Zum Inhalt der Seite

Unter dem Herrenhaus

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 2

Remus vermochte beim besten Willen nicht zu sagen, wie lange er schon hinter Malfoy durch den spärlich beleuchteten Gang gelaufen war. Nicht das ihm das Laufen etwas ausgemacht hätte.

Die Stille, die zwischen ihnen herrschte, war es , was ihn fast zur Weißglut brachte.

Aber so sehr er auch nachdachte, ihm fiel einfach nichts ein, was er hätte sagen können. Natürlich hätte er Draco erwähnen können, den er während seiner kurzen Lehrtätigkeit in Hogwarts kennen gelernt hatte, doch insgeheim zweifelte er daran, dass dieses Thema angebracht war.

So zog er es vor still hinter dem Blonden herzulaufen und zu hoffen, dass dieser wirklich wusste was er tat. Ab und zu versuchte er den Todesser etwas näher zu betrachten. Sei es aus Interesse, oder wie es Remus sich erklärte, um ihn auf den Steckbriefen besser erkennen zu können. Das es noch keine Steckbriefe von Malfoy gab, war eine eher unbedeutende Schwachstelle in seiner Argumentation, die er krampfhaft zu ignorieren versuchte.
 

„Musst du mich so anstarren?“

Malfoys Stimme zerschnitt die Stille. Den Bruchteil einer Sekunde lang, war Remus ihm mehr als dankbar dafür, dass er ein Gespräch eröffnete, doch kaum hatte er begriffen, was der Andere eigentlich gesagt hatte, hätte er die Stille hundert Mal bevorzugt.

„Verzeihung.“

„Hmpf, wie wäre es, wenn du dich Mal nützlich machst und eine Weile vorgehst?“

„I-Ich soll-“

Die Vorstellung als Erster durch diese ihm unbekannte Dunkelheit zu stapfen, gefiel ihm überhaupt nicht.

„Was ist? Hast du Angst, dass ich dich von hinten überfalle, um an meinen Zauberstab zu kommen.“

Vermutlich hatte Malfoy nicht einmal geahnt, wie nah er der Wahrheit gekommen war, denn Remus schüchternes Nicken hinterließ einen ungewohnt verwirrten Eindruck auf dem Gesicht des Todessers.

„Du traust mir also nicht?“

„Sollte ich?“

In den Augen des Werwolfs bestand jeder Grund um diesem Mann gegenüber äußerst misstrauisch zu sein.

„Vermutlich schon. Schließlich läufst du mir nach.“

„Aber, der Gang geht doch nur in eine Richtung.“

Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Remus den Todesser lächeln zu sehen:

„Hat eine Wurst nur ein Ende?“

Remus schenkte Malfoy einen verwirrten Blick bevor er wieder ins Schweigen verfiel. Dieser Mann war in seinen Augen einfach nur merkwürdig.
 

Wie lange Remus nun schon wieder nachdenklich hinter dem Slytherin hergelaufen war, wusste er nicht, aber er konnte Moony und seinen Magen in seinem Inneren um die Wette knurren hören. Die Dunkelheit und das beständige Laufen machte den sonst recht schläfrigen Werwolf in ihm aggressiv. Eine kurze Zeit lang hatte Remus darüber nachgedacht Malfoy von der drohenden Gefahr zu unterrichten, die in seinen Eingeweiden brannte, doch er hatte nicht die richtigen Worte gefunden und die Angst vor der Reaktion des Blonden hatten ihr Übriges getan.

Innerlich schämte er sich ein wenig dafür, dass er sich wirklich von seinem Gegner einschüchtern ließ. Dabei war er doch derjenige mit dem Zauberstab. Gut, es war nicht sein eigener, aber im Gegensatz zu Malfoy hatte er wenigstens einen, auch wenn er dem silberfarbenen Knauf lieber nicht zu Nahe kam.
 

Völlig in Gedanken versunken, machte er einen weiteren Schritt und prallte überraschend zurück. Verwirrt sah Remus zu dem Slytherin auf, gegen den er offensichtlich gerade gestoßen war. Wieso war er so plötzlich stehen geblieben?

„Was ist?“, flüsterte er leise.

Malfoy zog Remus näher zu sich.

„Sieh selbst.“

Mit großen Augen betrachtete Remus den kleinen See, der sich an der Seite des Ganges erstreckte. Die Mauer, die ihn einst von dem Durchgang getrennt hatte, war vermutlich schon vor Jahren zusammengefallen.

„Das ist wirklich schön.“

Ausnahmsweise blieb der Todesser ihm die Antwort schuldig.

Neugierig musterten Beide die schwarzen Untiefen, die sich vor ihnen auftaten, bedrohlich und wunderschön, bis sie in der Dunkelheit der natürlichen Höhle verschwanden und eins wurden mit den schwarzen Wänden. Eine Fülle von Tropfsteinen hing von der Decke herab. Ihre bizarren Schatten verdunkelten den ohnehin nur spärlich erhellten Raum.

Die bedrohliche Schönheit dieser Höhlenformation ließ Remus erschaudern. So etwas hatte er noch nie gesehen. Mit einem leisen Knurren machte Moony, den Höhlen mit irgendwelchen Wasserpfützen herzlich wenig interessierten, ihn auf ein leises Tropfen aufmerksam, das unaufhörlich näher zu kommen schien.

„Was ist das?“

Seine Stimme war leise gewesen, dennoch erschien sie ihm unnatürlich laut in seinen Ohren.

Eine feine Augenbraue schoss skeptisch in die Höhe:

„Wasser. Man verwendet es unter anderem zur Körperpflege.“

„Ich weiß was das ist. Nein, hörst du das nicht? Dieses Tropfen? Es klingt wie-“

Kalte Finger legten sich um seinen Hals und Remus erstarrte augenblicklich. Ein einzelner Gedanke schoss durch seinen Kopf.

Sie waren hier nicht allein.
 

Diesen kleinen Moment der Unachtsamkeit nutzte Moony, der durch die vorangegangenen Ereignisse ohnehin aufgeschreckt und nervös war und sich schon garnicht von irgendetwas Unbekanntem berühren lassen wollte. Zappelnd versuchte er sich von der nassen Gestalt zu trennen, doch der Griff des Wesens wurde nur noch fester. Mit einer Kraft gegen die auch der Wolf keine Chance hatte, wurde der Gryffindor in Richtung Wasser gezogen.

Der eiserne Griff um seinen Hals nahm ihm zunehmend den Atem.

„Hilfe“, krächzte er, doch eigentlich sah Remus seine Chancen schwinden, diesen Ort je wieder zu verlassen.

„Mein Stab! Gib mir meinen Stab!“

Malfoy folgte ihm und seinem Peiniger in Richtung Wasser. Remus stockte. Der Zauberstab? Wenn er ihn zurückgab, würde Malfoy ihn sicher umbringen, andererseits erledigte das jetzt schon dieses Wesen für ihn.

„N-Nein!“

Ein weiteres Mal versuchte er vergeblich sich loszureißen.

„Dämliches Schlammblut. Das ist ein Kappa. Gib mir den Stab, sonst ist es gleich aus mit dir.“

Bildete er sich das ein, oder schwang eine Spur von Besorgnis in Malfoys Stimme mit?

„W-Wenn ich es tue, wirst du mir auch nicht helfen!“

Der Slytherin stöhnte genervt und stürzte sich auf Remus, den der Kappa immer noch mit seinen blassgrünen Händen umschlungen hielt.

„Gib mir den Stab!“

Mit aller Kraft versuchte Remus den Stab zu halten, doch der Mangel an Luft und das Silber, dass seiner Hand immer näher kam, ließen ihn nachgeben.

Ruckartig ließ er den Stab los.

Seine feinen Ohren registrierten, dass Malfoy durch den plötzlich Widerstandsverlust zu Boden gegangen war und auch der Kappa schwankte bedrohlich.

Etwas Feuchtes ergoss sich auf seinen Kopf und Remus ahnte, dass das der Inhalt des Wasserbehälters war, den der Kappa auf dem Kopf trug, um seine Kraft auch außerhalb des Wassers nicht einzubüßen.

Ohne weiter darüber nachzudenken, überließ er Moony die Führung über seinen Körper. Jetzt hatte er eine Chance. Der Wolf begann augenblicklich wieder zu zappeln und um sich zu schlagen. Er hasste Wasser noch mehr, als Berührungen von Wesen, die er nicht kannte.

Endlich brach der Griff der Kreatur und Remus stolperte vorwärts.

'Weg vom Wasser.', war der einzige Gedanke, zu dem er noch fähig war.
 

Aus den Augenwinkeln sah er Malfoy wieder auf die Beine kommen und nach seinem Stab greifen.

Jetzt war es aus mit ihm. Ängstlich starrte er den Todesser an, der langsam näher kam.

Dann ging plötzlich alles ganz schnell.

Der offensichtlich sehr verärgerte Kappa tauchte ein weiteres Mal aus den schwarzen Untiefen empor. Im Gefäß auf seinem Kopf schwappte das frisch nachgefüllte Wasser fröhlich hin und her. Die affenähnliche Kreatur hob einen langen, blassen Arm und ein Schwall aus gelben Energieblitzen zischte durch die Luft.

Remus rannte bereits, bevor der Zauber die Decke traf. Ohne groß darüber nachzudenken, zerrte er den offensichtlich überraschten Todesser in den schützenden Gang zurück.

Sekundenbruchteile später verschüttete ein Berg aus Schutt und Geröll den Eingang zu der unterirdischen Höhle.
 

Hustend, nass und mit tränenden Augen saß Remus mitten im Gang. Hinter ihm türmten sich die Steinmassen, die der Zauber des Kappas von der Höhlendecke gelöst hatte. Er konnte die Kälte bereits durch seine durchnässten Sachen kriechen spüren. Hustend versuchte er durch den dicken Nebel aus Staub und Dreck etwas zu erkennen.

„Malfoy?“

Ein Schwall der Erleichterung durchdrang seinen Körper, als er eine leise Antwort vernahm:

„Ja?“

„Lebst du noch?“

„Gerade so.“

Der Staub hatte sich ein wenig gelegt und Remus konnte die Umrisse des Todessers nicht unweit erkennen. Vorsichtig schlich er sich näher heran.

„Können wir weiter?“

Eigentlich hatte er eine andere Frage stellen wollen, aber er war nicht sicher, ob Malfoy diese überhaupt hören wollte. Ungewohnt schwerfällig stützte sich der Blonde auf seinen Stab.

„Nein, noch nicht.“, murmelte er und Remus stockte.

„Nicht?“

„Hier-“ Ohne ein weiteres Wort hielt der Todesser ihm den Stab entgegen und stapfte weiter in die Dunkelheit.

„Malfoy, warte!“

Verwirrt und ein wenig verunsichert folgte Remus ihm in die Dunkelheit.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)


Noch keine Kommentare



Zurück