22. Dezember ~ Sternenwiese
Thema: Eiskristall und/ oder Schneewüste
Pairing: NejixTenTen
Rating: ohne Altersbeschränkung
Disclaimer: Nichts gehört mir, außer der Idee ^^
Titel: Sternenwiese
Schnee fällt. Du siehst dich um. Es ist weit, so unendlich weit. Größer als jede Wiese, die du je gesehen hast. So riesig und unendlich wie eine Wüste, die du nur aus den Büchern deiner Mutter kennst, doch sie ist nicht aus Sand, nein, sie ist geschaffen aus Schnee, einem reinen Weiß. Das satte Blau des Himmels schimmert auf den weißen Flocken, die den Boden wie einen Teppich überziehen. Das grelle Sonnenlicht sorgt dafür, dass diese Schneewüste so hell funkelt, als wären Sterne zu Boden gefallen und sie leuchten auch hier in ihrem silbernen Glanz. Du musst blinzeln und deine Hand zum Schutz vor deine Augen heben, um nicht geblendet zu werden von dieser funkelnden Pracht. Der Anblick schmerzt. Vor Licht. Vor Schönheit.
Traurigkeit oder Melancholie kannst du bei dem Anblick nicht empfinden. Auch wenn alles Leben unter dem Schnee wahrscheinlich tot ist. Es ist zu atemberaubend. Du lachst vor Entzücken.
Eine Sternenwiese, die heller funkelt als tausend Diamanten. Du hast zwar noch nie einen Edelstein dieser Art gesehen, aber man hat dir schon oft beschrieben, wie er aussehe und du bist dir ganz sicher, dass das hier schöner ist.
Ruckartig und wild drehst du dich auf der Stelle. Deine Koordination lässt bei der Kälte etwas zu wünschen übrig, aber das raubt dir nicht die Freude an dem Spiel. Der Boden knirscht krachend unter dir und du merkst, dass deine Füße leicht kalt und nass werden, aber es stört dich nicht. Vor deinen Augen siehst du kleine Wolken. Sie kommen aus deinem Mund. Du lachst lauter. Deine Stimme schallt über diese Schneewüste und wird bis in die hintersten Winkel getragen, dort, wo deine Füße dich nicht mehr hinbringen können.
Natürlich lässt du dich auch fallen, um den Boden zu testen. Dein Bett aus Schnee ist weich und kalt. Nass, aber das hindert dich nicht daran, deine Arme und Beine wild zu bewegen, um einen Schneeengel zu formen. Du willst dich in diesem Ort verewigen. Selbst wenn es heißt, einen Teil dieser Schönheit zerstören zu müssen. Aber du denkst darüber gar nicht nach, denn du willst einfach nur, dass jemand sieht, dass du hier warst, dass du als erster hier gewesen bist und du dich schon vor allen anderen an diesem Ort hast satt sehen können.
Eine Schneeflocke fällt dir direkt auf die Nase und fasziniert betrachtest du den Eiskristall, der allmählich zu schmelzen beginnt. Deine Mutter hat die früher immer erzählt, dass innerhalb eines jeden – wenn auch noch so winzigen – Eiskristall kleine Feen leben, die dafür sorgen, dass Winter wird. Angestrengt siehst du auf die schon fast komplett aufgelöste Flocke, ob du irgendetwas erkennen kannst. Du kannst nur ein ungewöhnliches Muster erkennen, komplizierter als jedes Spinnennetz. Und es schimmert. Aber Feen kannst du nicht sehen. Keine kleinen Menschen aus Eiskristall geschaffen, mit hauchdünnen Flügeln. Beleidigt schiebst du die Unterlippe vor. Also hat deine Mama dich angelogen. So eine Gemeinheit. „Aber wer macht denn dann den Winter und den Schnee, wenn nicht die Schneefeen?“, fragst du patzig. Forsch versuchst du weitere vom Himmel fallende Eiskristalle zu fangen, um noch einmal genauer nachzusehen. Leider schmelzen sie immer schneller, als du Gelegenheit hast, gründlich nachzuschauen.
Nein, da sind auch keine Schneefeen drin. Enttäuscht blickst du auf deine Sternenwiese und fragst dich, wer sie wohl gemacht hat. Es sind doch nicht wirklich Sterne vom Himmel gekommen, oder? Aber woher stammten denn sonst die Sternschnuppen? Ob die alle hier landeten im Winter und sich dann in Schnee und Eis verwandelten? Aber das konnte nicht sein, im Winter lag immer so viel Schnee und wenn das alles Sterne wären, dann würde es bald gar keine Sterne mehr am Himmel zu sehen geben. Also kommt das anderswo her.
Woher denn aber nur? „Ich frag Mama. Diesmal sagt sie mir bestimmt die Wahrheit. Sie kann mich doch nicht anlügen…“ Entschlossen deine Mutter zur Rede zu stellen und konkrete Antworten zu verlangen, verlässt du die schneeweiße Pracht, die du dein Eigentum nennst, nicht ohne noch einmal zurückzusehen. Mit knirschenden Schritten und begleitet von durchsichtigen Wölkchen marschierst du zurück nach Hause, in die warme Stube, wo deine Eltern schon mit dem Essen warten würden. Die Sternenwiese funkelt hinter dir, als ob sie dir sagen wolle, dass du noch bleiben sollst.
Innerhalb weniger Minuten bist du angekommen, schließlich bist du ja auch gerannt. Stürmisch läufst du ins Haus, ohne den Schnee abzuklopfen und deine Kleidung auszuziehen. Wild reißt du die Tür zur Küche auf, wo deine Mutter am Herd steht und dich überrascht ansieht. Sie hebt tadelnd eine Augenbraue, als sie sieht, dass du eine Spur aus Wasser hinter dir herziehst. Du hast jetzt keine Zeit dich dafür zu entschuldigen und zu rechtfertigen, immerhin hat sie dich angelogen und das geht ja nun einmal vor. „Es gibt gar keine Schneefeen!“, rufst du lautstark und ziehst ein Schmollgesicht.
Es dauert ein paar Minuten, bis deine Mutter zu begreifen scheint, was du möchtest. Plötzlich aber lacht sie hell; und irritiert und böse, weil sie sich über dich lustig macht, starrst du sie bloß an. Du verdrängst den Gedanken, wie hübsch doch deine Mama wieder aussieht. Deine Mama mit den großen Schokoladenaugen, den dunklen Haaren und dem stetigen Lächeln. Mama ist warm und weich. Besonders, wenn Papa in der Nähe ist. Dein Vater mit den Schneeaugen, die genauso funkeln wie deine Sternenwiese, wenn du wieder begeisterst zu ihm läufst, um von deinen Fortschritten zu erzählen. Du schüttelst den Kopf, um wieder klar zu denken und forderst zu wissen, was das soll. „Das ist eine Sache, die ich dir jetzt noch nicht erklären kann. Das ist ziemlich kompliziert. Aber vielleicht kommst du selber drauf. Aber komm jetzt, dein Papa ist gleich da und wir wollen essen. Im Übrigen… wo warst du eigentlich so lange?“
Schnell stürmst du ins Bad, um dich umzuziehen und um der Frage zu entgehen. Mama mag es nämlich nicht, wenn du immer es lange weg bist. Während du dich auf den Weg zurück machst, hörst du, wie dein Vater, der inzwischen auch angekommen ist, und deine Mutter in der Küche miteinander reden. Mama lacht glockenhell. Zögerlich kommst du durch die Tür hinein und siehst deine Eltern, wie sie sich umarmen. Papa drückt Mama einen Kuss auf die Stirn, so wie es sie immer bei dir macht, wenn du schlafen sollst. Aber Mama kann doch jetzt nicht ins Bett gehen. Es ist doch erst Mittag!, denkst du verwirrt.
Ein Kichern ertönt und du hörst deine Mutter sagen: „Schau mal, wer uns da bespitzelt. Komm her, begrüße deinen Papa. Er war schließlich wieder drei Tage unterwegs.“ Lachend stürmst du ihm in die Arme, denn dein Vater ist dein Held. Du beschließt, ihm nach dem Essen von deiner Sternenwiese zu erzählen und sie ihm zu zeigen. Aber jetzt hast du erst einmal Hunger.
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So, das ist mein letzter Beitrag für unseren Adventskalender. Ich gebe zu, es ist ziemlich sinnlos XD Ich wollte gern aus der Sicht eines Kindes schreiben und es aus Kinderaugen betrachten, aber glaubt mir, das ist gar nicht so leicht. Ich hab mich versucht zu erinnern, was man als Kind immer für Wortneuschöpfungen kreiert.
Ich hoffe, es hat euch gefallen ^^
Habt ihr bemerkt, dass die Anfangsbuchstaben der Absätze den Titel ergeben? ^^ Jaa, auf diese Idee hat mich der liebe Gottfried von Straßbourg gebracht. Ich dachte, es wäre mal eine schöne Abwechslung.
Nun denn, ich wünsche euch einen schönen 22.12. und für die meisten schon „frohe Weihnachten“, denn immerhin ist es bald soweit.
Hab euch alle lieb, die are