Freedoms Pilot - Shinns Sicht
Der Krieg war vorbei, endlich. Morgen würde Shinn Asuka, ein Junge mit schwarzem Haar und roten Augen, zusammen mit seiner festen Freundin Lunamaria Hawk und deren kleiner Schwester Meyrin nach Plant zurückkehren. Sie hatten sich entschlossen, weiterhin als Soldaten für ZAFT zu arbeiten.
Gerade stand die kleine Gruppe vor einem Gedenkstein in Orb. Athrun Zala, Shinns ehemaliger Vorgesetzter, hatte sich entschlossen, die drei zu begleiten. Gerade legte Lunamaria einen Strauß Blumen vor den Gedenkstein. Um sie herum war noch alles zerstört. Dort, wo früher schöne Blumen geblüht hatten, befanden sich jetzt tiefe Schlaglöcher. Bäume lagen entwurzelt in der Gegend umher. Und man sah nichts, außer Trümmer und dem Meer. Nur ab und zu waren verwelkte Pflanzen zu sehen, welche die Flutwelle nicht ausgehalten hatten. Es würde dauern, bis es hier wieder aussah wie früher. Zwischen den vier Personen herrschte eine bedrückte Stimmung. „Ich habe diesen Ort immer gemieden. Und konnte ihn trotzdem nie vergessen.“, erzählte Shinn. „Es war nicht immer so... Früher war es anders hier. Es lässt sich einfach nicht verdrängen.“
Der Sechzehnjährige erinnerte sich an die Vergangenheit. Hier war vor zwei Jahren seine Familie gestorben. Soldaten der Erdallianz hatten sie abgeschossen. Nur durch einen Zufall hatte er das ganze überlebt. Er war das Handy holen gegangen, das seine kleine Schwester verloren hatte und deshalb einige Meter vom Rest der Familie entfernt gewesen. Die Explosion hatte ihn dann direkt zu einem der Schiffe geschleudert, welches Zivilisten in Sicherheit gebracht hatte. „Wie schön die Blumen auch sind, es kommen wieder Menschen und brennen sie nieder. Aber wie es jetzt ist, hasse ich es noch mehr...“
Krampfhaft presste er seine Hand um das rosa Handy, welches einst seiner kleinen Schwester Mayu gehört hatte.
„Shinn...“
Lunamaria versuchte, ihn zu trösten, wusste aber nicht, was sie hätte sagen sollen. Die Gruppe wandte sich wieder dem Gedenkstein zu.
„Tori!“
Athrun hob seinen Blick und blickte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. sich um. „Kira?“ Auch Meyrin schaute in diese Richtung. Sie gab einen überraschten Lauf von sich, was ihre Schwester dazu brachte, in die gleiche Richtung zu sehen, wie die beiden. Wenige Augenblicke später galt auch Shinns Aufmerksamkeit nicht mehr dem Denkmal. Er sah, wie sich ein junger Mann mit braunem Haar und lila Augen, auf dessen Schulter ein Robotervogel saß, zusammen mit Lacus Clyne ihnen näherte. Lacus legte ebenfalls einen Blumenstrauß vor das Denkmal.
„Ihr seid auch gekommen.“, sagte der Fremde nach einer Weile des Schweigens.
„Ja...“, gab Athrun zur Antwort.
Die beiden schienen sich zu kennen. Neugierig starrte Shinn den Mann mit den braunen Haaren an. Dieser schien seinen Blick bemerkt zu haben, denn er hob seinen blick und sah Shinn fragend an.
„Shinn...“ Athrun ging einen Schritt auf die beiden zu, was Lacus dazu brachte, in Shinns Richtung zu sehen.
„Das ist Kira...“
Athruns Worte brachten Shinn dazu, ihn überrascht anzusehen.
„...Kira Yamato, der Pilot vom Freedom.“
Geschockt riss Shinn seine Augen weit auf. Ungläubig starrte er diesen Kira an. Entgegen allen Erwartungen lächelte dieser ihn freundlich an. Shinn konnte es nicht fassen. Er hatte den Piloten vom Freedom gehasst, wollte ihn umbringen und hatte es am Ende sogar geschafft, ihn samt Einheit in die Luft zu jagen! Vor seinem inneren Auge lief der letzte Teil dieses Kampfes noch einmal ab. Die ganze Zeit über hatte er sein Cockpit ungeschützt gelassen und den Piloten vom Freedom somit gezwungen, nicht mit voller kraft zu kämpfen. Kira hatte ihn nicht umbringen wollen, weshalb er diesen Schwachpunkt nicht ausgenutzt hatte. Und was hatte Shinn gemacht? Er hatte einfach bei nächstbester Gelegenheit den Freedom mit seinem Schwert aufgespießt, woraufhin dieser explodiert war.
Kira hielt dem immer noch geschockten Shinn seine Hand hin. Regungslos stand dieser da und starrte die Hand einfach nur an, wusste nicht, wie er jetzt reagieren sollte.
„Ich glaube, du willst nicht...“
Diese Worte von Kira brachten Shinn dazu, seinen Blick zu heben. Er ging einen Schritt auf Kira zu und ergriff die Hand. Kiras Tori flatterte in der Luft umher.
Shinn traute sich nicht mehr, Kira in die Augen zu sehen, weshalb er seinen Blick senkte.
„Ä... ähm... also... Ich...“, stammelte er. Erst als Kira ihn ansprach, hob er seinen Blick wieder.
„Egal wie oft sie niedergebrannt werden, wir werden die Blumen immer wieder neu sähen. Garantiert!“
Shinn war so geschockt, aber im positiven Sinne, dass er kein Wort mehr herausbrachte.
„Das ist der Kampf, den wir alle führen müssen.“ Das kam von Athrun. Shinn sah ihn fragend an. Doch gleich darauf galt seine Aufmerksamkeit wieder Kira.
„Kämpfe mit uns!“ Plötzlich erinnerte sich Shinn wieder. Er hatte Freedoms Pilot schon einmal getroffen, vor dem Krieg. Damals hatte die Crew von der Minerva in Orb Ausgang bekommen und Shinn war zu dem Denkmal gelaufen. Dort hatte Kira gestanden.
Shinn hielt Kiras Hand immer noch fest, während Tränen über sein Gesicht liefen. Kira griff mit seiner anderen Hand nach der von Shinn.
Der Sechzehnjährige hatte sich entschlossen. Er würde Kiras Angebot annehmen. „Ja.“ Jetzt konnte Shinn die aufkommenden Tränen nicht mehr zurückhalten.
Heulend stand er mitten in der kleinen Gruppe und hatte Kiras Hand immer noch nicht wieder los gelassen. Lunamaria ging einige Schritte auf ihn zu und lächelte ihn aufmunternd an.
Nach einer Weile des Schweigens trennte sich die Gruppe wieder. Kira ging mit Lacus nach rechts und Athrun mit Meyrin nach links. Nur Shinn und seine Freundin, Lunamaria, blieben an dem Denkmal stehen.
