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Shadow of the Black Cat

von

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Unausgesprochene Gedanken sind manchmal am offensichtlichsten...

Shadow of the Black Cat – Kapitel 15

Unausgesprochene Gedanken sind manchmal die offensichtlichsten...
 

„Eve? Was ist, kann du irgendwas sehen?“

Er lässt die Augen beunruhigt einmal von links nach rechts wandern, bevor er seinen Blick wieder auf das blonde Mädchen hoch über sich heftet. Aus Eves Rücken erstreckt sich ein paar schneeweißer Flügel, mit denen sie etwa zehn Meter über dem Boden schwebt und konzentriert über die Dächer der Stadt hinwegsieht.

„Ich kann ihn nirgends sehen, Sven... Ich glaube kaum, dass wir Train so finden können...“

Sven schnippst mit einem gleichzeitig nervösen und genervten Seufzen den Stummel seiner, bis zum Filter abgerauchten Zigarette auf den Bürgersteig.

„Sieh nach, ob du irgendwo Polizeifahrzeuge oder Explosionen entdecken kannst... Das ist vermutlich der einfachste Weg, diesen Spinner aufzuspüren...“

Seine letzten Worte waren eher ein verärgertes Gemurmel. Er greift in die Innentasche seines weißen Anzugs und zieht eine neue Zigarette hervor, die er sich mit ein paar automatischen Handgriffen anzündet. Mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck wirft er die nun leere Zigarettenschachtel in den nächsten Mülleimer. An einem normalen Tag würde er wohl schon als ein starker Raucher gelten, aber heute hatte sich sein kleines Laster bereits zu den Gewohnheiten eines Kettenrauchers ausgeweitet... Was angesichts seines ohnehin mal wieder recht leeren Geldbeutels, mehr als ärgerlich ist. In Gedanken stößt er ein paar raue Flüche auf seinen Partner aus. Im Grunde hatte er sich ja noch nie wirkliche Sorgen um Train gemacht, schließlich kann er eindeutig auf sich selbst aufpassen und es war nicht das erste mal, dass er ohne irgend eine Erklärung auf eine seiner Streuner-touren verschwunden war... aber bisher war er auch immer wieder nach ein paar Stunden aufgetaucht. Diesmal war es anders... Er wirft einen Blick auf die silberne Uhr an seinem Handgelenk. Es ist bereits 3:45 Uhr... Nein, einfach so abzuhauen war wirklich nicht Trains Art... nun ja, vor allem ist es nicht seine Art das Abendessen auszulassen... Und dieses Mädchen...Kira,...war auch nicht wieder aufgetaucht, nachdem sie sich am Mittag auf die Suche nach ihm gemacht hatte...

An den Rändern der Dächer um Eve kann er bereits die ersten, hellen Strahlen der aufgehenden Sonne entdecken.

Eve schwebt mit ein paar sachten Flügelschlägen zurück auf den Boden, wo sich die filigranen Federn innerhalb von Sekunden einfach auflösen. In ihrem Gesicht kann Sven eindeutig sehen, wie erschöpft sie ist... und dass sie nichts nennenswertes entdecken konnte. Sven grübelt angespannt über ihre nächsten Schritte nach... Ihnen bleiben nicht viele Optionen, vor allem, da es offensichtlich Chronos und diese Apostel auf sie abgesehen haben...

„Ich werd mich nochmal in der Luft umsehen...“

„Nein, warte Eve! Du solltest dich nicht über-...“

Bevor er den Satz beenden kann, hat sie sich bereits vom Boden abgestoßen und erneut ihre schneeweißen Flügel entfaltet. Sven blickt ihr besorgt nach. Die hellen Sonnenstrahlen, die über die Dächer hinwegscheinen, bringen Eves blonde Haare und die weißen Federn zum leuchten. Ein leichtes Schmunzeln fährt über Svens Gesicht, als er ihre Erscheinung beobachtet... sie sieht fast wie ein Engel aus... Plötzlich scheint Eve etwas entdeckt zu haben, doch gerade als sie den Kopf nach unten wendet, um Sven von ihrer Entdeckung zu berichten, löst sich ihr rechter Flügel einfach in Luft auf. Mit einem spitzen Aufschrei kommt Eve ins Schleudern und stürzt direkt auf Sven zu. Während des Falls verschwindet auch der linke Flügel, doch glücklicherweise gelingt es Sven, das Mädchen aufzufangen. Er spürt ein unangenehmes Knacken im Rücken, das ihn mal wieder schmerzlich daran erinnert, dass er die 30 bereits überschritten hat... Eve wirft ihm ein verlegenes Grinsen zu.

„Ich glaub, ich hab was gefunden...“

Sven zieht eine Augenbraue hoch.

Ein paar Minuten später schleichen die Beiden im Halbdunkel durch eine schmale, verlassene Gasse. Sven folgt Eve schweigend, da er bereits des öfteren feststellen musste, dass sie einen unglaublich guten Orientierungssinn hat... Plötzlich bleibt sie vor einem alten mehrstöckigen Gebäude mit einer hellen Fassade und einem kleinen runden Hauseingang stehen.

„Hier ist es...“

Sven betrachtet das Haus, kann aber nichts außergewöhnliches daran feststellen. Mit einem gespielt konzentriertem Blick mustert er das Gebäude erneut.

„..Ähm, ja... das hast du wirklich gut gefunden, Eve... sehr gut... nur,... waren wir nicht auf der Suche nach Train?“

Eve funkelt ihn wütend an.

„Es ist das Dach!... Von hier aus mag es ganz normal aussehen, aber das Dach ist überall durchlöchert und halb eingestürzt! Du sagtest doch ich soll nach sowas ausschau halten!“

„Überall durchlöchert, hmm?“

Sven seufzt zum wiederholten Mal in dieser Nacht gequält auf.

„Jep, das klingt, als hätten wir hier eine große Wahrscheinlichkeit, dass Train in der nähe war...“

Zufrieden wendet Sven den Blick wieder dem hellen Gebäude zu, bevor er schließlich die Hände an den Mund ansetzt und tief Luft holt, bevor Eve überhaupt reagieren kann.

„TRAAIIIINNN?? Wo steckst du, Idiot??!!“

Eve ist drauf und dran Sven eine Hand vor den Mund zu halten, doch er macht auch ohne ihr Einschreiten keine Anstalten seinen lautstarken Ausruf zu wiederholen. Stattdessen starrt er in die Dunkelheit des Hauseingangs. Eve kneift die Augen zusammen und versucht etwas zu erkennen. Plötzlich kann sie eine leichte Bewegung in den Schatten ausmachen.

„Train?“

Die Gestalt hält ruckartig inne und für einige Sekunden herrscht eine bedrückende Stille.

„Was wollt ihr Pack hier?“

Ein alter Mann mit mürrischem Gesicht tritt aus dem Hauseingang auf die Beiden zu und mustert sie von oben bis unten mit einem abfälligen Blick. Eve tritt einen Schritt zurück und überlässt es Sven auf seine gegrummelte Frage zu antworten.

„Wir sind auf der Suche nach unserem Freund... Er ist etwa so groß, hat braune, kurze Haare und trägt eine auffällige Pistole mit sich rum... Haben sie ihn zufällig gesehen?“

Der Mann macht kurz große Augen, fängt sich aber schnell wieder.

„So so,... ihr seid also Freunde von diesem Nichtsnutz Heartnet?“

Sven und Eve werfen sich verblüffte Blicke zu.

„Sie- Sie kennen Train? Haben sie ihn gesehen?“

Der Alte wirkt angespannt und tritt nervös auf der Stelle herum.

„Hmm, ich schätze das wird euch nicht gefallen... aber ja ich hab ihn gesehen. Aber ihr seid zu spät, er ist längst weg... oder tot...“

„W-Wie bitte? Ich glaube, ich hab das Letzte nicht ganz verstanden...“

Auch wenn der Alte mehr als senil wirkt, kann Sven sein ungutes Gefühl in der Magengegend nicht leugnen.

„Ich sagte ihr seid zu spät!... Die haben ihn längst abgeholt... schon vor Stunden. Wenn ihr schlau seid, verschwindet ihr einfach aus der Stadt und vergesst ihn...“

Eve beisst sich angespannt auf die Lippe.

„Wer soll ihn mitgenommen haben? Wovon reden sie überhaupt?“

Der Mann wirft ihnen ein schiefes Grinsen zu, dass seine ungleichmäßigen, gelben Zähne entblößt.

„Wer schon? Chronos natürlich... Haben mir ein nettes kleines Taschengeld dagelassen, das kann ich euch sagen! Allerdings... es war doch weniger als sie für Black Cats Kopf versprochen haben...“

Sven verliert nun entgültig die Gedult. Er packt den alten Mann am Kragen und drückt ihn mit einem Arm gegen das alte Mauerwerk, sodass etwas Putz herunterbröckelt.

„Okay, alter Mann, du sagst uns jetzt in allen Einzelheiten was hier passiert ist und wo zur Hölle sie Train hingebracht haben!“

Ein leises, gackerndes Lachen ist von dem Alten zu hören, bevor er seinen durchdringenden Blick auf Sven heftet.

„Ich sag euch gern alles was ihr wissen wollt,... so gehört sich das für jemanden der mit Informationsaustausch seinen Unterhalt verdient... Aber ich sage euch gleich, es wird euch nichts nützen...“

Das Grinsen auf seinem Gesicht wirkt auf einmal nicht mehr so überzeugend wie zuvor, stattdessen tritt ein Ausdruck des Bedauerns auf die Züge des Mannes.

„... der Junge war schon so gut wie tot, bevor Chronos' Leute überhaupt hier aufgetaucht sind...“
 


 

Vor seinen Augen blitzen hunderte bunter Lichter auf, verschwimmen zu den unsinnigsten Mustern und scheinen zudem immer näher zu kommen. Allmählich kommt auch ein wenig Gefühl zurück in den Rest seines Körpers, zusammen mit einem unangenehmen Stechen in seinem rechten Arm. Er schluckt, um das Brennen in seinem Hals zu lindern, doch es wird eher schlimmer. Für eine kühle Flasche Milch hätte er im Moment wohl alles gegeben... Als seine Sinne langsam zurückkehren, hat er plötzlich das unbestimmte Gefühl, er wäre nicht allein... Er überwindet mit einem Stöhnen das Schwindelgefühl in seinem Kopf und öffnet etwas zögernd die Augen. Es dauert länger als erwartet, bis sich die wirr ineinander verschlungenen Farben und Formen vor ihm in ein einigermaßen klares Bild wandeln. Er starrt direkt in das grelle, kalte Licht einer Neonröhre, die über ihm an einer kahlen, gefließten Decke angebracht ist. Er versucht den Blick von den stechenden Lichtstrahlen abzuwenden, doch jede kleine Bewegung, wie etwa den Kopf zu bewegen, bereiten ihm ungeahnte Anstrengungen... es ist fast so, als würde jeder Zentimeter seines Körpers Tonnen wiegen. Als er schließlich mühsam das Gesicht nach rechts gewendet hat, dringt ein leises Räuspern an sein Bewusstsein.

„Bist du endlich wach, Heartnet?“

Obwohl er die Person am anderen Ende des Raumes nur Schemenhaft ausmachen kann, erkennt er diese strenge, rechthaberische Stimme auf anhieb. Immerhin hatte eben diese Stimme ihn vor nicht allzu langer Zeit mehrmals in der Woche zu den unmöglichsten Zeiten zu irgendwelchen Aufträgen geschickt... von der Zeit, in der er bei Chronos ausgebildet wurde ganz zu schweigen...

„Sephiria?“

Auch wenn er es nicht beabsichtigt hatte, war von seiner Stimme nicht viel mehr als ein Flüstern zu hören.

„Wir haben uns lange nicht gesehen Heartnet... Aber ich schätze, unsere Unterhaltung mit einem 'Wie geht es dir?' zu beginnen, wäre angesichts deiner Lage etwas ironisch...“

Obwohl sie das Gesicht von ihm abgewandt hat und wie abwesend aus dem kleinen Fenster, durch das die gerade aufgehende Sonne zu sehen ist, blickt, kann Train das leichte, etwas überhebliche Schmunzeln, das so oft ihre Lippen umspielt, genau vor sich sehen...

„Ich weiß genau was heute passiert ist, jede Einzelheit... Du solltest mir dankbar sein, ohne mich wärst du längst tot, Heartnet...“

Train blinzelt erneut und sieht seine Umgebung jetzt schon um einiges klarer vor sich. Das Zimmer um ihn herum sieht mehr oder weniger, wie ein normales Krankenzimmer aus... mit den Unterschied, dass sein linkes Handgelenk mit einem paar glänzender Handschellen an den Rahmen seines Bettes gekettet ist. Ein schmaler Schlauch endet unter einem Pflaster an seinem Arm und langsam dringt auch das monotone Piepen, der am Fußende des Bettes aufgestellten Geräte an sein Bewusstsein... Einerseits ist er leicht verwirrt, weil er trotz allem nicht wirklich wahrgenommen hatte, dass er diesmal wohl tatsächlich ein paar seiner neun Leben verloren hatte... und vor allem, weil Chronos offenbar sehr darum bemüht war, ihn nicht sterben zu lassen... was ihn bei näherer Betrachtung eher nervös als glücklich macht.

„Was soll das alles, Sephni? Ich dachte ihr wollt mich um jeden Preis loswerden... immerhin hast du ja schon einen netten kleinen Ersatz für mich gefunden...“

Bevor er den Satz beendet hat, kehren wieder die Erinnerungen an seinen Kampf mit Kira zurück... und daran, wie sie schließlich vom Dach des Hauses in die Tiefe gestürzt war... Er spürt einen kleinen Stich schlechten Gewissens, schließlich hatte er nie wirklich beabsichtigt sie zu töten...

Der todernste Blick den Sephiria ihm zuwirft holt ihn aus seinen Gedanken.

„Die Ältesten sind nach wie vor der Meinung, dass du eine zu große Gefahr für Chronos darstellst und deshalb schnellst möglich eliminiert werden solltest... Wie dem auch sei, ich bin da anderer Ansicht. Ich denke, dass du Chronos trotz allem noch von Nutzen sein kannst... Und das ist auch der einzige Grund, aus dem du noch am Leben bist Heartnet...“

Train beobachtet seine ehemalige Kommandantin genau, in der Hoffnung durch ihre steinerne Fassade hindurchsehen zu können, jedoch vergeblich... Sephiria war schon immer eine Meisterin darin gewesen, ihre wirklichen Absichten vor anderen zu verbergen. Er seufzt resigniert und gibt sich gegen ihr Pokerface geschlagen, vor allem aber, weil er im Moment viel zu müde ist, um seine Konzentration lange aufrecht zu erhalten. Er will diese Unterhaltung nur so schnell wie möglich beenden und einfach nur noch schlafen...

„Also, was verschafft mir die Ehre, dass Chronos' Number I glaubt, ich könnte für sie noch nützlich sein... ich bin mir ziemlich sicher, dass du weißt, was ich davon halte mich von anderen ausnutzen zu lassen...“

Sephiria lächelt ihn zuckersüß an, ein Lächeln, dass dem attraktiven Gesicht der jungen Frau einerseits ein umwerfendes Strahlen verleiht, in Train andererseits eine Welle Unbehagens aufsteigen lässt.

„Ich bin mir sicher Heartnet, dass du es im Grunde selbst durchschaut hast, aber ich spreche es gerne nochmal aus... Das Gift das momentan noch durch deine Adern fließt, wurde von Chronos' Wissenschaftsabteilung entwickelt... normalerweise wirkt es innerhalb weniger Minuten tödlich, aber wer entwickelt schon ein Gift ohne das passende Gegengift? Nun, im Moment hält dich noch eine, dem Gegengift chemisch ähnlich aufgebaute Lösung am leben... wenn du dich kooperativ zeigst, werde ich dafür sorgen, dass du eine Dosis des ungefilterten Gegenserums erhältst und dein Organismus könnte innerhalb weniger Tage gänzlich von den Auswirkungen des Toxins gereinigt werden. Solltest du dich allerdings weigern...“

Das Lächeln auf ihrem Gesicht weicht einer bedrohlichen Kälte. Doch Train glaubt in ihren Augen auch einen kleinen Schimmer leichten Bedauerns zu entdecken...

„...dann werden wir dir schlichtweg die Versorgung mit dem Gegengift, wie auch jede weitere Dosis des Ersatzserums verweigern und dich elend sterben lassen.“

Train hat keinen Zweifel daran, dass Sephiria nicht blufft, das hat sie in ihrer Position auch nicht nötig... Er versucht seine Möglichkeiten durchzugehen, seine Gedanken drehen sich aber nur ergebnislos im Kreis. Auch wenn es ihm nicht gefällt, diesmal hatte Sephiria ihn genau da wo sie ihn haben wollte... auch wenn er nicht geglaubt hätte, das seine ehemalige Kommandantin tatsächlich so weit gehen würde... Im Grunde hatte er immer darauf gebaut, dass Sephirias Loyalität gegenüber ihren Kameraden, auch wenn er Chronos hinter sich gelassen hatte, größer war, als ihr Pflichtbewusstsein. So war es jedenfalls, als er noch einer der Numbers gewesen war... Sephiria hat sich eindeutig verändert, das kann er ihr seit beginn ihrer Unterhaltung zweifellos ansehen... er ist sich nur noch nicht sicher inwiefern...

„Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber mich beschleicht das Gefühl, dass du diese ganze Nummer hier nur durchziehst, weil du mit dem Rücken an der Wand stehst, Sephni...“

Für einen Augenblick ist Train sich sicher ihre Ausgesetzte Miene durchbrochen zu haben, und einen Blick auf, das was wirklich in Sephiria vorgeht, erhascht zu haben, doch sie wendet den Blick rasch wieder dem Fenster zu. Doch selbst jetzt, wo sie ihr Gesicht fast gänzlich vor ihm verbirgt, kann er deutlich die Trauer und Frustration spüren, die die sonst so starke, beherrschte Frau vor ihm ausstrahlt. Für einen Moment vergisst er, dass sie diejenige ist, die gerade damit gedroht hat ihn zu töten und sieht sie nicht, als Chronos' treue Dienerin, die wie eine Maschine den Befehlen der Ältesten folgt, sondern als die gute Freundin, die sie einmal gewesen war...

„Sieht so aus, als wäre ich nicht der Einzige, der sich im Laufe der Zeit verändert hat... du scheinst mir auch nicht mehr so enthusiastisch an deinen Job zu glauben wie früher einmal...“

Keine Regung geht von ihrem Körper aus, doch er spürt wie sie angespannt nachdenkt. Als sie schließlich antwortet, trägt ihre Stimme nicht den typischen Befehlston, den sie in allen Angelegenheiten die Chronos betreffen, aufsetzt, sondern ganz anders... ehrlich... fast wie damals, als sie noch Partner waren...

„Manchmal... geschehen Dinge die Menschen an sich selbst und an ihren Zielen zweifeln lassen... Du solltest das besser wissen, als sonst jemand... Aber bekomm' bloß kein falsches Bild von mir. Ich bin nicht wie du... Die Einen sehen einen schmerzlichen Verlust vielleicht als Anlass, ihre ganze Existenz zu überdenken und diese dann neu auszurichten... doch es gibt auch Andere, die anstatt das Ende zu akzeptieren und alles noch einmal völlig anders anzufangen, lieber dagegen kämpfen, um das Alte zu retten... Egal wie schwer es ihnen womöglich fällt... Ich lasse nicht zu, dass mir auch noch der Grund für mein Dasein verloren geht... Also kämpfe ich weiter, für meine alten Ideale... Auch wenn das heißt, dass ich gegen meine eigenen Zweifel kämpfen muss...“

Train starrt sie nur schweigend an. Noch nie hatte er erlebt, dass Sephiria soviel von ihren inneren Gedanken preisgegeben hätte. Vor allem nicht gegenüber einem Feind... Andererseits, konnte sie solche Gedankengänge schließlich nicht mit jemandem innerhalb von Chronos besprechen. Er selbst war vielleicht der Einzige für den ihre Qualen wenigstens teilweise nachvollziehbar waren... Was jedoch nicht bedeutet, dass er bereits verstanden hatte, was genau der Auslöser dafür war... Im Grunde will er es aber auch gar nicht wissen...

„Du hast dir das alles genau überlegt, was Sephni? Schätze mir bleibt nichts Anderes übrig, als mir wenigstens anzuhören, bei was Chronos so dringend meine Hilfe braucht...“

Sephiria wirft ihm einen triumphierenden Gesichtausdruck zu und streicht eine ihrer langen, blonden Haarsträhnen aus ihrem Gesicht.

„Ich will, dass du jemanden für mich aufspürst und eliminierst... Und ich bin mir sicher, dass du bei diesem Auftrag trotz der kleinen Spannungen zu Chronos und deiner mangelnden Loyalität, ganz in den Manieren eines ehemaligen Numbers-Mitglieds handeln wirst und die Sache zuverlässig erledigst...“

Train zieht zweifelnd eine Augenbraue hoch... Er hatte eigentlich geplant, die harmlose Hauskatze zu spielen, bis sich eine Gelegenheit ergibt, sich das Serum unter den Nagel zu reissen, Sven und Eve ausfindig zu machen und dann Richtung Norden zu verschwinden... Aber das zuversichtliche Leuchten in Sephirias Augen, lässt ihn die Hoffnung in seinen Plan verlieren... Andererseits ist aber auch seine Neugierde geweckt...

„Wer ist es?“

Auf Sephirias Gesicht tritt ein Ausdruck tiefsten Hasses, als sie bemüht emotionslos den Namen seiner ersten richtigen Zielperson, seit er Chronos' verlassen hat, ausspricht.

„Der Anführer der Apostel des Planeten... Creed Diskens!“
 

Sven stößt die alte Haustür des schäbigen Apartments auf, sodass sie laut scheppernd an die Wand des modrigen Flures geschleudert wird. Er hetzt durch den Gang entlang, durch die Reihen an teils verschimmelten, teils namenlosen Apartmenttüren und springt mit einem Satz durch die schwere Holztüre des Wohnblocks auf die menschenleere Straße. Eve folgt ihm, wobei sie fast schon rennen muss, um mit seinen großen Schritten mithalten zu können. Die beiden hasten durch die verlassene Stadt, die noch totenstill und vom Morgentau überlagert daliegt. Eves Wangen sind leicht rot gefärbt, was aber nicht an der, durch Svens Tempo verursachten Anstrengung liegt, sondern daran, dass sie gerade eine gehörige Menge Wut zu unterdrücken versucht. Der alte Mann hatte wirklich nicht übertrieben, als er ihnen die ganze Geschichte des vergangenen Abends anbot... Eve hatte schon von der ersten Sekunde an das Gefühl, dass man dieser Schlange Kira nicht trauen konnte und jetzt, nachdem sie weiß, dass sie sogar versucht hat Train umzubringen und sie letztlich schuld daran ist, dass sie sich jetzt mit Chronos herumschlagen müssen, bereut sie es, sie nicht ausgeknockt zu haben, als sie die Gelegenheit dazu hatte... Sie wirft einen besorgten Blick auf Sven, der einige Meter vorauseilt, mit einer Hand auf seinem Hut, damit er ihm nicht verloren geht. Eve gesteht sich still ein, dass der Hauptgrund aus dem sie Kira so verabscheut, aber nicht unbedingt ihr Mordanschlag auf Train ist, sondern vielmehr die Tatsache, dass es ihre Schuld ist, dass Sven so durch den Wind ist... Er würde es wohl nie aussprechen, aber Eve weiß, wie sehr Sven sich um Train sorgen macht und sie kann es kaum ertragen ihn so aufgewühlt zu erleben. Im Gegensatz zu ihr selbst, scheint Sven den Worten des Alten wohl mehr Bedeutung zu schenken und tatsächlich die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass Train vielleicht wirklich...

Eve schüttelt den Gedanken beiseite, schließlich ist sie selbst fest davon überzeugt, dass das nicht der Fall sein kann. Wie würde sie schließlich dastehen, wenn Train einfach so den Löffel abgibt, bevor sie es geschafft hat, entgültig zu beweisen, dass sie besser ist als er? Sie zuckt für einen Moment zusammen, als sie merkt, wie nahe ihre Gedanken an dem sind, was der Alte über Kira erzählt hat... Für einen Moment ist sie wie abwesend in die verwirrendsten Gedankengänge vertieft, sodass sie gar nicht merkt, dass Sven vor ihr plötzlich innehält und sie direkt in ihn hineinrennt. Sie reibt sich kurz die Nase und schielt an Svens Rücken vorbei, um zu sehen was den plötzlichen Stop verursacht hat. Direkt vor ihnen schneidet eine schmale Gasse ihre Straße und neben den hellen Strahlen die langsam den Himmel blau leuchten lassen, brennt noch eine schiefe, verrostete Laterne neben einigen Müllcontainern. Die Straße um sie herum ist noch immer wie leer gefegt, und Eve wundert sich, warum sie nicht weiter gehen, schließlich war Sven gerade eben noch wie besessen davon, so schnell wie möglich zum Auto zu gelangen, Waffen zu holen und Train zu finden. Jetzt steht er nur stumm vor ihr und starrt zwischen zwei Dächern hindurch auf die schlichte und wenig beeindruckende Skyline der Stadt. Den meisten Platz nimmt der riesige, graue Block ein, der offensichtlich das örtliche Krankenhaus darstellt. Sven tastet hektisch in den Taschen seiner Jacke herum, und zückt schließlich die winzige Digitalkamera, die sie normalerweise benutzen um Fotos von Verdächtigen zu schießen, um sie leichter identifizieren zu können. Angespannt blickt er durch das Gerät zu dem Krankenhausblock und betätigt den Zoom. Eve blickt zu Sven und öffnet bereits den Mund um ihn zu fragen, was es da oben zu sehen gibt, als der Ausdruck, den sie auf seinem Gesicht sieht, sie verstummen lässt. Sven blickt voller Tatendrang und mit einem leichten, zufriedenen Lächeln auf den Lippen, zu dem Dach des Krankenhauses empor. Er reicht die Kamera zu Eve weiter, ohne den Blick von dem Block zu wenden.

„Siehst du das, Eve?“

Sie kneift die Augen zusammen und kann auf dem Dach einen schwarzen Helicopter und einige Personen ausmachen. Sie zoomt noch etwas stärker heran, und erfasst mit dem kleinen Bildschirm der Kamera eine junge, hübsche Frau mit langen, leicht gewellten blonden Haaren, die anmutig in den Helikopter steigt. Fragend sieht sie sich nach Sven um, doch der ist bereits wieder schnellen Schrittes in der nächsten Gasse verschwunden.

„Komm schon Eve! Worauf wartest du noch? Ich hab so das Gefühl, als ob Train uns am Ende des Tages eine Einladung zum Essen schuldet!“

Eve tabbt hinter Sven her, mit einem leichten Lächeln im Gesicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-10-10T14:52:48+00:00 10.10.2009 16:52
oh gott..
wieder mal so ein geniales chap...
:3
*happy*
und...kira ist tot? hurra xD
und das mit creed...
._.
da muss ich dir widersprechen, shippo...
ich meine, es wird im manga mehr als deutlich gemacht, dass er ihn nicht töten will...sondern ihn weiterleben und für seine fehler büßen lassen will.

naja, bin gespannt wie er sich da wieder rausholt xD

Von:  DarkShippo
2009-10-02T22:55:29+00:00 03.10.2009 00:55
.___.
fertig~
wiedermal mit bravur verfasst~
*gg*
und spannend wie immer
train tut mir nur so leid ;_;°°
wobei ich solche teile von storys liebe XD
halt wenn der "Held" leidet x'3
*hust*

aber echtmal...
wenn es um creed geht... hallo? da ist train doch eh feuer und flamme den platt zu machen XD


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