Ein neuer Verbündeter - Kiras Sicht - Teil II
„Ich habe mich entschieden. Im Falle eines Krieges stehe ich auf euerer Seite.“, sagte Nicol entschlossen.
Die anderen sahen ihn geschockt an. Athrun schien es am schlimmsten getroffen zu haben. „Aber du- Willst du nicht zurück nach Plant?“
Der Junge mit den grünen Locken schüttelte seinen Kopf. „Das kann warten.“
Es sah nicht so aus, als würde Nicol nachgeben. Nach einer Weile seufzte Kira. „Na meinetwegen, aber beschwer dich hinterher nicht bei mir.“
„Kannst du mich auch einmal fragen, bevor du solche Sachen entscheidest?“, hörte Freedoms Pilot plötzlich die stimme seiner Schwester.
„Cagalli?“ Etwas irritiert sah er Orbs Repräsentantin an.
Diese setzte sich seufzend auf eine freie Stelle des unbelegten Bettes. „Ich habe auch Regeln, an die ich mich halten muss. Wie soll ich das dem Rat erklären? Übrigens wüsste ich gern, wer Nicol wirklich ist. Ihr verheimlicht mir diesbezüglich etwas! Skandinavien hat mir drei Milliarden dafür geboten, wenn ich ihn ihnen überlasse.“, sie machte eine kurze Pause und sah ihren kleinen Bruder ernst an, „Ich habe natürlich abgelehnt.“
Kira zuckte mit den Schultern. „Mehr weiß ich auch nicht. Da musst du ihn schon selbst fragen, oder Athrun. Er weiß es sicher auch.“
Cagalli seufzte, bevor sie ihn verwundert ansah. „Die beiden verschweigen dir etwas und du fragst nicht nach, was es ist?“
Freedoms Pilot lächelte nur schwach. „Wenn ich es wissen muss, sagt Athrun es mir schon.“
Die junge Frau gab nach. „Da hast du wahrscheinlich recht.“
Sie stand wieder auf und lief in Richtung Tür. „Kira, Shinn, ruht euch morgen etwas aus. Übermorgen wird es ernst. Ich glaube nicht, dass Plant auf das Verhandlungsangebot eingehen wird. Also haben wir keine andere Wahl, als zu kämpfen...“
Sie stoppte und sah Freedoms Pilot entschuldigend an. „Es tut mir Leid, Kira. Du stehst jetzt auf Plants Todesliste, und das nur, weil ich dich um einen Gefallen gebeten habe.“
Der Angesprochene schüttelte seinen Kopf. „Ich hätte auch ohne deine Genehmigung eingegriffen und das weißt du auch, also mach die keine Vorwürfe.“
Sie verließ das Zimmer. Kira sah ihn eine Weile hinterher, dann wandte er sich an Shinn. „Wie weit bist du inzwischen mit dem Training?“
Der junge Pilot sah ihn entschuldigend an. „Ich habe es noch nicht ein mal geschafft.“
Kira nickte. „Ich weiß. Es ist unmöglich, in nur vier Tagen. Hättest du ein paar Monate sähe die Sache natürlich ganz anders aus, denn dann könnte es dir tatsächlich gelingen.“
Shinn sah ihn mit großen Augen an. „Wieso stellst du mir eine Aufgabe, die unmöglich ist?“
Dann stockte er. „Moment mal. Du hast gesagt, ich darf die Mobile Suit behalten, sobald ich es ein mal geschafft habe. Aber wie soll das gehen, wenn es unmöglich ist? Du-“
Freedoms Pilot unterbrach ihn. „Das habe ich nie gesagt. Ich sprach lediglich davon, dass es in nur vier Tagen nicht in machbar ist.“
Der junge Pilot zog eine beleidigte Schnute. „Sag das doch gleich!“
Nicol sah erst Kira, dann Shinn fragend an, bevor er den Siebzehnjährigen fragte: „Kira-san trainiert dich?“
Der junge Pilot nickte. „Ich habe ihn darum gebeten.“
„Du hast Kira so lange genervt, bis er letztendlich nachgegeben hat, habe ich recht, Shinn?“, warf jetzt Athrun ein.
Der Angesprochene stand auf und stapfte beleidigt aus dem Zimmer. „Ich bin trainieren. Immerhin habe ich bis morgen Abend noch eine Simulation zu bestehen! Warts nur ab, Athrun. Bis du das nächste mal in einer Mobile Suit sitzt, bin ich besser als du!“
Verdutzt sahen die drei ihm hinterher.
„Am besten beachtet ihn das nicht weiter, so ist er immer.“, erklärte Athrun, als Nicol ihn und Kira fragend ansah.
„Ich schätze, er ist immer noch sauer, weil du ihn vor ein paar Monaten so eine peinliche verpasst hast.“, scherzte Kira. Er wusste, Shinn wollte nur nicht so weit hinter ihnen zurückstehen. Der junge Pilot versuchte mit aller Kraft, ihnen nicht zu sehr zur Last zu fallen und trotzdem noch einen guten Auftritt hinzulegen. Na ja, den würde Kira ihm sicher nicht ruinieren, so lange es Shinn nicht damit übertrieb. Freedoms Pilot lenkte seinen Blick Richtung Decke. Diese fixierte er dann für eine Weile. Er wusste, Athrun beobachtete ihn dabei, achtete auf jede seiner Bewegungen, aber das war ihm egal.
„Kira-san?“ Nach langem Schweigen sprach Nicol ihn an.
Freedoms Pilot wendete seinen Blick überrascht von der Decke ab und sah den Jungen mit den grünen Locken fragend an.
„Yzak und Dearka sind auch hier... Darf ich zu ihnen?“, fragte Nicol. Er klang etwas unsicher.
Kira nickte. „Klar, aber stall nichts an, sonst wird Cagalli wütend. Die beiden müssten gerade gemeinsam mit dem Wartungsteam an den Prototypen herumbasteln. Wenn du willst, bringe ich dich hin.“
Dankbar blickte Nicol ihn an.
Kira stand auf, „Na dann, komm mal mit.“, bevor er seinen besten Freund streng ansah, „Du bleibst aber im Bett liegen!“, und gemeinsam mit Nicol das Zimmer verließ. Er führte den Jungen in Richtung der Prototypen.
„Bevor du dann einen zu großen Schock bekommst, kläre ich dich lieber gleich auf.“, meinte Kira, als sie etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, „Die Prototypen werden dir sehr bekannt vorkommen. Sie wurden vor etwa einem halben Jahr illegal von einer abtrünnigen Gruppe hergestellt. Orb hat sie daraufhin beschlagnahmt, jetzt sind sie vorrübergehend auf diesem Schiff. Wir stellen sie fertig, weil wir sie für den Kampf gegen ZAFT brauchen. Mit nur drei Einheiten, die ihnen etwas entgegenzusetzen haben, ist es unmöglich, hier wieder lebend wegzukommen. Na ja, den Rest siehst du gleich.“
Die beiden hielten vor den fünf besagten Prototypen. Zuerst zeigte Nicols Gesicht keine Regung, aber dann riss der Junge seine Augen geschockt auf und starrte die Mobile Suits geschockt an. „Das sind doch-“
Kira beachtete das nicht weiter. Er ging direkt auf den Chef des Wartungsteams, der sich gerade mir Shiho unterhielt, zu. Kaum hatte Murdock ihn bemerkt, ließ er die ZAFT Piloten auch schon links liegen und rannte sofort auf Freedoms Pilot zu. „He Kleiner, was machst du denn hier? Seit du Freedom hast, sieht man dich fast gar nicht mehr!“
Nicol blickte Kira etwas irritiert an. „Hat er dich gerade ‚Kleiner’ genannt?“
Freedoms Pilot nickte. Dann sah er den Mann an. „Sind Dearka und Yzak hier?“
Murdock nickte, bevor er laut rief: „Hey Elthman, Joule, ihr habt Besuch!“
Die beiden kamen zwischen den Einheiten hervor und sahen Kira etwas überrascht an. Dieser deutete auf den Jungen neben ihm. „Er wollte mal bei euch vorbeischauen...“
Anscheinend bemerkte der Chef des Wartungsteams erst jetzt, dass Freedoms Pilot nicht allein hier war. Er ging einige Schritte auf ihn zu und musterte ihn von oben bis unten. „Wer ist das, Kleiner?“
Kira sah Nicol fragend an, bevor er leise flüsterte, damit die anderen es nicht hörten: „Darf ich es sagen oder sollen sie es nicht erfahren?“
Der Angesprochene schüttelte seinen Kopf. „Sag es bitte nicht.“
Freedoms Pilot nickte. „Das ist Nicol. Er ist ein Freund von Athrun, Dearka und Yzak.“
Murdock klopfte den Jungen freundschaftlich auf die Schulter. „Ich hoffe doch mal du bist pflegeleichter als die drei! Die machen nichts als Ärger. Besonders der ZAFT Junge! Erst startet er schwer verletzt in einer Mobile Suit, dann klappt er auch noch zusammen. Und wer durfte am ende einen Arzt holen?“
Nicol tippte Kira vorsichtig an. „Wer ist der ZAFT Junge?“
Freedoms Pilot schmunzelte. „Er meint Athrun damit.“
„Ach so...“, murmelte der Junge mit den grünen Locken. Dann lief er auf die Prototypen zu und sah sie sich genauer an. „Ein paar kleine Unterschiede zu den anderen Einheiten bestehen doch...“
„Ich weiß.“, sagte Kira, „Diese Mobile Suits sind auf einem höheren technischen Stand und verfügen außerdem über Deflektoren, deshalb wird das Schutzschild nicht mehr gebraucht.“
Dearka ging auf Freedoms Pilot zu. „Und, wie weit bist du mit dem Betriebssystem?“, fragte er mit einem Grinsen im Gesicht.
„Fast fertig.“, antwortete Kira, „Ihr könnt es morgen früh aufspielen und euch die Einheiten dann einstellen.“
Yzak sah ihn skeptisch an. „So schnell schreibt doch keiner ein Betriebssystem für Mobile Suits.“
Kira lächelte freundlich. „Ich habe das von Strike Rouge genommen und umgeschrieben. Jetzt müsste es zu den neuen Einheiten passen.“
„Ach so...“, murmelte Yzak, „Dann war es natürlich zu schaffen...“
Dearka war inzwischen auf Nicol zugegangen. „Dann wünsch und in zwei Tagen viel Glück, damit ZAFT uns nicht abschießt!“
Der Junge nickte.
„Ich drück dir die Daume, dass du, sobald wir in Orb sind, zurück nach Hause kannst. Deine Familie freut sich sicher, dich zu sehen.“, plapperte Elthman weiter.
Nicol schüttelte seinen Kopf. „Ich bleibe auf dem Schiff!“
Dearka und Yzak sahen ihn erschrocken an. „Ist das dein Ernst?“
„Ich geh nicht zu meinen Eltern, nicht nach der Sache mit Athrun!“, sagte der Junge ernst.
