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Von damals bis heute

Shou x Saga
von

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010

Es fiel ihm verdammt schwer auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, sich darauf zu konzentrieren, was vergangen war, sondern ihm schwebten nur diese letzten Worte durch den Kopf, das Verlorene schwebte da rum, waberte in seinen Gedanken auf und ab und ließ keinen Platz für anderes: Saga. Er war da. Und es tat weh. In seinen Gedanken lächelte der Brünette, es waren die glücklichen Stunden, die sie zusammen erlebt hatten, es war das gewesen, wonach Shou sich jetzt sehnte: In den Armen seines Kumpels zu liegen, zu lachen, wie dumm sie doch gewesen waren und das es alles gar nicht so schlimm war, das jeder mal Fehler machen konnte und... Ach, scheiß drauf!

SO sollte es laufen, nicht anders und nicht so.. verdammt nochmal. Shou bekam nichts mit, nicht wie Hiroto sein Handy zückte, nicht wie er in das Auto des Vaters von dem Kleinen stieg, noch wie der kleine Gitarrist seinen Arm um ihn legte und ihm vielleicht sogar tröstende Worte zuflüsterte. Es mag egoistisch sein, aber der Blonde brachte nicht mal mehr die Kraft auf, dem Vater und seinem Sohn danke zu sagen, für die Fahrt. Er wusste nur, er ist Zuhause, er konnte aussteigen. Das tat er auch, bibbernd am ganzen Leib, stieg aus und schlug die Tür zu, orientierte sich kurz und ging auf sein Haus zu. Das Auto fuhr wohl nicht weg, bis er im Haus war - welch verständnisvolle Aktion... Sein Schritt glich dem eines schwer betrunkenen jungen Mannes, und nicht dem des verletzten jungen Mannes, der er war.

Irgendwo in seiner Jackettasche fand er den Hausschlüssel und schloss leise die Haustür zum Vorraum auf. Im Wohnzimmer brannte noch Licht und Shou hörte die lautere Stimme seines Vaters und die leisere, anscheinend weinerliche Stimme seiner Mutter. Toll, jetzt stritten sie sich auch noch, welch Abschluss der Nacht, wunderprächtig! Während er aus seinen Schuhen schlüpfte und diese auf den Boden stellte, schwand die laute Stimme seines Vater wieder und Shou konnte getrost am Wohnzimmer vorbeischleichen, als er das folgende Gespräch hörte:

Seine Mutter wimmerte vor sich hin, richtig kläglich. "Aber... Wenn das nicht der richtige Weg für ihn ist, das mit der Musik, er muss doch studieren.". Sein Vater seufzte laut auf und schien im Zimmer auf und ab zu laufen. "Ich weiß doch, ich weiß doch, Mika... Aber der Junge ist schon volljährig, wir können ihm nichts mehr vorschreiben, er kann nun leider Gottes tun und machen, was er will.". Ah, es ging also wieder Mal um seine Zukunft... Eigentlich hatte Shou das doch mit seinen Eltern geklärt.. oder? Er lehnte sich leise an die Wand neben der Tür, die einen Spalt weit offen stand und schielte mit verschwommenem Blick ins Wohnzimmer. Lauschte weiter. "Aber Musik ist.. Es wird ihn nicht weit bringen!! Er wird nicht genug Geld verdienen, zu Grunde gehen.. Ich will meinen Sohn nicht so sehen, ich will, das er eine gute Ausbildung hat, und etwas zu tun weiß und...", doch seine Mutter konnte nicht ausreden, sein Vater baute sich vor ihr auf. "Mika, verdammt!! Er ist nicht mal dein richtiger Sohn und du setzt dich selbst jetzt noch, wo deine Pflicht als Adoptivmutter vorbei ist, für ihn ein?! Er ist undankbar, die meiste Zeit und du...? Jetzt hör schon auf...". Der Vater... Dieser Mann setzte sich zu seiner Frau, tröstete sie. Und Shou? Schien zum zweiten Mal wie allein gelassen, wie getreten und leer. Diese zwei Menschen, waren nicht seine leiblichen Eltern...? Aber.. Wieso...? Die Urkunde und... Der Blonde sank auf den Boden, plötzlich hatte so vieles einen Sinn hier. Die abweisende Art seines Vaters, die gespielte Liebe, sein Nichtwissen über dieses Gefühl, die Ängste seiner ... dieser Frau.

Das konnte doch nicht sein. Saga weg, keine leiblichen Eltern... Die Welt schien mit einmal so leer... Und da, genau in dem Moment, traf Shou den Entschluss, der so unsinnig, wie lebensmüde war, aber sein Leben erstmal einen Umschwung geben sollte. Er gab einen wütenden Laut von sich, sprang auf die Füße und stürmte die Treppe hoch, die Tränen unterdrückend. In seinem Zimmer zerrte er die kleine Reisetasche aus dem Schrank und warf in der Eile einige Klamotten, Handy, Bücher und noch ein paar Erinnerungsstücke hinein, sowie seine Noten und einen Block mit Stiften. Er würde gehen. Wohin, wusste er nicht, aber hauptsache weit weg von diesem Ort, wo diese Menschen meinten, ihn erziehen zu müssen. Allerdings hatten diese den Aufschrei gehört und waren total entsetzt ihrem vermeintlichen Sohn hinterher gestürzt und betraten nun sein Zimmer. "Verschwindet!", rief Shou ihnen entgegen, warf noch ein Bild von Saga, Tora, Nao und sich in die Tasche und schloss den Reisverschluss. "Du.. Du hast das gehört...?!", fragte seine Mutter, Adoptivmutter, erneut den Tränen nah. Der Blick des Blonden genügte, um die Antwort zu bejahen. "Junge, das ist kein Grund, für überstürzte Entscheidungen!", versuchte es sein Vater mit den billigen Argumenten, die er immer drauf gehabt hatte. "Halt einfach den Mund, okay?! Mir seit weiß der Teufel wie vielen Jahren die heile Familie vorspielen und Lügen verbreiten, alle Vollheucheln und es heimlich besprechen. Schämt ihr euch nicht?!", wütend, weinend und komplett fertig stürmte er an den zwei Personen vorbei, hinunter, warf sich dort eine Jacke über und zog die Schuhe wieder an. "Mensch Junge, jetzt hör doch..", ... "NEIN, verdammt! Ich hau ab, okay?! Lasst mich einfach in Frieden, ich.. ich will euch nicht mehr sehen, nicht heute und nicht morgen, ich will meine Ruhe vor euch Heuchlern!", schnauzte der Blonde in ungewohnter Art, ließ den Hausschlüssel absichtlich liegen, rannte außer Haus und blind in die Nacht hinein.

Rannte und rannte und rannte, ließ sich von seinen Füßen irgendwo hin tragen bis er stehen blieb und sich in einer wohlbekannten Gegend wiederfand. Doch da konnte er nicht hin... Das war ihm verboten worden... Und da wurde ihm die Aussichtslosigkeit seiner Lage bewusst. Die Tränen wurden ihm bewusst und sie flossen noch stärker. "Scheiße!", fluchte Shou laut einmal und wischte sich mit dem Jackenärmel über die Augen. Er konnte nicht anders... Saga... Er war der Einzige zu dem er überhaupt gehen konnte. Toras Eltern hatten zu Guten Kontakt zu Shous Adoptivpersonen, Nao lebte schon eng genug mit seiner Freundin.. Hiroto fiel glatt weg und... Ja, da war nur Saga... Also... los... Heulend, wie ein kleines Kind lief Shou weiter, bis er vor der Tür seine ehemaligen besten Freundes stand und nochmal mindestens 5 Minuten brauchte, ehe er einmal kurz klingelte, den Blick senkte und die Tränen einfach nicht aufhalten konnte...
 

Wenn Saga gewusst hätte, wer ihn gerade in seiner rasenden Wut auf Alles was in seinem Leben eine Rolle spielte, störte, und vor allem aus welchem Grund es derjenige tat, dann hätte er sehr wahrscheinlich mit einem freundlicherem Gesicht die Tür geöffnet und Shou sofort in seine schützenden Arme geschlossen.

Doch so kam es, dass er mit einem Schnauben und nur einen Spalt seine Wohnungstür aufsperrte und einen heulenden angeblich besten Kumpel auf dem kalten Hausflur stehen sah. Super, gerade der Mensch, den er am wenigsten hier nun sehen wollte und ihm vor allem mehr oder weniger verboten hatte hier in der nächsten Zeit wieder aufzukreuzen, Und trotzdem tat er dies in nur wenigen Stunden! Was fiel diesem Kerl eigentlich ein?

So war es auch, dass er keine aufbauenden Worte über die Lippen brachte.

"Was willst du?" zischte er ihn regelrecht an, störte sich nicht an dessen Tränen und Aufschluchzen, denn Saga hielt dies gerade für eine Bereuungsaktion und nicht mehr als das.

"Verschwinde wieder!" Ihre Freundschaft hing wahrlich nur noch an einem seidenen Faden. Es war ihm unmöglich anders mit ihm umzugehen, schon wieder verspürte er diese Schmerzen in der Brust, wie das Herz sich zusammenzog und er ihn eigentlich nur fest in seine Arme schließen wollte. Aber dieser Stolz und das Gefühl im Recht zu sein, zu wissen was er tat, hinderten ihn an all dem was in dem Moment gut gewesen wäre.
 

Hätte, wollte, konnte. Wäre Shou 10 Minuten später bei sich Zuhause aufgekreuzt, hätte er das Gespräch seiner Eltern nie mitbekommen und er hätte im Glauben weiterleben könnten, das er die Familie hatte, die er immer wollte. Nur einen Freund hätte er verloren, den einen, wichtigsten und besten Freund in seinem ganzen, kurzen Leben.

Aber Shou hatte dieses Gespräch mitbekommen, er hatte keine Eltern und bald auch Saga nicht mehr, wenn er nicht gleich den Mund aufgekommen würde... Es fiel ihm nur so schwer, er schüttelte ihn aller paar Sekunden, seine Tasche fiel zu Boden. "I-ich.. weiß doch nicht wohin...", bekam er hervor, wischte sich nochmal mit dem mittlerweile nassen Jackenärmel über die Augen. "Ich ... hab doch... kein Zuhause mehr...". Was ja auch stimmte, denn das was der Blonde Heim genannt hatte, dort waren seine Eltern immer gewesen, die es nur nie wirklich gewesen waren.

Nochmal schüttelte es ihn, ein weiteres Aufschluchzen. "Saga... bitte... Ich weiß nicht.. wohin.."
 

Als wenn dieser Satz ihn nun erweichen würde. Saga verstand überhaupt nicht was diese Theatralik nun von diesem Menschen vor ihm sollte. Sollte er doch zu sich nach Hause gehen, wo bitte war da das Problem? Nur weil er in letzter Zeit des Öfteren bei ihm übernachtet hatte, hieß das nicht automatisch, dass er kein zuhause mehr hatte.

"Wäre für uns Beide einfacher, wenn du mit dem Scheiß aufhörst Kleiner! ganz ehrlich, es reicht! Mir reicht es vollkommen!" Aber er bemerkte, wie Shou durch diese Worte nur noch mehr zu schluchzen begann, wenn dies überhaupt noch möglich war. Ja, Sagas Worte waren hart, aber sein Freund zitterte am ganzen Leib und schien sich kaum noch auf den Beinen halten zu können. Das weil sie sich gestritten hatten? Er reagierte so heftig, durch ein paar bösartige Worte? Seit wann zum Teufel war Shou so verdammt schwach? Oder steckte da mehr dahinter?

Langsam öffnete Saga seine Haustür komplett und schaute auf das Häuflein Elend vor sich runter. Seine Miene entspannte sich nur leicht und noch immer war er skeptisch, was das Theater zu bedeuten hatte.

"Was ist los?" fragte er vorsichtig. Seine Stimme hatte allerdings von der Härte nichts eingebüßt.
 

Bitte, er musste doch jetzt nicht erklären, was er grade erst gehört hatte, was er erlebt hatte und wie er sich jetzt fühlte. Es war ihm ja klar, das Saga es nicht verstand, wie auch, er hätte Shou sein müssen und zu ihm ins Haus kommen müssen, um zu verstehen, wie sich der Blonde jetzt innerlich fühlte - zerrissen, allein.. Wie alles schon erwähnt und eigentlich überflüssig nochmal zu erwähnen. Aber es schmerzte alles so sehr, vor allem als Sagas Worte noch einen oben drauf setzten, gab es Shou fast den Rest. Doch noch mehr Schwäche zeigen, und vor seinem vielleicht bald nicht mehr besten Freund zusammenbrechen, das wollte Shou noch nicht, er bibberte zwar immer mehr und mehr und biss sich mittlerweile schon auf den Handrücken, doch er hielt noch stand auf zwei Gummiständern, die der Biologe Beine nannte.

Aber mit Zeichen- und Körpersprache kam man nicht weiter… Shou musste, ob er nun wollte oder nicht, das aussprechen, was war. Andernfalls konnte er wohl auf der Türschwelle von Sagas Wohnung schlafen und darauf warten, bis er eingelassen wurde... Also niemals.

"Er .. hat mich nach Hause gefahren und.. dort.. haben meine Eltern g-geredet...", nochmal holte der Blonde jappsend Luft, wischte sich über die Augen, "Und haben über mich gesprochen... Und mein Vater... Der Mann, der sich mein Vater nennt... sagte zu der Frau... Das sie sich gefälligst nicht so viel Gedanken um den jungen Mann machen soll, der nicht mal ihr echtes Kind ist...", Shou wurde immer leiser, das Sprechen fiel im so leichter, aber seine Stimme zitterte immer noch. Dann sah er kurz hoch, mit den rotgeränderten Augen. "Saga.. Ich hab keine Eltern mehr, ich will da nicht zurück... bitte...".

Für diese jämmerliche Einlage würde sich Shou später selber hassen, die übertraf nämlich sogar noch einige der vergangenen bei weitem. Nur war das alles echt und nicht gespielt.
 

Was stammelte Shou da vor sich hin? Hatte er richtig verstanden? Etwas mit seinen Eltern und nicht ihr Kind? Aber das war doch Schwachsinn! Wie viel hatte Shou an diesem Abend getrunken während er selber nicht dabei gewesen war? Hatte Hiroto ihn abfüllen wollen, um ein leichteres Spiel zu haben? Was hatte das Alles zu bedeuten?

Aber Saga war nicht dumm. ER wusste zumindest, egal ob er verstand oder nicht, was zu tun war.

"Komm rein." meinte er nun endlich und legte freundschaftlich einen Arm um Shous Schulter und führte ihn auf den gewärmten kleinen Flur. Das Einzige was Shou nun hoffen konnte war, dass er nicht log. Das er sich diese Geschichte nicht ausdachte nur um zu gewinnen. Aber tief in seinem Inneren wusste Saga, dass dies nicht der Fall war. So war sein Freund nicht, niemals würde er sich diese Geschichten nur ausdenken. Kurz half er ihm beim Ausziehen der Jacke und huschte dann schon ins Badezimmer.

"Ich lass dir ein Bad ein!" rief er in den Raum zurück. Dabei konnte er sich entspannen und sie würden darüber gleichzeitig reden können. In der kurzen Zeit klopfte sein Herz immer schneller, bemerkte von Sekunde zu Sekunde mehr, dass etwas wirklich nicht stimmte, dass Shou seelische Schmerzen erlitt und es war an ihn, seinem besten Freund, dies sofort zu ändern.

"Komm ruhig hoch." rief er erneut. Die Wanne war fast voll gelaufen und das Wasser dampfte verführerisch heiß.
 

Hätte sich Shou noch so gefühlt, als würde da ein Herz in seiner Brust schlagen, wäre dieses wahrscheinlich nun erleichtert gewesen, das Saga anscheinend verstand, das er ihn einließ, das er nicht mehr so missgelaunt war und regelrecht... freundlich war. Mit einer unsicheren und zittrigen Bewegung, hob der Blonde seine Tasche noch auf und ließ sich von Saga in den Flur helfen, aus der Jacke auch noch und stand dann erstmal schwer atmend in dem kleinen Raum. Er wagte sich nicht zu regen, bis sein Freund ihn rief. Langsam zog er noch sein Jackett aus, was er noch drunter trug und hob die Tasche auf, lief nach oben und betrat das Bad, in dem eine wärmende und wohlige Temperatur herrschte. Sofort entfuhr Shou ein Seufzen, seine Wangen färbten sich von kalkweiß auf leichtes rosé. "Danke..", kam es nur leise von Shou, als er näher trat und erneut die Taschen fallen ließ. Erst jetzt fiel ihm auf, wie kalt ihm eigentlich war und dass Sagas Idee wirklich gut war. Doch um diese zu verwirklichen, musste der Blonde erstmal seine Hemdknöpfe aufbekommen, aber selbst das war schwer, mit solch zittrigen, tauben Fingern.
 

Schnell half er ihm sich das Hemd zu öffnen und auch bei den anderen Kleidungsstücken ließ er ihn es gar nicht erst versuchen. Immer mehr wollte er ihm so schnell wie möglich helfen, egal ob mit Handeln oder mit Worten, denn noch immer zitterte Shou am ganzen Leib und das konnte doch nicht nur wegen ihrem Streit sein. Vergessen war dieser allerdings auch noch nicht komplett.

So saß Shou 5 Minuten später in dem heißen Wasser mit viel Schaum und angenehmen Duft. Saga wusste was die Männerhaut wirklich benötigte und hatte viele Pflegeprodukte in seinem Badezimmer rumstehen. Er selber hatte sich an die Kachelwand gelehnt und war auf den kühlen Boden gerutscht, schaute Shou nicht an. Wo er nun so vieles für ihn in den letzten Minuten getan hatte, wusste er jetzt gerade nicht mehr weiter. Eine kleine innere Leere machte sich in ihm breit. Der Streit zuvor und der plötzliche Wandel zwischen ihnen, das war verwirrend gewesen und er wusste nichts zu fragen. Aber da schwirrten noch Shous Worte in seinem Kopf herum. Seine Mutter wäre nicht seine richtige Mutter? Und der Vater ebenfalls nicht? Aber so was war doch absurd.

"Was war... bei dir zu Hause?" fragte er schließlich doch, durchbrach die Stille, welche unangenehm zu werden schien.
 

Und so wurde Shou mehr oder weniger freiwillig seiner Kleider entledigt und stieg schließlich unter höchster Vorsicht in die großzügige Badewanne von Saga, das warme Wasser begrüßte ihn schäumend und der Blonde versank in Nullkomanix bis zum Schlüsselbein darin. Tatsächlich tat es richtig gut und wärmte, aber die Kälte im Inneren vertrieb es nicht. Wenigstens hatte Shou aufgehört zu weinen, zumindest jetzt erstmal. Einmal tauchte er kurz ab, kam wieder hoch und blinzelte das Wasser weg. Dann saß er da, wie eine Puppe und starrte auf den glitzernden Schaum, die Stille störte ihn nicht einmal wirklich, es war einfach irgendwie angenehm.. Doch war es vorauszuahnen, das Saga neugierig war, was das Vergangene anging. Also... Tief Luft holen, Saga muss das wissen, immerhin... geht es um eure Freundschaft!!

"Ich... kam nachhause und hörte meine Eltern streiten... Darüber, das unsere Musik uns nie weit bringen wird und so... Ich dachte halt... Naja, wie immer, das übliche, und wollte gehen, da sprach meine Mutter aber weiter und... Naja, von wegen sie sorge sich um mich und mein Vater...", Shou stockte. Trotz das er wusste, das diese Menschen nicht seine leiblichen Eltern waren, konnte er nicht ablassen sie Mutter und Vater zu nennen.. Der Blonde schluckte, setzte wieder an: "Mein Vater schrie sie an, das ich doch nicht ihr leiblicher Sohn wäre und ihre Pflicht... also "Mutter" beendet wäre... Sie lügen mich seit... naja... wie vielen Jahren auch immer an. Wer weiß, vielleicht wollten mich meine wahren Eltern nicht, oder sie sind gestorben oder...", er sprach so monoton, als erzähle er eine Geschichte die nicht die seine wäre, das Zittern setzte ihm zu und er schwieg... Mehr gab es nicht zu sagen, gar nichts mehr ...
 

Shou wiederholte tatsächlich die Worte von zuvor. Die Sätze, die Saga nicht glauben wollte. Oder war dies noch immer ein schlechter Scherz? Wenn er mit so einem Witz ihre Freundschaft retten wollte, sich damit wieder bei ihm einschmeicheln, oder gar Nähe suchte... Dann würde er dies bitter bereuen! Aber um ganz ehrlich zu sein, das traute er seinem Freund dann doch nicht zu. So etwas würde Shou niemals tun, vor allem nicht wenn es um Familie oder Freunde ging. Eher würde er sich Außerirdische ausdenken oder sonst irgendeinen Kram, aber nicht dies hier.

Das bedeutete allerdings, dass er die Wahrheit sprach und seine Eltern wirklich nicht die leiblichen waren. Für Saga war dies eine schwere Vorstellung. Er konnte nicht wissen wie es sich anfühlte, jahrelang betrogen und belogen worden zu sein. Er hatte seine Eltern zwar nicht um sich, wusste auch nicht wer sein Vater war, aber er wusste zumindest etwas über sie. Shou stand nun regelrecht vor einem Nichts, einer inneren Leere, die niemand nachvollziehen konnte. Ganz natürlich war es jetzt auch, dass er darauf nichts zu antworten wusste. Er konnte nur seinen Freund, welcher noch immer zusammengekauert in der Wanne saß, fassungslos ansehen und seine Worte erneut durch den eigenen Kopf jagen. Shou hatte kein zuhause mehr, man konnte nicht von ihm verlangen, dass er zu diesen Menschen zurückging, egal ob er sie noch Eltern nannte oder nicht. Anscheinend wollte er auch nicht zu diesen zurück, sonst wäre er nicht hergekommen. Er brauchte seinen besten Freund hier und auf der Stelle. Da war jeder Streit, jede Kleinigkeit vergessen und nicht mehr der Rede wert. Zwar ballten sich seine Hände vor Wut auf diese beiden Personen langsam zu Fäusten, aber trotzdem erhob er sich vom weißen Boden und kam auf die Wanne zu, hockte sich dort in die Knie und legte beide Arme sachte um den nackten und feuchten Oberkörper des Anderen. Zu sprechen wagte er auch jetzt nicht, Saga hätte nicht die passenden Worte für diese Situation gefunden. Er rechnete damit, dass Shou anfangen würde zu weinen um den Schmerz über das Erfahrene loszuwerden und darauf wappnete er sich innerlich, denn es war nicht leicht, den Menschen den man liebte in so einer Verfassung sehen zu müssen.
 

Wieder war es so ruhig. Der Wasserhahn tropfte noch ab und zu, ein leises Plätschern, das Knistern vom Schaum und draußen fuhr ein Auto zu der späten Stunde entlang. Es war fast so, als wäre niemand in dem Raum. Shou bekam nicht einmal den Blick seines besten Freundes mit, so versunken starrte er auf seine Knie.

Zurück wollte er nicht mehr, vorerst, er brauchte Zeit zum Nachdenken, um sich im Klaren zu werden, was er nun tun sollte. Er konnte ja schlecht bei Saga einziehen... Also.. Wohnung suchen. Das Geld auf seinem Konto reichte schon... Seine "Eltern" waren mit dem Taschengeld großzügiger gewesen als mit ihrer Liebe zu ihm, soviel war Fakt. Hm...

Ganz vertieft, hörte Shou nur mit einem Ohr wie sich schlürfende Schritte nährten und jemand schließlich die Arme um ihn schloss, der Blonde den vertrauten Geruch wahrnahm und heftigst zusammenzuckte. Kurz saß er so da, realisierte, was grade Sache war... Dann... ganz langsam hob er die feuchten Hände hoch und klammerte sich an seinen Freund, vergrub das Gesicht in dessen Halsbeuge. Auch wenn diese Pose vielleicht nichts ganz so gemütlich war... Sie brachte mehr Wärme in den kalten Körper Shous als das Badewasser...

Auch wenn sich der Ältere vorhin schon die Augen ausgeweint hatte, musste er sich nun stark zurückhalten nicht nochmal anzufangen, das Zittern war so stark, die rasenden Gedanken, eigentlich alles... "T-Tut mir leid...", wimmerte Shou dann, biss sich auf die Unterlippe, vergrub die Finger in dem Hemd Sagas, wollte ihn am Liebsten gar nicht mehr loslassen, war ihm dankbar grad, so unendlich... Nur für jetzt und eigentlich... für jedes Mal wo dieser für ihn da gewesen war.
 

Kaum zu glauben, dass dieser Moment noch immer nicht vorbei war und sein Freund kurz davor war erneut zu weinen zu beginnen. Das bemerkte selbst Saga und er strich dem kalten Körper über Rücken um ihm ein bisschen mehr Wärme zu verleihen. Böse sein konnte er Shou nicht mehr und das konnte dieser ruhig erfahren.

"Ist okay. Wir... reden später darüber noch mal." Ganz vergessen konnte er es immerhin für ewig nicht, denn er hatte mit Hiroto rumgeknutscht! Saga musste wissen was dahinter steckte, ob es eine Bedeutung hatte und warum zum Teufel Shou das getan hatte! Sein bester Freund küsste doch sonst auch nie irgendwelche Menschen, er hatte sogar Küsse bisher immer mehr oder weniger gehasst, das war absurd und ging nicht mit richtigen Dingen vor sich.

"Hast du Hunger? Dann bestell ich was zu Essen und du setzt dich mit ner Decke auf die Couch. Na komm." Mit diesen Worten löste er sich von ihm, hauchte sanft einen Kuss auf dessen Stirn, erhob sich und war mit schnellen Schritten im anderen Zimmer verschwunden um für sie Beide was Warmes zu bestellen. Was sollte er schon anderes tun können?
 

So richtig Hunger hatte der Blonde nicht, aber er wollte Saga nicht schon wieder eine Einladung abschlagen und nickte schwach, blinzelte kurz, als er den Kuss auf der Stirn fühlte und sah ihm dann nach. Noch ein, zwei Mal tauchte er ab und machte sich dann aus der Wanne raus, ließ das Wasser ab, trocknete sich ab und zog schließlich, aus seiner Tasche, eine Jogginghose und einen Schlabberpulli an, denn so fühlte er sich auch... Mit nassen Haaren und barfuss lief Shou ins Wohnzimmer, setzte sich auf die besagte Couch und zog die Beine an, schlang die Arme drum und starrte seine Knie an, auf jedes Geräusch lauschend. Hoffentlich würde Saga nicht mehr sauer werden heute, wegen irgendwas... Das wäre... nicht toll.
 

Nicht sofort kam er in das Wohnzimmer zurück sondern blieb an der Tür im Rahmen stehen, lehnte sich nachdenklich dagegen und beobachtete Shou eine ganze Weile schweigend.

Dieser sah noch immer nicht glücklicher aus und es würde sich sicherlich auch noch eine ganze Zeit dahinziehen. Saga konnte auch jetzt kaum glauben was passiert sein sollte. Wie konnten denn Shous Eltern so etwas verantworten? Es waren die perfekten Menschen, außer in Sachen Sex, aber das war ein anderes Thema. Aber auch diese schwere Zeit mussten sie gemeinsam überstehen. Ja, gemeinsam, zusammen, nur sie Beide, denn Shou würde niemand anderem hiervon etwas erzählen. Wahrscheinlich nicht mal Nao oder Tora, geschweige denn Hiroto.

Langsam und leise betrat er den Raum, setzte sich sogleich neben seinen Freund und zog ihn wieder mal in seine Arme, gab ihm Wärme und Halt. Die Nacht verlief schweigend, Shou aß kaum, es war ihm nicht zu verübeln. Saga hätte sogar eher noch damit gerechnet, ihn erneut weinen zu sehen. Zum Glück kam dies aber nicht mehr. Gedankenverloren strich er ihm immer wieder durch das mittlerweile getrocknete und flach anliegende Haar. Er schaute dabei ausdruckslos gegen die Decke und hing seinen eigenen Gedanken nach, dachte dabei an Shou, an seine Liebe, an Shou und na ja... die Liebe. Es ging nicht mehr anders. Er musste sich direkt eingestehen, dass er verliebt war. Am liebsten hätte er darüber aufgelacht. Niemals würde etwas aus ihnen werden. Ganz egal ob sie nun schon Intimitäten untereinander ausgetauscht hatten oder nicht! Das war einmalig, dies passierte in ihrem Leben kein zweites Mal! Egal ob man sich was anderes wünschte. Er schluckte schwer und schrak aus seinen Gedanken hoch.

"Ano... wie spät ist es?" Doch Shou gab keine Antwort auf diese belanglose Frage, denn es musste mittlerweile gegen Morgen sein. Schlaf hatte er zumindest keinen gefunden und würde es wahrscheinlich auch nicht mehr, bis er am Morgen einem neuen Modelauftrag nachgehen musste und sich am Nachmittag mit ihrer Band für die anstehenden Auftritte traf.

Noch immer war ihm sein Freund eine Antwort schuldig. "Shou? Schläfst du schon?"
 

Obwohl er doch so angestrengt lauschte, hörte Shou seinen Freund erst, als dieser auf die Couch zulief. Doch er regt sich nicht, stieß nicht einmal einen dankbaren Laut aus, als Saga ihn wieder in die Arme nahm. Protestlos kuschelte sich der Blonde an den Jüngeren, schwieg und machte eigentlich nichts weiter. Außer viel zu grübeln. Manche Dinge waren belanglose Fragen, auf die er nie eine Antwort bekommen würde. Andere waren dafür für sein Leben entscheidend. Auf alle Fälle musst er nochmal vor seine Eltern...Er musste das kläre... Zwar nicht heut und nicht morgen, aber... irgendwann mal. Ob er da bleiben würde, war die andere Frage. Und was mit Saga war... Wie er ihm das erklären würde und alles.. Und... Und..

Über diesen Massen an Gedanken war Shou irgendwann eingedöst und das auch dank Sagas wärmender Nähe. Erst als dieser leise etwas fragte, schrak der Blonde aus dem leichten Schlaf hoch, sah verschlafen zu dem Brünetten hoch. "Nani..?", nuschelte er, blinzelte vielmals und sank dann wieder an die Brust Sagas. "Noch 5 Minuten..."



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  sweet-LEMON-broker
2009-01-06T19:12:57+00:00 06.01.2009 20:12
oh nein ;_____;
dieses chap war traurig man...
ihr bringt die emotionen echt gut rüber weiter so!
Von:  Dorobbong
2008-10-26T22:10:15+00:00 26.10.2008 23:10
anoooo ... T___T wie gemein. armer Shou.
ich weiß garnicht was ich sagen soll ... seine "eltern" sind doof~
*nikku*
wie schön das Saga sich ihm angenommen hat und das obwohl er noch so sauer auf das Geschehene mit Hiroto ist.

ich hoffe es wird im nächsten kappi wieder etwas fröhlicher so schieb ich depris .. x.x

LG
tarou~


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