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Der ewige Göttername

von

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Senpai

Der köstliche Geruch, der trotz der sorgfältigen Verpackung aus der Tüte stieg, regte Nozomus Appetit an und ließ seinen Magen knurren, obwohl er erst vor kurzem gefrühstückt hatte. Am Liebsten hätte er Nozomi dazu überredet, dass sie sich gemeinsam in den Park setzten und sich das Essen teilten, statt zu Satsuki zu gehen, um ihr das Gekochte zu übergeben. Er verstand ohnehin nicht, warum sie zu ihr gingen, immerhin bezeichnete sie sich selbst als ihre Feindin. Aber Nozomi bestand darauf, ihrer Freundin etwas zu essen zu bringen und wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte sie ziemlich furchteinflößend werden. Selbst Salles hatte das Anliegen nicht mehr ablehnen können.

Allerdings wirkte der Gelehrte immer noch müde und abgespannt, was wohl auch ein Grund dafür war, dass er sich auf keine Diskussion einlassen wollte.

Er braucht wirklich mal Urlaub..., überlegte Nozomu.

Rehme antwortete nicht auf seinen Gedanken, was ihn im Moment auch nicht weiter verwunderte. Seit dem Morgen schien sein Shinjuu es vorzuziehen, zu schweigen, möglicherweise fürchtete sie, dass er ihr zu viele Fragen stellen würde, denen sie allen ausweichen müsste. So stellte sie sich lieber taub oder schlief möglicherweise, so ganz sicher war er sich nicht.

Als Yumiko ihn anstieß, schreckte Nozomu aus seinen Gedanken. Er hatte vollkommen verdrängt, dass sie ebenfalls dabei war, auch wenn er nicht wusste, weswegen. Wäre es Suzumes Wunsch gewesen, mit ihnen zu gehen, hätte er das verstanden, aber wenn er sich recht erinnerte, waren Yumiko und Satsuki sich noch nie wirklich begegnet, sie konnte die Schülersprecherin bislang nur aus Nozomis Erzählungen kennen – aber das war möglicherweise der Antrieb gewesen.

Dabei war sich Nozomu noch nicht einmal sicher, dass Satsuki sie überhaupt hereinlassen würde. Wenn sie wirklich auf ihre Feindesrolle bestand, würde sie alle an der Tür abweisen und auffordern, nie wieder bei ihr aufzutauchen.

Allerdings hoffte er das nicht, denn er war sich ziemlich sicher, dass Nozomi im Anschluss ziemlich viel Aufhebens darum machen würde und er derjenige wäre, der sie dann trösten müsste.

Allein bei der Vorstellung daran rollte er mit den Augen, riss sich aber sofort zusammen, als er Yumikos Stimmte hörte: „Nozomu-kun, alles in Ordnung?“

Langsam begann er, diese Frage zu hassen. Besonders da er immer dasselbe antwortete und bereits mit dem Gedanken spielte, diese Worte auf Tonband aufzunehmen, damit er sie immer wieder abspielen konnte. „Ja, natürlich.“

Sie lächelte freudig, als sie das hörte. Es schien ihm, dass sie nur deswegen immer wieder fragte, genau wie Nozomi, die ebenfalls lächelte, als sie das hörte.

„Dann mach aber nicht so ein Gesicht, Nozomu-chan“, wies sie ihren Kindheitsfreund zurecht. „Lächle doch mal.“

„Das fällt mir schwer“, erwiderte er, ehe er hinter sich zeigte. „Warum sind die beiden denn dabei?“

Misato, die hinter ihm lief, verpasste ihm einen leichten Tritt gegen das Bein. „Das geht auch netter, Setoki-kun! Wir wollen immerhin nur Ikaruga-senpai besuchen.“

„Aber warum?“, fragte er gereizt.

Shinsuke zuckte mit den Schultern. „Nozomin hat deswegen Misato angerufen und die hat mich angerufen und schon waren wir unterwegs.“

Nozomu warf ihm einen genervten Blick zu, was von dem Jungen aber nur mit seinem typischen Grinsen erwidert wurde. Offenbar prallte alles Negative einfach daran ab.

Gerade als Nozomu sich fragte, ob sie jemals ankommen würden, führte Nozomi sie zu einem Hochhaus, das lächerlich viele Namensschilder aufwies. Einige der dargestellten Kanji kannte Nozomu nicht einmal – wie sollte man da jemals jemanden finden?

Aber im Falle von Satsuki war es recht einfach. Ihr Name schien in roten Lettern hervorzustechen und sprang ihm somit direkt ins Auge.

Es dauerte nach Nozomis Läuten nicht lange, bis der Türsummer erklang und Yumiko die Tür vergnügt aufdrückte.

Nozomu ließ alle anderen zuerst rein und spielte für einen Moment mit dem Gedanken, umzudrehen und den Tag irgendwo anders zu verbringen. Die fröhlichen Stimmen von Misato und Shinsuke, die sich plaudernd auf den Weg nach oben machten, ließen ihn eher an einen Schulausflug denn einen Krankenbesuch denken und danach war ihm nun wirklich nicht.

Aber noch bevor er den Gedanken in die Tat umsetzen konnte, drehte Yumiko sich wieder um. Sie lächelte. „Kommst du, Nozomu-chan? Es wird bestimmt ein lustiger Tag~“

Ja, das befürchte ich auch.

Ihrem entwaffnenden Lächeln hatte er allerdings nichts entgegenzusetzen, weswegen er ihr hinein folgte. Als die Tür hinter ihm wieder ins Schloss fiel, bekam er zwar das Gefühl, in eine Falle getappt zu sein, aber es störte ihn plötzlich nicht mehr sonderlich.

Satsuki empfing die Gruppe an der Wohnungstür, nicht sonderlich enthusiastisch, wie Nozomu bemerkte, aber dennoch mit einem Lächeln. Als sie hörte, dass man sich Sorgen um sie gemacht hätte, lachte sie leise. „Oh, wirklich? Das wäre doch nicht nötig gewesen.“

Mit einer einfachen Handbewegung bat sie ihre ungeladenen Gäste herein, die sich sogleich aufmerksam umzusehen begannen. Nozomu hatte bereits vor der Tür solch einen Gedanken gehabt, doch im Inneren fiel es ihm noch einmal genauer auf: Es war eine recht teure Wohngegend.

Neben einem geräumigen Wohnzimmer gab es eine gut ausgestattete Küche, in die sich Nozomi sofort zurückzog, so wie ein Bad, dessen Tür offen und somit deutlich einsehbar ebenfalls teuer bestückt war. Eine weitere Tür musste ins Schlafzimmer führen – zumindest wenn man dem Balkon glaubte, der das Wohnzimmer ebenfalls mit dem anderen Raum verband.

„Woah, Senpai!“, entfuhr es dem beeindruckten Shinsuke. „Ich wusste ja gar nicht, dass du reich bist! Hätte ich das gewusst, wäre ich früher vorbeigekommen.“

Satsuki schmunzelte. „Ich weiß schon, warum ich das nicht jedem erzähle.“

Er schien den Seitenhieb nicht einmal zu bemerken, stattdessen sah er sich begeistert weiter um als erwartete er, noch mehr Reichtümer zu finden.

Nozomus Blick dagegen galt den Bildern an der Wand. Eines davon zeigte ein junges Ehepaar bei ihrer Hochzeit, ein anderes das Paar mit einem Baby, ein drittes stellte die junge Satsuki gemeinsam mit dem Paar dar – es mussten ihre Eltern sein. An einem Bild blieb Nozomus Blick besonders lange hängen. Darauf waren Satsuki, ihre Eltern und auch Zetsu zu sehen. Zumindest glaubte Nozomu, dass der abgebildete silberhaarige Junge sein bester Freund war. Es würde Sinn machen, immerhin schienen Satsuki und Zetsu eine gemeinsame Vergangenheit zu teilen. All der Hass und die Verachtung, die sie inzwischen füreinander aufbrachten, musste einen Grund haben, der sich irgendwo darin verbarg. Nozomu hätte zu gern mehr darüber erfahren.

„Was wollt ihr eigentlich alle hier?“

Satsukis Frage riss Nozomu unsanft wieder in die Wirklichkeit zurück. Nicht sonderlich freundlich blickte sie von einem zum anderen, wie er es erwartet hatte. Er wollte Nozomi antworten lassen, doch diese war immer noch in der Küche. Sie hatte diese mit solch einer Selbstverständlichkeit betreten, dass Nozomu überzeugt war, dass sie schon öfter hier gewesen war. Sie und Satsuki mussten wirklich gute Freundinnen gewesen sein.

Die nicht enden wollende Stille verunsicherte Nozomu ein wenig. Als er die anderen ansah, merkte er, dass alle Augen auf ihn gerichtet waren – offenbar erwarteten alle, dass er antworten würde.

Er seufzte lautlos. „Nozomin wollte unbedingt, dass wir dir etwas zu essen bringen. Nachdem du vorgestern...“

Er verstumme wieder, als ihm einfiel, dass Shinsuke und Misato keine Ahnung von der ganzen Sache hatten und er deswegen besser nicht zu viel sagen sollte.

Etwas in Satsukis Mimik veränderte sich, als er ihr antwortete. Ihre Gesichtszüge wurden augenblicklich weicher, Rührung trat in ihre Augen. „Awww, ihr seid so lieb zu mir~“

Nozomu stellte sich vor, dass er sich in ihrer Situation denken würde, dass dies nur ein Trick war, um sie wieder zum Erhaltungskomitee zu locken, aber in ihrem Gesicht war kein bisschen Argwohn zu sehen.

Endlich ging Satsukis Blick zu Yumiko, die sofort zu strahlen begann, als sich die Aufmerksamkeit ihr zuwandte. „Und wer bist du?“

Die Blonde nahm direkt Satsukis Hand und begann diese enthusiastisch zu schütteln. „Ich bin Yumiko Arakawa~ Eine Freundin von Nozomu und Nozomi, ai~ Nozomi-chan hat mir so viel von dir erzählt~“

Die Begeisterung über diese Begegnung schien der Schulsprecherin zu gefallen, sie lächelte erfreut. „Oh, wie schön~ Dann muss ich mich wohl nicht vorstellen.“

Nozomu wurde das Gefühl nicht los, dass Satsuki ihren Argwohn hinter einer Maske von Diplomatie und Freundlichkeit versteckte – er konnte und wollte einfach nicht glauben, dass es ihr tatsächlich nichts ausmachte, dass nicht nur ihre Feinde, sondern auch eine gänzlich fremde Person in ihrer Wohnung auftauchte. Dass Nozomi ihre Freunde Misato und Shinsuke eingeladen hatte, war mit Sicherheit ein Plan gewesen, um Satsuki davon abzuhalten, sie gleich wieder hinauszuwerfen – immerhin bedeutete die Anwesenheit der beiden Außenstehenden doch, dass sie in friedlicher Absicht kamen. Als so clever hatte Nozomu seine Kindheitsfreundin gar nicht eingeschätzt.

Auf Satsukis Bitte setzten sich ihre Besucher schließlich auf den Boden, vermutlich damit sie diese besser im Auge behalten konnte und nicht dauernd durcheinanderliefen.

„Ich finde es ziemlich nett, dass ihr alle vorbeigekommen seid – aber nächstes Mal solltet ihr vielleicht vorher anrufen.“

Erst als Satsuki wieder etwas sagte, fiel ihm auf, dass er zwischen ihr und Yumiko saß, was das blonde Mädchen sehr zu freuen schien, auch wenn er nicht verstand, weswegen.

„Warum?“, fragte Shinsuke ratlos. „Aufgeräumt ist hier doch...“

Die Schulsprecherin seufzte leise. „Ich erwarte heute noch jemand anderen.“

„Einen Freund?“, hakte Misato aufgeregt nach.

Satsuki und Nozomu warfen ihr einen gleichermaßen genervten Blick zu. Eigentlich hatte er fragen wollen, ob sie möglicherweise noch auf Zetsu wartete, aber da Misato ihm zuvorgekommen war und Satsuki nicht sonderlich positiv auf diese Frage reagierte, zog er es vor, zu schweigen. Wenn sie lange genug blieben, würden sie es ohnehin noch erfahren.

„Was ist denn vorgestern genau passiert?“, fragte Misato weiter, da Satsuki auf ihre vorherige Frage nicht einging.

Nozomu spürte bereits, wie er in kalten Schweiß ausbrach, obwohl nicht er es war, der sich die Lüge ausdenken musste. Satsuki dagegen blieb vollkommen ruhig, sie lächelte sogar ein wenig. „Das Kendo-Turnier und die Hitze haben mich ziemlich ausgelaugt, da wurde mir schwarz vor Augen und ich bin für kurze Zeit in Ohnmacht gefallen, mehr nicht.“

Shinsuke seufzte theatralisch. „Wäre ich dagewesen, Senpai, hätte ich Erste Hilfe bei dir durchgeführt.“

Satsuki rollte mit den Augen. „Nozomu-kun war ja da, da war weitere Hilfe nicht notwendig.“

Die Augen aller richteten sich sofort auf den Erwähnten, der die Blicke nur kühl erwiderte. Hätte er Verwirrung gezeigt, wäre Satsukis Lüge aufgeflogen und das wollte er nun wirklich nicht.

Ein Klingeln an der Tür unterbrach die Unterhaltung. Die Schulsprecherin stand auf und ging an die Tür, offenbar war sie überzeugt, dass es sich diesmal um ihren angekündigten Besuch handelte.

Kaum war sie aus dem Raum, beugte Shinsuke sich zu Nozomu und verpasste ihm einen leichten Schlag gegen die Brust. „He, Setoki~ Hast du bei Senpai Mund-zu-Mund-Beatmung duchgeführt?“

Er sah den Fragenden nur an, ohne die Absicht, ihm auf diese unsinnige Frage zu antworten. Es dauerte nicht lange und er zog sich eingeschnappt wieder zurück. Yumiko kicherte leise.

Die aufgeregten Stimmen,die aus dem Flur kamen, verhießen Nozomu nichts Gutes, besonders da er diese kannte, er hatte sie zwei Tage zuvor erst gehört. Es waren die Shinkenträger des Errettungskomitees.

Plaudernd kamen sie ins Wohnzimmer – und hielten sofort inne, als sie die Anwesenden erblickten.

Eine unangenehm frostige Atmosphäre breitete sich im Raum aus, Nozomu hätte kurzzeitig schwören können, dass die Temperatur unter Null gefallen war.

„Kommen wir ungelegen?“, fragte Yuuto, um das Schweigen zu durchbrechen.

Sein Blick huschte zu Misato und Shinsuke, die er als unbeteiligt einstufte, weswegen er sich entschied, so zu tun als gäbe es keine Probleme zwischen ihnen.

Kouin nahm Satsuki die Antwort bereits vorweg, wie selbstverständlich setzte er sich neben Yumiko. „Wir kommen eher wie gerufen. Wir können Ikaruga-san in ihrem Zustand doch nicht allein mit diesen bezaubernden Mädchen lassen.“

Dabei zwinkerte er Yumiko und Misato zu, die beide nur leise kicherten. Yuuto und Kyoko rollten gleichermaßen mit den Augen.

„Fang nicht schon wieder an“, wies die Braunhaarige ihren Freund zurecht und verpasste ihm einen schmerzhaft aussehenden Schlag auf den Kopf.

Leise jammernd ging Kouin zu Boden, wo er von Kyoko mit einem Tritt zur Seite gerollt wurde, damit sie sich neben Yumiko setzen konnte, der sie sich gleich lächelnd vorstellte: „Kyoko Misaki~ Dieser Idiot hier ist Kouin Midori und der Trauerkloß in der Tür ist Yuuto Takamine~“

Während Yumiko die Vorstellungsrunde gut gelaunt erwiderte, blickte Nozomu zu Yuuto hinüber, der immer noch in der Tür stand und mit gerunzelter Stirn alle Anwesenden betrachtete, bis Satsuki ihm auf die Schulter tippte. „Setz dich endlich, Yuuto-kun. Meine Wohnung ist kein Stehcafé.“

Sie lachte leise, ehe sie in der Küche verschwand und ihre Gäste sich selbst überließ.

Nozomu konnte sehen, wie Yuuto lautlos seufzte und sich dann neben ihm niederließ. Sie nickten sich zur Begrüßung zu. Gerade als Nozomu wegsehen wollte, um sich auf das triviale Geplauder von Yumiko, Kyoko und Misato zu konzentrieren, konnte er Yuuto leise flüstern hören: „Ist alles in Ordnung? Das vorgestern sah ziemlich schlimm aus.“

Nozomus Nackenhaare stellten sich auf, als er Yuutos Atem auf seinem Hals spüren konnte. Damit die anderen nicht mithörten, war er nähergekommen – zu nahe, fand Nozomu, der unwillkürlich ein Stück wegrutschte.

„Alles bestens, keine Sorge.“

Sein Körper zeigte tatsächlich keinerlei Anzeichen dafür, dass er vor zwei Tagen einen schweren Kampf ausgefochten hatte, er fühlte sich erholt und frisch – nur etwas in seinem Inneren fühlte sich... deprimiert, betrübt, dass er nicht mitkämpfen durfte. Er war davon überzeugt, dass es sich dabei um dieses fremde Etwas handelte, das ihn zu überzeugen versucht hatte, in den Kampf zu ziehen. Doch solange er nicht daran dachte und es ignorierte, ging es ihm äußerst gut.

Yuuto nickte sichtlich zufrieden und konzentrierte sich nun selbst auf das Gespräch zwischen den drei Mädchen, in das sich inzwischen auch Shinsuke und Kouin eingemischt hatten. Nozomu schmunzelte leicht, jedes Mal, wenn Kyoko dem vorlauten Kouin wieder einen Schlag auf den Kopf versetzte, wofür sie mitunter sogar einen Papierfächer nutzte, den sie immer wieder aus dem Nichts zu ziehen schien.

Die angespannte, frostige Atmosphäre war verschwunden, nichts erinnerte mehr daran, dass hier zwei Fronten aufeinandertrafen, die eigentlich gegeneinander kämpften. Stattdessen wirkte alles mehr wie das Treffen einer Clique oder einer Klasse auf einem Schulausflug – und seltsamerweise störte es Nozomu plötzlich nicht mehr so sehr wie der Gedanke zuvor daran.
 

Es wurde bereits dunkel, als wieder Stille in Satsukis Wohnung eintrat. Die fröhlich plaudernden Stimmen wurden langsam leiser, als die Gruppe sich im Gang entfernte.

Satsuki seufzte erleichtert und lehnte sich gegen die Wand. „Owww, ich brauche einen Kaffee...“

„Also braucht selbst Senpai einmal Ruhe“, bemerkte Nozomu monoton.

Sie zuckte zusammen und sah den am Tisch Sitzenden verdutzt an. „Nozomu-kun, warum bist du nicht mit den anderen gegangen?“

Er hob die Schultern. „Yumiko sagte, ich soll sitzenbleiben, also habe ich das getan.“

„Hörst du immer auf das, was Mädchen dir sagen?“, fragte sie skeptisch.

Eigentlich nicht, dachte er. Aber in diesem Moment war es ihm äußerst gelegen gekommen, dass Yumiko es geschafft hatte, alle außer ihn hinauszuscheuchen.

Er nickte zustimmend, worauf Satsuki lächelte. „Damit kommst du bestimmt weit. Gehorsame Männer findet man heute selten.“

Statt etwas darauf zu erwidern, räusperte er sich. „Senpai, darf ich dich etwas fragen?“

Neugierig neigte sie ein wenig den Kopf. Sie schien inzwischen vollkommen vergessen zu haben, dass sie eigentlich Feinde waren. „Worum geht es?“

Er sah noch einmal zu dem Bild, das sie gemeinsam mit ihren Eltern und Zetsu zeigte, ehe er sie fragte: „Du kennst Zetsu schon ziemlich lange, oder?“

Sie nickte betrübt. „In letzter Zeit sehe ich ihn aber eher selten. Seit Leana an der Schule ist, ist er meist damit beschäftigt, hinter ihr her zu sein.“

Ihr Lachen, das diesen Worten folgte wirkte so gekünstelt, dass Nozomu überzeugt war, dass sie ihm das nur vorspielte. Störte es sie, dass Zetsu Interesse an einem Mädchen zeigte? Oder war es etwas anderes?

Augenblicklich wurde sie wieder ernst. „Ich mache mir manchmal ein wenig Sorgen um ihn. Er neigt dazu, leicht in Schwierigkeiten zu geraten, weil er sich selbst überschätzt. Kannst du ihn für mich vielleicht im Auge behalten?“

Offenbar hasste sie ihn doch nicht so sehr wie sie immer vorgab, wenn sie sich trafen. Er nickte, um zu zeigen, dass er auf Zetsu aufpassen würde, auch wenn diesem das gar nicht gefallen würde – zum Glück wusste er nichts hiervon.

„Warum seid ihr jetzt keine Freunde mehr?“, fragte Nozomu neugierig.

Sie runzelte ihre Stirn als ob sie sich an etwas Schlimmes erinnern würde, doch statt zu antworten, schüttelte sie mit dem Kopf. „Keine Ahnung, das ist alles ziemlich lange her.“

Er war sich sicher, dass sie ihn anlog, aber solange sie ihm nichts erzählen wollte, würde er sie auch nicht dazu drängen – er würde es einfach bei Zetsu versuchen.

Satsuki lächelte plötzlich. „Genug mit den trüben Gedanken. Nozomi-chans Essen ist wunderbar, oder? Das hat mir richtig gefehlt~“

Er konnte nicht anders als ihr Lächeln zu erwidern. „Ja, stimmt. Sie ist eine richtig gute Köchin geworden. Das hätte ich früher nicht gedacht.“

Aus dem einstmals tollpatschigen kleinen Mädchen war inzwischen eine wahre Meisterin in der Küche geworden. Wie sie das geschafft hatte, war ihm unerklärlich, aber immerhin bekam er alle Vorzüge davon zu spüren.

„Es heißt doch immer, Liebe geht durch den Magen, oder?“, fragte sie grinsend.

Fragend hob Nozomu eine Augenbraue. „Was?“

„Du hast mich genau verstanden~“

Sie blinzelte ihm vielsagend zu, was er nur mit einem Stirnrunzeln erwidern konnte.

„Kannst du mir vielleicht beim Aufräumen helfen, wenn du schon da bist?“

Wortlos nickend stand er auf und half ihr dabei, den Tisch abzuräumen.

„Aber dass das nicht zur Gewohnheit wird, ja?“, sagte sie plötzlich. „Beim nächsten Mal musst du verhindern, dass Nozomi-chan einfach vorbeikommt – immerhin sind wir Feinde.“

Das fällt ihr aber früh ein.

„Ich werde mich bemühen“, versprach er, obwohl er sich sicher war, dass er bei Nozomi im Vorfeld verloren hätte, falls er sie tatsächlich von so etwas abhalten wollte.

„Fein~“

Sie lächelte entspannt, was Nozomus Brust mit einem warmen Gefühl erfüllte. Er würde dafür kämpfen, dieses Lächeln öfter zu sehen – am besten so oft wie möglich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LeanaCole
2010-12-29T10:58:48+00:00 29.12.2010 11:58
wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte sie ziemlich furchteinflößend werden.

Die haben alle Angst vor dem schrecklichen Nozomin-Punch!!!! XD

Er braucht wirklich mal Urlaub

Salles und Urlaub? Never! XD

aber das war möglicherweise der Antrieb gewesen.

Es reichen bereits Erzählungen, um Yumiko zu begeistern X3

Als so clever hatte Nozomu seine Kindheitsfreundin gar nicht eingeschätzt.

Nozomu ist so fies XD

Dabei zwinkerte er Yumiko und Misato zu, die beide nur leise kicherten.

Kouin lässt nichts anbrennen *lach*

und seltsamerweise störte es Nozomu plötzlich nicht mehr so sehr wie der Gedanke zuvor daran.

Du wirst weich, Noz *grins*

„Yumiko sagte, ich soll sitzenbleiben, also habe ich das getan.“

Yumiko ist raffiniert~

Offenbar hasste sie ihn doch nicht so sehr wie sie immer vorgab

OMG!!!! Satsuki liebt Zetsu!!!11elf1!!11

„Du hast mich genau verstanden~“

Hat er nicht. Er ist ein Mann *lach*

Sie lächelte entspannt, was Nozomus Brust mit einem warmen Gefühl erfüllte. Er würde dafür kämpfen, dieses Lächeln öfter zu sehen – am besten so oft wie möglich.

Sag ich dich. Er wird weicher XD

Joar. Das Kapitel hat mir ganz gut gefallen. Aber jetzt bin ich neugierig zu wissen, was zwischen Satsuki und Zetsu vorgefallen ist. Du machst mich immer so neugierig und quälst mich damit. Du bist voll fies und so XDDDD


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