigt, handelt es sich um eine Rückblende, die dem hehren Zwecke dient, endlich etwas Licht in die doch recht nebulösen Andeutungen über Sasoris Zuneigung zu seinem ehemaligen Partner zu bringen, die hier und da gefallen sind. Ich hoffe, es langweilt niemanden.^^

Orochimaru ist einigermaßen OOC, Sasori hat sich nach seinem Verschwinden wohl geringfügig verändert und ich habe wieder einmal an der vom Manga vorgegebenen Story rumgepfuscht. Anders hat es mir nicht in den Kram gepasst. ;) Vielleicht kommt da noch irgendwann was nach, aber das Kapitel ist so schon länger geworden als geplant und wir wollen ja auch die 'Gegenwart' nicht ganz aus den Augen verlieren.

Ich wünsche jedenfalls viel Spaß beim Lesen! Danke auch für eure Favos.
 

@ diamondgirl: Auf Kakuzus Reaktion bin ich ehrlich gesagt selbst ein bisschen gespannt. -.- Zur Zeit kann ich leider noch nicht sicher sagen, ob Hidan schon im nächsten Kapitel wieder auftaucht, weil es dann möglicherweise unendlich lang werden würde. Mal schauen.
 

@ Das_tote_Dei: Freut mich, wenn dir meine nicht ganz so kleine FF nach wie vor gefällt. Wohin die neu gestellten Weichen führen, wird sich bald zeigen. Vorerst hoffe ich, dass dir die Rückblende gefällt.^^ Das Lied passt zwar nicht so recht, aber beim Schreiben hab ich unheimlich viel 'my immortal' (Evanescence) gehört. Und das, obwohl ich den Kitsch sonst überhaupt nicht leiden kann...
 

Die Nacht hatte sich längst über das Hauptquartier gesenkt und Nebel waberte in dichten Schwaden über der kalten Erde. Sasori konnte nicht sagen wie spät es war. Er hätte sich schlafen legen und die Arbeit aufschieben sollen, zumal er an sich keine Eile hatte. Die neuen Marionetten waren so gut wie vollendet und bereit, seiner Sammlung hinzugefügt zu werden und ihm war derzeit kein Auftrag zugeteilt, sodass ihm für die letzten paar Handgriffe mehr Zeit blieb, als eigentlich notwendig gewesen wäre. Hinzu kam, dass ihn in nächster Zeit niemand stören würde, denn er war vollkommen alleine.

Bei genauerer Betrachtung verdiente das Hauptquartier seinen Namen kaum, denn die Akatsuki nutzten es so gut wie überhaupt nicht. Ab und zu zog sich das ein oder andere Team hierher zurück, um seine Freizeit zu genießen, doch wie viel Freizeit hatte ein Akatsuki schon? Meistens folgten Missionen so unmittelbar aufeinander, dass es sich nicht lohnte, an diesen Ort zurückzukehren, bevor man erneut aufbrach. Dementsprechend selten kam es vor, dass sich mehr als zwei Mitglieder zeitgleich im Hauptquartier aufhielten.

Sasori konnte nicht behaupten, dass er unglücklich darüber war. Von Zeit zu Zeit genoss er es, alleine zu sein und sich in aller Seelenruhe seiner Arbeit widmen zu können. Kunst konnte schließlich nicht unter Zwang entstehen. Aber ihm war schmerzlich bewusst, dass das nicht der Grund dafür war, dass er bis spät in die Nacht am Fenster saß und ein und dieselben Teile der Puppen wieder und wieder bearbeitete, bis sie mehr zerstört als perfektioniert waren. Er wartete. Er wartete schon seit Tagen. Seit fast einer Woche, wenn er sich recht erinnerte – er musste inzwischen schwer darum kämpfen, sein Zeitgefühl nicht zu verlieren. Und in keiner dieser durchwachten Nächte war sein Partner zurückgekehrt. Sasori hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache.

Vor fast einer Woche war Orochimaru zu einer Einzelmission aufgebrochen; der Auftrag hatte nicht den Eindruck erweckt, außergewöhnlich zeitaufwendig zu sein. Wenn ihm etwas zugestoßen, wenn er vielleicht sogar getötet worden wäre, hätte Sasori inzwischen davon erfahren, davon konnte er getrost ausgehen. Seine Verspätung konnte nur bedeuten, dass er wieder einmal Itachi hinterher gelaufen war, in dem idiotischen Versuch seinen Körper zu übernehmen. Dieser Körper, der seiner Meinung nach so absolut perfekt war. Anscheinend wollte er einfach nicht verstehen, dass er gegen das Sharingan niemals ankommen würde, so besessen war er von dem Gedanken. Sasori konnte sich nur wünschen, dass er irgendwann aufgab, denn bisher hatte alles gute Zureden nichts genützt. Fast hatte er den Eindruck, dass Itachis Körper das einzige war, was Orochimaru noch bei den Akatsuki hielt und dieser Gedanke hinterließ einen mehr als schalen Beigeschmack.

Orochimaru war ein guter Partner und er wollte ihn ungern verlieren. Wer konnte schon sagen, welche Totalkatastrophe man ihm dann andrehen würde? Möglicherweise würde er enden wie Kakuzu und anfangen, seine Partner ins Jenseits zu befördern. Einen nach dem anderen, egal wer kam.

Sasori wollte Orochimaru behalten. Ihn und keinen anderen. Er hätte ihn nicht einmal getauscht. Nicht gegen Kakuzu, nicht gegen Kisame und schon gar nicht gegen Itachi. Er hasste Itachi wie die Pest! Mehr noch – er konnte sich nicht daran erinnern, jemals zuvor jemanden so sehr gehasst zu haben, ohne auch nur einen einzigen guten Grund dafür nennen zu können. Natürlich konnte er nicht von sich behaupten, ein großer Menschenfreund zu sein, doch eine Abneigung gegenüber der Menschheit im Allgemeinen erklärte noch lange nicht die Abscheu, die er Itachi - als einem ganz speziellen Vertreter dieser Spezies - gegenüber empfand.

Nun, eigentlich war es müßig, sich darüber Gedanken zu machen. Schlussendlich war nichts falsch daran, Itachi zu hassen. Vermutlich konnte der Uchiha ihn genauso wenig leiden.

Seufzend erhob Sasori sich von seinem Platz und löschte das Licht. Es war höchste Zeit, die sinnlose Nachtwache aufzugeben. Über kurz oder lang würde Orochimaru zurückkehren, auch wenn er nicht auf ihn wartete. Er war immer zurückgekehrt. Es wäre eine Lüge gewesen zu behaupten, dass er nicht zuverlässig gewesen wäre. Vermutlich war das einer der Gründe, aus denen er ihm seine elende Itachi-Besessenheit wieder und wieder nachsehen konnte, obwohl es ihn jedes Mal mehr Überwindung kostete.

Er warf einen letzten Blick aus dem Fenster. Der Nebel schien dichter geworden zu sein, er konnte kaum einen Meter weit sehen. Und das, obwohl Vollmond war. Das silberne Licht ließ die Szenerie beinahe gespenstisch wirken. Sasori fühlte sich wie in einem Gen-Jutsu gefangen und mit einem Mal machte sich seine Müdigkeit bemerkbar. Sein Körper fühlte sich schwer an wie Blei und die Augen drohten ihm zuzufallen. Er hatte zu lange nicht mehr geschlafen. Verfluchte Schwäche! Eines Tages würde er diesen verletzlichen Menschenkörper vollständig durch einen künstlichen ersetzen und dieses Problem ein für alle Mal aus der Welt schaffen. Bisher waren die Umbauten, die er an sich selbst vorgenommen hatte, eher halbherzig und zögerlich gewesen. Er konnte nicht sagen, was ihn davon abgehalten hatte, sich selbst endgültig in das Kunstwerk zu verwandeln, das er immer hatte sein wollen: seine eigene Marionette. Kontrolliert von seinem eigenen Verstand, durch äußere Einflüsse kaum beeinflussbar. Zögerte er, weil er seine Menschlichkeit im tiefsten Inneren bewahren wollte? Unsinn! Er hatte sich immer gewünscht, seine Gefühle vergessen zu können. Gefühle machten jedes Lebewesen verletzlich, und ein Ninja, der verletzlich war, konnte sein Testament machen. Sasori wusste, dass all diejenigen logen, die behaupteten, ihre Gefühle abgetötet zu haben. Das war unmöglich. So lange man einen menschlichen Körper besaß, litt man an Emotion, das war ein Naturgesetz.

Menschen. Menschen waren verachtenswert. Erbärmlich. Was war so ein Leben schon wert? Wenn er an all das widerliche Gerede dachte, dass alte Weiber erfanden, um ihren Enkelchen vorzumachen, dass das Leben eine Bedeutung hatte, dann wurde ihm schlecht. Man sprach von Liebeskindern und redete den Leuten ein, etwas Besonderes zu sein. Völlig an den Haaren herbeigezogen! Kinder entstanden nicht aus Liebe. So etwas wie Liebe gab es nicht. Kinder wurden geboren, schlugen sich irgendwie durchs Leben und verrotteten irgendwann sechs Fuß tief unter der Erde. Aus Nichts wurde Nichts. Bedeutung konnte nur Dingen beigemessen werden, die von Dauer waren.

Abrupt wandte Sasori sich vom Fenster ab. Er wusste, er hätte nicht so lange warten sollen. Hätte er sich stattdessen darum bemüht seine Freizeit angemessen zu genießen, dann hätte er nicht mit überflüssigen Gedanken seine Zeit verschwendet. Dennoch: er konnte gut nachvollziehen, dass Orochimaru Unsterblichkeit suchte. Er tat es selbst. Es war der einzige Weg, sich aus dem Nichts zu erheben. Aus dem Nichts, das er mehr fürchtete als alles andere.
 

Das Silbergrau der Nacht war bereits in ein zartes Morgenblau übergegangen, als Sasori aus dem Schlaf schreckte. Er konnte nicht mit Gewissheit sagen, was ihn geweckt hatte, doch er war sicher, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte. Er war nicht alleine.

Hastig erhob er sich von seinem etwas unbequemen Schlafplatz – halb auf dem Bett, halb auf dem Boden – und ging hinüber zum Fenster. Ein Fuß lag auf der Arbeitsfläche seines Schreibtischs, genau dort, wo er ihn früher in der Nacht zurückgelassen hatte. Die Gelenke waren zu unbeweglich, in diesem Zustand konnte er das Körperteil unmöglich verwenden. Er beschloss, ein paar letzte Verbesserungen vorzunehmen, um die letzten Minuten Wartezeit gewinnbringend zu nutzen. Die letzten Minuten.

Er hatte weiß Gott lange genug gewartet – und das, obwohl er es abgrundtief hasste. So lange, dass es ihn nicht einmal gewundert hätte, wenn er einem Irrtum erlegen und sein Partner am Ende doch nicht zurückgekehrt wäre. Es hätte eine Ratte sein können, die durch die Gänge des Hauptquartiers gerannt war und ihn mit ihrem Geraschel geweckt hatte. Aber er ahnte instinktiv, dass er eine solche Belanglosigkeit ohne weiteres überhört hätte.

Eine Türe knarrte und Schritte ertönten auf dem Flur. Schritte, die er unter Tausenden wiedererkannt hätte. Orochimaru war endlich wieder da. Unter diesen Umständen konnte er unmöglich im Bett liegen und schlafen. Nicht, nachdem er nächtelang wach über seinen Marionetten gesessen und auf genau diesen Augenblick gewartet hatte. War das lächerlich? Vermutlich war es das. Aber er hatte sich einfach nicht dagegen wehren können. Es war wie ein Zwang. Wenn sein Partner nicht da war, wurde er unruhig und ungeduldig. Er fühlte sich... unvollständig. Am liebsten hätte er Orochimaru verboten, ihn für längere Zeit alleine zu lassen, doch leider lag das nicht im Bereich des Möglichen. Sie waren Partner, aber das bedeutete nicht, dass er ihm etwas befehlen konnte.

„Warum kommst du so spät? Du hast mich warten lassen“, erklärte er, kaum, dass die Schritte stoppten. Er klang dabei nicht halb so vorwurfsvoll, wie er es gerne getan hätte. Eher neutral.

Die Türe knarrte leise in den Angeln. Vermutlich war das Holz feucht geworden und hatte sich verzogen.

„Kannst du hellsehen, Sasori?“ Orochimaru klang ein bisschen müde und etwas in seiner Stimme beunruhigte Sasori zutiefst. Dennoch drehte er sich nicht um. Stattdessen gab er sich die größte Mühe, möglichst beschäftigt zu wirken. „Woher wusstest du, dass ich es bin?“

„Wer sollte es sonst sein?“, beantwortete Sasori die Frage ungnädig mit einer Gegenfrage. „Ich wäre ein Narr, wenn ich meinen eigenen Partner nicht anhand seiner Schritte erkennen könnte! Außerdem sind die anderen alle auf Mission.“

Orochimaru lachte, aber es klang nicht wirklich amüsiert. Sasori konnte seinen Blick im Nacken spüren, als er näher kam und er schauderte. Irgendetwas war nicht so wie es sein sollte, er war sich sicher. Dummerweise konnte er nicht sagen, was genau ihn störte. Es war eine vage Ahnung, mehr nicht.

„Du musst endlich aufhören, Itachi nachzulaufen! Es ist dumm zu glauben, dass er dir seinen Körper überlässt.“, wies er seinen Partner harsch zurecht. Er hatte diese Worte schon oft gesagt, und er würde sie wieder sagen, und wieder und wieder und wieder. So lange, bis er sie sich zu Herzen nahm. Inzwischen war es Routine geworden.

Sein Partner schwieg. Wahrscheinlich hatte er das eingefahrene Schema satt, in das ihre Konversation in solchen Momenten zuverlässig überging. Bald würde die Sonne aufgehen und sie hatten beide nicht viel geschlafen. Müdigkeit zehrte an den Nerven.

Langsam ließ Sasori den Fuß zurück auf die Arbeitsplatte sinken und berührte beiläufig mit den Fingern die Zehen, die sich nun kalt und leblos und künstlich anfühlten. Gerade so, wie sich ein menschlicher Körper anfühlen sollte, der aus dem Sumpf der Bedeutungslosigkeit herausgehoben und zu einem wahren Kunstwerk gemacht worden war.

„Hast du mir nichts zu sagen?“, versuchte er es noch einmal. „Für einen Auftrag, der kaum zwei Tage hätte dauern sollen, warst du beinahe eine Woche weg.“

„Bin ich dir irgendeine Form von Rechenschaft schuldig?“

Sasori registrierte, dass sein Partner ihm näher gekommen sein musste, als er erwartet hatte, denn mit jedem Wort, das er sagte, strich ein sanfter Luftzug über seine Haare hinweg.

Natürlich war Orochimaru ihm keinerlei Rechenschaft schuldig. Aber er sah auch nicht ein, dass er allein deshalb darauf verzichten sollte, weiter nachzuhaken. Er hatte tagelang auf seine Rückkehr gewartet. Irgendwie musste sich das einfach bezahlt machen.

Sasori schüttelte bedächtig den Kopf und hielt es schließlich doch für angemessen, sich umzudrehen. Sekundenlang verharrte er in einer Art Schreckzustand. Orochimaru grinste. Selbstverständlich; er grinste immer. Nicht ganz so selbstverständlich allerdings war das feine Rinnsal Blut, das aus seinem Mundwinkel sickerte.

Er sah nicht gut aus. Seine fahl-weiße Haut war überzogen von Blutergüssen, Schürfwunden und Kratzern – anscheinend hatte Itachi seine Meinung dieses eine Mal hinreichend deutlich dargelegt. Wenn schon sein Gesicht einen dermaßen farbenfrohen Anblick bot – wie mochte erst der Rest seines Körpers aussehen? Sasori wollte es sich lieber nicht vorstellen.

„Ja, das möchte ich doch annehmen“, erwiderte er auf die an sich unmissverständlich rhetorisch gemeinte Frage seines Partners. „So wie du aussiehst: ja.“

Im ersten Augenblick schien Orochimaru nicht recht zu begreifen,worauf er anspielte, dann hob er etwas geistesabwesend die Hand und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. „Oh, das.“ Sein Grinsen wurde ein gutes Stück breiter. „So schlimm sehe ich doch hoffentlich nicht aus. Hast du dir Sorgen gemacht?“

Sasori schnaubte. Nein, „Sorgen“ traf es nicht ganz. Eigentlich machte es ihn eher wütend, seinen Partner in diesem Zustand wiedersehen zu müssen, denn schließlich bedeutete es nichts anderes, als dass er noch immer nicht von seiner Itachi-Besessenheit befreit war.

„Ich nehme das als ein nein“, stellte Orochimaru vergnügt fest. „Das ist aber überhaupt nicht nett.“ Wie beiläufig streckte er die blutverschmierte Hand nach seinem Partner aus, ließ sie unter dessen Mantel gleiten und legte sie direkt über sein Herz. „Scheint ja doch noch zu schlagen“, bemerkte er kühl. „Da wundert es mich nur umso mehr, wie du so grausame Dinge sagen kannst.“

Sasori hatte das Gefühl, bald mit seiner Geduld am Ende zu sein. Fast hätte er Orochimaru wieder zurück auf die Mission gewünscht. Er hatte es noch nie leiden können, wenn man sich über ihn lustig machte, und außerdem...

„Nimm' deine Finger da weg!“, befahl er ungnädig und bemühte sich, seinen Arm zur Seite zu schieben. „Deine Hand ist wahnsinnig kalt!“ Und klebrig, aber da es das Blut seines Partners war, war es in Ordnung. Nicht ganz sein Blut wohlgemerkt, aber doch immerhin das Blut des Körpers, den er zur Zeit besetzte und der hatte unbestreitbar seine Gestalt.

Wider aller Erwartungen gehorchte Orochimaru tatsächlich, zog seine Hand zurück und platzierte sie stattdessen auf Sasoris Schulter.

„Draußen ist es ziemlich neblig“, erklärte überflüssigerweise. „Und so kalt wie du können meine Hände sowieso nicht werden.“

„Ich habe nicht so lange auf dich gewartet, um mich von dir auf den Arm nehmen zu lassen!“, fauchte Sasori verärgert und hätte sich noch im selben Moment am liebsten die Zunge abgebissen, für das, was er da gesagt hatte. Um seine Selbstbeherrschung schien es schlechter bestellt zu sein, als er jemals befürchtet hatte. Orochimaru zu sagen, dass er auf ihn gewartet hatte, war, als wollte er mit voller Absicht sein ohnehin überdimensionales Ego füttern.

„Ist das so?“ Sasori sah schon seine schlimmsten Erwartungen bestätigt, als sich etwas in Orochimarus Mimik veränderte. Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte er fast ein bisschen unsicher und sein Grinsen schien eingefroren. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht, doch Sasori kam nicht dazu, sich lange Gedanken darüber zu machen. Orochimarus Hand war von seiner Schulter über seinen Hals hinauf bis in sein Gesicht gewandert und hatte sich besitzergreifend auf seinen Mund gelegt. „Eigentlich würde ich dich viel lieber in, als auf den Arm nehmen...“, erklärte er, und es war allein das unterschwellige Amüsement, das Sasori an dieser Aussage missfiel. Dennoch ließ er seinen Kopf entspannt nach hinten kippen und lehnte sich an den Körper seines Partners. Orochimarus Mantel war noch feucht, und doch konnte er seine Wärme spüren. Er hatte seine Nähe schmerzlich vermisst. Trotzdem war er nicht sicher, ob er glücklich über das trügerische Gefühl der Geborgenheit war, das ihn in diesem Augenblick überkam.

„Willst du mir nicht wenigstens noch einen kleinen Vortrag über Itachi oder die Sinnlosigkeit des Daseins im Allgemeinen halten, bevor du an dem Gedanken gefallen findest?“, erkundigte Orochimaru sich sarkastisch, während seine Hand ein erstaunliches Eigenleben entwickelte und begann, beinahe lächerlich zärtlich seine Wange zu streicheln. Sein Daumen verweilte auf Sasoris Lippen und massierte sie mit sanftem Druck.

Tatsächlich war die Frage – so voller bitterem Hohn sie auch gestellt worden sein mochte – nicht völlig an den Haaren herbeigezogen. Nicht selten hatte Sasori stundenlange Monologe gehalten, in der verzweifelten Hoffnung, seinen Partner doch irgendwie zur Vernunft zu bringen, und mittlerweile gehörten auch sie zum üblichen Schema.

Aber Sasori wollte nicht. Aus irgendeinem seltsamen Grund hatte er keine Lust, sich unnötig an dem ungeliebten Itachi-Thema aufzuhalten und noch mehr kostbare Zeit zu verschwenden. Vielleicht war es, weil er schon so lange gewartet hatte, vielleicht aber auch, weil da noch immer diese ungute Ahnung an ihm nagte, das etwas ganz und gar nicht in Ordnung, und erst recht nicht „üblich“ war...
 

Sasori erinnerte sich nur allzu gut daran, wie bitter es gewesen war, feststellen zu müssen, dass ihn sein Gefühl nicht getrogen hatte. Möglicherweise hatte er die ganze Zeit über gewusst, dass Orochimaru gehen würde, denn schließlich waren die Zeichen nicht allzu schwer zu deuten gewesen. Trotzdem hatte er sich betrogen gefühlt, als er aufgewacht war und nicht nur sein Partner, sondern mit ihm auch alle Spuren seiner bloßen Existenz aus ihrem gemeinsamen Zimmer verschwunden gewesen waren. Wieder hatte ihn ein Mensch im Stich gelassen, der ihm im Laufe der Zeit wichtiger geworden war, als er es eigentlich hatte zulassen wollen, und er hatte nicht lange gebraucht um zu begreifen, dass es keinen Sinn mehr hatte, auf dessen Rückkehr zu warten. Orochimaru war auf und davon; er hatte Akatsuki verlassen. Und Itachi war der alleinige Grund für diesen Verrat. Eben der Itachi, der immer wieder die Unverschämtheit besaß, sich auf unangenehmste Art und Weise in sein Leben einzumischen. Er konnte ihn nach wie vor nicht ausstehen, und diese tiefe Abneigung hatte nicht einmal mehr viel mit seinem ehemaligen Partner zu tun.

Noch an dem Morgen, an dem Orochimaru Akatsuki verlassen hatte, war jegliche Form von Sympathie ihm gegenüber wie weggeblasen gewesen. Sasori hätte ihn ohne mit der Wimper zu zucken getötet, wenn er ihm noch einmal unter die Augen gekommen wäre. Er hatte ihm einen seiner Untergebenen nachgeschickt - Kabuto Yakushi – um über seine Bewegungen im Bilde zu sein und ihn bei Gelegenheit auszuschalten. Leider hatte das nicht ganz so funktioniert, wie er es sich vorgestellt hatte...

„Um vergossene Milch soll man nicht weinen“, so sagte der Volksmund, und auch Sasori hatte wahrlich besseres zu tun, als Orochimaru nachzutrauern. Allerdings hatte er beschlossen, dass das das letzte Mal gewesen sein sollte, dass er überhaupt irgendeine Form von menschlicher Schwäche gezeigt hatte. Wenn er nur daran dachte, wie viel kostbare Zeit, wie viel Geduld und wie viel Nerven er an Orochimaru verschwendet hatte, hätte er sich selbst ohrfeigen können. Nein, er wollte wirklich nicht, dass sich diese Katastrophe wiederholte.

fucked up enemies

Guten Tag, liebe Leser!^^
 

Hier also wieder ein neues Kapitel. Ich kann beruhigen: es handelt sich diesmal nicht um eine Rückblende, und es besteht auch nicht ausschließlich aus inneren Monologen. Welcome back zu menschlicher Interaktion.^^

Sasoris Grundaussage wird hier wohl lauten: "Geh' mit Gott, aber geh'!" Wenn die sieben Tage vorbei sind, hat er wahrscheinlich längst einen Nervenzusammenbruch erlitten...
 

Ein kleines bisschen silhouette target-Gedankenschrott für zwischendurch:

http://animexx.onlinewelten.com/weblog/225823/367888/
 

Und wer Lust auf ein kleines High School RPG zu Naruto hat, kann hier mal vorbeischauen:

http://animexx.onlinewelten.com/rpg/?modus=postings&rpg=336053
 

@ Shadow-Mochou: Ich finde auch, dass man viel zu selten etwas über Orochimarus Zeit bei den Akatsuki hört. Dem musste ein bisschen Abhilfe geschaffen werden...^^
 

@ Das_tote_Dei: Tjaja, Sasori ist eben ein bisschen ungeduldig. Eigentlich paradox, wenn man bedenkt, dass sein ganzes Streben auf die Ewigkeit ausgelegt ist, denn die Ewigkeit ist bekanntermaßen verdammt lang. Nachdem er damals so lange warten musste und nur mit einer Enttäuschung belohnt wurde, hasst er es jetzt vermutlich nur noch mehr.

Schön, dass es dir gefallen hat und danke für das Kompliment.^^
 

@ diamondgirl: Ich finde Orochimaru hier gar nicht so hassenswert. Er verfolgt einfach nur seine eigenen Ziele.^^ Mag vielleicht auch daran liegen, dass sich mein Mitleid mit Sasori in Grenzen hält. Freut mich jedenfalls, dass die Rückblende Anklang gefunden hat. ;)
 

Auch über Favos habe ich mich wie immer sehr gefreut. Und jetzt genug der Vorrede; viel Spaß mit Kapitel 11!
 

Völlig perplex konnte Deidara nicht anders, als seinen Partner anzustarren. Erst rastete er völlig unvermittelt aus, dann war ebenso plötzlich überhaupt nicht mehr ansprechbar. Wie sollte daraus jemand schlau werden? Im Grunde legte er nicht einmal viel Wert darauf, Sasoris Launen zu verstehen, aber in diesem Fall hätte er es doch begrüßt zu erfahren, warum er schon wieder an der Gesundheit geschädigt worden war. Wer solche Freunde hatte, brauchte keine Feinde mehr. Wahrscheinlich würde er auf der kommenden Mission weniger Verletzungen davontragen, als während der Zeit im Hauptquartier, und wenn er die Angelegenheit in diesem Licht betrachtete, dann hörte sich Tobis Vorschlag bezüglich Verbesserung des Arbeitsklimas auf einmal gar nicht mehr so dumm an.

Deidara hatte gut zehn Minuten lang das Für und Wider abgewogen, bevor er es wagte, sich Sasori zu nähern und ihn aus seinen scheinbar nicht sonderlich vergnüglichen Gedanken zu reißen. Selbst wenn er dafür wieder Prügel beziehen würde – auf sich beruhen lassen konnte er das nicht. Er war schließlich kein Prügelknabe, an dem man bei Bedarf seine schlechte Laune auslassen konnte. Diese Rolle stand Hidan eindeutig besser.

„Ist alles in Ordnung, Meister Sasori?“, erkundigte er sich so neutral wie möglich. Er hielt es für sicherer, erst einmal ein bisschen um den heißen Brei herumzureden.

Allerdings erwies sich diese Taktik auch als in höchstem Maße ineffektiv. Sein Partner schien es nicht für nötig zu halten, in irgendeiner Form zu reagieren. Sekundenlang überlegte er ernsthaft, ob er sich entschuldigen sollte für was auch immer Sasori wütend gemacht hatte – er zweifelte nach wie vor daran, dass Itachi oder Hidan der Grund für seine schlechte Laune waren – aber er verwarf den Gedanken so schnell, wie er gekommen war. Für gewöhnlich entschuldigte er sich nicht einmal, wenn er tatsächlich Schuld an etwas trug. So weit, dass er sich dazu herabließ, ohne sich auch nur eines wie auch immer gearteten Fehltritts bewusst zu sein, war er noch lange nicht. Also wieder zurück zu Belanglosigkeiten.

„Demnächst ist Zeit fürs Abendessen, hm“, stellte er ziemlich überflüssigerweise fest. „Da ist wieder vollzähliges Erscheinen gefordert, nicht? Ich glaube, dass Kisame kocht. Der hat gleich mal den Küchendienst aufs Auge gedrückt bekommen, hm.“

Sasoris Gesicht verdüsterte sich zusehends. Vermutlich ging ihm Deidaras Versuch, eine Kommunikation ins Leben zu rufen, wieder einmal gnadenlos auf die Nerven. Deidara war selbst noch nie ein großer Fan von Small Talk gewesen. Zu behaupten, dass er nicht gerne redete wäre eine Lüge gewesen, aber er zog gehaltvollere Themen dem sinnlosen Geplapper über das Wetter oder allgemein bekannte Sachverhalte vor. Und Kisames Küchendienst fiel ziemlich eindeutig in die Rubrik bereits allgemein bekannter Sachverhalte. Mangels besserer Ideen hatte Deidara allerdings kaum eine Wahl, als das Thema weiter auszubreiten, wenn er nicht gleich auf den Punkt kommen wollte, um den es ihm eigentlich ging.

„Ich will gar nicht wissen, was für einen Fraß der uns vorsetzt, hm“, redete er fröhlich weiter, hielt aber nach wie vor einen Sicherheitsabstand von grob zwei Armlängen zu seinem Partner ein, damit er wenigstens eine reelle Chance hatte auszuweichen, falls er versuchen sollte, wieder nach ihm zu schlagen. Seine Hälfte des Zimmers hatte er bereits verlassen. Das war unter Umständen schon mehr, als noch gesund war. Denn Sasori ließ ein unerlaubtes Eindringen in seine Privatsphäre selten straflos, und ein erlaubtes Eindringen in Sasoris Privatsphäre gab es nicht. „Bisher hätte ich nicht mal in Erwägung gezogen, dass Kisame kochen kann... Für den Privatgebrauch reicht das vielleicht noch, aber ich will mir das nicht antun müssen, hm. Das ist überhaupt alles eine total dämliche Idee, hm. Wäre es nicht besser, wenn wir uns einfach weigern würden, den Scheiß mitzumachen? Was meinen Sie, Meister Sasori, hm?“

„Ich meine, dass es besser für dich wäre, bis auf unbestimmte Zeit die Klappe zu halten“, erwiderte Sasori eindeutig genervt. Wenn er gewusst hätte, dass er Deidara nur in die Hände spielte, indem er auf sein vollkommen sinnentleertes Gerede reagierte, dann hätte er vermutlich weiterhin tapfer auf das Ende seines Monologs gewartet.

Deidara ignorierte die Aufforderung gekonnt. „Ich fänd's nett, wenn Hidan an dem Zeug ersticken würde, hm“, führte er weiter aus und fand tatsächlich Gefallen an dem Gedanken. „Und wenn er dauerhaft tot bleiben würde. Ist doch ein schlechter Witz, dass ausgerechnet dieser unverschämte Dreckskerl unsterblich ist! Ich hätte gute Lust, das zu ändern, hm.“

Mittlerweile war es schon nicht mehr ganz so einfach, Sasoris drohende Blicke zu ignorieren, aber er konnte jetzt nicht aufhören, wenn er wirklich erfahren wollte, welche Laus seinem Partner über Leber gelaufen war. Möglich, dass er ziemlich sauer werden würde, aber das war Deidara mittlerweile auch schon egal, wenn er dafür nur endlich die Wahrheit zu hören bekam. Also frisch gewagt und weiter im Text! Ob er Sasori ein wenig von seinen Racheplänen erzählen sollte? Konnte jedenfalls nichts schaden.

„Wenn ich ihn in die Luft sprenge, kann Kakuzu ihn bestimmt nicht mehr zusammennähen, hm“, erläuterte er und ein entrücktes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. An diesem Thema konnte er nun doch Gefallen finden, auch wenn es in erster Linie dazu diente, Sasori aus der Reserve zu locken. „Hidans Reaktionsgeschwindigkeit ist nicht die beste, hm. Es wird durchaus möglich sein, ihn zu erwischen. Und wenn ich mit ihm fertig bin, lass ich mir was für Itachi einfallen, hm. Dieser Bastard! Der soll sich bloß nicht einbilden, dass er machen kann was er will und auch noch ungestraft davonkommt, hm! Ich hab' nicht umsonst mein Möglichstes getan, um-“

„Deidara!“, unterbrach Sasori ihn schroff. „Ich warne dich zum letzten Mal: Sei endlich still!“ Wenn er im Augenblick etwas absolut nicht hören konnte, dann waren es irgendwelche Geschichten über Itachi Uchiha. Erschwerend kam hinzu, dass Deidara in diesem Zusammenhang log, sobald er den Mund aufmachte, und darauf konnte er dankend verzichten. Wenn er Itachi so sehr hasste, warum ließ er dann zu, dass sich alles in seinem Leben nur noch um ihn drehte? Training, Hasstiraden, Rachepläne – es gab einfach kein Entkommen. Und dass er sich jetzt auch noch von ihm ficken ließ, schoss endgültig den Vogel ab. Deidara konnte sagen, was er wollte – er war nicht weniger besessen von Itachi, als Orochimaru es gewesen war, wenn auch auf eine andere Art und Weise. Und Sasori hatte es einfach satt. Seine Toleranzgrenze war längst überschritten, und sollte Itachi es noch ein Mal, nur ein einziges weiteres Mal wagen, ihm oder seinem Partner zu Nahe zu treten, dann würde er es bitter bereuen. Dasselbe galt für Deidara, wenn er nicht endlich aufhörte, ihn mit seinen gedanklichen Abfallprodukten zu belästigen. Entweder wusste diese Nervensäge nicht, wann Schluss war oder aber er wollte ihn vorsätzlich provozieren. Vielleicht eine Retourkutsche, weil er scheinbar grundlos ausgerastet war. Aber was zum Teufel versprach er sich davon, ihn mit Belanglosigkeiten zu belästigen? Dass er einen Nervenzusammenbruch bekam? Das war möglicherweise gar nicht so weit hergeholt. Allerdings konnte Deidara unmöglich wissen, dass ihn allein schon eine überflüssige Erwähnung von Itachis Namen an den Rand des Wahnsinns trieb.

„Sein Sharingan kann er sich sonstwo hinstecken, hm!“, fuhr Deidara unbeirrt fort. Das war der Beweis. Hätte er davon gewusst, dann wäre selbst einem hoffnungslosen Idioten wie ihm klar gewesen, dass es besser war, nicht noch mehr verbales Salz in diese Wunde zu streuen. „Darauf werde ich nicht nochmal reinfallen! Ich werde jedenfalls nicht aufgeben, bis ich ihm diese verdammte Gleichgültigkeit eigenhändig aus dem Gesicht geprügelt habe, hm! Darauf können Sie Gift nehmen, Meister Sasori, hm!“

Sasori war viel eher danach, Deidara Gift zu geben. „Tu' was du willst, aber lass' mich damit in Ruhe!“, versuchte er es noch einmal, obwohl er befürchtete, dass Deidara sich nicht so leicht zum Schweigen bringen lassen würde. Wenn es ein Schicksal gab, dann konnte es ihn definitiv nicht leiden. Schon Orochimaru hatte ihn wegen Itachi verlassen. Und so wie es aussah, war Deidara nicht weit davon entfernt, dasselbe zu tun. Es war zum verrückt werden!

„Sie müssen zugeben, dass er es verdient hätte“, legte Deidara noch einmal nach und besaß dabei nicht einmal den Anstand, das verhasste Thema zu verlassen. Das war genug. Mehr musste er sich beim besten Willen nicht mehr antun.

„Ich habe dich gewarnt, Deidara, jetzt ist das Maß endgültig voll!“, bestimmte er, aufs Neue verärgert. „Du wirst dieses Zimmer jetzt verlassen und dich bis auf unbestimmte Zeit nicht mehr hier blicken lassen. Ist das klar?“

„Aber-“

„Ob das klar ist?! Ich meinte: jetzt sofort!“, erklärte er noch einmal mit Nachdruck, packte Deidara an den Schultern und schob ihn zur Tür. Seltsamerweise stieß er dabei kaum auf Widerstand. Eher auf eine Mischung aus Verständnis- und Fassungslosigkeit.

Er hatte die Türe kaum einen Spalt breit geöffnet, da wand sich Deidara schlussendlich doch geschickt aus seinem Griff.

„Ich kann alleine gehen, hm!“, deklarierte er trotzig, machte aber nach wie vor keinerlei Anstalten, sich gegen den ungerechtfertigten Rausschmiss zur Wehr zu setzen. Das war zwar durchaus verwunderlich, passte Sasori aber so gut in den Kram, dass er auf jegliche Nachfrage verzichtete.

„Dann geh' alleine, aber geh'!“, gab er mürrisch zurück, verzichtete aber dennoch nicht darauf, seinem Partner einen letzten Schubs aus der Türe heraus zu geben.

Deidara stolperte ein bisschen ungelenk hinaus auf den Gang und dass er nicht hinfiel, verdankte er wohl einzig und allein dem Umstand, dass er kaum zehn Zentimeter weiter gegen eine fremde Schulter prallte und somit Gelegenheit fand, sich an einem der außerordentlich robusten Akatsuki-Mäntel festzuklammern. Er begriff, dass es Itachis Mantel war, noch bevor er überhaupt den Kopf gehoben und nachgesehen hatte. Sein Geruch hatte sich unnatürlich stark in sein Gedächtnis geprägt. Und als er nur Sekundenbruchteile später begriff, woran das lag, schlich sich spontan eine zarte, ziemlich entwürdigende Röte auf seine Wangen. Deidara wollte an sich überhaupt nicht wissen, wie Itachi roch! Er würde versuchen müssen, es zu vergessen. Eindeutig.

Ziemlich abrupt ließ er seinen Ärmel los und stolperte ein paar Schritte zurück. So weit, dass er nun beinahe in Sasori hineingelaufen wäre, der noch immer im Türrahmen stand und Itachi anstarrte, als wäre er der Teufel persönlich.

„Du kommst sofort wider zurück, Deidara!“, befahl er harsch und machte sich nicht einmal die Mühe, den plötzlichen Sinneswandel irgendwie zu begründen.

Deidara dachte ja gar nicht daran, dieser Aufforderung nachzukommen! Er war schließlich kein Hund, den man nach Lust und Laune herumkommandieren konnte. „Sie haben mich rausgeschmissen, also gehe ich“, erklärte er stur. So wie es aussah, legten es in letzter Zeit wirklich ausnahmslos alle darauf an, ihn in seiner Ehre zu kränken und er wusste nicht, warum er sich das gefallen lassen sollte. An sich hatte er zwar vermeiden wollen, Itachi über den Weg zu laufen, bevor er nicht wusste, wie er effektiv zum Gegenschlag ausholen konnte, doch jetzt ließ sich das ohnehin nicht mehr rückgängig machen. Folglich lautete die Priorität, Sasori klar zu machen, dass er ihn nicht behandeln konnte wie ein dressiertes Schoßhündchen. Um ihm nicht erst die Gelegenheit zu geben, seinen Willen einmal mehr mit roher Gewalt durchzusetzen, beeilte er sich, so weit in den Gang hinaus zu fliehen, dass er sich weder in seiner, noch in Itachis Reichweite befand. Er focht seine Schlachten gerne auf Distanz.

Itachi scheinbar nicht. Zu Deidaras Überraschung schien sein Augenmerk momentan allerdings weniger auf ihm, als auf seinem Partner zu liegen, denn er war gefährlich nahe an ihn herangetreten und hatte es sogar gewagt, eine Hand nach ihm auszustrecken und seine Haare zu berühren. „Was für ein seltener Anblick“, bemerkte er, ohne auf das zuvor Gesagte einzugehen. „Und was für ein hübsches Gesicht. Du solltest es häufiger zeigen.“

Sasori zuckte zurück wie unter Schmerzen. „Wage es nicht, mich anzufassen! Hast du schon vergessen, was ich dir gestern gesagt habe?“, fauchte er und wirkte dabei seltsam defensiv.

„Dein kleiner Vortrag hat sich meines Wissens nach nicht auf dich bezogen“, erwiderte Itachi unberührt, verzichtete allerdings tatsächlich darauf, ihn noch einmal zu berühren.

„Dann erinnere dich an das allgemeine Verbot!“, sagte Sasori ohne näher zu konkretisieren, was er damit meinte. Anschließend wandte er sich noch einmal an Deidara. „Sei kein Kind und komm' zurück. Sofort.“

Deidara hielt es nicht einmal für nötig, nonverbal darauf zu reagieren. Er hatte seinen Standpunkt bereits klar und verständlich dargelegt, mehr gab es nicht zu sagen. Und ein weiteres Mal überraschte ihn Sasoris Reaktion. Er hätte vieles erwartet: dass er ihn an den Ohren packte und zurück ins Zimmer schleifte, war nur eine Möglichkeit. Aber was er tat, war... nichts. Er warf ihm noch einen letzten warnenden Blick zu, dann schlug er Itachi ohne ein weiteres Wort die Tür vor der Nase zu. Man konnte es drehen und wenden wie man wollte – er benahm sich definitiv seltsam.
 

Itachi zeigte sich wie immer unberührt. Innerhalb von Sekunden hatte er sein alleiniges Interesse Deidara zugewandt. Und erst in diesem Augenblick wurde dem blonden Künstler klar, dass er die beste Chance verpasst hatte, sich unbemerkt aus dem Staub zu machen.

Als der Uchiha sich ihm zuwandte, wich er sicherheitshalber noch einmal ein paar Schritte zurück. „Was willst du?“, erkundigte er sich in scharfem Ton, obwohl alles in ihm schrie, dass er die Antwort – so er denn eine bekommen würde – ohnehin nicht hören wollte.

„Hast du Angst?“, fragte Itachi zurück und klang dabei beinahe belustigt. Zu Deidaras Leidwesen beeilte er sich, die Distanz zwischen ihnen zu verringern. Höchstwahrscheinlich hielt er nicht sonderlich viel von dem so genannten „Wohlfühl-Abstand“. Oder er hatte noch nie etwas davon gehört. Es gab einen gewissen Abstand, den man einem Gesprächspartner gegenüber einhalten sollte, um ihn nicht durch ein unnötiges Eindringen in seinen privaten Raum zu verunsichern, und dieser Abstand betrug ungefähr eine Armlänge.

Die Entfernung zwischen ihnen jedoch ließ sich problemlos in Fingerlängen messen. Und Deidara hegte die wohl nicht ganz unberechtigte Befürchtung, dass er in Itachis Augen auch nicht unbedingt einen Gesprächspartner darstellte...

fucked up explosions

Schönen guten Tag!^^
 

Hier also Kapitel 12. Es wid das letzte sein, das sich ausführlich mit Tag 2 beschäftigt, da ab Nummer 13 endlich mal wieder ein bisschen Wett-bezogener Fortschritt gemacht wird. Wenn es ewig so weitergehen würde wie bisher, müsste Kisame schließlich ernsthaft befürchten zu verlieren. ;)

Danke auch diesmal für die lieben Kommentare und Favos. Ich freue mich immer.^^
 

@ Shadow-Mochou: Tjaja.^^ Das mit Deidara und Itachi ist schon eine seltsame Geschichte. Was daraus noch wird? ... Abwarten und Tee trinken. Wenn du Sasori x Deidara magst, solltest du jedenfalls Kisame viel Glück wünschen.
 

@ Werjungfrau: Hast Recht. Ich fürchte, Deidara hat hier tatsächlich überdimensional viel Pech. Aber wie sagt man so schön? Shit happens!^^
 

@ inueakamizu_namizake: Ob Deidara das noch hinbekommt? Bisher stellt er sich ja eher ein bisschen dämlich an.^^" Und inkonsequent in höchstem Maße.
 

„Angst?“, echote Deidara ebenso verärgert wie verunsichert. Er ahnte, dass es ihm nicht ganz so schwer fallen würde, sich auf eines der beiden Gefühle zu konzentrieren, wenn Itachi sich entweder ein Stückchen von ihm weg bewegen oder noch näher kommen würde. Er konnte nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, was ihm lieber wäre und das behagte ihm überhaupt nicht. „Nicht in den nächsten hundert Jahren, hm!“ Und nach Ablauf dieser Zeit erst recht nicht mehr, denn bis dahin würde er Itachi alles heimgezahlt haben, was er ihm und vor allem seinem Stolz jemals angetan hatte. Der Tag der Rache war nahe!

Nachdem Itachi ihn eine ganze Weile über nur ausdruckslos angesehen hatte, entschied er sich für die Variante des Näherkommens und augenblicklich verschwand die Komponente Wut aus Deidaras Gefühlspuzzle. Itachi fuhr langsam, fast bedächtig über die Stellen an seinem Hals, an denen sich am Abend zuvor noch deutliche Würgemale abgezeichnet hatten und ganz entgegen seiner überzeugten Entscheidung, Itachi niemals wieder näher an sich heranzulassen, als notwendig war, um ihm den Garaus zu machen, ließ er es geschehen. Die Berührung kam ihm vor wie ein einziges Déjà-Vu. Und nicht unbedingt wie eines von der angenehmen Sorte.

Deidara hatte das unschöne Gefühl, langsam aber sicher endgültig den Verstand zu verlieren. Anders konnte er sich nicht erklären wie es möglich sein konnte, dass er so heftig auf Itachi reagierte, obwohl er mit Sicherheit sagen konnte, dass er ihn nicht das kleinste bisschen besser leiden konnte, als an dem Tag, an dem er ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Eigentlich hatte er ihn schon immer gehasst. Konnte es sein, dass es gerade dieser Umstand war, der es ihm so schwer machte, sich dieser... Versuchung zu widersetzen? In Deidaras Ohren klang das widersinnig.

„Nimm' die Finger weg, hn!“, bestimmte er wenig überzeugend. Schließlich brachte er es nicht einmal fertig, auch nur zu versuchen Itachi von sich zu stoßen. Er hätte auch leicht noch ein paar Schritte zurückweichen können, um seinen Fingern zu entgehen, denn noch stand er nicht mit dem Rücken zur Wand. Warum in drei Teufels Namen tat er es nicht einfach? Warum stand er da wie angewurzelt? Das war beim besten Willen nicht mehr normal.

Ungerührt ließ Itachi die Hand an seinem Hals hinabgleiten, bis sie unter dem hohen Kragen seines Mantels verschwand. Dann erst zog er sie zurück. Fast schien es Deidara, als suchte er nach Spuren des vergangenen Tages. Spuren, die er nicht bereit sein würde, ihm zu zeigen. Alles hatte irgendwo Grenzen. Und dass diese in Itachis Fall bereits weit überschritten waren, rechtfertigte keinesfalls eine weitere Bloßstellung seiner eigenen Schwäche.

„Zufrieden?“, erkundigte Itachi sich scheinheilig und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Deidara tatsächlich, dass er noch einmal davongekommen war. Genau für den Bruchteil der Sekunde, den er noch nicht geküsst wurde. So wie es aussah, hatte Itachi ihn wörtlicher genommen, als ihm lieb war. Seine Finger hatte weggenommen. Dass das auch für den Rest seines Körpers hatte gelten sollen, übersah er hingegen geflissentlich.

Und Deidara seinerseits übersah einmal mehr, dass er das alles gar nicht wollte oder immerhin nicht wollen sollte, denn er zögerte kaum für die Dauer eines Wimpernschlags, bis er darauf einging und den Kuss hungrig erwiderte. Und irgendwo aus den tiefsten Tiefen seines Bewusstseins meldete sich wieder jenes kleine Stimmchen, das ihm nachdrücklich klarzumachen versuchte, dass es höchste Zeit war, irgendetwas gegen die ganze vertrackte Angelegenheit zu unternehmen. Möglichst bevor er an einem inneren Konflikt zerbrach, mit dem er in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet hätte und den er an sich überhaupt nicht ausfechten wollte.

Deidara wusste nicht, ob es nun Glück oder Unglück war – doch allem Anschein nach fiel Itachis Interesse an ihm an diesem Tag sehr viel geringer aus, als noch am Tag zuvor, denn er ließ schon recht bald wieder von ihm ab. Woran das liegen mochte, war ihm unbegreiflich. Schlimm war nur, dass es ihn ernsthaft kränkte.

Alles in ihm sträubte sich verzweifelt gegen die Einsicht, dass das nur bedeuten konnte, dass Itachi etwas wichtigeres zu tun hatte, als mit ihm zu „spielen“ und er drauf und dran war, ihn verwirrt, beschämt und glühend vor Hass zugleich, eiskalt stehen zu lassen. Und nur noch heftiger weigerte er sich einzusehen, dass ihn das alles verdammt nochmal störte.

„Verrecke, Itachi, hn!“, warf er ihm zornig an den Kopf und beeilte sich, sich wegzudrehen, bevor der Uchiha sich endgültig von ihm abwenden konnte. Es erschien ihm weniger unangenehm, wenn er selbst derjenige war, der diesen kurzen Kontakt unterbrach.

Dementsprechend konnte er nicht sehen, dass Itachi nur gleichgültig mit den Schultern zuckte, bevor er sich zum Gehen wandte. Und vielleicht war das nur gut. Er wusste ohnehin nicht mehr, was er denken sollte. Von Sasori, von Itachi, von Hidan, von sich selbst. Warum benahm sich Sasori so komisch? Warum ließ Itachi ihn mal stehen und das Mal darauf wiederum überhaupt nicht mehr gehen? Warum hatte Hidan ihn aus heiterem Himmel zu seinem Lieblingsopfer erklärt? Und warum bitte ließ er sich das alles einfach so gefallen? Wohin verschwanden seine Rachefantasien, wenn Itachi ihn küsste? Weshalb verschwanden sie überhaupt, obwohl der Hass noch immer an ihm nagte? Und wieso musste er gezwungen sein, den ganzen Mist noch weitere fünf Tage über sich ergehen zu lassen? Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum... Er hätte schreien können.

Es wurde höchste Zeit, dass er diese Hölle von einem Hauptquartier wieder verließ. Jeder, wirklich jeder Auftrag wäre ihm willkommen gewesen, und am allermeisten einer, den er alleine erledigen konnte. Sasori war noch nie ein übermäßig angenehmer Zeitgenosse gewesen, aber so, wie er sich in den letzten Stunden verhalten hatte, war er schlichtweg unausstehlich.

Gott sei Dank war es bald Zeit für dieses idiotische gemeinsame Abendessen. Danach würde er hoffentlich das Schlimmste überstanden haben. An sich war Deidara kein Freund von zu viel Ruhe, aber er hatte das unbestimmte Gefühl, dass ihm ein bisschen Abstand von seinen völlig wahnsinnigen Kollegen nicht unbedingt schaden würde.
 

„Na, Blondchen, hat dich dein Babysitter im Stich gelassen?“

So viel also zu ein bisschen Ruhe. Deidara war im Augenblick beim besten Willen nicht in der Lage, Hidans niveaulose Sticheleien gleichmütig hinzunehmen. Allein der Klang seiner Stimme brachte seine Wut zum Überkochen. Erst Itachi, dann Hidan – was zu viel war, war einfach zu viel. Ein entrücktes Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er feststellte, dass er dieses eine Mal nicht den fatalen Fehler gemacht hatte, seinen Ton im Zimmer zurückzulassen. Und das, obwohl Sasori ihn so uncharmant hinauskomplimentiert hatte. Es war höchste Zeit, sich selbst davon zu überzeugen, ob aus so etwas unausstehlichem wie Hidan tatsächlich ein Kunstwerk werden konnte, wenn es erst einmal in die Luft flog.

Hidan seinerseits lehnte scheinbar gelassen und mit sich und der Welt zufrieden an der Wand und musterte Deidara aufmerksam. Seit er von seinem kleinen Ausflug zurückgekehrt war, hatte er sein bestes getan, Kakuzu nicht über den Weg zu laufen. Zwar fühlte er sich ein wenig ausgeglichener als zuvor, aber das bedeutete unglücklicherweise nicht automatisch, dass er sich auch in der Lage fühlte, seinem Partner die Stirn zu bieten. Und obwohl Kakuzu bisher keinerlei Anstalten gemacht hatte, nach ihm zu suchen, wusste er, dass er ihm keinesfalls verziehen hatte, dass er sich noch immer nicht um die verdammte Küche gekümmert hatte. Das lehrte ihn eine ganze Reihe leidvoller Erfahrungen. Und da bestimmt auch kein anderer sein Chaos beseitigt hatte, stand ihm ein Abendessen im Scherbenhaufen bevor, das die Laune seines Partners aller Voraussicht nach noch weiter unter den Nullpunkt sinken lassen würde.

An sich hatte er sich ein Weilchen bei Kisame und Itachi im Zimmer verkriechen wollen, aber die Türe war abgeschlossen gewesen. Als Hidan daraufhin allen Ernstes in Erwägung gezogen hatte, sich bei Zetsu zu verstecken, hatte ihn seine eigene Feigheit ernsthaft erschreckt. Dabei hatte es doch ohnehin keinen Sinn, sich vor Kakuzu zu verstecken. Spätestens beim Abendessen war er gezwungen, ihm wieder unter die Augen zu treten. Ewig vor ihm wegzulaufen war schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit. Wie gut, dass es Deidara gab. Denn die Erfahrung lehrte ihn auch, dass er sich nicht mehr ganz so unsicher fühlte, wenn er ihn erst nahe an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte.

So wie es aussah, war das Blondchen diesmal sogar bereit, ein wenig mehr Gegenwehr zu leisten als üblich, und das machte die Sache nur umso spaßiger. Ernsthaft um sein Leben fürchten musste er ohnehin nicht. Zudem waren Deidaras Explosionen im Nahkampf nicht sonderlich praktikabel. Wenn er ihm nicht die Gelegenheit gab, sich allzu weit von ihm zu entfernen, lief er nicht einmal Gefahr in eine Explosion zu geraten, die ihn dermaßen entstellte, dass die 'Reparaturen' unnötig viel Aufwand erforderten.

„Ausnahmsweise kann ich unser Püppchen verdammt gut verstehen“, fuhr Hidan fort und beobachtete unbekümmert, dass Deidara eine Hand in seiner Tasche verschwinden ließ, um sie Ton kauen zu lassen. „Für ihn bist du nicht mehr, als ein beschissener Klotz am Bein. Ich frage mich sowieso, wie ein so verflucht unfähiges Kind wie du bei uns aufgenommen werden konnte. Jetzt mal ehrlich: du hättest lieber auf eine Ballettschule gehen sollen... Das ist eher was für kleine Mädchen.“

„Warum bist du denn dann nicht hingegangen? Hm?“, fauchte Deidara und widerstand gerade noch dem Drang, zu versuchen, Hidan eigenhändig zu erwürgen und somit seine Chancen, ihn effektiv zum Schweigen zu bringen, gegen Null sinken zu lassen. Hidan war stärker als er, diese Tatsache ließ sich leider nicht wegdiskutieren. Chakra C1 klang in diesem Fall bedeutend erfolgversprechender.

Selbst, wenn Deidara nicht ohnehin schon abgrundtief schlecht gelaunt gewesen wäre, hätte er dieses Mal kaum die Chance ungenutzt verstreichen lassen. Es reichte, wenn Sasori ihm ständig vorhielt, er sei unfähig, nervig, lästig, zu langsam, nicht sorgfältig genug oder was auch immer – Hidan hatte beim besten Willen nicht das Recht, Salz in diese Wunde zu streuen.

„Weil“ Hidan hatte eine geradezu theatralisch Oberlehrerhafte Haltung eingenommen „ich nicht derjenige bin, der aussieht wie ein verschissenes Mädchen.“ Er sah aus, als hätte er dem noch etwas hinzuzufügen, bekam aber keine Gelegenheit mehr dazu. Zu beschäftigt war er damit, den vielen kleinen Bomben auszuweichen, die in seine Richtung flogen und mit lautem Knall explodierten. Der Saum seines linken Hosenbeins fing Feuer und er hatte seine liebe Mühe damit, es auszutreten, bevor es ihm im wahrsten Sinne des Wortes das letzte Kleidungsstück vom Leibe fressen konnte. Und Deidaras Hand war längst wieder in der verhängnisvollen Tasche verschwunden.

Anscheinend war er wirklich nicht in der Laune, große Reden zu schwingen, wie Hidan milde enttäuscht zur Kenntnis nahm. Zwar schien der blonde Künstler keinesfalls auf einen ersten Kampf aus zu sein – denn andernfalls hätte er sich sicherlich die Mühe gemacht, einen taktisch klügeren Angriff zu planen – aber immerhin hatte er es gewagt, mitten im Hauptquartier ein Feuerwerk zu veranstalten und Wände und Fußboden deutlich sichtbar zu beschädigen. Eine Verhaltensweise, die generell nicht gerne gesehen war. Und auch Hidan hatte kaum Lust darauf, einem weiteren Bombenregen ausweichen zu müssen.

Spontan entschlossen stürzte er auf Deidara zu, um ihn davon abzuhalten, noch mehr von den verfluchten Dingern explodieren zu lassen, doch bevor er ihn zu fassen bekam, wurde er wie von unsichtbaren Fäden gezogen zurückgerissen.

„Deidara, du verdammter Idiot! Was denkst du, was du hier tust?!“ Allem Anschein nach war der Gedanke mit den Fäden nicht einmal so sehr an den Haaren herbeigezogen gewesen. Von den Detonationen angelockt stand Hirukos abscheuliche Gestalt ein Stück weiter hinten im Gang und allein an Sasoris mehr als nur tadelndem Tonfall ließ sich ablesen, dass er für den plötzlichen Sturz seines Partners verantwortlich war. Alles in allem wirkte er nicht sonderlich amüsiert. Mehr noch: er glühte geradezu vor Wut.

Deidara ging es da nicht viel besser. Noch immer war er dermaßen auf sein Ziel fokussiert, Hidan ein für alle Mal das Maul zu stopfen, dass er den Ernst der Lage nicht einmal erfasste. „Lassen Sie mich das zu Ende bringen, Meister Sasori!“, forderte er. „Ich werde diesen Bastard zum Schweigen bringen, hm! Endgültig!“

Sasori war eindeutig nicht in der Stimmung für lange Diskussionen und so machte er kurzerhand von der einzigen Waffe Gebrauch, die sich an diesem Tage zuverlässig bewährt hatte: Hirukos vergifteter Schwanz.

Als sein Partner in einer Art qualvollem Fiebertraum versank, fühlte er sich geradezu erleichtert. So konnte er diesen uneinsichtigen Idioten problemlos abtransportieren. Er hätte ihn gar nicht erst aus dem Zimmer lassen sollen. Und diesen Fehler würde er nicht noch einmal wiederholen. Wahrscheinlich wäre es nicht einmal die schlechteste Idee, Deidara bis auf weiteres ein Gegengift zu verweigern – dann würde er immerhin gut drei Tage seine Ruhe vor ihm haben. Wenn Deidara erst einmal außer Gefecht war, war mit weiteren haarsträubenden Katastrophen nicht mehr zu rechnen. Leider, leider war wohl auch das nicht unbedingt Bestandteil einer 'Verbesserung des Miteinanders', wie Pain sie angeordnet hatte...

Hidan überließ er vorerst sich selbst, obwohl er ahnte, dass auch er höchstwahrscheinlich mitverantwortlich für die schwarzen, verkohlten Wände und den aufgerissenen Bodenbelag war. Denn Hidan war nicht sein Partner. Und er war nicht der Einzige, den der ohrenbetäubende Lärm der Explosionen hinaus auf den Gang getrieben hatte.

fucked up accomplices

Tag, alle zusammen!
 

Ich weiß, ich habe versprochen, das Kapitel viel früher on zu stellen und ich habe auch gesagt, dass es sich nicht mehr ausführlich mit Tag 2 beschäftigt. Da sieht man mal, wie viel mein Wort wert ist. -.-

Allzu ausführlich beschäftigt es sich auch nicht mit Tag 2, aber leider auch mit nichts anderem. Ich hoffe, es findet trotzdem ein bisschen Anklang.

Inhalt in Kurzfassung: Kakuzu gibt das Eigentum an Hidan auf und Kisame mischt sich in Dinge ein, die ihn nichts angehen.

Wie immer ein herzliches Dankeschön für die neuen Favos.^^
 

@ Werjungfrau: Tja, die Konfrontation zwischen Hidan und Kakuzu hätte schon etwas spannender ausfallen können. Aber sei unbesorgt, da kommt sicher noch so einiges nach. ;)
 

Hidan drehte sich in böser Vorahnung beinahe der Magen um, als er den gefährlich nichtssagenden Ausdruck auf Kakuzus Gesicht registrierte. Es war bei weitem zu viel kaputt gegangen, als dass es ihm tatsächlich egal sein konnte – und so war das wohl die Ruhe nicht vor dem Sturm, sondern vor der Apokalypse. Für die Dauer eines Wimpernschlags vergaß er alle seine guten Vorsätze und zuckte, einem instinktgesteuerten Selbsterhaltungstrieb folgend, kaum merklich zurück. Dann begriff er, dass das seine große Chance sein konnte. Und dass es geradezu fatal wäre, sich seinem Partner aus bloßer Gewohnheit jetzt wieder zu unterwerfen.

Es war genug. Ein für alle Mal. Er erinnerte sich nur allzu gut an all die kleinen und großen Demütigungen und Misshandlungen, die er hatte einstecken müssen und all die Handlangerdienste, die er hatte leisten müssen. Nie wieder.

Sollte doch Deidara putzen, sobald Sasori ihn wieder auf die Beine gebracht hatte; schließlich hatte der mit explodierenden Machwerken um sich geschmissen. Hidan hatte ihn nicht darum gebeten. Er hatte ihn vielleicht ein kleines bisschen provoziert, aber für eventuelle Überreaktionen war das blonde Sensibelchen noch immer selbst verantwortlich, jawohl. Das würde er Kakuzu klar machen, sobald er ihm einen Putzlappen unter die Nase hielt. Oder ihn in Stücke riss.

Das Herz schlug Hidan bis zum Hals; er war hin und her gerissen zwischen ängstlicher Nervosität und freudiger Erwartung. Aufmerksam verfolgte er jede Regung seines Partners und wartete auf den Angriff. So unsanft wie der sonst vergleichbar nachsichtige Puppenspieler mit seinem Feuerwerksspezialisten umgesprungen war, konnte er wohl froh sein,wenn Kakuzu seinen Körper nicht zu einem anspruchsvollen 3D-Puzzle für Tüftler verarbeitete. Aber selbst wenn - er würde nicht nachgeben, auf keinen Fall. Unter den gegebenen Umständen kam ihm Pains bescheuerte Forderung nach harmonischer Zusammenarbeit nicht einmal ungelegen: So war Kakuzu wenigstens gezwungen, ihn immer und immer wieder zusammenzubasteln und er musste nicht befürchten, dass er seine Einzelteile in Schuhkartons verpackte und ihn die nächsten paar Jahrzehnte im Besenschrank versauern ließ. Das nannte man wohl Glück im Unglück.

Aber Hidan wartete vergebens.

Kakuzu schien überhaupt nicht daran zu denken, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Er würdigte ihn keines Blickes. Stattdessen machte er sich daran, Wände und Boden auf das Genaueste zu inspizieren und die Schäden zu analysieren. Und Hidan verstand die Welt nicht mehr.

Er wusste, dass sein Partner innerlich vor Wut kochte. Das war immer so gewesen und das musste auch jetzt so sein. Wie kam er dazu, ihn zu ignorieren? Und warum ausgerechnet jetzt? Jetzt, da er endlich bereit war, ihm standhaft und selbstbewusst gegenüberzutreten und zum allerersten Mal einen Befehl zu verweigern! Das konnte er doch nicht machen! Das war einfach nicht fair! Wie sollte er denn einen Befehl verweigern, wenn er ihm gar nicht erst einen erteilte?

„Oi, Narbenfresse!“, machte er ungeduldig auf sich aufmerksam. Wenn seine Rechnung nicht von selbst aufging, musste er eben ein wenig nachhelfen und Kakuzu die Worte in den Mund legen, die er ihm ganz, ganz sicher sagen wollte. „Bevor du erst groß das Maul aufreißt: Ich werde den Teufel tun, deine abgefuckten Wände neu zu streichen! Das verfluchte Durcheinander hier ist verdammt nochmal nicht meine Schuld! Ich kann auch nichts dafür, dass unser Zuckerpüppchen gleich so einen Aufstand macht.“

Hidan wartete wirklich lange auf eine Antwort verbaler oder auch nonverbaler Art - mindestens zehn Sekunden - aber sie blieb aus.

„Hey, du geldgeiler Wichser! Ich rede mit dir!“, versuchte er es noch einmal, doch sein Partner zeigte nicht die Spur einer Reaktion. Als Hidan versuchte, ihn am Arm zu packen, wich er so schnell und gekonnt aus, dass er ihn dabei nicht einmal ansehen musste.

„Kakuzu, du verdammtes Arschloch!“ Hidan war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren und die angekokelten Wände gänzlich einzureißen,um endlich seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er verstand einfach nicht, was hier vorging. Am Morgen war er noch wegen ein paar dämlichen Kaffeetassen total ausgerastet – und jetzt das. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Wie sollte er Kakuzu beweisen, dass er sich nicht mehr von ihm herumkommandieren ließ, wenn er ihn nicht herumkommandierte? Wie sollte er etwas beibehalten, das auch nur entfernt an seelisches Gleichgewicht erinnerte, wenn er ihn überhaupt nicht mehr beachtete?

Alles, nur das nicht!

„Wenn du mir sagst, dass ich putzen soll, dann richte ich das wieder...“

Hidan erschrak ein bisschen, als er sich das sagen hörte. So wie es aussah, konnte er tatsächlich reden ohne zu denken und sein Mund schien von Dingen wie „Stolz“, „Ehre“ und „Selbstwertgefühl“ noch nie etwas gehört zu haben; aber falls sein Partner diese devote Unterwürfigkeit mit Zuwendung honorierte, würde er es eben akzeptieren. War ja klar gewesen, dass er nicht stur bleiben konnte.

Tatsächlich unterbrach Kakuzu die akribische Untersuchung der Tapete und wandte sich ihm zu.

„Gib dir keine Mühe, Hidan“, empfahl er nüchtern. „Ich lehne es ab, mich weiterhin mit dir abzugeben. Als Partner bist du auf Dauer gesehen einfach zu teuer – du kostest zu viel Geld und zu viele Nerven.“

Und mit diesen kalten Worten kehrte er ihm erneut den Rücken zu und verschwand ohne ein einziges Wort des Abschieds. Hidan konnte sein grenzenloses Entsetzen nicht einmal in Worte fassen.
 

Das Abendessen bestand aus einer nahtlosen Aneinanderreihung kleiner bis mittlerer Katastrophen. Zwar hatte Pain Kakuzus Verlangen nach einem anderen Partner nicht nachgegeben, doch er schien es auch nicht einzusehen, erneut zwischen ihm und dem todunglücklichen Hidan zu vermitteln. Kakuzu ließ sich daher zwischen Kisame und Sasori nieder und stellte damit noch einmal klar, dass er ihre Zusammenarbeit zumindest inoffiziell für beendet hielt.

Als Hidan das sah, wandte er sich spontan wieder zum Gehen und konnte nur mit Mühe und Not dazu gezwungen werden, sich wenigstens auf das Fensterbrett zu setzen und den anderen beim Essen zuzusehen. Zunächst versuchte er noch, seinem Ärger mit den üblichen, farbigen Verwünschungen Luft zu machen, doch irgendwann musste er einsehen, dass ihm niemand Gehör schenken wollte und verlegte sich darauf, mit einer Gabel auf seine Hand einzustechen. Der Schmerz beruhigte ihn ein bisschen – er lenkte ihn ab. Und das war wirklich ein Wunder. Schließlich hatte er unter den gegebenen Umständen nicht einmal über Deidara lachen können, obwohl es auch diesen ziemlich übel erwischt hatte.

Da Pains Befehle absolut waren, hatte Sasori ihn wieder auf die Beine gebracht und an den Tisch gesetzt. Allerdings kam er nicht dazu etwas zu essen. Er musste Kisames undefinierbares Gepansche nur ansehen, um grün im Gesicht vom Tisch aufzuspringen, nach draußen zu rennen und sich so lange zu übergeben, bis er nur noch ein trockenes Würgen hervorbrachte und die Erschöpfung ihn in die Knie zwang.

„Er hat das Gegengift wohl nicht so gut vertragen“, war alles, was Sasori dazu zu sagen hatte.

Und Pain musste einsehen, dass der Weg zu einem besseren Miteinander länger und steiniger war, als er es sich jemals hätte träumen lassen. Aufgeben war trotzdem keine Option, das wusste Tobi gekonnt zu verhindern.

Als das Abendessen nach einer gefühlten Ewigkeit endlich ein Ende fand, konnte sich kaum einer der neun skrupellosen und abgebrühten Nuke-nin ein erleichtertes Aufatmen verkneifen. Zetsu löste sich beinahe sofort in Luft auf und Pain folgte ihm auf dem Fuße. Leader hin oder her – seine Nerven hatten doch sehr gelitten. So sehr, dass er selbst Konan abwimmelte, als sie ihm höflich, nett und ohne jegliche Hintergedanken anbot, noch einen Kaffee zu kochen. Kurz gesagt: Der Haussegen hing schief. Schiefer als schief. Und es fand sich weit und breit kein Freiwilliger, um ihn wieder gerade zu rücken.

Kisame war das nicht unbedingt zu verdenken, denn der hatte immer noch Küchendienst und steckte mit beiden Händen im Spülbecken. Darüber hinaus war er gar nicht mal so unglücklich darüber, dass das Hauptquartier langsam aber sicher im Chaos versank, denn immerhin hatte die Langeweile unter diesen Umständen kaum eine Chance, sich durchzusetzen. Und Langeweile betrachtete er seit jeher als einen ganz persönlichen Todfeind. Nicht zuletzt deshalb hatte er sich auch dazu hinreißen lassen, Kakuzu zum Wetten zu bewegen.

Noch am Abend zuvor war er sich sicher gewesen, dass er nur gewinnen konnte, doch so langsam begann er zu zweifeln. Nicht daran, dass Sasori drauf und dran war, seinem Partner mit Haut und Haaren zu verfallen, sondern daran, dass eben diese Tatsache irgendwie beweisbar werden würde. Und dabei konnte er noch froh sein, dass er nicht um mehr, als um ein paar Gefühle gewettet hatte.

Kisame war ein bisschen wütend auf Deidara. Normalerweise hing er ständig an Sasoris Rockzipfel und mühte sich nach Kräften, ihm näher zu kommen und ihm so viel wie möglich recht zu machen.

Treu und brav wie ein Schoßhündchen. Aber seit er ins Hauptquartier zurückgekehrt war, ließ er sich ständig ablenken und sabotierte unbewusst Kisames sicher geglaubten Sieg. Dummerweise würde sich daran kaum etwas ändern, wenn Hidan und Itachi nicht möglichst bald ein anderes Spielzeug fanden, denn wenn man sich in punkto Deidara überhaupt auf irgendetwas verlassen konnte, dann darauf, dass er für jeden Scheiß zu haben war, ohne dass man ihm erst lange auf die Nerven gehen musste.

Das führte nun wieder direkt zum nächsten Problem: Hidan würde sich nicht so einfach von Deidara abwenden. Nicht so lange er kein leichteres Opfer fand. Und erst recht nicht, so lange Kakuzu ihm das Leben zur Hölle machte. Es war offensichtlich, dass er damit alles andere als gut zurecht kam, und dass Kakuzu jetzt auch noch „das Eigentum an ihm aufgegeben hatte“ machte wohl alles nur noch schlimmer. Nicht, dass er ihn diesbezüglich nicht verstehen konnte – der Zeitpunkt war einfach ungünstig gewählt.

Wegen Itachi machte er sich weniger Sorgen. Sicher, er zeigte sich seit ihrer Rückkehr ungewohnt lebhaft, aber Kisame zweifelte nicht daran, dass es nicht schwer werden würde, ihn von Deidara abzubringen. Schließlich lag ihm nichts an dem Blondchen persönlich. Möglich, dass er ihn ganz von selbst wieder fallen ließ.

Aber Hidan...

Kisame ahnte, dass er den Dingen unmöglich ihren Lauf lassen konnte, wenn er Kakuzu nicht eine Chance lassen wollte, die er unter anderen Umständen niemals erhalten hätte. Er musste und würde sich einmischen. Denn wenn Deidara weiterhin so rege mit seinen Akatsuki-Kollegen interagierte, würde sich Sasori nur immer weiter von ihm distanzieren.

Ihre lange Zusammenarbeit hatte Kisame gelehrt, dass Sasori sich immer dann in ein Schneckenhaus zurückzog, wenn die zwischenmenschlichen Beziehungen in seinem Umfeld zu kompliziert wurden. Zwar behauptete er – wie alle anderen Shinobi, die etwas auf sich hielten auch – keine Gefühle mehr zu besitzen, aber das war natürlich blühender Unsinn. So lange man einen menschlichen Körper besaß, hatte man Gefühle, welcher Art sie auch immer sein mochten, und so lange es Menschen gab, waren zwischenmenschliche Beziehungen unabdingbar. Vermutlich gab es innerhalb der Akatsuki niemanden, der so sehr darunter litt wie Sasori. Wenn man sich einmal näher mit ihm beschäftigte, kam man nicht umhin, ein paar Dinge zu begreifen:

1. Er hasste Itachi wie die Pest oder mehr. Und das war nicht unbedingt verwunderlich. Schließlich hatte sich sein heiß geliebter Orochimaru nur wegen ihm aus dem Staub gemacht. Mit Orochimaru gelangte man direkt zu 2.: Er war so ausdauernd damit beschäftigt sich einzureden, dass er alleine am besten zurecht kam und anderen tagein tagaus zu erklären wie nervig und überflüssig sie waren, dass er gar nicht so recht bemerkte, wie die Menschen in seinem Umfeld mehr und mehr zu einem natürlichen Bestandteil seines Lebens wurden, die er später nicht mehr wegdenken konnte, ohne dass es weh tat. Das machte es seinen Partnern, ohne dass sie es ahnten, leicht, ihn an sich zu binden. Darüber hinaus neigte er 3. dazu, sich mit eben diesen Partnern gerade dann verstärkt auseinanderzusetzen, wenn ihn etwas an ihnen störte, anstatt sie wie Kakuzu einfach kommentarlos an die Wand zu klatschen. Und das führte über kurz oder lang dazu, dass er nachsichtig und besitzergreifend wurde.

Fazit: Sasori war nicht halb so böse wie er den Rest der Welt und sich selbst glauben machen wollte und neigte dazu, den fatalen Fehler zu machen, sich in seinen Partner zu verlieben. Und soweit Kisame die Lage beurteilen konnte, war er mal wieder fällig.

Das größte Problem blieb die Beweisbarkeit. Mit einem Verdacht oder logischen Ausführungen würde ihn ein Geizkragen wie Kakuzu im Leben nicht davon kommen lassen. Wenn Hidan und Itachi Sasori zurück in sein Schneckenhaus trieben, dann konnte er den Sieg getrost vergessen. Noch dazu würde Kakuzu sicherlich selbst aktiv ins Geschehen eingreifen, wenn er erst einmal begriff, dass die Lage für ihn nicht ganz so rosig aussah, wie er geglaubt hatte, und dann musste er sich auch für ihn etwas einfallen lassen. Und spontan fiel ihm nichts ein.

Wenn Kakuzu sich etwas vornahm, konnte ihn in der Regel nichts davon abbringen, sein Ziel zu erreichen. Und da er immer allein arbeitete und auf absolut niemanden vertraute, konnte er ihm auch keinen Saboteur unterjubeln. Trotz allem wurde Kisame das Gefühl nicht los, dass es nicht schaden könnte, sich einen Komplizen zu suchen, der ihm half, die Störenfriede möglichst unauffällig aus dem Weg zu räumen. Und da kam nur eine einzige Person in Frage. Eine Person, die unabhängig, unterbeschäftigt und durchtriebener war, als man vermuten würde. Er machte sich auf den Weg, kaum, dass er den letzten Teller abgetrocknet und in den Schrank gestellt hatte, denn schließlich blieben ihm nur noch 5 Tage um unterstützend auf Sasori einzuwirken. Danach musste er ihn und seinen Partner wohl oder übel ihrem Schicksal und ein paar romantischen Sonnenuntergängen sowie der trauten Zweisamkeit einer Mission überlassen und hoffen. Dabei freute er sich auf dreierlei: Auf den Wettgewinn, auf Kakuzus bedepperten Gesichtsausdruck, wenn er feststellen musste, dass sein ganz persönlicher Lieblingsakatsuki nicht so perfekt war, wie er es sich erträumte und auf Sasoris Entsetzen, wenn er feststellen musste, dass er sich schon wieder in seinen Partner verliebt hatte, ohne es zu bemerken. Danach konnte er Kakuzu vielleicht auch eröffnen, dass Hidan vor lauter Verlangen nach ihm bereits dem Wahnsinn nahe war – etwas, das er zugegebenermaßen höchstwahrscheinlich nicht bemerkt hätte, wenn Itachi ihn nicht in einem seiner redseligeren Momente darüber aufgeklärt hätte, denn Hidan war ein wirklich guter Schauspieler und Itachi trotz seiner schwindenden Sehkraft ein schärferer Beobachter als Kisame. Er redete nicht übermäßig viel, aber er hörte alles. Vermutlich hatte er so viel Zeit damit verbracht zu lernen seine eigenen Gefühle vor den Augen anderer zu verbergen, dass ihm jede noch so kleine Regung unweigerlich auffallen musste. Kisame hatte Respekt vor dieser Begabung. Sie machte seinen Partner zu einem ebenso schätzenswerten wie gefährlichen Zeitgenossen und somit zu einem Mann, mit dem man gut zusammenarbeiten konnte. Itachi Uchiha. So richtig schlau wurde er noch immer nicht aus ihm und es stand zu befürchten, dass sich das in naher Zukunft nicht das kleinste bisschen ändern würde. Vielleicht war das auch ganz gut so. Dank Itachi verstand er nun immerhin zu 90%, was in den Köpfen seiner anderen Kollegen vorging und das bot eine ganze Bandbreite interessanter Beschäftigungen.

fucked up secrets

Konan schlief längst nicht mehr, als der dritte Morgen über dem Hauptquartier hereinbrach. Lange hatte sie nur unbeweglich auf dem Bett gesessen und in Gedanken die vergangenen zwei Tage Revue passieren zu lassen, da sie nicht so recht gewusst hatte, was sie von dem Vorschlag halten sollte, den Kisame ihr am Vorabend unterbreitet hatte. Sie begriff nicht, warum er sie gebeten hatte, ihm zu helfen, seine verrückte Wette zu gewinnen, denn in erster Linie war das eine Sache zwischen ihm und Kakuzu und in zweiter Linie war sie nicht sonderlich erpicht darauf, sich an einer doch recht gemeinen Intrige zu beteiligen.

Tatsächlich konnte sie noch weitergehen und behaupten, dass ihr Interesse an allen Akatsuki außer Pain verschwindend gering ausfiel und sie dementsprechend wenig über die einzelnen Persönlichkeiten oder ihre Freizeitgestaltung wusste. Möglicherweise würde sie ihm nicht einmal eine Hilfe sein, wenn sie sich darauf einließ. Und trotzdem hatte sie nicht sofort abgelehnt. Warum auch? Sie sah zwar keinen konkreten Anlass, ihn zu unterstützen, aber sie hatte auch keinen Grund, es nicht zu tun. Schließlich war sie genauso gnadenlos unterbeschäftigt wie er.

Ihr untrügliches Zeitgefühl sagte ihr, dass der Tag inzwischen weit genug fortgeschritten war, um noch einmal mit Kisame darüber zu sprechen. Um diese Uhrzeit konnte sie ihn aus dem Bett schmeißen, ohne riskieren zu müssen, die Türe vor der Nase zugeschlagen zu bekommen. Außerdem war es bald Zeit zu frühstücken und sie hatte die Aufgabe, Itachi zum Küchendienst zu verdonnern. Warum Pain das nicht schon am Abend zuvor selbst übernommen hatte, war ihr schleierhaft, aber unter den gegebenen Umständen auch weitestgehend egal.

Konan machte sich nicht die Mühe anzuklopfen, ehe sie die Türe einen Spalt öffnete und das Zimmer des Teams betrat. Abgeschlossen war hier selten, was vermutlich daran lag, dass für gewöhnlich die wenigsten freiwillig ein Zimmer betraten, in dem sich Itachi Uchiha aufhielt, da er Störungen jedweder Art nicht sonderlich schätzte und die Angst vor dem Mangekyo Sharingan selbst die Akatsuki dazu veranlasste, seine Bedürfnisse zu respektieren.

Zu ihrem Leidwesen aber schien gerade Itachi nicht da zu sein, sein Bett war unberührt, und so musste die Küche wohl noch ein Weilchen warten. Kisame hingegen schlief wie erwartet noch. Sie war sehr leise gewesen und er hatte ihr Eintreten nicht bemerkt. Dennoch verzichtete sie darauf, näher zu kommen. Es gab Arten, auf die man einen Nuke-nin nicht wecken sollte, wenn man nicht Gefahr laufen wollte, aus einem Reflex heraus angegriffen zu werden, vor allem, wenn man nicht Bestandteil seiner natürlichen Umgebung war, und so ließ sie schlicht und einfach die Türe geräuschvoll ins Schloss fallen.

Tatsächlich reichte der Laut, um Kisame aus dem Schlaf fahren zu lassen. Er registrierte sie sofort, schien im ersten Augenblick aber nicht zu wissen, womit er die Ehre ihres Besuches verdient hatte. Dann legte sich das übliche verschlagene Grinsen auf sein Gesicht.

„Also kann ich mit deiner Unterstützung rechnen?“ Es war mehr Feststellung als Frage und Konan kam zu dem Schluss, dass er von Anfang an fest damit gerechnet hatte.

Sie nickte bestätigend und trat nun doch ein wenig näher.

„Ich glaube ja nicht, dass das wirklich eine gute Idee ist“, erklärte sie, „aber schlussendlich sind hier doch alle alt genug, um falsches Spiel zu erkennen, wenn sie es sehen und sich dagegen zur Wehr zu setzen.“ Sie ging bewusst darüber hinweg, dass man Intrigen auch übersehen konnte, wenn man theoretisch in der Lage war, sie zu durchschauen. Zudem hatte Kisame ihr seinen Plan noch nicht dargelegt, sofern er überhaupt einen hatte, und so konnte sie auch nicht beurteilen, wie „falsch“ das Spiel denn nun tatsächlich werden würde. „Was willst du unternehmen?“

Kisame schien unschlüssig und erhärtete dadurch den Verdacht, dass er wirklich nicht wusste, wie er vorgehen sollte. „So lange der Zombie sich nicht einmischt, werde ich nicht viel unternehmen“, meinte er schließlich. „Allenfalls Itachi und Hidan ein bisschen von Deidara fernhalten. Und beobachten, wie sich die Stimmungslage entwickelt. Außerdem sollten wir ein paar objektive Kriterien festlegen, nach denen wir den Ausgang der Wette beurteilen können, so lange Kakuzu sich noch sicher genug fühlt, um ein paar Zugeständnisse zu machen.“

Konan zeigte sich skeptisch. „Wenn das schon alles ist – wieso willst du dann, dass ich dir helfe?“, verlangte sie zu erfahren.

„Du hast in dem Laden was zu sagen“, erwiderte Kisame unbeirrt. „Außerdem kannst du verhindern, dass der Leader erfährt, was hier läuft.“

Das waren durchaus Argumente, die Konan verstand. Diese Wette war bestimmt nicht mehr förderlich für das Arbeitsklima, sobald sich Kakuzu und Kisame aktiv ins Geschehen eingriffen und somit würde Pain sie kaum tolerieren, wenn er davon erfuhr. In der Regel war Konan zu loyal, um sich über seinen mutmaßlichen Willen hinwegzusetzen, aber die Angelegenheit schien ihr nicht wirklich von Belang zu sein und so sah sie darin kein Hindernis.

„Na schön“, lenkte sie ein. „Lass uns nach dem Frühstück noch einmal darüber sprechen. Apropos Frühstück – kannst du mir sagen, wo dein Partner ist?“

Kisame musste verneinen. Er hatte ihn schon seit dem Abendessen nicht mehr gesehen und ihn auch in der Nacht nicht ins Zimmer kommen hören. Wenn er sein Bett betrachtete, unterstützte das nur seine Vermutung: Itachi war nicht da gewesen. Er hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, wo er sich aufgehalten hatte, aber er hoffte inständig, dass er die Finger von Deidara gelassen hatte.

„Dann werde ich ihn wohl suchen müssen“, stellte Konan nüchtern fest und verließ ihren Komplizen. Sie überlegte, ob sie sich bei Zetsu nach dem Verbleib des Uchiha erkundigen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Zwar wusste Zetsu mehr oder minder alles, was im Hauptquartier vor sich ging, aber gerade weil er seine Augen und Ohren überall hatte, würde er aller Voraussicht nach noch schwerer zu finden sein, als Itachi. Es war oft schwer zu sagen, wo er sich befand.
 

Aufmerksam ließ Itachi den Blick über die Küche schweifen. Soweit er sehen konnte, waren Möbel und Boden sauber, selbst von den Blutflecken auf dem Fensterbrett war nichts mehr zu sehen. Seine Arbeit war getan – jetzt konnte er nur hoffen, dass Hidan nicht alles wieder zunichte machte. Überhaupt war ihm nicht ersichtlich, warum er sein Chaos nicht selbst beseitigt hatte, denn bisher hatte er noch immer jeden von Kakuzus Befehlen befolgt, wenn auch sichtlich widerwillig und begleitet von wildem Gefluche.

Itachi hätte sich seinerseits mit Sicherheit geweigert, diese Aufgabe zu übernehmen, wäre der Befehl nicht von höherer Stelle gekommen. Er hatte sie auch nicht an einen anderen abschieben können, denn dann hätte er offenlegen müssen, dass er damit belästigt worden war und er war davon überzeugt, dass es seinem Image nur schaden konnte, wenn allgemein bekannt wurde, dass er nach Hidan ganz oben auf der Liste der Befehlsempfänger stand, die solcherlei Arbeiten übernehmen mussten. Er bezweifelte sogar, dass Pain davon wusste und er würde den Teufel tun, irgendjemanden davon in Kenntnis zu setzten.

Er hatte gewartet, bis alle im Bett waren, bevor er angefangen hatte zu putzen, damit ihn niemand mit dem Lappen in der Hand auf dem Boden herumkriechen sah und hatte die Arbeit ganze fünf Mal unterbrechen müssen, weil ständig einer seiner Kollegen hereingeschneit war. Zuerst Hidan, der einen Schlafplatz suchte. Itachi hatte ihn rausgeschmissen – wohin er anschließend gegangen war, konnte er nicht sagen. Dann der Reihe nach Deidara, der auf dem Absatz kehrt gemacht hatte, als er ihn gesehen hatte, Sasori, der ihn mit einem bösen Blick begrüßt und gefragt hatte, wo Deidara war, anschließend Konan und Zetsu und dann noch einmal Deidara, der augenscheinlich überrascht gewesen war, ihn wieder in der Küche vorzufinden, aber ähnlich reagiert hatte wie bei seinem ersten Besuch. Das hatte ihn viel Zeit gekostet und ihn schließlich und endlich um den Schlaf gebracht, aber immerhin war sein Geheimnis geheim geblieben.

Müde ließ er den Putzlappen im Mülleimer verschwinden und ließ sich auf einen Stuhl sinken. Er hätte sich nicht ungern schlafen gelegt, aber dafür war es mittlerweile zu spät. Das Frühstück musste er noch überstehen, erst dann konnte er wieder mit ein wenig Ruhe rechnen. Blieb nur zu hoffen, dass die Situation nicht wieder eskalierte und sich an diesem Morgen niemand an den Kragen ging.

Soweit er es beurteilen konnte, war Hidan zu tief verletzt, um den Aufstand zu proben und Kakuzu zu bedacht darauf, sich nicht mehr mit seinem Partner abzugeben, als dass er ihn dazu provozieren würde. Mit etwas Glück hatte Deidara sich noch nicht ganz von den Nebenwirkungen des Gegengifts erholt und war nicht in der Lage, Hidan aus seiner Apathie zu ärgern oder irgendwelche idiotischen Rachepläne gegen Itachi selbst in Bewegung zu setzen. Er wusste, dass er über kurz oder lang mit etwas derartigem zu rechnen hatte und es kümmerte ihn kaum, aber an diesem Morgen wollte er sich nicht damit herumschlagen müssen.

Das kindische Verhalten der anderen ging ihm ohnehin auf die Nerven. Was hatten sie davon, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen? Er befürchtete, dass das Motiv hinter den internen Kämpfen meistens Hass oder Eifersucht war und sollte er damit Recht behalten, konnte er darin nicht mehr sehen, als dilettantische Prügeleien zwischen Ninja, die ihre eigenen Gefühle nicht in den Griff bekamen. Und das, obwohl sie behaupteten, gar nicht erst welche zu haben. Itachi wusste nicht so recht, ob er sie dafür verachten oder doch lieber bemitleiden sollte, beschloss aber schnell, dass ihn das alles nichts anging und es ihm folglich egal sein konnte.

Er konnte beim besten Willen nicht verstehen, was Kisame an diesem Durcheinander interessierte. Sein Partner fragte ihm in schöner Regelmäßigkeit Löcher in den Bauch, weil er unbedingt wissen wollte, wer wie zu wem stand und warum und fand die Antworten amüsant, ohne ersichtlich Profit aus seinem Plus an Wissen zu schlagen. Erschwerend kam hinzu, dass Itachi seine Beobachtungen und Erkenntnisse eigentlich nicht mit Kisame teilen wollte, weil er sie im Gegensatz zu ihm wirklich zu seinem eigenen Vorteil nutzte.

Je mehr Leute über einen Sachverhalt Bescheid wussten, desto weniger eignete er sich als potentielles Druckmittel. Wäre Kisame nicht so verteufelt hartnäckig gewesen, hätte er sicherlich geschwiegen, aber die ständige Fragerei ging ihm dermaßen auf den Geist, dass er lieber einen kleinen Machtverlust hinnahm, als sich dem dauerhaft auszusetzen.

Etwas wirklich wichtiges hatte er ihm sowieso nicht erzählt, nur ein bisschen Klatsch und Tratsch. Dinge, die über kurz oder lang wirklich jedem auffallen würden, die aber bisher im allgemeinen Durcheinander und Gestreite untergegangen waren. Alles in allem konnte er froh darüber sein, dass außer ihm und Zetsu noch niemand zu der Einsicht gekommen war, dass es meistens besser war, sich als stiller Beobachter am Rand des Geschehens zu halten, anstatt sich mitten hinein zu stürzen.

Ganz so konsequent wie Zetsu war Itachi nicht, das musste er zugeben. Aber immerhin beschränkte er sich nur auf punktuelle Einmischungen, wenn er sich für etwas interessierte oder eine Theorie bestätigt sehen wollte und zog sich gleich anschließend wieder zurück.

Er wollte nicht unnötig viel mit den anderen zu tun haben. Auf Dauer schadete es nur, sich auf seine Mitmenschen einzulassen oder sein Herz an etwas oder jemanden zu hängen, das hatte er mittlerweile gelernt und – im Gegensatz zu Sasori – auch verinnerlicht. Der einzige, der ihm jemals etwas bedeutet und den er beschützt hatte und auch zukünftig mit seinem Leben schützen würde, war sein kleiner Bruder und er hatte nicht vor, etwas daran zu ändern. Im übrigen tat er nur seine Arbeit. Mit oder ohne Kisame, wie es die Situation eben erforderte.

Nichtsdestotrotz nahm er sich vor zu versuchen, Hidan wieder zu Verstand zu bringen, weil er kein Interesse daran hatte, dass er in Verzweiflung versank. Wenn er sich nicht mehr von Kakuzu herumscheuchen ließ, lief Itachi Gefahr, hinter ihm herräumen zu müssen und das wollte er nicht. Und so lange Hidan nicht das Gefühl hatte, respektiert und anerkannt zu werden, würde sich nichts an der momentanen Lage ändern. Er musste wohl höchstselbst dafür sorgen müssen, dass Hidan nicht mehr so viel Gelegenheit bekam, seine Wut an Deidara auszulassen und sich stattdessen darum bemühte, mit Kakuzu ins Reine zu kommen. Vielleicht kam er weiter, wenn er Deidara ein Weilchen von ihm fernhielt.

Auf Sasori war diesbezüglich kaum Verlass, denn obwohl er in den letzten zwei Tagen einen beinahe irrational überzogenen Beschützerinstinkt entwickelt zu haben schien, ließ er seinem Partner genug Freiraum, um Hidan als Zielscheibe zu dienen. Itachi musste sich selbst darum kümmern und der Gedanke, noch ein bisschen länger mit dem Akatsuki-Blondchen zu spielen, war durchaus nicht unattraktiv.

Übertrieben viel Mühe würde er sich mit diesem Vorhaben selbstverständlich nicht geben, denn der Aufenthalt im Hauptquartier war zeitlich eng begrenzt und somit auch halbwegs erträglich, wenn Team Zombie nicht zur üblichen Routine zurückfand. Falls er die Dinge durch minimale Einmischung nicht wieder ins Lot bringen konnte, würde er sie eben akzeptieren wie sie waren, doch er rechnete insgeheim fest damit, auf diesem Wege schnelle Erfolge zu erzielen.

Natürliche durfte er nicht außer Acht lassen, dass er Ärger mit Sasori bekommen würde, wenn er seinem „freundlichen Rat“ zum Trotz die Finger nicht von Deidara ließ, aber er zweifelte nicht daran, dass er damit fertig werden würde. Zwar konnte der Puppenspieler selbst ihm gefährlich werden, wenn er es ernsthaft darauf anlegte, aber Itachi war nicht leicht in die Knie zu zwingen, wenn er Vorsicht walten ließ. Und so lange Pain auf einem guten Arbeitsklima bestand, würde ein treuer Untergebener wie Sasori es nicht wagen, ihm wegen einer Belanglosigkeit ernsthaft an den Kragen zu gehen.

Itachi lachte bitter. Pain und seine Befehle – was für ein Witz! Diese ignoranten Trottel hatten ja keine Ahnung! Wahrscheinlich würde es für die meisten nicht einmal einen Unterschied machen, würden sie erfahren, wer wirklich die Zügel in der Hand hielt, aber er wusste, dass für ihn alles ein bisschen einfacher wäre, wenn es sich bei besagtem Strippenzieher tatsächlich um Pain gehandelt hätte.

Er schreckte hoch, als er Schritte im Flur wahrnahm und nur Sekunden später betrat Tobi die Küche. Wenn man vom Teufel sprach... Er musterte den Raum genau, bevor er hinter Itachi trat und ihm anerkennend auf die Schulter klopfte.

„Das haben Sie gut gemacht, Itachi-san“, lobte er und der spöttische Unterton in seiner Stimme ließ sich schwerlich überhören. „Tobi ist stolz auf Sie.“

Itachi konnte sich ein resigniertes Seufzen gerade so verkneifen.

„Mach dich nicht über mich lustig, Madara“, entgegnete er erschöpft und was der Formulierung nach eine sachliche Anweisung hätte sein sollen, klang ganz eindeutig nach einer Bitte.

Eine Bitte, die ihm sein Gegenüber mit einem gleichgültigen Schulterzucken gewährte. „Wenn du meinst. Ich dachte, du freust dich, wenn jemand deine Leistung wertschätzt“, erklärte er, seinen Worten zum Trotz ganz offensichtlich nicht sonderlich interessiert an seiner Gemütsverfassung.

„Ich bin nicht Hidan.“ Mehr fiel Itachi dazu nicht ein und mehr war im Grunde auch gar nicht nötig.

Er konnte getrost davon ausgehen, dass Madara nicht gekommen war, um sich mit ihm zu unterhalten.

„Das ist mir durchaus bewusst“, erwiderte sein Gesprächspartner und kam dann auf den eigentlichen Grund seines Besuchs zu sprechen. „Dir wurde noch nicht gesagt, dass du heute Küchendienst hast, nicht wahr?“

Itachi schüttelte müde den Kopf. Küchendienst. Keine große Überraschung, wenn man bedachte, dass es sein Partner gewesen war, der die erste Schicht übernommen hatte, aber auch nicht gerade ein Grund zur Freude. Andererseits hatte er sowieso schon so viel Zeit mit Hausarbeit verbracht, dass es darauf nicht mehr ankam. Sich darüber zu ärgern, wäre Energieverschwendung, zumal auch diese Anweisung von höchster Stelle kam.

Eines musste er aber doch noch wissen: „Woher das plötzliche Interesse an unserem Verhältnis zueinander?“

„Es ist ärgerlich, Mitglieder ersetzen zu müssen, die nicht im Kampf gefallen sind, sondern sich gegenseitig die Köpfe eingeschlagen haben“, erläuterte Madara und sagte damit nichts, was Pain nicht schon gesagt hätte. „Außerdem ist es sinnlos, ein Team auf Mission zu schicken, das sich hartnäckig weigert, zusammenzuarbeiten.“

Itachi zeigte sich nicht überzeugt. „Ich glaube nicht, dass gemeinsame Mahlzeiten irgendetwas verbessern. Die meisten Konflikte entstehen doch erst am Küchentisch“, wagte er zu kritisieren.

Madara kam nicht dazu, sein Konzept zu verteidigen, da in diesem Moment Konan die Küche betrat und Itachi ein zweites Mal darüber informierte, dass er sich um das Frühstück zu kümmern hatte. Froh, dass er der Unterhaltung entkommen war, bevor sie hatte unangenehm werden können, machte er sich ans Werk.

fucked up intentions

Als Hidan die Augen aufschlug, fühlte er sich wie gerädert. Die zweite Nacht in Folge hatte er nicht in seinem Bett geschlafen und das, obwohl Kakuzu ihn dieses Mal nicht ausgesperrt, sondern schlichtweg ignoriert hatte. Er hatte viel versucht, um die Aufmerksamkeit seines Partners zu erzwingen, hatte getobt und geschrien, ein paar Einrichtungsgegenstände zerlegt und sich dann wieder so unterwürfig gezeigt, dass er sich dafür nur verachten konnte, aber sein Partner hatte stur so getan, als wäre er nicht da. Schließlich hatte er es nicht mehr ausgehalten und beschlossen, wieder in die Küche auszuwandern. Allerdings hatte Itachi den Raum in Beschlag genommen und sich aus irgendeinem ihm nicht ersichtlichen Grund geweigert ihn bleiben zu lassen. Und das, obwohl er sich von seiner besten – und damit meinte er ruhigsten – Seite gezeigt hatte und es geradezu eine Seltenheit war, dass Itachi ihn zum Teufel schickte. Aber wenn er tatsächlich so weit ging, mit seinem verfluchten Sharingan zu drohen, war es durchaus ratsam seine Laune zu respektieren und sich aus dem Staub zu machen. Außerdem war Hidan schlichtweg zu enttäuscht und verzweifelt gewesen, um sich mit ihm anlegen zu wollen.

Da es keinen anderen Ort gab, an den er hätte gehen können, war Hidan schlussendlich nichts anderes übrig geblieben, als das Hauptquartier zu verlassen und im Freien zu übernachten. Allerdings hatte ihm das nicht den Frieden gebracht, den er sich erhofft hatte. Gedanken an Kakuzu hatten ihn lange wach gehalten und die Kälte der Nacht hatte an ihm genagt. Ihm war bewusst, dass er so nicht weitermachen konnte. Selbst wenn er seinen Partner nicht dazu bewegen konnte, wieder mit ihm zu kommunizieren, musste er über kurz oder lang in ihr gemeinsames Zimmer zurückkehren und sich der traurigen Wahrheit stellen, dass nun wohl alles verloren war. Er hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, wie er Kakuzu dazu zwingen sollte, ihn wahrzunehmen, wirklich nicht den Hauch einer Idee. Weder lautstarke Wutausbrüche, noch herausragend vorbildliches Verhalten schienen zu wirken, und sehr viel mehr konnte er nicht tun.

Glücklicherweise konnte Kakuzu ihre Zusammenarbeit nicht offiziell beenden und so blieb wenigstens die Hoffnung, dass sich sein Verhalten wieder normalisierte, wenn sie wieder einen Auftrag zu erfüllen hatten, aber diese Aussicht war zu vage und zu unsicher, als dass sie Hidan in irgendeiner Form beruhigt hätte.

Als ihm dann noch einfiel, dass er in absehbarer Zeit bei dem verdammten gemeinsamen Frühstück erscheinen musste, sank seine Laune noch ein bisschen tiefer, auch wenn das kaum mehr möglich schien. Kurzzeitig erwägte er, einfach wegzulaufen und die unsinnige Veranstaltung zu umgehen, aber schließlich kam er zu dem Schluss, dass er sich damit nur noch mehr Ärger einhandeln würde. Kakuzu mochte es nicht, wenn er Befehle verweigerte und im Augenblick hatte er zu viel Angst davor, nie wieder von ihm beachtet zu werden, als dass er irgendetwas hätte tun wollen, das ihm auch nur im mindesten missfallen könnte.

Nun, da er darüber nachdachte, fiel ihm ein, dass er die Küche noch immer nicht geputzt hatte und dass es wohl hauptsächlich dieser Umstand gewesen war, der zur Eskalation ihres Streits geführt hatte. Möglicherweise konnte er seinen Partner etwas gnädiger stimmen, wenn er das nachholte. Hidan war durchaus bewusst, dass er sich dadurch in den sklavenähnlichen Stand zurück flüchtete, aus dem er sich hatte befreien wollen, aber die Abwägung gegen seinen persönlichen Stolz hatte Kakuzu längst zu seinen Gunsten entschieden. Ein Leben ohne seinen Partner konnte und wollte Hidan sich nicht vorstellen. Allein der Gedanke tat so unglaublich weh, dass er ihn kaum ertragen konnte. Wenn es denn unbedingt sein musste, konnte er ihn auch verachten und misshandeln, wenn er ihn nur endlich wieder als existent wahrnahm!

Die Entwicklung, die er in den letzten Tagen durchgemacht hatte, machte Hidan Angst. Wie hatte er nur so tief sinken können, dass er jetzt allen Ernstes bereit war, sich vor Kakuzu in den Staub zu werfen, obwohl er ihm noch am Tag zuvor kräftig Kontra geboten hatte? Er war sich nicht einmal mehr sicher, ob das, was er empfand, wirklich das war, was der Durchschnittsbürger unter dem Wort „Liebe“ verstand. Er war regelrecht abhängig von seinem Partner, so sehr, dass es ihn ehrlich erschreckte, und er konnte einfach nicht dagegen ankämpfen. Warum hatte ihn das Leben nur damit gestraft? Das war verdammt nochmal nicht fair.

Er ahnte, dass er sich irgendwie beschäftigen musste, um nicht wahnsinnig zu werden und wieder kam ihm die Küche in den Sinn. Wild entschlossen, wenigstens diesen Streitgegenstand aus der Welt zu schaffen, machte er sich auf den Weg. Er konnte nur hoffen, dass den anderen nicht auffiel, wie freiwillig er zu Kreuze kroch. Schlimm genug, dass Itachi ihn augenscheinlich durchschaut hatte – publik machen würde er sein Innenleben allenfalls, wenn Kakuzu ihm im Gegenzug versprach, ihn bedingungslos zu akzeptieren. Und dass das niemals geschehen würde stand völlig außer Frage. Also tat er sein bestes, ein Grinsen auf seine Lippen zu zwingen, das hoffentlich alle davon überzeugen würde, dass er hundertprotzentig auf der Höhe war und setzte sich in Bewegung.
 

Es gehörte nicht viel dazu zu bemerken, dass Sasori noch immer wütend war. Natürlich war er auch an diesem Morgen noch vor Deidara auf den Beinen gewesen und hatte sich längst in Hiruko verkrochen, als sein Partner erwachte. Mehr als ein zorniges Knurren hatte er nicht für ihn übrig.

Deidara war mehr als unbehaglich zumute, aber er hatte dennoch nicht vor, sich zu entschuldigen oder sonst irgendwie zu versuchen, seinen Meister versöhnlich zu stimmen. Er war nicht der Meinung, einen Fehler gemacht zu haben, als er sich gegen Hidan zur Wehr gesetzt hatte und sah es daher auch nicht ein, sich für sein Handeln zu rechtfertigen. Außerdem schien Sasori ohnehin ständig wütend auf ihn zu sein, seit sie im Hauptquartier waren, ganz egal, was er tat. Er konnte es ihm einfach nicht recht machen. So unangenehm es auch war, mit ihm im Streit zu liegen – er musste wohl warten, bis er sich wieder beruhigt hatte. Hinzu kam, dass ihm immer noch so unsagbar schlecht war, dass er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte und weil er nur allzu gut wusste, was dabei heraus kam, wenn er redete ohne vorher über das nachgedacht zu haben, was er sagte, kam er zu dem Schluss, dass es am klügsten war, sich vorerst ruhig zu verhalten.

Verdammtes Gift! Verdammtes Gegengift! Das Frühstück stand unmittelbar bevor und er konnte es sich wirklich nicht leisten, unzurechnungsfähig zu sein. Der letzte Abend war schon ein Desaster gewesen, das musste sich nicht unbedingt wiederholen. Möglicherweise beruhigte sich sein Magen ja wieder, wenn er eine schöne Tasse heißen Tee trank und anschließend ein ausführliches Bad nahm. Weiter oben in den Bergen gab es einen Onsen, den er gefahrlos besuchen konnte, weil die Wirtin geschäftlich von Kakuzu und damit Akatsuki abhängig war und was konnte entspannender sein, als ein Ausflug zu einer heißen Quelle? Dort hatte er auch Zeit genug, seine Gedanken zu ordnen und unter Umständen zu verstehen, was genau in den letzten Tagen so furchtbar schief gelaufen war. Für ein paar Stunden alleine zu sein und nicht – ob nun verbal oder nonverbal – zur Schnecke gemacht zu werden, würde ihm bestimmt gut tun. Er beschloss, den Plan in die Tat umzusetzen, gleich nachdem er das Frühstück überlebt hatte.

Seine Beine zitterten ein bisschen, als er aufstand und sein Kreislauf war ziemlich im Keller, aber wenigstens fühlte er sich besser, als am Abend zuvor und hatte nicht das Gefühl, bei der kleinsten Anstrengung gleich wieder zusammenbrechen zu müssen. In Windeseile kleidete er sich an und war schon halb aus der Tür, als Sasori ihn zurückrief.

„Wohin gehst du?“, verlangte sein Partner eindeutig misstrauisch zu erfahren. Noch immer glaubte Deidara nicht, ihm irgendeine Form von Rechenschaft schuldig zu sein, aber er war zu fertig, um sich über das besitzergreifende Verhalten seines Meisters zu ärgern. Er hatte keine Lust, eine Auseinandersetzung zu provozieren, die ihn doch nur wieder Kraft und Nerven kosten würde.

„Frühstück, hm“, erklärte er knapp.

Er hatte kaum den Mund geschlossen, da schob sich auch schon Hirukos grauenerregende Gestalt an ihm vorbei aus der Türe.

„Ich komme mit“, bestimmte Sasori kalt und obwohl das an sich nur logisch war, weil er über kurz oder lang ohnehin in der Küche erscheinen musste, fühlte Deidara sich unter Aufsicht gestellt. Auch diesmal schaffte er es, die Wut zu unterdrücken, hielt aber sicherheitshalber den Mund, um nicht aus Versehen etwas Dummes zu sagen. Sein Schweigen wurde dankbar erwidert.

Mit ihnen betrat Kakuzu die Küche, der deutlich ausgeruhter wirkte als gewöhnlich. Auch Konan, Itachi und Tobi saßen schon am Tisch, schienen sich allerdings nicht viel zu sagen zu haben. Deidara würdigte seinen Lieblingsfeind keines Blickes, denn im Augenblick fühlte er sich ihm weniger gewachsen als jemals zuvor. Allerdings glaubte er zu bemerken, dass Sasori ihn eine ganze Weile angriffslustig musterte. Itachi Uchiha starrte unbewegt zurück.

Deidara kam dieses Benehmen komisch vor, aber nicht außergewöhnlich genug, um sich lange damit zu beschäftigen. Dass sein Meister Iatchi nicht besonders mochte, war an sich nichts neues. Langsam begann er daran zu zweifeln, dass Sasori überhaupt irgendjemanden mochte. Ein Gedanke, der ihn unweigerlich zu der Frage führte, ob das für einen S-Rang Nuke-nin überhaupt eine Rolle spielte. Die allgemein vertretene Antwort darauf war ein klares Nein, und doch fand sich hie und da ein Gegenbeispiel, das die Sache in einem anderen Licht erscheinen ließ.

Immerhin schien Tobi, die kleine Nervensäge, sie alle mehr oder weniger lieb zu haben.

Mit Kisame kam schließlich etwas Leben in die Runde. Er ließ sich grußlos neben seinem Partner nieder und musterte ihn erst einmal aufmerksam. Natürlich ließ Itachi sich nicht davon aus der Ruhe bringen, dass er schon wieder angestarrt wurde, aber wie schon Sasori gegenüber erwiderte er den Blick.

Sekundenlang geschah nichts und erst, als die Szene gerade skurril zu werden drohte, wandte Kisame sich ab.

„Wo in drei Teufels Namen warst du heute Nacht?“, erkundigte er sich neugierig.

Itachi zuckte indifferent mit den Schultern. Anscheinend war er nicht gewillt zu antworten, aber so ganz ohne weiteres ließ Kisame sich nicht abspeisen.

„Hast du überhaupt geschlafen?“, fragte er weiter.

Sein Partner ließ sich zu einem unterkühlten „Nein“ herab.

„Darf man erfahren, was du stattdessen getan hast?“, hakte Kisame betont höflich weiter nach, doch sein erwartungsvolles Grinsen verriet, dass er sich dazu längst eine Meinung gebildet hatte.

Dieser Umstand schien auch Itachi bewusst zu sein, denn auf einmal hatte er es eilig, ihn zum Schweigen zu bringen. „Halt dich da raus, Kisame!“, befahl er schroff. „Das geht dich nichts an!“

Nur dass ihn das alles nichts anging, klang in Kisames Ohren nicht nach einem Grund dafür, ihm nicht trotzdem zu sagen, was er hören wollte. „Bist du dir sicher, dass es mich nichts angeht?“, versuchte er es wieder. „Immerhin könnte es sein, dass ich mir Sorgen mache, wenn du einfach so verschwindest.“

„Erzähl keinen Mist!“, fuhr Itachi ihn ungehalten an und spätestens jetzt war alle Aufmerksamkeit auf sie und ihre Unterhaltung gerichtet. Es kam so selten vor, dass der Uchiha irgendeine Gefühlsregung zeigte, und sei es auch nur unterdrückter Zorn, dass dieses Ereignis unweigerlich zum Gegenstand des öffentlichen Interesses wurde.

„Muss ja ganz schön was los gewesen sein, heute Nacht, wenn du so drauf bist“, stichelte Kisame, der natürlich glaubte, einen wunden Punkt getroffen zu haben, und ließ prüfend seinen Blick über das Künstler-Team schweifen. Zu seiner Überraschung sahen beide nicht so aus, als hätten sie etwas mit der ungewöhnlich gereizten Stimmung seines Partners zu tun, auch wenn im Bezug auf Sasori schwer zu sagen war, ob er mit dieser neuen Vermutung auch wirklich richtig lag, denn so lange er sich in Hiruko versteckte, war es unmöglich sein Verhalten zu deuten, das zum Großteil ja doch nur daraus bestand, dass er nichts tat.

Tatsächlich war Kisame mit seiner ersten Annahme auf dem Holzweg gewesen. Er war davon ausgegangen, dass Itachi wieder irgendetwas getan hatte, dass es ihm unnötig erschweren würde, seine Wette zu gewinnen, dass er entweder noch einmal mit Deidara ins Bett gestiegen war oder Sasori irgendeinen Floh ins Ohr gesetzt hatte. Allerdings hätte das allein nicht seine herausragend schlechte Laune erklärt. Darauf konnte Kisame sich beim besten Willen keinen Reim machen, aber er wusste, dass etwas bedeutsames dahinter stecken musste. Itachi war nicht der Typ, der sich gehen ließ, nur, weil er übermüdet war. Im Gegenteil schien Müdigkeit für ihn geradezu ein Fremdwort zu sein. Darauf konnte er sein Verhalten also unmöglich zurückführen.

Natürlich war Itachi klar geworden, dass es ein Fehler gewesen war, so offensichtlich missgelaunt zu reagieren, noch dazu in aller Öffentlichkeit, aber das konnte er unmöglich rückgängig machen. Er hielt es dennoch nicht für zu spät, Kisame gegen eine Wand des Schweigens laufen zu lassen und ihn so zum Aufgeben zu zwingen, und gab vor seinen letzten Kommentar überhört zu haben, um sich wieder in der üblichen stoischen Gelassenheit zu verlieren. Sicher, er war unbestritten müde und Madaras Auftritt am frühen Morgen hatte ihn nicht unbedingt aufgemuntert, aber das rechtfertigte nicht, dass er laut geworden war.

Schließlich wollte er momentan kein gesteigertes Interesse an seiner Person hervorrufen, sondern schlicht und einfach seine Ruhe haben. Er sollte Kisame glauben lassen, was er glauben wollte. Wie immer. Dann war er zufrieden.

Glücklicherweise bekam sein Partner nicht mehr die Gelegenheit, ihn ins Kreuzverhör zu nehmen, was er sicherlich nur allzu gerne getan hätte, da just in diesem Augenblick Pain und Zetsu eintraten und die Aufmerksamkeit auf sich lenkten.

Zufrieden ließ der Leader den Blick über die Runde schweifen und wollte schon das Buffet für eröffnet erklären, als ihm mit einem Mal auffiel, dass es verdächtig still und friedlich war.

„Wo ist Hidan?“, wollte er wissen und taxierte Kakuzu streng. So hartnäckig, wie er am Vorabend darauf bestanden hatte, seinen Partner loszuwerden, stand durchaus zu befürchten, dass er die Dinge selbst in die Hand genommen und ihn irgendwo entsorgt hatte. Dass Hidan unsterblich war, bedeutete nicht, dass man sich seiner nicht entledigen konnte. Vielleicht hatte er ihn in Stücke gehackt oder ihm einen Stein um den Hals gebunden und ihn in den Fluss geworfen. Jedenfalls schien seine Abwesenheit, nach allem, was zwischen den beiden vorgefallen war, reichlich verdächtig.

„Kakuzu, wo ist Hidan?“, wiederholte Pain mit Nachdruck, da sich niemand bemüßigt gefühlt hatte, ihm eine Antwort zu geben.

„Woher soll ich das wissen?“, erwiderte Kakuzu erstaunlich unhöflich, wohl um deutlich werden zu lassen, dass ihn das Thema Hidan nicht mehr tangierte. „Was der Kerl tut, geht mich nichts an.“

„Du hast nicht etwa dafür gesorgt, dass er verschwindet?“, äußerte der Leader seinen Verdacht ohne erst lange um den heißen Brei herumzureden, doch Kakuzu schüttelte nur den Kopf.

„Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich ihn längst unter die Erde gebracht“, stellte er nüchtern fest und alle am Tisch waren sich vollkommen darüber im Klaren, dass das der Wahrheit entsprach. „Aber das habe ich schon seit vorgestern nicht mehr versucht. Warum auch, wenn es sowieso völlig sinnlos ist?“

„Da ist was dran“, gab Pain zu und signalisierte so, dass er ihm glaubte. Immerhin hatte Kakuzu in der Vergangenheit nie geleugnet, seine Partner auf dem Gewissen zu haben und folglich konnte er sich auf sein Wort verlassen. Das aber bedeutete, dass Hidan überall sein konnte und es wenig Sinn hatte, auf ihn zu warten. Vielleicht hatte er überhaupt nicht vor zu erscheinen. Es wäre nicht das erste Mal, dass er sich über einen Befehl hinwegsetzte.

„Tobi wird nach Hidan suchen“, bot Tobi an und sprang gleich auf, um sein Vorhaben zu realisieren. Lange dauerte es nicht, bis er fündig wurde. Noch im Türrahmen stieß er mit dem Gesuchten zusammen und zunächst sah es so aus, als wollte Hidan ihn für seine Unachtsamkeit nach alter Gewohnheit ungespitzt in den Boden hauen, doch als sein Blick auf den Küchenboden fiel, wurde er mit einem Mal seltsam blass.

„Scheiße!“, kommentierte er leise. Damit war sein Plan unweigerlich hinfällig geworden. „Warum ist es hier so verdammt sauber?“

Er war ehrlich erschrocken. Niemals hätte er sich träumen lassen, dass ein anderer ihm die Arbeit abnahm und sein Chaos beseitigte. Das war weder logisch, noch war es in irgendeiner Form gerecht. Welcher Idiot hatte ihm hier die Möglichkeit genommen, Kakuzu seinen guten Willen zu beweisen?

Die Frage blieb unbeantwortet.

„Du bist spät, Hidan“, tadelte der Leader. „Setz' dich.“ Und er kam der Aufforderung nach, ohne auch nur eine bissige Bemerkung zu denken.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (25)
[1] [2] [3]
/ 3

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Werjungfrau
2010-03-22T14:13:42+00:00 22.03.2010 15:13
Hallo^^
Juhuuu! Ein neues Kapitel. Ich hab schon gedacht es geht nicht mehr weiter.
Das war iwie blödes Timing für Hidan. Das Schicksal (/Autor^^) meint es anscheinend nicht gerade gut mit ihm. Mir gefällt wie du seine hilflose Wut rüber bringst.
Ich bin mal gespannt was was Kisame im Genauen weiter plant^^ iwie steht ihm diese Pläne schmieden ganz gut.
Ich freu mich aufs nächste Kapitel, weil warten sich lohnt^^
lg die Werjungfrau
Von:  Werjungfrau
2009-12-21T22:03:08+00:00 21.12.2009 23:03
Hallo^^

Na, Dei hat ja mal ne Bombenstimmung^^... ich weiß, das is echt ein dämlicher Wortwitz, sorry <.<
Aber dieses Verhlten ist bei dem angegriffenen Nervenkostüm und einer ohnehin kurzen Geduldspanne wirklich nachvollziehbar.
Und wenn ich den letzten Satz richtig deute, wird Hidan jetzt mit Kuzu konfrontriert, na ich freu mich drauf^^

lg Werjungfrau
Von:  __Hana__
2009-12-03T14:26:54+00:00 03.12.2009 15:26
echt geil dass es endlich weiter geht
hast super ans letzte kapi angeknüpft
und dei-chan..
GIBS IHNEN^^
Von:  Werjungfrau
2009-12-01T21:02:36+00:00 01.12.2009 22:02
Hallo^^

Es hat mir Mal wieder sehr gut gefallen.
Dei ist iwie so ungeschickt, dass man sich leicht ihm identifizieren kann... ich zumindest.^^
Freu mich schon auf das nächste Kapitel

lg Das_tote_Dei
Von:  Princess_of_Oblivion
2009-11-30T20:48:31+00:00 30.11.2009 21:48
uh lass dei-chan in ruhe Ita! ><"
Man hätte Saso ihn doch mal lieber per chakrafäden oder sonstwas zurück ins zimmer geholt...-__-"
Naja bin ja schon neugierig ob das wieder in ner kleinen lemonszene endet X3
Würde mich absolut nicht stören auch wenn ich lieber eine zwischen Dei und Saso hätte XD
Von:  diamondgirl
2009-11-22T22:46:21+00:00 22.11.2009 23:46
My Immortal..ich liebe das Lied *.*
Ok..zum Chapter..X3
Das Kappi war mal wieder toll..die Rückblende hat mir richtig gut gefallen. Und Saso und Oro waren irgendwie total süß ♥
Aber jetzt hasse ich Orochimaru iwie noch mehr..ich konnte ihn vor dem chapter nich leiden, aber als er Sasori einfach allein gelassen hat..Wie konnte er nur..T.T Nur wegen Itachi..
Aber Ita hab ich trotzdem lieb..
Ich finde auch du hast Sasoris Gedanken so schön wiedergegeben..ich liebe deinen Schreibstil^.~
Weiter so!!
Lg..X33
Von:  Werjungfrau
2009-11-22T13:19:23+00:00 22.11.2009 14:19
Hallo^^

Das aber jetzt relativ schnell mit dem Hochladen^^
Die Rückblende hat mir gut gefallen.^^ Iwie find ichs süß, dass Saso auf Oro wartet, obwohl es hasst zu warten.
Dein Schreibstil is immernoch super (Überraschung^^).

lg Das_tote_Dei
Von:  Princess_of_Oblivion
2009-11-22T13:14:30+00:00 22.11.2009 14:14
irgendwie ein trauriges Kapitel... und eins das mich in meinem Hass auf Orochimaru nur noch bestätigt
Aber es ist schön die Vergangenheit von Saso mal so beleuchtet zu sehen^^
Von:  Werjungfrau
2009-11-19T22:01:24+00:00 19.11.2009 23:01
Hallo^^

Na, ich finde, das warten hat sich schon gelohnt. Ist wieder ein schönes Kapitel geworden.
Ist zwar wenig Handlung drin, aber es werden Weichen für welche gestellt. Ich bin mal gespannt wies weiter geht und freu mich auf die Rückblende.

lg Das_tote_Dei
Von:  diamondgirl
2009-11-19T17:35:49+00:00 19.11.2009 18:35
Auch wenn wenig passiert ist, wars trotzdem ein tolles Kappi...bin froh, dass ein neues on ist ^.^
Ich finde du hast die einzelnen Gedankengänge sehr schön beschrieben..
Und ich finde es immer interessant zu lesen, was in den Köpfen der Personen vorgeht..
Freu mich schon auf Fortsetzung ^.^
Bin auch schon gespannt wenn Hidan in Aktion tritt...*sich auf Kuzus Reaktion freu*
Und auf den Ausgang der Wette bin ich mal gespannt ^.~
XDD
Lg..X3


Zurück