Zum Inhalt der Seite

Irgendwo in dieser Welt

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Gemeinsam mit Zetsu

Wie erwartet schmerzte mein Rücken am nächsten Morgen. Aber so richtig ärgern konnte ich mich nicht darüber, denn als ich aufwachte, blickte ich direkt in Zetsus noch schlafendes Gesicht. Es wirkte so friedlich und gelöst, dass ich davon überzeugt war, dass er etwas Schönes träumte.

Meine Hand hatte er dabei nicht ein einziges Mal losgelassen wie mir schien – und ich freute mich, dass ich ihm offenbar genug Sicherheit gab, dass er schlafen konnte.

Trotzdem fand ich, dass es langsam Zeit wurde, aufzustehen, auch ohne dass ich wusste, wie spät es war. Außerdem waren meine Beine eingeschlafen und das war ein äußerst unangenehmes Gefühl, wie man sich denken kann.

Vorsichtig löste ich meine Hand aus der von Zetsu. Zwar wachte er dadurch glücklicherweise nicht auf, doch drehte er sich leise murmelnd auf die andere Seite. Ich glaubte, so etwas wie „Nur noch fünf Minuten, Nelia“ herauszuhören, war mir aber nicht sicher, ob ich mir das nicht doch nur einbildete. Es konnte doch unmöglich so wie in all den Filmen und Büchern sein, dass die Leute wirklich so etwas murmelten, wenn sie aufwachten, sich aber noch im Halbschlaf befanden.

Ungelenk stolperte ich aus dem Zimmer in die Küche. Als ich auf den Boden sah, bemerkte ich, dass die zerbrochene Tasse und die Milch fehlten. Isolde musste aufgeräumt und gewischt haben.

Ich stellte mir vor, wie sie dabei verärgert gewesen war – nur um dann vergnügt zu kichern, als sie mich neben Zetsus Bett hatte knien sehen. Zumindest schätzte ich sie so ein – und ich fühlte mich darin bestätigt, als mein Blick auf einen Zettel fiel, der auf dem Küchentisch lag.

In Isoldes unverkennbarer Handschrift, die jedem Apotheker das Blut hätte in den Adern gefrieren lassen, bat sie mich, für das Essen einkaufen zu gehen und das nächste Mal gleich aufzuräumen und sie riet mir – und dafür würde ich sie später noch schlagen – doch bitte vorsichtig zu sein, wenn ich mit Zetsu intim werden wollte.

Gut, das waren nicht ihre genauen Worte, aber die werde ich nun nicht wiederholen.

Ich zerknüllte den Zettel hastig und warf ihn weg, ehe Zetsu doch noch einen Blick darauf werfen könnte. Einkaufszettel und Geld hatte Isolde separat beigelegt, allerdings konnte ich allein anhand der Zutaten nicht auf unser nächstes Essen schließen. Ich würde mich wohl überraschen lassen müssen.

Wie schon die Tage zuvor suchte ich Brot – und dieses Mal auch Marmelade für Zetsu – heraus, um zu frühstücken, als ich weitere Schritte hören konnte, gefolgt von einem „Guten Morgen“.

Ohne weiter nachzudenken wandte ich mich ihm zu, um die Begrüßung zu erwidern – erst als ich bemerkte, dass er komplett angezogen war, wurde mir bewusst, dass ich eigentlich erwartet hatte, ihn in Unterwäsche vor mir zu sehen.

Bei dem Gedanken wurde ich augenblicklich rot – und er bemerkte das natürlich, obwohl er noch komplett verschlafen war. „Alles okay?“

„N-natürlich!“, erwiderte ich hastig und wandte mich wieder Brot und Marmelade zu.

Ich konnte es nicht sehen, aber ich war mir sicher, dass er schelmisch grinste.

„Soll ich was helfen?“

„Nein, das geht schon. Setz dich einfach.“

Während wir zusammen frühstückten, erklärte ich ihm, dass wir im Anschluss einkaufen gehen würden, was er mit einem zufriedenen Lächeln zur Kenntnis nahm. Ihn freute dieses normale Leben sicherlich, war bei mir doch am Anfang genauso gewesen und er hatte immerhin wesentlich mehr Zeit im Krankenhaus verbracht als ich.

„Sag mal, stört es dich nicht, dass du hier quasi bei Fremden bist?“, fragte ich schließlich irgendwann.

Die Frage brachte ihn kein bisschen aus der Ruhe. „Warum sollte es? Du bist mir nicht sonderlich fremd und deine Schwester gefällt mir. Ich wünschte, sie wäre meine ältere Schwester.“

Das Grinsen auf seinem Gesicht bereitete mich bereits auf das vor, was kommen würde: „Wir sollten heiraten, damit sie meine Schwägerin wird.“

Trotz der Vorbereitung verschluckte ich mich an meinem Brot und hustete mehrmals, während er amüsiert lachte. „Das war doch nur ein Scherz, nimm mich nicht so ernst.“

„Ich fand das jedenfalls nicht sonderlich komisch.“

Ich gab mein Bestes, beleidigt zu klingen, aber er lachte nur wieder. „Tut mir Leid, ich konnte einfach nicht widerstehen.“

„Wie kommt es, dass du mich eigentlich immer als Quelle deiner Unterhaltung missbrauchen musst?“

„Das ist nur ein Zufall – und aktuell ist außer uns ja niemand hier.“

Leider. Während ich mich anzog hoffte ich, dass er ein anderes Ziel für seinen Spott finden würde. Bei anderen würde man sagen „was sich liebt, das neckt sich“, aber ich war mir bei Zetsu da nicht so sicher. Immerhin verspottete er auch liebend gern Narukana und die mochte er mit Sicherheit nicht. Andererseits fühlte er sich bei mir auch sicher, also...

Ich machte mir einfach viel zu viele Gedanken darum, selbst als Zetsu und ich schließlich die Wohnung verließen. Im ersten Moment wäre ich beinahe wieder in die falsche Richtung gelaufen, doch Zetsu hielt mich rasch davon ab und zog mich mit sich.

„Wie kommt es, dass du dich hier so gut auskennst?“

Er nickte zum Park hinüber. „Nanashi und ich haben früher öfter hier gespielt. Meine Tante und mein Onkel wohnten gar nicht weit entfernt und da waren wir oft in der Gegend. Das fiel mir wieder ein, als du mich in die Wohnung brachtest.“

„Wohnen sie jetzt woanders?“

„Ja. Nach der Beerdigung wollten meine Eltern, dass ständig jemand auf mich achten kann, darum baten sie meinen Onkel und meine Tante, bei ihnen einzuziehen. Genug Platz hatten wir ja.“

Wie bitter musste es für seine Eltern gewesen sein, als sie die Befürchtung geteilt hatten, dass er sich etwas antun würde? Ich mochte mir das gar nicht vorstellen – aber ich beneidete ihn auch fast schon darum, meinen Eltern wäre das immerhin egal gewesen.

Obwohl... Zetsu war eine ganz andere Art von Mensch, bei ihm wären vielleicht sogar mal meine Eltern besorgt gewesen.

„Du wohnst noch nicht lange hier, nicht?“

Ich nickte bestätigend und sah wieder zu ihm hinüber. Er lächelte leicht. „Nanashi und ich waren oft auf dem Spielplatz hier... aber in der Nähe gibt es auch eine alte U-Bahn-Station. Dort waren wir auch sehr oft. Wir sollten vielleicht mal dort vorbeigehen.“

Dieses Angebot überraschte mich. Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass er dort nicht hingehen wollte, da es schmerzhafte Erinnerungen hervorrufen könnte, aber möglicherweise glaubte er, ich könnte ihm tatsächlich eine Stütze sein. Ich konnte nicht anders und musste lächeln, als mir dieser Gedanke kam. „Klar, gern.“

Noch dazu war ich noch nie bei einer stillgelegten U-Bahn-Station gewesen, das würde mit Sicherheit mal aufregend werden.

„Danke, Leana.“

Bei diesen Worten, das von einem überraschend warmherzigen Lächeln begleitet wurde, spürte ich ein angenehm warmes Gefühl in meinem Inneren. Das war mit Sicherheit keines seiner gestellten Lächeln, mit denen er sonst um sich schmiss.

Es war so... einfach unbeschreiblich. Man nehme das Lächeln von Johnny Depp, Brad Pitt und... wer auch immer sonst angesagt ist, mischt es einmal gut durch, packt noch ungefähr zehnmal Umwerfend dazu und schon hat man die Mimik von Zetsu, die mein Herz selbst heute noch beim bloßen Gedanken daran, schneller schlagen lässt.

Während meine Gedanken sich noch immer allein um ihn drehten, spürte ich plötzlich, wie meine Knie den Boden berührten und etwas anderes, viel Weicheres sich um meine Hüfte geschlungen hatte.

Ich musste mehrmals blinzeln, bis ich begriff, dass ich offenbar wieder umgefallen war. Langsam wurde das wirklich peinlich – doch ich konnte mich nicht lange mit meiner Scham aufhalten, da ich bereits Zetsus besorgte Stimme hören konnte: „Alles okay?“

Ich nickte langsam und bemerkte dabei, dass Zetsu offenbar versucht hatte, meinen Sturz abzufangen, es waren seine Arme, die ich um meine Hüfte spüren konnte.

Er lächelte erleichtert. „Oh, gut. Hast du oft solche Schwächeanfälle?“

Im Gegensatz zu sonst wirkte er ehrlich besorgt, keinerlei Spott schwang in seiner Stimme mit und genau das verunsicherte mich in dieser Situation mehr als alles andere. „Uhm... nein, ich glaube nicht.“

„Dann kommt die umwerfende Wirkung von mir?“

Lachend zwinkerte er mir zu und half mir wieder nach oben.

„Du bist gemein“, brummte ich und löste mich von ihm.

„Tut mir Leid, aber...“ – er zögerte einen kurzen Moment – „ich konnte einfach nicht widerstehen.“

Doch sein Blick sagte mir da etwas anderes. Mit einem Mal begriff ich, warum er sich mir gegenüber so verhielt – zumindest glaubte ich, dass ich es verstand und meine Version gefiel mir äußerst gut.

Zetsu mochte mich – wie sehr konnte ich damals natürlich nicht sagen – aber ihm fehlte die Erfahrung, wie er damit umgehen oder es mir gar vermitteln sollte. Also flüchtete er sich in die einzige Möglichkeit, die er kannte: Spott und Sarkasmus oder was er eben dafür hielt.

Doch schon im nächsten Moment wandelte sich seine Stimmung wieder. „Soll ich deine Hand nehmen, falls du noch einmal umfällst?“

Er grinste nicht mehr, seine Mimik war so sanft, dass es mich sprachlos machte und ich nur nicken konnte. Lächelnd ergriff er meine Hand ehe wir weiterliefen.

Inzwischen war ich dieses Gefühl, das dabei in mir freigesetzt wurde, schon gewöhnt, aber dennoch war es immer wieder eine wahre Explosion von Endorphinen, die mich glücklicher machte als jedes Antidepressivum es in meinem Leben je hatte schaffen können.

Zum ersten Mal fühlte ich mich wirklich glücklich, so wie es in all diesen kitschigen Büchern und Filmen immer erzählt wurde und ich war entschlossen, alles zu tun, damit Zetsu dasselbe irgendwann auch sagen könnte – ich müsste nur noch herausfinden, wie ich das am besten anstellen sollte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  LeanaCole
2012-07-13T10:00:43+00:00 13.07.2012 12:00
Wenn jetzt schon andere kommen und meinen sich meiner Fehler annehmen zu müssen, sagt mir, dass ich ein schlechter Beta-Leser bin. Ich muss echt aufmerksamer werden.


doch bitte vorsichtig zu sein, wenn ich mit Zetsu intim werden wollte.

Hahahahahahahahahahahahahahahahahahahahaha!
Das ist so geil! Typisch Isolde!
Der Moment ist einfach so krass! XD


„Wir sollten heiraten, damit sie meine Schwägerin wird.“

Wieso muss ich jetzt an Ayumu denken? XD
Anyway. Wieso heiraten? Ihr seid doch schon wie ein Ehepaar, wenn ich mir so ansehe, wie ihr hier gerade miteinander umgeht :3


Hm, mein Kommentar fällt recht kurz aus, wie ich bemerke... irgendwie werden sie von Kapitel zu Kapitel weniger. Aber ich will unbedingt weiterlesen XD
Aber ich muss hier auf jeden Fall loswerden, wie sehr ich dieses Kapitel mag, weil es so ungeheuer romantisch ist (ich bin eben eine verkappte Romantikerin) und man das Knistern zwischen den beiden sehr gut sehen kann. Es ist toll *___*
Ich finde, dass du es sehr gut rübergebracht hast und jetzt will ich unbedingt weiterlesen XD
Von: abgemeldet
2011-09-18T20:29:22+00:00 18.09.2011 22:29
Ich mag den Titel, er klingt vielversprechend. >D
Mal sehen, ob meine Erwartungen erfüllt werden~ *anfang zu lesen*

> Aber so richtig ärgern konnte ich mich nicht darüber, denn als ich aufwachte, blickte ich direkt in Zetsus noch schlafendes Gesicht.
Oh, das erinnerte mich sofort an eine Szene aus Kamikaze Kaito Jeanne, dem Manga. Da wacht Marron eines morgens auch auf und blickt direkt in Chiakis Gesicht (ich glaube es war, als sie nach ihrer "Zeitreise" wieder erwachte, nachdem sie aus dem Fenster gestürzt war, aber sicher bin ich nicht). Ich erinnere mich daran, wie süß ich die Szene fand und das gleiche gilt auch für die hier.
Wenn bei den beiden keine Liebe im Spiel ist, dann weiß ich auch nicht weiter. <3

Damit ich mich nicht gleich die ganze Zeit wiederhole, hier einmal zu Anfang ein großes Awwwwwwwwwwwwwwwwwww~ für alles, was ich im Kapitel superüß finde. =3

> Außerdem waren meine Beine eingeschlafen und das war ein äußerst unangenehmes Gefühl, wie man sich denken kann.
Brrrrrr~ Ich hasse dieses Gefühl! >.<
Ich hatte es heute noch auf der Connichi, dass mir ein Bein eingeschlafen war, ich bin über die Wiese gelaufen wie ein Krüppel. :,D

> Es konnte doch unmöglich so wie in all den Filmen und Büchern sein, dass die Leute wirklich so etwas murmelten, wenn sie aufwachten, sich aber noch im Halbschlaf befanden.
Laut meiner Freundin, kann ich das auch sehr gut, irgendwelche Dinge im Halbschlaf zu mumeln. XDD
Ich würde das gerne auch mal bei jemandem beobachten. >.<

> doch bitte vorsichtig zu sein, wenn ich mit Zetsu intim werden wollte.
Wuss?!? XDDDDDDDDDDD
Isolde ist ein Kracher, einfach zu genial. :,D
Ich an Leanas Stelle, würde sie dafür auch hassen. XD

> dass ich eigentlich erwartet hatte, ihn in Unterwäsche vor mir zu sehen.
Oh Leana, deine Gedanken um Unterbewusstsein bezüglich Zetsu sind so köstlich. ^^

> Trotz der Vorbereitung verschluckte ich mich an meinem Brot und hustete mehrmals, während er amüsiert lachte.
XDDDDDDDDDDDDDDD
Ich muss wohl nicht mehr sagen, dass ich die ganze Situation genial finde? Wie im letzten Kommi schon gesagt, gefällt mir ohnehin grad die ganze Stimmung zwischen Leana und Zetsu. <3

> „Du wohnst noch nicht lange her, nicht?“
"Hier" ^^

> Es war so... einfach unbeschreiblich. Man nehme das Lächeln von Johnny Depp, Brad Pitt und... wer auch immer sonst angesagt ist, mischt es einmal gut durch, packt noch ungefähr zehnmal Umwerfend dazu und schon hat man die Mimik von Zetsu, die mein Herz selbst heute noch beim bloßen Gedanken daran, schneller schlagen lässt.
Brad Pitt? *q*
Johnny Depp? *q*
... Von welchen Planeten stammt Zetsu? Er kann unmöglich ein normaler Mensch sein, bei so viel Awesomeness. o___Ô
Das kann einem ja beinahe Angst machen. :,D

> „Dann kommt die umwerfende Wirkung von mir?“
XDDDDDDDDDDDDDDDD
Hey, den Gedanken hatte ich aber auch. XD

> Doch sein Blick sagte mir da etwas anderes. Mit einemmal begriff ich
Leertaste ^^

*auf die fünfte Seite starrt*
*irritiert blinzelt*
Warum wird denn da eine komplett leere Seite angezeigt (zumindest bei mir)? :,D

Ich kann nur sagen, dass ich (und ich weiß, ich wiederhole mich) die Stimmung zwischen den beiden sehr mag. Du weißt inzwischen, zu kitschigen Liebeskram mag ich eigentlich nicht, aber den beiden gönn ich es und bei ihnen stört es mich gar nicht, sondern ich bin mit jeder Zeile mehr und mehr begeistert von den beiden. <3
Ich bin richtig glücklich, wie die beiden momentan miteiander Zeit verbringen. Sie sind doch einfach füreinander gemacht.
Ich finde übrigens immer noch, dass du Leanas Gefühle gut zum Ausdruck bringen kannst, ich genieße wirklich alles. Wie immer freue ich mich auf das nächste Kapitel. =)


Zurück