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Shiomari

Waffen, Brüder und andere Probleme
von

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Rotz und Wasser

Für dieses Kapitel haben freundlicherweise Miachel Endes "Sümpfe der Traurigkeit" und Andreas Steinhöfels "Mare Lacrimarum" geduldig Pate gestanden.
 

Wünsch euch wie immer gute Unterhaltung und bedanke mich für die erhaltenen Kommentare. ^^
 

Lieben Gruß
 

Zwiebel
 


 

Wieder hatten InuYasha und Jaken auf dem Rücken von Ah-Un im Eiltempo das Land durchquert und waren inzwischen im Süden angekommen. Keiner der Beiden wusste, wo genau sich der See der Tränen befand und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich von Dorf zu Stadt und von Stadt zu Siedlung durchzufragen; lediglich mit dem Erfolg, dass ihnen wage die Richtung, in der sich der See befinden sollte, gewiesen werden konnte.
 

Es schien, als würde so gut wie jeder nicht nur den See selbst, sondern auch dessen nähere Umgebung meiden. Den Grund dafür erfuhren sie schließlich von einem ausgemergelt und verbraucht aussehenden Holzfäller, der sich nach getaner Arbeit auf dem Weg nach Hause befand.
 

„Ihr wollt zum See der Tränen?“, überrascht starrte der Holzfäller die beiden ungewöhnlichen Fragesteller an, viel zu erstaunt von ihrem Vorhaben, als dass er angesichts eines Halbdämons hätte verwundert oder verängstigt reagieren können.
 

„Ja. Wir müssen da was erledigen“, erwiderte der Hanyō mit einer Mischung aus Ungeduld, Gereiztheit und unbekümmertem Selbstbewusstsein, ihm dauerte das alles schon viel zu lange und noch war kein Ende der Sache in Sicht.
 

Dem Holzfäller blieb bei dieser Antwort für einen Moment sprachlos der Mund offen stehen, während er die beiden Unbekannten samt ihrem Reitdrachen noch immer ungläubig musterte. Schließlich fing er sich jedoch wieder und erklärte ihnen wie sie zum See gelangten, fügte seiner Erklärung jedoch zum Schluss eine wohlgemeinte Warnung hinzu: „An eurer Stelle, würde ich mir das gut überlegen, dahin zu gehen. Die wenigsten sind zurückgekommen und die, die es geschafft haben, sind meistens bald darauf gestorben.“ „Weshalb?“, wollte Jaken vorsichtig geworden wissen. „Sie waren vollkommen ausgetrocknet, ihre Haut hatte ein ganz merkwürdiges Aussehen, wie dünnes Papier, das jeden Moment reißen kann und sie war völlig faltig. Und die, die überlebt haben, sind erblindet.“
 

Der Krötenyōkai schluckte, nun ernsthaft besorgt, das klang gar nicht gut, da konnte InuYasha noch so von sich überzeugt sein. Allerdings hatten sie kaum eine andere Wahl, wollten sie herausfinden, wo sich Sesshōmaru-sama befand, da mochte das gesunde Selbstvertrauen eines erprobten Kämpfers noch von Nutzen sein - zumindest hoffte Jaken das aus tiefstem Herzen.
 

Nachdem sich InuYasha und Jaken bedankt und verabschiedet hatten, setzten sie ihren Weg in die angegebene Richtung fort und gelangten schließlich an den Rand einer sandig steinigen Einöde, in der es soweit das Auge reichte keinerlei Abwechslung zu dem gräulich weißen, vollkommen unfruchtbaren Boden gab.
 

Für einen kurzen Moment hatte die kleine Reisegruppe innegehalten, dieses Bild auf sich wirken lassend, während InuYasha gleichzeitig prüfte, ob ihnen möglicherweise aus irgendeiner Richtung unmittelbare Gefahr drohte. Da er nichts dergleichen wahrnehmen konnte und sich die Einöde endlos weit zu erstrecken schien, in deren Zentrum sich laut dem Holzfäller der gesuchte See befand, stiegen Jaken und InuYasha auf den Rücken von Ah-Un, um den Weg auf diese Weise zu verkürzen.
 

Je weiter sie in die Einöde vordrangen, um so stiller wurde es. Zunächst verstummten die Geräusche der größeren, dann der kleineren Tiere, dann war nicht einmal mehr das entfernte Zwitschern von Vögeln, das Zirpen und Summen von Insekten zu hören, während sich unter ihnen in trosloser Eintönigkeit die gräulich weiße Ebene dehnte, in der es nicht das kleinste Anzeichen von Leben oder Farbe zu sehen gab. Nur immer das gleiche farblose Weißgrau des Bodens, das auf seltsame Art jedes Gefühl für Entfernungen aufhob und zugleich beklemmende Unsicherheit aufkommen ließ.
 

Es dauerte eine Weile, bis InuYasha und Jaken merkten, dass Ah-Un, trotz seines Bemühens Höhe zu gewinnen, immer tiefer sank, bis er schließlich notgedrungen auf dem steinigen Grund landen musste, weil es ihm einfach unmöglich war sich länger in der Luft zu halten.
 

Je mehr sich der Drachen dem Boden näherte, umso mehr bekamen auch die beiden Reiter auf Ah-Uns Rücken den Grund dafür zu spüren, warum es diesem immer schwerer fiel zu fliegen. Aus Unsicherheit und Beklemmung, wurde nur zu schnell eine unbestimmte Traurigkeit, die immer größer und schwerer wurde, je weiter sie in die Einöde vordrangen. Als Ah-Un schließlich nicht mehr in der Lage war zu fliegen, weil die Traurigkeit seinen Körper zu schwer werden ließ, als dass er sich hätte in der Luft halten können, blieb Inuyasha und Jaken keine andere Wahl, als ihren Weg zu Fuß fortzusetzen, Ah-Un am Zügel hinter sich herführend.
 

Inzwischen hatte selbst der Wind aufgehört zu wehen, schien den Atem anzuhalten und darauf zu warten, was geschehen würde, während InuYasha und seine Begleiter verbißen langsam weiter Richtung See liefen.
 

Kein Laut war zu hören, abgesehen von den Geräuschen ihrer Schritte auf knirschendem Grund und ihrem leisem Atmen. Diese beinah vollkommene Lautlosigkeit war von bleierner Schwere, die ebenso zu wachsen schien, wie das Gefühl der Traurigkeit. Die drückende Stille verursachte den immer stärker werdenden Wunsch zu schreien, nur um dieses lastende Schweigen zu durchbrechen und sich zu versichern, dass sie noch am Leben waren. Aber alles, was bei dem Versuch herauskam, war ein trauriges Krächzen, das beinahe schon in ein Schluchzen überging.
 

Trostlosigkeit ließ die Körper schwer werden, machte es schwierig klar zu denken und ließ nichts als brennende Einsamkeit, qualvolle Sehnsucht und die alles verzehrende Traurigkeit selbst Wirklichkeit sein. Das Laufen wurde zur mühevollen Anstrengung, während den drei Wesen begannen unaufhaltsam und unaufhörlich Tränen über das Gesicht zu rinnen; unablässig mehr werdend und doch kein bisschen Erleichterung verschaffend, während sie ein bohrender Schmerz in ihrer Brust breit machte und immer stärker wurde.
 

Anfangs wischten InuYasha und Jaken die Tränen noch fort, um besser sehen zu können. Doch es half nichts, und so verlor diese Tätigkeit schnell ihren Sinn, ebenso wie nach und nach das Gehen. Immer größer wurde der namenlose Kummer, der sie erfasst hatte. Immer schwerer fiel es ihnen einen Fuß vor den anderen zu setzen. Immer bedeutungsloser wurde das Ziel, das sie vor Augen hatten und immer nebensächlicher der Grund, warum sie diese Reise überhaupt begonnen hatten.
 

Dennoch liefen sie weiter, als gäbe es einen letzten, verborgenen Winkel in ihrem Inneren, der diesem heimtückischen Angriff Trotz bot und Widerstand leistete, sich nicht geschlagen geben wollte und sie auf diese Weise vorwärtstrieb.
 

So gelangten sie schließlich an das Ufer eines Sees, der gerade groß genug war, um in seiner Mitte eine Insel zu beherbergen, die außer Steinwurfweite lag. Die Insel selbst war lediglich ein kahler, toter Felsbrocken, dessen Oberfläche vom Salzwasser des Sees zerfressen und porös war - gerade groß genug, um neben einer kurzen Steinsäule noch einem Menschen Platz zu bieten. Wie zum Hohn ruhte auf der einsam aufragenden Stele ein eiförmiger Kristall, der in allen Regenbogenfarben leuchtete sobald die Sonne darauf traf. Das Ei des Phönix.
 

Doch so nah InuYasha und seine Begleiter ihrem Ziel auch waren, so sinnlos erschien ihnen in diesem Moment das ganze Unterfangen, so bedeutungslos das Leben selbst und so gleichgültig war ihnen alles, was sie bisher durchgestanden hatten. Sie wollte sich nur noch an das Ufer des Sees setzen und weinen. - weinen. Den See mit ihren Tränen füllen, ihm auf diese Weise frisches Wasser zuführen, bis sie zu ausgelaugt waren, um weiter zu leben und einfach sterben würden.
 

Es gab ein dumpfes Geräusch, als Ah-Uns Beine schließlich unter der Schwere seines Körpers nachgaben und der zweiköpfige Drachen auf dem sandigsteinigen Untergrund zusammenbrach. Die Köpfe des Drachen ruhten ebenfalls auf dem Boden, während er mit einem Blick tödlicher Hoffnungslosigkeit zu Jaken und InuYasha aufsah. - Lange würde der Drachen nicht mehr durchhalten.
 

Schwerfällig und langsam ließ sich auch der Kappa nach einem Moment der vollkommenen Reglosigkeit neben Ah-Un auf den Boden sinken, starte mutlos auf die glatte Wasseroberfläche des Sees und berührte mit einer seiner schmalen, dreifingrigen Hände die Flanke des Drachen, als wollte er ihm auf diese Weise zu verstehen geben, dass er sich genauso fühlte oder sich selbst versichern, dass er nicht allein in dieser Einöde der Traurigkeit war.
 

InuYasha war mehr als versucht, sich neben die anderen Beiden zu setzen und einfach darauf zu warten, dass es irgendwann vorbei wäre, es erschien so unglaublich verführerisch. Aber da war noch etwas, das ihn daran hinderte, ein letzter Rest Eigensinn und Widerstand. Ein winziger Funken des Widerspruchsgeistes, der ihn so oft mit Kagome zusammengeraten ließ.
 

Kagome. Sie würde darauf waren, dass er zurückkam oder schlimmer noch, sich auf den Weg machen, um herauszufinden was aus ihm geworden war. Wenn er nicht wollte, dass ihr das Gleiche wie ihm passierte, musste er es irgendwie schaffen diesen Ort lebend zu verlassen.
 

„Jaken, nimm Ah-Un und geh zurück. Beeil dich“, die Stimme des Hanyō klang schwach, heiser und kein bisschen überzeugend, als er diesen Befehl aussprach. So war es kein Wunder, dass Jaken zunächst nicht auf dessen Worte reagierte, sondern weiter still in seiner Traurigkeit versunken, den See mit Tränen versorgte.
 

Leicht ungehalten runzelte InuYasha die Stirn und versuchte erneut die Aufmerksamkeit des Kappa auf sich zu lenken. „Jaken!“, dieses Mal klang seine Stimme schon kräftiger und energischer. Mit hoffnungslos leerem Blick sah der kleine Krötenyokai auf, ohne irgendwelche Anstalten zu machen der Aufforderung des Halbdämons nachzukommen.
 

Verärgert ließ dieser seine Finger knacken, wortlose Warnung an den Schwächeren, er solle ihm gehorchen, wenn er nicht in Stücke geschnitten werden wollte. Für einen Moment starrte Jaken wie hypnotisiert auf die zum Angriff versteiften Klauen, murmelte dann leise den Namen seines Herrn und erhob sich mühsam und sehr langsam. Teilnahmslos erkundigte er sich dabei, was InuYasha vorhätte.
 

„Ich hole das Ei des Phönix und komme dann nach“, lautete die Erwiderung, die leider nicht ganz so heldenhaft klang, wie sie sollte, da InuYasha noch immer die unaufhörlich fließenden Tränen zu schaffen machten, zu denen sich jetzt auch noch ein hinterhältiger Schluckauf gesellte.
 

Jaken jedoch nahm die Antwort gleichgültig zur Kenntnis, ergriff die Zügel von Ah-Un und zog mit all seiner verbliebenen Kraft an diesen, um den Reitdrachen dazu zu bringen ihm zu folgen, während er mühsam in die Richtung lief, aus der sie gekommen waren.
 

Da Ah-Un nur sehr widerwillig aufstand und dem an den Zügeln zerrenden Jaken folgte, musste der kleine Kappa seine ganze verbliebene Energie darauf konzentrieren den Drachen hinter sich her zu ziehen, sodass ihm anfangs gar nicht auffiel, wie sich die Traurigkeit ganz allmählich immer weiter aus ihm zurückzog, je größer die Entfernung zwischen ihm und dem See wurde.
 

InuYasha hatte den beiden sich langsam entfernenden Gestalten nachgesehen und sich plötzlich so allein und verlassen gefühlt, dass er den Mund öffnete, um Jaken hinterher zu rufen, er habe es sich anders überlegt und sie sollten wieder zurückkommen. Gerade als der Hanyō die ersten Laute formte, hörte er hinter sich das verärgerte Rauschen des Sees und schloss seinen Mund schleunigst wieder, entschlossen die Lippen auf einander pressend. Das fehlte noch, dass er diesem hinterhältigen Teich in die Hände spielte und zwei der glücklich entkommenen Opfer zurückholte.
 

Um sich von der Traurigkeit in ihm abzulenken, die wieder begonnen hatte ihn weiter in ihre gefährliche Tiefe zu ziehen, wandte InuYasha sich dem praktischen Problem zu, wie er seine Ankündigung, das Ei des Phönix zu holen, in die Tat umsetzen sollte.
 

Fliegen konnte er als Halbdämon nicht und die Vorstellung diesen See schwimmend zu durchqueren, war einfach nur abwegig. Wenn der See einen bereits außerhalb des Wassers so völlig auslaugte, wie mochte es dann erst sein, wenn man sich in ihm drin befand?
 

So blieb nur noch die Möglichkeit, zu versuchen mit einem besonders weiten Sprung hinüber zu gelangen. Auf der Uferseite war das auch nicht weiter schwierig, da er genug Anlauf nehmen konnte, aber der Felsbrocken in der Mitte des Sees war gerade groß genug um darauf zu stehen, Anlauf zu nehmen war da unmöglich.
 

Trotz dieser Überlegungen sprang Inuyasha schließlich mit einem gewaltigen Satz über den See. Allerdings war seine Sicht durch die noch immer fließenden Tränen behindert und auch das grauweiße Einerlei um ihn herum trug nicht dazu bei, die Entfernung besser abschätzen zu können.
 

Beinahe wäre es ihm gelungen, neben der Steinsäule zu landen, aber eben nur beinahe. Sein Fuß berührte kurz den porösen Fels, bevor er abrutschte und unfreiwillig in das Wasser des Sees tauchte. Reflexartig hatte InuYasha gleichzeitig seine Arme ausgestreckt und versucht mit seinen Klauen Halt in dem von Salzwasser zerfressenen Stein zu finden.
 

Tatsächlich gelang es ihm letztendlich mit einiger Mühe aus dem See und den Felsbrocken hinauf zu klettern. Sich nicht näher mit der Merkwürdigkeit befassend, dass das Wasser des Sees die Eigenart besaß den Teil, der auf der Oberfläche schwamm, zu tragen, aber alles, was sich darunter befand, gierig in die Tiefe ziehen zu wollen. Selbst der kurze Augenblick, den InuYasha in dem Wasser verbracht hatte, hatte genügt dass er sich wie eine Ziehharmonika auseinandergezogen fühlte und nun schmerzhaft seine Rippen zu spüren bekam.
 

Für einen Moment saß der Hanyō neben der Steinsäule auf dem Felsen und kämpfte erneut gegen dieses stetig nagende und bohrende Gefühl an, das ihn dazu bringen wollte, sich einfach zusammenzurollen, sich der Traurigkeit zu überlassen und zu weinen. Einfach nur weinen. Es wirkte so verlockend, sich diesem inneren Meer aus Trübsal zu überlassen und an nichts mehr zu denken, sich in sich selbst zu verkriechen und den Tränen ihren Lauf zu lassen.
 

Aber er hatte an Andere zu denken. Es gab Jemanden, der darauf wartete, dass er zurückkehrte. Es gab Jemanden, der sich darauf verließ, dass er Erfolg haben würde und Sesshōmaru wiederfand. Es gab Jemanden, mit dem er noch mehr als eine Rechnung zu begleichen hatte.
 

Entschlossen erhob sich InuYasha, trat auf die Stele und den darauf liegenden eiförmigen Kristall zu, rieb sich wieder einmal in dem vergeblichen Versuch besser sehen zu können über die tränentrüben Augen und prüfte, ob er eine Falle entdecken konnte. Jahre voller Hinterhalte hatten ihn in dieser Hinsicht etwas vorsichtiger werden lassen - zumindest wenn er auf sich allein gestellt war.
 

Da er nichts entdecken konnte, ergriff er schließlich den Kristall und verbarg ihn in seinem Obergewand, um ihn nicht zu verlieren und möglichst wenig durch ihn behindert zu werden. InuYasha hatte sich gerade abgewandt, um erneut mit einem mächtigen Satz den See zu überqueren, als der Felsen völlig lautlos und ohne jegliche Vorwarnung, wie etwa einem verdächtigen Zittern, im See versank.
 

Hastig stieß sie der Halbdämon von Stelle ab, auf der er stand, und blickte kurz über die Schulter zurück zu der winzigen Felsinsel, auf der er gerade noch gestanden hatte. Es war bereits nichts mehr zu sehen, der Felsbrocken schien nie existiert zu haben, nicht einmal ein Kräuseln der Wasseroberfläche bot einen Hinweis darauf, dass gerade etwas im See versunken war.
 

InuYashas Schwung reichte diesmal noch weniger als auf dem Hinweg ihn vollständig über den See zu tragen und so versank er schließlich wenige ken vom Ufer entfernt im Wasser. Aber anders als beim ersten Eintauchen in den See hatte der Hanyō diesmal nicht das Gefühl schmerzhaft auseinandergerissen zu werden, noch wurde er überhaupt in die Tiefe gezogen.
 

Er schwebte unbeeinträchtigt im Wasser und schien von den Kräften des Sees nicht wargenommen zu werden und so beeilte InuYasha sich mit kräftigen Bewegungen ans Ufer zu gelangen, bevor es sich dieser Teich vielleicht doch noch anders überlegte. Sobald er erfolgreich aus dem See geklettert war, tastete er nach dem Kristall in seinem Obergewand und stellte erleichtert fest, dass er ihn nicht im Wasser verloren hatte. Gleich darauf machte er sich eilig auf den Rückweg, um Jaken und Ah-Un einzuholen, ohne sich die Zeit zu nehmen sich auszuruhen oder noch einen letzten Blick auf den See zu werfen.
 

Der Weg aus der Einöde hinaus kam InuYasha wesentlich weiter vor, als der Weg hinein. Das Ei des Phönix hatte ihn offenbar im See der Tränen geschützt, aber gegen die drückende Stille, Einsamkeit und Leere war offenbar auch der Kristall machtlos, vielleicht war er auch zum Teil mit dafür verantwortlich. Dem Hanyō war es gleichgültig, er wollte nur endlich aus dieser steinigen Wüste herauskommen. Müde setzte er stetig einen Fuß vor den anderen, sich ausschließlich darauf konzentrierend diesen Ort zu verlassen, nicht weiter darauf achtend, dass nach und nach die schmerzhafte Trauer nachließ, sich der eiserne Klammergriff allmählich löste und er aufhörte zu weinen.
 

Seine vom Seewasser durchdrängte Kleidung trocknete, wurde ebenso wie seine Haare durch die Unmengen Salz in dem Wasser steif und hart, während InuYasha noch immer durch diese grauweiße Endlosigkeit lief, sich nicht einmal mehr fragend, wie lang es noch dauern mochte, bis er deren Rand erreichte.
 

Irgendwann, er wusste nicht mehr wie lang er gelaufen war, noch ob er überhaupt in die richtige Richtung lief, kam allmählich etwas Grünes am Horizont in Sicht, wurde größer und entpuppte sich schließlich als wohltuende Erholung versprechender Waldrand.
 

Mühsam schleppte sich der Hanyō weiter vorwärts, inzwischen mehr stolpernd als gehend. Zwar war die Traurigkeit beinahe vollständig von ihm gewichen, aber die Anstrengung gegen sie anzukämpfen, sich nicht von ihr überwältigen zu lassen, einfach auf den steinigen Grund zu sinken und auf das Ende zu warten, hatten ihren Tribut gefordert und stärker an den Kräften des Hanyō gezehrt, als dieser vermutet hatte. Er war nur noch wenige Schritte vom Rand der Einöde, vom schattigen Grün und einem weichen Ruhebett entfernt, als sein Körper ihm den Dienst versagte und er kraftlos in sich zusammensackte.
 

Als InuYasha wider zu sich kam, war das Erste, was er zu hören bekam, Jaken, der feststellte: „Ihr seid wieder wach, InuYasha-sama.“ Wäre der Angesprochene dazu in der Lage gewesen, hätte er dem Kappa auf diese dämliche Bemerkung eine deftige Antwort gegeben, so jedoch schwieg er nur, viel zu ausgelaugt um noch großartig sprechen zu können. Seine Haut spannte vom vielen Weinen, fühlte sich brüchig und rißig an, seine Augen brannten unangenehm, seine Nase fühlte sich geschwollen an und er hatte schrecklichen Durst.
 

Jaken schien zu bemerken in welcher Verfassung sich der Hanyō befand und reichte ihm entgegenkommend ein Gefäß mit Süßwasser. InuYasha hatte keine Ahnung wo und wie der Kappa diese Dinge aufgetrieben haben mochte, es interessierte ihn aber auch nicht, er war einfach nur froh trinken und ausruhen zu können.
 

Als er sich schließlich ebenso wie Jaken und Ah-Un von den Folgen des Seebesuchs erholt und sich an einem Bach die salzigen Rückstände der Tränen und des Seewassers abgewaschen hatte, machten sich die Drei auf den Weg zu ihrer zweiten Aufgabe: Dem Wald von Amaterasu, um das Auge der Göttin zu holen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Tigerin
2009-01-16T16:57:44+00:00 16.01.2009 17:57
Oh.
Wer nur zum See wollte um das Ei zu holen, und aber niemanden hatte, weswegen es sich lohnen würde, zurück zu gehen, hatte hier ein Problem. Außerdem ist das auch eine sehr gute Schutzreaktion des Sees. Wann man vergisst oder findet es nicht mehr wichtig, weswegen man dort hingegangen ist.
Es ist eine komische Vorstellung, dass so ein ganzer See nur aus Tränen von den Wesen, die dort hinwollten, entstehen konnte. Irgendwie beängstigend. Wenn man nicht mehr aufhören konnte zu weinen…
Ich frage mich, ob Sess da auch angefangen hätte zu weinen. Inu, gut, er hat auch einen menschlichen Teil. Jaken ist auch manchmal sehr gefühlsbetont. Aber der wandelnde Eiszapfen..? Hm.. wäre einen Versuch wert.
Bis zum nächsten Kommi.

LG, Tigerin
Von:  Carcajou
2008-12-04T22:05:30+00:00 04.12.2008 23:05
*Lach* bezüglich des Sees würde ich mich Hotep anschließen!^^
wirklich eine böse Falle, und auch mal etwas anderes- die Eindringlinge in Trauer und Wehmut erlahmen zu lassen und sie dabei regelrecht aufzuzehren.
Das haben die drei ja gerade so durchgestanden und siehe da, auch jaken und Inuyasha können zusammenarbeiten, wenn es drauf ankommt^^
Inuyasha ist wie ein Terrier, so in das erreichen seines Ziels verbissen, das ihn nichts davon abringen kann- und die Tatsache, das da noch jemand wartet, das es nicht um ihn alleine geht...das mobilisiert dann noch zusätzlich die letzten kräfte.

ich frage mich, was auf sie wartet, wenn sie sich das Auge holen wollen...
Von:  Hotepneith
2008-12-04T21:37:29+00:00 04.12.2008 22:37
Was für eine Falle...
armer, heldenhafter Inuyasha...und auch armer Jaken (und Ah-Un)
Und wo kam der denn jetzt hier her? War alles nur ein Trugbild? Dann können ja noch nette Abenteuer auf sie warten.

Schön geschrieben. Ich hatte gute Lust, diesem See eine Drainage zu verpasssen..

bye

hotep









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