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The Hellman

The new Messiah
von

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Descensus Christi ad Inferos

Als Joshua langsam die Augen öffnete, fragte er sich erst, ob er gerade aus einem grauenhaften Albtraum erwacht war, ehe er die er schrecklichsten Kopfschmerzen bemerkte, die er je gespürt hatte.

Er setzte sich auf, glaubte, dass sein Gehirn in seinem Schädel auf und ab hüpfte. Er rieb sich die Schläfen, und während er auf seinen Kilt starrte, bemerkte er, dass sein Blickfeld vollkommen verschwommen war. Was er sich nun am meisten wünschte, war eine Zigarette.

Anscheinend war er in seiner Tageskleidung schlafen gegangen. Alles – Geld, Handy, Schlüssel, Ausweis – befand sich noch in der Pullovertasche, wo er auch die Zigaretten herauszog. Leider hatte er nur ein kaputtes Feuerzeug bei sich, jedoch waren die Kopfschmerzen zu stark um ein anderes in seinem chaotischen Zimmer zu suchen, also versuchte er erst sein Glück mit diesem, auf dem ein Totenkopf und eine nackte Frau abgebildet waren.

Während er hektisch den Feuerstein anregte, resümierte er den Tag, der nur verschwommen in seinem Gedächtnis zurückgeblieben war: Schwester ins Krankenhaus gebracht – mit Leonard Birghton gesprochen – erfahren, dass Rachel ermordet worden war – geschrieen – geweint – vom Fensterbrett gesprungen.

Mittlerweile war er sich sicher, dass mindestens die Hälfe von diesen grässlichen Ereignissen Teil eines Traumes gewesen sein mussten, schließlich war das Finale zu unlogisch. Er konnte nicht aus dem Fenster gesprungen sein, ohne größere Schäden als Kopfschmerzen zu haben. Doch wo hatte nun der Traum angefangen? Wahrscheinlich nach seinem Gespräch mit dem Giftzwerg aus der Nachbarschaft. Er erinnerte sich, danach hatte er sich todmüde aufs Sofa gelegt. Er musste von Rachels Tod geträumt haben.

Die Verzweiflung, die er in diesem Traum gespürt hatte, saß noch immer tief in seinem Knochenmark. So real hatte er noch nie geträumt. Irgendwie hatte er das Bedürfnis sich zu vergewissern, ob Rachel wirklich in Ordnung war.

Die Zigarette war noch immer nicht angezündet. Egal, die Kontaktaufnahme mit seiner Freundin war nun wichtiger. Joshua zog das Handy aus der Pullovertasche.

Kein Empfang. Komisch, in dem Apartment hatte er sonst immer vollen.

Er legte das Handy bei Seite, wandte dabei seinen Kopf um. Und vor seinen Augen erschien plötzlich eine Flamme aus einem Sturmfeuerzeug. Joshua zuckte zusammen. Noch dazu wurden die Kopfschmerzen stärker. Er hätte nicht gedacht, dass eine Steigerung noch möglich war.

„Willst du nun Feuer, oder nicht?“

Joshua kannte die Frauenstimme nicht, doch sein Appetit auf seine Zigarette war so groß, dass er sich erst wunderte, nachdem er den ersten Zug genommen hatte. Er rollte die Augen nach oben, der Anblick klarte und sah die Dame.

Er kannte sie genau so wenig, wie ihre Stimme. Überhaupt – ein vergleichbar schönes Gesicht hatte er noch nie gesehen. Ihr Teint war dunkel, wie der einer Lateinamerikanerin, ihre Augen jedoch strahlend blau. Schwarzes, dichtes, lockiges Haar hing ihr über die Schultern, über die Brüste, die nur mit einem knappen Leder-BH bedeckt waren. Mit ihren feuerroten, glänzenden, vollen Lippen lächelte sie, ein wenig zynisch, aber es war dennoch angenehm und wohltuend. Ihr Gesicht war jugendlich, aber deswegen war sie noch lange keine Kindfrau. Ihre Fingernägel waren lang, aber gepflegt. Ihre Figur war perfekt – große, wohlgeformte, aber natürliche Brüste, schmale Taille, aber weibliche Hüften, kein Gramm Fett, aber sie war kein Knochengerüst. Ihre Haut glänzte, und würde sicherlich für die angenehmste Berührung seines Lebens verantwortlich sein.

Trotz des wahrlich schönen Anblickes, schrie Joshua panisch: „Wer zum Teufel bist du?“

Keine Sekunde später: „Der Teufel.“

„Was?“

„Der Teufel.“ Sie steckte das Sturmfeuerzeug in die Tasche ihrer knappen Hotpants. „Nun ja, eigentlich Teufel in Vertretung, aber da mein Gatte schon seit dem Südenfall der Menschheit durchpennt und da ich schon so lange die Stellvertretung innehabe, hab ich mir die Herrschaft quasi ersessen.“

Joshua war so perplex, dass er für zehn Sekunden die Kopfschmerzen nicht bemerkte und seine Zigarette vergaß. War das ein schlechter Geburtstagsscherz? Hatte Paul ihm eine Nutte geschickt? Er sah sich um, und zu seinem Entsetzen erkannte er, dass er sich gar nicht in seinem Zimmer im elterlichen Heim befand.

Er befand sich in einem feuerroten Raum, ohne Tür, ohne Fenster, ohne Einrichtung, außer einer Streckbank, auf der er saß.

Joshua richtete seinen Blick auf die Frau. „Wo bin ich?“

„Hölle. Und ich bin der Teufel.“

Er ignorierte die Antwort. „Wie komme ich hier her?“

„Du bist gestorben. Aus dem Fenster geplumpst. Absichtlich.“

Das machte ihn hellhörig. Es kam die Erinnerung hoch, die er zuerst für einen Traum gehalten hatte. „Das ist jetzt ein schlechter Scherz...“

Die Frau zuckte mit den Achseln. „Ich kann’s auch nie nachvollziehen, wenn ein Mensch Selbstmord begeht, aber ich beklag mich nicht, denn siebzig Prozent der Sklaven machen Selbstmörder aus.“

Er schluckte. „Das kann nicht wahr sein.“

„Doch.“

„NEIN!“ Joshua sprang von der Streckbank auf, und taumelte aufgrund der Kopfschmerzen, doch er riss sich zusammen und glotzte die Frau wütend an. Trotz seines Zornes kam er nicht darum herum sie attraktiv zu finden. „Sag mir, dass das nicht wahr ist!“

Die Frau verdrehte die Augen. „Weißt du was, ich hab weder die Zeit noch die Lust mich mit dir über das Wesen der Wahrheit zu diskutieren. Wenn wir hier fertig sind, kannst du dich gerne mit Immanuel Kant, René Descartes oder Ernst von Glasersfeld unterhalten, die haben heute zufällig frei. Aber jetzt unterhältst du dich mit mir!“

Sie hatte eine schreckliche Autorität. Joshuas Angriffslust und seine Gier nach Antworten auf die Fragen waren mit diesen wenigen Worten niedergeschlagen worden, er gab nach, er ignorierte seine Wünsche, und nickte.

Das stellte die Dame zufrieden. Sie reichte ihm die Hand. „Mein Name ist Lillith. Eigentlich nennen mich hier alle Ihre Majestät, Eure Hoheit und so ein Blödsinn, aber du darfst mich mit meinem Namen anreden.“

Er erwiderte die Geste. Ihre Haut fühlte sich genau so sanft an, wie er erwartet hatte. „Josh...“

„Joshua Nazara, ich weiß.“ Er sah sie überrascht an. „Schau nicht so belämmert. Ich bin der Teufel, ich weiß alles.“ Pause. „Du stehst wohl ganz schön unter Schock, oder?“ Joshua nickte. Diese Frau zwang ihn mit ihrer Autorität dazu die Wahrheit zu sagen. „Tja, tut mir Leid, ich werde darauf echt keine Rücksicht nehmen. Ich meine, ich bin der Teufel, denkst du wirklich, ich würde deine Schwächen nicht ausnutzen?“

Spätestens jetzt erkannte er, dass er absolut unterlegen war. Indirekt akzeptierte er auch somit, dass er gestorben war. Dass er Selbstmord begangen hatte. Wahrscheinlich aus Verzweiflung aufgrund Rachels Tod, doch er konnte sich nicht mehr an die genauen Beweggründe erinnern. Vielleicht war auch seine Schwester Schuld. Oder Lenny. Oder seine Eltern, sein Vater im Besonderen. War sein Vater nicht schon seit Jahren tot? Irgendwie waren plötzlich wichtige Details aus seinem Gedächtnis regelrecht ausradiert worden. An die Summe seiner Gefühle erinnerte er sich noch, doch das spezifische war verschwunden.

Er warf seine Zigarette auf den Boden, trat sie aus, und sah der Frau, Lillith, in die Augen.

„Was willst du von mir?“ Eine neutrale Frage, so schnell musste er seine Niederlage auch nicht eingestehen, auch wenn sie sie wahrscheinlich eh schon bemerkt hatte.

„Dich endgültig zu seinem von uns machen.“

„Wer uns?“

„Die Hölle, Blitzmerker. Dämonen, in deiner Sprache. Leider ein sehr negativ behafteter Begriff, in unserer Sprache ist er neutraler. Sogar homophon zu eurem Wort ‚Engel’. Aber ich schweife ab... wahrscheinlich deswegen, weil ich keine Ahnung habe, wie ich beginnen soll. Ähm... die Sache ist relativ kompliziert. Ach, ähm...“ Sie kratzte sich am Kopf. Trotz ihres Stotterns gab es kein Zeichen von Unsicherheit. „Was weißt du über dich?“

Joshua verzog das Gesicht. Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte.

Lillith trieb ihn mit einer Geste an. „Sag irgendwas. Alter, Eltern, sexuelle Vorlieben? Egal, ob ich es wissen könnte, oder nicht.“

Er schnaufte und würde erst Antworten, wenn er die nächste Zigarette rauchen würde. Lillith gab ihm wieder Feuer.

„Mein Name ist Joshua Nazara und hasse es ‚Josh’ genannt zu werden. Augenscheinlich bin ich am Tag meines achtzehnten Geburtstages gestorben. Ich habe... hatte... eine Freundin, sie heißt Rachel Simmons. Ich bin starker Raucher. Ich versuche mich als Dichter und Schriftsteller. Amerikanischer Staatsbürger, spreche nur Englisch. Ich bin Atheist. Ich habe eine Schwester namens Angela, dreiundzwanzig, sie ist Alkoholikerin. Meine Mutter heißt Maria Nazara, gebürtige MacMeriam, mit achtzehn aus Schottland die USA ausgewandert, von Beruf Rechtsanwältin, römisch-katholisch, elf Jahre jünger als mein Vater, Joseph Nazara. Ein jüdischer Onkologe, sieht mir nicht ähnlich, als ich vier war im Alter von 43 bei einer Parade verstorben, wovon ich Zeuge wurde, Mörder bis heute nicht gefunden.“ Er nahm einen Zug. „Ich mag Metal, Literatur, moderne Kunst, Comics, spiele gerne Squash, mag Schach, rauche hin und wieder Marihuana. Ich hasse die Schule, neunzig Prozent der Menschheit, Mathematik und Physik, Religionen, meine Familie, Fernseh....“

„Schon gut, schon gut.“ Lillith fuhr sich über die Augen. „Hab ich alles schon gewusst. Ähm... du hast also keine Ahnung, dass du zu Höherem bestimmt sein könntest.“ Er sah sie fragend an. „Nicht mal der kleinste Verdacht? Nie irgendwelche komischen Leute um dich gesehen, Blitze während die Sonne schien, Kobolde, Drachen, ein großes, grünes Wesen mit Tentakeln im Gesicht?“

„Nein.“

„Scheiße.“ Pause. Sie gestikulierte wirr herum und setzte einige Male zum Reden an, bis sie schließlich eine von Joshuas Zigaretten klaute, und daraufhin wusste, was sie zu sagen hatte: „Ich red einfach Tachelles mit dir.“ Sie holte tief Luft. „Joshua, du bist der nächste Messias nach Jesus Christus.“
 

Über das Neue Testament kann man streiten. „Sprache von Proleten für Proleten“ meinen einige Philologen der Lebenden. Damit mögen sie im Großen und Ganzen Recht haben, doch das soll nicht unser Streitthema sein. Uns interessiert, was im Neuen Testament eigentlich geschrieben steht.

„Es enthält Erzählungen über Wort- und Tathandlungen des Jesus Christus und ausgewählter, erster Jünger, insbesondere den Aposteln“ – so wird das Neue Testament in einem Internet-Lexikon beschrieben. Tatsache ist, man muss den Autoren zugestehen, dass sie den Wortlaut des Messias getroffen haben und seine Taten gut eingefangen haben. Doch die Beweggründe, den Hintergrund, die ganze Tragik um das Leben und Tod dieses armen Mannes wurden vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen. Sprich, das Äußere ist korrekt, das Innere ist Humbug. Dies mag zwar auch daran liegen, dass Jesus selbst nicht alles über seine Bestimmung wusste und somit sich selbst falsch dargestellt hat, doch das soll später behandelt werden.

Die Legende, er sei von einer Jungfrau geboren worden, kann man so bestätigen. Allerdings ist es ein Irrtum, dass er der „Sohn Gottes“ ist. Er hat überhaupt keinen Vater, die Mutter, sie heißt immer Maria in verschiedenen Sprachen und Variationen, hat ihn aus sich selbst herausgeboren. Solche biologischen Wunder passieren alle tausend Jahre. Jesus war allerdings der erste, der nicht als Missgeburt aus dem Mutterleib herauskam.

Noch bevor Adam das Licht der Welt erblickte, wurde nach einem langen Friedensgespräch zwischen Gott und Satan, schließlich der Pakt geschlossen, dass die Waffen, abgesehen von kleinen, für die Ordnung der Dinge kaum spürbaren Konflikten wie der zweite Weltkrieg, solange niedergelegt werden, bis ein solches Kind das Licht Welt erblick. Denn dieses Wunderkind ist mit einer solchen Macht ausgestattet, dass es den Kampf endgültig zur Entscheidung bringen kann. Kann, nicht muss. Wie wir aus dem Ende des Jesus Christi erfahren, kann auch weiterhin ein Unentschieden bestehen.

Jedenfalls, dieses Wunderkind muss sich für eine Seite entscheiden – dieses geschieht nicht freiwillig. Je nachdem, wie er sich charakterlich und moralisch entwickelt, zieht ihn seine eigene Lebenseinstellung auf die passende Seite. Wird er zum „schlechten“ Menschen, wird ein Ereignis passieren, dass ihn vor seinem achtzehnten Geburtstag töten wird. Schließlich wird er sich in der Hölle wieder finden, ausgebildet werden und an deren Seite kämpfen, den Himmel vernichten und das Reich der Lebenden unterwerfen. Überlebt er seinen achtzehnen Geburtstag, wird er von Engeln besucht, die ihn seine letzten Lebensjahre auf den Pfad der Tugend führen werden, sodass das Wunderkind nach einem natürlichen Tod die Hölle zerschlagen und die Erde erlösen wird.

Trotz dieser mehr oder weniger schicksalhaften Entscheidung ist es den Parteien nicht unmöglich in seine Entwicklung einzugreifen. Die Hölle demütigt ihn, führt ihn in Versuchung, macht ihm die Sünde schmackhaft, versucht gar ihn zu töten. Der Himmel baut ihn auf, schenkt ihm die richtigen Freunde, versucht ihn zu beschützen.

Vor dem achtzehnten Geburtstag können, dürfen, sollen beide Parteien eingreifen - Jesus Christus konnte vom Himmel überzeugt werden.

Doch das heißt noch lange nicht, dass die Hölle deswegen dem Untergang geweiht ist. Ein natürlicher Tod des Wunderkindes ist erforderlich, dass er für den Himmel kämpfen darf und die Hölle darf alles daran setzen ihn ermorden zu lassen.

Der Teufel und sein Gefolge hat es damals geschafft seine eigenen Jünger gegen ihn aufzuhetzen und ihm so sein trauriges Ende zu bescheren. Jetzt vegetiert der Kleine zwar im Himmel vor sich hin, lebt in absoluter Glückseeligkeit, doch die entscheidende Schlacht kann er nicht mehr führen.

Wie es zum Mord an ihn kam – Nur ein wenig Populismus und war er schon vielen Leuten ein Dorn im Auge, sodass sie seinen Tod forderten. Der Himmel konnte denn Anhängern leicht vorspielen, er sei ein Held gewesen, doch in Wahrheit wurden auch sie zu Marionetten, die mit wenigen Worten und Behauptungen dazu gebracht werden konnten ihn zu hassen, ohne genau eine Begründung für ihren Groll gegen diesen armen jungen Mann zu finden. Man vergleiche die Leugnung des Petrus. Frag einen, der die Kreuzigung von Jesus Christus gefordert hat, er wird dir nicht sagen können, warum, so auch der erste Papst.

Dass ein religiöser Kult um Jesus Christus aufgebaut wurde, war ein unbeabsichtigter Nebeneffekt, vermutlich lag es an der tragischen Art, wie er gestorben ist, und dass er im Endeffekt doch zähe und mutige Jünger hatte. Aber wäre der Kerl eines natürlichen Todes gestorben, hätte sich kein Schwein für ihn interessiert, geschweige denn ihn als Religionsgründer bezeichnet. Ironisch an der Sache ist jedoch, dass dieser Martyrertod dem Satan zu verdanken ist, einer Figur, die seine Anhänger hassen.

Wie gesagt, Jesus entschied sich für die Seite des Himmels. Dass es zu den ganzen Gleichnissen und heiligen Taten kam, war aber seine eigene Entscheidung. Er hätte das Gute nicht schon zu Lebzeiten unter den Menschen verbreiten müssen, nach der letzten Schlacht, die wohl oder übel für den Himmel ausgegangen wäre, denn der Mann war zu perfekt, als dass er als Krieger und Feldherr versagt hätte, hätte die Menschheit automatisch die Gesinnung des Himmels angenommen. Vielleicht haben auch die Engel ihm diesen Ratschlag gegeben, doch im Prinzip ist diese Frage egal. Durch das eigene Geschwafel war es für die Hölle jedenfalls einfacher die Menschheit gegen ihn aufzuhetzen.

Vielleicht hat er auch seine Bestimmung falsch verstanden, nachdem die Engel sie ihm erklärt haben.

Man muss nämlich sagen, dass die Aufklärung nicht unparteiisch ablaufen kann. Gerade der Himmel neigt dazu sich besser darzustellen, als er eigentlich ist. Vermutlich gilt dies auch für die Hölle, aber aus ihrer Perspektive ist das auch mit Allmacht nur schwer zu beurteilen.
 

„Sprich, das was ich dir eben gesagt habe, kann stimmen, muss es aber nicht, es kommt auf die Sichtweise an. Doch im Prinzip ist die ganze Hintergrundgeschichte auch egal, das Schicksal hat dich zu uns geführt und in ein paar Jahren musst du uns in die letzte Schlacht anführen.“

Als sie fertig geredet hatte, lag Joshua auf dem Boden. Die Informationen waren zu heftig gewesen, er war müde, uns seine Kopfschmerzen machten sich auch wieder bemerkbar. Leider hatte er während der Schilderung alle Zigaretten aufgeraucht, jetzt sehnte er sich noch mehr nach einer.

Lillith legte den Kopf zur Seite. „Du hast es besser aufgenommen, als ich eigentlich vermutet habe.“

„Ich will sterben“, jammerte Joshua.

„Geht nicht, du bist schon tot.“ Sie beugte sich zu ihm herunter und tätschelte ihm lächelnd an der Stirn. „Ruh dich aus, kleiner Mann, ich lasse dich auch gerne eine Stunde alleine, wenn du dir alles alleine noch einmal durch den Kopf gehen lassen willst. Wünschst du dir etwas?“

„Medikamente gegen Kopfschmerzen.“ Sie nickte. „Zigaretten. Und einen Stift und einen Block.“

Lillith schnaufte. Nach dem Tod kannte man sich selbst prinzipiell immer besser, als man es zu Lebzeiten konnte. Deswegen musste sich Joshua auch fragen, warum er eigentlich Selbstmord begangen hatte. Als er auf dem Fenstersims gestanden hatte, war er noch der festen Überzeugung gewesen, er täte es, weil er ohne Rachel nicht mehr leben könnte. Und jetzt sah er seine Familie als weiteren möglichen Faktor, wahrscheinlich sogar als den eigentlich ausschlaggebenden. Aber trotz dieser radikalen Erkenntnis, hier sich noch immer für einen Dichter und Schriftsteller, auch wenn sein „Talent“ noch ausbaubedürftig war. Aber nach Höllenschock drückte sie ihm diese Meinung lieber nichts ins Gesicht.

Sie fasste sich zwischen die eng zusammengepressten Brüste und holte die gewünschten Utensilien heraus. Joshua konnte es sich nicht verkneifen ihr dabei auf die Oberweite zu glotzen.

„Angenehme Ruhe“, sprach Lillith. Sie schnippte und eine riesige Stichflamme aus dem Boden umfasste ihren Körper. Das Licht brannte in den Augen Joshua kniff die Augen zusammen. Nachdem er sie wieder öffnete war die attraktive verschwunden.

Joshua nahm auf der Stelle die Tabletten ein. Und tatsächlich, die Kopfschmerzen waren weg!

Um sich zu vergewissern lag er noch ein paar Minuten auf dem Boden. Schließlich zündete er eine Zigarette an und fing, auf dem Rücken liegend, zu schreiben an, auch wenn in dieser Handschrift seine Schrift noch grässlicher war, als sonst:
 

WHAT THE FUCK!?!

Das kann doch nicht sein!!! Das ist doch alles nicht wahr! Das kann nicht real sein! Das kann...

Verdammt, ich könnte stundenlang schreiben, wie sehr mich diese Situation gerade überfordert und wie sehr ich nicht glauben kann, dass dieser Scheißdreck wahr ist, aber irgendetwas in mir sagt, dass dieser groteske Blödsinn realer ist, als alles, was ich bisher empfunden habe, über mich gedacht habe. Ich habe das Gefühl, dass ich selbst nie realer war, dass mein eigener Körper sich nie so wahrhaftig angefühlt hat. Es ist regelrecht so, dass ich meine Gedanken und Vorstellungen fast anfassen kann.

Ich meine, ich habe mir vorgestellt, wie ich diese Frau, die sich als der Teufel bezeichnet, flach gelegt habe, und weiß plötzlich nicht mehr, ob das nun eine Fantasie gewesen ist, oder eine reale Begebenheit. Doch ich fühle mich de facto nicht so, als ob ich gerade Sex gehabt hätte, außerdem spricht die Tatsache dagegen, dass ich noch vollständig angezogen bin, und keine Erinnerung habe, mich an- oder ausgezogen zu haben.

Was zum... Scheiße, was schreibe ich da gerade für einen Blödsinn?

Wieso versuche ich gerade meine Gefühle und Gedanken in Worte zu fassen, obwohl ich es nicht kann?

Ich kann dieses überwältigende Irgendwas, das gerade passiert, nicht beschreiben.

Irgendwie glaube ich, ich habe kein Talent...

Wieso zum Teufel schreibe ich diesen Dreck? Bin ich nicht mehr selbstsicher gegenüber meiner schriftstellerischen Fertigkeit? Wo ist mein Selbstbewusstsein?

Dieser Ort hat etwas so Magisches an sich. Er zwingt einen irgendwie zur Selbsterkenntnis.

Fuck... Gott, was schreib ich da von Magie, negiere ich nicht solche Phänomene?

Gott, ich glaube...
 

„Dein Weltbild ist gerade zusammengestürzt“, sprach eine Stimme aus dem Off.

Drei Sekunden später erschien wieder die Flamme, welche Joshua diesmal anzusehen ertrug. Lillith erschien wieder. Einiges hatte sich an ihr verändert. Ihre Haare waren nun dunkelblond, sie trug eine Brille, und die Kleidung war von sexy auf bieder gewechselt. Aber es war eindeutig Lillith, er hätte diese Ausstrahlung blind wieder erkannt.

„Das passiert allen. Man erholt sich hier allerdings auch leicht von jedem Schock. Und man fühlt sich schneller zu einem Menschen verbunden. Geht es dir besser?“

Joshua nickte. Er war überrascht, dass sie schon wieder da war. Die Stunde, die sie ihm versprochen hatte, war sicher noch nicht vergangen. Laut seiner Uhr allerdings schon.

„Ach, erstens, es ist noch so klug hier das Wort ‚Gott’ zu benutzen. Zweitens, wir haben miteinander geschlafen, als ich dir die Geschichte von Jesus erzählt habe.“ Er riss die Augen auf, wollte eigentlich etwas sagen, aber er wusste nicht was, also biss er sich auf die Lippen. „Die Sache mit Wahrnehmung, Erinnerung und Empfindung läuft hier etwas anderes, alles ist hier etwas erweitert. Du brauchst eine Zeit lang, bis du dich daran gewöhnst.“ Dann kicherte sie.

Joshua wusste noch immer nicht, was er sagen sollte, also kaute er auf seinen Lippen. Schweigen war gut. Besser war, überhaupt gar nichts zu tun. Und am besten war es anscheinend nicht einmal zu denken.

Lillith reichte ihm die Hand. „Komm mit, ich führe dich rum. Deine neue Heimat.“ Joshua zögerte. Nichts sagen, nichts tun, nicht denken. Sie lachte, und ihr Lachen war ein sehr angenehmes Geräusch. „Keine Angst.“

Schon wieder unterlag er. Joshua nahm ihre Hand, und das, was er jetzt spürte, müsste einem Hirnschlag gleichgekommen. Als der Schmerz verschwunden war, riss er sich von Lilliths Hand los. Was zu dem nachteiligen Effekt führte, dass er auf den Hintern fiel. Die Dame amüsierte sich wieder. Und ihre Klamotten hatten sich schon wieder verändert. Sie sah aus, wie Maria Antoinette, wie sie in seinem Geschichtsschulbuch abgebildet war.

„Das beeindruckt die Untertanen“, erklärte sie. Mir einer Geste bat sie Joshua sich umzusehen.

Er stand auf, sah sich um. Und wusste nicht, ob ihn der Anblick faszinieren, oder schockieren sollte.

Es sah hier genau so aus, wie in schlechten Horrorfilmen die Hölle gerne dargestellt wurde. Das Innere eines Vulkans stellte man sich ähnlich vor.

Die beiden standen auf einer Steinbrücke, die über einen Lavasee führte. Der Dampf und die Hitze trieb Joshua Tränen in die Augen und ließ ihn schwindelig werden. Doch er erkannte die vielen Wesen, die hier schufteten, oder an Foltermaschinen gekettet waren. Es waren eigenartige Kreaturen. Sie als Brandopfer, Mutanten oder Missbildungen, wenn sie überhaupt humanoid wirkten, zu bezeichnen, war eine Untertreibung. Viele hatten zwei oder drei Extremitäten mehr, verformte Köpfe, oder waren mit Metall oder Pflanzen verschmolzen. Einige Lebewesen, wenn man sie bezeichnen konnte, schienen aus Flüssigmetall zu bestehen. Und manche sahen aus, wie perverse Hybriden von Reptil und Säugetier.

So faszinierend es war, ihm wurde schlecht von dem Anblick. Ob nun der Ekel daran schuld war, oder die überwältigende Wahrnehmung konnte er nicht ausmachen.

„Die Waffenschmiede“, sagte Lillith und ging los. Joshua folgte anstandslos. „Zuerst wird man dir die passenden Waffen zurechtmachen. Prototypen gibt es schon, du musst sie nur mehr testen.“

Lillith wandte sich zu einem großen Mann-ähnlichem Wesen, dessen Körper vollständig mit Nadeln übersäht, aber ansonsten nackt war, zu. Er schwang eine Peitsche. Mit einem lauten Knall berührten die drei Enden jeweils einen Rücken eines Arbeiters. „Tantalizer! Schieb das Schert rüber.“

Die groteske Figur gehorchte und binnen einem Sekundenbruchteil hatte sie das Schwert in der Hand. „Tantalizer ist ein Sklave des Schenkers, ein Mensch, der ohne zu sterben in die Hölle gelangte und dem unterworfen ist, der ihm etwas schenkt. Binnen dreißig Jahren hat er sich zum besten Waffenschmied hochschenken lassen. Jetzt bin ich seine Herrin.“ Sie kicherte und reichte Joshua das Schwert.

Nach einem kurzen Zögern nahm er die Waffe, die aus glänzendem Silber bestand, die Flammen spiegelten sich einwandfrei darin. Es fühlte sich toll an, der Griff passte perfekt in seine Hand. Es war leicht und obwohl er noch nie ein Schwert in seiner Hand gehalten hatte, fühlt es sich sehr vertraut an. Er betrachtete sein Spiegelbild darin – noch nie hatte er sich für so hübsch gehalten. Von seiner eigenen Schönheit verführt, berührte er kurz und leicht die Schneide. Sofort blutete er.

„Passt besser zu dir, als ich erwartet hätte. Der Tantalizer ist eben ein Spezialist.“ Sie warf dem Nadel-Mann ein Lächeln zu, was er nicht bemerkte, er scheuchte weiter seine Sklaven. Aufgrund ihres Lächelns, fragte sich Joshua, ob sie mit ihm eine Affäre hatte.

„Deine Knarre bekommst du später. Ich will dir jemanden vorstellen, der für die nächsten fünf Jahre dein Trainer und deine Ansprechperson sein wird.“ Mit einer Geste bat sie Joshua mitzukommen. Er folgte.

„Sein Name ist Erik der Rote. Als er vor ungefähr tausend Jahren starb, fing er hier als kleiner Soldat an. Heute gilt er als einer der besten Ausbilder und Strategen, welche die Hölle zu bieten hat. Aus seiner Schule kommen die fähigsten Rekruten, sie alle machen Karriere. Seine Methoden sind zwar hart, aber er hat auch viel Verständnis und kennt die Limits seiner Schützlinge...“

Während sie redete, wobei sie den Mann sehr lang und schwärmerisch beschrieb, sicher auch einer ihrer Liebhaber, machte sich Joshua ein Bild von ihm. Er stellte sich einen drei Meter großen Recken, mit roter Haut, wildem, blonden Haar, acht Armen und einem Schlangenschwanz vor, der in Fellklamotten auftrat. Sein Gebiss würde sicher mit Reißzähnen versehen sein, seine Augen wütend rot glühen, eventuell trug er als Talisman einen abgerissenen Kopf mit sich.

Doch Erik der Rote sah ganz anders aus. Die einzige Überseinstimmung war, dass er groß war. Doch er wirkte harmlos, fast freundlich mit seinem alten Gesicht, in seinem Anzug, mit dem Spazierstock und dem Hut, der die Augen dank seinem Schatten verdeckte.

Joshua und Lillith hatten mittlerweile die Waffenschmiede verlassen und waren durch eine Tür (keine Teleportation, oder was auch immer die Teufelin ihm vorhin angetan hatte!) in eine Art Büro getreten. Von draußen hörte man aber noch immer die Geräusche des Sklavenbetriebes. Vorhin war Joshua das Geschrei der Arbeiter gar nicht aufgefallen, aber nun dröhnte es umso lauter in seinen Ohren.

„Ist das der werte Herr Messias?“ Die Stimme Eriks dem Roten war unangenehm. Sehr hoch, sehr leise, sehr gruselig.

Lillith nickte. Joshua reichte ihm die Hand, doch der alte Sack dachte nicht einmal daran sie zu nehmen.

„Habt Ihr ihm schon alles geklärt, Eure Majestät.“

„Nur, was ich für wichtig hielt. Den Rest überlasse ich Ihnen.“ Sie tätschelte Joshuas Schulter. „Ich lass euch jetzt alleine. Falls du Fragen hast, wende dich an Erik, und wenn er dir nicht antworten kann, ruf einfach meinen Namen. Auch, wenn es dir nur um Sex geht.“ Sie berührte seine Nasenspitze. „Du bist eigentlich ganz süß.“

Joshua biss sich auf die Lippen. Da er noch immer Zweifel daran hatte, dass er mit der Teufelin geschlafen hatte, hätte er das Angebot jetzt schon gerne angenommen, doch vor seinem vermeidlichen Ausbilder wollte er sich lieber zusammenreißen.

Sie verschwand mit Hilfe dieser Flamme.

Joshua und Erik der Rote waren alleine. Eine unangenehme Stille zwischen den beiden herrschte.

Mit verschränkten Armen lehnte sich Erik der Rote gegen den Schreibtisch, der Schatten des Hutes versteckte noch immer seine Augen. Er schmunzelte. Joshua fragte sich, was so lustig war.

„Keine Ahnung von Paranormalem scheinst du zu haben. Armer, kleiner Thor. Sonstige Mitglieder unserer Gemeinschaft hatten mindestens kleinsten Kontakt mit einem der unsrigen. Aber du – du bist eine Jungfrau.“

Joshua errötete.

„Doch ein Schwert hältst du schon in deinen Händen. Kannst du es halten, kannst du es führen?“

Joshua nickte. Bei der Sprache, die der Herr wählte, hatte er Angst sich mit seiner Wortwahl zu blamieren. Noch dazu bekam er, wenn er nervös war, einen aufgesetzten, schottischen Akzent. Vor Lillith war ihm das egal gewesen, schließlich hatte sich nicht gerade majestätisch ausgedrückt, aber dieser Kerl ließ ihn ungebildet wirken.

Er hätte besser nicht bejahen sollen.

Erik der Rote hob den Kopf und Joshua blickte in seine Augen. Jetzt sah er das übermenschliche, das dämonische an ihm – aus dem Schatten herausblitzende, rot glühende Augen.

Er war so gebannt von diesem Anblick, dass er die sichelförmige Schneide gar nicht sah, die Erik der Rote auf ihn zu warf. Im letzten Moment riss er das Schwert in die Höhe, zuckte zusammen. Die Klinge prallte an der Schneide ab, doch der Gegenstoß war so stark, dass Joshua mal wieder auf sein Gesäß viel.

„Großartig.“ Erik der Rote hatte wieder das Gesicht gesenkt und die Augen waren wieder verdeckt. Go...Teufel sei dank, dachte Joshua und stemmte sich in die Höhe.

Die Sichel erschien in der Hand des Roten. „Perfekt war dein Reflex, doch grazil war nicht. Doch mit Übung der Kunst lässt sich das Problem leicht lösen.“ Pause. „Dein Schwert passt zu dir, du kannst es führen, nur leichte Befremdlichkeit bemerke ich in deinen Augen. Ich erkenne, an dir muss man viel arbeiten, doch du bist leicht zu formen. Deine Vielseitigkeit ist eines Messias würdig.“

Joshua starrte seinen Ausbilder perplex an. Das alles hatte er aus einem Reflex herausgelesen?

Erik der Rote deutete hinter sich und Joshua entdeckte einen Türknauf, der aber zu keiner Tür gehören zu schien. Sein Ausbilder behauptete aber Gegenteiliges: „Hinter dem Portal befindet sich ein Raum. In diesem steht ein Bett. Leg dich nieder, schlaf dich aus, mit der Übung beginnen wir erst morgen. Schlaf gut, stärke dich, erhole dich vom ersten Tag in der Hölle. Morgen wird ein schwerer Tag für dich.“

Die Dunkelheit wurde von einem Licht zerstört, ausgehend von einem großen Loch in der Mauer, das langsam größer wurde – tatsächlich öffnete sich gerade ein Portal. Joshua fühle sich von dem Licht nahezu magisch angezogen. Magie?... ja, das hier war Magie.

Ohne sich von Erik dem Roten zu verabschieden schritt er auf das Licht zu. Als er über die Schwelle trat, fiel er, fiel in ein Wolkenmeer. Er hätte nie gedacht, dass dieser Ort auch schöne Seiten haben könnte, außer dieser begehrenswerten Frau namens Lillith, die der Teufel war. Doch so bequemer, als der weiche Untergrund, auf dem er landete, konnte er im Himmel auch nicht sein

Im Gedanken an Lillith und seinem Abstieg in die Unterwelt, schlief er ein.
 

Und am nächste Tag begann der Weg der Tortur.

Körperliche Anstrengungen, die zu Schmerzen führte, deren Nachwirkungen er für immer spüren sollte.

Lillith hatte Recht gehabt, Erik der Rote war ein harter Ausbilder. Doch in seiner Sache hatte sie sich geirrt, sein Ausbilder erkannte die Grenzen seiner Schüler nicht. So oft Joshua ihn anflehte mit den harten Kraftübungen aufzuhören, so oft verweigerte der alte Sack es ihm die Übung zu beenden, ihm zu helfen, als Strafe für jeden Mucks schien er das Niveau zu erhöhen, auch wenn Joshua es nicht halten konnte. Psychologischem Terror war Erik der Rote auch nicht abgeneigt.

Doch trotz der immer höheren Ansprüche hatte Joshua das Gefühl, dass er niemals besser wurde. Er hatte das Gefühl, gar nicht gut sein. Erik der Rote äußerte sich nie über Joshuas Talent, doch Begeisterung er zeigte er keine. Und man konnte nicht sagen, dass Erik der Rote ein Wesen war, das nicht sagte, was es dachte, dass nicht tat, was wollte, das nicht zweigte, was es fühlte.

Und das schlimmste war, Joshua war alleine.

Man schien ihm keinen Kontakt zu anderen Höllenbewohnern zu erlauben, niemand hatte er mit dem er reden konnten, denn Lillith kam ein- von fünzigmal, die man sie rief.

Joshua hatte keine Idee, warum dies so war, und Antworten auf diese Fragen gab man ihm auch nicht.

Doch jeden Tag sagte er sich, dass die erste Ausbildungszeit auf fünf Jahre begrenzt war, dann müsste er seine erste Prüfung auf der Erde bestehen. Je nach Erfolg durfte er aufsteigen, oder musste die ersten fünf Trainingsjahre wiederholen.

Den ganzen Scheiß noch einmal machen, wollte Joshua nicht. Doch er beschloss, für den Auftrag länger als die Bestzeit zu brauchen. Die Bestzeit war für den Aufstieg in die nächste Trainingsstufe nicht erforderlich. Bevor er die Prüfung in Angriff nehmen wollte, wollte er sich lange ausruhen, vielleicht auch wenig Kontakt mit Menschen haben.

Doch auch wenn Lillith und sein Ausbilder behaupteten, dass die Zeit hier genau so schnell verging, wie auf der Erde, nahm er sie noch immer anders wahr, sodass sich die fünf Jahre wie tausend anfühlten. Jeden Tag freute er sich mehr auf seine Prüfung unter den Lebenden.

Hätte Joshua in die Zukunft blicken können, wäre er vorsichtiger mit seinen Wünschen gewesen.



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