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Searching for Passion

Boredom.Langeweile.Taikutsu.
von

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Herausforderung

"Seeeehr geehrte Damen und Herren! Verpassen sie morgen Abend nicht unsere Sondersendung - 'Das Mysterium L!' Wer ist dieser unheimliche, superintelligente Mensch hinter dem verzierten Buchstaben? Sakura TV hat sich extra für unsere treuen Zuschauer auf die Jagd nach dem Jäger begeben und keine Kosten und Mühen gescheut, an Insiderinformationen zu kommen!"

Demegawa breitete seine freie Hand aus, der glitzernde Anzug sah aus, als ob er kurz vor'm Zerreissen war und die andere Hand umfasste das Mikro so fest, dass man sogar die Fingerknochen unter dem ganzen Fleischklumpen, der sich 'Hand' schimpfte, sah.

"Und wir denken, dass wir ihn auch für zwei Sekunden mit der Kamera einfangen konnten! Verpassen sie als nicht morgen unsere Sondersendung! 'Das Mysterium L!'"
 

Langweilig.

Wie überaus langweilig doch alles war.

Zwei dünne weiße Finger griffen nach der Fernbedienung und schalteten den Fernseher aus.

Der sowieso schon abgedunkelte Raum war nun stockfinster.

Doch Finsternis war undurchschaubar. Was war schon so besonders an Licht?

Der junge Mann seufzte.

Er brachte in jeden Fall Licht. Licht war keine Herausforderung.

Alles war so langweilig.

Er hatte eine Reise nach Japan unternommen, um sich etwas zu zerstreuen, um etwas Abstand von seinem tristen Alltag zu bekommen.

Doch nun fragte er sich, ob diese andere Kultur ihn vielleicht nicht nur nerven würde... Wenn er sowas wie Sakura TV betrachtete...
 

Er dachte an die Aufnahmeprüfungen für die To-Oh-Universität, die er mit 100% bestanden hatte.

Nicht, dass die Ergebnisse etwa schon bekannt waren - aber er war sich dessen völlig sicher. Morgen würde er die Eröffnungsrede halten müssen, ganz bestimmt, und das regte ihn schon jetzt auf.

Aber es war ihm einfach unmöglich, mal nicht seine volle Leistung zu bringen, er konnte nicht verlieren.

Vielleicht sollte ich doch schlafen... Mal sehen, vielleicht gibt es morgen doch was Interessantes zu entdecken...

Der junge Mann, der mit seinen 24 Jahren schon so furchtbar vom Leben gelangweilt war und Angst davor hatte, anzufangen, seine Intelligenz als Fluch anzusehen, hoffte immer noch auf etwas, das das Leben für ihn lebenswert machen würde.

Irgendetwas, das seiner Leidenschaft würdig wäre... Wenn er sowas nur finden könnte...

Er beugte sich hinüber zu der Lampe auf dem Nachttisch und machte sie aus.

__________
 

Langweilig.

Wie überaus langweilig doch alles war.

Eine perfekt manikürte, mit einer fast schon golden anmutenden Haut überspannte Hand griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus.

Seine Eltern und seine kleine Schwester hatten ihm gerade viel Glück für morgen gewünscht - als ob er das brauchen würde.

Natürlich hatte er seine Prüfung mit 100% bestanden und würde die Eröffnungsrede halten, glasklar.

Der angehende Student seufzte. Auch die Universität würde ihm keine Herausforderung bieten.
 

Er ging ins Badezimmer, um sich seine Zähne zu putzen.

Als er fertig war, stützte er sich mit beiden Händen an dem Waschbeckenrand ab und sah eindringlich in den Spiegel.

Ein extrem gutaussehender junger Mann starrte finster zurück. Seine Augen waren rotbraun, doch in seinem Ärger mit goldenen Sprenkeln durchzogen, seine Haare waren von einem für einen Asiaten ungewöhnlich hellem Braun, fast schon Dunkelblond, seine ebenmäßigen Gesichtszüge waren perfekt.

Sein nackter Oberkörper war sehr schlank, doch man sah, dass der Körper vom Tennis zäh und durchtrainiert war. Seine Arme waren lang und stark.

Und all das von dieser wunderschön gefärbten Haut überzogen.

Ich habe mehr verdient als das hier.

Yagami Raito sah nicht nur gut aus - er war auch unglaublich intelligent. Intelligenter, als jeder andere Mensch, dem er je begegnet war.

Und deswegen war er auch so fürchterlich gelangweilt.

Ich habe mehr verdient als diese Langeweile. Ich bin besser. Ich verdiene etwas, das jemandem meines Kalibers zusteht.

Ich will ... Abwechslung.

Er wusste, was er war. Er wusste, dass er besser war, als alle anderen.

Und er wollte es so. Bloß langsam war er nicht mehr bereit, die daraus resultierende Langeweile als Preis für seine Erhabenheit zu akzeptieren.

Er brauchte etwas, das seine Leidenschaft entfachen könnte, und das dieser würdig wäre... Wenn er sowas nur finden könnte...

Der Siebzehnjährige ging zurück in sein Zimmer, entschloß sich, schlafen zu gehen, legte sich auf sein Bett, beugte sich hinüber zu der Lampe auf dem Nachttisch und machte sie aus.

__________
 

Als Raito am nächsten Tag in seinem perfekt sitzenden Anzug aus dem Bus ausstieg, der vor seiner Universität anhielt, wurde er fast um ein Haar überfahren.

Eingebildeter Mercedesfahrer, ist ja mal wieder typisch.

Die schwarze Luxuslimousine hielt aber überraschenderweise neben ihm an. Die Scheibe am Fahrersitz fuhr hinunter und das Gesicht eines alten, netten Herrens spähte hinaus.

"Es tut mir Leid, junger Mann", sagte er im höflichen Ton zu dem Brunetten.

Raito fand dies sehr nett von dem alten Mann - es kam nicht alle Tage vor, dass sich Verkehsrowdies entschuldigten, und vor allem nicht die steinreichen, zu denen dieser offensichtlich gehörte - und wollte zu ihm gehen, um ihm zu versichern, dass alles in Ordnung war.

Doch als er an der Tür hinter der Fahrertür vorbeiging und seinen Mund schon aufmachen wollte, schlug ihm etwas mit voller Wucht in seinen Rücken und er fiel mit seinem nagelneuen Anzug auf den dreckigen Asphalt.

"Ungh!" Seine Hände waren aufgeschürft.

Die Tür, an der er gerade vorbeigegangen war, war plötzlich aufgestoßen worden, und ein junger Mann stand nun über dem auf dem Boden liegenden Studenten und sah ihn etwas irritiert an.

Der Mann - eigentlich war er fast noch ein Junge - war ungefähr so groß wie Raito, sah unverkennbar europäisch aus, hatte verwuscheltes schwarzes Haar und Kleidung an, die aussah, als ob er sie gerade aus der Mülltonne gefischt hatte - abgesehen davon, dass sie blitzsauber war, vor allem das lupenweiße Shirt.

Linkisch kratze er sich am Hinterkopf, als Raito, starr vor Schock und Ärger, zornig zu ihm heraufblinzelte.

Unschuldig blinzelte der Übeltäter, der aussah, als könne er sich das Grinsen nur mit Mühe verbeißen, zurück, bevor er dem Teenager die Hand zur Hilfe reichte.

"Tut mir Leid", nuschelte er.

Wütend ergriff Raito die Hand und zog sich hoch.

"Pass nächstes Mal besser auf! Wenn der Anzug kaputtgegangen wäre, hättest du ihn mir zurückerstatten dürfen!" Wie er so blöde Leute hasste.

"Tut mir Leid", nuschelte der blasse junge Mann noch einmal, sein nun ausbrechendes Grinsen strafte ihn aber Lügen.

Scheißkerl.

Raito würdigte ihn keines Blickes mehr, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand in Richtung Universität.

"...liet...", der Fahrer hatte hinter dem Schwarzhaarigen etwas geseufzt, doch dieser hatte es nicht gehört - er musste dem eingebildeten Gockel in dem Anzug einfach belustigt hinterhersehen. Er war der einzige hier im Anzug und völlig overdressed - der junge Mann hatte ihn einfach ärgern müssen.

"Das war wirklich nicht nett, so wirst du dir hier nie Freunde machen."

Das Grinsen des Jüngeren war immer noch nicht von seinem Gesicht verschwunden.

"Tut mir Leid", sagte er nun zum dritten Mal, diesmal war der ironische Unterton nicht zu überhören.

Mr. Wammy seufzte. Wie konnte der intelligenteste Mensch auf der Welt immer noch so ein Kind sein? "Geh jetzt. Ich wünsche dir viel Spaß."

Die rechte blasse Hand erhob sich, um seinem Mentor zu winken und auch der Schwarzhaarige machte sich nun auf den Weg zur Uni.

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"Und nun die Verlesung der Eröffnungsrede... Dieses Jahr ist eine wirkliche Seltenheit aufgetreten!" Der Rektor der Universität war richtig stolz. Anscheinend würde seine Uni zwei wirkliche Genies beherbergen.

"Nicht nur ein, nein, sondern zwei Schüler haben dieses Jahr 100% bei den Prüfungen erreicht!"

Wow, dachte sich der junge Mann, der gerne andere Leute mit Autotüren ausknockte. Vielleicht wird's doch interessant... Jemand, dem ich wirklich zeigen kann, dass ich intelligenter bin als er... oder sie...

Zehn Plätze rechts von ihm war ein ziemlich miesepetriger Junge, dem alles wehtat, ziemlich geschockt. Ich bin nicht der Beste?!

"Ich bitte auf die Bühne... Yagami Raito und... Hideki Ryuga!"

Als sich beide gleichzeitig erhoben, schnellte Yagami Raitos Kopf sofort umher, und sah... ihn.

Er grinste ihn an und winkte fröhlich zu ihm herüber.
 

A/N

Ich wollte mal was anderes ausprobieren. Eine Liebeskomödie, sozusagen xD

Außerdem habe ich schon öfters darüber nachgedacht, wie es gewesen wäre, wenn sich die beiden ohne Kira und so weiter getroffen hätte.

Raito hätte L von Anfang an gehasst xD

Mal sehen, wie's weitergeht... Also ich weiß es noch echt nicht!

Ich liiiebe Kommentare! *zwinker*

Sonst komm ich mit der Autotür! *auch einen schwarzen Mercedes hat* xDDDD

Blumenmädchen

Raito konnte es kaum fassen, als er neben diesem Penner auf dem Podium stand und den ersten Teil der Eröffnungsrede vorlas.

Wie... konnte... so ein Idiot... genauso gut in den Prüfungen abgeschnitten haben wie er?!

Wie ging das?

Doch er zeigte keine seiner Emotionen und las mit klarer, schöner Stimme weiter vor.

Einige Zuschauerinnen bekamen schon ganz glänzende Augen, und eine in der ersten Reihe war ganz besonders hübsch... Nach dem letzten Absatz zwinkerte Raito ihr unauffällig zu.
 

Ryuga beobachtete ihn ganz genau.

Wie widerlich..., befand er, als dieser arrogante Typ, der es irgendwie geschafft hatte, seinen Anzug faltenfrei zu säubern, dem offensichtlich unterbelichteten Mädchen zuzwinkerte.

Raito hatte lange, schwarze, fast feminine Wimpern.

Es war Ryugas Job, Leute genau anzusehen, und so bekam er mit, wie die langen Wimpern fast die hohen Wangenknochen des Brunetten erreichten, als dieser kurz seinem neuen Fan spielerisch zuzwinkerte.

Der Direktor musste sich erst einmal kurz räuspern, bevor Ryuga seine Augen der Rede zuwenden konnte, um diese leise und viel zu schnell vorzutragen.

Interessant...

Und damit meinte er sicher nicht die lahme Eröffnungsrede.
 

Fünf Minuten später saßen die beiden nebeneinander auf den Ehrenplätzen derer, die am besten in den Prüfungen abgeschnitten hatten, in der ersten Reihe.

Raito wich genervt dem permanenten Starren seines Sitznachbarn aus.

Die großen, kindlichen, schwarzen Augen folgten jeder seiner Bewegungen, so wie es schien sogar jedem Heben und Senken der Brust, das erforderlich für das Atmen des Jüngeren war.

Raito knirschte mit den Zähnen.

Es nervte.

Und wie.

Aber er hatte nicht vor, mit diesem seltsamen Typen zu streiten, nicht hier während der Aufnahmezeremonie, also verkniff er sich eine bissige Bemerkung.

Ryuga hatte seine Beine angezogen, seine Schuhe lagen auf dem Boden und die Fersen stützten sich am Ende des Sitzes ab.

Aus den Augenwinkeln konnte der Brunette beobachten, wie blasse, knochige Zehen miteinander spielten.

Auf einmal rutschte Ryuga näher zu Raito hinüber, seine Nase war nur Zentimenter von der Schulter des anderen entfernt - obwohl beide gleichgroß waren, kam Ryugas Nase nur an Raitos Schulter heran, denn der Schwarzhaarige lief und saß immer etwas gebeugt.

Es wurde zu viel.

"Was willst du?!", zischte Raito genervt.

Unschuldig blickte Ryuga durch seine dichten schwarzen Haare nach oben, ohne den Kopf nur auch ein bisschen anzuheben.

"Du brauchst gar nicht so böse auf mich zu sein, ich habe mich doch vorhin entschuldigt", maulte er gespielt.

Unwillkürlich zuckte Raito etwas zurück; es kam ihm vor, als ob er gerade einen Dreijährigen ausschimpfte, so sah Ryuga nämlich aus, wie er seine Knie mit den Armen umschlang und absichtlich unreif herummeckerte. Es fehlte nur noch, dass er eine Schnute zog.

Doch Hideki Ryuga zog keine Schnuten. Denn sein Gesicht hatte keinerlei Ausdruck, fiel Raito auf, jetzt, wo er ihm zum ersten Mal wirklich in sein Gesicht sah.

Der Teenager war ernsthaft verwirrt.

Und wütend.

Wortlos drehte er sich weg und gab vor, der Zeremonie zuzuhören.

Und Ryuga starrte ihn weiterhin an.

__________
 

Mal abgesehen von dem merkwürdigen Wortwechsel mit dem komischen Kauz hatte die Zeremonie Raito ziemlich angeödet.

Als er raus an die frische Luft kam, streckte er sich erst einmal aus und machte sich dann die Anzugjacke auf - es war ein ziemlich warmer, sonniger Apriltag, und es war Mittagszeit.

Er sah sich um und spähte durch den Regen der Kirschblütenblätter.

Sein Blick fiel auf eine Gruppe von Mädchen, die ihn anscheinend schon seit geraumer Zeit beobachtete.

Raito wusste, dass er gut aussah. Und er wusste, wie leicht Mädchen zu manipulieren waren.

Er lächelte ihnen kokett zu und schlug langsam seine Augen auf, sodass sie nur halbgeöffnet waren.

Zwei der fünf Mädchen sahen aus, als ob sie gleich zu ihm hingehen wollen würden, doch dann fing der ganze Trupp zu kichern an.

Der Junge schaute etwas verwirrt drein, doch dann bemerkte er, dass ihn irgendetwas am Kopf anfasste.

Schnell drehte er sich herum - und sah Hideki Ryuga hinter ihm mit einem Blütenblatt zwischen den gepreizten Fingern stehen.

"Yagami-kun hatte etwas im Haar", sagte er trocken und hielt ihm das kleine rosafarbene Ding hin.

Raito schlug seine Hand weg. "Was fällt dir eigentlich ein?!"

Ryuga zuckte nicht einmal zusammen. "Ich wollte Yagami-kun einen Gefallen tun, denn seinem arroganten Benehmen nach hatte ich geschlussfolgert, dass er nicht wie ein Mädchen mit Blumen im Haar herumlaufen wollen würde - obwohl Yagami-kun unleugbar etwas feminines in seinen schönen Gesichtszügen hat."

Dieser...

"Ha-"

"Ferner wollte ich Yagami-kun fragen, ob er vielleicht mit mir zu Mittag essen will, da ich sicher bin, dass hinter seiner großspurigen Fassade einiges an Intelligenz stecken muss, und ich bin gespannt, wie sich beides auf seinen Charakter auswirkt. Kurz gesagt; ich will dich kennenlernen." Ryuga lächelte, und es sah wirklich gruselig aus.

Raitos linkes Auge zuckte, und seine rechte Faust ballte sich schon zum Schlag.

Doch dann verdrängte sein Verstand seinen angeknacksten Stolz und redete ihm gut zu.

Er ist intelligent, ohne Frage... Und ich will ihn besiegen, in jeder Klausur will ich besser sein als er, in jedem Sport... Vielleicht ist er die Herausforderung, die ich gesucht habe? Vielleicht wäre es besser, ihn kennenzulernen, um seine Schwachpunkte herauszufinden?

In einem Bruchteil einer Sekunde veränderte sich des Jungen Gesichtsausdruck radikal - von einer vor Wut verzerrten Maske in ein zuckersüßes Lächeln.

Es war nicht echt, Ryuga durchschaute es sofort - doch trotzdem raubte es ihm den Atem.

"Wenn du mich einlädst... Als Entschuldigung für vorhin, mein Steißbein tut immer noch höllisch weh", meinte der Brunette frech.

Ryuga zuckte mit den Schultern.

__________
 

"Du siehst kein bisschen japanisch aus. Woher kommst du?"

Die beiden waren in einem kleinen, hübsch aufgemachtem Restaurant, in dem sich fast nur junge Leute befindeten.

Auf dem Tisch ihres Separées standen vor Raito ein Chicken Salad und vor Ryuga ein riesiges Stück Schokoladentorte, über das dieser sich schon, ohne Raito einen guten Appetit gewünscht zu haben, hermachte.

Ungehobelter Klotz... Ich kann ihn mit jeder Minute weniger leiden.

"Hmm", machte Ryuga mit vollem Mund, "ich komme aus England. Habe zumindest dort den größten Teil meines Lebens gewohnt. Wo ich davor war, weiß ich nicht."

Raito hob die Augenbrauen. "Weißt du nicht?"

Ryuga schluckte runter und schüttelte den Kopf. "Ich bin - war - ein Waisenkind. Und ich habe nie nach meiner Vergangenheit nachgefragt." Nachdenklich legte er die Gabel auf den Teller neben dem halb aufgegessenen Stück Torte und schaute nachdenklich durch das Fenster, neben dem sie saßen.

Das helle Sonnenlicht schien durch die schwarzen Strähnen, die Ryuga im Gesicht hingen und ließen ein Spiel zwischen Licht und Schatten auf dem schneeweißen Gesicht entstehen.

Mit seinen großen, leeren Augen sah er so verloren aus - Raito konnte nicht anders, er spürte Mitleid in ihm aufkeimen.

"Und warum bist du jetzt in Japan?"

Ruckartig drehte sich Ryuga zu seinem Gesprächspartner um; Raitos Stimme klang auf einmal völlig anders, sanft, und dieses Lächeln... es war echt.

Nach einem kurzen Zögern sagte Ryuga nur ein Wort: "Langeweile."

Das Wort traf Raito wie ein Schlag. Konnte es sein, dass...?

"Und du? Warum hast du eigentlich einen Anzug an?" Ryuga wollte seine kurze Befangenheit überspielen, indem er Raito neckte... Dieser Moment gerade hatte ihn etwas verwirrt.

Auch Raito fing sich wieder. "Naja, es ist ein großer Anlass und..."

"Du bist völlig overdressed. Weiß Yagami-kun denn nicht, dass er so wie ein absolut arroganter Schnösel aussieht?"

Sein wütender Gesichtsausdruck ist zu lustig.

Ich nehm' das mit dem Mitleid zurück.

"Und überhaupt... Warum läufst du so unnatürlich gerade?"

"Warum läufst du so krumm?", schoss Raito zurück.

"Ich glaube, Yagami-kun hält sehr viel von sich selbst, deswegen. Alle Welt soll sein ach so wunderschönes Gesicht sehen." Der Ältere hatte schon in der ersten Sekunde der Bekanntschaft mit Raito gesehen, dass man sich lieber nicht über ihn lustig machen sollte... Doch Ryuga liebte die Gefahr.

"Als ob du nicht viel von dir halten würdest." Was fällt ihm eigentlich ein?!

Ryuga grinste. "Hat Yagami-kun vielleicht irgendwelche Komplexe, die er überspielen will? ... Ah, ich weiß! Vielleicht hat Yagami-kun vorhin so ein böses Gesicht gemacht, als ich ihm das Blütenblatt aus den Haaren gezogen habe, weil Yagami-kun so einer ist, der mit Blumen im Haar herumlaufen will!"

Er sah die Faust noch auf sich zufliegen, als er schon mitsamt dem Stuhl umkippte.

Wutentbrannt stürmte Raito aus dem Lokal heraus.

Was ist das für ein blöder Idiot?!
 

Im Restaurant versicherte der Schwarzhaarige einer besorgten Kellnerin kichernd, dass alles mit ihm in Ordnung sei.

Er hatte etwas Hochinteressantes gefunden.

Sehr zufrieden aß er seine Torte auf und bezahlte.
 

A/N

Ja, ich weiß.

Kitschig, klischeehaft, sinnfrei.

Ich mag's! xDDD

Einbrecher

Nun war er schon so lange zu Hause.

Er hatte gegessen, sich dem Interview der beiden auf ihn wartenden Frauen im Haus gestellt, kurz mit seinem Vater telefoniert, sich geduscht und ziemlich lange mit Sayu ferngesehen.

Während der ganzen Zeit war er unruhig und reizbar, er hatte sich sogar wegen einer Chipstüte mit seiner kleinen Schwester gestritten, und Yagami Raito stritt nicht wegen solchen Nichtigkeiten.

Normalerweise.

Dann war er in sein Zimmer gegangen, um ein wenig allein zu sein.

Er hatte versucht zu lernen - was aber grandios an seinem heutigen Unvermögen, sich zu konzentrieren, gescheitert war.

Schließlich hatte er sich einfach auf sein Bett gelegt und wartete nun auf die bestimmt sehr realistische und informative Sondersendung über L, den Detektiv - man war ja nichts anderes von Sakura TV gewöhnt.

Raito seufzte. Ihm war zu warm. Ruhelos ging er zu seiner Balkontür und sperrte sie auf. Eine leichte Brise wehte durch sein vom Duschen noch feuchtes Haar.

Raito wünschte sich, dass die warme Brise auch die unwillkommenen Gedanken aus seinem Kopf wegwehen könnte.

Warum war von einem auf den anderen Tag auf einmal alles so anders?!
 

Normalerweise erreichte Raito emotional nichts aus seinem Umfeld. Er ging durch die Welt, verstand sich mit allen durch seine antrainierte Höflichkeit sehr gut und und die einzigen, die ihn nicht mochten, waren die Neider, die er nur abfällig belächeln konnte.

Ansonsten würde nie jemand auch nur ein Wort gegen ihn sagen.

Außer einer. Hideki Ryuga.

Gewöhnlich war Raito absolut immun gegen Kritik - doch Ryuga ging ihm einfach nicht aus dem Kopf.

Erstmal sollte er gleich gut in der Schule sein wie er - das konnte nicht sein. Da musste nach Raitos Meinung den Prüfern irgendein Fehler unterlaufen sein. Es fühlte sich an wie die größte Blamage seines Lebens.

Und dann warf er ihm auch noch solche Beleidigungen ins Gesicht, als ob sie normaler Gegenstand der Unterhaltung wären, in seinem für ihn typischen trockenen Ton.

Er war völlig respektlos, ohne sich dabei so anzuhören.

Es war zum Sich-die-Haare-Raufen.

Wie konnte er für nur eine Sekunde Mitleid mit diesem widerlichen Menschen verspüren?

Wie konnte er für einen Moment diese weiße Haut bewund-

Moment Moment Moment.

DAS hatte er nicht getan.

Er hatte nichts an Hideki Ryuga bewundert, nein, absolut gar nichts.

Denn da war nichts, was es zu bewundern gab.

Weder seine weiße Haut, noch sein weiches Haar, noch seine langen schmalen Hände.

Oder seine großen, gefangennehmenden Augen... Die intelligente Ausdrucksweise, die tiefe Stimme...

Raito schaute sich schockiert im Spiegel an und sah, wie sein schönes Spiegelbild entsetzt nach Luft schnappte.

Er schüttelte den Kopf.

Da gab es nichts zu bewundern.

__________
 

Im abgedunkelten Zimmer des Luxushotels gab es nur eine Lichtquelle - der Bildschirm des Notebooks.

Der Detektiv L kauerte davor und recherchierte für seinen neuen Fall - im Telefonbuch Tokios.

Es war ein besonders interessanter Fall, fand er.

Schnell tippte er... Er musste sich immer noch konzentrieren, wenn er auf japanisch dachte, aber das merkte man ihm nicht an, er konnte es fließend.

Nacht... Gott... Mond...

"Hab ich dich."

Er klappte das Notebook zu, schnappte sich seine ausgetretenen Schuhe und den Zimmerschlüssel, ging raus und sperrte ab.

__________
 

"L ist hundertprozentig eine Frau aus Frankreich. Hören sie sich nur mal die Aussprache für 'sie' auf Französisch an - 'elle'. Es ist dieselbe Aussprache. Man könnte das fast schon als Beweis sehen!"
 

Die Sendung war absolut lächerlich, wie Raito schon erwartet hatte. Aber dass sie so schlimm war, hätte er nun doch nicht gedacht.

Doch jede Ablenkung war ihm recht, also schaute er weiter.

Er lehnte entspannt gegen die Wand und lag ausgestreckt auf seinem Bett, er hatte schon seinen 'Schlafanzug' an - eine blaukarierte Boxershorts und ein verwaschenes, graues T-Shirt.

Würde er jemals zulassen, dass jemand ihn so sah, würde dieser Jemand wahrscheinlich kein Wort herausbringen. Raito war normalerweise auch so schön - doch unaffektiert, natürlich, mit verwuschelten Haaren war er es noch gut eintausend Mal mehr.

Doch nicht mal seine Eltern sahen ihren Sohn so. Aber für heute Abend hatte der Brunette nicht vor, noch einmal herunterzugehen.

Er würde sich diesen hirnverschmorenden Mist zuende reinziehen und früh ins Bett gehen - und hoffentlich schnell einschlafen.
 

Wie sehr er sich schon wieder in seinen Plänen täuschte - wie er es heute früh getan hatte.

Plötzlich hörte er Geräusche draußen... Jemand war im Garten unter seinem Balkon. Seine Balkontür war immer noch offen.

Raito lauschte und sah aus dem Fenster - ein Seil mit einem Haken am Ende wickelte sich auf einmal um das Geländer seines Balkons.

Das einzige Licht im Zimmer des Teenagers war das seines kleinen Fernsehers, und das sah man von außen sicher nicht, sodass der Einbrecher denken musste, dass niemand in diesem Zimmer war.

Er hörte Schritte auf der Außenwand des Hauses, obwohl sie sehr leise waren.

Derjenige, der da hinaufgeklettert kam, musste sehr sportlich sein, um das zu schaffen.

Das flimmernde Licht von Raitos Fernseher erschuf tanzende Schatten auf dem weichen Teppichboden des Studenten... Es war unheimlich. Doch Raito war ein ziemlich unerschrockener Mensch.

Lautlos stand der Brunette auf und griff in seinen offenstehenden Schrank.

Er zog seinen Tennisschläger heraus - das einzige, das in seinem Zimmer irgendwie als Waffe fungieren konnte.

Er postierte sich neben der offenen Balkontür und wartete...

Der Einbrecher kletterte über die Ballustrade und rollte sein Seil ein.

Raito pochte das Herz bis zum Hals... Er war aufgeregt, doch große Angst hatte er nicht. Er war stark, er war selbstbewusst, er war trainiert - wenn da jetzt nicht ein Bodybuilder im Anmarsch war, hatte er gute Chancen, sich zu behaupten.

Auf einmal kam eine schwarze Silhouette langsam und leise in sein Zimmer.

Gebeugt drehte sie langsam ihren Kopf nach links und rechts...

"Waaah!" Mit Gebrüll und einem großen entschlossenem Schritt nach vorne schwenkte Raito seinen Tennisschläger und traf mit voller Wucht den Bauch des Einbrechers.

"Urgh."

Ryuga ging in die Knie und hielt sich den Bauch. Raito stand geschockt davor und konnte seinen Augen kaum glauben, als sein Kommilitone zusammensackte.

"Ya- Yagami-kun...", sein Satz wurde durch ein Husten unterbrochen, "hat... einen ziemlichen Schlag drauf... habe ich heute mittag schon bemerkt."

Raito ließ den Schläger vor Überraschung fallen. "Hi- Hideki-san?"

Trotz der Schmerzen grinste der Schwarzhaarige zu ihm herauf und bot einen makaberen Anblick.

Er schaute wegen seinen tiefen Augenringen und seiner blassen Haut schon immer etwas aus wie ein Panda, doch das linke blaue Auge - das Resultat der Auseinandersetzung von heute morgen - gab diesem Aussehen etwas Asymmetrisches.

Er sah wieder so... mitleidserregend aus.

"Raito, ist da oben alles in Ordnung?", rief eine Frauenstimme von unten.

Raito wirbelte herum und schloss schnell sein Zimmer ab. "Ja, okasan, ich hab mir nur meinen Fuß am Bettpfosten angehauen... und du", es war gruselig, wie schnell seine unbeschwerte rufende Stimme zu einem gefährlichen Zischen werden konnte, "was um Himmels Willen willst du hier?!"
 

A/N
 

Mini-Keliffhäääängääär!

Ich hoffe, euch gefällt die Story :) Kommentare sind wie immer seeehr erwünscht <333

Späte Erste Hilfe

"Weil ich dir einen Besuch abstatten wollte... auu."

Ryuga rieb sich den Bauch. "Kann ich mich... vielleicht irgendwo hinlegen? Oder so? Weil ansonsten muss ich mich glaube ich... übergeben."

Vor Raitos innerem Auge spielte sich das Horrorszenario schlechthin ab - ein in seinem Zimmer rumkotzender Hideki Ryuga... Oh mein Gott, wie es stinken würde.

Was, wenn er ihn ankotzen würde? Auf seine... auf seine Haare?!

Der Brunette schnappte sich grob den Arm des Älteren und hievte ihn auf sein Bett.

Stöhnend ließ dieser sich darauf fallen und streckte sich behaglich aus...

Anscheinend doch nicht sooolche Schmerzen, hm?

Aber er hatte trotzdem das Gefühl, sich entschuldigen zu müssen.

"Tut mir Leid, Hideki-san, aber warum kannst du, wenn du mich schon unbedingt besuchen kommen musst, nicht einfach unten klingeln?"

Besorgt betrachtete er vor allem das dunkle blaue Auge des anderen... Er hatte sich anscheinend noch nicht um die Schwellung gekümmert.

Wieder grinste Ryuga leicht. "Es war so spät. Außerdem hätte ich mich gern unauffällig in Yagami-kuns Zimmer umgesehen..."

Der Brunette rollte mit den Augen, der Schock, Ryuga so plötzlich wiederzusehen ging in der Genervtheit unter.

"Und wozu, wenn ich fragen darf?"

Schweigend betrachtete der Schwarzhaarige die Decke.

"Gute Frage...", wisperte er, mehr zu sich selbst als als Antwort.

Unfreiwillig fasziniert betrachtete Raito, wie der andere sich gedankenverloren mit der Hand durch das dichte schwarze Haar fuhr, als ob er wirklich darüber nachdenken würde.

Doch dann kam er aus Versehen mit seinem kleinen Finger über das blaue Auge und sein Gesicht verzog sich vor Schmerz.

Der Student seufzte. "Es tut mir auch Leid deswegen. Ehrlich. Ich hol mal etwas Eis und eine Salbe, bin gleich wieder da."

Mit schüttelndem Kopf ging Raito ins Bad.

__________
 

Er hat Recht. Warum bin ich hier? Was mache ich hier eigentlich? Treibt mich meine Langeweile schon so weit, dass ich einen ganz amüsanten Kommilitonen bespitzeln muss? Der Urlaub tut mir echt nicht gut...

L richtete sich etwas auf und sah, dass Raito gerade dabei gewesen sein musste, die absolut phänomenale Sondersendung über... nun ja, ihn, anzusehen.
 

"Es ist erwiesen, dass L der Sohn Albert Einsteins ist - was den wenigsten bekannt ist, ist, dass Einstein eine Affäre mit einer italienischen Prostituierten hatte, die die Tochter einer Französin war, die 'Elle' hieß. Und L wurde eben nach ihrer Großmutter benannt."
 

Hä?

Nach 'ihrer'?

Und überhaupt, wissen die, wie alt ich dann sein müsste? Dann wäre ich ja schon viel früher aktiv gewesen...

Gespannt hörte er den weiteren Ausführungen der "Experten" zu und runzelte die Stirn.

Wie können die sich es erlauben, so einen Schwachsinn über mich zu verbreiten?!

"Bist du ein L-Fan, Hideki-san?"

Mit vollbeladenen Armen betrat Raito wieder sein Zimmer.

"Leg dich lieber wieder hin, du siehst immer noch etwas blass aus... Obwohl - wann nicht?"

Ryuga hatte gar nicht bemerkt, dass er sich automatisch wieder in seine hockende Position bewegt hat, so angewidert von dem, was er da hörte.

Doch dann merkte er, wie ihm sein Bauch wehtat und gehorsam streckte er sich wieder auf Raitos Bett aus.

Dieser ließ sich genau neben seinem Kopf nieder.

So nah...

"Ich hab mir diese Sendung nur angesehen, weil ich nichts besseres zu tun habe. Ich finde es furchtbar, wie sie Ls Namen mit irgendwelchen Behauptungen in den Dreck ziehen."

Mit großen Augen sah Ryuga nach oben in das braune, warme Augenpaar. "Ich bin ganz Yagami-kuns Meinung", murmelte er etwas zurückhaltend.

So nah...

Der Schwarzhaarige wollte so gerne seine Beine anziehen, um etwas besser über die Situation nachdenken zu können, als warme Fingerspitzen seine Haare aus dem Gesicht strichen.

Geschockt zuckte Ryuga zusammen.

"Keine Panik", seufzte Raito etwas genervt, "und um Himmels Willen, denk dir nichts dabei", fügte er angesichts der schwarzen Augen hinzu, die sich auf Untertassengröße geweitet hatten.

So nah... und so warm...

"Ich leg' dir bloß ein bisschen Eis auf die Schwellung und streiche dann die Salbe darauf, damit es schneller weggeht. War ja immerhin meine Schuld - obwohl du mich dazu provoziert hast", knurrte der Brunette.

Ryuga war nicht in der Lage, etwas zu entgegnen.

"Erschreck nicht, das wird jetzt kalt", sagte Raito leise, "und es wäre besser, wenn du deine riesigen Augen mal schließen würdest."

Der Schwarzhaarige gehorchte sofort - was ein absoluter Fehler war.

Denn jetzt konzentrierte er sich nur noch auf die Berührungen des anderen, hörte nur noch dessen gleichmäßges Atmen...

Sein eigener Atmen wurde minimal schneller.

Was passiert hier?!

__________
 

Raito betrachtete während seiner Arbeit das friedliche Gesicht des anderen.

Wenn er mal nicht die ganze Zeit widerwärtige Kommentare von sich gibt, kann er ja ganz umgänglich sein...

Wortlos saß er neben dem schwarzhaarigen Kopf und presste das Eis ganz sanft gegen die vom Bluterguss verfärbte Haut.

Man hörte nichts außer das leise Murmeln des Fernsehers im Hintergrund - keiner von beiden wagte es, ein Wort zu sagen.

Warum ist er bloß hier? Was will er nur?

"Ich tu' das Eis jetzt runter." Raitos Stimme war noch leiser geworden.

Ryuga brummte nur zustimmend und ließ seine Augen geschlossen. Ein leichtes Lächeln schien seinen Mund zu umspielen und schnell wandte Raito seinen Blick, der nach seinem Geschmack eine Sekunde zu lang an den blassen Lippen hängen geblieben ist, zur Tube mit der Salbe und drehte sie mit zittrigen Händen auf.

Was passiert hier?!

Er tat sich ein bisschen auf seinen Finger und sagte: "Dreh mal deinen Kopf zu mir, damit ich besser ran kann."

Wieder kam nur ein zustimmendes "Mh-hmm" von Ryuga und wieder gehorchte er sofort.

Raito hatte nicht aufgepasst, wie nah er wirklich am Kopf des Älteren saß, denn auf einmal lehnte dessen Gesicht gegen seinen Oberschenkel.
 

Ryuga riss die Augen auf. Damit hatte er auch nicht gerechnet.

Er atmete ein. Dieser Duft...
 

Raito spürte seinen warmen Atem auf seiner bloßen Haut.

Ein Schauer schlich sich seine Arme und seinen Rücken bis zum Steißbein herab und ließ ihn erschaudern.

Es war ein wohliger Schauer.

Er durfte sich nichts anmerken lassen.

Der Brunette riss sich zusammen und cremte sanft, aber bestimmt die Verletzung des anderen ein.

Dieser hatte seine Augen wieder geschlossen und... schmiegte fast seine Wange an den Oberschenkel des Brunetten.

Dafür hätte er eigentlich ein zweites blaue Auge verdient. Doch Raito konnte irgendwie nicht...
 

Was tue ich hier?!

Der Schwarzhaarige erstarrte und räusperte sich. "Bist du fertig?"

"Äh... ja...", kam es über ihm.

Schnell richtete sich Ryuga auf. "Danke", sagte er ernst und sah Raito dabei fest in die verwirrten Augen.

In seinem Bauch kribbelte es, und es hatte rein gar nichts mehr mit dem Schlag des Brunetten zu tun.

Dessen Geruch hing ihm noch in der Nase, er betrachtete seine verwuschelten Haare, seine durchtrainierten Beine, sein verwirrtes, gar nicht mehr so aufgesetztes, künstliches Gesicht.

Das Kribbeln wanderte nach unten.

Ich muss hier raus. Und zwar schnell.

Energisch stand Ryuga auf. "Ich danke Yagami-kun sehr, dass er sich um die Verletzung, die er mir selbst zugefügt hatte, gekümmert hat. Ich wollte nur mal kurz bei ihm vorbeischauen, um zu sehen, wie er so wohnt. Das habe ich hiermit getan."

Schnell drehte er sich um.

"Ich denke, wir sehen uns morgen?"

"Äh... ja...", kam es wieder, diesmal hinter ihm.

"Also bis dann", sagte Ryuga geschäftsmäßig, rollte sein Seil wieder aus und verschwand so plötzlich, wie er gekommen war.
 

Völlig verdutzt und verdattert stand Raito in seinen kurzen Boxershorts mitten im Zimmer.

WAS ZUR HÖLLE WAR DAS?!

In Trance schaltete er seinen Fernseher aus, legte alles, womit er seinen Kommilitonen verarztet hatte auf seinen Schreibtisch, machte das Licht aus und verzog sich zitternd unter seine Decke.

Wie von selbst wanderte seine Hand hinunter zu der noch warmen Stelle an seinem Oberschenkel... und streichelte sie... streichelte und rieb...

Scharf zog der Jüngere die Luft ein.

Das... das durfte jetzt nicht sein... nicht wegen ihm...

Doch sein Verstand projezierte ihm Bilder von weißer Haut und schwarzen Haaren...

Und Raito konnte nicht anders als weitermachen...

__________
 

L war den ganzen Weg zurück zum Hotel gerannt, nicht darauf achtend, ob er Passanten auffiel oder nicht.

Völlig außer Atem stürmte er in sein Zimmer und schmiss sich angezogen auf sein Bett.

Yagami Raito... Yagami Raito... Raito... Raito...

So ein widerlicher, arroganter Typ.

Raito... Raito...

Eingebildet, selbstherrlich...

Er strich sich über sein blaues Auge.

Raito... Raito...

Aaah, verdammt.

L biss in sein Kissen, um das Stöhnen zu unterdrücken, als er seinem Verlangen nachgab.
 

A/N

Uuuuh, das Romance kommt, das Romance kommt...

Diese zwei nach-pubertierenden Kinder xD

Aber sie widern einander immer noch an! xDD

Stalker

Erbärmlich.

Wie erbärmlich war denn diese Aktion gestern gewesen?

Raito stand unter der Dusche, das viel zu heiße Wasser rann ihm ins Gesicht, über seinen Körper... Er benutzte literweise Duschgel, als ob er sich von seiner "Schande" reinwaschen könnte.

Seine Haut bekam schon allmählich einen seltsamen Rotstich und verärgert taumelte er aus der Dampfwolke in das unbeheitzte, kalte Badezimmer. Sofort durchfuhr ihn ein Zittern und schnell rubbelte er sich mit seinem Handtuch trocken.
 

In seinem Zimmer angekommen ließ er sich auf sein Bett fallen.

Nach dem... "anstrengenden" Abschluss des seltsamen gestrigen Abends war er darauf erschöpft eingeschlafen und hatte eine (zum Glück) traumlose, ruhige Nacht hinter sich.

Wieso hatte er sich gestern hinreißen lassen?

Yagami Raito interessierte sich nicht sehr für Mädchen, aber dann doch eher für sie als für Jungs. Er legte kaum einmal selbst Hand an, weil das Verlangen so stark wurde.

...wieso dann gestern?

...etwa wegen Hideki-san?

Nein... Gestern war der erste Tag an der Uni, ich musste den Platz des Besten mit einem Volltrottel teilen, der dann auch noch in mein Zimmer einbricht... es muss der Stress gewesen sein...

Von diesem Gedanken fast überzeugt und nun etwas beruhigt zupfte er ein schwarzes Haar von seinem beigen Bettlaken. Er hielt es mit gespreizten Fingern vor seinem Gesicht - so ähnlich hatte gestern Hideki seine Gabel gehalten - und musterte es.

Hideki Ryuga ist so anders. Überraschend anders... Erfrischend anders... Irritierend, nervig, aber...

Seit langem mal wieder saß Raito morgens auf seinem Bett und freute sich auf den Tag, der vor seiner Haustür wartete und versprach, unvorhersehbar und interessant zu werden.

Und wie sein unvorhersehbarer, interessanter Tag vor seiner Haustür wartete!

__________
 

"Ich geh dann mal, Okasan!" Raito warf einen letzten Blick in die Küche und winkte unbeschwert seiner Mutter zu.

Wie glücklich er heute zu sein scheint... Ich habe ihn schon lange nicht mehr so gesehen, dachte seine Mutter, als ihr Sohn mit schnellem Schritt durch den Flur zu seinen brandneuen Lederschuhen ging, um diese anzuziehen.

Sie passten perfekt zu seiner schwarzen Jeans und seinem hellgelben Poloshirt.

Und heute bin ich garantiert nicht 'overdressed'.

Raito schnaubte.

"Schönen Tag noch!" Stolz lächelnd begleitete die Mutter ihren Sohn zur Tür. Dieser machte sie auf und...

"Guten Morgen, Yagami-kun."

Ein schwarzer Mercedes stand in der Einfahrt des Hauses der Yagamis und ein verstrubbelt aussehender junger Mann lehnte lässig dagegen, seine Hände steckten tief in den Taschen seiner zu großen Jeans.

__________
 

"Ich geh dann mal, Mama." Mit gesenktem Blick warf sich der sechzehnjährige lustlos seinen Rucksack über die Schulter.

Seine Mutter machte sich Sorgen um ihren Jungen.

Er war der Beste seiner Klasse und langweilte sich furchtbar. Und Freunde hatte er auch keine - also natürlich ging er aus, traf sich mit Mädchen oder mit Jungs in der Spielhalle, aber er hatte niemanden, mit dem er richtig reden konnte.

Yagami-san seufzte. Nicht mal mit ihr konnte ihr geliebter Sohn reden - keiner verstand so richtig seine schnellen Gedankensprünge, keiner konnte ihm wirklich folgen.

Doch eines konnte die sorgsame Mutter: Fühlen, was ihr geliebtes Kind benötigte.

Und was ihr Sohn brauchte, war nur eines: Einen echten Freund.

__________
 

Yagami Raito lachte.

"Was willst du denn schon wieder hier, Stalker?", gluckste er.

Ryugas Mundwinkel zuckte. "Dich abholen. Ich befinde, dass der Shinkansen unwürdig für Yagami-kun ist. Zwar ist das auch zu viel der Ehre für ihn, von mir persönlich in die Schule kutschiert zu werden, aber... ich will mal nicht so sein. Ah, Sie müssen Yagami-san sein", er wendete unwillig den Blick von Raito ab und sah nun seine Mutter an. "Darf ich Ihren Sohn in die Universität fahren? Ich bin ein Kommilitone von ihm."

Der starrende Blick des seltsamen jungen Mannes durchbohrte die Frau. Er war ihr irgendwie unheimlich, aber auf eine verquere Art sympathisch, als ob sie ein kleines Kind neugierig anstarren würde.

"Äh, na klar... Kein Problem... Viel Spaß euch beiden."

Ihr Sohn rollte mit den Augen.

__________
 

Der Schüler saß im Bus auf dem Weg zur Highschool.

Der Mann neben ihm stank furchtbar nach Schweiß.

Zwei kleine Mädchen gegenüber von ihm sahen ihn die ganze Zeit an. Als er genervt zurückschaute, kicherten sie unter vorgehaltener Hand.

Eine Bande von Gleichaltrigen hörten Hip Hop mit ihren Handys und nervten den ganzen Bus mit ihrem Gebrüll. Sie erzählten sich, wie sie gestern eine DVD geklaut hatten, und beglückwünschten sich.

Raito seufzte.

Diese Welt ist durch und durch verdorben.

­__________
 

"Wow, schönes Auto."

Lange, goldbraune Finger strichen bewundernd über das helle Leder.

"Danke", sagte Ryuga leise, als er den Motor anschaltete.

Zwei Minuten später fuhren sie - mit exakt 50 km/h - durch Tokio. Konzentriert beobachtete der Schwarzhaarige den Verkehr, während der Teenager neben ihm ihn nachdenklich betrachtete.

"Sag mal... wie kommst du eigentlich zu dem Auto? Brichst du wirklich bei Leuten ein?"

Ryuga schnaubte. "Nein, Yagami-kun ist die Ausnahme."

"Oh, ich fühle mich geschmeichelt." Amüsiert lächelnd schaute der Brunette aus dem Fenster.

Angenehme Art, in die Uni zu kommen... Daran kann ich mich gewöhnen.

Der Ältere sah aus dem Augenwinkel den Fahrtwind, der aus dem halbgeöffneten Fenster hereinkam und braunes, perfekt gestyltes Haar durchwehte. Er atmete tief ein und aus.

Wie verwirrend...

Ein leises Lächeln stahl sich auf blasse Lippen.
 

Als sie ausstiegen, starrte der komplette Campus.

Die beiden Studentensprecher des Erstsemester stiegen gemeinsam aus der Luxuslimousine, der Ältere ohne jeglichen Gesichtsausdruck, doch der Jüngere konnte ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken.

Er genoss die Aufmerksamkeit.

Die Sonne strahlte, als die beiden durch die Kirschblütenallee auf den Haupteingang zuschritten.

Er genoss das Wetter.

"Pass auf, dass dein arrogantes Grinsen nicht anwächst, Yagami-kun. Es steht dir überhaupt nicht. Übrigens hast du wieder Blumen im Haar."

Er genoss seine Begleitung eindeutig nicht.

Genervt drehte er sich zu seinem Kommilitonen um...

Er lächelte ihn an, man sah, dass er ihn nur aufziehen wollte. Raito schluckte seine gemeine Antwort herunter.

Wahrscheinlich genoss er seine Begleitung nicht.

Aber man gewöhnte sich daran.

Mit einem Seufzen fuhr er mit seinen Hand durch die Haare und schüttelte alle Blumenblätter heraus.

­__________
 

"Sag mal... Warum warst du gestern eigentlich bei mir? Also wirklich?" Er lächelte einladend,

Ryuga blickte betreten auf die Tischplatte in der Mensa.

Wenn ich das wüsste...

Beschämt dachte er an den Nachhauseweg und... das danach.

Dieser Junge verwirrte ihn, verwirrte ihn sehr. Er nervte ihn mit seiner großkotzigen Art, doch gleichzeitig machte es ihm unglaublich viel Spaß, ihn aufzuziehen... und ihn anzusehen...

Der heimliche Meisterdetektiv schluckte.

Er durfte sich nicht abhängig machen, auf gar keinen Fall. Er musste immer herumreisen. Da durfte er nichts haben, das ihm an einem Ort festhielt.

Doch der Gedanke, jetzt wieder einen Fall anzunehmen und von hier wegzugehen, war... unangenehm.

Dieser Junge war viel zu interessant. Noch nie konnte er sich so frei mit jemandem unterhalten, auch wenn er seine wahre Identität nicht preisgeben durfte.

Und außerdem... Wenn er bei ihm war, da war dieses Irrationale, dieses Unerklärbare, und dieses Rätsel wollte er lösen.

Vielleicht war es das, was die Leute "Freundschaft" nannten.

Er sah seinen Tischnachbarn an. "Es war wirklich nur Langeweile. Und ich bin irgendwie neugierig, wie dein Leben so aussieht. Du bist intelligent... Ich finde kaum jemanden, der mir darin das Wasser reichen kann."

Raito lachte auf. "Und wer ist hier arrogant?! Mein Leben ist langweilig, also wird es deine Langeweile nicht vertreiben. Aber erzähl doch mal von deinem Leben, ich bin auch etwas neugierig. Du hast in England gelebt? Erzähl, wo warst du auf der Schule? In welcher Stadt?"

Auf einmal wirkte Ryuga total verschlossen.

"Kann ich nicht sagen."

"Ach komm - du brichst bei mir ein, ich könnte dich eigentlich anzeigen, und dann willst du mir nicht so eine kleine Kleinigkeit erzählen?"

Abrupt stand Ryuga auf und schnappte sich seinen Rucksack.

"Ich muss jetzt gehen. Tut mir Leid, dass ich dich nicht nach Hause fahren kann. Bis morgen." Er ging. Sein ausdrucksloses Gesicht sah aus wie immer.
 

Raito starrte ihm empört nach.

Was hat der denn für Probleme?! Blöder Kerl... Ah.. Er hat gesagt, er ist ein Waisenkind, vielleicht wollte er nur nicht über seine schwere Kindheit sprechen...

Wieder spürte er diesen leichten Stich.

Ryuga...

­__________
 

Mit zerbissenen Nägeln rauschte L in sein Zimmer und schlug seine Tür zu.

"Was ist denn los?", fragte die sanfte Stimme des älteren Herrn, der ihn am vorigen Tag zu der Universität gefahren hat.

"Ich kann keine Freunde haben, oder? Ich kann nicht, nicht wahr? Warum?"

Seine Stimme war komplett ruhig, sein Körper war komplett ruhig, er selbst war es.

Er hatte es 24 Jahre lang gelernt, keine Gefühle zu haben. Sie zumindest nicht zu zeigen.

"Nun ja... Es wäre schwer für dich..."

Knall.

Die Schlafzimmertür erzitterte in ihren Scharnieren.

Watari wendete sich traurig seiner Arbeit zu. Er hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde.
 

A/N

Jaaah, ich hab in letzter Zeit mal wieder meine Twilight-Phase, na und?! xD

*L-Edward anflausch*

Kopfverletzungen innerer und äußerer Art

A/N

Als ich 3 oder 4 Jahre alt war, war meine Cousine bei mir zu Besuch, zu der Zeit mein liebster Mensch auf der Welt, wir waren wie Schwestern.

Ich war ganz euphorisch und habe mich so sehr gefreut, dass sie da war.

Wir hatten damals in der Innenstadt eine wirklich schöne Wohnung im Erdgeschoss, zu der auch eine Terasse in den Innenhof ging, in denen Felsblöcke als Natur-Deko standen.

Ich, in meiner Freude, nahm meine liebste Cousine an die Hand und wollte zur Terasse herausrennen.

Ich stolperte über die Leiste unten an der Terassentür, bin mit dem Kopf auf die Ecke eines Felsblockes gefallen und hatte eine riesige Platzwunde auf der Stirn. Wir fuhren ins Krankenhaus, und wie ich gerade meine Eltern hier neben mir gefragt habe, wurde die Wunde mit irgendeinem Spezialkleber zusammengeklebt...

Nun ja, ich glaube, diesem Vorfall habt ihr meine FFs zu verdanken xD Mich würden ja die Inhalte dieses Klebers interessieren... :D

Und dieses Kapitel habt ihr wortwörtlich meinem kleinen Unfall vor ca. 13 Jahren zu verdanken. Viel Spaß beim Lesen ;)
 

"Wire to Wire" - Razorlight. Keinerlei Rechte, bla bla. An Death Note sowieso nicht.

Absolutes Lieblingslied.

__________
 

"Ich bin L, der Detektiv."

"Was?" Raito sieht mich mit strahlenden Augen an. "Wirklich?! Ist ja cool... Darf ich dir mal bei deiner Arbeit zusehen?"

Ich muss über den sonst so gefassten, eingebildeten Typen, der jetzt aussieht wie ein kleines Kind, dem ich einen Lutscher hinhalte, lachen.

Wirklich lachen. Ehrlich. Ernsthaft.

"Natürlich", meine ich zu ihm. "Komm mit!"

Wir gehen in mein Hotelzimmer, er hilft mir, meine Fälle zu lösen.

Wir trinken zusammen Kaffee und sprechen über das Buch, das zur Zeit die Bestsellerliste anführt.

Wir lernen zusammen für die Uni, und dann wird es spät, wir gehen schlafen.

Ich lege meinen Kopf in seinen Schoß und rieche wieder diesen unwiderstehlichen Duft...

...

...

Aaah. Ich quäle mich selbst. Ich sollte damit aufhören.

Was ist bloß los mit mir? Was finde ich an ihm?

Ich will so gerne mit ihm befreundet sein...

Er ist so... anders. Anders als alle anderen.

Ich würde gerne meine ganze Zeit mit ihm verbringen.

Aber das geht nicht.

Ich bin L.

Ich bin L, Raito, ich bin L.
 

L liebte seinen Job wirklich. Er empfand es als absolute Befriedigung, böse Menschen hinter Gitter und den guten Leuten seine Gerechtigkeit zu bringen. Er hatte nie etwas anderes in seinem Leben gekannt, hatte nie das Bedürfnis nach menschlicher Nähe gehabt.

Er hatte auch nie Gefühle gezeigt, außer dem einen Mal, als ihm mit 6 Jahren klargeworden ist, was die Begriffe "Mama" und "Papa" bedeuten. Und, dass er das nicht hatte. In diesem Moment hatte er weinen müssen.

Aber seitdem waren die großen, schwarzen Augen immer trocken gewesen.
 

Das Wunderkind wurde verhätschelt und im goldenen Käfig gefangen gehalten.

Es durfte nie herumtollen und spielen, hatte nie gebrochene Knochen oder gar ein aufgeschürftes Knie. Im Tennis wurde er zu so einer Perfektion gedrillt, dass er sich nie auch nur die winzigste Blessur zufügte.

Man wurde sich klar, wie wertvoll der kleine Lawliet war, und hielt seinen Namen geheim.

Man erzog ihn nicht - wozu denn auch? - sondern brachte ihm nur bei, wie man fahndet, wie man findet, wie man einsperrt. Wie man gesammeltes Wissen anwendet.

Soziales Leben wäre hinderlich und ablenkend gewesen.

Und L fragte auch nie danach, er brauchte es nicht.

Seine Arbeit erfüllte ihn von Kindesbeinen an, und solange Watari immer bei ihm war, um ihn zu versorgen, war es okay. Alles war immer okay gewesen, nicht gut, nicht schlecht, es war okay.

Bis jetzt.
 

Raito war... anders als andere Menschen, und L konnte zum ersten Mal in einem Leben eine Sache nicht erklären: Und zwar, warum dieser Mensch für ihn anders war.

Warum es ihn so zufrieden machte, mit ihm zu reden, mit ihm zusammen zu sein.

Warum... er in ihm so irrationale Bedürfnisse weckte, körperlich wie auch seelisch.

Sein Körper, seine Seele, sein Herz... alles zog ihn zu ihm hin.

Das einzige, was das verhinderte, war sein Verstand. Denn alles, absolut alles, hing von seiner Unabhängigheit und seiner Geheimhaltung ab.

Sein ganzes Leben.

Und L Lawliet wollte kein anderes Leben, außer dieses, das er führte.

...glaubte er.

__________
 

Raito schmiss seine Tasche in die Ecke und warf sich auf sein Bett.

Als er nach Hause gekommen war, hatte er einfach das von seiner Mutter schon vorbereitete Essen liegen gelassen und war ohne ein Wort nach oben gestürmt.

Mittlerweile war der Student zu der Ansicht gekommen, dass es allein Ryugas Schuld war.

Was Ryugas Schuld war, wusste er noch nicht so genau.

Aber er war zu ihm den Balkon heraufgeklettert gekommen, er hatte ihn abgeholt, um ihn zur Uni zu fahren, er...

Ja, Raito hatte sich geschmeichelt gefühlt.

Ja, Raito hatte gedacht, dass der Kerl vielleicht doch nicht so übel war.

Ja, Raito war der Überzeugung gewesen, dass Ryuga ihn vielleicht mochte... Oder er ihn?!

Nein! Ryuga ist und bleibt ein Vollidiot. Was soll das Ganze? Warum nervt es mich so, warum kann ich mich nicht auf meine scheiß Hausaufgaben konzentrieren?

Er schnappte sich die ihm näheste Zeitschrift, die auf seinem Nachtkästchen lag und blätterte sie wahllos durch.

Das Bild von ihm und Hideki Ryuga auf der Eröffnungszeremonie sprang ihm sofort ins Auge. Es war die erste Ausgabe der Zeitschrift der To-oh-Universität dieses Jahres.

Raito betrachtete die blasse Haut, das schwarze, verstrubbelte Haar, den unsicheren und gleichzeitig so überlegen wirkenden Blick.

Spürte, wie er seine Augen nicht davon abwenden konnte.

Spürte, dass er jetzt diese Haut anfassen wollte. Die Haare zwischen seinen Fingern spüren wollte.

Spürte, dass er ihn wollte. Ihn alleine. Jetzt. Sofort.

Die Stimme, der Blick, der Geruch, seine Worte, seine Gestik, seine Mimik...

Alles zog ihn an. Alles lockte ihn und rief nach ihm...

Raito zog seine Beine an seine Brust, legte den Kopf auf seine Knie und raufte sich die Haare.

"Scheiße... scheiße scheiße scheiße scheiße...!!!"

__________
 

"Hier bist du also aufgewachsen? Ach, deswegen bist du so ein Snob, Lawliet. Typisch Engländer halt, so versteift..." Raito grinst mich an, als wir vor dem Big Ben in London stehen.

Doch ich habe sofort ein Gegenargument.

"Ich und versteift?" Mein Lächeln wird anzüglich. "Ich denke, gestern Nacht habe ich dir wohl das Gegenteil bewiesen."

Die goldenen Wangen meines Liebsten werden rot, als er in Erinnerungen der letzten 12 Stunden schwelgt.

Es ist eine heiße Nacht gewesen, eine lange, eine anstrengende, eine verschwitzte...

Wir beide grinsen einander ziemlich versaut an, woraufhin ich wieder lachen muss.

Wieder so ein ungewohnt helles, natürlicher, ehrliches Lachen von mir.

"Dein Lachen... Es ist so schön...", sagt Raito etwas verschämt, und schaut mich verliebt an.

Ich nehme ihn in den Arm und küsse zärtlich seine Stirn.
 

Der Schwarzhaarige schnaubte über sich selbst.

Er war wohl in seinen Tagträumereien eingeschlafen und hatte nun unkontrolliert weitergeträumt... Er wusste, dass Raito ihn nie verliebt anschauen würde, geschweige denn ihm sagen könnte, dass sein Lachen schön war.

Denn L lachte nie ehrlich, hell, natürlich, laut. Niemals.

Raito könnte das ändern... Yagami Raito könnte mich glücklicher machen, als ich es jetzt bin... Bin ich überhaupt glücklich?

Eine Minuten lag der Meisterdetektiv auf seinem Bett, er streckte seine Beine durch, schaltete seinen Verstand aus und dachte nichts.

Er tat etwas, das er noch nie zuvor getan hatte. Er hörte einzig und allein auf sein Herz, lauschte dem Flüstern seiner Seele.

Scheiß drauf. Verdammt noch mal, scheiß drauf.

L nahm seine Tasche, packte das Seil ein, sperrte seine Zimmertür auf und rannte wortlos an Watari vorbei, zur Tür hinaus.

_________
 

"What is love but the strangest of feelings?

A sin you swallow for the rest of your life?

You've been looking for someone to believe in

To love you until your eyes run dry"
 

Der Fernseher war wieder einmal die einzige Lichtquelle in Raitos Zimmer.

Besser gesagt, die brennenden Streichhölzer im Musikvideo.

Der Brunette starrte an die Decke. Den ganzen Tag schon. Er wollte nicht denken, konnte nicht denken.

Und unbewusst wartete er auf ein Geräusch. Das metallische Klirren des Hakens am Balkongerüst...

Junge, bist du kaputt...

"Raito! Bitte komm herunter zum Essen, Junge. Du hast doch nichts zu Mittag gegessen!" Sachikos Stimme klang besorgt.

Er hat sich den ganzen Tag nicht gemeldet! Er wird auch nicht kommen... warum denn auch? Wir kennen uns gerade einmal drei Tage, warum sollte er? Gestern, das war wahrscheinlich wirklich nur Langeweile von ihm... Ich habe Hunger, ich sollte wirklich etwas essen gehen.

Er schaltete den Fernseher aus, das Zimmer war nun stockdunkel...

"Ich komme!" Er ging herunter zum Essen.

Die Balkontür ließ er offen.
 

"Kyaaah, onii-chan, weißt du waaaas?! Hideki Ryuga dreht einen neuen Film!!! Gehst du dann mit mir ins Kino, wenn er anläuft?? Biiiitte!!!" Sayu setzte ihren Hundeblick auf und Raito gab sich geschlagen.

"Na gut..."

"Siehst du, du bist auch ein heimlicher Hideki Ryuga-Fan, ich wusste es, ich wusste es! Pass auf, onii-chan, dass du nicht schwul wirst und auf ihn stehst, denn er gehört mir!" Verschwörerisch zwinkerte Sayu ihrem großen Bruder zu...

...der sich prompt verschluckte.

Während seine kleine Schwester ihm lachend auf den Rücken klopfte, betrachtete Yagami Soichiro seinen Sohn starr vor Schreck...

Das war nur ein Spaß... Und Raito hat sich zufällig verschluckt...

Als Raito eine Minute später aufstand, um sein Geschirr zur Spüle zu bringen, krachte etwas ziemlich laut im oberen Stockwerk.

Ryuga!

"Was war das?", fragte Soichiro argwöhnisch.

"Ääh, gomen nasai, otousan, ich habe vorhin mein Zeug einfach in meinen Schrank geworfen, ohne ihn zuzumachen... Da ist bestimmt was herausgefallen..."

Sein Vater schaute Raito hinterher, als dieser nach oben sprintete.

Wie ungewöhnlich für meinen Sohn.
 

"Ryuga-san!", flüsterte Raito, als er das Licht anmachte und den Schwarzhaarigen am Boden liegend sah. Er war ziemlich außer Atem.

"Hallo, Yagami-kun...", Ryuga lächelte etwas benommen, "ich glaube, du scheinst mir kein Glück zu bringen. Immer, wenn ich in Yagami-kuns Nähe bin, ist das schädlich für meine Gesundheit."

Als der Brunette die Wunde an Ryugas Stirn sah, rannte er zu ihm und kniete sich neben sein Gesicht.

"Was ist passiert?!", flüsterte er immer noch atemlos.

Er ist gekommen! Er ist da! Er ist hier! Er ist zu mir gekommen! Schon wieder!

"Ich bin über die Schwelle deiner Balkontür gestolpert und habe mir den Kopf an deinem CD-Regal angehauen... Du hättest mir wenigstens ein Licht anlassen können..." Verschmitzt sah Ryuga hoch, als sich Raitos Gesicht zu seinem Lieblingsausdruck wandelte: Wut.

"Woher sollte ich denn wissen, dass du wieder auftauchst?! Und überhaupt, warum bist du hier?", knurrte der Student.

"Weil..." Ryuga biss sich auf seine Unterlippe. "Weil ich mich für vorhin entschuldigen wollte, und weil..." Zögernd, langsam hob er seine dünne, weiße Hand und legte sie auf Raitos heiße Wange, streichelte über das wunderschöne Gesicht, strich eine wirre Haarsträhne hinter sein Ohr.

"Und weil ich dich sehen wollte, Raito-kun."

Raitos Augen weiteten sich vor Schock - er wusste nicht genau, ob es wegen der zärtlichen Berührung war oder wegen der Worte.

Wahrscheinlich beides.

Und wahrscheinlich waren diese beiden Faktoren auch die Gründe seiner Kurzschlussreaktion.

Raito beugte sich hinunter und küsste L.

Seines ist Meines

Soichiros Arbeitshandy klingelte plötzlich.

Sachiko starrte ihn düster an, woraufhin ihr Ehemann sie entschuldigend anlächelte.

Inspektor Yagami hatte in letzter Zeit viel Stress und war deswegen ziemlich selten zu Hause. In der Kanto-Region lief ein gefährlicher Massenmörder umher, und Yagami und sein Team hatten noch keinerlei Anhaltspunkte.

Der Mörder ging äußerst brutal und vermutlich nach Plan vor; er lockte Models zu einem angeblichen Fotoshooting, vergewaltigte sie an einem unbekannten Ort, verstümmelte die Leichen und warf diese in Flüsse oder Seen. Jedes Mal nach demselben Muster, jedes Mal in der Kanto-Region.

Es war eine Schande, dass die Polizei ihn nach 15 Opfern noch nicht gefasst hatte, und Soichiro bekam schon sehr viel Druck von oben.

Der Anruf war ebenfalls von seinem Chef. Raitos Vater ging ins Nebenzimmer.

"Yagami", begrüßte der Chef seinen Untergebenen barsch.

"Was gibt's?" Der Ton des Inspektors war ebenso kühl.

"Es muss was getan werden in dem Fall. Sie kommen seit zwei Monaten kein Stück weiter. Ich habe Maßnahmen ergriffen."

Soichiros Augen weiteten sich. Dies hörte sich nicht gut an. "Maßnahmen?"

"Watari hat sich gemeldet und bekanntgegeben, dass L sich an diesem Fall beteiligen wird. Sie werden mit ihm zusammenarbeiten. Am kommenden Tag wird er sich bei ihnen melden."

L... "O-okay, Takeuchi-sama, ich habe verstanden. Schönen Abend noch."

"Ebenfalls." Yagamis Chef legte auf. Langsam ging Soichiro zurück in das Esszimmer.

"Was gab es denn, Schatz? Musst du schon wieder in die Arbeit?", Sachikos Stimme war gleichermaßen besorgt wie auch anklagend.

Soichiro schüttelte benommen mit dem Kopf. "Nein nein... War was wegen dem Papierkram..."

Wow... Ich werde mit L zusammenarbeiten... ob ich ihn auch jemals persönlich zu Gesicht bekommen werde?

__________
 

Ein Stockwerk höher lag besagter L auf dem Boden und wurde von Yagami Soichiros eigenem Sohn - seinem ganzen Stolz - auf's Heftigste geküsst.

Raito drückte sich an Ryuga, legte sich auf ihn, instinktiv, und intensivierte seinen Kuss.

Der Schwarzhaarige war völlig schockiert und konnte nichts ausrichten - wie paralysiert ließ er es geschehen.

Doch dann merkte er es... Er merkte, dass es genau das war... Das, was er wollte...

Und sein Verstand fiel aus, wie es Raitos schon vor einigen Sekunden getan hatte.

Der Duft der jeweils anderen vernebelte ihnen die Sinne, die Weichheit der Lippen, wie sich die Haare in ihrem Gesicht anfühlten...

Seinen Kopfschmerz völlig vergessend packte Ryuga den Brunetten an den Schultern, löste kurz den hitzigen Kuss des anderen und richtete sich mit ihm auf.

Für den Bruchteil einer Sekunde sahen sich die beiden stehend in die Augen - und ihre Unzurechnungsfähigkeit drohte zu verschwinden, also schubste der Ältere Raito, der sich verzweifelt an ihn klammerte, da seine Knie nachzugeben drohten, auf das Bett und kniete sich über ihn, die angewinkelten Beine neben den Hüften des Jüngeren.

Bevor dieser einen Ton von sich geben konnte, verschloss Ryuga ihm seinen Mund mit dem seinen, leckte wie von Sinnen an den Lippen des anderen, bat um Einlass.

Dieser wurde ihm nicht nur gewährt, sondern er selbst wurde von Raitos Zunge angegriffen, die Zungen stritten miteinander und liebkosten einander, und der Kuss begann, sich vom Stürmischen ins Zärtliche zu entwickeln... Langsam fuhren Ls Hände von Raitos Schultern über seine Brust, seinen Bauch, zu seinen Hüften, er löste seinen Mund aus dem Kuss und legte ihn auf den Hals der Brunetten, der den Atem anhielt...

"STOPP!"

Ruckartig richtete Raito sich auf.

Ryuga wäre fast rückwärts vom Bett heruntergefallen, und saß jetzt mit einem ziemlich verwirrten Gesichtsausdruck auf den Oberschenkeln des anderen, mit gespreizten Beinen, zwischen denen man deutlich eine Erhebung sah.

Unter Raitos Jogginghose übrigens auch.

"Was...", der Jüngere schluckte, "was war das?"

Ryuga, immer noch außer Atem, legte Daumen und Zeigefinger um sein Kinn und tat so, als würde er nachdenken. Zwei Sekunden später sagte er mit einem Grinsen: "Hmm... ein Kuss vielleicht?"

Raito, auch noch keuchend, rollte mit den Augen. "Ach was."

"Du hast angefangen, Raito-kun." Er legte alles an Gefühl, das er zeigen konnte - und das war nicht besonders viel - in die Betonung des Vornamen des anderen.

Raitos Augen weiteten sich ob der Zärtlichkeit, mit der Ryuga seinen Namen aussprach, und wurde rot.

Er zupfte Haare von seinem Bettlaken und murmelte beschämt: "Wenn du mit sowas anfängst... Wenn du solche Sachen sagst..."
 

Und da war es.

Das Lachen. Das ehrliche, ernsthafte, belustigte, liebevolle Lachen.

Es gurgelte L einfach aus der Kehle heraus.

Yagami Raito, Raito, sein Raito, der großkotzige, selbstsichere, arrogante Kerl, rot und verunsichert, nicht im Stande, seinem Gegenüber einen Blick zuzuwerfen und zugebend, von einer Äußerung Ryugas berührt worden zu sein...

L musste lachen. Ganz kurz, ganz leise, aber es war da.

Raito hob eine Augenbraue und sah ihn schließlich doch an. "Lachst du mich etwa aus?"

Der Schwarzhaarige lächelte. "Nein... Naja, eigentlich doch, aber... nicht, weil du lächerlich bist, sondern..." ...weil du einfach zu süß bist...

Der Ältere erschrak von dem Gedanken.

Um Himmels Willen...

Raito schaute ihn weiterhin an, und langsam wurde sein Blick wütend... verletzt...

Ls Arme breiteten sich von selbst aus und umarmten ihn. Drückten ihn auf das Bett. Zogen ihn an seine Brust und hielten ihn fest.

"Ryu-... Ryuga..."

Der Ältere schüttelte den Kopf und strich durch das glänzende, braune Haar des anderen. "Du hast mich geküsst...", wisperte er schockiert, "du hast mich geküsst... Einfach so..."

Zögerlich umschlossen Raitos Arme auch seine Taille.

Der Schwarzhaarige blickte mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck auf das Kissen. "Raito-kun hat mich geküsst... Jemand hat mich geküsst... Und es war so schön..."

Nein.

Der Gesichtsausdruck war deutbar. Wenn auch nur für Raito.

Für alle anderen wäre der Gesichtsausdruck wie immer nichtssagend gewesen.

Raito aber sah darin das, was sich in dem Detektiven abspielte - Überwältigung und pure, kindliche, ernsthafte Freude.
 

Raito vergrub seinen Kopf an Ryugas Brust.

Was mache ich hier... Ich küsse einen Mann... Ich liege in den Armen eines Mannes... Und dabei war ich mir sicher, dass ich diesen Mann nicht ausstehen kann!! Aber... dieses Gefühl... Als er gesagt hat, er hätte mich sehen wollen...

Eine Art Genugtuung erfüllte ihn bei diesem Gedanken. Er war anscheinend Ryugas Nummer eins.

Und das war auch richtig so, so sollte es sein.

Doch war Ryuga auch seine Nummer eins?

Wieder sah er hoch in dessen Gesicht, das jetzt nun ihm zugewendet war, in dem man immer noch diese unbändige Freude sehen konnte.

Nicht man. Raito. Das Lächeln war nur für Raito.

Wärme erfüllte den Jüngeren bei dieser Erkenntnis, von den Fuß- bis zu den Fingerspitzen.

Das war sein Lächeln. Und er wollte auch kein anderes.

Ja... Ryuga war auch Raitos Nummer eins.

Er wusste nichts über diesen Menschen, wusste nicht einmal, wie alt er war, woher er stammte, was er noch vor einer Woche gemacht hatte...

Aber alles, was zählte, war, jetzt in seinen Armen zu liegen und dass er auch in seinen Armen lag.

Das Leben war von einem auf den anderen Tag spannend geworden.

Hatte seine Langeweile verloren.

Wie konnte er dann widerstehen, sich zu Ryuga hingezogen zu fühlen?

Obwohl er ein Mann war?

Obwohl er ein taktloser Idiot war?

Alles was zählte, war dieses Lächeln... Diese Haare... diese Stimme, diese Haut, diese Arme...

"Ich habe keine Ahnung, was ich hier tue...", wisperte der Brunette.

"Ich auch nicht", kam die trockene Antwort von oben. Raito spürte, wie der Schwarzhaarige seine Wange auf seinen Kopf legte.

Mit den Zehen angelte Raito die Decke, die zerknüllt am Fußende des Betts lag, führte sie zu seiner Hand und deckte die beiden zu. Dann holte er tief Luft.

"Du kommst in mein Leben hereingerauscht und bringst alles durcheinander."

"Dasselbe könnte ich von dir sagen."

"Du bist es doch, der sich hier bei mir einnistet."

L schmunzelte und Raito sah zu ihm herauf.

"Wenn Raito-kun so ist wie er ist, lässt er mir nun mal keine andere Wahl, als in sein Leben einzudringen und mich darin auszuweiten."

Raito verschlug es die Sprache.

Eine Weile lang starrten sie sich nur an, und dachten über die Probleme nach, die das mit sich bringen würde.

Mann und Mann.

Nur ein paar Tage Bekanntschaft.

Ständige Streitereien.

Und trotzdem, und trotzdem... Raito vergaß seinen Stolz für eine kleine Weile und ließ sich einfach fallen...

"Ich muss zugeben, dass du das ganz gut hinbekommst", flüsterte er nach einer Weile.

"Wie?" Ryuga sah aus, als ob er gerade tief in Gedanken versunken gewesen war.

"Das mit dem Ausweiten. Du übernimmst von Tag zu Tag - von Stunde zu Stunde - eine größere Rolle in meinem Leben..."

__________
 

Vor einigen Stunden war Raito in seinen Armen eingeschlafen und jeden Moment würde das Morgengrauen anfangen.

L schlief nie viel und in dieser Nacht konnte er erst recht nicht schlafen.

Nicht nachdem, was sich vorhin abgespielt hatte...

Er mag mich! Er mag mich! Wie kann das sein... Ich habe gedacht, er verabscheut mich, aber... Er sah Raito an. Dieser schlief friedlich, seine Haare waren verstrubbelt, seine Arme immer noch fest um den Detektiven geschlungen.

Er sieht aus wie ein Engel... wie soll das bloß funktionieren... Ich werde ihm niemals die Wahrheit sagen können... Aber ich will für einen Moment mal die Wahrheit vergessen und...

Wenn sich nur die Wahrheit so schnell vergessen ließe.

Ls Arbeitshandy klingelte plötzlich.

So leise und schnell wie möglich klappte er es auf.

"Ryuuzaki, ich habe mir Sorgen gemacht, wo bist du die ganze Nacht? Ich weiß, dass ich dich nur im äußersten Notfall auf diesem Handy anrufen darf, aber... Was soll das?" Wataris Stimme klang aufrichtig besorgt.

Der Schwarzhaarige seufzte und flüsterte: "Es tut mir Leid. Ich bin... bei einem Freund."

Raito stöhnte fast unhörbar im Schlaf und regte sich. Er war dabei aufzuwachen.

L merkte das. "Watari, ich muss jetzt-"

"Warte! Du musst zurück ins Hotelzimmer kommen, du hast einen neuen Fall. Er ist wirklich dringend, und du musst dich unbedingt mit einem...", Papierrascheln war zu hören, "einem Yagami Soichiro in Verbindung setzen."

L sog scharf die Luft in seine Lungen ein.

"Okay. Bis gleich."

Er klappte das Handy zu und von dem Geräusch wurde der Junge, der neben ihm lag, entgültig wach.

"Ryuga?" Verschlafen blinzelte er den Schwarzhaarigen an, der dabei war, über Raito drüberzukrabbeln - Ryuga war an der Wand gelegen - um aufstehen zu können.

Schreck zeichnete sich im Gesicht von Raito ab. "Wohin gehst du?"

Bereut er es, hier gewesen zu sein? Habe ich mich ihm aufgedrängt? Ich war mir so sicher, dass er meinen Kuss erwidert hat... Ist er jetzt angeekelt von mir?

Raito wunderte sich über die Veränderung in seinem Inneren. Nie hatte er so etwas wie Unsicherheit gespürt, nie gab er einen Deut darauf, was andere von ihm hielten.

Aber er...

Gequält sah Ryuga zu ihm hinunter.

"Ich muss los. Nach Hause. Wir sehen uns morgen... oder besser heute", fügte er nach einem Blick auf Raitos Radiowecker hinzu.

"Warum?" Raito schien verletzt zu sein.

Der Ältere ging in die Hocke und strich dem anderen das wirre Haar aus dem Gesicht.

"Ich arbeite, weißt du... Es hat was mit meiner Arbeit zu tun. Tut mir leid, ich würde viel lieber bei Raito-kun bleiben, aber ich habe gerade einen wichtigen Anruf erhalten..."

"Scheiß drauf und bleib hier..." Schlaftrunken griff Raito nach dem weißen Ärmel. "Und erzähl mir was du arbeitest... Ich hatte einen Traum vorhin...", er gähnte, "in dem sich herausstellte, dass du aus Russland kommst und der jüngste Sohn irgendeines Milliardärs bist... Bleib hier und erzähl mir, wer du bist..." Plötzlich waren die braunen Augen sehr wach und blickten anklagend in die schwarzen.

Die von Schmerz durchzuckt wurden.

"Es tut mir so leid..."

L riss sich aus dem Griff des Jüngeren, rollte sein Seil aus und verschwand wieder in die Nacht.

So schnell er gekommen war, so schnell war er auch wieder weg.

Raito sah ihm verletzt nach - so kurz er auch da gewesen war, etwas hatte sich verändert.

Und dies würde ihr Leben für immer auf den Kopf stellen.
 

L spürte immer noch Raitos Wärme auf seinem Körper, als er durch die Straßen Tokios im Morgengrauen rannte und wusste, dass er verliebt war.
 

Raito schluckte seine Wut hinunter, leckte seine Lippen, schmeckte den süßen Geschmack des anderen und wusste, dass er verliebt war.
 

A/N

Weniger Humor, mehr Rrrrromance ;)

Ach ja, auf die beiden werden noch schöne Probleme zukommen .___.

Romance zieht unweigerlich bei LxRaito ein bisschen OoC mit sich, wenn man nicht eine außerordentlich geniale Autorin ist, was ich garantiert nicht von mir behaupte.

Ich hoffe, es ist nicht zu schlimm geworden. Wenn man verliebt ist, ist man nun mal anders^^

...

Wie ich mich halt rausreden will xD Ich mag das Kapitel trotzdem sehr.

Chefs Chef

"Because when I arrive

I, I bring the fire

Make you come alive

I can take you higher

What is this, forgot?

I must now remind you

Let it rock

Let it rock

Let it rock"
 

Raito hatte seit Ryugas schnellem Verschwinden kein Auge zugetan, bis sich nun der Radiowecker angeschaltet hatte.

Er hatte überlegt. Nachgedacht. Und war zum Schluss gekommen, dass er einen fürchterlichen Fehler begangen hatte.

Er hatte sich in jemanden verliebt, der ihn nur als Spielzeug ansah. Furchtbar.

Aber so etwas ließ ein Yagami Raito nicht auf sich sitzen.

Er würde sich einfach ab sofort entlieben und nun Ryuga als Spielzeug benutzen.

Ganz einfach - Auge um Auge.

Das war der Plan. Das konnte ja wohl nicht so schwer sein. Er müsste... Er müsste nur sein Bettzeug auswaschen, das so unwiderstehlich gut nach ihm roch, seine Schlafshorts, er musste sich die Zähne putzen, um den letzten Rest von Ryugas Geschmack zu entfernen und sich duschen, um alle Berührungen abzuspülen.

Nichts leichter als das.
 

Er stand auf und machte erst einmal dieses fürchterliche Lied aus. Zwanzig Minuten später ging er die Treppe hinunter.

"Guten Morgen, mein Schatz!", rief seine Mutter.

"Guten Morgen, okasan. Ich... ich habe keinen Hunger", sagte der Brunette im Angesicht des Frühstücks, das schon bereit auf dem Tisch stand und dampfte.

Sofort legte seine Mutter ihm die Hand auf die Stirn. "Fühlst du dich nicht gut? Hast du Fieber?" Schnell schüttelte der Student die Hand ab. "Nein, mir fehlt nichts."

Sayu - wie immer zu spät dran - stürmte die Treppe hinunter und rief: "Bestimmt hat onii-chan Liiiiebeskummer!", und schnappte sich ihres Bruders Frühstück zusätzlich zu ihrem, als sie am Tisch ankam.

Raito wurde rot, bevor er sich fing. "Nein, natürlich nicht! Wer würde mich schon abweisen?", sagte er gespielt arrogant.

Ja, wer würde... außer Hideki Ryuga.

Er verspürte einen kleinen Stich in seiner Brust.

Wie ein Papiertaschentuch... Benutzt und weggeworfen. Ein bisschen an mir aufgegeilt und weg ist er.

Aber zu so einem Spiel gehören immer zwei... Heute in der Uni wird er mir nicht von der Seite weichen können!

"Kommt dich heute eigentlich wieder dein Freund abholen, Raito?", fragt Sachiko, die schon dabei war, das Geschirr abzutrocknen, von dem Sayu mit einem Höllentempo die zwei Portionen runtergeschlungen hatte. Raito hatte noch nicht mal die halbe Tasse seines Kaffees ausgetrunken.

"Ich weiß es nicht." Hoffentlich...

Doch als er sich von seiner Mutter und seiner Schwester verabschiedet hatte und raus zur Einfahrt ging, stand dort kein schwarzer Mercedes.

__________
 

Erste Vorlesung, Psychologie - Einführung.

Zweite Vorlesung, Soziologie - Verhaltensstrukturen Kleinkinder.

Mittagspause.

Dritte Vorlesung, Soziologie - Kleinkinder/Eltern.

Nichts.

Er war nicht da. Er war heute einfach nicht zur Uni gekommen, er war einfach nicht da.

Raito ertappte sich dabei, wenn er in die Vorlesungsräume kam, den ganzen Saal zweimal mit seinen Augen abzusuchen.

Auf der Toilette starrte er jeden an, um ihn vielleicht irgendwo zu finden ("Hey, du Schwuchtel, schau mir bloß nichts ab!").

In der Mittagspause suchte er Mensa, Park und Café ab.

Nichts. Hideki Ryuga war nicht da.

Diese Erkenntnis traf Raito am Ende seines Uni-Tages mit voller Wucht.

Ryuga hatte wohl kein Interesse an ihm. Auch wenn sie nur Freu

nde wären, hätte er ihm doch irgendwie Bescheid sagen können, dass er nicht kommt, oder?

Raito schluckte.

Verdammter Mistkerl...

Er legte seine Finger leicht auf seine Lippen.

__________
 

"Der Mörder muss ein sehr guter Hacker sein; wie meine Ermittlungen ergeben haben, kann er all unsere Korrespondenzen mitverfolgen und all Ihre Daten lesen - selbst dieses Gespräch kann er mitbekommen. Deswegen bekommen Sie jetzt eine handschriftliche Notiz von Watari."

Ein ängstliches Murmeln ging durch den Raum der SOKO, nachdem die Computerstimme Ls verstummt war - er hatte sich in das Hauptsystem der Polizei eingehackt?! Das war so gut wie unmöglich! Mit was für einer Art Gegner hatten sie es wohl zu tun?

Der vermummte Mann, der den Laptop mit dem gothischen L auf dem Bildschirm hielt, stellte diesen nun ab und übergab ein Stück Papier an Oberinspektor Yagami.
 

Um 14.00 Uhr treffen wir uns im Hotel, das um die Ecke am Polizeipräsidium liegt. Bitte nehmen Sie nur drei ihrer vertrauenswürdigsten Mitarbeiter mit. Watari wird Sie begleiten und bezeugen, dass der Mann, den Sie im Zimmer 1019 vorfinden werden, wirklich der wahre L ist.
 

Die Handschrift war gestochen scharf.

Wieder ging ein Raunen durch den Saal - drei Mitarbeiter würden mit Yagami gehen dürfen und L höchstpersönlich kennenlernen.

L, die Legende, L, das Vorbild aller.

Ihr Chef sah in die Runde. "Ich nehme Mogi, Aizawa und Matsuda mit." Die ersten beiden nickten förmlich, letzterer strahlte über's ganze Gesicht.

__________
 

"Ich bin L."

Völlig perplex starrten sie den gebeugt vor ihnen stehenden Mann an, der aussah, als wäre er gerade einmal knapp über zwanzig.

Ungläubig drehten sich ihre Köpfe zu Watari, der sich, als er seinen Hut und seinen Mantel ausgezogen hatte, als ein älterer Herr im englischen Gentleman-Stil entpuppte. Er nickte.

Yagami starrte L an, und auf einmal fiel es wie Schuppen von seinen Augen.

"Sie... Sie haben doch mit meinem Sohn die Eröffnungsrede gehalten! An seiner Uni! Ich habe den Artikel in der Zeitschrift, die Raito von der Universität mitgebracht hat, gelesen!"

Raito... Er hasst mich jetzt bestimmt... Ich war heute nicht da...

L biss sich auf die Lippe. "Korrekt. Aber Ihr Sohn weiß nicht, dass ich L bin, also behalten Sie es bitte für sich. Und nennen Sie mich ab sofort 'Ryuuzaki'."

Raitos Vater wunderte sich ein bisschen, doch ließ es auf sich beruhen.

Und so fingen die Ermittlungen an. Kein Wort fiel mehr über den Sohn des Oberinspektors, und L tat seinen Job wie immer effizient und wirkungsvoll.

Am Ende dieses Tages, als er die Polizisten entließ, waren sie schon ein gutes Stück im Fall vorangekommen.

Soichiro runzelte die Stirn. Dieser junge Mann war im Alter seines Sohnes. Sein Sohn war aufgeweckt, wenn auch oft gelangweilt, doch er lächelte viel.

An diesem Tag hatte der junge, blasse Mann namens "Ryuuzaki" nicht ein einziges Mal gelächelt.
 

Endlich sind sie weg...

L warf einen Zuckerwürfel nach dem anderen in seinen Tee, der Löffel in der Tasse stand bereits in der Masse, die sich unten angesammelt hatte.

"Ryuuzaki, ich bitte dich, geh", kam es von einer entnervten Stimme hinter ihm.

L drehte sich auf seine ihm eigene gruselige Weise um hundertachtzig Grad herum und hob eine Augenbraue. "Was?"

"Nun geh schon zu dem Yagami-Jungen", sagte Watari, doch er lächelte leicht.

"Aber..."

"Geh!"

Weniger als fünf Sekunden später war der Schwarzhaarige aus dem Zimmer verschwunden.

__________
 

Raito konnte sich nicht erinnern, ob er jemals einen schlimmeren Tag erlebt hatte.

Was bin ich nur wieder melodramatisch... Kaputt, Junge, so kaputt.

Und er wusste ganz genau, wer ihn so kaputt gemacht hatte.

Wer ihm erst einmal seine Langeweile genommen hatte, um bloß wieder zu verschwinden und diesmal eine noch größere Leere zu hinterlassen, als sie davor schon da war.

Er blätterte immer wieder in der Unizeitung, immer wieder...

Und wartete die ganze Zeit auf das metallische Geräusch von draußen.

Heute war keine warme Nacht, und Raito musste sich einen Pullover überziehen. Trotzdem fror er, da die Balkontür sperrangelweit geöffnet stand.

Der Blick des Brunetten fiel auf seinen Radiowecker. 23:47.

Er kommt nicht mehr.

Resigniert seufzend stand er auf und seine Hand umschloss den Griff der Balkontür.

Plonk.

Ein Haken.

Eine weiße Hand.

Eine zweite.

Raitos Herz hüpfte.

"Raito-kun..."

Er stand da. Er stand wirklich und wahrhaftig vor ihm, auf dem Balkon, nur die Balkontürschwelle trennte die beiden.
 

Und auf einmal war der Geheimhaltungsquatsch egal.

Und auf einmal waren alle Zweifel und jede Wut auf den Schwarzhaarigen völlig nichtig.

Was jetzt zählte, waren die Lippen des einen auf die des anderen, die Hände, die sich in die Haare krallten, die Beine, die sich um knochige Hüften schlangen und diese Augen, diese warmen, weichen, honigbraunen Augen, diese großen, tiefen nachtschwarzen Augen.

Raito spürte den Teppich kaum, als er mit voller Wucht auf seinem Rücken aufprallte, genauso wenig wie Ryuga den Aufprall auf seinen Knien spürte.

Was waren schon blaue Flecken?

Was war schon verletzter Stolz und der Titel des Meisterdetektivs gegen einen Kuss von dem anderen?

Raito wusste, dass, wenn sie sich ein wenig beruhigt hatten, er eine Standpauke halten würde, genauso wie L wusste, dass er sich wieder in Lügen verstricken musste.

Doch das hatte Zeit. Wichtig war, dass sie jetzt wieder zusammen waren, dass schneeweiße auf goldener Haut lag, egal, wie verboten das auch sein mochte.

Ineinander verschlungen lagen sie da, wollten nicht anfangen, zu streiten, obwohl dies unvermeidbar war.

Raito löste sich von dem Kuss. "Du Arschloch", stöhnte er. "Ich hasse dich so sehr."

Ryuga grinste, das konnte der Brunette an seinem Hals spüren, bevor der Schwarzhaarige wieder Küsse darauf verteile, leichter als Federn. "Merkt man", gluckste er.

Den ganzen Tag konnte er weder Lächeln noch Lachen.

Doch das hier...
 

Die Tür ging auf. "Raito, weißt du..."

Yagami Soichiro erstarrte an der Türschwelle, als er seinen Chef auf seinem Sohn liegend sah.
 

A/N

Glaubt mir, Raito ist sehr böse auf L, und wird ihm auch nicht so schnell verzeihen, aber... Ihre Körper sind nun mal stärker als ihre Geister.

Zumindest in meiner FF. xD

Und Soichiro-san wird wohl wieder endlich etwas Comedy in die Sache bringen, yihaa! xD
 

Keine Rechte an Death Note und "Let It Rock" (Kevin Rudolf feat. Lil' Wayne). Ich finde das Lied geil, obwohl's Raito nicht tut. xD

Schwiegersohn

Soichiro war immer ein gefasster Mann gewesen.

Er hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, war ruhig, besonnen und hatte die perfekte Familie. Nie musste er ernsthaft mit seinen Kindern schimpfen, und vor allem sein begabter Sohn war sein ganzer Stolz.

Neben seiner Familie lebte er auch für seine Arbeit; die Tätigkeit seiner Polizeibeschäftigung füllte ihn ganz und gar aus, und oftmals hatte er Gelegenheit, mit großen Persönlichkeiten zusammenzuarbeiten, wie zur Zeit mit L, der für ihn der Inbegriff der Gerechtigkeit und des Guten war.
 

Gerade lag sein ganzer Stolz unter seinem Inbegriff der Gerechtigkeit und des Guten und sie taten etwas, das ihn weder stolz machte, noch ihm besonders gut vorkam.
 

Er musste sich vor Schock am Türrahmen abstützen und keuchte unhörbar.

Doch die beiden jungen Männer bekamen von der herannahenden Katastrophe noch gar nichts mit; im Gegenteil, der Schwarzhaarige fing nun an, Raito noch fordernder zu küssen, seine Hände unter seine Kleidung wandern zu lassen und sich langsam rhythmisch auf ihm zu bewegen.

Der Brunette zuckte kurz vor Erregung zusammen und sein Atem beschleunigte sich soweit, dass er nur noch in Stößen aus ihm kam.

Der entsetzte Vater sah sich diese Szene, die er bis an sein Lebensende nicht vergessen würde, fassunglos an und schluckte.

Als ob er dieses Schlucken hätte hören können, blickte L auf und sah den aufziehenden Sturm.

Er versteifte sich komplett auf dem Jüngeren und verharrte so kurz.

Doch dieser wurde zu schnell ungeduldig, und ohne zu wissen, was für psychische Schäden sein Vater durch seine folgenden Worte davontragen würde, sagte er: "Verdammt, Ryuga, ich hasse diese Spielchen. Erst einmal tust du so, als ob du mich wollen würdest und dann hörst du plötzlich damit auf. Schluss damit, nimm mich endlich!"

"Äh, Raito-kun, ich glaube, das ist gerade schlecht."

Von der Tür kam ein laut vernehmbares Japsen, und endlich schaute auch Raito auf, dessen Blick bis dato von dem Mann unter ihm gefangen gehalten wurde.

Bei dem Anblick entglitt ihm selbst auch ein Japsen: Sein Vater stand mit schreckgeweiteten Augen vor ihnen, die Gesichtsfarbe eine bizarre Mischung aus pergamentfarbenem Untergrund und hektischen roten Flecken auf der Wange.

Sofort richtete sich Raito etwas auf und stützte sich auf seine Unterarme, und mit seinem blassen Kommilitonen auf dem Schoß brachte er nur ein "Va-Vater!" hervor.

Des Angesprochenen Blick wandelte sich von geschockt zu zornig, doch er galt nicht seinem Sohn, sondern dem Ermittler über ihm.

"L! Das hätte ich nie gedacht, meine Meinung von Ihnen war so hoch! Mein Sohn ist noch Kind und-"

"Ihr Sohn ist achtzehn, Yagami-san."

"-und unschuldig! Mein Sohn... schwul... Mit L!"

Er warf noch einen leidenden Blick auf den geschockten Studenten und rauschte dann dramatisch aus der Tür hinaus.
 

Wie versteinert blickte der Meisterdetektiv auf die gerade eben geschlossene Tür.

Wie versteinert blickte Raito auf den - wie er nun wusste - Meisterdetektiv.

"L?"

L rührte sich nicht.

"L? Der L? Meisterdetektiv L?"

L zeigte keine Reaktion.

"L?!"

Endlich wandte der Schwarzhaarige langsam den Kopf zu dem unter ihm liegenden Jungen.

"Ja."

Raito sprang auf - Dank seinen Reflexen war L sofort auf seinen Beinen - und fiel gleich wieder auf das Bett, da das Gewicht des Detektiven seine Beine zum Einschlafen gebracht hatte.

Er stieß geräuschvoll mit dem Kopf gegen die Wand und sofort war L besorgt neben ihm. "Raito-kun, alles okay?" Leicht streifte er mit der Hand des Jüngeren Arm, doch dieser zuckte sofort vor der Berührung zurück.

Mit angestrengter Stimme antwortete er: "Alles... alles bestens... L."

Er sah dem Älteren nicht in die Augen, wich ihm völlig aus.

L... L, der Detektiv... Heißt es, dass er dann klüger ist als ich? Besser als ich? Er?

Yagami Raito war es nicht gewohnt, von Leuten umgeben zu sein, die ihm vielleicht überlegen waren, nicht einmal von Gleichrangigen hatte er eine Ahnung. Nun verunsicherte ihn die Anwesenheit des Schwarzhaarigen sehr. Er hatte gedacht, Hideki Ryuga wäre eine Herausforderung, aber L?!

Während er über all diese Dinge nachdachte, spiegelten sich fast Emotionen auf dem blassen Gesicht neben ihm.

Ich wusste es... er würde mich anders behandeln, er sieht mich nicht mehr als Mensch - nur noch als L .

Was L primär an der Gesellschaft des Studenten geschätzt hatte, war, dass dieser ihn gleichrangig behandelte. Wie einen Kommilitonen eben - naja, gut, auf die nicht normale Art und Weise, aber L hatte sich schon damit abgefunden, dass er für Anomalie prädestiniert war.

Trotzdem... er war bei Raito ein Mensch gewesen... Nicht nur ein Computer, ein Detektiv...

Raito war so abwesend, dass er nichts von dem, was sich in L abspielte, mitbekam, bis dieser schon am Balkon sein Seil ausrollte. Viel zu sehr war sein arroganter Charakter damit beschäftigt, den akuten Anfall von Unsicherheit zu ignorieren.

"Ryu... äh. Soll ich dich noch Ryuga nennen?"

Mit genervtem Blick drehte sich der Ältere um. "Ryuga, Ryuuzaki... Yagami-kun kann sich etwas aussuchen. Zur Uni gehe ich eh' nicht mehr, also lassen wir das mit Hideki Ryuga sein."

Yagami-kun? "Wie, du kommst nicht mehr zur Uni?", fragte Raito unsicher.

"Ich muss erst einmal den Fall mit deinem Vater abschließen. Obwohl ich nicht weiß, wie jetzt die Zusammenarbeit funktionieren wird..."

Der Brunette betrachtete den anderen kritisch - sein Verhalten hatte sich gerade um 180 Grad gedreht. Nun sah er verschlossen aus, seine Hände waren tief in den Taschen vergraben und man sah kaum etwas von seinen großen Augen, da er den Kopf gesenkt hielt und ihm die Haare im Gesicht hingen.

Raito stand auf. "Ryu... Ryuuzaki?"

"Ich gehe jetzt. Auf Wiedersehen, Yagami-kun."

Er kletterte über die Ballustrade und ließ sich hinabgleiten.

Verwirrt blickte Raito noch fünf Minuten aus dem Balkonfenster, bis er kopfschüttelnd aufstand, sich drei Kopfschmerztabletten einwarf und einschlief.
 

Watari blickte schon gar nicht mehr auf, als der Detektiv in sein Zimmer stürmte und nicht gestört werden wollte.

So... es ist zu 89 % sicher, dass er dich nicht verraten wird... nein, zu 93,5 %. Also. Du hast dieses seltsame Verhältnis zu ihm verloren, na und? Wenigstens verlierst du deinen Job nicht wenigstens...

L biss in sein Kissen. Er wusste ganz genau, was er wieder gewonnen hatte, wenn das wahr war: Langeweile. Und... Sehnsucht. Ein noch schlimmerer Zustand als der, bevor er diesen faszinierenden Jungen getroffen hatte.

Zum ersten Mal in seinem Leben wollte L Lawliet lieber ein ganz normaler Mensch sein als das, was er war. Obwohl er immer so stolz darauf gewesen ist, die Gerechtigkeit zu sein.

Gerechtigkeit... er gab allen Gerechtigkeit.

Wo war die Gerechtigkeit für ihn?

__________
 

Am nächsten Morgen ging Raito gut gelaunt und völlig ausgeschlafen hinunter zum Frühstückstisch.

Nachdem er über die ganze Sache geschlafen hatte, war er sich über einige Dinge klar geworden.

Erstens: Das hier alles war noch viel interessanter als angenommen.

Zweitens: Er brauchte sich nicht selbst zu verunsichern, nein, vielmehr noch; nun hatte er eine unglaubliche Chance, und zwar, sich mit dem Besten der Besten zu messen - und ihn vielleicht sogar zu besiegen.

Drittens: L war gestern derjenige, der verunsichert war, deswegen war er so schnell abgehauen - und es zeigte, dass er was für ihn empfand.

Von dem atemberaubenden Kuss davor brauchte man gar nicht mal erst anzufangen.

Also betrat Raito lächelnd die Küche und wünschte jedem Anwesenden strahlend einen guten Morgen.

Einer der Anwesenden war Soichiro, und dieser antwortete nicht.

Anders als sein Sohn hatte Yagami-san eine ganz und gar fürchterliche Nacht hinter sich.

Die Bilder gingen ihm nicht aus dem Kopf und er hatte nicht einschlafen können. Als er schließlich dann doch in einen leichten Schlummer gefallen war, ging es los mit den Albträumen - die alle eine kranke Version von einer Fortsetzung der Szene gestern gewesen waren.

Jedes Mal war er schreiend aufgewacht.

"Guten Mooooorgen!" Sayu stürmte in die Küche. "Onii-chaaaan! Schau mal, wie findest du mein Outfit heute? MisaMisa sieht immer so toll aus in den Zeitschriften, da wollte ich mich auch mal so stylen!"

Raito betrachtete seine kleine Schwester kritisch. "Tut mir leid, Sayu-chan, aber das ist nicht so mein Ding. Bloß die Augen gefallen mir", sagte er grinsend, als er den dicken Kajalstrich unter ihren Augen bemerkte.

Ihr Vater schluckte schwer angesichts dieser Bemerkung - Dank seiner nächtlichen Albträume fiel es ihm sowieso schwer, die anzüglichen Lack- und Lederdetails an seiner Tochter auch nur anzusehen.

"So gehst du mir nicht aus dem Haus, junges Fräulein!", polterte er also.

"Aber Otousaaaan!"

Raito stand auf. "Danke, Okasan, das Essen war sehr gut. Und Otousan hat Recht - wenn du ausgehst, kannst du dich ja so anziehen, aber jetzt musst du ja sowieso deine Schuluniform anziehen." Er stand auf und brachte ruhig sein Geschirr zur Spüle.

"Ach ja, Otousan? Kannst du deinen Chef heute vielleicht bitten, mich in der Mittagspause anzurufen?"

Yagami Souichiros Gesicht färbte sich leicht grünlich.

__________
 

Der Familienvater kam an seinem neuen Arbeitsplatz zornesrot an und warf ohne ein Wort Tasche und Mantel in irgendeine Ecke.

Ryuuzaki, der seelenruhig einige Akten durchblätterte, sah nicht einmal auf, als er ein monotones "Ihnen auch einen guten Morgen, Yagami-san" von sich gab.

Dieser drehte sich auch nicht zu seinem Chef um, als er zischte: "Sie sollen ihn in der Mittagspause anrufen."

L hob eine Augenbraue. "Hat er gesagt?" Sein Blick war immer noch starr auf das Blatt Papier in seinen dünnen Fingern gerichtet.

"Ja."

"Danke für das Ausrichten, Yagami-san. Haben sie gut geschlafen?"

Soichiros Augen weiteten sich vor Wut und er stürmte in das Badezimmer.
 

Mit großen Augen starrten sich Matsuda und Aizawa an. "Was war denn das?"

Mogi hatte wie Ryuuzaki auch nicht ein einziges Mal aufgeblickt und arbeitete seelenruhig weiter.

__________
 

Die Sonne schien und Yagami Raito hatte eine blendende Laune.

Er lief über den Campus, das Sportsakko lässig über die Schulter gehängt und zielsicher von einem Hörsaal zu dem nächsten, ohne den Anschein zu erwecken, er suche etwas.

Kurz gesagt: Das absolute Gegenteil von dem Menschen von gestern.

In der Mittagspause setzte er sich mit dem Essen, dass ihm heute Früh seine Mutter mitgegeben hatte, auf eine Bank in der Grünanlage des Campus.

Er wartete sehnsüchtig auf das Klingeln seines Handys... Er musste so schnell wie möglich mit ihm sprechen.

Schön und gut, dass L etwas verunsichert war, aber wie lange ließ sich dieser das gefallen?

Und das letzte, was er wollte, war, ihn jetzt zu verlieren.

Er wollte ihn noch viel mehr als jemals zuvor - die Herausforderung war nun viel zu groß, um sie zu missen.

Und... er brauchte wieder diesen Geruch, diesen Geschmack, das Aussehen, den Klang seiner Stimme...

Yagami Raitos Gedanken beschäftigten sich mit nichts anderem mehr als dem Detektiven.

Zu Anfang war er stocksauer gewesen, warum er ihm nie etwas gesagt hatte, doch jetzt konnte er es voll und ganz verstehen - schließlich musste der große L seine Identität wahren.

Der große L... gehörte ihm.

Er, Raito, hatte Macht über ihn.

So viel, dass genau um Punkt 12 Uhr das Handy klingelte.
 

A/N

Tut mit leid wegen dem späten Upload! Ich habe zZt. viel zu tun ;___;

Und gestern habe ich das Kapitel zur Hälfte geschrieben und auf einmal... ist mein scheiß Laptop abgestürzt!!! UND ICH HATTE NICHT ABGESPEICHERT!!!

*sfz*

Mich würde ja mal interessieren, was Lack und Leder mit Soichiros Albträumen zu tun haben... xD

Ich liebe Raito in diesem Kapitel. (21.03.09)

ArbeitsVerhältnis

Die Kellnerin starrte misstrauisch in ihre Richtung.

Sie wusste noch ganz genau, wie sie die Sauerei vom letzten Mal alleine hatte aufwischen dürfen, als die zwei Exemplare da bei ihrem kleinen Streit den Tisch umgeworfen hatten, weil es ja der Bereich des Cafes war, der ausgerechnet von ihr übernommen wurde.

Und jetzt bildeten sich die beiden aggressiven jungen Männer ein, sich bloß ein paar Tage später ausgerechnet wieder in ihren Bereich setzen zu müssen!

Langsam, ohne hektische Bewegungen zu machen, als wären da wilde Tiere vor ihr, näherte sie sich dem kleinen Tisch für Zwei.

Anders als das letzte Mal war nun der hübsche Brunette sehr gut aufgelegt, während der andere, seltsame, blasse Typ angespannt und nervös wirkte, was ihm gar nicht stand.

Sie musterten einander schweigend.

Vorsichtig fragte die Kellnerin nach den Bestellungen.

Verwirrt sah der gut gelaunte Student von seinem Gegenüber weg und starrte sie an, bis er begriff, was sie wollte.

"Einen Eistee, bitte, und...", er warf seinem Begleiter einen Blick zu.

"Kaffee. Schwarz. Bringen Sie mir so viel Zucker wie möglich mit." Wie um die Tatsache, dass er müde und gestresst war, noch zu unterstreichen, ließ er sein Kinn auf die angezogenen Knie fallen.

"Also", fing Ryuuzaki nach dem schnellen Verschwinden der Kellnerin an, "du willst mich sehen, hast du am Telefon gesagt." Kraftlos hob er seine dünne Hand an, mit der er die im Raum stehende Frage durch eine kreisende Bewegung andeutete.

"Was ich will?" Als ob Raito ihn nicht sofort verstanden hätte. Er lächelte leicht und beugte sich etwas über den Tisch. "Ich will mitmachen." Sein Blick wurde funkenstrahlend, L bekam sofort mit, dass er hier überredet werden sollte.

Überredet zu was, war ihm aber recht unklar. Er zog seine Augenbrauen zusammen.

"Mitmachen? Bei was?" Eigentlich hatte er hier mit der Abfuhr seines Lebens gerechnet, mit einem Jungen, der eingeschüchtert von ihm war und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte.

Vor ihm saß allerdings ein junger Mann, der ganz er selbst war und dessen Blick etwas gewollt verführerisches hatte. Er lachte.

"Natürlich will ich bei dir mitmachen, Ryuuzaki! Ich will dir bei der Arbeit zusehen, dir vielleicht helfen...!" Raitos Gesicht strahlte im Angesicht dessen, was vielleicht vor ihm liegen könnte. Er nahm einen Schluck von seinem Eistee, der ihm gerade wortlos vor die Nase gestellt worden war, während Ls Hand mitten in der Bewegung - er warf gerade seinen neunten Zuckerwürfel in den Kaffee - abrupt haltmachte.

"Bitte was?", flüsterte er.

Raito leckte sich die Lippen, während er das Glas auf den Tisch abstellte, und sprach von Neuem drauflos: "Ich bin nicht dumm, Ryuuzaki. Ich könnte dir helfen, und wenn es nur beim Aktenordnen ist. Ich will dir beim Arbeiten zusehen, von dir lernen!" Um dann irgendwann einmal besser zu werden als du, mein L. "Und außerdem...", er schlug seine Augen nieder und wusste, welchen Effekt er damit erzielen konnte, obwohl er nun die Wahrheit sprach, die ihm trotzdem ziemlich zu Nutzen war, "...wären wir dann zusammen." Er blickte den Detektiv mit gesenktem Kopf durch seine braunen Haarsträhnen an. Gespannt wartete er auf die Antwort des Schwarzhaarigen, die erst nach einigen Momenten kam...

Er lachte. Ryuuzaki lachte.

Lachte aus Erleichterung, aus Belustigung, lachte vor Glück und über sich selbst.

Raito nahm das Lachen ganz anders wahr. "Lachst du mich etwa aus?!", zischte er. "Es ist mein voller Ernst, Ryuuzaki!"

Ryuuzaki prustete noch einmal und stoppte, setzte sofort eine todernste Miene auf. "Tut mir leid, Raito-kun, ich war mir jetzt bloß 100%ig sicher, dass du mir sagen willst, dass du mich nie wieder sehen willst, weil... weil ich L bin." Er biss sich auf die Unterlippe, um sich eine weitere Gesichtsregung zu verkneifen.

Der Brunette starrte ihn entgeistert an. "Und warum sollte ich das tun?", fragte er. "Dass ich dich mag hat doch nichts damit zu tun, ob du nun L bist oder nicht. Es tut sich nur eine hübsche Chance für mich auf, mal in deinem Beruf zu stöbern, ansonsten bleibt doch alles beim Alten, oder...?" Raito sagte das ohne jeglichen Hintergedanken, absolut aufrichtig.

Er wusste nicht, warum Ryuuzaki seine Tasse fallen ließ (was der Kellnerin, die die beiden zwar nicht hören, aber wunderbar sehen konnte, natürlich nicht entging und sie mit dem Gedanken spielen ließ, den beiden Hausverbot zu erteilen, schon wieder Saubermachen...), er wusste nicht, warum Ryuuzaki sein Gesicht verzog und sein Mund offenstand.

So eine heftige Reaktion hatte er von ihm noch nie erlebt.

Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen. "Äh... Ryuuzaki... habe ich etwas falsches gesagt?"

"Raito-kun... mag mich... einfach so?", wisperte er.

Der Student hatte keine Ahnung, worauf der andere hinauswollte. "Nun ja, du bist unsozial, verrückt und unverschämt, aber ja, ich mag dich sogar sehr...", Raitos Wangen färbten sich leicht rosa, "...was meinst du, warum ich dich diese Dinge mit mir tun lasse, wenn nicht aus einer gewissen Zuneigung zu dir?", fragte er scherzhaft, und Rosa wurde zu Rot, als er sich an den Moment kurz bevor sein Vater gestern Abend hereinkam, erinnerte.

Ls Augen waren nicht ausdruckslos. Ls Augen waren voll von Gefühlen, wenn auch nur für einige wenige Sekunden, und Raito speicherte diesen Anblick sorgfältig in seinem Gedächtnis ab.

Ernsthaft und so feierlich, dass Raito fast ein wenig lachen musste, sagte L: "Ich mag dich auch sehr, Raito-kun."

Der Brunette legte den Kopf schief und lächelte. "Das weiß ich doch."
 

Als sie zur Erleichterung der Kellnerin ohne größere Zwischenfälle das Cafe verließen, nahmen die beiden sich nicht an die Hand, obwohl L Raitos ganz kurz drückte.

Beide waren nicht der Typ für solche offenen Liebesbekundungen, und beide redeten so wie immer miteinander.

L sah am Wegrand ein paar erste Gänseblümchen und fragte seinen Freund, ob er sie nicht für ihn pflücken und einen Blumenkranz daraus machen sollte, womit er sich eine auf den Hinterkopf einfing.

Sie gingen den Weg entlang, bis er sich gabelte: Richtung Campus und Richtung Hauptstraße. Automatisch schlug Raito den zurück zur Uni ein, L den anderen. Beide drehten sich um und sahen sich fragend an.

"Wolltest du nicht mit zur Arbeit?", fragte L.

Raito, der gerade drauf und dran gewesen war, zu sagen, er könne doch nicht eine Vorlesung schwänzen, schluckte seine Bedenken sofort hinunter. Er durfte mit! Jetzt sofort!

Mit energischen Schritten trat er an die Seite des Detektiven und lächelte ihn siegessicher an.

Dieser seufzte. "Ich dachte, den Streit könnte ich mir sparen, ich hätte doch eh keine Chance gehabt, oder...?", murmelte er nur.

Raito grinste.

__________
 

Yagami-sans Augen fielen ihm fast aus dem Kopf, als er seinen Sohn nah - zu nah - an Ls Seite die Ermittlungszentrale betreten sah.

Matsuda, der den Sohn seines Chefs vom Sehen her kannte, begrüßte ihn freundlich. "Raito-kun, schön, dich wiederzusehen! Du kennst L? Sehr schön, du wirst uns eine große Hilfe bei dem Fall sein, du hast uns doch bei so vielen anderen schon geholfen!", plapperte er munter darauf los. L sah Raito skeptisch an.

"Tja, du weißt eben noch lange nicht alles über mich...", flüsterte der Brunette.

Mogi und Aizawa waren zwar recht überrascht, aber sie kannten Raitos Ruf und nahmen ihn auch freundlich in ihrer Runde auf.

Nachdem ihm von allen die Hand geschüttelt worden war, ging Raito zu seinem Vater. "Hallo, otousan, wie geht es dir?"

L drehte sich um, damit niemand das leichte Schnauben bemerken konnte. Irgendwie war der Junge ihm ähnlich.

Yagami bedachte seinen Sohn mit einem mörderischen Blick und wollte schon etwas erwidern, als sich der Chef der Gruppe kurz räusperte.

"Ich möchte Yagami-kun nur schnell eine kleine Zusammenfassung unseres Falls geben. Wie Yagami-kun schon sicher in der Zeitung gelesen hat, denn er ist ja ein aufgeweckter Junge", der mörderische Blick wechselte von Raito auf L, "treibt sich zur Zeit ein Mörder herum. Zudem ist er ein Vergewaltiger", der Besitzer des mörderischen Blicks räusperte sich vernehmlich, "und Yagami-kun weiß sicherlich, was das ist, nämlich jemand, der mit Leuten, die nicht damit einverstanden sind, Geschlechtsverkehr betreibt." Yagami schnappte nach Luft, sein Sohn konnte ein unverschämtes Grinsen nicht unterdrücken und der Rest sah sich bloß ratlos an.

"Und nach diesem fahnden wir. Also auf gute Zusammenarbeit!"
 

Raitos schnelle Auffassungs- und Kombinationsgabe erstaunte den Detektiven.

Selten hatte er ein Genie gesehen, das dem seinen so glich, wenn auch auf eine leicht andere Art und Weise.

Der Brunette war in jeder Hinsicht das interessanteste und begehrenswerteste Geschöpf, das ihm je unter die Augen gekommen war.

Mit Raitos Hilfe kamen sie in dem Fall viel schneller voran als gedacht, denn nun drehte sich die Gruppe um nicht nur ein, sondern zwei hochintelligente junge Männer.

Wie sie es schafften, problemlos miteinander zu arbeiten, war ihnen auch nicht wirklich klar, allerdings funktionierte es ganz hervorragend, wenn sie sich ein bis zwei Mal am Tag die Zeit nahmen, zusammen schnell auf die Toilette zu verschwinden.

Abends kam der Detektiv wie immer Raitos Balkon hinaufgeklettert, um bei ihm zu übernachten. Allerdings muss man sagen, dass die beiden nach kleinen anfänglichen Problemen und Peinlichkeiten nicht mehr besonders oft dazu kamen, sich mal ordentlich auszuschlafen.

Es war schwer auszumachen, was für die beiden der schönste Teil des Tages war: Die gemeinsame Jagd auf den Verbrecher, das Ärgern des Vaters/Schwiegervaters in spe oder der Abend mit dem - im gegenseitigen Einverständnis betriebenen - Sex und den langen Gesprächen und Zärtlichkeiten im Bett.

Ihnen war nie langweilig.

Keine Sekunde lang.

Doch trotzem blickte L wehmütig in die Zukunft... Mit Hilfe Raitos würde der Fall bald abgeschlossen sein... Und dann musste er wieder fort aus Japan.
 

A/N

Also, es tut mir wahnsinnig leid, Leute! 10 Tage sind vergangen, seit ich das letzte Kapitel geschrieben habe! ;___;

Aber am Sonntag wurde mir einfach eine Stunde gekürzt, ich hatte Führerscheinprüfung (bestanden!!!), es ist so ein tolles Wetter, E- und L-Klausuren, Shoppen... Und vor allem habe ich Angst vor dem Ende, weil...

...dies das vorletzte Kapitel ist. *Stille*

Ich freue mich trotzdem auf eure Schläge, euer Lob und eure Kritik!

Hajino, danke für's Aushelfen, obwohl ich so ein Sturkopf bin *grins* <3

Zweifel

Die Balkontür war heute ausnahmsweise mal geschlossen, die Nacht war kälter als sonst.

Aber den beiden jungen Männer in Raitos Zimmer war es warm, sie spürten nichts von der Kälte draußen.

Zumindest äußerlich.

Lawliet hatte einen seiner dünnen Arme von seinem Körper gestreckt, auf dem Raito seinen Kopf gebettet hatte und seinen Freund jetzt anlächelte. Sein Gesicht im fahlen Mondlicht, das kurz dann und wann durch die Wolkendecke drang, die von einem Sturm ziemlich aufgemischt wurde, sah keinen Tag älter aus als seine 18 Jahre. Sein Gesicht war schmal, und doch nicht eingefallen, glatt, feingeschnitten und wunderschön.

Jedes Mal, wenn der Meisterdetektiv ihn ansah, brach ihm das Herz vor Liebe. Jedes Mal, wenn sein Freund ihn schelmisch angrinste und seine Hand über Ls weiße Brust fahren ließ, brauchte dieser jede erdenkliche Willenskraft, sich nicht auf zu stürzen.
 

"Mmmh, Ryuuzaki...", sagte Raito leise, verschränkte seine Finger auf Ls Brust und legte sein Kinn darauf, "was wollen wir morgen tun? Der Fall ist fertig, der Verbrecher geschnappt... Wir könnten doch in die Stadt fahren, da gibt's so 'ne neue CD, die ich will..." Er gähnte, löste seine Hände voneinander und schlang die Arme um den stillen Schwarzhaarigen.

Er war müde. Heute war Ryuuzaki noch... leidenschaftlicher als sonst gewesen, und drei mal war auf jeden Fall ein etwas harter Brocken. Des Brunetten Augen fielen fast zu, als er die Antwort seines Freundes abwartete.

Diese kam seltsamerweise erst nach einigen Augenblicken, sehr zögerlich und leise.

"Ich muss packen, Raito-kun."

Verwirrt richtete Raito sich ein Stück auf. "Bitte was?!"

L sah weg. Konnte seinen Freund nicht ansehen. "Morgen Abend fliegt mein Flugzeug..."

Der Student über ihm setzte sich auf seine Oberschenkel, seine Augen verwirrt.

Er verstand nicht. Was... wohin... ohne mich?

Der Detektiv sah den herannahenden Zorn hinter der Verwirrung. Genau das war es. Das, wovor er Angst hatte, warum er es ihm nicht hatte früher sagen können.

"Raito-kun, es tut mir leid, dass ich es dir nicht früher sagen konnte, aber... Ich bin L, ich muss ins nächste Land, zum nächsten Fall... das verstehst du doch?"

Immer noch heillose Verwirrung. "Du... fährst weg? Weg aus Japan?"

"Ja."

"Ohne mich?" Erkenntnis verdrängte Verwirrung und brachte Wut und Enttäuschung mit sich.

"Das... ist dir überlassen. Ich würde Raito-kun gern mit mir nehmen."

"Das..." Raito-kun ging runter von dem anderen und schüttelte den Kopf. "Das ist einfach..."

Und dann fing er sich. Der Schock ließ nach, und L wartete mit gesenktem Kopf auf den Sturm.

"SAG MAL SPINNST DU EIN BISSCHEN?!"

"Raito-kun, ich..."

"Wie kannst du mir das erst so spät sagen, und überhaupt, wie kannst du dich erdreisten, zu erwarten, dass ich mit dir komme?! Sag mal, bist du blöd oder so?" Jetzt wollte er ihm eine reinwürgen, dafür, dass er es nicht für nötig erachtet hatte, ihm früher Bescheid zu geben. "Meinst du, ich schmeiße mein Leben für dich weg? Meinst du, ich gebe Studium und Familie auf, um mit dir zusammen zu sein? Du wirst doch immer von einem Land in das nächste müssen! Kannst DU denn nicht deinen Job für MICH aufgeben?"

L schluckte.

Das tat weh.

Das tat wirklich weh.

Nach den letzten Wochen hatte er eine kleine Hoffnung gehegt... Die Hoffnung, dass sein Raito ihn auch liebte.

Er liebte seinen Raito nämlich, das war ihm nun klar. Und er wusste nicht, wie er es aushalten sollte, ohne ihn zu leben, aber...

"Raito-kun, ich kann meinen Job nicht aufgeben." Langsam, unter Schock, richtete er sich auch auf und suchte nach seinen Boxershorts und seiner Jeans.

Raitos Haare standen ihm überall vom Kopf weg, als er nackt in seinem Zimmer auf- und abging.

"So? DU kannst das nicht? Und wieso, wenn ich fragen darf, oh großer L, kannst du das für dein süßes kleines Sexspielzeug nicht fertig bringen?" Er keifte wie eine Furie, konnte und wollte sich nicht beruhigen.

Er hat nur jemanden zum Sex gebraucht! Ich wusste es... Verdammt noch mal! Scheiße! Scheiße! Und jetzt will er mich einfach so verlassen?! Nein... er würde mich ja gnädigerweise mitnehmen!

"Ich kann es nicht, Raito-kun. Mein Job definiert mich, ohne meinen Job wäre ich nicht am Leben. Mein Job ist meine Existenzerlaubnis." L sah aus dem Fenster, als er gedankenverloren seine Knie anzog. "Ich habe es dir doch erzählt, Watari hat mich gefunden, und für ihn arbeite ich jetzt. Er hätte keinen anderen Grund gehabt, mich zu behalten, als ich klein war, außer meiner Intelligenz. Außerdem... Außerdem ist es das Einzige, was ich kann, mein Job ist mein Leben, ..."

"Ach, dann brauchst du doch nichts anderes zum Leben, oder?", brüllte Raito und unterbrach L damit. Er war verletzt. Tief verletzt. Weil er selbst nur den anderen zum Leben brauchte, wie Luft zum Atmen. "Also verschwinde dann, wenn du mich nicht brauchst!" Braune Augen füllten sich mit Tränen. "Hau doch ab!" Goldfarbene Hände ballten sich zu Fäusten.

"ICH WILL DICH NIE WIEDERSEHEN, DU HAST MICH DOCH NUR AUSGENUTZT, DU ARSCHLOCH!"

Ls Miene war völlig ausdruckslos, als er diese Worte vernahm. Dann zischte er eiskalt: "Du dummes kleines Kind, lerne erst einmal, die Erwachsenen aussprechen zu lassen, bevor du aus Selbstmitleid rumheulst. Ich wollte gerade sagen, 'mein Job ist mein Leben, genauso wie du es geworden bist.' Ich brauche Raito-kun genauso sehr, obwohl Raito-kun ein melodramatischer, egozentrischer, arroganter Narziss ist. Denn ich liebe ihn."

Ryuuzakis Wut war so kalt wie die Wut Raitos heiß war. Der blasse junge Mann ging energisch zur Balkontür, riss sie auf, ließ sein Seil herunter und war innerhalb weniger Sekunden verschwunden.

Des brunetten Studenten nackte Haut erzitterte durch die hereinwehende kalte Brise.

Und wegen etwas anderem.

Tränenlos schluchzend brach er zusammen.

__________
 

Du dummes Kind... Wie soll ich ohne dich leben? Wie soll ich ohne dich arbeiten? Es ist kalt, Tokios Nacht... Ich sollte sie an deiner Seite verbringen.

Aber du hast mich rausgeschmissen, du hast mich von dir gestoßen, du willst mich nicht mehr.

Du liebst mich doch nicht.

Ich hätte für dich alles aufgegeben, alles, außer meinen Job.

Den gebe ich doch sowieso halb für dich auf, ich wäre ohne dich so viel effizienter.

Aber... Ich stehe in Mr. Wammys Schuld.

Und wer soll die Ungerechten zur Rechenschaft ziehen, wenn nicht die Gerechtigkeit?

ICH bin die Gerechtigkeit.

Ich beschütze die ganze Welt.

Ich kenne nichts anderes.

Und vor allem... Muss ich der Beste bleiben.

Warum dachte ich immer, du allein kannst das verstehen?

Ich dachte, du würdest wissen, wie ich bin, was ich denke... Ich dachte, du würdest L Lawliet kennen.

Und lieben.

Ich habe mich getäuscht.

Nun denn... Ich liebe dich. Lebe dein Leben, wie ich meines leben werde.

Ich li...

Oh Raito, komm zu mir zurück. Ich kann mein Leben ohne dich nicht leben.

_________
 

Du liebst mich?

Ich liebe dich doch auch!

Warum konntest du mir das nicht sagen, das alles?

Ich... wir hätten einen Weg gefunden, zusammenbleiben zu können!

Wir... hätten per Mail in Kontakt stehen können. Und du bist doch so reich, du hättest mich immer besuchen kommen können und ich dich...

Ach, was spinne ich mir zusammen.

Wir hätten dies nie ausgehalten.

L, du bist meine Droge.

Ich brauche dich jeden Tag, jede Stunde, jede Minute.

Ich hätte eine Fernbeziehung nicht ausgehalten, ihr nicht standgehalten.

Aber an einem kompletten Bruch... werde ich sterben.

Nun ja, nicht äußerlich.

Aber weiterleben ohne dich kann ich trotzdem nicht.

Verstehst du das denn nicht?

Siehst du das denn nicht?

Warum kannst du nicht bei mir bleiben?

L! Komm zu mir zurück, L, oh L Lawliet, Ryuuzaki, Hideki Ryuga...

Ich liebe dich. So sehr.

_________
 

Soichiro saß gut gelaunt am Esstisch, obwohl sein Sohn krank war. Ihm ging es heute Morgen so schlecht, dass er nicht zum Frühstück hatte kommen können.

Aber bald würde es ihm besser gehen, wenn dieser widerliche Detektiv endlich weg war.

Er sah auf die Uhr. Fast vier Uhr am Nachmittag. Perfekt. In vier Stunden würde Ryuuzakis Flugzeug wegfliegen und keiner von ihnen würde diesen Perversen, der seinen armen Sohn in die Sünde gezogen hatte, jemals wiedersehen.

Er sah vor seinem inneren Auge, wie sein Sohn in naher Zukunft eine wunderhübsche junge Frau heiraten, einige süße kleine Kinder bekommen und der neue Top-Polizist Tokios sein würde.

Doch einen winzigen Augenblick später sah er seinen Sohn heute, als er die Treppen heruntertaumelte: Seine Augen waren feuerrot, seine Haare ungekämmt, seine Klamotten willkürlich aus dem Schrank gezogen und zerknittert, seine Haut so blass wie... wie... seine.

Sofort waren die beiden Frauen des Hauses - die mittlerweile wussten, dass ihr liebster Bruder/Sohn einen 'festen Freund' hatte und sich für ihn gefreut hatten - zur Stelle.

"Was ist los, mein Schatz?"

"Hattest du Streit mit Ryuuzaki, oniichan?"

"Was? Wieso? Liebling, du musst mir alles erzählen!"

Raito schüttelte die fürsorglichen Arme und Hände von sich ab und setzte sich an den Tisch, um etwas lustlos in seinem Reis zu stochern und nichts zu sagen.

Doch Soichiro meinte mit einem Lächeln: "Zufällig weiß ich, dass er heute in ein anderes Land fliegt, nicht wahr?"

Sein Sohn ließ seine Essstäbchen fallen. "Du... du wusstest davon?", fragte er leise, den Blick auf die Tischplatte gerichtet.

"Ja." Sachiko und Sayu sahen sich etwas verwirrt an, woher wusste Soichiro das und warum war er so glücklich darüber?

Die beiden wussten natürlich nicht, dass Ryuuzaki L und damit Yagami-sans Chef war.

"Warum hast du mir nichts gesagt?"

"Ich dachte, dein toller Freund hat dir das schon mitgeteilt. Aber anscheinend ist er nicht so toll." Soichiro schnaubte. "Warum nicht? Anscheinend liegt ihm nichts an dir, sonst hätte er dir was gesagt!"

"Ich bin sein erster Freund, er hatte nur Angst vor meiner Reaktion!" Das war ihm gestern Nacht klar geworden.

Ungläubig schüttelte sein Vater den Kopf. "Glaub, was du willst, mein Sohn. Heute Abend ist er jedenfalls weg und damit musst du dich abfinden. Das war's dann."

Der Brunette sprang von seinem Stuhl auf. Das war's dann. Das klang so endgültig, so unausweichlich...

...so unakzeptabel.

Raito schlug mit der Faust auf den Tisch. "NEIN!"

Seine Schwester und seine Mutter zuckten zusammen.

"Benimm dich, Raito!", sagte sein Vater beschwörend. "Was willst du denn dagegen tun? Ihm nachlaufen?"

Einen kurzen Moment stand Raito zitternd da.

Dann grinste er auf einmal.

"Genau das werde ich tun."

__________
 

Er hatte noch eine halbe Stunde, um ihn zu finden, und hatte keine Ahnung, wo er suchen sollte.

Nachdem er hastig seine wichtigsten Sachen wie Reisepass und etwas Geld zusammengepackt, seiner Mutter und seiner Schwester einen hastigen Abschiedskuss gegeben und seinem Vater die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte, war er in den Bus gerannt, der fast ohne ihn losgefahren wäre, und nun suchte er den Flughafen ab.

Die Flüge nach Europa hatte er durch, jetzt suchte er die in die USA ab.

Es war seine letzte Chance.

Seine letzte Chance zu leben, zu lieben, glücklich zu werden.

Er rannte.

Noch zwanzig Minuten.
 

Watari hatte darauf bestanden, einen zweiten Koffer voll von Hemden, Stoffhosen und anderem Kram in Ryuuzakis Größe zu packen, obwohl dieser diese Sachen nie anfassen würde.

Doch Mr. Wammy dachte, vielleicht käme der Freund seines Ziehkindes doch noch.

L hatte ein Anrecht darauf, glücklich zu sein, dessen war sich Quillsh sicher, und er betete zu Gott, dass der Junge sich beeilen möge.

Noch fünfzehn Minuten.
 

L starrte traurig auf den vollen zweiten Koffer und spürte eine riesige Leere in seinem Körper.

Die Aufrufe zum Einchecken wurden häufiger, dringlicher, und das kleine Fünkchen Hoffnung in ihm starb.

Ich werde ihn nie wiedersehen, es ist vorbei...

Seufzend stand er auf.

Noch zehn Minuten.
 

Noch fünf Minuten.

"RYUUZAKI! RYUUZAKI!" Raito verzweifelte. Er war schon gute fünf Minuten am Herumbrüllen. Leute sahen ihn verständnislos oder mitleidig an.

Das ist meine Schuld. Ich bin selbst schuld, alles meine Schuld. Ich werde ihn nie wieder sehen und das habe ich mir ganz allein zu verdanken.

"RYUUZAKI!"
 

Plötzlich drehte sich ein schwarzhaariger Zottelkopf am Eincheck-Schalter zu ihm um.

Die gefälschten Reisepapiere fielen ihm aus seiner blassen dürren Hand.

"Raito-kun?", flüsterte er.

Er sah Raito.

Raito sah ihn und sprintete los.

Der ältere Mann neben Ryuuzaki lächelte erleichtert, als ein Junge auf seinen Jungen zustürmte. Danke, lieber Gott, danke.
 

L streckte seine Arme nach ihm aus, wie ein Ertrinkender nach Rettung, wie ein Säugling nach seiner Mutter, wie ein Liebender nach dem Geliebten.

Und mehr als bereitwillig fiel jener Geliebte in des Liebenden Arme.

"Ryuuzaki...!" Er brachte nichts heraus. Keine Entschuldigung, keine Erklärung.

Aber L verstand ihn, verstand ihn zu gut. "Ich habe noch ein Ticket", flüsterte er in sein Ohr, sein Kopf lag längst geborgen unter der Hand des Detektiven auf dessen Schulter.

Plötzlich ging der Brunette einen Schritt zurück. "Darf ich denn überhaupt noch mit?", flüsterte er erstickt.

L lächelte. "Nur, wenn du willst."

Raito schluckte. "Natürlich will ich! Denn... ich liebe dich!"

Der Schwarzhaarige legte seinen Kopf schief, zog des anderen Kopf zu sich, und sagte, als sich ihre Lippen schon berührten: "Ich dich auch."
 

A/N

Leute, es ist vollbracht...

VIELEN LIEBEN DANK ALLEN LESERN!

Ich hoffe, meine kleine Comedy-Schnulze hat euch gefallen (:

Besonderen Dank gilt natürlich wie immer meiner Final-Judgement und diesmal auch Motschegiebchen, die mich immer mal darauf aufmerksam macht, Raito und L nicht allzu OoC zu schreiben, was mir in dieser FF vielleicht nicht sehr gelungen ist - aber ohne die Kritik wär's vielleicht noch schlimmer geworden xD

Ich LIEBE diese FF trotzdem.
 

Ein Epilog kommt noch... Und dieses widme ich allen meinen Kommentarschreibern! (: Ihr seid großartig! *euch allen einen fetten Kuss auf die Wange drück*

Süßigkeitensucht mit Weltrettungscharakter

Es ist schlimm, wenn mein Freund schlechte Laune hat.

Und zur Zeit ist es furchtbar... L Lawliet hat eine verfrühte Midlife-Crisis.
 

Die Sonne geht gerade unter, und taucht eine alte kleine Steinkirche in der malerischen Landschaft der Provence in ihr orangenes Licht.

Ein warmer Wind weht, ich habe meine Jacke ausgezogen und halte sie an meiner Seite, ich lasse meine Füße durch das bunte Laub rascheln, während ich auf ihn warte.

Es ist ein wirklich schöner Tag. Frankreich gefällt mir.
 

Mir gefällt jeder Ort, an den er mich bringt.

Er, mein Freund, mein Bruder, mein Konkurrent, mein Kamerad, mein Plagegeist, mein Geliebter.

Er ist gestern 30 geworden und damit hat seine Meckerei angefangen. Zwar behauptet er, er hätte nichts, aber ich sehe sein miesepetriges Gesicht, höre seine barschen Antworten und weiß, was er denkt.

Er ist 30. Ich bin 23.

Er denkt, er wäre zu alt für mich und das finde ich unglaublich... süß? Naja, vielleicht lustig.

Liebenswert. An diesem Kauz etwas liebenswertes zu finden, das schafft, glaube ich, sowieso niemand außer mir. Vielleicht Mr. Wammy noch.

Aber das ist ganz gut so, so gehört er nur mir.

Wie kann er bloß denken, dass er zu alt für mich ist, wenn er doch das einzig Wichtige in meiner Welt ist, meine Sonne, mein Herz.

Das würde ich ihm natürlich nie so sagen, aber ich habe alles für ihn aufgegeben, da sollte er es doch wissen... Und ich habe bis jetzt keine einzige Sekunde gedacht, dass ich etwas verloren hätte, als ich alles für ihn zurückgelassen habe. Obwohl ich meine Mutter und meine Schwester schon manchmal vermisse.
 

Er ist zu spät, wir wollten uns um 18 Uhr an der Kirche treffen. Aber das ist nichts neues, dass er zu spät ist, also lasse ich meine Füße weiter durch das Laub rascheln und erfreue mich am schönen Wetter.

Neben der Kirche ist ein kleines Cafe, in dem es "den besten Erdbeerkäsekuchen der Welt" geben sollte, so wie in jeder anderen Stadt auch. Ich verdrehe die Augen.

Seit er in mein Leben getreten ist, habe ich immer etwas, worüber ich mich ärgern kann.

Worüber ich lachen kann.

Worüber ich traurig sein kann.

Worüber ich glücklich sein kann.

Apathie, was ist das? Langeweile? Ist mir jemals in meinem Leben langweilig gewesen? Ich kann mich nicht erinnern... Langeweile, so etwas kenne ich nicht.
 

Eine gebeugte Gestalt erscheint am Horizont, läuft gemächlich den Hügel hinauf, als ob ich hier nicht warten würde, als ob er es nicht eilig hätte.

"Beweg deinen Arsch!", brülle ich.

Ein dünner Arm hebt sich zum Winken, und ich verschränke meine Arme und seufze.
 

Plötzlich höre ich ein Laubrascheln, das nicht von mir verursacht wird. L ist auch noch zu weit weg.

Ich drehe mich in Richtung Kirche, einige hundert Meter von mir entfernt.

Da liegt etwas, genau vor den schweren Holztüren des alten Steingebäudes.

Das kann nicht sein... Ist gerade ein kleines schwarzes Notizbuch einfach so vom Himmel gefallen?

Ich will es mir näher ansehen, doch mein Freund ist schon fast bei mir, und ich will jetzt keinen Streit anfangen, nicht an diesem schönen Tag.

Denn er und seine Midlife-Crisis werden womöglich aggressiv gegen jede, nicht von ihnen selbst ausgelöste Verzögerung des Kuchennachschubs.

Eigentlich lasse ich mir so etwas nicht bieten, aber... Heute ist so ein schöner Tag. Und wenn man mit diesem Menschen zusammenlebt, muss man einfach manchmal nachgeben können.

Und wie sagt man so schön? Der Klügere gibt nach.
 

Trotzdem drehe ich mich nochmal zu dem Buch um, als der zerzauste Mann fast vor mir steht.

Das Buch... ich will es haben. Ich weiß nicht warum, aber alles zieht mich zu ihm hin. Wie seltsam.

"Raito-kun, hallo." Das "-kun" wird er sich wohl nie abgewöhnen. Er ist da und sieht mich mit diesem Blick an. Warm, zärtlich, besitzergreifend und trotzdem nett, ich bin der einzige, der keine Ausdruckslosigkeit bekommt.

Seine Stimme ist genug, um mich alles andere vergessen zu lassen, und egal, wie sehr er mich zur Zeit nervt, ich muss mich umdrehen und seinen Anblick in mich aufsaugen. "Ryuuzaki", sage ich mit einem Lächeln. "Ryuuzaki" werde ich mir auch nicht abgewöhnen. "Du bist zu spät."

Gekonnt ignoriert er mich und meint: "Lass uns Kuchen essen gehen! ... Wohin schaust du denn?"

Mein Blick hat sich wieder dem Notizbuch zugewandt. "Da liegt etwas, ich will es mir ansehen."

"Und ich will Kuchen essen!" Damit zieht er mich an meinem Ärmel in Richtung des kleinen Cafes.

Ich schüttele verärgert den Kopf, lass es aber nicht zu einer Diskussion ausarten.
 

Ich werfe dem Buch nur einen letzten sehnsüchtigen Blick zu, und dann folge ich meinem Lebensgefährten.
 

Auf dem Nachhauseweg sehe ich das Heft nicht mehr.
 

Morgen werde ich es vergessen haben.

***
 

Searching for Passion - ENDE



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Von:  vampire_bride
2010-08-31T00:38:32+00:00 31.08.2010 02:38

Von:  halfJack
2010-07-27T11:58:10+00:00 27.07.2010 13:58
Der Epilog gefällt mir als Ende besser als das letzte Kapitel. Er wertet das Ganze ein wenig auf, weil ich es immer ein wenig... komisch finde, wenn eine Geschichte mit dem letztendlichen Friede-Freude-Eierkuchen-Zusammentreffen am Flughafen kurz vor der Abreise des einen mit der Versöhnung beider endet, mit einem letzten "Ich liebe dich" und der Aussicht auf eine frohe Zukunft. Das war dann doch zu viel des Guten.
Mit dem Epilog zeigst du, dass sie Jahre später noch immer zusammen sind, dass dieses Zusammensein aber nicht nur glückliche Stunden birgt, sondern in einer Beziehung auch etwas mit Stress und Genervtsein und schlechter Laune zu tun hat, was aber einer Beziehung überhaupt erst einmal Charakter und Tiefe verleiht.
Der Rückbezug auf das eigentliche Geschehen mit dem Herunterfallen des Death Notes gefiel mir richtig gut. Da sind wir wieder bei der Umkehr des ursprünglichen Was-wäre-wenn?
Von:  halfJack
2010-07-27T11:48:07+00:00 27.07.2010 13:48
Es passt zu Light, dass er es im ersten Moment unverschämt von L findet, dass dieser von ihm erwartet, irgendwohin mitzukommen und Japan zu verlassen. Nur seinen Ausdruck fand ich ein wenig unpassend. Klar, sowohl Light als auch L haben im Manga oder auch Anime nicht immer die besten Umgangsformen an den Tag gelegt und vieles auch salopp und sarkastisch gesagt. Einerseits kann das allerdings an der deutschen Übersetzung liegen, die ich schon oft bemängelt habe - im Englischen ist der Ausdruck nämlich nicht ganz so mies. Und zweitens ist Light trotz seines Alters nie stark in Jugendsprache abgedriftet. Doch vielleicht empfinde nur ich das so. Es ist eigentlich auch unwichtig.
Ich kann mir vorstellen, dass Yagami-san von der Beziehung seines Sohnes nicht so begeistert wäre und dass er ihn sicher auf seine subtile Weise für viele Dinge zurechtweisen würde. Subtil auch deshalb, weil Light in vielerlei Hinsicht kein so typischer Teenager ist, eher gehorsam und ruhig und umgänglich. Dennoch kommt es mir ein wenig zu extrem vor, wie Yagami-san seinen Sohn verhöhnt und sich gegen ihn stellt. Zwar kann ich mir das bei ihm nicht vorstellen, aber angesichts dieser Situation finde ich es gut, dass Light dann doch Japan verlässt und damit eben seine Familie verlässt, wobei nicht geklärt wird, ob sein Vater ihm das je verzeihen kann. Das bleibt ein wenig offen und gerade das finde ich neben diesem ganzen Happy End eigentlich ganz gut.
Von:  halfJack
2010-07-27T11:05:22+00:00 27.07.2010 13:05
Manchmal, beispielsweise bei der Beschreibung, dass L seine Worte mit einer kreisenden Bewegung seiner Hand unterstreicht, habe ich sofort die Bilder des Animes im Kopf. Natürlich eher die Komik. Aber daran erkenne ich die beiden Männer trotz des anderen Szenarios wieder. Lights "funkensprühender Blick" hat mich ebenso an Anime und Manga erinnert, wobei ich bei diesen Blicken von Light immer das Gefühl hatte, die Autoren würden sich selbst ein wenig über seine idealistischen und positiven Gesichtsausdrücke lustig machen, was ich zuweilen ziemlich amüsant fand und in deiner Fanfiction durchaus wiederentdecke.
Mir gefiel, dass du nicht großartig ausgeschweift bist, um irgendwelche unwichtigen Details zu beschreiben, die man sowieso in jeder Fanfiction lesen kann. Die lustigen Ideen hast du eingebracht und den Rest nicht in eine für L und Light untypische Schnulze abgleiten lassen.
Ein wenig irritierend finde ich nur, dass mir in diesem Kapitel irgendwie das Fazit fehlt, zumindest in Hinblick auf die ganze Story. Klar, die einzelnen lustigen Szenen waren es allemal wert, aber wenn Lights Aufnahme in den Fall so einfach war und dann noch nicht einmal der Fall selbst beschrieben wird, weil das eben nichts zur Handlung beiträgt, desweiteren aber auch die Beziehung zwischen den beiden so einfach anläuft und scheinbar auch die Probleme mit Herrn Yagami keine weitere Rolle spielen... tja, da frage ich mich für den Moment eben, worin der rote Faden besteht, außer in der Tatsache, dass L nach Beendigung der Ermittlungsarbeit wieder abreisen muss.
Um das zu klären, lese ich erst einmal weiter.
Von:  halfJack
2010-05-27T05:28:46+00:00 27.05.2010 07:28
Ich mag den Anfang des Kapitels total. Besonders dieses: "Gerade lag sein ganzer Stolz unter seinem Inbegriff der Gerechtigkeit und des Guten..." Du hast es geschafft, die Szene trotz des Klischees nicht langweilig rüberzubringen, die Charaktere halbwegs glaubhaft darzustellen, sodass es durchaus nachvollziehbar wirkte, und dabei die Ernsthaftigkeit der ganzen Lage noch immer mit Komik in der Wortwahl auszustatten.
Was mir hier auch gefällt, ist der Wandel der Atmosphäre. Sowohl von L als auch von Light hätte ich jetzt eigentlich eine andere Reaktion erwartet. Bei L rechnete ich mit Gleichgültigkeit und bei Light mit Wut. Dass gerade Light die neue Situation ganz im Gegenteil sogar sehr spannend findet und als Herausforderung betrachtet, gefiel mir. Wie er sich allerdings seinem Vater gegenüber verhielt, passte meines Erachtens überhaupt nicht zu ihm. Aber egal.
Von:  halfJack
2010-05-27T05:00:46+00:00 27.05.2010 07:00
Dieses Kapitel fing eigentlich ganz vielversprechend an, weil Light sich vornimmt, es L nicht so einfach zu machen. Light will zurückschlagen, bevor er sich vollends um den Finger wickeln lässt. Was daraus allerdings geworden ist... In dieser Situation kann ich mir schon vorstellen, dass die beiden so reagieren, zumindest wenn sie zwei pubertäre Jugendliche wären, die ihre Hormone nicht unter Kontrolle haben. Gehen wir einfach mal davon aus, dass das aufgrund der neuen Erfahrungen auch der Fall ist, von wegen Regression und so ein Zeug. Natürlich hoffe ich, dass da von Lights Seite doch noch was kommt und dass die beiden sich zur Abwechslung auch mal wieder unterhalten und in diesem Sinne auch miteinander messen. Ich kann mir vermutlich einfach nicht vorstellen, dass sie so sehr Gefallen aneinander finden, weil sie bloß jeweils den Körper des anderen für unwiderstehlich halten. ^^
Noch etwas zum Beginn dieses Teils: zwar studiere ich kein Soziologie, aber irgendwie klingt diese Art von Vorlesung, die Light da besucht, verdächtig nach Pädagogik, nicht nach Soziologie.
Von:  halfJack
2010-05-27T03:09:51+00:00 27.05.2010 05:09
Würde Yagami-san seinen Vorgesetzten mit sama ansprechen? Irgendwie glaube ich, dass das doch veraltet oder zumindest heutzutage bei normalen Arbeitsverhältnissen nicht üblich ist. Aufgrund mangelnder Kenntnisse kann ich hierzu allerdings nichts weiter sagen. Ich wollte es nur anmerken.
An diesem Kapitel gefiel mir, dass du dir für die Handlung einen kleinen Fall ausgedacht hast, der nicht nur daraus besteht, dass irgendein Mörder umherläuft und wahllos Leute umbringt. Du hast es ein wenig mit Inhalt gefüllt, die Vorgehensweise beschrieben etc. Das gab der Story ein wenig mehr Dichte. Aber diesen Umbruch nach dem ersten Absatz fand ich ziemlich lustig. Als Yagami-san im einen Moment noch darüber nachdenkt, dass er vielleicht L treffen wird, und eben jener eine Etage höher mit seinem Sohn rumknutscht. :)
Tja, dieser Teil der Geschichte war im Großen und Ganzen einfach über die Maßen kitschig, aber ich lasse das jetzt einfach mal so stehen.
Von:  halfJack
2010-05-27T02:51:21+00:00 27.05.2010 04:51
Irgendwie mag ich es, wie du Ls Gedanken darstellst. Es ist ein bisschen kitschig, ja, aber nicht so sehr, dass man darin den Meisterdetektiv hinter der etwas außergewöhnlichen Ausdrucksweise nicht wiedererkennen könnte. Auch wenn die Fanfiction nur aus Spaß entstanden ist und manchmal schon sehr absurd wird, würde ich sie dennoch nicht für niveaulos halten. Du hast mal gemeint, dass dir diese Geschichte durchaus am Herzen liegt. Wenn ich so lese, wie du L charakterisierst und dass du doch versuchst, ihn liebevoll und mit gut gesetzten Worten darzustellen, dann wird einem eigentlich schon klar, dass auch dieser Text nicht einfach nur sinnlos runtergeschrieben wurde. So empfinde ich das zumindest.
Ansonsten, ich glaube, das habe ich schon einmal gesagt, finde ich es nicht so gut, wenn man japanische Sätze oder dergleichen in deutschen Fanfictions verwendet, weil es einfach unsinnig ist, eine Entschuldigung auf Japanisch und nicht auf Deutsch vorzubringen.
Von:  halfJack
2010-03-14T20:01:25+00:00 14.03.2010 21:01
Ich finde es gut, dass du in diesem Kapitel ein wenig auf die Gedankengänge von Lights Mutter eingehst. Sie kam in der Serie ja kaum vor, man konnte sich schlecht ein Bild von ihr machen. Dadurch merkt man irgendwie auch, dass Tsugumi Ohba ihr nicht allzu viele Überlegungen gewidmet und auch Obata nicht großartig versucht hat, die schwammigen Angaben mit Inhalt zu füllen. Im Manga wirkt Sachiko eher wie die genügsame Frau, die hinter allem steht, was ihr Mann sagt und tut. Dadurch erinnert sie sehr an die Samuraifrauen des alten Japan. In der Animeserie dagegen hat man sie ein wenig oberflächlich dargestellt, indem man sie gleich am Anfang so auftreten ließ, als wäre das einzig Wichtige für sie die gute Ausbildung Lights und das Lob, das ihr aufgrund ihres vortrefflichen Sohnes entgegengebracht werden müsste. So schätze ich Sachiko Yagami aber eigentlich gar nicht ein. Es kann gut sein, dass sie sich ihre eigenen, auch sorgenvollen Gedanken über Light macht, so wie du es hier gezeigt hast, auch wenn sie es nicht laut aussprechen würde.
Es war ein bisschen komisch, dass L selbst mit dem Auto gefahren ist. Zu Beginn hatte Watari doch schon einen kurzen Auftritt, darum verstehe ich nicht, warum jetzt plötzlich L fahren sollte. In einem der Bücher, vermutlich war es schon wieder "L change the world", saß L zwar auch schon mal hinterm Steuer, aber da fuhr der Wagen mehr oder weniger von allein. Ich habe mich nur gewundert, dass du Watari nicht eingschaltet hast. Es gab dafür keinen ersichtlichen Grund und hat mich darum verwirrt.
Von:  halfJack
2010-03-14T17:53:51+00:00 14.03.2010 18:53
Ich muss BacktotheRoots zustimmen: wenn man sich vor Augen hält, dass es AU ist und Humor, dann liest es sich super. Man kann sich dann viel besser mit allem arrangieren. Auch mit einer so haarsträubenden Aktion wie dieser hier oder einer Beziehung zwischen zwei Männern, die sich kaum kennen und plötzlich aus dem Stegreif heraus ein völlig unbegründetes sexuelles Interesse füreinander hegen. oÔ


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