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Auszeit der goldenen Hexe

Umineko-Verse
von

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Alles ist vergänglich

Der Raum war in ein überraschtes Schweigen gefallen, als Maria plötzlich angefangen hatte aus ihrem kleinen Block den Nachruf der Hexe vorzulesen. Das kleine Mädchen schien wie in Trance zu sein. Jessica war die erste die, die Stille durchbrach.

„Ist doch jetzt egal! Mit uns hat das überhaupt nichts zu tun! Lasst uns lieber die Zeit die wir miteinander verbringen können genießen.“

Battler nickte eifrig und streckte sich. Nur weil die Eltern unbedingt wie die Aßgeier über dem Erbe flogen hieß das nicht, dass sie keinen Spaß haben dürfen.

George schien unentschlossen zu sein, jedoch sagte er nichts mehr zu dem Thema, sondern lobte Maria stattdessen:

„Du kannst aber schon gut lesen!“

Diese nickte dann eifrig und verkündete stolz.

„Uuu! versuche schon ganz lange das Rätsel zu lösen…Uuu! Uu!“

Maria war ganz aufgeregt. Nochmalerweise schimpfte ihre Mutter immer mit ihr, wenn sie über Beatrice oder die Botschaft sprach. Also war dieses Lob für sie was ganz besonderes.

„Und wie weit bist du schon gekommen?“, hakte der Älteste von ihnen nach, wahrscheinlich nur um dieses angenehme Thema zu halten.

„…uu…Nicht weit…Beatrice Rätsel ist ja auch schwer…nur ein andere Hexe kann das lösen…uu! Uu!“

George lachte sanft und nickte dann.

„Genau“

Natürlich wusste er, dass das Rätsel von seinem Großvater geschrieben wurde und Beatrice gar nicht existierte. Aber man sollte Kindern nicht schon zu früh ihre Illusionen nehmen, dass war es doch schließlich was Kinder ausmachte. George selber hatte auch einmal an die Hexe geglaubt, jedoch war er im Gegensatz zu Maria beängstigt gewesen.

Die Legende von Beatrice, einer Hexe die in den tiefen des Waldes in Rokkenjima hauste, hatte sich einmal die Großmutter von ihnen allen ausgedacht. Sie hatte es damals ihren Kindern erzählt damit diese nicht im Wald spielten. Das war was sie als Kinder alle geglaubt hatten, doch die Legende hatte sich scheinbar immer weiter ausgebreitet. Die Hexe war auch diejenige die ihrem Großvater half, nach einem furchtbaren Erdbeben das die gesamte Ushiromiya-Familie mit Ausnahme Kinzos auslöschte, das Familienimperium wieder aufzubauen, indem sie ihm zehn Tonnen Gold schenkte….nein im Tauschhandel überreichte. Und jetzt war angeblich die Hexe gekommen und wollte alles zurück, mit eingeschlossen, Alles was Kinzo durch ihr Gold erreicht hatte. Doch das hörten die Geschichten auch nicht auf. Irgendwann hatte Kinzo in einer der Hallen ein riesiges Portrait von ihr auf gehangen und hatte sich in einem Studienraum verschlossen. Spätestens in diesem Moment munkelten die meisten, dass es Beatrice wirklich gegeben hatte und sie seine Geliebte gewesen war. George hielt diese ganzen Gerüchte nur für Schwachsinn, aber seit dem Brief war seine Meinung einwenig ins wanken geraten.

Die Eltern waren alle furchtbar angespannt und erinnerten ihn ein wenig an Raubtiere, die nur darauf warteten sich auf ihre Beute zu stürzen. Ihr Großvater war schon lange krank und ihnen wurde schon vor einem Jahr mitgeteilt, dass er eigentlich es nicht länger als drei Monate schaffen würde. Aber Kinzo war ein sturer Mann, der scheinbar sehr an seinem Leben hing und sich auch nicht vom Tod kleinkriegen ließ. George kannte seinen Großvater eigentlich nicht besonders. Nur früher hatte er Kontakt mit den Mitgliedern der Familie aufgenommen, jetzt schloss er sich immer in seinem Studienraum ein und widmete sich seinem okkulten Hobby.

Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus den Gedanken.

„Herein?“, rief Jessica und an ihrem Ton bemerkte man deutlich, dass sie die Ablenkung sehr schätzte.

„Fräulein Jessica“, kam die höfliche Begrüßung, als sich die Tür öffnete und Kanon in den Raum trat. Er hatte einen Regenschirm in der einen Hand und in der anderen Hand eines der Geräte das Asthmatiker brauchten, wenn sie einen Anfall haben. „Sie haben bei ihren Sachen aus dem Anwesen ihren Inhalator vergessen.“

George lächelte, als Jessica hastig aufsprang und das kleine Gerät annahm. Ihr Asthma war ihr immer noch peinlich. Eine Tatsache die George in Bezug auf sich selber zwar nicht verstand, aber in Jessicas Fall genau wusste was ihr daran so unangenehm war. Sie war stolz und genau diese Eigenschaft machte für sie diese Einschränkung unerträglich. Besonders seitdem es schlimmer geworden war. Sie war auf Hilfsmittel angewiesen und musste vor Anderen Schwäche zeigen.

Zu Georges Überraschung wandte sich der Diener dann an ihn.

„Nee-san hat ihren Schirm vergessen, als sie etwas im Anwesen holen wollte, würden sie ihn ihr doch bitte bringen, George-sama?“

Sein Blick war stur auf ihn gerichtet und trotz das er immer sagt er sein nur ein Möbelstück schien er keine Widerworte zu dulden. Der Angesprochene nickte, nahm den Schirm und verließ mit einem entschuldigenden Lächeln den Raum.

Battler schaute George verwirrt nach, Shannon wäre doch nie so unbedacht und würde bei diesem Storm ihren Regenschirm vergessen. Zudem würde sie spätestens nach verlassen des Gasthauses ihren Fehler bemerken, zurück eilen und sich einen Schirm besorgen. Außer natürlich das war alles nur…

„Oh, jetzt hab ich es“

Die einzige logische Erklärung dafür war, das das alles nur eine Lüge war, beziehungsweise ein Vorwand. Aber wieso sollten sie Jemanden solch eine Farce vorspielen? Außer natürlich den Beiden war es peinlich. Ja, Battler war eine Person die schnell solche Vermutungen anstellte. Er nannte es das Schachbrett umdrehen. Er sah sich „Züge“ die für ihn auf den ersten Blick unverständlich vorkamen, aus der Sicht des „Gegners“ an. Diese Art des Denkens hatte er sich bei seiner Stiefmutter abgeguckt, welches einer der Gründe war warum er sie bewunderte.

„Hasse aber lange gebraucht“, neckte ihn Jessica und setzte sich auf ihr Bett. Solch eine auffällige Ausrede, die wahrscheinlich nur dafür gedacht war damit man ihnen peinliche Fragen ersparte.

„Wenn ihr mich dann bitte entschuldigt“, unterbrach Kanon die beiden Cousins.

„oh…Hey warte mal“, rief Battler aus. Ihn plagte immer noch einwenig das schlechte Gewissen. „Entschuldigung wegen eben“

„Ich danke ihnen, aber ihre freundlichen Worte sind an mir verschwendet, Battler-sama. Ein Möbelstück, wie ich es bin, benötigt ihre Worte der Entschuldigung nicht.“

Battler verzog das Gesicht, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte, auch Jessica schien das was Kanon da von sich gab nicht als besonders…berauschend….zu empfinden. Maria hingegen fiel jetzt wieder etwas ein und begann damit, was auch Battler etwas früher am Tag zu schaffen gemacht hatte.

„Uu! Fisch! Uu! Angst! Uu!“

Sie machte sich auf ihre unschuldige Art über Kanon lustig. Dieser senkte beschämt das Haupt. Fröhlich, das Rätsel um Beatrice vergessend, hüfte sie auf ich zu und grinste ihn breit an.

„Also…wenn…ihr…mich bitte nun entschuldigt“

„Nö! Wie wär’s wenn du einfach hier bei uns bleibst!“, beschloss Battler und grinste breit, sein Unbehagen wegen dem Vorfall am Strand war wie weggeblasen. Das war die zweite gute Gelegenheit ihn besser kennen zu lernen und so schnell würde sie ihm nicht durch die Lappen gehen.

Maria, die immer noch „Fisch! Uu!“ rief packte Kanon am Arm und zog in zu einen der Betten. Mit einem kleinen ‚plumps’ saßen nun beide auf demselben Bett wie Jessica. Welches nur Kanon miserables Gefühl verstärkte. Er war dem gnädigen Fräulein viel zu nah und das gehörte sich nun einmal für einen Bediensteten nicht.

Battler, der die bald aufkommende unangenehme Stille voraussah, dachte nach und überlegte sich hastig ein Gesprächsthema.

„Sag mal, woher wusstest du das Jessica ihr Inhaliergerät vergessen hatte, hast du dich etwa in ihr Zimmer geschlichen oder was?“, scherzte er mit einem breiten Grinsen. Leider schien Kanon das nicht sonderlich witzig zu finden.

„Kumasawa-san hat die Betten in den Zimmern gemacht und es ist ihr dabei aufgefallen, also hat sie mich gebeten ihn dem ehrenwerten Fräulein zu geben.“

Seine Miene hatte sich nicht einen Moment lang verändert, immer die gleich bleibenden Emotionslosigkeit.

Battler gab nicht auf, diese Nuss würde er schon knacken.
 

Shannon saß ein klein wenig ungeduldig auf der überdachten Bank in der Nähe des Rosengarten, im Frühling konnte man von hier aus am besten die wunderbare Pracht der Blumen bewundern. Neben ihr lag ein Regenschirm, den sie gelegentlich in die Hand nahm. Je länger sie wartet, desto mehr wunderte sie sich ob Kanon-kun nun doch nicht George-sama ihre Nachricht überbracht hatte. Sie und George hatten sich hier immer getroffen.

Doch die plätschernden Schritte die sich ihr dann näherten überzeugten sie rasch vom Gegenteil.

„Es regnet ziemlich schlimm, nicht wahr?“, meinte George dann nach ein paar Sekunden der Stille. Es war ein lächerlicher Satz um ein Gespräch einzuleiten, jedoch war es besser als Nichts. Sein Gegenüber nickte nur und lächelte ihn an.

George war einwenig hilflos. Normalerweise kam die Konservation zwischen den Beiden immer wie von selbst, aber Heute war es anders. Was vielleicht daran lag, dass George an diesem Tag endlich den letzten Schritt wagen wollte und wirklich alle Möglichkeiten des Gesprächs ausgeplant hatte. Und wie es immer war wenn man etwas geplant hatte…lief es natürlich nach diesem.

Also entschied sich George alles etwas direkter anzugehen.

„Sayo, was…was willst du eigentlich machen, wenn du Rokkenjima verlässt.“

Shannon horchte auf, als sie ihren richtigen Namen hörte. Die Namen Shannon und Kanon waren nur Aliase die sie seitdem verlassen ihres Heims, das von der Ushiromiya-Familie unterstützt wurde, angenommen hatten.

Das Dienstmädchen dachte nach. ….Wenn sie Rokkenjima verlassen wird…sie wusste es wirklich nicht und ihr war noch nicht Mal klar ob sie Rokkenjima jemals verlassen würde und einen anderen Beruf annehmen würde. Sie war zudem ein klein wenig verwirrt, warum George-san ausgerechnet jetzt darüber reden wollte.

„Ich weiß nicht“, gab sie ehrlich zurück.

George nickte nur und atmete tief ein.

„Weißt du, ich habe meine Zukunft schon ganz klar in Sicht.“

Shannon starrte ihn neugierig an und in ihre kroch ein Verdacht hoch, ein Verdacht der sie verängstigte als auch etwas wie Hoffnung hervorrief. Er hatte schon häufiger solche Andeutungen gemacht. Sie nahm auch nicht wirklich wahr was er ihre erzählte. Irgendetwas über Firmen und Ausbildung. Es wirkte alles so irreal.

„…und ein weiter wichtiger Punkt bist du…“, seine Stimme war leiser geworden, sanft. Mit einem sicheren Lächeln, was ein wenig gezwungen wirkte, wahrscheinlich war er ziemlich nervös, suchte er etwas in seiner Hosentasche. Sein Lächeln wurde noch eine Spur gezwungener, als er den gewünschten Gegenstand fand und ihn aus der Tasche holte. Er war unsicher, trotz der Tatsache, dass er nicht einen Moment zweifelte, dass sie seine Gefühle erwiderte. Aber er musste jetzt das Gegenteil von unsicher sein! Wenn er selbst zweifelnd wirkte, dann würde die Entscheidung Shannon nur schwerer fallen.

Als Shannon das kleine verzierte Kästchen erblickte wusste sie nicht was mit ihr geschah. Trotz der Vermutung war das einzige Gefühl was sie wahrnahm Unglaube. Überrascht schlug sie beide Hände vor dem Mund. Sie wusste nicht was sie Denken, geschweige denn tun sollte. Natürlich hatte sie wenn sie ehrlich war schon mal beim Tagträumen sich mit dem Gedanken an genau diesen Moment erwischt. Aber…das waren alles nur verrückte Szenarien und Träumerrein…das hier war die Realität und George-san stand wirklich vor ihr. Shannon nahm all ihren Mut zusammen und blickte unsicher in die Augen ihres Geliebten. Dann wurde die Antwort so klar…er brauchte gar nicht mehr zu tun, als die Schatulle zu öffnen.

Mit immer noch zitternden Händen nahm sie den Ring und steckte sich ihn an den Ringfinger. Unter Tränen lächelte sie zurück. Es brauchten keine Worte gesprochen werden, beide kannten die Antwort.

George fühlte sich als wäre eine solch große Last von seinen Schultern genommen wurden, dass er auf der Stehle hier vor ihr zusammenbrechen konnte vor Glück. Er hatte tief in seinem Herzen immer gewusst, dass sie den Antrag annehmen würde. Aber trotzdem hatte ihn immer eine solche Unsicherheit gequält. Sein gezwungen scheinendes Lächeln ersetzte sich schnell durch ein breites fröhliches Grinsen, welches untypisch für ihn war. Jedoch kümmerte ihn das nicht…er war einfach glücklich.
 

Kanon saß mit neutraler Miene auf dem Bett und starrte stur die Wand an. Keinen Ton von sich gebend saß er einfach nur da und versuchte alles auszublenden. Er war kurz nachdem man ihn mehr oder weniger dazugedrängt hatte zubleiben noch einmal im Bedienstetenzimmer gewesen und hatte Genji-san gefragt ob es in Ordnung war, danach war er gezwungenermaßen in den Raum zurückgekehrt. Zu seinem Glück waren alle Drei in eine neue Unterhaltung verwickelt und die Aufmerksamkeit lag mehr auf Battler-sama. Also konnte er sich schön heraushalten und die Zeit die er hier verbringen musste absitzen.

Als hastige Schritte aus dem Flur ertönten kamen alle Unterhaltungen abrupt zu halten. Die Tür aufgerissen und im Rahmen standen George und Shannon, beide strahlten förmlich. Die Stirn runzelnd betrachte der Junge die Beiden genauer… sein Blick fiel auf Shannons Hand und sein Atem stockte für einen Moment. Rasch stand er auf, ignorierte das seine „Schwester“ und George-sama etwas sagen wollten und verließ den Raum ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen.

Shannon stockte als Kanon aus de Raum stürmte und sie böse anstarrte. Was…

„Kanon-kun!?“

„Du brauchst dich nicht zu erklären“

Das Dienstmädchen sog scharf die Luft ein und schaute ihrem Bruder nach…sie wollte doch nur…

George und sie hatten nachdem sie noch eine Weile in ihrem Glück geschwelgt hatte beschlossen es zumindest Battler, Jessica, Maria und Kanon schon mitzuteilen. Sie an ihrem noch jungen Glück teilhaben zu lassen. Doch die kalte Gäste Kanons rüttelte sie brutal wach.

Und Zweifel überkamen sie…nicht an ihrer Entscheidung…nein, aber an der Wahl des Zeitpunktes. Auch vergaß sie in welchen Ärger sie und George sich brachten, mit Grauen erinnerte sie sich wie Eva-sama sie schon einmal darauf hingewiesen hatte sich von George fern zu halten. Aber das schlimmste war, dass Kanon nicht hinter ihr stehen würde. Ihre Überlegungen kamen zu halt, als sie bemerkte dass George sachte ihre Hand ergriff und sie leicht drückte.

„Lass ihn, es hat ihn sicher nur überrascht“

Auch Georges Lächeln konnte sie nicht davon vollkommen überzeugen, trotzdem verdrängte sie diesen finsteren Gedanken erstmal.

„Oh! Mein! GOTT! Ist das ein Ring!?“, schrie Jessica fast außer sich vor Freude.

„Woah! Aniki! Heiraten? Und dann noch die süße Shannon-chan? Du Teufelskerl!!“, Battler grinste breit und ging auf das frisch verlobte Paar zu.

„Uu!? Uu!?“

Maria wollte auch verstehen warum alle so fröhlich waren! Das war nicht fair das nur Maria nicht verstehen sollte! Das war total blöd! Verwirrt schaute sie von einem zum anderen und machte immer wieder ein konfuses „Uu“.

„Maria-chan! Siehst du den Ring an ihrem Finger? Das heißt das die Beiden bald heiraten!“, erklärte Jessica und deutete auf den klar sichtbaren Ring an Shannons Finger.

„Uu!“

Heiraten war schön! In den Büchern, waren zwar immer die Hexen die angeblich alles zerstörten, aber das war natürlich nicht wahr! Hexen sind immer ganz nett! Aber Hochzeiten waren fröhlich und Maria mochte es wenn alle fröhlich waren.

Die Hochstimmung kam leider als zu bald wieder zu halt. Als die Überraschung und Begeisterung ein wenig abklang, mit Nichten völlig verschwand, wurde Shannon das Fehlen Kanons schmerzlich bewusst. Sie wollte, dass er ihnen auch gratulierte und ihnen ihren Segen gab.

„Ich red mal mit Kanon-kun“

Überrascht richtete sich der Blick des Dienstmädchen auf Jessica, die mit einer Miene zu ihr schaute, die eindeutig zeigte das sie am grübeln war. Wahrscheinlich überlegte sie wie sie am besten zu ihm durchdringen konnte.

„Ich kann akzeptieren, dass er sich selber alles Glück verwehrt, aber dir und dann noch zu einem Zeitpunkt wo er dich beglückwünschen sollte. Nein, das kann ich nicht so stehen lassen“, meinte sie und lächelte aufmunternd.

„Das ist richtig! Ich komm mit!“, mischte sich nun auch Battler ein. Enthusiastisch legte er eine Hand auf Jessicas Schulter.

„Nein“

Das war ihre schlichte Antwort, die schon ein fast lächerliche Reaktion von Battler heraufbeschwor.

„Wie nein!?“, fragte er nach fassungslos und starrte sie an.

„Nein, halt. Ich will nicht behaupten, dass ich ihn gut kenne“ Alles was Jessica eigentlich von ihm wusste war, dass was Shannon ihr erzählt hatte. „Aber, seien wir doch mal ehrlich wenn so viele auf ihn einreden, dann fühlt er sich wetten nur bedrängt. Also lasst mich nur machen.“

Shannon zweifelte nicht an Jessicas guten Willen, aber irgendwie hatte sie den Verdacht, dass er sich erst recht nicht von ihr überzeugen lassen würde.
 

Zaghaft klopft das sonst so wilde und unbefangene Mädchen an der Tür des Bedienstetenzimmers, in dem sie Kanon vermutete. Sie musste nicht lange warten, denn Genji öffnete zügig die Tür.

„Sie wünschen?“

„also ich…“ Ihre Entschlossenheit war wie weggeblasen, als der stämmige Butler vor ihr stand. „Ich würde gerne mit Kanon-kun reden“, vollendete sie ihren Satz hastig. Ihr fiel auf das sie, sowie auch Genji leise sprachen.

Dieser musterte sie streng und trat bei Seite um sie einzulassen. Sobald Jessica in dem Raum war, verneigte sie Genji und verließ den Raum, ohne auch nur zu fragen. Der Butler wusste, wann es angebracht war zu verschwinden. Er hatte nichts damit zu tun und würde deswegen das Feld räumen.

Die junge Erbin schluckte als Genji die Tür hinter sich schloss.

„Kanon-kun?“, rief sie nervös in den Raum hinein und hätte beinahe erleichtert aufgeseufzt, als der Gerufene aus der kleinen Küche, welche eingerichtet wurden war, falls die Gäste nach Tee wünschten oder eben die Bediensteten selber. Er schien normal. Nicht sauer und auch hatte er nicht den Gesichtsausdruck aufgesetzt, der sagte „Fahrt doch zur Hölle“.
 

Shannon lachte, als Battler miese Imitationen von den angeblichen Reaktionen der restlichen Familie machte. Sie fürchtete sich zwar vor ihnen, aber der junge Mann stellte sie so komisch dar, dass ihr und Maria nichts anderes übrig blieb, als herzhaft zu lachen und zu kichern. Es war eine befreite und lockere Stimmung. Eine Atmosphäre die George sehr entspannte. Es war angenehm, hier zu sitzen und zu scherzen. Zwar machte er sich sorgen, wie er Morgen den Ring erklären sollte, aber fürs Erste ließ er sich diese schöne Zeit nicht nehmen.
 

„Ah! Hast du dich etwa verbrannt?“, besorgte eilte das Mädchen zu dem Bediensteten, der rasch seine Hand hinter seinem Rücken verschwinden ließ. Er zuckte kurz zusammen, als sein verletzter Handrücken seine Kleidung streifte. Er war so geistesabwesend gewesen, dass er sich beim Tee kochen tatsächlich verbrannt hatte. Eine Schande für den jungen Angestellten.

„Jetzt sei doch kein Dummkopf!“

Hastig packte sie seinen Arm und zerrte ihn zum Spülbecken ohne auch nur nach seiner Zustimmung zu fragen. Er hatte vorgehabt es zu kühlen, dennoch hatte das Auftauchen des gnädigen Fräuleins ihn unterbrochen

Der Junge unterdrückte krampfhaft ein Blinzeln, als die Bewegungen Jessicas plötzlich abrupt zu halt kamen und dann langsamer und vorsichtiger wurden. Kanon wusste, dass das Mädchen viele Facetten hatte. Mal war sie temperamentvoll, schüchtern, unsicher oder auch wie sie sich meistens gab wild. Doch jetzt fügte er gedanklich einen neuen Begriff dieser Liste hinzu. Einen Begriff bei dem er nicht wusste, ob er wirklich zu ihr passte. Sanft. Sie war ganz ruhig und kein bisschen ungestüm wie sonst. Es verdutzte ihn und er konnte nicht anders als sie mit einem Ausdruck von Bewunderung anzustarren.

„Das könnte jetzt einwenig weh tun“, warnte sie ihn und ein wenig von dem selbstsicheren und befehlshaberischen Ton von eben war zurückgekommen. Trotzdem war der total verwirrte Junge nicht in der Lage seinen Blick von ihr abzuwenden. Ein stechender Schmerz ließ ihn zusammen zucken und er schaute erschreckt zu seiner Hand auf die jetzt kaltes Wasser floss. Nach und nach verschwand der Schmerz und das kühlende Wasser ließ nur ein pochendes Gefühl in seinem Handrücken zurück.

„Kanon-kun….tut es sehr weh?“

„Es ist schon in Ordnung, Fräulein Jessica“, erwiderte er und nickte um seine Aussage zu unterstreichen. Es war wirklich nicht so schlimm.

„Sei ehrlich“

„Ich würde sie niemals anlügen. Es tut kaum noch weh. Ich danke ihnen“, antwortete er wahrheitsgemäß und wollte sich aus ihrem Griff mit sanfter Gewalt befreien. Jessica hingegen ließ nicht locker und starrte einfach nur auf seinen verbrannten Handrücken.

„Aber dass es weh tut…sagt doch aus das du ein Mensch bist“

„Was?“,

Kanon war viel zu perplex, warum fing sie damit schon wieder an. Wann wollte sie endlich aufgeben, ihn in Ruhe sein Leben als Diener führen lassen. Warum wollte sie es kompliziert machen?

„Die Tatsache, dass du wütend werden kannst, wie du es eben wurdest… macht das nicht auch das zu einem Menschen? Dass du dich verletzt fühlen kannst, heißt das nicht, dass du menschlich bist? Schmerzen und Gefühle sind doch das was einen Menschen ausmacht, oder? Als du heute beinahe ertrunken wärst, da hattest du doch Angst oder? Du hast geschrieen. Oder das mit dem Fisch. Sind das nicht alles beweise das du ein Mensch, genauso wie ich es bi, bist.“

Ihre Stimme war leise und Kanon war sich sicher einen traurigen und verbitterten Ton herauszuhören. Nachdenklich schaute sie weiter nur auf die Wunde auf seiner Hand. Bis sie ihre von Sorge getrübten Augen auf ihn richtete.

„Gibt es hier eine Salbe und einen Erstehilfekasten?“

Der Junge nickte nur stumm und zeigte zu einem kleinen Kasten an der Wand rechts neben dem Eingang zur Küche. Er fühlte sich hilflos und überlegte, wer sich zum letzten Mal so…liebevoll…um ihn gekümmert hatte. Shannon fiel ihm sofort ein, als auch Jemanden der sich damals tief in sein Gedächtnis eingebrannt hatte, dass er sie niemals vergessen könnte, egal wie sehr er es wollte. Seine Mutter. Vollkommen verloren ließ er sich von dem jungen Fräulein in den Hauptraum führen und sich auf eines der Sofas platzieren.

„Warte kurz, ja?“

Abermals nur ein Nicken.
 

Maria nickte eifrig.

„Uu!! Halloween ist toll! Uu!“

Sie war ganz aufgeregt. Endlich hatte sie jemanden gefunden, der mit ihr über Halloween reden wollte!

Die Gruppe war vom Thema Hochzeit abgekommen und tratschte jetzt in einer angenehmen Atmosphäre über dies und das.
 

Abermals zuckte Kanon zusammen, als das gnädige Fräulein behutsam die Salbe auftrug. Zuerst war die kühle Creme schmerzhaft und unangenehm, doch schon bald war sie wohltuend und ließ den Jungen den Druck den das Verbinden der Hand auslöste ertragen.

„Weißt du, ich kann dich nicht dazu zwingen. Nur du selbst kannst….“

Kanon verstand nicht. Er verstand nicht was sie damit meinte und was das jetzt mit der ganzen Situation zu tun hatte. Jessicas Ton war traurig und leise. Doch plötzlich kam ein strenger Unterton hinzu, der Kanon erstarren ließ.

„….und ich kann das nur schwer akzeptieren. Aber ich werde es dir niemals verzeihen, dass du nur weil du stur bist, Shannons Glück kaputt machst. Du kannst von dir selber denken was du willst! Das kann dir keiner verbieten! Egal wie sehr ich das möchte… Aber nur weil du von dir selber nicht als Mensch denken kannst, heißt das noch lange nicht dass auch Shannon kein Recht auf Glück hat! Hast du das verstanden?!“

Er wusste nicht wieso, aber ihr Redeschwall traf ihn zutiefst. Er wollte doch nur das Shannon glücklich wird. Was anderes hatte er doch gar nicht im Sinn gehabt. Der Junge wusste aber einfach das Shannon nicht glücklich werden konnte mit George-sama an ihrer Seite. Sie war ein Möbelstück, es würde nicht funktionieren. Ein Möbelstück ist nur dann glücklich wenn es seinem Meister gehorcht. Dinge wie Liebe oder Hass waren nicht vorgesehen.

„Hast du ihr Gesicht gesehen, als sie herein gekommen ist? Ich habe sie zuvor noch nie so fröhlich gesehen. Ihr hätte es viel bedeutet, wenn du ihr auch gratuliert hättest. Du bist ihr wichtig, Kanon-kun. Und du bist auch mir wichtig.“

Jessica wusste nicht ob ihre Worte ihn erreicht hatten. Natürlich hatte er sie gehört, aber ob sie ihn berührt und ob er sie wirklich verstanden hatte war ihr nicht klar. Von seiner Hand aufblickend schaute sie ihm in die Augen und sah eine Reaktion, die sie noch nie bei Kanon erblickt hatte. Denn es war eine Reaktion, die so viele Emotionen zeigte, bei denen sie sich irgendwie sicher war, dass der Junge nicht in der Lage war zufühlen, jedenfalls nicht auf

Einmal. Zweifel, Reue, Angst, Verwirrung.

„Ich…ich…“

„Schon okay, weißt du es ist nie zu spät sich zu entschuldigen. Du kannst ruhig von dir selbst weiterhin, als Möbelstück, Ente oder sonst etwas denken, aber lass Shannon ihr Glück und lass auch mich dieses Möbelstück mögen“

Traurig Lächelnd richtete sie sich auf. Natürlich war es nicht in Ordnung, wenn er von sich selbst als Möbelstück dachte, aber…aber…sie konnte ihn nicht dazu zwingen. Sie seufzte schwer und wandte sich dann zum gehen. Sie wollte ihn zunächst mit seinen Gedanken alleine lassen.

„…Fräulein Jessica…?“

Jessica hielt inne und drehte sich um. Kanon konnte ein erleichtertes Seufzen gerade noch unterdrücken, als er wieder ihr freches Grinsen sah und dieser ernste Gesichtsausdruck aus ihren Zügen verschwunden war. Er konnte besser mit dieser Art von Jessica umgehen, als mit der sanften, behutsamen Jessica. Leider erkannte er aber sofort das, das Grinsen nur aufgesetzt war.

„Ja?“

„Würden sie Shannon ausrichten, dass ich später gerne mit ihr reden würde…und das ich mich für sie freue?“

„Warum tust du das nicht gleich und kommst direkt mit?“

Kanon schüttelte den Kopf.

„Nein, ich würde die Stimmung nur hinunter reißen. Lass sie jetzt erstmal die Zeit genießen.“

Jessica wollte protestieren, aber der Junge schnitt ihr sofort das Wort ab.

„Es ist besser so.“

„Ab-“, ihr Protest wurde erneut erbrochen.

„Vielen Dank und schlafen sie gut“

Jessicas Herz schien stehen zu bleiben. Entweder sie bildete es sich ein oder Kanon lächelte wirklich.
 

Shannon lachte verlegen, als sie alle wieder zum Thema Hochzeit gelangt waren und Battler sie schamlos ausfragte. Sonst war sie das nur von Jessica gewöhnt.

„Das war ganz anders!“, versicherte sie dem Rotschopf und wollte schleunigst das Thema wechseln. Das war ihr furchtbar unangenehm.

Die Tür wurde hastig aufgerissen und Jessica stürmte in den Raum. Rasch schlug sie Tür hinter sich zu.

„Was ist denn mit dir passiert?“, fragte Battler leicht verunsichert. Jessica schien wie ausgewechselt und erinnerte ein wenig an die kichernden, nervigen Mädchen in seiner Schule.

„…“ Sie schüttelte nur den Kopf und lächelte schief, dann wandte sie sich an Shannon.

„Kanon-kun, möchte später mit dir sprechen und…und er möchte das ich dir seine Glückwünsche überbringe“

Shannon starrte perplex zu dem gnädigen Fräulein. „Wirklich?“

„Ja“

„Sicher?“

„Shannon! Natürlich bin ich mir sicher, dass er das gesagt hat. Es hat mich auch total verwirrt!“

„Was hast du ihm denn gesagt?“

Das Dienstmädchen war überrascht, war Jessica wirklich in der Lage gewesen zu ihm durchzudringen?

„wahaha…So einiges…wahahaha“ Das war ihr jetzt aber irgendwie peinlich vor George und Battler.

Letzterer zog argwöhnisch die Augenbraue hoch. Was zum Teufel!? So einiges? Was war das denn für ne Antwort.

„Ist doch jetzt egal! Jetzt habt ihr seinen Segen und lasst uns weiter einwenig das Paar feiern, ja?“
 

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Umentscheidung, aus rein idiotischen Gründen. Es wird wohl doch vier Teile geben, ich hatte eigentlich geplant diese Kapitel und das nächste zuasammenzufassen, empfand das dann doch vieeeel zu lang, deswegen werde ich es das ganze in vier Teilen veröffentlichen.

Im übrigen ist dieses Rätsel was bald kommt so ausgelegt, dass jeder der sich einwenig mühe gibt es lösen kann.

Und wer sich jetzt beschwert! DAS WAR ABER KITSCHIG!!...jaa ich weiß...ich haße mich dafür auch.

„Ich danke ihnen, aber ihre freundlichen Worte sind an mir verschwendet, Battler-sama. Ein Möbelstück, wie ich es bin, benötigt ihre Worte der Entschuldigung nicht.“ - Wer sagt das es gestellt klingt, so was in hat der im Novel am Anfang gesagt, der hängt dat überall dran...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  07thFeatherine
2009-03-12T20:24:32+00:00 12.03.2009 21:24
uiui ich hab mir dein 2. kapitel grad ganz durchgelesen und bin begeistert!
Das mit dem Kitsch und Möbelstück find ich überhaupt nicht schlimm.
Es ist an den richtigen Stellen gesetzt.
Kanon ist dir auch super gelungen.
Ich mag ihn einfach ^^
Ich bin ernsthaft gespannt wie du weiterschreibst,
und das mit dem Rätsel.
Mlg SuigintouBunny


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