101. Kapitel
„Hach, Kinder, es tut mir ja Leid zu sagen, aber mich ruft das Bett.“, Frau Strife versteckte ein Gähnen hinter ihrer Hand und erhob sich, „Macht nicht mehr zu lange, ja?“
„Ja, Mama.“, Cloud und Zack sandten sich nur schmunzelnd einen Blick.
„Und Alkohol brauchst du gar nicht erst suchen gehen, so etwas habe ich nicht im Haus.“, sie drehte sich auf ihrem Weg die Treppe hoch nicht noch einmal um – sie hätte eh nur völlig entgeisterte Gesichter gesehen.
„Hätte sie das nicht sagen können, als noch irgendwer offen hatte?“
„Meinst du, im Gasthaus schenken sie noch aus?“
„In dieser Stadt?“, Cloud lehnte sich zurück und seufzte, „Ich wette, in Gongaga kriegt man jetzt auch nichts mehr.“
„Wir haben nicht mal einen schönen Gasthof.“, Zack grinste, „Ihr liegt hier wenigstens an einem Bergpass. Ich komme mitten aus dem Wald. Ich kann dir höchstens sagen, aus welchen Beeren man bei uns Alkohol macht.“
„Und was machen wir jetzt?“
Er zuckte mit den Schultern und meinte: „Keine Ahnung... schlafen?“
„Langweilig... denk mal nach, das hier ist unser letzter Abend als ehrliche Menschen. Ab morgen gehen wir gegen Shinra vor. Ab dann sind wir Gejagte.“
„Willst du kneifen?“, Zack hob eine Augenbraue.
„Nein! Nur... du weißt schon... vielleicht ist es das letzte Mal, dass wir so ruhig zusammen sitzen. Und vielleicht ist morgen das letzte Mal, dass ich meine Mutter sehe. Ich meine nur... ihr beiden seid super stark. Ihr könnt gegen hunderte von Infanteristen kämpfen und siegt. Ich bin einfach nur ein Infanterist. Eine dieser Maschinen und mich fetzt es weg, verstehst du?“
„Sephiroth wird schon auf dich aufpassen.“, meinte er zuversichtlich.
„Er kann nicht immer vor mir stehen.“, Cloud biss auf seine Unterlippe.
„Wir achten auf dich, okay? Mach dir keine Sorgen.“, Zack grinste, „Außerdem bist du dich richtig kräftig geworden. Pubertät hat dir echt gut getan.“
„Uh-huh... ich vermute eher, dass es das Mako war. Aber ich kann's mir ja einbilden.“, er seufzte, „Du schläfst drüben?“
„Mittlerweile als einziger.“, der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern, „Alle lassen sie mich allein... ich freu mich drauf, Aeris wiederzusehen. Meinst du, sie lässt sich überreden, mit mir irgendwo hin zu ziehen, wenn das alles vorbei ist?“
„Was willst du denn werden, wenn du kein Soldat mehr bist?“
„Keine Ahnung.“, erneutes Schulterzucken, „Ich find schon was. Bin schließlich kräftig.“
„Die Zuversicht hätte ich mal gern... dann bis morgen.“, sie erhoben sich, „Ich bring dich noch zur Tür.“
„Aber das wäre doch nicht nötig gewesen.“, Zack legte eine Hand an seine Wange.
„Lass den Scheiß, Idiot.“, sie grinsten, machten noch einen Handschlag und winkten, bevor Cloud die Tür schloss.
Sie würden ihn schützen... er atmete tief durch. Na gut. Das würde schon werden. Er trat in die Küche. Was, wenn er auf der Reise starb? Er würde das alles hier nie wieder sehen. Er fuhr mit der Hand über die Arbeitsplatte neben dem Herd. Wovon sollte seine Mutter in Zukunft leben, wenn er kein Gehalt bekam? Er hatte ihr genug gegeben, dass es noch ein oder zwei Monate reichen sollte, aber was dann? Sollte er ihr einen Brief schreiben, dass sie am besten eine Arbeit suchen solle? Sollte er ihr doch noch sagen, was sie vorhatten?
Er seufzte und ging die Treppe hoch bis zu seinem Zimmer. Natürlich würde er bei Sephiroth bleiben. Wenn dieser sich gegen ShinRa wandte, würde er mitmachen. Selbst, wenn sein Freund aus Rache mordete, blieb er bei ihm. Aber Sorgen machte er sich trotzdem.
Er klopfte, trat ein und zog seine Schuhe aus. Schlief Sephiroth? Er reagierte zumindest nicht. Cloud legte die Klamotten bis auf die Unterhose ab und schlüpfte unter die Decke. Sephiroth, der vorher auf dem Rücken gelegen hatte, drehte sich automatisch zur Seite, machte ihm Platz und legte einen Arm um seine Hüfte. Aus Gewohnheit schmiegte sich Cloud nach hinten gegen diesen, bis er ein halb eregiertes Glied gegen seinen Hintern spürte und zurück zuckte.
Er schluckte. Was sollte das? War doch ganz normal. Das spürte er jede Nacht. Manchmal morgens auch dann in sich. Alles ganz normal. Er atmete zitternd aus. Es war normal, solange er sich nichts dabei dachte. Jetzt dachte er an die abgeschnittenen Geschlechtsteile in diesem Konservierungsglas.
Waren die wirklich von Sephiroth? Die, die er jetzt spürte, waren das seine oder nicht? Bei Menschen wuchs so etwas nicht nach, aber vielleicht war das bei Aliens anders? Und die Organe, waren die auch nachgewachsen? War das, was man jetzt sah, sein echtes Aussehen?
Cloud kniff die Backen zusammen. Es war doch nicht schädlich mit ihm zu schlafen, oder? Er sah zwar aus wie ein wirklich hübscher, ungewöhnlicher Mensch, aber wenn er nicht menschlich war... ob Sephiroth irgendwann nach Artgenossen suchen würde? Obwohl, nein, er meinte ja, er wäre der einzige auf Erden. Und er würde ja nicht den Planeten verlassen, oder?
Hinter sich hörte er ein Seufzen, bevor die Gestalt dort sich erhob, ein Bein über ihn schwang und aufstand.
„Seph?“, flüsterte Cloud leise.
„Schon gut, ich nehme den Flur. Dann wecke ich dich auch nicht, wenn ich aufstehe.“
„So war das ni-“
„Schon gut.“, unterbrach Sephiroth etwas barscher, „Ich verstehe es, okay? Schlaf einfach.“
Shit... was hatte er falsch gemacht? Hatte Sephiroth gemerkt, wie er sich verspannt hatte? Wegen ihm? Hatte er nicht geschlafen? Cloud seufzte traurig. Am besten, sie klärten das morgen. Er würde seinen Freund nur verletzen, wenn er ihn bat sich zurück ins Bett zu legen. Resignierend schloss er die Augen und wünschte Sephiroth eine gute Nacht.
