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Black Cat: Charon

von

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Bagatelle

Train hatte seinen Partner in den drei Jahren die sie sich nun schon kannten gut kennergelernt. Und die Tatsache das Sven seit nun schon fünf Minuten an einem Zigarettenstummel kaute ohne sich eine Neue anzuzünden, sagte ihn das er ganz und gar nicht mit dem einverstanden war, was sie nun vorhatten.

„Was noch mal wollen wir hier?“, fragte er und blickte dabei aus dem Autofenster in die Dunkelheit hinein. „Wir stehen hier mitten im finstersten Wald, abseits jeglicher Zivilisation. Wir wollen uns mit der mächtigsten Organisation der Welt anlegen, die ganze Staaten kontrolliert und ihnen eine CD-Rom abnehmen, die die Pläne für einen Virus enthält, der die gesamte Menschheit vernichte kann. Und sie,“, er deutete mit der linken Hand in Richtung Linslet, die neben Eve auf der Rückbank des kleinen Wagens saß. „zahlt uns keinen Penny dafür. Also wieso noch mal machen wir das?“

Die Diebin beugte sich nach vorn, um Sven ins Gesicht sehen zu können. Sie lächelte auf eine Weise, die bei ihr entweder als charmant durchgehen konnte – oder als kaltblütig. „Weil ihr Gentlemen seid, die kein Geld für die Rettung der Welt verlangen.“, antwortete sie.

Sven sah sie an, drückte den Zigarettenstummel in den Aschenbecher, zog sich eine neue aus der Packung und erwiderte: „Falls sich dieses Geheimlabor tatsächlich irgendwo hier befindet - was ich nicht glaube - dann wartet dort drin wahrscheinlich die halbe Numbers Einheit auf uns. Das ist keine „Weltrettungsaktion“, das ist blanker Irrsinn.“

Er sah zu Train hinüber und bemerkte das Blitzen in seinen Augen. Vorfreude. „Also haargenau das, was wir immer machen. Ein Heidenspaß.“

Sven seufzte leise. In solchen Momenten fragte er sich, weshalb er sich mit dem ehemaligen Killer eingelassen hatte. Eigentlich war er ein guter Kerl und bei ihren Kämpfen starben so gut wie nie Menschen. Trotzdem sollte der Kampf keinen Spaß machen.

„Dann lasst uns mal anfangen. Wenn an der Geschichte etwas dran ist, dann haben wir wohl kaum allzu viel Zeit.“

Gleichzeitig stiegen sie aus und schalteten ihre Taschenlampen an. Ihr Auto stand am Ende eines unasphaltierten Waldweges. Die Lichtkegel der Lampen zeigten ihnen die Dichte des Waldes. Eigentlich fürchtete sich Sven im Dunkeln nicht, aber wenn er daran dachte, was sich unter ihm befinden sollte wurde ihm Himmelangst. Außerdem fror ihm in seinem dünnen Anzug. Dem Eis nach zu urteilen, das Sven im Licht seiner Taschenlampe erkennen konnte, musste Temperatur bereits unter Null gefallen sein.

Linslet ging zielstrebig in eine Richtung. „Wenn meine Informationen stimmen müsste sich der Notausgang hier irgendwo befinden.“, rief sie zu den anderen, die sich im näheren Umkreis zu Wagen bereits verstreut hatten. Eve drehte sich zu ihr um: „Dass kann doch nicht sein. Kronos wird ein angeblich so wichtiges Labor doch nicht unbewacht lassen. Nicht einmal den Notausgang…“

„ARRRGHHHHH!“, hallte es plötzlich durch den Wald. Alle drehten sich zu Train um, der offensichtlich über etwas gestolpert war. „Verdammte Wurzel!“, schrie er wütend und trat gegen das vermeinlichte Holz, nur um noch mal aufzuschreien. Sven lief zu ihm herüber und leuchtete an die Stelle, an der Train gestolpert war: „Interessant. Das ist keine Wurzel, das ist Metall. Ich würde sagen, unser Streuner ist über den Hintereingang zum Kronoslabor gestolpert.“

Er kniete sich nieder und strich Schnee und Blattwerk beiseite. Jetzt konnten auch die anderen die runde Luke erkennen. „Offensichtlich ist keine Tarnung gut genug für Trains Tollpatschigkeit.“, kommentierte Eve und griff mit ihrer Hand in einen der beiden halbverrosteten Eisenringe, die in die Luke eingelassen waren. Sven schnappte sich den anderen und gemeinsam schafften sie es die Luke zu öffnen. Train leuchtete hinein, sah jedoch nichts außer einigen Sprossen, ebenfalls aus Metall, die an der Betonwand eines Runden Schachtes befestigt waren und in die Finsternis führten, in der sich der Lichtkegel der Taschenlampe verlor.

„Ich geh zuerst.“, stellte er fest. „Ihr anderen folgt mir dann. Und jemand muss mir leuchten.“ Ohne ein weiteres Zögern stieg er in den Schacht, dicht gefolgt von Sven und Eve. Linslet bildete den Abschluss und leuchtete den anderen.

Einige Minuten später hatten sie das Ende des Notfallschachtes erreicht. Train schaltete wieder die Taschenlampe ein und begutachtete eine kleine Tür an seiner rechten Seite. „Sie ist offenbar verschlossen. Sieht aus wie ein Vorhängeschloss. Wartet, ich glaube ich kann es aufschießen…“

Noch bevor Sven laut „Nein!“ rufen konnte, hatte er sein Vorhaben in die Tat umgesetzt. Ein lauter Knall ertönte und darauf ein Scheppern, als Train die Tür aus den Angeln trat und in den Korridor dahinter sprang. Die anderen kamen so schnell wie möglich hinter her, um ihm in Zweifelsfall helfen zu könne, doch der spärlich beleuchtete, halbrunde Korridor war absolut leer. Mit zwei Schritten war Sven bei Train und verpasste ihn eine Kopfnuss. „Idiot. Jetzt weiß doch jeder das wir hier sind!“

„Ja und? Einfach so reinzuschleichen wäre doch eh langweilig.“, antwortete Train während er sich den Kopf rieb.

„Und wieder einmal wäre bewiesen, wie verspielt Kater sind.“, kommentierte Linslet spitzbübig und wendete sich nach rechts. „Und jetzt folgt mir. Mein Informant meinte im obersten Stockwerk müsste es eine Art Überwachungszentrale mit einer Karte geben.“ Sie holte ihre Pistole aus der allgegenwärtigen Handtasche und ging voraus. „Und Ruhe jetzt!“ Sie folgten den Korridor nach rechts. Offensichtlich war diese Ebene der Station ziemlich klein, ihr Gang hatte weder Abzweigungen noch Biegungen. Er führte Schnurgrade in die Richtung, von der Linslet behauptete, dass an ihrem Ende eine Überwachungszentrale lag. „Entweder hat Kronos Personalmangel oder man hat uns erwartet.“, bemerkte Sven, als sie nach über fünf Minuten immer noch niemanden begegnet waren. Dieses fernbleiben des Gegners machte ihn nervös und so umklammerte er seinen Diplomatenkoffer, jenes Wunderwerk der Technik, das zu jeder Situation die passende Waffe enthielt, fester. „Sie können uns nicht bemerkt haben. Mir ist nicht eine Überwachungskamera aufgefallen.“, antwortete Linslet von vorn. Auch sie umklammerte ihre 9mm, auch sie schien ungewöhnlich nervös zu sein. Der ehemalige Fahnder war mit der Antwort nicht zufrieden: „Und du willst mir erzählen, das du versteckte Mikrokameras sehen kannst?“ In ihrer Antwort schwang ein bedrohlich-ruhiger Unterton mit: „Willst du etwa meine Qualitäten als Diebin im Frage stellen?“

„Nein, ich doch nicht.“, antwortete er wie aus der Pistole geschossen. Das letzte was er wollte, war sich mit ihr anzulegen. Dann tauchte hinter einen kleinen Betonvorsprung, von denen es im Korridor Dutzende gab, anscheinend um im Falle eines Kampfes als Deckung zu dienen, eine Tür auf. „Ah, wir sind offenbar am Ziel. Das hier muss der Überwachungsraum sein. Okay, Eve, du sprengst mit deinen Fähigkeiten die Tür auf. Sven, du gibst uns Rückendeckung, ich und Train stürmen…“

Doch der Sweeper war zu schnell. Ohne zu zögern war er zur Tür gerannt, hatte sie aufgestoßen und war in den Raum geprescht. Aus diesem erklangen ein paar Schüsse, doch nach wenigen Sekunden war es ruhig. Train trat wieder heraus und winkte die anderen herein. Der Überwachungsraum bestand aus einer riesigen Wand aus Bildschirmen, die vor allem leere Korridore zeigte, an der rechten Seite, ein Schematische Darstellung des Geheimlabors an der linken und einem Schrank mit Videobändern an der der Tür gegenüberliegenden Seite. Offensichtlich hatten sich zwei Wachen in dem Raum befunden. Anhand von einigen Abdrücken ließ sich ablesen, das Train die eine mit einem gezielten Kick ausgenockt und die andere ausgeschaltet hatte, indem er die „Hades“ mithilfe der enthaltenen Leine als Wurfgeschoss benutzt hatte.

Linslet trat an das Schema, während Sven und Eve die Videobildschirme näher betrachteten und Train am Eingang nach weiteren Wachen Ausschau hielt. „Schön und was jetzt?“

Sven nahm eine Zigarette und zündete sie an. „Dass war zu einfach. Nur zwei Wachen auf der ersten Ebene und das beim angeblich wichtigsten Labor von Kronos. Ich wette das ist eine Falle.“

„Natürlich ist es das.“ Die Diebin drehte sich um und lächelte die beiden an. „War doch klar, dass wir kommen würden. Die Frage lautet nur: Ist die CD-Rom tatsächlich hier?“

Als sie die CD erwähnte blickte Eve kurz auf. Sven kannte diesen Blick: Sie dachte über irgendetwas nach. „Hast du irgendetwas, Prinzeschen?“, fragte er leise.

Abermals blickte sie auf und antwortete schließlich: „Es ist nur… Kronos will die Welt beherrschen, oder? Wenn sie tatsächlich einen Virus freisetzen wollen, dann muss es doch ein Heilmittel, oder einen Impfstoff geben, damit die Führung der Organisation und die Numbers überleben können. Und wenn der Virus tatsächlich hier ist, dann wäre es doch nur logisch anzunehmen, das sich das Gegenmittel auch hier befindet.“

Linslet nickte: „Der Gedanke kam mir auch schon. Aber die Anlage ist einfach zu groß, um sie vollständig zu durchsuchen.“

Sie deutete auf das Schema, das deutlich zeigte, wie sich die Korridore mit zunehmender Tiefe immer mehr verzweigten. Insgesamt gab es 12 Stockwerke. „Ich weiß nicht mal, wie wir die Disc mit dem Virus finden wollen.“

Von draußen lugte plötzlich Train in den Raum: „Könnte sich Prinzeschen nicht einfach mit diesem Computer dort verbinden?“ Er deutete auf einen alten Rechner, der in der rechten hinteren Ecke vor sich hinstaubte. Ein Kabel neben dem Stecker zeigte an, das er immer noch mit dem Netzwerk verbunden war. „Gute Idee, Train.“, meinte Eve überrascht und durchquerte mit wenigen Schritten den Raum. Als sie den PC erreicht hatte, schloss sie die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Ihre Haare richteten sich auf, als sich Millionen kleinster Maschinen, Naniten, in ihnen sammelten und es möglich machten, das sich einige der Blonden Strähnen verlängerten und schließlich mit den veralteten Schnittstellen des Rechners verbanden. Sofort „flossen“ weitere Naniten hinterher, um eine direkte Verbindung mit Eves immer noch organischem Gehirn herzustellen.

„Wenn die Daten hier stimmen“, sagte sie nach einiger Zeit. „Befinden sich sowohl die CD mit dem Virus als auch jene mit dem Gegenmittel auf Ebene 12.“

Sie öffnete die Augen und die Nanoverbindung zogen sich zurück. Ihr Haar nahm wieder seine normale Form an. „Allerdings an gegenüberliegenden Enden.“

Sie schritt zur Übersicht und deutete auf die Karte der untersten Ebene: Zwei Runde Räume an der rechten bzw. linken Seite stachen hervor. Eve zeigte zuerst auf die rechte: „Hier ist das Virus.“ Und dann auf die Linke: „Und hier das Gegenmittel.“

Sven drückte seine Zigarette an einen Aschenbecher aus, den die Wachen vor ihm benutzt hatten. „Irgendwelche Sicherheitssysteme oder Fallen mit denen wir rechnen müssen?“ Eve zeigte auf eine große Halle in der Mitte, anscheinend der erste Raum, den man aus dem Fahrstuhl heraus betrat. „Ich sah mehrere Selbstschussanlagen, die direkt gegenüber dem Fahrstuhl angebacht waren. Ansonsten nichts: Keine Minen und schon gar keine Wachen.“ Sven blickte wieder auf die Bildschirme. Auch ihm waren keine Menschen aufgefallen, seitdem er sie beobachtet hatte. Die Sache gefiel ihm von Minute zu Minute weniger. „Dann lasst uns aufbrechen.“, rief Train in den Raum. „Würde mich nicht wundern, wenn die unseren Einbruch bald bemerken.“

Der Ex-Fahnder seufzte. Ihnen blieb wohl kaum eine Wahl. Er nahm den Diplomatenkoffer, den er zum Rauchen abgestellt hatte, wieder auf und verließ zusammen mit Eve und Linslet den Raum zusammen mit Train, der ihre Nachhut bildete und machten sie sich auf dem Weg zum Fahrstuhl, der sich, wenn die Karte stimmte, am Ende des Hauptkorridors befand.

Nach wenigen Minuten sahen sie die automatische Doppeltür des Aufzugs, ohne das sie auf Wiederstand gestoßen wären. Erst als sie kurz davor standen, öffneten sich die Türen und gaben zwei überraschte Wachen frei, die allerdings von einer Art Spinnennetz, das aus Svens Koffer hervorschoss, an die Wand geheftet wurden, ohne das sie die Möglichkeit zu einer Reaktion gehabt hätten.

„Zu einfach“, murmelte er und betrat als Letzter die Fahrstuhlkabine.



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