21. Dezember ~ Weiß-gelbe Rosen
Das Zimmer, in dem Tenten saß, war dunkel. Die Vorhänge waren zugezogen, jede Lichtquelle ausgeschaltet. Tenten selbst saß zusammengekauert in der hintersten Ecke ihres Bettes. Sie spürte die kalte Wand im Rücken, das Kissen fest gegen ihren Bauch gepresst. Wie lange sie schon so da saß, wusste sie nicht, aber es musste bereits eine Weile vergangen sein, waren ihre Hände und Füße doch schon längst kalt geworden. Eine einsame Träne rollte ihr die Wange hinunter. Sie machte sich nicht die Mühe, diese wegzuwischen. Es sah sie ja niemand.
Die junge Frau stieß ein Seufzen aus. Leider sah sie niemand. Ihre Gedanken drehten sich unablässig um Neji. Saß sie doch nur seinetwegen so lange in dieser Position auf dem Bett. Schmerz durchströmte sie, als sie daran dachte, wie er sich ihr gegenüber benahm. Wo standen sie? Die Frage quälte sie, jedoch nicht so sehr, wie die nach dem Warum.
Warum behandelte er sie so? War sie nicht mehr gut genug?
Vielleicht hätte sie ihn nicht auf sein Verhalten ansprechen sollen, hätte ihn ihre dringenden Fragen nicht stellen sollen. Denn selbst die Ungewissheit war besser gewesen, als das, was sie jetzt durchlebte. Ihr momentaner Zustand war eine Qual.
Wieder ließ Tenten sich das Gespräch durch den Kopf gehen, wenn man es denn Gespräch nennen konnte.
Schweigend saß Tenten da und sah zur Seite, während sie auf ihrer Unterlippe kaute. Sie hatte Neji um ein Gespräch gebeten, das ihr ihre Zweifel nehmen sollte. Doch wo sollte sie anfangen?
Sie hörte ein Räuspern.
Natürlich. Neji würde schließlich nicht ewig darauf warten, dass sie endlich ein paar Worte über die Lippen brachte. Sie entschloss sich, die dringendste Frage zuerst zu stellen: „Warum distanzierst du dich von mir? Bin ich dir nicht mehr gut genug als Freundin?“
Sie hatte leise gesprochen und Neji antwortete eben so gedämpft: „Warum solltest du nicht mehr gut genug sein?“
Natürlich. Wie konnte es anders sein. Wenn er nicht reden wollte, redete er nicht. Er drehte den Spieß einfach um.
„Du distanzierst dich von mir. Wir reden kaum noch miteinander, wir sehen uns nur noch selten. Ich hasse das.
Ich habe mir seit Wochen eingeredet, dass du dich erst um wichtigere Dinge kümmern musst, bevor du dich wieder mit mir beschäftigst. Ich habe mir eingeredet, du wüsstest, dass ich niemals verschwinde und immer für meine Freunde sein werde, egal was passiert. Dass du darauf vertraut hast, dass ich bei dir bleibe und dir die Zeit gebe, das zu tun, was du tun musst.
Aber du vertraust mir nicht. All das Einreden war umsonst, weil du mir einfach nicht vertraust. Ich bin dir nicht mehr wichtig, oder?“
Während Tenten sprach, waren ihr stumme Tränen über das Gesicht gelaufen. Sie blickte auf, wartete auf eine Reaktion, doch Neji hatte sie einfach nur angesehen.
Ein unglückliches Lächeln breitete sich auf Tentens Gesicht aus, bevor sie sich umdrehte und ging.
Sie hatte Recht gehabt. Doch sie wünschte sich verzweifelt, dass sie diese Gewissheit nicht hätte. Es tat so weh.
Ihre Arme pressten das Kissen fester an sich, während sie unter den aufkommenden Tränen zusammenzuckte.
Es klingelte an ihrer Haustür. Tenten erhob sich schwerfällig, wischte sich beim gehen über das Gesicht, um die Tränenspuren verschwinden zu lassen. Als sie jedoch die Tür öffnete, war dort niemand zu sehen. Irritiert wanderte ihr Blick auf die Fußmatte.
Was sie dort war, ließ sie lächeln. Auf ihrer Fußmatte lagen zwei gelbe und eine weiße Rose.
Freundschaft und Loyalität.
Tenten musste nicht erst auf die Karte schauen, um zu wissen, von wem sie waren.
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Das letzte Türchen von mir für diesen Adventskalender. Irgendwie ist es merkwürdig... Und so kurz >.<
Wie dem auch sei, ich hoffe, es hat euch gefallen ^__^
Ich wünsche euch noch einen schönen vierten Advent und eine tolle Restweihnachtszeit!
Liebe Grüße, Sayuri