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Wertvolle Familie

von

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Arbeitsbeginn

„Ach, scheiße!“ Reita sah mich an und sagte für ihn ungewöhnt einfühlsam: „Tut mir echt Leid. Das hast du nie erzählt.“ Während er mich mitleidig ansah, wischte er geistesabwesend den Sabber Rukis, der im auf die Hand getropft war, am Hemd des Sängers ab.

Der ließ sich davon nicht weiter beeindrucken und schlief einfach weiter.

Kai umarmte mein Lieblingssofakissen, als hinge sein Leben davon ab und seine Augen schimmerten verdächtig. „Komm schon, wenn ich nicht weinen muss, musst du das erst recht nicht.“ Ich legte einen Arm um ihn und tätschelte seine Schulter.
 

Kapitel 5 Arbeitsbeginn
 

Hastig sprangen wir aus der U-Bahn, die uns in die Nähe des Krankenhauses gebracht hatte. Der Rettungshelfer hatte am Handy sehr sachlich geklungen, was in mir das Bedürfnis weckte auf etwas einzuschlagen. Wenn jetzt auch noch Susan starb, was blieb mir dann noch?
 

Mit Uruha an der Seite stürmte ich in die Eingangshalle. Es herrschte Hochbetrieb. Überall rannten Sanitäter herum und Verletzte warteten darauf verarztet zu werden. Da die Dame an der Rezeption alle Hände voll zu tun hatte, wandte ich mich an eine junge Frau, die mit einem kleinen Mädchen auf einem Stuhl an der Eingangstür saß. Das Kind hatte einen dicken Verband um die Stirn gewickelt. Auf meine Frage hin, was passiert war, antwortete sie, dass ein Auto in eine Menschentraube gefahren war. Warum wusste sie auch nicht, schob es aber auf plötzlich aufgetretenes Glatteis.

Da ging ich doch zur Anmeldung, um vielleicht ein paar Informationen über Susan einholen zu können. Viel konnte die Dame mir auch nicht sagen außer, dass Susan noch im OP wäre und ich zu warten habe. Frustriert lief ich von der einen Seite des Wartezimmers zur Anderen und wieder zurück. Währenddessen telefonierte Uruha mit seiner Chefin. Mitten in meiner festgelegten Route stand er plötzlich vor mir und drückte mir sein Handy in die Hand.

„Die Chefin will mit dir reden.“ Etwas unwirsch meldete ich mich, war ich doch viel zu besorgt um Susan, um freundlich zu sein. „Ich würde mich gerne dafür bedanken, dass du auf Uruha aufgepasst hast.“, erwiderte eine Stimme am anderen Ende der Leitung, die direkt aus den erotischen Fantasien eines jeden Mannes zu springen schien. Wenn sie auch nur halb so gut aussah, wie sie am Telefon klang, musste sie ein männermordendes Monster sein.

Mürrisch winkte ich ab. „Das is doch nicht das Thema. Das hab ich gerne gemacht, da gibt es nichts zu danken.“ Beinah konnte ich hören, wie sie schmunzelte. „Ich hab gehört, dass du eine Arbeit suchst und ich hätte dich gerne bei uns. Du kannst ja mal nen Tag Probe arbeiten und schauen, ob es dir gefällt.“ Schnell ging ich die Situation um Kopf durch .

Wie es um Susan stand wusste ich noch nicht und Tetsu … war tot. Schnell schluckte ich das aufsteigende Heulgefühl herunter. Wir brauchten das Geld verdammt!

„Ich … kann ja mal vorbei kommen.“, erklärte ich stockend. „Das freut mich zu hören.“, erwiderte meine neue Chefin und es klang ehrlich erfreut.

„Jetzt reich mir doch mal eben Uruha.“ Ergeben gab ich das Handy seinem Besitzer zurück.

Während Uruha mit Hanami plauderte, begann ich wieder damit meine Runde zu drehen und ließ meinen Blick dabei durch den Raum schweifen. Das kleine Kind mit dem Verband schaukelt auf seinem Sitz herum. Als es mich sah, grinste es mich an und ich bemerkte, dass ihm ein Schneidezahn fehlte. Müde lächelte ich zurück und lief weiter. Eine alte Frau beklagte sich, dass ihr die Hüfte wehtat, woraufhin ihre Nachbarin erwiderte, dass sie verdammt noch mal froh sein konnte, dass ihr überhaupt noch was weh tat. Sie könnte ja genau so gut schon tot sein! Daraufhin wurde die erste sauer und behauptete, dass sie lieber tot wäre, als noch einen Augenblick in der Nähe der Anderen zu verbringen. Noch bevor ich mich mit der bevorstehenden Schlammschlacht unter greisen Frauen beschäftigen konnte, winkte mich die Dame von den Rezeption zu sich.

Susan wäre aus dem OP gekommen und es sähe auch ganz gut so weit aus. Ich könnte sie auch besuchen, nur wach wäre sie noch nicht. Nachdem sie mir auch noch die Zimmernummer gegeben hatte, rannte ich los Richtung Treppenhaus. Bis der Fahrstuhl unten war, war ich schon oben!

Etwas außer Atem oben angekommen, wurde ich auch Uruha gewahr, der mir hinterhergejagt war. „Dass man in Krankenhäusern nicht rennen darf ist dir wohl egal?“

„Du sagst es.“, grummelte ich und wandte mich dem rechten Gang zu. „Susans Zimmer ist im anderen Gang.“, flüsterte Uruha mir zu. „Weiß ich doch!“, fauchte ich, schnappte mir seine Hand und zog ihn den linken Flur runter. Vor der letzten Tür stoppte ich, atmete tief ein und betrat dann leise das Zimmer. Susan war an mehrere Maschinen angeschlossen und war nahezu so weiß wie ihre Bettwäsche. Bei ihrem Anblick wurde mich doch leicht schwindelig und taumelnd ließ ich mich auf dem Stuhl neben ihrem Bett nieder.

Ihre Hand war erschreckend kalt als ich sie berührte und schnell überprüfte ich ob sie denn tatsächlich noch atmete. Tatsächlich! Kaum merklich hob und senkte sich ihre Brust.

Schaudernd schloss ich die Augen. Wenigstens Susan lebte noch, auch wenn Tetsu...

Ich wollte den Gedanken gar nicht zuende führen.

Müde sah ich auf die Uhr. Um halb eins in der Nacht sollte ich eigentlich schon längst zuhause sein. Wenn Susan wach wäre, würde sie mir dafür mit Sicherheit den Hals umdrehen.

Seufzend richtete ich mich auf. „Wir sollten gehen.“, sagte ich und wandte mich Uruha zu, welcher mich fragend ansah. „Wir können ja doch nichts tun, außer zu warten.“ Gähnend erhob ich mich und wickelte meinen roten Lieblingsschal um die Stuhllehne. Wenn Susan aufwachte, wäre er das Erste, was sie sehen würde. „Damit du weißt, dass ich da war.“, flüsterte ich ihr zu, trat mit Uruha in den Flur hinaus und schloss leise wieder die Tür. Diesmal ließ ich mich auf den Fahrstuhl ein. Erschöpft ließ ich mich gegen Uruha sinken.

Als sich die Türen des Fahrstuhls öffneten kam ein junger Arzt auf uns zu. „Genau sie hab ich gesucht. Sie müssen noch den Toten identifizieren.“ Allein bei diesen Worten drehte sich mir schon der Magen um, aber ich wusste ja, dass dies notwendig war. Stumm nickend folgten wir ihm. „Wie kommen Sie eigentlich auf mich?“ „Na ja, als wir die zuletzt gewählte Nummer eingaben, klingelte das Handy seiner Begleiterin und ihre letzte Nummer war nun mal die von Ihnen. Und ich hab ihre Stimme wiedererkannt.“, erklärte er und lächelte mich gewinnend an.

Innerlich verdrehte ich die Augen und wollte einfach nur noch weg.
 

Als wir endlich das Krankenhaus verließen, fühlte ich mich schlimmer, als jemals zuvor.

Susan hatte dem Laster wohl noch rechtzeitig ausweichen können, war aber von den panischen Menschen niedergetrampelt worden und hatte mehrere innere Verletzungen. Tetsu hatte das Kind aus der Eingangshalle zur Seite gerissen, war aber mit dem Genick gegen einen Laternenpfosten geknallt, welches gebrochen war. Zum Glück war seine Leiche nicht noch weiter entstellt gewesen. Denn ich glaube, dass hätte ich nicht ausgehalten.

Die Mutter des Kindes hatte uns ihr aufrichtiges Mitleid ausgedrückt und das Kind hatte drauf bestanden, dass ich seinen Teddy behalte. „Den hat mir mein Papa geschenkt, aber der ist schon tot und jetzt kannst du den haben.“, sagte es und reichte mir den recht versifften Teddy.

Ich sah das Plüschtier an und es starrte einäugig zurück. „Ich werde ich ihn in Ehren halten.“, versprach ich und drückte das Kind und den Teddy an mich.
 

Zuhause angekommen, schmiss ich meine Sachen von mir und ließ mich ohne große Umschweife ins Bett fallen. „Willst du dich nicht noch umziehen?“, fragte Uruha, halb unter den Sofadecken verborgen. „Ne, nur noch schlafen.“, murmelte ich und machte die Lampe auf meinem Nachttisch aus. Eine Zeit lang starrte ich ins Dunkel. "Ich kann nicht schlafen.", stellte ich laut fest. "Kommst du rüber?" Wenige Moment später hörte ich erst das Sofa leise knarren, dann ein dumpfes Geräusch, einen leisen Fluch und dann rollte ich etwas zur Seite als Uruhas Gewicht die Matratze nach unten drückte. "Was war's?", fragte ich. "Zeh gegen Bettpfosten." Er seufzte neben mir. "Das mit Tetsu tut mir Leid. Er schien eigentlich ganz nett zu sein." Plötzlich löste sich der Kloß in meiner Kehle und die ersten Tränen rannen ungehindert über meine Wangen. Ein Wimmern drängte sich aus meiner Kehle ins Freie und ich begann hemmungslos zu schluchzen. "Hey." Schlanke Arme zogen mich in eine Umarmung. "Sssssch, ganz ruhig.", sagte Uruha, während er mir sanft über den Kopf streichelte. Ich konnte gar nichts sagen. Mein Brustkorb fühlte sich an, als würde er zerquetscht werden. Also vergrub ich mein Gesicht nur an Uruhas Hals und heulte mich in den Schlaf.
 

Als ich aufwachte brannten meine Augen und fühlten sich an als seien sie total verquollen.

Ich wankte ins Badezimmer und klatschte mir eine Hand voll kaltes Wasser ins Gesicht. Beim Aufrichten fiel mein Blick auf Tetsus Pflegeset. Mir wurde schlecht, gleichzeitig wurde meine Sicht wieder verdächtig verschwommen. Auf dem Weg in mein Zimmer hörte ich laute Stimmen aus der Küche und ging nachsehen, was dort vor sich ging.

"Das du mich noch nicht eher angerufen hast!" "Aber Frau Matsumoto, da war es doch noch mitten in der Nacht!" "Und jetzt ist es fast Mittag du Trantüte! Du dachtest doch nicht, dass..."

Ich räusperte mich leise. Uruha und Frau Matsumoto fuhren ruckartig mit den Köpfen herum.

"Kate, Liebes!" Die ältere Dame kam auf mich zu und drückte mich an sich. "Das ist ja ganz furchtbar was da passiert ist." Ich legte die Arme um sie und ließ mich gegen ihren weichen Busen sinken. Ausgelaugt, ja so fühlte ich mich plötzlich. "Wenn es irgendetwas gibt, was ich und meine Familie für euch tun können..." "...dann lasse ich Sie es wissen.", sagte ich müde und rang mich zu einem Lächeln durch. "Ich hab eine ganz wunderbare Idee!", sagte sie da. "Ihr beiden kommt mit zum Mittagessen und keine Ausreden oder Widerreden. Ich warte hier auf euch."
 

Obwohl die Stimmung beim Mittagessen am Anfang relativ angespannt war, lockerte sie sich jedoch recht schnell, da es Kiku und Nami nicht lassen konnten Takanori zu ärgern. Zwar immer gut versteckt, aber seine Reaktionen darauf waren es ganz und gar nicht. Herr Matsumoto war davon weniger begeistert als die beiden Mädchen. "Aus irgend einem komischen Grund hatte ich immer gehofft, dass du mal ein anständiger, wohlerzogener junger Mann werden würdest, aber die Hoffnung kann mich mir wohl abschminken.", sagte er und rieb sich entnervt über die Schläfen. Sein Sohn sah daraufhin erst zerknirscht aus, dann aber auch zum Teil trotzig. "Aber die beiden Monster haben angefangen." "Du benimmst dich als wärst du zwölf.", ließ seine Mutter verlauten und obwohl mir noch nicht wieder danach war, musste ich bei Takas Gesichtsausdruck kichern. Er schaute mich vorwurfsvoll an. "Jetzt fang du doch nicht auch noch an." Ich blickte möglichst unschuldig drein. "Womit denn, bitte sehr?" Der Kleine schnaubte nur. "Ja ja, hackt nur alle auf mir rum."

In dem Moment klingelte es an der Haustür. Taka und Kiku sprangen gleichzeitig auf. "Ich geh, ich geh!", rief das Mädchen. "Nein, tust du nicht! Das ist mein Besuch!" Während sich die Beiden zankten, hüpfte Nami von ihrem Stuhl und wuselte zwischen ihnen hindurch zur Tür.

"Hi Aoi!" "Oh, hey meine Süße." Neugierig lehnte ich mich etwas nach hinten, um den Besuch in Augenschein zu nehmen. Doch so wie er jetzt stand konnte ich nur eine schlanke, schwarzhaarige Gestalt sehen, die Nami hochhob und ihr einen Kuss auf die Wange drückte.

Nami kicherte und zog damit die Aufmerksamkeit der beiden Streithähne auf sich.

"Hey, ich wollte zuerst.", beschwerten sich beide lautstark, woraufhin Aoi anfing zu lachen. "Keine Sorge, es kommt jeder dran.", versicherte er ihnen und wiederholte das Gleiche mit Kiku und Taka. "Boah, Alter! Ne Umarmung hätte gereicht.", maulte Taka und wischte sich mit dem Handrücken über die von Aoi geküsste Wange. Dieser grinste jedoch nur schelmisch.

"Das klang aber eben ganz anders." Taka knurrte. "Komm jetzt mit nach oben, du Trottel!", sagte er und zog seinen Freund mit nach oben. Der warf noch einen Blick in unsere Richtung und ich konnte ein bildhübsches Gesicht mit schwarzfunkelnden Augen erkennen.

"Hallo an wer-auch-immer-da-sitzt!", rief er noch, dann wurde oben eine Tür zugeschlagen.

Ich blinzelte erst mal verwirrt und wandte mich dann an Frau Matsumoto. "Ist das immer so, wenn Aoi da ist?" Bevor diese allerdings antworten konnte, mischte sich Kiku ein. "Immer! Taka ist total ... ähm..." Sie schaute ihre große Schwester an. "Besitzergreifend.", sagte diese.

"Genau! Taka ist total besitzergreifend. Der lässt uns nie mit Aoi spielen.", sagte sie und stocherte auf ihrem Teller herum. "Ich fand ihn auch ganz nett, so auf den ersten Blick. Oder Ruha?", sagte ich lachend und stupste ich an. Damit riss ich ihn wohl aus seinen Gedanken. "Was? Oh ja, nett, genau." "Weißt du überhaupt, wovon wir geredet haben?", fragte ich, während sich die Tischrunde allmählich auflöste. "Aoi?", mutmaßte er. "Das klang jetzt aber sehr geraten." "Tut mir Leid." Ich seufzte und zerwuschelte ihm dann die Haare. "Was sollte das denn jetzt?!", giftete er. "Ach nichts, ich bin nur grad froh dich und nicht Taka als Bruder zu haben. Man ist der ne Zicke." "Hatten wir da jemals thematisiert? Also das mit dem Bruder?", fragte Uruha erstaunt. "Ich tu einfach mal so, als hätten wir dich adoptiert.", meinte ich grinsend.
 

Als Uruha es sich mit den beiden Mädchen im Wohnzimmer gemütlich gemacht hatte, bat mich Frau Matsumoto, ihrem Sohn und Aoi den Nachtisch hoch zu bringen. Ich nahm das Tablett und warf noch einem Blick zu Uruha. Dieser hatte sich ein Märchenbuch geschnappt und hatte angefangen den beiden Kleinen vorzulesen. Herr Matsumoto hatte seine Zeitung weggelegt und sich zu den Dreien auf das große Sofa gesetzt, um ab und zu mit verstellter Stimme mitzulesen, was die Mädchen zum kichern brachte. Ich freute mich für Uruha, dass er hier so gut aufgehoben war.

Am oberen Absatz der Treppe angekommen, sah ich mich um. Probehalber ging ich zur Tür, die mir am nächsten war und horchte. Was ich da hörte war seltsam. Erst mal rhythmisches Quietschen des Bettes und dann Keuchen von Ruki. "Hey übertreib nicht so." Das war jetzt Aoi. Eine leichte Röte machte sich auf meinen Wangen breit. „Ach was! Einmal geht noch!“, sagte Taka, dann hörte ich einen Zusammenstoß und ein verhaltenes Stöhnen von beiden. Fast wäre mir das Tablett aus der Hand gefallen. „Verdammt, das hat wehgetan.“, murrte Aoi.

„Woah, is ja gut. Ich holt dir eben was dagegen. Mann, bist du empfindlich.“ antwortete Taka und riss nur Sekunden später die Tür zu seinem Zimmer auf, grade als ich davon stehlen wollte. Er starrte mich aus großen Augen an und ich starrte zurück. Seine verschwitzten Haare, das rote Gesicht und das Fehlen des T-Shirts. Sie hatten doch nicht…?

„Was machst du denn hier? Bist du nen Spanner oder was?“ „Nein bin ich nicht, du Giftzwerg. Ich sollte euch nur den Nachtisch nachbringen.“ „Wie hast du mich grade genannt?“ „Taka-chan!“, erklang die Stimme von Aoi leidend aus dem Zimmer. „Is ja gut!“

Der Zwerg flitzte nach unten. Eigentlich hatte er noch nicht mal so Unrecht. Ein bisschen Neugier konnte doch nicht schaden, also stellte ich das Tablett ab und lugte um die Ecke. Aoi saß auf Takas Bett und hielt sich die offenbar schmerzende Stirn. „Alles klar bei dir?“ Meine Stimme schien ihn aufzuschrecken. „Ja, wenn Taka nicht so einen Dickschädel hätte, wär es aber besser.“ Ich sah ihn nur verwirrt an. „Wenn ich zu Taka komme, machen wir immer erst etwas Sport, bevor wir mit der Musik anfangen. Heute hat er mit Sit-ups angefangen. Ich hab seine Beine auf dem Bett festgehalten und er musste dann mit dem Oberkörper hochkommen. Grade eben ist er aber mit zu viel Schwung hochgekommen und hat mir mit seinem Quadratschädel ne Beule gehauen.“, erklärte er lächelnd und zeigte mir zur Bestätigung seine Stirn. Tatsache, da war wirklich ne dicke Beule. Ich seufzte erleichtert, waren meine Gedanken also abwegig gewesen. „Sag mal was bist du denn so rot?“ Ich wurde noch eine Spur röter. „Klang das so zweideutig von draußen, was wir gemacht haben?“ „Ähm… ich…naja, es klang schon so als hättet ihr…also du und er…“, stammelte ich verlegen. „…Sex?“, hakte Aoi nach, grinste breit und spielte dann mit der Zunge an seinem Lippenpiercing, von dem ich mich jetzt fragte, warum es mir erst jetzt auffiel. Grade als er etwas sagen wollte, betrat Taka das Zimmer, in jeder Hand eine Schüssel Mangopudding und einen Beutel Eis unter den Arm geklemmt.

„Worüber quatscht’n ihr da bitte?“ „Über dich und mich.“, sagte Aoi, während ich gleichzeitig „Nix besonderes!“ sagte. Der Kleine schaute skeptisch von Einem zum Anderen, ließ es aber dann mit einem „Okay?“ dabei bewenden. „Was macht ihr eigentlich für Musik?“

„Taka schreibt selber Songs.“, sagte Aoi und zerwuschelte seinem Freund die Haare.

„Ja, das tu ich!“, sagte Dieser mit stolzgeschwellter Brust, während er versuchte sich die Haare wieder zu richten. „Ich singe und er spielt Gitarre.“, meinte er und nickte mit dem Mund voller Mangopudding zu Aoi. „Oh cool! Darf ich mal was hören?“, fragte ich mit leuchtenden Augen. „Klar, warum nicht?“, meinte Aoi, ging zum Schreibtisch, zog unter Unmengen von Notenblättern eines hervor und reichte es Taka. „Nehmen wir das.“ „Das ist doch noch gar nicht fertig!“ „Ja, aber trotzdem eines deiner besten Stücke.“ „Na, wenn du das sagst.“, murmelte Taka und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, während Aoi seine Gitarre holte. Als er anfing so spielen, war ich gebannt und als Taka mit seinem Gesang begann, war ich absolut sprachlos. Doch so schnell wie das Stück begonnen hatte, hörte es auch wieder auf. „Wahnsinn was für Töne aus einem so kleinen Körper kommen können!“, platzte es auch mir heraus. „Klappe! Du bist doch selber kaum größer!“, fauchte Taka beleidigt. „Nein nein, ich meine, dass ich es absolut bewundernswert finde, wie du singst. Tschuldigung, wenn das jetzt falsch rüberkam.“, erklärte ich mit leuchtenden Augen. Als der Sänger dann erst ungläubig guckte und dann rot anlief, fiel mein Blick auf die Uhr. Verdammt! Ich wollte doch noch ins Krankenhaus! „Hört mal ich bin dann mal weg.“, sagte ich und sprang auf. An der Tür drehte ich mich noch einmal um. „Ich heiße übrigens Kate.“, sagte ich mit einem Blick auf Aoi und lief dann so schnell ich konnte die Treppe runter. Im Wohnzimmer angekommen musste ich dann allerdings feststellen, dass Uruha über dem Geschichtenerzählen eingeschlafen war. Also bat ich Frau Matsumoto ihm auszurichten, dass ich ihn dann bei der Arbeit sehen würde und sagte ihr, wann sie ihn bitte wecken müsste.

Danach musste ich schon fast rennen, um die nächste Bahn zum Krankenhaus zu kriegen.
 

Schwitzend stand ich knappe fünfzehn Minuten später in der Bahn. Ich hatte echt noch Glück gehabt, denn in dreißig Sekunden würden sich die Türen schließen. Grade als ich tief durchatmete, hörte ich von draußen einen Schrei. „Scheiße!“ Ich sah mich um und erblickte einen bunten Freak, der auf die Bahn zurannte und verzweifelt die Hand ausstreckte. Ohne lange zu überlegen machte ich einen großen Schritt nach vorne, packte seine ausgestreckte Hand und zerrte ihn nach drinnen. Direkt nach seinen Füßen schlossen sich die Türen. Was ich allerdings nicht bedacht hatte war, dass wir genug Schwung hatten um mich umzuwerfen. Also landete erst ich auf dem Boden und er auf mir drauf. Natürlich schlug ich mir den Kopf an und hätte jetzt wirklich nicht lieber getan, als den Typ in den Hintern zu treten. Der rappelte sich jetzt auf und zog mich auf die Beine. Jegliche Verwünschung blieb mir erstmal im Hals stecken. Der war ja nicht nur kunterbunt, sondern auch verdammt groß! Dann allerdings fand ich meine Sprache wieder. „Bist du bescheuert? Das hätte verdammt noch mal ins Auge gehen können!“ Ich funkelte ihn böse an. „Wieso? Du warst doch da.“, sagte er leichthin und grinste frech. „Danke übrigens. Hast du dir wehgetan?“ „Nur den Kopf angestoßen, aber das geht schon. Und bei dir?“ Gerade als er antworten wollte, hatten wir die nächste Station erreicht und wurden von einer Horde Angestellter zusammengedrängt. Gott sei dank schirmte der Buntschopf mich ab, sonst wäre ich wahrscheinlich zerquetscht worden. Dafür waren wir uns aber auch ungewollt näher gekommen. „Um zu deiner Frage zurück zu kommen. Ja, mir geht’s gut, auch wenn mir deine Titten fast die Luft abdrücken.“ Wieder grinste er so verdammt frech! „Hey! Ich hab deinen Schwanz im Bauchnabel und beschwer mich ja auch nicht!“, antwortete ich böse. „Darüber hat sich bis her ja auch noch nie eine beschwert.“, antwortete er lachend. „Dann bin ich halt die Erste!“, fauchte ich ihn an und quetschte mich an ihm vorbei zum Ausgang. Perverser Vollidiot!
 

Als ich das Zimmer betrat in dem Susan lag, verrauchte die Wut über den Idioten mit einem Schlag. Susan lag im Bett und schaute mich an. „Hey.“ Plötzlich wurde meine Stimme ganz zitterig und beinah hätte ich mich auf Susan geworfen, war ich doch so froh, dass es ihr besser ging. Ihre Stimme hingegen klang rau, als sie mich fragte wie es mir gehe. „Wie es mir geht? Das sollte ich doch besser dich fragen.“ „Ich hab Schmerzen im Nacken, eine gebrochene Hand, ein mehrfach gebrochenes Bein und wohl mehrere gebrochene Rippen. Es ist also ziemlich viel kaputt.“, antwortete sie wahrheitsgemäß und bat mich ihr das Glas Wasser vom Nachttisch zu geben. "Soll ich dir beim trinken helfen?", fragte ich besorgt nach. "Mach dich nicht lächerlich, die andere Hand funktioniert prima.", antwortete Susan, bevor sie einen Schluck trank. "Tetsuhiro ist tot, nicht wahr?", fragte sie dann und starrte in ihr Wasserglas. "Ich hab wohl echt kein Glück mit den Männern.", sagte sie, noch bevor ich antworten konnte, gleichzeitig begannen ihr die ersten Tränen über die Wangen zu laufen und fielen ihr dann auf ihr Hemd. "Erst David und jetzt Tetsu." Als sie auch noch zu schluchzen begann, setzte ich mich zu ihr aufs Bett, nahm sie in den Arm und streichelte ihr, so wie Uruha gestern, über das kurze Haar.

"Du bist die Einzige, die mir noch geblieben ist und jetzt muss ich mich als Mutter auch noch von meinem Kind trösten lassen." Sie wischte sich energisch über die Augen. "Jetzt muss ich erst mal schnell gesund werden. Gib mir doch mal bitte meine Medikamente." Als ich sah wie viele Schachteln und Dosen es waren, bekam ich eine Gänsehaut. "Musst du die wirklich alle nehmen?", fragte ich kleinlaut. "Wenn ich gesund werden will schon.", antwortete sie und schluckte die ersten Tabletten. Ich wartete bis sie fertig war, dann sah ich wie sie müde wurde. "Vielleicht solltest du jetzt schlafen." "Ich glaubte das wäre gut, ja.", murmelte Susan schläfrig und ließ sich in die Kissen zurücksinken. Ich deckte sie zu und flüsterte noch "Bis morgen, Mum.". Ob sie es noch mitbekam, weiß ich nicht.
 

Eine schlappe Stunde später stand ich mit Uruha vor nun unserem gemeinsamen Arbeitsplatz.

"Bist du bereit?" "Klar, bleibt mir ja auch nicht anderes übrig.", sagte ich und verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. "Na dann los.", sagte Uruha und öffnete die Tür.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Flecki49
2013-07-19T11:53:10+00:00 19.07.2013 13:53
Hui, das waren ja ziemlich viele Informationen auf einmal!
Und ja, ich hab in lezter Sekunde dran gedacht ;)
Also... hm. ist schon furchtbar, das mit Tetsu... obwohl ich ihn ja nicht recht leiden mochte. Aber über die Toten nur Gutes! Ich hoffe, mit Susan geht es jetzt bergauf. Süß, die Szene mit dem Teddy^^
Und die Formulierung - 'männermordendes Monster' - zu gut! ich musste echt lachen, trotz der an sich traurigen Situation.
Wird der bunthaarige Punk im Zug egtl nochmal wichtig? War auch eine sehr nette Szene =)

Und Taka und Aoi- Lol. Gut, das sie noch Klamotten anhatten xD
Die beiden sind echt niedlich zusammen.
Der liebe Uruha ist mir fast ein wenig zu kurz gekommen in dem Kapitel- vielleicht ist das auch nur mein Eindruck, ich mag ihn ja so gern^^ Allerdings, worüber hat er da am Mittagstisch gegrübelt? Er hat ihnen ja nicht wirklich zugehört. Oder hat er was gegen Aoi? Hm.
Und jetzt bin ich mal gespannt auf ihren ersten Arbeitstag! Da freu ich mich richtig drauf =)

Lg!
(Viel Erfolg beim Kuchen backen! ;) )
Flecki^^


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