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Sorrow and Pain

von

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Forgotten

Verdattert stand Uruha nun zwischen den Fronten. Kai rechts, der an der Theke lehnte und wütende Blitze aus seinen Augen auf Miyavi abschoss und Miyavi links, der ihn einfach nur angrinste und dann auf Uruha zukam. Er schloss ihn in seine langen Arme und drückte den Kleineren an sich. Vorsichtig streichelte er ihm über den Kopf und grinste dann wieder zu Kai hinüber.

"Ja, ich. Was hast du denn, Kai-Chan? Ich hoffe doch, du hast schön mit dem Kleinen gekuschelt in deinem Bettchen. Sah jedenfalls die Nacht ganz danach aus. Ihr seid süß."

Uruha wurde knallrot. Was sollte das denn jetzt?
 

Man konnte förmlich sehen, wie über Kais Kopf die Wut verpuffte und er knallrot anlief. Das durfte doch wohl nicht wahr sein.

Und schon war seine ganze Wut wieder da und er kam direkt auf den Größeren zu und packte ihn wutschnaubend an den Schultern und drängte ihn gegen die nächstbeste Wand. Kai war selten wütend, aber dieses Mal war es unglaublich und seine Augen waren fast komplett schwarz.

"Du bist so ein verdammtes Arsch!", zischte er. "Warum hast du ihn einfach auf den kalten Boden liegen lassen?! War es dir so wichtig, nen warmes Bett unterm Arsch zu haben, dass du ihn dafür sogar auf dem Boden schlafen lässt?!"
 

Uruha verstand hier gerade einfach nur noch Bahnhof. Wie bitte? Miyavi hatte ihn auf dem Boden abgelegt? Einfach so? Während er geschlafen hatte? Uruha blies seine Wangen auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Das war ja gemein. Er war doch krank, da konnte ihn Miyavi doch nicht einfach so auf dem kalten Boden liegen lassen.

Miyavi hob abwehrend die Hände und grinste Kai an.

"Mach mal nicht so einen Wind. Okay? Das hab ich nur gut gemeint. Wie hätte ich denn sonst anstellen sollen, dass Ruha bei dir im Bett schlafen kann? Das hab ich extra gemacht...", er seufzte. "Lass mich los."
 

"Und das soll ich dir jetzt abkaufen, oder was?!", fauchte er abermals und ließ nicht von dem anderen ab. Dem sollte man mal ordentlich die Leviten lesen. Und er dachte immer, Miyavi wäre sein Freund. Scheinbar war er manchmal einfach nur ein Baka schlechthin.

"Wer´s glaubt, wird selig, du Hirni! Bist du dir im Klaren, was passiert wäre, wenn ich ihn nicht gefunden hätte? Oder wenn ich die Tür aufgemacht hätte und auf ihn getreten wäre?!" Er war mächtig sauer. Stocksauer und irgendwie realisierte er gar nicht, dass sowohl Uruha als auch seine Mutter mit im Raum standen.

"Dir ist doch manchmal echt egal, was aus anderen wird oder?!", zischte er. Dann ließ er von ihm ab und verschwand aus der Hintertür in den Garten.
 

"Hör auf, mich so anzumeckern. Ich hätte schon nach Ruha gesehen und nachgeguckt, ob er da immer noch liegt. Wenn ich gesehen hätte, dass er da noch liegt, hätte ich ihn schon wieder mit ins Zimmer genommen. Keine Bange. Ich lass dich doch nicht auf Ruha treten. Wo gibt´s denn sowas?", er grummelte leicht. "Ich hab´s nur gut gemeint."

Doch Kai verschwand schon wutschnaubend im Garten und Ruha warf Miyavi nur noch einen bösen Blick zu, ehe er Kai hinterherrannte und ihn schließlich einholte.

"Hey... Alles okay? Miyavi hat sich doch entschuldigt..."
 

Die Hand, die ihn vorsichtig am Arm packte, stieß er einfach weg. Er war einfach nur sauer. Aber zu spät bemerkte er, dass es Uruha war, der ihn versuchte, aufzuhalten.

"Gomen...", entschuldigte er sich sofort und ließ sich einfach ins Gras fallen. Irgendwie war das doch unfair Uruha gegenüber. Er war doch sauer auf Miyavi und nicht auf Uruha.

Sanft packte er ihn am Arm und zog ihn zu sich runter ins weiche Gras. "Tut mir leid, Ru-chan. Aber Miyavi hat mich echt wütend gemacht mit dieser dämlichen Aktion. Ich hab mir die ganze Zeit Sorgen um dich gemacht und was tut er? Legt dich auf den kalten Boden und verschwindet im Zimmer." Er seufzte. "Es macht mich traurig, wenn man dir so etwas antut."
 

"Aber es ist mir doch nichts passiert. Noch kranker als jetzt schon kann ich ja ohnehin nicht werden. Miyavi hat das sicherlich nicht böse gemeint. Wirklich nicht. Ich will nicht, dass ihr euch wegen mir streitet. Ich hab euch beide lieb und ihr habt euch auch lieb. Also vertragt euch wieder, ja?"

Seufzend kuschelte er sich an Kais Seite und schloss die Augen. Die Sonne tat ihm sehr gut und strahlte sanft auf sie hinab. Er genoss die Wärme richtig.

"Ich freu mich so, dass ich hier sein darf..."
 

"Vielleicht hast du Recht.", seufzte er und machte sich lang. Die Arme verschränkte er hinter dem Kopf und schloss die Augen. Ja, hier war er verdammt gerne. Hier konnte er einfach mal abschalten und an nichts denken. Zumindest war es jetzt so. In den letzten Tagen konnte er einfach nicht entspannen. Immer wieder hatte er an Uruha gedacht und traurig überlegt, warum er ihn weggeschickt hatte und ihn nicht wiedersehen wollte. War er denn so ein schrecklicher Mensch, dass man ihn nicht um sich haben wollte? Oder woran lag es?

Er seufzte schwer. Manchmal wusste er einfach nicht weiter.

Dann drehte er den Kopf zur Seite und schaute Uruha ins Gesicht. "Du kannst hier so oft herkommen, wie du willst."
 

"Danke, Kai. Das bedeutet mir sehr, sehr viel. Vertrag dich bitte wieder mit ihm. Ich mag es nicht mit ansehen, wie sich so gute Freunde wie ihr es seid streiten. Das geht doch nicht. Ich bin es nicht wert, dass ihr euch zankt. Bitte, ja?"

Seufzend schloss er die Augen und schmiegte sich eng an Kai. Sie lagen nun nebeneinander im Gras und genossen die warmen Sonnenstrahlen. Es war still um sie herum. Uruha konnte nur die leisen Atemzüge Kais wahrnehmen.
 

"Ich weiß nicht." Und wieder seufzte er. "Dieses Mal ist er eindeutig zu weit gegangen. Auch wenn es ihm leid tut, dafür muss er sich mächtig ins Zeug legen, wenn ich ihm das verzeihen soll. So geht man einfach nicht mit Freunden um. Und das sollte er eigentlich wissen." Mehr sagte er nicht dazu, sondern schwieg lieber. Er wollte jetzt einfach das schöne Wetter genießen und sich nicht über seinen Freund Miyavi ärgern. Dafür war der Tag einfach zu schön, um für so etwas verschwendet zu werden.

"Was hältst du davon, wenn wir heute ans Meer gehen? Es ist wirklich nicht weit weg von hier.", schlug er vor. "Oder wollen wir einfach den Pool meiner Eltern missbrauchen?" Nun grinste er breit. Allerdings noch immer mit Blick in den Himmel.
 

Sofort war Uruha hellauf begeistert. Ans Meer wollte er unbedingt mal. Unbedingt! Er konnte sich ja nicht mehr erinnern, jemals an einem Strand gewesen zu sein und so kam es ihm vor wie das allererste Mal. Er nickte heftig und sah Kai begeistert an.

"Ja! Ich will zum Strand, okay? Da will ich unbedingt mal hin! Mit dir ins Wasser gehen und herumtoben!"

Er grinste ihn an wie ein Honigkuchenpferd und kuschelte sich an ihn.

"Gehen wir gleich los? Bitte!"
 

Boah! Na das war ja mal ein temperamentvoller Gefühlsausbruch. Kaum hatte er vom Meer gesprochen, wurde er auch schon regelrecht zu Boden gedrückt und scheinbar tausende Male darum gebeten, wirklich zum Meer zu gehen.

Vorsichtig drückte er ihn weg von sich und lächelte ihn an. Spontan wuschelte er ihm durchs Haar. "Können wir machen, wenn du willst. Aber vorher müssen wir dir noch ein paar Sachen raussuchen, damit du alles hast, was du brauchst."
 

Grinsend knuddelte er Kai eine Weile zu Boden, ehe er von ihm abließ und sofort begeistert aufstand. Er konnte es kaum noch erwarten, endlich ans Meer zu dürfen. Das war ja so aufregend. Ob es da wirklich Haie gab oder Quallen? Uruha wollte gerne mal eine Qualle sehen.

"Nun komm dann aber auch. Ich will los!"

Er packte Kai am Handgelenk und zog ihn mit sich. Voller Vorfreude zog er ihn mit sich ins Schlafzimmer und sah ihn an.

"So. Was brauchen wir alles?"
 

Kai kratzte sich am Hinterkopf. Nun stand er schon wieder in seinem Zimmer und wurde von Uruha regelrecht belagert. "Ano... Ne Badehose wäre vielleicht mal ein Anfang.", scherzte er und ging zu seinem Kleiderschrank, um sich auch sogleich seine herauszuholen. "Dann nehmen wir mal noch für jeden ein Handtuch mit und wir sollten die Sonnencreme nicht vergessen. Hier kannst du ganz schnell einen Sonnenbrand bekommen, wenn du nicht aufpasst.", belehrte er ihn.

Es dauerte auch wirklich nicht lange und sie hatten jeder eine kleine Tasche vollgepackt mit Sachen, die sie für ihren kleinen Ausflug benötigten.

Dann klopfte es leise an der Tür. "Darf ich auch mitkommen?", kam es kleinlaut. Stirnrunzelnd sah Kai auf. Miyavi stand wie ein getretener Hund in der Tür.
 

Uruha war ganz hibbelig und trat von einem Bein aufs andere, während Kai ihre kleine Tasche vollpackte. Hoffentlich vergaßen sie auch nichts. Er wollte richtig viel Spaß haben. Nach all der langen Zeit im Krankenhaus hatte er sich das ja eigentlich auch verdient.

Da stand plötzlich Miyavi vor der Tür und bat darum, mitkommen zu dürfen. Uruha hatte total vergessen, dass Kai und Miyavi sich gestritten hatten und hopste sofort auf den Größeren zu und strahlte ihn an.

"Klar, Miya! Wir gehen gleich zum Strand, ist das nicht toll?"
 

Etwas übergangen fühlte er sich schon, doch er konnte Uruha ja jetzt nicht einfach verklickern, dass er seinen Freund nicht dabeihaben wollte. Seufzend wandte er sich wieder der Tasche zu. Er sagte nichts zu Miyavis Bitte und ging schweigend an ihm vorbei. So leicht würde er es ihm dieses Mal nicht machen. Nein. Dieses Mal wirklich nicht. Miyavi hatte schon oft Mist gebaut und jedes Mal war es Kai, der ihm verzieh und sich wieder mit ihm vertragen wollte. Doch das hier war zu viel gewesen. Nein. Er würde ganz sicher nicht bei ihm ankommen.

"Dann lass uns los, Uruha." Miyavi schenkte er keinerlei Beachtung und der andere trottete ihnen mit gesenktem Kopf hinterher. Er schien zu wissen, dass er ziemlichen Bockmist gebaut hatte. Kai war sonst nie so lange sauer auf ihn gewesen.
 

Oh Mann. Die beiden waren solche Kleinkinder. Schrecklich. Konnten die sich denn nicht wie erwachsene Menschen benehmen und sich einfach vertragen? Wieso war Kai denn so lange sauer? Uruha hatte Miyavi doch auch längst verziehen und Kai hatte eigentlich keinen Grund, auf Miyavi böse zu sein. Also wirklich. Das war sehr kindisch von Kai.

Sie stiegen ins Auto und Kai fuhr los. Eigentlich war der Strand gar nicht so weit weg, dass man mit dem Auto fahren musste, aber da Uruha immer noch nicht richtig gesund war, nahmen sie lieber das Auto, damit er sich nicht überanstrengte. Uruha war ihnen dankbar.

Schließlich kamen sie am Strand an und Uruha rannte sofort hinaus und kniete sich in den Sand. Er ließ sich die feinen Körner durch die Finger rieseln und lachte auf.

"Das ist toll hier!"
 

Ein bisschen unheimlich kam ihm Uruhas Verhalten schon vor, aber das lag vielleicht auch daran, dass er sich an nichts erinnern konnte. Vielleicht würde es ihm aber auch helfen, wenn er rumkam. Dadurch könnten ja auch einige Erinnerungen zurückkehren. Wer wusste das schon?

"Hey, du wolltest ans Meer und dich nicht im Dreck suhlen!", rief er ihm nach und lachte. Dann stand er neben Uruha und zog ihn wieder auf die Beine. "Man merkt, dass du noch nie am Meer warst, mein Lieber." Und schon zog er ihn noch ein Stück weiter. Bis zum Wasser war es schon noch ein Stück.

Während Miyavi die Decke ausbreitete, zog Kai sich das Shirt über den Kopf und schlüpfte aus seinen Schuhen. irgendwie war er froh, dass er sich seine Badehose doch noch angezogen hatte. Vor den Umkleidekabinen standen sie nämlich Schlange. Darauf hatte er wirklich keinen Bock.

Er streckte sich nochmals ausgiebig.
 

Uruha murrte leise, als er einfach so auf die Beine gezogen wurde und hinter Kai herdackeln musste wie ein braves Kindchen, welches an der Hand seiner Mutter ging. Er hatte sich doch nur den Sand anschauen wollen. Der sah so schön aus. Vielleicht benahm er sich auch etwas seltsam, aber in seiner Erinnerung gab es nichts, was an einen Strand erinnern konnte, also wollte er sich alles nochmal ganz genau ansehen.

Er sah Miyavi dabei zu, wie er die Decke ausbreitete und Kai sich die Hose runterzog. Uruha schluckte. Der Kerl war so schlau gewesen und hatte sich die Badehose unter die andere gezogen. Uruha war so hibbelig gewesen, dass er das ganz vergessen hatte. Und in die Kabinen kam er nicht, da standen viel zu viele Leute.

"Ano... Ich kann nicht ins Wasser... Hab die Badehose nicht drunter gezogen..."

Das konnte nur Kai hören, da Miyavi sich bereits ins Wasser verzogen hatte.
 

Kai schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Du bist echt ein Schlaukopf, Ru-chan. Dann zieh sie dir doch einfach an. Oder hast du sie vergessen?", fragte er und schaute von ihm zu den Kabinen. Ein leiser Seufzer verließ seine Lippen. "Ano... für die Kabine musst du noch ne Weile anstehen.", bemerkte er das Offensichtliche. Dann hatte er eine Idee. "Soll ich dir vielleicht helfen und das Handtuch halten? Dann kannst du dich umziehen und keiner guckt dir was ab." Was Besseres fiel ihm jetzt aber auch nicht ein. Und so wartete er ab, was Uruha dazu sagte. Er wollte ihn ja wirklich gerne mit ins Wasser nehmen. Deswegen waren sie ja auch hier. "Außerdem hab ich dir versprochen, dich nicht mehr alleine zu lassen. Also musst du mitkommen oder ich hierbleiben."
 

"Ich will dir den Spaß nicht verderben. Also... Na gut. Dann hältst du mir das Handtuch, ja?", er kratzte sich verlegen grinsend am Hinterkopf und stellte sich mit dem Rücken an seine Wand, sodass schon mal niemand seinen Po sehen konnte. Dann schnappte er sich seine Badehose und bat Kai, das Handtuch zu halten. Das tat er dann auch und Uruha zog sich etwas umständlich die Hose aus und die Badehose an. Dann war er endlich fertig und blickte Kai an. Seine Wangen waren leicht rot gefärbt.

"Danke.", er nahm Kais Hand. "Gehen wir jetzt ins Wasser? Ja?"
 

Geht doch, dachte er sich so in seinem Hinterstübchen und grinste ihn breit an, als er Uruha das Handtuch hielt und dieser sich umständlich umzog. Es war schon witzig mit anzusehen. Wie hieß es so schön? Warum einfach, wenn´s auch kompliziert geht. Uruha war wohl eher der kompliziertere Typ.

Grinsend hielt er nun Uruhas Hand und marschierte mit ihm zum Wasser. Ein angenehmes Lüftchen wehte und das Meer war relativ ruhig, so dass der Wellengang doch relativ flach ging. Perfekt für einen erholsamen Tag am Meer. Genau das Richtige, um einfach mal zu entspannen.

Schnell ließ er Uruhas Hand los und rannte einfach ins Wasser.
 

Na, der traute sich aber was. Uruha war sich absolut sicher, dass das Wasser eisigkalt sein musste. Und da sprang Kai einfach so mir nichts, dir nichts rein und tauchte wie ein Delfin umher. Der hatte echt Mut. Uruha jedoch tapste unsicher hinterher und hielt seinen großen Zeh ins Wasser. Sofort überzog ihn eine Gänsehaut und er bibberte. Er hatte recht gehabt. Das Wasser war saukalt.

Er hockte sich hin und nahm eine Handvoll des kalten Wassers und ließ es sich über die Arme träufeln. So wollte er seinen Körper an das Wasser gewöhnen. Was er nicht wusste, war, dass Kai ihn beobachtete. Musste wohl ziemlich seltsam aussehen, was er da machte.
 

Während Kai den anderen nur aus der Ferne beobachtete und sich ein Grinsen verkniff, war da schon jemand auf dem Weg zu Uruha. Keiner der beiden hatte bemerkt, dass Miyavi sich aus dem Wasser geschlichen hatte und nun hinter Uruha stand. Kai schluckte, als er ihn entdeckte. Das würde er jetzt nicht wirklich tun oder? Oder etwa doch?

Ja, Miyavi würde, denn schon hatte er ihn gepackt und warf ihn sich über die Schulter. Schnell rannte der Größere mit ihm ins eiskalte Wasser hinein und warf ihn dann in Kais Richtung.
 

Während Uruha sich nassmachte, bemerkte er Miyavi nicht, welcher sich nun hinter ihn schlich. Dann jedoch wurde er plötzlich einfach so an den Hüften gepackt und fand sich wenig später auf Miyavis Schultern wieder. Vollkommen verdattert fiepte er erschrocken auf und spürte an seinen Füßen schon das eiskalte Wasser, da Miyavi mit ihm direkt zu Kai rannte. Dann wurde er plötzlich herumgewirbelt und in Kais Richtig geworfen. Kurz flog er durch die Luft, ehe er mit einem lauten Platsch ins eiskalte Wasser tauchte und untergluckerte.
 

Schnell griff er nach dem jungen Mann, der jetzt bestimmt den Schock seines Lebens bekommen hatte. Schnell zog er ihn an die Wasseroberfläche und hielt ihn fest. Besorgt schaute er ihm ins Gesicht. "Hey, alles okay bei dir?", fragte er und schaute dann zu Miyavi, der sich glucksend im Wasser kugelte. Erst war sein Blick finster, doch dann ließ er Uruha kurz los und verschwand selbst unter Wasser, um sich an Miyavi ran zu schleichen. Sofort schnappte er sich dessen Bein und zog ihn unter Wasser. Das war die Rache für Uruhas unfreiwillige Kälteschockkur, die er ihm verpasst hatte.

Und schon tauchte er wieder auf und schwamm zu Uruha. Sanft strich er ihm über die Wange. "Alles klar?"
 

Bibbernd stand Uruha nun im brusttiefen Wasser und versuchte, seine Arme wieder warm zu rubbeln. Seine Lippen bebten heftig und er starrte geschockt zu Miyavi herüber, welcher immer noch laut lachend jetzt im Wasser schwamm und sich nicht mehr einkriegte. Dann kuschelte er sich an Kai.

"H-Hai... Alles okay. Hab mich nur erschrocken... Ich wollte mich doch nur aufs Wasser vorbereiten und dann kommt Miyavi an und schmeißt mich rein... Das war fies..."

Er zitterte immer noch heftig und erschauderte in regelmäßigen Abständen. Zu Miyavi warf er böse Blicke. Das bekam der noch zurück.
 

Ein bebender und ziemlich stark zitternder Körper hing an seinem und er schlang die Arme um ihn, um ihm wenigstens ein wenig Wärme zu spenden. "Komm, du musst dich bewegen, damit dir wieder warm wird. Lass uns ein bisschen schwimmen. Miyavi bekommt das noch im passenden Moment wieder. Glaub mir." Ein verschmitztes Grinsen legte sich auf seine Lippen und er zog Uruha ein Stück mit sich.

Ein kleines Stück schwamm er voraus. Er kannte hier ein wirklich tolles Fleckchen. Und das würde er Uruha jetzt einfach mal zeigen. Vielleicht kam er so ja auf andere Gedanken. Er sollte sich jetzt nicht zu sehr auf seinen Racheplan an Miyavi konzentrieren. Sie waren hier, um Spaß zu haben. "Komm, ich zeig dir mal was."
 

Immer noch ziemlich sauer auf Miyavi schwamm er seinem Freund hinterher und gewöhnte sich so langsam durch die Bewegung an das kalte Wasser. Ihm wurde wieder etwas wärmer und nach einiger Zeit hatte er Kai auch endlich eingeholt. Nun schwamm er neben ihm her und tauchte immer mal wieder ab. Es machte ihm unheimlichen Spaß. Im Wasser fühlte er sich so frei wie schon lange nicht mehr.

"Und wo schwimmen wir jetzt hin?", fragte er interessiert.
 

Kai lächelte ihn süß an. "Das wirst du gleich sehen.", antwortete er nur und schwamm weiter. Nur ab und an schaute er zu Uruha, um sicher zu gehen, dass dieser ihm auch folgen konnte und es ihm soweit gut ging.

Nicht weit und sie erreichten einen ziemlich abgelegenen Teil vom Strand. Hier waren überall Schilf und andere Pflanzen hochgewachsen und verdeckten das Meiste. Dennoch war auch hier ein kleiner Strand auszumachen. Es war wirklich schön. Doch das war nicht das, was er ihm zeigen wollte. Langsam trottete er aus dem Wasser und schüttelte kurz seinen Kopf, um seine Haare ein wenig trocken zu kriegen, so dass sie nicht mehr an seinem Kopf so fest klebten. Das mochte er nämlich nicht.

"Komm." Er reichte Uruha die Hand.
 

Uruha wrang seine längeren Haare einfach aus, sodass sie ihm locker auf die Schultern fielen und kam durch Kais Hilfe wieder auf die Beine. Sie durchwateten dieses Meer aus Schilf und Uruha fragte sich langsam, wo das denn alles hinführen sollte. Dann konnten sie endlich auf Sand gehen und Uruha erschauderte. Unter seinen nassen Füßen blieb der Sand kleben und kitzelte ihn zwischen den Zehen.

Er schmiegte sich ganz dicht an Kai, um ihn nicht zu verlieren und so gingen sie immer weiter, bis Uruha schließlich ungeduldig wurde.

"Wo gehen wir denn nun hin?"
 

Und wieder lächelte er ihn nur an und zog ihn langsam weiter. "Wir sind gleich da.", offenbarte er ihm und führte ihn nun einen schmalen Pfad aus Sand entlang. Schon als Kind war er immer hierhergekommen und hatte die Aussicht genossen. Ein Stück mussten sie bergauf gehen, aber die Steigung war relativ gering, so dass es auch für Uruha nicht allzu schwer sein durfte.

Plötzlich blieb er stehen und drehte sich zu Uruha um. "Wir sind da. Und jetzt mach mal die Augen zu." Vorsichtig stellte er sich hinter Uruha und hielt seine Hände über dessen Augen. "Und jetzt noch fünf Schritte gehen, aber nicht luchsen." Uruha schien dem ohne weiteres Folge zu leisten und setzte zögerlich einen Fuß vor den anderen.

Dann hielt Kai ihn einfach fest und stoppte ihn. Ganz langsam nahm er seine Hände von Uruhas Augen. "Und jetzt schau dir das an."

Für ihn war dieser Ausblick einfach atemberaubend schön. Man konnte das Meer sehen und wie sich die Sonne in dem Wasser spiegelte und glänzte. Nur vereinzelte Boote schipperten auf dem Meer und eine leichte Brise wehte um ihre Nase.

"Schon als Kind bin ich hier gern gewesen und hab stundenlang auf das Meer geschaut."
 

Vollkommen überwältigt von dem Anblick, welcher sich ihm nun bot, bekam er den Mund vor Staunen nicht mehr zu und blickte wie gebannt auf die Szenerie. Er konnte das Meer rauschen hören und der Geruch von Salzwasser stieg ihm in die Nase. Die Aussicht war einfach nur perfekt und Uruha seufzte wohlig auf. Vorsichtig lehnte er sich nach hinten an Kai, welcher die Arme um ihn legte und sie über Uruhas Brust kreuzte. So konnte Uruha seine Hände an Kais Unterarme legen und sanft darüber streicheln. Es dauerte eine Weile, bis er seine Sprache wiedergefunden hatte, dann begann er zu sprechen. Jedoch flüsterte er, da er diese Atmosphäre jetzt nicht zerstören wollte.

"Das ist so wunderschön hier...", wisperte er.
 

"Hai. Und ich dachte mir, dass dir das vielleicht gefallen könnte. Deshalb wollte ich ja, dass du mit zu meinen Eltern kommst. Ich wollte dir diesen Ort hier zeigen. Vielleicht lässt er dich ja endlich deine Ängste und Sorgen vergessen.", wisperte er ihm gegen das Ohr, während sein Kopf auf Uruhas Schulter gebettet war und er ihn im Arm hielt. "Warum können wir in Kanagawa nicht auch so einen schönen Ort haben? Einen, wo man sich einfach hin zurückziehen kann, um alles zu vergessen. Nur ein einziges Mal möchte ich wirklich alle meine Sorgen und Ängste vergessen können." Ein tiefes Seufzen, dann ließ er Uruha los und setzte sich auf den weichen Sand, der zu ihren Füßen lag.
 

Nachdem Kai ihn losgelassen hatte, stand Uruha noch einige Momente einfach nur da und starrte auf das Meer hinaus. So richtig hatte er Kais Worte noch gar nicht realisiert, viel zu sehr war er von dieser Atmosphäre gefangen. Dann jedoch bemerkte er, dass Kai saß und auch seine Worte drangen zu ihm durch. Er ließ sich langsam vor Kai auf die Knie sinken und nahm seine Hände fest in seine. Dann nahm er ihn in den Arm.

"Kai? Willst du mir erzählen, wovor du Angst hast?"
 

Verwirrt blinzelte er, als Uruha ihn in seine Arme zog. Er lächelte und legte die Arme ebenfalls um den anderen. Sein Gesicht vergrub er in Uruhas Halsbeuge und seufzte. Nein, er wollte seinen Freund nicht damit belästigen. Uruha hatte doch selber viel zu viele Probleme und da musste er ihm nicht auch noch seine auftischen. Er würde das schon schaffen.

"Schon gut. Ist nicht so wichtig.", flüsterte und ließ den Größeren dann wieder los. "Lass uns wieder zurück. Miya wird uns bestimmt schon vermissen und das müssen wir ihm ja nicht antun." Schon stand er auf, klopfte sich den Sand von der Hose und den Beinen und hielt Uruha dann mit einem kleinen Lächeln die Hand hin. "Na komm."
 

Uruha jedoch setzte sich im Schneidersitz auf den Hosenboden und zog eine Schnute. Er hatte Kai bis jetzt immer seine Probleme und Ängste anvertraut und sogar vor ihm geweint. Und was machte Kai? Der wollte ihn mal wieder nichts sagen und verschloss sich. Aber nicht mit Uruha. Er würde jetzt so lange Sitzstreik machen, bis Kai redete. Und Kai hatte ihm versprochen, ihn nicht alleine zu lassen. Also konnte Kai auch nicht einfach abhauen.

"Nichts da. Du sagst mir erst, was dich bedrückt."
 

Der Schwarzhaarige seufzte. "Komm schon, Ru-chan. Das müssen wir nicht jetzt ausdiskutieren. So wichtig ist das wirklich nicht. Viel wichtiger ist es doch, dass du wieder ganz gesund wirst und du dich wieder an deine Vergangenheit erinnerst. Alles andere is nebensächlich." Und wieder ein Seufzen, denn Uruha regte sich nicht. Er saß einfach da und schaute ihn mit diesem eisernen Blick an. Was bitte schön sollte das denn werden? Sie waren doch hier, um sich zu erholen und zu entspannen und nicht, um sich seine Probleme anzuhören.

"Komm schon, Ru-chan. Ich möchte dich nicht alleine lassen. Das hab ich dir versprochen. Bitte." Mehr als seinen süßen Dackelblick konnte er nicht machen und er hoffte, dass das vielleicht ziehen würde. Bei seiner Mutter zog das ja auch immer.
 

"Nix da. Du hast doch damit angefangen und ich hab dich ganz vernünftig gefragt, ob du mir deine Probleme auch mal mitteilen willst. Ich vertraue dir und hab dir meine Probleme ja auch anvertraut, also... Also kannst du mir auch vertrauen in solchen Dingen. Ich will dir auch nur helfen, verstehst du? Ich möchte, dass du mir vertraust und mir auch mal was über dich erzählst.", er seufzte traurig und blieb weiter eisern sitzen. "Komm schon... Ich gehe wirklich nicht ohne dich weg."

Und das meinte er wirklich bitterernst. Ohne Kai würde er nicht weggehen.
 

Und wieder verließen nur unzählige Seufzer seine Lippen. Er schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Dann schaute er Uruha wieder aus diesen schokobraunen und verdammt ernst dreinblickenden Augen an. "Es ist wirklich schön, dass du mir vertraust, Uruha, aber... Es tut mir wirklich leid. Darüber möchte ich nicht reden." Und schon wandte er sich ab. Er wollte wirklich nicht darüber reden. Niemand wusste davon und das sollte auch so bleiben. Diese Ängste und Sorgen würden für immer in seinem Inneren verbannt bleiben und niemals das Tageslicht zu Gesicht bekommen. Das hatte er sich geschworen und so würde es auch bleiben.
 

Jetzt war er sauer. Eigentlich hatte er gewollt, dass das wirklich ein wunderschöner Ausflug wurde, aber anscheinend vertraute ihm Kai nicht. Kein Stück. Er vertraute ihm noch nicht mal soweit, dass er ihm mal erzählen konnte, wie es in ihm so aussah. Also stand er auf, klopfte sich den Rest Sand vom Po und schritt dann erhobenen Hauptes an Kai vorbei.

"Mach doch, was du willst."

Und schon durchstreifte er wieder diesen Urwald aus Schilf und Pflanzen, ohne dass er wirklich wusste, wohin er musste. Er würde Kai nicht lange böse sein, aber im Moment war er einfach enttäuscht. Sehr enttäuscht sogar.
 

Unsicher fuhr er sich mit den Händen durch die Haare und raufte sie sich. Kami-sama. Uruha verstand das wirklich völlig falsch. Jetzt war er bestimmt sauer auf ihn. Aber was sollte er denn machen? Seine Probleme würde ihm eh niemand nehmen können. Da würde auch darüber reden nichts bringen. Das wusste er und deshalb beließ er es auch dabei. Und bisher hatte auch noch niemand weiter danach gefragt. Uruha war der Erste, der es scheinbar unbedingt wissen wollte. Und so folgte er ihm einfach durch das Dickicht. Allerdings fragte er sich, wo dieser hin wollte. Das war der völlig falsche Weg. "Uruha! Wo willst du hin?", rief er ihm nach. "Das ist der falsche Weg!"
 

"Ich geh dahin, wo ich hin will. Und hör auf, mir nachzulaufen. Ich bin sauer auf dich.", schimpfte er und wusste, dass das gerade ziemlich albern klang, aber er war nun mal wirklich sauer und wusste seinem Frust gerade nicht anders Luft zu machen.

Also stapfte er Kai voraus durch das Dickicht und wusste gar nicht, wo er überhaupt hin ging. Er wusste auch nicht, wohin er trat und plötzlich fühlte er unter sich keinen Boden mehr. Er fiepte erschrocken auf und fand sich wenig später in einem ziemlich tiefen Loch wieder. Er rieb sich den Po und schaute hinauf. Na toll. Und nun?

"Kai?", rief er nach oben und hoffte, dass Kai ihn hören konnte.
 

Verwirrt blinzelte er. War da eben nicht noch Uruha vor ihm gewesen? Aber wo war der plötzlich geblieben? Doch dann hörte er dessen Stimme, die ihn rief. Er seufzte und folgte der Stimme. Was war dem Guten denn nun schon wieder passiert? Irgendwie schien er ja solche Situationen magisch anzuziehen.

Dann hielt er und sah vor sich ein Loch, das sich vor ihm ausbreitete. Oh Mann. Uruha war doch jetzt nicht wirklich in diesem Loch oder?

Zu seinem Bedauern musste er feststellen, dass genau das der Fall war. Uruha saß am Boden dieses Loches und rief noch immer lautstark seinen Namen. Kai hielt sich die Ohren zu und lugte über den Rand zu ihm runter. "Schrei nicht so, ich bin doch nicht taub.", gab er nur von sich. "Irgendwie schaffst du das aber immer wieder, was?“ Jetzt grinste er breit und hockte sich hin, um ihm seine Hand zu reichen und ihn aus dem Loch zu ziehen.
 

Grummelnd richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und klopfte sich den Dreck von der Haut. Echt klasse. Wieso passierte das immer bloß ihm? Wer hatte bitteschön so ein vermaledeites Loch mitten in den Weg gegraben. Waren die hier alle bescheuert oder was? Das hätte auch schiefgehen können. War es ja Gott sei Dank nicht, aber trotzdem. Es hätte schiefgehen können.

Seufzend nahm er Kais dargebotene Hand und ließ sich aus dem Loch ziehen. Dankbar sah er ihn an.

"Danke... Ich sollte das nächste Mal auf dich hören, was?"
 

Kai stupste mit seinem Finger gegen Uruhas Nase und grinste verschmitzt. "Hai, das solltest du wirklich mal lernen.", gluckste er und zog ihn erst mal fest in den Arm, um zu testen, ob auch noch alles heile war. "Hauptsache dir geht´s gut und es ist nichts weiter passiert." Dann ließ er wieder von ihm ab und nahm seine Hand. Langsam stapften sie wieder dorthin zurück, von wo sie gekommen waren. Kai kannte sich wirklich gut aus. Das lag auch daran, dass er hier aufgewachsen war und eben oft seine Zeit hier verbrachte. Und so waren sie auch schnell wieder an dem Strandabschnitt, an dem sie angekommen waren und ließ sich sofort ins Wasser gleiten.
 

Uruha ließ sich seufzend neben Kai ins kalte Wasser sinken und entspannte sich merklich. Ihm taten von dem Sturz eben alle Knochen weh und er hoffte, dass er mit einem oder zwei blauen Flecken noch davonkommen würde. Das hoffte er wirklich stark. Hatte nicht schon wieder Lust auf einen Bluterguss oder so. Und gebrochene Knochen wollte er auch nicht unbedingt haben. Das musste ja nun wirklich nicht sein.

"Und nun? Was machen wir jetzt?", fragte er, als sie im etwas seichteren Wasser sitzen konnten und schwang ein Bein über Kai, sodass er nun auf dessen Schoß zum Sitzen kam und ihn ansah. "Ne Idee?"
 

Erschrocken fiepte er auf, als Uruha plötzlich auf seinem Schoß saß. Verwirrt schaute er leicht nach oben in die bernsteinfarbenen Augen seines Gegenübers. Er schluckte. Hatte er schon immer solche tollen Augen gehabt? Oder kam ihm das jetzt nur so vor?

Vorsichtig legte er die Hände an Uruhas Hüfte und schob ihn langsam von sich runter. Es war ihm schon etwas unangenehm, wenn er ihm so nahe kam. Sie waren doch beide Männer, also was sollte das werden, wenn es fertig war.

"Ano... Lass uns zu Miya zurück." Er wandte sich ab und schwamm los. Die Situation eben hatte ihn doch ein wenig überfordert und er wusste wirklich nicht, wie er damit jetzt umgehen sollte. Er fand Uruha wirklich hübsch und er war auch ein netter Kerl, aber das war ja auch schon der Haken an der Sache.
 

Irritiert blickte er Kai nach, welcher anscheinend übereilt die Flucht vor ihm ergriffen hatte. Nanu? Hatte er was falsch gemacht? Vielleicht, weil er sich auf seinen Schoß gesetzt hatte? Aber... Das hatte er doch nur gemacht, weil er ihm besser in die Augen sehen wollte. Das hatte keine besondere Bedeutung für ihn gehabt. Also warum sollte Kai dann so überreagieren und ihn von sich runter schieben? Na, egal.

Er schwamm ihm hinterher und kam dann wenig später mit ihm bei Miyavi an. Er ließ sich neben den Paradiesvogel nieder und sah dann Kai an, der anscheinend nicht mehr mit ihm reden wollte.

"Und nun?"
 

Während die anderen beiden es sich auf der Decke gemütlich gemacht hatten, stand er vor ihnen und reckte seinen Hals in Richtung Sonne. Auf seiner Haut glänzten noch einzelne Wassertropfen, die nach und nach auf seinem Körper in kleinen Bahnen nach unten liefen.

Seine Badehose tropfte und klebte etwas unangenehm an den Beinen und er legte die Hände in den Nacken, um gleich darauf tief Luft zu holen.

"Das hier hab ich so vermisst.", wisperte er und ließ sich einfach der Länge nach nach hinten in den weichen Sand plumpsen. Dass er jetzt über und über mit Sand bedeckt war, störte ihn nicht. Es war einfach ein herrlicher Tag.
 

Uruha grinste leicht. Kai so zuzusehen, wie er lachte und sich freute, war irgendwie ein sehr schönes Gefühl. Es freute ihn wirklich sehr, dass Kai glücklich zu sein schien. Nur diese Reaktion von eben verstand er einfach nicht und sah ihn stirnrunzelnd an. Sollte er vielleicht...? Einfach nochmal ausprobieren und gucken, wie Kai reagieren würde...? Ja, warum eigentlich nicht?

So stand er auf, tapste auf Kai zu und setzte sich wieder auf dessen Schoß und blickte ihn von oben herab an.

"Dir gefällt´s hier sehr oder?", grinste er süß.
 

Abrupt hielt er in seiner Bewegung inne und starrte den anderen von unten her etwas entsetzt ins Gesicht. "Uruha?" So ganz verstand er nicht, was das hier werden sollte. Warum setzte er sich schon wieder einfach auf seinen Schoß? Hatte er irgendwas an sich? Warum eigentlich immer er?

Seufzend setzte er sich auf und schob Uruha wieder von sich runter. Allerdings brauchte er dieses Mal etwas mehr Kraft dafür. Im Wasser vorhin war das um einiges leichter gewesen. Dennoch schaffte er es ohne Probleme.

Schnell war er wieder auf den Beinen und rannte zum Wasser. Das hier war ganz und gar nicht das, was er wollte. Mit einem Sprung war er verschwunden und schwamm wie ein Irrer nach draußen.
 

Uruha seufzte resigniert und ließ sich auf den weichen Sandboden sinken. Na toll. Und schon war er wieder weg. Ganz klasse. Was hatte er denn gemacht, bitteschön? Nichts Verwerfliches jedenfalls. Er hatte Kai nur gefragt, ob es ihm hier denn so gefiele und hatte sich auf dessen Schoß gesetzt? Er hatte sich doch schon so oft an Kai gekuschelt und da hatte es ihn auch nicht gestört. Also warum jetzt? Er verstand das alles nicht.

Seufzend stand er auf und rannte Kai hinterher. Dann sprang er ebenfalls ins Wasser und schwamm hinter Kai her. So schnell er konnte versuchte er, ihn einzuholen, jedoch war er immer noch nicht wieder fit und war so viel langsamer als Kai und konnte schon nach einiger Zeit nicht mehr.
 

Als er hoffte, endlich weit genug weg zu sein, schwamm er nicht mehr weiter. Irgendwie war das eben etwas viel gewesen. Wieso hatte er sich einfach auf seinen Schoß gesetzt? Er verstand es einfach nicht.

Sonst hat er doch auch keinerlei Probleme, dem anderen etwas näher zu sein. Aber vielleicht war das hier eine unsichtbare Grenze. Eine Grenze, die er sich selbst gebaut hatte. Bis dahin und nicht weiter. Vielleicht war es ja wirklich so. Und vielleicht sollte er sich einfach bei Uruha für sein ziemlich kindisches Verhalten entschuldigen. War ja nicht mehr normal, wie er sich zurzeit benahm. Er war doch nun wirklich kein Kind mehr.
 

Uruha war eine ganze Weile geschwommen, bis er einfach nicht mehr konnte. Sein ganzer Körper war schon verspannt und er war vollkommen aus der Puste. Dann sah er sich um und stockte. Okay... Wo war jetzt nochmal der Strand? Er war so weit raus geschwommen, dass er nur noch von Wasser umgeben war und nicht mehr sagen konnte, aus welcher Richtung er gekommen war. Er biss sich auf die Unterlippe. Oh je. Und nun? Ewig konnte er auch nicht mehr auf einer Stelle treiben, ihm taten ja bereits alle Muskeln weh.

"Kai?", rief er laut und sah sich um. "Wo bist du?"
 

Wie lange er hier auf einer Stelle trieb, wusste er nicht, doch seinen Gedankengängen wurde ein jähes Ende beschert, als er seinen Namen hörte und ihm diese Stimme doch nur allzu vertraut vorkam. Irgendwie überraschte es ihn schon nicht mehr, dass der andere hinter ihm hergeschwommen war und nun reichlich orientierungslos ein paar Meter hinter ihm im Wasser trieb. Junge. Uruha hatte wirklich ein Faible für solche Situation. Er nahm wirklich alles mit.

Mit einem resignierten Seufzer auf den Lippen überwand er die Distanz und wuschelte Uruha durch die nassen Haare. "Was ist denn? Du musst doch nicht gleich den ganzen Strand zusammenbrüllen, Ru-chan."
 

"Ich brülle nicht, ich rufe. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht und dann bin ich dir hinterher geschwommen. Nur leider wusste ich nicht, wie ich wieder zurückkomme. Ich kann doch auch nichts dafür, wenn ich Unglück magisch anziehe."

Er zog einen Schmollmund und klammerte sich jetzt an Kai fest, um ihn auch ja nicht wieder zu verlieren. Sonst würde er noch Tage hier herumschwimmen. Und darauf hatte er ja nun wirklich keine Lust.

"Wieso bist du eigentlich eben abgehauen? Wir haben schon so oft gekuschelt, wieso schwimmst du dann immer weg, wenn ich mich auf deinen Schoß setze?"
 

Fast hätte er vergessen, wie das ging, sich über Wasser zu halten, denn er tauchte kurz unter. Uruha fiel mal wieder mit der Tür ins Haus. Kami-sama! Der Kerl war manchmal echt unmöglich.

Nur schwer rappelte er sich wieder auf und hustete. Er hatte ein wenig Wasser geschluckt und das salzige Nass schmeckte nicht sonderlich gut. Diese Erkenntnis hatte er schon mal bekommen.

Doch auf Uruhas Frage wusste er selbst keine Antwort und genau deshalb drehte er den Kopf weg und sah hinüber zum Strand, als wenn es da jetzt etwas sehr Interessantes zu beobachten gäbe. Er wollte daran jetzt nicht denken und eine Antwort hatte er ja eh nicht. Also warum sollte er darauf jetzt näher eingehen?
 

"Du bist gemein, Kai. Du könntest mir ruhig mal antworten, wenn ich dir eine Frage stelle. Was hab ich dir denn getan, huh? Was? Bist du mir irgendwie böse oder so? Wenn ja, dann sag es mir bitte. Ich hab schon vorhin gemerkt, dass ich dich irgendwie verärgert habe, als ich dich nach deinen Ängsten fragte und du sie mir nicht verraten wolltest. Also... Wenn ich was falsch gemacht habe, dann sag es mir und ich mach´s nie wieder, ja? Das verspreche ich dir auch hoch und heilig, wirklich."

Er seufzte und schwamm wieder voraus. Kai hatte ja anscheinend kein Interesse daran, mit ihm zu reden. Also schwamm er zurück zu Miyavi.
 

Irgendwie hatte er ja recht, aber was sollte er denn machen? Sollte er ihn etwa unnötig mit seinem Mist und ziemlich beschissenen Gedankengut belatschern? Sollte er? Wollte er das wirklich hören?

Sicher nicht. Ganz sicher nicht. Aber wenn es Uruha beruhigen würde, dann würde er ihm erzählen, was er wissen wollte.

Hastig schwamm er ihm nach und im seichten Gewässer schaffte er es dann auch, den anderen einzuholen und am Arm zu packen. "Warte!" Mit einem kräftigen Ruck zog er ihn zu sich und sah ihm wieder in die Augen. "Wenn du es unbedingt wissen willst, dann werd ich es dir sagen. Aber...Nicht jetzt. Lass mir ein wenig Zeit, okay? Und..." Sein Blick wurde ernster. "Ich bin dir wirklich nicht böse. Warum auch? Du hast nichts falsch gemacht."
 

"Ach... Ich hab nichts falsch gemacht? Und wieso haust du dann immer ab, wenn ich mich auf deinen Schoß setze? Immer dann ergreifst du die Flucht. Ich versteh´s nicht, Kai. Ehrlich nicht. Wir haben schon so oft gekuschelt, sogar in einem Bett geschlafen. Wieso schiebst du mich immer weg? Komm ich dir irgendwie zu nahe? Bitte, Kai. Sag´s mir endlich."

Irgendwie war er gerade ziemlich verzweifelt. Er wollte nicht, dass Kai böse mit ihm war.
 

Heftig schüttelte er den Kopf. "Iie... Das ist es doch gar nicht." Nun senkte er den Kopf und schaute auf das Wasser. Schweigen. Keiner sagte ein Wort und das war wirklich zum Verrückt werden.

Doch die Stille zwischen ihnen währte nicht lange, denn plötzlich kam Miyavi an und schubste Uruha direkt zu Kai. Beide fielen um und tauchten erst einmal unter.

Als sie wieder auftauchten, wurden sie mal wieder doof an gegrient. Kai hustete erst einmal wie verrückt. Schon wieder hatte er Wasser geschluckt. Uruha, der noch immer in seinen Armen hing, schien genau das Gleiche erlebt zu haben.

Irgendwann würde er Miyavi nochmal umbringen für solche Aktionen. "Baka.", murmelte er nur und ließ Uruha los. Jetzt wollte er erst mal nur raus aus dem Wasser.
 

Mann. Wie oft würde er eigentlich heute noch unbeabsichtigt im Wasser landen oder sonst was? Das war doch wohl total unfair. Hatte Kami-Sama heute irgendwas gegen ihn? Wenn ja, was bloß? Er konnte es sich gerade wirklich nicht erklären und so tapste er Kai einfach nur hinterher. Er ließ sich auf der Decke nieder und umschlang seinen Körper mit den Armen. Ihm war kalt und langsam wurde es auch dunkel. Irgendwie wollte er nach Hause. Aber Kai schien noch nicht zu wollen und Miyavi auch nicht.

Also schloss er einfach die Augen und döste vor sich hin.
 

Auch der Schwarzhaarige ließ sich auf der Decke nieder. Miyavi sollte gerade bleiben, wo der Pfeffer wächst. Der hatte sich in den letzten Stunden schon genug Dinger geleistet. Und jetzt war das Maß voll. Und wenn er sich noch ein einziges Mal falsch verhalten würde, dann konnte er heute Nacht draußen schlafen. Ganz sicher.

Kai streckte alle Viere von sich und ließ sich von den Sonnenstrahlen wärmen und gleichzeitig trocknen. Irgendwann döste er einfach nur noch vor sich hin.

Keiner der Drei bemerkte jedoch, dass sich da mächtig etwas zusammenbraute. Am Horizont zogen dunkle Wolken auf und noch bevor sie sich versahen, fielen die ersten Regentropfen, bevor ein wahrer Platzregen den Strand leerte.

Erschrocken fiepte er auf, als tausende kleiner Wassertropfen auf seinen Rücken fielen.

Dann zuckte nur noch ein Blitz durch den Himmel und ein unsagbares Grollen hallte durch die Luft.
 

Erschrocken quietschte er auf, als er ebenfalls die kalten Tropfen auf seinem Bauch spürte und schreckte aus seinem Dämmerschlaf. Na toll. Ganz klasse. Konnte es denn noch besser werden? Anscheinend ja, denn auf einmal durchzuckte ein lautes Grollen die Luft und ein Blitz erschien am Horizont. Uruha fiepte auf und versteckte sich hinter Miyavi. Der grinste und pattete ihn auf den Kopf.

"Magst wohl Gewitter nicht, was, Kleiner? Na kommt. Wir gehen lieber nach Hause. Vom Blitz getroffen werden will ich nicht gerade. Los. Alle Mann einpacken!"
 

Gerade fragte er sich, wie ein Mensch in einer solchen Situation so ruhig bleiben konnte? Manchmal war ihm der Größere mehr als suspekt und erschien ihm etwas... na ja, wie sollte er das ausdrücken? ... nicht wirklich angemessen? Irgendwie fand er dafür gerade keine Worte.

Eilig stopfte er alles in die Tasche und schnappte sich Uruhas Hand. Sofort rannte er mit dem anderen unter einen der zahlreichen überdachten Grillplätze. Wenn sie jetzt noch weiter laufen würden, wären sich sicher völlig durchweicht und total erschöpft. Das sollte eigentlich auch nicht sein. Außerdem wusste er auch nicht, wie weit Uruha mit seiner Kondition war. Das wollte er in einem solchen Moment sicher nicht ausprobieren.

"Lass uns hier kurz warten." Allerdings war plötzlich von Miyavi keine Spur mehr.
 

"Hai, okay...", murmelte er leise und drückte seinen klammen Körper eng an Kais Seite. Er zitterte ununterbrochen und starrte in den Himmel. Na toll. Er hasste Gewitter total und er hoffte stark, dass es nicht so lange andauern würde. Er war froh, wenn sie wieder zuhause bei Kai waren und sich trockene Sachen anziehen konnten, anstatt in ihren Schwimmsachen herumzulaufen. Bei dieser Kälte war das wohl keine so gute Idee.

Dann sah er sich um und runzelte die Stirn. Nanu? Da fehlte doch einer.

"Miyavi?", fragte er. "Kai, wo ist Miyavi hin?"
 

Kai wusste darauf auch keine Antwort. Eben war er noch hinter ihnen gewesen. Doch jetzt war er weg. Kein bunter Schopf war irgendwo zu sehen und Miyavi war wohl wirklich ein eher auffälliger Typ.

Dann jedoch spürte er, wie der Körper neben ihm mächtig zitterte. Uruha schien wohl zu frieren. Schnell kramte er sein noch immer trockenes Handtuch hervor und legte es ihm um die Schultern, bevor er ihn in seine Arme zog und ihm so etwas Wärme spenden konnte. Mehr konnte er im Moment auch nicht tun. "Beruhig dich. Der Kerl kann ne Menge ab und wird sicher irgendwo untergekommen sein."

Dass Miya bereits die Hälfte des Weges zu Kai nach Hause hinter sich hatte und einen ordentlichen Sprint hinlegte, wusste außer Miyavi natürlich keiner.
 

Sofort schmiegte er sich schutzsuchend an Kai und versuchte, sein Zittern unter Kontrolle zu bekommen. Ihm war wirklich sehr kalt und er hatte Angst um Miyavi. Was nun? Was, wenn Miyavi irgendetwas zustoßen würde? Er hatte wirklich wahnsinnige Angst um den Paradiesvogel. Aber nirgends waren bunte Klamotten zu sehen, also war Miyavi auch nicht mehr in der Nähe.

"Wir müssen ihn suchen, Kai! Was, wenn er ins Wasser gefallen ist und untergegangen ist? Kai!"

Seine Stimme klang leicht verzweifelt.
 

Vorsichtig drückte er ihn an sich. "Keine Angst. Das wird er nicht. Ganz sicher. Ich kenne ihn so gut, dass ich dir diese Angst nehmen kann." Liebevoll strich er ihm über den Rücken und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

"Du brauchst dir um ihn keine Sorgen machen. So wie ich den kenne, is der sogar schon auf dem Weg nach Hause. Der kann ganz schön sprinten.", scherzte er. Dass er damit gar nicht so Unrecht hatte, konnte ja keiner ahnen.

Aber das Gewitter nahm einfach nicht ab. Immer wieder durchzuckten Blitze den fast schwarzen Himmel und Donner hallte durch die von Regen durchpeitschte Luft.
 

"Bist du dir da auch ganz sicher? Ich meine... Das Wetter ist wirklich richtig schlimm, der Himmel ist schwarz und es blitzt und donnert und regnet. Ich könnte darauf wetten, dass es gleich zu hageln anfängt. Also... Komm bitte. Lass uns Miyavi suchen. Ich hab wirklich Angst um ihn. Ihm ist bestimmt was passiert! Bitte!"

Nun zuppelte er wirklich nervös an Kai herum, doch dieser lächelte ihn einfach nur an und machte Scherze. Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Also drehte er sich um und ging hinaus in den strömenden Regen.

"Ich gehe ihn jetzt suchen!"

Und schon rannte er los in die Dunkelheit hinein.
 

"Ruha!", schrie er ihm noch hinterher und rannte los. Doch dann verschwand der andere im strömenden Regen und er konnte ihn nicht mehr sehen. "Ruha!" Immer wieder rief er seinen Namen, doch er bekam keine Antwort.

Na toll. Miyavi hatte es wieder einmal geschafft. Irgendwie schien er dafür einen Riecher zu haben. Wenn der Kerl jetzt wirklich schon bei ihm Zuhause saß und gemütlich einen Tee schlürfte, dann würde er sich wirklich vergessen.

Aber darüber konnte er sich später noch Gedanken machen. Jetzt musste er unbedingt Uruha finden.

"Uruha! Wo bist du?!" Der Strand war menschenleer, doch es gab keine Spur von dem anderen. Verdammt! Wo war er nur?
 

Uruha verstand Kai nicht. Wieso machte der Kerl Scherze, wenn sein bester Freund vielleicht irgendwo hier draußen war und vielleicht sogar verletzt war? Das konnte er doch nicht verantworten. Das wäre unterlassene Hilfeleistung und Miyavi könnte sie deswegen sogar anzeigen. Wenn er das hier überlebte... Uruha schüttelte den Kopf. Denk jetzt nicht an sowas, Uruha, schimpfte er mit sich selbst. Think positive!

Und schon rannte er weiter in die Nacht hinein und fand sich bald in irgendeinem abgelegenen Strandteil wieder, den er auch noch nicht kannte. Er zitterte wie Espenlaub.

"Miyavi! Melde dich bitte!"
 

"Uruha!" Noch immer suchte er nach seinem Freund. Doch wo war dieser abgeblieben? Der Regen hatte nachgelassen und er konnte fast den gesamten Strand überblicken, doch nichts. Keine einzige Spur. Kein Mensch war mehr hier. Sicher war auch Miyavi nicht mehr hier. Doch Uruha war da, nur wo?

"Uruha!!!" Immer wieder den Namen des anderen rufend lief er den Strand ab. Er suchte in jedem Winkel, den er fand. Doch es war erfolglos. Uruha war wie vom Erdboden verschluckt. Das durfte nun wirklich nicht wahr sein. Erst haute Miyavi einfach ab und jetzt war Uruha auch noch verschwunden. Heute war ein beschissener Tag.

Aber Moment. Hatte er nicht eigentlich gemeint, dass es ein schöner Tag war? Doch diese Aussage konnte er just in diesem Moment unter totale Fehleinschätzung verbuchen.

"Uruha!"
 

So langsam hatte er nun wirklich keine Lust mehr. Miyavi musste doch hier irgendwo sein. Oder hatte Kai recht und er war schon längst wieder zuhause? Wenn ja... Oh ja, dann würde er sich bitterlich an Miyavi rächen. Fürchterlich rächen. Wie konnte er es wagen, ihn so zu verarschen? Das war total gemein!

"Miyavi! Komm endlich raus!", aber immer noch antwortete ihm keiner.

Nicht mal Kai. Er war alleine. Mutterseelenalleine und wusste einfach nicht mehr, wo er war. Taumelnd kam er bei einer kleinen Grillhütte an und setzte sich auf die nassen Stufen. Dort zog er die Beine an den Körper und lehnte sich an die Wand. Er zitterte und schloss die Augen. Toll. Jetzt war nicht nur Miyavi weg, sondern Kai auch noch. Und er fand nicht mehr nach Hause und ihm war kalt. Wirklich ganz klasse.
 

"Uruha! Wo bist du?!" Immer wieder rief er nach ihm, immer wieder lief er von einem Ende des Strandes zum anderen. Noch hatte er die Hoffnung nicht aufgegeben. Wenigstens hatte es aufgehört zu regnen. Allerdings war das Gewitter noch immer nicht vorbei. Es grollte und ab und an blitzte es gefährlich über dem Wasser. Die Wellen tobten, denn auch der Wind war aufgefrischt und um einiges stärker, als noch vor einer knappen Stunde. Da hatten sie angefangen, nach Miyavi zu suchen. Und jetzt war er sich ganz sicher, dass der andere schon längst Zuhause war. Aber ohne Uruha würde er sich hier keinen Zentimeter wegbewegen. Nicht einen.

"Uruha! Nun sag doch endlich was?! Verdammt nochmal wo bist du?! Uruha!"
 

Uruha jedoch saß immer noch an die Wand gelehnt da und zitterte ununterbrochen. Was sollte er denn jetzt bloß machen? Kai fand er sowieso nicht und sonst war auch niemand mehr am Strand. Die hatten sich alle aus dem Staub gemacht. Selbst Miyavi schien jetzt wirklich wieder zuhause zu sein. Der würde sich noch gewaltig umhören. Nicht mit ihm. Er ließ sich doch nicht zum Narren halten. Also wirklich, das ging zu weit.

Er schniefte kurz und zog die Beine noch enger an seinen Körper. Er nieste. Ihm war wirklich eisig kalt und er hoffte, dass Kai sich gut genug hier auskannte, um ihn zu finden. Wenn nicht... Tja... Dann hatte er wirklich ein Problem.

Es donnerte erneut und er zuckte erschrocken zusammen.
 

Seine allerletzte Hoffnung war der entlegene Teil des Strandes. Er hoffte, dass er den Größeren wenigstens dort finden würde. Auf der großen Strandfläche war er nicht und auch nicht an einem der kleineren Strandabschnitte. Es blieb also wirklich nur noch dieser Teil. Innig betete er dafür, dass er sich hier irgendwo aufhielt. Wenn nicht würde er sich sein Leben lang Vorwürfe machen, warum er nicht besser auf seinen Freund aufpassen konnte.

Noch ein letztes Mal versuchte er sein Glück. Und er hoffte so sehr, dass er ihn endlich finden würde. Und Miyavi würde sich warm anziehen müssen, denn der würde dieses Mal nicht so glimpflich davon kommen.

"Uruha!", schrie er mit letzter Kraft in der Stimme über die Fläche, die sich vor ihm aufbäumte.
 

Uruha wäre beinahe eingeschlafen. Ihm war unglaublich kalt und er hatte Angst. Er hätte wohl doch nicht sofort loslaufen und stattdessen auf Kai warten sollen. Verdammt und zugenäht. Er brachte sich aber auch immer wieder nur in Schwierigkeiten. War ja nicht zum aushalten. Wenn Kai ihn deswegen anmeckern wollte, hatte er auch allen Grund dafür und Uruha würde sich nicht wehren. Aber im Moment wollte er einfach nur zu Kai. Er hatte wirklich Angst in der Finsternis und zitterte wie Espenlaub.

Plötzlich jedoch hörte er, wie jemand seinen Namen rief. Das konnte ja nur Kai sein.

"Kai!", rief er so laut zurück, wie er konnte und hickste.

Hoffentlich fand Kai ihn hier.
 

Sofort horchte er auf. Das war... Das war doch Uruhas Stimme oder? Nein. Das war ganz sicher Uruhas Stimme. "Uruha! Wo bist du?!", rief er abermals und rannte einfach drauf los. Uruha würde ihm hoffentlich noch ein weiteres Mal antworten, damit er ihn auch wirklich fand.

Kami-sama. Er hatte wirklich Angst um den anderen. Warum hörte er denn nicht ein einziges Mal auf ihn? Er kannte Miyavi doch schon so gut, dass er ihn auch dementsprechend einschätzen konnte. Warum traute Uruha ihm das nicht einfach zu? Warum musste er mal wieder seinen eigenen Dickkopf durchsetzen wollen?
 

"Ich bin hier, Kai! Hier! Bei der Grillhütte!", rief er in die Finsternis hinein und hickste wieder auf.

Er hatte nicht gemerkt, wie ihm kleine Tränen die Wangen hinuntergelaufen waren. Viel zu sehr war er damit beschäftigt, sich Vorwürfe zu machen. Er hätte auf Kai hören sollen. Er kannte Miyavi ja schon länger und wusste dementsprechend auch über seine Macken Bescheid. Er hätte ihm vertrauen müssen. Am liebsten würde er sich jetzt für seine Dummheit ohrfeigen.

Immer wieder fielen ihm die Augen zu. Er war durchgefroren und zitterte ununterbrochen. Schließlich war er immer noch nass und hatte nur seine Schwimmhose an.

"Kai..."
 

Kaum hatte er die Stimme des anderen ein weiteres Mal gehört, sprintete er auch schon zu besagter Grillhütte. Da saß ein in sich zusammengesunkener junger Mann und zitterte wie Espenlaub. Sofort hockte er sich nieder und zog ihn in seine Arme. "Ru-chan." Er drückte ihn ganz fest und rubbelte ihm über die kalten Oberarme. "Was machst du nur für Sachen, hä?", fragte er und lächelte ihn erleichtert an.

"Gott, ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht.", flüsterte er und zog ihn schnell auf die Beine. Für Vorwürfe war jetzt eh keine Zeit und die würde er ihm ganz bestimmt nicht machen. Die volle Ladung würde jemand ganz anderes bekommen. Und der konnte sich auf was gefasst machen.

"Lass uns schnell nach Hause und dann ab mit dir unter die warme Dusche. Eine Erkältung wäre jetzt sicher nicht gut." Und so zog er ihn auf direktem Weg zu der Grillfläche, wo ihre Sachen noch standen und dann zum Auto. So wie sie waren, setzten sie sich hinein und Kai fuhr los. Er wollte nur noch eins. Uruha unter die Dusche stecken, damit er sich wieder aufwärmen konnte.
 

Gott sei Dank, jetzt war ja Kai da und hatte ihn gefunden. Überglücklich presste sich Uruhas Körper an Kai heran und klammerte sich an ihm fest. Er würde ihn jetzt nicht mehr loslassen. Ohne Kai an seiner Seite ging es einfach nicht mehr. Uruha hatte längst gemerkt, wie abhängig er von dem anderen geworden war. War das noch normal? So abhängig von einem Freund zu sein? Er hoffte es stark und folgte Kai brav ins Auto.

Endlich konnten sie wieder nach Hause und Uruha sich was Warmes anziehen, ebenso wie Kai. Sie gingen ins Haus hinein und Uruha klammerte sich immer noch an Kai.

"Es tut mir leid. Ich hätte nicht weglaufen sollen! Gomen nasai!"
 

Er schenkte dem anderen ein warmherziges und liebvolles Lächeln. Und es war wirklich ernst gemeint. Er war wirklich froh, dass er ihn gefunden hatte. "Schon gut. Geh schnell unter die Dusche. Ich geh dir ein paar warme Sachen holen und dann ab ins Bett mit dir. Ich will nicht, dass du dich noch erkältest. Hai?" Und so schob er ihn weiter ins Haus hinein. Er selbst würde erst einmal einem gewissen Herrn einen Besuch abstatten. Da würde er sich wohl schon genug aufwärmen, wenn er mit ihm fertig war. Doch Uruha blieb einfach nur stehen und schaute ihn an. Was war denn nun los?
 

Uruha jedoch blieb stehen. Nein. Er wollte jetzt nicht von Kai weg. Kai sollte bei ihm bleiben. So, wie er es ihm versprochen hatte. Kai sollte sein Versprechen jetzt nicht brechen. Selbst dann nicht... Wenn er duschen sollte. Er wollte Kai dabei haben.

Vorsichtig kuschelte er sich an Kais Brust und blickte ihn bittend in die Augen. Erst wusste er nicht, wie er es sagen sollte, doch dann fasste er Mut und setzte einen zuckersüßen Blick auf.

"Kai? Kommst du mit mir ins Bad... Bitte? Lass mich nicht wieder alleine..."
 

Das musste er jetzt erst einmal verdauen. Uruha wollte bitte schön was? Dass er mit ins Bad kam, nur weil er nicht alleine sein wollte? Aber... Wieso? Er war doch nicht weit weg und den Weg vom Badezimmer in sein Zimmer kannte er doch. Auf die Toilette hatte er es doch auch alleine geschafft.

"Ano...", druckste er. Na ja, wie sollte er das denn sagen. Außerdem schaute er ihn mit so einem verdammt süßen Blick an, dass er doch eigentlich gar nicht anders konnte, als zuzustimmen oder? Aber er hatte trotzdem so seine Bedenken.

"Eto... Bist du dir sicher, dass ich mitkommen soll? Ich meine,... du gehst duschen und... ist es nicht peinlich, wenn da einfach einer mit dir im Badezimmer steht?"
 

"Hai, sollst du. Ich will jetzt wirklich nicht alleine sein und du hast mir versprochen, mich auch nicht alleine zu lassen. Also halte dich auch dran, okay?", er lächelte wieder zuckersüß und nahm Kais Hand. Schnell zog er ihn hinter sich her, bis sie schließlich im Bad ankamen und schloss dann die Tür hinter sich. Er lehnte sich an eben jene und blickte dann zu Kai hinüber, der ihn verdattert ansah. Uruha jedoch störte das nicht, nicht im Geringsten. Schnell hatte er sich bis auf die Boxershorts ausgezogen und sah Kai dann an.

"Na? Was ist? Willst du...", er wurde rot. "Nur bei mir sein oder... Vielleicht sogar mit duschen?"
 

Wie auf Kommando lief er hochrot an und drehte sich weg. Wie kam Uruha auf die Idee, ihn so etwas zu fragen? Seit wann duschten denn Kerle zusammen? Auch wenn sie Freunde waren... Nicht einmal mit Miyavi war er zusammen unter der Dusche gewesen und mit ihm war er seit Jahren eng befreundet. Uruha kannte er jetzt seit etwa drei Wochen. Nicht länger und er fragte ihn allen Ernstes, ob er mit ihm duschen ging?

Kai schluckte. Irgendwie war heute wirklich der Wurm drin.

"Ano... Ich... ich warte lieber, bis ... bis du fertig bist.", stammelte er und setzte sich auf den Toilettendeckel. Noch immer starrte er auf die weißen Fliesen zu seinen Füßen. Es war ihm schon unangenehm.
 

"Na gut. Dann eben nicht. Musst du ja wissen. Du bist auch total durchgefroren und solltest mal duschen. Und wenn wir zusammen duschen, sparen wir Wasser. Wäre doch eine Alternative. Aber egal, wenn du nicht willst, ist das in Ordnung."

Er seufzte, drehte sich rum und zog sich nun auch die Boxershorts über den Po, sodass er nun vollkommen entblößt vor Kai stand und dann in die Duschkabine stieg. Er sah noch einmal kurz zu Kai hinüber, ehe er das Wasser andrehte und sich unter den schön warmen Strahl stellte.
 

Er seufzte. Musste Uruha sich auch noch direkt vor seiner Nase ausziehen? Irgendwie passte ihm das gar nicht, denn er wurde schlagartig noch einen Tuck roter im Gesicht. Etwas lief hier zurzeit mächtig schief. Allerdings konnte er sich auch nicht erklären, was es war. Schlimm war nur, dass er jetzt auch noch auf die milchig weiße Duschwand starrte und einfach nicht den Blick abwenden konnte. Überall kribbelte es ihm bei dem Gedanken, dass er jetzt hätte mit darunter stehen können und vielleicht sogar den anderen einseifen durfte.

Moment! Stopp! Aus!

Böser Kai, tadelte er sich. Hastig sprang er auf und rannte aus dem Badezimmer. Nur noch die Tür knallte hinter ihm zu.
 

Uruha bekam gar nicht mit, wie der andere aus dem Zimmer flüchtete. Er war gerade viel zu sehr damit beschäftigt, sich zu entspannen. Das warme Wasser tat ihm sehr, sehr gut und er seufzte wohlig auf. Dann schäumte er sich gründlich ein, wusch sich ab und öffnete dann die Kabinentür. Er stieg aus und sah sich verwirrt um. Nanu? Wo war Kai denn nun hin? War alles in Ordnung?

Er seufzte und zog sich richtig an. Dann tapste er in seinem Pyjama aus dem Zimmer in Kais Schlafzimmer und sah ihn auf dem Bett sitzen.

"Hey... Alles okay?"
 

So richtig war er nicht anwesend. Viel zu sehr beschäftigte er sich mit der Frage, warum er sich das eben genau so vorgestellt hatte. Warum er es auch wirklich gewollt hätte? Uruha war ein Mann. Genauso einer, wie er auch. Das war doch nicht mehr normal. Irgendetwas stimmte eindeutig nicht mit ihm. Noch nie hatte er sich gewünscht einen Mann anfassen zu können.

Wenn es so gewesen wäre, dass er das auch bei seinen anderen Freunden gewollt hätte, dann wäre das wohl auch normal, aber so...

Heftig schüttelte er den Kopf. "Gomen... Ich geh duschen.", stammelte er nur und verschwand im Badezimmer.
 

Jetzt blieb er wieder alleine zurück und ließ sich resigniert auf Kais Bett sinken. Na toll. Jetzt war der andere auch schon wieder weg. Hatte er etwa schon wieder etwas falsch gemacht? Wenn ja, was? Kai hätte doch nicht bleiben müssen, wenn er nicht gewollt hätte. Aber er war geblieben und daran konnte Uruha ja nichts ändern. Also wirklich. Der Kerl übertrieb manchmal echt ziemlich.

"Du machst es mir echt schwer, Kai...", murmelte er und schloss die Augen.
 

So schnell war er noch nie dabei gewesen und hatte sich unter eine eiskalte Dusche gestellt. Er musste erst mal wieder klar im Kopf werden. Seit er Uruha kannte, machte er nur Mist. Alles ging schief und er hatte nicht mal mehr seine Gedanken richtig unter Kontrolle. Kami-sama. Was für ein Weichei war er eigentlich?

Ein ziemlich großes, wenn man bedachte, dass er eben schon wieder vor ihm geflüchtet war.

Nach der kalten Dusche gönnte er sich dann doch etwas warmes Wasser und wärmte sich zusehends wieder auf. Doch die Gedanken kreisten trotzdem immer noch um den anderen. Und das war definitiv nicht normal. Das wusste auch er.
 

Immer wieder kreisten seine Gedanken um Kai. Was sollte das? Wieso wollte er nicht mit ihm in einem Raum sein? Sie waren beide Männer, also... Wo war da das Problem? Er hatte gar keinen Grund gehabt, so schnell wegzugehen. Also wirklich. Diese Reaktion war wirklich mehr als nur überzogen. Übertrieben.

"Oh Mann...", murmelte er leise und schloss die Augen. Wenn Kai wiederkommen würde, würde er erst mal nicht mit ihm reden. Vielleicht sagte Kai ja was von sich aus.
 

Nur schwer konnte er sich von der angenehmen Wärmequelle lösen und stieg aus der Dusche. Verwirrt blickte er in den Spiegel. Doch er erkannte nichts, was ihm hätte seine Frage beantworten können. Da war nichts und sein Spiegelbild würde ihm auch sicher keine vernünftige Antwort darauf geben können.

Seufzend griff er nach einem Handtuch und legte er sich um. Gerade wollte er seine Sachen nehmen, als ihm auffiel, dass diese ja noch in seinem Zimmer lagen. Resigniert kam er aus dem Badezimmer gestapft. Noch überall waren Wassertropfen auf seiner Haut und nur das kleine Handtuch bedeckte das Nötigste.

So kam er aus dem Badezimmer und marschierte schnurstracks in sein Zimmer, um vor dem Kleiderschrank Halt zu machen.
 

Uruha schnaubte, als er Kai sah, wie er zurück ins Zimmer kam, nur mit dem Nötigsten bedeckt und noch klitschnass. War ja klar. Bei ihm nahm er immer schon gleich Reißaus und selbst wollte er ja anscheinend bewundert werden, ansonsten würde er ja nicht immer halbnackt vor ihm herumlaufen. Irgendwie war das verdammt unfair, wie Uruha fand. Und so drehte er sich demonstrativ von Kai weg und schloss die Augen. Pah. Er würde ihn jetzt nicht angaffen. Ganz sicher nicht.
 

Kai hingegen schnappte sich nur schnell seine Sachen und war auch so schnell, wie er ins Zimmer kam, schon wieder verschwunden. Wenn er gekonnt hätte, dann hätte er diese Situation jetzt lieber vermieden. Irgendwie war es ihm unangenehm, dass er sich so vor dem anderen zeigte.

Hastig trocknete er sich ab und zog sich einen Pyjama an. Eigentlich trug er nie einen, aber irgendwie fand er das angebrachter. So würde er ihm wenigstens nicht mehr halbnackt unter die Augen treten.

Mit einem viel zu großen Schlafanzug kam er wieder. Allerdings blieb er in der Tür stehen und senkte den Blick. "Uruha... ich..."
 

"Nichts da 'Uruha, ich'! Ich verstehe dich nicht, Kai. Wir haben die gestrige Nacht in einem Bett zusammen geschlafen und jetzt darf ich mich nicht mal auf deinen Schoß setzen. Was ist los mit dir? Was hab ich falsch gemacht? Ich lasse doch auch zu, dass du mich berührst und ich darf es nicht? Das ist ungerecht..."

Immer noch drehte er sich demonstrativ von Kai weg und starrte schmollend an die gegenüberliegende Wand. Kai sollte sich mal bei ihm entschuldigen und nicht so rumstottern. Also wirklich.
 

Bang! Und schon hatte Uruha ihm eine deftige Ohrfeige verpasst. Zwar nur sinnbildlich, aber das langte schon und ließ ihn innerlich noch mehr zusammensacken. Uruha hatte wirklich Recht. Ihn zu berühren machte ihm nichts, aber von ihm berührt zu werden, war ein merkwürdiges Gefühl, das er sich nicht erklären konnte. Er wusste damit einfach nicht umzugehen. Es war irgendwie befremdlich.

Kai schloss die Tür hinter sich und kam zögerlich näher an sein Bett. Schnell huschte er unter die Decke und drängte sich an die Wand vor ihm. Es war irgendwie dumm gelaufen, stellte er fest. "Gomen, Uruha. Ich weiß auch nicht, warum ich mich so verhalte. Aber glaub nicht, dass ich dich deshalb nicht mag. Ich hab dich wirklich gern und möchte, dass du mein Freund bist." Seine Wangen färbten sich rot, während er dies Worte leise vor sich hin brabbelte.
 

Nach Kais 'Geständnis' drehte er sich zu ihm herum und blickte ihn aus großen Augen an. Jetzt verstand er wirklich nichts mehr. Kai war nicht böse auf ihn und wollte noch sein Freund sein und er wusste selbst nicht, wieso er sich so verhielt. Okay. Auch gut. Wenn Kai meinte, ihn verarschen zu müssen, dann bitteschön, nur zu.

"Du bist echt fies. Ich lasse auch zu, dass du mich anfasst und hab dir auch angeboten, mit mir zu duschen und du hast nichts dagegen gehabt. Und dann ganz plötzlich springst du auf und flüchtest, als hätte ich eine ansteckende Krankheit. Findest du das fair? Ich auch nicht. Das verletzt mich, Kai. Ich will doch bloß wissen, was in dir vorgeht."
 

Der Schwarzhaarige zuckte merklich zusammen unter diesen Worten. Es tat ihm schon weh, dass er ihm so etwas vorwarf, aber er wusste doch selbst nicht, warum er sich wie ein kleines Kind verhielt.

Kurz drehte er sich um und schaute direkt in Uruhas Gesicht. Er streckte eine Hand nach ihm aus und zog ihn zu sich. Wenn Uruha ihn unbedingt berühren wollte, dann würde er das auch zulassen. Zumindest würde er es versuchen, denn er wollte nicht, dass er weiterhin so von ihm dachte.

Er legte Uruhas Arme einfach um sich und die Decke mit über den anderen Körper. Doch sagen tat er nichts dazu.
 

Jetzt lag er vollkommen verdattert mit Kai im Bett und hielt den anderen im Arm. Was war denn nun kaputt? Eben noch hatte er sich furchtbar beschwert und nun? Nun ergriff er selbst die Initiative und kuschelte sich an ihn. Was sollte er denn jetzt bitteschön davon halten? Kai hatte irgendwie Gefühlsschwankungen.

Aber egal. Hauptsache, Uruha durfte sich an Kai kuscheln und das tat er dann auch. Schnurrend legte er seinen Kopf auf Kais Brust ab und schlang die Arme fest um ihn.

"Danke...", nuschelte er leise.
 

Er hörte aus Uruhas kleinem Dankeschön heraus, dass er wohl ausnahmsweise mal die richtige Entscheidung getroffen hatte. Uruha schien zufrieden zu sein und er musste sich eingestehen, dass das hier wirklich nicht schlecht war. Es fühlte sich schon komisch an, aber eben auch ziemlich gut. Uruha war schön warm und sein heißer Atem auf seiner Haut verursachte eine Gänsehaut.

"Schon gut. Aber glaub mir, ich möchte dir nicht weh tun. Ich hab dich wirklich gern. Das mein ich ernst.", sagte er und schloss die Augen.
 

"Danke, Kai. Weißt du eigentlich, dass du momentan der wichtigste Mensch in meinem Leben bist? Ich hab dich wirklich sehr gerne und will gar nicht mehr von dir weg.", er wurde leicht rot. "Aber genug geschleimt. Lass uns schlafen, ja? Ich bin wirklich müde und Miyavi können wir morgen auch noch eine Abreibung verpassen, die sich gewaschen hat."

Er gähnte kurz, ehe er sich wieder an Kai kuschelte und die Augen schloss.

"Oyasumi nasai."

Wenige Augenblicke später war er eingeschlafen.
 

Die Abreibung hatte sich ordentlich gewaschen, die Miyavi da über sich ergehen lassen musste. Neben einer mächtigen Standpauke von Uruha wurde er von Kai so dermaßen zusammengestaucht, dass er den Eindruck erweckte um ganze zwanzig Zentimeter geschrumpft zu sein. Die beiden hatten also ordentliche Arbeit geleistet.

Jetzt rückte allerdings so langsam der Alltag wieder in greifbare Nähe, denn Kai musste wieder nach Hause und an die Arbeit. Er hatte schon viel zu lange "Urlaub" gemacht und nun hieß es wieder ran an die Arbeit.

Die Woche hier bei seinen Eltern zusammen mit Miyavi verging wie im Flug. Zum Abschied hatten sie noch eine kleine Feier geplant und dazu hatte er auch seine anderen Freunde eingeladen. Alte Bekannte aus der Nachbarschaft. Ruki und Reita wollte er es nicht antun, die weite Strecke nur wegen einer Party zu fahren. Das konnten sie dann da noch nachholen.

Und nun saßen sie hier und feierten ausgelassen im Garten seiner Eltern. Gut, es war schon ziemlich spät und die meisten Gäste waren schon wieder gegangen. Nur sehr wenige waren noch anwesend. Zumindest körperlich. Er selbst hatte schon etwas mehr getrunken, als er sollte. Miyavi lag schon schnarchend neben ihm im Gras und war ins Reich der Träume entflohen. Eigentlich waren auch nur noch er und Uruha wach.

Diesen starrte er irgendwie die ganze Zeit an, während der Größere scheinbar dabei war, ein wenig Ordnung im Garten zu schaffen.
 

Leicht angeheitert tapste Uruha durch den Garten, mit einer Harke bewaffnet und immer wieder 'Ich töte dich, Unkraut. Weiche...' vor sich her murmelte. Es machte ihm sichtlich Spaß, mal etwas Ordnung in den Garten von Kais Mutter zu bekommen. Auch, wenn er dabei auch mal die eine oder andere Blume ausriss, er meinte es ja nur gut. Und er war ja nicht schuld, dass er manchmal nicht das Unkraut sondern die Rosen erwischte. Es war ja schon dunkel und daran war ganz alleine die Sonne schuld, die sich mal wieder verdünnisiert hatte. Das war wirklich unverantwortlich von der Sonne.

Uruha fand es ziemlich amüsant, da so im Dreck rumzusitzen und Unkraut zuppeln zu dürfen. So bemerkte er auch nicht, wie Kai ihn anstarrte.
 

Kai lachte, als er bemerkte, was Uruha da eigentlich tat. Irgendwie sah er ja wirklich süß aus, wie er da hockte und scheinbar das Unkraut rupfen wollte. Was der Kerl so alles toll finden konnte, war ihm ein Rätsel, aber es freute ihn, dass man Uruha so schnell für etwas begeistern konnte.

"Ru-chan?", rief er ihm zu und krabbelte dann ein Stück zu ihm. Grinsend legte er die Arme um den schlanken Körper.

"Was machst du denn da? Das Unkraut rupfen? Oder doch die Rosen meiner Mutter vernichten?", kicherte er. Er merkte, dass er doch schon ganz schön betrunken war. Das war doch sonst nie sein Ding, aber die Stimmung war so ausgelassen gewesen, dass er sich einfach mitreißen ließ.

Hastig griff er nach der Hand des anderen. "Lass lieber, sonst killt sie dich morgen noch. Das sind nämlich ihre liebsten Blumen in diesem Garten.", lallte er und ließ sich rittlings nach hinten ins Gras fallen. Irgendwie war er müde und wollte nur noch schlafen. Uruha zog er einfach neben sich.
 

Vollkommen verwirrt saß Uruha nun neben Kai auf dem kalten Gras und zog eine Schnute. Was sollte das denn jetzt? Er hatte den Kampf gegen das Unkraut doch noch gar nicht gewonnen, er war gerade erst richtig heiß gelaufen und voller Tatendrang. Aber er wollte ja auch noch länger leben, also ließ er es lieber und kuschelte sich an Kai. Schnurrend schloss er die Augen und umarmte ihn. Vorsichtig strich er mit den Fingerspitzen über Kais Arm. Dass er ihn dabei dreckig machte, störte ihn nicht. Er hatte immer noch die Blumenerde unter den Fingernägeln hängen.

"Können wir jetzt rein?", hickste er leise und klammerte sich noch ein Stückchen mehr an Kai. "Bin ein Klammeraffe... Und müde..."
 

Der Schwarzhaarige kicherte leise. Uruha war also ein Klammeraffe. Als wenn er das noch nicht bemerkt hätte, aber es störte ihn recht wenig. Denn es gefiel ihm außerordentlich gut. Und irgendwie wünschte er sich gerade, dass es immer so wäre.

Kai rührte sich keinen Zentimeter vom Fleck. Er fand das gerade wirklich schön. Einfach mit Uruha hier zu liegen und in den Himmel zu schauen.

Er streckte einen Arm nach oben und deutete gen Himmel. "Schau mal, da sind so viele Sterne." Dann drehte er den Kopf zur Seite, um Uruha anschauen zu können. "Such dir einen aus, ich schenk ihn dir.", grinste er breit.
 

Uruha legte sich mit Kai nach hinten und kuschelte sich ganz eng an ihn. Ihm gefiel es sehr, Kai so nahe bei sich zu haben und das weiche Gras unter ihm lud ebenfalls zum kuscheln ein. Das war wirklich wunderschön und als Kai in den Himmel zeigte und ihm anbot, ihm einen Stern zu schenken, strahlten seine Augen förmlich und er sah in den Himmel. Überall konnte man die Sterne glitzern sehen und Uruha fiel sofort der am hellsten leuchtende Stern auf und er deutete darauf.

"Den. Den möchte ich haben.", nuschelte er, dann sah er Kai an und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Er wurde rot. "Hab dich lieb..."
 

Und wieder kicherte er nur. Uruha hatte sich den Polarstern ausgesucht. Eine gute Wahl. Nur leider wusste er nicht, ob der denn überhaupt noch zu haben war. Na egal, für Uruha würde er auch den Polarstern neu benennen und ihm den schenken.

"Und wie willst du den dann nennen?", fragte er. Seine Stimme verriet, dass er nicht mehr ganz nüchtern war und irgendwie begann alles, sich um ihn herum zu drehen. Das war nicht wirklich schön, aber er lag ja, also konnte ihm wirklich nichts passieren.

"Hai, ich dich auch, Ru-chan. Ganz dolle sogar.", grinste er und gab auch ihm einen Kuss. Allerdings landete dieser statt auf der Wange auf dessen Mundwinkel.
 

"Ano...", murmelte er leise und tippte sich nachdenklich gegen die Lippen. „Ich denke... Ich nenne ihn den Kaistern. Hübsch, nicht? Nach dir benannt. Hab dich ja auch so dolle lieb. Will gar nicht mehr von dir weg müssen. Du bleibst ja immer mein Freund, hai?"

Rot werdend nahm er zur Kenntnis, dass Kai ihm gerade fast einen richtigen Kuss gegeben hatte. Vorsichtig streichelte er mit seinen Fingerspitzen über die geküsste Stelle und sein Herz fing heftig an zu schlagen, als er Kai in die Augen sehen konnte. Diese Augen waren so unbeschreiblich schön... Er konnte den Blick nicht mehr abwenden und bemerkte nicht, wie er sich immer weiter an Kai heran kuschelte.
 

"Nani?", war seine geistreiche Aussage zu der Namensgebung des Sterns, den er soeben Uruha geschenkt hatte. Na wenn er meinte? Aber irgendwie klang das auch schon ziemlich lustig.

Der Schwarzhaarige blinzelte kurz und schloss dann die Augen. Irgendwie war er wirklich müde.

Wie von selbst legten sich seine Arme um den schlanken Körper neben sich und drückte ihn an sich.

"Ich werd für immer und ewig dein Freund sein. Ich geb dich eh nie wieder her.", murmelte er und hickste kurz auf. Dann schaute er Uruha direkt in die Augen. In die Augen, die es ihm schier unmöglich machten, sich aus ihrem Bann zu befreien. "Uruha?", fragte er leise.
 

"Hai...?", fragte er leise zurück und wartete auf Kais Antwort.

Irgendwie traute er sich gerade nicht, diese Stille zu unterbrechen, höchstens durch leises Flüstern. Kais Augen waren so wunderschön. Wie schokoladige Seen, in die man am liebsten hinein tauchen würde. Und genau das tat Uruha nun auch. Er versank förmlich in diesen Augen und seufzte wohlig auf, als Kai ihn auf einmal in seine Arme schloss.

Schnurrend schmiegte er sich an den anderen und hickste noch einmal leise auf.

"Können wir jetzt rein? Bin müde...", nuschelte er und rieb sich die Augen. "Krieg ich noch ein Gute-Nacht-Küsschen?"
 

Ein zuckersüßes Lächeln schlich sich auf seine Lippen und eine Hand legte sich wie von selbst an Uruhas Wange. Er spürte, dass dem anderen schon ziemlich kalt sein musste, denn seine Wange war eisig kalt. Vorsichtig strich er mit dem Handrücken darüber. Nicht eine Sekunde wandte er den Blick ab. Uruhas Augen waren wirklich wunderschön und er konnte in ihnen den Sternenhimmel sehen. Tausende Sterne spiegelten sich in ihnen wieder.

Er bemerkte gar nicht, dass er sich immer mehr dem Gesicht des anderen näherte. Dabei wollte Uruha das sicher nicht. Aber sein Verstand war nicht nur benebelt, sondern schon ausgeschalten. Der Alkohol war ihm zu Kopf gestiegen.

Nur Millimeter trennten ihn noch von den sündigen Lippen des anderen. Bevor er sie endlich mit seinen berührte, hauchte er ihm noch ein paar süße Worte dagegen und seine Augen drifteten zu.
 

Leicht erschrocken riss Uruha die Augen auf, als er plötzlich etwas Fremdes und Weiches auf seinen Lippen spüren konnte. Kais Lippen bewegten sich zärtlich gegen seine und er schien es zu genießen. Uruhas Augen schlossen sich wieder automatisch und er erwiderte sehr schüchtern diesen Kuss. Da er sich ja nicht erinnern konnte, ob er jemals zuvor jemanden geküsst hatte, war es für ihn eben sein erster Kuss und er versuchte, ihn so gut es ging zu genießen. Doch irgendwie machte ihn es schon stutzig. Er küsste hier gerade einen Mann. Und nicht nur irgendeinen Mann. Sondern Kai. Er küsste gerade wirklich Kai. War das Traum oder Wirklichkeit? Er wusste es nicht.

Leise in den Kuss seufzend schmiegte er sich noch enger an Kai und schlang die Arme um ihn.
 

Erst zögerlich, doch dann immer zärtlicher bewegte er seine Lippen gegen die des anderen. Er war wie berauscht von diesem unbeschreiblichen Gefühl, diese sündigen Polster mit seinen Lippen zu berühren. Oder war das der Alkohol?

Auch egal, befand er. Es fühlte sich einfach toll an und diesen Augenblick würde er jetzt einfach genießen. Egal, was für Konsequenzen es mit sich ziehen würde, dass er einen seiner Freunde und dann auch noch einen Mann küsste. Uruha hatte ihn vom ersten Augenblick an fasziniert und ihn mehr und mehr in seinen Bann gezogen. Wie er das machte, konnte er sich nicht erklären, aber er hatte schon die ganze Zeit davon geträumt, ihm einfach mal einen Kuss stehlen zu können. Und scheinbar hatte Uruha da auch nichts gegen einzuwenden, denn er seufzte wohlig gegen seine Lippen und erwiderte die sanften Bewegungen.
 

Der Kuss ging noch eine ganze Weile so. Uruha schnurrte in den Kuss und hielt Kai fest, während der andere leise seufzte und ihn im Arm hielt. Dann jedoch mussten sie sich wegen Luftmangels lösen und Uruha sah Kai mit hochroten Wangen an. Er wusste nicht, was er dazu jetzt sagen sollte. Es war irgendwie peinlich, aber auch schön. Viel zu schön, um wahr zu sein.

"Ich...", stammelte er und suchte nach den passenden Worten. "Das war... Wunderschön... Aber... Wieso hast du mich geküsst?"

Ja, das war wohl die Frage, die ihm nun am schwersten im Magen lag und er wollte unbedingt die Antwort darauf wissen.
 

So ganz konnte er seine Gedanken gerade nicht ordnen. Alles drehte sich und sein ganzer Körper war von einem unsagbaren Kribbeln beherrscht, das er nicht zuordnen konnte.

Die Augen hielt er noch immer geschlossen und leckte sich über die rotgeküssten, feuchten Lippen. So, als würde er auch den letzten Rest des Geschmacks seines Gegenübers in sich aufnehmen wollen. Zu seinem Erstaunen stellte er fest, dass Uruha wirklich einen verdammt süßen Geschmack hatte und er allein jetzt schon wieder nach mehr verlangte. Das war doch Folter. Uruha schien ihn süchtig machen zu wollen.

Erst nach fünf Minuten hatte er den Mut, die Augen wieder zu öffnen. Er sah direkt in Uruhas bernsteinfarbene Iriden, die ihn fixiert hatten und scheinbar auch nicht vorhatten, dies in den nächsten Minuten zu ändern.

Erst jetzt drang Uruhas Frage zu ihm durch und er versuchte, etwas Plausibles und auch Überzeugendes in seinem Kopf zusammenzureimen. Doch es ging nicht. Irgendwie fehlten ihm gerade die Worte und so strich er einfach weiter sanft mit den Fingerspitzen über die weiche haut.

"Wir sollten ins Bett gehen...", nuschelte er nur.
 

Leicht enttäuscht nickte er. Ja, sie sollten wohl wirklich ins Bett gehen. Es war schon weit nach Mitternacht und Uruha hatte bloß seine kurze Hose und ein Top an. Ihm war unsagbar kalt. Erst jetzt fiel ihm auf, dass ihm während des Kusses nicht kalt gewesen war. Im Gegenteil. Ihm war sogar richtig heiß geworden.

Nun aber spürte er die Eiseskälte wieder und versuchte, sich noch enger an Kai zu pressen, um etwas mehr Wärme abzubekommen. Sie standen gemeinsam auf und Uruha schwankte bedrohlich neben Kai her. Durch das lange Liegen war sein Gleichgewicht außer Kontrolle geraten und der Alkohol gab ihm echt den Rest.

"Ins Bett...", nuschelte er und hakte sich bei Kai ein, um nicht umzukippen.
 

Doch auch der Kleiner schwankte beachtlich von einer Seite zur anderen. So viel hatte er schon lange nicht mehr getrunken. Okay, wenn er sich recht entsann wohl eher noch nie. Aber er hatte unglaublich viel Spaß gehabt. Erst hatten sie gemeinsam gekocht. Dann sind sie in den Garten und haben einfach geplauscht und Musik gehört. Themen hatten sie genug und es wurde verdammt viel gelacht.

Da fiel ihm ein, dass Uruha auch mal richtig gelacht hatte. Allerdings entsann er sich nicht, warum. Aber das war auch egal. Er hatte ihn zum ersten Mal herzhaft lachen hören und es gefiel ihm. Der andere sollte viel mehr lachen. Das stand ihm ausgezeichnet.

"Hai... insch Bött...", murmelte er und zusammen mit Uruha torkelte er ins Haus und stolperte fast die Treppe rauf, bevor sie sich einfach in sein Bett fallen ließen.
 

Tot wie ein Stein ließ er sich zusammen mit Kai ins Bett fallen und schloss sofort die Augen. Im drehte sich alles und ihm war auch furchtbar schlecht. Das würde am nächsten Morgen sicherlich einen richtig fiesen Kater geben. Er hätte wohl doch nicht so viel trinken sollen. Aber er hatte auch nicht widerstehen können. Alle hatten etwas getrunken und er hatte seine Liebe für einen Champagner namens Moet&Chandon entdeckt. Das Zeug war einfach nur geil. Anders konnte er es gar nicht ausdrücken.

"Oyasumi...", nuschelte er und war kurz darauf auch schon mit Kai zusammen eingeschlafen.
 

Der Morgen danach war alles andere als prickelnd. Kai wachte mit einem Männchen im Kopf auf, das es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht hatte, seinen Schädel von innen her im Dauerfeuer mit einem Hammer zu bearbeiten. Er hatte tierische Kopfschmerzen und ihm war auch ziemlich übel. Was war nur passiert?

Mühsam setzte er sich auf und schaute auf Uruha, der noch neben ihm auf dem Bett lag und schlummerte. Gott, was war nur passiert und wieso hatte er so einen unglaublich schrecklichen Kater? Alles drehte sich und er hielt sich den Kopf. Und irgendwie stellte er gerade fest, dass er sich nicht mal daran erinnern konnte, wie er ins Bett gekommen war. Hatte er nicht eigentlich im Garten mit den anderen gesessen?
 

Uruha schlief traumlos die ganze Nacht durch und erwachte erst ziemlich spät am Morgen. Als er die Augen öffnete, entfuhr ihm ein leises Winseln und er hielt sich den stark schmerzenden Kopf. Verdammt und zugenäht. Er hatte gestern Abend wohl doch etwas übertrieben mit dem Alkohol. Mann. Er schwor sich, jetzt erst mal eine Zeit lang nüchtern zu bleiben. Er hatte keine Lust auf noch so einen Kater wie jetzt.

Er drehte sich mühsam zur Seite und sah direkt in Kais Gesicht. Sofort fiel ihm ihre gestrige Aktivität ein und er wurde rot. Kai hatte ihn geküsst. Wirklich geküsst. Das war zu schön, um wahr zu sein. Vielleicht durfte er jetzt öfters mit ihm kuscheln. Das wäre so schön...

Das tat er dann auch und kuschelte sich sanft schnurrend in Kais Arme.

"Guten Morgen, Kai-Chan!"
 

Dieser wimmerte nur und hielt sich abermals den ziemlich dolle dröhnenden Schädel. "Ohayou...", gab er nur kleinlaut von sich. Er fühlte sich gerade hundsmiserabel. Mann, warum musste er auch so viel trinken? Eines wusste er jedenfalls. Vom Alkohol war er vorerst geheilt. Den würde er so schnell nicht wieder anrühren und schon gar nicht in solchen Mengen.

Sein Blick wanderte zur Uhr, während auch er die Arme um Uruha legte. Warum das wie von selbst ging, wusste er nicht. Aber um darüber nachzudenken, fehlte ihm einfach die Lust.

Er sah, dass es bereits fast Mittag war. Seufzend drehte er den schmerzenden Kopf zu Uruha. "Wann sind wir eigentlich ins Bett? Irgendwie hab ich das Gefühl, dass alles weg ist."
 

Verdattert blickte er Kai an. Wie jetzt? Anscheinend hatte Kai einen Blackout und das nicht zu knapp. Er grinste leicht und wuschelte ihm durchs Haar.

"Du hast es gestern wohl ziemlich übertrieben oder? Du Armer.", er kicherte leise. "Hast alles vergessen."

Dann jedoch entgleisten seine Gesichtszüge und er hielt sich die Hand vor den Mund, während er Kai anstarrte. Nein. Das war jetzt ein blöder Scherz oder? Wenn Kai sich nicht mehr erinnern konnte, wie sie ins Bett gekommen waren, dann... Dann wusste er auch nichts mehr von dem Kuss.

"Aber... Irgendwas musst du doch noch wissen oder? Wie wir beide im Gras lagen, uns Sterne angesehen haben und du mich... Du mich...", seine Stimme brach.
 

Kai murrte leise, als Uruha ihm durchs Haar wuschelte. Musste das jetzt sein? Er hatte tierische Kopfschmerzen und Uruha hatte nichts Besseres zu tun, als ihm den Kopf zu tätscheln.

Leicht schüttelte er den Kopf. "Iie... ich weiß noch, dass ich mich mit Miya unterhalten habe und danach is irgendwie nix mehr. Alles weg.", seufzte er. Und an Gras und Sterne angucken? Nee, davon wusste er nun wirklich nichts mehr. Es war alles weg. Er erinnerte sich nicht mehr daran. Nur der Kater vom vielen Alkohol ließ ihn wissen, dass er eindeutig über den Durst getrunken hatte. Das war alles.

"Gomen ne, aber ich hab wohl voll den Blackout." Dann erhob er sich und wankte noch immer leicht. "Ich werd mal duschen gehen. Vielleicht werd ich dann wieder fit.", murmelte er und torkelte davon.
 

"Aber... Aber...", stammelte er und blickte Kai hinterher, wie er im Badezimmer verschwand und die Tür hinter sich schloss. Das gab´s doch wohl jetzt nicht! Das durfte doch wohl jetzt nicht wahr sein! Konnte Kami-Sama ihm denn nicht einmal den Gefallen tun und ihn glücklich sein lassen? Nur einmal? Das war so unfair. Wieso erinnerte Kai sich denn jetzt nicht mehr an ihren ersten gemeinsamen Kuss unter freiem Sternenhimmel? Einer mit Amnesie reichte doch, da musste Kai das jetzt nicht auch noch haben.

Er zog die Beine an seinen Körper und umschlang sie mit seinen Armen. Dann legte er den Kopf darauf ab und starrte an die Wand über sich. Es ging in seinem Leben aber auch wirklich alles schief, was nur schiefgehen konnte.



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