Das Lager
Nacht 1: Das Lager
Drasill, so habe ich den Baum genannt der mich in diese Welt geschickt hat.
Ich wusste nicht wohin ich gehen sollte oder was ich machen konnte.
Jedoch habe ich sehr schnell endeckt, dass ich mich nicht mehr auf der Erde befand,
ich war der erste und es sollten noch weitere folgen.
Also entschloss ich mich als erstes immer in eine Richtung zu gehen um
nicht vom Weg abzukommen bis ich an eine große Lichtung kam.
Dort habe ich eine Markierung gesetzt, um sicher zu gehen dass ich mich nicht verirrte.
Aus den Sachen die ich an hatte, die ich mit mir trug und die ich fand baute ich mir
ein kleines Zelt und betrachtete diesen Platz von nun an als meinen Stützpunkt.
Mit einem Taschenmesser schnitzte ich mir aus kleinen Ästen eine Holznadel mit der
ich mit Hilfe von den Fäden aus meinem T-Shirt und Blättern eine Decke unter der
ich schlief und die mich einigermaßen warm hielt.
Jede Nacht war eine Qual für mich, mit Angst ging ich schlafen, mit Albträumen wachte ich
schweißgebadet auf. Ich versuchte alles genauestens zu beobachten und schrieb
mir jede Kleinigkeit auf die mir aufgefallen war. Schnell erkannte ich wie diese Welt
funktionierte. Zum Beispiel erkannte ich, dass der Harz der bläulich schimmernden
Bäume Wunden schneller heilen lies, oder dass in diese Welt nur die Nacht existierte.
Keine Sonne war am Himmel zu sehen. Ich lies mir ein Zeitsystem einfallen das dem
der Erde ähnelte. Nach und nach kamen neue Leute durch Drasills Portal. Ich half
jedem einzelnen, führte sie zu meinem Lager und erklärte ihnen wie alles funktionierte.
Die ganze Zeit lang die ich auf dieser Erde verbrachte ernährte ich mich von Beeren,
Pilzen und Blättern. All dies kochte ich auf einem kleinen Feuer, denn ich wollte mich
nicht vergiften oder mir andere Arten von Krankheiten holen. Diejenigen, denen ich nach
ihrer Ankunft am Portal half, verbrachten von da an ihre Zeit bei mir. Wir sicherten
Essensvorräte, Flüssigkeiten bekamen wir aus dem Harz der Bäume und durch den Regen
der alle paar Tage aufzog. Zusammen bauten wir ein großes Lager auf.
Doch einfach war das alles nicht. Sämtliche Werkzeuge mussten wir uns selbst her-
stellen. Wir erfanden die unmöglichsten Techniken um unser Überleben zu sichern.
Ein paar Tage später, nachdem ich mir sicher war dass die anderen ohne mich
auskommen würden brach ich zu einer kleinen Reise auf. Ich wollte weiter diese
erstaunliche neue Welt erforschen. In der ganzen Zeit in der ich mich schon hier befand
hatte ich noch kein einziges Tier gesehen. Nur klitzekleine Glühwürmchen die tief im
Inneren des Waldes lebten. Diese sammelte ich ein und steckte sie in einen kleinen
Beutel den ich aus Blättern gemacht hatte. Das Licht der Glühwürmchen war so stark
dass es durch die transparente Haut der Blätter schien und ich es als Lampe nutzen
konnte.
Als ich weiter in die selbe Richtung ging fand ich mich an einem Strand wieder, setzte
erneut eine Markierung, lief am Strand entlang und fand mich nach wenigen Stunden
an der selben Stelle wieder. Ich befand mich also auf eine Insel. Eine erstaunliche Ent-
deckung für mich. Ich schrieb es nieder und ging weiter. Bald sah ich ein riesiges Rohr,
das vom Wald bis zum Strand führte. Es musste im Sand vergraben gewesen sein, denn
ich hatte es bei meiner ersten Umrundung nicht gesehen.
Die Bauweise kam mir bekannt vor, ich wusste dass es von Menschen gemacht worden war.
In der Hoffnung auf anderes menschliches Leben zu stoßen lief ich eine Weile neben
dem Rohr entlang. Als ich am Ende des Rohrs angekommen war erblickte ich eine
prachtvolle Villa. Ich war erstaunt, so etwas konnte nicht innerhalb von ein paar Tagen
entstanden sein. Langsam ging ich voran, ich wollte schauen was es dort gab.
Schließlich stand ich vor der Tür und drückte auf die Klingel. Doch sie funktionierte nicht,
wie auch, bei näherem Hinsehen sah ich, dass das ganze Haus sehr alt wirkte.
Die Holzbalken waren morsch und die Steine mit Moos bewachsen. Dies lies mich zum
Entschluss kommen, dass diese Villa wohl schon sehr lange leer stehen musste.
Vorsichtig öffnete ich die Tür, ein kalter Schauer lief mir über den Rücken.
Menschliche Skelette lagen in der Eingangshalle. Um sie genauer zu betrachten hielt ich
die Lampe vor mich. Sie mussten ermordet worden sein. Ich fand Spuren von Messer-
stichen, scheinbar von einem harten Kampf. Langsam aber sicher wollte ich nurnoch weg.
Doch hinter mir schloss sich plötzlich die Tür. Erneut lief mir ein Schauer über den Rücken,
meine Nackenhärchen stellten sich auf und ich bekam eine Gänsehaut. Ich drehte mich
um und hielt die Lampe empor. Hielt ausschau nach der kommenden Gefahr. Ein
Zombie, ein halbtoter Mensch, der auf mich zukam. Seine Haut war verdorben, ganz blass
und gut riechen tat er auch grad nicht. Ich rannte weg und versteckte mich schnell in einem
naheliegendem Zimmer. Vor die Tür stellte ich einen Stuhl. Es klopfte. Der Zombie
klopfte doch tatsächlich gegen die Tür.
Ich sah mich im Zimmer um. Überall rosa. Früher musste hier ein Mädchen gewohnt haben.
Ich wusste dass Villen aus dieser Zeit immer Geheimgänge hatten und suchte panisch
danach. Genau in dem Moment als ich einen Knopf an der Wand betätigte und sich
eine Lucke im Boden öffnete hörte ich das Holz der Tür knirschen.
Schnell stieg ich runter und schloss hinter mir die Lucke. Nun war ich erst einmal
in Sicherheit. Ich ging den geheimen Gang entlang. Dieser führte mich zu einem
Geheimzimmer. Ich sah mich erneut um. Es war ein altes Arbeitszimmer, viele Bücher
standen herum. Es war nichts wissenswertes dabei, nur Geschichten und einige
Kinderbücher. In einer Ecke des Raumes stand ein sperriger alter Schreibtisch.
Auf diesem befanden sich ein Kompass, viele lose Blätter, eine Feder, ein
Tintenfässchen. Das alles packte ich in einen Rucksack welchen ich in der
gegenüberliegenden Ecke des Raumes fand. Ich suchte weiter nach wertvollem
Zeug was man verwenden konnte, nahm für das Lager noch zwei Decken mit
und ein paar altmodische Feuerzeuge. Dann suchte ich nach einem Ausgang.
Mir war etwas aufgefallen als ich die Bücher gesehen hatte. Alles waren bekannte Märchen,
außer eines, es war ein Buch über Mythologie. Ich nahm es heraus und steckte es auch ein.
Nach einigem Suchen fand ich einen weiteren Gang. Dieser führte zum Garten des
Anwesens. Über den Zombie machte ich mir keine Gedanken mehr, ich wollte nurnoch weg.
Als ich aus dem Anwesen heraustrat sah ich eine Heckenschere. Ich nahm sie mit
und entdeckte eine Statue die einen Mann darstellte, er hielt ein Schwert in der Hand und
ich versuchte es zu nehmen. Ich zog und wackelte daran herum bis es abgebrochen war.
Ich war einen Blick auf den Kompass um nach Hause zu finden, doch er zeigte nichts an.
Ich dachte daran was ich im Lager alles den anderen erzählen könnte und auf einmal
leuchtete ein Pfeil des Kompasses auf. Ich vertraute meiner inneren Stimme und folgte ihm.
Er führte mich auf direktem Wege zum Lager. Als ich ankam war etwas schreckliches passiert.
Viele der Leute hatten Schnittwunden und manche Verbrennungen. Ich versuchte nachzufragen
was passiert war, doch alle sagten dass "die Neuen" Schuld waren. In der Zeit, in der ich weg war,
waren ein paar Wochen vergangen. Dadurch kamen neue Menschen durch das Tor. Sie mutierten
zu Monstern heran, ich konnte es nicht mit ansehen. Es war Panik ausgebrochen. Ich nahm
das Schwert und ging auf eins der Monster los. Ich stoch ihm das Schwert in den Rücken.
Die getroffene Kreatur wurde immer kleiner und nahm wieder menschliche Gestalt an.
Ich hatte ihn getötet... ich wollte es nicht. Ich rannte weg, brauchte erst einmal Zeit zum nachdenken.
In der Zeit hatten die anderen die Leichen zu einem Friedhof im Süden gebracht, jeder bekam eine
Trauerfeier. Sie räumten alles auf, versuchten Ordnung reinzubringen. Mithilfe der Heckenschere und
dem Schwert konnten sie nun größere Äste abschneiden und dadurch größere Zelte bauen.
Ein Zelt hatten sie mir gewidmet. Als ich einige Tage später wieder im Lager war sah ich, dass sie
alles mögliche getan haben um die Lichtung harmonischer zu machen. Ich erzählte den anderen von
meinen Entdeckungen, sie hörten mir alle begeistert zu. Es wurde immer später und die meisten
müde, ich bedankte mich noch einmal für das Zelt und ging hinein. Es hatte zwei Räume, der vordere
mit einem Bett und der hintere Raum zum Baden, dort stand auch ein Tisch. Ich war ziemlich
verblüfft, dass sie das alles zustande gebracht haben. Ich packte die Blätter aus, die Tinte, den
Kompass und die Feder. Ich brachte all meine Gedanken und Erlebnisse zu Papier.
Als ich fertig war ging ich schlafen. Ich träume viel von dem Zombie. Am nächsten Tag
ging ich zu den anderen und sagte dass ich erneut zu der Villa gehen würde um mehr
herauszufinden. Ich gab meine ganzen Schriften weiter an einen klugen Jungen, er sollte
mein Nachfolger sein. Ich wusste dass er dieses hier weiterführen konnte. Und mit dem
Schwert in der Hand ging ich...
"Ja, und das alles stand in einem Tagebuch das am Lager lag, der Autor war Professor Nias Malum.
Lars und ich trafen seinen Nachfolger nur einmal, ich erinnere mich nicht mehr so gut, dazu müssten
wir Lars fragen", sagte Pati zu mir. Sie atmete durch vom vielen Erzählen. Ich schaute sie an und sagte:
"Pati, du liest wohl viel seit du in dieser Welt bist. Lass uns doch zu den anderen gehen, wo sie nun auch sind".
Sie nickte und lächelte. "Ja, neben dem Training kann man nicht viel machen, da lese ich mir die alten
Schriften durch die im Lager lagen. Okay, lass uns zu den anderen gehen, ich kenne den Weg."
Ich nahm Patis Hand und sagte aus meinem tiefsten innersten "Danke..." Dann gingen wir beide wieder
durch den Wald. Wir gingen zu einem zweiten Stützpunkt der im Süden am Strand lag. Dort waren
nicht so viele und große Zelte wie im Hauptlager, aber um die Verletzten zu behandeln musste es reichen.
Pati und ich trafen sehr spät ein, Lars rief uns zu sich heran. Sie brauchten jede helfende Hand. Pati
rannte schon los, ins alte Lager um zu schauen ob es noch Verletzte gab.
Ich beobachtete die anderen wie sie die Verletzten versorgten, sie schabten Rinde und Hölzer von
den Bäumen und benutzten sie um Schienen zu legen. Den Harz bekamen die Verletzten als Medizin.
Man konnte schon noch wenigen Minuten Besserungen sehen. Ich ergriff die Initiative und ging zu
Lou, den ich auf den ersten Blick erkannte. Ich fragte ihn ob ich helfen könnte, worauf er antworte:
"Ja, du könntest mir Harz und Rinde der Bäume bringen. Wir haben mehr Verletzte als Helfer,
also mach schnell." Und so lief ich zum nächsten Baum. Ich wusste nicht wie ich es anstellen sollte,
ich boxte gegen den Baum, trat dagegen, doch die Rinde wollte sich nicht lösen. Das bemerkte Lars,
er kam zu mir und gab mir ein Schwert für die Arbeit. Ich fragte ihn: "Woher habt ihr so viele Schwerter?
Oder den goldenen Stuhl im alten Lager?" Er antwortete: "Wir nahmen den Kampf auf, Pati hat
dir von dem Typen erzählt, als ich das gehört habe bin ich auch dorthin gegangen um ihn zu suchen,
doch es war niemand da, so schafften wir alles nützliche ins Lager." Daraufhin ging er wieder, denn
er musste das ganze Lager koordinieren. Als ich das Schwert sah musste ich nachdenken.
"Immer bin ich so nachdenklich, als es ernst wurde konnte ich nur zusehen. Ich muss mich ändern
und versuchen zu lernen." Ich nahm das Schwert und schlug es gegen den Baum. Ich war kein Meister,
aber ungeschickt war ich auch nicht. Als ich genug auf den Baum eingedroschen hatte nahm ich
all die Rinde und das Harz, den ich mit einem großen Blatt aufgesammelt hatte und ging zu Lou.
Er hatte schon darauf gewartet und verarztete einen Patienten. Ich ging weiter trainieren, dachte daran
dass ich stärker werden musste und besser damit ich meine Freunde beschützen kann. Nach einer
Stunde oder auch zwei waren schon über die Hälfte der Leute vollständig geheilt. Ich konnte
nur immer wieder staunen wie schnell dieses Harz wirkte. Ich erinnerte mich an den Kaugummi den
ich in meiner Tasche vergessen hatte. So sammelte ich das Harz und kochte es, lies es ruhen und
abkühlen und konnte so ein gutes Resultat erzeugen. Eine kleine heilende Potion. Da war sogar
der Arzt Lou beeindruckt. Wir produzierten gleich 20 Stück. Diese halfen auch im Kampf und konnten
leicht eingenommen werden. Da die Panik gebannt war und die meisten Verletzten geheilt konnte Lars
sich ausruhen. Wir hatten so mal Zeit zu reden. Ich ging ins Hauptzelt wo er schon saß und er sagte:
"Ja, Leon, ich weiß, du hast viele Fragen, nur das ist nun unwichtig. Das war der erste große Angriff
dieser Viecher, wir müssen ihnen zeigen wer der stärkere ist, Leon. Ich will dass du mitkommst und
uns beim kämpfen hilfst. Ich habe gesehen dass du dich mit dem Schwert gut machst." Ich verwarf
meine Pläne mehr über diesen Nias und seinen Nachfolger herauszufinden fürs erste und antwortete:
"Lars, es wäre mir eine Ehre" doch als dies sagte war es nicht ganz ohne Hintergedanken. Ich
dachte mir, dass ich so besser die magischen Fähigkeiten von Pati und Lars studieren konnte.
Ich lächelte und fügte hinzu: "Ich werde mich noch etwas vorbereiten." Darauf sagte Lars: " Mach
nicht so lange, wir müssen morgen gut ausgeruht sein." Ich nickte und ging wieder raus zu Lou.
Ich erklärte ihm, dass wir diese Wesen angreifen wollten und machte noch mehr dieser heilenden
Kaugummis. Nach einer Weile, mit 15 neuen Harzkaugummis in der Tasche ging ich noch einmal
zu dem einen Baum, zog mein Schwert und übte mich darin es zu führen. Ich hatte Angst, es stand
ja auch viel auf dem Spiel, doch ich musste es riskieren. Rechts, Links, meine Hiebe mit dem Schwert
wurden immer stärker und zielgerichteter. Das musste erstmal reichen, die Wesen sahen nicht sehr
stark aus. Deshalb ging ich zu dem Zelt das mir zugewiesen wurde und schlief meinen Muskelkater aus.
Am nächsten Morgen, wenn man ihn so bezeichnen konnte, denn es wurde ja nicht hell, wachte ich
ohne Muskelkater auf. Ich kroch aus dem Zelt und streckte mich erst einmal aus.
Dann bewunderte ich kurz den klaren Sternenhimmel und suchte nach Lars. Ich ging wieder ins
Hauptzelt, wo auch schon Pati saß und lächelte sie an. Doch nach einem Lächeln war ihr nicht zu Mute.
Ich setzte mich neben sie und griff nach ihrer Hand. "Was ist los?", fragte ich sie besorgt. Sie
antwortete: "Nichts, nur sind es doch mehr Tote gewesen als ich dachte, ich hasse mich dafür, dass
ich sie nicht retten konnte. " Ich erwiederte schnell: "Nein, nein. Es ist doch nicht deine Schuld. Richte
deine Wut auf diese schwarzen Wesen." Sie sah hoch und sagte: "Vielleicht hast du Recht..."
Als ich Pati beruhigt hatte kam auch schon Lars herein mit einem Plan in der Hand. Er rollte ihn auf
einem flachen Tisch aus und setzte sich daran. "Die Ursache des Problems liegt in der alten Villa.
Ich habe ein paar Leute dahin geschickt und sie sagten dass eine schwarze Aura die vorher nicht da war
aufgetaucht ist." Ich nickte: "Achso, gehen wir also hinein und machen alle fertig?" Lars nahm seinen
Finger und zeigte auf das Kellergewölbe: "Das ist unser Ziel, daher soll die Aura kommen... wir gehen
da rein und schauen es uns erstmal an. Wenn wir etwas töten müssen werde ich das schon übernehmen."
Pati und ich nickten. Lars stand auf: "In 10 Minuten geht es los!" Darauf ging er aus dem Zelt und wartete
am Rand des Lagers. Pati fragte mich: "Willst du auch mitkommen? " - "Ja, ich werde euch nun nichtmehr
im Stich lassen." Pati und ich gingen auch zu Lars, wir nahmen nur das nötigste mit. Unsern Mut, unsere
Waffen und eine Prise Rache. Durch Streucher wühlten wir uns und schnitten einen Weg durch über-
wucherte Wurzeln. Mit dem Schwert ging das ganz leicht. Als wir ankamen fühlte ich schon einen Druck
am ganzen Körper. Diese dunkle Aura lähmte einen regelrecht.
Lars ging vor und machte die Tür mit einem Tritt auf...