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Wertvolle Familie

von

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Türsteher

„Du warst Stripper?“, riefen fast alle Jungs von Gazette in Chor.

„Is doch voll in Ordnung.“, sagte Ruki und runzelte die Stirn. Es sah so aus, als würde es ihn enorme Anstrengung kosten sich den nächsten Satz zu überlegen.

„Hab ich dir eigentlich mal gesagt, dass du tolle Oberschenkel hast. Nich so toll wie die von Reirei, aber immer hin … nich schlecht.“ Reita verdrehte genervt die Augen und gab Ruki eine Kopfnuss. „Halt einfach mal die Klappe, Zwerg!“

„Hat es eigentlich noch irgendwelche Zwischenfälle mit diesem Daigo gegeben?“, fragte Kai an mich gewandt. „Ja, aber damit man das verstehen kann, muss ich etwas weiter ausholen.“

„Macht doch nix, macht doch nix. Wir haben noch gaaaaaaaaaaaaaaanz viel Zeit und vielleicht redest du dir den Mund fusselig, dann wird’s vielleicht endlich mal lustig.“

In dem Moment in dem Ruki anfing zu kichern, bekam er von Reita noch eine Kopfnuss.

„Aua, hör auf, ich hab doch schon eine Beule.“ Ruki zog eine Schnute und hielt sich den Kopf. „Wegen dir hab ich jetzt Kopfweh, du Doofmann!“ „Tschuldigung, aber der Alkohol hat ihm wohl mehr aufs Hirn geschlagen, als vermutet.“, sagte Reita.

„Ist schon in Ordnung, ich weiß ja, dass er es nicht so meint.“
 

Kapitel 4 Türsteher
 

„Sie hatte Aids?“ Auf meine Frage hin, nickte Uruha.

„Bedauerlicherweise ja. Wie sehr sie darunter litt, ließ sie sich jedoch niemals anmerken, schon gar nicht in der Gegenwart ihrer Kinder. Am nächsten Abend trafen wir uns wieder vor dem Stripp-Club ’Sweet Dreams’.

Der Club war noch nicht geöffnet, dennoch hingen wir hinein und Ayumi stellte mich der Chefin, Hanami, vor. Da wir noch mehr als zwei Stunde Zeit hatten, bevor der Club geöffnet wurde, schlug sie mir vor, dass ich mich erstmal umziehen sollte.

Das Kostüm, welches Ayumi mir in ihrer Garderobe reichte, bestand eigentlich nur aus nichts mit ein wenig Stoff. Ein hautenges, bauchfreies, violettes Top und farblich dazu passende Strapsen und feine Netzstrümpfe.“

„Das sind ja die Sachen, in denen ich dich gefunden hab.“, rief ich überrascht.

„Genau die.“, bestätigte Uruha. „An dem Abend lief endlich mal wieder alles glatt.

Ich wurde bejubelt, gefeiert und hatte seit langem nicht mehr so viel Spaß, obwohl ich anfangs ziemlich nervös war. Am Ende bin ich in so eine Art Rausch gefallen.

Eigentlich war alles perfekt, bis zu dem Zeitpunkt, als Daigo da war. Auf dem Weg nach hause bin ich ihm in die Arme gelaufen. Du weißt ja was dann passiert ist.“

„Ja. Dieser blöde Sack.“ Da kam mir eine Idee. „Was hältst du davon, wenn …“

In diesem Augenblick klopfte es an die Tür. „Herein!“

Zögerlich steckte Tetsuhiro seinen Kopf zur Tür herein.

„Kann ich mal mit euch sprechen?“ „Klar, komm rein.“, antwortete ich und klopfte neben mich aufs Bett. „Na ja …“ Jetzt stand er mitten im Zimmer und es sah so aus, als wollte er sich die Finger brechen, so sehr drehte er an ihnen herum „Mach’s nicht so umständlich und setzt dich hin.“

Als ich das gesagt hatte setzte er sich dann doch zu uns.

„Also, gestern hat doch Satoshi seinen Geburtstag gefeiert und … na ja … wir waren im ’Sweet Dreams’.“

Uruha starrte auf die Decke, Tetsuhiro an die Decke und ich vom Einen zum Anderen.

„DU warst in nem Stripp-Club? DU?“

Das stellte die Welt auf den Kopf. Tetsu war doch sonst nicht so, dachte ich zumindest.

„War er denn gut?“ Jetzt war es an den Beiden mich anzustarren.

„Was denn, es ist doch nicht verboten zu fragen, oder?“ „Ich hab erst gedacht er wär ne Frau.“, nuschelte Tetsu und sah mit hochrotem Kopf wieder an die Decke.
 

Ich schlug mir die Hand vor den Kopf. Ja ne, is klar!

„Es tut mir Leid, dass ich dich so angestarrt hab.“, sagte Tetsu an Uruha gewandt.

„Man ist doch in nem Stripp-Club um zu starren, oder?“ „Na ja, aber ich hab ihn mit den Blicken fast ausgezogen…“ „Noch mehr als er eh schon war?“ „Mehr als ich eh schon war, ja.“ Uruha nickte bestätigend. „Wie viel hattest du getrunken?“ Fragend sah ich Tetsu an.

„Ich weiß nicht mehr, aber ich glaub ziemlich viel. Es tut mir wirklich sehr Leid.“

Er stand auf und verbeugte sich vor Uruha.

„Was hat er was ich nicht hab? Ach ja, lange Haare oder?“

Susan stand plötzlich im Türrahmen und funkelte zu uns rüber.

„Susan, ich …“ „Du hast schon genug gesagt!“ Dann kam sie zu uns rüber.

„So ist das also! Du schmeißt deine Zukunft weg und gehst strippen?“

„Aber er braucht das Geld doch!“ Jetzt wurde ich wütend. „Quatsch! Du kannst bei uns wohnen, dann brauchst du auch nicht mit dem Zeug weitermachen.“

„Ich möchte aber weitermachen.“, flüsterte Uruha. „In zwei Monaten ist der ’Ayumi Memorial Day’.“ Ich schluckte. „Du hast gar nicht gesagt, dass sie tot ist.“

„Ein halbes Jahr nach unserem ersten Treffen ist sie gestorben, aber nicht an der Krankheit.

Der Bus, in dem sie saß, wurde von einem LKW gerammt, ist von der Straße abgekommen und hat sich überschlagen.“

Erschrocken weiteten sich meine Augen. „Das ist ja furchtbar.“ Ich legte ihm einen Arm um die schmalen Schultern und sie sackten herab, als müssten sie eine tonnenschwere Last tragen.

Es breitete sich eine drückende Stille aus, bis sie schließlich von Susan durchbrochen wurde.

„Also für mich ist die Sache klar!“ Erstaunt sahen wir sie an.

„Uruha bleibt bei uns, darf weiterhin tun und lassen was er möchte, braucht keinen Unterhalt zu zahlen…“ „Das möchte ich aber. Wenn ich schon bei ihnen wohnen darf, möchte ich auch meinen Beitrag dazu leisten.“ Entschlossen sah Uruha ihr ins Gesicht.

„Das wirst du auch. Du kannst putzen, kochen, Staub saugen…“ „Susan!“, riefen Tetsu und ich erbost im Chor.

Uruha hingegen begann zu lachen. „Das ist schon in Ordnung.“

„Toll, ich wollte schon immer nen großen Bruder haben.“ Begeistert umarmte ich das neue Familienmitglied.
 

Nachdem meine Eltern gegangen waren, schaute ich ihn mir an.

„Was willst du denn jetzt anziehen? Meine Sachen werden dir nicht passen, es sei denn du willst in Drei-Viertel-Hosen rumlaufen.“

„Könnte ich nicht vielleicht die Sachen deines Vaters haben?“ „Nur mal so. Das ist nicht mein Vater. Uns verbinden in dieser Familie eher Vertrauen und Respekt, als irgendwelche Blutbande.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Müsste man ihn mal fragen.“

„Tetsu-chan!“, trällerte ich in den Flur hinaus.

„Was denn?“, kam die Antwort zurück. „Kann Uru-chan ein paar deiner Klamotten haben?“

Es folgte eine Pause. „Dann braucht er aber auch einen Gürtel. Bedient euch einfach.“

„Danke!“, riefen Uruha und ich. „Ihr denkt aber dran, dass Susan und ich nachher zum Elternabend müssen, also nehmt euch den Haustürschlüssel mit!“, rief Tetsu.
 

Schließlich hatte sich der Blonde für eine schwarze Jeans, einen schwarzen Gürtel, ein dunkelblaues T-Shirt und eine Schwarze Jacke entschieden.

Nachdem ich ihn mit ein paar bequemen Turnschuhen von mir ausgestattet hatte, die ihm passten, weil er glücklicher Weise recht kleine Füße hatte, gingen wir los, um ihm dir Klamotten aus seiner alten Wohnung zu holen.
 

„Scheiße! Hier wohnst du?“ „Nein, ab jetzt habe ich hier gewohnt.“, meinte Uruha und sah sich ein letztes Mal um, bevor er zur Tür hinausging.

Schaudernd folgte ich ihm. Die Gegend wo wir uns befanden, hätte gut als Bronx durchkommen können, mit Spinnern an jeder Ecke, dunklen Sackgassen und so weiter.

Wenn ich ganz ehrlich war, fühlte ich mich ständig beobachtet und war froh Uruha dabei zu haben, auch wenn ich wahrscheinlich besser mit den ganzen Idioten zu Recht kommen würde als er. Und tatsächlich!

„Na ihr Süßen? Wo hin des Wegs?“ „Nach Hause!“, meinte ich, packte Uruha an der Hand und rannte weg. Gruseliger, versoffener Alter!
 

„Möchtest du noch irgendwo hin?“, fragte ich Uruha, der mit seiner Umhängetasche neben mir her trottete.

„Können wir eben noch zu Frau Matsumoto? Ich würde ihr gerne sagen, dass ich umgezogen bin.“ Lächelnd nickte ich.
 

„Kouyou! Was für eine Freude dich zu sehen!“, rief eine Dame des frühen Mittelalters kaum, dass sie die Tür aufgemacht hatte. Mit leuchtenden Augen umarmte sie ihn auf Brusthöhe und sah dann auch mich.

„Ist das deine Freundin?“, fragte sie dann unverblümt und grinste. Armer Uruha. Er brachte keinen Ton raus, sondern wurde nur rot und scharrte verlegen mit dem Fuß.

„Wir sind nicht zusammen.“, sagte ich deshalb schnell und sah ihr fest in die Augen.

„Okay, wenn du das sagst.“ Wieder grinste sie und zog uns dann herein.

„Kommt doch rein. Ich hab grad Plätzchen gebacken und es gibt frischen Tee.“

Als ich ihr versicherte, dass wir ihr keine Umstände machen wollten, winkte sie ab.

„Ach, Blödsinn. Ich freu mich immer über Besuch.“

In diesem Moment erklang aus dem ersten Stock ein Geräusch wie eine einschlagende Bombe. Sofort flitzte unsere Gastgeberin zum Treppenabsatz und schrie nach oben:

„Mensch Kinder! Geht das nicht ein bisschen leiser?“

„Ich bin kein Kind mehr!“, erklang eine männliche Stimme von oben gefolgt von der eines Mädchens. „Bist aber auch nicht viel größer!“ Der Urherber der ersten Stimme stieß einen Kampfschrei aus, der von Gequietsche quittiert wurde. „Lauf Kiku! Er kommt!“

Und tatsächlich rannte nur kurze Zeit später ein winziges Männchen hinter zwei Mädchen die Treppe herunter.

„Ruha! Beschütz uns! Taka ist wieder böse!“, riefen die beiden langhaarigen Geschöpfe und krabbelten zu Uruha auf das Sofa.

Als besagter Taka gerade zum Hechtsprung ansetzte, stellte sich seine Mutter zwischen ihn und seine Opfer.

„Takanori! Jetzt ist aber genug! Ein bisschen mehr Benehmen, wenn ich bitten darf!

Wir haben schließlich Gäste!“

Grummelnd ließ sich der Kleine in den Sessel fallen und schmollte.

„Was war das eigentlich für ein dumpfer Knall gerade?“, fragte Frau Matsumoto und setzte sich auf den anderen Sessel. „Taka ist mit dem Kopf aus dem Bett gefallen.“, sagte das ältere Mädchen. „Holzkopf.“, kicherte das Andere.

„Ach ja? Und wer hat mich da raus geschubst?“, fragte Takanori erbost und richtete sich in seinem Sessel auf.

„Ich nicht!“, riefen beide Kinder gleichzeitig und kicherten wieder.

„Duhu? Sind die echt?“, fragte mich die Kleinere und zupfte an meinen Haaren. „Aber ja.“, erwiderte ich lächelnd. „Boah. Ich hab noch nie rote Haare gesehen.“, ließ sich Nami vernehmen und vergrub eine Hand in meinem Haar. „Die sind ja ganz weich!“

„Ich will dir Zöpfchen flechten.“, sagte Kiku und begann an meinen Haaren rumzuspielen.

„Also, warum seid ihr hergekommen?“, ließ sich Frau Matsumoto vernehmen.

„Ich bin umgezogen und wollte Ihnen meine neue Adresse sagen.“, antwortete Uruha und gab ihr einen kleinen Zettel, auf den er in säuberlicher Schrift unsere Adresse notiert hatte.

Die ältere Dame besah sich das Stück Papier und lächelte dann sanft.

„Ich freu mich, dass du aus dieser furchtbaren Gegend weggezogen bist.“ „Ich mich auch.“, sagte mein neuer Bruder ebenfalls lächelnd und sah mich dankbar an.

„Läuft da was zwischen euch?“, kam jetzt eine interessierte Frage von Takanori, der die ganze Zeit lustlos gegen seine Ponyfransen gepustet hatte.

„Wieso? Interessiert?“, grinste ich frech und zwinkerte ihm zu. „Bin ich ja gar nicht!“, rief er errötend und rannte die Treppe hinauf.

„Isser ja wohl.“, grinste Kiku, die inzwischen auf meinen Schoß gekrabbelt war, um meinen Pony zu bearbeiten.

„Wie kommst du denn darauf?“, fragte ich Kiku, während ich etwas besorgt auf ihre Hände schielte, die unbekümmert ihr Werk der Zerstörung fortsetzten.

„Er hat noch nie ein Mädchen mitgebracht.“, sagte Kiku und machte mir mit konzentrierter Miene einen Knoten in den Zopf, den sie soeben fertig gemacht hatte.

„Ich hab ja gedacht, dass Aoi ein Mädchen ist, aber weißt du...“ Nami rutschte neben mich und flüsterte mir zu. „Dann hat der mal bei uns übernachtet und dann war er duschen und dann kam er aus dem Badezimmer und hatte gar keine Brüste!“

Bei dem Gesichtsausdruck den Nami machte, konnte ich einfach nur lachen.

„Das stimmt, Männer haben normalerweise keine Brüste, es sei denn sie sind ganz dick oder wurden so geboren.“ „Es gibt Männer die haben Brüste?“ Ich nickte grinsend, als beiden Mädchen ein gehauchtes „Cool!“ über die Lippen kam.
 

Als wir gingen, war es draußen schon dunkel geworden.

„Ich muss gleich zur Arbeit.“, sagte Uruha mit einem Blick auf die Uhr und atmete die kalte Nachtluft ein.

Die Kälte brachte Botschaft vom kommenden Schnee, immerhin war es bereits Anfang Dezember.

Fröstelnd ging ich neben ihm her. „Eigentlich möchte ich dich nicht alleine gehen lassen. Wer weiß, wann der Spinner wiederkommt.“ Liebevoll lächelte Uruha mich an.

„Dann komm doch mit mir da hin. Wir könnten noch einen Türsteher gebrauchen.“

Entgeistert sah ich ihn an. „Warum sollte denn dahin mitkommen?“

Bevor Uruha antworten konnte, klingelte mein Handy. Was ich hörte ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

„Das mit dem Türsteher klingt nicht schlecht, wir werden bald viel Geld brauchen. Verschieb die Arbeit.“ Mit tränennassen Augen sah ich zu ihm auf. „Susan und Tetsu hatten einen Unfall.“ Ich schluchzte. „Tetsu ist tot.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Clint-the-Archer
2010-10-10T17:13:12+00:00 10.10.2010 19:13
OMG!
Zuerst musste ich überlegen, wer Taka ist, aber als ich mein Hirn mal eingeschaltet hatte, konnte ich "klein" und "Takanori" zusammen rechnen!
Und das war so ein "Tada!"-Moment^^
Ach ja, Rukilein is schon niedlich^^
Kiku und Nami übrigens auch. >3<
Q~Q
Tetsu~~~~~~~~~~!!!!!!!
TT____TT
NOOOOIIIIIIIN!!!!!
Wieso hast du ihn sterben lassen?????
Von:  MoCJ
2010-10-10T15:46:06+00:00 10.10.2010 17:46
Ich finde ein bisschen zu viel Tod in einem Kapitel. Gut finde ich allerdings deinen Wechsel der Stimmungen. allerdings hätte ich lieber einen Wechsel von Traurig zu lachen als andersrum. Na ja. Ansonsten gefällt mir deine Geschichte sehr gut und ich würde gerne weiterlesen.
Wann gehts weiter?
^^
Von:  Elena_Jenkins
2010-10-10T15:22:08+00:00 10.10.2010 17:22
Oh man1 viel Tod auf einmal ! Hast du das echt alles so gewollt? Erst Ayaumi, dann Testu~
Ma *Tränen weg wisch* ads sit doch echt mal grausam wie nichts anderes *schnifü*
Da hat Uruha nun endlich eine Familie und Kate auch und dann sterben sie schon wieder alle weg ...
ich sag dich, ich hau dich, wenn du Susan nun auch nocht sterben lässt *drop*
Aber ich find Kiku und Nami immer noch niedlich... Taka ist selten dämlich und irgendwie trotzdem noch niedlich...
wirklich. Ich bin verdammt gespannt auf das nächste Pitel, das kommt ^^

vlG,
Ivy


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