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Adrenalin.

vom stark und schwach sein.
von

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Hey, hey,

erm... Ich hatte Langeweile und habe meine Gedanken kreisen lassen, das kam dabei heraus. Ihr kennt doch sicherlich dieses Projekt Revolution Video indem Frankie und Gee sich bei 'The sharpest Lives' am Ende schlagen, weil Frankie Gee angesprungen hat?

Ich hab's etwas umgeschrieben und dramatisiert (klar)...

Der Schreibstil ist anders als sonst, irgendwie seltsam, aber im nachhinein finde ich ihn interessant...

Ich hab mich eigentlich nicht getraut die Story zu posten, da sie ziemlich mies ist, aber unsere 'Lady of Sorrows' hat mich überzeugt ;)

Versucht's einfach mal... Feedback erwünscht.
 

Name: Adrenalin

Date: 14.07.08 (00:20 o.O)

Rating: P16-Slash
 

Enjoy.
 

-Adrenalin.-
 

Adrenalin.

Wut.

Frust.

Enttäuschung.
 

Aktion.

Reaktion.
 

Eine Annäherung zum falschen Zeitpunkt.

Ein Schlag.
 

Ein Wort.

Ein Wurf.
 

Gerard Way seufzte.

Die Show heute war ein Desaster gewesen.

Bob war gut gewesen, Ray fehlerfrei. Mikey Souverän wie immer.

Frank hatte verschissen. Aber so richtig.

Doch konnte Gerard es ihm nicht übel nehmen. Die Band nahm es niemals jemanden übel, wenn er nicht besonders gut gewesen war. Sie machten alle Fehler. Sie waren alle nun mal nur Menschen. Mal davon ab, Gerard war heute Abend ebenfalls schrecklich gewesen und darüber war er sich im Klaren.

Aber eigentlich war das für ihn kein Ding. Es war heute scheiße gewesen, morgen würde er wieder gut singen. Das passierte jedem mal.

Der Grund, warum Gerard sich so deprimiert durch die verschwitzen Haare fuhr, war also ein Anderer, auch wenn er mit diesem möglichem Grund viel gemeinsam hatte.

Es war Frank.
 

„Gerard?“

Angesprochene blickte auf und erkannte Mikey, der sich gegenüber seines Bruders auf den Couchtisch niedergelassen hatte. Im Vergleich zu seinem Bruder, war Mikey allerdings geduscht und umgezogen, während Gerard immer noch in seinen durch geschwitzten Tourklamotten dasaß und offensichtlich auch nicht vorhatte dies zu ändern.

Mikey begriff dies und fragte nicht ob er sich nicht frisch machen wollte, Gerard war dankbar dafür.

Stattdessen schnitt er ein anderes Thema an, welches Gerard allerdings noch unangenehmer war, als die fehlende Dusche.
 

„Ich sag’s mal einfach direkt raus: Deine Aktion war echt scheiße.“

Als hätte Gerard das nicht selbst gewusst.

Frank hatte nichts dafür gekonnt, das der Auftritt heute so verschissen war und trotzdem hatte er es abbekommen. Obwohl, irgendwie war er auch Schuld dran, aber das nahm man sich ja in der Band nicht übel, wie schon gesagt, also war er unschuldig gewesen.

„Mh“

Mehr wollte Gerard nicht sagen und Mikey wusste, dass er nicht mehr bekommen würde, also redete er weiter, während Gerard versuchte den Schmerz, der immer noch seine Hand durchfuhr, zu kontrollieren. Das er so fest zugeschlagen hatte…

„Ich mein mal, klar, Frankie hat heute verschissen, ja verdammt, aber seit wann nimmst du so was übel?“

Da hätten wir’s.

„Und mal ganz im Ernst, du warst heute auch nicht perfekt.“

Nett umschrieben.

Gerard ließ den Schmerz, Schmerz sein und erinnerte sich an das Gefühl Franks Haut an seiner gespürt zu haben. Die kreischenden Fans im Hintergrund, die eigentlich nur hätten schreien sollen, weil es so fürchterlich war. Den Frust, die Enttäuschung über seinen eigenen Versag und schließlich auch die Wut auf Frankie, der ebenso Scheiße spielte.

Und dann das Gefühl das es zu viel wurde.

Das Wegschubsen, der Schlag, Frankie der zu Boden fiel und total aussetze zu spielen, bis das Lied geendet hatte.

Sein ‚hast du den Verstand verloren?’. Der Wurf mit dem Mikrophonständer.

„Und das gerade jetzt.“

Mikey schüttelte den Kopf.

„Was meinst du?“

Er fixierte seinen Bruder.

„Naja, die Sache mit Jamia.“

„Was ist mit Jamia?“

Gerard war ratlos, während Mikeys Miene Überraschtheit zeigte.

„Hat er es dir nicht erzählt?“

„Was erzählt?“

„Na mit Jamia…!“

„Mikey, so weit waren wir schon.“

Gerard war verwirrt. Seit wann erzählte Frank nicht ihm, sondern Mikey etwas?

Obwohl, wenn er so drüber nachdachte, hatten sie in letzter Zeit wenig geredet.

„Also... Gott, ich hab jetzt schon ein schlechtes Gewissen, dass ich dir das erzähle, aber damit du’s endlich verstehst. Weißt du, letzten Dienstag, als Frankie in die Bar nachgekommen ist?“

Ja, Gerard wusste noch. Frank hatte eigentlich Jamia besuchen wollen, war dann aber gegen zehn in die Bar gestolpert und hatte sich hemmungslos zugesoffen. Aber richtig. Sie mussten ihn am Ende zum Tourbus tragen, von der Rechnung ganz zu schweigen.

Gerard nickte nur stumm.

„Er wollte ja eigentlich Jamia besuchen, was er dann auch getan hat, obwohl er’s lieber gelassen hätte…“

Er seufzte. Gerard auch.

„Mikey…“, brummte er, „Spuck’s aus!“

„Er war also da, hatte vorher nichts gesagt, so Überraschung halt und was findet er? Jamia grade am vögeln mit ’nem Anderen…“

Dum. Schlag ins Gesicht.

Gerard fällt es wie Schuppen von den Augen.

Frank hatte letzte Woche plötzlich so schrecklich an ihm gehangen, wie schon lange nicht mehr. Eliza war schon ganz außer sich deswegen. Sie mochte es nicht, wenn er so an ihm hing, dass hatte sie gleich gesagt und Frank und er hatten es beinahe ganz unterlassen.

Höchstens mal eine Umarmung auf Stage, aber sonst fast nichts.

Wie gesagt, Frank hatte kaum noch mit Gerard über ernstes geredet. Nur dieses Belanglose Zeugs, über Batman, Musik und den Rest ihrer Welt.

Bis letzte Woche, in der Frank urplötzlich wieder Gerards Nähe gesucht hatte.

Gerard hatte es sich nicht erklären können und ihn oftmals auch weggestoßen, einfach weil es ihn genervt hatte. Genervt…

Gerard fühlte sich gerade wie ein Monster.

Es war klar, warum Frank so miserabel gewesen war. Wie sollte er schon fehlerfrei spielen, wenn ihm sein großes, gütiges Herz gebrochen wurde?

Und dann das Nähern auf der Bühne, welches Gerard so überreagieren lassen hat, war es ein verzweifelter Versuch, die Nähe und Vertrautheit zu bekommen, die Jamia ihn offensichtlich nicht mehr geben konnte?

Und was tat er? Er gab ihm eine Faust.

Super Way, jubelte Gerard sich selbst zu. Genial.

„Er hat seitdem nicht mehr mit Jamia geredet. Er, er, hat versucht sie anzurufen, doch sie hat ihn einfach weggedrückt. Er ist am Ende, aber ich komme nicht durch zu ihm, er blockt total ab. Aber ich bin ja auch nicht du…“

Ein seltsames Kompliment.

Gerard interessierte es nicht, er klinkte sich aus um sich selbst schlecht zu machen.

Wie dumm er doch gewesen war.

Das mit dem Mirkophonständer hatte ihm direkt nach dem Wurf schon Leid getan. Er hatte sich gar nicht ausmalen wollen, was passiert wäre, wenn er getroffen hätte. Zum Glück war er kein guter Werfer und der Ständer kein gutes Wurfobjekt.

Der Schlag…

Der tat ihm spätestens jetzt mehr als Leid.

Frankie war am Ende und trotzdem Aufgetreten. Frankie war stark gewesen.

Gerard wollte sich nicht ausmalen, was passieren würde, wenn er Lyn-z dabei erwischen würde, wie sie mit einem Anderen schläft. Einen fremden Namen, anstatt dem seinen stöhnt.

Auftreten wäre das letzte gewesen, was er getan hätte. Er wäre schwach gewesen.

Und dann wäre da Frankie gewesen, der wiederum stark gewesen wäre.

Der stark für ihn gewesen wäre, der ihn gar nicht erst in das tiefe Loch namens ‚Depressionen’ hätte fallen lassen. Er wäre stark gewesen.

Und so stark wollte Gerard jetzt auch für ihn sein.

„Wo ist Frank?“

Mikey lächelte zufrieden. Sein Soll war erfüllt.

@Windy: Hach, ich liebe dich x3 Du schreibst immer so liebe Reviews... Gerard soll's wieder gut machen... Mal sehen, jetzt geht's erstmal mit Frances weiter.

*durchknuddel*

enjoy!
 

Seine Finger liefen über die Seiten seiner Gitarre.

Er spielte nichts bestimmtes, eigentlich nahm er gar nicht wahr, dass er wirklich spielte.

Er reihte einfach irgendwelche Griffe hintereinander, die nichts sagten, die keine Bedeutung hatten.

Ihr BH am Boden.

Seine Bewegungen wurden ruckartiger, waren wieder gar nicht die von Frank.

Die eindeutigen Geräusche aus dem Nebenzimmer.

Es war wie bei dem Konzert. Es war nicht Frank der dort spielte.

Die nackte Angst, davor das zu sehen, was er zu sehen glaubte.

Seine Bewegungen wurden fahrig. Sein Griff um die Gitarre fester.

Ihr stöhnen.

Er krallte sich an sie, wie ein ertrinkender an eine Holzplanke.

Und dann das Bild. Dieser Kerl, in ihr.

Er spielte nicht mehr, krallte sich nur noch in das Instrument.

Und wieder ihr Stöhnen. So voller Lust.

Er hörte das ohrenbetäubende Quietschen überhaupt nicht, was der Verstärker leidend von sich gab.

Wie er sich hinabbeugte und sie küsste, wie sie seinen Namen stöhnte. Seinen. Nicht Franks. Wie –

Ein brennender Schmerz riss Frank aus seinen verzehrenden Erinnerungen.

Er hatte sich so in die Seiten gekrallt, dass eine von ihnen gerissen war und einen roten Striemen auf seinem Arm hinterlassen hatte.

Frank blickte die Gitarre ausdruckslos an. Den Schmerz verspürte er kaum. Er war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den ihm seine Liebe zugefügt hatte.

Jamia.

Die Gitarre knallte gegen die Wand. Den kleinen Verstärker hatte es mitgerissen. Er knallte neben Frank auf den Boden. Immerhin hatte er aufgehört zu Quietschen.

Franks plötzliche Wut hatte sich wieder aufgelöst und der Trauer Platz gemacht.

Er musste sich einfach mehr beherrschen, dachte er und ließ sich neben die Gitarre auf den kühlen Boden fallen um zu sehen, ob sie den Wurf überlebt hatte.

Dumm hatte er sie geworfen, genau wie Gerard seinen Mikrophonständer geworfen hatte.

Frank schüttelte sich bei dem Gedanken.

Die Gitarre war erstaunlicherweise, abgesehen von der gerissenen Seite, okay.

Bei dem Preis sollte das allerdings auch zu erwarten sein.

Sie hatten denselben Preis wie Frank für seinen Verlobungsring hingeschmettert hatte.

Jamias Verlobungsring.

Genau zu dieser streiften seine Gedanken auch. Wieder.

Es waren immer dieselben Bilder, die ihm da durch den Kopf gingen.

Wie sehr er Jamia doch jetzt gebraucht hätte.

Es war wieder einmal der Druck gewesen, der Frank dazu gebracht hatte, spontan bei seiner Verlobten vorbeizuschauen.

Er liebte die Musik, er liebte My chemical Romance, er liebte die Fans, er liebte ihre Konzerte, er liebte die ganze verdammte Band, doch manchmal wurde alles zu viel.

Früher hatte er mit Gerard darüber geredet, doch er dann hatte er Jamia gefunden und Gee Lyn-z.

Sie waren ihre Ruhepole.

Jamia half ihm immer wieder auf die Beine, motivierte ihn, inspirierte ihn.

Sie hatte immer Verständnis, sie hörte ihm immer zu, so wie er ihr immer zuhörte und versuchte zu helfen.

Franks ‚Beruf’ war nie ein Problem gewesen. Jamia war auch viel beschäftigt und sie schafften es immer sich genug zu sehen. Ein Paar von erfolgreichen Geschäftsleuten sah sich auch nicht öfters.

Frank hatte immer gedacht, dass alles okay wäre zwischen ihnen, das er ihr vertrauen konnte, wenn er auf Tour war. Das sie wusste, dass er jeden Song, den er spielte insgeheim ihr widmete, doch er hatte sie offensichtlich getäuscht.

Und dann wären wir wieder in dem kleinen Proberaum, indem der kleine Mann nun hockte, seinen Oberkörper leicht vor und zurück wiegte und vollkommen in Gedanken versank.

Sie wieder stöhnen hörte.

Sie wieder stöhnen hörte in dem Bett, indem sie sich schon sooft die Liebe geschworen hatten.

In dem Bett, indem sie vielleicht auch mal einen kleinen Frank Anthony Junior hätten zeugen wollen.

Unbewusst krallte Frank seine Fingernägel in sein Handgelenk, so fest, dass seine Handknöchel weiß hervortraten.

Jamia. Jamia. Jamia. Gerards wutentbranntes Gesicht. Der grobe Schlag in sein Gesicht.

Frank zuckte zusammen, erwachte in der Realität und riss seine Hand herum, kratze sich so sein Handgelenk auf.

Starr blickte er auf dieses, sah wie das Blut sich aus den entstandenen Wunden quälte und seinen Arm hinab perlte.

Wie lange war es schon her gewesen, dass er dieses getan hatte? Sich selbst Schmerz zugefügt hatte? Schwach gewesen war?

Tränen schlichen in seine Augen. Er hätte sie wegblinzeln könne, seinen Blick an die Decke richten können um sie am fließen zu hindern, wie er es im Laufe der Zeit perfekt gelernt hatte, doch in seinen Augen machte es keinen Sinn.

Keiner würde ihn sehen.

Keiner würde bemerken, wie schwach er war.

Also ließ er die Tränen fließen, genoss das Gefühl von Schmerz, dass sein Handgelenk durchzog, kauerte sich auf dem Boden zusammen und zog die Beine an den Körper, bis er dalag wie ein Embryo.

Und dann weinte er. Und blutete. Und dachte an Jamia. Und an Gerard. Und davon weinte er noch mehr.

@Windy? Schnell? Ich bin die Schnelligkeit in Person *hust* Aber hier geht's gleich weiter... enjoy :*
 

Ein ohrenbetäubendes Quietschen leitete Gerard Way den Weg.

Dieses Geräusch besorgte ihn und seine Sorge verstärkte sich, als er etwas gegen die Wand schmettern hörte, direkt gefolgt von dem dumpfen Knall, den der zu Boden gehende Verstärker auslöste.

Gerard wusste selbst nicht genau, was er so fürchtete.

Frank war ein lieber Mensch und er mochte Gerard. Er würde ihm nie ein Haar krümmen, dass wusste jeder.

Er war lieb, im Gegensatz zu mir, dachte Gerard, ekelte sich vor sich selbst.

Wie hatte er nur Frankie schlagen können?

Das Quietschen war verstummt, doch wünschte Gerard es sich sofort zurück. Die Ruhe beunruhigte ihn, doch traute er sich nicht, die Tür zu öffnen.

Sie zu öffnen und stark zu sein. Stark für seinen besten Freund.

Er brauchte noch einen Moment. Einen Moment um diese fehlende aber so benötigte Kraft zu finden.

Er konnte sich ruhig Zeit lassen, er wusste ja nicht, dass Frank im inneren gerade dabei war sich unbewusst die Handgelenke aufzukratzen. Schwach zu sein.

Gerard war noch nie gut darin gewesen, Dinge richtig zu deuten.

Böse Zungen, Zungen der Feinde und Neider, die das Dasein als Star leider beinhaltete, würden sagen, dass er nur das sah, was er sehen wollte, aber das wäre gelogen.

Er war ein guter Mensch und nahm sich dem Kummer seiner engen Freunde nur zu gerne an, doch meistens erkannte er ihn einfach nicht.

Er hatte nicht verstanden, dass ein stummer Frank bedrohlicher war, als ein laut schreiender. Und genau deswegen gab sich Gerard erst einen Ruck die schlichte Holztür zu öffnen, als er glaubte ein leises Schluchzen zu vernehmen. Erst ein Geräusch brachte ihn dazu.

Gerard fiel aus allen Wolken, als er den kleinen Raum betrat.

Die Gitarre am Boden, eine deutlich sehbare Macke an der Stelle, an der sie gegen die Wand geprallt war, mit der gerissenen Seite.

Der Verstärker, zu Boden und aus der Steckdose gerissen.

Doch all das sah Gerard gar nicht, auch wenn es die Szene erst wirklich perfekt machte.

Gerards Blick war einzig und allein auf Frank gerichtet.

Auf seinen Frank, auf seinen starken, kleinen, großherzigen Frank. Auf die Frohnatur. Auf seinen persönlichen Rettungsschwimmer, der gerade am ertrinken war.

Gerards Blick wanderte von seiner verkrümmten Gestalt zu dem Blut, welches langsam auf von seinem Arm auf den hellen Linoleumoden rang, bis hin zu den geschlossenen Augen, aus denen unaufhörlich Tränen rannten, die schwarze Schminke verschmieren ließen.

Das sie das Make up, welches das Gesicht blasser machen sollte, auch hinfort spülte, fiel ihm nicht auf, denn Frank war jetzt auch ohne sie ebenso blass.

„Frankie“

Gerard hauchte nur. Am liebsten wäre er jetzt aus dem Raum gestürzt. Er ertrug den Anblick nicht.

Doch er hatte sich geschworen stark zu sein.

Nicht wegzurennen.

Kein Feigling zu sein, so wie die Nachbarskinder ihn in seiner Jugend immer genannt hatten.

Damals hatte er so unter ihnen gelitten, aber offensichtlich nicht so sehr, dass er sich jetzt daran erinnerte. Vielleicht verdrängte er auch nur. Vielleicht machte es auch keinen Unterschied.

Für Gerard auf jeden Fall nicht, denn er dacht nur an Frankie, der mühsam seine schweren Lieder öffnete und seinen besten Freund beäugte, in sein fassungsloses Gesicht blickte.

Frankie reagierte aus dem Reflex und lächelte sacht.

Gerard war hier, Frank musste stark sein.

„Gerard“

Er hauchte es ebenso.

Gerard rührte sich nicht.

Frank auch nicht.

Sie blickten sich einfach nur an.

Gerard voller Sorge, während Frank ihm ein warmes Lächeln schenkte, welches nicht wirklich warm war, sondern nur so wirkte. Es war eigentlich kein Lächeln, es war die Maske hinter der Frank sich verkroch.

Und Gerard verstand es nicht, war ganz verwirrt von den plötzlichen Stimmungsschwankungen, die eigentlich keine waren.

„Alles okay?“

Gerard erwachte aus seiner Trance. Beinahe hätte er sarkastisch leicht aufgelacht.

Er war hier um sich um Frankie zu sorgen und dieser fragte ihn, ob bei ihm alles okay war?

Gerard antwortete nicht, beobachtete Frankie nur, wie er sich aufrappelte, den Verstärker aufstellte und sich die Gitarre schnappte. Er kramte einen Moment in der Tasche seines Hoodies, ehe er einen Satz Seiten hervorzog, sich die tiefe Er-Seite nahm und begann sie neu in die Gitarre zu spannen.

Gerard sah ihm stumm dabei zu, denn der kam gerade so gar nicht klar mit der Situation.

Eben hatte Frankie, weinend, blutend, zusammengekrümmt auf dem Boden gelegen und jetzt, jetzt strahlte er ihn an und spannte seelenruhig die Seite ein, ihn dabei vollkommen ignorierend.

Wo war der schwache Frank hin?

Und wo war Gerards eigene Entschlossenheit Frankie zu trösten?

Wo war der starke Gerard schon wieder.

„Nein“

Überrascht unterbrach Frank seine Arbeit und sah fragend hinüber zu Gerard.

Er musste stark blinzeln, um nicht gleich wieder zu weinen, doch Gerard war hier, er musste stark sein.

„Was nein?“

„Ich bin nicht okay.“

„Was ist denn?“

Frank hielt seinen besten Freund fixiert, widmete sich aber wieder seiner Arbeit. Er hatte zu viele Gitarren neu besaitet, als dass er hinsehen musste.

Das einzige was er musste war stark sein.

„Ich bin nicht okay, weil du nicht okay bist.“

Frank sah ihn einen Moment irritiert an, ehe er den Kopf schüttelte, was eine abwertende Geste sein sollte. Doch diesmal ließ Gerard sich nicht täuschen. Endlich nicht.

„Ich bin okay, ich- “

„Du bist nicht okay, Frank Anthony Iero.“

Gerards Stimme war scharf geworden. Er wusste, dass er jetzt hartnäckig bleiben musste, sonst würde er nie zu Frank durchkommen, welcher wieder nur den Kopf schüttelte.

Gerard sollte sich nicht um ihn Sorgen. Hätte er ihn doch bloß nicht so gefunden.

„Frank, ich weiß das mit Jamia.“

Schweigen.

Frank wandte sich seiner Arbeit an der Gitarre zu, fasste sie offensichtlich konzentriert ins Auge. Er konnte immer noch Gitarren besaiten, ohne hinzusehen, aber er wollte nicht zu Gerard sehen. Er sollte nicht sehen, wie Franks sonst so strahlenden Augen, gebrochen waren, mit den Tränen kämpften. Er wollte der starke Frank für Gerard sein. Für Gerard und den Rest der Welt. Man musste stark sein, um zu überleben, das hatte er mit den Jahren gelernt.

„Frank“

Gerards Stimme klang leidend und ja, der Sänger litt.

Frank tat ihm so unendlich leid.

Er war kurz davor zu verstehen.

Zu verstehen das Franks ewiges Lächeln nur eine Maske war.

Doch noch sollte es nicht an der Zeit sein, alles zu verstehen.

„Es tut mir Leid.“

Der Satz vor dem Frank sich gefürchtet hatte.

Er könnte wunderbar sein, oder auch grausam, es kam darauf an, wie Gerard ihn meinte.

„Was tut dir Leid?“

„Das mit Jamia.“

Ja, da wäre es. Eine Entschuldigung dafür, dass er seiner Freundin nicht gut genug gewesen war. Frank wusste, dass es lieb gemeint war, aber es verletzte ihn.

„Obwohl…“

Gerard sollte einfach die Klappe halten, dachte Frank und Gerard schien das zu spüren, doch er wollte ja stark sein, also redete er unbeirrt weiter.

„… es mir eigentlich eher Leid tut, dass ich so scheiße zu dir war.“

„Wann? Wie meinst du das?“

„Naja, erstmal natürlich das eben on stage. Der Schlag und das mit dem Mikrophonständer. Echt. Es tut mir so Leid, es ist mit mir durchgegangen.“

Franks stimmte die Gitarre.

Und er blinzelte, blickte an die Decke.

Stark sein, dachte er, stark sein. Frag es nicht…!

„Tut es dir nur Leid, wegen Jamia?“

Er hatte es doch gesagt und wollte sich jetzt gerne Ohrfeigen. Doch das sähe seltsam aus, also spannte er seinen linken Arm an, den er sich eben aufgekratzt hatte und genoss das Pochen, den Schmerz.

Gerard fühlte sich derweilen ziemlich hilflos.

Er wollte nicht lügen.

Er hätte sich niemals entschuldigt, hätte er das mit Jamia nicht gehört.

Er wollte nicht lügen.

Aber irgendwie war das auch nicht wahr, immerhin tat ihm das mit dem Mikrophonständer leid.

Er wollte nicht lügen.

Doch war sich Gerard bewusst, dass er es tun müsste. Um Franks Vertrauen zu bekommen, um zu ihm durchzudringen.

Er wollte nicht lügen, doch er würde es müssen. Um stark zu sein.

„Ja.“

„Dacht ich mir.“

Frank stand auf, die Gitarre immer noch in der Hand und ging an Gerard vorbei.

Stürmen würde vielleicht besser klingen, aber er stürmte nicht, er ging nur, gerade zu schlendernd, aber viel trauriger.

Er traf Gerards Seite mit der Gitarre.

Dann verließ er den Raum und ließ ihn zurück.

Ließ den schwachen Gerard zurück.

Den schwachen Gerard, der noch nicht einmal für seinen besten Freund lügen konnte.

Gerard fühlte sich schlecht. Schlecht und schwach, obwohl er das eigentlich nicht war.

Eigentlich war es ziemlich stark gewesen, nicht zu lügen, sondern die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie Frank verletzen würde. Es war mutig. Und stark, doch das begriff Gerard nicht.

Denn Gerard machte sich lieber wieder selbst schlecht.

Das war Gerards Schwäche, sich für jeden Fehler, egal wie klein und unbedeutend er war, fertig zu machen. Eigentlich war immer Frank da gewesen, um ihm die Flausen auszutreiben und zu sagen, dass er kein schlechter Mensch war. Das war eine der Situationen, in der Frank stark gewesen war, für Gerard.

Doch diesmal hatte Gerard den Fehler bei Frank gemacht, der momentan nicht die Kraft hatte für einen anderen stark zu sein, auch wenn er sich das aufs sehnlichste wünschte.
 

Frank wusste gerade nicht wirklich wo er hinsollte, seinen eigentlichen Ruheplatz hatte Gerard ihm gestohlen. Da wäre noch die Sache mit der Dusche, die er auch noch nicht genommen hatte, doch dafür musste er ins Badezimmer. Und da war der Spiegelschrank. Mit der Aspirindose, die eigentlich schon leer war und nur als Tarnung diente. Für die Rasierklinge.

Und schwach wie Frank gerade war, wusste er, dass er der Versuchung nicht widerstehen könnte, aber grade noch stark genug, nicht ins Bad zu stürzen, also entschied er sich einfach schlafen zu gehen.

So stürzte er aus dem Hintergebäude der Bühne, auf der sie eben aufgetreten waren, nickte einigen Bekannten zu, die sich vor der Tür tummelten und schlich sich zum Tourbus, den er möglichst unbemerkt betreten wollte.
 

Im inneren hockte die Band, ausgenommen Gerard und Frank natürlich, die ja damit beschäftigt waren, sich zu streiten.

Während Ray und Bob wieder einmal eine harte Runde ‚Guitar Hero’ zockten, sich dabei gegenseitig kitzelten, herumschupsten und überhaupt überall schummelten, wo man nur schummeln konnte, hockte Mikey stumm über einer großen Tasse schwarzen Kaffee und dachte nach.

Das tat Mikey oft, sich seinen kleinen Kopf über Gott und die Welt zu zerbrechen.

Er sorge sich zuviel, meinte Gerard immer.

Wenn es mal zu viel wird, könnte er jederzeit mit ihm reden, hatte Frank gesagt.

Doch Mikey interessierte es nicht. Er dachte gerne nach, wusste genau, wann er sich übersorgte und wann zu Recht. Er konnte es gut kontrollieren und wenn es nicht mehr so einfach war, ging er halt zu Alicia, die ihm dann half Dampf abzulassen.

Jetzt gerade dachte er über Frank nach. Seine Trennung mit Jamia, sein gekünsteltes Lächeln. Ja, Mikey hatte es durchschaut, schon lange, aber er kam nicht zu Frank durch, dass schaffte nur Gerard und der war zu blind.

Und er dachte über seinen Bruder nach. Seine dumme Aktion auf der Bühne eben.

Und er dachte über Frankie und Gerard nach. Über ihre früher so wunderbare Freundschaft. Und über die tiefe Kluft, die sich mittlerweile zwischen ihnen gebildet hatte.

Mikey hatte auch dies bemerkt. Er war ein exzellenter Beobachter.

So verstand er auch gleich, dass Gerard und Frank sich nicht vertragen hatten, als er nur ein schlurfendes Schuhpaar vernahm und nicht zwei. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und konnte gerade noch die Gestallt von Frank erkennen, der darauf aber gleich in den Schlafbereich verschwand.

Also stellte Mikey die Kaffeemaschine erneut an, kramte in dem Vorratsschrank des Busses, der grundsätzlich nur gefüllt mit Süßigkeiten war, bis er eine Packung Skittels fand, ehe er sich wieder fallen ließ und wartete. Auf seinen Bruder.

Das Way-Aufmunterungs-Komitee.
 


 

Gerard nahm, hingegen Frank, doch noch eine Dusche. Er fand es ziemlich luxuriös, dass sie in dem Bühnenhaus einen Umkleideraum plus eigener Dusche bekommen hatten. Das war selten aber eine willkommene Abwechslung, denn Gerard hatte die kleine, enge Busdusche satt und immerhin würden sie drei Tage hier bleiben.

Gott sei dank. Dann könnte er morgen seinen vergeigten Auftritt wieder gut machen. Mit dem Gedanken beruhigte er sein schlechtes Gewissen, als er die Dusche betrat, es extra vermied in den Spiegel des Schrankes, den sie heute bei der Ankunft alle beladen hatten, zu werfen. Er wusste, er musste schrecklich aussehen, was er auch irgendwie tat, allerdings war er nichts im Vergleich zu Frank war, der wahrscheinlich einen Schlag bekommen hätte, hätte er in den Spiegel geschaut. Aber das hatte er ja nicht, wir wissen wieso.

Gerard genoss, wie das heiße Wasser sich den Weg über seinen Körper bahnte.

Unbewusst wanderte sein Blick zu seinen vernarbten Armen. Es war lange her gewesen, dass er sich das letzte Mal selbst verletzt hatte und er hatte seitdem nie mehr ansatzweise einen Drang dazu verspürt. Auch jetzt nicht. Vielleicht war jetzt auch nicht alles goldig, aber er hatte gelernt, dass dies kein Weg war.

Er wünschte sich, dass Frank das auch einsehen würde.

Gerard hatte immer gedacht, dass Frank ebenfalls darüber hinweg war, sogar schon um einiges länger als er selbst, aber das Bild eben hatte Zweifel erweckt.

Aber Frank lachte immer so viel, wirkte so glücklich, es musste einfach einmalig gewesen sein, dachte er. Er hatte damit zwar Recht, doch hatte er nicht erkannt, dass Frank nur glücklich wirkte, es aber bei weitem nicht war.

Wieder überkam Gerard der sehnliche Wunsch, seinen Freund einfach in die Arme zu schließen, ihm zu versichern, dass er für ihn da war. Er entschloss sich, auf keinen Fall aufzugeben und das ganze am Besten noch morgen früh zu klären um am Abend wirklich ein gutes Konzert geben zu können, um endlich sein Gewissen zu beruhigen.

Er würde Frank morgen einfach irgendwo festnageln und ihn mit einem ‚verlorenes Hündchen Blick’ rumzukriegen. Das hatte bis jetzt immer funktioniert.

Ach, wenn es doch nur so einfach wäre.

Gerard vergas, dass es sich bei seinen anderen Wünschen immer um etwas Spaßiges gehandelt hatte, nicht darüber ihm seine Sorgen zu erzählen.

Denn Frankie redete nicht gerne über sich selbst und schon gar nicht über seine Probleme, aber das war Gerard nie wirklich aufgefallen, weil der Gitarrist ja immer gut gelaunt war und kaum ernstzunehmende Probleme zu haben schien.

So dreht sich alles im Kreis.

Zu passend, dass Gerard gerade die Zeile

Round we go round again in circles

play this game over again
 

aus dem Lied ‘Greener With The Scenery’ von ihren Kollegen und guten Freunden the Used, sang.

Er dachte eigentlich, dass die Dusche etwas bewirkt hatte, doch er sah immer noch aus wie eine Moorleiche und fühlte sich auch so, doch Gerard hatte sich mittlerweile an den Anblick gewöhnt, also öffnete er ohne große umschweife den Spiegelschrank und kramte nach einer Packung Aspirin.

Im hinteren Drittel fand er eine, die er hervorzog.

Und beinahe hätte er sie geöffnet, hätte er nicht das auf den Deckel geschmierte ‚Frank’ gelesen.

Da lag ein Geheimnis, so offen, naja irgendwie auch verschlossen, vor ihm, doch Gerard bemerkte es nicht.

Kritisch musterte er das Haltbarkeitsdatum, welches schon lange abgelaufen war, erinnerte sich aber daran, dass Frank gerne auch andere Medikamente in alte Dosen steckte, also stellte er sie zurück.

Ahnungslos.

Wieder eine Chance verpasst das Schlimmste zu verhindern. Es war einfach nicht Gerards Tag.

Das dachte dieser auch, allerdings weil er keine anderen Aspirin fand und sich schließlich so, mit den Kopfschmerzen auf dem Weg zum Tourbus machte.
 


 

„Du schummelst!“

Die harte Anklage gegen Bob Bryar. Wie wird er reagieren?

„Klar!“

Er gesteht.

„Du aber auch!“

Und klagt ebenfalls an.

„Hmpf“

Ja, Ray schummelte auch, aber offensichtlich nicht so gut wie Bob, denn er hatte schon den vierten Song in Folge verloren. Ein Gittarist von einem Drummer bei einer Gitarrensimulation geschlagen. Interessant.

Allerdings nicht ganz so interessant wie der niedergeschlagene Gerard Way, der die Tür zu dem Tourbus aufschwang.

Seien wir ehrlich, wir selbst haben lieber ein lustiges Leben, aber ergötzen wir uns doch mehr an Serien und Büchern, die über Dramas und zerbrechende Freundschaften gehen, als über die, die von ein paar lustigen Menschen mit zweitklassigen Witzen handeln?

Der Mensch ist halt doch bösartig.

Also schwenken wir zu Gerard, der mit einem erwartungsvollen Blick Mikeys in der Küche empfangen wird.

„Offensichtlich dumm gelaufen?“

Gerard nickte, ließ sich auf den Stuhl fallen und nahm dankbar die Tasse Kaffee entgegen, auch wenn er sie lieber nicht trinken sollte, wenn er diese Nacht noch schlafen wollte. Obwohl, Gerards Blut bestand schon beinahe aus Kaffee, soviel wie er trank, das wirkte der nicht mehr so stark.

„Was ist passiert?“

Gerard schüttelte sich bei dem Gedanken und griff dann in die bereitgelegte Tüte Skittels, ehe er von dem aufgezehrten Frank berichtete, dem plötzlichen Stimmungsschwank und dem Wortgefecht, welches Gerard verloren hatte.

Gedankenverloren fasste er sich an die Seite, dahin wo Franks Gitarre ihn getroffen hatte und zuckte leicht zusammen. Das gäbe einen blauen Fleck, der allerdings nichts im Vergleich zum Auge des Gitarristen, das Gerard demoliert hatte, morgen sein würde.

Während Gerard sich selbst etwas bemitleidete, kämpfte Mikey mit sich selbst.

Er könnte Gerard von seiner Beobachtung erzählen, davon, dass Frank schon lange nicht mehr ehrlich lächelte.

Doch er ließ es sein. Er dachte, dass der Sänger es selbst herausfinden müsse.

Vielleicht hätte Mikey einmal nicht so viel denken sollen.

Aber er hatte es getan.

Und es nicht gesagt.

Und damit vielleicht einen Fehler begangen.

Vielleicht auch nicht.

Vielleicht müssen wir einfach abwarten.

Wir werden schon sehen…

Thanks to Windy <3
 

...
 

Gerard hatte beinahe zwei Stunden sein Herz bei Mikey ausgeschüttet, der schweigend zugehört hatte.

Der Bassist war müde und versuchte es mit Kaffee, doch auch dieser versagte bald seinen Zweck, also kämpfte er alleine weiter, bis auch Gerard einsah, dass Schlaf notwendig wurde.

Nun war es weit nach Mitternacht. 03:45 Uhr um genau zu sein.

Während sein Bruder versuchte auch Ray und Bob zum schlafen zu animieren, schlich Gerard in den Schlafbereich.

Es hatte ihm gut getan, mit Mikey zu reden.

Irgendwie war es allerdings auch schmerzhaft, mit ihm reden zu müssen und nicht mit Frank reden zu können.

Gerard lauschte in die Finsternis, konnte aber keinen Laut von dem Gitarristen vernehmen, nahm also an, dass dieser schlief.

Wie vielleicht schon aufgefallen, Gerard war ein wenig naiv.

Der Sänger schlüpfte schnell aus seinen Sachen, warf sie irgendwo in die Dunkelheit, hier zog sowieso jeder was von jedem an, tastete in seiner kleinen Koje nach seinem alten Schlafshirt und schmiss sich, in Boxershorts, in sein weiches Bett.

Ein Hotelbett wäre auch mal wider nett, dachte er und dieser Eindruck bekräftigte sich, als ihm auffiel, dass Frank die Koje hinter ihm hatte.

Sie lagen Kopf an Kopf.

Es erfüllte ihn mit Kummer.

Früher waren sie oft mitten in der Nacht zusammen in ein Bett geschlüpft, hatten Kaffee geschlürft und geredet. Gerard hatte von seinen Problemen erzählt, Frank hatte zugehört und ihn angelächelt. Wie er immer lächelte.

Sich hinter der Maske versteckt hatte, stark gewesen war, sich selbst langsam zu Grunde richtete, während der Rest der Band in ihren Kojen ruhig schlummerte.

Schade, dass Gerard es damals nicht begriffen hatte. Vielleicht würde es dann in Frank jetzt ganz anders aussehen, nicht so kaputt, wie er zu sein schien.

Gerard seufzte.

Irgendwie vermisste er sein altes Verhältnis zu Frank.

Es war ihm nie wirklich aufgefallen, dass sie so voneinander abgedriftet waren und wirklich bewusst, wie weit weg sie voneinander waren, war er sich immer noch nicht, aber wenigstens hatte er erkannt, dass sich etwas verändert hatte.

Und das gefiel ihm nicht.

Ganz und gar nicht.
 


 

Gerard war leicht davon gedöst, als der Rest der Band den Schlafbereich betrat.

Nachdem Ray Bob bei ‚Donkey Kong Jungle Beat’, einer faszinierenden Bongotrommelsimulation, geschlagen hatte und damit seine Guitar Hero Niederlagen verkraften konnte, hatten sie sich auch endlich bereiterklärt, schlafen zu gehen.

Die Beiden waren sich im Klaren darüber, dass Schlaf für sie unglaublich wichtig war, aber jeder hatte seine Schwäche. Ihre lag halt in Konsolenspielen.

Schwerfällig kletterten sie in ihre Kojen.

Gerard schreckte von dem Geräusch seiner knautschenden Matratze auf.

Mikey folgte den Beiden nicht.

Er war bei weitem nicht so naiv wie sein großer Bruder.

Sich vor Franks Koje hockend, zog er dessen Vorhand langsam zur Seite.

Ein übermüdeter Frank sah ihn an. Tiefe Ringe unter den rot geweinten Augen.

„Hey, alles okay?“

Franks Stimme krächzte. Backround würde er morgen sicherlich nicht singen.

Mikey schüttelte nur den Kopf, suchte in der Dunkelheit nach Franks Hand und drückte sie leicht. Sie war ganz kalt.

„Frank, versteck es nicht. Du brauchst nicht stark zu sein.“

Mikey flüsterte.

Er wusste, dass seine Worte nichts bewirken würden. Er war nicht Gerard.

Frank fuhr ihm über seine Haare.

„Mach dir keine Sorgen. Es ist schon gut so.“

Mikey seufzte. Es war nicht gut so, doch blieb ihm nichts anderes übrig, als matt zu lächeln.

Sein gespieltes lächeln war nicht halb so perfekt wie Franks.

„Schlaf gut Frank.“

„Du auch.“

Voller Kummer zog Mikey den Vorhang wieder zu und legte sie schließlich auch in seine Koje und kramte seinen iPod hervor. Um nachzudenken.

So klinkte auch er sich aus.

Ray schlief, Bob schnarchte leise.

Gerard war hell wach.

Genau wie Frank.

Kopf an Kopf lagen sie da, nur getrennt durch eine dünne Platte Holz.

Körperlich so nahe, im Geiste so weit voneinander entfernt, auch wenn sie beide aneinander dachten.

Je länger Gerard die Sache überdachte, sie hin und her drehte, versuchte sie von allen Seiten zu betrachten, umso mehr kam vor allem ein Gefühl in ihm auf.

Angst.

Angst um Frank.

Der Treuebruch Jamias musste ihn sehr viel Kraft gekostet haben.

Gerard verstand, dass er Frank aufzehrte. Aber das würde vorbeigehen.

Er müsste seinem besten Freund nun nur beistehen, ihn über seine Trennung hinweghelfen und dann würde alles wieder gut werden.

Naiv, nicht wahr?

Gerards wirklicher Fehler war ein einfacher. Er wollte die Brennnessel ausrotten, indem er sie abschnitt, missachtete dabei aber, dass sie sich durch Wurzeln vermehrte.

Die Logik dahinter war eine einfache.

Franks wirkliches Problem lag nicht an der Oberfläche. Es war fest verankert und außerhalb des Sichtbaren.

Wenn Gerard Frank helfen wollte, müsste er das Problem an der Wurzel packen.

Doch er verstand ja nicht.

Doch er könnte es verstehen.

Denn Gerard war nicht auf den Kopf gefallen.

Und dies wusste auch Frank. Und deswegen sorgte er sich auch.

Er spürte, dass Gerard ihn durchschauen könnte. Und Gerard war nicht Mikey.

Gerard würde ihn nicht lassen, wenn er raus finden würde, dass Frank nicht wirklich lächelte.

Er war der Typ Mensch, der es schaffen würde, seine Maske brechen zu lassen.

Nein, er war nicht ‚der Typ Mensch’, er war Gerard.

Und dieser war sich seiner eigentlichen Macht über Frank gar nicht bewusst.

Sich nicht im Klaren, über die starke Wirkung, die er auf seinen besten Freund hatte.

Das er alleine die Kraft dazu hätte, seine Maske zu brechen.

Aber wie sollte das schon gehen, wenn er sie nicht mal erkannte?

Und Frank war das mehr als Recht.

Er wollte lieber mit seiner Maske leben, darunter kaputt gehen, auch wenn er dieses niemals zugeben würde. Denn er war ja stark.

Seine Maske ablegen würde bedeuten, den wahren Frank der Außenwelt zu präsentieren.

Den Frank, den niemand jemals akzeptiert hatte.

Den Frank, den niemand jemals geliebt hatte.

Den Frank, den Gerard niemals kennen gelernt hatte.

Ja.

Frank war sich sicher, dass ihre Freundschaft diesen Frank nicht überleben würde.

Er hasste diesen Frank.

Damit hasste er sich selbst.

Und bemerkte dieses noch nicht einmal.
 

„Hey“

Frank fuhr zusammen.

Gerard.

„Bist du wach?“

Frank blickte auf seine Handyuhr.

Es war halb fünf in der Früh.

Heute hätten sie noch zwei Interviews, die den gesamten Morgen und Vormittag einnehmen würden. Und dann, um 16Uhr war Soundcheck, um 19:45Uhr wäre ihr Auftritt. Sie würden sieben Songs spielen.

Und Franks Energie war gleich null.

Er sollte schlafen.

Wirklich. Und wenn er wüsste, was ihm morgen passieren würde, hätte er auch geschlafen, notfalls mit Schlaftabletten.

Doch Frank war kein Hellseher.

Ebenso wenig Gerard, der Frank nicht angesprochen hätte, hätte er gewusst, worauf das Gespräch hinauslaufen würde. Hätte er gewusst, dass es ihn verletzen würde.

Denn Gerard war schwach, wollte Schmerzen von sich fern halten.

Doch manchmal ließ sich dem Schmerz nicht ausweichen.

Und manchmal brauchte man selbst Schmerz, um den Schmerz eines Anderen zu erkennen.

„Ja. Ich bin wach.“

Gerard grinste in sich hinein.

Die nächsten Worte bedeuteten ihm viel.

Er schwieg einen Moment, sammelte ein wenig Kraft.

„Frank?“

„Mh?“

„Du bist mein bester Freund. Ich hab dich sehr lieb.“

„Gut zu wissen.“

Gerard war verwirrt.

„Frank?“

„Mh?“

„Hast du mich auch lieb?“

„Ich kenne dich.“
 

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Irgendwie doof, oder? -.-

Ich musste irgendwie immer an Sido und seine dumme Maske denken xD Kein Wunder, dass das Kapitel so doof geworden ist.

xoxo

„Wie meinst du das?“

„So wie ich es gesagt habe.“

„Aber ich versteh es nicht.“

„Du verstehst vieles nicht, Gerard Way.“

„Aber-“

„Nichts aber, schlaf jetzt, wir haben einen langen Tag vor uns.“

„Frank?“

„Was?“

„Hast du mich nicht lieb?“

„Schlaf jetzt.“

Ein stechender Schmerz.

Um Franks rechtem Auge.

An Gerards Seite.

An Franks linkem Arm.

In Gerards Herzen.

„Gute Nacht, Frankie“

Er erhielt keine Antwort.

Es verletzte ihn.

Er sah nicht, wie eine Träne sich den Weg über Franks Wange suchte.

Wie eine weitere folgte.

Bis er schließlich von einem stummen Heulkrampf geschüttelt wurde.

Und dieses mal war keine Träne davon für Jamia.
 

...
 

„Gerard, komm, wir müssen in zwanzig Minuten los“

Gerard öffnete langsam seine schweren Lider.

Er wusste gerade nicht, wer geschweige denn wo er war.

Ein starke Kaffee a la Way würde dies aber wieder einrenken.

Bob hockte vor Gerards Koje und grinste ihn verschmitzt an.

„Komm, auf mit dir, sonst hast du keine Zeit für Kaffee mehr.“

Sofort setzte Gerard sich auf, schob Bob beiseite um sich aus der Koje zu schwingen.

Er taumelte leicht, fasste sich aber schnell und schlüpfte ohne hinzusehen in irgendwelche Anziehsachen.

Er hatte sogar Glück. Die Hose war seine, der Hoodie, den er sich über das Shirt zog, auch.

Nur das Shirt war nicht seins.

Doch er hatte zu wenig geschlafen um dies zu bemerken.

So wankte er in die Küche, raunte ein ‚Guten Morgen’ zu Ray und Mikey, der einen Kaffee für ihn bereit hielt.

Um zu Mikey zu kommen, musste er an Frank vorbei.

Neben ihm blieb der Sänger kurz stehen und hauchte ihn ein Kuss auf die Wange, ehe er seinem verdutzen Bruder den Kaffee aus der Hand nahm.

Schluck eins.

Genau, er hieß Gerard Way.

Schluck zwei.

Er befand sich im Tourbus seiner Band ‚My chemical Romance’.

Schluck drei.

Er trank gerade Mikeys Kaffee.

Schluck vier.

Dies war ihm herzlich egal. Er wehrte sich ja nicht, glotze ihn nur so seltsam an.

Schluck fünf.

Den Kerl, den er eben aus Gewohnheit ein guten Morgen Kuss gegeben hatte, war Frank. Sein bester Freund.

Schluck sechs.

Mann sollte dazu sagen, dass er sich bei Schluck sechs verschluckte.

Denn bei diesem Schluck viel ihm der gestrige Tag wieder ein.

Er warf einen Blick zu Frank. Dieser einen zu Gerard.

Sie sahen sich in die Augen.

Versanken in den jeweils anderen.

Es schien fast eine Ewigkeit zu dauern, doch Frank riss sich schließlich los und starrte auf seine Schuhspitzen.

Gerard schlürfte seinen Kaffee und kam sich reichlich dumm vor.

„Hey Jungs, seit ihr bereit?“

Ein enthusiastischer Brian betrat den Raum, indem eine mehr als bedrückende Stimmung herrschte.

„Alles klar hier?“

Der Manager wusste selbst, dass dies eine unnötige Frage war, selbstverständlich war nicht „alles klar“, aber er hatte das Gefühl die Stille durchbrechen zu müssen.

„Also“

Er zog das ‚o’ in die Länge. Früher hatte Frank dieses lustig gefunden, es war einfach Brian, doch jetzt nervte es ihn.

Er war so müde.

Kein Auge hatte er zugetan, nur geweint.

Solange bis er der festen Ansicht war, dass er ausgetrocknet war.

Und so fühlte er sich jetzt auch.

Ausgetrocknet und leer.

„Frank, hörst du?“

Der Angesprochene fuhr zusammen und blickte seinen Manager an. Der Blick sollte entschuldigend sein, aber er war ausdruckslos.

Als Brian seinen geschätzten Gitarristen erblickte, erschrak er.

Frank hatte dunkle, tiefe Augenringe und vom weinen verquollene, gerötete Augen.

Er wirkte unglaublich müde. Und so verletzlich.

Er war nicht der starke Frank der letzten Jahre.

Brian hatte nicht nur eine Beziehung mit der Band, die beruflich war, er fühlte sich auch privat für sie verantwortlich. Sie waren seine Schützlinge.

„Frank, willst du für heute vielleicht frei machen? Ich würd das schon hinkriegen von wegen Interviews und so.“

Frank lächelte. Dieses mal sogar beinahe ehrlich.

Er fand es lieb von Brian, dass er sich um ihn sorgte.

Er hatte keinen Blick in den Spiegel geworfen, doch wenn ein Blick von Brian in sein Gesicht schon solche Sorge hervorrief, musste er echt scheiße aussehen.

Tat er auch.

Frank war beinahe versucht, dass Angebot anzunehmen, doch wollte er niemanden zur Last fallen.

„Schon okay“

Scheiße, dachte er, wieso klang seine Stimme nur so schwach und zerbrechlich?

„Ich gehe mit.“

Brian musterte ihn kritisch, doch er wusste, dass man Frank von einer getroffenen Entscheidung kaum abbringen konnte. Nicht, wenn man nicht Gerard war.

Ja, selbst Brian wusste, welchen Einfluss Gerard auf seinen besten Freund hatte.

Eigentlich wusste es jeder.

Nur Gerard nicht.

„Naja, wenn du meinst. Also ich dachte, wir teilen euch auf. Wir haben drei Interviews. Eins macht ihr zusammen, für die anderen Teilen wir euch auf.“

Oh nein.

Das dachten in diesem Moment sowohl Frank, als auch Gerard.

Sie warfen sich einen kurzen Blick zu. Ohne Ausdruck, beinahe unbedeutend, wäre da nicht diese eine Tatsache. Die Tatsache, dass sie beste Freunde waren und sich ansahen, wie als wären sie Fremde.

„Mh, sagt mal, Frank, Gerard, bei euch ist doch alles klar, oder? Also zwischen euch.“

Brian musterte sie kritisch.

Gerard sah verstohlen hinüber zu Frank.

Er würde nicht antworten, diese Aufgabe ließ er Frank.

Es war an ihm zu entscheiden, ob „alles klar“ zwischen ihnen war.

Das es das nicht wahr, wussten sie Beide.

Es ging nur darum ob Frank lügen würde, oder nicht.

„Ja, wieso?“

Er entschied sich für die Lüge.

Sie war einfacher, als die Wahrheit.

Was sollte er denn groß sagen?

Nein, es ist nichts klar zwischen uns, wir haben gerade drastische Kommunikationsprobleme und ich habe Angst, dass Gerard mich durchschaut?

Wohl kaum.

Das Gerard leise begann „Lies“ von Billy Talent zu summen, wurde großzügig ignoriert.

„Ach, wegen der Sache on Stage gestern... Dein Auge ist übrigens ziemlich...“

„...zermatscht“

beendete Bob grinsend.

Frank befühlte Besagtes vorsichtig und zuckte zusammen.

Autsch.

Auch Gerard betrachtete Franks Auge. Es war ihm eben gar nicht aufgefallen, viel zu abgelenkt war er von den dunklen Augenringen, den blutunterlaufenden Augen gewesen.

Es sah wirklich unschön aus. Ganz blau und grün, allerdings nichts, was man mit ein wenig Make up nicht retuschieren könnte.

Unbewusst hob Gerard seinen Hoodie und das Shirt darunter an, um die Stelle zu betrachten, die gestern nähere Bekanntschaft mit Franks Gitarre gemacht hatte.

Auch dort war ein großer, blauer Fleck entstanden.

Frank sah ihn.

Und hasste sich dafür.

„Tut mir Leid.“

Er murmelte nur, blickte weiterhin stur auf seine Fußspitzen.

Gerard blickte überrascht auf.

Es rührte ihn.

„Kein Ding.“

Gerard grinste verschmitzt.

Er hatte diese plötzlich Eingebung, dass es an ihm war, zu handeln.

Applaudieren wir.

Schwungvoll ließ er sich neben seinen besten Freund auf der kleinen Bank nieder, strich ihm die Haare aus dem Gesicht und berührte sanft sein geschwollenes Auge.

„Das tut mir Leid“

Frank erzitterte unter der Berührung.

Gerard war irgendwie ein Idiot.

Er gab Frank jetzt die Nähe, die letzte Woche gebraucht hatte und jetzt nicht mehr wollte.

Doch es war ja Frank, also lächelte er.

„Kein Ding“

Gerard lächelte zurück.

„Naja“

Brian.

Gerard hätte ihm gerade gerne eine reingehauen.

„Wenn das hier alles kein Ding ist, könnt ihr Beide ja wie geplant ein Interview geben und Mikey, Ray und Bob eins.“

Oh nein, dass war nicht das, was Frank gewollt hatte.

Den halben Morgen mit Gerard verbringen?

Naja, beschissen ging es ihm eh schon, dachte er, wirklich schlimmer konnte es auch nicht werden.

Gerard sah der Sache ähnlich locker entgegen, allerdings dachte er, dass es ja nur besser werden konnte.

Alles ein Ding der Einstellung.
 

...
 

„Ah, da kommen sie ja!“

Die überdrehte Interviewerin erhob sich von ihrem Plastikstuhl um Gerard und Frank entgegenzukommen.

„Ich bin Kate.“

Sie strahlte nur so, als sie den Beiden die Hand reichte

Gerard strahlte nicht zurück, lächelte aber wenigstens.

Frank schüttelte nur, ohne das Gesicht zu verziehen, die Hand, doch Kate ließ sich dadurch nicht beeindrucken. Sie hatte schon ganz andere Gäste gehabt.

Außerdem sah Frank wirklich übel aus.

„Lange Nacht gehabt?“

Sie grinste ihn frech an und auch Frank lächelte verschmitzt zurück.

„Könnte man so sagen...“

„Ihr solltet heute Abend aber fit sein“

Der mahnende Unterton entging ihnen nicht.

„Und wieso nicht?“

Sie grinste Frank an, ehe sie etwas aus ihrer Hosentasche kramte.

Stolz hielt sie ihnen das Stück Papier entgegen.

„Weil ich Karten hab für heute Abend habe.“

Sie lachten.

Kate echt. Gerard echt. Frank unecht.

Aber das überrascht uns ja nicht mehr.

Gerard hingegen schon.

Es kam ihm spanisch vor, dass Frank lachte.

Und dann lächelte er, beugte sich zu Frank und flüsterte ihm ins Ohr.

„Du lachst gar nicht wirklich, oder?“
 

...

„Du lachst gar nicht wirklich, oder?“

Frank erstarrte, blickte Gerard an.

Und dieser erschrak.

Pure Angst lag in den Augen seines Freundes.

„Frank?“

Gerard durchbrach die Stille.

Kate sah verwirrt zwischen den Beiden hin und her. Daran, dass dies Stoff für eine Top Story werden könnte, dachte sie nicht.

Sie sah nur die Angst in Franks Augen.

„Frank? Was ist?“

Frank begann zu zittern.

Er biss sich auf seine Unterlippe. Sie platze auf. Blutete.

„Frank, verdammt noch mal!“

Franks Zittern wurde zu einem regelrechten Schütteln.

Gerard übermahnte die Panik.

Er verstand die Welt nicht mehr.

Wieso riefen diese paar simplen Worte so eine Reaktion bei Frank hervor?
 

„Was ist denn nur los mit dir?“

Gerard litt.

Frank spürte dies, auch wenn er ihn nicht ansah.

Er wusste, dass sich dieser Satz nicht nur auf die jetzige Begebenheit in dem kleinen Studio bezog. Sie bezog sich auf die vergangenen Wochen in denen er sich immer mehr abgeschottet hatte.

Eigentlich wollte Frank jetzt stark sein, aber er konnte nicht.

Es war zu spät.

Gerard hatte ihn durchschaut.

Jetzt würde alles vorbei sein.
 

„Ich erkenne dich nicht mehr wieder.“

Gerard vergaß, dass sie hier für ein Interview waren.

Er ignorierte den vollkommen überforderten Blick der Moderatorin.

Und er konnte ihn nicht unterdrücken.

Den vorwurfsvollen Tonfall der bei seinen Worten mitschwang.

Frank hatte aufgehört zu zittern. War ganz ruhig geworden.

Er stand einfach auf, stieß seinen Stuhl dabei zu Boden.

Riss seinen Kaffee, den er auf dem Boden platziert hatte, um.
 

Die braune Brühe verteilte sich über den Boden, gab ein platschendes Geräusch von sich, als Franks Chucks hindurch wateten.

Er war aufgestanden und ging.

Gerard blickte ihm hinterher.

Kate blickte ihm hinterher.

Frank trat durch die Tür des kleinen, warmen Zimmers in den kalten Flur.

Er ging den Gang hinab.

Lief an Brian vorbei, der sich frischen Kaffee geholt hatte.

Brian blickte ihm hinterher.

Die Zeit schien still zu stehen.

Bis die Tür plötzlich wieder aufschwang.

Gerard hinausstürmte.

Franks Namen schrie.

Bis dieser stehen blieb.

Gerard anblickte.

Tränen in seinen Augen.

Und dann den Kopf schüttelte.
 

„Frank.“

Frank sah ihn aus traurigen Augen an.

Gerard verstand es nicht.

Er verstand nicht was seine Worte bei Frank ausgelöst hatte.

Er fühlte sich dumm.

Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er in letzter Zeit fast nichts verstand.

„Rede mit mir.“

Frank blickte zu Boden.

Eine der Neonröhren, die den Gang mit ihrem kalten Licht durchfluteten, war defekt und zitterte.

Er ballte seine Hand zur Faust.

Und dann verstand er, was zu tun war.

Fest sah er Gerard in die Augen.

„Nein. Ich will nicht reden.“

Frank war es wie Schuppen von den Augen gefallen.

Es war eigentlich ganz einfach.

Wenn er nicht wollte, dass seine Maske brach, musste er einfach Gerard von sich stoßen.

Toller Einfall.

Im Grunde wusste Frank selbst, dass das so nicht funktionieren würde.

„Auf jeden Fall nicht mit dir.“

Schmerz.

Mehr fühlte Gerard nicht.

Hass.

Mehr fühlte Frank nicht.

Hass auf sich selbst.

„Mach das Interview alleine. Ich bin zum Gig wieder da.“

Damit wandte er sich ab und ging.

Ließ den verletzten Gerard zurück.
 

...
 

„Gerard?“

Brian hatte sich aus seiner Starre gerissen und war den beiden gefolgt, fand allerdings nur den Sänger vor, der wie paralysiert einen Punkt im Nirgendwo anstarrte.

„Was war das?“

Gerard blickte seinen Manager ausdruckslos an.

Was das gewesen war? Gerard hatte keinen blassen Schimmer.

Was zu Hölle war nur mit seinem besten Freund los?

Gerard zweifelte stark daran, dass es nur mit Jamia zusammenhing.

Da war mehr, dass spürte er.

Doch Frank hatte ihm ja nur zu deutlich klargemacht, dass er mit Gerard nicht darüber reden wollte.

„Gerard?“

Brian war besorgt.

Erst der vollkommen fertige Frank heute morgen, jetzt Gerard, der fürchterlich zu zittern begann.

Der Sänger suchte verzweifelt.

Verzweifelt nach dem Punkt in seinen Erinnerungen, an dem Frank und er auseinander gebrochen waren. Den Punkt, an dem alles gekippt war.

Gerard hatte eines verstanden.

Zwischen Frank und ihm war nichts mehr okay.

Er sackte in sich zusammen, ließ sich auf die Knie fallen.

Und begann zu Schluchzen.
 


 

„Hey, ist das da nicht…!“

„Oh mein Gott, ja! Frank Iero!“

Frank bereute es gerade unheimlich, nicht zurück zum Festivalgelände zurückgegangen zu sein.

Er hatte gehofft, einfach in den Menschenmassen in den überfüllten Straßen unterzugehen, einen Moment jemand anderes zu sein. Jemand ganz gewöhnliches. Jemand, der vielleicht unterwegs war um ein Geschenk für seine Freundin zu kaufen. Jemand, der nicht gerade von einem Interview einer großen, amerikanischen Zeitung geflüchtet war.

Einfach jemand gewöhnliches. Einfach nicht Frank Iero, Gittarist einer erfolgreichen Band.

Frank zog sich die Kapuze seines Hoodies tiefer ins Gesicht, doch er wusste, dass es nichts bringen würde. Sie hatten ihn erkannt.
 

Dumm gelaufen.
 

Nicht das man jetzt denkt, dass Frank seine Fans nicht liebte. Nein, im Gegenteil, doch es gab Momente, indem er sich einfach wünschte, nicht berühmt zu sein. Momente in denen er einfach durch die Öffentlichkeit schlendern könnte, ohne Autogramme zu geben und falsch für Fotos zu lächeln.

Aber er war es nun mal.

„Du bist Frank Iero, oder?“

Frank drehte sich um, sah in das nervöse Gesicht eines der My chemical Romance Fangirls.

Und dann lächelte er.

„Naja, die meisten anderen sagen das, dann stimmt das wohl…“

Das Mädchen kicherte verzückt.

Frank hätte ihr erklären können, dass der Himmel nicht wirklich blau war und sie wäre trotzdem verzückt gewesen.

Er war ja Frank Iero. Berühmt. Süß.

Er konnte sagen was er wollte.

„Darf ich ein Foto mit dir machen?“

„Klar“

Frank legte einen Arm um das Mädchen. Sie hielt die Kamera vor die Beiden.

In dem Objektiv sah er sein falsches Lächeln.
 


 

„Ich beteuere Ihnen, es tut mir wirklich unglaublich Leid, aber wir müssen dieses Interview wohl verschieben“

Brian fuhr sich seufzend durch die Haare, während Kate ihn nur nachdenklich musterte.

Sie war nicht sauer, dass sie das Interview nicht führen durfte, sie hatte sowieso Stoff für eine Topstory geliefert bekommen.

„Wissen Sie denn, was mit den Beiden los ist?“

Brian sah sie verzweifelt an.

„Ich weiß es nicht.“

Er hatte wirklich keine Ahnung mehr, was in der Band passierte.

Die Rangelei gestern auf der Bühne, hatte er nicht wirklich ernst genommen. So was passierte nun mal, wenn man Monate lang aufeinander hockte, da wurde es irgendwann einfach zu viel. Zu mindestens hatte Brian das gedacht, doch ihm war eben schmerzlich klar geworden, dass da mehr war.

Irgendwas funktionierte nicht mehr in der Beziehung von Gerard und Frank.

Brian wurde von dem aufmunternden Schulterklopfen der Moderatorin aus seinen Gedanken gerissen.

„Das wird schon wieder“, meinte sie lächelnd.

Brian hoffte, dass dies stimmte.

„Ich setzte mich mit Ihnen in Kontakt, wenn wir das Interview nachholen können.“

Kate lächelte ihn nur an.

Sie war in Hochstimmung. Ihr nächster Artikel würde der Wahnsinn werden.
 

Seufzend trat Brian aus der Tür, des kleinen Büros.

Gerard saß zusammengekauert an der Wand, so sein Manager ihn verlassen hatte. Allerdings schien er aufgehört zu weinen.

„Gerard?“

Der Angesprochene blickte auf.

Es versetzte Brian einen kleinen Stich, doch professionell wie er war, ließ er sich nichts anmerken.

Es war lange her, dass Brian den Sänger das letzte Mal so richtig verheult gesehen hatte.

Gerard weinte nicht mehr. Er hatte eigentlich keinen Grund dafür.

Er war die Drogen los, den Alkohol. Er hatte Lyn-z. Er hatte eine grandiose Band, einen glücklichen Bruder und einen steht’s gut gelaunten besten Freund… gehabt.

Als Gerard seine Depressionen losgeworden war und wieder begonnen hatte an das Gute im Menschen zu glauben, hatte er sich versteckt hinter einer rosaroten Brille.

Die Brille, die ihm eben heruntergerissen wurde.

„Die Interviews sind abgesagt. Lass uns zum Bus gehen, dann kannst du dich bis zum Soundcheck noch ausruhen.“

„Was ist mit Frankie?“

Brian seufzte.

„Er hat mir eine SMS geschrieben. Bis zum Gig heute Abend ist er zurück. Wir sollen ihn ein wenig Zeit für sich geben.“

Gerard hätte beinahe sarkastisch aufgelacht. Zeit für sich, tse.

Sie hockten jetzt schon geschlagene zehn Monate aufeinander, ohne größere Pausen.

Die benötigte ‚Zeit für sich’ waren da keine paar Stunden mehr.

Gerard ließ sich von dem Manager auf die Beine helfen.

Es tat immer noch weh. Franks Worte hatten ihn verletzt.

Doch etwas war schief für Frank gelaufen.

Denn seine Worte, hatten Gerards Stärke freigelegt.
 

Er wusste, dass etwas mit Frank nicht in Ordnung war und er war entschlossen.

Entschlossen es heraus zu finden.

Oookay, here we go again. Das Kapitel ist so richtig doof und sinnlos, echt, knapp 2000 Wörter aber null Handlung -.-

Enjoy *huuust*
 


 

„Boah Mensch Mikey, soll ich dir die Noten aufschreiben?“

Ray war entnervt. Wirklich entnervt.

Es war nicht besonders leicht ihn zu entnerven, aber wenn man es doch schaffte, war er unausstehlich.

Bob warf ihm einen mahnenden Blick zu.

Der Soundcheck lief miserabel.

Ray war sauer darüber, dass Frank nicht erschienen war und er nun auch noch seine Gitarre fertig machen musste. Die arme Gitarre, die eine riesige Macke und eine nur halb eingespannte Saite hatte.

Ray verstand einfach nicht, was Frank momentan hatte. Warum er sich so gehen ließ.

In diesem Moment war es ihm auch ziemlich egal. Er regte sich einfach nur darüber auf, dass Frank nicht da war.

Doch Frank konnte er nicht anmeckern, also motze er Mikey an, der jeden erdenklichen Ton gerade verschiss.

„Nein, sorry.“

Nuschelte Mikey.

„Dann noch mal, Gerard?“

„Bereit.“

Und so spielte Ray die ersten Takte von ‚the sharpest lives’.

Mikey setzte ein, diesmal endlich richtig.
 

Gerard wurde schlecht.

Dieses Lied würde seit gestern, immer in schlechter Erinnerung bleiben.

Obwohl es ihm eigentlich in Bester Erinnerung bleiben sollte, immerhin hatte es etwas Grundlegendes bewirkt.
 

“Well it rains and it pours

When you're out on your own”
 

„Verdammt noch mal Mikey!“

Ray war vor Wut auf den Bassisten zugesprungen.

Die Mechaniken seiner Gitarre und Gerards Mikrophon stießen aufeinander. Ein ohrenbetäubendes Quietschen folgte. Schnell schirmte Gerard das Mikro ab.

„Was verdammte Scheiße ist los? Kannst du dich mal konzentrieren?“

Mikey blickte ärgerlich auf.

Konzentrieren?

Er sah hinaus in den strömenden Regen.

Der eine und andere Tropfen suchte sich seinen Weg durch das zugefahrene Stadiondach.

Well it rains and it pours.

Wie passend.

When you’re out own your own.

Und das brachte die ganze Sache dann zum Punkt.

Man könnte sagen, er ließ das Fass zum überlaufen.

Mikey hätte jedes Lied halbwegs normal hinbekommen, doch das hier packte er nicht. Wegen dieser dummen zwei Sätze.
 

„Wie verdammt noch mal soll ich mich bitte konzentrieren, wenn Frank irgendwo ganz alleine rum rennt und sonst was anstellt?“

Der sonst so stille Bassist schrie. Ray zuckte überrascht zurück, so kannte er Mikey gar nicht.

„Mein Gott, da rennt der Kerl halt alleine draußen rum. Gott, er ist 26! Ich versteh dein Problem nicht.“

„Genau, du verstehst nichts Ray, überhaupt nichts.“

Zischte Mikey, legte seinen Bass hin und sprang von der Bühne. Direkt in Brian, der dadurch seinen grad geholten Kaffee verschüttete. Mikey nuschelte war von wegen ‚sorry’ und stürmte dann Backstage.
 

Brian blickte von seinem verschütteten Kaffe, zu dem Tontechniker, der wutentbrannt auf ihn zugestapft kam, vermutlich weil er seinen Kaffee über die Unmengen an Kabeln geschüttet hatte, zu seiner Band, die Mikey fassungslos hinterher starrten.

Was war denn jetzt schon wieder los?

Innerlich schwor der Manager sich nie wieder Kaffee zu holen, während die Band arbeitete. Das schien keinem gut zu bekommen.

„Toll! Jetzt können wir gar nicht mehr üben.“

Ray knallte seine Gitarre auf den Boden und fuhr sich entnervt über seinen Lockenschopf.

Man darf es Ray nicht übel nehmen, er war einfach nur überfordert.

Bob und James warfen sich einen kurzen Blick zu, ehe sie beide aufstanden und sich ebenfalls davonstahlen. Auf einen guten Starbucks Kaffee, sie hatten ja jetzt noch genug Zeit.
 

„Hey Jungs, kommt ihr klar?“

Brian ignorierte das Gezeterte des Tontechnikers gekonnt, der sich daran gemacht hatte, die Kabel wieder trocken zu legen.

Gerard und Ray blickten beide auf, nickten synchron und Brian schloss sich James und Bob an. Er wollte erstmal erklärt haben, was gerade passiert war. Außerdem brauchte er einen neuen Kaffee.
 

Ray ließ sich auf den Boden fallen und blickte Gerard verzweifelt an.

„Gee, Mensch, was ist hier denn los? Was ist mit Frankie?“

Gerard sah Ray nur aus großen, traurigen Augen an.

„Ich weiß es nicht…“

Ray sah ihn kritisch an.

Gerard war ein verdammt schlechter Lügner. Das wusste er auch selber.

„Naja, ich weiß es schon, aber…“

„Mh, schon klar, ich bin wieder nicht gut genug, um es zu erfahren. Klar.“

Gerard wusste, dass Ray es nicht so meinte. Ray wusste es auch.

„Es ist was mit Jamia, oder?“

Gerard nickte nur stumm.

Frank war völlig am Ende.

Darunter litt nicht nur er selbst, sondern auch Gerard und Mikey. Und die Band.

Nicht das jemand Frank einen Vorwurf machen wollte, aber es stimmte.

Keiner von ihnen, wollte noch eine Show wie gestern hinlegen, aber alles deutete darauf hin.

„Hey, Ray?“

„Ja?“

„Können wir noch ein paar Songs spielen? Mir ist grad so danach.“

Ray lächelte und griff nach der Gitarre.

„Klar.“
 

Der fluchende Tontechniker zuckte erschrocken zusammen, als die ersten Töne von ‚the sharpest lives’ durch die Halle schallten.

Ganz ohne Fehler, aber ohne Bob, ohne Frank, ohne Mikey.

Es hatte noch nie so schlecht geklungen.
 


 

„Hey, Gerard?“

Gerard ließ den letzen Ton von ‚the ghost of you’ ausklingen und blickte dann zu dem Gitarristen auf.

Sie hatten beide eingesehen, dass ihr Spiel miserabel war, wussten sich allerdings nicht besser abzulenken. So hatten sie weitergespielt, hockten aber mittlerweile auf dem kalten Bühnenboden. Gerard hatte sich an Ray angelehnt, platzierte seinen Kopf wieder auf dessen Schulter.

Lustlos hatten sie alle Black Parade Songs durchgespielt und hatten nun angefangen auch das Three Cheers Album wieder hervorzukramen.

„Ja?“

„Das mit Jamia…“

Gerard seufzte. Eigentlich wollte er jetzt gerade nicht über Frank reden, er hatte ihn gerade erfolgreich verdrängt…

Okay.

Das war gelogen.

Gerard dachte jede Sekunde an seinen besten Freund, jede Zeile erinnerte ihn an ihre Vergangenheit.

Er fand es irgendwie krank. Gerade jetzt verschwendete er so viele Gedanken an seinen besten Freund.

Aber wie sagt man so schön? Man lernt etwas zu schätzen, wenn man es missen muss.

Und Gerard berichtigte sich selber. Kein Gedanke an Frank war verschwendet.

„… ist übel, oder?“

Gerard hatte nur ein stummes nicken übrig.

„Sie haben sich getrennt, nicht wahr?“

„Würde ich es bestreiten, würde ich dich anlügen.“
 

Ray nickte bestätigt.

Er schämte sich dafür, dass er eben noch so wütend auf Frank gewesen war.

Im Grunde ging es ihm genau wie Gerard gestern, als dieser von der Trennung erfahren hatte, doch trotzdem war alles anders.

Denn Ray war nicht Gerard.

Und Gerard war nicht Ray.

„Wir haben noch fünf Minuten, willst du noch irgendwas bestimmtes singen?“

Gerard lächelte matt.

„Lass uns noch mal the sharpest lives machen.“
 

...
 

„Es ist echt okay? Du bist nicht mehr böse?“

„Boah fuck Ray, wenn du mich noch mal fragst, werd ich böse.“

Beschwichtigend hob Ray die Hände und sah ihn mit einer derart seltsamen Grimasse an, dass der jüngere Way in Gelächter ausbrach und seinen Kumpel in die Seite knuffte.

Die beiden rangelten ein wenig, stoppten aber sofort, als sie Brian wütend aufschnauben hörten.

Augenblicklich legte sich die angespannte Stille wieder in den Raum, hing in schweren Fäden in der Luft.

Die Jungs von My chemical Romance, inklusive Brian und James, hockten im Tourbus. Okay, nicht ganz. Sie hockten da und warteten. Auf den fehlenden My chem guy. Frank.

„Ach scheiße.“

Brian fuhr sich abermals durch die Haare. Sie standen eh schon wie wild in alle Richtungen ab.

„Wie können nicht mehr warten, macht euch jetzt fertig.“

Fünf entsetze Gesichter blickten ihn an.

Okay, es waren eher vier entsetze, ein neutrales. James machte sich aus der Situation nicht so viel, aber er war ja auch nicht annähernd so gut mit Frank befreundet, wie der Rest der Jungs.

„Wir spielen nicht ohne Frank.“

Gerard war entgeistert.

Er würde nicht mit einem Ersatz spielen, nicht heute.

Obwohl, es ging ihm weniger um einen Ersatz, als um die Tatsache, dass er nicht wusste wo Frank steckte.

Ihm ging es jetzt nicht anders als Mikey, nur das der diese Erkenntnis schon vor knapp drei Stunden gehabt hatte.

„Jungs, hört mal, ich weiß, dass das jetzt scheiße ist, aber ihr könnt dieses Gig nicht einfach sausen lassen. Frank kommt bestimmt noch. Und jetzt zieht euch endlich um oder wollt ihr in euren Alltagsklamotten auftreten?“

„Brian, uns bleibt nichts anderes übrig, wir sind in fünf Minuten dran, Ville Valo trällert gerade seinen letzten Song.“

„WAS?“

Brian sprang entsetzt auf. Tatsächlich, es war 19:40 Uhr.

„Worauf wartet ihr noch? Raus hier, raus hier!“

Er machte scheuchende Handbewegungen und die Band rührte sich tatsächlich endlich und schlurfte aus dem Tourbus.
 

An der Tür blieb Gerard stehen.

„Brian? Was ist mit Frankie?“

Gerard war verzweifelt, doch fand er die gleiche Verzweiflung in den Augen seines Managers wieder.

Und wie auf einen Wink des Himmels hin, begann Gerards Handy in der Tasche seiner schlichten, zerrissenen schwarzen Röhre zu vibrieren.

Er blickte auf den Außendisplay.

Frank.

Sein Herz machte einen Hüpfer.

„Ja?“

„Gerard?“

„Ja?“

„Erm… Tut mir Leid das ich so spät bin aber- “

Gerard wurde das Handy entrissen.

Ein wutschnaubender Brian gab ihn einen kleinen Stoss und drängte ihn so aus dem Bus, ehe er sich Frank vorknöpfte.

Fassungslos blickte Gerard ihn an, wurde aber von Mikey an der Hand gefasst und weiter gezogen.

„Jag uns nie wieder so einen Schrecken ein, hörst du? Wir sind gleich da. Warte ich geb’ dir Gee noch mal.“

Seufzend drückte der Manager seinem Sänger das Handy in die Hand.

Frank wartete Backstage auf sie.

„Frank, hey“

Gerard war etwas überfordert.

„Alles klar bei dir?“

„Bis gleich Gerard.“
 

Aufgelegt.

Gerard seufzte. Er war aber irgendwie auch bescheuert.

Tuut, tuut.

Gerard konnte sich nicht dazu bewegen, den roten Hörer zu drücken.

Er würde damit die Verbindung beenden. Die Verbindung zwischen Frank und Gerard.

Dem Gerard, den Frank heute kein einziges Mal Gee genannt hatte.
 


 

Nachdem Frank sein Handy zugeklappt hatte, ließ er sich erst mal seufzend gegen die Wand hinter sich fallen und rutschte an ihr hinab.

Er schloss die Augen, hoffte, dass die bunten Punkte dahinter verschwinden würden.

Er öffnete sie wieder, der Raum drehte sich jedoch immer noch.

Scheiße.

Frank hatte sein Limit fast erreicht, seine Energie war gleich null.

Nicht nur der fehlende Schlaf, der letzten Tage, machte ihm zu schaffen. Nein, er hatte auch seit zwei Tagen keinen Bissen mehr angerührt.

Er hatte eben noch mal versucht wenigstens ein Brötchen runter zu würgen, doch das hatte mit einer näheren Bekanntschaft mit der Toilette geendet.

Durch das Kotzen fühlte er sich jetzt auch noch ausgelaugt.

Aber er hatte sich vorgenommen, die Show ausgezeichnet zu spielen.

Einfach alles auszublenden.

Jamia.

Gerard.

Er würde einfach sein Ding durchziehen, stark bleiben und sich anschließend gleich hinzulegen.

Diese läppische Show würde er ja wohl schaffen.
 

„Frank!“

Das zweite Mal an diesem Tag wurde sein Name in einem kühlen, weißen Korridor geschrieen. Es war faszinierend, sogar eine Neonröhre zitterte hier.

Doch war es diesmal ein anderer Way, der ihn rief.

Frank stütze sich an der Wand ab, rappelte sich auf und trat einen Schritt von ihr weg, nur um im nächsten Moment wieder dagegen zu knallen.

Mikey war ihm um den Hals gefallen.

„Oh my Gee, Mikey, was ist denn in dich gefahren?“

Frank kicherte sogar ein wenig, was Mikey grinsen ließ.

Wenn Frank kicherte, kicherte er wirklich.

Er konnte nicht gespielt kichern.

Da war nur die Frage wann ein Lachen zu einem Kichern wurde, aber lassen wir dies mal außen vor.

Frank wurde gerade nämlich wieder schlecht, was weniger mit dem Klammergriff Mikeys zu tun hatte, als mit der Tatsache, dass er ‚oh my Gee’ gesagt hatte.

Franks Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als er in das Gesicht Gerards blickte, der ihn mit einigen Metern abstand scheu anlächelte.

Und Frank lächelte zurück. Klar.

„Na los Jungs“

Die dunkle Stimme Ville Valos ließ Frank und Gerard den Blickkontakt brechen.

Der Sänger stand dort, ziemlich verschwitzt, lässig an einer Zigarette ziehend im Ausgang des Bühnenbereichs. Oder im Eingang, ganz wie man will.

„Die rufen euch schon alle, ich hab sie mal ein wenig heiß gemacht.“

Er zwinkerte ihnen schief zu, zog an seiner Zigarette und richtete die violette Mütze.

Die Band sah ihn schweigend an.

„Na los Kinders, auf. Rockt die mal ein wenig durch.“

Mit den Worten verschwanden HIM kichernd um sich den Rest der Show anzusehen.

Gerard grinste schief, blickte seine Band an.

„Let’s rock this bitch!“
 

~~

Ganz liebe Grüße an die Windy :D

Langsam strich Frank die Saiten, erzeugte dabei ein ohrenbetäubendes Knirschen, ehe er die ersten Akkorde von ‘Dead!’ anspielte.

Genießerisch schloss er die Augen.

Egal was war, egal wie schwer die Zeiten waren, seine Gitarre gab ihm Halt. Das Spiel beruhigte seine Nerven, ließ ihn alles vergessen.

Zu mindestens wenn er auf einem Festival spielte, die tobende Menge abertausender Fans in seinem Rücken hatte. Es war ein unbeschreibliches Gefühl.

Das Adrenalin pumpte durch seine Venen.

Gerard warf einen verstohlenen Blick zu Frank hinüber und konnte die Augen gar nicht mehr abwenden.

Wie er da stand, mit seinen geschlossenen Augen und die Musik genoss, es schaltete Gerards Verstand aus. Es war das Adrenalin, dass ihn wieder so spontan machte, was ihn verdrängen ließ, dass Frank vor einigen Stunden noch vor ihm geflüchtet war.

Der erste Refrain war gespielt. Gerard gab Ray mit einem kleinen Zeichen zu sagen, dass sie einen Zwischenteil einspielen sollten, indem er die Fans begrüßen wollte.

Frank hatte das Zeichen zwar nicht gesehen, aber sofort begriffen was Sache war, als er Ray andere Töne anschlagen hörte. Er griff um, ohne das jemand etwas bemerkte.
 

„Detroit! Was geht ab?“

Die Masse begann hysterisch zu kreischen.

Frank regte es auf, dass Gerard jetzt die Fans begrüßen musste. Frank wollte jetzt einfach nur ordentlich in die Saiten hauen.

„Uh, seit ihr bereit?“

Kreischen.

Frank begann entnervt den selben Akkord nocheinmal, verdrehte die Augen.

Mikey warf ihn einen besorgten Blick zu.

„Für uns, für My chemical Romance?“

Die Menge tobte.

Gerard grinste zufrieden.

Die ganzen strahlenden Gesichter, die Gitarren, die seine Ohren zum kreischen brachten, der Bass, der mit jedem Ton sein Herz zum Beben brachten, ebenso wie jeder Schlag der Basedrum Bobs.
 

Ja, all dies löste das Adrenalin aus.

All dies ließ ihn Dinge tun, die er normal niemals getan hätte.

All dies ließ ihn jetzt auf Frankie zugehen, ließ ihn seinen Arm um ihn legen.

Frank hörte auf zu spielen, sah Gerard nur an, der immer noch ins Publikum blickte.

„Wisst ihr?“

Die Menge hielt gespannt den Atmen an.

Mikeys Blick lag nervös auf den Beiden.

Frank war ganz ruhig.

Gerard grinste dreckig.

„Homophobia is Gay!“

Mit diesen Worten beugte Gerard sich zu Frank hinab. Seine Lippen kurz vor den Franks.

Dieser war ganz ruhig.

Schloss die Augen.

Gerards Lippen auf den Franks. Wie er das Gefühl doch vermisst hatte.

Es war kein Kuss aus Liebe.

Es war nur ein Kuss. Ein Kuss um Frank zu zeigen, dass er für ihn da war, dass er ihn lieb hatte.

Lieben tat Gerard Lyn-z.

Frank hatte er lieb.
 

Frank spürte noch Gerard weiche Lippen, dann war es vorbei.

Gerard Augen weiteten sich, als Frank aus seiner halben Umarmung rutschte.

Mikey warf seinen Bass hin und rannt auf die Beiden zu.

Franks Gitarre quietschte.

Mit einem dumpfen Knall landete Gerards Mikro auf dem Bühnenboden, auf dem zeitgleich Franks Kopf aufschlug.

Aus dem begeisterten Tosen wurden Schreie der Angst.

Der Moment war vorbei.

Das Adrenalin versackt.

Gerard sah nur noch Frank bewusstlos am Boden liegen.
 

...
 

”Stand up fucking tall

Don't let them see your back

Take my fucking hand

And never be afraid again”
 

Leise drangen die Worte an Franks Gehör.

Mit zittriger Stimme gesungen, unterlegt von einem durchgehenden Schluchzen.

Gerard.

Weinte er?

Frank versuchte seine Augen zu öffnen, doch seine Lider waren zu schwer.

Was war passiert?

Er spürte, dass jemand seine Hand hielt.

Er ordnete sie Gerard zu.

Sanft drückte Frank sie und Gerard schrie erschrocken auf.

„Frank?“

Seine Stimme bebte, Tränen rannten seine Wangen hinab.

„Frankie, bist du wach?“

Frank zwang sich zu einem Nicken.

Er war zu schwach zu sprechen. Er war zu schwach die Augen zu öffnen, Gerard anzulächeln, ihm zu versichern, dass alles okay war. Ihm zu sagen, dass er nicht mehr weinen brauchte.

Er konnte nicht. Sein Körper ließ ihn nicht.

Sein Körper ließ ihn nicht mehr lügen.

„Frankie“

Gerard schluchzte wieder laut auf, legte seinen Kopf vorsichtig auf Franks Schulter.

Frank schmiegte sich an ihn.

Eine einfache Geste, doch rief sie bei Gerard noch mehr Tränen hervor.

Dann taten sie nichts mehr.

Gerard hockte auf einem unbequemen Plastikstuhl vor dem Bett, indem der totenblasse Frank lag.

Gerard weinte einfach nur. Frank hielt seine Hand.
 

„Was ist passiert?“

Frank hatte seine Stimme wiedergefunden. Seine Augen öffnete er nicht.

Würde er sie jetzt öffnen, wäre der Moment vorbei.

Gerard machte anstallten seinen Kopf von Franks Schulter zu heben, doch dieser drücke seine Hand nur etwas fester, wollte ihm zeigen, dass er diese Nähe jetzt brauchte.

Gerard verstand zwar nicht viel, aber diese Geste schon.

Sanft ließ er seinen Kopf wieder auf Franks Schulter sinken, ehe er die Stimme erhob. Sie zitterte immer noch.
 

„Du zusammengeklappt, einfach so, du warst über fünf Minuten bewusstlos.“

Gerards Stimme brach, wieder suchte eine Träne seinen Weg.

Frank hob schwerfällig seinen anderen Arm und wischte sie sanft von Gerards Gesicht.

Er brauchte es nicht zu sehen, er wusste so, dass sein bester Freund weinte.

„Tut mir Leid.“

Gerard schüttelte nur den Kopf.

Es war so typisch Frank.

„Es brauch dir nicht leid zu tun, Hauptsache du bist wieder wach. Ich hab mir solche Sorgen gemacht.“

Frank strich Gerard durch die Haare.
 

In diesem Moment wurde die Tür geöffnet.

Mikey kam herein, in der Hand zwei große Becher Kaffee.

„Hey Gee, ich hab dir Kaffee... Frank! Du bist wach?“

Mikey trat an das Bett heran und strich Frank eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Frank öffnete die Augen.

Sah Mikeys sanft lächelndes Gesicht über sich.

Erblickte Gerards blonden Haarschopf, seine verquollenen Augen.

Dann erhob er sich vorsichtig. Beendete den Moment.
 

Gerard hob sofort den Kopf, setzt sich aufrecht auf seinen Stuhl, während Mikey sich auf Franks Bett schwang. Er strich Frank über den Arm.

„Du hast uns nen ganz schönen Schrecken eingejagt“

Mikey grinste ihn an.

Frank piekte ihn in die Seite.

„Tut mir echt Leid. Aber ihr habt die Show doch zuende gespielt, oder?“

Gerard und Mikey blickten sich an, schüttelten synchron den Kopf.

Dann war also wieder eine Show verpatzt. Wieder wegen ihm.

Bedrückt blickte er zu Boden.

„Hey, dir macht keiner Vorwürfe.“

Sagte Mikey sanft, lächelte Frank aufmunternd an.
 

Gerard sah verwirrt seinen Bruder an.

Er verstand es nicht.

Seit wann war es so?

Seit wann waren Mikey und Frank so vertraut.

Sein Blick wanderte von Mikeys Hand, die immer noch beruhigend über Franks Arm strich, zu dem sanften Lächeln der Beiden.

Gerard fühlte sich urplötzlich fehl am Platz.

Sein bester Freund, der immer Schutz bei ihm gesucht hatte.

Bei dem Gerard immer Schutz gesucht hatte.

Dieser beste Freund.

Er hatte jetzt Mikey. Er brauchte Gerard nicht mehr.

Eine Träne rannte über Gerards Wange. Schnell blickte er zu Boden.
 

„Ich geh mal Brian holen, der ist vor Sorge fast umgekommen.“

Mikey klopfte Frank aufmunternd auf die Schulter, ehe er von seinem Bett sprang und aus dem Raum tänzelte.

Frank blickte ihm Kopfschüttelnd hinterher, ehe sein Blick auf Gerard fiel, der immer noch seine Schuhspitzen fixierte.
 

„Gerard, weinst du?“

Gerard blickte auf. Sah in das besorgte Gesicht seines Freundes.

Und während sie sich ansahen, spürte es Gerard immer deutlicher.

Irgendetwas zwischen ihnen war kaputt gegangen.

„Seit wann Frankie? Seit wann sind wir so kaputt?“
 

...

und weil Windy sich so gefreut hat, grüß ich sie gleich nochmal xD

Danke für deine lieben Reviews. Du bekommst auch noch n Kapi gewidmet, schwör ich dir, aber eins, dass irgendwie besser passt. wenn du verstehst... *knuddel*

Ach, ich bin in Uppie Laune, also geht's hier schon weiter.

Windy, ich mag dich.

x's and o's

silent vOice

enjoy <3
 

„Seit wann Frankie? Seit wann sind wir so kaputt?“

...
 

Frank sah ihn aus großen, traurigen Augen an.

Er streckte seinen Arm aus, fuhr sanft mit seinem Ringfinger die Spur Gerards Tränen nach.

Seinen Verlobungsring trug er noch immer. Er glänzte in dem seichten Licht des Sanitärraumes.

Gerard sah ihn auch, als er schielend dem Finger folgte, beobachtete wie Frank seine Tränen hinfort wischte. Sein Magen krampfte sich zusammen.

In diesem Moment fühlte Gerard sich wieder so unglaublich schwach. Frank war noch lange nicht über Jamia hinweg, der Ring untermalte dies nur allzu deutlich.

Und was tat Gerard? Er weinte. Und ließ sich trösten.

Diese Gedanken ließen Gerard laut aufschluchzen. Er zitterte, immer mehr Tränen suchten sich ihren Weg, fielen auf sein Oberteil.
 

„Seit wann Frankie? Wieso sind wir so kaputt?“

Frank richtete sich auf und schloss Gerard fest in die Arme.

Gerards Augen weiteten sich erschrocken. Wie lange hatte er Frank schon nicht mehr so nahe gespürt. Er krallte seine Hände in Franks T-Shirt.

„Wieso?“

„Scht...“

Beruhigend strich Frank Gerard über den Rücken, zeichnete unsichtbare Muster.

„Seit wann?“

„Scht...“

Gerard genoss Franks Berührungen, auch wenn sie ihm immer mehr Tränen in die Augen trieben. Es fühlte sich so falsch und gleichzeitig so richtig an, von ihm gehalten zu werden.

„Frankie, verdammt, was ist nur zwischen uns passiert?“

Gerard hob seinen Kopf von Franks Schulter und sah ihm an.

Dem Gitarristen selbst standen auch Tränen in den Augen, doch er unterdrückte sie.

Frank gab Gerard einen Kuss auf sein Haar, ehe er ihm fest in die Augen sah.

„Ich weiß es nicht, Gerard.“

Lüge.

„Seit wann Frankie, seit wann?“

„Ich weiß es nicht, Gerard.“

Lüge.

„Seit wann, Frankie, seit wann sagst du nur noch Gerard?“

Frank Antwortete nicht, zog ihn nur abermals in eine feste Umarmung.

So verharrten sie, bis Gerards Atmung sich beruhigt hatte, bis er keine Tränen mehr hatte, die geweint werden könnten.

Langsam ließ Frank von ihm ab und er ließ sich wieder ins Bett gleiten. Sein Rücken schmerzte, aber er nahm es kaum war.
 

„Frankie, ich will dich nicht verlieren.“

Frank blieb stumm, sah Gerard nicht mehr an.

Gerards Kopf war wie leergefegt. Er spürte im Grunde nichts als schmerz.

Doch war der Schmerz vielleicht besser als die Taubheit, die Frank spürte, wie er da saß, an die schmutzige weiße Wand blickend.

Gerade in dem Moment, indem Gerard sich seinen Hoodie über den Kopf zog, da ihm arg warm geworden war, öffnete sich die Tür.

Mikey kam mit dem Rest der Band und ihrem besorgten Manager zurück, der sofort auf Frank zuwuselte.

„Frank, Junge, ist alles okay? Was machst du nur?“

Doch Frank achtete nicht auf ihn. Er hatte nur Augen für Gerard.

„Frank?“

Mikey war besorgt hinzugetreten, während Ray, Bob und James sich im Hintergrund hielten.

Franks Hände ballten sich zu Fäusten.

Seine Taubheit war verschwunden.

Mikey warf nun auch einen Blick auf Gerard und zog scharf die Luft ein.

Vielleicht erinnert ihr euch?

Das Gerard heute morgen Glück gehabt hatte, seine Hose und seinen Hoodie erwischt zu haben? Aber da war doch noch etwas mit dem Shirt gewesen...
 

Wut durchfuhr Franks gesamten Körper.

Frank hatte früher oft Probleme gehabt, seine Wut im Zaun zu halten. Es war leicht ihm zum austicken zu bringen und dann musste er dieser Wut platz lassen. Er hatte in der Zeit ziemlich viel zerkloppt, Gitarren zerschmissen oder Bobs Schlagzeug abgebaut.

Es war eine schlimme Zeit gewesen, doch er hatte es geschafft seine Wut zu kontrollieren.

Doch jetzt, in diesem Moment, ging sie mit ihm durch.
 

Die letzte Erinnerung, das Schönste, was er jemals von Jamia bekommen hatte.
 

Frank rappelte sich auf, sprang ruckartig aus dem Bett. Seinen Schwindel dabei, ignorierte er.

Er trat auf Gerard zu, der gar nicht wusste, was gerade hier los war.

Frank packe ihm am Kragen, stieß ihn von dem lehnenlosen Stuhl hinab, hielt ihn zu Boden.

Und dann holte er nach hinten aus. Ein Schlag mit der Faust mitten in Gerards Gesicht.

So war es zu mindestens geplant.
 

Gerard kniff die Augen zusammen, wartete auf den Schmerz, doch nichts geschah.

Vorsichtig öffnete er die Augen.

Über ihm lehnte immer noch Frank. Gerard spürte sein Gewicht auf seinen Hüften.

Frank hatte seine Hand, zur Faust geballt, immer noch erhoben. Doch er schlug nicht zu.

Sein Arm begann zu zittern und er ließ ihn schließlich sinken.

Sah einfach Gerard an.

Eine vereinzelte Träne suchte sich seinen Weg über Franks Wange fiel hinab und traf Gerards Wange.

Er hatte Gerard schlagen wollen.

Er hatte es nicht getan, aber er hatte es gewollt.

In diesem Moment hasste Frank sich selbst.

In diesem Moment war er kein Deut besser, als Gerard.

In diesem Moment war er schwach.
 

Er beugte sich zu Gerard hinab, sodass sein Mund direkt neben Gerards Ohr war.

Frank schloss die Augen.

„Ich will dich auch nicht verlieren, Gee.“

Damit erhob Frank sich von Gerard.

Ging auf wackeligen Beinen vorbei an Brian, der die Welt nicht mehr verstand.

Vorbei an Mikey, der ihm traurig nachblickte.

Vorbei an Ray, der sich so gerne noch entschuldigen würde.

Vorbei an Bob, der allgemein überfordert war.

Vorbei an James, dem das ganze ziemlich egal war.

Er stand im Türrahmen, als seine Kräfte ihn verließen.

Und er abermals zusammenbrach.

„Wie geht es ihm?“

Immer und immer wieder, diese eine Frage.

Gerard Way nervte sie.

Sahen sie nicht den vollkommen fertigen Frank dort liegen.

In diesem große, weißem Bett, in dem er so schrecklich verloren aussah. So klein und schwach.

In diesem Moment konnte er es einfach nicht mehr verbergen.

Nicht mehr verbergen, dass er eigentlich schwach war.

Und Frank ärgerte sich darüber. Er hatte versucht alles von sich fern zu halten um seine starke Seite bestehen zu lassen, er wollte ja sogar Gerard von sich stoßen, doch dann machte ihm etwas anderes einen Strich durch die Rechnung.

Sein eigener Körper.

Er hielt die langsame Selbstvernichtung nicht mehr aus.

Er spielte nicht mehr mit und gab so Franks Schwäche preis.

Frank wusste nicht, wie er dies ändern sollte, wie er dies wieder heile machen konnte.

Er wollte es nicht wahr haben.

Er wollte nicht wahr haben, dass man dies nicht mehr heilen konnte.

Er wollte nicht wahrhaben, dass er sich jetzt um 180° drehen musste, um so weiterzumachen wie zuvor. Obwohl, eigentlich nicht wie zuvor...

Denn er müsste sich endlich öffnen.

Und genau davor fürchtete er sich so sehr.

Doch zu mindestens im Moment wusste er, wie er das ganze umgehen konnte.

Er konnte sich einfach weiter schlafend stellen, in der Hoffnung, entweder eine Lösung oder Schlaf zu finden.
 

Angenervt und mit einem halbherzigen Lächeln, drängte Gerard Chester aus dem Raum.

Der Sänger von Linkin Park war sofort nach der Show Backstage gekommen, um sich nach Frank zu erkundigen.

Chester sorgte sich.

Er hatte nicht besonders viel mit der Band zu tun, dafür aber eine jahrelange Erfahrung. Er wusste, wann mit jemanden etwas nicht stimmte.

Es war nicht Franks Zusammenbruch gewesen, der ihn aufmerksam gemacht hatte.

Chester selbst war dies auch schon passiert, als stressige Zeiten waren und er kaum Schlaf erwischt hatte.

Nein, es war die schlichte Tatsache, dass Frank zwei Shows hintereinander versaut hatte.

So etwas passierte nicht.

Nicht wenn alles in Ordnung war.
 

Als Chester von Gerard auf den Flur und damit aus dem Zimmer gedrängt worden war, klopfte er Gerard auf die Schulter.

„Gee, hör mal, mach dich nicht so fertig deswegen, jeder kann mal schlapp machen.“

Gerard nickte nur, war allerdings nicht dieser Ansicht.

Chester auch nicht.

Da waren sie sich ja einig.

„Gee, du hast doch einen guten Draht zu Frank, oder?“

Gerard lachte humorlos auf.

Ja, das dachten alle. Gerard hatte es auch gedacht.

Aber momentan dachte er es nicht mehr.

Im Moment war er verletzt. Im Moment dachte er, dass er von seinem Platz verdrängt worden war. Dass da, wo er immer gewesen war, jetzt Mikey war.

Welch ein Schwachsinn, aber wie sollte er das denn auch wissen?

Woher sollte er wissen, dass Mikey am Verzweifeln war, dass er nicht zu Frank durchdrang.

Das er niemals zu Frank durchdringen würde.

Weil er nicht Gerard war.

Der Gerard, der gerade dachte, dass Frank nur mit Mikey redete.

Ein lustiges Spiel, nicht wahr?
 

„Nicht?“

Chester war verwundert.

Eigentlich wusste er, nein, eigentlich wusste jeder, dass Frank und Gerard die besten Freunde waren.

So taten sie nach Außen hin ja auch immer.

Aber Chester wusste, was Schein war.

Gerard schüttelte nur traurig den Kopf.

„Ich dachte...“

„Ich auch, Chester, ich auch.“

Gerard seufzte und fing sich einen mitfühlenden Blick von Chester ein.

„Willst du reden?“

Ein simples Angebot.

Es erfreute Gerard sehr, denn im Moment sorgten sich alle nur um Frank. Niemand um Gerard. Und erst Recht keiner um Gerard und Frank.

„Komm, ich lad dich auf nen Kaffee ein.“
 

...
 

„Du bist wach, oder?“
 

Frank fühlte gerade ein heftiges Déjà vu.

Noch vor einigen Stunden, hatte Gerard dasselbe gefragt.

Frank hasste sich für das Gespräch. Er wusste genau, dass Gerard alles falsch verstanden hatte.

Frank wusste, dass er auf Gerards Frage eigentlich ein ‚ich dich auch’ antworten musste.

So wie man es einfach tat. So wie er es bei Mikey tat, so wie er es bei Jamia getan hatte, so wie man es halt einfach tat.

Doch er hatte es nicht sagen können.

Nicht das er Gerard nicht lieb haben würde. Bei Gott, den es nach Franks Ansicht nach, nicht gab.

Er wollte nicht ‚ich dich auch sagen’.

Er wollte es Gerard anders sagen.

Ich dich auch wäre die direkte Erwiderung auf Gerards gesagtes gewesen.

Und dann wäre es gelogen gewesen.

Denn Gerard hatte nicht Frank lieb, Gerard hatte die Seite von Frank lieb, die er kannte.

Doch war dies nicht wirklich Frank.

Gerard kannte den richtigen Frank nicht.

Doch Frank kannte den richtigen Gerard.

Deswegen konnte er nicht mit ‚ich dich auch’ antworten, weil es nicht stimmte.

Er hatte Gerard lieb, nicht irgendeine falsche Seite.
 

„Mh.“

Frank drehte sich auf die Seite aus der er Mikeys Stimme vernahm.

Er öffnete seine Augen nicht. Mikey fischte ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, wickelte sie auf seinen Finger.

Franks Haare waren so lang geworden. Jamia hatte gesagt, dass es ihr gut gefallen würde.

Am liebsten würde Frank sich gerade eine Glatze schneiden.

Er öffnete die Augen, sah Mikeys besorgten Blick.

„Ist dir nicht mehr so Schwindelig?“

„Hat er es ausgezogen?“

„Ja, gleich nachdem er verstanden hatte, was es war. Es tut ihm schrecklich Leid.“

„Mh.“

Er schloss die Augen wieder.

Seufzend ließ Mikey von der Strähne ab, blickte Frank so intensiv an, dass dieser wie automatisch seine Augen wieder öffnete.

„Frank. Rede.“

„Nein.“

„Frank, rede doch einfach.“

„Lass mich.“

„Frank, bitte, mach dich nicht selbst kaputt.“

„Geh weg.“

„Frank.“

„Nein verdammt, verpiss dich!“
 

Frank hatte geschrieen, Mikey war wie immer zusammengezuckt.

Man vergaß einfach immer wieder, warum Frank in Leathermouth war.

Es wäre gelogen, wenn Mikey sagen würde, dass ihn Franks Art nicht verletzte.

Es wäre auch nicht gelogen, dass er es manchmal einfach satt hatte, immer und immer wieder von Frank angeschrieen zu werden, nur weil er helfen wollte.

Ja, Gerard wäre sicherlich nicht mehr so neidisch auf Mikey, wenn er wüsste, wie Frank zu ihm war. Welch verletzende Sachen er ihm immer sagte, oder besser entgegen schrie.

Doch Mikey mochte Frank.

Und genau aus diesem Grund konnte er Frank nicht sich selbst überlassen, auch wenn er wusste, dass er niemals zu Frank durchkommen würde.

Doch sein werter Bruder schien es ja nicht zu verstehen.

Und Mikey konnte es ihm nicht sagen.

Also musste er hinhalten, solange bis Gerard es verstand.
 

Interessant, welch Last eigentlich auf Gerard lag.

Würde er es nicht bald begreifen, würde Frank zu Grunde gehen.

Würde er es endlich begreifen, müsste Mikey nicht so leiden.

Würde er es doch nur verstehen, dann könnten sie wieder ordentliche Konzerte spielen.

Dann würde er jetzt nicht mit Chester an einem Tisch sitzen und ihm erzählen, wie schlimm es Momentan um ihn und Frank stand.

Gerard könnte einem glatt Leid tun.

Aber das musste er nicht, denn er wusste ja nichts von der Last, die auf ihm Lag.

Er verstand ja nicht, dass er der Schlüssel zu allem war.

Faszinierend wie wichtig er war.

Und faszinierend, dass er es nicht verstand.
 

...
 

„Gerard, du bist schrecklich kompliziert, weißt du das? Ihr seit beide so kompliziert.“

Chester seufzte tief und schlürfte den Rest Kaffee aus seinem Becher.

Er blickte auf, an Gerard vorbei und lächelte die Mädchen am Tisch hinter ihnen an, die sie die ganze Zeit tuschelnd beobachtet hatte.

Gerard folgte seinem Blick, zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln.

Eines der Mädchen, kleiner als Frank, wie Gerard fasziniert feststellte, verschluckte sich an ihrem Kaffee und fiel zwischen Husten und Lachen von der Bank.

Gerard prustete und spuckte seinen Kaffee damit zurück in den Becher.

Fans konnten wirklich unterhaltsam sein.
 

Chester grinste den Mädchen noch mal schief zu, ehe er sich wieder Gerard zu wand.

„Ich glaub ich hab ne Lösung für euer Problem.“

Überrascht sah Gerard auf.

Er fühlte sich ein wenig verarscht.

Offensichtlich schien hier jeder mehr zu wissen, als er.

„Und die wäre?“

„Ein simples Wort, Gee. Reden.“

Gerard seufzte.

„Reden?“

„Ja, nagel’ ihn fest und dann frag ihn einfach direkt, was los ist.“

„Und wenn er nicht reden will?“

„Er will reden, Gerard. Zeigt er es nicht deutlich genug?“

„Er zeigt es?“

Doch Chester antwortete nicht, blickte nur trübselig in seinen leeren Kaffeebecher.
 

...
 

Zum zweiten Mal an diesem Tage, erlebte jemand in diesen engen Korridoren ein Déjà vu.

Gerard war wieder auf dem Weg zu Frank, wieder fest entschlossen stark zu sein, Frank zu trösten.

Nur leitete diesmal nicht das leidende Geräusch des sterbenden Verstärkers den Weg.

Diesmal war es Geschrei.

Aber immerhin war die Besorgtheit wieder da.

Vor der Tür des kleinen Krankenzimmers blieb Gerard stehen.

Nun erkannte er die Stimmen. Es waren Frank und Mikey die sich da offensichtlich anschrieen. Gerard hatte seinen Bruder noch nie soviel schreien hören, als in den letzten Stunden.

„Frank! Du machst dich nur selbst kaputt, sieh das doch endlich ein!“

„Halt doch die Fresse, du hast doch keine Ahnung!“

„Du bist so ein Idiot. Gerard wird es sowieso nie verstehen, darauf brauchst du gar nicht erst zu warten!“

Gerard schluckte.

Was würde er niemals verstehen?

„Ach ne! Aber wer sagt, dass ich auf Gerard warte oder so einen Scheiß? Wenn er’s nicht versteht ist doch alles in Butter!“

Wenn er was nicht verstand?

Gerard war verwirrt.

In diesem Moment wünschte er sich, niemals hier hergekommen zu sein, diesen Streit nicht mit anhören zu müssen. Nicht hören zu müssen wie sein geliebter Bruder und sein bester Freund sich Beschimpfungen an den Kopf warfen.
 

„Frank!“

„Verpiss dich verdammte noch mal!“

Und dann ein dumpfer Aufprall.

Gerard zuckte zusammen, als er Mikey wimmern hörte.

Entschlossen riss er die Tür auf, wieder erschreckte ihn das Szenario.

Mikey lag zu Boden, sich wimmernd den Kopf haltend. Frank saß aufrecht in seinem Bett und starrte Mikey an.

Beide ignorierten Gerard vollkommen.

„Oh Gott, Mikey...“

Frank sprang aus dem Bett, verhedderte sich mit dem Fuß in der Bettdecke und stürzte.

Auch wenn er sich mit den Händen abfing, knallte er mit dem Kopf unsanft auf den kalten Linoleumboden. Doch er ignorierte den Schmerz und krabbelte über Mikey, der immer noch auf dem Boden lag.

Frank sah ihm tief in die Augen.

„Mikey“

Frank wimmerte.

„Es tut mir so leid.“

Frank spürte Mikeys große Hände, die sich auf seine Schultern legte.

Und ihn fort stießen.

Das nächste was Frank spürte, war der dumpfe Schmerz, der ihn durchfuhr, als er mit dem Hinterkopf gegen den Stuhl krachte.
 

Es war nicht Franks Schuld gewesen.

Mikey war aus Schreck von seiner heftigen Lautstärke zurückgewichen und über das Stuhlbein gestolpert.

Mikey wusste dies.

Doch Mikey konnte nicht mehr.

Er war am Ende mit den Nerven, was er jetzt brauchte war seine Alicia.

Mikey fuhr seinen Selbstschutz auf, eine feste Mauer, die niemand außer seine Liebste durchdringen konnte. Er konnte es nicht verhindern.
 

Frank wimmerte, zog die Knie ganz nah an den Körper und hielt sich den Kopf.

Mikey rappelte sich ebenfalls auf, traf mit seinem Fuß Franks Schienbein.

Dann ging er, rammte gegen Gerards Schulter, der wie erstarrt in der Tür stand.

Auf seinen Frank blickend, der aufs erbärmlichste Schluchzte.
 

Immernoch nicht deins Windy, du bekommst aber noch eins, ich muss halt erst eins schreiben, was mich an dich erinnert. ♥

Ein weiteres, eklig schlechtes Kapitel (ich mag den ersten Teil, den bis zu den ersten drei Punkten, aber den Rest find ich doof.)
 

enjoy.
 

...
 

„Frankie.“

Gerard fühlte sich so schrecklich machtlos.

Regungslos stand er im Türrahmen, während Frank auf dem Boden zusammengekrümmt hockte. Und schluchzte, wirre Dinge von sich gab.

Frank packte es nicht mehr.

Er war am Ende.

„Ich mache alles kaputt“

Frank sagte es unter schluchzen. Es war nicht für Gerards Ohren bestimmt und beinahe hätte dieser es auch nicht gehört.

Doch Gerard hatte es gehört.

Und es tat ihm in der Seele weh.
 

Mit einem Satz war er bei Frank, legte seine Arme um ihn.

„Lass mich los.“

Gerard dachte gar nicht dran. Er wusste, dass er jetzt dran bleiben musste.

Vielleicht würde er es dann endlich schaffen.

Frank versuchte sich loszureißen. Doch er war zu schwach. Sein Körper ließ sich nicht mehr richtig wehren. Es erschien fast, wie als würde er sich nach dieser Zuneigung sehnen.

Frank hämmerte mit seinen Fäusten gegen Gerards Schultern.

Gerard ignorierte den Schmerz, den Frank ihm damit zufügte.

Damit war nicht nur der körperliche Schmerz gemeint, wenn ihr versteht?
 

„Lass mich“

Frank schniefte, seine Bewegungen wurden langsamer.

Er wollte nur noch allein sein.

Allein mit sich und seinem Selbsthass.

Doch nicht dieses Mal. Nein.

Denn dieses Mal war Gerard da. Und er hatte nicht vor zu gehen.

„Bitte...“

Franks Stimme brach, als Gerard ihm beruhigend über den Hinterkopf strich.

„Alles ist kaputt. Ich mache alles kaputt.“

Aus großen, traurigen Augen sah Frank seinen Gerard an. Es brach ihm beinahe das Herz.

„Ich will dich nicht auch noch kaputt machen. Bitte lass mich los.“

„Du machst mich nicht kaputt Frank.“

Gerard begann jetzt selbst zu weinen.

Frank strich ihm sacht seine Tränen hinfort.
 

„Du weinst. Wegen mir. Ich bin so ein Arsch.“

Gerard konnte die Wut aus Franks Worten hören. Die Wut auf sich selbst.

Und auch Gerard war wütend.

Wütend auf sich, weil er weinte, schwach war.

Wütend auf Frank, weil er so einen Stuss redete.

In diesem Moment war Gerard wütend auf die ganze Welt.
 

„Du bist kein Arsch, Frankie, sag so etwas nie wieder. Du bist so ein lieber, gütiger Mensch. Du bist immer für mich da, wenn ich dich brauche. Und ich will auch für dich da sein, verstehst du? Weil ich dich doch lieb hab.“

Frank heulte auf und ließ sich gegen Gerard fallen, strich sanft über die Stellen, auf die er eben noch geschlagen hatte.

Gerard legte seine Arme um seinen besten Freund, zog ihn fest an sich.

„Es tut mir so leid...“

Diese Worte trieben Gerard wieder die Tränen in die Augen.

„Es brauch dir nicht leid tun, Frankie.“

Frank krallte sich in Gerards Hoodie.

„Aber ich bin so schwach, Gerard.“

„Aber das ist doch okay, jeder ist mal schwach.“

Frank erhob sich, blickte Gerard fest in die Augen.
 

„Aber ich muss doch stark sein. Für dich, für Mikes, für den Rest der Welt.“

Gerards Augen weiteten sich.

Ja, Frank war immer stark gewesen.

Für ihn, für Mikey. Ja, für die ganze Welt.

Bei jedem Interview hatte er gelächelt. Jeden Streit hatte er geschlichtet, alle Tränen stets getrocknet.

Frank war stark gewesen.

Für Gerard war es eigentlich immer selbstverständlich gewesen.

Es war halt Frank.
 

Und jetzt erkannte Gerard, endlich, was dies angerichtet hatte.

Das es nicht ihre Freundschaft war, die kaputt war.

Das es nicht die Beziehung zu Jamia war, die kaputt war.

Das es nicht Franks Leidenschaft zur Musik war, die kaputt war.

Nein.

Es war Frank der kaputt war.

Und Gerard konnte nicht sagen, wie lange schon.
 

„Frankie“

Gerard schluchzte laut auf, drückte Frank so eng an sie, wie es ging.

Und dann weinte er, krallte sich an Frank.

Und auch Frank weinte, krallte sich an Gerard.

So hockten sie gefühlte Stunden da, auf dem schmutzigen Boden.

Ohne zu denken.

Ohne daran zu denken, was sein würde, wenn sie sich voneinander lösten.

Wie es weitergehen sollte, zwischen ihnen.
 

Ja, Gerard hatte es endlich erkannt.

Erkannt das Frank kaputt war.

Doch wie konnte man es reparieren?

Und konnte man es überhaupt noch reparieren?
 

...
 

„Gerard?“

Leise, beinahe schüchtern unterbrach Frank das Schweigen, welches sich über die Beiden gelegt hatte.

Schlaff hing er in Gerards Armen, der schon mehr auf dem Boden lag, als saß.

Beide hatten aufgehört zu weinen. Nicht, weil sie nicht mehr frustriert waren, sondern eher, weil sie keine Tränen mehr hatten, die geweint werden konnten.

Wer jetzt allerdings dachte, der schlimme Teil war überstanden, täuschte sich arg.

Denn jetzt, wo sie aufgehört hatten zu weinen und es ganz ruhig in dem kleinen Raum geworden war, hatten sie etwas anderes, vernichtenderes begonnen.

Sie hatten begonnen nachzudenken.
 

„Ja Frankie?“

Sanft strich Gerard Frank durch die Haare.

Gerard war noch nicht fertig mit nachdenken, aber man konnte schon die groben Züge seines Entschlusses erkennen.

Er würde seinem Frankie helfen.

Er wusste halt nur noch nicht, wie.
 

Und auch Frank hatte nachgedacht.

Allerdings war bei ihm nichts herausgekommen.

Gut, das war gelogen. Etwas war herausgekommen, aber es half Frank nicht weiter.

Gerard würde es auch nicht weiterhelfen.

Eigentlich half es keinem weiter.

Frank hatte, dank des Nachdenkens, Angst bekommen.

Einfach nur schlichte, nackte Angst.

Angst davor, dass Gerard ihn entgültig durchschaut hatte.

Angst davor, dass Gerard ihn zwingen würde seine Maske abzulegen, den echten Frank zu zeigen.
 

Doch dies war nicht seine größte Angst.

Denn durch diesen Emotionsausbruch der Beiden, durch Gerards schützende Umarmung, hatte Frank verstanden, wovor er sich am Meisten fürchtete.

Er hatte Angst, Gerard zu verlieren.

Angst davor, seine festen Umarmungen nicht mehr spüren zu können, sein süßes Lächeln nicht mehr sehen zu können, seine bedrückte Stimme nicht mehr hören zu können, wenn er Frank eins seiner Probleme erzählte.
 

Ja, jetzt wo Jamia, die immer der wichtigste Mensch in seinem Leben war, hinfort war, hatte sich etwas brachial verändert.

Eigentlich hatte Frank gedacht, dass er seinen Glauben an die Menschheit mit dem Abgang von Jamia verloren hatte. Dass er nun niemals jemanden an sich ran lassen würde, einfach mit sich und seinen hasserfüllten Gedanken leben würde.

Doch dem war nicht so.

Das einzigste das sich verändert hatte war der Rang eines Menschen.

Der Rang Gerards.

Er war Frank wichtiger geworden. Undzwar auf eine besondere Weise wichtig.

Und trotzdem, oder nein, genau aus diesem Grund, war Frank der festen Ansicht, dass er Gerard verlieren würde.

Weil er immer alles, was ihm etwas bedeutete, kaputt machte.

Frank hasste es.

Frank hasste sich.
 

„Kannst du vergessen?“

„Was vergessen, Frankie?“

Frank sah Gerard fest in die Augen und lächelte schief.

Und Gerard erkannte es.

Dieses Lächeln, es war kein echtes. Es berührte seine Augen nicht so, wie es sollte.

Vielleicht lag es daran, dass Frank so fertig war. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass man Gerard endlich seine rosarote Brille von der Nase gerissen hatte.

Vielleicht lag es auch an Beidem zusammen.

Für Gerard war jetzt klar, ohne auch nur irgendeinen Zweifel, dass Frank nicht richtig lächelte.

Es schien ihm so klar, er fragte sich, warum er es nicht früher bemerkt hatte.
 

„Alles, alles was passiert ist in den letzten Tagen.“

Gerard hörte deutlich die Verzweifelung aus Franks Worten.

Er wusste, das Frank sicht nichts sehnlicher wünschte, als alles rückgängig zu machen und ein kleiner Teil von ihm wünschte dies auch.

Einfach zu vergessen, weiterzumachen wie bisher.

Doch Gerard wusste, dass dies nicht funktionieren würde, genauso wie Frank es wusste.

Bedrückt schüttelte Gerard den Kopf.

„Dann können wir nie mehr sein, wie früher?“

Frank schniefte abermals leise.

Er wollte nicht weinen, schwach sein, aber was brachte es jetzt noch, Tränen zurückzuhalten?

Nichts.
 

„Nein Frank.“

Jetzt weinte Frank wieder und verspürte die starke Sehnsucht, sich in Gerards Arme zu werfen, doch er traute sich nicht.

Frank war es einfach nicht gewohnt, er kannte dieses Bedürfnis nicht.

Er hatte es vor langer Zeit verloren.

Und jetzt wusste er nicht, wie er damit umgehen sollte.

Doch sein bester Freund nahm ihm diese Aufgabe ab, als er ihn abermals fest in die Arme schloss. Beruhigende Worte sagte, die ihm nur noch mehr Tränen in die Augen trieben.
 

„Auch wenn es nicht mehr sein kann wie früher, wer sagt, dass es nicht besser wird?“

Frank konnte bei diesen Worten nur sarkastisch grinsen. Gerard sah es nicht.

Es konnte nicht besser werden, da war Frank sich sicher.

Denn Gerard würde den anderen Frank, den wahren Frank, hassen, so wieder jeder diesen Frank hasste.

Und das wollte er nicht.

Frank legte einen Arm um Gerards Nacken, legte seine andere Hand auf dessen Brust.

Er brachte sein Mund ganz nah an Gerards Ohr.

Gerard spürte Franks warmen Atem, wartete gespannt.

Frank schloss die Augen.

Ja, Gerards Rang hatte sich verändert, drastisch.

„Ich will dich nicht verlieren Gerard, du bist das Wichtigste in meinem Leben.“
 

...
 

Ach ja, haha :D

Vielleicht hat wer gesehn, dass ich Gee und Frankie als Charas hier hinzugefügt hab (übrigens tolle funktion!)...

Ich musste doch arg lachen, als ich gelesen hab, was ich da fabriziert habe...

Ich war leicht Alkoholisiert :) Aber ich find's süß, ich lass es so :)
 

xoxo

Gerard Way mochte es nicht, Dinge nach ihrer Wichtigkeit zu ordnen.

Das war ihm zu kompliziert, er hatte ein viel einfacheres System.

Er unterschied einfach zwischen zwei Faktoren, schon sein gesamtes Leben lang, in jeder Hinsicht.

Er unterteilte.

Die Dinge, die er brauchte und die Dinge, die er nicht brauchte.

Und darunter gab es keine weitere Einteilung.
 

Wie könnte er sagen, dass Kaffee ihm wichtiger war, als seine Zigaretten, wenn er doch Beide brauchte, um vom Alkohol wegzubleiben?

Wie könnte er sagen, dass ihm Ray wichtiger war als Bob, wenn er die Freundschaft von Beiden benötigte?

Diese Dinge standen bei ihm einfach auf einer Stufe.

Punkt.
 

Und genau aus diesem Grund, wusste Gerard nicht, wie er mit der Aussage von Frank klarkommen sollte.

Natürlich ehrte und rührte es ihn, solche Worte zu hören.

Wirklich.

Doch nun hatte Gerard ein Problem.

Er wusste nicht, was er antworten sollte.

War Frank das Wichtigste in seinem Leben?

Was es nicht Lyn-z, die er liebte?

Konnte man so was überhaupt so sagen?

Vielleicht, aber er konnte es nicht.

Er brauchte sie halt beide.
 

Frank hatte Gerards unsicheren Blick bemerkt.

Er war sich darüber im Klaren, dass sein bester Freund, sein Wichtigstes, nicht das gleiche Gefühl zurückgeben konnte, auch wenn er es gerne gewollt hätte.

Frank wünschte sich, es einfach nicht gesagt zu haben.

Er wollte Gerard nicht so verunsichern.

Im Gegenteil.

Er wollte es ihm versichern.

Versichern, dass er ihn brauchte.

Dass er ihn niemals von sich stoßen könnte, ohne selbst daran zu sterben.

Doch nun hatte er diesen konfusen Gerard vor sich.

Und Frank hatte wieder einmal das Gefühl, stark sein zu müssen.

Doch da war diesmal auch etwas anderes.

Im Grunde hatte Frank eigentlich, brachial gesagt, keinen Bock einen auf stark zu machen.

Am liebsten hätte er seine Enttäuschung gezeigt.

Enttäuschung darüber, dass Gerard nicht so fühlte wie er.

Ja, es tat ihm weh, auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte.

Jemanden so lieb zu haben, dass es einem weh tut, war nicht gut.

Es verletzte einem im Nachhinein sowieso. Es riss einem das Herz aus der Brust und hinterließ eine leere Höhle.
 

Jamia hatte Franks Herz mit sich genommen.

Und Frank wusste, dass sie es immer haben würde.

Und aus diesem Grund, schluckte er seine Verbitterung.
 

„Du brauchst nichts darauf zu sagen, Gerard.“

Frank versuchte es mit seinem besten Lächeln.

Dem Lächeln, dass Gerard immer alles vergessen lassen hatte.

Das Lächeln, das ihm Kraft geschenkt hatte.

Eben das Lächeln, dass Gerard hatte glauben lassen das alles wieder gut würde.

Jetzt sah Gerard dieses Lächeln wieder, das Lächeln, welches er in letzter Zeit so vermisst hatte.

Und es ließ ihn kalt.

Gerard sah jetzt, dass in diesem Lächeln keine Hoffnung steckte, keine Kraft.

Denn es kam von einer Person, die keine Hoffnung mehr hatte, keine Kraft mehr zu kämpfen.

Es kam von Frank.

Von seinem Frankie.

Und anstatt ihn fröhlich zu machen, brach es Gerard das Herz.

Innerlich litt er, während seine Gesichtszüge wie eingefroren waren.

Kalt wie Eis.
 

Und es jagte Frank eine Gänsehaut über den Rücken.

Er sah es.

Er konnte sich nicht mehr vor Gerard verstellen, er hatte es durchschaut.

Genau wie Mikey es durchschaut hatte, vielleicht noch nicht so feinfühlig, aber die Ansätze waren da.

Und ihn diesem Moment wurde es verstanden.

Nicht von Frank selbst, von seinem Unterbewusstsein.

Von dem Etwas, dass Frank bei Jamia dachte.

In diesen Moment hatte sein Herz verstanden, dass sich nun alles ändern würde.

Dass Gerard nun alles erfahren würde.

Doch es erfühlte noch etwas.

Dieses Etwas, dass Franks Verstand vielleicht nie verstehen würde.

Gerard war der Eine.

Der Eine, der ihn retten konnte.
 

...
 

„Hey Honey, frierst du?“

Tatsächlich zitterte Mikey wie verrückt, doch lag dies eher weniger an der frischen Luft, die ihm um die Nase wehte.

Er zitterte vor Wut.

Vor Scham.

Vor Sehnsucht.

„Alicia, was hast du morgen vor?“

Mikey sah seine Liebste am anderen Ende der Leitung, beinahe warm lächeln.

Er selbst konnte sich jedoch nicht zu einem Lächeln zwingen.

Dazu war er zu aufgewühlt.

Und dazu fror er zu sehr.

Wieso hatte man im Inneren des Konzertgebäudes auch keinen Empfang?

„Detroit, ne?“

Mikey brummte ein ‚Mh’ und hörte darauf das wilde tippen Alicias auf ihrem Laptop.

„Dringend?“

„Sehr dringend, Alicia. Ich glaub ich dreh hier gleich durch.“

Er hörte ihr lautes Lachen, ehe sie wieder auf ein paar Tasten drückte.
 

„Was ist passiert, Honey?“

„Viel, Alicia, viel.“

„In der Band?“

„Ja.“

„Rück schon raus mit der Sprache.“

„Kommst du?“

„Ja, mein Flieger geht in zwei Stunden, also um eins.“

„Frank ist zusammengebrochen.“

Mikey konnte das Räumen von Alicia auf der anderen Seite des Telefons nicht mehr vernehmen.

„Bitte was?“

„Ja, heute Abend während der Show und danach noch mal.“

„Scheiße.“

„Ja, das war dann die zweite Show, die wir hier versaut haben. Gestern haben Gee und Frank sich geschlagen.“

Mikey hörte Alicias lautes Aufseufzen.

Sie ließ sich mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden fallen.

„Dann erzähl mal ganz ruhig von Vorne.“
 


 

„Und jetzt?“

Nervös nestelte Gerard an den Bändern seines Hoodies herum.

Frank strich sich über die unterkühlten Arme.

Eine Gänsehaut hatte sich auf ihnen gebildet.

Er fror in diesem Moment genau wie Mikey, nur das dieser seine Bezugsperson nur am Handy hatte und Frank vor sich.

Einen großen Unterschied machte es allerdings nicht.

Denn Alicia konnte Mikey keine warme Jacke geben.

Gerard könnte es, bemerkte allerdings nicht, dass Frank fror.

Er hatte ja auch einen schön warmen Hoodie an, spürte die Kälte nicht, die den Raum erfüllte.

Aber er spürte die eisige Kälte, die von Frank ausging und diese gab ihm eine Gänsehaut.

Gerechtigkeit?
 

„Reden.“

Überrascht sah Frank auf, direkt in Gerards Augen, die vor Entschlossenheit nur so glänzten.

Verdammt.

Frank wusste was nun kommen würde.

Und Frank wollte das nicht.

Ganz und gar nicht.

„Reden? Über was denn?“

Ein schlechter Versuch.

Das fand sowohl Frank, als auch Gerard. Und ihr sicherlich auch.

Es war klar, was Gerard meinte.

Er hatte fest vor, Chesters Rat zu befolgen.

Zu reden.

Ohne schöne Umschreibungen.

Ohne Lügen.

Offenes, direktes Reden.

Gerard war sich im Klaren darüber, dass dies schwer werden würde.

Und wahrscheinlich würde es weh tun.

Aber er wusste auch, dass es notwendig war.
 

So wie jetzt kamen sie weder vorwärts noch zurück.

Sie steckten fest, wie ein Auto im Schlamm.

Dann half dir das Getriebe, der dicke Motor auch nichts mehr.

Da musste man selbst schieben, auch wenn es anstrengend war.

Und danach war dann alles wieder gut.

Zu mindestens hoffte Gerard dies.

Hoffte, dass das zwischen ihm und Frank wieder funktionieren würde.
 

„Über uns. Über die Band. Über Jamia. Einfach darüber, warum wir hier so sitzen, mit den vom Weinen verquollenen Augen, den blauen Flecken. Über alles.“

Frank seufzte.

Genau das hatte er befürchtet. Gefürchtet.

Doch Frank war einfach müde, hatte keine Lust und Kraft mehr.

Das erste Mal seit langer Zeit, gab Frank sich geschlagen.

„Okay.“
 

Aus großen Augen sah Gerard ihn an.

Er wollte es gar nicht glauben, dass Frank einfach so zustimmte.

Es schien ihm zu einfach, irgendwie falsch, doch wollte er auch nichts dagegen sagen.

Wer weiß, wann er so eine Chance wieder bekommen würde.

„Na dann, auf einen Starbucks Kaffee?"

Mit einem warmen Lächeln erhob er sich und hielt Frank die Hand hin.

Einen Moment sah dieser diese genau an.
 

Die Hand ergreifen.

Hilfe annehmen.

Eine Verbindung aufnehmen.

Eigentlich wollte Frank all dies nicht.

Doch es war Gerard, der ihm da die Hand hinhielt.

Gerard der ihm Hilfe anbot.

Gerard der da eine Verbindung herstellen wollte.

Frank griff nach der Hand.
 

In diesem Moment öffnete sich die Tür.

Es war wie ein Schlag in Franks Gesicht, er spürte wie sich alles in ihm zusammenzog.

Wie eine grausame Sehnsucht ihn ergriff.

Und auch Gerard zuckte zusammen, als er erkannte, wer sie da besuchte.

Wer sich da so verzweifelt an den Türrahmen krallte.

Wer da so zitterte.

Wem da Tränen in den rotgeweinten Augen standen.

Wer sich da verzweifelt durch die zerzausten Haare raufte.

Wer dort Frank anstarrte, der zurückstarte.

Wer seine spröden Lippen öffnete um etwas mit brüchiger Stimme zu sagen.
 

Jamia schien nur ein Schatten ihrer selbst.

„Frank, ich liebe dich.“

„Frank, ich...“

Immer wieder setze Jamia zum sprechen an, brachte jedoch keinen ganzen Satz heraus.

Zu verunsichert war sie.

Verunsichert von Franks Reaktion, die eigentlich keine war.

Er stand nur still da und sah sie an.

Verunsichert auch von Gerards Reaktion.

Er stand da, mit offenem Mund und fassungslosen Blick.

Gerard war vollkommen... Er wusste selbst nicht genau, was er gerade war.

Doch er wusste, dass er es wissen würde, wenn Frank etwas tun würde, endlich reagieren würde.

Die Zeit schien still zu stehen, einzig und alleine auf ihn zu warten.

Eine Träne ran Jamias Wange hinab, fiel von ihrem Kinn, traf den kalten Linoleumboden.

Brach Gerards Starre.

Eine urplötzliche Wut packte ihn und er warf sie mit einem Blick zu Jamia.

„Jamia, ich glaube du kannst gehen, Frank will- “

„Was willst du hier, Jamia?“

Gerard sah zu Frank, der ihn unterbrochen hatte.

Frank warf ihm einen flüchtigen Blick zu.

Nur einen kleinen Moment konnte Gerard, Franks Verwirrung, seine unerfüllte Sehnsucht, seine Verletztheit sehen.

Gerard war perfekt darin, Menschen die Gefühle aus den Augen zu lesen. Wenn die Menschen ihre Seele in den Augen spiegelten.

Doch Frank hatte dies nie getan, daher hatte Gerard immer nur sein Spiegelbild in ihnen gesehen.

Das gesehen, was er sehen wollte.

Einen glücklichen und zufriedenen Frank.

Doch das war er nicht, vielleicht nie gewesen, dass war Gerard nun klar.

Und aus diesem Grund konnte Frank sich kaum noch vor seinem Blick schützen.
 

„Ich...“

Jamia schüttelte den Kopf.

Über sich selbst.

Über Gerards wütenden Blick.

Wer weiß es schon.

„Auf einen Gang?“

Jamia hielt Frank die Hand entgegen.

Genauso wie Gerard es eben getan hatte.

Genau dieser Gerard, der innerlich gerade ziemlich sarkastisch rumlachte.

Auf einen Gang?

Für wie dumm hielt sie Frank eigentlich?

Für wie naiv?

Gerard wartete gespannt auf Franks Reaktion ab.

Er wartete nicht auf ein ‚Ja’ oder ‚Nein’.

Für Gerard war es klar, dass Frank natürlich nicht mit Jamia gehen würde. Tse.

Nein, er wartete auf die Worte, die er ihr entgegenbringen würde.

Würde er ausrasten, sie anschreien?

Würde er ganz ruhig bleiben, sie freundlich bitten zu gehen?

Gerard wusste es nicht, Frank war unberechenbar für ihn geworden.

Früher hätte er sofort angenommen, dass Frank ihr mal so richtig sagen würde, woher der Wind wehte, doch heute war er sich da nicht mehr so sicher.

Frank war für ihn nicht mehr berechenbar.

Gerard wusste allerdings nicht, wie unberechenbar Frank für ihn war.
 

„Klar.“

Frank streckte beinahe zögerlich die Hand aus, gab sich einen Ruck und griff nach Jamias.

Sie lächelte ihn matt an, er stielte auf seine Fußspitzen.

Dann gingen sie zur Tür hinaus.

Und erst mit dem Knallen, realisierte Gerard.

Und ihm klappte die Kinnlade herunter.

Klar?
 


 

„Mikey?“

Schwer seufzend drehte Mikey sich um, sah in das Gesicht seines Bruders.

Gerard hatte noch eine Weile in dem Raum gestanden, geplättet die verschlossene Tür angestarrt, ehe er sich auf die Suche nach seinem Bruder gemacht hatte.

„Ja Gee?“

Gerard ließ sich neben Mikey auf den kühlen Steinboden fallen, die frische Nachtluft strich den Beiden um die Nasen.

„Wie geht es dir?“

Verdutzt sah Mikey Gerard an.

Es war eine einfache Frage.

Eine Frage, die man tagtäglich so vielen Menschen stellte ohne sie wirklich ernst zu meinen.

Wenn Ausländer in der fünften Klasse Englisch lernten, lernten sie auf die Frage ‚How are you?’ nur ein ‚I’m fine’.

Es ist ausgeschlossen, dass man zugibt, dass es einem schlecht ging.

Das gehörte sich nicht. Man belastete andere Menschen nicht mit den eigenen Problemen.

Mikey hatte diese Frage schon oft gehört, oft gelogen.

Doch jetzt sah er, dass Gerard das tot ernst meinte.

Und auf so etwas log man nicht.

„Nicht so gut, ich vermisse Alicia.“

„Mh…Verständlich… Frag sie doch, ob sie morgen beim Konzert vorbeikommen will…“

Mikey grinste verschmitzt.

„Sie ist auf dem Weg hierhin.“

Gerard grinste.
 

„Mikey?“

„Mh?“

„Es tut mir Leid.“

„Was tut dir Leid?“

„Das ich so ein schlechter Mensch und Bruder bin. Immer bist du für mich da und ich? Ich meine ich bin dein großer Bruder und- “

„Pscht Gee, ist schon okay, ja?“

„Nein, ist es überhaupt nicht. Mikey ich liebe dich so sehr, wie man einen Bruder nur lieben kann. Ich will, dass du das weißt.“

„Weiß ich doch.“

Mikey strubelte durch Gerards Haare, der seinen Kopf auf dessen Schulter fallen ließ.

„Ich liebe dich auch.“

„Ich weiß… Mikes? Willst du mir vielleicht irgendetwas erzählen oder so?“

„Okay Gee, jetzt machst du mir Angst.“

Mikey lachte herzlich, während Gerard ihn aus großen Augen ansah.

„Nein, wir können später mal reden, aber ich glaube, da muss erst jemand anderes mit dir reden.“

„Hä?“

„Ich hab Jamia eben gehen sehen, Frank müsste dahinten irgendwo rumstreunen.“

„Und jetzt?“

Mikey sprang enthusiastisch auf, packte Gerards Arme und zog ihn mit einem Ruck auf die Beine.

„Jetzt gehst du los, hopp, hopp und redest mit ihm.“

Mikey gab Gerard einen saftigen Arschtritt, lachte noch mal herzlich und verschwand in das warme Innere des Konzertgebäudes.

Verdutzt starrte Gerard ihm hinterher, rieb sich sein schmerzendes Hinterteil.

Ihm wurde wieder einmal bewusst, was für einen tollen Bruder er in Mikey hatte und er nahm sich vor, ihm dies auch mehr zu zeigen.

Wenn er erstmal die Sache mit Frank geklärt hatte.
 


 

Gerard fand Frank keine fünf Minuten später.

Er stand dort draußen in der Kälte, verpackt in einen Hoodie von Jamia.

Die Ellenbogen auf ein Geländer gestützt, in den Abgrund starrend.

In seiner Linken Hand eine Zigarette, in der rechten seinen iPod.

Er schloss die Augen, als er spürte, wie Gerard sich neben ihn stellte.

Gerard fischte nach einem Stöpsel, zog ihn Frank aus dem Ohr und steckte in sich in seins.

Vorsichtig legte er seinen Kopf auf Franks Schulter, brachte seinen Mund an sein Ohr.

Gerard brauchte einen Moment, ehe er das Lied erkannt hatte, dass da lief, doch als er es erkannt hatte, begann er es Frank leise ins Ohr zu singen.
 

„And I saw God cry in the reflection of my enemies

And all the lovers with no time for me

And all of the mothers raised their babies

To stay away from me”
 

Frank öffnete seine Augen, sah in die Gerards, ehe er den letzen Satz mitsang.
 

„And pray they don't grow up to be me”
 

Sie sahen sich einen Moment tief in die Augen, ehe Frank sich abwandte um an seiner Zigarette zu ziehen

Gerard ließ seinen Kopf auf Franks Schulter nieder, der den Seinen dagegen lehnte.

„Jamia will, dass ich zurückkomme.“

„Wo ist sie jetzt?“

„Gegangen, sie will mir Zeit geben um nachzudenken.“

„Das hat sie gesagt?“

„Ja und das sie mich liebt.“

Frank hob ruckartig seinen Kopf und wirbelte zu Gerard herum. Pure Verzweiflung lag in seinen Augen, jagte Gerard eine Gänsehaut über den Rücken.

„Liebt sie mich denn? Ich meine, ist das Liebe, jemanden zu betrügen? Ich versteh das nicht.“

Hilflos sah Frank Gerard an und dieser konnte nicht anders, als ihn fest in seine Arme zu schließen.

Zu Gerards Überraschung erwiderte Frank diese sofort, krallte sich in seinen Hoodie.
 

„Liebt sie mich?“

„Ich weiß es nicht, Frankie. Aber sie scheint dich zu vermissen.“

„Aber ich vermisse sie doch auch.“

Frank vergrub sein Gesicht in Gerards Halsbeuge, der nicht anders konnte als ich noch fester an sich zu drücken.

Frank tat ihm so unendlich leid.

„Liebst du sie Frankie?“

„Ja. Ich meine… keine Ahnung! Ich liebe sie offensichtlich nicht so, wie sie mich liebt. Ich würde sie niemals betrügen!“

„Scht… Ich weiß, ich weiß…“

Beruhigend strich Gerard Frank über den Hinterkopf, spielte mit seinen Löckchen.

Er wollte ihm auch ein wenig Zeit geben.

Zeit geben.

Halt geben.

Er würde Frank alles geben, was er haben wollte.

Alles… Dachte Gerard auf jeden Fall.

Doch Frank wollte etwas von ihm, was er ihm nicht sicher geben könnte.

Frank wollte eine Entscheidung von Gerard.

„Was soll ich tun, Gee?“
 

Fall out Boy - Golden

Für Windy. Da hast du endlich deins ;)

Tausend Dank für die Reviews <33
 

...
 

„Was soll ich tun Gerard?“
 

Gerard klappte die Kinnlade herunter, zum gefühlten hundertsten Male an diesem Tag.

Frank überraschte ihn heute einfach immer wieder, bis jetzt leider fast nur negativ.

Hätte Gerard länger darüber nachgedacht, wäre ihm aufgefallen, dass Frank ihn gewiss nicht nur negativ überrascht hatte, sondern so viele liebe Dinge gesagt hatte, dass man meinen könnte, es wäre zu viel für einen Tag.

Aber was war schon zuviel für einen Tag? Und was war hier schon zuviel für einen Tag?

Immerhin hatte sich in zwei Tagen eine komplette Freundschaft umgekrempelt, die schon sechs volle Jahre reibungslos funktioniert hatte und jetzt nicht mehr.

Obwohl, hatte sie früher besser funktioniert?

Egal, Gerard dachte ja nicht darüber nach, viel zu verunsichert war er von Franks Frage.

Es behagte ihn nicht, dass Frank ihn etwas von solcher Wichtigkeit fragte.

Vielleicht wollte Frank nur einen Rat, Gerards Entscheidung als Richtlinie nehmen.

Doch Gerards Intuition sagte ihm, dass Frank genau das tun würde, was er sagen würde.

Wann hatte er das letzte Mal so eine wichtige Entscheidung treffen sollen?

Und wann hatte Frank ihn das letzte Mal um Rat gebeten?

Gerards Magen krampfte sich zusammen, als ihm auffiel, dass er sich nicht daran erinnern konnte.

Und er vermutete stark, dass dies nicht daran lag, dass es solange her war, sondern einfach daran, dass es noch nie passiert war.

Doch wieso war dies so?

Gerard verstand es nicht.

Er selbst hatte Frank doch sooft um Rat gefragt, sich bei ihm ausgeheult, ihm voll und ganz vertraut. Wieso hatte Frank dies nie getan? Und viel wichtiger, wieso war es Gerard nie aufgefallen?
 

„Wieso?“

„Was wieso, Gerard?“

Hilflos wedelte genau dieser mit seinen Armen umher, ehe Frank eine Zigarette aus seiner Schachtel zog, sie anzündete und ihm in die Hand drückte.

Dankbar zog Gerard an ihr, versuchte sich damit zu beruhigen, auch wenn es nicht wirklich funktionierte.

„Wieso bittest du mich um eine Entscheidung? Und wieso hast du es davor noch nie getan?“

Frank seufzte tief, trat an Gerard heran und legte seine Arme um dessen Mitte, lehnte seinen Kopf gegen die Brust seines besten Freundes, auf der Suche nach Halt.

„Ich war immer stark genug, selbst zu entscheiden. Ich bereue einige Entscheidungen in meinem Leben sehr, aber bis jetzt bin ich ja ganz gut durchgekommen.“

„Mh.“

Das verstand Gerard sogar.

Frank war immer der selbständige Typ gewesen, wollte alles selbst schaffen.

Am Anfang von My chemical Romance war Frank noch nicht so gut an der Gitarre gewesen und hatte anfangs einige Probleme mit den Akkorden, die Ray komponiert hatte.

Dieser wollte ihm immer irgendwie helfen, ihm Nachhilfe geben, schwierige Stellen vereinfachen.

Doch Frank hatte immer abgelehnt und gesagt, er würde das selbst schaffen.

Und er hatte es geschafft.

Nächtelang hatte er durchgeprobt, viele Wutanfälle gehabt, Hunderte von Schokoladentafeln aus Frust verschlungen.

Aber er hatte sein Spiel verbessert, alle Akkorde von Ray gespielt bekommen und sogar eigene Ideen mit eingebracht, die allesamt auf dem Three Cheers Album zu hören sind.
 

„Und wieso jetzt?“

„Gerard?“

„Mh?“

„Halt mich.“

Gerard warf seine Zigarette zu Boden und schloss Frank abermals fest in die Arme.

Er fragte nicht wieso, er tat es einfach.

„Gerard, ich hab immer versucht alles alleine zu schaffen, immer stark zu sein, aber das kann ich nicht mehr. Grade jetzt in diesem Moment, wo ich mich so verzweifelt an dich klammere, fühle ich mich so schwach wie noch nie. Ich schaffe es einfach nicht, alleine zu entscheiden.“

Gerard traten die Tränen in die Augen.

Es tat ihm im Herzen weh, dies hören zu müssen.

Hören zu müssen, dass Frank selbst sagte, dass er nicht mehr schafft, stark zu sein.

Und es machte ihm Angst.

Ja, er fürchtete sich davor, dass Frank schwach war.

Denn dann müsste er jetzt stark sein. So stark sein, wie Frank es immer für ihn gewesen war.

Gerard hatte sich zwar stark vorgenommen, genau dies zu sein, aber nun, wo er richtig damit konfrontiert wurde, ward ihm erst bewusst, wie ernst das Ganze hier war.
 

„Außerdem...“

„Ja?“

„Das klingt jetzt komisch und... bitte sei mir nicht böse Gee, ja? Bitte hass mich nicht.“

Überrascht drückte Gerard Frank ein Stück von sich und sah ihm tief in die Augen.

Angst lag in ihnen.

„Was?“

„Bitte versprich es einfach Gee.“

„Versprochen.“

Allein schon die Tatsache, dass er Gee gesagt hatte, reichte ihm.

„Ich... Ich habe mich sehr verstellt in letzter Zeit, weißt du? Frag mal Mikey, dem ist das schon aufgefallen... Ein wahnsinnig guter Beobachter ist dein werter Bruder, dass ist Wahnsinn!“

Ja, das war Mikey schon immer gewesen.

Gerard konnte sich gut an seine Highschool Zeit erinnern, in der er immer alleine gewesen war. Nur Mikey war da gewesen.

Und Gerard hatte ihm nie einen Vorlügen können, er hatte es immer gemerkt.

„Heute Nachmittag, bei dem Interview... Hab ich dir eigentlich Angst gemacht?“

„Mh.“

Oh ja, dass hatte er, mehr als das.

„Sorry. Aber, weißt du, ich habe die ganze letzte Zeit nicht mehr wirklich echt gelächelt weil... ich konnte einfach nicht mehr.“

Frank sah wieder zu Gerard auf, sah ihm fest in die Augen.

„Ich bin am Ende Gerard. Ganz unten. Ich habe keine Ahnung mehr, wie ich weitermachen soll. Und allein weil ich dir das hier sage, musst du verstehen, dass ich dir vertraue. Ich habe dir nie soviel vertraut wie jetzt gerade in diesem Moment. Also bitte, hilf mir Gee, hilf mir mein Leben zu ordnen.“

„Frank... ich...“

„Scht, schon gut, du brauchst nichts dazu sagen.“

Dankbar sah Gerard Frank an, strich ihm sanft über die Wange. Der Jüngere schloss die Augen.

„Gee... Hilfst du mir?“

„Ja.“

Überrascht von der sofortigen Antwort öffnete Frank seine Augen wieder, fixierte Gerard.

Dieser wirkte schockiert, verunsichert und hilflos. Aber Frank sah, dass er ihm helfen wollte, niemals hätte nein sagen können und wollen.

Voller Dank ließ er sich wieder gegen ihn fallen, atmete den Geruch von Zigaretten und Verzweiflung ein.
 

„Gee, ich will zu Jamia zurück. Weil... ich liebe sie.“

Nein.

Das war das einzige was Gerard dachte.

Er konnte nicht wirklich klar denken, denn Franks Gesagtes musste erst noch verdaut werden.

Sein Frankie war am Ende und gab dies zu.

Und er wollte, dass Gerard ihm half.

Und er wollte zu Jamia zurück.

Gerard würde ihm helfen, ja. Es war eigentlich sofort klar für ihn gewesen, Frank hätte gar nicht fragen müssen.

Denn Gerard war vielleicht etwas langsam und schrecklich naiv, aber gewiss kein schlechter Mensch.

Und er hatte Frankie lieb.

Für ihn war es einfach keine Frage.

Genau so wie die Sache mit Jamia für ihn keine Frage war.

Natürlich würde Frank nicht zu Jamia zurückkehren. Sie hatte ihn betrogen, sein Herz herausgerissen und ihn zurückgelassen, blutend, am Ende seine Kräfte.

Und nun kroch sie wieder an.

Es gab im Grunde nichts, was Gerard hätte erbärmlicher finden können.
 

„Du willst zurück zu ihr?“

„Ja.“

Franks Sehnsucht zu Jamia zeriss ihn innerlich. Er hielt es nur noch aus, nicht schreiend zu ihr zu rennen, weil er in Gerards Armen lag.

Das war es, die Liebe.

Frank hatte sie immer gefürchtet und geachtet, hatte immer versucht ihr aus dem Weg zu gehen.

Doch dann hatte er Jamia getroffen und sein erster Gedanke, als er sie gesehen hatte, sie das erste Mal lachen gehört hatte, dass sie ein Engel war. Sein Engel.

Und er liebte sie immer noch und er wusste, er würde sie immer lieben.

Doch Frank wusste auch, dass Liebe blind machte, dass er sich selbst nicht trauen konnte, wenn es um Jamia geht.

Also fragte er Gerard, auch wenn es feige war.
 

„Gee, meinst du ich soll zurück zu ihr?“

Nein.

Gerard wusste zwar nicht genau, wo das enden sollte, aber er wusste, dass es böse enden würde.

Niemals würde er Frank zurück zu ihr schicken.

Er sah Frank an, in die großen Augen.

Sie steckten voller Sehnsucht.

Voller Verletztheit.

Voller Liebe.

Voller Gebrochenheit.

Gerard wollte nicht, dass Frank zurück zu Jamia ging.

Aber Frank wollte es.

Und Gerard wollte, was Frank wollte.

„Ja, denn du liebst sie.“

Und ich liebe dich, setzte er in Gedanken hinzu. Bedingungslos.
 

@Windy: hehe, hab mich genau so sehr über dein Kommi gefreut, wie du dich über das Kapitel :D Ausdrucken? Hast du doch nicht echt gemacht, oder? :D :D


 

Show must go o~on.
 

...

„Gerard?“

„Mh?“

Gedankenverloren standen die Beiden nebeneinander, sahen in die Tiefe.

Gerard in die Tiefe der Nacht, Frank in die Tiefe des Abgrunds.

Gerard versuchte seine Gedanken zu ordnen, während Frank sich schon lange ergeben hatte.

Frank hatte Angst.

Angst vor seiner Vergangenheit.

Angst vor der Zukunft.

Nur die Gegenwart, der Moment den er hier mit Gerard teilte, machte ihm keine Angst.

Es war okay.

Solange Gerard hier war, war alles okay.

Auch wenn Gerard derjenige war, der Franks kleine Welt gerade zum einstürzen brachte.

Aber er dachte nicht daran, genoss einfach seine Anwesenheit.

Wenn Gerard einfach da war...
 

„Hier.“

Verwirrt sah Frank auf das Handy, welches sein bester Freund ihm entgegenhielt.

Wozu brauchte er ein Handy? Er hatte doch den einzigen, mit dem er reden wollte, neben sich.

„Du willst Jamia doch sicher sagen, dass du zu ihr zurückgehst?“

„War das eine Frage, Gerard Arthur Way?“

„Wie wäre denn deine Antwort, Frank Anthony Iero?“

Doch anstatt zu antworten, griff Frank nach Gerards Hand, nahm Gerards Finger und legte sie um das Handy.

„Jamia hat Zeit. Jetzt bist du hier. Und ich. Reicht das nicht?“

Gerard lächelte ihn warm an.

„Ja.“
 

Sie standen noch eine Zeit da, redeten nicht, schwiegen nur, rauchten.

Es war kein schlechtes Schweigen, keiner verspürte den Drang etwas sagen zu müssen.

Es gab einfach keine Worte zu sagen.

„Gee...“

„Mh?“

Gerard lachte, als Frank ihn plötzlich von unten aus großen Augen ansah, sein liebstes Kindergesicht aufsetzte.

Es erinnerte ihn so sehr an früher, an die Zeit, in der alles noch gut gewesen war.

Doch wann war das gewesen?

„Ich bin müde, lass uns schlafen gehen, ja?“

„Klein Frankie ist müde?“

„Ja, ist er.“

Die Beiden grinsten sich schief an, ehe Frank sich herumdrehte und Richtung Parkplatz steuerte.

Als alles gut gewesen war...

Gerard wusste nicht wann es war, doch es war vor ‚The black Parade’.

Und es war lange, lange her.
 

...
 

„Nachti Frankie.“

Schwungvoll warf Gerard seinem Frank die Bettdecke über.

Als er sich aufrichtete, stieß er sich den Kopf an der Decke, der kleinen Koje. Sie brauchten dringend mal wieder ein Hotelbett. Oh ja...

„Autsch.“

Frank grinste.

„Alles gut, Gee?“

„Mh, ich will n Hotelbett.“

„Ich auch.“

„Ich red mal mit Brian. Nachti.“

Gerard wollte sich gerade aus der Koje zurückziehen, als Frank ihn am Arm zurückhielt.

„Gee?“

„Ja?“

„Ich... kannst du hier bleiben, vielleicht. Wenigstens bis ich eingeschlafen bin?“

Überrascht riss Gerard seinen Kopf nach oben und knallte abermals gegen die Kojen Decke.

Lachend ließ er sich einfach fallen, direkt auf Frankie, der in kichernd in die Seite piekte, bis Gerard sich von ihm rollte.
 

...
 

Ruhig atmend lag Frank neben Gerard, der ihn eingehend musterte, seine kleinen Löckchen um seine Finger wickelte.

Sie hatten wieder ihre natürliche Haarfarbe, ein recht dunkles Braun, welches im Licht golden leuchtete, angenommen.

Frank stylte sie auch nicht mehr richtig, ließ sie einfach so fallen, wie sie halt fielen.

Früher hatte er viel mit ihnen gekämpft und allein die Erinnerung, an den kleinen Frank, fluchend das Glätteisen in der Hand haltend, trieb ein grinsen auf Gerards Gesicht.

Er dachte zurück an die Zeit, in der sie sich vor dem Spiegel hin und her geschubst hatten, während sie sich Kajal aufgetragen hatten.

Frank mit seinem roten Kajal, Gerard mit seinem schwarzen.
 

Doch die Zeiten waren vorbei.

Frank war erwachsen geworden.

Jamia war ihm wichtiger geworden, als das perfekte Bühnenoutfit.

Irgendwie vermisste Gerard diese Zeit.
 

„Wenn du mich weiter anstarrst, werfe ich dich aus dem Bett.“

Erschrocken zuckte Gerard zurück, zog dabei an einem Löckchen von Franks Haaren.

„Wag es, dann schubse ich dich morgen von der Bühne.“

Urplötzlich schlug Frank seine Augen auf.

Das erste Mal seit langer, langer Zeit glitzerte echte Freude in ihnen.

Und jetzt, wo Gerard diese Echtheit sah, fragte er sich einmal mehr, wie er auf die gefälschte Freude hatte reinfallen können.

Dieses Leuchten, dieses Lächeln.

Wie hatte Gerard nur vergessen können, wie es wirklich aussah.
 

„Von der Bühne, huh? Ich muss gerade an Vorbühnen denken.“

Einen Moment sah Gerard seinen besten Freund irritiert an, ehe er losprustete.

Grinsend sah Frank Gerard dabei zu, wie dieser gerade einen mittelgroßen Lachkrampf bekam.

Früher hatten sie immer Mikey von der Vorbühne geworfen.

Gerard hatte ihn an den Armen gepackt, Frank an den Beinen und schwups, weg war er.

Frank hätte sich keine bessere Unterhaltung vorstellen können.

Früher.

Heute reichte ihm der lachende Gerard voll und ganz.
 

Genau dieser schnappte gerade nach Luft und gab dabei ein seltsames, grunzendes Geräusch von sich.

Verstört fixierte Frank Gerard, der den Blick erwiderte.

Schweigend sahen sie sich an, bis Frank plötzlich lauthals loslachte.

Er legte den Kopf in den Nacken, lachte.

Warf sich nach Hinten, knallte mit dem Kopf gegen die Kojenwand, lachte.

Frank lachte.

Ehrlich.
 

Er hatte vergessen, wie sich das wirklich anfühlte, losgelöst einfach nur rumzukichern.

Er wusste auch jetzt nicht genau, was er fühlte.

Aber das war auch egal.

Er mochte das Gefühl.
 

Gerard hingegen Frank, stand kurz vor den Tränen.

Tränen der Freude.

Er wusste nicht, was bei Frank die Mauer hatte einstürzen lassen.

Und er wusste auch nicht, was noch alles auf ihn, auf ihn und Frankie, zukommen würde.

Aber in diesem Moment war es ihm egal.

Denn Frank lachte.

Und wenn Frank lachte, war alles gut.
 

...
 

Frank bekam vor Lachen kaum Luft, als er sich nach vorne warf, seine Arme um Gerard legte und ihm ins Ohr kicherte.

„Mein kleines Wildschweinchen.“

Gerard begann nun auch zu lachen, wischte sich die Freudentränen aus den Augenwinkeln und griff hinter sich.

Zack.

Ein Kissen, sauber in Franks Gesicht, der von dem Schlag ein Stück nach hinten geschleudert wurde, seinen besten Freund überrascht ansah.
 

„Du wagst es?“

Lachend stürzte Frank sich auf Gerard.

Nahezu hysterisch kreischend rollten sie sich durch die Koje, stießen sich die Köpfe, rangelten umher.

Und waren glücklich.

Einfach so.

Bis Frank plötzlich die Luft wegblieb.
 


 

‹When me and Gerard were younger, we used to throw Mikey off the porch. Good times, man.› Frank. Wegen der Vorbühnensache… :]

@Windy: Hehe, danke :D Hey, ich wäre so verrückt, aber mir wurde... doch mir wurden auch schon Kapitel gewidmet o.O Vielleicht sollt ich die auch ausdrucken :D
 

...
 

Bis Frank die Luft wegblieb.
 

...
 

Es schnürte Frank die Kehle zu.

Er begann zu Husten, versuchte seinen Hals freizubekommen.

Gerard starrte ihn einfach nur an. Unfähig etwas zu tun.

Angst.

Frank spürte wie es an ihm hoch kroch, wie eine Bestie die ihre kalten Finger ausstreckte.

Er warf sich aus der Koje, stolperte Richtung Bustoilette.

Schwer atmend krallte er sich an der Klinke fest, drückte sie herunter und fiel in den Raum.

Dann hustete er wieder. Und wieder.

Gerard hatte seine Starre mittlerweile gebrochen, war aufgesprungen und panisch aus dem Schlafbereich gestürmt.

Frank hörte ihn, ließ hinter sich die Tür ins Schloss fallen.

Gerard sollte ihn nicht sehen. Nicht so sehen.
 

„Frankie?“

Gerard rüttelte an der Klinke.

Drinnen hörte er Frank husten, keuchen.

„Frank! Lass mich rein!“

Verzweifelt schlug er gegen die Tür, doch Frank rührte sich nicht, war gar nicht in der Lage sich zu rühren.

Tränen rannten über Gerards Gesicht.

War nicht eben noch alles gut gewesen?

Waren sie nicht eben noch glücklich gewesen?

Das Husten auf der anderen Seite verstummte, ließ einer bedrohlichen Stille platz.

„Frankie?“

Angst.

Gerard wusste nicht, was er tun würde, wenn Frank... wenn er...

„Mh...“

„Alles okay? Ich meine... Alles gut?“

„Ja, geht wieder.“

„Lässt du mich rein?“

„Geh einfach schlafen, Gerard.“

„Aber...“

„Nichts aber.“

„Nein!“

Gerard war ein wenig überrascht über sich selbst.

Eigentlich war er gar nicht so.

Aber er hatte Angst.

Und er war verletzt.

Und müde.

Und... alles halt.

Gerard war einfach verwirrt.

„Gerard...“

Frank knurrte beinahe und es verpasste Gerard eine Gänsehaut.

Was war grade noch mal passiert?

„Frank, lass mich sofort rein.“

„Verschwinde einfach, ja?“

„Nein, ich werde jetzt nicht- “

„VERPISS DICH VERDAMMTE SCHEIßE!“
 

War nicht eben die Kluft zwischen den Beiden verschwunden gewesen?
 

...
 

Besorgt beschleunigte Bob Bryar seine Schritte.

Beleidigt war er davon geschlurft, als Ray ihn geärgert hatte.

Gut, das war gelogen gewesen.

Eigentlich war er beinahe hysterisch davongerannt, als Ray gerade den Jungs von Taking back Sunday erzählte, dass es Bob gewesen war, der letztes Jahr ihren Tourbus mit Klopapier umwickelt hatte.

Bob fand das nicht fair, immerhin hatte Ray auch mitgemacht.

Aber das fiel ihm erst jetzt ein, wo er schon weggelaufen war und umdrehen wäre uncool.

Außerdem hörte er Schreie aus dem Tourbus.

Franks Schreie.

Und dank seiner übermächtigen Kombinationsgabe, wusste er, dass außer Frank nur Gerard im Bus sein konnten, was also hieß, dass Frank Gerard oder sich selbst anschrie.

Letzteres schloss er einfach mal aus, also eilte er um Gerard das Leben zu retten.

Bob wusste nicht, was Frank momentan hatte, geschweige denn was Frank und Gerard hatten, doch ihm war klar, dass Beide unberechenbar waren.

Und genau das machte ihm etwas Panik.
 

Gerade als Bob die ersten zwei Stufen des Busses betreten hatte, wurde er unsanft nach hinten gerammt und hätte beinahe den Halt verloren, hätte eine Hand ihn nicht im letzten Moment am Hemd gefasst.

Eine tätoovierte Hand.

„Sorry Bob, alles okay?“

Frank stielte zu Boden.

„Was? Äh ja, ja, alles klar. Was ist denn lo- “

Doch da hatte Frank schon seinen Kopf gehoben und war an Bob vorbeigestürmt, weg in die Nacht.

Verstört sah eben dieser ihm hinterher.

Was war denn mit dem gewesen?

Hatte der nicht Tränen in den Augen gehabt?

Und Blut am Kinn?

Bob betrat nahezu ängstlich den Bus und als er Gerard weinend auf dem Küchenboden fand, brach die Frage einfach so aus ihm heraus.

„Was, du heilige Scheiße, ist hier eigentlich los?“
 

...
 

Frank raste beinahe in Richtung Konzertgebäude.

Für ihn gab es nur einen Weg, nur ein Ziel.

Er riss die Türen zu dem Gebäude auf, wurde empfangen von einer angenehmen Kühle, die dieser große Betonklotz hatte.

Er hechtete durch den Backstagebereich, den Kopf gesenkt, Tränen in den Augen.

Plötzlich krachte er gegen Jemanden, es warf ihn zurück und er taumelte einen Moment.

Schnell fasste er sich, wollte an der Person vorbei, doch Jamia Nestor hielt ihm am Arm zurück.
 

„Frankie? Was ist denn?“

Die Stimme seiner Geliebten trieben noch mehr Tränen in Franks Augen, doch er versuchte sie zu unterdrücken.

„Jamia...“

Frank hasste sich dafür, dass seine Stimme nicht mehr als ein Wimmern war.

Er versuchte sich eher halbherzig von Jamia zu reißen, doch sie verstärkte ihren Griff nur.

„Wo willst du hin?“

„N-nur ins Bad, eine Aspirin schlucken und-“

Frank beendete den Satz nicht, unausgesprochen hing er in der Luft.

Es gab kein und.

Und für ihn würde es auch nie wieder ein und geben.

Zu mindestens nach Plan.
 

Jamia gab ihm einen sanften Schlag auf den Hinterkopf.

Sie verstand es.

Das war Jamia.

Sie verstand Dinge einfach.

Dinge, die Gerard niemals verstehen würde.

Dinge, die selbst Mikey nicht verstehen würde.

Darum liebte Frank sie.

Und sie liebte ihn.

Frank schluchzte auf.

Sank auf die Knie.

Jamia schlang seine Arme um ihn.

„Scht...“

„Jamia... Ich will zurück zu dir.“

Ein sanftes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht.

„Wie wär’s, wir gehen deine Aspirin mal angucken. Ich bin mir sicher, die sind schon längst abgelaufen.“

Ja, dass waren sie.

Dank Jamias Rückkehr waren sie wieder abgelaufen.

„Jamia, heirate mich.“
 


 

„Gee... Äh...“

Bob Bryar hockte etwas ratlos neben dem schluchzenden Elend, Gerard Way genannt.

Bob war nicht so gut in Dingen wie Trösten.

Sentimentaler Mist, fand er.

Bob war halt kein Mann der großen Worte. Wenn ihm jemand ein Problem erzählte, hörte er zu, besser als kein Zweiter. Und dann, wenn das Problem dargelegt war, stürmte er los und löste es, mit Hand und Herz.

Wortwörtlich.

So hatte beispielsweise Bert McCracken schon eins auf die Nase bekommen, als er Gee seine fünfhundert Dollar nicht zurückgeben wollte.

So hatte er sich schon mit Tontechnikern angelegt, die Brian an den Kragen wollten, weil er seinen Kaffee wieder mal verschüttet hatte.

Bob war kein Mensch der Worte.

Für ihn zählten Taten.

Und Videospiele. Äh, egal.

„Kaffee?“

Und er kannte Gerard.
 

Mit einer großen Tasse Kaffee vor der Nase, sah Gerards Welt gleich schon ein wenig besser aus.

Seine Tränen waren getrocknet, aber dafür versank er gerade in den ozeanblauen Augen von Bob, die ihn starr fixierten.

„Also Gee, wo liegt das Problem?“

Gerard öffnete seinen Mund, um ihn darauf wieder zuklappen zu lassen.

Genau. Wo lag das Problem?

Wo lag das offensichtliche Problem?

Das Problem, dass Bob Bryar beseitigen konnte?

Genau.

Das gab es nicht.

Das war so ein Gerard Ding, ein Gefühlsding.

Halt so ein Ding, mit dem Bob nichts anfangen konnte.

„Keine Ahnung...“

„Keine Ahnung? Glaub ich nicht.“

„Frank, ich meine... Frank.“
 

Und als Bob in die großen, traurigen Augen von Gerard sah.

Die Verzweiflung in ihnen.

Die Verwirrtheit.

Die Sorge.

Da legte sich bei Bob ein Schalter um.

„Gerard, wen liebst du?“

„Lyn-z.“

Bob erwiderte nichts, ließ Gerard über seine sofortige Antwort nachdenken.

„Und Frank.“

Bob lächelte wissend.

„Und seit wann?“

Gerard überlegte einen Moment.

„Schon immer.“

„Heiraten?“

Überrascht sah Jamia Frank an.

Sie musste zugeben, nach ihrem Gespräch mit Frank, hatte sie mehr als nur Angst gehabt.

Nicht, dass das Gespräch wirklich schlecht verlaufen war.

Frank hatte ihr keine Vorwürfe gemacht, sie nicht angeschrieen oder war handgreiflich geworden.

Nein.

Denn Frank hatte nichts getan.
 

Gar nichts.

Die Hände in den Hosentaschen vergraben, war er Jamia schweigend hinterher getapst, hatte ihr zugehört, all ihre Entschuldigungen und Erklärungen kommentarlos an sich vorbeiziehen lassen.

Das einzige Wort, was er hatte fallen lassen, war ein 'Danke' gewesen, als Jamia ihm ihren Hoodie gegeben hatte, weil sie sein Zittern bemerkt hatte.
 

Und das war es gewesen.

Und Jamia hatte wirklich gedacht, dass es nun vorbei wäre.

Kaum hatte sie Frank hinter sich gelassen, hatte sie angefangen zu weinen.

Doch jetzt hockten sie hier, auf dem schmutzigen Linoleumboden, Arm in Arm und Frank machte ihr einen Heiratsantrag.

Verstohlen warf sie einen Blick auf Franks Ringfinger, dann auf ihren.

Sie trugen beide noch ihre Verlobungsringe, keiner von ihnen hatte ihn jemals abgelegt.
 

„Ja, Heiraten. Hier und jetzt.“

Enthusiastisch grinste Frank sie an.

Es war kein schönes Grinsen. Einerseits zeigte es ehrliche Erwartung, anderseits lag in seinen Augen die tiefste Trauer der Welt.

Es ließ Jamias Herz sich schmerzvoll zusammenziehen.

„Wie, hier und jetzt?“

„Na ja, so halt. Wir suchen uns einen Pfarrer und heiraten. So ganz für uns. Nur wir zwei.“

Frank meinte es wirklich ernst.

Jamia uns er hatten schon eine schöne Hochzeit geplant gehabt, ganz in weiß, mit vielen Gästen in einem netten Lokal.

Ganz so wie Jamia es wollte.

Frank war es eigentlich egal gewesen, er wollte einfach nur Jamia heiraten.

Und gerade jetzt, in diesem Moment, war ihm alles egal.

Er wollte keinen Trauzeugen,

(Gerard)

niemanden den ihn fröhlich in die Arme nahm,

(Gerard)

ihm gratulierte, ihm schief grinsend böse Witze über die Ehe und das Sexleben erzählte,

(Gerard)

einfach keinen, der...

Einfach keinen Gerard.

Niemanden.

Nur Jamia und sich.

Sich und Jamia.
 

„Aber...“

Verunsichert sah Jamia ihren Verlobten an.

Nein, das war nicht was sie wollte.

Sie wollte, dass sie alle dabei waren.

Alle Freunde von ihr, alle Freunde von Frank.

Ihre Verwandtschaft.

Sie wollte Frank im Smoking, sich in weiß.

Sie wollte heiraten, so wie sie immer heiraten wollte.

Wie jedes Mädchen heiraten wollte.
 

„Was aber? Liebst du mich etwa nicht genug?“

Verletzt blickte Frank sie von unten herauf an, doch Jamia schüttelte nur den Kopf.

„Doch Frank, ich liebe dich. Und gerade deswegen will ich eine perfekte Hochzeit. In weiß, mit all unseren Bekannten. So wie wir es geplant haben halt, verstehst du?“

Frank nickte einfach nur.

Jamia wusste, dass Frank nicht verstand.

Und sie wusste auch, dass Frank nicht glücklich mit dieser Entscheidung war.

Aber sie wusste, dass er es akzeptieren würde.

Sie war sich bewusst über die Grenzen.

Die Grenzen ihres Einflusses auf Frank.

Denn sie wusste, wie man Frank manipulieren konnte.
 

Jamia lächelte, streckte sich und hielt ihm die Hand hin.

„Wollen wir jetzt nicht erst mal nach deinen Aspirin sehen?“

Und Frank griff nach der Hand, wieder.

Denn er sah ihren Ring auf blitzten, im Licht der Neonröhren.

Gerards Hand hatte er ergriffen, weil er ihm vertraute, aus ganzem Herzen.

Jamias Hand hatte er ergriffen, weil sie Jamia war.

Nicht mehr, nicht weniger.
 

Und während er sich durch den Flur schleifen ließ, wiederholte er ihre Worte in seinem Kopf, immer und immer wieder halten sie hin und her.

Es gab keine Perfektion.

Darum sollte es auch niemals...

Frank wagte es nicht, den Gedanken zu Ende zu bringen.

Er sah Jamia, wie sie seine Hand in der ihren hielt.

Wie er wieder ihrs war.

Und es schrie in seinem Kopf, durchdrang jede Faser seines Körpers.

Es schrie und beinahe hätte er es auch geschrieen.
 

Gerard!
 

...
 

„Und Bob, was denkst du darüber?“

Fragend sah Gerard Bob an.

In der letzten halben Stunde, hatte Gerard Bob von vorne bis hinten aufgeklärt, sich voll und ganz ausgekotzt.

Jetzt wartete er auf ein neutrales Urteil.

Er wollte wissen, ob er die Situation noch irgendwie kippen könnte.

Und wenn ja, wie.
 

„Nun ja, die Situation ist ziemlich...“

„Ja?“

„Abgefuckt.“

Mit einem lauten Seufzer ließ Gerard seinen Kopf gegen die Tischplatte knallen.

Bob begann zu lachen und klopfte ihm auf die Schulter.

„Mensch Gee, keine Panik. Ihr schaukelt das schon irgendwie wieder.“

„Meinst du?“

Gerards Stimme drang nur gedämpft unter der Tischplatte hervor.

„Ja, mein ich.“

Bob stieß Gerard ein wenig auf dem Stuhl zur Seite und ließ sich neben ihn fallen, legte einen Arm um ihn.
 

Das ganze sah irgendwie seltsam aus, aber es sah ja keiner.
 

„Was mir jedoch Sorgen bereitet, ist die Sache mit dem Husten. Ich bin mir fast sicher, dass er eben Blut am Kinn gehabt hatte...“

Ruckartig setzte Gerard sich auf, knallte seinen Kopf gegen Bobs Kinn, der das Gleichgewicht verlor und auf dem Boden landete.

Die Beiden fixierten sich.

Gewöhnlicherweise wären sie jetzt in Lachkrämpfe ausgebrochen.

Gewöhnlicherweise.

Doch nicht jetzt.

Denn sie beide wussten es.

Wussten, dass es nichts zu lachen gab.

„Ich geh Brian suchen.“

Als Bob aus dem Tourbus trat, hatte er kalt schweiße Hände.
 

...
 

Mit einem sicheren Handgriff öffnete Jamia den Spiegelschrank, ihr gruseliges Spiegelbild ignorierend, und fischte nach der Dose Aspirin.

Frank stand schweigend daneben, starrte die schmutzige Wand an, erschauderte leicht, als er eine Spinne in die Ecke krabbeln sah.

Er dachte an alles und wieder an nichts.

Er hatte Jamia neben sich stehen, die Frau, die er liebte.

Sie wollte ihn heiraten. Sie liebte ihn.

Doch er freute sich nicht.
 

Kennt ihr das?

Wenn man eigentlich richtig glücklich sein sollte, wenn etwas Brillantes passiert ist, ihr euch aber trotzdem nicht wirklich freuen könnt? Einfach weil da noch eine Sache ist, die euer Herz belastet?

Bestimmt. Und wenn nicht, ist es auch egal.

Zu mindestens fühlte Frank sich gerade so.

Er hatte Jamia.

Jamia hatte ihn.

Er sollte glücklich sein.

Doch Frank hatte mittlerweile eingesehen, dass zu seinem Glück mehr als Jamia notwendig war.

Eine Sache noch.

Eher gesagt, eine weitere Person.
 

Frank schnellte hervor und schloss Jamias linke Hand in die Seine, legte seinen Kopf auf ihre Schulter und küsste ihren Hals.

Ein Lächeln schlich sich auf Jamias Gesicht, als Frank ihr die Aspirin Dose aus der Hand nahm, damit sie diese aufdrehen konnte.

Das Lächeln wurde ihr jedoch sofort aus dem Gesicht gewischt, als sie die kleine, silberne Rasierklinge sah, leicht glänzend im Licht, der surrenden Lampe des Spiegelschrankes.
 

„Frank...“

Frank entzog sich ihrer Hand, legte seinen freigewordenen Arm um ihre Taille und zog sie nah an sich, vergrub seinen Kopf in ihrer Halsbeuge.

„Wirf sie einfach weg.“

Jamia seufzte tief.

Dinge wie diese waren schwer mit Frank auszudiskutieren.

Er stellte auf stur, hörte nicht zu und machte sich alles immer schön einfach.

Wegwerfen.

Wegwerfen würde nichts bringen.

Er warf sie weg, konnte am nächsten Tag schon wieder losziehen um eine neue zu kaufen.

Jamia wollte reden.

Genau das, was Frank nicht wollte.
 

„Frank, bitte lass uns darüber-“

Frank biss Jamia sanft in die weiche Haut an ihrem Hals und strich sofort entschuldigend mit seiner Zunge darüber.

Es entlockte Jamia einen leichten Seufzer.

„Nicht reden... Wir können noch ein ganzes Leben reden...“

Jamia seufzte schwer.

Sie sah ein, dass es für heute keinen Sinn machte.

Davon ab, hatte ihre Lust zu reden, sich auch in Luft aufgelöst.

„Frank, darf ich dich küssen?“
 

...
 

„Brian?“

Bobs angenehme Stimme schallte durch die engen Korridore der Konzerthalle.

Obwohl es schon wieder, ein Blick auf Bobs Uhr verriet, kurz nach vier Uhr Nachts war, streunten noch reichlich Musiker, Tontechniker und andere Mitarbeiter durch den Backstageberreich.

Alle drehten sie sich um, sahen verstört den Drummer an, der nahezu hektisch umhersuchte.

Er eilte den Gang hinab, hinaus aus dem Gebäude und hechtete über den Parkplatz, hinüber zu der nahegelegenen Bar.
 

Das sichere Bauchgefühl Bob Bryars verriet ihm, dass die Situation hier am eskalieren war.

Und das gefiel ihm nicht.

Das meiste Zeug, was Gerard ihm wirr entgegengeworfen hatte, hatte er als harmlos eingestuft und der Überdramatik Gerards zugeschrieben, doch einige wichtige Dinge hatte er aufgeschnappt.

Und diese beunruhigten ihn.
 

Das Interview.

Die Show.

Das Husten.
 

Diese drei Dinge ließen ihn nicht los.

Er spürte einfach instinktiv, dass Brian, als ihr Manager, jetzt eingreifen musste.

Sonst würde das Ganze ungeahnte Ausmaße annehmen.
 

Schwungvoll stieß er die Tür zu der kleinen Kneipe auf, stiefelte eilig durch den kleinen, im Country Stil gehaltenen Vorraum.

Kaum hatte er den Raum betreten, sah er Rays mächtigen Haarschopf direkt an der Bar sitzen, der seinen Drummer auch sofort erblickte.
 

„Ah, da kommt ja der Schuft.“

Es war nur zu deutlich, dass Ray leicht angetrunken war, ebenso die Kollegen von Taking back Sunday neben ihm, die Bob angriffslustig entgegengrinsten.

„Unser Bus... Mit Klopapier umwickelt? Du?“

Bob schenkte dem angetrunkenen Jesse keinen Blick, wand sich sofort an Ray.

„Hast du Brian gesehen?“

„Ne, wieso, bist du scharf auf ihn?“

Die Runde begann laut zu lachen.

Bob verdrehte nur die Augen.

„Nein.“

Als Ray den ernsten Tonfall von Bob vernahm und in das ebenso ernste Gesicht seines Bandkollegen sah, hörte er abrupt auf zu lachen.

„Ist was passiert?“

„Ja.“

Sofort knallte Ray ein paar Scheine auf den Tresen, verabschiedete sich rasch von den Jungs und eilte, auf leicht wackeligen mit Bob hinaus.
 

Ray war nicht nüchtern genug, um direkt zu verstehen, was hier eigentlich abging, aber er spürte, dass es wichtig war.

Wichtiger als Klopapier um Tourbusse.
 

...
 

Fluchend bremste Mikey ab, verschüttete dabei beinahe seinen Kaffee.

Rote Ampeln.

Er hasste rote Ampeln.

Er nahm einen kräftigen Schluck seines braunen Goldes und verbrannte sich ordentlich die Zunge.

Wieder fluchte er ungehalten, während er den Pappbecher neben ihm in die Halterung gleiten ließ, die daraufhin bedrohlich hin und her schwankte.

Wieso war er auch selbst gefahren?

Er hätte sie ja auch ein Taxi zum Flughafen nehmen können, hätte Alicia sicher nicht gestört.

Nun saß er hier in Brians geliebter, alten Klapperkiste, ohne Automatikschaltung und hörte sich schlechte Popsongs an.

Na lieben Dank.
 

Gerade als die Ampel wieder auf grün schaltete, klingelte sein Handy.

Mit einer flinken Bewegung angelte er es aus seiner Jackentasche und steckte es in die Freisprechanlage, die einzige sinnvolle Funktion die Brians Schrottkarre hatte.

„Ja?“

„Mikey? Bob hier, wo zur Hölle bist du?“

Mikey bog links ab, auf den Highway.

„Auf dem Weg zum Flughafen, wieso?“

„FLUGHAFEN?“

Mikey zuckte zusammen.

Ob es nun an Bobs Schrei, der Ankündigung des Liedes ‚Naugthy Girl’ von Beyonce im Radio, oder dem Vollidioten der ihn gerade mit 200 Sachen überholte, lag, war unklar.
 

„Ja, Flughafen. Es nützt nichts, wenn du es noch lauter schreist, Bobo.“

„Bob.“

„Sorry. Wo liegt denn dein Problem?“

„Frank.“

Mikey seufzte tief. War ja mal was ganz neues.

„Könntest du bitte etwas genauer werden?“

„Nein, eigentlich nicht, weil ich das Ganze hier irgendwie nicht verstehe.“

„Da bist du nicht der einzige. Erzähl, was war denn.“
 

Also begann Bob zu erzählen, wie er Gerard weinend gefunden hatte, wie Frank weinend weggelaufen war.

Mikey lauschte schweigend, nahm immer wieder einen Schluck Kaffee und gab überholenden Autofahrern böse Spitznamen.

Er war sich mit Bob einig. Sie würden wohl oder über Brian auch noch mit reinziehen müssen.
 

Sie hatten alle zusammen abgemacht, den Manager aus privaten Streitereien und Beziehungsproblemen raus zu halten, einfach weil er auch so schon genug Arbeit hatte.

Allerdings ging es hier mittlerweile nicht nur um unerfüllte Sehnsüchte und kriselnde Freundschaften.
 

Immerhin hatte Frank zwei Shows versaut und ein Interview abgebrochen.

Dazu kam, und dies war das Entscheidende, sein Zusammenbruch und das Husten.

Hier ging es um die Gesundheit.

Um Franks Gesundheit.

Und das ging Brian auch was an.
 

„Gut, geht zu Brian, ich bin einverstanden.“

„Ja, Ray sucht ihn schon.“

„Mh, dann würg ich dich jetzt ab, ich bin gleich da.“

„Alicia?“

„Jep.“

„Bis später, grüß sie lieb von mir.“

Seufzend drückte Mikey den roten Hörer, schaltete den Gang runter und bog in die Ausfahrt.

Das ganze gefiel ihm nicht.

Gar nicht.
 

...
 

„Mh?“

Ein sanftes Lächeln schlich sich auf Gerards verheultes Gesicht, als er das verschlafende Raunen seiner Liebsten hörte.

„Lyn-z? “

„Oh, Honey, hey!”

Sofort klang ihre Stimme um einiges wacher.

„Stör ich?“

Gee hörte sie lachen.

„Nein, nur beim schlafen, aber das ist nicht so tragisch. Wart mal nen Moment.“

Gerard hörte, wie Lyn-z ihre Decke beiseite schlug, dann einen heftigen Knall und einen unterdrückten Fluch.

Er kicherte.
 

„Au, fuck. Scheiß Kojen, viel zu niedrige Decke.“

Lyn-z tapste aus dem Schlafbereiches ihres Tourbusses und stellte sich einen Kaffee an.

Gerard konnte das Mahlen hören.
 

„Was gibt’s Honey, dass du mich um diese Uhrzeit mit einem Anruf beehrst?“

„Ich vermisse dich.“

Tatsächlich.

Gerard war es gar nicht so aufgefallen, aber jetzt, wo er Lyn-z Stimme hörte, war seine Sehnsucht nach ihr, plötzlich sehr heftig.

Es erinnerte ihn an das Ferienlager, mit dem er mitgefahren war, als er acht Jahre alt gewesen war.

Es waren viele Kinder in seinem Alter dabei gewesen und Gerard hatte viel Spaß gehabt.

Mit Acht interessierten sich Kinder noch nicht so sehr für das Aussehen ihrer Spielkameraden, das kam erst, wenn die Pubertät kam.

Gerard hatte kaum Heimweh gehabt, die ersten zwei Tage.

Erst als er am dritten Abend zum Münztelefon gerannt war, um Mama Way zu erzählen wie toll es war, ihre Stimme gehört hatte, hatte er geweint wie ein Wasserfall.
 

„Aw, wie süß. Ich vermisse dich auch. Wie ist Detroit?“

„Scheiße.“

Ganz ruhig ließ Lyn-z einen Löffel Zucker in ihre Tasse fallen und rührte um.

„Wieso?“

„Wir haben beide Shows verkackt.“

Zu Gerards Überraschung hörte er Lyn-z auf der anderen Seite lachen.
 

„Och Gee, mach dich doch nicht fertig wegen zwei Shows. Die Kids lieben euch, da dürft ihr auch mal abschmieren.“

„Meinst du?“

„Och Honey, klar.“

Gerard lächelte, ehe er sich auf den Küchenboden gleiten ließ.
 

„Und, was ist bei euch los?“

Auch Lyn-z ließ sich auf den Boden gleiten und nahm einen kräftigen Schluck.

„Du wirst nicht glauben, was Steve gestern gemacht hat...“
 

Und während Lyn-z so von sich und der Band erzählte, Gerard immer wieder zum Lachen brachte, kam ihm dieser eine Gedanke, immer und immer wieder.

„Lyn-z?“

„Mh?“

„Sind wir eigentlich glücklich?“
 

...



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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  Windy
2008-10-08T14:46:09+00:00 08.10.2008 16:46
Wie liebt er Frank? Wie n Freund, oder mehr?? Ahh!! Und WIESO zum TEUFEL macht Frank dieser... dieser... Frau einen Heiratsantrag?!?! Dann kann er sich ja auch gleich von einer Brücke stürzen... *seufz*
Armer Gerard... ich würde die Welt auch nicht mehr verstehen. Ich meine, einmal ist alles gut und so, Frank LACHT, und dann flucht Frankie rum und schreit Gerard an... hach, das Leben ist nicht leicht...
Ich mag Bob. Sehr. Weil er mir irgendwie ähnlich ist. XD Ich höre auch gerne zu, aber im Trösten bin ich eine totale Niete. Sorry, ist aber so. XD
Ich freue mich schon total auf das nächste Kapitel!
Hab dich lieb!
Deine Windy
Von: abgemeldet
2008-09-24T20:36:21+00:00 24.09.2008 22:36
wooow
du schreibst echt unglaublich gut o0 ohne spaß xD

ich hab fast geheult. sowas wie dich hab ich echt noch nich gesehn xD
Von:  Windy
2008-09-21T19:41:33+00:00 21.09.2008 21:41
Mir gefällt der Satz: Und wenn Frank lachte, war alles gut. Ehrlich, der ist super! :D
Das ganze Kapitel war fantastisch. Schon der Anfang, an dem Gee Frank das Handy hinhält um Jamia anzurufen und Frank sagt, dass das nicht eilt... *seufz* Und wie recht er hat... XD
Und dann wie Frank Gerard bittet, bei ihm zu liegen, wenigstens, bis er eingeschlafen ist... Wie süss ist das denn?!? Das ist sooo toll! :D:D Irgendwie war der Zusatz 'bis ich eingeschlafen bin' fast das beste. Frag mich bloss nicht, wieso. XD
Und wie er dann ehrlich lacht... *seufz*
Gott, ich liebe dieses Kapitel. :D:D Ganz toll!!
Und nein, ich hab's nicht ausgedruckt. Soooo verrückt bin ich auch wieder nicht. XD
Ganz liebe Grüsse!
Deine Windy
Von:  Windy
2008-09-14T11:10:41+00:00 14.09.2008 13:10
Mein Kapitel! *rumhops vor Freude* Aaaalso: Das war wirklich ein ganz tolles Kapitel. (Klar, ist ja auch MEINS! xD) Weil... weil Frankie sich öffnet. Ich meine, es ist ja bekanntlich nicht immer einfach (ach, was sag' ich, es ist nie einfach) sich völlig zu öffnen, vor wem auch immer. Jedenfalls mir geht es so. Und darum finde ich es so wahnsinnig toll, dass er Gerard so sehr vertraut. Yay! xD
Und Gerard... grr... also ich weiss ja nicht, aber Frank soll doch bitte NICHT zu Jamia zurückgehen. Ich meine, hallo?! Die Frau hat Frank betrogen!!! Sie verdient, gevierteilt und gerädert und an einem Mühlstein in einen See geworfen zu werden. Jawohl. Ich habe bis jetzt noch nicht herausgefunden, warum genau Gerard Frank dazu rät, zu ihr zurückzugehen, weil ja das, was man will, nicht immer das Beste ist, aber ich finde das bestimmt noch heraus. xD
Ich freue mich schon total auf das nächste Kapitel, und das hier drucke ich aus und hänge es über das Bett. MEINS!! xD
*Schokolade dalass*
Ganz liebe Grüsse
Windy
Von:  Windy
2008-09-09T23:10:56+00:00 10.09.2008 01:10
Frank soll diese Schlampe ein für alle mal verjagen. *grummel* Damit sie ihn nie wieder verletzen kann. Weil er viel zu gut für sie ist.
So, ich wünsche mir, dass Gerard das sagt. Hm. Ja. XD
Aber das Kapitel war toll. Mir hat vor allem das mit Gerard und Mikey gefallen. Das kleine Zwischenspiel. Weil ich es wichtig finde, dass die zwei sich verstehen. :)
Ich freue mich schon sehr auf Franks Entscheidung!
Ganz liebe Grüsse
Windy
Von:  Windy
2008-09-05T10:53:54+00:00 05.09.2008 12:53
Was zum Teufel macht diese Schlampe da???? Die soll verschwinden!!!!
Gut, ich hab' meinem Ärger freien Lauf gelassen. XD
Ich finde Alicia und Mikey total süss. Ohne gross Fragen zu stellen, bucht Alicia einfach einen Flug. Das ist wahre Liebe, ne? :) Toll.
Und Frank und Gerard... Gott, die sollen es endlich in Ordnung bringen und Jamia rausschmeissen. *grr*
Ich freue mich auf das nächste Kapitel!
Ganz liebe Grüsse
Windy
Von:  Windy
2008-08-31T22:26:51+00:00 01.09.2008 00:26
Ich bin fasziniert. Sie können reden! Ich meine, so miteinander! So richtig, ohne Notlügen und so weiter. XD Und jetzt, wo Gerard endlich gerafft hat, dass es Frank nicht gut geht, kann eigentlich alles nur noch besser werden, oder? Bitte, sag' dass es so ist... XD
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel!
Ganz liebe Grüsse
Windy
Von:  Windy
2008-08-26T22:00:36+00:00 27.08.2008 00:00
Hehe, ich habe kein Problem damit, ich freue mich und reviewe weiter. :D
Also, ich finde Chester's Auftritt klasse. :D Endlich mal einer, der's rafft... XD Ich hoffe, Gerard versteht's jetzt auch... Jetzt, wo Frank so... bedauernswert am Boden sitzt... *heul*
Mir tut übrigens Mikey total Leid. Er will doch nur helfen!
Hach, ich bin sehr gespannt auf das nächste Kapitel!
Ganz liebe Grüsse
Windy
Von:  Windy
2008-08-14T18:45:37+00:00 14.08.2008 20:45
Ich mag dich auch. :D
Aber, wieso schreibst du immer so traurige Geschichten? Ich muss dann immer weinen. XD Vielleicht bin ich ja zu wenig sensibel, aber ich weiss einfach nicht, wieso Frank so ist. Ich meine, Gerard ist vielleicht nicht der beste... Tröster, aber ich meine... er ist schliesslich der beste Freund. Vielleicht sollte Gee Frankie einfach mal in den Arm nehmen... bei mir wirkt das jedenfalls immer. XD
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel!
Liebe Grüsse und *knuddel*
Windy
Von:  Windy
2008-08-13T16:03:53+00:00 13.08.2008 18:03
Hach, du bist sooo toll! *knuddel* Ich freue mich jetzt schon auf das Kapitel, das für mich gewidmet ist. :D
Das war übrigens auch ein tolles Kapitel. Wieder mal so melancholisch. Ich frage mich, warum Frankie ohnmächtig wird. Okay, würde ich vielleicht auch, wenn Gerard mich küssen würde (XD) aber Frank sollte sich das ja eigentlich gewohnt sein, ne? ;)
Oh, ich bin schonmal gespannt auf Franks Antwort. :D
Ganz liebe Grüsse und nochmal knuddel! :D
Windy


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