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Akatsuki alle(in) zu Haus
von

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fucked up dreams

Heißer Schmerz durchfuhr seinen Rücken, die Beine knickten ihm weg und er fiel auf die Knie. Sekundenlang konnte er nicht atmen. Seine Lunge brannte wie Feuer. Und in diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er verloren hatte. Er konnte sich kaum mehr bewegen, die Münder in seinen Handflächen hatten Dreck geschluckt, seine Lage war aussichtslos. Er hatte keinen Ton mehr.

Gerade wollte er sich aufrichten, da spürte er einen harten Tritt zwischen den Schulterblättern. Die Wucht des Aufpralls riss ihn nach vorne und er fiel mit dem Gesicht voran in den Dreck. Feuchter Schlamm drang in seine Nasenlöcher und sickerte zwischen seinen Lippen hindurch. Der Geschmack von Fäulnis und Moder füllte seinen Mund. Er schaffte es kaum, den Brechreiz zu unterdrücken, stemmte sich aber mit dem Mut der Verzweiflung noch einmal hoch, nur, um sich keuchend auf den Rücken zu rollen. Er konnte sich kaum mehr bewegen, das Atmen fiel ihm schwer und ein grober, pulsierender Schmerz durchströmte seinen Körper von Kopf bis Fuß. Die Welt verschwamm vor seinen Augen. Wie hatte das passieren können? Er hatte sich nicht zurückgehalten, er hatte nicht einmal den Fehler gemacht, seinen Gegner zu unterschätzen. Und dennoch war er zu Boden gegangen, ohne ihm irgendeine Form von Schaden zufügen zu können. Mühsam öffnete er die Augen – der Dreck hatte die Wimpern völlig verklebt – und starrte in ein paar blutrote Augen. Das Sharingan.

Das letzte, was er sah, war eine Faust, die auf sein Gesicht zuraste, dann verschwamm die Welt vor seinen Augen. Ein hässliches Knacken gab ihm zu verstehen, dass sein Nasenbein gebrochen war. Das Geräusch hallte in seinen Ohren wieder, noch als er in eine tiefe Ohnmacht sank.
 

Hektisch riss Deidara die Augen auf und krallte keuchend die Hände in die Laken. Es dauerte eine ganze Weile, bis er begriff, dass er in Sicherheit war.

Fahles Mondlicht schien durch das kleine Fenster, die Sterne verblassten bereits. Bald würde die Sonne aufgehen. Vorsichtig tastete Deidara seinen Nasenrücken ab. Er wusste, dass er nicht verletzt war, aber er konnte nicht anders, als sich zu vergewissern. Der Traum war zu real gewesen.

Wie oft hatte er ihn schon gehabt? Beinahe jede Nacht, seit Tagen. Der Inhalt, insbesondere die Details des Kampfes variierten. Die einzige Konstante blieb seine demütigende Niederlage gegen Itachi Uchihas Sharingan. Itachi hatte ihn so problemlos besiegt, dass es eine Schande war. Damals hatte er ihn nicht einmal angefasst. Er war sich vorgekommen wie ein unerfahrenes Kind, das versuchte, einen leibhaftigen Dämon in die Knie zu zwingen: hilflos.

Der Gedanke trieb Deidara fast in den Wahnsinn. Es war nun Monate her, dass er besiegt und gezwungen worden war, den Akatsuki beizutreten und er war immer noch nicht darüber hinweg. Das Sharingan war ihm unheimlich, es war sein ganz persönlicher Alptraum geworden – schön und gut – aber so konnte es nicht weitergehen. Beim besten Willen nicht. Er gehörte zu den Akatsuki und hatte Missionen zu erfüllen. Er konnte sich keine Fehler leisten.

Als sich seine Atmung wieder beruhigt hatte, richtete er sich vorsichtig auf und lehnte sich gegen die kalte Wand. Im Halbdunkel des Zimmers konnte er die Konturen des Bettes an der gegenüberliegenden Wand kaum ausmachen, er konnte nicht sagen, ob sein Partner überhaupt da war.

Akasuna no Sasori schien niemals zu schlafen, wenn Deidara wach war. Vielleicht schlief er überhaupt nicht, Deidara konnte es nicht sagen.

In den letzten zwei Monaten hatte er nicht herausragend viel Zeit im Hauptquartier der Akatsuki verbracht. Der Leader hatte ihm gar nicht erst Zeit gelassen, sich einzugewöhnen und ihn stattdessen mit seinem Partner auf Missionen geschickt. Informationsbeschaffung lautete die Devise. Deidara sollte so schnell wie möglich lernen, was es bedeutete ein Mitglied der Akatsuki zu sein, hatte es geheißen, und eigentlich war es ihm nicht unrecht. Es gab keinen anderen Ort, an den er gehen konnte, keine andere Gemeinschaft, die ihn aufnehmen würde. Als gesuchter S-Rang Nuke-nin konnte er das kaum erwarten.

Im Grunde war Deidara wirklich dankbar, eine Aufgabe gefunden zu haben, der er sein Leben widmen konnte, zumal sie die ideale Bühne für seine 'Kunst' zu bieten schien. Und trotzdem konnte er nicht umhin, sich ein bisschen unwohl zu fühlen.

Der Mann, dem er als Teampartner zugeteilt worden war, nannte sich Sasori, Akasuna no Sasori um genau zu sein, und Deidara wusste so gut wie nichts über ihn. Er konnte so schweigsam sein, dass einem die Stille mit der Zeit in den Ohren weh tat, und wenn man einmal so ausdauernd nachhakte, dass man es tatsächlich schaffte, eine Reaktion zu provozieren, dann bekam man allenfalls ein monotones „Sei endlich still, du dummes Gör!“ zu hören. Immerhin hatte Deidara inzwischen herausgefunden, dass die hässliche Gestalt, in der ihm sein Partner gegenüber trat, nichts weiter war, als eine Puppe.

Nicht, dass Sasori ihm das gesagt hätte, nein. Zetsu hatte es ihm ein paar Tage zuvor beim Frühstück erzählt, als seine weiße Hälfte wohl gute Laune gehabt hatte. Seitdem war Deidara unheilbar neugierig auf den wahren Körper seines Partners.

Als Puppenspieler war Akasuna no Sasori genauso ein Künstler wie er selbst und Deidara respektierte seine Arbeit bedingungslos, auch, wenn ihre persönliches Verständnis von Kunst gegensätzlicher nicht hätte sein können. Sasoris Puppen waren ein Abbild der Ewigkeit , vielleicht sogar ewiger Schönheit, und obwohl Deidaras Kunst ihre Erfüllung in einem einzigen flüchtigen Augenblick fand, hatte er ihn von Anfang an akzeptiert. Als seinen Meister und Mentor.

Umso mehr störte es ihn, dass er nicht das geringste über ihn wusste, nicht einmal, wie er aussah. Und das, obwohl sie sich sogar das Zimmer teilten. Wenn sie sich auf einer Mission befanden, verließ er den Puppenkörper nie, das hatte er inzwischen begriffen, aber seit sie am vorigen Abend in das Hauptquartier zurückgekehrt waren, hatte er neue Hoffnung geschöpft.

Zetsu hatte gewusst, dass sich Sasori in einer Puppe versteckte und die anderen Mitglieder der Akatsuki wussten es wohl auch. Das bedeutete, dass er sie von Zeit zu Zeit verließ. Und wenn er es auf Missionen nicht tat, dann doch bestimmt in der Sicherheit der eigenen vier Wände. Über kurz oder lang würde er ihn zu Gesicht bekommen.

Müde schob Deidara die Bettdecke zurück und stand auf. Er fröstelte, denn der steinerne Boden war unangenehm kalt, und tapste auf nackten Sohlen zum Fenster. Vorsichtig warf er einen Blick auf das Bett seines Partners. Es war unberührt. Allem Anschein nach hatte Sasori das Zimmer in dieser Nacht nicht einmal betreten.

Ein klein wenig enttäuscht wandte sich Deidara wieder ab. Nur kurz erwägte er, sich noch einmal ins Bett zu legen und die wenigen freien Tage, die ihm bis zum Beginn der nächsten Mission verblieben zu nutzen, aber er nahm schnell Abstand von dem Gedanken. Er war wach. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Er konnte genauso gut in die Küche gehen, sich einen Kaffee machen und versuchen, die Erinnerung an seinen demütigenden Traum in den Tiefen seines Unterbewusstseins zu vergraben.

Geistesabwesend griff er nach seinem Mantel und warf ihn über die nackten Schultern, verzichtete allerdings auf Schuhe. Noch fühlte er sich an diesem Ort nicht so recht zu Hause und so würde er das Zimmer nicht verlassen, bevor er nicht halbwegs ordentlich angezogen war. Soviel er wusste war das Haus zur Zeit voll. Nur Itachi – der Mann, der ihn mit dem Gesicht in den Staub gezwungen hatte – und sein Partner befanden sich noch auf Mission.

Er selbst gehörte noch nicht lange genug zu den Akatsuki, um sich ein allgemeingültiges Urteil über die Gepflogenheiten der Organisation bilden zu können, aber er wusste doch immerhin, dass es eine Seltenheit war, alle Akatsuki zur selben Zeit am selben Ort anzutreffen.

Deidara war froh, jeden einzelnen von ihnen bereits kennengelernt zu haben. So hatte er sich wenigstens schonend an die kleinen 'Eigenheiten' seiner Kollegen gewöhnen zu können. All diese Irren auf einem Haufen ertragen zu müssen war wohl eine Klasse für sich...

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er das erreichte, was sich in diesem Männerhaushalt Küche schimpfte. Zu seiner Überraschung sickerte Licht durch den schmalen Spalt zwischen Türe und Boden und gab ihm zu verstehen, dass er nicht der einzige war, der die Nacht nicht unbedingt zum Schlafen nutzte. So leise wie möglich legte er das letzte Stück Weg zurück und legte ein Ohr an das warme Holz. Er musste sich konzentrieren, um die Stimmen verstehen zu können, so gut schluckten die Wände das Geräusch.

„Ach, halt doch dein geficktes Maul, du dreckiger Bastard!“ Hidan, unverkennbar. Seine Wortwahl verriet ihn. „Es ist verdammt nochmal mitten in der Nacht! Was in Jashins Namen hat dich auf die beschissene Idee gebracht, mich aus dem Schlaf zu reißen, nur, um mir zu sagen, dass du hirnverbranntes Arschloch wieder zurück bist?!“

Wieder zurück? Da kamen nicht viele in Frage. Deidara und Sasori waren bereits am Abend zuvor zurückgekehrt, womit Sasori ausschied. Folglich kamen nur Kisame und Itachi in Frage, von denen man nicht so recht gewusst hatte, ob oder wann sie ihre Mission beendet hatten.

„Genau genommen hat er dich nicht geweckt.“ Deidara sah sich bestätigt. Das war Kisame. Er konnte sein Grinsen förmlich hören. „Er hat dich im Flur aufgesammelt, weil Kakuzu dich wieder mal vor die Tür gesetzt hat.“

„Dieser verdammte Scheißkerl hat mir das Genick gebrochen!“

„Wäre nicht das erste Mal“, lachte Kisame vergnügt. „Er wird schon seine Gründe gehabt haben.“

„Einen Scheiß hat er gehabt!“, fauchte Hidan wütend. „Ein paar Tropfen Blut auf dem Teppich und dieser elende Hurensohn rastet aus, als hätt' ich ihm die Eier abgeschnitten! Jetzt mal ehrlich – was soll die Scheiße?! Geld, immer nur sein verdammtes Geld, verfluchte Scheiße nochmal! Das kotzt mich ja so an! FUCK!“

„Eifersüchtig?“ Itachi. Der tiefe, ruhige Klang seiner Stimme bescherte Deidara eine Gänsehaut und ein wütendes Stechen brannte in seiner Brust. War er tatsächlich wegen Itachi aufgewacht, nur, um ihm gleich wieder über den Weg zu laufen? Wenn es Gott gab oder Jashin oder wen auch immer – er musste eine persönliche Abneigung gegen ihn hegen.

„ITACHI!“ Hidan schien kurz davor, zu explodieren. „Hast du dein Hirn zum Sondermüll gegeben oder wie kommst du auf den Mist? Soll der Bastard doch sein gottverdammtes Geld ficken, geht mich ja nichts an!“

„Du bist eifersüchtig.“

Deidara nahm das Ohr von der Türe, um Hidans Schimpftirade, die unweigerlich folgen musste, nicht anhören zu müssen. Langsam dämmerte ihm, warum die Mauern des Hauptquartiers weitestgehend schalldicht waren... Hidan hatte wirklich ein gewöhnungsbedürftiges Vokabular.

Er wartete gute drei Minuten, dann erst wagte er wieder, zu lauschen.

„... alle wieder da“, beendete Kisame einen Satz, dessen Anfang Deidara schlichtweg verpasst hatte. „Sowas ist seit Ewigkeiten nicht mehr vorgekommen. Vielleicht sollten wir's feiern.“ Er lachte.

„In dem gefickten Laden hier kannst du alleine feiern, Fischkopf!“, gab Hidan höflich zu bedenken. Kisame ließ sich nicht entmutigen.

„Wieso? Du machst bestimmt mit und unser Blondchen kann man auch für jeden Mist begeistern.“

Deidara musste sich sehr beherrschen, um nicht die Türe wegzusprengen und Kisame an die Gurgel zu gehen. Wer bitteschön hatte ihm erlaubt, so abfällig über ihn zu sprechen? Er war weder ein Blondchen – auch wenn er zugeben musste, dass sich seine Haarfarbe nicht wegdiskutieren ließ, wehrte er sich vehement gegen das Anhängsel -chen – und er war auch nicht für jeden Mist zu begeistern. Dafür war er neugierig. Und genau deshalb konnte er Kisame jetzt nicht den Hals umdrehen. Nicht, bevor er noch etwas mehr gehört hatte...

„Behalt' den verdammten Fuck für dich, wenn du's sowieso am Arsch nich' ernst meinst! Kein Wunder, dass diese Schlaftablette von Sasori endgültig abgetaucht ist. Bei Jashin, du kannst einem sowas von krass auf den Sack gehen, Kisame!“

„Mag sein“, erwiderte Kisame gelassen. „Trotzdem ist es kaum meine Schuld, dass sich Sasori nicht mehr blicken lässt.“ Deidara horchte auf. „Wahrscheinlich wird er langsam paranoid, weil ihr eure Finger nicht bei euch behalten könnt, du und Itachi.“

„Lass mich da raus, Kisame“, befahl Itachi gewohnt gelangweilt.

Ein ungesund lautes Klirren ließ Deidara vermuten, dass Hidan Itachis Worte nicht amüsant gefunden, das Geschirr vom Tisch gefegt und den Uchiha am Kragen gepackt hatte.

„Tu nich' so cool, du abgefuckter Scheißkerl!“, riet er äußerst charmant. „Du kannst doch bloß nicht ab, dass er's nich' nötig hat, sich von einem arroganten Arsch wie dir betatschen zu lassen!“

„Ganz im Gegensatz zu dir“, entgegnete Itachi gelassen. Und wieder entfernte sich Deidara sicherheitshalber ein paar Schritte von der Türe. Gespräche zu belauschen, an denen Hidan aktiv teilnahm, grenzte an akustische Körperverletzung. Wenn es darum ging, seine Umwelt zu beschimpfen, schienen seiner Fantasie keine Grenzen gesetzt zu sein und Deidara musste sich eingestehen, dass er sich noch nicht hundertprozentig an diesen Umgangston gewöhnt hatte.

Außerdem hatte er genug gehört. So früh am Morgen war das beinahe schon mehr, als er verdauen konnte.

Er zuckte erschrocken zusammen, als die Küchentüre mit einem Knall aufgestoßen wurde und Hidan wutschnaubend auf den Flur trat. Im Gegensatz zu Deidara schien er es nicht für nötig zu halten, sich anständig anzuziehen, bevor er sein Zimmer verließ. Er trug kein Hemd, keine Hose, nicht einmal Schuhe – von seinem Mantel ganz zu schweigen, nur schwarze Boxershorts und für einen kurzen Moment blieb Deidaras Blick an seiner ausgeprägten Bauchmuskulatur hängen. Gerade so lange, bis auch Itachi und sein Partner den Raum verließen und sich grußlos an ihm vorbeidrängten. Er kam sich übergangen vor, zumal er sich geradezu an die Wand pressen musste, um nicht umgerannt zu werden.

Vielleicht war es ein Glücksfall für Itachi, vielleicht für Deidara selbst, dass er zu müde und zu verwirrt war, um sich ernsthaft darüber aufzuregen. Jedenfalls verzichtete er darauf, noch einmal zu versuchen, ihn in die Luft zu jagen und versuchte, sich stattdessen ohne viel Aufsehens in die Küche zu schleichen. Er hatte das Gefühl, ganz dringend ein paar Minuten alleine sein zu müssen, um das Gehörte sorgsam zu verarbeiten. Allerdings hatte er die Rechnung ohne Hidan gemacht. Anders als Itachi und Kisame schien er nicht der Typ Mensch zu sein, der seine Umwelt ignorieren konnte und so fand sich Deidara Sekunden später im festen Griff des Silberhaarigen wieder, der ihn unsanft gegen die kalte Wand drückte.

„Hidan, was soll das, hn?“, grummelte er missgelaunt und versuchte vergeblich, sich freizustrampeln. Anscheinend war er nicht nur jünger, sondern auch erheblich schwächer als er. „Lass mich los, hn!“

Hidan ging nicht darauf ein. „Bei Jashin, ich hätt' nicht erwartet, dass du so gottverdammt früh schon deinen süßen Arsch aus dem Bett schiebst, Blondchen“, grüßte er geistreich wie immer. Langsam aber sicher wurde es Deidara zu viel. „Muss ja echt 'n verdammtes Gruselkabinett sein bei euch, wenn dieser Schlappschwanz Sasori zu feige ist, seine kotzhässliche Puppe zu verlassen!“ Er kicherte böse. „Was ist, Blondchen? Hast du Angst? Kannst du nicht schlafen?“

Deidara spürte die blanke Wut in sich hochkochen und ärgerte sich maßlos, als er feststellen musste, dass er überhaupt keinen Ton bei sich hatte. Noch einmal würde ihm das sicher nicht passieren! „Halt dein blödes Maul, hn!“, knurrte er verärgert. „Und halt dich gefälligst aus Dingen 'raus, die dich nichts angehen, hn!“

Eigentlich hätte er sich denken können, dass es keinen Wert hatte, mit Hidan zu reden. Statt der wohl gemeinten Aufforderung Folge zu leisten, festigte er seinen Griff und kam seinem Gesicht gefährlich nahe. Als er weitersprach, war seine Stimme nicht mehr, als ein anzügliches Flüstern.

„Was geht mich nichts an?“, erkundigte er sich so unschuldig wie nur irgend möglich. „Dein Arsch?“ Und bevor Deidara sich auch nur beschweren konnte, lag Hidans Hand besitzergreifend auf seinem Allerwertesten. „Das ist schade. Fühlt sich nämlich verdammt gut an.“

Deidara registrierte kaum, dass sein linker Arm wieder frei war, da hatte er Hidan auch schon eine Ohrfeige verpasst, die sich gewaschen hatte. Der Kopf des Silberhaarigen flog zur Seite und ein glühend roter Handabdruck entstellte seine Wange, aber sein Grinsen wurde nur breiter. Genüsslich leckte er sich über die Lippen.

„Du schlägst zu wie'n verfluchtes Mädchen“, bemerkte er amüsiert. Deidara hatte das Gefühl, bald vor Wut explodieren zu müssen. „Aber ich steh' drauf. Echt 'ne verfluchte Scheiße, dass du mit der verdammten Puppe das Zimmer teilen musst...“

Was zu viel war, war zu viel. „Wer hat dir erlaubt, so abwertend von Meister Sasori zu sprechen, du Dreckskerl, hn!“, fauchte Deidara und rammte Hidan mit Wucht ein Knie zwischen die Beine. Er war wieder frei. In einem spontanen Anfall ungezügelter Wut schlug er Hidan mit der Faust ins Gesicht, zupfte demonstrativ seinen Mantel zurecht und stapfte wütend davon. Hidans Gefluche ignorierte er gekonnt.
 

Als Deidara die Türe des Hauptquartiers der Uhrzeit unangemessen laut ins Schloss fallen ließ, fühlte er sich schon ein klein wenig besser. Er hätte nicht aufstehen sollen, definitiv. Dann wäre er nicht schon halb zu Tode genervt gewesen, noch bevor die Sonne aufgegangen war. Aber da er die Zeit schwerlich zurückdrehen konnte, musste er wohl oder übel versuchen sich wieder zu beruhigen und Abstand von dem durchaus attraktiven Gedanken zu nehmen, einfach alles und jeden in die Luft zu jagen. Er hatte doch sowieso keinen Ton mehr. Und wenn er ehrlich war, war es gerade dieser traurige Fakt, der ihn beinahe in den Wahnsinn trieb. Eine kleine, winzige Explosion hätte sicher entspannend auf ihn gewirkt. Aber es war müßig, sich danach zu sehnen.

Seufzend ließ sich Deidara zu Boden sinken, lehnte sich gegen einen Baumstamm und schloss die Augen. Verdammter Hidan. Verdammter Itachi. Verdammter Kisame. Er hätte sie besser nicht belauschen sollen, dann würde er jetzt nicht über Dinge Bescheid wissen, von denen er nichts hatte erfahren wollen. Dass Hidan mit Itachi ins Bett ging - anders war das Gehörte wohl kaum zu deuten -, interessierte ihn nur mäßig, auch wenn er es begrüßen würde, in Zukunft nicht mit hinein gezogen zu werden, aber immerhin wusste er jetzt, dass Sasori gute Gründe hatte, sich bedeckt zu halten. Nicht, dass er deshalb weniger neugierig gewesen wäre, ganz im Gegenteil! Bedeutete das Interesse an seinem Partner, dass er schön war? Der Gedanke lag mehr als nahe. Umso seltsamer, dass er sein Gesicht hinter einer dermaßen hässlichen Fratze versteckte.

Deidara war gerne bereit, zuzugeben, dass Sasoris Puppen meisterlich gearbeitet waren, aber schön musste er sie deshalb noch lange nicht finden. Ob es möglich war, sie irgendwie zu zerstören und so einen Blick auf seinen Partner zu werfen? Er war zu ungeduldig, um stillschweigend auf seine Chance zu warten, also musste er nachhelfen. Wenn er allerdings versuchte, die Marionette in die Luft zu sprengen, dann bestand durchaus die Gefahr, seinen Partner irreparabel zu schädigen. Und abgesehen davon, dass er nicht sicher war, ob er das wirklich wollte, könnte es für ihn selbst gefährlich werden. Akasuna no Sasori war kein Mann, der sich so eine Unverschämtheit kommentarlos gefallen ließ, davon konnte er getrost ausgehen.

Erschwerend kam hinzu, dass er nicht den Schimmer einer Ahnung hatte, wohin sein Partner verschwunden war. Wenn er ihr gemeinsames Zimmer nicht betreten hatte, konnte er praktisch überall sein. Dementsprechend wenig Sinn hatte es, nach ihm zu suchen.

Mit einem zutiefst enttäuschten Seufzen schlug er die Augen wieder auf und ließ den Blick ziellos über den nachtschwarzen Himmel gleiten. Der Mond strahlte ihm voll und befremdlich rot entgegen. Eine Mondfinsternis? Er hatte keine Ahnung von Astronomie, aber er konnte nicht leugnen, dass ihm der Anblick gefiel. Zum ersten Mal in Wochen hatte er das Gefühl, endlich wieder ein bisschen zur Ruhe zu kommen, so ganz ohne anstrengende Missionen. Und langsam aber sicher ließ die Wut auf Hidan nach.

Es war wirklich nicht nötig, sich lange über ihn aufzuregen, schließlich hatte Deidara ihm wenigstens unmissverständlich klar machen können, dass er nicht viel davon hielt, wenn man ihm ungebeten an den Arsch fasste. Und er konnte sich nicht daran erinnern, jemals irgendwen darum gebeten zu haben. Wen denn auch? So unbeliebt wie er in seiner Heimatstadt gewesen war, hatte er froh sein können, wenn ihn die Leute nur beschimpft und nicht einfach mit Missachtung gestraft oder gleich gesteinigt hatten. An so etwas wie... körperliche Nähe war da gar nicht erst zu denken gewesen. Deidara konnte nicht einmal sagen, ob er das vermisst hatte. Konnte man etwas vermissen, das man überhaupt nicht kannte?

Nachdenklich tastete er mit der rechten Hand nach seinem linken Ohr, ließ sie dann über Schulter und Oberarm hinab gleiten, bis sie schwer und warm auf seinem Beckenknochen ruhte. Hatte ihm Hidans Berührung gefallen? Seltsamerweise konnte er sich nicht erinnern. Wahrscheinlich hatte er tatsächlich nichts weiter gefühlt, als nackte, ungeschminkte Wut. Schade eigentlich. Schließlich war es eine Art Premiere gewesen. Nie zuvor hatte jemand Interesse an ihm gezeigt; zumindest nicht auf diese Art und Weise. Und selbst, wenn er Hidan zu seinem eigenen Wohl sowohl auf Abstand halten, als auch nicht zu ernst nehmen sollte, war das nicht unbedingt zu verachten.

Deidara hatte keine Ahnung von Sex, aber das hieß nicht, dass er nicht neugierig war. Nun, da der Ärger abgeklungen war, wünschte er sich wirklich, er könnte sich genauer daran erinnern, wie es sich angefühlt hatte. Die leisen Worte, der warme Atem an seinem Ohr, Hidans Finger. So wie es aussah, hatte er eine Chance vertan.

Er seufzte abermals. Vielleicht sollte er das ganze besser vergessen. Hatte er nicht gerade noch behauptet, dass er nicht in irgendwelche Akatsuki-internen Bettgeschichten verwickelt werden wollte? Nun ja, er war schon immer ein wenig inkonsequent gewesen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Werjungfrau
2009-09-28T19:32:42+00:00 28.09.2009 21:32
Sa hallo erstmal.
Klingt nach einer nicht ganz unkomplizierten Geschichte.^^ hoffendlich bleibt das auch so. Es ist sicher schwierig sich in so einen Haufen Irrer "einzuleben".
Dein Schreibstil ist schön anschaulich und gut zu lesen und deine Wortwahl lässt einen kein einziges Mal stolpern.
Ich finds großartig: Es hält mich von meinen Hausaufgaben ab.

lg Das_tote_Dei
Von:  Mukouno
2009-09-26T23:36:28+00:00 27.09.2009 01:36
Bin ich erste?
Ja, das bin ich *freu*
Hm, also erstmal, als ich die Kurzbeschreibung gelesen habe, dachte ich, das hier wird OoC vom feinsten, aber ich muss sagen, du hast ihre Charaktere eigentlich sehr orginalgetreu getroffen, wenn man natürlich vom Shonen-ai absieht ^_^
Armer Sasori. Sieht so gut aus, dass ihn alle anmachen und ist deswegen gezwungen, sich in Hiruko zu verschanzen. Geile Idee XD
Aber ein was hab ich noch nicht so ganz verstanden... Haben Itachi und Hidan jetzt was miteinander, oder nicht?
Oh je, wenn Deidara schon solche Gedanken hat, sollte ich mich da schon bald auf was sehr spezielles gefasst machen, du weißt schon, dass es das mit dem Sex mal ausüprobieren will? Wär auf jeden Fall lustig, auch wenn mir persönlich SasoDei am besten gefällt, aber lass dir von mir nicht reinreden ^_~
Ich finde, du hast nen schönen Schreibstil und Deis Gefühle konnte man sehr gut nachvollziehen, auch Hidans farbiges Vokabular is geil und als du da immer so schön ironisch geschrieben hast, wie charmant das doch alles klingt, musste ich auch grinsen.
Hat mir sehr gut gefallen und ich hoffe, es geht bald weiter.

lg, Frohes-Ende


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